Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie
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Die Person besser kennenlernen<br />
Wenn das Appartement den persönlichen Ausdruck des Klienten/der Klientin<br />
darstellt mit all seinen persönlichen Dingen und auch die Familie und<br />
sonstige Angehörige sich dort einbringen, dann hilft dies auch den Mitarbeitenden,<br />
die Person besser kennenzulernen. Mitarbeitende aus der ambulanten<br />
Pflege erzählen, dass es ihnen in den Wohnungen viel leichterfällt,<br />
an persönliche Dinge anzuknüpfen, da die gesamte Wohnung oder das<br />
Haus ein Ausdruck der Persönlichkeit des Klienten/der Klientin ist. Mit dem<br />
Einzug in eine stationäre Einrichtung geht das verloren. Mit dem Prinzip<br />
„Leben in Privatheit“ wird versucht, diesen Verlust an persönlichem Ausdruck<br />
zumindest in Teilen abzumildern.<br />
Die Eigenständigkeit der Person besser anerkennen<br />
Menschen, die mit vielen anderen Menschen konfrontiert werden, neigen<br />
dazu, sich ökonomisch zu verhalten, also – im Fall einer stationären Einrichtung<br />
– mit möglichst geringem Energieaufwand mit dem hohen Arbeitsaufkommen<br />
und der Reizüberflutung zurechtzukommen. Die Mitarbeitenden<br />
selbst beschreiben dies als „Menschen zu Sachen machen“ (Sowinski 1991).<br />
Ohne dass Mitarbeitende das wollen, werden die Arbeitsabläufe in der Pflege<br />
dadurch funktional und sind nicht mehr personenbezogen („durchbetten“,<br />
„den Wohnbereich für die Nacht fertig machen“). Dies ist ein unvermeidlicher<br />
Abwehrmechanismus der Mitarbeitenden gegen ein Übermaß<br />
von Leid, Siechtum, Ekel, existenzieller Bedrohung und der Konfrontation<br />
mit dem Tod (Sowinski 2011). Dadurch besteht die Gefahr, die KlientInnen<br />
nicht mehr als eigenständige Persönlichkeiten zu sehen. Das persönlich gestaltete<br />
Appartement hilft, dass Mitarbeitende ihre KlientInnen als Person<br />
anerkennen und nicht nur als Objekt ihrer Fürsorge.<br />
Zur Wahrung der Autonomie der Person Grenzen einhalten<br />
Mitarbeitende brauchen konzeptionelle, aber auch optische Signale, die<br />
das Primärterritorium der KlientInnen und ihrer Angehörigen kennzeichnen.<br />
Dies kann zum Beispiel durch Fußmatten, Klingeln und Briefkästen vor<br />
der Tür geschehen. Solche Dinge signalisieren: „Achtung, Du betrittst die<br />
Privatsphäre eines anderen Menschen!“ Wenn diese Signale fehlen, sind die<br />
Mitarbeitenden zum Teil damit überfordert, sich immer wieder vergegenwärtigen<br />
zu müssen, dass es sich hier um Menschen handelt, die völlig unterschiedliche<br />
Lebensläufe haben. Diese Signale helfen den Mitarbeitenden,<br />
Grenzen einzuhalten, z. B. nicht einfach ins Zimmer zu gehen, sondern zu<br />
klingeln. Übergriffiges Verhalten der Mitarbeitenden führt zu größerer Abhängigkeit<br />
bei den KlientInnen (Krohwinkel 1998, 2007, 2008).<br />
Persönliche Reizüberflutung eindämmen<br />
Auch Mitarbeitende leiden an Reizüberflutung, wenn sie in Doppel- oder<br />
Mehrpersonenzimmern arbeiten und von mehreren KlientInnen gleich-<br />
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