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Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie

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identifiziert. Ein solcher Rückzugsraum kann ebenfalls helfen, Beschwerden<br />

durch dauerhaftes Sitzen, z. B. in der Gemeinschaftsküche, zu verhindern.<br />

Obwohl Bettlägerigkeit Menschen regelrecht krank macht (Zegelin 2005),<br />

erhöht auch dauerhaftes Sitzen den Druck auf dekubitusgefährdete Stellen<br />

bei KlientInnen. Insofern müssen über den Tag verteilt druckentlastende<br />

Maßnahmen durchgeführt werden. Oft erleben es die KlientInnen auch als<br />

angenehm, sich zwischendurch mal „lang aufs Bett“ legen zu können. Der<br />

Wechsel zwischen dem Leben in Privatheit im Einzelappartement und dem<br />

Leben in Gemeinschaft oder in der Öffentlichkeit bereichert den Tag und<br />

hat gleichzeitig eine gesundheitsfördernde Wirkung. Dies hängt auch damit<br />

zusammen, dass man Gefühle am besten in seiner Privatsphäre zeigen kann,<br />

und deshalb lindert die Privatsphäre emotionale Spannungen (Westin 1967)<br />

und führt zu emotionaler Befreiung. Wenn man das Gefühl hat, keine Privatsphäre<br />

zu haben, dann bemüht man sich um emotionale Beherrschung<br />

und Kontrolle. Weinen oder Schmusen mit den Angehörigen kann man oft<br />

einfach besser im Appartement als in der Wohngruppe.<br />

Privatheit im Appartement ermöglicht größere Autonomie<br />

Ein Appartement wie bisher beschrieben hilft den KlientInnen, auch Menschen<br />

mit Demenz, und ihren Angehörigen, sich als Individuum und als Person<br />

zu fühlen. Dies beschreibt Westin (1967) als sich autonom fühlen zu können.<br />

„Diese Funktion bezieht sich auf den Glauben an die Einzigartigkeit<br />

des Menschen und seinen Wert als Individuum“ (Bauer 1996, S. 24). Durch<br />

die Besetzung eines bestimmten Raums für sich selber, so zitiert Bauer (1996)<br />

Ingham (1978), wird das Gefühl der persönlichen Autonomie verstärkt. Der<br />

Raum für sich selbst, den schon die Schriftstellerin Virginia Woolf einforderte<br />

(1929, „Eine Frau muss Geld und ein eigenes Zimmer haben“), hilft, sich<br />

weniger abhängig zu fühlen. Privatsphäre durch ein Appartement realisiert,<br />

ermöglicht so mehr Unabhängigkeit von anderen. Auf diese Art und Weise<br />

werden die Klienten und ihre Angehörigen systematisch gestärkt, ihr Recht<br />

auf Selbstbestimmung zu leben, und fühlen sich als Person erkannt und anerkannt<br />

(nach Kitwood 2000/2008, „recognition“).<br />

Es wird immer wieder diskutiert, ob mit der fortschreitenden Demenz diese<br />

Aspekte von Privatheit weniger wichtig werden, nach dem Motto: „Menschen<br />

mit Demenz wollen doch gar nicht mehr alleine sein. Die brauchen<br />

doch mehr Gemeinschaft.“ Doch der englische Psychologe Tom Kitwood<br />

(2000, 2008 und KDA 2008) beschreibt gerade für Menschen mit Demenz<br />

die Bedeutung der personenstärkenden Interaktionen, um sich in einem geschützten<br />

Rahmen als Person entfalten zu können. Bei diesen Interaktionen<br />

handelt es sich zum Beispiel um:<br />

��Erkennen und Anerkennen („recognition“, verstanden als Umgang mit<br />

Respekt: die Persönlichkeit anerkennen, Grüßen, den eigenen Raum ermöglichen<br />

etc.)<br />

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