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Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie

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zurückgreift, hilft, sich besser zu fühlen. Die Pantry-Küche mit der Möglichkeit,<br />

sich eine Suppe zu erwärmen, im kleinen Kühlschrank Lebensmittel<br />

aufzubewahren und das Geschirr in der kleinen Spüle selbst zu spülen,<br />

schafft eine persönlichere Atmosphäre und ein Gefühl von Unabhängigkeit.<br />

Forschungen zeigen, dass wir Menschen bei vielen Themen wie „Steinzeitmenschen“<br />

funktionieren (Bamberger 2006). Eine sich schützende Gruppe,<br />

die sich um das wärmende Feuer und Nahrungsmittel gruppiert, ist eine<br />

menschliche Urszene. Allein das Gefühl, die Kontrolle über die Nahrung zu<br />

behalten und sie zu sehen, wirkt beglückend. Der amerikanische Glücksforscher<br />

Daniel Gilbert (2006,2007) antwortete auf die Frage, was glücklich<br />

macht, kurz und bündig: „Fett, Zucker, Salz und Sex.“<br />

Im Gegensatz zu einem Doppelzimmer bietet ein Appartement per se für<br />

sich und die Angehörigen mehr Entspannung und einen Abschluss vom<br />

„Rest der Welt“. Man kann die Tür hinter sich schließen und den Menschen<br />

aus der Wohngruppe, Mitarbeitenden, Streitereien usw. aus dem Weg gehen.<br />

Dauerkonflikte mit Zimmernachbarn entfallen. Gerade nachts darf der<br />

„Störfaktor ZimmernachbarIn“ nicht unterschätzt werden. Jeder Mensch<br />

gibt nachts Geräusche von sich in Form von Schnarchen und Schniefen, Husten,<br />

Sprechen im Schlaf oder Wimmern, so dass man in Doppelzimmern nicht<br />

von einer ungestörten Nachtruhe sprechen kann. Ein Appartement kann im<br />

Gegensatz dazu helfen, Phänomene besser im Sinne einer Selbstevaluation<br />

zu verarbeiten (Westin 1967). Dies erlaubt, Abstand zu gewinnen und kreativ<br />

zu denken. Das Leben in einer Gemeinschaft kann auch zur Reizüberflutung<br />

bei den KlientInnen führen. Einmal für sich zu sein mit vertrauten<br />

Menschen, kann den Kopf wieder frei machen für neue Eindrücke.<br />

Ist ein Appartement so wie beschrieben gestaltet, kann es auch umfänglich<br />

als Rückzugraum genutzt werden und schützt dann vor Reizüberflutung.<br />

Auch dieses Recht, sich zurückzuziehen und in Ruhe gelassen zu werden,<br />

wird unter Privatsphäre verstanden (Ernst und Schwarz 1962). Das Prinzip<br />

„Leben in Gemeinschaft“, z. B. in einer Wohnküche, kann phasenweise eine<br />

Reizüberflutung für die KlientInnen darstellen. Nicht umsonst findet man<br />

in stationären Einrichtungen immer wieder die Idee, einen sogenannten<br />

„Snoezel-Raum“ (Raum zum Dämmern, Dösen mit entsprechenden Sinnesreizen)<br />

einzurichten. Erfahrungen zeigen aber, dass diese Räume oft als<br />

künstlich erlebt werden und die Mitarbeitenden zu wenig Zeit haben, sie<br />

gemeinsam mit den KlientInnen zu nutzen (BMG 2006). Besser wäre deshalb<br />

eine alternative Möglichkeit, um Ruhe für die KlientInnen zu schaffen. Der<br />

Wechsel zwischen Ruhe im Appartement und Leben in der Wohnküche und<br />

dem Wohnzimmer trifft die Bedürfnisse vieler KlientInnen und ihrer Angehörigen.<br />

Ein solcher effektiver Rückzugsraum kann entängstigend wirken, da keine<br />

ungewollten Reize da sind. Gerade Menschen mit schwerer Demenz fürchten<br />

sich oftmals nachts vor ihren Bettnachbarn (Sowinski 2005). Manchmal<br />

werden Frauen im Alter aufgrund ihrer tieferen Stimme und ihres veränderten<br />

Aussehens als bedrohliche Männer von ihren Zimmernachbarinnen

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