Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie
Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie
Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Primärterritorien<br />
Konzept<br />
„Appartement“<br />
26<br />
In der Charta ist auch formuliert, dass Personen, die den Wohn- oder Sanitärraum<br />
von KlientInnen betreten wollen, in der Regel klingeln oder anklopfen<br />
und – wenn die Klientin/der KlientIn sich äußern kann - auch den<br />
Rückruf abwarten. Damit wird angedeutet, wie entscheidend „Raum“ für<br />
die Privatheit ist. Viele theoretische Konzepte und Forschungsarbeiten zu<br />
den Phänomenen Privatheit, Privatsphäre, Territorialität und persönlicher<br />
Raum belegen, dass es kein Lebewesen gibt, das nicht einen eigenen Raum<br />
oder sein eigenes Territorium beansprucht. Werden die Privatsphäre oder<br />
das Territorium verletzt, entsteht Stress, das sogenannte „Crowding“ (soziale<br />
Dichte). Der Stress zeigt sich in Form von aggressivem Verhalten, Ruhelosigkeit,<br />
Rückzug, Unbehagen, Verlegenheit (Sowinski 2005). Damit führt<br />
die Verletzung des Territoriums oder der Privatsphäre auch zu einem Mehraufwand<br />
in der Pflege. Deshalb ist es wichtig, sich insbesondere mit dem sogenannten<br />
Primärterritorium auseinanderzusetzen und dieses vor Zugriffen<br />
zu schützen, um negative Effekte zu verhindern (Altmann 1975):<br />
Primärterritorien haben eine zentrale Bedeutung für das tägliche Leben des<br />
Besitzers. Dazu gehören zum Beispiel Bett, Schlafzimmer, Haus, das Grundstück<br />
einer Person oder das Staatsgebiet einer Nation. Der „Bettplatz“ – ob<br />
nun in einem Appartement, in einem Doppelzimmer oder in einem Einzelzimmer<br />
– ist das Primärterritorium eines Menschen. Ob ein Klient in einer<br />
traditionellen Einrichtung die Kontrolle über sein Primärterritorium hat, ist<br />
fraglich, insbesondere dann, wenn die Mitarbeitenden diese Bereiche selbst<br />
als ihr Primärterritorium erleben. Je pflegebedürftiger ein Mensch ist, desto<br />
weniger Primärterritorium hat er. Umso wichtiger ist es hier, den Betroffenen<br />
und seinen Angehörigen möglichst viel Kontrolle über das Primärterritorium<br />
zu ermöglichen.<br />
Das Primärterritorium und dessen Schutz und die Realisierung des Prinzips<br />
„Leben in Privatheit“ soll durch den Wechsel des Konzeptes „Zimmer“ (Einzel-<br />
oder Doppelzimmer) zum Konzept „Appartement“ erreicht werden.<br />
Damit geht die 5. Generation weiter als die 4. Generation, hier wurden für<br />
die Hausgemeinschaften lediglich Einzelzimmer gefordert.<br />
Das Konzept „Appartement“ ist ein anderes als das Konzept „Einzelzimmer“.<br />
Ein Zimmer ist Teil einer Wohnung und gehört damit zu einem größeren<br />
Ganzen. Das Appartement hingegen, vom Wortstamm her apart (=<br />
getrennt), bezeichnet eine kleine Art von Wohnung, die für sich steht. Der<br />
Begriff „Appartement“ signalisiert Abgeschlossenheit, während der Begriff<br />
„Zimmer“ dies nicht signalisiert und man damit dem Zugriff anderer ausgesetzt<br />
ist.<br />
Wenn man sich mit dem kulturellen Selbstverständnis im deutschsprachigen<br />
Raum auseinandersetzt, kann man feststellen, dass man in der Regel nicht<br />
mit fremden Menschen zusammenwohnt. In einem Doppelzimmer wohnen<br />
nur bestimmte Gruppen, nämlich beispielsweise Lebenspartner oder Geschwister.<br />
Das kulturelle Verständnis von Doppelzimmern ist, dass dort nur<br />
Menschen mit großer sozialer Nähe leben.