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Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie

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Zur Privatheit gehört vor allem, dass Menschen bestimmen können, wie<br />

viel soziale Kontakte sie über den Tag verteilt haben möchten. Neben Gemeinschaftsräumen<br />

wie einer Wohnküche oder einem Wohnzimmer müssen<br />

private Räume die Möglichkeiten für einen Rückzug bieten. Ein eigenes<br />

Wohnschlafzimmer – statt Doppelzimmer – garantiert eine unentbehrliche<br />

Privatsphäre. Das Appartement bietet eine ungestörtere Nachtruhe und<br />

mehr Entspannung. Mehrbettzimmer führen hingegen im schlimmsten Fall<br />

zum Kontrollverlust und bieten kaum Individualität, Intimität und Schutz.<br />

Auch ein eigenes Badezimmer ist unerlässlich für die Einhaltung der Privatsphäre<br />

und letztendlich auch zur Aufrechterhaltung der Normalität.<br />

Der Grund, warum Menschen überhaupt in eine stationäre Wohnform einziehen,<br />

ist, dass sie sich in der eigenen Häuslichkeit nicht ausreichend sicher<br />

fühlen bzw. dass ihre Angehörigen dies so erleben. Viele KlientInnen haben<br />

in einem Doppelzimmer Angst, dass ihre persönlichen Sachen verschwinden,<br />

dass andere KlientInnen ihr Badezimmer betreten und wohlmöglich<br />

den eigenen Zahnersatz in ihren Mund schieben usw., insofern ist es eine<br />

Steigerung der Lebensqualität für Betroffene und ihre Angehörigen, wenn<br />

sie ihr Appartement abschließen können. Auch Menschen mit Demenz tragen<br />

gerne ihre Zimmer-, und Schrankschlüssel um den Hals. Viele kennen<br />

dies noch aus Kriegszeiten, als man die wichtigsten Dinge immer am Körper<br />

tragen musste, weil sie ansonsten nicht sicher waren.<br />

Wird das Prinzip „Leben in Privatheit“ für die KlientInnen und ihre Angehörigen<br />

ermöglicht, so stellt sich auch ein Gefühl der Eigenverantwortlichkeit<br />

und damit die Kontrolle über das eigene Leben ein. Dabei ist die<br />

Selbstbestimmung des persönlichen Tagesablaufs ein bedeutender Faktor,<br />

um Normalität zu schaffen. Jeder Mensch darf hiernach selbst bestimmen,<br />

wann er aufsteht, wann er isst, wann er schläft, sich zurückzieht oder Kontakt<br />

aufnimmt. Und so fördert die Eigenverantwortlichkeit – vor allem unterstützt<br />

durch öffentliche und private Räume – auch die Kommunikation.<br />

Denn Menschen, die sich ohne Störung zurückziehen können, öffnen sich<br />

auch mehr nach außen.<br />

Vertraute Möbel, Gerüche und andere Sinneswahrnehmungen bieten<br />

Menschen mit Demenz wichtige Orientierungspunkte. Kleinräumige Einrichtungen<br />

helfen außerdem, schnell Vertrautheit aufzubauen. Mit einem<br />

vertrauten Gefühl lassen sich auch Alltagskompetenzen wieder erwecken<br />

und damit auch „normale“ Alltagsbeschäftigungen ausführen. Vertrautheit<br />

bedeutet also gleichzeitig auch Normalität: Richtet man sich nach Vorlieben<br />

und Kenntnissen der Menschen, kann man ihnen gerade durch alltägliche<br />

Dinge wie Kochen, Plätzchenbacken, Werken etc. vertraute Beschäftigung<br />

bieten. Wie auch in der Behindertenhilfe ist hier jedoch zu beachten: Auch<br />

Menschen mit Demenz sind Individuen und haben als solche ganz eigene<br />

Bedürfnisse. Was für den einen normal ist, ist für den anderen befremdlich.

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