Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie
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2.3 Lebensqualität als konkretisierte Normalität<br />
In der Psychologie wird Lebensqualität mit subjektivem Wohlbefinden<br />
gleichgesetzt und damit das individuelle Erleben in den Mittelpunkt gerückt<br />
(Holzhausen 2008). Hierbei fließen viele objektive Faktoren wie Einkommen,<br />
sozialer Status oder Wohnort mit in die Beurteilung der vorhandenen<br />
Lebensqualität ein.<br />
Die wissenschaftliche Kontroverse und der historische Wandel des Themas<br />
„Lebensqualität“ lassen sich gut an den Gesundheitswissenschaften verfolgen.<br />
In der Medizin wurde lange versucht, Lebensqualität ausschließlich<br />
über objektive, äußerliche Gegebenheiten (biologische Verfahren, physiologischer<br />
Gesundheitszustand) auszumachen.<br />
Diese einseitige objektive Sichtweise konnte sich nicht durchsetzen. Seit<br />
zwei Jahrzehnten lässt sich beobachten, dass die subjektive Sichtweise von<br />
Patientin und Patient immer mehr berücksichtigt wird (Bowling 2004; Holzhausen<br />
2008). Subjektive Lebensqualität wird durch das Urteil des Individuums<br />
selbst definiert, denn Fremd- und Selbstperspektive kann sich erheblich<br />
unterscheiden (Filipp 2001; Diener 2000). Schon in der Medizin konnte empirisch<br />
nachgewiesen werden, dass sich die Lebensqualität nicht ausschließlich<br />
über objektive Faktoren wie den Gesundheitszustand feststellen lässt.<br />
Denn die Annahme, dass ein guter Gesundheitszustand automatisch eine<br />
hohe Lebensqualität bedeutet, musste von den Gesundheitswissenschaften<br />
verworfen werden (Holzhausen 2008).<br />
Weltweit setzte sich dann bei vielen Forschungsgruppen die Definition der<br />
WHO aus dem Jahr 1993 zur Lebensqualität durch: „Lebensqualität lässt sich<br />
als die individuelle Wahrnehmung der eigenen Lebenssituation im Kontext<br />
der jeweiligen Kultur und des jeweiligen Wertesystems und in Bezug auf die<br />
eigenen Ziele, Erwartungen, Beurteilungsmaßstäbe und Interessen definieren.“<br />
(Übersetzung KDA) Diese Definition fand in der Forschung sehr viel<br />
Beachtung. Das zugehörige Messinstrument, das ausschließlich Lebensqualität<br />
aus subjektiver Sicht erfasst, wurde vielfach (auch in der Gesundheitsforschung)<br />
verwendet. Eine lohnenswerte Zusammenfassung der Definitionen<br />
von Lebensqualität von Beginn 1947 bis zu Arbeiten einschließlich 1994 findet<br />
sich bei King et al. (1997).<br />
Auch die Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen (BMFSFJ/<br />
BMG, 2006) oder die im Mai 2010 veröffentlichte „European Charter of the<br />
rights and responsibilities of older people in need of long-term care and assistance“<br />
verinnerlichen diesen Ansatz. Selbstbestimmung steht in der deutschen<br />
Charta an erster und in der europäischen Version gleich an zweiter<br />
Stelle.<br />
Vor diesem Hintergrund kann man Lebensqualität als Ziel der Pflege nur<br />
subjektiv definieren. Auch in der pflegerischen Praxis sollte dem Recht,<br />
selbst über das eigene Leben zu entscheiden, höchste Priorität eingeräumt