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Quartiershäuser - Deutsche Fernsehlotterie

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In den USA wurde das Normalisierungsprinzip von dem Pädagogen und<br />

Psychologen Wolf Wolfensberger in den 60er Jahren weiterentwickelt. Er<br />

unterscheidet bei der Umsetzung des Normalisierungsprinzips drei Systemstufen:<br />

��Einzelne Person mit geistiger Behinderung (= Primär- oder Mikro-System)<br />

��Institutionen (Meso- oder mittleres System)<br />

��Gesellschaft (Makro- oder größeres System)<br />

Es geht also nicht nur um die Umsetzung des Prinzips im Alltag, sondern<br />

auch darum, wie Menschen mit geistiger Behinderung in der Öffentlichkeit<br />

wahrgenommen werden. „Immerhin wirken Betroffenen-Verbände,<br />

Institutionen, Publizistik und Medien (Aktion Mensch) auf Einstellungsveränderungen<br />

hin, und Menschen mit Behinderungen müssen heute ihre Heimatregion<br />

in der Regel nicht mehr verlassen, um an einem entlegenen Ort<br />

wohnen und Förderung, Bildung oder Therapie erhalten zu können“ (Klauß<br />

1996, S. 56).<br />

In der Arbeit mit behinderten Menschen wurde der Begriff „Normalisierungsprinzip“<br />

mittlerweile durch die Bezeichnung „Anspruch auf Gleichstellung“<br />

ersetzt.<br />

Trotz langjähriger wissenschaftlicher Forschung und vielen Umsetzungsversuchen<br />

wird der Anspruch auf Gleichstellung in der Behindertenhilfe bzw.<br />

das Normalitätsprinzip in der Altenhilfe nur langsam umgesetzt.<br />

Die Forderungen nach Normalität im Alltag finden zwar fast überall Zuspruch,<br />

allerdings gibt es nach wie vor Umsetzungsschwierigkeiten. Das<br />

mag unter anderem auch daran liegen, dass das Normalisierungsprinzip auf<br />

einer theoretischen Basis zwar durchdacht ist, aber konkrete Handlungskonzepte<br />

fehlen. Für solche Konzepte müssten auch Parameter wie Altersstufen,<br />

Lebensbereiche und Formen der Behinderung bedacht werden. „Die<br />

im Normalisierungsprinzip stark verankerte Idee der Gleichheit darf bei Verwirklichung<br />

von Normalisierungskonzepten keine Uniformierungszwänge<br />

nach sich ziehen“ (Gröschke 2000, S. 135).<br />

Nur mit dem Wissen um das Lebensmotiv und die Prägungsgeschichte der<br />

KlientInnen können Mitarbeitende einen von Normalität geprägten Alltag<br />

schaffen. Dabei ist aber auch zu beachten, dass das Normalitätsprinzip – bezogen<br />

unter anderem auf Milieu, Musik, Esskultur – lebt und sich entsprechend<br />

auch im Leben verändern kann.<br />

Ähnlich wie beim Normalisierungsprinzip in der Behindertenhilfe geht es<br />

auch in der Altenhilfe – und ganz besonders in der Betreuung von Menschen<br />

mit Demenz – darum, dass nicht die Menschen normalisiert werden,<br />

sondern ihre Lebensbedingungen. Das heißt, dass Abläufe an das bisherige<br />

„normale“ Leben der begleiteten Personen angepasst werden. Die Gerontologin<br />

Renate Maria Frischhut (2010) bringt das Normalitätsprinzip wie

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