2007/08 Campus Muristalden AG Gymnasium, Fortbildungsklassen ...
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Unterschiedliche Wellenlängen lassen sich auch zwischen den hohen gesellschaftlichen<br />
Ansprüchen und der wahrgenommenen Wirklichkeit ausmachen,<br />
einem Spannungsfeld, in dem viele vietnamesische Jugendliche<br />
aufwachsen: Auch unsere Schülerinnen erleben die grosse Lücke, die zwischen<br />
Anspruch und Wirklichkeit der vietnamesischen Schülerinnen klafft,<br />
am eigenen Leib. Die lokalen Geschwister sehen sich nicht selten als Opfer<br />
der Leistungsgesellschaft, so dass sie sich über den grossen Druck und die<br />
fehlende Zeit für Aktivitäten mit den Muristaldnern beklagen. Andererseits<br />
verbringen sie die schulfreie Zeit regelmässig hinter ihren Spielkonsolen<br />
und mit exzessivem Fernsehen. Dieses Verhalten zeigt das Spannungsfeld,<br />
in dem Kinder und Jugendliche aus der schmalen vietnamesischen Mittel-<br />
und Oberschicht leben. Einerseits ist es ihr klares Ziel, einen europäischen<br />
oder amerikanischen Lebensstil zu erreichen, und sie wissen genau, dass<br />
dies nur mit einem Studium im Ausland möglich ist, das man sich hart erarbeiten<br />
muss. Andererseits wollen sie schon heute Teil haben an den Freuden,<br />
die der steigende Lebensstandard mit sich bringt. In diesem Spannungsfeld<br />
stehen sie auf sich alleine gestellt, denn ihre Eltern erwarten,<br />
geprägt durch ihr persönliches Erleben von Armut und der raschen wirtschaftlichen<br />
Entwicklung, dass sich die Kinder ähnlich kompromisslos auf<br />
eine Karriere konzentrieren, wie das die erfolgreiche Elterngeneration getan<br />
hat.<br />
Andreas Gräub, Begleitperson 20<strong>08</strong><br />
In der rückblickenden Reflexion des Hanoi-Besuchs erkennen unsere Schülerinnen<br />
und Schüler aber immer wieder ganz einfache, doch erstaunliche<br />
Wirkungen des Besuchs: Auch in der Sozialkompetenz wurden wir wunderbar<br />
gefördert. Schon lange war ich nicht mehr so geduldig, tolerant<br />
und anspruchslos. Wir alle versuchten, aus jeder Situation das Beste zu<br />
machen, auch wenn es uns zwischendurch sehr schwer fiel, immer nur<br />
freundlich und höflich zu sein.<br />
Kira Amman, 145a<br />
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