2007/08 Campus Muristalden AG Gymnasium, Fortbildungsklassen ...
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Kulturvermittlung scheint also nicht mit der Giesskanne oder gar im Klassenverband<br />
zu geplanter Zeit möglich zu sein. Da braucht es offensichtlich<br />
eine bestimmte Bereitschaft, vielleicht eine Reife, eine Fragestellung, eine<br />
Not, ein Umfeld oder eben eine Wellenlänge, einen Anstoss, einen Zufall,<br />
damit ein Funke springt. Dies braucht auch viel Zeit und viele Anläufe. Hier<br />
sind die Lehrpersonen gefragt und gefordert, immer wieder Angebote zu<br />
machen, geduldig die anspruchsvolle, individuelle ‹Spirale der Kulturerfahrung›,<br />
welcher jeder Mensch unterworfen ist, wahr- und ernst zu nehmen.<br />
Hier liegt ein Dilemma der Kulturvermittlung in der Schule. Täglich vermitteln,<br />
streuen oder säen wir schier unendlich viel Kulturgut in unsere<br />
Klassen, in einzelne Köpfe. Aber gesamthaft scheint im Moment oft nur<br />
wenig Saat aufgehen zu können. Man achte im gedrängten Stundenplan<br />
einmal auch auf die abgelenkten, versunkenen, ratlosen, müden Schülergesichter<br />
spät nachmittags. Und wenn nicht eine Probe angesagt wäre,<br />
würde sich kaum noch jemand hinter dieses oder jenes an sich phantastische<br />
Kulturgut setzen. Wir sind eben überreizt, überfüttert.<br />
Bescheidenheit und Sparsamkeit sind wichtige Tugenden. Auch in der<br />
Schule. Jede Lehrerin, jeder Lehrer weiss es aber: Die Schule braucht neben<br />
dem angemessenen Fachinstrumentarium Atem und Raum für Fächerübergreifendes,<br />
Spielerisches, Gemeinschaftliches, Künstlerisches, Unterhaltendes.<br />
Diese wichtigen Anlässe bedingen Engagement, Geschick und<br />
auch Ressourcen. Ich bin ein Gegner der Entwicklung, dass sich (in<br />
meinem Fall) der Lehrer auf den reinen Deutschunterricht zurückzieht<br />
und alles leicht Ausserordentliche den Spezialisten überlassen soll. Ich<br />
habe einen Gesamtauftrag, das heisst einen Fachauftrag, einen Erziehungsauftrag,<br />
einen Zusammenarbeitsauftrag und einen Kulturauftrag.<br />
Letzterer ist ganz wichtig. Ich beteilige mich an kulturellen Aktionen, kollegialen<br />
Anlässen, Musik- oder Theaterprojekten. Ich bin Teil der Schulkultur.<br />
Aber: Diesem gesamtverantwortlichen Lehrerprofil geht ohne das<br />
Vorhandensein von Budgetanteilen, ohne Zuweisung «eines Kulturprozentes»<br />
(bei uns wären das zur Zeit 170 000 Franken jährlich) an seiner<br />
Schule einmal der Schnauf aus.