2007/08 Campus Muristalden AG Gymnasium, Fortbildungsklassen ...
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Dann kann ich denken. Dies tun wir auf zwei Arten: Wir erklären einerseits<br />
(mehr naturwissenschaftlich) und verstehen andererseits (mehr geisteswissenschaftlich).<br />
Die kognitive Kompetenz.<br />
Jetzt kann ich gestalten. Es geht um die Findung von angemessenen Formen,<br />
Strukturen. Ich äussere mich, setze mich aus. Die kommunikative<br />
Kompetenz.<br />
Schliesslich habe ich das Ganze auch zu verantworten. Und zwar nicht teiloder<br />
delegierbar (auch nicht an eine ethische Kommission). Die ethische<br />
Kompetenz.<br />
Auch wenn das Hauptgewicht in der heutigen Schule auf die zweite und<br />
dritte Kompetenz gelegt wird, erweisen nicht sie sich als die Schwierigen.<br />
Nein, es sind die erste, das Wahrnehmen, und die vierte, das Verantworten.<br />
Letztere ist auch deshalb schwierig, weil Schule heute weit verbreitet und<br />
fälschlicherweise wie eine «virtuelle Welt» (noch vor dem Ernst des Lebens)<br />
betrachtet wird.<br />
Die Schülerinnen und Schüler sind kein Gefäss, in welches Lehrer und<br />
Lehrerinnen Lehrplanteile einfüllen können. Kulturvermittlung ist stets<br />
ein Entwicklungsprozess. Diese Prozesse verlaufen sehr unterschiedlich,<br />
in verschiedenen Tempi und Rhythmen, auf verschiedene Sinne ansprechend<br />
und oft unerklärbar. Man ist erst am Anfang der Erkenntnisse, wie<br />
unser Hirn wirklich arbeitet und mit all den Impulsen der Kulturvermittlung<br />
umgeht.<br />
Der Fächer der Kulturvermittlung ist immens. Die Naturwissenschaften<br />
gehören genauso dazu wie die Musik, die Mathematik genauso wie die<br />
Kunstbetrachtung, die Sprachen genauso wie der Sport und die Philosophie<br />
genauso wie die bildenden Künste oder das Theater. Dabei gibt es einen<br />
wichtigen, schmerzhaften roten Faden der persönlichen Entwicklung,<br />
welcher in der Schule beginnt und nie abreisst. Ich muss in die Lage kommen,<br />
das mir Eigene (welches mich schützt) fremd werden zu lassen, und<br />
das mir Fremde (welches mich bedroht) mir zu eigen zu machen. Und dabei<br />
erst noch und lebenslänglich mein eigenes Profil entwickeln. Diese<br />
Form der Kulturvermittlung erscheint oft provokativ und ist wesentlicher<br />
Auftrag für die Schule und ihr Personal.