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DIE FRÜHESTE<br />

KOMPONISTIN DER<br />

CHRISTENHEIT<br />

Kassias Hymnen<br />

MITTEILUNGEN IM <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

SUBTILES<br />

NACHSPÜREN<br />

Tzimon Barto spielt Haydn<br />

RARITÄT ZUM<br />

MENDELSSOHN-<br />

GEBURTSTAG<br />

Schauspielmusik zu Antigone


EDITORIAL<br />

IMPRESSUM<br />

TOP 3<br />

1<br />

2<br />

3<br />

LIEBE MUSIKFREUNDE,<br />

In den Händen halten Sie das erste Heft, das weitgehend<br />

in unseren neuen Räumen in Heidelberg entstanden ist.<br />

Noch ist hier zwar manches in Kisten verstaut, doch mit<br />

als erstes haben wir die Neuheiten für September ausgepackt.<br />

Darunter befi nden sich zum Beispiel Gesänge der<br />

frühesten Komponistin der Christenheit auf CHRISTO-<br />

PHORUS, Mendelssohns Schauspielmusik zu Sophokles'<br />

Tragödie Antigone auf CARUS oder das Haydn-Album des<br />

Ausnahmepianisten Tzimon Barto auf ONDINE.<br />

Blättern Sie einfach in Ruhe durch das Heft, ich bin mir<br />

sicher, sie werden etwas Passendes fi nden, sind Sie nun<br />

ebenfalls gerade umgezogen, neu eingerichtet oder seit<br />

Jahren zufrieden und sesshaft.<br />

Viele Entdeckerfreuden wünscht Ihnen Ihr<br />

Bernhard Blattmann<br />

Note 1 Musikvertrieb GmbH | Carl-Benz-Str. 1 | D-69115 Heidelberg<br />

Tel: 06221/720351 | Fax: 06221/720381 | info@note-1.de | www.note-1.de<br />

TEXTE: Bernhard Blattmann | REDAKTION: Manfred Glaser/<br />

Bernhard Blattmann | LAYOUT: Alice Männl www.maennl.de<br />

MARKETING: Sandra Kohlheyer | kohlheyer@note-1.de<br />

Tel: 06221/720374<br />

PRESSE & REPERTOIRE: Bernhard Blattmann | blattmann@note-1.de<br />

Tel: 06221/720267<br />

ADMINISTRATION: Renate Sauer | sauer@note-1.de<br />

Tel: 06221/720351<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG: Hanno Pfi sterer | pfi sterer@note-1.de<br />

Tel: 06221/720374<br />

CCHARTS H A R T S<br />

NEUE MUSIK<br />

HENZE : SYMPHONIE NR.9<br />

RSO & Rundfunkchor Berlin/Janowski<br />

WER 67222<br />

EARLE BROWN – A LIFE IN MUSIC (VOL.1)<br />

The Manhatten Percussion Ensemble/Price/<br />

Cage<br />

WER 69282<br />

WALLIN: ACT/DAS WAR SCHÖN!/TIDES<br />

Grubinger/Kroumata Percussion Ensemble/<br />

Oslo Philharmonic Orchestra/Saraste/+<br />

ODE 1118<br />

TOP 15<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

CCHARTS H A R T S<br />

HAYDN: DUOS FÜR VIOLINE UND VIOLA<br />

Steck/Goosses<br />

ACC 24219<br />

PRAETORIUS/SCHEIDT: DER WÄCHTER AUF DER<br />

ZINNE<br />

Visse/Capella de la Torre/Bäuml<br />

COV 2<strong>09</strong>07<br />

MONTEVERDI: SCHERZI MUSICALI<br />

La Venexiana<br />

GCD 92<strong>09</strong>15<br />

SCHOSTAKOWITSCH: SYMPHONIEN NR.1 & 15<br />

Mariinsky Orchester/Gergiev<br />

MAR 0502<br />

MOZART: 17 KIRCHENSONATEN FÜR ORGEL<br />

Zsigmond Szathmary<br />

CAR 1806799<br />

ALL’IMPROVVISO – CIACCONE, BERGAMASCHE &<br />

UN PO’ DI FOLLIE<br />

Beasley/L’Arpeggiata/Pluhar<br />

ALP 512<br />

VIERNE: 24 PIECES DE FANTAISIE FÜR ORGEL<br />

(VOL.2)<br />

Kay Johannsen<br />

CAR 83251<br />

MARTINU: SINFONIE NR.4/ESTAMPES/<br />

LE DEPART<br />

National Orchestra of Belgium/Weller<br />

FUG 531<br />

MENDELSSOHN: EIN SOMMERNACHTSTRAUM<br />

(SCHAUSPIELMUSIK)<br />

Orchestra of the 18th Century/Brüggen<br />

GCD C81101<br />

CHARPENTIER: MESSE DE MR. DE MAUROY<br />

Le Concert Spirituel/Niquet<br />

GCD C81602<br />

FROBERGER: RICERCARI/CHIGI-TOCCATEN<br />

(FROBERGER-EDITION VOL .6)<br />

Bob van Asperen<br />

AE 10601<br />

SCHUBERT: MESSE ES-DUR D950<br />

MOZART: VESPERAE SOLENNES KV339<br />

Kühmeier/Robinson/Chor der Staatsoper<br />

Dresden/Staatskapelle Dresden/Mackerras<br />

CAR 83249<br />

FUENLLANA: ORPHENICA LYRA, 1554<br />

Rial/Mena/Orphenica Lyra/Moreno<br />

GCD C80204<br />

VISEE: PIECES DE THEORBE (LAUTENSTÜCKE)<br />

José Miguel Moreno<br />

GCD C80104<br />

HAYDN/GATTI: SCHÖPFUNGSMESSEN<br />

Markert/Mertens/Dresdner Kreuzchor/<br />

Dresdner Philharmonie/Kreile<br />

CAR 83245


NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

• Wiederentdeckung der frühesten Komponistin der Christenheit<br />

DIE FRÜHESTE KOMPONISTIN<br />

DES ABENDLANDES<br />

Bislang galten die Werke von Hildegard von Bingen (1<strong>09</strong>8-<br />

1179) als die frühesten überlieferten Kompositionen einer<br />

Frau. Nur wenigen Kennern war dagegen der Name Kassia<br />

(ca. 810 - vor 867) ein Begriff, bis Michael Popp, Kenner<br />

und Interpret mittelalterlicher Musik, mit einem Antiquar<br />

ins Gespräch kam, der ihn auf Kassia aufmerksam machte.<br />

Er stellte den Kontakt zu der amerikanischen Wissenschaftlerin<br />

Diane Touliatos her, die seit Jahren das Werk<br />

Kassias ediert und eine international anerkannte Expertin<br />

auf diesem Gebiet ist. Popp begriff schnell, welcher musikalische<br />

Schatz hier zu heben war, und formte eigens das<br />

hochkarätig besetzte Ensemble VocaMe aus renommierten<br />

Sängerinnen der Alte Musik-Szene: Sigrid Hausen, Natalia<br />

Lincoln, Sabine Lutzenberger, Sarah M. Newman, Elisabeth<br />

Pawelke und Gerlinde Sämann leihen den mehr als tausend<br />

Jahren alten Gesängen Kassias ihre Stimmen. Michael<br />

Popp, der Leiter des Ensembles und Johann Bengen begleiten<br />

auf verschiedenen mittelalterlichen Instrumenten. Das<br />

Ensemble bringt mit der weltweit ersten Einspielung von<br />

Kassias Hymnen ihre faszinierenden Melodien nicht nur<br />

wieder zurück ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit,<br />

sondern erweckt sie auch zu neuem Leben. Die einfühlsamen<br />

Arrangements und die eindringlichen Stimmen<br />

von VocaMe entführen den Hörer in eine ferne Zeit und<br />

die vergangene Welt der byzantinischen Kultur. Eine Entdeckung<br />

nicht nur für Liebhaber oder Spezialisten früher<br />

Musik!<br />

KASSIA – BYZANTINISCHE HYMNEN DER FRÜHESTEN<br />

KOMPONISTIN DES ABENDLANDES<br />

VocaMe<br />

CHRISTOPHORUS - CHR 77308 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

BIOGRAFIE KASSIA<br />

Kassia wurde zwischen 805 und 810 in Konstantinopel als Tochter aus<br />

adligem Haus geboren. Der Vater hatte den hohen militärischen Rang<br />

eines Kandidatos am kaiserlichen Hof inne. Dem intelligenten Mädchen<br />

wurde so auch eine gehobene Bildung zuteil. Da sie offensichtlich<br />

auch noch von besonderer Schönheit war, fi el sie ca. 826 dem Kaiser<br />

Theophilus (um 813-842) auf, der sich gerade auf Brautschau befand.<br />

Der Überlieferung nach überreichte er der jungen Frau einen goldenen<br />

Apfel als Zeichen seiner Wahl und sprach dabei: „Durch die Frau<br />

kam das Übel in die Welt“. Die selbstbewusste junge Frau erwiderte<br />

daraufhin: „Aber durch die Frau fi ngen auch bessere Dinge an!“ und<br />

verwirkte sich damit prompt die Möglichkeit, Kaiserin zu werden. Der<br />

Kaiser heiratete schließlich Theodora. Ihr Leben nahm daraufhin einen<br />

anderen Weg, dem einzigen der „zu intelligenten“ Frauen damals<br />

offenblieb: Sie gründete 843 auf dem Xerolophos westlich von Konstantinopel<br />

ein Kloster und wurde dessen erste Äbtissin. Schon zuvor<br />

hatte sie mit dem Kirchenvater St. Theodor Studites (759-826) korrespondiert<br />

und im Bilderstreit der 2. Ikonoklastischen Periode (813-843)<br />

aktiv Stellung bezogen, indem sie wegen Ikonenvererhrung verfolgten<br />

Mönchen und Exilanten half, was ihr Peitschenhiebe einbrachte. Der<br />

Legende nach soll Kaiser Theophilos die verschmähte Braut nie vergessen<br />

und sie gegen Ende seines Lebens noch einmal im Kloster besucht<br />

haben. Als Äbtissin schrieb sie als offenbar hochgebildete Frau<br />

Schriften zu geistlichen und weltlichen Themen und komponierte Gesänge<br />

zur byzantinisch-orthodoxen Liturgie. Knapp fünfzig Hymnen<br />

werden ihr heute zugeschrieben, von denen einige nach wie vor in der<br />

griechisch-orthodoxen Kirche in Gebrauch sind, wo sie auch als Heilige<br />

(Heiligenfest 7. September) verehrt wird.<br />

CRUSADERS – IN NOMINE DOMINI<br />

(Walther von der Vogelweise/Guiot de<br />

Dijon/Anonymus/+<br />

Estampie/Michael Poppp<br />

CHRISTOPHORUS - CHRE 77183 (P01)<br />

DDD, 1996<br />

3<br />

Ensemble VocaMe<br />

MEHR EINSPIELUNGEN MIT MICHAEL POPP (AUSWAHL):


4 NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

MENDELSSOHN IM<br />

ORIGINAL<br />

Die beiden gedruckten Klaviertrios<br />

von Felix Mendelssohn gehören<br />

längst zum festen Bestandteil des<br />

romantischen Trio-Repertoires, doch<br />

waren sie bislang nicht auf historischen<br />

Instrumenten und damit in<br />

ihrer ursprünglichen Klanggestalt<br />

zu hören. Das Ensemble Alte Musik<br />

Köln mit Tobias Koch als Gast hat<br />

für ARS PRODUKTION nicht nur die<br />

beiden bekannten Klaviertrios des<br />

Komponisten auf historischen Instrumenten<br />

aufgenommen, sondern<br />

auch als willkommene Katalogbereicherung<br />

ein frühes Jugendwerk<br />

aus dem Jahre 1820 in der wenig gebräuchlichen<br />

Besetzung Violine, Viola<br />

und Klavier. Sein außergewöhnlicher<br />

dritter Satz mit der Anweisung<br />

sempre staccato e pianissimo scheint bereits<br />

auf die Elfensphäre der reifen<br />

Scherzi vorauszuweisen. Zwei Stücke<br />

für Violoncello und Klavier, das Lied<br />

ohne Worte Op.1<strong>09</strong> und das Albumblatt<br />

für Julius Rietz runden das Programm<br />

des Albums ab.<br />

MENDELSSOHN: KLAVIERTRIOS OP.49<br />

& 66/KLAVIERTRIO C-MOLL/+<br />

Alte Musik Köln/Tobias Koch<br />

ARS PRODUKTION -<br />

ARS 38059 (U01)<br />

Hybrid-SACD, DDD, 2008<br />

ENTDECKUNGEN<br />

Die geistliche A-capella-Chormusik<br />

von Albert Becker (1834-1899) steht in<br />

jener traditionsorientierten Linie,<br />

die schon das Schaffen Mendelssohns<br />

sowie das des Becker-Zeitgenossen<br />

Rheinberger bestimmte und bei der<br />

die klassische Vokalpolyphonie und<br />

die Vokalmusik der Barockzeit als<br />

Vorbilder auszumachen sind. Gleichwohl<br />

handelt es sich hier um mehr als<br />

nur handwerklich solide gefertigte<br />

Gebrauchsmusik, sondern vielmehr<br />

um kreativ inspirierte Kunstmusik.<br />

Nach seinem Studium wirkte Becker<br />

mit kurzen Unterbrechungen als Musiklehrer<br />

an verschiedenen privaten<br />

Instituten in Berlin, ehe er 1891 Leiter<br />

des renommierten Berliner Domchores<br />

wurde. Ein Wechsel als Thomaskantor<br />

nach Leipzig wurde nur<br />

durch die persönliche Intervention<br />

von Kaiser Wilhelm II. verhindert.<br />

Der preisgekrönte Kammerchor Consono<br />

unter Harald Jers vermittelt<br />

uns eindrucksvoll die Qualitäten von<br />

Beckers geistlicher Chormusik.<br />

BECKER: BLEIBE, ABEND WILL ES<br />

WERDEN – GEISTLICHE CHORMUSIK<br />

Jers/Kammerchor Consono<br />

CARUS -<br />

CAR 83438 (T01)<br />

DDD, 20<strong>09</strong><br />

REVERENZ<br />

Mendelssohn brachte das seltene<br />

Kunststück fertig, im Alter von 15<br />

Jahren bereits zwölf Sinfonien geschrieben<br />

zu haben. Allerdings wurden<br />

diese Streichersinfonien nie<br />

veröffentlicht und somit auch nicht<br />

in die offi zielle Zählung aufgenommen.<br />

Die erste „richtige“ Sinfonie<br />

mit Streichern und Bläsern entstand<br />

im Jahr 1824 und wurde dann auch<br />

als Nr. 1 veröffentlicht. 1832, also<br />

noch vor den Nummern 2-4, schrieb<br />

Mendelssohn die Sinfonie, die erst<br />

posthum als Fünfte veröffentlicht<br />

wurde – die sogenannte Reformationssinfonie.<br />

Der aus einer jüdischen<br />

Familie stammende, aber bereits als<br />

Kind zum Protestantismus konvertierte<br />

Mendelssohn legt hier sein Bekenntnis<br />

zum Glauben ab; besonders<br />

sinnfällig im Finale mit dem Zitat<br />

des Luther-Chorals „Ein’ feste Burg<br />

ist unser Gott“. Mit ihrer brillanten<br />

Aufnahme erweisen Marcus Bosch<br />

und das sinfonieorchester Aachen<br />

dem Komponisten ihre Reverenz<br />

zum 200. Geburtstag.<br />

MENDELSSOHN: SINFONIEN NR. 1 &<br />

NR. 5 “REFORMATIONSSINFONIE”<br />

Bosch/sinfonieorchester Aachen<br />

COVIELLO -<br />

COV 3<strong>09</strong>10 (U01)<br />

Hybrid-SACD, DDD, 2008


NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

• Mendelssohn-Rarität zum 200. Geburtstag des Komponisten<br />

VOLLKOMMENES KUNSTWERK<br />

Antigone war die Tochter des Ödipus und seiner Mutter<br />

Iokaste, deren Geschichte besonders durch die gleichnamige<br />

Tragödie von Sophokles überliefert wurde. Sophokles<br />

schrieb das Werk als Reaktion auf die Verbannung des<br />

Themistokles, des Helden der Seeschlacht von Salamis, aus<br />

Athen. Sophokles behandelt hier das moralisch gerechtfertigte<br />

Aufbegehren gegen staatliche Ordnung bzw. Gewalt<br />

bei Strafe des eigenen Untergangs. Hegel pries Sophokles'<br />

Antigone einst als das vollkommenste Kunstwerk, das ihm<br />

bekannt sei. Im Auftrag des preußischen Königs Friedrich<br />

Wilhelm IV. schrieb Mendelssohn 1841 als frisch ernannter<br />

königlicher Kapellmeister eine Schauspielmusik. Uraufgeführt<br />

wurde sie im Rahmen einer Aufführung im<br />

Privattheater des Königs in der deutschsprachigen, das<br />

antike Versmaß beibehaltenden Fassung von Johann Jakob<br />

Christian Donner. Erschienen 1838/39, sollte sie bald zur<br />

populärsten deutschen Textfassung avancieren. Anders<br />

als damals bei Schauspielmusiken üblich, beschränkte sich<br />

Mendelssohn bei der Komposition strikt auf die Chorszenen<br />

der antiken Tragödie und setzte dem Stück lediglich<br />

noch eine Ouvertüre voran. Öffentliche Aufführungen im<br />

Anschluss ließen das Werk bald zu einem der populärsten<br />

Werke zu Lebzeiten Mendelssohns werden, ehe wachsender<br />

Antisemitismus und veränderte Aufführungspraktiken<br />

das Werk aus dem Bewusstsein verschwinden ließen.<br />

Frieder Bernius hat sich mit der Klassischen Philharmonie<br />

Stuttgart dieser zu Unrecht viel zu wenig bekannten<br />

Musik Mendelssohns angenommen.<br />

MENDELSSOHN: ANTIGONE – SCHAUSPIELMUSIK OP.55<br />

Bernius/Klassische Philharmonie Stuttgart/<br />

Männer des Kammerchores Stuttgart<br />

CARUS - CAR 83224 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

MEHR MENDELSSOHN BEI CARUS:<br />

MENDELSSOHN: EIN SOMMERNACHTS-<br />

TRAUM<br />

Vollständige Schauspielmusik mit<br />

gesprochenen Texten<br />

Rubens/Schubert/Bennent/Kuntzsch/<br />

Bernius/Barockochester Stuttgart/+<br />

CARUS -<br />

CAR 83205 (T01)<br />

DDD, 1997<br />

„Frieder Bernius, der das Stuttgarter Kammerorchester und das<br />

Sängerensemble souverän leitet, ergänzt mit dieser wertvollen<br />

Aufnahme seine bisherigen verdienstreichen Mendelssohn-Aktivitäten.“<br />

Fono Forum 4/1998<br />

MENDELSSOHN: HEBE DEINE AUGEN<br />

AUF – KIRCHENWERKE VOL.VII<br />

Motetten Op.39/Geistliche Lieder/<br />

Jauchzet dem Herrn alle Welt Op.69<br />

Nr.2/+<br />

Ziesack/Engels-Benz/Bernius/Kammerchor<br />

Stuttgart<br />

CARUS -<br />

CAR 83206 (T01)<br />

DDD, 2005<br />

„Wiederholt erweist sich der von Frieder Bernius geleitete Kammerchor<br />

Stuttgart als ideales Ensemble für diese charakteristischen<br />

Werke. Zu den Qualitäten zählen dabei die klare Artikulation und<br />

ein angenehm schlanker, natürlicher und ausgeglichener Chorklang.“<br />

FonoForum 10/2006<br />

MENDELSSOHN: SINFONIE NR. 2 „LOB-<br />

GESANG“ – KIRCHENWERKE VOL.X<br />

Karg/Bernius/Güra/Bernius/Kammerchor<br />

Stuttgart/Deutsche Kammerphilharmonie<br />

Bremen<br />

CARUS - CAR 83213 (U01)<br />

Hybrid-SACD,<br />

DDD, 2008<br />

„Ein blendend aufgelegtes Orchester, der frisch klingende Chor und<br />

die unglaublich natürliche Surround-Aufnahme machen die SACD<br />

zu einem rauschenden Fest.“<br />

Audio 04/20<strong>09</strong><br />

5<br />

Felix Mendelssohn Bartholdy


6 NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

LA REVERDIE – GRANDES DAMES DER FRÜHEN MUSIK<br />

Seit seiner Gründung 1986 durch die beiden Schwestern Claudia und Livia Caffagni hat sich La Reverdie zu einem der interessantesten<br />

und renommiertesten Ensembles für Frühe Musik entwickelt. Seine erfolgreiche Karriere ist seit den 1990er<br />

Jahren eng mit dem Label ARCANA verknüpft, auf dem es alle wichtigen Aufnahmen veröffentlicht hat. Diesen Monat<br />

wird der reiche Backkatalog der Gruppe wieder zugänglich gemacht, und natürlich werden weitere Aufnahmen folgen.<br />

INSULA FEMINARUM<br />

Da Bologna/<br />

Wolkenstein/<br />

Anonymus/+<br />

ARCANA -<br />

A 311 (T01)<br />

DDD, 1997<br />

SUSO IN ITALIA BELLA – MUSIK AN<br />

HÖFEN UND KLÖSTERN IN NORDITA-<br />

LIEN<br />

Da Bologna/<br />

Vincenzo da<br />

Rimini/<br />

Anonymus/+<br />

ARCANA -<br />

A 320 (T01)<br />

DDD, 1995<br />

SPECULUM AMORIS<br />

Landini/<br />

Anonymus/<br />

Pierre de Molins/+<br />

ARCANA -<br />

A 336 (T01)<br />

DDD, 1993<br />

LEGENDA AUREA – LAUDES FÜR HEILIGE<br />

DES 14. JAHRHUNDERTS<br />

Anonymus 14.<br />

Jahrhundert<br />

ARCANA -<br />

A 304 (T01)<br />

DDD, 1997<br />

HILDEGARD VON BINGEN: SPONSA REGIS<br />

Responsorien,<br />

Antiphone,<br />

Sequenzen &<br />

Symphonia<br />

ARCANA -<br />

A 314 (T01)<br />

DDD, 2003<br />

JACOBO DA BOLOGNA:<br />

MADRIGALI E CACCE<br />

ARCANA -<br />

A 327 (T01)<br />

DDD, 2005<br />

GUILLAUME DUFAY:<br />

MISSA SANCTI JACOBI<br />

ARCANA -<br />

A 342 (T01)<br />

DDD, 2006<br />

NOX LUX – FRANKREICH UND ENGLAND,<br />

1200-1300<br />

Anonymus/<br />

Wolkenstein/<br />

Dufay/+<br />

ARCANA -<br />

A 307 (T01)<br />

DDD, 2001<br />

GUILLAUME DUFAY: VOYAGE EN ITALIE<br />

Ferraguti/<br />

Anonymus/+<br />

ARCANA -<br />

A 317 (T01)<br />

DDD, 2001<br />

O TU CHARA SCIENCA – DIE MUSIK IM<br />

MITTELALTERLICHEN DENKEN<br />

Werke von Hildegard von Bingen/<br />

Fulbert de<br />

Chartres/<br />

Anonymus/+<br />

ARCANA -<br />

A 332 (T01)<br />

DDD, 1993<br />

HISTORIA SANCTI EADMUNDI<br />

Anonymus/<br />

Abbo de Fleury/+<br />

ARCANA -<br />

A 346 (T01)<br />

DDD, 1996


NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

ITALIENISCHES VON<br />

LULLY<br />

Jean-Baptiste Lully (1632-1687) ist so<br />

sehr zum Synonym für die französische<br />

Barockmusik geworden, dass<br />

man leicht vergisst, dass er 1632 als<br />

Giovanni Battista Lulli in Florenz<br />

geboren wurde. Erst 1646 kam er als<br />

Page nach Frankreich, wo seine unvergleichliche<br />

Karriere beginnen<br />

sollte. Da der regierende Minister<br />

und Erzieher des jungen Ludwigs<br />

XIV., Kardinal Jules Mazarin (ebenfalls<br />

ein gebürtiger Italiener), alles<br />

Italienische förderte, gab es nicht<br />

nur sehr viele italienische Künstler<br />

bei Hof, innerhalb der so beliebten<br />

Ballets de cour gehörten italienischsprachige<br />

Intermezzi lange zum festen<br />

Bestandteil. Fabio Bonizzoni<br />

und sein Ensemble La Risonanza haben<br />

hier einige dieser italienischen<br />

Intermezzi eingespielt, die uns einen<br />

Lully vorstellen, bei dem trotz der<br />

schon fast vollständigen Ausprägung<br />

seines Personalstils ab und an noch<br />

etwas von Giovanni Battista Lulli zu<br />

erahnen ist.<br />

• Italienische Raritäten vom Vater der<br />

französischen Musik<br />

ITALIENISCHE RARITÄTEN VOM VATER<br />

DER FRANZÖSISCHEN MUSIK<br />

Ballet de la Raillerie (LWV11)/Ballet<br />

de Nations (LWV43)/Ballet de<br />

l’Amour malade (LWV8)/+<br />

Galli/Fernández/True/Bonizzoni/La<br />

Risonanza<br />

GLOSSA -<br />

GCD 9215<strong>09</strong> (T01)<br />

DDD, 2008<br />

KLINGENDER BOUCHER<br />

Für seine Einspielung von Marin Marais'<br />

Oper Sémélé (GCD 921614) werden<br />

Hervé Niquet und sein Ensemble Le<br />

Concert Spirituel dieses Jahr mit<br />

einem der begehrten ECHO-Klassik-<br />

Preise ausgezeichnet. Für GLOSSA<br />

Anlass genug, dies mit der Wiederveröffentlichung<br />

einer lange gestrichenen<br />

Aufnahme zu feiern. 2001<br />

stellte man Joseph Bodin de Boismortier<br />

(1689-1755) mit dessen Pastorale<br />

Daphnis et Chloé auch als Opernkomponisten<br />

vor. Das 1747 uraufgeführte<br />

Werk lehnt sich dabei nur oberfl ächlich<br />

an die antike Vorlage des Longos<br />

von Lesbos (Ende 2. bzw. Anfang<br />

3. Jahrhundert) an und beschwört<br />

stattdessen eine idealisierte bukolische<br />

Schäferwelt, ganz nach dem<br />

Geschmack des adligen Publikums<br />

in Paris. Niquet und seine musikalischen<br />

Mitstreiter servieren uns hier<br />

einmal mehr entdeckenswerte unbekannte<br />

französische Barockmusik:<br />

Duftig, leicht und unkompliziert wie<br />

ein Gemälde des Boismortier-Zeitgenossen<br />

François Boucher!<br />

BOISMORTIER: DAPHNIS ET CHLOÉ<br />

Niquet/Le Concert Spirituel<br />

GLOSSA -<br />

GCD 921618 (R02)<br />

2 CDs, DDD, 2001<br />

ÜBERWINDUNG VON<br />

GRENZEN<br />

Das Ensemble Gilles Binchois feiert<br />

in diesem Jahr sein 30jähriges Bestehen,<br />

für seinen Leiter Dominique<br />

Vellard Anlaß genug, noch unermüdlicher<br />

tätig zu sein als zuvor.<br />

Seit Beginn der Zusammenarbeit mit<br />

GLOSSA vor zwei Jahren wechselten<br />

sich außergewöhnliche Projekte mit<br />

mittelalterlicher Musik mit seinem<br />

Engagement für neuartige musikalische<br />

Ausdrucksformen ab. Das neue<br />

Album Motets croisés weist erneut<br />

jenen mutigen und innovativen Aspekt<br />

auf, der auch zu einem Markenzeichen<br />

der Platinum-Reihe innerhalb<br />

Glossas wurde: Zusammen mit<br />

Jean-Pierre Leguay, einem der Titularorganisten<br />

von Notre-Dame de Paris<br />

und derzeit einer der führenden<br />

Orgelimprovisatoren, gibt er ein gelungenes<br />

Beispiel für höchst lebendiges<br />

und ambitioniertes gemeinsames<br />

Musizieren, bei dem sich die Wege<br />

der Solo-Motetten von Monteverdi<br />

und Schütz, Orgelmusik von Frescobaldi<br />

und Kompositionen von Leguay<br />

selbst kreuzen und die Trennung von<br />

Alter und Neuer Musik aufgehoben<br />

zu sein scheint.<br />

MOTETS CROISÉS<br />

Werke von Monteverdi/Schütz/<br />

Frescobaldi/Leguay<br />

Vellard/Leguay<br />

GLOSSA -<br />

GCD P32303 (T01)<br />

DDD, 2004<br />

7


DEBÜT<br />

8 NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

Das Debütalbum einer Sängerin ist immer<br />

etwas außergewöhnliches, ganz<br />

besonders dann, wenn sie so jung ist.<br />

Gerade mal 14 Lenze zählt die junge<br />

Britin Emilia Dalby und wagt sich<br />

doch bereits an bekannte Werke von<br />

Georg Friedrich Händel, César Franck<br />

und Jean Sibelius. Einige populäre<br />

Songs und Volksliedbearbeitungen<br />

runden das abwechslungsreiche Programm<br />

ihres Albums ab.<br />

EMILIA<br />

Werke von Händel/Franck/<br />

Sibelius/Nyman/Trad./+<br />

Dalby/Dalby/The London<br />

Esterhazy Orchestra<br />

SIGMUM CLASSICS -<br />

SIGCD 141 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

DREINGABEN<br />

Sei es als Zugabe oder als artistische<br />

Arrangements im Hauptteil, Bearbei-tungen<br />

erfreuen sich seit dem<br />

19. Jahrhundert einer großen Beliebtheit<br />

auch in den Konzerten der<br />

großen Geiger, die diese meist sogar<br />

selbst vornahmen. Hideko Udagawa<br />

und Konstantin Lifschitz stellen<br />

hier einige virtuose Rachmaninoff-<br />

Transkriptionen von Jascha Heifetz<br />

und Samuel Dushkin vor.<br />

RACHMANINOFF: BEARBEITUNGEN<br />

FÜR VIOLINE UND KLAVIER<br />

Udagawa/Lifschitz<br />

SIGNUM CLASSICS -<br />

SIGCD 164 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

POLYGLOTT<br />

Seine ausgedehnten Konzertreisen<br />

als der gefeierte Klaviervirtuose des<br />

19. Jahrhunderts führten Franz Liszt<br />

durch fast ganz Europa. Die rege Reisetätigkeit<br />

spiegelt sich, neben zahlreichen<br />

deutschen Liedern, auch in<br />

Vertonungen französischer, italienischer,<br />

russischer und ungarischer<br />

Texte wider. Einige davon stellt uns<br />

das vorliegende Album vor.<br />

LISZT ABROAD – LIEDER<br />

Evans/Kennedy/Rose/Burnside<br />

SIGNUM CLASSICS -<br />

SIGCD 155 (T01)<br />

DDD, 2007/2008<br />

ORGELPORTRAIT<br />

Die 1857 gebaute Cavaillé-Coll-Orgel der<br />

Pariser Kirche St. Sulpice gehört weithin<br />

zu den berühmtesten Beispielen<br />

für den französischen Orgelbau in der<br />

zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />

Der britische Organist Joseph Nolan<br />

demonstriert uns die Leistungsfähigkeit<br />

und den einzigartigen Klang<br />

dieses ausgesprochen exquisiten Instruments<br />

anhand einiger bekannter<br />

Orgelwerke des 19. Jahrhunderts.<br />

DIE ORGEL VON ST.SULPICE IN PARIS<br />

Werke von Boëllmann/Liszt/Elgar/<br />

Thalben-Ball<br />

Joseph Nolan,<br />

Orgel<br />

SIGNUM CLASSICS -<br />

SIGCD 167 (T01)<br />

DDD, 2007<br />

BACH – BACH?<br />

Der erste Kontakt mit der Musik<br />

Bachs geschah für das breite Konzertpublikum<br />

im späten 19. und frühen<br />

20. Jahrhundert meist nicht über die<br />

originalen Werke, sondern über Klavierbearbeitungen.<br />

Alessio Bax stellt<br />

hier einige Beispiele vor, die ganz nebenbei<br />

auch sehr schön die verschiedenen<br />

Grade von Bearbeitung zeigen,<br />

von der behutsamen Transkription<br />

bis zur dem Zeitgeist geschuldeten<br />

Neuschöpfung.<br />

BACH TRANSKRIBIERT<br />

Bearbeitungen von Godowsky/<br />

Saint-Saëns/Siloti/Busoni/Kempff/+<br />

Alessio Bax, Klavier<br />

SIGMUM CLASSICS -<br />

SIGCD 156 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

BRITISCHE KLASSIKER<br />

Innerhalb der SIGNUM CLASSICS-Reihe<br />

mit Live-Aufnahmen des renommierten<br />

Philharmonia Orchestra erscheint<br />

jetzt ein Mitschnitt mit drei<br />

der bekanntesten Orchesterwerken<br />

Elgars. Kompetenter Sachverwalter<br />

für diese britischen Klassiker ist Sir<br />

Andrew Davis, der vielen auch als<br />

Dirigent der berühmten Last Night of<br />

the Proms bekannt sein dürfte. Besser<br />

bzw. britischer geht’s nimmer!<br />

ELGAR: ENIGMA-VARIATIONEN/<br />

IN THE SOUTH/SERENADE<br />

Davis/Philharmonia Orchestra<br />

SIGMUM CLASSICS -<br />

SIGCD 168 (Q01)<br />

DDD, 2007


NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

ÜBERZEUGEND<br />

Die Idee, Werke von Bach auf einer<br />

modernen Gitarre zu spielen, ist<br />

nicht so abwegig, wie sie manchen<br />

vielleicht auf den ersten Blick scheinen<br />

mag. Viele Beispiele lassen sich<br />

fi nden, wie Bach selbst ein und dasselbe<br />

Werk in verschiedenen Ausführungen<br />

für unterschiedliche Besetzungen<br />

verwendete und damit auch<br />

zeigte, dass gute Musik tatsächlich<br />

über das Instrument erhaben sein<br />

kann. Dass Raphaëlla Smits für ihre<br />

Aufnahme eine achtsaitige Kolya-<br />

Panhuyzen-Gitarre wählte, kommt<br />

nicht von ungefähr: Smits suchte<br />

nämlich nach einem transparenten<br />

Klang, der es möglich machen sollte,<br />

ihre Interpretation nach den Lehren<br />

der barocken Rhetorik zu gestalten.<br />

Das 2006 gebaute Instrument bietet<br />

diese Möglichkeiten, und Smits<br />

nutzt für ihr Album dessen Register<br />

zur Gänze aus. Trotzdem steht bei ihr<br />

der Reichtum des Instruments völlig<br />

im Dienste der Musik, ohne etwas<br />

an ihrem Wesen zu verändern. Neben<br />

dem ausgewiesenen Lautenwerk<br />

BWV 998 bringt Smits auch solche für<br />

Flöte bzw. Violine solo überzeugend<br />

zu Gehör.<br />

BACH: PRELUDE, FUGE & ALLEGRO<br />

BWV 998/PARTITEN BWV 1004 & BWV<br />

1013<br />

Raphaëlla Smits, Gitarre<br />

ACCENT -<br />

ACC 24206 (T01)<br />

DDD, 20<strong>09</strong><br />

LICHT UND SCHATTEN<br />

Die Metapher der Dunkelheit wurde<br />

kaum jemals schillernder und kunstvoller<br />

gebraucht als im England des<br />

späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts,<br />

und nur selten haben in mehrerlei<br />

Hinsicht Finsternis und Licht<br />

einander näher gestanden als auf<br />

der Schwelle zwischen elisabethanischem<br />

und jakobinischem Zeitalter.<br />

Unter der Sonne eines kulturbefl issenen<br />

Hochadels und einer exzellenten<br />

Generation einheimischer<br />

sowie zugezogener Künstler konnte<br />

auch die britische Musik ihr goldenes<br />

Zeitalter erleben. Nicht zuletzt<br />

als probates Mittel für und gegen<br />

Melancholie, die paradoxer Weise als<br />

Gemütszustand einerseits gefürchtet<br />

und doch wieder fast schon herbeigesehnt<br />

wurde. Das Flanders Recorder<br />

Quartet und Amaryllis Dieltiens<br />

liefern mit Kompositionen von Morley,<br />

Dowland, Ferrabosco u. a. den<br />

Soundtrack zu einer Zeit, als von den<br />

Menschen die bittersüße Melancholie<br />

noch als hohe Lebenskunst geradezu<br />

zelebriert wurde.<br />

• Musik aus dem goldenen<br />

Zeitalter Englands<br />

THE DARK IS MY DELIGHT – ENGLISCHE<br />

RENAISSANCEMUSIK<br />

Flanders Recorder Quartet/<br />

Dieltiens/Naessens<br />

AEOLUS -<br />

AE 10166 (U01)<br />

Hybrid-SACD, DDD, 2008<br />

GEFRAGTER<br />

INDIVIDUALIST<br />

Das römische Musikleben hatte zu<br />

Beginn des 18. Jahrhunderts weit<br />

mehr zu bieten als den manchmal<br />

etwas stromlinienförmigen Klassizismus<br />

von Arcangelo Corelli (1653-<br />

1713). Einer der gefragtesten Geiger<br />

der Stadt war zum Beispiel Giovanni<br />

Mossi (ca.1680-1742), der es sich<br />

offenbar sogar leisten konnte, nie<br />

eine feste Anstellung anzunehmen.<br />

Wenig Gesichertes ist über ihn zu<br />

erfahren, doch weisen Drucke außerhalb<br />

Italiens darauf hin, dass seine<br />

Musik europaweit geschätzt wurde.<br />

So übernahm das bekannte Amsterdamer<br />

Verlagshaus von Estienne und<br />

Jeanne Roger ab 1716 alle sechs Opera<br />

Mossis in sein Programm. Seine Solosonaten<br />

Op. 1 für Violine und Basso<br />

continuo sind zwar von Corelli (dessen<br />

Schüler er angeblich gewesen<br />

sein soll) beeinfl usst, weisen aber<br />

auch zahlreiche individuelle Merkmale<br />

auf. So sind zum Beispiel seine<br />

harmonischen Wendungen offener<br />

und überraschender als bei Corelli.<br />

• Originelle Violinsonaten eines individualistischen<br />

Corelli-Schülers<br />

MOSSI: VIOLINSONATEN OP.1 NR. 1, 2,<br />

5, 9, 10 & 12<br />

Schayegh/Grudule/Halubek<br />

PAN CLASSICS -<br />

PC 10212 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

9


10 NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

EINFLUSSREICH<br />

Der Einfl uss Gustav Mahlers ist selbst<br />

bis in die heutige Zeit spürbar, doch<br />

schon zu Lebzeiten beeinfl usste er<br />

Freunde, Schüler und Zeitgenossen.<br />

Dominik Wörner und Felicitas<br />

Strack beleuchten dies anhand<br />

einiger Liedkompositionen aus dem<br />

engeren bis weiteren Umkreis des<br />

Komponisten. Eine aufschlussreiche<br />

Anthologie, die auch Mahlers eigene<br />

Werke in einem neuen Licht erscheinen<br />

lassen.<br />

GUSTAV MAHLER – FREUNDE UND<br />

ZEITGENOSSEN<br />

Werke von Mahler/Foerster/Zemlinsky/Walter/Rott/Diepenbrock<br />

ARS PRODUKTION -<br />

ARS 38477 (T01)<br />

DDD, 2004/2006<br />

AUFSCHLUSSREICHE<br />

GEGENÜBERSTELLUNG<br />

Die auf Kuba geborene Pianistin Juana<br />

Zayas stellt hier ihre beiden Aufnahmen<br />

aller Chopin Etüden aus den<br />

Jahren 1983 und 2005 (letztere wird<br />

hier zum ersten Mal veröffentlicht)<br />

gegenüber. Kennern galt die Aufnahme<br />

aus den 1980er Jahren übrigens<br />

als Geheimtipp in der umfangreichen<br />

Diskographie dieser Werke, die jetzt<br />

eine nicht weniger interessante Ergänzung<br />

von gleicher Hand erhält.<br />

CHOPIN: DIE ETÜDEN<br />

(AUFNAHMEN 1983 & 2005)<br />

Juana Zayas,<br />

Klavier<br />

MUSIC & ARTS -<br />

MACD 1229 (G02)<br />

DDD, 1983 & 2005<br />

BELGISCHES TALENT<br />

Erneut macht CYPRES mit einem entdeckenswerten<br />

belgischen Komponisten<br />

bekannt. Albert Huybrechts wurde<br />

1899 in Dinant geboren und wäre<br />

sicherlich eine musikalische Größe<br />

geworden, wenn er nicht bereits 1938<br />

gestorben wäre. Seine Violinsonate<br />

erfuhr 1925 ihre Uraufführung durch<br />

Alfred Cortot und auch seine übrige<br />

Kammermusik ist hörenswert, wie<br />

bereits die erste Folge der Gesamteinspielung<br />

hörbar macht.<br />

HUYBRECHTS: KAMMERMUSIK<br />

VOL.1<br />

Violinsonate/Streichtrio/Chant<br />

funebre<br />

Amoyal/Hallynck/Lively/+<br />

CYPRES -<br />

CYP 4630 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

IM LAND DER MITTER-<br />

NACHTSSONNE<br />

Wem Südeuropa zu heiß oder zu laut<br />

ist, der wird vielleicht dem Land der<br />

Mitternachtssonne, Finnland, den<br />

Vorzug geben. Weiträumig intakte<br />

Natur und eine moderne Hightech-<br />

Gesellschaft schließen sich hier keineswegs<br />

aus, wie man dem reich bebilderten<br />

Beiheft entnehmen kann.<br />

Die CD enthält kurzweilige Musikstücke<br />

fi nnischer Komponisten wie<br />

Sibelius, Rautavaara, Merikanto und<br />

Martenson.<br />

SEASONS OF FINNISH LIFESTYLE<br />

Werke von Rautavaara/Sibelius/<br />

Merikanto/+<br />

Diverse Dirigenten<br />

und<br />

Orchester<br />

ONDINE - ODE 1152<br />

(T01), DDD, versch.<br />

Aufnahmedaten<br />

HAUPTWERKE<br />

Der italienische Pianist Carlo Grante,<br />

sozusagen Hauspianist von MUSIC<br />

& ARTS, stellt auf diesem Album mit<br />

den 13 Préludes Op.32 und den Corelli-<br />

Variationen zwei der Hauptwerke aus<br />

dem Klavierschaffen Rachmaninoffs<br />

vor. Eine interessante Ergänzung der<br />

Rachmaninoff-Diskographie ist dabei<br />

die ebenfalls eingespielte Klaviertranskription<br />

der Sinfonischen Dichtung<br />

„Die Toteninsel“.<br />

RACHMANINOFF: 13 PRELUDES OP.32/<br />

CORELLI-VARIATIONEN/+<br />

Carlo Grante, Klavier<br />

MUSIC & ARTS -<br />

MACD 1228 (M01)<br />

DDD, 2008<br />

FARBENREICHE<br />

PARTITUR<br />

Mit internationalen Preisen überhäuft<br />

und von der Fachkritik hoch<br />

gelobt, war dieses Album einer der<br />

größten Erfolge von TIMPANI. Im<br />

neuen Gewand als attraktiv gestaltetes<br />

Digipak bietet sich jetzt die Chance<br />

auf ein Wiederhören mit dieser<br />

farbenreichen, stellenweise an Ravels<br />

Daphnis et Chloé gemahnenden Ballettpartitur,<br />

die ohne Zweifel zu den<br />

Meisterwerken von Gabriel Pierné<br />

(1963-1937) zählt.<br />

PIERNÉ: CYDALISE ET LE CHÈVRE-PIED<br />

Shallon/Orchestre Philharmonique<br />

du Luxembourg/+<br />

TIMPANI -<br />

TIM1C 1174 (T01)<br />

DDD, 2000


NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

PUBLIKUMSMAGNET<br />

Das besinnliche Weihnachtsliedersingen<br />

des Thomanerchores Leipzig<br />

bringt jedes Jahr unüberschaubar<br />

viele Menschen in die Thomaskirche,<br />

wobei es gar nicht so leicht ist,<br />

Karten für die traditionsreiche Veranstaltung<br />

zu bekommen. Wer die<br />

Reise nach Leipzig nicht antreten<br />

kann oder sich schon immer ein klingendes<br />

Souvenir gewünscht hat, der<br />

dürfte sich daher über dieses Album<br />

bei CARUS ganz besonders freuen.<br />

Das Programm hat Georg Christoph<br />

Biller, der sechzehnte Thomaskantor<br />

seit Bach, nach theologischen<br />

Gesichtspunkten zusammengestellt.<br />

Am Beginn steht die alttestamentlich<br />

prophetische Verheißung vom Kommen<br />

des Messias, der im Schlussteil<br />

dann von der gesamten Gemeinde<br />

musikalisch gefeiert wird. Zum Glück<br />

unterlag Biller dabei nicht der Versuchung,<br />

wie in einer kommerziellen<br />

Hitparade nur zusammenzustellen<br />

was gefällt, sondern bewies auch<br />

Mut und Entschlossenheit, durch<br />

Unbekanntes und Unerwartetes die<br />

Zuhörer in den Bann zu ziehen, was<br />

diese Aufnahme besonders wertvoll<br />

macht.<br />

WEIHNACHTSLIEDER MIT DEM THOMA-<br />

NERCHOR LEIPZIG<br />

Lieder und Sätze von Reger/Brahms/<br />

Bach/Riedel/Fuchs/+<br />

Biller/Thomanerchor Leipzig/<br />

Böhme<br />

CARUS -<br />

CAR 83440 (T01)<br />

DDD, 2007/2008<br />

BERLINER<br />

WEIHNACHTEN<br />

Natürlich wurde im 18. und frühen<br />

19. Jahrhundert auch in Berlin das<br />

Weihnachtsfest musikalisch aufwendig<br />

begangen. Welche Weihnachtsmusiken<br />

man hier überhaupt zur<br />

Kenntnis nahm, das verrät ein Blick<br />

in das 2001 aus Kiew zurückgekehrte,<br />

nach dem zweiten Weltkrieg<br />

lange verloren geglaubte Archiv der<br />

Sing-Akademie zu Berlin. Dieser unschätzbaren<br />

Quelle zur Berliner Musikgeschichte<br />

des 18. Jahrhunderts<br />

entstammen die Kantaten von Carl<br />

Philipp Emanuel Bach, Carl Heinrich<br />

Graun und Johann Friedrich Agricola<br />

auf dieser CD. Die übrigen Titel zeichnen<br />

die kirchenmusikalischen Tendenzen<br />

im späten 18. und frühen 19.<br />

Jahrhundert nach bzw. weiter: Von<br />

Reichardts betont im Volksliedton<br />

gehaltene ländliche Idylle bis hin zu<br />

Zelters Rückwendung zur Tradition<br />

Palestrinas. Eine Weihnachtsplatte<br />

also, die nicht nur wenig bekannte<br />

musikalische Schätze wieder ins Bewusstsein<br />

bringt, sondern auch die<br />

musikalische Entwicklung der Kirchenmusik<br />

zwischen Barock und Romantik<br />

nacherlebbar macht.<br />

FROHLOCKE NUN! BERLINER WEIH-<br />

NACHTSMUSIK ZWISCHEN BAROCK<br />

UND ROMANTIK<br />

Werke von C.P.E. Bach/C.H. Graun/<br />

Agricola/Zelter/Reichardt/Loewe/+<br />

Jirka/Staats- und Domchor Berlin/<br />

Lautten Compagney Berlin/+<br />

CARUS -<br />

CAR 83442 (T01)<br />

DDD, 20<strong>09</strong><br />

MUSIKALISCHE<br />

SYMBIOSE<br />

Tenor und Traversfl öte – eine Kombination,<br />

die geradezu prädestiniert<br />

zu sein scheint für den Ausdruck<br />

barocker Sujets, besonders der ganz<br />

eigenen Art des großen Johann Sebastian<br />

Bach, nämlich Geistliches in<br />

durchaus weltlicher Lebensfülle auszudrücken.<br />

Die Rolle des Verkünders<br />

und Erklärers der göttlichen Wahrheit<br />

schreibt Bach in seinen Vokalwerken<br />

fast immer den Tenorpartien<br />

zu; in ihrem technischen und musikalischen<br />

Anspruch stehen sie denen<br />

der großen Barockopern seiner<br />

Zeitgenossen in nichts nach. Als perfekte<br />

Ergänzung sorgt die vielseitige<br />

Traversfl öte mal mit weichem Klang<br />

für pastorale Idylle, unterstützt mal<br />

mit virtuosen Läufen das himmelwärts<br />

Strebende, um dann wieder<br />

weit gespannte Kantilenen auszubreiten.<br />

Daniel Johannsen und Annie<br />

Lafl amme gehen hier eine perfekte<br />

musikalische Symbiose ein. Sie<br />

und ihre musikalischen Mitstreiter<br />

zeigen, dass man auch und gerade in<br />

intimer Besetzung eine Ahnung der<br />

ungeheuren Weite von Bachs musikalischem<br />

Kosmos gewinnen kann.<br />

BACH: TENORE & TRAVERSO – ARIEN<br />

FÜR TENOR UND TRAVERSFLÖTE<br />

Arien aus BWV 55/79/80/248/<br />

232/96/180/+<br />

Johannsen/Lafl amme/Kromme/<br />

Krampe<br />

COVIELLO -<br />

COV 2<strong>09</strong><strong>09</strong> (T01)<br />

DDD, 20<strong>09</strong><br />

11


12 NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

FINSTERES MITTELALTER?<br />

Die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts war, wie es der<br />

französische Dichter und Musiker Guillaume de Machaut<br />

(ca. 1302-1377) beschrieb, eine desaströse Zeit. Naturkatastrophen<br />

sorgten für schlechte Ernten; Pestepidemien und<br />

Kriege entvölkerten ganze Landstriche. Politische Querelen<br />

und vor allem das lähmende Schisma der Westkatholischen<br />

Kirche verschlimmerten die Lage noch. Trotzdem<br />

blühte auch in diesen Zeiten die höfi sche Kultur. Die in<br />

den Texten dieser Zeit sowohl gepriesene als auch bitter<br />

angeklagte Schicksalsgöttin gab dem Ensemble Fortuna<br />

Canta seinen Namen, das 1999 zusammenfand, um die<br />

mehrstimmige Musik des ausgehenden Mittelalters neu<br />

zu interpretieren. Der italienische Trecentostil und die<br />

französische Ars subtilior bestimmen das vielseitige Repertoire<br />

aus weltlichen und geistlichen Werken, dem auch<br />

die Musik auf ihrem Debut-Album gewidmet ist.<br />

TRES GENTIL CUER – HÖFISCHE MUSIK<br />

DES SPÄTMITTELALTERS<br />

Werke von Machaut/Landini/da Bologna/+<br />

Fortuna Canta<br />

KONTEMPLATIVE<br />

GREGORIANIK<br />

Die Zisterzienser wurden Ende des<br />

11. Jahrhunderts gegründet, um sich<br />

durch Schlichtheit von der Verweltlichung<br />

anderer Orden abzugrenzen.<br />

Dies galt auch für die Musik des Ordens:<br />

Gregorianische Melodien wurden<br />

von unnötigem Zierrat befreit<br />

und strahlen seitdem durch ihre<br />

geradlinige Melodieführung eine<br />

unglaubliche Ruhe aus. Das Heinrich-Isaac-Ensemble<br />

hat für seine<br />

Einspielung Handschriften aus dem<br />

14. Jahrhundert herangezogen.<br />

DIE GESÄNGE DER ZISTERZIENSER<br />

Erste Vesper für das Fest Mariä Geburt<br />

Renner/Heinrich-Isaac-Ensemble<br />

CHRISTOPHORUS -<br />

CHE 01462 (D01)<br />

DDD, 1996<br />

MUSIK FÜR MARTIN<br />

LUTHER<br />

Obwohl Ludwig Senfl als Hofkomponist<br />

Kaiser Maximilians und später<br />

Herzog Albrechts IV. von Bayern stets<br />

katholische Dienstherren hatte, stand<br />

er auch mit dem großen Reformator<br />

Martin Luther in engem Kontakt,<br />

dem er auch Musik zukommen ließ.<br />

Mit großer Kenntnis hat Wilfried<br />

Rombach für sein ensemble offi cium<br />

Werke von Senfl mit „interkonfessionellem“<br />

Bezug zusammengestellt, die<br />

eng mit der Person Martin Luthers<br />

verbunden sind.<br />

SENFL: WERKE FÜR MARTIN LUTHER<br />

Rombach/ensemble offi cium<br />

CHRISTOPHORUS -<br />

CHE 01472 (D01)<br />

DDD, 1999<br />

ARS PRODUKTION - ARS 38489 (T01)<br />

DDD, 2003<br />

LIEDER DER FAHREN-<br />

DEN SÄNGER<br />

Lieder der Troubadouren aus Nord-<br />

und Südfrankreich sowie der Minnesänger<br />

aus Deutschland zwischen<br />

1150 und 1250 werden auf dieser CD<br />

gegenübergestellt. Die Sänger dieser<br />

Zeit waren weit gereist, wie viele musikalische<br />

Querverbindungen zeigen.<br />

Das ensemble für frühe musik augsburg<br />

hat aus diesem Repertoire einen<br />

repräsentativen Querschnitt über die<br />

Musik der fahrenden Sänger ausgewählt.<br />

TROBADORS-TROUVÉRES-MINNE-<br />

SÄNGER – LIEDER UND TÄNZE DES<br />

MITTELALTERS<br />

ensemble für frühe musik augsburg<br />

CHRISTOPHORUS -<br />

CHE 01482 (D01)<br />

DDD, 1984


NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

SPIRITUALITÄT UND<br />

SINNLICHKEIT<br />

Wir wissen nur sehr wenig über Joseph<br />

Ruiz Samaniego, Kapellmeister<br />

an der Basilica del Pilar in Saragossa<br />

während der zweiten Hälfte des<br />

17. Jahrhunderts, doch hinterließ er<br />

ein umfangreiches Schaffen, dessen<br />

Erschließung gerade erst begonnen<br />

hat. Eine äußerst populäre vokale<br />

Gattung waren Villancicos, die seit Beginn<br />

des 17. Jahrhunderts mehr und<br />

mehr den Kirchenraum erobert hatten,<br />

sehr zum Missfallen konservativer<br />

Kirchenoberer, die immer wieder<br />

versuchten, sie endgültig zu verbannen.<br />

Ihre Popularität verdankten die<br />

Villancicos ihrem volkstümlichen Charakter,<br />

der sich in der Verwendung<br />

der spanischen Volkssprache sowie<br />

volkstümlicher Rhythmen und Melodik<br />

äußert. Samaniegos Villancicos<br />

sind Teil der spanischen Volksfrömmigkeit,<br />

in der sich Spiritualität und<br />

Sinnlichkeit miteinander verbinden.<br />

Mit Los Músicos de Su Alteza unter<br />

Luis Antonio González fi nden sie<br />

engagierte und kompetente Interpreten.<br />

SAMANIEGO: LA VIDA ES SUENO… -<br />

VILLANCICOS<br />

González/Los Músicos de Su Alteza<br />

ALPHA -<br />

ALP 153 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

PLÄDOYER FÜR REGER<br />

„Regers Musik hinterlässt, im Unterschied<br />

zu der von Mahler oder Berg, bei Hörern,<br />

die wenig oder nichts begriffen haben, das<br />

ebenso deutliche wie unangenehme Gefühl,<br />

dass sie nichts begriffen haben.“ (Carl Dahlhaus)<br />

Vielen Musikliebhabern gilt<br />

die Musik von Max Reger (1873-1916)<br />

tatsächlich nach wie vor als „schwierig“<br />

und so sehr sich seine Orgelwerke<br />

im Konzertbetrieb auch etabliert<br />

haben, kann davon hinsichtlich seines<br />

übrigen Œuvres kaum die Rede<br />

sein. Dabei hält seine Kammermusik<br />

einige Meisterwerke bereit, die einen<br />

prominenteren Platz im Bewusstsein<br />

verdient hätten. Die belgische Kammermusikformation<br />

Oxalys gibt uns<br />

hier Gelegenheit, die Schönheit seiner<br />

Kammermusik zu entdecken. Neben<br />

zwei Spätwerken, der Serenade<br />

Op.141a und dem Klarinettenquintett<br />

Op.146 aus dem Jahr 1915, enthält das<br />

„Plädoyer für Reger“ auch die 1904<br />

entstandene Serenade Op.77a.<br />

REGER: SERENADEN OP.77A & 141A/<br />

KLARINETTENQUINTETT OP.146<br />

Oxalys<br />

FUGA LIBERA -<br />

FUG 553 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

„AUFSTEIGEN“<br />

Die Wahl eines Ballons als Cover-<br />

Motiv für diese Aufnahme ist kein<br />

Zufall, sondern eine Reminiszenz<br />

an das Motto „aufsteigen“, das dem<br />

Druck der Orgelsymphonien Op.13<br />

von Charles Marie Widor vorangestellt<br />

ist. Damit spielte Widor nicht<br />

nur auf seine Abstammung mütterlicherseits<br />

von den Brüdern Montgolfi<br />

er an, sondern versinnbildlichte<br />

auch seine Vision von der modernen<br />

Orgelmusik: Symphonisch in den Dimensionen,<br />

jenseits des begrenzten<br />

Horizonts des täglichen Lebens und<br />

seiner Banalitäten. Widors Vorstellungen<br />

sind charakterisiert durch<br />

eine transzendente Perspektive und<br />

eine starke Beeinfl ussung durch die<br />

Ästhetik der Negotik. Als Zeitzeuge<br />

und Mitgestalter zahlreicher Neuerungen<br />

im Orgelbau, war für ihn<br />

die Orgel geradezu das Symbol für<br />

den Fortschritt und eine universelle<br />

Spiritualität. Joris Verdin hat hierzu<br />

mit der Cavaillé-Coll-Orgel von<br />

Royaumont das ideale Instrument<br />

gefunden.<br />

WIDOR: ORGELSYMPHONIEN OP.13<br />

Joris Verdin, Cavaillé-Coll-Orgel,<br />

Royaumont<br />

RICERCAR -<br />

RIC 286 (I02)<br />

2 CDs, DDD, 2008<br />

13


14 NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

INNERE<br />

LANDSCHAFTEN<br />

Bartóks einzige Oper Herzog Blaubarts<br />

Burg (1911) nimmt sowohl im Œuvre<br />

des Komponisten als auch im Musiktheater<br />

des 20. Jahrhunderts überhaupt<br />

eine Schlüsselposition ein.<br />

Trotz der Beschränkung auf zwei Rollen<br />

und des vorherrschend dunkel<br />

getönten, statischen Charakters, verfügt<br />

sie dennoch über eine intensive<br />

Bühnenwirkung. Bar jeder irrelevanter<br />

Nebenhandlung konzentriert<br />

sich dieses außergewöhnliche Werk<br />

ganz auf die Beziehung zwischen Judith<br />

und Blaubart, die sukzessive Offenbarung<br />

von Blaubarts Besitz und<br />

dessen Psyche. Das Libretto ist dabei<br />

reich an Symbolen, womit es sich<br />

weit von der blutigen Märchenvorlage<br />

des 17. Jahrhunderts entfernt und<br />

der expressionistischen Welt von<br />

Maeterlincks Ariane et Barbe-Bleue nähersteht.<br />

Auf LSOlive erscheint jetzt<br />

der Mitschnitt einer konzertanten<br />

Aufführung, die mit Elena Zhidkova<br />

und Sir Willard White zwei hervorragende<br />

Sängerschauspieler aufzuweisen<br />

hat. Valery Gergiev und<br />

das London Symphony Orchestra<br />

verleihen Bartoks Psycho-Thriller die<br />

adäquate Klangkulisse.<br />

BARTÓK: HERZOG BLAUBARTS BURG<br />

Zhidkova/White/Gergiev/London<br />

Symphony Orchestra<br />

LSOLIVE -<br />

LSO 0685 (M01)<br />

Hybrid-SACD, DDD, 20<strong>09</strong><br />

PORTRAIT<br />

2012 feiert der Thomanerchor Leipzig<br />

seinen 800. Geburtstag. Damit<br />

reicht die Geschichte des Chores bis<br />

in jene Zeit zurück, in der die Musikgeschichte<br />

Europas aus den Nebeln<br />

der Anonymität aufzutauchen<br />

beginnt, in der aus der ausschließlich<br />

liturgischen Kirchenmusik der<br />

Gregorianik sich das zunächst noch<br />

zarte Pfl änzchen der Kunstmusik<br />

zu entwickeln beginnt. Seit fast 800<br />

Jahren versieht er seine liturgischen<br />

Pfl ichten im Gottesdienst, gestaltet<br />

er seine allwöchentlichen Motetten<br />

und Kantaten, kann er auf die instrumentalen<br />

Dienste des Gewandhausorchesters<br />

zurückgreifen. Die<br />

vorliegende CD gibt Zeugnis dieses<br />

Jahrhunderte alten Musiklebens in<br />

Leipzig und fasst Komponisten und<br />

ihre herausragenden Werke sowie<br />

Musiker der Stadt Leipzig zusammen.<br />

Für das vorliegende Album<br />

wurden alte und neue Aufnahmen<br />

aus dem RONDEAU-Katalog verwendet.<br />

Schwerpunkt ist dabei die Musik<br />

von Johann Sebastian Bach, dem unangefochten<br />

bedeutendsten Thomaskantor<br />

der 800-jährigen Geschichte.<br />

THOMANERCHOR LEIPZIG<br />

Werke von Bach/Mozart/Mendelssohn/Schreck/Hauptmann/+<br />

Biller/Gewandhausorchester/<br />

Leipziger Barockorchester<br />

RONDEAU - ROP 4030<br />

(R01), DDD, versch. Aufnahmedaten<br />

MUSIK ALS TROST<br />

Maurice Durufl é (1902-1986) war Zeit<br />

seines Lebens ein außerordentlich<br />

selbstkritischer Komponist, dessen<br />

Œuvre trotz eines langen Lebens gerade<br />

einmal 14 Kompositionen umfasst.<br />

Sein berühmtestes Werk, das<br />

Requiem Op.9, entstand 1947 im Auftrag<br />

des Verlages Durand & Cie. Wie<br />

das Requiem seines Landsmannes<br />

Fauré verzichtet es auf die dramatische<br />

Sequenz des Dies irae und betont<br />

eher die lyrischen und tröstlichen<br />

Seiten einer Totenmesse. Anders<br />

als Fauré hielt sich Durufl é bei der<br />

Komposition enger an Themen und<br />

Motive der gregorianischen Totenmesse.<br />

Erst 1960 fand er wieder ein<br />

Werk der Veröffentlichung würdig.<br />

Erneut weist die Musik der vier Motetten<br />

Op.10 enge Bezüge zur Gregorianik<br />

auf und ist wieder gezielt auf<br />

den Gebrauch innerhalb der Liturgie<br />

konzipiert. Ergänzt wird das Programm<br />

dieser CD durch zwei sehr<br />

hörenswerte Werke des Durufl é-Zeitgenossen<br />

Jean-Jacques Grunenwald<br />

(1911-1982), der wie Maurice Durufl é<br />

eine bedeutende Organistenstelle in<br />

Paris innehatte.<br />

DURUFLÉ: REQUIEM OP.9/QUATRE<br />

MOTETS OP.10<br />

GRUNENWALD: DE PROFUNDIS/<br />

TU ES PETRUS<br />

Connolly/Maltman/Filsell/<br />

Backhouse/Vasari Singers<br />

SIGNUM CLASSICS -<br />

SIGCD 163 (T01)<br />

DDD, 2008


NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

21ST CENTURY BACH – DIE ORGELWERKE VOL.1<br />

Präludium & Fuge BWV 543, 544, 545/ Schübler-Choräle<br />

BWV 645, 646/<br />

Sonaten BWV 525,<br />

BWV 526/+<br />

John Scott Whiteley,<br />

Orgeln<br />

Spielzeit: 162 Min.<br />

Menüsprache/<br />

Interviews: Englisch<br />

Bildformat: PAL 16:9<br />

Tonformat: DD5.1.<br />

SIGNUM -<br />

SIGDVD 003<br />

(T01) ,DDD, 1996<br />

HAMMERKLAVIER ODER CEMBALO?<br />

Joseph Haydn hat uns eine stattliche Anzahl von Sonaten<br />

für ein Tasteninstrument hinterlassen, die heutzutage<br />

von Interpreten der historischen Aufführungspraxis<br />

meist auf dem Hammerklavier gespielt werden.<br />

Tatsächlich spricht vieles dafür, dass Haydn auch noch<br />

bei seinen Sonaten aus den Jahren 1771-1779 immer zuerst<br />

an eine Ausführung auf dem Cembalo gedacht hat.<br />

Hört man die Einspielung von Nicolau de Figueiredo,<br />

dann erübrigt sich jede weitere Diskussion. Der Brasilianer<br />

zaubert nämlich auf einem wunderbaren Instrument<br />

von Emile Jobin eine rhetorisch wie musikalisch<br />

so überzeugende Interpretation, dass man das Hammerklavier<br />

keine Sekunde lang vermisst. Da freut es zu hören,<br />

dass dies erst das zweite von insgesamt sieben Soloalben<br />

für PASSACAILLE war, also noch mehr von diesem<br />

außergewöhnlichen Cembalisten zu hören sein wird.<br />

HAYDN: CEMBALOSONATEN HOB.XVI: 20, 23, 32 & 37<br />

Nicolau de Figueiredo, Cembalo<br />

PASSACAILLE -<br />

PAS 955 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

BACH ZUM HÖREN UND SCHAUEN<br />

Gesamteinspielungen des Orgelwerks von Bach sind<br />

heutzutage nichts Spektakuläres, doch wird diese sicherlich<br />

für Aufsehen sorgen. SIGNUM veröffentlicht<br />

hier nämlich die erste Folge einer Gesamteinspielung<br />

auf DVD, welche die hoch gelobte BBC2 Fernsehproduktion<br />

„21st Century Bach“ auch hierzulande zugänglich<br />

macht. Für das Projekt konnte mit dem Organisten<br />

von York Minster, John Scott Whitely, einer der renommiertesten<br />

britischen Bach-Interpreten gewonnen<br />

werden. Man machte sich dabei nicht nur die Mühe,<br />

die ausgewählten historischen Orgeln auf dem europäischen<br />

Festland als eigenständige Kunstwerke sorgsam<br />

darzustellen, sondern man kann mit Christoph Wolff<br />

von der Harvard University auch noch einen der führenden<br />

Bachforscher als Interviewpartner aufweisen.<br />

Den Anfang machen bekannte Orgelwerke Bachs auf der<br />

Stumm-Orgel der Benediktinerabtei in Amorbach und<br />

der Trost-Orgel der Stadtkirche Waltershausen.<br />

VIELSEITIG<br />

Eine neue Orgel ist für eine Kirchengemeinde immer<br />

ein ganz besonderes Ereignis, das seinen Höhepunkt in<br />

der feierlichen Weihe fi ndet. Häufi g wird das neue Instrument<br />

künftig nicht nur innerhalb des Gottesdienstes<br />

zum Einsatz kommen, sondern auch im Konzert erklingen.<br />

In dieser glücklichen Lage ist die Kirchengemeinde<br />

von St. Jakob in Schrobenhausen. Die neue Mathis-Orgel<br />

fügt sich auf beeindruckende Weise sowohl klanglich als<br />

auch architektonisch in die große gotische Hallenkirche<br />

aus dem 15. Jahrhundert ein. Willibald Guggenmos präsentiert<br />

das vielseitige Instrument mit dem Programm<br />

der Orgelweihe vom 26. Juli dieses Jahres erstmals auf<br />

Tonträger. Die Vielseitigkeit des Instruments äußert<br />

sich nicht zuletzt darin, dass sich darauf sowohl barocke<br />

Orgelwerke als auch solche der Orgelromantik mehr<br />

als nur befriedigend darstellen lassen.<br />

DIE MATHIS-ORGEL IN ST.JAKOB, SCHROBENHAUSEN<br />

Werke von Pachelbel/Bach/Liszt/ Lefébure-Wély/+<br />

Willibald Guggenmos, Orgel<br />

SPEKTRAL -<br />

SRL 4<strong>09</strong>054 (T01)<br />

DDD, 20<strong>09</strong>-08-03<br />

15


16 NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

DEBÜT-ALBUM<br />

Wenn sich Blechbläser zusammentun, kommt gelegentlich<br />

leider nur ein Blasorchester dabei heraus. Wenn es<br />

sich aber um Musiker handelt, die an führender Position<br />

bei Orchestern in Wuppertal und Hagen, beim WDR-<br />

Sinfonieorchester und bei den Bergischen Symphonikern<br />

tätig sind, entsteht ein Ensemble wie Wes10brass. Unter<br />

der Leitung von Michael Forster spielen seit 2008 vier<br />

Trompeter, vier Posaunisten und ein Hornist Musik der<br />

verschiedensten Richtungen. Für die ganz tiefen Töne haben<br />

sie noch Hide Takahashi dabei, der mit seiner Tuba in<br />

fast allen westdeutschen Orchestern zu Gast ist. Für ihr<br />

Debüt-Album hat sich das taufrische Ensemble ARS PRO-<br />

DUKTION ausgesucht. „very british“ präsentiert dabei<br />

Musik der britischen Inseln, ohne nur auf die altbekannten<br />

Repertoireklassiker zurückzugreifen. Diese werden<br />

zwar auch mit William Byrd und Edward Elgar abgedeckt,<br />

doch erklingen hier auch einige hörenswerte Neuentdeckungen:<br />

So ein Divertimento von Raymond Premru, das<br />

von alten Sagen, von Rittern und Burgen erzählt oder<br />

eine musikalische Sightseeing-Tour durch London.<br />

VERY BRITISH<br />

Werke von Byrd/Elgar/Langford/Parker/+<br />

West10brass<br />

ARS PRODUKTION - ARS 38066 (U01)<br />

Hybrid-SACD, DDD, 20<strong>09</strong><br />

LEBENDIGES ERBE<br />

Louis Armstrong (1901-1971) hat Maßstäbe für Jazztrompeter<br />

gesetzt und darf überhaupt als einer der bedeutendsten<br />

Instrumentalsolisten des Jazz angesehen<br />

werden, der alle nachkommenden Trompeter der traditionellen<br />

Jazzstile entschieden beeinfl usst hat. Canadian<br />

Brass hätte zwar gerne mit Louis Armstrong gespielt,<br />

doch leider spielen bei diesem Wunsch die Lebensdaten<br />

nicht mit, denn just in dem Jahr, in dem Canadian<br />

Brass gegründet wurde, starb auch der hoch verehrte<br />

Satchmo. Der musikalische Dialog muss also auf die<br />

Werke Armstrongs beschränkt bleiben, doch zum Glück<br />

hat das kanadische Ensemble Luther Henderson. Unter<br />

seinen kreativen Händen bleibt das musikalische Erbe<br />

Armstrongs lebendig. Seine gelungenen Arrangements<br />

erfreuen nicht nur unser Ohr; für die Mitglieder der<br />

Formation bedeuten sie die Quintessenz dessen, was sie<br />

von Henderson hinsichtlich der Ausführung von Jazzmusik<br />

gelernt haben. Zwischen den bekannten Armstrong-Evergreens<br />

wie z.B. Swing that music oder St.Louis<br />

Blues haben die pfi ffi gen Kanadier allerdings auch etwas<br />

Bach gemischt. Canadian Brass ist nun mal immer für<br />

eine musikalische Überraschung gut…<br />

SWING THAT MUSIC - A A TRIBUTE TRIBUTE TO TO LOUIS LOUIS ARMSTRONG<br />

ARMSTRONG<br />

Werke von Henderson/Armstrong/Gershwin/Bach<br />

Canadian Brass<br />

OPENING DAY - ODR 7371 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

Westt10brass


NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

AUSSERGEWÖHN-<br />

LICHE BEGABUNG<br />

Christoph Eschenbach hat sich im<br />

Laufe seiner Karriere stets auch um<br />

viel versprechende, junge Talente bemüht.<br />

Hier stellt er zusammen mit<br />

dem Philharmonia Orchestra den<br />

jungen Bratscher David A. Carpenter<br />

vor. Carpenter gewann 2006 den renommierten<br />

Walter E. Naumburg Viola<br />

Competition und war 2007 der bislang<br />

jüngste Geförderte in der Geschichte<br />

der The Rolex Mentor and Protégé Arts Initiative.<br />

Zu seinen Förderern gehörten<br />

aber auch bekannte Musiker wie die<br />

Bratschisten Pinchas Zukerman und<br />

Yuri Bashmet. Sein außergewöhnliches<br />

Talent beweist der 23-jährige<br />

New Yorker nicht nur am längst zum<br />

Klassiker gewordenen Bratschenkonzert<br />

von Alfred Schnittke, sondern<br />

auch an einer eigenen Bearbeitung<br />

des Cellokonzerts von Edward Elgar.<br />

Hierfür nahm er sich die von Elgar<br />

selbst abgesegnete Fassung von Lionel<br />

Tertis aus den Jahren 1918/19 als<br />

Grundlage. Das Philharmonia Orchestra<br />

liefert bei beiden Werken die<br />

perfekte Begleitung und ONDINE natürlich<br />

den perfekten Klang für diese<br />

Einspielung.<br />

ELGAR: CELLOKONZERT OP.85<br />

(BEARBEITET FÜR BRATSCHE)<br />

SCHNITTKE: VIOLAKONZERT<br />

Carpenter/Eschenbach/<br />

Philharmonia Orchestra<br />

ONDINE -<br />

ODE 1153 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

UNERWARTETE<br />

BEGEGNUNGEN<br />

Das 19. und frühe 20. Jahrhundert<br />

meinte es nicht gut mit Joseph Haydn:<br />

Seine Musik wurde pauschal verharmlost<br />

und lediglich als Vorbereitung<br />

der bedeutenderen Leistung von<br />

Mozart und Beethoven eingeschätzt.<br />

Das galt auch für seine zahlreichen<br />

Klaviersonaten, die in der Gunst der<br />

Pianisten und des Publikums stets<br />

weit hinter denen Mozarts und Beethovens<br />

rangierten. Mittlerweile wurden<br />

die reifen Klaviersonaten Haydns<br />

durch eine ganze Reihe von hervorragenden<br />

Einspielungen längst vom<br />

Ruch biederer Schülerliteratur bzw.<br />

gefälliger Einspielstücke befreit und<br />

interpretatorisch von verschiedenen<br />

Seiten beleuchtet. Wenn allerdings<br />

ein Ausnahmepianist wie Tzimon<br />

Barto Klaviersonaten von Haydn<br />

spielt, dann darf man sich völlig zu<br />

Recht auf einige unerwartete Begegnungen<br />

gefasst machen. Barto entlockt<br />

mit seiner subtilen Nuancierungskunst<br />

der Musik Haydns neue,<br />

ganz ungeahnte Seiten. Ohne Zweifel<br />

ist Barto hier einer der bemerkenswertesten<br />

Beiträge zum Haydn-Jahr<br />

20<strong>09</strong> gelungen!<br />

UNEXPECTED ENCOUNTERS –<br />

HAYDN: KLAVIERSONATEN<br />

Tzimon Barto, Klavier<br />

ONDINE -<br />

ODE 1154 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

FAMILY BUSINESS<br />

Mozart hat den Klang der Klarinette<br />

als Solo- und Orchesterinstrument<br />

außerordentlich geschätzt und war<br />

mit dem Klarinettenvirtuosen Anton<br />

Stadler eng befreundet. Nicht<br />

zuletzt deshalb gehört Mozarts Klarinettenkonzert<br />

zu den schönsten<br />

Werken aus seiner Feder und besitzt<br />

einen Grad der Vollkommenheit, der<br />

sich analytisch kaum erfassen lässt.<br />

Das Instrument wird von Mozart in<br />

diesem Werk von seiner besten Seite<br />

gezeigt, doch setzt der Komponist<br />

hier weniger auf vordergründige<br />

Virtuosität, sondern auf Verinnerlichung.<br />

Für PAN CLASSICS haben<br />

jetzt Dimitri und Vladimir Ashkenazy<br />

dieses zeitlose Meisterwerk<br />

mit der Tschechischen Philharmonie<br />

eingespielt. Keine Frage, wenn Vater<br />

und Sohn sich eines solchen Werkes<br />

annehmen, kann nur eine ausgesprochen<br />

persönliche Einspielung<br />

entstehen. Gleiches gilt auch für Mozarts<br />

Quintett für Klavier und Bläser<br />

KV 452 vorausgesetzt werden, wenn<br />

die beiden ihre Rollen tauschen und<br />

Dimitri Ashkenazy seinen Vater mit<br />

den übrigen Bläsern begleitet.<br />

MOZART: KLARINETTENKONZERT<br />

KV 622/QUINTETT FÜR KLAVIER UND<br />

BLÄSER KV 452<br />

Ashkenazy, Vladimir und Dimitri/<br />

Tschechische Philharmonie/+<br />

PAN CLASSICS -<br />

PC 10220 (T01)<br />

DDD, 2002 & 2008<br />

17


18 NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

DER VERGESSENE DIRIGENT<br />

Oskar Fried (1871-1941) wird gern als der vergessene Dirigent<br />

bezeichnet, da er, anders als andere hervorragende<br />

Dirigenten seiner Generation, heutzutage nur Spezialisten<br />

bekannt ist. Der Grund dürfte seine Emigration in<br />

die Sowjetunion sein, zu der ihn die Machtergreifung<br />

der Nazis als Jude und bekennender Sozialist zwang. 1941<br />

starb er unter, wie eine Quelle berichtet, merkwürdigen,<br />

bis heute nicht geklärten Umständen. Der kalte Krieg verhinderte<br />

lange Zeit eine eingehende Recherche und Aufarbeitung<br />

seiner Leistung als einer der herausragenden<br />

Dirigenten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. MUSIC<br />

& ARTS erinnert in einer mehrteiligen Reihe an diesen<br />

herausragenden Dirigenten.<br />

OSKAR FRIED – SCHELLACKTRANSFERS 1924/1927<br />

Werke von<br />

Bruckner/<br />

Wagner/Weber/<br />

Mascagni<br />

Fried/Chor<br />

und Kapelle<br />

der Staatsoper<br />

Berlin<br />

MUSIC & ARTS - MACD 1231 (M01)<br />

AAD, mono, 1927/1929<br />

GLÜCKLICHE MOMENTE<br />

Sibelius’ Violinkonzert wird oft als „Visitenkarte“ von<br />

Ida Haendel (*1928) bezeichnet. Bereits 1949 spielte sie<br />

es auch in Finnland und erhielt hierfür sogar ein Dankschreiben<br />

des Komponisten. Seitdem hat sie dieses Konzert<br />

unzählige Male interpretiert, doch bezeichnet sie<br />

die Wiedergabe vom 7. September 1993 mit dem City of<br />

Birmingham Symphony Orchestra unter Simon Rattle<br />

als ihre liebste. TESTAMENT legt nun den BBC-Mitschnitt<br />

dieses glücklichen Moments vor und erfreut obendrein<br />

mit dem nicht minder beeindruckenden Elgar-Konzert.<br />

SIBELIUS:<br />

VIOLINKONZERT<br />

ELGAR:<br />

VIOLINKONZERT<br />

Haendel/Rattle/<br />

City of Birmingham<br />

Symphony<br />

Orchestra<br />

TESTAMENT - SBT 1444 (R01)<br />

ADD, stereo, 1996<br />

EINSATZ FÜR SCHOSTAKOWITSCH<br />

Leopold Stokowski (1882-1977) gehörte zu den frühesten<br />

Fürsprechern der Werke Schostakowitschs im Westen.<br />

Sein Einsatz für die Sinfonien des Russen ist glücklicherweise<br />

durch mehrere erhaltene Aufnahmen und Rundfunkmitschnitte<br />

dokumentiert. MUSIC & ARTS hat einige<br />

der frühesten aus den 1930er und 1940er Jahren restauriert,<br />

die teilweise bereits kurz nach den Uraufführungen<br />

in Russland entstanden. Zu hören sind dabei u.a. die<br />

Erstaufnahme der Sechsten und die erste Aufnahme der<br />

Fünften im Westen. Sie wurden 20<strong>09</strong> sorgfältig restauriert<br />

und machen dem Schostakowitsch-Liebhaber drei<br />

im höchsten Maße engagierte Interpretationen in bestmöglicher<br />

Qualität zugänglich.<br />

SCHOSTAKOWITSCH: SINFONIEN NR.5-7<br />

Stokowski/<br />

Philadelphia<br />

Orchestra/NBC<br />

Symphony Orchestra<br />

MUSIC & ARTS - MACD 1232 (M02)<br />

2 CDs, AAD, mono, 1939/1940/1942<br />

ÜBERLEGEN<br />

Erst spät fand Sir John Barbirolli (1899-1970) zu Mahler,<br />

doch sollte er zu einem der besten Mahler-Dirigenten der<br />

Welt werden. 1967 dirigierte er die Sechste bei den BBC<br />

Henry Wood Proms, dessen Mitschnitt jetzt TESTAMENT<br />

vorlegt. Zu hören ist eine elektrisierende Interpretation,<br />

die das New Philharmonia Orchestra in Bestform zeigt.<br />

Der Live-Mitschnitt ist dabei in vielerlei Hinsicht der Studiofassung<br />

bei EMI überlegen – ein lebendiges Zeugnis<br />

für die Größe, Intensität und Einfühlsamkeit Barbirollis<br />

als Mahler-Interpret.<br />

MAHLER:<br />

SINFONIE NR.6<br />

Barbirolli/New<br />

Philharmonia<br />

Orchestra<br />

TESTAMENT - SBT 1451 (R01)<br />

ADD, stereo, 1996


NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

EDITORISCHE GROSSTAT II<br />

Die Erstveröffentlichung des „verlorenen“ Rings von 1955<br />

vor ungefähr zwei Jahren durch TESTAMENT kam einer<br />

Sensation gleich, die von der Kritik geradezu euphorisch<br />

gefeiert wurde. Jetzt legt das Label nach und veröffentlicht<br />

zum ersten Mal Mitschnitte des Bayreuther Rings<br />

in seiner Zweitbesetzung. Sicherheitshalber und natürlich<br />

auch aus Interesse hatten Peter Andry und seine<br />

DECCA-Ingenieure nämlich auch den zweiten Zyklus mitgeschnitten,<br />

aus dem die hier vorliegende Aufnahme der<br />

Walküre stammt. Wer jetzt allerdings glaubt, dass es sich<br />

hier um die zweite Wahl handelt, der muss einmal nur<br />

die Besetzungsliste betrachten: Martha Mödl als Brünnhilde,<br />

Ramón Vinay als Siegmund, Astrid Varnay als<br />

Sieglinde, Hans Hotter als Wotan und Josef Greindl als<br />

Hunding, stehen dem ersten Zyklus in nichts nach. Erneut<br />

gelingt TESTAMENT damit eine editorische Großtat,<br />

die der vor zwei Jahren in nichts nachsteht.<br />

DIE WALKÜRE (BAYREUTH 1955)<br />

Keilberth/Mödl/Varnay/Hotter/Vinay/Greindl/Chor<br />

und Orchester der Bayreuther Festspiele<br />

IN BESTFORM<br />

BEETHOVEN: PASTORALE<br />

STRAUSS: EIN HELDENLEBEN<br />

Karajan/Berliner Philharmoniker<br />

TESTAMENT - SBT 41432 (R04)<br />

4 CDs, ADD, stereo, 1955<br />

Es bestand stets eine große Nachfrage nach Tourneen mit Herbert von Karajan und „seinem“ Orchester, den Berliner<br />

Philharmonikern. 1972 war man gegenüber den Musikfreunden außerhalb Berlins in dieser Hinsicht besonders großzügig:<br />

Kurz nach Ostern führte eine Reise nicht nur in sieben bundesdeutsche Städte, sondern wenig später, Anfang Mai,<br />

eine zweiwöchige Tournee nach Bonn, Barcelona, Madrid, London, Brüssel und Paris. An den Orten, wo man zweimal<br />

konzertierte, konnte man neben einem eher traditionell gehaltenen Programm auch eine etwas ungewöhnlichere Werkfolge<br />

hören. So auch in London, wo man in der Royal Festival Hall, neben Beethovens Pastorale und Strauss’ Ein Heldenleben<br />

auch Mozarts Divertimento KV 287 und Strawinskys Le Sacre du Printemps zu Gehör brachte. Beide Konzerte werden jetzt<br />

von TESTAMENT erstmals auf Tonträger vorgelegt. Die Stereo-Mitschnitte der BBC zeigen Dirigent und Orchester in Bestform<br />

und stellen eine willkommene und hochinteressante Ergänzung zu den Studioaufnahmen dar.<br />

TESTAMENT - SBT 1452 (R01)<br />

ADD, stereo, 1972<br />

MOZART: DIVERTIMENTO KV 287<br />

STRAWINSKY: LE SACRE DU PRINTEMPS<br />

Karajan/Berliner Philharmoniker<br />

TESTAMENT - SBT 1453 (R01)<br />

ADD, stereo, 1972<br />

19


20 NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

LEGENDÄRE EINSPIELUNG<br />

Für Kenner wie Jed Distler vom amerikanischen Internetportal<br />

classicstoday.com ist die 1956 für Westminster<br />

aufgenommene Einspielung der Chopin Etüden Op.10 und<br />

Op.25 von Paul Badura-Skoda eine der am meisten missachteten<br />

und unterschätzten Einspielungen der Schallplattengeschichte.<br />

MUSIC & ARTS bietet uns mit dieser<br />

Wiederveröffentlichung jetzt die Gelegenheit, uns selbst<br />

ein Urteil über diese wahrhaft legendäre Aufnahme zu<br />

machen.<br />

CHOPIN: ETÜDEN OP.10 UND OP.25<br />

Paul Badura-Skoda, Klavier<br />

MUSIC & ARTS - MACD 1230 (M01)<br />

ADD, mono, 1956<br />

FLEISHER IN KÖLN<br />

Mit 37 Jahren, also auf dem Höhepunkt einer großartigen<br />

Karriere musste Leon Fleisher diese jäh unterbrechen,<br />

als eine heimtückische Krankheit den Gebrauch der<br />

rechten Hand scheinbar für immer unmöglich machte.<br />

Fleisher gab jedoch nicht auf und wurde somit bald zum<br />

Experten für das pianistische Repertoire für die linke<br />

Hand. Aus den Archiven des WDR veröffentlicht MEDICI<br />

MASTERS erstmals zwei Aufnahmen mit Klavierkonzerten<br />

von Beethoven aus den 1950er Jahren, also noch vor<br />

dem Ausbruch der Krankheit, die uns einen exzellenten<br />

Beethoven-Interpreten zeigen.<br />

BEETHOVEN:<br />

KLAVIERKONZER-<br />

TE NR. 2* & 4<br />

GLUCK:<br />

IPHIGENIE AUF<br />

AULIS-OUVER-<br />

TÜRE<br />

Fleisher/<br />

Rosbaud*/<br />

Klemperer/<br />

RSOKöln<br />

MEDICI MASTERS - MM 0362 (N01)<br />

ADD, mono, 1957*/1956<br />

FESTSPIELSTIMMUNG<br />

Dmitri Mitropoulos (1896-1960) war ein hervorragender<br />

Interpret der Musik von Richard Strauss. Das beweisen<br />

nicht zuletzt die Rundfunkkonzertmitschnitte aus Köln,<br />

wo er mit dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester<br />

zwei Sinfonische Dichtungen des Komponisten dirigierte.<br />

Für die Veröffentlichung standen MEDICI MASTERS<br />

die originalen Masterbänder der Studiokonzerte zur Verfügung,<br />

und so offenbaren die Aufnahmen beider Werke<br />

eine einzigartige Klangmagie.<br />

STRAUSS: DON QUIXOTE/ALSO SPRACH ZARATHUSTRA<br />

Mitropoulos/Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester<br />

MEDICI MASTERS - MM 0352 (N01)<br />

ADD, mono, 1959<br />

KLEMPERER-RARITÄTEN<br />

MEDICI MASTERS veröffentlicht nicht nur immer wieder<br />

interessante Aufnahmen aus den Archiven des WDR,<br />

sondern hat auch Zugriff auf Archive zahlreicher anderer<br />

europäischer Rundfunkanstalten. Hier veröffentlicht<br />

man ein seltenes Tondokument von Klemperers Gastspiel<br />

in Stockholm im Jahre 1958, das ihn einmal mehr als begnadeten<br />

Beethoven-Exegeten zeigt. Eine willkommene<br />

Ergänzung ist die bislang unveröffentlichte Rundfunkproduktion<br />

aus München mit dem Symphonieorchester<br />

des Bayerischen Rundfunks mit einem der Lieblingsstücke<br />

von Otto Klemperer, Mozarts Sinfonie Nr.29 KV201.<br />

BEETHOVEN:<br />

SINFONIE NR.3*<br />

MOZART:<br />

SINFONIE NR.29<br />

KV201<br />

Klemperer/<br />

Royal Stockholm<br />

Philharmonic<br />

Orchestra*/SO<br />

des Bayerischen<br />

Rundfunks<br />

Orchestra<br />

MEDICI MASTERS - MM 0372 (N01)<br />

ADD; stereo*/mono, 1958*/1956


NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

EXPERIMENTELLES<br />

SAXOPHON<br />

Als eine weitere, ausgesprochen<br />

spannende Veröffentlichung in der<br />

Reihe GRENZENLOS des Labels SPEK-<br />

TRAL präsentiert sich der mehrfach<br />

ausgezeichnete amerikanische Saxophonist<br />

Eliot Gattegno mit experimenteller<br />

Musik von internationalen<br />

Komponisten. Gattegno kann bereits<br />

auf eine breitgefächerte internationale<br />

Karriere als Solist und Kammermusiker<br />

zurückblicken. Er begann<br />

seine Ausbildung im Alter von zwei<br />

Jahren und debütierte im Jahr 2000<br />

in der Bostoner Jordan Hall. Seither<br />

konzertierte er in Afrika, Asien, Europa<br />

und Amerika. 2008 gewann er<br />

als erster Amerikaner den „Kranichsteiner<br />

Musikpreis” der Internationalen<br />

Ferienkurse für Neue Musik<br />

Darmstadt. Er ist Gründer verschiedener<br />

Ensembles und hat als ehemaliger<br />

Artist-in-Residence an der<br />

Harvard University Vorlesungen in<br />

Columbia, Princeton, Stanford und<br />

der University of California, Berkeley,<br />

gehalten.<br />

EINTERSECTIONS<br />

Werke von McCallum/Liang/<br />

Mincek/Tacke/+<br />

Eliot Gattegno, Saxophon<br />

Eric Wubbels, Klavier & Akkordeon<br />

SPEKTRAL -<br />

SRL 408039 (T01)<br />

DDD, 20<strong>09</strong><br />

MODERNES<br />

VOKALREPERTOIRE<br />

Die zeitgenössische Musik ist eines<br />

der Hauptbetätigungsfelder des Labels<br />

SPEKTRAL, und nicht selten<br />

kann man hier einige interessante<br />

Entdeckungen machen: Die geistlichen<br />

Chorkompositionen und Arrangements<br />

von Heinz Werner Zimmermann<br />

(*1930) sind mittlerweile zum<br />

festen Bestandteil des modernen<br />

Vokalrepertoires geworden. Zimmermann<br />

wuchs am Bodensee auf und<br />

studierte von 1950 bis 1954 bei Wolfgang<br />

Fortner in Heidelberg. Nach<br />

dem Examen an der Musikhochschule<br />

Freiburg wurde er 1954 Fortners<br />

Amtsnachfolger in Heidelberg.<br />

Von 1963 bis 1976 wirkte er als Leiter<br />

der Berliner Kirchenmusikschule<br />

Spandau und als Kompositionslehrer<br />

an der Musikhochschule Frankfurt<br />

(von 1975 bis 1996). Nachhaltig geprägt<br />

wurde Zimmermann durch die<br />

Beschäftigung mit amerikanischen<br />

Spirituals und mit dem klassischen<br />

Jazz. Eine Auswahl aus verschiedenen<br />

Schaffensperioden des Komponisten<br />

präsentiert uns das Vokalensemble<br />

Cantabile Regensburg unter seinem<br />

Dirigenten Matthias Beckert.<br />

ZIMMERMANN: CHORWERKE<br />

Marienlob/Drei Spirituals/<br />

Weihnacht/Vier Motetten/+<br />

Beckert/Vokalensemble Cantabile<br />

Regensburg<br />

SPEKTRAL -<br />

SRL 408040 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

DER FRÜHE<br />

STOCKHAUSEN<br />

Die vier auf dieser CD versammelten<br />

Werke stammen aus dem ersten Jahrzehnt<br />

eines kompositorischen Schaffens,<br />

das noch fünfzig Jahre vor sich<br />

hatte. Aber auch heute rezipiert man<br />

diese Stücke weniger als Frühwerke<br />

Stockhausens, sondern eher als wesentliche<br />

Ecksteine einer sich damals<br />

formierenden europäischen Nachkriegs-Avantgarde,<br />

innerhalb derer<br />

Karlheinz Stockhausen als jüngster<br />

der beteiligten Komponisten schon<br />

besonders einfl ussreich wirkte. Was<br />

sofort auffällt, sind nicht die gemeinsamen<br />

Züge dieser Werke, sondern<br />

wie sehr sie sich voneinander<br />

unterscheiden: Tatsächlich veranschaulicht<br />

jedes dieser Stücke eine<br />

andere, neue Phase in Stockhausens<br />

damaligen Schaffen. Das ensemble<br />

recherche ist einer der profi liertesten<br />

Interpreten Neuer Musik. Mit<br />

über 450 Uraufführungen seit der<br />

Gründung 1985 hat das Ensemble die<br />

Entwicklung der zeitgenössischen<br />

Kammer- und Ensemblemusik maßgeblich<br />

mitgestaltet.<br />

STOCKHAUSEN: KONTRAPUNKTE/<br />

REFRAIN/ZEITMASZE/SCHLAGTRIO<br />

ensemble recherche<br />

WERGO -<br />

WER 67172 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

21


22 NEUHEITEN NOTE 1 - <strong>SEPTEMBER</strong> 20<strong>09</strong><br />

TRAUERARBEIT<br />

Verarbeitung von Trauer war stets ein zentrales Motiv<br />

musikalischen Gestaltungswillens. Tobias PM Schneid<br />

(*1963) demonstriert eindrucksvoll, dass sich das auch<br />

im 21. Jahrhundert nicht geändert hat. Aus direkter Betroffenheit<br />

nach dem Tod seines Vaters entstanden erste<br />

Skizzen für das Klaviertrio. Es gibt seinen Zustand „zwischen<br />

sehr stiller und schlichter Trauer einerseits und<br />

hochemotionaler Aufgewühltheit, Wut, Verzweifl ung<br />

und existenziellen Fragestellungen andererseits“ wieder.<br />

Auch die übrigen Werke verarbeiten persönliche Erlebnisse<br />

von Trauer und Verlust, so entstand Sacred Landscapes<br />

unter dem Eindruck des 11. September 2001.<br />

TOBIAS PM SCHNEID: WERKE FÜR ENSEMBLE<br />

Klaviertrio/<br />

Cathedral I-III/<br />

Sacred Landscapes/+<br />

Ensemble Triolog<br />

SPIRITUELLE UNENDLICHKEIT<br />

Die Musik von Alfred Mitterhofer (1940-1999) besitzt eine<br />

spirituelle Unendlichkeit, die von Monika Mauch (Sopran),<br />

Norbert Trawöger (Flöte) und Bernhard Prammer<br />

(Orgel) sensibel umgesetzt wird. Wesentliche Inspirationsquellen<br />

waren für Mitterhofer die Gregorianik,<br />

die byzantinische Kirchenmusik, aber auch die Werke<br />

des estnischen Komponisten Arvo Pärt. Die drei Musiker<br />

nähern sich den Klangfeldern des Österreichers mit<br />

Bedacht und Gespür und machen diese Kleinodien der<br />

Musik des 20. Jahrhunderts auch für uns erfahrbar. Zu<br />

hören sind auf diesem Album Werke der Jahre 1989 bis<br />

1998.<br />

MITTERHOFER:<br />

ORGEL- UND<br />

KAMMERMUSIK<br />

Il sorriso di San<br />

Zeno/Gustate et<br />

videte quam<br />

suavis es Dominus/Hymnus/+<br />

Mauch/<br />

Trawöger/<br />

Prammer<br />

COVIELLO - COV 6<strong>09</strong>08 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

SPEKTRAL - SRL 4<strong>09</strong>055 (T01)<br />

DDD, 2008<br />

REICH UND KRAFTVOLL<br />

Eine reiche und kraftvolle musikalische Sprache und ein<br />

ausgeprägtes dramatisches Gespür haben Thea Musgrave<br />

(* 1928) zu einer der bedeutendsten und spannendsten<br />

Komponistinnen unserer Zeit werden lassen. Sie studierte<br />

zunächst an der Universität ihrer Geburtsstadt Edinburgh<br />

und dann bei Nadia Boulanger in Paris. Nach ihrer<br />

Rückkehr etablierte sie sich mit ihren Werken zunächst<br />

in London, ehe sie 1970 zunächst als Gastprofessorin an<br />

die University of California in Santa Barbara ging. Seit-<br />

dem lebt und arbeitet Musgrave in den Vereinigten Staaten.<br />

Für ihr Werk erhielt sie mehrere international renommierte<br />

Preise und Auszeichnungen. NMC stellt hier<br />

eine kleine Auswahl ihrer Werke vor.<br />

MUSGRAVE: TURBULENT LANDSCAPES<br />

Turbulent<br />

Landscapes/<br />

Songs for a<br />

Winter’s<br />

Evening/<br />

Two‘s Company<br />

Milne/Glennie/<br />

Vänskä/<br />

BBC Symphony<br />

Orchestra<br />

ÜBER DEM SOFA<br />

Pistolenschüsse im Klavierkorpus, kurze Haydn-Zitate,<br />

Unterhaltungsmusik aus dem Nebenzimmer, aus extremer<br />

Ferne aufgenommene Kontrabassklarinettenklänge<br />

in einer Mischung mit Umgebungsgeräuschen: „Musik<br />

für übers Sofa“ von Hannes Seidl (Jahrgang 1977) ist fest<br />

im wie auch immer „profanen“ Jetzt verankert. Gedacht,<br />

um zu Hause gehört zu werden, verweben sich in den<br />

verschiedenen Stücken Alltagsgeräusche mit Kunstmusik.<br />

Seidls Stücke zitieren sich gegenseitig und es werden<br />

Klänge entwertet. Die CD beansprucht dabei Eigenständigkeit,<br />

sie simuliert kein Konzert – Musik als lebendige,<br />

diesseitige Kunstform<br />

im kulturellen<br />

Diskurs.<br />

SEIDL: MUSIK<br />

FÜR ÜBERS SOFA<br />

Composers Slide<br />

Quartet/<br />

Ensemble<br />

Intégrales/Seidl/<br />

Nabicht/+<br />

NMC - NMCD 153 (T01)<br />

DDD, 1998-2007<br />

WERGO - WER 65742 (S01)<br />

DDD, 2008/20<strong>09</strong>


Hervé Niquet:<br />

MARAIS: SÉMÉLÉ<br />

Niquet/Le Concert Spirituel<br />

GLOSSA - GCD 921614 (R02)<br />

2CDs DDD, 2007<br />

Kategorie: Oper des 17. & 18. Jahrhunderts<br />

„Für mich eine der spektakulärsten Opern-Wiederentdeckungen<br />

der letzten Zeit.“<br />

Michael Stegemann, SWR 2 8.3.2008<br />

RONDO "CD DES MONATS"<br />

"Hervé Niquet ist mit seiner Weltersteinspielung das geglückt,<br />

was man durchaus als Wunder bezeichnen darf. Die mehr als<br />

zwei Stunden vergehen wie im Flug, man ist von dem Reichtum<br />

dieses Meisterwerks, gepackt wie gefangen."<br />

RONDO<br />

„Die Aufnahme ist absolut kultverdächtig.“<br />

Klaus Leymann, WDR Hörzeichen 21.05.2008<br />

NOTE 1 GRATULIERT DEN PREISTRÄGERN:<br />

Rundfunkchor Berlin:<br />

PEPPING: PASSIONSBERICHT DES MATTHÄUS<br />

Parkman/Rundfunkchor Berlin<br />

COVIELLO - COV 40801 (U01)<br />

Hybrid-SACD, DDD, 2008<br />

Kategorie: A capella Chormusik des 20. & 21. Jahrhunderts<br />

„Ein bedeutendes Werk, fürwahr, auf dieser CD vorbildlich<br />

dargeboten vom Berliner Rundfunkchor unter Stefan Parkman:<br />

Einnehmende Klanglichkeit, blitzsaubere Intonation und<br />

perfekte Homogenität sind die Vorzüge dieser Darbietung.“<br />

RONDO Nr.1 2008<br />

„Eine Neubewertung, die Folgen haben wird. Phänomenal!“<br />

Peter Uehling, Berliner Zeitung, 29.2.2008<br />

„Der Rundfunkchor Berlin untermauert auch hier seinen Ruf<br />

als einer der besten Chöre des Landes und singt sich gewohnt<br />

klangschön und durchhörbar durch diese so unprätentiöse wie<br />

ambitionierte Chorkomposition."<br />

Fono Forum 10/2008<br />

PRESSESPIEGEL


An dieser Stelle möchten wir Ihnen monatlich einen<br />

Künstler oder Komponisten aus dem Vertriebsprogramm<br />

von Note 1 kurz vorstellen. Verbunden ist<br />

das Portrait mit einem ausgewählten Titel zu einem<br />

attraktiven Sonderpreis.<br />

CD-EMPFEHLUNG DES MONATS<br />

Nur diesen Monat $9,99*<br />

*UNVERBINDLICHE PREISEMPFEHLUNG INKL. MWST.<br />

ARIE FAVORITE<br />

Arien von Mozart/Rossini/Bellini/<br />

Massenet/Donizetti<br />

Garanca/Vilumanis/<br />

Latvian National Symphony Orchestra<br />

ONDINE - ODE 969 (Z580)<br />

DDD, 2001<br />

PRESSESTIMMEN<br />

„Ihren wohlgerundeten, reizvoll timbrierten, fl exiblen Mezzosopran<br />

nützt die aus Riga stammende Sängerin wohlüberlegt<br />

und technisch sicher für sinnvolle Phrasierung und gefühlvolles<br />

Gestalten. Der dunkel getönte, zur leuchtenden, kraftvollen<br />

Höhe hin aufhellende, sehr kultivierte Mezzo eignet sich ideal<br />

für das Belcanto-Repertoire."<br />

klassik-heute.com<br />

ELINA GARANCA: ˇ<br />

EINE STIMME DER<br />

STRADIVARI-KLASSE<br />

Elīna Garanča wurde 1976 im lettischen Riga als<br />

Tochter eines Chordirigenten und einer Sängerin geboren.<br />

Zunächst dem Musical zugetan entschied sie<br />

sich, nach Beendigung der Schule Opernsängerin zu<br />

werden. Garanča studierte an der lettischen Musik-<br />

Akademie Gesang bei ihrer Mutter und bei Sergej<br />

Martinov, später in den USA, Amsterdam und in<br />

Wien. Obwohl selbst Mezzosopran, war und ist ihr<br />

großes Vorbild Joan Sutherland. Bereits im Alter von<br />

21 Jahren erfolgten erste Engagements in Bukarest<br />

und Athen. Über die Opernhäuser von Meiningen<br />

und Frankfurt gelangte sie an die Wiener Staatsoper,<br />

wo sie bei ihrem Debüt als Lola in Cavalleria rusticana<br />

für großes Aufsehen sorgte. Durch den Sieg beim<br />

Internationalen Mirjam Helin-Gesangswettbewerb<br />

1999 in Finnland wurde die internationale Opernwelt<br />

auf die Mezzosopranistin aufmerksam. Joan<br />

Sutherland, die der Jury angehörte, sprach von einer<br />

glänzenden Stimme. Der internationale Durchbruch<br />

kam bei den Salzburger Festspielen 2003 in der Partie<br />

des Annio in Mozarts La Clemenza di Tito. Damit begann<br />

eine vielbeachtete Karriere, die ihr in kurzer<br />

Zeit zu internationaler Anerkennung verhalf. Im<br />

Oktober 2006 wurde sie in Dresden mit dem Europäischen<br />

Kulturpreis für Musik ausgezeichnet. 2007 erhielt<br />

sie zudem den Echo Klassik 2007 der Deutschen<br />

Phonoakademie und erneut 20<strong>09</strong> für ihr Album „Bel<br />

Canto“. Als Monatsempfehlung haben wir für Sie ihr<br />

Debüt-Album beim Label ONDINE ausgewählt.<br />

Elīna Garanča<br />

IM PORTRAIT

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