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VorwortDie vorliegen<strong>de</strong> Arbeit entstand im Rahmen meiner Tätigkeit als wissenschaftlicherMitarbeiter im Fachgebiet Sicherheitstheorie und Verkehrstechnik an <strong>de</strong>r BergischenUniversität Wuppertal.Mein beson<strong>de</strong>rer Dank gilt meinem Doktorvater Herrn Univ.-Prof. Dr.-Ing. A. Meynafür die Ermöglichung, För<strong>de</strong>rung und Betreuung dieser Arbeit.Univ.-Prof. Dr. rer. nat. P. C. Müller, Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirtsch.-Ing. B. H.Müller und Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Yuan danke ich für die Erstellung <strong>de</strong>s zweitenGutachtens und ihre Mitwirkung im Promotionsausschuss.Meinen Kolleginnen und Kollegen danke ich für die gute Zusammenarbeit und dieUnterstützung, insbeson<strong>de</strong>re vor <strong>de</strong>r Abgabe <strong>de</strong>r Dissertation und <strong>de</strong>r Vorbereitung aufdie mündliche Prüfung.Herrn Dr.-Ing. M. Woltereck danke ich dafür, dass er mich für das Thema Monte-Carlo-Simulation im Rahmen einer gemeinsamen Veröffentlichung begeistert hat.Ein großer Dank gilt meiner Familie und meiner Freundin Astrid für die Unterstützungund Rücksichtnahme während meiner Dissertationszeit.


Inhaltsverzeichnis1 Einleitung ................................................................................................................ 12 Monte-Carlo-Simulation (MCS) ............................................................................. 52.1 Systemtransporttheorie..................................................................................... 72.1.1 Systemtransporttheorie ohne Berücksichtigung <strong>de</strong>s Alters...................... 72.1.2 Systemtransporttheorie mit Berücksichtigung <strong>de</strong>s Alters ........................ 92.1.3 Systemtransporttheorie unter Berücksichtigungphysikalischer Größen ............................................................................ 102.1.4 Systemtransporttheorie unter Berücksichtigung <strong>de</strong>rScha<strong>de</strong>nsakkumulation ........................................................................... 122.2 Generierung von Zufallszahlen...................................................................... 132.2.1 Metho<strong>de</strong>n zur Generierung einer Gleichverteilung................................ 132.2.2 Metho<strong>de</strong>n zur Generierung allgemeiner Verteilungen ........................... 142.3 Ungewichtete MCS ........................................................................................ 152.3.1 Generierung eines Zustandsüberganges ................................................. 162.3.2 Last-Event-Schätzer................................................................................ 162.3.3 Free-Flight-Schätzer ............................................................................... 172.4 Gewichtete MCS ............................................................................................ 182.4.1 Generierung eines Zustandsüberganges ................................................. 192.4.2 Last-Event-Schätzer................................................................................ 202.4.3 Free-Flight-Schätzer ............................................................................... 203 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Markovscher Prozesse..................................................... 223.1 Beschreibung <strong>de</strong>s Markovschen Zustandsmo<strong>de</strong>lls ........................................ 223.2 Analytische Lösung........................................................................................ 233.3 Ungewichtete MCS ........................................................................................ 243.3.1 Last-Event-Schätzer................................................................................ 243.3.2 Free-Flight-Schätzer ............................................................................... 25


InhaltsverzeichnisIII5.4 Gewichtete MCS ............................................................................................ 495.4.1 Last-Event-Schätzer................................................................................ 505.4.2 Free-Flight-Schätzer ............................................................................... 515.5 Ergebnisdarstellung........................................................................................ 525.6 Zusammenfassung <strong>de</strong>r Ergebnisse................................................................. 566 Gesamtbewertung <strong>de</strong>r Ergebnisse ......................................................................... 577 Analyse eines 2-Kanal-Rechnersystems unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigungdynamischer Systemän<strong>de</strong>rungen ........................................................................... 587.1 Beschreibung <strong>de</strong>s 2-Kanal-Rechnersystems .................................................. 587.2 Simulationsalgorithmen ................................................................................. 637.3 Ergebnisdarstellung........................................................................................ 657.3.1 Bewertung <strong>de</strong>r Temperaturbereiche A und B......................................... 657.3.2 Bewertung <strong>de</strong>s Temperaturbereiches C.................................................. 747.4 Zusammenfassung <strong>de</strong>r Ergebnisse................................................................. 778 Zusammenfassung und Ausblick........................................................................... 789 Literaturverzeichnis............................................................................................... 81Anhang..........................................................................................................................85A.1 Abkürzungen ......................................................................................................... 85A.2 Symbolverzeichnis ................................................................................................ 86A.3 Grundlagen ............................................................................................................ 90A.3.1 Stichprobenfunktionen ................................................................................... 90A.3.2 Theoretische Zuverlässigkeitskenngrößen nicht reparierbarer Systeme........ 91A.3.3 Theoretische Sicherheitskenngrößen nicht reparierbarer Systeme................ 93A.3.4 Empirische Kenngrößen................................................................................. 94A.3.5 Ausgewählte Verteilungsfunktionen.............................................................. 96A.3.6 Angewandte Belastungsmo<strong>de</strong>lle.................................................................... 98A.3.7 Scha<strong>de</strong>nsakkumulation................................................................................. 100


1 EinleitungDer zunehmen<strong>de</strong> Einsatz elektronischer Systeme im Kraftfahrzeug folgt u.a. aus <strong>de</strong>nstetig wachsen<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen von Seiten <strong>de</strong>s Gesetzgebers und <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n hinsichtlichSicherheit, Zuverlässigkeit, Umweltschutz und Komfort. So wird geschätzt,dass <strong>de</strong>r Elektronikanteil an <strong>de</strong>n sicherheitsrelevanten Systemen von <strong>de</strong>rzeit 27 % auf35% im Jahre 2010 ansteigen wird [Flö04].Mit <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Komplexität und Vernetzung <strong>de</strong>r Systeme ist mit einem Anstiegvon Systemausfällen zu rechnen, die zu einer Gefährdung <strong>de</strong>r Verkehrsteilnehmerführen können. Die Systemsicherheit und -zuverlässigkeit stellen somit Anfor<strong>de</strong>rungendar, die es frühzeitig zu berücksichtigen gilt.Mit <strong>de</strong>n zuvor genannten wachsen<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen steigen aber auch die Ansprüchean die Entwicklung und Durchführung zeitgemäßer Metho<strong>de</strong>n zur Sicherheits- undZuverlässigkeitsplanung und -analyse.Die gängigsten Verfahren zur Sicherheits- und Zuverlässigkeitsplanung und -analysesind heutzutage die Fehler-Möglichkeits- und Einfluss-Analyse (FMEA), die Fehlerbaumanalyse(FBA), das Petri-Netz u.a. sowie die Markovsche Mo<strong>de</strong>llbildung, die aufBasis stochastischer Prozesse erfolgt.Der Vorteil <strong>de</strong>r stochastischen Prozesse gegenüber Verfahren wie <strong>de</strong>r FMEA und <strong>de</strong>rFBA liegt darin, dass Abhängigkeiten innerhalb <strong>de</strong>s betrachteten Systems besser abgebil<strong>de</strong>twer<strong>de</strong>n können. Die Art <strong>de</strong>s stochastischen Prozesses ist dabei über die <strong>de</strong>finitionsspezifischenund anwendungsspezifischen Kriterien [Kne89] gegeben. Es sindinsbeson<strong>de</strong>re die Markovsche Eigenschaft (Zeitinvarianz [Cox70]), die MarkovscheZustandsbedingung und die Markovsche Zeitbedingung [Mey82] zu beachten.Eine <strong>de</strong>r wesentlichen Anfor<strong>de</strong>rungen besteht in <strong>de</strong>r Entwurfsphase darin, die Systemehinsichtlich Sicherheit und Zuverlässigkeit optimal zu planen und gegenüber äußerenEinflüssen robust auszulegen. Es ist <strong>de</strong>mnach erfor<strong>de</strong>rlich die Systeme unter Berücksichtigungrealer Bedingungen zu entwerfen und zu prüfen. Als reale Bedingungensind stochastische Abhängigkeiten (zustandsabhängige System<strong>de</strong>gradation u.a.), systematischeSystemän<strong>de</strong>rungen (Früh- und Verschleißausfälle u.a.) sowie dynamischeSystemän<strong>de</strong>rungen (physikalische Einflussgrößen u.a.), zu berücksichtigen. Des Weiterensind die wechselseitigen Einflüsse (z.B. Ausfallverhalten und Temperatur), diezwischen systematischen und dynamischen Systemgrößen bestehen, zu beachten.


2 1 EinleitungDie in <strong>de</strong>r Automobilindustrie gängigen Verfahren wie die FMEA, die FBA und dieMarkov-Analyse sind nur bedingt in <strong>de</strong>r Lage, reale Bedingungen im Rahmen <strong>de</strong>rSicherheits- und Zuverlässigkeitsanalyse adäquat zu berücksichtigen. Die Analysensind hierbei in <strong>de</strong>r Regel statischer Natur. Die wesentlichen Parameter einer Analyse,wie die Ausfallraten <strong>de</strong>r betrachteten Systemkomponenten, wer<strong>de</strong>n dabei als konstantbetrachtet. Systematische Ausfälle wie Früh- o<strong>de</strong>r Verschleißausfälle lassen sich unterVerwendung <strong>de</strong>r oben genannten Verfahren nicht abbil<strong>de</strong>n.Auf Basis von Nicht-Markov-Prozessen [Kne89] lassen sich stochastische Abhängigkeitendagegen ohne Einschränkungen beschreiben sowie alle systematischen unddynamischen Systemän<strong>de</strong>rungen realitätsnah mo<strong>de</strong>llieren. Die Anfor<strong>de</strong>rung besteht in<strong>de</strong>r Lösung dieser Prozesse, da aus <strong>de</strong>r Vielfalt und Dynamik <strong>de</strong>r Einflussgrößen Gleichungssystemefolgen, die selten geschlossen lösbar sind.Eine Möglichkeit zur Mo<strong>de</strong>llierung und Lösung von solch komplexen Fragestellungenist mit Hilfe <strong>de</strong>r Monte-Carlo-Simulation (MCS) gegeben. Die MCS hat sich speziellim Bereich <strong>de</strong>r Kerntechnik zur Probabilistischen Sicherheitsanalyse (PSA) [Smi92b],[Mar94], [Wol01] aber auch in viel versprechen<strong>de</strong>n Ansätzen im Bereich <strong>de</strong>r Automobilindustrie[Wol04], [Hau05], [Hau06] und <strong>de</strong>s Maschinenbaus [Fri01a], [Fri01b]bewährt.Ziel dieser Arbeit ist es, die Sicherheit und Zuverlässigkeit eines Systems realitätsnahzu mo<strong>de</strong>llieren und zu analysieren. Es wer<strong>de</strong>n reale Bedingungen wie stochastischeAbhängigkeiten, systematische und dynamische Systemän<strong>de</strong>rungen (z.B. Temperatureinfluss)im Rahmen einer realitätsnahen Sicherheits- und Zuverlässigkeitsanalyseberücksichtigt. Die sicherheits- und zuverlässigkeitstechnische Mo<strong>de</strong>llierung undAnalyse <strong>de</strong>r Systeme mit <strong>de</strong>n gegebenen Abhängigkeiten und Systemän<strong>de</strong>rungenerfolgt unter Verwendung <strong>de</strong>r MCS.Bei <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>r MCS ist es insbeson<strong>de</strong>re erfor<strong>de</strong>rlich, seltene Ereignisse, wiesie bei <strong>de</strong>r Untersuchung von Systemen mit hohen Sicherheits- und Zuverlässigkeitsfor<strong>de</strong>rungenüblich sind, zu beachten. Diesbezüglich wer<strong>de</strong>n spezielle Verfahren zurErgebnisschätzung und zur Varianzreduktion (gewichtete MCS) untersucht und in dieSicherheits- und Zuverlässigkeitsanalysen integriert. Ziel ist es, einen Beitrag zurWeiterentwicklung und Optimierung von bestehen<strong>de</strong>n Simulationsalgorithmen zuleisten.Eine wesentliche Einflussgröße, die im Rahmen <strong>de</strong>r Sicherheits- und Zuverlässigkeitsanalysenbetrachtet wird, ist die Temperatur. Die Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>s Temperatureinflus-


1 Einleitung 3ses erfolgt im Rahmen dieser Arbeit unter Verwendung <strong>de</strong>s Arrhenius-Mo<strong>de</strong>lls. Zurzusätzlichen Berücksichtigung von akkumulativen Temperaturschädigungen wird diebekannte Systemtransporttheorie um ein Scha<strong>de</strong>nsakkumulationsmo<strong>de</strong>ll erweitert.Die relevanten Systemgrößen (Arrhenius-Mo<strong>de</strong>llparameter sowie Ausfallverhalten)lassen sich z.B. aus Daten, wie Prüf- o<strong>de</strong>r Felddaten, ermitteln. Mit einem neuen temperaturabhängigenPrognosemo<strong>de</strong>ll wird gezeigt, wie sich die Arrhenius-Mo<strong>de</strong>llparameter und das Ausfallverhalten <strong>de</strong>s untersuchten Systems aus <strong>de</strong>n gegebenenDaten bestimmen lassen.Der praktische Nutzen <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit, insbeson<strong>de</strong>re im Bereich <strong>de</strong>r Forschungund Entwicklung, besteht in <strong>de</strong>r Ermittlung von Sicherheits- und Zuverlässigkeitskenngrößenunter Berücksichtigung <strong>de</strong>r relevanten Einflussgrößen. Somit lassensich Systeme zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Entwurfsphase z.B. bezüglich ihres Einbau- und Einsatzortesrealitätsnah untersuchen und bewerten. Notwendige Modifizierungen zurErhöhung <strong>de</strong>r Robustheit gegenüber relevanten Einflussgrößen und die damit verbun<strong>de</strong>nenVerbesserungen <strong>de</strong>r Systemsicherheit und -zuverlässigkeit können somit frühzeitiggeplant und durchgeführt wer<strong>de</strong>n.Oftmals können viele <strong>de</strong>r benötigten Mo<strong>de</strong>llparameter (Temperatureinfluss, Ausfallverhaltenu.a.) aus <strong>de</strong>n Felddaten (Garantiedaten, Fehlerspeicherdaten u.a.) ermitteltwer<strong>de</strong>n. Die so gewonnenen Ergebnisse lassen sich u.a. für <strong>de</strong>n Entwurf neuer Systemenutzen. Zusätzlich können die Prüfungen im Rahmen <strong>de</strong>r Erprobung unter Berücksichtigung<strong>de</strong>r tatsächlich anliegen<strong>de</strong>n Belastungen im Feld gestaltet wer<strong>de</strong>n. DasProdukt wird somit realitätsnah entworfen, bewertet und geprüft. Die Güte <strong>de</strong>s Entwurfsund <strong>de</strong>r Prüfung können dann im späteren Verlauf <strong>de</strong>s Produktlebenszyklusanhand <strong>de</strong>r gegebenen Felddaten validiert und verifiziert wer<strong>de</strong>n.Die Grundlagen und die wesentliche Theorie <strong>de</strong>r MCS sind Bestandteil von Kapitel 2.Die MCS wird anhand <strong>de</strong>r Systemtransporttheorie, die erstmalig um ein Scha<strong>de</strong>nsakkumulationsmo<strong>de</strong>llerweitert wird, dargestellt. Zusätzlich wer<strong>de</strong>n spezielle Verfahrenzur Ergebnisschätzung und zur Bewertung seltener Ereignisse (gewichtete MCS) erläutert.Mit <strong>de</strong>n Untersuchungen in Kapitel 3 wird gezeigt, dass mit Hilfe <strong>de</strong>r MCS und unterAnwendung varianzreduzieren<strong>de</strong>r Verfahren (gewichtete MCS) hochzuverlässige


4 1 EinleitungSysteme mo<strong>de</strong>lliert und analysiert wer<strong>de</strong>n können. Gegenstand <strong>de</strong>r Untersuchungen istein einfaches aber hochzuverlässiges Markov-Mo<strong>de</strong>ll, bestehend aus vier Zustän<strong>de</strong>n.In Kapitel 4 wird ein System untersucht, <strong>de</strong>ssen Ausfallverhalten zeit- und temperaturabhängigist. Es wird gezeigt, dass es auf Grundlage <strong>de</strong>r MCS möglich ist, solchemehrparametrigen stochastischen Prozesse zu mo<strong>de</strong>llieren und zu analysieren. Zudiesem Zweck wer<strong>de</strong>n die Einflüsse <strong>de</strong>r Zeit und <strong>de</strong>r Temperatur auf das Ausfallverhalteneines Systems mit zwei Zustän<strong>de</strong>n betrachtet.Da sich reale Systeme selten statisch o<strong>de</strong>r systematisch verhalten, ist es erfor<strong>de</strong>rlich,dynamische Systemän<strong>de</strong>rungen (Systemwie<strong>de</strong>rherstellung und -erneuerung u.a.) zubetrachten. Gegenstand <strong>de</strong>r Untersuchungen in Kapitel 5 ist <strong>de</strong>shalb ein Nicht-Markov-Mo<strong>de</strong>ll mit 3 Zustän<strong>de</strong>n und einem Regenerationspunkt. Es wird gezeigt, dassdie MCS ein Verfahren ist, mit <strong>de</strong>m Zeitabhängigkeiten, Semi-Markov-, regenerativeundnicht-regenerative Eigenschaften [Kne89] berücksichtigt wer<strong>de</strong>n können.In Kapitel 6 erfolgt eine Gesamtbewertung <strong>de</strong>r Ergebnisse aus Kapitel 3 bis Kapitel 5.Basierend auf <strong>de</strong>n Grundlagen (Kapitel 2) und <strong>de</strong>n Untersuchungen aus Kapitel 3 bisKapitel 5 erfolgt in Kapitel 7 die Analyse eines 2-Kanal-Rechnersystems unter realenBedingungen, d.h. unter Berücksichtigung von stochastischen Abhängigkeiten sowiesystematischen und dynamischen Systemän<strong>de</strong>rungen. Die Temperatur wird hierbei alswesentliche Einflussgröße (dynamische Systemän<strong>de</strong>rung) in die Sicherheits- und Zuverlässigkeitsanalysenintegriert. In einem weiteren Schritt wird gezeigt, wie sich dierelevanten Systemgrößen (Arrhenius-Mo<strong>de</strong>llparameter sowie Ausfallverhalten) mitHilfe eines neuen temperaturabhängigen Prognosemo<strong>de</strong>lls ermitteln lassen.Mit <strong>de</strong>r Zusammenfassung und <strong>de</strong>m Ausblick (Kapitel 8) wer<strong>de</strong>n die wesentlichenErgebnisse <strong>de</strong>r Arbeit reflektiert und weitere Einsatzmöglichkeiten und Entwicklungenvorgestellt.Der Anhang enthält ein Verzeichnis <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Abkürzungen und Symbolesowie weitere Grundlagen zum Verständnis sicherheits- und zuverlässigkeitstechnischerSachverhalte, die in Kapitel 2 bis Kapitel 8 nicht explizit erklärt wer<strong>de</strong>n.Alle Analysen und Ergebnisse dieser Arbeit wur<strong>de</strong>n unter Verwendung <strong>de</strong>r mathematischenEntwicklungssoftware Mathematica TM 5.0.1 mit einer Maschinengenauigkeitvon ε = 2,22045E-16 erstellt. Als Rechnersystem diente ein 64 Bit Rechner mit einemAMD 3700+ Prozessor.


2 Monte-Carlo-Simulation (MCS)Unter Anwendung <strong>de</strong>r MCS lassen sich sehr komplexe mathematische Fragestellungenlösen. Dabei kann das zu untersuchen<strong>de</strong> System gleichzeitig Elemente mit stetigersowie diskreter Wirkung enthalten, es kann <strong>de</strong>m Einfluss vielfältiger Faktoren komplizierterNatur unterworfen und durch überaus umfangreiche Wechselbeziehungen beschriebensein [VDI99].Insbeson<strong>de</strong>re bei Fragestellungen mit stochastischem Inhalt bietet die MCS Lösungsansätze,die die Berechnung <strong>de</strong>s Problems im Gegensatz zu analytischen Ansätzenwesentlich vereinfachen [Erm75].Die Entwicklung <strong>de</strong>r MCS lässt sich bis ins 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt zurückverfolgen. Derfranzösische Naturforscher Buffon (1777) ermittelte unter Anwendung eines experimentellenVersuchs die Wahrscheinlichkeit, mit <strong>de</strong>r eine auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n geworfeneNa<strong>de</strong>l gleichzeitig zwei Holzplanken berührt. Unter Kenntnis <strong>de</strong>s Versuchs von Buffonzeigte Laplace (1886) zu<strong>de</strong>m, dass sich auf Basis <strong>de</strong>r experimentellen Ergebnisseein Schätzer für π ermitteln lässt.Eine weitere Nutzung erfolgte durch W.S. Gosset, <strong>de</strong>r mit Hilfe <strong>de</strong>r MCS (1908) dieentwickelte Theorie seiner Stu<strong>de</strong>nt t-Verteilung experimentell untermauerte.Die neuzeitliche Anwendung <strong>de</strong>r MCS wur<strong>de</strong> um 1945 zur Simulation statistischerExperimente im Rahmen <strong>de</strong>s Manhattan Project im Wesentlichen durch Fermi, vonNeumann und Ulam entwickelt.Seit<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> die MCS neben <strong>de</strong>r Neutronenphysik in weiteren Wissenschaftszweigenwie beispielsweise Bedienungstheorie, Spieltheorie und mathematische Ökonomieverwen<strong>de</strong>t [Erm75].Heutzutage gilt die MCS als einzig realisierbare Metho<strong>de</strong> zur Berechnung und Bewertungkomplexer mehrdimensionaler Problemstellungen.Im Rahmen von Sicherheits- und Zuverlässigkeitsanalysen hat sich die MCS insbeson<strong>de</strong>rebei <strong>de</strong>r Auswertung großer komplexer Fehlerbäume bewährt [Kam72],[Kam76]. Darüber hinaus können mittels MCS komplexe Sachverhalte, wie Abhängigkeitenvon Zustän<strong>de</strong>n und Zustandswechseln, beliebige Verteilungsfunktionen undZeitabhängigkeiten, flexible Wartungs- und Reparaturstrategien und physikalischeEinflussgrößen (z.B. Temperatur) berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.


6 2 Monte-Carlo-Simulation (MCS)Die stetige Fortentwicklung <strong>de</strong>r Computertechnik lässt zu<strong>de</strong>m die Anwendbarkeit <strong>de</strong>rMCS, beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>r Analyse komplexer und hochzuverlässiger Systeme, stetigwachsen. Die Anwendbarkeit <strong>de</strong>r MCS wird letztendlich durch die Leistungsfähigkeit<strong>de</strong>s Rechnersystems begrenzt.Anhand <strong>de</strong>r MCS lassen sich u.a. Integrale <strong>de</strong>r Formb∫ag(x) ⋅f (x)dx(2.1)berechnen [Lux91].Entspricht X einer Zufallsgröße mit <strong>de</strong>r Verteilungsdichte f(x), dann ist auch g(X) eineZufallsgröße und es lässt sich <strong>de</strong>r Erwartungswert+∞∫−∞E (g(X)) = g(x) ⋅f (x) dx(2.2)bestimmen.Die grundlegen<strong>de</strong> numerische Aufgabe besteht darin, <strong>de</strong>n Erwartungswert E(g(X)) <strong>de</strong>rZufallsgröße g(X) zu schätzen. Aus einer Stichprobe mit <strong>de</strong>n Stichprobenwertenx = (x1,x2,...,xn) berechnet sich das arithmetische Mittel, als Näherung zum ErwartungswertE(g(X)), zun1E (g(X)) ≈ ⋅∑g(x i). (2.3)ni=1Im Rahmen <strong>de</strong>r Systemanalyse gilt es, die Zustandswahrscheinlichkeiten P k (t) <strong>de</strong>rFormtPk (t) = ∫ ψ (t′k) ⋅ Rk(t | t′)dt′(2.4)0zu ermitteln (R(t | t G , t´) = R(t | t´) für t G = 0, siehe Gleichung (A.3.18)). Liegt einabsorbieren<strong>de</strong>r Zustand k vor, so reduziert sich Gleichung (2.4) zutPk (t) = ∫ ψk(t′)dt′. (2.5)0Die Größe ψ(t) heißt Ereignisdichte und lässt sich insbeson<strong>de</strong>re in enger Analogie zurBoltzmannschen Transportgleichung (physikalische Partikel-Transporttheorie) aufBasis von System-Transportgleichungen darstellen [Lew84], [Dev97], [Dub98],[Mar98].


2.1 Systemtransporttheorie 72.1 SystemtransporttheorieMit Hilfe <strong>de</strong>r Systemtransporttheorie, die auf <strong>de</strong>r Partikel-Transporttheorie basiert,lässt sich die zeitliche Entwicklung eines Systems mit <strong>de</strong>n jeweiligen <strong>de</strong>finierten Zustän<strong>de</strong>nmo<strong>de</strong>llieren [Lux91], [Dub98]. Die Transportgleichungen beschreiben dabeianhand von Ereignisdichten <strong>de</strong>n Transfer zwischen <strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong>n innerhalb <strong>de</strong>s Zustandsraumes.Der Mo<strong>de</strong>llierung sind dabei, unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>s stochastischen Prozesses,keine Grenzen gesetzt. Markov-, Semi-Markov- aber auch Nicht-Markov-Prozesse lassen sich mit <strong>de</strong>r Systemtransporttheorie darstellen.Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n die Ansätze <strong>de</strong>r Systemtransporttheorie mit und ohne Berücksichtigung<strong>de</strong>s Alters, ein Ansatz zur Berücksichtigung physikalischer Größen sowieein neuer Ansatz zur Berücksichtigung <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>nsakkumulation vorgestellt.2.1.1 Systemtransporttheorie ohne Berücksichtigung <strong>de</strong>s AltersDie Ereignisdichte ψ k(t) entspricht <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeitsdichte, dass <strong>de</strong>r Zustand kzum Zeitpunkt t eingenommen wird.Wird ψ k(t) als Summe von Ereignissen mit einer unterschiedlichen Anzahl von Transitionenbetrachtet, so ist die Ereignisdichte durch <strong>de</strong>n Grenzwertψ∑ ∞ nkt) = ψk(t)n=0( (2.6)ngegeben. ψ k(t) , mit <strong>de</strong>m Zählin<strong>de</strong>x n, entspricht <strong>de</strong>r Ereignisdichte, dass <strong>de</strong>r Zustandk zum Zeitpunkt t nach genau n Transitionen erreicht wird.Die Größenψ kn( t n)mitt nnn−1ψk(tn) =k(tn 1)Rk(tn| tn 1)k k(tn) dtn∑ ∫ ψn 1 −⋅n 1 −⋅ λ−−n−1n n−1(2.7)k n−1≠kn 0entspricht dann <strong>de</strong>r Ereignisdichte, dass <strong>de</strong>r Zustand k n zum Zeitpunkt t n nach genau nTransitionen erreicht wird.0Die Anfangsbedingung ψ k(0) , dass sich das System zum Zeitpunkt t = 0 im Zustand kbefin<strong>de</strong>t, lässt sich mit <strong>de</strong>r Dirac-Deltafunktion δ(t) [Meyb91] berücksichtigen[Lew84]. Die Anfangsbedingung ist dann gegeben durch0ψ 0) = P (0) ⋅δ(t). (2.8)k(k


8 2 Monte-Carlo-Simulation (MCS)Der eigentliche Transport, d.h. <strong>de</strong>r Zeitpunkt und die Art <strong>de</strong>r nächsten Systemzustandsän<strong>de</strong>rung,wird mit <strong>de</strong>r Zeitgleichung (engl. Free-Flight-Kernel, FFK) und <strong>de</strong>rEreignisgleichung (engl. Collision-Kernel, CK) beschrieben. Die Transportgleichungsetzt sich zusammen zuK(k′ , t′→ k, t) = T(k′, t′→ t) ⋅C(t,k′→ k) . (2.9)Der FFK T(k′, t′→ t) entspricht <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeitsdichte, dass <strong>de</strong>r nächsteZustand zum Zeitpunkt t eingenommen wird unter <strong>de</strong>r Bedingung, dass <strong>de</strong>r gegenwärtigeZustand k´ zum Zeitpunkt t´ eingenommen wur<strong>de</strong>:T(kλ′ ′k ′, t′→ t) = f ′(t| t′) = λk′(t) ⋅Rk(t | t ) mit (2.10)∑k ′ t) = λk′k(t)k≠k′( und (2.11)Rk ′(t| t′ ) = ∏Rk′k(t | t′) . (2.12)k≠k′Das folgen<strong>de</strong> Ereignis bzw. <strong>de</strong>r Zustand, <strong>de</strong>r zum Zeitpunkt t infolge <strong>de</strong>s Zustandsübergangesk´→ k eingenommen wird, lässt sich anhand <strong>de</strong>s CK ermitteln. Der CKC(t,k′→ k) entspricht <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Zustandsübergang in<strong>de</strong>n Zustand k erfolgt unter <strong>de</strong>r Bedingung, dass dieses Ereignis aus einem Zustandsübergangaus <strong>de</strong>m Zustand k´ zum Zeitpunkt t resultiert:λk′k(t)C(t, k′ → k) = γk′k(t) = . (2.13)λ (t)k′Die Ereignisdichte(t) ψ kergibt sich somit zuψk(t) = P (0) ⋅δ(t)+k= P (0) ⋅δ(t)+kt∑ ∫k′≠k0t∑ ∫k′≠k0ψψk′k′(t′)⋅K(k′, t′→ k, t) dt′(t′)⋅qk′k(t | t′) dt′.(2.14)Die Größeentspricht <strong>de</strong>r partiellen bedingten Wahrscheinlichkeitsdichteq k ′ k(t | t′)(t | t′ k k) = fk′(t | t′) ⋅ γk′k(t) = λk′k(t) ⋅ Rk′(t | t′q ′ ).(2.15)Wird das System auf Basis von Transportgleichungen mo<strong>de</strong>lliert, so können unterVerwendung <strong>de</strong>r MCS die Integrale <strong>de</strong>r FormtPk (t) = ∫ ψ (t′k) ⋅ Rk(t | t′) dt′,(2.16)0


2.1 Systemtransporttheorie 9t∑∫F (t) = ψ ′ ′k(t ) dtund (2.17)k∈F´0t∑ ∫G (t) = ψ ′ ′k(t ) dt(2.18)k∈G´0mit <strong>de</strong>n in Kapitel 2.3 und Kapitel 2.4 beschriebenen Verfahren geschätzt wer<strong>de</strong>n.Dabei entsprichtF´: <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r ausgefallenen absorbieren<strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong> undG´: <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r gefährlichen absorbieren<strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong>.2.1.2 Systemtransporttheorie mit Berücksichtigung <strong>de</strong>s AltersSpielt zusätzlich das Alter (gegeben über <strong>de</strong>n Geburtspunkt t G) einer Komponente,<strong>de</strong>s Systems o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Prozesses eine Rolle, so muss das Alter t − tGzum Zeitpunkt tim Rahmen <strong>de</strong>r Systemtransporttheorie berücksichtigt wer<strong>de</strong>n [Dub00]. Die Ereignisdichteψ k( t, tG) entspricht <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeitsdichte, dass <strong>de</strong>r Zustand k zumZeitpunkt t mit <strong>de</strong>m Alter t − t Geingenommen wird.Der FFK T(k′ , t′G, t′→ t)entspricht dann <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeitsdichte, dass <strong>de</strong>rnächste Zustand zum Zeitpunkt t eingenommen wird unter <strong>de</strong>r Bedingung, dass <strong>de</strong>rgegenwärtige Zustand k´ zum Zeitpunkt t´ mit <strong>de</strong>m Alter t ′ − t′Geingenommen wur<strong>de</strong>:T(k′ , t′, t′G→ t) = fk′ (t | t′, t′G) = λk′(t − t′G) ⋅ Rk′(t | t′G, t′) . (2.19)Das folgen<strong>de</strong> Ereignis bzw. <strong>de</strong>r Zustand, <strong>de</strong>r zum Zeitpunkt t mit <strong>de</strong>m Alter t − t′Ginfolge <strong>de</strong>s Zustandsüberganges k´→ k eingenommen wird, lässt sich anhand <strong>de</strong>s CKermitteln. Der CK C(t− t′, k′G→ k) entspricht <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeit dafür, dass einZustandsübergang in <strong>de</strong>n Zustand k erfolgt unter <strong>de</strong>r Bedingung, dass dieses Ereignisaus einem Zustandsübergang aus <strong>de</strong>m Zustand k´ zum Zeitpunkt t mit <strong>de</strong>m Altert − t′Gresultiert:C(t− t′, k′G→ k) = γk′ k(t − t′G) . (2.20)Nun muss zusätzlich berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, dass auch <strong>de</strong>r Geburtspunkt t Geine Än<strong>de</strong>rungim Laufe <strong>de</strong>s Systemtransportes erfahren kann (Reparatur, Wartung, Schädigungu.a.).Die entsprechen<strong>de</strong> Transfergleichung U(k′ ,k,t′,t,t′G→ tG) <strong>de</strong>s Geburtspunktes (engl.Birth point Transfer Function, BTF) ist <strong>de</strong>finiert als Wahrscheinlichkeitsdichte, dass<strong>de</strong>r Geburtspunkt gleich sein wird unter <strong>de</strong>r Bedingung, dass ein Zustandsübergangt G


10 2 Monte-Carlo-Simulation (MCS)von Zustand k´ in <strong>de</strong>n Zustand k zum Zeitpunkt t erfolgt und <strong>de</strong>r Geburtspunkt beiEintritt in <strong>de</strong>n Zustand k´ zum Zeitpunkt t´ gleich t′Gwar.Im Falle einer vollständigen Reparatur (engl. Good As New, GAN) lautet die BTFU(k ′,k, t′, t, t′G→ tG)= δ(tG− t) . (2.21)Eine Instandsetzung ohne Systemverbesserung (engl. Bad As Old, BAO), d.h.t − t = t′− ′ , lässt sich überGt GU(k ′,k, t′, t, t′G→ tG)= δ(tG− t′G− t + t′)(2.22)mo<strong>de</strong>llieren.Die Ereignisdichteψ k( t, tG)ergibt sich zuψ (t, tkG) = P (0, 0) ⋅ δ(t)⋅ δ(tk⋅ ψk′(t′,t′G) ⋅ qGk′k) + ∑ ∫∫ U(k ′,k , t′,(t | t′Gttk′ ≠kt′0G, t′) dt′Gdt′.t, t′G→ tG)(2.23)Wird das System auf Basis von Transportgleichungen mo<strong>de</strong>lliert, so können unterVerwendung <strong>de</strong>r MCS die Integrale <strong>de</strong>r Formtt∫∫P = ψ ′ ′ ⋅ ′ ′ ′ ′k(t)k(t , tG) Rk(t | tG,t ) dtGdt , (2.24)t′0Gtt∑ ∫∫F(t)= ψ ′ ′ ′ ′k(t , tG)dtGdt und (2.25)k∈ F´ t′0Gtt∑ ∫∫G (t) = ψ ′ ′ ′ ′k(t , tG)dtGdt(2.26)k∈ G´ t′0Gmit <strong>de</strong>n in Kapitel 2.3 und Kapitel 2.4 beschriebenen Verfahren geschätzt wer<strong>de</strong>n.2.1.3 Systemtransporttheorie unter Berücksichtigung physikalischer GrößenZusätzlich lassen sich im Rahmen <strong>de</strong>r Systemtransporttheorie physikalische Größenberücksichtigen. Dies ist sowohl für <strong>de</strong>terministische [Smi92a] als auch für stochastischeGrößen [Bec02] möglich.Die Ereignisdichte ψk(x, t)entspricht <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeitsdichte, dass <strong>de</strong>r Zustandk zum Zeitpunkt t mit <strong>de</strong>r physikalischen Größe x eingenommen wird.


2.1 Systemtransporttheorie 11Der Verlauf <strong>de</strong>r physikalischen Größe X innerhalb <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s k´ sei über die Funktiong k ′(t− t′, u) gegeben. Der Zustand k´ wur<strong>de</strong> zum Zeitpunkt t´ mit u eingenommen.Zusätzlich wird <strong>de</strong>r Einfluss einer stochastischen Größe Z <strong>de</strong>finiert. Der funktionelleZusammenhang zwischen X und Z ist bei einem Zustandsübergang von Zustand k´nach Zustand k über die Funktionx = y ′ k(x , z)(2.27)k′gegeben. Die stochastische Einflussgröße Z, bei einem Zustandsübergang von Zustandk´ nach Zustand k, ist über die Wahrscheinlichkeitsdichte a k´k (z) gegeben.Unter Berücksichtigung <strong>de</strong>terministischer und stochastischer Än<strong>de</strong>rungen berechnetsich die Ereignisdichte ψ k(x, t) zuk′tψk(x, t) = Pk(x, 0) ⋅ δ(t)+ ∑ ∫∫∫∫ δ(x− yk′(x′k, z)) ⋅ ak′k(z)k ′ ≠k(z)0 ( x′)(u)(2.28)⋅ δ(x′− g (t − t′, u)) ⋅ ψ (u, t′) ⋅ q (t | u, t′) du dx′dt′dz.k′Ist kein stochastischer Einfluss gegeben, so vereinfacht sich Gleichung (2.28) zuψk(x, t) = Pk(x, 0) ⋅ δ(t)+ ∑ ∫∫ δ(x− gk′(t − t′, u)) ⋅ ψk′(u, t′)k′≠k0 (u)(2.29)⋅ q (t | u, t′) du dt′.k′ktIst keine dynamische Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r physikalischen Größe gegeben, so vereinfacht sichGleichung (2.28) zuψk(x, t) = Pk(x, 0) ⋅ δ(t)+ ∑ ∫∫∫ δ(x− yk′(x′k, z)) ⋅ ak′k(z)k ′ ≠k(z)0 (x′)(2.30)⋅ ψ (x′,t′) ⋅ q (t | x′, t′)dx′dt′dz.k′k′ktIst X lediglich von <strong>de</strong>r stochastischen Größe Z abhängig, mitx = yk ′ k(x′,z) = z , (2.31)so vereinfacht sich Gleichung (2.28) zutψk( ′′kk′ ≠k0 (x′)x, t) = Pk(x, 0) ⋅ δ(t)+ ∑ ∫∫ ak′k(x) ⋅ ψk′(x′,t′) ⋅ qk(t | x ′,t′)dx′dt . (2.32)Wird das System auf Basis von Transportgleichungen mo<strong>de</strong>lliert, so können unterVerwendung <strong>de</strong>r MCS die Integrale <strong>de</strong>r Formk′k


12 2 Monte-Carlo-Simulation (MCS)t∫∫ ψ ′ ′ ⋅ ′ ′ ′ ′k(x , t ) Rk(t | x , t ) dx dtPk(t) =, (2.33)0 (x′)t∑ ∫∫F(t)= ψ ′ ′ ′ ′k(x , t ) dx dtund (2.34)k∈ F´ 0 (x′)∑ ∫∫G (t) = ψ ′ ′ ′ ′k(x , t ) dx dt(2.35)k∈ G´ 0 (x′)tmit <strong>de</strong>n in Kapitel 2.3 und Kapitel 2.4 beschriebenen Verfahren geschätzt wer<strong>de</strong>n.2.1.4 Systemtransporttheorie unter Berücksichtigung <strong>de</strong>rScha<strong>de</strong>nsakkumulationWird im Rahmen <strong>de</strong>r Systemtransporttheorie das Ausfallverhalten in Abhängigkeitvon physikalischen Größen mo<strong>de</strong>lliert, so ist es erfor<strong>de</strong>rlich, insbeson<strong>de</strong>re bei zeitabhängigemAusfallverhalten, <strong>de</strong>n Effekt <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>nsakkumulation zu berücksichtigen.Der Effekt <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>nsakkumulation wird im Folgen<strong>de</strong>n am Beispiel eines stochastischenTemperatureinflusses, gemäß Gleichung (2.32), beschrieben. Der Einfluss <strong>de</strong>rTemperatur auf das Ausfallverhalten lässt sich über das Arrhenius-Mo<strong>de</strong>ll mo<strong>de</strong>llieren(Anhang A.3.6). Die Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>nsakkumulation erfolgt nach Nelson[Nel90] (Anhang A.3.7).Die Scha<strong>de</strong>nsakkumulation lässt sich in Form <strong>de</strong>s Alters <strong>de</strong>r Komponente darstellen.Je<strong>de</strong> zusätzliche Schädigung hat <strong>de</strong>mnach einen äquivalenten Einfluss auf das Alter. InAnalogie zu Kapitel 2.1.2 lässt sich dieser Einfluss unter Verwendung <strong>de</strong>r BTF mo<strong>de</strong>llieren.Der äquivalente Geburtspunkt t G , bei einer anliegen<strong>de</strong>n Temperatur x, wird mit<strong>de</strong>r Beziehungt − tG = (t − t′G) ⋅ B(x, x′)(2.36)und <strong>de</strong>r BTFU(k ′,k, x ′,x, t′, t, t′G→ tG) = δ(tG− t + (t − t′G) ⋅ B(x, x′))(2.37)bestimmt. Unter Berücksichtigung eines stochastischen Temperatureinflusses, gemäßGleichung (2.32), und <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>nsakkumulation folgt für die Ereignisdichteψ (x, t, tkG) = P (x, 0, 0) ⋅ δ(t)⋅ δ(tk+ ∑ ∫∫ ∫ δ(tG− t + (t − t′G) ⋅ B(x, x′))(2.38)⋅ ak′ ≠kt′ 0 (x′)k′ktGt(x) ⋅ ψk′G)(x′,t′, t′G) ⋅ qk′k(t | x ′,t′G, t′)dx′t′Gdt′.


2.2 Generierung von Zufallszahlen 13Wird das System auf Basis von Transportgleichungen mo<strong>de</strong>lliert, so können unterVerwendung <strong>de</strong>r MCS die Integrale <strong>de</strong>r Formttt∫∫ ∫P = ψ ′ ′ ′ ⋅ ′ ′ ′ ′ ′ ′k(t)k(x , t , tG) Rk(t | x , tG,t ) dx dtGdt , (2.39)t′ 0 (x′)Gt∑ ∫∫ ∫F (t) = ψ ′ ′ ′ ′ ′ ′k(x , t , tG) dx dtGdt und (2.40)k∈ F´ t′ 0 (x′)G∑ ∫∫ ∫tk∈ G´ t′ 0 (x′)ttttG (t) = ψ ′ ′ ′ ′ ′ ′k(x , t , tG) dx dtGdt(2.41)Gmit <strong>de</strong>n in Kapitel 2.3 und Kapitel 2.4 beschriebenen Verfahren geschätzt wer<strong>de</strong>n.2.2 Generierung von ZufallszahlenDie MCS basiert auf <strong>de</strong>r Generierung geeigneter Zufallszahlen. Da die generiertenZahlenfolgen mit entsprechen<strong>de</strong>n Algorithmen erzeugt wer<strong>de</strong>n, tritt eine Zahlenfolgepraktisch pseudozufällig auf. Eine Zahlenfolge heißt pseudozufällig, wenn sie zwardurch einen Algorithmus erzeugt wird, aber bei einer statistischen Untersuchung keinsignifikanter Wi<strong>de</strong>rspruch zur Hypothese eines echten zufälligen Verhaltens festgestelltwer<strong>de</strong>n kann [Fri01a].2.2.1 Metho<strong>de</strong>n zur Generierung einer GleichverteilungDie Generierung von Zufallszahlen basiert im Allgemeinen auf <strong>de</strong>r Verwendung vonZufallszahlen, die im Intervall [0, 1) GL(0, 1)-verteilt sind. Diese GL(0, 1)-verteiltenZufallszahlen wer<strong>de</strong>n ihrerseits mit Hilfe <strong>de</strong>terministischer Algorithmen erzeugt. Eineeinfache Metho<strong>de</strong> ist unter Verwendung von linearen Kongruenzgeneratoren mitx= (axi− 1+ c)mod m und 0 ≤ xim(2.42)i


14 2 Monte-Carlo-Simulation (MCS)2.2.2 Metho<strong>de</strong>n zur Generierung allgemeiner VerteilungenEine einfache Metho<strong>de</strong> zur Generierung von beliebig verteilten Zufallszahlen ist überdie Inversionsmetho<strong>de</strong> gegeben. Zunächst wird mittels eines Zufallszahlengeneratorseine GL(0, 1)-verteilte Zufallszahl ξ generiert. Die generierte Zufallszahl ξ wird nunmit einer beliebigen Verteilungsfunktion F(t) gleichgesetzt:ξ = F(t) . (2.44)Mit <strong>de</strong>r inversen Funktiont*1= F− ( ξ)(2.45)lässt sich schließlich eine beliebig verteilte Zufallszahl t* generieren. Die Vorgehensweiseist in Bild 2.1 dargestellt.Bild 2.1:Ermittlung von t* aus einer beliebigen Verteilung F(t)Die Inversionsmetho<strong>de</strong> kann zusätzlich zur Ermittlung diskreter Zufallsgrößen benutztwer<strong>de</strong>n. Eine diskrete Zufallsgröße j* lässt sich unter Lösung <strong>de</strong>r Ungleichungj* −1j*∑ pj≤ ξ < ∑ pj= Pj*−1≤ ξ < Pj*(2.46)j=1j=1bestimmen. Die Ermittlung diskreter Zufallsgrößen ist in Bild 2.2 dargestellt.


2.3 Ungewichtete MCS 17P i)( (t) ∈ {0,1} . k (2.55)Die Varianz ergibt sich anschließend zus2n1= ⋅∑(Pn −1i=1(i)k(t) − Pˆk(t))2.3.3 Free-Flight-Schätzer2. (2.56)Sind zwei Zustän<strong>de</strong> k´ und k über einen Zustandsübergang k´→ k miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n,so lässt sich die Zustandsübergangswahrscheinlichkeit P k´k (t) anhand <strong>de</strong>r partiellenÜbergangsdichte q k´k (t) berechnen. Unter Berücksichtigung, dass <strong>de</strong>r Zustand k´zum Zeitpunkt t´ eingenommen wur<strong>de</strong>, berechnet sich die Zustandsübergangswahrscheinlichkeitin <strong>de</strong>n absorbieren<strong>de</strong>n Zustand k zut∫P ′ ≤ > ′ = ′′ = ′ τ ′k k(T t | T t ) Pkk(t | t ) qk k( | t ) dτ. (2.57)t′Innerhalb <strong>de</strong>s i-ten Laufes kann <strong>de</strong>r Zustand k´ m-mal eingenommen wer<strong>de</strong>n. DieWahrscheinlichkeit P i)(t) berechnet sich dann zu( k′ k(i)(i)Pk ′ k(t) = ∑ Pk′k(t | tm) .m(2.58)Wer<strong>de</strong>n alle möglichen Zustandsübergänge k´→ k betrachtet, so berechnet sich dieZustandswahrscheinlichkeit P k (t) im i-ten Lauf zu∑P . (2.59)(i)(i)k(t) = Pk′k(t)k′≠kP k (t) kann danach über11Pˆ (2.60)nn(i)(i)k(t) = ⋅∑Pk(t) = ⋅∑∑Pk′k(t)n i=1 n i= 1 k′≠kgeschätzt wer<strong>de</strong>n.Die Varianz berechnet sich anschließend zus2n1= ⋅∑(Pn −1i=1(i)k(t) − Pˆk(t))2. (2.61)


18 2 Monte-Carlo-Simulation (MCS)2.4 Gewichtete MCSEin wesentlicher Nachteil <strong>de</strong>r MCS ist die langsame Konvergenz [Fri01a], gegebendurch die Problematik seltener Ereignisse sowie einen nicht unwesentlichen Aufwandzur Generierung <strong>de</strong>r Zufallszahlen aufgrund komplexer und häufig bedingter Verteilungsfunktionen.Konvergenz und Generierung von Zufallszahlen lassen sich mit einergeeigneten Modifikation <strong>de</strong>r Verteilungsdichte verbessern und vereinfachen. Vor <strong>de</strong>mHintergrund <strong>de</strong>r Systemtransporttheorie gilt es zur Reduktion <strong>de</strong>r Varianz und damit<strong>de</strong>r besseren Konvergenz <strong>de</strong>s Verfahrens die Häufigkeit seltener Ereignisse zu erhöhen.Diesbezüglich ist es notwendig, die Anzahl von Ereignissen innerhalb <strong>de</strong>r Betriebsdauert B mit <strong>de</strong>m gewünschten Zielzustand zu steigern. Die Modifizierung <strong>de</strong>rEreignisdichten wird durch eine geeignete Gewichtung <strong>de</strong>r Transportfunktion (gewichteteMCS) berücksichtigt.Wird ψ ~k(t)als Summe von modifizierten Ereignissen mit einer unterschiedlichenAnzahl von Zustandsübergängen betrachtet, so entspricht die modifizierte Ereignisdichte<strong>de</strong>m Grenzwertψ~ ~ . (2.62)∑ ∞ nk(t) = ψk(t)n=0Die Ereignisdichteψnkn(tn) =kn−1≠knnψ kntn∑ ∫0w( t n)nkDer Gewichtungsfaktorn(tnist dann gegeben durch) ⋅ ψ~(t) ⋅ K ~ (k,t→ k,t) dtn−1k − n−1n−1n−1n n n−1. (2.63)n 1entspricht <strong>de</strong>r kumulierten Gewichtung zum Zeitpunktt n , <strong>de</strong>s n-ten Zustandsüberganges k n-1 → k n :w(t) = wnn−1knn kn−1(tn−1w(t)nk n nn−1,tn−1→ kn, tn(kn−1,tn−1→ kn, tn)K(kK ~ )) ⋅mit (2.64)w 0 k o(0) = 1. (2.65)Die modifizierte Transportgleichung (Modifizierung <strong>de</strong>s FFK und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s CK) lautet~K ~ (k′,t′→ k, t) = T ~ (k′,t′→ t) ⋅C ~ (t, k′→ k) = f (t | t ) ~k ′′ ⋅ γk′k(t) . (2.66)Auf Grundlage <strong>de</strong>r modifizierten Ereignisdichte ψ ~k(t)entspricht die Ereignisdichte(t) <strong>de</strong>m Grenzwertψ kψ( ~ . (2.67)∑ ∞ n nkt) = wk(t) ⋅ψk(t)n=0


2.4 Gewichtete MCS 192.4.1 Generierung eines ZustandsübergangesIm Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n die Verfahren, bei <strong>de</strong>nen Zustandsübergänge zeitlich forciert(engl. Forced Transition Method, FTM) und hinsichtlich <strong>de</strong>s Zielzustan<strong>de</strong>s begünstigtwer<strong>de</strong>n (engl. Transition Biasing Method, TBM), vorgestellt [Lew84], [Lab96].Forced Transition MethodWur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zustand k´ zum Zeitpunkt t´ eingenommen, so lässt sich ein Zustandsübergangaus <strong>de</strong>m Zustand k´ zum Zeitpunkt t mit <strong>de</strong>r Bedingung t´ < T ≤ t B erzeugen. DerZeitpunkt t <strong>de</strong>s Zustandsüberganges berechnet sich mit= P ′(T≤ t | t′< T ≤ tB)= Fk(t | t , tB)und (2.68)ξ ′k ′Fk′(t| t′)Fk′(t| t′, tB)=F (t | t′(2.69))k′Bunter Anwendung <strong>de</strong>r Inversionsmetho<strong>de</strong> (Kapitel 2.2.2) zu1t = F− k′ ( ξ). (2.70)Der modifizierte FFK T ~ (k′,t′→ t)entspricht somitf (t | t )T ~k′′(k′,t′→ t) = fk′ (t | t′, tB)= .F (t | t′(2.71))Transition Biasing Methodk′BDer Zielzustand, <strong>de</strong>r zum Zeitpunkt t´ < t ≤ t B aus <strong>de</strong>m Zustand k´ heraus eingenommenwird, kann nun mit <strong>de</strong>r TBM bezüglich <strong>de</strong>s Eintrittes von Zustand k begünstigtwer<strong>de</strong>n. Der modifizierte CK C ~ (t, k′ → k)lautet~(t)C ~~ λk′k(t, k′ → k) = γk′k(t) = ~ . (2.72)λ (t)k′Der Zielzustand k ergibt sich unter Anwendung <strong>de</strong>r Inversionsmetho<strong>de</strong> (Kapitel 2.2.2)zuk−1∑j≠k′kk ′ j(t)≤ ξ < ~∑ γk′j(t)j≠k′~ γmit (2.73)~ γk ′ k(t) > γk′k(t) . (2.74)Das Verfahren ist einfach durchzuführen, wenn <strong>de</strong>r CK C ~ (t, k′ → k)einer zeitunabhängigenkonstanten Wahrscheinlichkeit entspricht, bei <strong>de</strong>r alle ZustandsübergangsratenEXP(λ)-verteilt sind. Es sollte darauf geachtet wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r modifizierte CK so


20 2 Monte-Carlo-Simulation (MCS)gewählt wird, dass eine hinreichend große Anzahl von Ereignissen eintritt. Empfehlungendazu sind in [Lew95] und [Hau07] gegeben.Gewichtung <strong>de</strong>s generierten ZustandsübergangesDas generierte Ereignis (Eintritt in <strong>de</strong>n absorbieren<strong>de</strong>n Zustand k zum Zeitpunktt´ < t ≤ t B ) wird nun gemäß <strong>de</strong>r FTM und <strong>de</strong>r TBM gewichtet, mitK(k(t)K ~ ′,t′→ k, t)γ= . (2.75)n n−1n−1k′kwk(t) wk′ (t′)⋅= wk′(t′)⋅ Fk′(tB| t′) ⋅ ~ = uk′k(k′,t′→ k, t)γk′k(t)Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r absorbieren<strong>de</strong> Zustand k zum Zeitpunkt t´ < t ≤ t B eingenommen wur<strong>de</strong>,lässt sich die Zustandswahrscheinlichkeit mit unterschiedlichen Verfahren ermitteln.Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r LES und <strong>de</strong>r FFS [Mar98], [Hau06] vorgestellt.2.4.2 Last-Event-SchätzerIm Falle gewichteter Stichproben berechnet sich <strong>de</strong>r Mittelwert <strong>de</strong>r n Gewichtungenzu1n(i)Pˆ k′ k(tB) = ⋅∑uk′k. (2.76)n i=1Wer<strong>de</strong>n alle möglichen Zustandsübergänge k´→ k betrachtet, so kann die ZustandswahrscheinlichkeitP k (t B ) über11nn(i)(i)Pˆ k(tB) = ⋅∑uk= ⋅∑∑uk′k(2.77)n i=1 n i= 1 k′≠kgeschätzt wer<strong>de</strong>n.Die Varianz ergibt sich anschließend zus2n1= ⋅∑(un −1i=1(i)k− Pˆk(tB))2.4.3 Free-Flight-Schätzer2. (2.78)Unter Berücksichtigung, dass <strong>de</strong>r Zustand k´ zum Zeitpunkt t´ mit <strong>de</strong>r Gewichtungn−1wk ′ (t′)= uk′(t′)eingenommen wur<strong>de</strong>, berechnet sich die Zustandsübergangswahrscheinlichkeit( t B| t′unter Verwendung <strong>de</strong>s FFS zuP * k′ k)tB*Pk′ (t | t′ k B) = Pk′(t | t′k B) ⋅uk′(t′)= ∫ qk′k( τ | t′) dτ⋅uk′(t′). (2.79)t′


2.4 Gewichtete MCS 21Innerhalb <strong>de</strong>s i-ten Laufes kann <strong>de</strong>r Zustand k´ m-mal eingenommen wer<strong>de</strong>n. Die(i)Wahrscheinlichkeit P (t ) berechnet sich dann zuk′k B(i)*( i)(i)(i)k ′ k(tB) = ∑ Pk′k(tB| tm) = ∑Pk′k(tB| tm) ⋅ uk′(tm)mmP .Der Schätzer für P k´k (t B ) ergibt sich anschließend zun(i)k ′ k(tB) = ⋅∑Pk′k(tB)n i=1(2.80)1Pˆ . (2.81)Wer<strong>de</strong>n alle möglichen Zustandsübergänge k´→ k betrachtet, so berechnet sich dieZustandswahrscheinlichkeit P k (t B ) im i-ten Lauf zu∑P . (2.82)(i)(i)k(tB)= Pk′k(tB)k′≠kP k (t B ) kann danach über11Pˆ (2.83)nn(i)(i)k(tB) = ⋅∑Pk(tB) = ⋅∑∑Pk′k(tB)n i=1 n i= 1 k′≠kgeschätzt wer<strong>de</strong>n.Die Varianz berechnet sich anschließend zus2n1= ⋅∑(Pn −1i=1(i)k(tB) − Pˆk(tB2)) . (2.84)


3 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Markovscher ProzesseIm Folgen<strong>de</strong>n wird untersucht, inwieweit die MCS geeignet ist, Markovsche Prozessezu mo<strong>de</strong>llieren und zu analysieren. Zusätzlich gilt es, insbeson<strong>de</strong>re Markovsche Prozesse,die sehr kleine Zustandsübergangswahrscheinlichkeiten enthalten, zu betrachten.Gegenstand <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Untersuchung ist ein Markov-Mo<strong>de</strong>ll mit vier Zustän<strong>de</strong>n.Zur Verifikation <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten MCS wird eine analytische Lösung verschie<strong>de</strong>nenVerfahren <strong>de</strong>r MCS (ungewichtet - gewichtet, LES - FFS) gegenübergestellt.3.1 Beschreibung <strong>de</strong>s Markovschen Zustandsmo<strong>de</strong>llsDas zu untersuchen<strong>de</strong> Markovsche Zustandsmo<strong>de</strong>ll besteht aus vier Zustän<strong>de</strong>n und istin Bild 3.1 dargestellt.Bild 3.1:Markovsches Zustandsmo<strong>de</strong>ll mit vier Zustän<strong>de</strong>nZustand 1 ist <strong>de</strong>r intakte Zustand, die Zustän<strong>de</strong> 2 und 3 entsprechen <strong>de</strong>gradierten Systemzustän<strong>de</strong>n.Je nach eingenommenem Systemzustand 1 bis 3 besteht die Möglichkeit,in <strong>de</strong>n absorbieren<strong>de</strong>n Fehlerzustand 4 zu gelangen.


3.2 Analytische Lösung 23Mit <strong>de</strong>r Wahl EXP(λ)-verteilter Zustandsübergänge lässt sich das System auf Basiseines homogenen Markov-Prozesses darstellen und untersuchen.Einige Zustandsübergangswahrscheinlichkeiten <strong>de</strong>s Systems sind zu<strong>de</strong>m sehr klein, sodass die Anwendung <strong>de</strong>r in Kapitel 2.4 vorgestellten gewichteten MCS notwendigwird. Nach<strong>de</strong>m die Analyse zunächst ungewichtet erfolgt (Kapitel 2.3), wer<strong>de</strong>n ineinem weiteren Schritt die FTM und die TBM zur Varianzreduktion angewen<strong>de</strong>t. Inbei<strong>de</strong>n Fällen erfolgt die Analyse mit Hilfe <strong>de</strong>s LES und <strong>de</strong>s FFS. Die zu Bild 3.1zugehörigen Parameter <strong>de</strong>r Zustandsübergänge können <strong>de</strong>r Tabelle 3.1 entnommenwer<strong>de</strong>n.Tabelle 3.1:Verwen<strong>de</strong>te Parameter <strong>de</strong>r ZustandsübergängeZustandsübergänge Parameter EXP(λ) [h −1 ]λ 12λ 13λ 141,6E−056E−078,3E−08μ 21 3λ 23λ 243E−078,383E−06μ 31 3λ 348,383E−063.2 Analytische LösungDas Markovsche Zustandsmo<strong>de</strong>ll (Bild 3.1) lässt sich anhand <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Zustandsdifferentialgleichungen(siehe [Mey03]) beschreiben:dP (t)1 = −(λ12+ λ13+ λ14) ⋅ P1(t)+ μ21⋅ P2(t) + μ31P3(t)dt⋅ , (3.1)dP (t)2 = −(μ21+ λ23+ λ24) ⋅ P2(t) + λ12P1(t)dt⋅ , (3.2)dP (t)3 = −(μ31+ λ34) ⋅ P3(t) + λ13⋅P 1(t)+ λ23P2(t)dt⋅ und (3.3)dP (t)4 = λ14⋅ P1(t)+ λ24⋅ P2(t) + λ34P3(t)dt⋅ . (3.4)


24 3 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Markovscher ProzesseWer<strong>de</strong>n die Größenordnungen <strong>de</strong>r Parameter aus Tabelle 3.1 berücksichtigt, so lässtsich aus <strong>de</strong>m gegebenen Differentialgleichungssytem eine approximative analytischeLösung für die Ausfallwahrscheinlichkeit F(t) = P 4 (t), basierend auf <strong>de</strong>n ZustandsübergangswahrscheinlichkeitenP 14 (t), P 24 (t) und P 34 (t), herleiten:λ14(t) = ⋅ (1 − exp( −(λ12+ λ13+ λ ) t)) ,λ + λ + λ(3.5)P14 14⋅12 13 14PP2434λ(t) =μ21⋅ ( λλ12⋅ λ−2μ2112λ(t) =μ31⋅ ( λλ13⋅ λ−2μ311212241334⋅ λ+ λ2413+ λ14⋅ (1 − exp( −μ⋅ λ+ λ3413+ λ14⋅ (1 − exp( −μF34⋅ (1 − exp( −(λ)21⋅ t)),⋅ (1 − exp( −(λ)31⋅ t)) und1212+ λ+ λ1313+ λ+ λ1414) ⋅ t))) ⋅ t))(3.6)(3.7)(t) = P14 (t) + P24(t) + P (t). (3.8)3.3 Ungewichtete MCSDas System wird zunächst herkömmlich, d.h. unter Verwendung <strong>de</strong>r ungewichtetenMCS mit <strong>de</strong>m LES und <strong>de</strong>m FFS, untersucht.Der Systemtransport (Kapitel 2.1) erfolgt auf Basis generierter Zufallszeiten und Zustandsän<strong>de</strong>rungen.Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb <strong>de</strong>r Betriebsdauer t B in <strong>de</strong>n absorbieren<strong>de</strong>nZustand 4 (Bild 3.1) zu gelangen, kann mit <strong>de</strong>m LES und <strong>de</strong>m FFS (Kapitel2.3) ermittelt wer<strong>de</strong>n.3.3.1 Last-Event-SchätzerBei <strong>de</strong>r Schätzung über <strong>de</strong>n LES wird bei n erfolgten Simulationsläufen die in <strong>de</strong>rBetriebsdauer t B beobachtete Anzahl von bestimmten Ereignissen (z.B. Zustandsübergang2 → 4) gewertet. Im Falle <strong>de</strong>r ungewichteten MCS berechnen sich die Schätzerfür P 24 (t B ) bzw. F(t B ) zu1Pˆ und (3.9)n(i)24(tB)= ⋅∑P24(tB)n i=111Fˆ (tmit (3.10)nn(i)(i)(i)(i)B) = ⋅∑(P14(tB)+ P24(tB)+ P34(tB))= ⋅∑F(tB)n i=1n i=1


3.3 Ungewichtete MCS 25(i) (i) (i)(i)P14 (tB), P24(tB), P34(tB) und F (tB)∈ {0,1} . (3.11)Mit <strong>de</strong>n unter Gleichung (3.5) bis Gleichung (3.8) gegebenen Lösungen berechnensich die Varianzen gemäß Gleichung (A.3.2) zuss22n1= ⋅∑(Pni=1n1= ⋅∑(Fni=1(i)24(i)(t(tBB) − P24) − F(t(tBB))3.3.2 Free-Flight-Schätzer))22und (3.12). (3.13)Wird beispielsweise <strong>de</strong>r Zustand 2 erreicht, so ist es möglich, die Auftretenswahrscheinlichkeit<strong>de</strong>s Zustandsüberganges 2 → 4 zu ermitteln. Unter Berücksichtigung,dass <strong>de</strong>r Zustand 2 zum Zeitpunkt t´ eingenommen wur<strong>de</strong>, ergibt sich diese Wahrscheinlichkeitzut BP ′ = ∫λ⋅ −λ ⋅ τ − ′24(tB| t )24exp(2( t )) dτ. (3.14)t′Innerhalb <strong>de</strong>s i-ten Laufes kann <strong>de</strong>r Zustand 2 m-mal eingenommen wer<strong>de</strong>n. Die(i)Wahrscheinlichkeit P (t ) berechnet sich dann zu24(i)(i)P24(tB) = ∑P24(tB| tm) .mDie Schätzer für P 24 (t B ) bzw. F(t B ) lautenn(i)24(tB)= ⋅∑P24(tB)n i=1B(3.15)1Pˆ und (3.16)11Fˆ (t. (3.17)nn(i)(i)(i)(i)B) = ⋅∑(P14(tB)+ P24(tB)+ P34(tB))= ⋅∑F(tB)n i=1n i=1Die zugehörigen Varianzen ergeben sich nach Gleichung (A.3.2) zuss22n1= ⋅∑(Pni=1n1= ⋅∑(Fni=1(i)24(i)(t(tBB) − P24) − F(t(tBB))))22und (3.18). (3.19)


26 3 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Markovscher Prozesse3.4 Gewichtete MCSIn einem weiteren Schritt erfolgt die Analyse unter Verwendung <strong>de</strong>r gewichtetenMCS, d.h. <strong>de</strong>r varianzreduzieren<strong>de</strong>n Verfahren FTM und TBM, sowie <strong>de</strong>r jeweiligenSchätzverfahren LES und FFS. Das Vorgehen wird im Folgen<strong>de</strong>n anhand <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s2 beispielhaft beschrieben. Das System sei zum Zeitpunkt t´ <strong>de</strong>r Betrachtung imZustand 1 (intakter Zustand).Mit <strong>de</strong>n Parametern <strong>de</strong>r Zustandsübergänge (Tabelle 3.1) wird ersichtlich, dass einZustandsübergang in <strong>de</strong>n Zustand 2 ein seltenes Ereignis und ein weiterer Zustandsübergangin <strong>de</strong>n Zustand 4 sehr unwahrscheinlich ist. Für <strong>de</strong>n Fall, dass insbeson<strong>de</strong>re<strong>de</strong>r Zustandsübergang 2 → 4 Gegenstand <strong>de</strong>r Untersuchung ist, muss <strong>de</strong>r Zustandsübergangin <strong>de</strong>n Zustand 2 zunächst zeitlich forciert und anschließend bezüglich <strong>de</strong>sEintrittes von Zustand 2 begünstigt wer<strong>de</strong>n. Dasselbe Verfahren wird auf <strong>de</strong>n Eintritt<strong>de</strong>s Zustandsüberganges 2 → 4 innerhalb <strong>de</strong>r Betriebsdauer t B angewen<strong>de</strong>t. Dies istmit einer Kombination <strong>de</strong>r FTM und <strong>de</strong>r TBM möglich (Kapitel 2.4).Der Zeitpunkt t eines Zustandsüberganges, <strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m Erreichen <strong>de</strong>r Betriebsdauer t Beintritt, wird überξ = P1 (T ≤ t | t′< T ≤ tB)= F1(t| t′, tB)und (3.20)F (t | t′1) 1−exp( −λ1⋅ (t − t′))F (t | t′ 1, tB)= =F (t | t′) 1−exp( −λ ⋅ (t − t′))(3.21)1B1Bberechnet zu− ln(1 − ξ⋅(1− exp( −λ1 ⋅(tB− t′))))t = + t′. (3.22)λ1Der Zustand, <strong>de</strong>r zum Zeitpunkt t´ < t ≤ t B eingenommen wird, kann nun mit <strong>de</strong>r TBMbezüglich <strong>de</strong>s Eintrittes von Zustand 2 begünstigt wer<strong>de</strong>n:k−1∑j≠1k1 ∑j≠1~ γ (t) ~j≤ ξ < γ1j(t) mit (3.23)~12γ (t) = 0,99, ~13 γ (t) = 0, 01 und~14γ (t) = 0 .Das erzeugte Ereignis (Eintritt in <strong>de</strong>n Zustand 2 zum Zeitpunkt t´ < t ≤ t B ) wird anschließendgemäß <strong>de</strong>r FTM und <strong>de</strong>r TBM gewichtet:n n−1γ12(t)w2(t) = w (t′1) ⋅ F1(tB| t′) ⋅ ~ = u12(t) . (3.24)γ (t)12


3.4 Gewichtete MCS 27Nach Einnahme <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s 2 zum Zeitpunkt t´ < t ≤ t B lässt sich die Auftretenswahrscheinlichkeit<strong>de</strong>s Zustandsüberganges 2 → 4 mit <strong>de</strong>m LES und <strong>de</strong>m FFSbestimmen.3.4.1 Last-Event-SchätzerZunächst wird <strong>de</strong>r Zustandsübergang 2 → 4 analog obiger Vorgehensweise ermittelt.Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r absorbieren<strong>de</strong> Zustand 4 zum Zeitpunkt t ≤ t B eingenommen wur<strong>de</strong>, lässtsich die Auftretenswahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s Zustandsüberganges 2 → 4 mit <strong>de</strong>m LESbestimmen. Im Falle gewichteter Stichproben wird <strong>de</strong>r Mittelwert <strong>de</strong>r n Gewichtungenberechnet. Die Schätzer für P 24 (t B ) bzw. F(t B ) lauten1Pˆ und (3.25)n(i)24(tB)= ⋅∑u24n i=1nn1 (i) (i) (i) 1 (i)Fˆ (tB)= ⋅∑(u14+ u24+ u34) = ⋅∑u4. (3.26)nni=1Die zugehörigen Varianzen berechnen sich nach Gleichung (A.3.2) zuss1i=1n2(i)2= ⋅∑(u24−P24(tB))und (3.27)n i=11n2(i)2= ⋅∑(u4−F(tB)). (3.28)n i=13.4.2 Free-Flight-SchätzerUnter Berücksichtigung, dass <strong>de</strong>r Zustand 2 zum Zeitpunkt t´ mit <strong>de</strong>r Gewichtungn−1w (t′2) = u (t′2) eingenommen wur<strong>de</strong>, berechnet sich die ZustandsübergangswahrscheinlichkeitP * 24( t B| t′) zutB*P (t | t′ 24 B) = P (t | t′24 B) ⋅ u (t′2) = ∫q24(τ | t′) dτ⋅u2(t′). (3.29)t′Innerhalb <strong>de</strong>s i-ten Laufes kann <strong>de</strong>r Zustand 2 m-mal eingenommen wer<strong>de</strong>n. Die(i)Wahrscheinlichkeit P (t ) ergibt sich dann zu∑24B(i)*(i)(i)(i)P24(tB) = P24(tB| tm) = P24(tB| tm) ⋅ u2(tm) .m∑Die Schätzer für P 24 (t B ) bzw. F(t B ) lauten somitn(i)24(tB)= ⋅∑P24(tB)n i=1m(3.30)1Pˆ und (3.31)


28 3 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Markovscher Prozesse11Fˆ (t. (3.32)nn(i)(i)(i)(i)B) = ⋅∑(P14(tB)+ P24(tB)+ P34(tB))= ⋅∑F(tB)n i=1n i=1Die zugehörigen Varianzen ergeben sich nach Gleichung (A.3.2) zuss22n1= ⋅∑(Pni=1n1= ⋅∑(Fni=1(i)24(i)(t(tBB) − P24) − F(t(tBB))))22und (3.33). (3.34)3.5 ErgebnisdarstellungDie Analyse <strong>de</strong>s Systems erfolgt für eine Betriebsdauer von t B = 300 Stun<strong>de</strong>n (z.B.mittlere PKW-Betriebsdauer innerhalb einen Jahres). Das System sei zu Beginn <strong>de</strong>rBetrachtung im Zustand 1 (P 1 (0) = 1). Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Systemanalyse (analytisch,ungewichtete und gewichtete MCS mit LES und FFS) sind in Tabelle 3.2 bis Tabelle3.6 aufgeführt.Tabelle 3.2:Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ), analytische LösungZustandsübergänge analytische LösungP 14 (t B )2,484E−05P 24 (t B )1,336E−08P 34 (t B )5,012E−10F(t B )2,485E−05Tabelle 3.3: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ), ungewichtete MCS - LESZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 14 (t B ) 1,0E+06 −−−−− 3,000E−05 3,000E−05P 24 (t B ) 1,0E+06 −−−−− −−−−− −−−−−P 34 (t B ) 1,0E+06 −−−−− −−−−− −−−−−F(t B ) 1,0E+06 18,97 3,000E−05 3,000E−05


3.5 Ergebnisdarstellung 29Tabelle 3.4: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ), ungewichtete MCS - FFSZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 14 (t B ) 1,0E+06 −−−−− 2,490E−05 1,043E−12P 24 (t B ) 1,0E+06 −−−−− 1,370E−08 3,824E−14P 34 (t B ) 1,0E+06 −−−−− 5,555E−10 1,551E−15F(t B ) 1,0E+06 180,61 2,491E−05 1,434E−12Tabelle 3.5: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ), gewichtete MCS - LESZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 14 (t B ) 1,0E+04 −−−−− 2,489E−05 4,428E−12P 24 (t B ) 1,0E+04 −−−−− 1,339E−08 3,246E−18P 34 (t B ) 1,0E+04 −−−−− 5,015E−10 5,070E−21F(t B ) 1,0E+04 5,53 2,490E−05 4,428E−12Tabelle 3.6: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ), gewichtete MCS - FFSZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 14 (t B ) 1,0E+04 −−−−− 2,490E−05 5,619E−15P 24 (t B ) 1,0E+04 −−−−− 1,341E−08 1,696E−18P 34 (t B ) 1,0E+04 −−−−− 5,028E−10 1,473E−21F(t B ) 1,0E+04 120,98 2,491E−05 5,620E−15Der analytische und simulierte Verlauf (ungewichtete MCS) <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeitist in Bild 3.2 bis Bild 3.3 dargestellt.


30 3 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Markovscher ProzesseBild 3.2:Analytische und simulierte Ausfallwahrscheinlichkeit F(t), ungewichtete MCS - LESBild 3.3:Analytische und simulierte Ausfallwahrscheinlichkeit F(t), ungewichtete MCS - FFSIn Bild 3.4 bis Bild 3.11 sind <strong>de</strong>r analytische und simulierte Verlauf (gewichtete MCS)<strong>de</strong>r Zustandsübergangswahrscheinlichkeiten sowie <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeitdargestellt.


3.5 Ergebnisdarstellung 31Bild 3.4:Analytische und simulierte Wahrscheinlichkeit P 14 (t), gewichtete MCS – LESBild 3.5:Analytische und simulierte Wahrscheinlichkeit P 24 (t), gewichtete MCS - LESBild 3.6:Analytische und simulierte Wahrscheinlichkeit P 34 (t), gewichtete MCS - LES


32 3 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Markovscher ProzesseBild 3.7:Analytische und simulierte Ausfallwahrscheinlichkeit F(t), gewichtete MCS - LESBild 3.8:Analytische und simulierte Wahrscheinlichkeit P 14 (t), gewichtete MCS - FFSBild 3.9:Analytische und simulierte Wahrscheinlichkeit P 24 (t), gewichtete MCS - FFS


3.5 Ergebnisdarstellung 33Bild 3.10: Analytische und simulierte Wahrscheinlichkeit P 34 (t), gewichtete MCS - FFSBild 3.11: Analytische und simulierte Ausfallwahrscheinlichkeit F(t), gewichtete MCS – FFS


34 3 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Markovscher Prozesse3.6 Zusammenfassung <strong>de</strong>r ErgebnisseDie Ergebnisse (Tabelle 3.2 bis Tabelle 3.6, Bild 3.2 bis Bild 3.11) zeigen, dass dieMCS geeignet ist, hochzuverlässige Markovsche Prozesse zu mo<strong>de</strong>llieren und zu analysieren.Jedoch sind die Möglichkeiten <strong>de</strong>r ungewichteten MCS begrenzt. Anhandvon Tabelle 3.3 und Bild 3.2 sind die Nachteile <strong>de</strong>r ungewichteten MCS unter Verwendung<strong>de</strong>s LES zu erkennen. So konnten für die ZustandsübergangswahrscheinlichkeitenP 24 (t B ) und P 34 (t B ) (Mehrfachfehler) keine Ergebnisse generiert und <strong>de</strong>r Verlauf<strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeit F(t) nur schlecht wie<strong>de</strong>rgegeben wer<strong>de</strong>n. Lediglich dieungewichtete MCS unter Verwendung <strong>de</strong>s FFS erzielte insbeson<strong>de</strong>re für die Bewertungvon Einzelfehlern (häufig Common Cause Failure, CCF) zufrie<strong>de</strong>n stellen<strong>de</strong>Ergebnisse (siehe Tabelle 3.4 und Bild 3.3).Sehr gute Ergebnisse, speziell bei <strong>de</strong>r Bewertung von Mehrfachfehlern, wur<strong>de</strong>n unterVerwendung <strong>de</strong>r gewichteten MCS, d.h. <strong>de</strong>r Nutzung von varianzreduzieren<strong>de</strong>n Verfahrenwie <strong>de</strong>r FTM und <strong>de</strong>r TBM, erreicht. Im direkten Vergleich zu <strong>de</strong>n ungewichtetenVerfahren ist die Minimierung <strong>de</strong>r Varianzen (LES: Tabelle 3.3 und Tabelle 3.5,FFS: Tabelle 3.4 und Tabelle 3.6) <strong>de</strong>utlich zu erkennen. Die Verläufe <strong>de</strong>r einzelnenZustandsübergangswahrscheinlichkeiten P 14 (t B ), P 24 (t B ) und P 34 (t B ) sowie <strong>de</strong>r AusfallwahrscheinlichkeitF(t) konnten mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Schätzverfahren LES und FFS sehr gutwie<strong>de</strong>rgegeben wer<strong>de</strong>n (Bild 3.4 bis Bild 3.11).Wer<strong>de</strong>n die Varianzen <strong>de</strong>r unterschiedlichen Schätzverfahren (gewichtete MCS,Tabelle 3.5 und Tabelle 3.6) näher betrachtet, so ist zu erkennen, dass diese unterVerwendung <strong>de</strong>s FFS kleiner ausfallen als unter Verwendung <strong>de</strong>s LES. Entgegengesetztfällt auf, dass die Simulationsdauer unter Verwendung <strong>de</strong>s FFS steigt. UnterBerücksichtigung <strong>de</strong>r Varianz und <strong>de</strong>r Simulationsdauer zeigt es sich, dass <strong>de</strong>r LESbeson<strong>de</strong>rs effizient zur Bewertung von Mehrfachfehlern und <strong>de</strong>r FFS beson<strong>de</strong>rs effizientzur Bewertung von Einzelfehlern ist.


4 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung mehrparametrigerstochastischer ProzesseIn diesem Kapitel wird die Anwendbarkeit <strong>de</strong>r MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung und Analysemehrparametriger stochastischer Prozesse untersucht. Zu diesem Zweck wer<strong>de</strong>n dieEinflüsse <strong>de</strong>r Zeit und <strong>de</strong>r Temperatur auf das Ausfallverhalten eines Systems mitzwei Zustän<strong>de</strong>n betrachtet.4.1 Beschreibung <strong>de</strong>s Zeit- und TemperatureinflussesDas zu untersuchen<strong>de</strong> System besteht aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong>n „System intakt“ und„System ausgefallen“. Der Zustandsübergang zwischen <strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong>n ist W(α, β)-verteilt. Die Parameter <strong>de</strong>r Weibull-Verteilung sind in Tabelle 4.1 angegeben.Tabelle 4.1:Verwen<strong>de</strong>te Weibull-ParameterVerteilungW(α, β)Parameter [h]α o = 5E−07β = 1,5Zu<strong>de</strong>m ist das Ausfallverhalten von <strong>de</strong>r anliegen<strong>de</strong>n Temperatur θ abhängig. Dasgegebene W(α, β)-verteilte Ausfallverhalten ist für eine Temperatur θ o = 323 Kelvin(50 °C) ermittelt wor<strong>de</strong>n. In Tabelle 4.2 sind die Parameter <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Temperaturverteilungaufgeführt.Tabelle 4.2:Verwen<strong>de</strong>te Parameter <strong>de</strong>r Temperaturverteilung (0 Kelvin = −273,15 °C)Beschreibung Verteilung Parameter [Kelvin]Temperaturverteilung N(μ, σ 2 μ = 298)σ = 10Das temperaturabhängige Zwei-Zustandsmo<strong>de</strong>ll mit <strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong>n 1 „System intakt“und 2 „System ausgefallen“ ist in Bild 4.1 dargestellt.


36 4 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung mehrparametriger stochastischer ProzesseBild 4.1:Zwei-Zustandsmo<strong>de</strong>ll, Temperatur ist N(μ, σ 2 )-verteiltDer Einfluss <strong>de</strong>r Temperatur lässt sich über das Arrhenius-Mo<strong>de</strong>ll mo<strong>de</strong>llieren (AnhangA.3.6). Ausgehend von <strong>de</strong>r Temperatur θ o ergibt sich bei einer eingenommenenTemperatur θ die Ausfallrate λ (t | ) zu12θλ . (4.1)β β−1β−112(t | θ)= αo⋅ B( θo,θ)⋅β⋅ t = α ⋅β⋅ tDie Aktivierungsenergie (Anhang A.3.6) sei mitEa = 0,7 eVbekannt.4.2 Analytische LösungEs sindf ( θ , t) = g( θ)⋅ f (t | θ)(4.2)die bivariate Dichtefunktion undP( Θ ≤ θ,T ≤ t) = F( θ,t) =t θ∫∫00g( ϑ)⋅ f ( τ | ϑ)dϑdτ(4.3)die dazugehörige Wahrscheinlichkeitsfunktion.Die Wahrscheinlichkeitsfunktion <strong>de</strong>r RandverteilungP ( Θ ≤ ∞,T ≤ t) = F(t)(4.4)lautetF(t)t ∞= ∫∫00g( θ)⋅ f ( τ | θ)dθdτ(4.5)mit <strong>de</strong>r Dichtefunktion∞f (t) = ∫g(θ)⋅ f (t | θ)dθ.0(4.6)


4.3 Ungewichtete MCS 37Die Temperatur [Kelvin] lässt sich über die bedingte NormalverteilungP(Θ ≤ θ | Θ > 0) (Anhang A.3.5) mo<strong>de</strong>llieren, mitund21 ⎛ ( θ − μ)⎞( θ | Θ > 0) = ⋅exp∀ θ∈R mit θ ≥ 0a 2⎜−2⎟(4.7)⋅σ⋅ π ⎝ σ ⎠g2a∞= ∫0σ ⋅1 ⎛ ( θ − μ)⋅ exp⎜−22π⎝ 2σ2⎞⎟ dθ. (4.8)⎠Es sei darauf hingewiesen, dass mit <strong>de</strong>n gegebenen Parametern <strong>de</strong>r Normalverteilungund <strong>de</strong>m Integral0∫−∞σ ⋅1 ⎛ ( θ − μ)⋅ exp22⎜−π ⎝ 2σ2⎞⎟ dθ ≈ 0⎠(4.9)die bedingte Verteilungsdichte g(θ | Θ > 0) praktisch mit <strong>de</strong>r Verteilungsdichte g(θ)übereinstimmt, so dassg(θ | Θ > 0) ≈ g( θ)(4.10)gilt. Für die bedingte Dichtefunktion f(t | θ) ergibt sich (Anhang A.3.6)f (tβ β−1β β| θ ) = α ⋅ B( θ , θ)⋅β⋅ t ⋅exp(−α ⋅ B( θ , θ)⋅ t ) . (4.11)oooo4.3 Ungewichtete MCSDie Simulation <strong>de</strong>s Systems erfolgt in zwei Schritten. Nach Kapitel 2.2.2 lassen sichdie Zufallszahlen einer bivariaten Verteilung mit <strong>de</strong>r Verteilungsdichte f(θ, t) sukzessiverzeugen. Zunächst wird die Temperatur gemäß2Θ ~ N( μ,σ ) generiert. (4.12)Anschließend lässt sich die Ausfallzeit zuT ~ F(t | θ )(4.13)bestimmen.4.3.1 TemperaturermittlungEine N(μ, σ 2 )-verteilte Zufallsgröße lässt sich mit unterschiedlichen Verfahren ermitteln.Eine gängige Metho<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>r sich die Gleichungξ = G ( θ | Θ > 0)(4.14)


38 4 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung mehrparametriger stochastischer Prozessenach θ auflösen lässt, ist z.B. die Verwerfungsmetho<strong>de</strong> [Gen98], [VDI99].4.3.2 Ermittlung <strong>de</strong>r AusfallzeitDie Ausfallzeit wird anschließend mittels Inversionsmetho<strong>de</strong> überξ = F(t| θ)zu (4.15)1β⎛ − ln(1 − ξ)β ⎟ ⎞t = ⎜(4.16)⎝ αo ⋅ B( θo, θ)⎠bestimmt.4.3.3 Last-Event-SchätzerDie Schätzung <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ) = P 12 (t B ) erfolgt unter Anwendung<strong>de</strong>s LES. Somit wird bei n erfolgten Simulationsläufen die in <strong>de</strong>r Betriebsdauer t Bbeobachtete Anzahl <strong>de</strong>r Ereignisse (Zustandsübergang 1 → 2) gewertet. Im Falle <strong>de</strong>rungewichteten MCS berechnet sich <strong>de</strong>r Schätzer zu1Fˆ (tmit (4.17)F(i)n(i)B) = ⋅∑F(tB)n i=1(tB) ∈ {0,1} . (4.18)Mit <strong>de</strong>r unter Gleichung (4.5) ermittelten Lösung berechnet sich die Varianz gemäßGleichung (A.3.2) zus2n1= ⋅∑(Fni=1(i)(tB) − F(tB))2. (4.19)4.4 Gewichtete MCSUm die Effizienz <strong>de</strong>r Simulation zu steigern gilt es, die Anzahl von Ereignissen innerhalb<strong>de</strong>r Betriebsdauer t B zu erhöhen (Kapitel 2.4).Zunächst wird die Temperatur entsprechend2Θ ~ N( μ,σ ) und (4.20)anschließend die Ausfallzeit gemäßT ~ P(T ≤ t | θ,T ≤ tB)= F(t | θ,tB)(4.21)generiert.


4.5 Ergebnisdarstellung 394.4.1 Ermittlung <strong>de</strong>r AusfallzeitDie Ausfallzeit wird unter Verwendung <strong>de</strong>r Inversionsmetho<strong>de</strong> überF(t | θ)ξ = F(t | θ,tB)= zu (4.22)F(t | θ)Bβ β⎛ − ln(1 − ξ⋅(1− exp( −α⎞⎜o⋅ B( θo, θ)⋅ tB)))t =⎟(4.23)β⎝αo⋅ B( θo,θ)⎠bestimmt.Das erzeugte Ereignis (Eintritt in <strong>de</strong>n Zustand 2 zum Zeitpunkt 0 < t ≤ t B ) wird nungemäß <strong>de</strong>r FTM gewichtet:w = = . (4.24)12(t) F(tB| θ)u121β4.4.2 Last-Event-SchätzerNach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r absorbieren<strong>de</strong> Zustand 2 zum Zeitpunkt 0 < t ≤ t B eingenommen wur<strong>de</strong>,lässt sich die Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ) = P 12 (t B ) mit <strong>de</strong>m LES bestimmen. ImFalle gewichteter Stichproben berechnet sich <strong>de</strong>r Mittelwert <strong>de</strong>r n Gewichtungen zu1Fˆ (t. (4.25)n(i)B)= ⋅∑u 12n i=1Die zugehörige Varianz berechnet sich nach Gleichung (A.3.2) zus1n2(i)2= ⋅∑(u12−F(tB)). (4.26)n i=14.5 Ergebnisdarstellung4.5.1 TemperaturabhängigkeitZunächst erfolgt eine Untersuchung <strong>de</strong>s Temperatureinflusses unter Beachtung <strong>de</strong>sverwen<strong>de</strong>ten Arrhenius-Mo<strong>de</strong>lls. In Bild 4.2 ist <strong>de</strong>r Verlauf <strong>de</strong>s Beschleunigungsfaktorsin Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Temperatur θ dargestellt. Es zeigt sich, dass <strong>de</strong>r Beschleunigungsfaktormit steigen<strong>de</strong>r Temperatur ansteigt. Für <strong>de</strong>n Fall θ ≤ θ o ist <strong>de</strong>rBeschleunigungsfaktor 0 < B(θ o , θ) ≤ 1 (siehe Gleichung (A.3.51)).


40 4 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung mehrparametriger stochastischer ProzesseBild 4.2:Beschleunigungsfaktor in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Temperatur θIn Bild 4.3 ist <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>s Beschleunigungsfaktors in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Temperaturθ und <strong>de</strong>m Weibull-Parameter β dargestellt. Es ist zu erkennen, dass <strong>de</strong>r BeschleunigungsfaktorB(θ o , θ) β mit zunehmen<strong>de</strong>r Temperatur θ o<strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>mWeibull-Parameter β ansteigt.Bild 4.3:Beschleunigungsfaktor in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Temperatur θ und <strong>de</strong>mWeibull-Parameter βDer Verlauf <strong>de</strong>s Weibull-Parametersβα = α o⋅B(θ o, θ)(4.27)in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Temperatur θ und <strong>de</strong>m Weibull-Parameter β ist in Bild 4.4dargestellt. Da <strong>de</strong>r Weibull-Parameter α von <strong>de</strong>m Beschleunigungsfaktor B(θ o , θ) β(Gleichung (4.27)) abhängt, sind die in Bild 4.3 und Bild 4.4 dargestellten Verläufequalitativ gesehen i<strong>de</strong>ntisch.


4.5 Ergebnisdarstellung 41Bild 4.4:Weibull-Parameter α in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Temperatur θ und <strong>de</strong>mWeibull-Parameter βIn Bild 4.5 und Bild 4.6 sind die Dichte- und Wahrscheinlichkeitsfunktion f(θ, t) undF(θ, t) in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Zeit t und <strong>de</strong>r Temperatur θ dargestellt. Anhand <strong>de</strong>r Dichtefunktionf(θ, t) lässt sich <strong>de</strong>r N(μ, σ 2 )-verteilte Temperatureinfluss erkennen. DieWahrscheinlichkeitsfunktion F(θ, t) steigt mit steigen<strong>de</strong>r Temperatur θ zunehmend an.Bild 4.5: Dichtefunktion f(θ, t)


42 4 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung mehrparametriger stochastischer ProzesseBild 4.6: Wahrscheinlichkeitsfunktion F(θ, t)4.5.2 AusfallverhaltenDie Analyse <strong>de</strong>s Systems erfolgt für eine Betriebsdauer von t B = 300 Stun<strong>de</strong>n. DasSystem sei zu Beginn <strong>de</strong>r Betrachtung im Zustand 1 (P 1 (0) = 1). Die Ergebnisse <strong>de</strong>rSystemanalyse, d.h. die jeweils ermittelte Ausfallwahrscheinlichkeit F(t) = P 12 (t),(analytisch, ungewichtete und gewichtete MCS mit LES) sind in <strong>de</strong>r Tabelle 4.3 aufgeführt.Tabelle 4.3:Ausfallwahrscheinlichkeit F(t)Metho<strong>de</strong> Läufe Zeit [s] Mittelwert Varianzanalytisch −−−−− −−−−− 2,521E−04 −−−−−ungewichtet - LES 1,0E+06 26,14 2,280E−04 2,279E−04FTM - LES 1,0E+06 138,42 2,519E−04 2,191E−07Bild 4.7 zeigt <strong>de</strong>n analytischen und simulierten Verlauf <strong>de</strong>r AusfallwahrscheinlichkeitF(t) unter Verwendung <strong>de</strong>r ungewichteten MCS und <strong>de</strong>s LES.


4.5 Ergebnisdarstellung 43Bild 4.7:Analytische und simulierte Ausfallwahrscheinlichkeit F(t), ungewichtete MCS - LESBild 4.8 zeigt <strong>de</strong>n analytischen und simulierten Verlauf <strong>de</strong>r WahrscheinlichkeitsfunktionF(t) unter Verwendung <strong>de</strong>r FTM und <strong>de</strong>s LES.Bild 4.8:Analytische und simulierte Ausfallwahrscheinlichkeit F(t), gewichtete MCS – LES


44 4 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung mehrparametriger stochastischer Prozesse4.6 Zusammenfassung <strong>de</strong>r ErgebnisseDie Ergebnisse (Tabelle 4.3, Bild 4.7 bis Bild 4.8) zeigen, dass die MCS geeignet ist,mehrparametrige stochastische Prozesse zu mo<strong>de</strong>llieren und zu analysieren. Betrachtetwur<strong>de</strong>n die Einflüsse <strong>de</strong>r Zeit und <strong>de</strong>r Temperatur auf das Ausfallverhalten eines Systemsmit zwei Zustän<strong>de</strong>n.Anhand <strong>de</strong>r temperaturabhängigen Funktionsverläufe (Bild 4.2 bis Bild 4.6) ist <strong>de</strong>rEinfluss <strong>de</strong>r Temperatur auf das Ausfallverhalten <strong>de</strong>s Systems <strong>de</strong>utlich zu erkennen.Wie zu erwarten steigt das Ausfallverhalten mit zunehmen<strong>de</strong>r Temperatur an (sieheBild 4.6).Aufgrund <strong>de</strong>r schlechten Konvergenz <strong>de</strong>r ungewichteten MCS bei <strong>de</strong>r Bewertungseltener Ereignisse konnte <strong>de</strong>r Verlauf von F(t) (Bild 4.7) unter Verwendung <strong>de</strong>s LESlediglich ten<strong>de</strong>nziell wie<strong>de</strong>rgegeben wer<strong>de</strong>n.Wer<strong>de</strong>n die Analysen auf Basis <strong>de</strong>r gewichteten MCS (LES) durchgeführt, so stimmendie Ergebnisse sehr gut mit <strong>de</strong>n analytischen Lösungen überein. Zusätzlich ist, beiBetrachtung <strong>de</strong>r Varianzen (Tabelle 4.3), <strong>de</strong>r Effekt <strong>de</strong>r Varianzreduktion <strong>de</strong>r gewichtetenMCS gegenüber <strong>de</strong>r ungewichteten MCS <strong>de</strong>utlich zu erkennen.


5 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Nicht-Markovscher ProzesseIm Folgen<strong>de</strong>n wird ein Nicht-Markov-System mit drei Zustän<strong>de</strong>n und einem Regenerationspunktuntersucht. Es wird geprüft, inwieweit die MCS ein geeignetes Verfahrenist, mit <strong>de</strong>m Zeitabhängigkeiten, Semi-Markov- [Fah81], [Bir97] regenerative undnicht-regenerative Eigenschaften [Kne89] berücksichtigt wer<strong>de</strong>n können. Zusätzlichsind die Zustandsübergangswahrscheinlichkeiten <strong>de</strong>s Systems sehr klein, so dass die inKapitel 2.4 beschriebenen varianzreduzieren<strong>de</strong>n Verfahren angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.5.1 Beschreibung <strong>de</strong>s Nicht-Markovschen Zustandsmo<strong>de</strong>lls und<strong>de</strong>r AbhängigkeitenDas System besteht aus drei Zustän<strong>de</strong>n. Zustand 1 ist <strong>de</strong>r intakte Zustand und Zustand2 ist ein <strong>de</strong>gradierter Systemzustand. Je nach eingenommenem Systemzustand 1 o<strong>de</strong>r 2besteht die Möglichkeit, in <strong>de</strong>n absorbieren<strong>de</strong>n Fehlerzustand 3 zu gelangen. Daszugehörige Zustandsmo<strong>de</strong>ll ist in Bild 5.1 dargestellt.Bild 5.1:Nicht-Markov-System mit drei Zustän<strong>de</strong>n und einem Regenerationspunkt


46 5 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Nicht-Markovscher ProzesseDie Reparatur ist W(α, β)-verteilt und beginnt mit Eintritt in <strong>de</strong>n Zustand 2 zum Zeitpunktt GR. Die Reparaturdauer lässt sich somit mit <strong>de</strong>r Semi-Markov-Eigenschaftcharakterisieren. Nach <strong>de</strong>r erfolgten Reparatur (Eintritt in <strong>de</strong>n Zustand 1 zum Zeitpunktt GL) ist das System so gut wie neu (GAN). Der Zustand 1 entspricht somit bzgl.<strong>de</strong>s Systemalters einem Regenerationszustand.Nach<strong>de</strong>m die Analyse zunächst ungewichtet erfolgt, wer<strong>de</strong>n in einem weiteren Schrittdie FTM und TBM zur Varianzreduktion angewen<strong>de</strong>t. In bei<strong>de</strong>n Fällen erfolgt dieAnalyse mit Hilfe <strong>de</strong>s LES und <strong>de</strong>s FFS.Die Parameter <strong>de</strong>r Zustandsübergänge mit <strong>de</strong>n gegebenen Abhängigkeiten <strong>de</strong>s inBild 5.1 dargestellten Mo<strong>de</strong>lls wer<strong>de</strong>n in Tabelle 5.1 beschrieben.Tabelle 5.1:Verwen<strong>de</strong>te Parameter <strong>de</strong>r Zustandsübergänge mit gegebenen AbhängigkeitenZustandsübergänge Beschreibung Verteilung Parameter [h] Abhängigkeitλ 12 (t) Fehler W(α, β)α = 9,9E−06β = 0,5t′, t′mit t′GL= tλ 13 (t) Fehler W(α, β)α = 5E−08β = 0,5t′, t′mit t′GL= tμ 21 (t) Reparatur W(α, β)α = 2t′, t′mit t′GR= tβ = 0,7λ 23 (t) Fehler W(α, β)α = 5E−06t′, t′mit t′GL≠ tβ = 0,5GL′GL′GR′GL′5.2 Analytische LösungDa das System als Nicht-Markov-Mo<strong>de</strong>ll nun nicht mehr über Differentialgleichungengeschlossen lösbar ist, wird eine approximative analytische Lösung ermittelt.Aufgrund <strong>de</strong>r Tatsache, dass die Zustandsübergangs- bzw. Fehlerwahrscheinlichkeitrelativ klein ist mittB= ∫ ∫ ∫BB11P12(tB)ψ2( τ)dτ = q12( τ)dτ = λ12( τ)⋅ R1(τ)dτ = 1,715E−04 (5.1)0t0t0wird das Ausfallverhalten maßgeblich über <strong>de</strong>n Zustandsübergang 1 → 3 beeinflusst.Es lässt sich somit eine approximative Lösung basierend auf Transportgleichungen(Kapitel 2.1) [Dub00] ermitteln mitP 1(0) = 1 und (5.2)0ψ 0) = P (0) ⋅δ(t)= (t) . (5.3)1(1δ


5.2 Analytische Lösung 47Die Ermittlung <strong>de</strong>r Zustandswahrscheinlichkeit P 3 (t B ), basierend auf einem bis vierZustandsübergängen, ist in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Gleichungen dargestellt.Die Transportgleichung für einen Fehler nach genau einem Zustandsübergang ist gegebendurcht10ψ3 ( t) = ∫ ψ (t′1) ⋅q13(t| t′) dt′= q13(t)mit (5.4)0q13⋅13(t) = λ13(t)⋅ R12(t) R (t) . (5.5)Die Transportgleichung für einen Fehler nach genau zwei Zustandsübergängen entsprichtψtt23t001∫ ψ ′ ⋅ ′ ′ = ∫′ ⋅ ′ ′2(t) q23(t| t ) dt q12(t ) q23(t| t ) d( t) =mit (5.6)(t′)= λ (t′12) ⋅R12(t′)⋅ R (t ) und (5.7)q ′1213q23R23(t)(t | t′ ) = λ23(t)⋅R21(t− t′) ⋅ .R (t′(5.8))23Die Transportgleichung für einen Fehler nach genau drei Zustandsübergängen lautett∫0tt∫∫32ψ3 (t) = ψ (t′1) ⋅q(t | t′) dt′13= q (t′′12) ⋅q21(t′| t′′) ⋅q13(t| t′) dt′′dt′mit (5.9)q21t′′0R (t′23)(t′ | t′′) = μ (t′21− t′′) ⋅ R21(t′− t′′) ⋅ undR (t′′(5.10))23(t | t′ ) = λ13(t− t′) ⋅ R12(t − t′) ⋅ R (t − t ) . (5.11)q ′1313Die Transportgleichung für einen Fehler nach genau vier Zustandsübergängen istgegeben durchψ (t) =q4323=t3∫ψ20t t t∫∫∫t′ ′ t′′′ 0(t′)⋅ qq1223(t′′′)⋅ q(t | t′) dt′21(t′′| t′′′) ⋅ q12(t′| t′′) ⋅ q23(t | t′′, t′) dt′′′dt′′dt′mit(5.12)R23(t− t′′)(t | t′ ,t′)= λ23(t− t′′) ⋅ R21(t− t′) ⋅ .R (t′− t′′(5.13))23Die Zustandsübergangswahrscheinlichkeiten P 13 (t) und P 23 (t) berechnen sich in Näherungzu


48 5 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Nicht-Markovscher Prozesset∫1 3P13(t)≈ ( ψ3(τ)+ ψ3(τ))dτund (5.14)0t∫2 4P23(t)≈ ( ψ3(τ)+ ψ3(τ))dτ. (5.15)0Für die Ausfallwahrscheinlichkeit F(t) = P 3 (t) gilt anschließendF23(t) = P13 (t) + P (t) . (5.16)5.3 Ungewichtete MCSDas System wird zunächst herkömmlich, d.h. unter Verwendung <strong>de</strong>r ungewichtetenMCS mit <strong>de</strong>m LES und <strong>de</strong>m FFS untersucht.Der Systemtransport (Kapitel 2.1) erfolgt auf Basis generierter Zufallszeiten und Zustandsän<strong>de</strong>rungen.Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb <strong>de</strong>r Betriebsdauer t B in <strong>de</strong>n absorbieren<strong>de</strong>nZustand 3 zu gelangen, kann mit <strong>de</strong>m LES und <strong>de</strong>m FFS (Kapitel 2.3)ermittelt wer<strong>de</strong>n.5.3.1 Last-Event-SchätzerBei <strong>de</strong>r Schätzung über <strong>de</strong>n LES wird bei n erfolgten Simulationsläufen die in <strong>de</strong>rBetriebsdauer t B beobachtete Anzahl von Ereignissen (z.B. Zustandsübergang 2 → 3)gewertet. Im Falle <strong>de</strong>r ungewichteten MCS berechnen sich die Schätzer für P 23 (t B )bzw. F(t B ) zu1Pˆ und (5.17)n(i)23(tB)= ⋅∑P23(tB)n i=111Fˆ (tmit (5.18)nn(i)(i)(i)B) = ⋅∑(P13(tB)+ P23(tB))= ⋅∑F(tB)n i=1n i=1(i) (i)(i)P13 (tB), P23(tB) und F (tB) ∈ {0,1} . (5.19)Mit <strong>de</strong>n ermittelten Lösungen (Gleichung (5.14) bis Gleichung (5.16)) berechnen sichdie Varianzen gemäß Gleichung (A.3.2) zuss22n1= ⋅∑(Pni=1n1= ⋅∑(Fni=1(i)23(i)(t(tBB) − P23) − F(t(tBB))))22und (5.20). (5.21)


5.4 Gewichtete MCS 495.3.2 Free-Flight-SchätzerWird z.B. <strong>de</strong>r Zustand 2 erreicht, so ist es möglich, die Auftretenswahrscheinlichkeit<strong>de</strong>s Zustandsüberganges 2 → 3 zu berechnen. Unter Berücksichtigung, dass <strong>de</strong>r Zustand2 zum Zeitpunkt t′ mit <strong>de</strong>m Alter t ′ − t′GLeingenommen wur<strong>de</strong>, berechnet sichdie Wahrscheinlichkeit zutB t BP ′ ′ = ∫ τ ′ ′ τ = ∫ λ τ − ′ ⋅ τ ′ ′23(tB| tGL, t ) q23(| tGL,t ) d23(tGL) R2( | tGL,t ) dτmit (5.22)R2t′t′R23(τ − t′GL)( τ | t′, t′GL) = R21(τ − t′) ⋅.R (t′− t′(5.23))23GLInnerhalb <strong>de</strong>s i-ten Laufes kann <strong>de</strong>r Zustand 2 m-mal eingenommen wer<strong>de</strong>n. Die(i)Wahrscheinlichkeit P (t ) berechnet sich dann zu(i)(i) (m)P23(tB) = ∑P23(tB| tGL, tm) .m23Die Schätzer von P 23 (t B ) bzw. F(t B ) entsprechenn(i)23(tB)= ⋅∑P23(tB)n i=1B(5.24)1Pˆ und (5.25)11Fˆ (t. (5.26)nn(i)(i)(i)B) = ⋅∑(P13(tB)+ P23(tB))= ⋅∑F(tB)n i=1n i=1Die zugehörigen Varianzen lauten nach Gleichung (A.3.2)ss22n1= ⋅∑(Pni=1n1= ⋅∑(Fni=1(i)23(i)(t(tBB) − P23) − F(t(tBB))))22und (5.27). (5.28)5.4 Gewichtete MCSIn einem weiteren Schritt erfolgt die Analyse unter Verwendung <strong>de</strong>r gewichtetenMCS, d.h. <strong>de</strong>r varianzreduzieren<strong>de</strong>n Verfahren FTM und TBM sowie <strong>de</strong>r jeweiligenSchätzverfahren LES und FFS. Das Vorgehen wird nachfolgend anhand <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s2 beispielhaft beschrieben. Das System sei zum Zeitpunkt t′ im Zustand 1.Mit <strong>de</strong>n Parametern <strong>de</strong>r Zustandsübergänge (Tabelle 5.1) wird ersichtlich, dass einZustandsübergang in <strong>de</strong>n Zustand 2 ein seltenes Ereignis und ein weiterer Zustandsübergangin <strong>de</strong>n Zustand 3 sehr unwahrscheinlich ist. Für <strong>de</strong>n Fall, dass insbeson<strong>de</strong>re


50 5 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Nicht-Markovscher Prozesse<strong>de</strong>r Zustandsübergang 2 → 3 Gegenstand <strong>de</strong>r Untersuchung ist, muss <strong>de</strong>r Zustandsübergangin <strong>de</strong>n Zustand 2 zunächst zeitlich forciert und hinsichtlich <strong>de</strong>s Eintrittes vonZustand 2 begünstigt wer<strong>de</strong>n. Dasselbe Verfahren wird anschließend auf <strong>de</strong>n Eintritt<strong>de</strong>s Zustandsüberganges 2 → 3 innerhalb <strong>de</strong>r Betriebsdauer t B angewen<strong>de</strong>t. Dies istmit einer Kombination <strong>de</strong>r FTM und <strong>de</strong>r TBM möglich (Kapitel 2.4).Der Zeitpunkt t eines Zustandsüberganges, <strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m Erreichen <strong>de</strong>r Betriebsdauer t Beintritt, wird überF1(t− t′)ξ = P1(T≤ t − t′| T ≤ tB− t′) = F1(t| t′, tB)=F (t − t′)(5.29)ermittelt.Der Zustand, <strong>de</strong>r zum Zeitpunkt t mit <strong>de</strong>m Alter t − t′eingenommen wird, kann nunmit <strong>de</strong>r TBM bezüglich <strong>de</strong>s Eintrittes von Zustand 2 begünstigt wer<strong>de</strong>n:k−1j≠1k~~1 j(t− t′) ≤ ξ < γ1j(t − t′) mit (5.30)∑ γ ∑j≠1~12 γ (t − t′) = 1 und ~13 γ (t − t′) = 0 .Das erzeugte Ereignis (Eintritt in <strong>de</strong>n Zustand 2 zum Zeitpunkt t´ < t ≤ t B ) wird anschließendgemäß <strong>de</strong>r FTM und <strong>de</strong>r TBM gewichtet:n n−1γ12(t − t′)w2(t) = w (t′1) ⋅ F1(tB− t′) ⋅ ~ = u12(t) .γ (t − t′(5.31))12Nach Einnahme <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s 2 zum Zeitpunkt t´ < t ≤ t B mit <strong>de</strong>m Alter t − t′, lässtsich die Auftretenswahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s Zustandsüberganges 2 → 3 mit <strong>de</strong>m LESund <strong>de</strong>m FFS schätzen.5.4.1 Last-Event-SchätzerZunächst wird <strong>de</strong>r Zustandsübergang 2 → 3 analog obiger Vorgehensweise ermittelt.Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r absorbieren<strong>de</strong> Zustand 3 zum Zeitpunkt t ≤ t B eingenommen wur<strong>de</strong>, wirddie Auftretenswahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s Zustandsüberganges 2 → 3 mit <strong>de</strong>m LES ermittelt.Im Falle gewichteter Stichproben wird <strong>de</strong>r Mittelwert <strong>de</strong>r n Gewichtungen berechnet.Die Schätzer für P 23 (t B ) bzw. F(t B ) lauten1Pˆ und (5.32)n(i)23(tB)= ⋅∑u23n i=11B


5.4 Gewichtete MCS 5111 (i)Fˆ (tB)= ⋅u3.nnn(i) (i)∑(u13+ u23) = ⋅∑i= 1n i= 1(5.33)Die zugehörigen Varianzen berechnen sich nach Gleichung (A.3.2) zus1n2(i)2= ⋅∑(u23−P23(tB)) und (5.34)n i=11s ∑ −n2( i)2= ⋅ (u3F(tB)) .n i=15.4.2 Free-Flight-Schätzer(5.35)Unter Berücksichtigung, dass <strong>de</strong>r Zustand 2 zum Zeitpunkt t′ mit <strong>de</strong>m Alter t ′ − t′GLn−1und <strong>de</strong>r Gewichtung w (t′2) = u (t′2) eingenommen wur<strong>de</strong> , berechnet sich die Zustandsübergangswahrscheinlichkeitt | t′, t ) zuP*23(tBP * 23( ′B GL| t′ , t′GL) = P (t | t′, t′GL) ⋅ u2(t′23 B) = ∫ q( τ | t′, t′) dτ⋅u(t′).(5.36)Innerhalb <strong>de</strong>s i-ten Laufes kann <strong>de</strong>r Zustand 2 m-mal eingenommen wer<strong>de</strong>n. DieWahrscheinlichkeit P i)(t ) berechnet sich dann zu∑( 23 B(i)*(i) (m)(i) (m) (i)P23 (tB) = P23(tB| tGL, tm) = P23(tB| tGL, tm) ⋅ u2(tm) .m∑Die Schätzer von P 23 (t B ) bzw. F(t B ) lautenn(i)23(tB)= ⋅∑P23(tB)n i=1mtBt′23GL2(5.37)1Pˆ und (5.38)nn1 ( i)(i) 1 (i)B) = ⋅∑(P13(tB)+ P23(tB))= ⋅∑F(tB)n i=1n i=1F ˆ(t. (5.39)Die zugehörigen Varianzen lauten nach Gleichung (A.3.2)ss2n1= ⋅∑(Pn1i=1(i)23(tB) − P23(tB))2und (5.40)n2(i)2= ⋅∑ (F (tB)− F(tB)). (5.41)n i=1


52 5 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Nicht-Markovscher Prozesse5.5 ErgebnisdarstellungDie Analyse <strong>de</strong>s Systems erfolgt für eine Betriebsdauer von t B = 300 Stun<strong>de</strong>n. DasSystem sei zu Beginn <strong>de</strong>r Betrachtung im Zustand 1 (P 1 (0) = 1). Die Ergebnisse <strong>de</strong>rSystemanalyse (anal ytisch, ungewichtete und gewichtete MCS mit LES und FFS) sindin Tabelle 5.2 bis Tabelle 5.6 aufgeführt.Tabelle 5.2: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ), approximativ - analytische LösungZustandsübergänge analytischP 13 (t B )8,661E−07P 23 (t B )4,730E−11F(t B )8,661E−07Tabelle 5.3: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ), ung ewichtete MCS – LESZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 13 (t B ) 1,0E+05 −−−−− −−−−− −−−−−P 23 (t B ) 1,0E+05 −−−−− −−−−− −−−−−F(t B ) 1,0E+05 94,67 −−−−− −−−−−Tabelle 5.4: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ), ung ewichtete MCS – FFSZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 13 (t B ) 1,0E+05 −−−−− 8,661E−07 1,039E−16P 23 (t B ) 1,0E+05 −−−−− 5,527E−11 2,743E−17F(t B ) 1,0E+05 251,28 8,662E−07 2 ,195E−16Tabelle 5.5: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ), gewichtete MCS – LESZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 13 (t B ) 1,0E+04 −−−−− 8,650E−07 8,249E−15P 23 (t B ) 1,0E+04 −−−−− 4,785E−11 4,980E−21F(t B ) 1,0E+04 10,63 8,650E−07 8,248E−15


5.5 Ergebnisdarstellung 53Tabelle 5.6: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ), gewichtete MCS – FFSZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 13 (t B ) 1,0E+04 −−−−− 8,661E−07 1,119E−21P 23 (t B ) 1,0E+04 −−−−− 4,727E−11 4,251E−21F(t B ) 1,0E+04 548,44 8,661E−07 5,421E−21Das Bild 5.2 stellt <strong>de</strong>n analytischen und simulierten Verlauf (ungewichtete MCS) <strong>de</strong>rAusfallwahrscheinlichkeit dar.Bild 5.2:Analytische und simulierte Ausfallwahrscheinlichkeit F(t), ungewichtete MCS - FFSIn Bild 5.3 bis Bild 5.8 sind <strong>de</strong>r analytische und <strong>de</strong>r simulierte Verlauf (gewichteteMCS) <strong>de</strong>r Zustandsübergangswahrscheinlichkeiten sowie <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeitdargestellt.Bild 5.3:Analytische und simulierte Wahrscheinlichkeit P 13 (t), gewichtete MCS - LES


54 5 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Nicht-Markovscher ProzesseBild 5.4:Analytische und simulierte Wahrscheinlichkeit P 23 (t), gewichtete MCS - LESBild 5.5:Analytische und simulierte Ausfallwahrscheinlichkeit F(t), gewichtete MCS - LESBild 5.6:Analytische und simulierte Wahrscheinlichkeit P 13 (t), gewichtete MCS - FFS


5.5 Ergebnisdarstellung 55Bild 5.7:Analytische und simulierte Wahrscheinlichkeit P 23 (t), gewichtete MCS - FFSBild 5.8:Analytische und simulierte Ausfallwahrscheinlichkeit F(t), gewichtete MCS – FFS


56 5 MCS zur Mo<strong>de</strong>llierung Nicht-Markovscher Prozesse5.6 Zusammenfassung <strong>de</strong>r ErgebnisseDie Ergebnisse (Tabelle 5.2 bis Tabelle 5.6, Bild 5.2 bis Bild 5.8) zeigen, dass dieMCS geeignet ist, Systeme mit Zeitabhängigkeiten, Semi-Markov-, regenerativen undnicht-regenerativen Eigenschaften zu mo<strong>de</strong>llieren und zu analysieren. Zusätzlich ist zuerkennen, dass Verfahren <strong>de</strong>r Varianzreduktion (gewichtete MCS) auch bei komplexenFragestellungen angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n können.Unter Berücksichtigung von Tabelle 5.3 zeigt es sich, dass unter Verwendung <strong>de</strong>rungewichteten MCS (LES) keine brauchbaren Ergebnisse generiert wer<strong>de</strong>n konnten.Lediglich die ungewichtete MCS, unter Verwendung <strong>de</strong>s FFS, erzielte für die Bewertungvon Einzelfehlern zufrie<strong>de</strong>n stellen<strong>de</strong> Ergebnisse (siehe Tabelle 5.4 und Bild 5.2).Zur Bewertung von Mehrfachfehlern bedarf es <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>r gewichteten MCS,d.h. <strong>de</strong>r Nutzung von varianzreduzieren<strong>de</strong>n Verfahren wie <strong>de</strong>r FTM und <strong>de</strong>r TBM.Wer<strong>de</strong>n diese Verfahren angewandt, so stimmen die Ergebnisse sehr gut mit <strong>de</strong>n analytischenLösungen überein (siehe Tabelle 5.5 bis Tabelle 5.6 und Bild 5.3 bis Bild5.8). Im Vergleich zu <strong>de</strong>n ungewichteten Verfahren ist die Minimierung <strong>de</strong>r Varianzen(LES: Tabelle 5.3 und Tabelle 5.5, FFS: Tabelle 5.4 und Tabelle 5.6) <strong>de</strong>utlich zu erkennen.Unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Varianzen (gewichtete MCS, Tabelle 5.5 und Tabelle 5.6)fällt auf, dass die Varianzen unter Verwendung <strong>de</strong>s FFS allgemein kleiner sind alsunter Verwendung <strong>de</strong>s LES. Gleichzeitig ist ein Anstieg <strong>de</strong>r Simulationsdauer unterVerwendung <strong>de</strong>s FFS zu erkennen. Es zeigt sich, dass <strong>de</strong>r LES beson<strong>de</strong>rs effizient zurBewertung von Mehrfachfehlern und <strong>de</strong>r FFS beson<strong>de</strong>rs effizient zur Bewertung vonEinzelfehlern ist.


6 Gesamtbewertung <strong>de</strong>r ErgebnisseAnhand <strong>de</strong>r Untersuchungen in Kapitel 3 wur<strong>de</strong> gezeigt, dass die MCS unter Verwendungvarianzreduzieren<strong>de</strong>r Verfahren geeignet ist, hochzuverlässige Markov-Prozessezu mo<strong>de</strong>llieren und zu analysieren.Die Mo<strong>de</strong>llierung und Analyse mehrparametriger stochastischer Prozesse (Kapitel 4)wur<strong>de</strong> am Beispiel eines Systems mit zwei Zustän<strong>de</strong>n unter Berücksichtigung <strong>de</strong>sTemperatureinflusses durchgeführt. Die MCS ist <strong>de</strong>mnach geeignet, stochastischeProzesse <strong>de</strong>r Zuverlässigkeitstheorie, die durch mehrere Zufallsgrößen gekennzeichnetsind, zu mo<strong>de</strong>llieren und zu analysieren. Zusätzlich wur<strong>de</strong>n varianzreduzieren<strong>de</strong> Verfahrenerfolgreich integriert.Aufgrund <strong>de</strong>r Untersuchungen zur Mo<strong>de</strong>llierung Nicht-Markovscher Prozesse (Kapitel5) wur<strong>de</strong> gezeigt, dass unter Verwendung <strong>de</strong>r MCS komplexe Einflüsse wie Zeitabhängigkeiten,Semi-Markov-, regenerative und nicht-regenerative Eigenschaften berücksichtigtund zusätzlich Zustandsübergänge mit sehr kleinen Zustandsübergangswahrscheinlichkeitenmo<strong>de</strong>lliert wer<strong>de</strong>n können.Unter Beachtung <strong>de</strong>r Varianz und <strong>de</strong>r Simulationsdauer konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass<strong>de</strong>r LES in Kombination mit <strong>de</strong>r gewichteten MCS beson<strong>de</strong>rs effizient zur Bewertungvon Mehrfachfehlern ist. Der FFS lässt sich in Kombination mit <strong>de</strong>r ungewichteten alsauch mit <strong>de</strong>r gewichteten MCS beson<strong>de</strong>rs effizient zur Bewertung von Einzelfehlernverwen<strong>de</strong>n. Diese Beobachtung konnte aufgrund weiterer Untersuchungen bestätigtwer<strong>de</strong>n [Hau06].Aus <strong>de</strong>n Untersuchungen und <strong>de</strong>n erzielten Ergebnissen <strong>de</strong>r Kapitel 3 bis Kapitel 5lässt sich folgern, dass die MCS dazu geeignet ist, hochzuverlässige mehrparametrigeSysteme mit unterschiedlichsten stochastischen Eigenschaften zu mo<strong>de</strong>llieren und zuanalysieren. Die in <strong>de</strong>n Grundlagen (Kapitel 2, Anhang A.3.6 und Anhang A.3.7)dargestellten und in Kapitel 3 bis Kapitel 5 angewen<strong>de</strong>ten und verifizierten Verfahrenwer<strong>de</strong>n im Folgen<strong>de</strong>n auf eine Systemanalyse unter realen Bedingungen übertragen.


7 Analyse eines 2-Kanal-Rechnersystems unterbeson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung dynamischerSystemän<strong>de</strong>rungenDie folgen<strong>de</strong>n Sicherheits- und Zuverlässigkeitsanalysen erfolgen unter Berücksichtigungvon realen Bedingungen wie stochastischen Abhängigkeiten sowie systematischenund dynamischen Systemän<strong>de</strong>rungen. Gegenstand <strong>de</strong>r Untersuchungen ist ein 2-Kanal-Rechnersystem. Je<strong>de</strong>r Kanal übernimmt die Funktionen <strong>de</strong>r Signalaufbereitung,-konditionierung und -prüfung, die Ausgabe <strong>de</strong>s generierten Signals erfolgt übereinen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Kanäle.Eine wesentliche Einflussgröße auf das Ausfallverhalten elektronischer Systeme ist dieTemperatur [NEC98]. Diese ist abhängig von <strong>de</strong>m gewählten Einbauort, <strong>de</strong>r Einbaulageund <strong>de</strong>m Einsatzort <strong>de</strong>s Systems. Der Temperatureinfluss führt dabei in <strong>de</strong>r Regelzu einer wachsen<strong>de</strong>n Schädigung, d.h. einer dynamischen Systemän<strong>de</strong>rung und Scha<strong>de</strong>nsakkumulation(Kapitel 2.1.4 und Anhang A.3.7). Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n die Sicherheits-und Zuverlässigkeitsanalysen unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung unterschiedlicherTemperaturbelastungen durchgeführt.Basierend auf <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r durchgeführten Systemsimulationen wird anschließen<strong>de</strong>in temperaturabhängiges Prognosemo<strong>de</strong>ll entwickelt, mit <strong>de</strong>m die Sicherheitund Zuverlässigkeit für eine geän<strong>de</strong>rte Temperaturbelastung prognostiziert wer<strong>de</strong>n.7.1 Beschreibung <strong>de</strong>s 2-Kanal-RechnersystemsDas in Bild 7.1 dargestellte 2v2-System besteht aus zwei parallelen Kanälen mit jeeinem Mikrocontroller (μC).Bild 7.1:Blockschaltbild eines 2v2-Systems mit zwei Mikrocontrollern


7.1 Beschreibung <strong>de</strong>s 2-Kanal-Rechnersystems 59Je<strong>de</strong>r μC erfasst die eingehen<strong>de</strong>n Signale und generiert ein entsprechen<strong>de</strong>s Ausgangssignal.Die Funktion <strong>de</strong>s 2v2-Ausgangsvergleichers ist auf bei<strong>de</strong>n Mikrocontrollernumgesetzt, die Prüfung <strong>de</strong>s Ausgangssignals erfolgt somit kreuzweise. Systeme dieserArt wer<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re bei sicherheitskritischen Anwendungen, wie <strong>de</strong>m Antiblockiersystem(ABS), <strong>de</strong>m Elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP) o<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnenLenksystemen wie <strong>de</strong>r Aktivlenkung (AFS) [Eck02], eingesetzt. Die Funktionalität <strong>de</strong>sSystems ist im Funktions- und Signalflussplan (Bild 7.2) dargestellt.Bild 7.2:Funktions- und Signalflussplan <strong>de</strong>s 2v2-SystemsDas Systemverhalten lässt sich mit Systemzustän<strong>de</strong>n und Zustandsübergängen in Formeines Zustandsmo<strong>de</strong>lls darstellen. Bild 7.3 zeigt ein vereinfachtes Zustandsmo<strong>de</strong>ll.Die Simulation <strong>de</strong>s Systems wird in einen Fahrtzyklus eingebettet, <strong>de</strong>r im Wesentlichenaus <strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong>n Zündung „AN“ und Zündung „AUS“ besteht. Während dasFahrzeug in Betrieb ist, können infolge temporärer o<strong>de</strong>r permanenter Fehler unterschiedlicheFehlerzustän<strong>de</strong> eingenommen wer<strong>de</strong>n. Tritt ein temporärer Fehler auf, sowechselt das System in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>gradierten Systemzustand „Temporärer Fehler“. Einsolcher Fehler kann durch einen Neustart <strong>de</strong>s Systems behoben wer<strong>de</strong>n. Infolge <strong>de</strong>sNeustarts erfolgt keine Systemerneuerung, das System ist <strong>de</strong>mnach bei <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rherstellungso gut o<strong>de</strong>r schlecht wie zuvor (BAO). Im Falle eines permanenten Fehlerswechselt das System in <strong>de</strong>n Systemzustand „Permanenter Fehler“ und ein Austausch<strong>de</strong>r Hardware „Reparatur“ wird notwendig. Nach erfolgter Reparatur ist das Systemvollständig erneuert (GAN). Ein gefährlicher Systemzustand „Gefährlicher Fehler“wird erreicht, wenn ein fehlerhaftes Signal ausgegeben wird. Dies ist infolge einesFehlers aufgrund gemeinsamer Ursache (CCF) o<strong>de</strong>r einer Fehlerkette möglich. Ist dasSystem nicht in Betrieb (Zustand „AUS“), so altert das System nicht.


60 7 Analyse eines 2-Kanal-Rechnersystems unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung ...Bild 7.3:Vereinfachtes Zustandsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s 2v2-SystemsEine <strong>de</strong>taillierte Systemdarstellung kann über die Definition eines Zustandsvektors z ierfolgen. Der Zustandsvektor beschreibt die einzelnen Situations- und Komponentenzustän<strong>de</strong>und fasst diese zu einem Systemzustand zi(siehe Tabelle 7.1) zusammen.Der Zustandsvektor z i ist gegeben durchzi = {ZF,iZAi,ZBi}. (7.1)Der Fahrtzustand ZF kann die Zustän<strong>de</strong> 0 „Aus“ o<strong>de</strong>r 1 „An“ annehmen. Je<strong>de</strong>r μC-Zustand {ZA, ZB) kann die Zustän<strong>de</strong> 0 „intakt“, 1 „temporärer Fehler“ o<strong>de</strong>r 2 „permanenterFehler“ annehmen. Alle <strong>de</strong>finierten Systemzustän<strong>de</strong> und Zustandsübergängekönnen <strong>de</strong>r Tabelle 7.1 entnommen wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong> i-te Zeile enthält darin die Zustän<strong>de</strong>,von <strong>de</strong>nen aus <strong>de</strong>r Zustand i erreichbar ist. Die letzte Spalte entspricht <strong>de</strong>r Summealler Zustandseingänge (∑ E.). Zustän<strong>de</strong>, die vom Zustand k aus erreicht wer<strong>de</strong>n können,sind in je<strong>de</strong>r k-ten Spalte eingetragen. Die Summe aller Zustandsausgänge (∑ A.)kann <strong>de</strong>r letzten Zeile entnommen wer<strong>de</strong>n.Im Rahmen <strong>de</strong>r Sicherheitsbewertung wer<strong>de</strong>n im Folgen<strong>de</strong>n die Zustän<strong>de</strong> untersucht,von <strong>de</strong>nen eine Gefährdung ausgeht. Dies ist bei <strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Fall, die einen


7.1 Beschreibung <strong>de</strong>s 2-Kanal-Rechnersystems 61Fehler bei<strong>de</strong>r Mikrocontroller beschreiben: {8, 9, 11, 12}. Die Zustän<strong>de</strong> 8, 9, 11 und12 sind <strong>de</strong>mnach bei <strong>de</strong>r Sicherheitsbewertung als absorbierend zu betrachten (Summe<strong>de</strong>r Zustandsausgänge ist gleich null, siehe Tabelle 7.1).Tabelle 7.1:Zustandsmatrix mit summierten Eingängen und Ausgängen je Zustandz i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12z i z i 0 0 0 0 0 2 0 2 0 1 0 0 1 0 1 1 0 2 1 1 0 1 1 1 1 1 2 1 2 0 1 2 1 1 2 2 Σ E.1 0 0 0 −−− 1 1 1 32 0 0 2 −−− 1 13 0 2 0 −−− 1 14 1 0 0 1 1 1 −−− 35 1 0 1 1 −−− 16 1 0 2 1 1 −−− 27 1 1 0 1 −−− 18 1 1 1 1 1 1 −−− 39 1 1 2 1 1 −−− 210 1 2 0 1 1 −−− 211 1 2 1 1 1 −−− 212 1 2 2 1 1 1 1 1 −−− 5Σ A. 1 1 1 7 5 3 5 0 0 3 0 0Eine Vereinfachung <strong>de</strong>r in Tabelle 7.1 gegebenen Zustandsmatrix ist unter Verwendungvon Äquivalenzklassen [Kos79], [Bei97] o<strong>de</strong>r Transportgleichungen [Dub00]möglich. Das in Bild 7.3 dargestellte Zustandsdiagramm stellt ein reduziertes undvereinfachtes Mo<strong>de</strong>ll mit 6 Zustän<strong>de</strong>n dar.Zusätzlich zu <strong>de</strong>n Sicherheitsbetrachtungen wer<strong>de</strong>n Zuverlässigkeitsbewertungendurchgeführt. Hierbei wer<strong>de</strong>n die Zustän<strong>de</strong> betrachtet, die zu einem dauerhaften, d.h.permanenten Fehler führen: {6, 9, 10, 11, 12}. Es ist zu beachten, dass die Zustän<strong>de</strong> 6und 10 (permanenter Fehler eines Mikrocontrollers), im Gegensatz zu Tabelle 7.1, beieiner durchgeführten Zuverlässigkeitsbewertung absorbieren<strong>de</strong> Zustän<strong>de</strong> darstellen.Die verwen<strong>de</strong>ten Größen, d.h. die Parameter, die das Ausfall- und Reparaturverhalten,die Standzeit und die Fahrtdauer kennzeichnen, wur<strong>de</strong>n auf Basis von Erfahrungswertenbzw. praxisnahen Schätzungen bestimmt. Die verwen<strong>de</strong>ten Parameter, die dieZustandsübergänge <strong>de</strong>r Zustandsmatrix (Tabelle 7.1) beschreiben, sind in Tabelle 7.2angegeben.Anhand <strong>de</strong>r Parameter <strong>de</strong>r Zustandsübergänge (Tabelle 7.2) wird <strong>de</strong>utlich, dass unterschiedlicheArten von Systemabhängigkeiten berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Fehler sind im


62 7 Analyse eines 2-Kanal-Rechnersystems unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung ...betrachteten System temperaturabhängig, zusätzlich spielt das Alter, gekennzeichnetdurch <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>r Systemerneuerung t GL , eine Rolle. Die Restdauer einer Fahrtist zu<strong>de</strong>m abhängig vom Zeitpunkt t GF , zu <strong>de</strong>m ein Fahrtzyklus gestartet wur<strong>de</strong> (Beginneiner Fahrt).Tabelle 7.2:Verwen<strong>de</strong>te Parameter <strong>de</strong>r Zustandsübergänge mit gegebenen AbhängigkeitenZustandsübergänge Beschreibung Verteilung Parameter [h] Abhängigkeitλ 4-5 (t), λ 4-7 (t), λ 4-8 (t),λ 5-8 (t), λ 6-9 (t), λ 7-8 (t),λ 10-11 (t)Temporärer Fehler W(α, β)λ 4-6 (t), λ 4-10 (t), λ 4-12 (t),λ 5-6 (t), λ 5-11 (t), λ 5-12 (t),Permanenter Fehlerλ 6-12 (t), λ 7-9 (t), λ 7-10 (t),W(α, β)λ 7-12 (t), λ 10-12 (t)α o = 5·10 −7β = 1,5α o = 5·10 −6β = 0,5θ , t′GL, t′θ , t′GL, t′τ 1-4 Standzeit EXP(λ) λ = 0,144 −−−−−τ 4-1 (t), τ 5-1 (t), τ 6-2 (t),τ 7-1 (t), τ 10-3 (t)Fahrtdauer W(α, β)μ 2-4 (t), μ 3-4 (t) Reparatur LN(μ, σ 2 )α = 2β = 0,7μ = 3σ = 0,7t′GF, t′t′GR, t′Im Rahmen <strong>de</strong>r Analyse wer<strong>de</strong>n zusätzlich Fehler gemeinsamer Ursache (CCF) betrachtet.So können die Zustän<strong>de</strong> {1, 1, 1} und {1, 2, 2} durch einen CCF (Zustandsübergänge4 → 8, 4 → 12, 5 → 12, 7 → 12) eingenommen wer<strong>de</strong>n.Eine Empfehlung zur Bewertung von CCF ist in <strong>de</strong>r IEC 61508 [IEC01] gegeben. Daes sich bei <strong>de</strong>m betrachteten System (Bild 7.1) gemäß <strong>de</strong>r IEC 61508 um ein zweikanaligesSystem mit gegenseitiger Überwachung (siehe Bild 7.2) und hoher Wie<strong>de</strong>rholungsratehan<strong>de</strong>lt, wird <strong>de</strong>r Parameter <strong>de</strong>s Beta-Faktor Mo<strong>de</strong>lls b = 0,01 gesetzt. Füreine W(α, β)-verteilte Ausfallrate folgtβ−1β−1β−1α ⋅β⋅ t = b ⋅α ⋅β⋅ t + (1 − b) ⋅α ⋅β⋅ t . (7.2)Die folgen<strong>de</strong>n Untersuchungen wer<strong>de</strong>n für drei Temperaturbereiche durchgeführt, dieje nach Einbauort, -lage und Einsatzort durchaus üblich für die Automobilindustriesind (z.B. Motorraum, Anbau an Karosserie). Nach<strong>de</strong>m zunächst die TemperaturbereicheA und B näher untersucht wer<strong>de</strong>n, wird anschließend aus <strong>de</strong>n erzielten Ergebnissenein temperaturabhängiges Prognosemo<strong>de</strong>ll entwickelt, mit <strong>de</strong>m die Sicherheit undZuverlässigkeit unter Berücksichtigung eines geän<strong>de</strong>rten Temperaturbereiches C prognostiziertwer<strong>de</strong>n. Die durchgeführte Prognose wird anschließend mit einer weiterenSimulation verifiziert.


7.2 Simulationsalgorithmen 63Die jeweiligen Temperaturbereiche seien im Folgen<strong>de</strong>n N(μ, σ 2 )-verteilt. Die Parameter<strong>de</strong>r Temperaturbereiche sind in Tabelle 7.3 angegeben.Tabelle 7.3:Verwen<strong>de</strong>te Parameter <strong>de</strong>r Temperaturbereiche (0 Kelvin = −273,15 °C)Beschreibung Verteilung Parameter [Kelvin]Temperaturbereich A N(μ, σ 2 )Temperaturbereich B N(μ, σ 2 )Temperaturbereich C N(μ, σ 2 )μ = 298σ = 10μ = 323σ = 10μ = 348σ = 10Es wird angenommen, dass das W(α, β)-verteilte Ausfallverhalten (temporärer undpermanenter Fehler - siehe Tabelle 7.2) repräsentativ für eine mittlere Temperaturist.θo = 323KelvinDer Einfluss <strong>de</strong>r Temperatur wird im Folgen<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Arrhenius-Mo<strong>de</strong>ll (AnhangA.3.6) mo<strong>de</strong>lliert. Die Aktivierungsenergie sei mitEa = 0,7 eVfür <strong>de</strong>n temporären und <strong>de</strong>n permanenten Fehler (Tabelle 7.2) bekannt.7.2 SimulationsalgorithmenDa einige Zustandsübergangswahrscheinlichkeiten <strong>de</strong>s zu untersuchen<strong>de</strong>n Systemssehr klein sind, erfolgt die Systemanalyse unter Anwendung <strong>de</strong>r in Kapitel 2.4 beschriebenengewichteten MCS. Mit <strong>de</strong>n gegebenen Temperatureinflüssen sind zusätzlicheScha<strong>de</strong>nsakkumulationseffekte (Anhang A.3.7) zu berücksichtigen.Mit <strong>de</strong>m einfach zu handhaben<strong>de</strong>n LES (Kapitel 2.4) wer<strong>de</strong>n in einem ersten Schrittalle möglichen Fehlerpfa<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong>n 4 bis 10 bewertet. Der verwen<strong>de</strong>teTeilalgorithmus ist für <strong>de</strong>n Zustand 4 ({1, 0, 0} bzw. „AN“) in Bild 7.4 dargestellt.


64 7 Analyse eines 2-Kanal-Rechnersystems unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung ...Bild 7.4:Teilalgorithmus LESDer FFS (Kapitel 2.4) eignet sich beson<strong>de</strong>rs zur Bewertung von Einzelfehlern (häufigCCF). Zustandsübergänge (insbeson<strong>de</strong>re Einzelfehler), die sich im ersten Schritt <strong>de</strong>rAnalyse (LES) als relevant (wahrscheinlich) erwiesen haben, wer<strong>de</strong>n unter Verwendung<strong>de</strong>s FFS genauer untersucht. Der verwen<strong>de</strong>te Teilalgorithmus ist für <strong>de</strong>n Zustand4 ({1, 0, 0} bzw. „AN“) in Bild 7.5 dargestellt.


7.3 Ergebnisdarstellung 65Bild 7.5:Teilalgorithmus FFS7.3 Ergebnisdarstellung7.3.1 Bewertung <strong>de</strong>r Temperaturbereiche A und BDie Analyse <strong>de</strong>s Systems erfolgt für eine Betriebsdauer von einem Jahr (8760 h). DasSystem sei zu Beginn <strong>de</strong>r Betrachtung im Zustand 1 (P 1 (0) = 1). Die Ergebnisse <strong>de</strong>rSicherheits- und Zuverlässigkeitsanalysen, d.h. die ermittelten Zustandsübergangswahrscheinlichkeitenund die daraus berechneten Gefährdungs- und Ausfallwahrscheinlichkeiten,unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Temperaturbereiche A und B (ersterSchritt - LES), sind in Tabelle 7.4 bis Tabelle 7.7 aufgeführt.


66 7 Analyse eines 2-Kanal-Rechnersystems unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung ...Tabelle 7.4: Gefährdungswahrscheinlichkeit G(t B ), Temperatur θ A , LESZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 4-8 (t B ) 100 −−−−− 4,263E−06 5,832E−11P 4-12 (t B ) 100 −−−−− 4,942E−07 8,787E−13P 5-8 (t B ) 100 −−−−− 3,323E−10 1,177E−18P 5-11 (t B ) 100 −−−−− 5,335E−11 3,891E−20P 5-12 (t B ) 100 −−−−− 6,803E−13 6,891E−24P 6-9 (t B ) 100 −−−−− 7,121E−11 2,935E−20P 6-12 (t B ) 100 −−−−− 5,296E−12 1,591E−22P 7-8 (t B ) 100 −−−−− 4,638E−10 2,526E−18P 7-9 (t B ) 100 −−−−− 4,033E−11 1,601E−20P 7-12 (t B ) 100 −−−−− 5,635E−13 4,745E−24P 10-11 (t B ) 100 −−−−− 4,549E−11 1,963E−20P 10-12 (t B ) 100 −−−−− 7,213E−12 1,341E−21G(t B ) 100 467,422 4,758E−06 3,093E−10Tabelle 7.5: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ), Temperatur θ A , LESZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 4-6 (t B ) 100 −−−−− 3,284E−05 4,170E−09P 4-10 (t B ) 100 −−−−− 4,777E−05 6,645E−09P 4-12 (t B ) 100 −−−−− 5,262E−07 8,221E−13P 5-6 (t B ) 100 −−−−− 4,443E−11 2,600E−20P 5-11 (t B ) 100 −−−−− 6,728E−11 4,208E−20P 5-12 (t B ) 100 −−−−− 5,143E−13 6,280E−24P 7-9 (t B ) 100 −−−−− 4,271E−11 2,447E−20P 7-10 (t B ) 100 −−−−− 3,033E−11 1,088E−20P 7-12 (t B ) 100 −−−−− 3,873E−13 1,201E−24F(t B ) 100 343,264 8,114E−05 6,072E−08


7.3 Ergebnisdarstellung 67Tabelle 7.6: Gefährdungswahrscheinlichkeit G(t B ), Temperatur θ B , LESZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 4-8 (t B ) 100 −−−−− 1,126E−04 6,438E−08P 4-12 (t B ) 100 −−−−− 1,047E−06 2,354E−12P 5-8 (t B ) 100 −−−−− 3,192E−07 1,117E−12P 5-11 (t B ) 100 −−−−− 1,617E−09 1,724E−17P 5-12 (t B ) 100 −−−−− 2,574E−11 5,809E−21P 6-9 (t B ) 100 −−−−− 1,766E−09 3,291E−17P 6-12 (t B ) 100 −−−−− 2,784E−11 3,760E−21P 7-8 (t B ) 100 −−−−− 8,385E−08 2,666E−14P 7-9 (t B ) 100 −−−−− 2,579E−09 4,234E−17P 7-12 (t B ) 100 −−−−− 2,091E−11 3,422E−21P 10-11 (t B ) 100 −−−−− 2,301E−09 4,808E−17P 10-12 (t B ) 100 −−−−− 9,860E−11 1,874E−19G(t B ) 100 471,344 1,141E−04 1,859E−07Tabelle 7.7: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ), Temperatur θ B , LESZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 4-6 (t B ) 100 −−−−− 1,025E−04 2,797E−08P 4-10 (t B ) 100 −−−−− 1,389E−04 3,852E−08P 4-12 (t B ) 100 −−−−− 8,504E−07 1,953E−12P 5-6 (t B ) 100 −−−−− 2,437E−09 5,283E−17P 5-11 (t B ) 100 −−−−− 2,040E−09 3,941E−17P 5-12 (t B ) 100 −−−−− 1,906E−11 1,748E−21P 7-9 (t B ) 100 −−−−− 1,433E−09 1,173E−17P 7-10 (t B ) 100 −−−−− 2,454E−09 4,601E−17P 7-12 (t B ) 100 −−−−− 2,300E−11 7,028E−21F(t B ) 100 341,124 2,423E−04 5,545E−07


68 7 Analyse eines 2-Kanal-Rechnersystems unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung ...Es ist <strong>de</strong>utlich zu erkennen, dass nicht alle Zustandsübergänge einen relevanten Einflussauf die Gefährdungs- bzw. die Ausfallwahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s Systems haben.Zusätzlich ist bei einer Erhöhung <strong>de</strong>r Temperatur von θ A auf θ B eine Erhöhung <strong>de</strong>rGefährdungs- bzw. <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeit zu beobachten. Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>nzur Bewertung <strong>de</strong>r Sicherheit die Zustandsübergänge {4 → 8, 4 → 12} und zurBewertung <strong>de</strong>r Zuverlässigkeit die Zustandsübergänge {4 → 6, 4 → 10, 4 → 12}untersucht. Da es sich um Einzelfehler han<strong>de</strong>lt, erfolgen die Untersuchungen unterVerwendung <strong>de</strong>s FFS.Die ermittelten Zustandsübergangswahrscheinlichkeiten und die daraus berechnetenGefährdungs- und Ausfallwahrscheinlichkeiten unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r TemperaturbereicheA und B (zweiter Schritt - FFS) sind in Tabelle 7.8 bis Tabelle 7.11 angegeben.Tabelle 7.8:Gefährdungswahrscheinlichkeit G(t B ), Temperatur θ A , FFSZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 4-8 (t B ) 100 −−−−− 4,451E−06 1,310E−11P 4-12 (t B ) 100 −−−−− 4,820E−07 4,392E−14G(t B ) 100 420,062 4,933E−06 1,460E−11Tabelle 7.9: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ), Temperatur θ A , FFSZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 4-6 (t B ) 100 −−−−− 5,007E−05 4,780E−10P 4-10 (t B ) 100 −−−−− 5,007E−05 4,780E−10P 4-12 (t B ) 100 −−−−− 5,057E−07 4,877E−14F(t B ) 100 599,141 1,006E−04 1,931E−09Tabelle 7.10: Gefährdungswahrscheinlichkeit G(t B ), Temperatur θ B , FFSZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 4-8 (t B ) 100 −−−−− 9,371E−05 5,160E−09P 4-12 (t B ) 100 −−−−− 1,321E−06 3,234E−13G(t B ) 100 419,985 9,503E−05 5,239E−09


7.3 Ergebnisdarstellung 69Tabelle 7.11: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B ), Temperatur θ B , FFSZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzP 4-6 (t B ) 100 −−−−− 1,311E−04 3,212E−09P 4-10 (t B ) 100 −−−−− 1,311E−04 3,212E−09P 4-12 (t B ) 100 −−−−− 1,324E−06 3,278E−13F(t B ) 100 602,062 2,635E−04 1,298E−08In Bild 7.6 bis Bild 7.11 sind die Ergebnisse <strong>de</strong>r Sicherheitsanalyse, d.h. die Zustandsübergangswahrscheinlichkeitenund die daraus ermittelte Gefährdungswahrscheinlichkeitunter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Temperaturbereiche A und B dargestellt.Bild 7.6:Wahrscheinlichkeit P4-8(t), Temperatur θ A , FFSBild 7.7:Wahrscheinlichkeit P4-12(t), Temperatur θ A , FFS


70 7 Analyse eines 2-Kanal-Rechnersystems unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung ...Bild 7.8:Gefährdungswahrscheinlichkeit G(t), Temperatur θ A , FFSBild 7.9:Wahrscheinlichkeit P4-8(t), Temperatur θ B , FFSBild 7.10: Wahrscheinlichkeit P4-12(t), Temperatur θ B , FFS


7.3 Ergebnisdarstellung 71Bild 7.11: Gefährdungswahrscheinlichkeit G(t), Temperatur θ B , FFSIn Bild 7.12 bis Bild 7.19 sind die Ergebnisse <strong>de</strong>r Zuverlässigkeitsanalyse, d.h. dieZustandsübergangswahrscheinlichkeiten und die daraus ermittelte Ausfallwahrscheinlichkeitunter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Temperaturbereiche A und B dargestellt.Bild 7.12: Wahrscheinlichkeit P4-6(t), Temperatur θ A , FFS


72 7 Analyse eines 2-Kanal-Rechnersystems unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung ...Bild 7.13: Wahrscheinlichkeit P4-10(t), Temperatur θ A , FFSBild 7.14: Wahrscheinlichkeit P4-12(t), Temperatur θ A , FFSBild 7.15: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t), Temperatur θ A , FFS


7.3 Ergebnisdarstellung 73Bild 7.16: Wahrscheinlichkeit P4-6(t), Temperatur θ B , FFSBild 7.17: Wahrscheinlichkeit P4-10(t), Temperatur θ B , FFSBild 7.18: Wahrscheinlichkeit P4-12(t), Temperatur θ B , FFS


74 7 Analyse eines 2-Kanal-Rechnersystems unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung ...Bild 7.19: Ausfallwahrscheinlichkeit F(t), Temperatur θ B , FFSAnhand von Tabelle 7.4 bis Tabelle 7.11 und Bild 7.6 bis Bild 7.19 ist zu erkennen,dass eine Erhöhung <strong>de</strong>r Temperatur einen erwartungsgemäßen Anstieg <strong>de</strong>r jeweiligentemperaturabhängigen Gefährdungs- bzw. Ausfallwahrscheinlichkeit zur Folge hat.7.3.2 Bewertung <strong>de</strong>s Temperaturbereiches CAusgehend von <strong>de</strong>n temperaturabhängigen Analysen A und B (insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r generiertenDaten aus Kapitel 7.3.1) wird im Folgen<strong>de</strong>n ein temperaturabhängiges Prognosemo<strong>de</strong>llentwickelt. Unter Anwendung <strong>de</strong>s Prognosemo<strong>de</strong>lls wer<strong>de</strong>n die Gefährdungs-und Ausfallwahrscheinlichkeit unter Berücksichtigung eines geän<strong>de</strong>rten TemperaturbereichesC prognostiziert. Zu diesem Zweck wer<strong>de</strong>n die unbekannten Mo<strong>de</strong>llparameterα o , β und Ea <strong>de</strong>r Gefährdungswahrscheinlichkeitβ⎛⎞⎜ ⎛⎞⎜Ea ⎛ 1 1 ⎞ βG(t | θ⎟ ⋅⎟n) = 1−exp − α⎜o⋅exp⋅⎜ −⎟t⎟(7.3)⎝ ⎝ k ⎝ θoθn⎠⎠⎠auf Basis <strong>de</strong>r bekannten Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r kleinsten Quadrate geschätzt [Har98]. Es ergibtsich folgen<strong>de</strong>r Ansatz:n ⎛Ea 1 1G ~ β⎛⎞⎞⎜SSE (t | ) 1 exp⎜ ⎛ ⎛ ⎞⎞β=⎟⎜ i ioexpt⎟∑ θ − + − α ⋅ ⎜⎟ ⋅i− >⎜⋅i 1k⎜ −⎟⎟⎟=o i⎝⎝ ⎝ ⎝ θ θ ⎠⎠⎠⎠2Min . (7.4)


7.3 Ergebnisdarstellung 75Die Schätzung <strong>de</strong>r Parameter ergibtMit= 2,617E−10 h −β ,= 0,688 eV.berechnet sich die prognostizie rte Gefährdungswahrscheinlichkeit G(t| θ ) zu(7.5)Die Schätzung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llparameter <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeit ergibt in gleicherVorgehensweiseMitαoβEa= 1,411 undβαC = αo⋅ B(θo, θC) = 3,206E−09 h −βG(tαoβEaβ| θ ) = 1−exp( − α ⋅ t ) . (7.6)C= 2,397E−06 h −β ,= 0,523 und= 0,657 eV.βαC= αo⋅ B(θo, θC) = 5,819E−06 hCberechnet sich die prognostizierte Ausfallwahrscheinlichkeit zuF(t−β(7.7)β| θ ) = 1−exp( − α ⋅ t ) . (7.8)CCZwecks Verifikation <strong>de</strong>r Prognose wird nun unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s TemperaturbereichesC eine weitere Simulation durchgeführt. Die Tabelle 7.12 zeigt die Ergebnisse<strong>de</strong>r Sicherheits- und Zuverlässigkeitsanalyse.Tabelle 7.12: Gefährdungs- G(t B | θ C) und Ausfallwahrscheinlichkeit F(t B | θ C ), FFSZustandsübergänge Läufe Zeit [s] Mittelwert VarianzG(t B | θ C ) 100 431,688 1,300E−03 6,465E−07F(t B | θ C ) 100 604,562 6,313E−04 5,369E−08CDie simulierten und prognostizierten Verläufe <strong>de</strong>r Gefährdungs- und <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeitsind in Bild 7.20 bis Bild 7.21 dargestellt.


76 7 Analyse eines 2-Kanal-Rechnersystems unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung ...Bild 7.20: Simulierte und prognostizierte Gefährdungswahrscheinlichkeit G(t | θ C ), FFSBild 7.21: Simulierte und prognostizierte Ausfallwahrscheinlichkeit F(t | θ C ), FFS


7.4 Zusammenfassung <strong>de</strong>r Ergebnisse 777.4 Zusammenfassung <strong>de</strong>r ErgebnisseDas gegebene System wur<strong>de</strong> unter Verwendung <strong>de</strong>r MCS und <strong>de</strong>r teils sehr kleinenZustandsübergangswahrscheinlichkeiten sowie unter Beachtung realer Bedingungenwie stochastische Abhängigkeiten, systematische und dynamische Systemän<strong>de</strong>rungenerfolgreich bewertet.Zunächst erfolgten die Analysen unter Nutzung <strong>de</strong>s einfach zu handhaben<strong>de</strong>n LES. Eszeigte sich, dass nur einzelne Zustandsübergänge einen relevanten Einfluss auf dieGefährdungs- bzw. die Ausfallwahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s Systems haben (Tabelle 7.4 bisTabelle 7.7). Im Anschluss wur<strong>de</strong>n die Gefährdungs- und die Ausfallwahrscheinlichkeitauf Grundlage <strong>de</strong>r relevanten Zustandsübergänge unter Verwendung <strong>de</strong>s FFSuntersucht (Tabelle 7.8 bis Tabelle 7.11 und Bild 7.6 bis Bild 7.19). Anhand allerErgebnisse (Tabelle 7.4 bis Tabelle 7.12 und Bild 7.6 bis Bild 7.21) ist <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>rTemperatur auf die Sicherheit und Zuverlässigkeit <strong>de</strong>s betrachteten Systems zu erkennen.Es zeigt sich, dass die Erhöhung <strong>de</strong>r Temperatur eine <strong>de</strong>utliche Steigerung <strong>de</strong>rGefährdungs- und <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeit zur Folge hat.Mit <strong>de</strong>r gegebenen Fragestellung „Wie verhält sich das System bezüglich <strong>de</strong>r Sicherheitund Zuverlässigkeit unter Berücksichtigung eines geän<strong>de</strong>rten Temperaturbereiches?“konnte auf Basis <strong>de</strong>r generierten Daten (Temperaturbereich A und B, FFS) eintemperaturabhängiges Prognosemo<strong>de</strong>ll entwickelt wer<strong>de</strong>n. Diesbezüglich wur<strong>de</strong>n dieMo<strong>de</strong>llparameter wie Aktivierungsenergie sowie die Parameter <strong>de</strong>r Weibull-Verteilung geschätzt. Auf Grundlage <strong>de</strong>s erstellten Prognosemo<strong>de</strong>lls wur<strong>de</strong>n die Gefährdungs-sowie die Ausfallwahrscheinlichkeit für einen geän<strong>de</strong>rten TemperaturbereichC prognostiziert. Mit <strong>de</strong>n anschließend durchgeführten Simulationen konnten dieprognostizierten Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Gefährdungs- und <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeit bestätigtwer<strong>de</strong>n.


8 Zusammenfassung und AusblickMo<strong>de</strong>rne elektronische Systeme im Kraftfahrzeug sind gekennzeichnet durch einenhohen Grad an Komplexität und Vernetzung von Informationen und Funktionen. Zusätzlichgilt es, neue Systeme kostengünstig und in immer kürzeren Intervallen zuentwickeln sowie <strong>de</strong>n sicherheits- und zuverlässigkeitstechnischen Anfor<strong>de</strong>rungen vonSeiten <strong>de</strong>s Gesetzgebers und <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Dementsprechend ist esnotwendig, die entwickelten Systeme frühzeitig unter sicherheits- und zuverlässigkeitstechnischenAspekten zu planen und gegenüber äußeren Einflüssen robust auszulegen.Im Sinne einer mo<strong>de</strong>rnen Sicherheits- und Zuverlässigkeitsplanung und -analyse sollteninsbeson<strong>de</strong>re reale Bedingungen, wie stochastische Abhängigkeiten (zustandsabhängigeSystem<strong>de</strong>gradation u.a.), systematische Systemän<strong>de</strong>rungen (Früh- und Verschleißausfälleu.a.) sowie dynamische Systemän<strong>de</strong>rungen (physikalische Einflussgrößenu.a.), erfasst, untersucht und integriert wer<strong>de</strong>n.Die gängigen Verfahren wie FMEA, FBA und Markov-Analyse sind nur bedingt in<strong>de</strong>r Lage, die oben genannten realen Bedingungen adäquat zu berücksichtigen.Mo<strong>de</strong>lle, die auf stochastischen Prozessen wie <strong>de</strong>m Nicht-Markovschen Prozess basieren,sind zwar in <strong>de</strong>r Lage reale Bedingungen abzubil<strong>de</strong>n, jedoch sind die Gleichungssysteme<strong>de</strong>s Prozesses aufgrund <strong>de</strong>r Vielfalt und Dynamik <strong>de</strong>r Einflussgrößen seltengeschlossen lösbar.Ein Ansatz zur Mo<strong>de</strong>llierung und Lösung von stochastischen Prozessen mit entsprechendkomplexen Inhalten ist über die MCS gegeben. Unter Anwendung <strong>de</strong>r MCSlassen sich reale Bedingungen abbil<strong>de</strong>n und in die Untersuchungen integrieren. Mit <strong>de</strong>rAnwendung im Bereich <strong>de</strong>r Sicherheits- und Zuverlässigkeitsanalyse sind aufgrund<strong>de</strong>r hohen Sicherheits- und Zuverlässigkeitsfor<strong>de</strong>rungen spezielle Verfahren zur Varianzreduktion(gewichtete MCS) zu berücksichtigen.In Kapitel 2 wur<strong>de</strong>n die Grundlagen und die wesentliche Theorie <strong>de</strong>r MCS erläutert.Die MCS wur<strong>de</strong> anhand <strong>de</strong>r Systemtransporttheorie dargestellt. Mit <strong>de</strong>m Ziel, <strong>de</strong>nEinfluss <strong>de</strong>r Temperatur auf die Systemsicherheit und -zuverlässigkeit abzubil<strong>de</strong>n,wur<strong>de</strong> die Systemtransporttheorie erstmalig um ein Scha<strong>de</strong>nsakkumulationsmo<strong>de</strong>llerweitert. Zusätzlich wur<strong>de</strong>n spezielle Verfahren zur Ergebnisschätzung und zur Bewertungseltener Ereignisse (gewichtete MCS) erläutert.


8 Zusammenfassung und Ausblick 79Die Anwendbarkeit <strong>de</strong>r MCS zur Analyse eines Systems unter Berücksichtigung dynamischerSystemän<strong>de</strong>rungen wur<strong>de</strong> mit Hilfe einzelner Teiluntersuchungen schrittweiseverifiziert. In Kapitel 3 erfolgte die Analyse eines hochzuverlässigen Markov-Mo<strong>de</strong>lls. Grundlage <strong>de</strong>r Untersuchungen in Kapitel 4 war ein mehrparametriges System,<strong>de</strong>ssen Ausfallverhalten zeit- und temperaturabhängig ist. In Kapitel 5 wur<strong>de</strong> einSystem untersucht, welches zu <strong>de</strong>n Nicht-Markov-Prozessen mit Regenerationspunktenzählt. Es wur<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re Zeitabhängigkeiten, Semi-Markov-, regenerativeundnicht regenerative Eigenschaften berücksichtigt. Die Systeme (Kapitel 3 bis Kapitel5) waren so gewählt, dass eine Vergleichslösung (analytisch, approximativ) zurMCS ermittelt wer<strong>de</strong>n konnte. Es zeigte sich in allen Untersuchungen, dass die MCSgeeignet ist, hochzuverlässige, mehrparametrige Systeme mit unterschiedlichstenstochastischen Eigenschaften zu mo<strong>de</strong>llieren und zu analysieren. Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n Verfahrenzur Ergebnisschätzung und zur Varianzreduktion (gewichtete MCS) untersuchtund somit ein Beitrag zur Weiterentwicklung und Optimierung von bestehen<strong>de</strong>n Simulationsalgorithmengeleistet.Basierend auf <strong>de</strong>n Grundlagen (Kapitel 2 und Anhang A.3) und <strong>de</strong>n Ergebnissen ausKapitel 3 bis Kapitel 5 erfolgte in Kapitel 7 die Analyse eines 2-Kanal-Rechnersystems unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung dynamischer Systemän<strong>de</strong>rungen.Die Temperatur wur<strong>de</strong> als wesentliche dynamische Einflussgröße im Rahmen <strong>de</strong>rSicherheits- und Zuverlässigkeitsanalysen betrachtet. Hierbei wur<strong>de</strong>n Temperaturbereicheuntersucht, die je nach Einbauort, -lage und Einsatzort üblich für die Automobilindustriesind (z.B. Motorraum, Anbau an Karosserie). Des Weiteren wur<strong>de</strong>n realeBedingungen wie stochastische Abhängigkeiten (Zeitpunkt <strong>de</strong>r Instandsetzung, Beginneiner Fahrt) und systematische Systemän<strong>de</strong>rungen wie Zeitabhängigkeiten (Ausfallverhalten,Fahrtdauer, Reparaturdauer) berücksichtigt. Insgesamt konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n,dass sich reale Bedingungen in eine realitätsnahe Sicherheits- und Zuverlässigkeitsanalyseunter Anwendung <strong>de</strong>r MCS einbin<strong>de</strong>n lassen.Die MCS entspricht somit nicht nur einer Alternative zu <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>nwie FMEA, FBA o<strong>de</strong>r Markov-Analyse, son<strong>de</strong>rn ist vielmehr als einzig praktikablesVerfahren zur realitätsnahen Systemmo<strong>de</strong>llierung und -analyse, insbeson<strong>de</strong>re zurvirtuellen Erprobung, zu betrachten. Es sei jedoch angemerkt, dass <strong>de</strong>r Simulationsalgorithmuszunächst in einer entsprechen<strong>de</strong>n Entwicklungsumgebung generiert wer<strong>de</strong>nmuss. Die Programmierung, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Verfahren zur Ergebnisschätzung undVarianzreduktion, setzt eine gewisse Erfahrung im Umgang mit <strong>de</strong>r MCS voraus. Derhöhere Aufwand, im Gegensatz zu Metho<strong>de</strong>n wie FMEA, FBA o<strong>de</strong>r Markov-Analyse,


80 8 Zusammenfassung und Ausblickist im Sinne einer realitätsnahen Sicherheits- und Zuverlässigkeitsanalyse zu rechtfertigen.Basierend auf <strong>de</strong>n untersuchten Temperaturbereichen wur<strong>de</strong> ein neues temperaturabhängigesPrognosemo<strong>de</strong>ll entwickelt. Unter Anwendung dieses Mo<strong>de</strong>lls konnten <strong>de</strong>rTemperatureinfluss (Aktivierungsenergie <strong>de</strong>s Arrhenius-Mo<strong>de</strong>lls) sowie das Ausfallverhalten<strong>de</strong>s Systems mittels einer Weibull-Verteilung geschätzt und zur SicherheitsundZuverlässigkeitsprognose unter geän<strong>de</strong>rten Temperaturbedingungen (Einbauort, -lage, Einsatzort u.a.) verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Das Verfahren zeigt, wie sich, z.B. mit Hilfevon Felddaten, Aussagen über das zukünftige Ausfallverhalten mit <strong>de</strong>n gegebenenEinflüssen ermitteln lassen. Diese Erkenntnisse sind wie<strong>de</strong>rum notwendig, um neueEntwicklungen realitätsnah zu entwerfen, zu bewerten und zu prüfen. Maßnahmen zurErhöhung <strong>de</strong>r Robustheit und die damit verbun<strong>de</strong>nen Verbesserungen <strong>de</strong>r Systemsicherheitund Zuverlässigkeit können somit rechtzeitig geplant wer<strong>de</strong>n.Da Verfahren wie die MCS von <strong>de</strong>n Daten abhängig sind, die das Systemmo<strong>de</strong>ll unddie Zustandsübergänge beschreiben, ist es erfor<strong>de</strong>rlich, diese Daten im Vorhinein unterBerücksichtigung <strong>de</strong>r Datenqualität und -quantität zu generieren. Daten wie Ausfallverhaltenund Lastkollektive sind somit anhand von Felddaten (Garantiedaten, Fehlerspeicher,Testfahrten u.a.) zu erheben. Sind diese Rahmenbedingungen gegeben, solassen sich die in dieser Arbeit beschriebenen und angewen<strong>de</strong>ten Verfahren weiterentwickelnund in <strong>de</strong>r Praxis im Sinne einer zeitgemäßen Sicherheits- und Zuverlässigkeitsanalysenutzen.Ein weiteres Ziel sollte es sein, die einfache Anwendbarkeit <strong>de</strong>r MCS zu erhalten. Zudiesem Zweck sind einfach zu handhaben<strong>de</strong> Verfahren zur Generierung von seltenenEreignissen und komplexen Zustandsübergängen zu entwickeln. Die Systemmo<strong>de</strong>llierungund die Programmierung <strong>de</strong>r notwendigen Algorithmen könnten z.B. unter Verwendungvon Petri-Netzen [Cha01], [Poz06] erfolgen.Zusätzlich ist es möglich die MCS mit Metho<strong>de</strong>n wie <strong>de</strong>r Bayes-Statistik [Klo05], <strong>de</strong>rFuzzy-Logik [Sic05], <strong>de</strong>n genetischen Algorithmen [Mar00] o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n NeuronalenNetzen [Ric98] zu kombinieren. Es ließen sich so die Unschärfe von Eingangsgrößenberücksichtigen sowie Einflüsse beschreiben, <strong>de</strong>ren mathematisch physikalischerHintergrund nur unzureichend bekannt ist.


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AnhangA.1 AbkürzungenABSAFSBAOBTFCCFCKESPFBAFFKFFSFMEAFTMGANLESMCSmodMTBFPSASSETBMμCAntiblockiersystemAktivlenkung (engl. Active Front Steering)Bad As OldBirth point Transfer FunctionCommon Cause FailureCollision-KernelElektronisches StabilitätsprogrammFehlerbaumanalyseFree-Flight-KernelFree-Flight-SchätzerFehler-Möglichkeits- und Einfluss-AnalyseForced Transition MethodGood As NewLast-Event-SchätzerMonte-Carlo-SimulationModuloMean Time Between FailureProbabilistische SicherheitsanalyseSumme <strong>de</strong>r Abweichungsquadrate (engl. sum of squared error)Transition Biasing MethodMikrocontroller


86 AnhangA.2 Symbolverzeichnis∀∈R≈Für alle…gilt……ist Element von…Menge <strong>de</strong>r reellen Zahlen…ist ungefähr gleich zu…exp Exponentialfunktion mit <strong>de</strong>r Eulerschen Zahl e als Basisln Natürlicher LogarithmusξGL(0, 1)-verteilte ZufallszahlF −1 (ξ) Umkehrfunktion <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeit F(~)X Zufallsvariablex Realisierung <strong>de</strong>r Zufallsvariablen XT Zufallsvariable <strong>de</strong>r LebensdauertRealisierung <strong>de</strong>r Zufallsvariablen T (Lebensdauer)t Gt GRt GLt GFGeburtspunkt, Zeitpunkt <strong>de</strong>r InbetriebnahmeZeitpunkt zu <strong>de</strong>m eine Reparatur begonnen wirdRegenerationspunkt, Zeitpunkt <strong>de</strong>r SystemerneuerungZeitpunkt zu <strong>de</strong>m ein Fahrtzyklus begonnen wirdt´ Gegenwärtiger Betrachtungszeitpunktt BΘθBetriebsdauerZufallsgröße <strong>de</strong>r Temperatur (in Kelvin)Realisierung <strong>de</strong>r Zufallsvariablen Θ (Temperatur)F´ Gruppe <strong>de</strong>r ausgefallenen absorbieren<strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong>G´ Gruppe <strong>de</strong>r gefährlichen absorbieren<strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong>


A.2 Symbolverzeichnis 87xs 2Empirischer MittelwertEmpirische VarianzP ~ k (t) Empirische Zustandswahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s k~F(t) Empirische AusfallwahrscheinlichkeitG ~ (t) Empirische Gefährdungswahrscheinlichkeitf(x)F(x)E(X)σ 2 (X)Cov(X, Y)VerteilungsdichteVerteilungsfunktionErwartungswert von XVarianz von XKovarianzPˆk (t) Schätzer <strong>de</strong>r Zustandswahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s kP k (t)F(t)R(t)f(t)λ(t)μ(t)E(T)Zustandswahrscheinlichkeit <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s kAusfallwahrscheinlichkeitÜberlebenswahrscheinlichkeitAusfalldichteAusfallrateReparaturrateMittlere LebensdauerF (t |~) Bedingte AusfallwahrscheinlichkeitR (t |~) Bedingte Überlebenswahrscheinlichkeitf (t |~) Bedingte Ausfalldichteλ (t |~) Bedingte AusfallrateG(t)S(t)g(t)ρ(t)GefährdungswahrscheinlichkeitSicherheitswahrscheinlichkeitGefährdungsdichteGefährdungsrate


88 AnhangGL(a, b)N(μ, σ 2 )LN(μ, σ 2 )EXP(λ)W(α, β)Gleichverteilung mit <strong>de</strong>n Parametern a und bNormalverteilung mit <strong>de</strong>n Parametern μ und σLogarithmische Normalverteilung mit <strong>de</strong>n Parametern μ und σExponentialverteilung mit <strong>de</strong>m Parameter λWeibull-Verteilung mit <strong>de</strong>n Parametern α und βδ(t)Dirac-Deltafunktionλ (~) k′kZustandsübergangsrate von Zustand k´ nach Zustand kλ (~) Kumulierte Zustandsübergangsrate von Zustand k´k′γk′ (~) kWahrscheinlichkeit eines Zustandsüberganges in <strong>de</strong>n Zustand k unter <strong>de</strong>rBedingung, dass dieser aus <strong>de</strong>m Zustand k´ erfolgtq k(~) k′Partielle Wahrscheinlichkeitsdichte eines Zustandsüberganges von Zustandk´ nach Zustand kψ k (~)Ereignisdichte <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s kψ n (~) Ereignisdichte <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s k nach n ZustandsübergängenkK (~) TransportgleichungT (~) Free-Flight-KernelC (~) Collision-Kernelψ ~k(~) Modifizierte Ereignisdichte <strong>de</strong>s Zustan<strong>de</strong>s kK ~ (~) Modifizierte TransportgleichungT ~ (~) Modifizierter Free-Flight-KernelC ~ (~) Modifizierter Collision-Kernel~f (~) Modifizierte Ausfalldichte~λ (~) Modifizierte Zustandsübergangsrate von Zustand k´ nach Zustand kk′k~k′λ (~) Modifizierte kumulierte Zustandsübergangsrate von Zustand k´~ γk′ k(~) Modifizierte Wahrscheinlichkeit eines Zustandsüberganges in <strong>de</strong>n Zustandk unter <strong>de</strong>r Bedingung, dass dieser aus <strong>de</strong>m Zustand k´ erfolgt


A.2 Symbolverzeichnis 89wuknk n(tn)Kumulierte Gewichtung zum Zeitpunkt t n <strong>de</strong>s n-ten ZustandsübergangesGewichtung nach Eintritt in <strong>de</strong>n Zustand kEakAktivierungsenergie (eV)Boltzmannkonstante u.a.B (~) Beschleunigungsfaktorf ( θ , t) Bivariate DichtefunktionF(θ , t) Bivariate Wahrscheinlichkeitsfunktionθoαoηotmittlere TemperaturBei <strong>de</strong>r Temperatur θoermittelter Weibull-ParameterBei <strong>de</strong>r Temperatur θoermittelte charakteristische Lebensdauer ηoOriginal-Zeitbereich(n)t Auf θ n normierter Äquivalenz-Zeitbereich(n)tGAuf θ n normierter Zeitpunkt <strong>de</strong>r Inbetriebnahmeαo


90 AnhangA.3 GrundlagenIm Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n die für diese Arbeit relevanten Grundlagen <strong>de</strong>r Statistik, Zuverlässigkeitstheorieund <strong>de</strong>r angewandten Metho<strong>de</strong>n erläutert. Sie orientieren sich imWesentlichen an Standardwerken wie [Stö83], [Bir97], [Har98], [Mey03] u.a.A.3.1StichprobenfunktionenAus einer gegebenen Stichprobe mit <strong>de</strong>n Stichprobenwerten x = (x1,x2,...,xn) lassensich wichtige Stichprobenkenngrößen bil<strong>de</strong>n.Empirischer MittelwertDer empirische Mittelwert x , auch arithmetischer Mittelwert genannt, berechnet sichzun1x = ⋅∑x i≈ μ . (A.3.1)ni=1Empirische VarianzIst <strong>de</strong>r Erwartungswert μ <strong>de</strong>r Grundgesamtheit bekannt, so lautet die empirische Varianzn2 12 2s = ⋅∑(xi− μ)≈ σ . (A.3.2)ni=1Ist <strong>de</strong>r Erwartungswert μ <strong>de</strong>r Grundgesamtheit unbekannt, so ist die empirische Varianzgegeben durchn2 12 2s = ⋅∑(xi− x) ≈ σ . (A.3.3)n −1i=1Erwartungswert <strong>de</strong>r SummeSind X1und X2beliebige Zufallsgrößen, so entspricht <strong>de</strong>r Erwartungswert <strong>de</strong>r SummeE(X1 + X2) = E(X1)+ E(X2) . (A.3.4)Varianz <strong>de</strong>r SummeDie Varianz <strong>de</strong>r Summe lautet222σ X + X ) = σ (X ) + σ (X ) + 2 ⋅ Cov(X , X ) . (A.3.5)(1 2121 2


A.3 Grundlagen 91Sind X1und X2unkorrelierte und insbeson<strong>de</strong>re unabhängige Zufallsgrößen, so entsprichtdie Varianz <strong>de</strong>r Summe <strong>de</strong>r Gleichung222σ X + X ) = σ (X ) + σ (X ) . (A.3.6)A.3.2(1 212Theoretische Zuverlässigkeitskenngrößen nicht reparierbarer SystemeEinem Ereignis, wie z.B. <strong>de</strong>m Ausfall einer Komponente, können reelle endliche Zahlenwertezugeordnet wer<strong>de</strong>n. Diese Zahlenwerte, z.B. die Lebensdauer <strong>de</strong>r Komponentebis zu ihrem Ausfall, bil<strong>de</strong>n dann eine Zufallsgröße.Die Zeitspanne zwischen <strong>de</strong>m Betriebsbeginn und <strong>de</strong>m Ausfall technischer Komponentenund Systeme wird als Lebensdauer mit <strong>de</strong>r Zufallsvariablen T bezeichnet.AusfallwahrscheinlichkeitDie Ausfallwahrscheinlichkeit ist <strong>de</strong>finiert alsF(t)= P(T ≤ t)(A.3.7)mit <strong>de</strong>n EigenschaftenF(t)= P(T ≤ t) = 0 ∀ t ≤ 0 und (A.3.8)lim F(t) = lim P(T ≤ t) = 1.t → ∞ t →∞(A.3.9)ÜberlebenswahrscheinlichkeitDie komplementäre Größe <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeit heißt Überlebenswahrscheinlichkeitund ist gegeben durchR(t)= P(T > t) = 1−P(T ≤ t) = 1−F(t) . (A.3.10)AusfalldichteDie Wahrscheinlichkeitsdichte wird bei Lebensdauerbetrachtungen als Ausfalldichtebenannt und entsprichtdF(t)f (t) = (A.3.11)dtmit <strong>de</strong>n Eigenschaftenf (t) = 0 ∀ t < 0, (A.3.12)f (t) ≥ 0 ∀ t ≥ 0 und (A.3.13)


92 Anhang∞∫0f (t)dt = 1. (A.3.14)AusfallrateEine weitere wichtige Kenngröße ist die Ausfallrate λ(t). Mit <strong>de</strong>m Produkt λ ( t) ⋅ Δtwird, bei hinreichend kleinem Δt, die bedingte Wahrscheinlichkeit ermittelt, dass eineKomponente im Intervall (t, t + Δt) ausfallen wird, unter <strong>de</strong>r Bedingung, dass sie biszum Zeitpunkt t überlebt hat. Die Ausfallrate lässt sich damit als ein Maß für die Anfälligkeiteiner Komponente, in Abhängigkeit von <strong>de</strong>m erreichten Alter t, interpretieren[Köc83] und lautetf (t) dln R(t)λ ( t) = = − . (A.3.15)R(t) dtMittlere LebensdauerDer zur Verteilungsfunktion F(t) zugehörige Erwartungswert E(T) gibt die mittlereLebensdauer an. Der Erwartungswert <strong>de</strong>r zufälligen Lebensdauer T ist gegeben durch∞∫∞∫E (T) = t ⋅f (t)dt = R(t)dt . (A.3.16)00Der Zusammenhang <strong>de</strong>r Kenngrößen ist in Tabelle A.1 dargestellt.Tabelle A.1: Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n Zuverlässigkeitskenngrößen nicht reparierbarer Systeme[Mey03]AusfallwahrscheinlichkeitF(t)ÜberlebenswahrscheinlichkeitR(t)Ausfalldichtef(t)Ausfallratet⎛ ⎞F(t) −−−−− 1− R(t)∫ f ( τ) dτ1 − exp⎜−∫ λ(τ)dτ⎟ ⎝ 0 ⎠R(t) F(t)f(t)λ(t)t0λ(t)⎛ ⎞1 − −−−−− f ( τ) dτexp ⎜− t ∫ ( τ)dτ⎟ ⎝ 0λ⎠dF(t)dt1 dF(t)⋅1−F(t) dt∞∫ttdR(t)⎛ ⎞− −−−−− λ(t)⋅exp⎜− ∫ λ(τ)dτ⎟ dt⎝ 0 ⎠f (t)1 dR(t)− ⋅∞−−−−−R(t) dt ∫ f ( τ) dτt


A.3 Grundlagen 93Bedingte AusfallwahrscheinlichkeitWur<strong>de</strong> eine Komponente zum Zeitpunkt t Gin Betrieb genommen und ist zum gegenwärtigenBetrachtungszeitpunkt t′ ≥ t Gnoch intakt, so ist die bedingte Ausfallwahrscheinlichkeitgegeben durchF(t − tG) − F(t′− tG)P(T ≤ t − tG| T > t′− tG) = F(t | tG, t′) =.1−F(t′(A.3.17)− t )Bedingte ÜberlebenswahrscheinlichkeitDas Komplementärereignis, d.h. die bedingte Überlebenswahrscheinlichkeit entsprichtR(t − tG)P(T > t − tG| T > t′− tG) = R(t | tG, t′) = .R(t′(A.3.18)− t )Bedingte AusfalldichteMit <strong>de</strong>r bedingten Ausfallwahrscheinlichkeit berechnet sich die bedingte Ausfalldichtezuf (t | tGdF(t | t , t′G) f (t − tG), t′ ) ==.dt 1−F(t′(A.3.19)− t )Bedingte AusfallrateGMit <strong>de</strong>r bedingten Überlebenswahrscheinlichkeit und <strong>de</strong>r bedingten Ausfalldichteberechnet sich die bedingte Ausfallrate zuf (t | t , t′G) f (t − tG)λ ( t | t , t′G) == = λ(t− tG) .R(t | t , t′(A.3.20)) R(t − t )A.3.3GGTheoretische Sicherheitskenngrößen nicht reparierbarer SystemeSicherheitskenngrößen lassen sich in Analogie zu <strong>de</strong>n Zuverlässigkeitskenngrößen<strong>de</strong>finieren, betrachtet wer<strong>de</strong>n dabei alle sicherheitsrelevanten Ereignisse, die eineGefährdung bewirken [Mey82].Die Tabelle A.2 gibt eine Gegenüberstellung <strong>de</strong>r sicherheits- und zuverlässigkeitstechnischenKenngrößen.GG


94 AnhangTabelle A.2: Sicherheits- und Zuverlässigkeitskenngrößen nicht reparierbarer SystemeKenngrößeSicherheitGefährdungswahrscheinlichkeitSicherheitswahrscheinlichkeitG(t)S(t)ZuverlässigkeitKenngrößeAusfallwahrscheinlichkeitÜberlebenswahrscheinlichkeitGefährdungsdichte g(t) Ausfalldichte f(t)F(t)R(t)Gefährdungsrate ρ(t) Ausfallrate λ(t)Entsprechend <strong>de</strong>m Zusammenhang <strong>de</strong>r Zuverlässigkeitskenngrößen (Tabelle A.1) lässtsich <strong>de</strong>r Zusammenhang <strong>de</strong>r Sicherheitskenngrößen darstellen (Tabelle A.3).Tabelle A.3: Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n Sicherheitskenngrößen nicht reparierbarer Systeme[Mey82]GefährdungswahrscheinlichkeitG(t)SicherheitswahrscheinlichkeitS(t)FormelzeichenFormelzeichenGefährdungsdichteg(t)Gefährdungsratet⎛ ⎞G(t) −−−−− 1− S(t)∫ g ( τ)dτ1 − exp⎜− ∫ρ(τ)dτ⎟ ⎝ 0 ⎠S(t) G(t)g(t)ρ(t)t0ρ(t)⎛ ⎞1− −−−−− g ( τ) dτexp ⎜− t ∫ ( τ)dτ⎟ ⎝ 0ρ⎠dG(t)dt1 dG(t)⋅1−G(t) dt∞∫ttdS(t)⎛ ⎞− −−−−− ρ(t)⋅exp⎜− ∫ρ(τ)dτ⎟ dt⎝ 0 ⎠g(t)1 dS(t)− ⋅∞S(t) dt ∫−−−−−g( τ) dτtDie bedingten Sicherheitskenngrößen lassen sich analog zu <strong>de</strong>n bedingten Zuverlässigkeitskenngrößen(Gleichung (A.3.17) bis Gleichung (A.3.20)) ermitteln.A.3.4Empirische KenngrößenAuf Basis erhobener Daten lassen sich empirische Kenngrößen bestimmen. Die Vorgehensweisewird anhand <strong>de</strong>r empirischen Zuverlässigkeitskenngrößen vorgestellt undist auf <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Sicherheitstheorie übertragbar.


A.3 Grundlagen 95Kennzeichnet n o eine hinreichend große Anzahl gleicher Einheiten einer Grundgesamtheitund n a (t) die Anzahl <strong>de</strong>r bis zum Zeitpunkt t beobachteten Ausfälle, so berechnetsich die Anzahl <strong>de</strong>r betriebsbereiten Einheiten n b (t) zunb(t) = no− na(t) . (A.3.21)Empirische AusfallwahrscheinlichkeitDie empirische Ausfallwahrscheinlichkeit entspricht~F(t)n (t)na= . (A.3.22)oEmpirische ÜberlebenswahrscheinlichkeitDie komplementäre Größe heißt empirische Überlebenswahrscheinlichkeit und berechnetsich übern (t)nbR ~ (t) = . (A.3.23)oEmpirische AusfalldichteAus <strong>de</strong>r empirischen Ausfallwahrscheinlichkeit folgt die empirische Ausfalldichte.Liegt t im i-ten Zeitintervall <strong>de</strong>r Länge Δt i , so kann die empirische Ausfalldichte alsdie Anzahl <strong>de</strong>r im Zeitintervall Δt i beobachteten Ausfälle Δn a,i , bezogen auf die Gesamtanzahln o , interpretiert wer<strong>de</strong>n und entspricht~ 1 Δna, if (t) = ⋅ . (A.3.24)n ΔtoEmpirische AusfallrateiLiegt t im i-ten Zeitintervall <strong>de</strong>r Länge Δt i , so kann die empirische Ausfallrate als dieAnzahl <strong>de</strong>r im Zeitintervall Δt i ausgefallenen Einheiten Δn a,i , bezogen auf die Menge<strong>de</strong>r am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zeitintervalls noch betriebsbereiten Einheiten n b (t), interpretiert wer<strong>de</strong>nund lautet~ 1 Δna,iλ (t) = ⋅ . (A.3.25)n (t) ΔtbEmpirischer ErwartungswertiDer empirische Erwartungswert, die mittlere Lebensdauer, berechnet sich mit <strong>de</strong>ngegebenen Realisierungen t = (t ,t ,..., t ) nach Gleichung (A.3.1) zu12n


96 Anhang1t = ⋅ . (A.3.26)nA.3.5n∑t ii=1Ausgewählte VerteilungsfunktionenIm Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n die für diese Arbeit relevanten Verteilungsfunktionen vorgestellt.Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei sowohl um statistische als auch um spezielle Lebensdauerverteilungen.GleichverteilungEine Zufallsvariable heißt gleichverteilt, mit <strong>de</strong>n Parametern a < b, kurz GL(a, b)-verteilt, wenn sie die Verteilungsdichtef (x)1= ∀ x ∈R mit a ≤ x ≤ b(A.3.27)b − abesitzt. Die Gleichverteilung fin<strong>de</strong>t insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r Generierung von Zufallszahlenihre Anwendung.Für die bedingte Gleichverteilung mit P(X ≤ x | X > c) folgt die Verteilungsdichtef (x |1x > c) = ∀ x ∈R mit c ≤ x ≤ b . (A.3.28)b − cNormalverteilungEine stetige Zufallsvariable X ist normalverteilt, kurz N(μ, σ 2 )-verteilt, wenn ihreVerteilungsdichte f(x) <strong>de</strong>r Gleichung21 ⎛ (x − μ)⎞(x) = ⋅exp⎜−⎟ ∀ x ∈Rσ⋅ 2π⎝ 2σ⎠f2(A.3.29)entspricht. Eine N(0, 1)-verteilte Zufallsgröße wird standard-normalverteilt genannt,mit <strong>de</strong>m Mittelwert μ = 0 und <strong>de</strong>r Varianz σ 2 = 1. Die Verteilungsdichte ist gegebendurchf (x) =21 ⎛ x ⋅ exp⎜ −2π⎝ 2⎞⎟ . (A.3.30)⎠Für die bedingte Normalverteilung mit P(X ≤ x | X > c) lautet die Verteilungsdichteund21 ⎛ (x − μ)⎞(x | x > c) = ⋅exp∀ x ∈R mit x ≥ ca 2⎜−2⎟(A.3.31)⋅σ⋅ π ⎝ σ ⎠f2


A.3 Grundlagen 97∞21 ⎛ (x − μ)⎞a = ∫ ⋅expdx2c2⎜−2⎟ . (A.3.32)σ⋅ π ⎝ σ ⎠Aufgrund ihrer Definition ist die Normalverteilung an und für sich nicht zur Beschreibung<strong>de</strong>r Lebensdauer geeignet, da die Zufallsvariable auch Werte x < 0 annehmenkann. Die Normalverteilung lässt sich aber <strong>de</strong>nnoch anwen<strong>de</strong>n, wenn die Verteilungsdichtemit c = 0 einseitig auf das Intervall [0, ∞) gestutzt wird [Har98]. Für <strong>de</strong>n Fall,dass die Standardabweichung sehr viel kleiner als <strong>de</strong>r Mittelwert ist, somit σ 0, kurz LN(μ, σ 2 )-verteilt.Die Zufallsgröße kann dann keine negativen Werte annehmen, so dass die Normierungfür Lebensdauerverteilungen mit0∫−∞f (x)dx = 0(A.3.34)gegeben ist. Die Verteilungsdichte lautet21 ⎛ (ln x − μ)⎞(x) = ⋅exp∀ x > 0x 2⎜−2⎟ . (A.3.35)σ⋅ ⋅ π ⎝ σ ⎠f2Da die Verteilungsdichte <strong>de</strong>r Logarithmischen Normalverteilung mit wachsen<strong>de</strong>m xschnell ansteigt und nach Erreichen <strong>de</strong>s Maximums wie<strong>de</strong>r abnimmt, können mit <strong>de</strong>rLogarithmischen Normalverteilung Betriebsdauern, Fahrleistungsdauern, Instandsetzungszeiten,zeitraffen<strong>de</strong> Prüfungen etc. gut beschrieben wer<strong>de</strong>n [Mey03].Für die bedingte Logarithmische Normalverteilung mit P(X ≤ x | X > c) folgt die Verteilungsdichteund21 ⎛ (ln x − μ)⎞(x | x > c) =⋅exp∀ x ≥ c mit x > 0a x 2⎜−2⎟(A.3.36)⋅σ⋅ ⋅ π ⎝ σ ⎠f2


98 Anhang∞21 ⎛ (ln x − μ)⎞a = ∫ ⋅expdx2cx 2⎜−2⎟ . (A.3.37)σ⋅ ⋅ π ⎝ σ ⎠ExponentialverteilungEine Zufallsvariable heißt exponentialverteilt, kurz EXP(λ)-verteilt, mit <strong>de</strong>m Parameterλ > 0, wenn sie die Verteilungsdichtef (x)besitzt.= λ⋅exp(−λ ⋅ x) ∀ x ≥ 0(A.3.38)Da die Ausfallrate <strong>de</strong>r Exponentialverteilung konstant verläuft, d.h. das Ausfallverhaltenstochastisch ist, wird die Exponentialverteilung aufgrund <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nenUnabhängigkeit vom Alter <strong>de</strong>r betrachteten Komponente auch als „gedächtnislos“bezeichnet. Sie ist damit zur Beschreibung <strong>de</strong>r Lebensdauer realer Komponenten nurbedingt anwendbar.Für die bedingte Exponentialverteilung mit P(X ≤ x | X > c) folgt die Verteilungsdichtef (x | x > c) = λ ⋅exp(−λ ⋅(x− c)) ∀ x ≥ c. (A.3.39)Weibull-VerteilungDie Verteilungsdichte einer Weibull-Verteilung W(α, β) mit <strong>de</strong>n Parametern α, β > 0ist mitf (x) = α ⋅β⋅ xβ−1⋅exp(−α ⋅ xβ)∀x > 0(A.3.40)gegeben. Durch eine geeignete Wahl <strong>de</strong>s Parameters β lassen sich alle Bereiche <strong>de</strong>rbekannten Ba<strong>de</strong>wannenkurve darstellen [Mey03]. Die Weibull-Verteilung eignet sich<strong>de</strong>mnach sehr gut zur Beschreibung von Lebensdauern mit Frühausfall- (β 1). Mit β = 1 geht die Weibull-Verteilung in die Exponentialverteilungüber.Für die bedingte Weibull-Verteilung mit P(X ≤ x | X > c) folgt die Verteilungsdichtef (x | x > c) = α ⋅β⋅ xA.3.6β−1⋅exp(−α ⋅(x− cAngewandte Belastungsmo<strong>de</strong>lleββ))∀x ≥ c mit x > 0 . (A.3.41)Mit <strong>de</strong>m Arrhenius-Mo<strong>de</strong>ll lassen sich Fehlermechanismen wie Korrosion, Ionen-Kontamination und Elektromigration abbil<strong>de</strong>n. Ursache <strong>de</strong>r Fehler ist dabei überwiegend<strong>de</strong>r Temperatureinfluss [NEC98]. Die Temperaturabhängigkeit <strong>de</strong>r Reaktionsge-


A.3 Grundlagen 99schwindigkeit ν lässt sich mit <strong>de</strong>r Arrhenius-Gleichung beschreiben [VDA00]. Es giltdie Beziehungmit:⎛ Ea ⎞ν = ν0 ⋅exp⎜−⎟(A.3.42)⎝ k ⋅θ ⎠ν 0 : Proportionalitätskonstante (bauteil- und fehlerspezifisch)Ea: Aktivierungsenergie (bauteil- und fehlerspezifisch) (in eV)k: Boltzmannkonstante (k = 8,617·10 −5 eV/Kelvin)θ: absolute Temperatur (in Kelvin).Wird das Arrhenius-Mo<strong>de</strong>ll in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Zuverlässigkeits- und Sicherheitstheorieübertragen, so kann eine messbare Lebensdauergröße (MTBF, η, etc.) mit <strong>de</strong>r Beziehung⎛ Ea ⎞L ( θ)= C⋅exp⎜⎟(A.3.43)⎝ k ⋅θ ⎠beschrieben wer<strong>de</strong>n [Nel90] mit:L(θ):messbare LebensdauergrößeC: Mo<strong>de</strong>llparameter (bauteil- und fehlerspezifisch).Das Ausfallverhalten einer W(α, β)-verteilten Komponente sei auf Basis von Erprobungs-o<strong>de</strong>r Fel<strong>de</strong>rfahrungen bei einer anliegen<strong>de</strong>n Temperatur θ o bekannt. Die Parameterη o und α o berechnen sich mit Gleichung (A.3.43) zuηαoo⎛ Ea ⎞= L ( θo) = C⋅exp⎜⎟ und (A.3.44)⎝ k ⋅θo⎠⎛ 1=⎜⎝ ηo⎞⎟⎠β⎛= ⎜⎝1C⎛ Ea⋅exp⎜−⎝ k ⋅θo⎞⎞⎟⎟⎠⎠β. (A.3.45)(0)Wird bei einer anliegen<strong>de</strong>n Temperatur θ o die Zeit t obeobachtet, so lässt sich diese(1)Zeit in eine äquivalente Zeit bei anliegen<strong>de</strong>r Belastung θ 1 umrechnen. Mitt o(0)(1)F(to| θo) = F(to| θ1)gilt (A.3.46)⎛⎞(1) (0)⎜Ea ⎛ 1 1 ⎞t ⎟o= to⋅exp⋅⎜ −⎟. (A.3.47)⎝ k ⎝ θ1θo⎠⎠


100 AnhangDie Ausfallwahrscheinlichkeit entsprechend einer Weibull-Verteilung ergibt sich dannzuF(t(1)o(1)| θ ) = 1−exp( −α ⋅ B( θ , θ )β ⋅ t ) . (A.3.48)1oo1Mit <strong>de</strong>r gegebenen Ausfallwahrscheinlichkeit berechnet sich die Ausfalldichte zuoβf (t(1)oβ−1β (1)β (1)| θ ) = α ⋅ B( θ , θ ) ⋅β ⋅ t ⋅ exp( −α ⋅ B( θ , θ ) ⋅ t ) . (A.3.49)1oo1ooo1oβDie zugehörige Ausfallrate lautet(1)o1oo1(1) β−1o1(1) β−1oβλ (t | θ ) = α ⋅ B( θ , θ ) ⋅β ⋅ t = α ⋅ β ⋅ t . (A.3.50)(1)(0)Dabei entspricht t o<strong>de</strong>r auf θ 1 normierten Zeitdauer tound B(θ o, θ1)<strong>de</strong>m Beschleunigungsfaktor,für <strong>de</strong>n gilt:⎛⎞⎜Ea ⎛ 1 1 ⎞B ( θ⎟o, θ1)= exp⋅⎜ −⎟. (A.3.51)⎝ k ⎝ θoθ1⎠⎠A.3.7Scha<strong>de</strong>nsakkumulationWird ein Bauteil infolge einer erhöhten Temperatur zusätzlich belastet, so hat dieseBelastung einen Einfluss auf das zukünftige Ausfallverhalten. Es ist <strong>de</strong>mnach erfor<strong>de</strong>rlich,die akkumulierte Schädigung auf Basis aller erfahrenen Belastungen zu bestimmen.Im Folgen<strong>de</strong>n wird ein Scha<strong>de</strong>nsakkumulationsmo<strong>de</strong>ll nach Nelson [Nel90]vorgestellt. Wesentliche Mo<strong>de</strong>llannahmen sind:• Das Ausfallverhalten hängt von <strong>de</strong>r gegenwärtigen akkumulierten Schädigungab.• Die akkumulierte Schädigung hängt von <strong>de</strong>n Expositionszeiten ab und ist unabhängigvon <strong>de</strong>r Reihenfolge <strong>de</strong>r einzelnen Belastungen.Gegeben seien die beobachteten {Zeit, Temperatur}-Paare {{t o , θ o }, {t 1 , θ 1 }, ...,{t i , θ i }, ..., {t n , θ n }}. Die akkumulierte Schädigung, gegeben durch die Lebensdauer(n)zum Zeitpunkt t n, bei anliegen<strong>de</strong>r Temperaturbelastung θ n , berechnet sich dann aufBasis <strong>de</strong>r Beobachtungen zun(n) (n−1)n= tn⋅ B( θn,θn−1)= ∑(ti− ti−1)⋅ B( θn,θi−1)i=1t für <strong>de</strong>n Fall t o= 0 .(A.3.52)Es erfolgt somit eine Transformation aus einem Original-Zeitbereich t in einen, auf θ n(n)(n)normierten, Äquivalenz-Zeitbereich t . Die Ausfallwahrscheinlichkeit F(tn| θn)berechnet sich dann entsprechend <strong>de</strong>r Gleichung (A.3.48).

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