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Gedanken und Fakten zum runden Tisch in der ... - AGGI-INFO.DE

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Berl<strong>in</strong>-Grünau die CDU, Demokratie jetzt, die Demokratische Bauernpartei Deutschlands,<strong>der</strong> Demokratische Aufbruch, <strong>der</strong> FDGB, das Neue, die Grüne Liga, die Grüne Partei, dieInitiative für Frieden <strong>und</strong> Menschenrechte, die Vere<strong>in</strong>igte L<strong>in</strong>ke, die PDS, die NDPD <strong>und</strong><strong>der</strong> VdgB als Mitglie<strong>der</strong> ständig bei den Beratungen vertreten. Aus <strong>der</strong> Aufzählung istablesbar, daß die SPD an ke<strong>in</strong>er Sitzung teilgenommen hat, obwohl ständig E<strong>in</strong>ladungenausgesprochen wurden,. Es gab me<strong>in</strong>es Wissens, <strong>zum</strong><strong>in</strong>dest geht dazu aus denProtokollen nichts hervor, ke<strong>in</strong>e Begründung für die Nichtteilnahme. Die LDPD nahm ab<strong>der</strong> zweiten Sitzung an den Beratungen teil. Auch die Mo<strong>der</strong>ation war an<strong>der</strong>s als amZentralen R<strong>und</strong>en <strong>Tisch</strong> geregelt. Beispielsweise nahmen die Vertreter <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>erBischofskonferenz <strong>und</strong> <strong>der</strong> evangelischen Kirche als stimmberechtigte Mitglie<strong>der</strong> an denBeratungen teil. Die Mo<strong>der</strong>ation übernahm auf Beschluß jeweils e<strong>in</strong> Mitglied des R<strong>und</strong>en<strong>Tisch</strong>es. Presse<strong>in</strong>formationen wurden ebenfalls durch e<strong>in</strong>en auf je<strong>der</strong> Sitzung neufestzulegenden Teilnehmer des R<strong>und</strong>en <strong>Tisch</strong>es vorgenommen. Dabei achtete man sehrdarauf, daß durch den jeweiligen Vertreter die Presse<strong>in</strong>formationen nicht für Wahlkampfzweckegenutzt wurden.Die Zusammenarbeit mit dem Zentralen R<strong>und</strong>en <strong>Tisch</strong>, mitunter sprach man auch <strong>in</strong> denPausen vom großen <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>en R<strong>und</strong>en <strong>Tisch</strong>, läßt sich auch daran erkennen, daße<strong>in</strong>ige Mitglie<strong>der</strong>, so von <strong>der</strong> CDU Herr Ordnung, vom Neuen Forum Herr Wendt <strong>und</strong> von<strong>der</strong> Grünen Partei Herr Dr. Heyne an beiden Institutionen stimmberechtigt teilnahmen. (8)Analysiert man die vorliegenden Protokolle h<strong>in</strong>sichtlich Kompetenz <strong>und</strong> zielgerichteterE<strong>in</strong>flußnahme, dann s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Neue Forum <strong>und</strong> die Grüne Partei zu nennen.Manche schwierige Diskussion wurde nicht selten durch ihre konstruktiven Vorschläge zukonsensfähigen Ergebnissen geführt. Überhaupt war <strong>der</strong> militärische Sachverstand beiden teilnehmenden Vertretern <strong>der</strong> Parteien <strong>und</strong> Bewegungen größer als es mancheretablierte Militär erwartete. Das hatte se<strong>in</strong>e Ursache dar<strong>in</strong>, daß e<strong>in</strong>ige Mitglie<strong>der</strong> amR<strong>und</strong>en <strong>Tisch</strong> selbst als Offiziere gedient hatten. Außerdem berieten beispielsweise aktiveOffiziere <strong>der</strong> NVA die Demokratische Bauernpartei. Mitunter kam es auch zu kuriosenErsche<strong>in</strong>ungen. So lehnte <strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong> Initiative für Frieden <strong>und</strong> Menschenrechte,nach se<strong>in</strong>em Verhalten e<strong>in</strong> konsequenter Pazifist, alle Vorschläge durch se<strong>in</strong>e Gegenstimmeab, von wem sie auch e<strong>in</strong>gebracht wurden. Er war hier wirklich konsequent. Alse<strong>in</strong> von ihm e<strong>in</strong>gebrachter Vorschlag zur Abstimmung kam, stimmten alle dafür, nur erselbst stimmte dagegen. Wäre hier nicht von vornhere<strong>in</strong> das Mehrheitspr<strong>in</strong>zip angewendetwurden, hätte <strong>der</strong> R<strong>und</strong>e <strong>Tisch</strong> wohl ke<strong>in</strong>en gültigen Beschluß zustande gebracht.E<strong>in</strong> Wort noch zur Arbeitsorganisation selbst. Im Auftrag des M<strong>in</strong>isters für NationaleVerteidigung war die gesamte organisatorische Sicherstellung <strong>der</strong> MPHS übertragenworden. Außerdem wurde nach anfänglichen Zögern e<strong>in</strong> Arbeitssekretariat des R<strong>und</strong>en<strong>Tisch</strong>es e<strong>in</strong>gerichtet. Ihm gehörten sechs Offiziere <strong>der</strong> MPHS an. Leiter war Oberst Dr.Chlechowitz. Die Arbeitsordnung wurde durch den R<strong>und</strong>en <strong>Tisch</strong> beschlossen. Zu sichernwar tagsüber e<strong>in</strong>e ständige Kontaktbereitschaft. Das Sekretariat war verantwortlich für dieZustellung von Dokumenten, die auf <strong>der</strong> jeweiligen Sitzung beraten werden sollten.Erarbeitet werden mußten die Beschlußprotokolle. Sie waren den Mitglie<strong>der</strong>n des R<strong>und</strong>en<strong>Tisch</strong>es immer vor den jeweiligen Sitzungen zu übergeben. Beim bestehenden Mangel anSchreibkräften <strong>und</strong> technischen E<strong>in</strong>richtungen war dies e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s schwierige Arbeit.Da die Hochschule nur über wenige Kräfte verfügte, welche die Stenographie sicherbeherrschten, mußten hier Schreibkräfte des M<strong>in</strong>isteriums aushelfen, was am Ende für dieZusammenstellung des Protokolls e<strong>in</strong>en weiteren zusätzlichen zeitlichen Aufwandbedeutete. Des weiteren war das Arbeitssekretariat für die E<strong>in</strong>ladung <strong>der</strong> Massenmedien,die <strong>in</strong>sgesamt reges Interesse bek<strong>und</strong>eten, zuständig. In den noch verbleibenden zweiMonaten war von den Offizieren <strong>der</strong> volle E<strong>in</strong>satz gefor<strong>der</strong>t. Weit über die normaleDienstzeit h<strong>in</strong>aus, oft bis <strong>in</strong> die Nacht h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, mußten erfor<strong>der</strong>liche Arbeiten zurSicherstellung <strong>der</strong> Arbeit des R<strong>und</strong>en <strong>Tisch</strong>es geleistet werden. So wurden dieDokumente, sobald sie im M<strong>in</strong>isterium abgeholt werden konnten, meistens abends mittelsKurierfahrzeug an die Mitglie<strong>der</strong> des R<strong>und</strong>en <strong>Tisch</strong>es <strong>in</strong> ihren Wohnungen ausgehändigt


<strong>und</strong> gleichzeitig Wünsche nach weiteren Informationen etc. entgegengenommen. Völligberechtigt wurde deshalb diese Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abschlußsitzung am 20 März 1990 beson<strong>der</strong>sgewürdigt.Zu e<strong>in</strong>igen <strong>in</strong>haltlichen Problemen <strong>der</strong> Tätigkeit des R<strong>und</strong>en <strong>Tisch</strong>esIn diesem kurzen Beitrag kann nur auf e<strong>in</strong>ige wenige <strong>in</strong>haltliche Probleme e<strong>in</strong>gegangenwerden, <strong>zum</strong>al viele Details dazu im schon erwähnten Buch von Theodor Hoffmann „DasLetzte Kommando“ nachgelesen werden können. Sowohl aus aktuellem Anlaß als auch<strong>der</strong> zentralen Bedeutung wegen, stand die Diskussion über e<strong>in</strong>e Militärdoktr<strong>in</strong> <strong>der</strong> DDRam Anfang <strong>der</strong> Tätigkeit des R<strong>und</strong>en <strong>Tisch</strong>es. Dafür gab es verschiedene Gründe. DieDDR war zu diesem Zeitpunkt noch Mitglied des Warschauer Vertrages. Im Januar fandzur gleichen Thematik e<strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>ar <strong>der</strong> KSZE -Staaten statt, wozu gerade <strong>in</strong> dieserUmbruchzeit e<strong>in</strong> eigener Standpunkt <strong>der</strong> DDR gefragt war. Außerdem waren hierverschiedene Vorarbeiten schon weiter vorangeschritten als bei an<strong>der</strong>en Problemen <strong>der</strong>Militärreform. Militärwissenschaftler, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Militärakademie „Friedrich Engels“,e<strong>in</strong>ige Mitglie<strong>der</strong> des Friedensrates <strong>der</strong> DDR sowie e<strong>in</strong>zelne Militärwissenschaftler hattenschon 1987/88 mit Überlegungen dazu begonnen. Zugleich war von Anfang klar, <strong>der</strong>R<strong>und</strong>e <strong>Tisch</strong> konnte nur erfolgreich arbeiten, wenn er schnell <strong>und</strong> substantiell Inhalteberiet. Inhalte, die gemäß den For<strong>der</strong>ungen wirkliche Verän<strong>der</strong>ungen im Interesse <strong>der</strong>sich formierenden demokratischen Öffentlichkeit ermöglichten. E<strong>in</strong> entscheidendesProblem war dabei ohne jeden Zweifel die weitere Friedensstabilisierung.Über mehrere Sitzungen h<strong>in</strong>weg wi<strong>der</strong>spiegelte das die Diskussion am R<strong>und</strong>en <strong>Tisch</strong>, sounterschiedlich die Auffassungen bei den Mitglie<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> Detailfragen gewesen s<strong>in</strong>d.Am 27. Februar 1990 bestätigte <strong>der</strong> R<strong>und</strong>e <strong>Tisch</strong> dann die „Militärpolitischen Leitl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong>Deutschen Demokratischen Republik.“ (9) Vorgesehen war, daß sie von <strong>der</strong> neu zuwählenden Volkskammer <strong>der</strong> DDR beschlossen werden sollten, was bekanntlich nichtgeschehen ist. Im Zusammenhang mit dem Kurs zur E<strong>in</strong>heit Deutschlands stand diesnicht mehr zur Debatte. Bedauerlicherweise haben diese D<strong>in</strong>ge auch nach dem 3.Oktober 1990 ke<strong>in</strong>erlei Beachtung gef<strong>und</strong>en. Dabei hätte gerade dieses Dokument beie<strong>in</strong>er ernsthaft gewollten Wie<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>igungsdiskussion manche Weichenstellung aufmilitärpolitischem Gebiet bis <strong>in</strong> die Gegenwart h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> positiv bee<strong>in</strong>flussen können. Schondie Feststellung im E<strong>in</strong>leitungssatz, daß mo<strong>der</strong>ne Industriegesellschaften Europas ke<strong>in</strong>enKrieg überleben können <strong>und</strong> Krieg ke<strong>in</strong> Mittel zur Erreichung politischer Ziele ist,verdeutlicht dies. Ebenso die For<strong>der</strong>ung, daß es notwendig ist, die Rolle des militärischenFaktors <strong>in</strong> den <strong>in</strong>ternationalen Beziehungen abzubauen <strong>und</strong> politischen Mitteln <strong>der</strong>Friedenssicherung <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationalen Krisenbewältigung Priorität e<strong>in</strong>zuräumen. Konsequenterweisenahmen im Dokument die Probleme <strong>der</strong> Abrüstung ihren entsprechendenPlatz e<strong>in</strong>. (10) Das bedeutet letztendlich, ohne aktuelle militärische Aufgabenunberücksichtigt zu lassen, daß nur <strong>der</strong> Militär dem Ziel <strong>der</strong> Friedenssicherung wirklichdient, <strong>der</strong> auch bereit ist e<strong>in</strong>es Tages se<strong>in</strong>e eigene Tätigkeit als Militär <strong>in</strong> Frage zu stellen.Das dies schließlich e<strong>in</strong> gesamtgesellschaftliches Problem ist, versteht sich von selbst.Neben den sicherheitspolitischen Gr<strong>und</strong>fragen war die Militärreform e<strong>in</strong> weitererSchwerpunkt <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen Arbeit des R<strong>und</strong>en <strong>Tisch</strong>es. Intensiv wurden dabei auchFragen <strong>der</strong> Wehrmotivation <strong>und</strong> die völlige Neuordnung <strong>der</strong> staatsbürgerlichen Bildungsarbeitdebattiert. Bei geplanten Strukturverän<strong>der</strong>ungen, die im Zusammenhang mitweiteren Abrüstungsschritten standen, legten die Mitglie<strong>der</strong> des R<strong>und</strong>en <strong>Tisch</strong>es großenWert auf sozialverträgliche Entscheidungen. Der Bericht über Abrüstung <strong>und</strong> Konversionvon Militärtechnik, den Generaloberst Goldbach gegeben hat, demonstrierte e<strong>in</strong>drucksvolldie Komplexität <strong>und</strong> Schwierigkeit dieses Problems. Dies hatte neben den Sicherheitserfor<strong>der</strong>nissen(die NVA übernahm bekanntlich militärisches Gerät, Waffen <strong>und</strong>Munition aufgelöster militärischer Strukturen) auch weitreichende Konsequenzen bis


AnhangMilitärpolitische Leitsätze <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik(Bestätigt vom R<strong>und</strong>en<strong>Tisch</strong> beim M<strong>in</strong>ister für Nationale Verteidigung am 27. Februar 1990)I.Gr<strong>und</strong>sätzeDie Deutsche Demokratische Republik geht davon aus, daß die mo<strong>der</strong>nen Industriegesellschaftenke<strong>in</strong>e Krieg überleben können. Krieg ist ke<strong>in</strong> Mittel zur Erreichung politischerZiele.Es ist <strong>der</strong> oberste Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong> Militärpolitik <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republikalles zu tun, um den Frieden <strong>in</strong> Europa zu bewahren, die Zusammenarbeit mit allenStaaten zu för<strong>der</strong>n, das System <strong>der</strong> militärischen Abschreckung zu überw<strong>in</strong>den <strong>und</strong>geme<strong>in</strong>same Sicherheit <strong>in</strong> Europa zu erreichen. Als Teilnehmerstaat des WarschauerVertrages wirkt die Deutsche Demokratische Republik dabei mit ihren Bündnispartnernzusammen.Die Deutsche Demokratische Republik betrachtet es – gestützt auf die Charta <strong>der</strong>Vere<strong>in</strong>ten Nationen, die Dokumente des KSZE – Prozesses <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e <strong>in</strong>ternationaleVerträge <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>barungen – als ihr unveräußerliches Recht <strong>und</strong> ihre Pflicht, dieUnabhängigkeit <strong>und</strong> territoriale Integrität des Landes sowie die Unverletzlichkeit ihrer imErgebnis des zweiten Weltkrieges entstandenen <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternational anerkannten Grenzenzu gewährleisten <strong>und</strong> das friedliche Leben ihrer Bürger gegen bewaffnete Angriffe vonaußen zu schützen.Die Deutsche Demokratische Republik lehnt die Androhung <strong>und</strong> Anwendung militärischerGewalt zur Lösung jeglicher Streitfragen <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>sprüche zwischen Staaten <strong>und</strong> Völkernab. Sie stellt ke<strong>in</strong>e territorialen Ansprüche gegenüber an<strong>der</strong>en Staaten.Die Deutsche Demokratische Republik wird we<strong>der</strong> alle<strong>in</strong> noch im Bündnis als Erstemilitärische Handlungen beg<strong>in</strong>nen. Sie ist gegen den E<strong>in</strong>satz aller Arten von Massenvernichtungswaffen,strebt nicht nach ihrem Besitz <strong>und</strong> setzt sich für ihre <strong>in</strong>ternationaleÄchtung sowie ihr Verbot e<strong>in</strong>.Die Deutsche Demokratische Republik betrachtet <strong>und</strong> behandelt ke<strong>in</strong> Volk <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>enStaat als ihren Fe<strong>in</strong>d. Sie lehnt ideologische Fe<strong>in</strong>dbil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Haßerziehung ab. Propagandades Krieges <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gewalt sowie Völker- <strong>und</strong> Rassenhaß, Faschismus, Militarismus<strong>und</strong> Revanchismus s<strong>in</strong>d verboten.Die Deutsche Demokratische Republik tritt dafür e<strong>in</strong>, die Rolle des militärischen Faktors <strong>in</strong>den <strong>in</strong>ternationalen Beziehungen abzubauen <strong>und</strong> politischen Mitteln <strong>der</strong> Friedenssicherung<strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationalen Krisenbewältigung Priorität zu geben.Abrüstung sowie militärische Vertrauensbildung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Wesensmerkmal <strong>der</strong> militärpolitischenLeitsätze <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik.II.Abrüstung <strong>und</strong> militärische VertrauensbildungDie Deutsche Demokratische Republik, <strong>der</strong>en Existenz e<strong>in</strong> Faktor <strong>der</strong> Sicherheit <strong>und</strong>Stabilität <strong>in</strong> Europa ist, setzt sich für die Entmilitarisierung <strong>der</strong> Sicherheit, für die allgeme<strong>in</strong>e<strong>und</strong> vollständige Abrüstung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e von Massenvernichtungswaffen freie Welt e<strong>in</strong>.Sie unternimmt alle Anstrengungen, militärische Konfrontationen schrittweise abzubauen<strong>und</strong> das quantitative <strong>und</strong> qualitative Wettrüsten zu beenden. Sie tritt für die Schaffunge<strong>in</strong>es Zustandes gegenseitiger Angriffsunfähigkeit des Warschauer Vertrages <strong>und</strong> <strong>der</strong>NATO nach dem Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> gleichen Sicherheit e<strong>in</strong>.


Die Deutsche Demokratische Republik hält weitreichende vertrauens- <strong>und</strong> sicherheitsbildendeMaßnahmen, die Schaffung von politischen Mechanismen <strong>der</strong> Krisenbewältigung<strong>und</strong> <strong>der</strong> friedlichen Streitbeilegung zur Kriegsverh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung für notwendig.Sie setzt sich für die Wandlung von Warschauer Vertrag <strong>und</strong> NATO <strong>in</strong> politische Bündnisse,die Beseitigung ihrer militärischen Organisationen <strong>und</strong> die schließliche Auflösungbei<strong>der</strong> Bündnisse e<strong>in</strong>. Sie sieht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schaffung blockübergreifen<strong>der</strong> Sicherheitsstrukturendafür wichtige Schritte.Die Deutsche Demokratische Republik ist im beson<strong>der</strong>en Maße an e<strong>in</strong>em Abbau des sich<strong>in</strong> Mitteleuropa <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ostsee gegenüberstehenden Streitkräftepotentials desWarschauer Vertrages <strong>und</strong> <strong>der</strong> NATO <strong>in</strong>teressiert. Sie tritt für den Abzug aller Truppen,die auf ausländischen Territorium stationiert s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>.Ausgehend von <strong>der</strong> spezifischen Friedensverantwortung bei<strong>der</strong> deutscher Staaten, ist dieDeutsche Demokratische Republik im Rahmen des gesamteuropäischen Prozesses fürweitgehende Schritte <strong>der</strong> Rüstungsbegrenzung <strong>und</strong> militärischen Vertrauensbildung mit<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland im Interesse gutnachbarlicher <strong>und</strong> kooperativerBeziehungen. Zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Entmilitarisierung im Zentrum Europas ist die DeutscheDemokratische Republik auch zu e<strong>in</strong>seitigen Abrüstungsmaßnahmen bereit.III.Notwendigkeit, Charakter <strong>und</strong> Auftrag <strong>der</strong> Nationalen VolksarmeeDie Streitkräfte <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> <strong>in</strong> Europa nochbestehenden militärischen Sicherheitsstrukturen. Im Vorhandense<strong>in</strong> <strong>und</strong> im schrittweisenProzeß <strong>der</strong> Auflösung dieser militärischen Strukturen s<strong>in</strong>d Existenz <strong>und</strong> Funktion <strong>der</strong>Nationalen Volksarmee begründet.Die Nationale Volksarmee ist e<strong>in</strong>e Armee des gesamten Volkes <strong>und</strong> Teil des Volkes <strong>der</strong>Deutschen Demokratischen Republik. Sie ist parteipolitisch <strong>und</strong> weltanschaulich nichtgeb<strong>und</strong>en. Die Entscheidung über ihren E<strong>in</strong>satz erfolgt ausschließlich entsprechend denvon <strong>der</strong> Volkskammer getroffenen Festlegungen.Der Verfassungsauftrag <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee besteht ausschließlich dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>enBeitrag zur Bewahrung <strong>der</strong> äußeren Sicherheit <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republikzu leisten, das schließt den militärischen E<strong>in</strong>satz nach <strong>in</strong>nen aus. Die Nationale Volksarmeehat – <strong>in</strong>tegriert <strong>in</strong> die Militärorganisation des Warschauer Vertrages – zur Aufrechterhaltung<strong>der</strong> Abwehrbereitschaft nach dem Pr<strong>in</strong>zip m<strong>in</strong>imaler H<strong>in</strong>länglichkeit im Verteidigungsbündnisbeizutragen <strong>und</strong> ständig die notwendige Gefechtsbereitschaft zu gewährleisten.Militärische Kräfte <strong>und</strong> Mittel s<strong>in</strong>d von s<strong>in</strong>d von den verfassungsmäßigen Organen, soe<strong>in</strong>zusetzen, daß sie- <strong>in</strong> Spannungs- <strong>und</strong> Krisensituationen, wie auch bei e<strong>in</strong>en unbeabsichtigten Ausbruchvon Kampfhandlungen deeskalierend wirken, daß diese Absicht von <strong>der</strong> Gegenseiteso verstanden wird;- militärische Provokationen <strong>und</strong> Anschläge unter Vermeidung <strong>der</strong> Gefahr e<strong>in</strong>esKriegsausbruches zurückweisen;- im Falle e<strong>in</strong>es militärischen Konflikts defensiv wirken, damit Spielraum für e<strong>in</strong>epolitische Konfliktbeendigung erhalten bleibt bzw. geschaffen wird.Die Nationale Volksarmee hat <strong>in</strong> wachsenden Maße teilzunehmen an- <strong>der</strong> Politik des Dialogs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schaffung systemübergreifen<strong>der</strong> Sicherheitsstrukturen;


- <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung von Abrüstungsschritten, vertrauens- <strong>und</strong> sicherheitsbildendensowie Verifikationsmaßnahmen;- <strong>der</strong> Lösung ökologischer Probleme;- friedenserhaltenden Missionen <strong>der</strong> UNO.Truppen <strong>und</strong> Kräfte <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee können zeitweilig zur Beseitigung <strong>der</strong>Folgen von Havarien <strong>und</strong> Katastrophen e<strong>in</strong>gesetzt werden.Die Nationale Volksarmee stellt ihre militärpolitische <strong>und</strong> militärische Sachkenntnis allenverfassungsmäßigen politischen Kräften zur Verfügung.Die Nationale Volksarmee hat daran mitzuwirken, Gefährdungssituationen ständig zu analysieren<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e realistische E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> militärpolitischen Lage zu gewährleisten,um auf dieser Gr<strong>und</strong>lage den zuständigen verfassungsmäßigen Organen Vorschläge fürdie erfor<strong>der</strong>lichen militärischen <strong>und</strong> abrüstungspolitischen Anstrengungen <strong>der</strong> DeutschenDemokratischen Republik zu unterbreiten.IV.Aufbau <strong>der</strong> Nationalen VolksarmeeEntsprechend ihrem Auftrag wird die Nationale Volksarmee strukturiert, ausgebildet <strong>und</strong>entwickelt. Sie glie<strong>der</strong>t sich <strong>in</strong> Verbände <strong>und</strong> Truppenteile <strong>der</strong> Landstreitkräfte, <strong>der</strong>Truppen <strong>der</strong> Luftverteidigung, <strong>der</strong> Fliegerkräfte <strong>und</strong> <strong>der</strong> Volksmar<strong>in</strong>e.Die personelle Auffüllung <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee erfolgt auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> entsprechendenGesetze.Es wird auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Rechtsvorschriften freier Zugang zu allen militärischenLaufbahnen <strong>und</strong> Führungsfunktionen für jeden <strong>in</strong>teressierten <strong>und</strong> geeigneten Bürger –unabhängig von Parteizugehörigkeit <strong>und</strong> Weltanschauung – garantiert.Die Angehörigen <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee <strong>und</strong> die Zivilbeschäftigten s<strong>in</strong>d mündigeStaatsbürger <strong>und</strong> haben unter Wahrung des Pr<strong>in</strong>zips <strong>der</strong> militärischen E<strong>in</strong>zelleitung dasRecht auf demokratische Mitbestimmung <strong>in</strong> allen sie betreffenden Angelegenheiten.Bildung <strong>und</strong> Erziehung <strong>der</strong> Angehörigen <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee s<strong>in</strong>d ausgerichtet aufdie Sicherung des Friedens, auf pflichtbewußte Erfüllung des Verfassungsauftrages sowieauf Diszipl<strong>in</strong>, Ordnung <strong>und</strong> Befehlsausführung.Der Inhalt <strong>der</strong> operativen <strong>und</strong> Gefechtsausbildung <strong>der</strong> Führungsorgane, Truppen <strong>und</strong>Flottenkräfte wird durch den Auftrag <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee bestimmt. Zur Gewährleistungdes E<strong>in</strong>satzes <strong>der</strong> Verbände <strong>und</strong> Truppenteile <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee <strong>in</strong>Koalitionsgruppierungen s<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>same Ausbildungsmaßnahmen sowohl auf demHoheitsgebiet <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik als auch auf den Territorienan<strong>der</strong>er Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages vorzusehen. Anzahl <strong>und</strong> Ausmaßvon Übungen <strong>und</strong> Manövern s<strong>in</strong>d so ger<strong>in</strong>g wie möglich zu halten.Die Erziehung, Ausbildung, Bewaffnung, Ausrüstung, Struktur, Glie<strong>der</strong>ung <strong>und</strong>Sicherstellung <strong>der</strong> Führungsorgane, Truppen <strong>und</strong> Flottenkräfte <strong>der</strong> Nationalen Volksarmeesowie die Festlegung ihrer Führungs- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>satzpr<strong>in</strong>zipien erfolgen auf <strong>der</strong>Gr<strong>und</strong>lage von Gesetzen <strong>und</strong> weiteren Rechtsvorschriften <strong>der</strong> Volkskammer <strong>und</strong> ihrerOrgane. Die soziale <strong>und</strong> Rechtssicherheit <strong>der</strong> Armeeangehörigen <strong>und</strong> Zivilbeschäftigtenwird während <strong>der</strong> aktiven Dienstzeit bzw. des Arbeitsrechtsverhältnisses sowie bei <strong>der</strong>notwendigen Entlassung im Rahmen <strong>der</strong> Abrüstung, Reduzierung <strong>und</strong> Umstrukturierungauf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage gesetzlicher Bestimmungen gewährleistet.Die Verwirklichung <strong>der</strong> militärpolitischen Leitsätze verlangt e<strong>in</strong> ausgewogenes Wechsel-


verhältnis von Wissenschaft <strong>und</strong> Politik. Für die sicherheitspolitische Forschung werdenim militärischen <strong>und</strong> zivilen Bereich entsprechende E<strong>in</strong>richtungen genutzt o<strong>der</strong> neugeschaffen.Die zur Erfüllung des Verfassungsauftrages <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee notwendigenMaßnahmen s<strong>in</strong>d auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von Rechtsvorschriften durch die staatlichen Organe<strong>und</strong> die Volkswirtschaft zu gewährleisten.Die ökonomische Sicherstellung <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee <strong>und</strong> die Rüstungskonversionwerden <strong>in</strong> die politische, soziale, volkswirtschaftliche <strong>und</strong> ökologische Entwicklung <strong>der</strong>Deutschen Demokratischen Republik e<strong>in</strong>geordnet.

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