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nachhaltigkeits- management in zeiten der finanzkrise

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global Deutschland<br />

compact<br />

2009


2<br />

Agenda<br />

Herausgegeben mit freundlicher Unterstüzung durch:<br />

globalcompact Deutschland 2009


Ban Ki-moon, UN Generalsekretär<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Geleitwort<br />

Der Global Compact leistet e<strong>in</strong>en entscheidenden<br />

Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> UN<br />

Agenda. Auf me<strong>in</strong>en vielen Treffen mit<br />

lokalen Global Compact Netzwerken <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen Welt<br />

habe ich die Vorteile <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit dem Privatwirtschaft<br />

sehen können.<br />

Diese Zusammenarbeit ist heute umso wichtiger, als die<br />

Welt mit <strong>der</strong> globalen Wirtschaftskrise und an<strong>der</strong>en Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

r<strong>in</strong>gt. Viele Menschen haben den Glauben<br />

<strong>in</strong> Märkte und Unternehmen verloren. Der Klimawandel<br />

bedroht Entwicklung und sozialen Fortschritt.<br />

Der Global Compact kann e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle bei <strong>der</strong> Lösungsf<strong>in</strong>dung<br />

dieser Probleme spielen, <strong>in</strong>dem er hilft, das<br />

Vertrauen <strong>in</strong> die Privatwirtschaft wie<strong>der</strong> herzustellen und<br />

den Übergang zu e<strong>in</strong>er CO 2 -armen Wirtschaft voranzutreiben.<br />

Soziale Verantwortung und Führungsstil waren<br />

nie so wichtig wie jetzt.<br />

Daher freut es mich sehr zu sehen, dass immer mehr Unternehmen<br />

<strong>der</strong> Initiative beitreten, und dass das Engagement<br />

im Global Compact immer ernster und<br />

fokussierter wird.<br />

Juli 2009<br />

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Geleitwort von<br />

Ban Ki-moon, UN Generalsekretär<br />

KLIMAWANDEL<br />

Das Zwei-Grad-Ziel<br />

Von Dr. Elmer Lenzen<br />

Auswirkungen des Klimawandels<br />

Von Judith Bomholt, Lisa Dahlheimer & Dr. Elmer Lenzen<br />

COP15: Gipfel <strong>der</strong> Enttäuschung<br />

Wirtschaft und Biodiversität<br />

Von Angelika Pohlenz<br />

Anpassungsstrategien an den Klimawandel<br />

Von Dr. Michaela Schaller<br />

CSR IN DEUTSCHLAND<br />

Die Entwicklung e<strong>in</strong>er nationalen<br />

CSR-Strategie <strong>in</strong> Deutschland<br />

Von Birgit Riess<br />

Das CSR-Forum als Erfolgsformat<br />

Von Andreas Storm<br />

CSR 2010: Woh<strong>in</strong> steuert die deutsche CSR-Politik?<br />

Von Dr. Volker Hauff<br />

Neue Soziale Kooperationen als zentrale<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

Von Peter Kromm<strong>in</strong>ga<br />

FINANZKRISE<br />

Die Folgen <strong>der</strong> Weltf<strong>in</strong>anzkrise auf das<br />

Nachhaltigkeits<strong>management</strong> von Unternehmen<br />

Von Dr. Heribert Dieter<br />

Lessons learned? Was wir aus <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzkrise gelernt<br />

haben, und was wir noch lernen müssen<br />

Standpunkte von Thomas Begrich, Volker Weber und Prof. Andreas Suchanek<br />

Aktuelle Entwicklungen bei <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />

F<strong>in</strong>anzarchitektur<br />

Von Dr. Elmer Lenzen<br />

„Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fragilen Welt“<br />

Von Irene Khan<br />

Inhalt<br />

8Anpassung<br />

an den Klimawandel<br />

30<br />

CSR <strong>in</strong> Deutschland<br />

114<br />

Lenkungskreis-Interview


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GLOBAL COMPACT INSIDE<br />

Der Global Compact im Jahr 2009<br />

Von Georg Kell<br />

„Werte werden wie<strong>der</strong>entdeckt“<br />

Interview mit Georg Kell<br />

Nachrichten aus den GC-Netzwerken<br />

Lenkungskreis-Interview:<br />

„Das Netzwerk ist ke<strong>in</strong> Treiber, wohl aber e<strong>in</strong> Hüter“<br />

Mit Aiko Bode, Dr. Michael Grewe, Constanze Helmchen, Dr. Marita Hilgenstock,<br />

Dr. Mathias John und Angelika Pohlenz<br />

Portrait develoPPP.de<br />

Von Benjam<strong>in</strong> Stappenbeck<br />

BEST PRACTICE<br />

Übersicht<br />

ABB<br />

Ausgezeichnetes Gesundheits<strong>management</strong><br />

BASF<br />

Geme<strong>in</strong>sam gegen Mangelernährung<br />

Bayer<br />

Neues Nachhaltigkeitsprogramm gestartet<br />

BMW Group<br />

Individuelle Mobilität nachhaltig gestalten<br />

Bosch<br />

Grüne Technik: Lösungen für den Klimaschutz<br />

B/S/H<br />

Effiziente Hausgeräte nützen Klima und Geldbeutel<br />

CompWare Medical<br />

Drogenhilfe zur Aidsbekämpfung <strong>in</strong> Asien<br />

Daimler<br />

Global Compact Management über das CSR/<br />

Susta<strong>in</strong>ability Board<br />

Deutsche Bank<br />

Wenn nicht jetzt, wann dann?<br />

Deutsche Börse Group<br />

Verantwortung <strong>in</strong> Kapitalmarkt und Gesellschaft<br />

Deutsche Post DHL<br />

GoGreen – Verantwortung für den Klimaschutz<br />

übernehmen<br />

Deutsche Telekom<br />

Große Verän<strong>der</strong>ungen fangen kle<strong>in</strong> an!<br />

Ernst & Young<br />

Social Bus<strong>in</strong>ess – Perspektiven für e<strong>in</strong> neues<br />

Geschäftsmodell von morgen<br />

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PPP: Fortschreibung e<strong>in</strong>er Erfolgsgeschichte<br />

Interview mit Susanne Dorasil<br />

Publikationen<br />

SEKTION<br />

DGCN-Teilnehmerzeichnis<br />

Zehn Pr<strong>in</strong>zipien<br />

Klimaneutralität<br />

Impressum<br />

Evonik<br />

Strategie für das Geschäft von morgen<br />

GTZ<br />

Nachhaltigkeit für die „Werkbank <strong>der</strong> Welt“<br />

Heraeus<br />

Rote Karte für Lachgas<br />

The L<strong>in</strong>de Group<br />

Klimaschutz entlang verschiedener<br />

Wertschöpfungsketten<br />

Lufthansa<br />

10 Jahre HelpAlliance<br />

Merck<br />

„Letztendlich muss die Armut besiegt werden“<br />

Miele<br />

Systematischer Umweltschutz <strong>in</strong> Produktion<br />

und Logistik<br />

PwC<br />

Wachsende Bedeutung von Corporate Responsibility<br />

bei Auslands<strong>in</strong>vestitionen<br />

RWE<br />

Nachhaltig mobil<br />

Siemens<br />

Klimaschutz: Beim Kunden und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fabrik<br />

Studiosus<br />

Der Mensch im Mittelpunkt<br />

TÜV Rhe<strong>in</strong>land<br />

Weltweites Onl<strong>in</strong>e-Netzwerk für ehrenamtliches<br />

Engagement<br />

Volkswagen<br />

Frisches Grün am Popocatépetl<br />

WGZ Bank<br />

Gesellschaftliches Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region för<strong>der</strong>n


6<br />

Agenda<br />

Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>erseits glücklich, dass<br />

wir zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>igung gekommen s<strong>in</strong>d,<br />

aber zugleich b<strong>in</strong> ich mir sehr bewusst,<br />

dass die Ergebnisse <strong>der</strong> Kopenhagener<br />

Konferenz, e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong><br />

‚Vere<strong>in</strong>barung von Kopenhagen‘<br />

nicht so weitreichend s<strong>in</strong>d, wie viele<br />

gehofft haben. Nichtsdestotrotz<br />

s<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong> Anfang – e<strong>in</strong><br />

wesentlicher Anfang.<br />

UN Generalsekretär Ban Ki-moon, 21. Dezember 2009<br />

globalcompact Deutschland 2009


Klimawandel<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

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8<br />

Agenda<br />

Grad. Wie e<strong>in</strong> Mantra wie<strong>der</strong>holen Politiker und<br />

Wissenschaftler diese Worte, wenn das Gespräch auf<br />

den Klimawandel kommt. Steigt die Er<strong>der</strong>wärmung über<br />

diese Temperaturmarke, so werden die Folgen dramatisch<br />

ausfallen, warnen uns Experten. Zwei Grad beschreibt die<br />

unsichtbare Grenzl<strong>in</strong>ie zwischen Hoffen und Bangen. Doch<br />

wie lebt es sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwei-Grad-Gesellschaft? Welche<br />

2°Zwei<br />

Anpassungen s<strong>in</strong>d notwendig? Welche unausweichlich?<br />

Von Dr. Elmer Lenzen<br />

Die Frage lautet: Warum eigentlich<br />

zwei Grad? Das kl<strong>in</strong>gt provokativ und<br />

verwirrend, denn selbst jene Staaten,<br />

die klimapolitisch als geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> handlungsunwillig<br />

gelten, zweifeln nicht<br />

an <strong>der</strong> Richtigkeit <strong>der</strong> Begrenzung <strong>der</strong><br />

Er<strong>der</strong>wärmung auf die Zwei-Grad-Marke.<br />

Und doch ist die Frage berechtigt, denn<br />

die Antwort darauf führt uns geradewegs<br />

<strong>in</strong>s Feld <strong>der</strong> Politik, und genau dort müssen<br />

auch die Lösungen gefunden werden.<br />

Dazu schreibt nämlich Carlo Jäger,<br />

Professor am renommierten Potsdam-<br />

Institut für Klimafolgenforschung (PIK),<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Drei Perspektiven auf<br />

zwei Grad“: „Das Zwei-Grad Limit ist fast<br />

zufällig aufgetaucht, und es entwickelte<br />

sich dann eigentümlich wi<strong>der</strong>sprüchlich<br />

weiter: Politiker haben es wie e<strong>in</strong><br />

wissenschaftliches Ergebnis behandelt,<br />

Wissenschaftler als e<strong>in</strong>e politische Angelegenheit.“<br />

Der erste, <strong>der</strong> diese Zwei-Grad-Marke<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit benutzt haben soll,<br />

so erzählt man sich, war William Nordhaus,<br />

Wirtschaftsprofessor <strong>in</strong> Yale, <strong>der</strong><br />

1977 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Diskussionspapier für die<br />

Cowles Foundation e<strong>in</strong>e Grafik mit eben<br />

jener Zwei-Grad-Grenze für die maximal<br />

akzeptable Er<strong>der</strong>wärmung e<strong>in</strong>führte. Es<br />

sollte bis <strong>in</strong> die 90er Jahre des letzten<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts dauern, bis Nordhaus´ Idee<br />

nun zur anerkannten Schwelle wurde,<br />

„jenseits <strong>der</strong>er das Risiko schwerwiegen<strong>der</strong><br />

Ökosystemschäden und nicht-l<strong>in</strong>e-<br />

arer Reaktionen vermutlich schneller<br />

anwächst“, so Carlo Jäger weiter. Dazu<br />

passt, dass das Vergleichsjahr, zu dem<br />

die Erwärmung gemessen wird, ebenfalls<br />

recht willkürlich auf das Jahr 1850 als<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Industrialisierung festgelegt<br />

wurde. Aus fachlicher Expertise<br />

richtiger wäre heute wohl eher e<strong>in</strong>e<br />

1,5-Grad-Marke, denn schon bei diesem<br />

Wert werden e<strong>in</strong>e Reihe Inselstaaten im<br />

steigenden Meeresspiegel vers<strong>in</strong>ken, aber<br />

das Schicksal von Tuvalu & Co. ist wohl<br />

geopolitisch irrelevant.<br />

Für den Potsdamer Forscher Carlo<br />

Jäger eignet sich das Zwei-Grad-Ziel übrigens<br />

we<strong>der</strong> als Messwert, um e<strong>in</strong> Katastrophenszenario<br />

von e<strong>in</strong>er verme<strong>in</strong>tlichen<br />

Sicherheit zu trennen, noch als Marke,<br />

um daran s<strong>in</strong>nvolle Kosten-Nutzen-<br />

Überlegungen anzustellen. Vielmehr<br />

sei dieser Wert, so Jäger, e<strong>in</strong> „idealer<br />

Brennpunkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Koord<strong>in</strong>ationsspiel,<br />

bei dem es darum geht, Dutzende<br />

von <strong>in</strong>ternationalen Akteuren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Netzwerk unterschiedlicher Interessen<br />

zusammenzub<strong>in</strong>den und e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen<br />

politischen Nenner zu f<strong>in</strong>den“,<br />

zitiert ihn e<strong>in</strong> Zeit-Artikel.<br />

Vier Staaten für über die Hälfte des<br />

CO 2 -Ausstoßes verantwortlich<br />

Trotzt unklarer Herkunft: Die Zwei-Grad-<br />

Marke ist heute nicht zuletzt durch den<br />

UN-Klimagipfel <strong>in</strong> Kopenhagen e<strong>in</strong> an-<br />

erkanntes politisches Postulat. Doch die<br />

Wirklichkeit sieht <strong>der</strong>zeit völlig an<strong>der</strong>s<br />

aus: Bisher ist die mittlere globale Er<strong>der</strong>wärmung<br />

um rund 0,7 Grad gegenüber<br />

1850 gestiegen, zusätzliche e<strong>in</strong> bis 1,5<br />

Grad gelten als kaum noch vermeidbar.<br />

Machen wir ungehemmt weiter wie <strong>der</strong>zeit,<br />

so bef<strong>in</strong>den wir uns nach Berechungen<br />

<strong>der</strong> Kölner Beratungsfirma Ecofys<br />

und des PIK auf e<strong>in</strong>em 3,5-Grad-Pfad.<br />

Ch<strong>in</strong>a, die Vere<strong>in</strong>igten Staaten, Russland<br />

und Indien s<strong>in</strong>d für 50 % des weltweiten<br />

Ausstoßes von CO 2 aus energetischer<br />

Nutzung verantwortlich. Die Volksrepublik<br />

Ch<strong>in</strong>a hat seit 2007 die Vere<strong>in</strong>igten<br />

Staaten als größten Emittenten abgelöst;<br />

beide Län<strong>der</strong> zusammen sorgten für über<br />

40 % <strong>der</strong> globalen Emissionen. Dies teilte<br />

das Statistische Bundesamt (Destatis)<br />

anlässlich des Klimagipfels von Kopenhagen<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage von Daten <strong>der</strong><br />

Internationalen Energieagentur (IEA) mit.<br />

Demnach s<strong>in</strong>d die globalen Emissionen<br />

von 1990 bis 2007 von rund 21 auf 29<br />

Milliarden Tonnen gestiegen, fast die<br />

Hälfte des Zuwachses kam aus Ch<strong>in</strong>a.<br />

Neben <strong>der</strong> Volksrepublik befanden<br />

sich mit <strong>der</strong> Russischen Fö<strong>der</strong>ation, Indien,<br />

<strong>der</strong> Republik Korea und dem Iran<br />

noch weitere Schwellenlän<strong>der</strong> unter<br />

den zehn größten Emittenten von CO 2<br />

aus energetischer Nutzung. Dabei ist <strong>der</strong><br />

russische Ausstoß nach dem Zusammenbruch<br />

<strong>der</strong> Sowjetunion <strong>in</strong> den 1990er<br />

Jahren deutlich zurückgegangen. Die<br />

globalcompact Deutschland 2009


globalcompact Deutschland 2009<br />

Klimawandel<br />

9


10<br />

Agenda<br />

an<strong>der</strong>en vier Län<strong>der</strong> haben ihre Emissionen<br />

seit 1990 zusammen um 159,3<br />

Prozent erhöht.<br />

Von den Industrielän<strong>der</strong>n zählen<br />

neben den Vere<strong>in</strong>igten Staaten nach<br />

wie vor Japan, Deutschland, Kanada<br />

und das Vere<strong>in</strong>igte Königreich zu den<br />

größten Emittenten. Der Ausstoß von<br />

CO 2 aus energetischer Nutzung hat sich<br />

<strong>in</strong> diesen Län<strong>der</strong>n unterschiedlich entwickelt:<br />

Während Deutschland se<strong>in</strong>en<br />

Ausstoß von 1990 bis 2007 um 16,0%<br />

und das Vere<strong>in</strong>igte Königreich um 5,4%<br />

reduzieren konnte, erhöhten die an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Zeitraum ihre<br />

Emissionen. Am deutlichsten stiegen die<br />

CO 2 -Emissionen mit + 32,5% <strong>in</strong> Kanada.<br />

Diese Erhöhung liegt aber immer noch<br />

unter dem globalen Durchschnitt von<br />

+38,0%.<br />

Zwei, vier o<strong>der</strong> sechs Grad – die<br />

Auswirkungen<br />

Die Auswirkungen auf die Menschen und<br />

die Biodiversität werden gravierend bis<br />

fatal se<strong>in</strong>: Die Naturschutzorganisation<br />

NABU hat unter Verwendung von Daten<br />

des Umweltbundesamtes die Auswirkungen<br />

entsprechen<strong>der</strong> Temperaturerhöhung<br />

zusammengestellt:<br />

a) unter zwei Grad Er<strong>der</strong>wärmung<br />

• Gesundheitliche Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

durch Hitzestress, Unterernährung,<br />

Durchfall- und Infektionskrankheiten<br />

• Mehr Schäden durch Überschwemmungen<br />

und Stürme<br />

• Bis zu 1,7 Milliarden Menschen s<strong>in</strong>d<br />

von steigen<strong>der</strong> Wasserknappheit betroffen<br />

• Bis zu 30 Millionen Menschen mehr<br />

s<strong>in</strong>d vom Hunger bedroht<br />

• Verstärkte Korallenbleiche<br />

b) Zwei bis vier Grad Er<strong>der</strong>wärmung<br />

• Bis zu drei Millionen Menschen mehr<br />

s<strong>in</strong>d durch Überflutungen <strong>der</strong> Küsten<br />

gefährdet<br />

• Bis zu zwei Milliarden Menschen von<br />

Wasserknappheit betroffen<br />

• Zunehmende Belastungen wegen Mangelernährung,<br />

Durchfall, Herzerkrankungen,<br />

Erkrankungen <strong>der</strong> Atmungsorgane<br />

und Infektionserkrankungen<br />

• Weitgehen<strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> biologischen<br />

Vielfalt; 20 bis 30 Prozent <strong>der</strong> Arten<br />

unterliegen zunehmendem Risiko des<br />

Aussterbens<br />

• Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es unumkehrbaren Abschmelzprozesses<br />

<strong>der</strong> Eisschilde Grönlands<br />

und <strong>der</strong> westlichen Antarktis<br />

c) Mehr als vier Grad Er<strong>der</strong>wärmung<br />

• Alle Systeme – biologische, physikalische<br />

und soziale – und beson<strong>der</strong>s<br />

die menschliche Gesellschaft s<strong>in</strong>d mit<br />

<strong>der</strong> Anpassung an die Wirkungen e<strong>in</strong>er<br />

<strong>der</strong>artigen Erwärmung überfor<strong>der</strong>t<br />

• Bis zu e<strong>in</strong>em Fünftel <strong>der</strong> Weltbevölkerung<br />

ist durch häufigere Überschwemmungen<br />

gefährdet<br />

• Bis zu 15 Millionen Menschen mehr<br />

s<strong>in</strong>d dem Risiko <strong>der</strong> Küstenüberflutung<br />

ausgesetzt<br />

• Bis zu 3,2 Milliarden Menschen s<strong>in</strong>d<br />

von steigen<strong>der</strong> Wasserknappheit betroffen<br />

• Bis zu 120 Millionen Menschen mehr<br />

s<strong>in</strong>d vom Hunger bedroht<br />

• Weltweites Artensterben – vor allem<br />

<strong>in</strong> Feuchtgebieten, Wäl<strong>der</strong>n und Korallenriffen<br />

• Etwa 30 Prozent <strong>der</strong> küstennahen<br />

Feuchtgebiete drohen abzusterben<br />

Was ist also zu tun?<br />

Die Antwort s<strong>in</strong>d zwei Wörter: Mitigation<br />

und Adaptation – also die Reduzierung<br />

bzw. Vermeidung des Ausstoßes von<br />

klimaschädlichen Treibhausgasen sowie<br />

die Anpassung an das unvermeidliche<br />

Schicksal e<strong>in</strong>er globalen Erwärmung.<br />

Beide Maßnahmenkategorien verlangen<br />

politischen Willen und Geld. Seit <strong>der</strong><br />

weltbekannten Studie von Sir Nicolas<br />

Stern weiß die Weltgeme<strong>in</strong>schaft zum<strong>in</strong>dest,<br />

dass auch Nicht-Handeln Folgen<br />

und Folgekosten nach sich zieht. Wohl<br />

nur dieser Erkenntnis ist die <strong>der</strong>zeitige<br />

Bewegung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klimapolitik geschuldet.<br />

Doch gerade beim Thema Mitigationsstrategien,<br />

also <strong>der</strong> Vermeidung etwa<br />

von CO 2 , kommt neben <strong>der</strong> klima- und<br />

wirtschaftspolitischen Dimension noch<br />

als dritte die entwicklungspolitische<br />

Dimension h<strong>in</strong>zu.<br />

Derzeit geht jedoch Wirtschaftswachstum<br />

und das unbestreitbare Recht<br />

auf Wohlstandsentwicklung e<strong>in</strong>es Landes<br />

immer e<strong>in</strong>her mit e<strong>in</strong>em entsprechend<br />

steigenden Ausstoß an Treibhausgasen.<br />

Dieser kausale Zusammenhang muss<br />

durchbrochen werden. E<strong>in</strong> beliebter<br />

Satz <strong>der</strong> Umweltdebatte <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte<br />

war: „Stell dir vor, was passiert,<br />

wenn alle Ch<strong>in</strong>esen so wie wir auch Auto<br />

fahren...“ Nun, so schwer ist es heute<br />

nicht mehr, sich das vorzustellen. Es<br />

kann jetzt nicht darum gehen, Mobilität<br />

zu sanktionieren, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

muss die Art <strong>der</strong> Mobilität angepasst<br />

werden. Das Stichwort lautet neue, grüne<br />

Antriebstechnologien.<br />

Es kann auch nicht darum gehen,<br />

Schwellenlän<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Industrialisierung,<br />

die Schaffung von Arbeitplätzen<br />

und e<strong>in</strong>en nachholenden Konsum zu untersagen.<br />

Das wäre dann tatsächlich <strong>der</strong><br />

erste Schritt h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Öko-Diktatur.<br />

Vielleicht wäre es aber e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle<br />

Anpassungsstrategie, wenn das Verursacherpr<strong>in</strong>zip<br />

e<strong>in</strong>en Schritt weiter gedacht<br />

würde: Ist <strong>der</strong> letztendliche Verursacher<br />

<strong>der</strong> Hersteller o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verbraucher?<br />

Wenn also Ch<strong>in</strong>a etwa als Werkbank <strong>der</strong><br />

Welt se<strong>in</strong>en CO 2 -Ausstoß massiv erhöht,<br />

so nicht zuletzt auch deshalb, weil die<br />

dort produzierten Waren von den Industrienationen<br />

bestellt und konsumiert<br />

werden. Die Emissionen <strong>der</strong> BRIC-Staaten<br />

wie Ch<strong>in</strong>a o<strong>der</strong> Indien s<strong>in</strong>d also e<strong>in</strong><br />

Gradmesser <strong>der</strong> Globalisierung. Müssten<br />

dann nicht die hier entstandenen und<br />

outgesourcten CO 2 -Werte mit den Waren<br />

zusammen exportiert werden? So<br />

beschreibt etwa die Studie „Consumers,<br />

Bus<strong>in</strong>ess and Climate Change“ <strong>der</strong> Universität<br />

Manchester als e<strong>in</strong>e Aufgabe<br />

von Unternehmen die Identifikation<br />

sogenannter „Emissions-Hot-Spots“ im<br />

Produktkreislauf und die Erstellung e<strong>in</strong>es<br />

genauen CO 2 -Fußabdrucks von Waren<br />

und Dienstleistungen. Damit könnten<br />

Unternehmen nicht nur feststellen,<br />

an welchen Stationen <strong>der</strong> Wertschöpfungskette<br />

sie selbst Möglichkeiten zur<br />

CO 2 -Reduktion haben, sie böten den<br />

Konsumenten außerdem Informationen,<br />

die für e<strong>in</strong> CO 2 -armes Konsum- und Nutzungsverhalten<br />

wichtig s<strong>in</strong>d.<br />

Anpassung an das Unvermeidliche<br />

Die zweite Dimension des Umgangs mit<br />

dem Klimawandel schließlich ist die<br />

Adaption, also Anpassung, an die bereits<br />

e<strong>in</strong>getretene globale Erwärmung.<br />

Hierbei erstaunt es, dass auf <strong>in</strong>ternatio-<br />

globalcompact Deutschland 2009


globalcompact Deutschland 2009<br />

Klimawandel<br />

nalen Konferenzen zwar die Bedeutung<br />

von Adaptionsstrategien unbestritten<br />

ist, aber die Maßnahmen oft eher vage<br />

formuliert s<strong>in</strong>d. Im Feld <strong>der</strong> Adaption<br />

muss daher noch deutlich Forschungs-<br />

und Praxisarbeit betrieben werden. „Es<br />

besteht daher dr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> Bedarf für<br />

Gesellschaft, Wirtschaft und Politik an<br />

neuen, verbesserten Wegen zur Anpassung<br />

an den Klimawandel“, hat auch das<br />

Bundesforschungsm<strong>in</strong>siterium BMBF<br />

erkannt und för<strong>der</strong>t das Projekt KLIM-<br />

ZUG. Dieses stellt den regionalen Ansatz<br />

<strong>der</strong> Klimaanpassung <strong>in</strong> den Fokus. Die<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Klimaanpassung erfolgt<br />

durch die Bildung regionaler Netzwerke<br />

zwischen Wissenschaft, Unternehmen,<br />

Verwaltung und gesellschaftlichen Bedarfsträgern.<br />

Auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene hat man<br />

geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> acht Aktionsfel<strong>der</strong> ausgemacht,<br />

<strong>in</strong> denen Anpassungsstrategien<br />

an den Klimawandel elementar s<strong>in</strong>d:<br />

Allen voran stehen die Nahrungs- und<br />

Zwischen 1990 und 2007 ist <strong>der</strong> weltweite<br />

CO 2 -Ausstoß um 38 Prozent gestiegen.<br />

Damit s<strong>in</strong>d wir nach Expertenme<strong>in</strong>ung auf<br />

e<strong>in</strong>em 3,5-Grad-Pfad bei <strong>der</strong> Er<strong>der</strong>wärmung.<br />

Wasserversorgung <strong>der</strong> Menschheit. Schon<br />

heute haben 1,2 Mrd. Menschen ke<strong>in</strong>e<br />

Zugang zu sauberem Tr<strong>in</strong>kwasser, über<br />

e<strong>in</strong>e Mrd. Menschen leiden Hunger. Die<br />

Millenniumsziele zur Halbierung <strong>der</strong><br />

weltweiten Armut, welchem sich auch<br />

<strong>der</strong> UN Global Compact verschrieben hat,<br />

rücken damit <strong>in</strong> immer unerreichbarere<br />

Ferne. Klimabed<strong>in</strong>gte Dürren und Fluten<br />

werden den Prozess verschärfen.<br />

Auch die Aspekte <strong>der</strong> Urbanisierung<br />

und <strong>der</strong> Wirtschaft bleiben davon nicht<br />

unberührt. Verstädterung ist dabei <strong>in</strong><br />

soweit spannend, als dass heute schon<br />

die Mehrheit <strong>der</strong> Weltbevölkerungen <strong>in</strong><br />

Städten lebt. Ihre Versorgung mit Wasser,<br />

Strom, Nahrung und Bildung wird<br />

prekärer. Küstennahen Städten drohen<br />

immer öfter Schäden durch Hurricanes<br />

o<strong>der</strong> Hochwasser. Klimawandel wird zum<br />

Standortfaktor. Das bekommt auch die<br />

Wirtschaft zu spüren, die dem Thema<br />

aber nicht nur Risiken abgew<strong>in</strong>nen kann,<br />

son<strong>der</strong>n auch Chancen. Der Kurs h<strong>in</strong><br />

zu e<strong>in</strong>em „green new Deal“ würde den<br />

Umbau <strong>der</strong> Weltwirtschaft mit „grünen<br />

Jobs“ beflügeln. Deutschland hat hier<br />

noch e<strong>in</strong>en Spitzenplatz weltweit. Diesen<br />

gilt es zu bewahren.<br />

Entscheidend s<strong>in</strong>d also die Weichenstellungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />

(Umwelt-)Politik: Gerade die Wirtschaft<br />

braucht angesichts hoher Investitionskosten<br />

Planungssicherheit. Multilaterale,<br />

globale Vere<strong>in</strong>barungen s<strong>in</strong>d das Gebot<br />

<strong>der</strong> Stunde, und zu den Vere<strong>in</strong>ten Nationen<br />

als geme<strong>in</strong>samem Verhandlungsdach<br />

gibt es ke<strong>in</strong>e Alternativen. Das wird<br />

nicht zuletzt dadurch deutlich, dass<br />

die globale Erwärmung immer stärker<br />

auch zu e<strong>in</strong>em Sicherheitsaspekt wird.<br />

Etwa 200 Mio. Menschen könnten nach<br />

Schätzung von CARE International bis<br />

zum Jahr 2050 vor dem Klimawandel<br />

auf <strong>der</strong> Flucht se<strong>in</strong>.<br />

11


Agenda<br />

AUSWIRKUNGEN<br />

DES KLIMAWANDELS<br />

12 globalcompact Deutschland 2009


NAHRUNG<br />

Die Zukunft <strong>der</strong><br />

Welternährung<br />

Aktuellen Zahlen <strong>der</strong> Welternährungsorganisation (FAO) zufolge<br />

leidet über e<strong>in</strong>e Milliarde Menschen an chronischem Hunger.<br />

Und die Weltbevölkerung wächst: Im Jahr 2050 werden nach<br />

Hochrechnungen <strong>der</strong> FAO rund neun Milliarden Menschen<br />

auf <strong>der</strong> Erde leben, die Nahrungsmittelproduktion müsse<br />

folglich drastisch erhöht werden, sagt <strong>der</strong> Generalsekretär<br />

<strong>der</strong> FAO, Jaques Diouf. Die für die Landwirtschaft verfügbare<br />

Fläche ist jedoch nicht vermehrbar, im Gegenteil: Durch die<br />

Auswirkungen des Klimawandels versteppen weltweit immer<br />

mehr Böden, extreme Wetterereignisse vermehren sich, und<br />

Überschwemmungen zerstören Anbaugebiete. Dies betrifft<br />

vor allem die ohneh<strong>in</strong> schon armen Regionen. Doch die<br />

Landwirtschaft leidet nicht nur unter den Folgen des Klimawandels,<br />

sie selbst ist laut „Stern-Report“ für etwa 14 Prozent<br />

<strong>der</strong> globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Würden<br />

Landnutzungsän<strong>der</strong>ungen wie die Umwandlung von Wald zu<br />

Ackerland mit berücksichtigt, trage <strong>der</strong> Agrarsektor sogar zu<br />

mehr als e<strong>in</strong>em Drittel zur globalen Erwärmung bei, so die<br />

FAO. Die landwirtschaftliche Nahrungsmittelproduktion steht<br />

daher <strong>in</strong> zweifacher H<strong>in</strong>sicht vor großen Anpassungsleistungen:<br />

Es gilt zum e<strong>in</strong>en ihre Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit gegenüber dem<br />

Klimawandel zu erhöhen. Und zum an<strong>der</strong>en, z.B. durch Verr<strong>in</strong>gerung<br />

<strong>der</strong> CO 2 -<strong>in</strong>tensiven Fleischproduktion, zur globalen<br />

Emissionsreduktion beizutragen.<br />

Anpassung durch „Grüne Gentechnik“<br />

E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Konzept gegen den Hunger und für e<strong>in</strong>e<br />

Neugestaltung <strong>der</strong> globalen Landwirtschaft gibt es <strong>der</strong>zeit<br />

jedoch nicht. Die globale Agrar<strong>in</strong>dustrie setzt vor allem auf<br />

Hybridsaatgut, Kunstdünger und genetisch verän<strong>der</strong>te Pflanzen.<br />

Um die Welternährung auch künftig sicher zu stellen, brauche<br />

man schließlich „höhere Erträge je Flächene<strong>in</strong>heit, und Erträge,<br />

die robuster gegenüber klimatischen E<strong>in</strong>flüssen s<strong>in</strong>d, vor allem<br />

gegen die Trockenheit“, betont <strong>der</strong> Direktor für Handel und<br />

Landwirtschaft bei <strong>der</strong> OECD, Professor Dr. Stefan Tangermann.<br />

Dies könne unter an<strong>der</strong>em durch „grüne Gentechnik“ und<br />

die Fortschritte <strong>der</strong> Biotechnologie erreicht werden. Das Ziel<br />

<strong>der</strong> Industrie ist es unter an<strong>der</strong>em, Pflanzen und Saatgut mit<br />

e<strong>in</strong>er erhöhten Resistenz gegen Schädl<strong>in</strong>gsbefall e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Damit werde nicht nur <strong>der</strong> Bedarf an emissions<strong>in</strong>tensiven<br />

Pflanzenschutzmitteln reduziert, son<strong>der</strong>n auch die Pflanzen<br />

vor klimabed<strong>in</strong>gt zunehmendem Insektenbefall geschützt,<br />

so die Hersteller. Anbaumethoden können vere<strong>in</strong>facht werden.<br />

Der Anbau neuer Reissorten kommt beispielsweise mit<br />

weniger Wasser aus. Durch die genetische Beschleunigung<br />

<strong>der</strong> Photosynthese s<strong>in</strong>d wesentlich kürzere Reife<strong>zeiten</strong>, höhere<br />

und häufigere Erträge möglich. Inhaltstoffe können an<br />

den jeweiligen Bedarf angepasst werden. E<strong>in</strong> Beispiel ist die<br />

Entwicklung von Reis, <strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em sechsfach gesteigerten<br />

Eisengehalt den Eisenmangel von rund zwei Milliarden<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Klimawandel<br />

Menschen <strong>in</strong> Afrika und Asien beheben könnte, erklären die<br />

Forscher <strong>der</strong> Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH)<br />

Zürich. Kritiker mahnen jedoch, dass die langfristigen Folgen<br />

gentechnisch verän<strong>der</strong>ter Lebensmittel auf das menschliche<br />

Erbgut noch nicht abzuschätzen s<strong>in</strong>d.<br />

Lokale und nachhaltige Nahrungsmittelproduktion<br />

An<strong>der</strong>e setzen vor allem auf regionale Lösungen. Der von<br />

UNESCO und Weltbank <strong>in</strong> Auftrag gegebene und von 400<br />

Wissenschaftlern aus mehreren Län<strong>der</strong>n verfasste Weltagrarbericht<br />

for<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>en Paradigmenwechsel <strong>in</strong> <strong>der</strong> globalen<br />

Landwirtschaft. Der entscheidende Faktor zur Bekämpfung<br />

des Hungers sei nicht die Steigerung <strong>der</strong> Produktivität um<br />

jeden Preis, son<strong>der</strong>n die Verfügbarkeit von Lebensmitteln und<br />

ihrer Produktionsmittel vor Ort. Als e<strong>in</strong>e Option beschreibt<br />

<strong>der</strong> Bericht e<strong>in</strong>e sogenannte agrarökologische Revolution, „die<br />

durch kle<strong>in</strong>teilige, arbeits-, erfahrungs- und wissens<strong>in</strong>tensive<br />

Land- und Ernährungswirtschaft die Abhängigkeit von fossiler<br />

Energie und Agrarchemie reduziert und die Bodenfruchtbarkeit<br />

und essentielle ökologische Kreisläufe stabilisiert“. Schließlich<br />

habe man es mit e<strong>in</strong>er paradoxen Situation zu tun: „Noch<br />

nie hatten so viele Menschen Hunger, und noch nie wurde<br />

so viel pro Kopf an Nahrung produziert“, so Benedikt Haerl<strong>in</strong><br />

von <strong>der</strong> Zukunftsstiftung Landwirtschaft und Co-Autor des<br />

Berichts. Dies zeige, dass es <strong>in</strong> Zukunft auch im H<strong>in</strong>blick auf<br />

die Klimafolgen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um e<strong>in</strong>e gerechte Verteilung<br />

gehe, führt er weiter fort. Auch Bundeslandwirtschaftsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Ilse Aigner spricht sich, angesichts <strong>der</strong> erwarteten<br />

klimabed<strong>in</strong>gten Entwicklung <strong>der</strong> Ernährungssituation, für<br />

e<strong>in</strong>e verstärkte För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>bauern weltweit aus: „Die<br />

Menschen müssen Zugang zu Land, Wasser und Saatgut haben.<br />

Das ist <strong>in</strong> den letzten Jahren lei<strong>der</strong> zurückgegangen“.<br />

Wettlauf um Land hat begonnen<br />

Ob diese For<strong>der</strong>ungen nach verstärkter För<strong>der</strong>ung von kle<strong>in</strong>bäuerlichen<br />

Strukturen Zukunft haben wird, bleibt fraglich,<br />

denn die Komb<strong>in</strong>ation mehr Menschen, weniger Land bedeutet<br />

nicht nur e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung für die Sicherung <strong>der</strong><br />

Welternährung, sie macht Nahrung zugleich zu e<strong>in</strong>em sicheren<br />

Investment. Fonds, Banken und Investoren konkurrieren um<br />

den Zugang zu fruchtbaren Anbauflächen. Aber auch Regierungen<br />

erwerben Land im Ausland, um ihre Abhängigkeit vom<br />

Weltmarkt und den Importen zu verr<strong>in</strong>gern. Die Golfstaaten<br />

führen beispielsweise bereits heute 60 Prozent ihrer Nahrung<br />

e<strong>in</strong>. Unter an<strong>der</strong>en hat die sudanesische Regierung ihnen<br />

nun 1,5 Millionen Hektar Ackerland für 99 Jahre überlassen.<br />

Die Erwartungen h<strong>in</strong>ter diesen Investitionen s<strong>in</strong>d groß, zum<br />

e<strong>in</strong>en hoffen die armen Staaten auf Entwicklung und Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

ihrer maroden Landwirtschaft. Und zum an<strong>der</strong>en<br />

hoffen die reichen Län<strong>der</strong>, dass Regierungen und Investoren<br />

<strong>in</strong> Afrika und Asien genug Nahrung produzieren können,<br />

um e<strong>in</strong>e Verschlimmerung <strong>der</strong> Hungerkrise zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Problematisch wird es allerd<strong>in</strong>gs wie<strong>der</strong> für die ärmsten <strong>der</strong><br />

Armen: Dass die Groß<strong>in</strong>vestoren mit mo<strong>der</strong>ner Agrartechnik<br />

auf ihrem ehemaligen Ackerland viel größere Ernten als sie<br />

e<strong>in</strong>fahren, nützt ihnen nichts, wenn sie sich das Getreide<br />

nicht leisten können.<br />

13


14<br />

WASSER<br />

Agenda<br />

Anpassungsstrategien an<br />

Wasserknappheit<br />

Wasser ist <strong>der</strong> bedeutendste Rohstoff <strong>der</strong> Erde. Ke<strong>in</strong>e Ökonomie,<br />

ke<strong>in</strong>e Gesellschaft, ke<strong>in</strong> menschlicher Organismus und<br />

ke<strong>in</strong> Ökosystem kann ohne Wasser überleben. Doch sauberes<br />

Wasser ist rar. Fast 98 Prozent <strong>der</strong> weltweiten Vorkommen<br />

s<strong>in</strong>d salzhaltig und damit ohne technische Auf bereitung für<br />

den Menschen ungenießbar. Von den zwei Prozent Süßwasservorkommen<br />

liegt die Hälfte als Eis an Nord- und Südpol fest,<br />

und <strong>der</strong> Rest ist ungerecht verteilt: 60 Prozent des weltweiten<br />

Vorkommens bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> nur zehn Staaten. 1,1 Milliarden<br />

Menschen leben laut UNICEF weltweit ohne sauberes<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser, 2,6 Milliarden ohne sanitäre Anlagen. Und die<br />

Zahlen steigen. Momentan s<strong>in</strong>d weltweit etwa 80 Län<strong>der</strong> von<br />

Wasserknappheit betroffen.<br />

Neben Bevölkerungswachstum, steigenden Lebensstandards,<br />

zunehmen<strong>der</strong> Urbanisierung und Industrialisierung, s<strong>in</strong>d die<br />

Folgen des Klimawandels „die größten Herausfor<strong>der</strong>ungen für<br />

e<strong>in</strong>e nachhaltige und gerechte Wassernutzung“, betont Mart<strong>in</strong><br />

Geiger, Leiter des Bereichs Süßwasser des WWF Deutschland.<br />

Dürren und s<strong>in</strong>kende Grundwasserspiegel treiben die Wüstenbildung<br />

und Verödung ganzer Landstriche wie <strong>in</strong> Zentralch<strong>in</strong>a<br />

o<strong>der</strong> Teilen Subsahara-Afrikas voran. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

nimmt die Hochwasser- und Überschwemmungsgefahr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Regionen Welt zu. Der Meeresspiegel steigt, und Staaten wie<br />

Bangladesch o<strong>der</strong> die Malediven drohen im Meer zu vers<strong>in</strong>ken.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> menschenverursachten Er<strong>der</strong>wärmung schmelzen<br />

die Polkappen und Gletscher rapide ab, was die Wasserversorgung<br />

von mehreren hun<strong>der</strong>t Millionen Menschen direkt bedroht.<br />

Auf <strong>der</strong> globalen Ebene ist auf absehbare Zeit zwar genügend<br />

Wasser vorhanden. Das Problem liegt aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> ungleichen<br />

Verteilung <strong>der</strong> Ressourcen, die bereits <strong>in</strong> weiten Teilen <strong>der</strong><br />

Welt zu ernsthaften Versorgungsproblemen führt. Betroffen<br />

s<strong>in</strong>d vor allem Entwicklungslän<strong>der</strong>. Die Industrienationen des<br />

Westens wird Wasserknappheit weitaus weniger e<strong>in</strong>schränken,<br />

dennoch leiden auch europäische Län<strong>der</strong> – wie Spanien und<br />

Portugal – bereits zeitweise unter Wasserknappheit. Da die<br />

meisten Menschen die Auswirkungen des Klimawandels durch<br />

das Element Wasser spüren werden, ist für Dr. John Matthews,<br />

Leiter des Bereichs Süßwasser-Anpassung des WWF, klar, dass<br />

„wir gerade <strong>in</strong> diesem Bereich die Anpassungsarbeit an den<br />

Klimawandel wirkungsvoll gestalten müssen“.<br />

Integriertes Wasserressourcen<br />

Management<br />

In ihrem jüngsten Wasserbericht for<strong>der</strong>t auch die UNESCO<br />

e<strong>in</strong>e verstärkte Konzentration auf die Thematik Wasser und<br />

macht den übergreifenden E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Ressource deutlich.<br />

Erst wenn Entscheidungsträger aus Landwirtschaft, Energie,<br />

Handel und F<strong>in</strong>anzsektor e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d, und Partnerschaften<br />

zwischen Regierungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft<br />

entstehen, können Strategien für die Anpassung an die ver-<br />

än<strong>der</strong>te Verfügbarkeit von Wasser wirksam werden, so die<br />

UNESCO. Neben technologischen und technischen Lösungen<br />

wie Deich- o<strong>der</strong> Pfahlbauten für die Anpassung an Hochwasser<br />

und Wasserentsalzungs- o<strong>der</strong> Filteranlagen sei vor allem e<strong>in</strong><br />

verän<strong>der</strong>tes Ressourcen<strong>management</strong> dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Hier setzt das Konzept „Integriertes Wasserressourcen Management“<br />

(IWRM) an. Es „beruht auf dem Grundsatz, dass<br />

Wasser und die damit zusammenhängenden Ressourcen wie<br />

Boden, landwirtschaftliche Nutzpflanzen und Artenvielfalt <strong>in</strong><br />

koord<strong>in</strong>ierter Weise bewirtschaftet werden müssen, um so den<br />

unterschiedlichen ökonomischen, sozialen und ökologischen<br />

Ansprüchen gerecht zu werden“, erklärt Marianne Alker vom<br />

Deutschen Institut für Entwicklungspolitik. Dabei müsse das<br />

Augenmerk immer auf dem gesamten Wassere<strong>in</strong>zugsgebiet<br />

liegen, denn Anstrengungen am Unterlauf e<strong>in</strong>es Flusses<br />

könnten schnell durch Fehlverhalten am Oberlauf zunichte<br />

gemacht werden, so Alker. In solch e<strong>in</strong>en systematischen<br />

Prozess müssten dann die E<strong>in</strong>zelmaßnahmen zur Anpassung<br />

an verän<strong>der</strong>te Wasserbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong>tegriert werden, so <strong>der</strong><br />

aktuelle Bericht „Adapt<strong>in</strong>g Water Management to Climate<br />

Change“ des Stockholm International Water Instituts (SIWI).<br />

Der Bericht stellt Konzepte <strong>der</strong> Anpassung des Wasserbereichs<br />

an den Klimawandel vor und analysiert die Auswirkungen.<br />

Es wird beispielsweise darauf verwiesen, dass angesichts <strong>der</strong><br />

zu erwartenden Klimaverän<strong>der</strong>ungen die Ausweitung von<br />

Regenwassersammelsystemen <strong>in</strong> regenarmen Län<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e<br />

größere Bedeutung gew<strong>in</strong>nt, ebenso <strong>der</strong> Bau von Reservoirs<br />

zur Speicherung von Fluss- und Regenwasser. Auch wird dafür<br />

plädiert, Wasser effizienter zu nutzen.<br />

Steigerung <strong>der</strong> Effizienz<br />

Für Thomas Klug vom Institut für sozial-ökologische Forschung<br />

<strong>in</strong> Frankfurt bedeutet das vor allem: „Weniger Frischwasser<br />

verbrauchen, es für möglichst viele Zwecke wie<strong>der</strong>verwerten,<br />

globalcompact Deutschland 2009


globalcompact Deutschland 2009<br />

Klimawandel<br />

Energie sparen und Emissionen senken“. Er fügt allerd<strong>in</strong>gs<br />

h<strong>in</strong>zu, dass heutige Wasserversorgungssysteme diesem Anspruch<br />

nicht gerecht werden könnten, gerade auch <strong>in</strong> den<br />

Industrienationen. Ihm zufolge müsste e<strong>in</strong> neues System an<br />

zwei Stellen ansetzen: „Es muss den Verbrauch von Frischwasser<br />

senken. Und Versorger müssen Abwasser als Ressource<br />

behandeln, also möglichst oft weiterverwerten“. Dafür müssten<br />

Abwasserströme differenziert und dezentrale Kreisläufe e<strong>in</strong>gerichtet<br />

werden, also unterschiedliche Arten von Abwasser<br />

vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> getrennt werden, so Klug. Schließlich könne<br />

leicht verschmutztes „Grauwasser“, etwa Abwasser aus Dusche,<br />

Waschmasch<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> Waschbecken, ohne Probleme für die<br />

Landwirtschaft e<strong>in</strong>gesetzt werden. Bisher fehlen noch die<br />

Referenzprojekte. Klug betont: „Wir haben <strong>in</strong> Deutschland<br />

zwar die Technik und das Know-how für neue technische<br />

Lösungen, nutzen aber immer noch die großen, chemischen<br />

Auf bereitungsanlagen“. Dabei geht es ausdrücklich nicht nur<br />

um die Abwässer privater Haushalte. Mart<strong>in</strong> Geiger vom WWF<br />

erklärt, dass sich auch Unternehmen „aktiv für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte<br />

und effiziente Bewirtschaftung von Wasser“ e<strong>in</strong>setzen müssen.<br />

Die Wasserkrise sei schließlich nicht nur e<strong>in</strong>e ökologische<br />

und humanitäre Gefahr, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong> ökonomisches<br />

Wachstumsrisiko. „Im Gegensatz zu den fossilen Rohstoffen,<br />

für die zunehmend Ersatzmöglichkeiten gefunden werden,<br />

gibt es zu Wasser ke<strong>in</strong>e Alternative“, so Geiger.<br />

BIODIVERSITÄT<br />

Der klimaplastische Wald<br />

Von kaum e<strong>in</strong>er natürlichen Ressource ist <strong>der</strong> Mensch <strong>in</strong> so<br />

vielfältiger Weise abhängig wie von dem Ökosystem <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong>:<br />

Sie s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten<br />

und liefern wichtige Nahrungsmittel sowie Baumaterialen. Sie<br />

erhalten die Fruchtbarkeit <strong>der</strong> Böden, speichern und re<strong>in</strong>igen<br />

Wasser und übernehmen wichtige Schutzfunktionen bei<br />

Naturkatastrophen. Vor allem aber s<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong> unverzichtbarer<br />

Faktor für e<strong>in</strong> ausgeglichenes Klima: 50 Prozent des<br />

gesamten Kohlenstoffvorrats <strong>der</strong> Erdatmosphäre s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihnen<br />

gespeichert. Außerdem sorgen sie durch die Verdunstung von<br />

Wasser für den Ausgleich von Temperaturschwankungen<br />

und s<strong>in</strong>d wichtige Sauerstofflieferanten. Trotzdem wird ihre<br />

Bedeutung zu häufig ignoriert: Jährlich verr<strong>in</strong>gert sich die<br />

Waldfläche weltweit um etwa 13 Millionen Hektar. Gründe<br />

für Waldrodung s<strong>in</strong>d die nicht nachhaltige Bewirtschaftung<br />

<strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> aus Unwissen über die Konsequenzen o<strong>der</strong> bed<strong>in</strong>gt<br />

durch kurzfristiges Gew<strong>in</strong>ndenken. Aber auch e<strong>in</strong> schnelles<br />

Bevölkerungswachstum ist e<strong>in</strong>e Ursache für den Anstieg <strong>der</strong><br />

Entwaldungsrate. So wird <strong>der</strong> Druck auf die Wäl<strong>der</strong>, bei e<strong>in</strong>em<br />

prognostizierten Bevölkerungswachstum auf bis zu zehn<br />

Milliarden Menschen im Jahr 2050, weiter steigen. Schon jetzt<br />

s<strong>in</strong>d 20 Prozent <strong>der</strong> globalen Emissionen auf die Zerstörung<br />

<strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> zurückzuführen. Diese steigenden CO 2 -Konzen-<br />

trationen haben wie<strong>der</strong>um Konsequenzen für die restlichen<br />

Wald- und Baumbestände: Sie werden anfälliger und können<br />

we<strong>der</strong> Insekten noch den verstärkt auftretenden Stürmen,<br />

Starkregen o<strong>der</strong> Dürren im natürlichen Ausmaß trotzen. Der<br />

Schutz <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> alle<strong>in</strong> reicht <strong>in</strong>zwischen nicht mehr aus,<br />

vielmehr müssen die Wäl<strong>der</strong> gerüstet werden, um den Folgen<br />

des Klimawandels standzuhalten. E<strong>in</strong>e Möglichkeit ist dabei<br />

<strong>der</strong> „klimaplastische Laubmischwald“. Während es sich bei den<br />

Wäl<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Deutschland hauptsächlich um Wirtschaftswäl<strong>der</strong><br />

und überwiegend Nadelholzre<strong>in</strong>bestände handelt, setzt sich<br />

<strong>der</strong> klimaplastische Wald aus verschiedenen Baumarten wie<br />

<strong>der</strong> Buche, Eiche, L<strong>in</strong>de o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Esche zusammen. Durch<br />

e<strong>in</strong>e allmähliche Verän<strong>der</strong>ung ihrer Artenzusammensetzung<br />

seien Wäl<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, sich von selbst an Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Umwelt anzupassen. Je größer die Vielfalt an Arten und<br />

Genen, desto besser auch die Anpassungsfähigkeit e<strong>in</strong>es Waldes.<br />

Die Forschungsergebnisse am Beispiel des klimaplastischen<br />

Waldes ergaben e<strong>in</strong>deutige Vorteile gegenüber <strong>der</strong> bisherigen<br />

Waldbewirtschaftung. Das gilt vor allem für den Wasserhaushalt,<br />

die Kohlenstoffspeicherung und den Schutz <strong>der</strong> Biodiversität.<br />

Für die zukünftige Waldentwicklung gilt <strong>der</strong> klimaplastische<br />

Wald als Leitbild, um den Auswirkungen des Klimawandels<br />

zu begegnen und trotz unsicherer Prognosen nachhaltige<br />

Wäl<strong>der</strong> zu entwickeln.<br />

TEEB-Studie verdeutlicht Konsequenzen<br />

Wie wichtig entsprechende Schutz- und Anpassungsmaßnahmen<br />

für Ökosysteme wie die Wäl<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d, verdeutlicht<br />

auch e<strong>in</strong>e Studie mit dem Titel „The Economics of Ecosystems<br />

and Biodiversity“ (TEEB). Sie fasst zum Beispiel die durch<br />

die Wäl<strong>der</strong> bereitgestellten Leistungen wie <strong>der</strong>en Beitrag<br />

zur Abschwächung des Klimawandels, die Versorgung mit<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser, Nahrung und Brennstoffen o<strong>der</strong> die Möglichkeiten<br />

zum Ökotourismus als Dienstleistungen zusammen.<br />

Von den Regierungen for<strong>der</strong>n die Verfasser <strong>der</strong> Studie daher,<br />

diese Ökosystem-Dienstleistungen <strong>in</strong> ihre volkswirtschaftli-<br />

15


16<br />

Agenda<br />

chen Gesamtrechnungen mit aufzunehmen und Anreize zu<br />

ihrem Schutz zu schaffen. Anhand e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen Beispiels<br />

aus Vietnam verdeutlicht die Studie, dass sich entsprechende<br />

Investitionen rechnen: Dort kosteten das Anpflanzen sowie<br />

<strong>der</strong> Schutz von 12.000 Hektar Mangroven 1,1 Millionen US-<br />

Dollar, gleichzeitig konnten so aber Aufwendungen <strong>in</strong> Höhe<br />

von 7,3 Millionen US-Dollar zur Instandhaltung von Deichen<br />

gespart werden. Weltweit könnten durch Investitionen <strong>in</strong><br />

Schutzgebiete <strong>in</strong> Höhe von etwa 45 Milliarden US-Dollar lebenswichtige,<br />

natürliche Ökosystem-Dienstleistungen wie die<br />

CO 2 -Speicherung, Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hochwasserschutz<br />

von jährlich 5 Billionen US-Dollar gesichert werden.<br />

Die TEEB-Studie verdeutlicht jedoch auch zu erwartende<br />

Konsequenzen, sollte es den Regierungen nicht gel<strong>in</strong>gen,<br />

den Herausfor<strong>der</strong>ungen des Klimawandels zu begegnen. Der<br />

„Korallenriff-Notstand“ ist e<strong>in</strong> Beispiel: Durch den weiteren<br />

Anstieg <strong>der</strong> Treibhausgaskonzentration, <strong>der</strong> Temperatur sowie<br />

<strong>der</strong> Versauerung <strong>der</strong> Meere s<strong>in</strong>d die Riffe irreversiblen<br />

Schädigungen ausgesetzt. Welch enormen Verlust das nach<br />

sich zieht, br<strong>in</strong>gt Pavan Sukhdev, Leiter <strong>der</strong> Studie, auf den<br />

Punkt: „Die Ökosystemleistungen <strong>der</strong> Korallenriffe – die<br />

vom Küstenschutz bis zu Fischzuchtanlagen reichen – haben<br />

e<strong>in</strong>en Wert von 170 Milliarden US-Dollar pro Jahr; die<br />

Existenz von rund e<strong>in</strong>er halben Milliarde Menschen hängt<br />

von ihnen ab, und über e<strong>in</strong> Viertel aller <strong>in</strong> <strong>der</strong> Meereswelt<br />

vorkommenden Fischarten s<strong>in</strong>d auf die Korallenriffe angewiesen.“<br />

Vom vielseitigen Nutzen <strong>der</strong> Investitionen <strong>in</strong><br />

Ökosysteme ist auch Ursula He<strong>in</strong>en-Esser, Parlamentarische<br />

Staatssekretär<strong>in</strong> im Bundesumweltm<strong>in</strong>isterium, überzeugt.<br />

Neben <strong>der</strong> positiven Wirkung auf das Klima, helfen sie auch<br />

„bei <strong>der</strong> Ernährungssicherung, <strong>der</strong> Armutsbekämpfung und<br />

<strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung“, so He<strong>in</strong>en-Esser bei <strong>der</strong><br />

Vorstellung des zweiten Teils des TEEB-Berichts im November<br />

2009. Insgesamt besteht die Studie über die wirtschaftlichen<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Schädigung von Ökosystemen aus drei<br />

Teilen. Erste Ergebnisse wurden bereits 2008 vorgestellt, e<strong>in</strong><br />

abschließen<strong>der</strong> Bericht wird im Herbst 2010 erwartet.<br />

URBANISIERUNG<br />

E<strong>in</strong>e Frage des Geldes<br />

1954, 1955, 1970, 1974, 1980, 1987, 1988, 1998 und 2004 – <strong>in</strong><br />

jedem dieser Jahre hatte Dhaka, die Hauptstadt Bangladeschs,<br />

verheerende Überschwemmungen zu verzeichnen. Regenfälle<br />

während <strong>der</strong> Monsunsaison, Flutwellen und <strong>der</strong> steigende<br />

Meeresspiegel for<strong>der</strong>n immer wie<strong>der</strong> unzählige Todesopfer,<br />

zerstören die Lebensgrundlage <strong>der</strong> Bewohner und ihre Ernten.<br />

Dhaka ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> am stärksten vom Klimawandel bedrohten<br />

Megacities, das ergab e<strong>in</strong>e Studie <strong>der</strong> Umweltorganisation WWF.<br />

Sie stellte Dhaka <strong>in</strong> Vergleich zu zehn weiteren Ballungszentren<br />

Asiens. Wirkungsvolle Möglichkeiten zur Anpassung an<br />

den Klimawandel fand <strong>der</strong> WWF <strong>in</strong> Bangladesch kaum. Die<br />

vorhandenen Bemühungen auf regionaler Ebene wie die Errichtung<br />

von Wasserdämmen und -schleusen, Pumpanlagen<br />

sowie das Anpflanzen von Mangrovenwäl<strong>der</strong>n können den zu<br />

erwartenden Flutwellen kaum standhalten. Laut e<strong>in</strong>er Studie<br />

<strong>der</strong> Weltbank lägen bei e<strong>in</strong>em durchaus möglichen Anstieg des<br />

Meeresspiegels um 95 cm etwa 18 Prozent <strong>der</strong> Landesfläche<br />

Bangladeschs unter Wasser. Den Bewohnern bleibt nur die<br />

Möglichkeit zur Flucht. Dass Menschen auf Grund des Klimawandels<br />

ihre Heimat verlassen müssen, ist jedoch schon jetzt<br />

Tatsache. Genaue Zahlen gibt es dazu nicht, doch die Studie<br />

„Obdach gesucht. Auswirkungen des Klimawandels auf Migration<br />

und Vertreibung“ von Care International ergab, dass es<br />

bis zum Jahr 2050 etwa 200 Millionen Vertriebene aufgrund<br />

des Klimawandels geben wird. „So manche Vertreibung aus<br />

<strong>der</strong> Heimat könnte durch Anpassungsmaßnahmen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

werden“, betont Wolfgang Jamann von Care Deutschland-<br />

Luxemburg. Doch Entwicklungslän<strong>der</strong>n fehle es oft an Geld,<br />

um Menschen bei <strong>der</strong> Anpassung an neue klimatische Bed<strong>in</strong>gungen<br />

zu unterstützen.<br />

Wüstenbildung forciert Migration<br />

Ähnlich stellt sich die Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Westafrikanischen Republik<br />

Mali dar. Mit e<strong>in</strong>em Brutto<strong>in</strong>landsprodukt von weniger als<br />

900 Euro pro Kopf zählt Mali zu den ärmsten Staaten <strong>der</strong> Welt.<br />

Zu zwei Dritteln aus Wüste bestehend, hat die Region neben<br />

extremer Dürre mit zunehmen<strong>der</strong> Desertifikation (Wüstenbildung)<br />

zu kämpfen. Während e<strong>in</strong> von Dürre betroffenes Gebiet<br />

globalcompact Deutschland 2009


globalcompact Deutschland 2009<br />

Klimawandel<br />

durch Nie<strong>der</strong>schlag wie<strong>der</strong> ergrünen kann, führt Desertifikation<br />

zu irreversiblen Schäden. Ursache <strong>der</strong> Verwüstung ist zum<br />

e<strong>in</strong>en Trockenheit, vor allem aber menschliche Übernutzung<br />

<strong>der</strong> Böden. In den vergangenen 20 Jahren führte die Desertifikation<br />

zu e<strong>in</strong>er Verschiebung <strong>der</strong> Wüste um 100 Kilometer<br />

nach Süden. Deutlich wird das am Beispiel <strong>der</strong> Stadt Timbuktu:<br />

Vor 1.000 Jahren lag diese noch <strong>in</strong> grüner Landschaft, vor 40<br />

Jahren direkt an e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>zwischen ausgetrocknetem Nigerarm<br />

und heute mitten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wüste. Unterstützt von ausländischen<br />

Hilfsorganisationen hat Malis Regierung e<strong>in</strong>ige Projekte auf<br />

den Weg gebracht, die Abhilfe schaffen sollen. Angefangen mit<br />

<strong>der</strong> Protokollierung von Klima- und Nie<strong>der</strong>schlagsdaten, über<br />

die Ausbildung <strong>der</strong> Landbevölkerung bis h<strong>in</strong> zur künstlichen<br />

Bewässerung. Trotzdem ist die Abwan<strong>der</strong>ung aus Regionen und<br />

Städten, die <strong>der</strong> zunehmenden Verwüstung ausgesetzt s<strong>in</strong>d,<br />

nicht zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Die Folge ist e<strong>in</strong>e wachsende B<strong>in</strong>nenmigration<br />

<strong>in</strong> den Süden, unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> die Hauptstadt Malis:<br />

Bamako liegt <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe zum Niger und wuchs<br />

zwischen1987 und 2007 von 800.000 auf 1,8 Millionen E<strong>in</strong>wohner<br />

an. Vorhersagen verschiedenster Klimamodelle belegen:<br />

In Mali wird es noch heißer und noch trockener werden. E<strong>in</strong><br />

Ende <strong>der</strong> Migration <strong>in</strong> benachbarte und bereits krisenbelastete<br />

Städte ist nicht <strong>in</strong> Sicht – zur Entwicklung wirkungsvoller<br />

Anpassungsstrategien fehlt Mali selbst das Geld.<br />

Dass vielfältige Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel<br />

möglich s<strong>in</strong>d, vorausgesetzt die f<strong>in</strong>anziellen Mittel<br />

stehen zur Verfügung, zeigt das Beispiel Hamburg. Mit 1,8<br />

Millionen E<strong>in</strong>wohnern zählt die Metropolregion zu den wich-<br />

tigsten Wirtschaftsräumen und Medienstandorten Europas<br />

und hat sich dank ihres Hafens zum zentralen Knotenpunkt<br />

zwischen Nordeuropa, Asien, Nord- und Südamerika sowie<br />

Afrika entwickelt. Deutschland ist bei weitem nicht so gravierend<br />

den Auswirkungen des Klimawandels ausgesetzt wie<br />

etwa Bangladesch o<strong>der</strong> Mali, jedoch s<strong>in</strong>d auch hier Vorkehrungen<br />

zu treffen. So hat zum Beispiel Hamburg künftig mit<br />

Extremwettereignissen wie lang anhaltenden Regenfällen und<br />

Stürmen zu rechnen. Im Rahmen des Projekts „KLIMZUG-NORD“<br />

entwickelt die Metropole nun entsprechende Anpassungsstrategien:<br />

Schwerpunkt liegt dabei auf <strong>der</strong> Entwicklung von<br />

Techniken und Methoden zur M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Klimafolgen<br />

sowie <strong>der</strong> Anpassung von Gesellschaft und Ökonomie an die<br />

erhöhten Risiken durch den Klimawandel. 25 Millionen Euro<br />

stehen zur Verfügung, f<strong>in</strong>anziert von Bund, Stadt und den<br />

beteiligten E<strong>in</strong>richtungen.<br />

Netzwerk von EU-Bürgermeistern<br />

Als „Europäische Umwelthauptstadt 2011“ war Hamburg auch<br />

Mitorganisator <strong>der</strong> diesjährigen „Hamburg City Climate Conference“.<br />

Dar<strong>in</strong> bekräftigten die rund 290 Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

und Teilnehmer aus 40 Nationen ihre Solidarität und ihre<br />

Verantwortung im Kampf gegen die globale Erwärmung. Die<br />

Konferenz entspr<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> EU-Initiative „Convenant of Mayors“,<br />

e<strong>in</strong>em Netzwerk <strong>der</strong> Bürgermeister aus <strong>der</strong> EU, das sich für<br />

den weltweiten Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften<br />

e<strong>in</strong>setzt. In <strong>der</strong> Abschlußerklärung <strong>der</strong> Climate Conference<br />

heißt es, „die unterzeichnenden Städte wollen alles <strong>in</strong> ihrer<br />

Macht stehende tun, um den Klimawandel zu begrenzen und<br />

die daraus resultierenden Folgen zu bewältigen“. Immerh<strong>in</strong><br />

s<strong>in</strong>d es die Städte, die alle<strong>in</strong> für rund 80 Prozent <strong>der</strong> CO 2 Emissionen,<br />

etwa 75 Prozent des Holzverbrauchs sowie 60 Prozent<br />

des Wasserverbrauchs verantwortlich s<strong>in</strong>d. Auch müssen sie<br />

sich auf wachsendende E<strong>in</strong>wohnerzahlen vorbereiten: Nach<br />

Expertenvorhersagen werden im Jahr 2100 rund 80 Prozent<br />

<strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong> Städten leben.<br />

WIRTSCHAFT<br />

Zwischen Gew<strong>in</strong>n und<br />

Warnungen<br />

Birgt <strong>der</strong> Klimawandel Chancen o<strong>der</strong> Risiken? In ke<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en<br />

gesellschaftlichen Bereich wird diese Frage so konsequent<br />

<strong>in</strong> Euro, Dollar o<strong>der</strong> Yen ausgedrückt wie im Wirtschaftssektor.<br />

Fakt ist: Klimaschutz kostet Geld. Viel Geld. Milliarden an<br />

Investitionen s<strong>in</strong>d notwendig, um das angestrebte Ziel e<strong>in</strong>er<br />

„2-Grad-Gesellschaft“ zu erreichen. Nichtstun würde allerd<strong>in</strong>gs<br />

noch teurer werden, wie Experten glaubhaft versichern. Außerdem<br />

bietet <strong>der</strong> Klimaschutz auch Chancen: Viele Milliarden<br />

Euro lassen sich mit Umwelttechnik verdienen, und Deutsch-<br />

17


18<br />

Agenda<br />

land ist hier weltweiter Spitzenreiter. Anpassungsstrategien<br />

an den Klimawandel s<strong>in</strong>d hierzulande e<strong>in</strong> echter „Bus<strong>in</strong>ess<br />

Case“. Betrachten wir beide Aspekte näher:<br />

Kostenfaktor Klimawandel<br />

Bis zu 18,5 Milliarden Euro im Jahr könnte es Deutschland<br />

kosten, hätte sich die <strong>in</strong>ternationale Staatengeme<strong>in</strong>schaft<br />

auf <strong>der</strong> Kopenhagener Klimakonferenz im Dezember 2009<br />

auf e<strong>in</strong> Nachfolgeprogramm für das 2012 auslaufende Kyoto-<br />

Abkommen gee<strong>in</strong>igt. Zu diesem Ergebnis kommen aktuelle<br />

Modellrechnungen des Instituts <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft<br />

Köln, die ermittelt haben, wie sich die von <strong>der</strong> EU-Kommission<br />

bezifferten globalen Klimaschutzkosten von jährlich 175 Milliarden<br />

Euro bis 2020 auf die beteiligten Staaten aufteilen. Zur<br />

Diskussion stehen dabei unter an<strong>der</strong>em F<strong>in</strong>anzierungsvorschläge,<br />

nach denen diese Summe auf Basis des Brutto<strong>in</strong>landsprodukts<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kohlendioxid-Emissionen <strong>der</strong> Industrielän<strong>der</strong><br />

aufgeteilt wird. Beide Varianten kommen die wirtschaftlich<br />

hochentwickelten Staaten daher relativ teuer. E<strong>in</strong> bislang<br />

noch wenig diskutierter Vorschlag sieht vor, die mittel- und<br />

osteuropäischen Transformationslän<strong>der</strong> sowie Russland mit<br />

<strong>in</strong>s F<strong>in</strong>anzierungsboot zu holen und die Kostenbeiträge an den<br />

CO 2 -Reduktionszielen <strong>der</strong> Staaten festzuzurren – wer relativ<br />

zu den an<strong>der</strong>en am ehrgeizigsten ist, zahlt dann auch am<br />

Wenigsten <strong>in</strong> den Klimaschutztopf e<strong>in</strong>. Wird das Ziel jedoch<br />

nicht erreicht, muss das betreffende Land nachzahlen. Da<br />

Deutschland e<strong>in</strong>e ehrgeizige Klimapolitik verfolgt, käme es<br />

<strong>in</strong> diesem Fall recht günstig weg und hätte jährliche Kosten<br />

von 8,4 Milliarden Euro zu schultern.<br />

Für die weltweit nötigen Emissionsreduktionen <strong>der</strong> Entwicklungs-<br />

und Schwellenlän<strong>der</strong> schlägt die Hilfsorganisation<br />

Oxfam e<strong>in</strong>en globalen F<strong>in</strong>anzmechanismus vor, <strong>der</strong> die armen<br />

Län<strong>der</strong> bei klimafreundlicher Entwicklung unterstützt. Er<br />

f<strong>in</strong>anziert sich durch den Verkauf von Emissionszertifikaten<br />

an die Regierungen <strong>der</strong> reichen Län<strong>der</strong> und unterstützt die<br />

Entwicklungs- und Schwellenlän<strong>der</strong> gemäß ihrer wirtschaftlichen<br />

Leistungsfähigkeit. „In den ärmsten Län<strong>der</strong>n, wie<br />

beispielsweise Uganda, würden die zusätzlichen Kosten e<strong>in</strong>er<br />

klimafreundlichen Entwicklung komplett übernommen. Von<br />

Schwellenlän<strong>der</strong>n wie Brasilien und Ch<strong>in</strong>a würde h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong><br />

Eigenanteil erwartet, <strong>der</strong> ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit<br />

entspricht“, so Jan Kowalzig, Referent für Klimawandel<br />

bei Oxfam Deutschland.<br />

Klimawandel als Jobmotor<br />

Klimaschutz kann aber auch massenhaft Arbeitsplätze schaffen:<br />

Bereits 2007 hat die Bundesregierung Maßnahmen beschlossen,<br />

um die CO 2 -Emissionen zu drosseln. Wie das Bundesumweltamtes<br />

(UBA) aufzeigt, können die Schritte enorm zu wirtschaftlichem<br />

Wachstum und Beschäftigung beitragen. Alle<strong>in</strong> anhand<br />

<strong>der</strong> bereits festgelegten Maßnahmen könne die Zahl verfügbarer<br />

Arbeitsplätze bis 2020 um etwa 380.000 steigen. Durch zusätzliche<br />

Initiativen seien sogar rund 630.000 neue Stellen möglich.<br />

Ähnlich argumentiert die jetzt von Deloitte vorgestellte Studie<br />

„Agenda 450 für Deutschland“. Dar<strong>in</strong> bestätigten 378 Manager<br />

die Vorreiterrolle Deutschlands: Ihrer Ansicht nach wird sich<br />

Klimaschutz auch wirtschaftlich auszahlen – vor allem wenn<br />

deutsche Unternehmen den Weltmarkt mit entsprechen<strong>der</strong><br />

Technologie beliefern. Allerd<strong>in</strong>gs könnten e<strong>in</strong>seitige Auflagen<br />

zu Wettbewerbsnachteilen von Europa führen, wenn an<strong>der</strong>e<br />

Wirtschaftsregionen nicht auf solche Hürden verzichten. Vor<br />

allem bei W<strong>in</strong>d- und Solarenergie sowie Elektroantrieben für<br />

Fahrzeuge wird aktuell ökologisch-ökonomisches Potenzial<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er nachhaltigen Energiepolitik gesehen.<br />

Insgesamt, so schätzen Experten, wird <strong>der</strong> Ausbau <strong>der</strong> erneuerbaren<br />

Energien bis 2020 etwa 64 Mrd. Euro kosten. Neben<br />

<strong>der</strong> Energiewirtschaft s<strong>in</strong>d vor allem die Sektoren Industrie<br />

und Verkehr relevant für den Klimaschutz. In <strong>der</strong> Industrie<br />

sollen bis 2020 etwa 28 bis 32 Mega-Tonnen CO 2 gegenüber<br />

2008 e<strong>in</strong>gespart werden. Zwei Drittel davon könnten über<br />

Kraft-Wärme-Kopplung erreicht werden. Technologien wie das<br />

Elektroauto sowie strategische Allianzen von Energieversorgern,<br />

Automobilherstellern und Elektrotechnologie-Anbietern<br />

könnten Abhilfe schaffen.<br />

POLITIK<br />

Das Dilemma<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen<br />

Umweltpolitik<br />

Vom Wissen zum Handeln. Nirgends sche<strong>in</strong>t diese Schwelle<br />

schwerer zu überschreiten als <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Politik.<br />

„Sehr viele und sehr dicke Bretter“ müssten auf diesem<br />

Weg noch gebohrt werden, mahnte Bundeskanzler<strong>in</strong> Angela<br />

Merkel anlässlich des Nachhaltigkeitstages Ende November<br />

2009. Immerh<strong>in</strong> sieht die Kanzler<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e klare politische Perspektive<br />

auch jenseits des Klimagipfels von Kopenhagen: E<strong>in</strong><br />

Klima-Abkommen, zw<strong>in</strong>gend unter dem Mantel <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen, sei alternativlos. Europa habe bei diesem Abstimmungsprozess<br />

hier e<strong>in</strong>en Vorteil, so Merkel weiter. Dank <strong>der</strong><br />

Institution EU seien die europäischen Staaten an multilaterale<br />

Prozesse und damit verbunden auch den Zwang zur E<strong>in</strong>igung<br />

und zum Kompromiss gewöhnt. Da tun sich die USA schon<br />

viel schwerer: Bis auf den WTO-Prozess hat sich Amerika<br />

nämlich historisch bisher stets e<strong>in</strong> Vetorecht ausgehandelt,<br />

wenn es e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Vere<strong>in</strong>barung beitrat. Auch<br />

an<strong>der</strong>e Staaten, wie etwa Ch<strong>in</strong>a und Russland, lassen sich<br />

häufig nur dann <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationale Prozesse e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den, wenn<br />

sie vorab def<strong>in</strong>ierte Ausstiegspunkte zugesichert bekommen.<br />

Das ist beim Thema Klimawandel und <strong>der</strong> Reichweite für die<br />

gesamte Menschheit ke<strong>in</strong>e Option.<br />

Neudef<strong>in</strong>ition des Umgangs mit Ressourcen notwendig<br />

Der Klimawandel ist nur e<strong>in</strong> Symptom e<strong>in</strong>es viel ernsteren<br />

Problems: Unser heutiges Wirtschaftssystem braucht zu viel<br />

Ressourcen. Entscheidend für die künftige Ausformulierung<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Klimapolitik s<strong>in</strong>d daher genau diese<br />

globalcompact Deutschland 2009


globalcompact Deutschland 2009<br />

Klimawandel<br />

G8 Climate Change Forum am 9. Juni 2009 <strong>in</strong> L‘Aquila, Italien.<br />

Fragen nach Zugang, Verbrauch und Verteilung <strong>der</strong> globalen<br />

Ressourcen. Es muss e<strong>in</strong> multilateraler, rechtsverb<strong>in</strong>dlicher<br />

Rahmen gefunden werden, <strong>in</strong> welchem die Politik e<strong>in</strong>en<br />

maximalen materiellen Ressourcenverbrauch pro Kopf und<br />

Jahr festlegt. Der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltverän<strong>der</strong>ungen<br />

(WBGU) schlägt e<strong>in</strong>en Budgetansatz vor, <strong>in</strong><br />

dem beispielsweise das globale Kohlendioxid-Budget pro Kopf<br />

gleichmäßig auf die Weltbevölkerung aufgeteilt wird.<br />

Doch reicht das aus? Ist etwa mit e<strong>in</strong>er Fortschreibung<br />

des Kyoto-Protokolls e<strong>in</strong>e angemessene globale Klimastrategie<br />

erreicht, um die Er<strong>der</strong>wärmung auf maximale 2 Grad Celsius<br />

zu begrenzen? Nach Ansicht von Prof. Dirk Messner, Direktor<br />

des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik, ist gerade<br />

vor diesem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>e Fortschreibung des Status quo<br />

fatal: Bisher s<strong>in</strong>d hier nämlich große Verursacher wie die<br />

BRIC-Staaten nicht e<strong>in</strong>gebunden, aber ohne sie geht ke<strong>in</strong><br />

Klimaschutz mehr.<br />

Tatsächlich hat sich die globale Erwärmung sogar beschleunigt.<br />

In <strong>der</strong> „Copenhagen Diagnosis“ fassten im November<br />

2009 26 Klimaforscher den aktuellen Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

zusammen, und das Ergebnis ist fatal: Global liegt <strong>der</strong> CO 2 -<br />

Ausstoß 40 Prozent über dem Kyoto-Referenzdatum von 1990.<br />

Im schlimmsten Szenario bedeutet das e<strong>in</strong>e Erwärmung<br />

zwischen 3,5 bis 7 Grad.<br />

Internationale, partnerschaftliche Kooperation ist gefor<strong>der</strong>t,<br />

um den Übergang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e klimaverträgliche Wirtschaft zu<br />

vollziehen und e<strong>in</strong>e gerechte Lastenverteilung zu erreichen.<br />

Auf diesem Weg stellen sich e<strong>in</strong>e Reihe von grundlegenden<br />

Fragen: Wie sieht e<strong>in</strong>e „gerechte“ Verteilung von Lasten und<br />

Pflichten aus? S<strong>in</strong>d die vorhandenen globalen „governance“-<br />

Strukturen und Instrumente ausreichend, um die entscheiden-<br />

den Weichenstellungen voranzutreiben? Immerh<strong>in</strong> das ist schon<br />

beschlossen: Bonn wird auf Wunsch des UN-Anpassungsfonds<br />

nun Sitz dieses <strong>in</strong>novativen und für die Klimadebatte zentralen<br />

F<strong>in</strong>anzierungsmechanismus. Die deutsche Bundesregierung<br />

hat als Gastgeber nun die Aufgabe, dem Anpassungsfonds<br />

so schnell wie möglich e<strong>in</strong>e eigene Rechtspersönlichkeit zu<br />

geben, damit dieser die drängenden Anpassungsbedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong> umfassend unterstützen kann.<br />

G20-Staaten erweitern Blick auf Entwicklungsfragen<br />

Mit <strong>der</strong> Verlagerung <strong>der</strong> Entscheidungsebene von <strong>der</strong> Gruppe<br />

<strong>der</strong> G8 auf die G20-Staaten trägt die <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>schaft<br />

den neuen globalen Machtkonstellationen Rechnung. Dank<br />

<strong>der</strong> G20-Staaten wie Indien, Indonesien, Brasilien o<strong>der</strong> Mexiko<br />

wird überdeutlich, dass Wirtschafts- und Sicherheitspolitik<br />

künftig noch enger mit Entwicklungspolitik verknüpft se<strong>in</strong><br />

wird. Das gilt auch und gerade für das Thema Klimawandel:<br />

80 Prozent <strong>der</strong> Weltbevölkerung haben gar ke<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> nur<br />

e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>fluss auf den Anstieg <strong>der</strong> Treibhausgase.<br />

Sie haben aber e<strong>in</strong> Anrecht auf Entwicklung. Auch, wenn das<br />

weiteren CO 2 -Ausstoß bedeutet. Multilaterale Klimastrategien<br />

müssen zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>e Korridor def<strong>in</strong>ieren, entlang dessen<br />

Entwicklung für diese Län<strong>der</strong> zulässig ist ohne gleichzeitig<br />

den Pfad <strong>der</strong> 2-Grad-Gesellschaft zu verlassen. Zu dieser Politik<br />

gehört dann auch, jene Entwicklungslän<strong>der</strong>, die am wenigsten<br />

Verursacher und doch am stärksten Opfer <strong>der</strong> Entwicklung<br />

s<strong>in</strong>d, mit den Folgen des Klimawandels nicht alle<strong>in</strong> zu lassen,<br />

son<strong>der</strong>n sie f<strong>in</strong>anziell zu unterstützen. Doch beim Geld hört<br />

die Geme<strong>in</strong>schaft bekanntlich auf.<br />

19


20<br />

Agenda<br />

MIGRATION<br />

Anpassung an die<br />

Sicherheitspolitik<br />

Wenn jetzt ke<strong>in</strong>e konsequenten Maßnahmen zum Stopp<br />

<strong>der</strong> globalen Erwärmung ergriffen werden, so könnten die<br />

Auswirkungen auf Migration und Vertreibung alle negativen<br />

Erwartungen übertreffen. Der Klimawandel trägt bereits jetzt<br />

zu Vertreibung und Abwan<strong>der</strong>ung bei. Alle Schätzungen<br />

gehen davon aus, dass <strong>in</strong> den nächsten Jahren Millionen Menschen<br />

auf <strong>der</strong> Flucht se<strong>in</strong> werden. Die Konsequenzen für die<br />

menschliche Sicherheit könnten verheerend se<strong>in</strong>. Dies s<strong>in</strong>d die<br />

Hauptaussagen <strong>der</strong> Studie „Obdach gesucht. Auswirkungen des<br />

Klimawandels auf Migration und Vertreibung“. Verfasser s<strong>in</strong>d<br />

CARE International, das Institut für Umwelt und menschliche<br />

Sicherheit <strong>der</strong> Universität <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen (UNU-EHS)<br />

und das International Earth Science Information Network<br />

(CIESIN) <strong>der</strong> Columbia Universität.<br />

Die genaue Zahl <strong>der</strong> Menschen, die auf <strong>der</strong> Flucht se<strong>in</strong><br />

werden, ist ungewiss. Die Internationale Organisation für<br />

Migration (IOM) schätzt, dass es bis zum Jahr 2050 etwa 200<br />

Millionen Vertriebene aufgrund des Klimawandels geben<br />

wird. „Der Klimawandel hat heutzutage e<strong>in</strong>en immer größeren<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Entscheidung <strong>der</strong> Menschen, ihre Heimat zu<br />

verlassen“, sagt Charles Ehrhart, Klimakoord<strong>in</strong>ator von CARE<br />

und e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Autoren <strong>der</strong> Studie. „Die möglichen Auswirkungen<br />

e<strong>in</strong>es steigenden Meeresspiegels s<strong>in</strong>d alarmierend. Im<br />

dicht besiedelten Flussgebiet des Mekongs <strong>in</strong> Vietnam würde<br />

e<strong>in</strong> Anstieg von zwei Metern die Häuser von 14,2 Millionen<br />

Menschen und die Hälfte des Ackerlandes überschwemmen“,<br />

so Ehrhart.<br />

Anpassungsmaßnahmen schützen vor Vertreibung<br />

„Die meisten Menschen werden <strong>in</strong>nerhalb des eigenen Landes<br />

Obdach suchen, während e<strong>in</strong> Teil <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> ziehen wird“,<br />

ergänzt Dr. Wolfgang Jamann, Hauptgeschäftsführer von CARE<br />

Deutschland-Luxemburg. Jamann weiter: „So manche Vertreibung<br />

aus <strong>der</strong> Heimat könnte durch Anpassungsmaßnahmen<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.“ Doch Entwicklungslän<strong>der</strong>n fehle es oft an<br />

Geld, um die Menschen bei <strong>der</strong> Anpassung an neue klimatische<br />

Bed<strong>in</strong>gungen zu unterstützen. „Wir brauchen neue Denkanstöße<br />

und praktische Ideen, um die Gefahren zu verr<strong>in</strong>gern, die<br />

Klima-Migration auf menschliche Sicherheit und Gesundheit<br />

auslöst“, sagt auch Dr. Koko Warner vom Institut für Umwelt<br />

und menschliche Sicherheit an <strong>der</strong> Universität <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen (UNU-EHS) und Hauptautor<strong>in</strong> <strong>der</strong> Studie.<br />

Die Studie präsentiert neue empirische Daten, die im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er erstmaligen, weltweiten Untersuchung ermittelt<br />

wurden. Dazu bieten die Autoren Politikempfehlungen und<br />

e<strong>in</strong>e Analyse sowohl <strong>der</strong> Gefahr als auch <strong>der</strong> möglichen Lösungswege.<br />

Neue Landkarten zeigen die Bedeutung des Klimawandels<br />

und die Verteilung <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>in</strong> bestimmten Regionen.<br />

„Wir müssen erkennen, dass Migration e<strong>in</strong>e zw<strong>in</strong>gende Reaktion<br />

auf die negativen Auswirkungen des Klimawandels ist“,<br />

sagt Warner. „Die politischen Entscheidungen, die wir heute<br />

treffen, bestimmen, ob Migration <strong>in</strong> Zukunft nur e<strong>in</strong>e von<br />

mehreren möglichen Anpassungsmaßnahmen se<strong>in</strong> wird. O<strong>der</strong><br />

ob sie <strong>der</strong> tragische Beweis unseres kollektiven Scheiterns se<strong>in</strong><br />

wird, weil wir nicht rechtzeitig bessere Alternativen geboten<br />

haben“, so Warner.<br />

Zu wenige Vorkehrungen <strong>in</strong> armen Län<strong>der</strong>n<br />

Wie stellen sich die Staaten diesen klimapolitischen Än<strong>der</strong>ungen?<br />

Die Folgen des Klimawandels und <strong>der</strong> Umweltzerstörung<br />

werden künftig vor allem die Erdbevölkerung <strong>in</strong> den armen<br />

Län<strong>der</strong> des Südens treffen. Davor warnt die „International<br />

Strategy for Disaster Reduction“. Dramatisch sei, dass <strong>in</strong><br />

vielen Län<strong>der</strong>n die Gefährdungsabschätzungen nicht ernst<br />

genommen und die Möglichkeiten verpasst werden, die Auswirkungen<br />

auf Menschen zu verr<strong>in</strong>gern. E<strong>in</strong> Beispiel liefert<br />

etwa <strong>der</strong> Vergleich zwischen Japan und den Philipp<strong>in</strong>en, die<br />

beide zu gleichen Teilen von Wirbelstürmen bedroht s<strong>in</strong>d. Auf<br />

jedes Todesopfer <strong>in</strong> Japan kommen <strong>in</strong>sgesamt 17 Tote auf den<br />

Philipp<strong>in</strong>en. „Es gibt viele Möglichkeiten, etwas gegen solche<br />

Naturkatastrophen zu unternehmen, aber wir machen es<br />

e<strong>in</strong>fach nicht“, so UN Vize-Generalsekretär<strong>in</strong> Margareta Wahlstrom.<br />

„Dass es e<strong>in</strong>en Klimawandel gibt, ist unbestritten. Die<br />

meisten Län<strong>der</strong> haben es aber versäumt zu untersuchen, wie<br />

sich diese Verän<strong>der</strong>ungen auf die eigenen Städte und Dörfer<br />

auswirken.“ Auf <strong>der</strong> lokalen Ebene wisse man viel zu wenig<br />

über diese Auswirkungen, kritisiert Wahlstrom.<br />

Die UN kommt zum Schluss, dass e<strong>in</strong>e Investition <strong>in</strong> Risikom<strong>in</strong>imierung<br />

e<strong>in</strong> gut angelegtes Kapital darstelle. Der Verlust<br />

globalcompact Deutschland 2009


von Menschenleben, Eigentum und Lebensgrundlage ist im<br />

Vergleich dazu wesentlich kostspieliger. UN Generalsekretär<br />

Ban Ki-moon mahnt zu raschem Handeln: „Wir müssen uns<br />

beeilen, denn zu langes Zuwarten bedeutet e<strong>in</strong> vermehrtes<br />

Risiko, noch schlimmer von solchen Katastrophen heimgesucht<br />

zu werden.“ Ch<strong>in</strong>as massiver Ausbau von Dämmen<br />

gegen Überschwemmungen hat zwischen 1960 und 2000<br />

<strong>in</strong>sgesamt 3,1 Mrd. Dollar gekostet: Nach Hochrechnungen<br />

des UN-Framework Convention on Climate Change hat dies<br />

Schäden von <strong>in</strong>sgesamt zwölf Mrd. Dollar verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Aber<br />

auch e<strong>in</strong>fachere Maßnahmen wie etwa das Pflanzen von<br />

Mangroven <strong>in</strong> Südostasien können erfolgreich Küstenerosion<br />

und Sturmfluten aufhalten.<br />

FORSCHUNG<br />

Innovation als<br />

Klimaschutz-Motor<br />

Unser künftiges Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> 2-Grad-Gesellschaft wird sich<br />

grundlegend von heutigen Wirtschafts-, Mobilitäts- und<br />

Konsumgewohnheiten unterscheiden. Experten s<strong>in</strong>d sich<br />

zwar grundsätzlich dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ig, wie viel Emissionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

solchen geplanten „Low Carbon Society“ erlaubt s<strong>in</strong>d,<br />

aber unklar ist <strong>der</strong>zeit, wie das technisch erreicht werden<br />

kann. Hier ruhen große Erwartungen auf <strong>der</strong> Forschung, die<br />

mit entsprechenden Innovationen für Durchbrüche beim<br />

Klimaschutz sorgen soll. E<strong>in</strong>e nicht unbedenkliche a priori-<br />

Annahme von Politik, Wirtschaft und NGO´s ist dabei, dass<br />

bei entsprechenden Marktanreizen e<strong>in</strong> Innovationssprung<br />

praktisch garantiert ist.<br />

Hierzulande e<strong>in</strong> wichtiger Anlaufpunkt für nachhaltige<br />

Forschung ist das Forschungs-Rahmenprogramm „Forschung<br />

für Nachhaltigkeit“ (FONA) des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Bildung<br />

und Forschung (BMBF). Seit fünf Jahren för<strong>der</strong>t das BMBF<br />

<strong>in</strong>novative Maßnahmen und Projekte <strong>in</strong> den vier Aktionsfel<strong>der</strong>n<br />

Wirtschaft, Regionen, Ressourcen und Gesellschaft und<br />

bündelt so die anwendungsorientierte Forschung <strong>in</strong> diesen<br />

Themenfel<strong>der</strong>n.<br />

An<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> folgen dem Beispiel, wie e<strong>in</strong> Blick nach<br />

Ch<strong>in</strong>a zeigt. Dort setzt man auf <strong>in</strong>tensivere Kooperationen<br />

zwischen deutschen und ch<strong>in</strong>esischen Wissenschaftlern sowie<br />

deutsche Firmen. Beispiele wie das <strong>der</strong> Gewässersanierung und<br />

Abwasserentsorgung <strong>der</strong> 16-Millionenmetropole Shanghai mit<br />

deutscher Hilfe sollen Schule machen. Als beson<strong>der</strong>s lohnende<br />

Kooperationsfel<strong>der</strong> wurden beispielsweise die W<strong>in</strong>dkraft- und<br />

Solarenergie sowie die Entwicklung alternativer Antriebe für<br />

Autos identifiziert. Aber auch die Mo<strong>der</strong>nisierung bestehen<strong>der</strong><br />

und Implementierung neuer Umweltgesetze und Richtl<strong>in</strong>ien<br />

für umweltfreundliche Industrieproduktion sollen von <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit zwischen ch<strong>in</strong>esischen und deutschen Juristen<br />

profitieren.<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Klimawandel<br />

Energiewirtschaft vorrangig<br />

In welche Richtung diese Forschungsanstrengungen gehen<br />

müssen, zeigen Beispiele aus dem Energiesektor: Da hier die<br />

Treibhausgasemissionen <strong>der</strong>zeit beson<strong>der</strong>s hoch s<strong>in</strong>d und zugleich<br />

die künftige 2-Grad-Gesellschaft extrem niedrige Werte<br />

vorschreibt, s<strong>in</strong>d für die kommenden Jahrzehnte praktisch<br />

revolutionäre Verän<strong>der</strong>ungen im Energiebereich notwendig.<br />

Für den Klimaschutz muss <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Erneuerbaren Energien<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union auf bis zu 90 Prozent im Jahr<br />

2050 steigen. Dafür müssen neue Energiequellen <strong>in</strong>tegriert<br />

werden, und die meisten konventionellen Großkraftwerke vom<br />

Netz gehen. Gleichzeitig soll e<strong>in</strong>e sichere Stromversorgung<br />

garantiert bleiben. Intelligente Stromnetze, die Verbrauch<br />

und Erzeugung aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abstimmen, s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Schlüssel zu<br />

e<strong>in</strong>er sicheren Stromversorgung durch Erneuerbare Energien.<br />

Dies zeigt die Studie „Erneuerbare Energieversorgung 24/7“<br />

von Greenpeace. Kle<strong>in</strong>e dezentrale Energieerzeuger wie Solaranlagen<br />

auf Häusern lassen sich so sicher und effizient mit<br />

Großprojekten wie Offshore W<strong>in</strong>danlagen und Wüstenstrom<br />

aus Afrika vere<strong>in</strong>baren.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Hoffnungsträger nennt sich Carbon Capture<br />

and Storage (CCS): Grundidee ist die Abscheidung (Sequestrierung)<br />

von anfallendem CO 2 am Schornste<strong>in</strong> und die<br />

anschließende dauerhafte Speicherung des Klimakillers <strong>in</strong><br />

unterirdischen Geste<strong>in</strong>sschichten. Noch bef<strong>in</strong>det sich diese<br />

Technologie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erforschungsphase, und es gibt ernsthafte<br />

Stimmen, die vor den Spätfolgen e<strong>in</strong>er solchen unterirdischen<br />

Speicherung warnen. Mit Blick auf die aktuelle Debatte um<br />

e<strong>in</strong> CCS-Gesetz hat <strong>der</strong> NABU dagegen den Regierungsparteien<br />

und Energiekonzernen vorgehalten, für die fehlende Akzeptanz<br />

<strong>der</strong> Technologie selbst verantwortlich zu se<strong>in</strong>. „Wer hohe<br />

Sicherheitsstandards für CO 2 -Lager unter Tage ablehnt und die<br />

Haftungsrisiken auf den Steuerzahler abwälzt, darf sich über<br />

Wi<strong>der</strong>stände vor Ort nicht wun<strong>der</strong>n“, erklärte NABU-Präsident<br />

Olaf Tschimpke. Nach Ansicht <strong>der</strong> meisten Energieexperten,<br />

sei es aus dem Wirtschafts- o<strong>der</strong> dem Umweltschutzlager, ist<br />

diese Technologie alternativlos.<br />

21


22<br />

Agenda<br />

Der Klimagipfel <strong>in</strong> Kopenhagen endete mit e<strong>in</strong>er herben Enttäuschung. Die angereisten Staats-<br />

und Regierungschefs hatten zwar teilweise vollmundige Erklärungen im Gepäck, so klagt <strong>der</strong><br />

WWF, sie schafften es jedoch nicht, e<strong>in</strong> völkerrechtlich verb<strong>in</strong>dliches Abkommen auf den Weg<br />

zu br<strong>in</strong>gen. „Es reicht nicht, sich dazu zu bekennen, die globale Erwärmung auf e<strong>in</strong>en Anstieg<br />

unter zwei Grad begrenzen zu wollen, dann aber ke<strong>in</strong>e konkreten Ziele und Maßnahmen zu<br />

vere<strong>in</strong>baren“, so Reg<strong>in</strong>e Günther, Leiter<strong>in</strong> des Klimabereichs beim WWF Deutschland. Man habe<br />

kostbare Zeit verloren, die den Kampf gegen den Klimawandel weiter erschwere.<br />

COP15<br />

GIPFEL DER ENTTÄUSCHUNG<br />

Kopenhagen war e<strong>in</strong>e Konferenz <strong>der</strong><br />

Superlative mit rund 45.000 Teilnehmern<br />

<strong>in</strong>nerhalb und außerhalb des<br />

Messegeländes, darunter 120 Staats-<br />

und Regierungschefs. Zwei Jahre hatte<br />

sich Dänemark auf diese Gastgeberrolle<br />

vorbereitet, g<strong>in</strong>g es doch darum, e<strong>in</strong><br />

Nachfolgeabkommen für das Kyoto-<br />

Protokoll, dessen erste Verpflichtungsperiode<br />

2012 ausläuft, zu verhandeln.<br />

Doch dieser große Anspruch endete nach<br />

zwei Wochen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bescheidenen<br />

Abschlusspapier.<br />

Ziel verfehlt<br />

„Den Regierungschefs ist es nicht gelungen,<br />

sich <strong>in</strong> zentralen Punkten anzunähern.<br />

Darüber können die letztlich mühsam<br />

gefundenen Formulierungskompromisse<br />

nicht h<strong>in</strong>wegtäuschen. Schöne, aber<br />

letztlich leere Worte helfen uns nicht“,<br />

kritisiert Eberhard Brandes, Geschäftsführer<br />

des WWF Deutschland. „Um den<br />

Klimaschutzprozess neu zu beleben, ist es<br />

zentral, dass möglichst viele Län<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Vorreiterrolle übernehmen. Sie müssen<br />

zeigen, dass die Umgestaltung <strong>der</strong> Ökonomien<br />

zu e<strong>in</strong>er klimafreundlichen Wirtschaftsweise<br />

riesige Chancen bietet.“<br />

Auch die Umwelt- und Entwicklungsorganisation<br />

Germanwatch bestätigt, dass<br />

<strong>der</strong> Kopenhagener Klimagipfel se<strong>in</strong> Ziel<br />

nicht erreicht hat. „Mehr als 120 Regierungschefs<br />

waren sich e<strong>in</strong>ig – <strong>der</strong> Klimaschutz<br />

ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> größten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Jahrhun<strong>der</strong>ts. Wortgewaltig<br />

beschworen sie auf dem Klimagipfel:<br />

Jetzt ist die Zeit des Handelns gekommen.<br />

Die Ergebnisse des Klimagipfels<br />

globalcompact Deutschland 2009


globalcompact Deutschland 2009<br />

Klimawandel<br />

von Kopenhagen stehen dazu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

merkwürdigen Missverhältnis“, so Christoph<br />

Bals, Politischer Geschäftsführer<br />

von Germanwatch. „Erstens stimmt die<br />

Ambition des Klimaschutzes nicht. Die<br />

Welt ist damit eher auf e<strong>in</strong>em Pfad <strong>in</strong><br />

Richtung 3,5 Grad Temperaturanstieg als<br />

2 o<strong>der</strong> gar 1,5 Grad. Zweitens ist bei den<br />

F<strong>in</strong>anzzusagen für 2020 von <strong>in</strong>sgesamt<br />

100 Milliarden Dollar für Klima- und<br />

Regenwaldschutz sowie Anpassung nicht<br />

sichergestellt, dass es sich hier nicht e<strong>in</strong>fach<br />

um Umetikettierung von Gel<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Armutsbekämpfung handelt. Drittens ist<br />

auch nicht klar, ob die USA, Ch<strong>in</strong>a und<br />

an<strong>der</strong>e Schwellenlän<strong>der</strong> <strong>in</strong> wenigen Monaten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em rechtlich verb<strong>in</strong>dlichen<br />

Abkommen gebunden se<strong>in</strong> werden. Damit<br />

ist zwar sichergestellt, dass weltweit <strong>der</strong><br />

Zug weiter <strong>in</strong> Richtung Klimaschutz fährt<br />

– aber die Geschw<strong>in</strong>digkeit ist viel zu langsam.<br />

Hier muss schon <strong>in</strong> den nächsten<br />

Monaten nachgebessert werden.“<br />

Schuldzuweisungen<br />

Der Verhandlungspoker scheiterte letztlich<br />

an e<strong>in</strong>er fehlgeleiteten Strategie, die<br />

von vielen zentralen Akteuren verfolgt<br />

wurde, kritisiert Bals: „Die USA und<br />

Ch<strong>in</strong>a haben bei den Verhandlungen ke<strong>in</strong>erlei<br />

Führungsrolle übernommen. Auch<br />

die EU konnte diese Lücke diesmal nicht<br />

füllen. Zusätzlich haben die EU und die<br />

USA e<strong>in</strong>en dicken strategischen Fehler<br />

begangen, <strong>in</strong>dem sie nicht zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

Verhandlungen ihre Langfristf<strong>in</strong>anzierung<br />

an Bed<strong>in</strong>gungen geknüpft auf den<br />

Tisch gelegt haben. Deshalb bestand bei<br />

den Entwicklungs- und Schwellenlän<strong>der</strong>n<br />

großes Misstrauen, ob diese 2007<br />

<strong>in</strong> Bali gemachten Zusagen e<strong>in</strong>gehalten<br />

werden. Entsprechend zögerlich haben<br />

sie sich voranbewegt.“<br />

Auch die Vorgehensweise <strong>der</strong> dänischen<br />

Präsidentschaft bewertet Bals<br />

kritisch: „Der dänische Premierm<strong>in</strong>ister<br />

Lars Løkke Rasmussen hat durch e<strong>in</strong>e<br />

seltsame Häufung formaler Fehler und<br />

undiplomatischer Vorgehensweise als<br />

Konferenzleiter immer wie<strong>der</strong> den Prozess<br />

<strong>der</strong> Verhandlungen gefährdet. Die<br />

Län<strong>der</strong>, die hier bremsen wollten, haben<br />

dies wie<strong>der</strong>holt ausgenutzt, um aus<br />

prozeduralen Gründen auf die Bremse<br />

treten zu können.“<br />

Die Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>e Sonntagszeitung<br />

spricht dagegen <strong>in</strong> ihrem<br />

Leitartikel davon, dass <strong>der</strong> Westen von<br />

den Entwicklungslän<strong>der</strong>n regelrecht<br />

vorgeführt und erpresst worden sei. Vor<br />

allem afrikanische Staaten hätten unter<br />

dem Vorwand des Klimaschutzes das alte<br />

Lied <strong>der</strong> postkolonialen Reparationen<br />

angestimmt. Gerade vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>der</strong> Korruption <strong>in</strong> vielen Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

seien milliardenschwere<br />

Klimaschutzhilfen e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung zum<br />

Missbrauch.<br />

Britische und deutsche Politiker wie<strong>der</strong>um<br />

machen Ch<strong>in</strong>a verantwortlich:<br />

Ch<strong>in</strong>a habe gegen die E<strong>in</strong>igung bei <strong>der</strong><br />

Reduzierung von Treibhausgasen se<strong>in</strong><br />

Veto e<strong>in</strong>gelegt und damit e<strong>in</strong> Abkommen<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, so <strong>der</strong> britische Umweltm<strong>in</strong>ister<br />

Ed Miliband. Aus se<strong>in</strong>er Sicht<br />

sei <strong>der</strong> Gipfel <strong>in</strong> Kopenhagen „chaotisch“<br />

und von „verfahrenstechnischen<br />

Spielchen“ gekennzeichnet gewesen. Es<br />

dürfe nicht mehr passieren, dass e<strong>in</strong>ige<br />

wenige Län<strong>der</strong> die Verhandlungen blockieren<br />

könnten. Miliband for<strong>der</strong>t daher<br />

e<strong>in</strong>e Reform <strong>der</strong> UN-Behörde, die für<br />

die Klimaverhandlungen verantwortlich<br />

ist. Ähnlich argumentierte auch<br />

se<strong>in</strong> deutscher Amtskollege Dr. Norbert<br />

Röttgen gegenüber dem Fernsehen. Rött-<br />

Stichwort „Copenhagen Accord“<br />

gen ergänzt: „Immerh<strong>in</strong> haben <strong>in</strong> dem<br />

Schlussdokument jetzt auch Ch<strong>in</strong>a und<br />

die USA das Zwei-Grad-Ziel anerkannt,<br />

die Bereitschaft zur Überprüf barkeit<br />

ihrer Maßnahmen erkennen lassen und<br />

sich zu f<strong>in</strong>anziellen Anschubhilfen für<br />

Klimaschutz <strong>in</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

bekannt.“<br />

Auch die Initiative „2°C – Deutsche<br />

Unternehmer für Klimaschutz“ hofft<br />

nun auf zügige Folgeverhandlungen,<br />

um e<strong>in</strong>en klaren Fahrplan und verb<strong>in</strong>dliche<br />

Maßnahmen für den globalen<br />

Klimaschutz festzuschreiben. E<strong>in</strong> zu<br />

beschließendes <strong>in</strong>ternationales Klimaschutzabkommen<br />

sollte die möglichst<br />

global umfassende E<strong>in</strong>preisung von<br />

Treibhausgasen und die Verknüpfung<br />

und Weiterentwicklung bestehen<strong>der</strong> regionaler<br />

Emissionshandelssysteme zum<br />

Kernbestandteil haben. Parallel zu den<br />

<strong>in</strong>ternationalen Klimaschutzverhandlungen<br />

müsse Deutschland jetzt nach<br />

Ansicht <strong>der</strong> Initiative se<strong>in</strong>e Aktivitäten<br />

beim Klimaschutz <strong>in</strong>tensivieren, auch<br />

um die technologische Vorreiterrolle<br />

deutscher Unternehmen beim Klimaschutz<br />

zu festigen.<br />

Der „Copenhagen Accord“ o<strong>der</strong> die „Vere<strong>in</strong>barung von Kopenhagen“ ist<br />

das Ergebnis des zweiwöchigen Klimagipfels. Das Abschlussdokument<br />

gilt jedoch noch nicht als beschlossen, son<strong>der</strong>n wurde von den 193<br />

teilnehmenden Staaten lediglich zur „Kenntnis genommen“. Trotzdem s<strong>in</strong>d<br />

damit die dar<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>barten Zusagen wirksam. E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> wichtigsten Punkte<br />

betrifft das Zwei-Grad-Ziel. So ist <strong>in</strong> diesem Schreiben festgehalten, dass die<br />

globale Erwärmung auf unter zwei Grad im Vergleich zur vor<strong>in</strong>dustriellen<br />

Zeit begrenzt werden muss. Nur so könnten schlimmere Konsequenzen des<br />

Klimawandels vermieden werden. Dennoch enthält die Vere<strong>in</strong>barung ke<strong>in</strong>e<br />

konkreten Zielvorgaben für den Ausstoß von Treibhausgasen, dafür aber die<br />

freiwilligen Reduktionsziele <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Län<strong>der</strong>. Die aber reichen nicht, um<br />

das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen.<br />

Um zum<strong>in</strong>dest die vere<strong>in</strong>barten Ziele tatsächlich zu erreichen, gilt e<strong>in</strong><br />

weiterer wichtiger Aspekt des Dokuments <strong>der</strong> Kontrolle. Damit die Vorhaben<br />

zur Emissionsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung überprüft werden können, sollen die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Län<strong>der</strong> ihre Pläne protokollieren. Das ist e<strong>in</strong> Rückschritt: Statt e<strong>in</strong>es klaren<br />

Sanktions- und Anreizmechanismus, <strong>der</strong> die Staaten zur E<strong>in</strong>haltung ihrer<br />

Ziele anhält, gilt das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> freiwilligen Selbstauskunft („pledge and<br />

review”) ohne Konsequenzen. E<strong>in</strong> weiterer Streitpunkt s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> offene<br />

Schlupflöcher im Bereich Senken sowie <strong>in</strong> Land- und Forstwirtschaft.<br />

23


Agenda<br />

WIRTSCHAFT<br />

UND BIODIVERSITÄT<br />

Unter „Biodiversität“<br />

versteht man Artenvielfalt und die<br />

Fülle an verschiedenen Lebensräumen.<br />

Auf den ersten Blick ist häufig nicht<br />

klar, welchen Bezug die Wirtschaft zum<br />

Aussterben e<strong>in</strong>zelner Arten hat.<br />

Doch immer mehr Unternehmen<br />

entwickeln e<strong>in</strong> Verständnis für<br />

die Bedeutung des<br />

Themas.<br />

24 globalcompact Deutschland 2009


Von Angelika Pohlenz<br />

Der hohe Wert von Natur und Qualität<br />

des Lebensraumes ist unbestritten. Forscher<br />

haben bislang über 1,5 Millionen<br />

Arten erfasst. Das Bundesamt für Naturschutz<br />

schätzt, dass die Klimaerwärmung<br />

für fünf bis dreißig Prozent <strong>der</strong> Arten<br />

e<strong>in</strong> erhöhtes Aussterberisiko mit sich<br />

br<strong>in</strong>gt.<br />

Grundsätzlich geht es jedoch nicht<br />

nur um die e<strong>in</strong>zelne Tier- o<strong>der</strong> Pflanzenart.<br />

Von zentraler Bedeutung ist vielmehr<br />

ihre Bedeutung als Bestandteil <strong>der</strong><br />

Ökosysteme. Man kann sich dabei e<strong>in</strong>en<br />

Turm aus Bauklötzen vorstellen. Zieht<br />

man e<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong> heraus, muss noch<br />

nichts wackeln. Aber je mehr Qua<strong>der</strong><br />

entfernt werden, desto höher ist die<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass alles zusammenbricht.<br />

Auf die Natur übertragen<br />

me<strong>in</strong>t dies: Wenn viele Arten aussterben,<br />

können Ökosysteme nicht mehr<br />

funktionieren. Hiervon s<strong>in</strong>d wir alle<br />

betroffen. Denn die Dienstleistungen<br />

<strong>der</strong> Ökosysteme werden uns kostenlos<br />

von <strong>der</strong> Natur geliefert. Wir nutzen sie,<br />

ohne dass wir uns darüber bewusst s<strong>in</strong>d.<br />

Zu diesen Funktionen gehören zum<br />

Beispiel Tr<strong>in</strong>kwasser- und Luftauf bereitung,<br />

Schutz vor Überschwemmung<br />

und Naturkatastrophen o<strong>der</strong> die CO 2 -<br />

Speicherung.<br />

Bereits jetzt zeichnet sich e<strong>in</strong> schnell<br />

fortschreiten<strong>der</strong> Verlust von Biodiversität<br />

ab, <strong>der</strong> weiter dramatisch zunehmen<br />

wird. Der Konflikt beim Erhalt <strong>der</strong> Vielfalt<br />

liegt vor allem zwischen Mensch und<br />

Natur. Denn die Menschheit wird immer<br />

zahlreicher auf unserem Planeten – bis<br />

2050 wird die Weltbevölkerung voraussichtlich<br />

von sechs auf neun Milliarden<br />

angestiegen se<strong>in</strong>. Damit wächst die Nachfrage<br />

nach Siedlungs-, Verkehrs- und<br />

landwirtschaftlich genutzten Flächen.<br />

Zudem streben auch die Schwellenlän<strong>der</strong><br />

nach mehr Wohlstand. Experten erwarten<br />

bis zum Jahr 2030 e<strong>in</strong>e Verdoppelung<br />

des Bruttosozialproduktes. Damit<br />

verbunden ist e<strong>in</strong>e enorme Steigerung<br />

des Energie- und Ressourcenverbrauches.<br />

Gleichzeitig erwarten Forscher<br />

grundlegende Verän<strong>der</strong>ungen durch die<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Klimawandel<br />

Erwärmung <strong>der</strong> Erdatmosphäre.<br />

Wie geht die Wirtschaft mit dem<br />

Thema um? Viele Unternehmen setzen<br />

bereits konzernweite Klimaschutz-Programme<br />

um und tragen somit schon <strong>in</strong><br />

erheblichem Maß <strong>in</strong>direkt zum Erhalt<br />

<strong>der</strong> Biodiversität bei. Zudem übernehmen<br />

Firmen, <strong>der</strong>en Geschäft direkt o<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>direkt auf Ökosystemen und <strong>der</strong>en<br />

„Dienstleistungen“ beruht, e<strong>in</strong>e Vorreiterrolle,<br />

da ihr Kerngeschäft betroffen ist.<br />

So wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Agrar<strong>in</strong>dustrie viel über<br />

komplexe Wechselwirkungen sowie die<br />

E<strong>in</strong>beziehung biodiversitätserhalten<strong>der</strong><br />

Maßnahmen <strong>in</strong> die landwirtschaftliche<br />

Produktion geforscht. Denn <strong>der</strong> wirtschaftliche<br />

Nutzen, den funktionierende<br />

Ökosysteme erbr<strong>in</strong>gen, ist enorm, wie<br />

die Beispiele Erosionsschutz o<strong>der</strong> die Bestäubung<br />

landwirtschaftlicher Kulturen<br />

durch Nutz<strong>in</strong>sekten zeigen.<br />

Auch langfristig orientierte Reiseunternehmen<br />

haben e<strong>in</strong> großes wirtschaftliches<br />

Interesse an e<strong>in</strong>er dauerhaften<br />

Erhaltung von biologischer Vielfalt.<br />

Schließlich gehört e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Natur<br />

zum Beispiel bei Safaris zum Kapital des<br />

Tourismus. Urlauber möchten unberührte<br />

Natur und Artenvielfalt. Daher dr<strong>in</strong>gen<br />

e<strong>in</strong>ige deutsche Firmen beispielsweise <strong>in</strong><br />

den Urlaubsregionen auf die ständige<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Umweltqualität.<br />

Die Mehrheit <strong>der</strong> Unternehmen hat<br />

aber vermutlich noch ke<strong>in</strong> vertieftes<br />

Verständnis für die Thematik. Grundsätzlich<br />

problematisch ist die Tatsache,<br />

dass ihnen bei <strong>der</strong> Nutzung begrenzter<br />

Ressourcen nicht unmittelbar bewusst<br />

werden muss, dass e<strong>in</strong>e Überfor<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Natur stattf<strong>in</strong>det. E<strong>in</strong> Beispiel hierfür:<br />

Werden Urwäl<strong>der</strong> für die Papierherstellung<br />

abgeholzt und unwie<strong>der</strong>br<strong>in</strong>glich<br />

zerstört, fehlt beispielsweise e<strong>in</strong>e Rückmeldung<br />

über die Kosten, die <strong>der</strong> Raubbau<br />

an <strong>der</strong> Natur verursacht.<br />

Daher benötigen wir <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

Wirtschaft e<strong>in</strong> Umdenken, wie es im<br />

Bereich des Klimaschutzes stattgefunden<br />

hat. Dort haben viele Unternehmen Konzepte<br />

umgesetzt, die zu e<strong>in</strong>er spürbaren<br />

Emissionsm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung beitragen. Zukünf-<br />

tig müssen wir im Bereich Biodiversität<br />

ähnlich verfahren. Zu e<strong>in</strong>er langfristigen<br />

Firmenstrategie muss es gehören, die<br />

Abhängigkeiten von Ökosystemen und<br />

die Wirkungen <strong>der</strong> eigenen unternehmerischen<br />

Tätigkeit auf Ökosysteme<br />

zu erfassen und zu analysieren sowie<br />

Handlungsfel<strong>der</strong> zu identifizieren.<br />

Bereits seit den neunziger Jahren<br />

haben die meisten großen Unternehmen<br />

e<strong>in</strong>e weit über die gesetzlichen Regelungen<br />

h<strong>in</strong>ausgehende Umwelt- o<strong>der</strong><br />

Nachhaltigkeitsberichtserstattung implementiert.<br />

Sie führen dort genau auf,<br />

welche Auswirkungen ihre Geschäftstätigkeit<br />

auf die Umwelt hat. Nach den<br />

GRI-Richtl<strong>in</strong>ien, e<strong>in</strong>em Berichtsstandard<br />

für Nachhaltigkeit, werden mittlerweile<br />

auch Aspekte <strong>der</strong> Biodiversität abgefragt.<br />

Damit wird die Bedeutung des Themas <strong>in</strong><br />

die Wirtschaft getragen, die wie<strong>der</strong>um<br />

weitere Daten zum Thema Biodiversität<br />

erhebt.<br />

Die frühzeitige Beschäftigung mit<br />

dem Thema macht es möglich, sowohl<br />

die Chancen als auch die Risiken auf das<br />

operative Geschäft, h<strong>in</strong>sichtlich gesetzgeberischer<br />

Vorgaben, Unternehmensreputation,<br />

Produkt- und Marktentwicklung<br />

sowie f<strong>in</strong>anzielle Auswirkungen<br />

zu analysieren.<br />

E<strong>in</strong>e solch umfassende Bestandsaufnahme<br />

ist zweifelsohne mit Aufwand<br />

verbunden. Langfristig wird sich diese<br />

Vorgehensweise jedoch auszahlen: Wer<br />

frühzeitig auf ressourcenschonende Verfahren<br />

und technologische Innovation<br />

setzt, wird durch s<strong>in</strong>kende Rohstoffkosten<br />

und neue Technologien im Wettbewerb<br />

Vorteile haben. Nicht zuletzt<br />

kommt h<strong>in</strong>zu: Deutsche Unternehmen<br />

s<strong>in</strong>d forschungsstark und <strong>in</strong>novationsfreudig.<br />

Daher kann sich <strong>der</strong> Schutz<br />

<strong>der</strong> Artenvielfalt wie beim Klimawandel<br />

auch als neue Geschäftsmöglichkeit<br />

erweisen.<br />

Angelika Pohlenz ist Generalsekretär <strong>der</strong><br />

Internationalen Handelskammer (ICC)<br />

Deutschland.<br />

25


Agenda<br />

ANPASSUNGS -<br />

Der anthropogene<br />

Klimawandel stellt<br />

mittlerweile e<strong>in</strong>e<br />

anerkannte Tatsache dar:<br />

Neben die Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

die globale Klimaerwärmung<br />

zu begrenzen, tritt diejenige, sich<br />

an die bereits stattf<strong>in</strong>denden sowie<br />

unvermeidbaren Klimaverän<strong>der</strong>ungen<br />

anzupassen. Dabei muss Anpassung immer<br />

regional erfolgen, unter Berücksichtigung<br />

regionaler Vulnerabilitäten<br />

und gesellschaftlicher<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Ebenso wie<br />

beim Klimaschutz besteht auch<br />

bei <strong>der</strong> Klimaanpassung e<strong>in</strong>e<br />

Verpflichtung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

des Nordens, die<br />

Län<strong>der</strong> des Südens<br />

zu unterstützen.<br />

STRATEGIEN<br />

AN DEN<br />

KLIMAWANDEL<br />

26 globalcompact Deutschland 2009


Von Dr. Michaela Schaller<br />

Der Klimawandel stellt heutzutage unbestritten<br />

e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> größten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Menschheit dar. Hauptursache<br />

s<strong>in</strong>d anthropogene Treibhausgasemissionen,<br />

die zum größten Teil auf die<br />

Nutzung fossiler Brennstoffe zurückgehen,<br />

aber auch auf landwirtschaftliche<br />

Flächennutzungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />

Umwandlung tropischer Regenwäl<strong>der</strong>.<br />

In <strong>der</strong> Folge steigt die globale Durchschnittstemperatur<br />

an und verän<strong>der</strong>n<br />

sich regionale Nie<strong>der</strong>schlagsregime.<br />

Während <strong>der</strong> globale<br />

Temperaturanstieg im<br />

vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

ca. 0,7°C betrug, liegt<br />

<strong>der</strong> wahrsche<strong>in</strong>lichste<br />

Temperaturanstieg für<br />

das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t nach<br />

Aussagen des Weltklimarates<br />

von 2007 bei durchschnittlich 3°C,<br />

je nach sozioökonomischem Entwicklungspfad<br />

<strong>der</strong> Menschheit auch deutlich<br />

darüber.<br />

Bedenklich ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang,<br />

dass <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitige Anstieg <strong>der</strong> Treibhausgasemissionen<br />

– nur unwesentlich<br />

durch die globale Wirtschaftskrise gebremst<br />

– nahe des „Worst-Case-Szenarios“<br />

liegt, für den e<strong>in</strong> Temperaturanstieg von<br />

bis zu über 6°C bis 2100 projiziert wird.<br />

In diesem Trend spiegelt sich u.a. bereits<br />

die rasante ökonomische Entwicklung<br />

<strong>in</strong> den Schwellenlän<strong>der</strong>n wi<strong>der</strong>, die zusammen<br />

mit den Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

mittlerweile die Industrienationen an<br />

Emissionen übertreffen. Um dramatische<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Klimaverän<strong>der</strong>ungen<br />

auf menschliche und natürliche Systeme<br />

zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, besteht die Notwendigkeit,<br />

die globale Erwärmung auf maximal 2°C<br />

zu beschränken. Nicht zuletzt, um nicht<br />

Gefahr zu laufen, dass das Klimasystem<br />

<strong>der</strong> Erde über kritische Grenzen h<strong>in</strong>aus<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Klimawandel<br />

belastet wird und sich Klimaverän<strong>der</strong>ungen<br />

im Zuge sogenannter Kippelemente<br />

des Klimasystems <strong>in</strong> nichtl<strong>in</strong>earer und<br />

unumkehrbarer Weise entwickeln.<br />

Neben die Herausfor<strong>der</strong>ung, mit konsequenten<br />

Klimaschutzmaßnahmen den<br />

Klimawandel zu begrenzen (Mitigation),<br />

tritt gleichzeitig die Notwendigkeit, sich<br />

an die bereits stattf<strong>in</strong>denden Klimaverän<strong>der</strong>ungen<br />

anzupassen (Adaptation). Dies<br />

gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für vulnerable Regionen,<br />

zu denen viele Entwicklungslän<strong>der</strong><br />

gehören, die – ohne an den Ursachen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Vergangenheit wesentlich beteiligt<br />

gewesen zu se<strong>in</strong> – verschärft unter den<br />

Auswirkungen des Klimawandels leiden<br />

(werden). Damit besteht e<strong>in</strong>e moralische<br />

Verpflichtung des Nordens, die Län<strong>der</strong><br />

des Südens bei <strong>der</strong> Anpassung zu unterstützen,<br />

was auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufnahme <strong>der</strong><br />

Anpassungsthematik <strong>in</strong> die <strong>in</strong>ternationalen<br />

Klimaverhandlungen zum Ausdruck<br />

kommt sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung des<br />

UN-Anpassungsfonds aus Mitteln <strong>der</strong><br />

Kyoto-Mechanismen.<br />

Anpassungsmaßnahmen an die<br />

Auswirkungen des Klimawandels müssen<br />

sich an den regionalen Klima- und<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen orientieren. H<strong>in</strong>tergrund<br />

ist, dass sich nicht nur die<br />

Klimaverän<strong>der</strong>ungen regional unterschiedlich<br />

auswirken, son<strong>der</strong>n auch die<br />

Vulnerabilität verschiedener Lebens- und<br />

Wirtschaftsbereiche sowie <strong>der</strong> Umwelt<br />

gegenüber Auswirkungen von Klimaverän<strong>der</strong>ungen<br />

regional unterschiedlich<br />

hoch ist. Generell gelten Sektoren,<br />

die unmittelbar vom Klima bee<strong>in</strong>flusst<br />

werden, wie <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Wasser-,<br />

Land- und Forstwirtschaft, o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong><br />

Gesundheitssektor als hoch vulnerabel.<br />

Kritisch wird damit die Situation <strong>in</strong> jenen<br />

Län<strong>der</strong>n, <strong>in</strong> denen diese Sektoren schon<br />

heute von Temperatur- und Wasser-<br />

stress betroffen s<strong>in</strong>d und diese Sektoren<br />

gleichzeitig e<strong>in</strong>en hohen Anteil am Bruttosozialprodukt<br />

haben, wie es häufig <strong>in</strong><br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Für Deutschland wurden <strong>in</strong>sgesamt<br />

13 Lebens-, Umwelt- und Wirtschaftsbereiche<br />

und weitere Querschnittsfel<strong>der</strong> für<br />

die Ableitung von Handlungsoptionen<br />

zur Anpassung an den Klimawandel<br />

identifiziert. Diese umfassen von <strong>der</strong><br />

Tourismuswirtschaft bis h<strong>in</strong> zur Regionalplanung<br />

alle sozioökonomischen und<br />

umweltrelevanten Bereiche. Für e<strong>in</strong>ige<br />

dieser Handlungsfel<strong>der</strong> besteht noch e<strong>in</strong>e<br />

große Unsicherheit bezüglich <strong>der</strong> regionalen<br />

Auswirkungen des Klimawandels<br />

und <strong>der</strong> spezifischen Anpassungsbedarfe.<br />

Somit stellt Adaptation ebenso wie die<br />

Mitigation e<strong>in</strong>e gesamtgesellschaftliche<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung dar, die e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von Akteuren betrifft.<br />

Diesen komplexen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

trägt die Gründung des Kompetenzzentrums<br />

für Klimaschutz und Klimaanpassung<br />

an <strong>der</strong> Universität Kassel<br />

Rechnung. Hier wird das Fachwissen<br />

aus den Bereichen Klimaschutz, Klimaanpassung,<br />

gesellschaftliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

und Wissensvermittlung<br />

gebündelt und damit sichergestellt, dass<br />

Klimawissen auch <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles und<br />

kollektives Handeln umgesetzt werden<br />

kann: In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Klimaschutzlösungen<br />

steht mit den Themen dezentrale<br />

Energiebereitstellung, - versorgung<br />

und -verteilung und klimaverträgliche<br />

Energienutzung aus den Bereichen<br />

W<strong>in</strong>d-, Wasser-, und Bioenergie, Solarthermie,<br />

Systemtechnik und Logistik<br />

die umfassende technische Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Treibhausgasemissionen im<br />

Mittelpunkt. Bei <strong>der</strong> Anpassung an die<br />

nicht mehr aufzuhaltenden Folgen des<br />

Klimawandels geht es darum, die Vul-<br />

27


28<br />

Agenda<br />

An <strong>der</strong> Universität Kassel entwickelt man<br />

Modelle für die regionale Anpassung an den<br />

Klimawandel.<br />

nerabilität gesellschaftlicher und natürlicher<br />

Systeme zu reduzieren bzw.<br />

<strong>der</strong>en Anpassungsfähigkeit zu verbessern<br />

und zu bewahren und sich eröffnende<br />

Chancen zu nutzen. Die Arbeitsgruppe<br />

gesellschaftliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

untersucht wirtschaftliche, politische,<br />

gesellschaftliche, rechtliche sowie psychologische<br />

Aspekte, um sicherzustellen,<br />

dass Klima(folgen)forschung auch <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Gesellschaft ankommt. Im letzten<br />

Glied <strong>der</strong> Kette, <strong>der</strong> Vermittlung, geht<br />

es darum, die Ergebnisse <strong>der</strong> Forschung<br />

zu Klimaschutz und Klimaanpassungsstrategien<br />

<strong>in</strong> die praktische Umsetzung<br />

zu br<strong>in</strong>gen. Der Transfer <strong>in</strong> die Praxis<br />

erfolgt mit Hilfe von passfähigen Bildungskonzepten<br />

unter E<strong>in</strong>beziehen,<br />

Vernetzen, Begleiten und Unterstützen<br />

aller relevanten Akteure.<br />

Unter dem Dach des Kompetenzzentrums<br />

firmiert auch das Klimaanpassungsprojekt<br />

für die Modellregion<br />

Nordhessen „KLIMZUG-Nordhessen“. Das<br />

Projekt ist Teil des För<strong>der</strong>programms<br />

„KLIMZUG – Klimawandel <strong>in</strong> Regionen<br />

zukunftsfähig gestalten“ des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />

für Bildung und Forschung.<br />

Ziel ist es, Nordhessen als Modellregion<br />

für die Anpassung an den Klimawandel<br />

zu entwickeln, die Impulse für an<strong>der</strong>e<br />

Regionen setzt. Dafür entwickelt das<br />

nordhessische Netzwerk – aus e<strong>in</strong>er<br />

strategischen Partnerschaft relevanter<br />

Akteure aus Forschungse<strong>in</strong>richtungen,<br />

Wirtschaftsunternehmen, Gebietskörperschaften<br />

und Zivilgesellschaft beste-<br />

hend – e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Sicht auf die<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen und Chancen, die<br />

sich durch den Klimawandel ergeben,<br />

erarbeitet praxisgerechte Lösungen und<br />

<strong>in</strong>tegriert diese <strong>in</strong> Entscheidungsprozesse.<br />

Schwerpunkt <strong>in</strong> diesem transdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Projekt ist die Erprobung e<strong>in</strong>er<br />

Governance-Innovation, die die Klimaanpassungsmaßnahmen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft,<br />

<strong>der</strong> Verwaltung und <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

för<strong>der</strong>t und begleitet. Die entwickelten<br />

Klimaanpassungsmaßnahmen werden<br />

zudem mit nationalen und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Partnern – u.a. <strong>in</strong> Österreich und<br />

Chile – ausgetauscht und <strong>in</strong> vergleichbare<br />

Regionen transferiert.<br />

Dem Ansatz des Kompetenzzentrums<br />

entsprechend ist das Projekt <strong>in</strong><br />

vier <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> greifende funktionelle<br />

Arbeitsbereiche strukturiert: Der Arbeitsbereich<br />

„Szenarien” bestimmt die<br />

regionalen Anpassungserfor<strong>der</strong>nisse, die<br />

sich aus den zu erwartenden Klimaän<strong>der</strong>ungen<br />

sowie weiteren relevanten<br />

gesellschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

ergeben. Auf dieser Grundlage werden<br />

fachliche Lösungsvorschläge für Klimaanpassungsmaßnahmen<br />

<strong>in</strong> den für Nordhessen<br />

relevanten Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />

Ressourcennutzung, Energie, Verkehr,<br />

Gesundheit und Tourismus entwickelt.<br />

Im dritten Arbeitsbereich „Gesellschaft”<br />

werden Handlungsempfehlungen erarbeitet,<br />

wie die erfor<strong>der</strong>lichen Verhaltensän<strong>der</strong>ungen<br />

politischer, rechtlicher,<br />

wirtschaftlicher und psychologischer Natur<br />

erreicht werden können. Im vierten<br />

Arbeitsbereich werden die entwickelten<br />

globalcompact Deutschland 2009


Lösungen <strong>in</strong> Praxisprojekten umgesetzt.<br />

Die Umsetzungen werden wissenschaftlich<br />

begleitet und die Ergebnisse an die<br />

an<strong>der</strong>en Arbeitsbereiche rückgekoppelt.<br />

Dadurch werden die Umsetzungen kont<strong>in</strong>uierlich<br />

überprüft, fe<strong>in</strong> justiert und<br />

verbessert.<br />

Konkret werden im Verbund Antworten<br />

gesucht auf die nicht nur für<br />

Nordhessen zu erwartenden Auswirkungen<br />

<strong>der</strong> Klimaverän<strong>der</strong>ungen, wie z.B.<br />

Wasserknappheit im Sommer, vermehrte<br />

Überflutungen im W<strong>in</strong>ter, Probleme mit<br />

herkömmlichen Anbauverfahren <strong>in</strong> Land-<br />

und Forstwirtschaft, erhöhter Energiebedarf<br />

zur Kühlung von Gebäuden und<br />

bei Fertigungsprozessen, Störungen <strong>der</strong><br />

Mobilität bei Extremereignissen, Ausbreitung<br />

von Krankheiten o<strong>der</strong> gesundheitliche<br />

Belastungen durch Hitze. Hierfür<br />

wird im Handlungsfeld Ressourcennutzung<br />

z.B. e<strong>in</strong> klimaangepasster Energiepflanzenanbau,<br />

Entscheidungshilfen für<br />

e<strong>in</strong>e standortgerechte Baumartenwahl<br />

und Empfehlungen für e<strong>in</strong> Management<br />

<strong>der</strong> Wasserressourcen erarbeitet.<br />

Im Handlungsfeld Energie entwickeln die<br />

Verbundpartner e<strong>in</strong>e flexible, dezentrale<br />

Energieversorgungse<strong>in</strong>heit, e<strong>in</strong>e solargetriebene<br />

landwirtschaftliche Trocknungsanlage<br />

und suchen nach Lösungen,<br />

um die sommerliche Überhitzung von<br />

Gebäuden zu vermeiden. Die Forscher im<br />

Handlungsfeld Verkehr entwickeln Konzepte,<br />

die den öffentlichen Personennahverkehr<br />

stärken sowie e<strong>in</strong>e effizientere<br />

Organisation im Kraftfahrzeugverkehr<br />

ermöglichen. Im Gesundheitsbereich –<br />

e<strong>in</strong>schließlich des Ausbildungsbereiches<br />

– liegen Schwerpunkte auf <strong>der</strong> Gefahr<br />

sich ausbreiten<strong>der</strong> Krankheiten und auf<br />

beson<strong>der</strong>s vom Hitzestress betroffenen<br />

Bevölkerungsgruppen. Klimatisch sensible<br />

Bereiche des Tourismus wie z.B. <strong>der</strong><br />

W<strong>in</strong>tersport- und Kurbetrieb werden auf<br />

Erfolg versprechende Anpassungsmaßnahmen<br />

h<strong>in</strong> überprüft.<br />

Die <strong>in</strong>tensive Vernetzung zwischen<br />

Forschern und regionalen Umsetzungspartnern<br />

gewährleistet dabei den gegenseitigen<br />

Austausch von Wissen und<br />

Erfahrungen. Insbeson<strong>der</strong>e wird die<br />

Zusammenarbeit und <strong>der</strong> Informationsfluss<br />

zwischen Verwaltung, Wissenschaft,<br />

Wirtschaft und Bildung durch beson<strong>der</strong>e<br />

„Governance-Innovationen“ geför<strong>der</strong>t:<br />

Die „Klimaanpassungsakademie“ för<strong>der</strong>t<br />

die Kommunikation <strong>in</strong>nerhalb des<br />

Netzwerks durch die Organisation von<br />

Veranstaltungen. Zudem setzt sie Ergeb-<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Klimawandel<br />

nisse <strong>in</strong> Bildungsangebote für die Region<br />

um und b<strong>in</strong>det wichtige gesellschaftliche<br />

Gruppen <strong>in</strong> das Netzwerk e<strong>in</strong>. Die „Klimaanpassungsbeauftragten“<br />

b<strong>in</strong>den die<br />

Verwaltung <strong>in</strong> die Entwicklung und Umsetzung<br />

von Strategien zur Anpassung<br />

e<strong>in</strong>, während die „Klimaanpassungsmanager“<br />

die Schnittstelle zur Wirtschaft<br />

bilden. Hier s<strong>in</strong>d Projektmitarbeiter <strong>in</strong><br />

den Wirtschaftsclustern <strong>der</strong> Regionalentwicklung<br />

„Tourismus und Gesundheit“,<br />

„Mobilitätswirtschaft“ sowie „Dezentrale<br />

Energietechnologien“ etabliert und fungieren<br />

als „Anpassungsbotschafter“ <strong>in</strong><br />

die regionalen Unternehmen.<br />

So werden z.B. die im Handlungsfeld<br />

Verkehr von den Forschungspartnern entwickelten<br />

Strategien für die Anpassung<br />

im Personenverkehr und im städtischen<br />

Wirtschaftsverkehr parallel <strong>in</strong> das Netzwerk<br />

<strong>der</strong> Mobilitätswirtschaft <strong>in</strong> Nordhessen<br />

e<strong>in</strong>gespeist, und <strong>in</strong> diesem zusammen<br />

mit den dar<strong>in</strong> vertretenen Unternehmen<br />

weiterentwickelt. Im Fokus stehen zum<br />

E<strong>in</strong>en neben direkten Vulnerabilitäten<br />

des Verkehrs durch Straßenschäden bei<br />

Hitze, Überschwemmung o<strong>der</strong> Sturm<br />

vor allem auch die zu erwartenden Reaktionen<br />

<strong>der</strong> Verkehrsteilnehmer; zum<br />

An<strong>der</strong>en e<strong>in</strong>e Abhilfe für die zunehmende<br />

Verkehrse<strong>in</strong>schränkung im Zuge<br />

<strong>der</strong> Überwärmung von Stadtkesseln bei<br />

austauscharmen Wetterlagen mit Hilfe<br />

von Citylogistik-Ansätzen. Dabei werden<br />

neben e<strong>in</strong>em flächenhaften Ansatz für<br />

die Region auch Strategien und Best-<br />

Practise-Maßnahmen für E<strong>in</strong>zelstandorte<br />

angestrebt, die anhand e<strong>in</strong>er repräsentativen<br />

Befragung aller wirtschaftlich<br />

relevanten Betriebe unter Mitwirken<br />

des Klimaanpassungsmanagers Mobilität<br />

ausgewählt werden.<br />

Neben dem engmaschigen regionalen<br />

Austausch erfolgt auch e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiver<br />

Fachdiskurs mit den weiteren sechs KLIM-<br />

ZUG-Verbünden, die jeweils ähnliche<br />

Fragestellungen bearbeiten, sowie mit<br />

weiteren Forschungs- und Umsetzungspartnern.<br />

Die KLIMZUG-Pilotprojekte<br />

spielen ferner e<strong>in</strong>e wichtige Rolle für<br />

die Deutsche Anpassungsstrategie (DAS).<br />

Hier wurde mit dem Beschluss durch das<br />

Bundeskab<strong>in</strong>ett im Dezember 2008 <strong>der</strong><br />

entscheidende gesetzgeberische Rahmen<br />

für die nationale Anpassung gesetzt. Die<br />

Konkretisierung des weiteren Vorgehens<br />

bedarf e<strong>in</strong>er breiten Diskussion mit den<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n und allen gesellschaftlichen<br />

Gruppen. Zu dieser nationalen Klimaanpassungsdiskussion<br />

kann KLIMZUG-<br />

Nordhessen nicht nur konkrete Beispiele<br />

für Anpassungsmaßnahmen beitragen,<br />

son<strong>der</strong>n durch se<strong>in</strong>en Governance-Ansatz<br />

wertvolle H<strong>in</strong>weise zur regionalen, von<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft getragenen Umsetzung<br />

von Klimaanpassungsmaßnahmen liefern.<br />

Zugleich wird mit dem Projekt die<br />

Gesellschaft <strong>in</strong> Nordhessen und darüber<br />

h<strong>in</strong>aus für die Notwendigkeit zur Anpassung<br />

an die Folgen des Klimawandels<br />

sensibilisiert.<br />

Des Weiteren können diese nationalen<br />

Modellprojekte auch auf europäischer<br />

und <strong>in</strong>ternationaler Ebene als<br />

Best-Practise-Beispiele dienen: Möglichkeiten<br />

bieten sich z.B. im Rahmen des<br />

europäischen Weißbuch-Prozesses zur<br />

Anpassung an den Klimawandel o<strong>der</strong><br />

auch des Nairobi-Work-Programmes.<br />

Auch durch die Aufnahme <strong>in</strong> den regionalen<br />

Anpassungskatalog <strong>der</strong> UN-<br />

Klimarahmenkonvention können diese<br />

„lessons learned“ speziell für gesellschaftliche<br />

Anpassungsprozesse <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />

Staatengeme<strong>in</strong>schaft verfügbar<br />

gemacht werden. Mit Hilfe verschiedener<br />

F<strong>in</strong>anzierungsmechanismen (z.B. im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Klimarahmenkonvention), <strong>der</strong><br />

verschiedenen nationalen und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Dienste <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Internationalen<br />

Klimaschutz<strong>in</strong>itiative des Bundesumweltm<strong>in</strong>isteriums<br />

können Grundsätze dieser<br />

Best-Practise-Anpassungsmaßnahmen<br />

ebenso wie Klimaschutzmaßnahmen<br />

<strong>in</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong> transferiert und<br />

passfähig gemacht werden.<br />

Dr. Michaela Schaller ist Geschäftsführer<strong>in</strong> des „Competence<br />

Centre for Climate Change Mitigation and<br />

Adaptation (CliMA)“ an <strong>der</strong> Universität Kassel.<br />

29


Agenda<br />

EINE NATIONALE<br />

CSR-STRATEGIE<br />

FÜR DEUTSCHLAND<br />

30 globalcompact Deutschland 2009


globalcompact Deutschland 2009<br />

CSR-Forum Deutschland<br />

Wann, wenn nicht jetzt, war man versucht zu sagen, als die<br />

Bundesregierung das CSR-Forum im Januar 2009 <strong>in</strong>s Leben<br />

rief. Die Auswirkungen <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise,<br />

die das Vertrauen <strong>der</strong> Öffentlichkeit <strong>in</strong> die Wirtschaft und<br />

ihre Akteure zutiefst erschüttert haben, boten sozusagen<br />

e<strong>in</strong>e Steilvorlage, um über die Rolle <strong>der</strong> Wirtschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gesellschaft zu debattieren.<br />

Von Birgit Riess<br />

31


32<br />

Agenda<br />

Die gesellschaftliche Verantwortung<br />

von Unternehmen hat <strong>in</strong> Deutschland<br />

seit Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre verstärkt<br />

öffentliche Aufmerksamkeit gefunden.<br />

Zum<strong>in</strong>dest unter dem Begriff „Corporate<br />

Social Responsibility“, also CSR. Dabei<br />

war und ist bis heute e<strong>in</strong> gewisses „Fremdeln“<br />

mit diesem Konzept spürbar. Und<br />

zwar aus mehreren Gründen. E<strong>in</strong>mal,<br />

weil soziales Engagement eigentlich<br />

nichts Neues ist im deutschen Kontext<br />

und weil lange nicht verstanden wurde,<br />

dass CSR mehr ist als Mäzenatentum und<br />

soziale Wohltätigkeit. Zum an<strong>der</strong>en, weil<br />

e<strong>in</strong> hohes Regulierungsniveau <strong>in</strong> den<br />

Kernbereichen von CSR Vieles gesetzlich<br />

vorschreibt, was <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n als<br />

freiwillige Unternehmensverantwortung<br />

(z.B. Krankenversicherung) angesehen<br />

wird. H<strong>in</strong>zu kommt, dass Unternehmen<br />

vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>es spezifischen<br />

nationalen, sozialstaatlich geprägten<br />

Entwicklungspfades gesellschaftliche<br />

Pflichten im Rahmen staatlicher Aufgaben<br />

zugewiesen werden, die mit dem<br />

CSR-Konzept zu brechen sche<strong>in</strong>en. Die<br />

Idee, dass Unternehmen mit ihren <strong>in</strong>dividuellen,<br />

freiwilligen Beiträgen ökologische<br />

und soziale Belange adressieren<br />

und an <strong>der</strong> Lösung gesellschaftlicher Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

mitwirken, ist vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er traditionsgeprägten<br />

Staatlichkeit und eher korporatistisch<br />

angelegter Aushandlungsprozesse – vorsichtig<br />

formuliert – ungewohnt.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist me<strong>in</strong>es<br />

Erachtens auch die lange verhaltende<br />

Position <strong>der</strong> Politik <strong>in</strong> Deutschland gegenüber<br />

dem CSR-Konzept zu <strong>in</strong>terpretieren.<br />

Ganz an<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Europa. Hier wurde CSR<br />

spätestens mit <strong>der</strong> Veröffentlichung des<br />

Grünbuchs „Europäische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

für die soziale Verantwortung<br />

<strong>der</strong> Unternehmen“ <strong>in</strong> 2001 prom<strong>in</strong>ent<br />

auf die politische Agenda gesetzt. Viele<br />

Mitgliedstaaten entwickelten daraufh<strong>in</strong><br />

Aktivitäten zur För<strong>der</strong>ung von CSR beispielsweise<br />

durch Forschungsprogramme,<br />

die Vermittlung von Gestaltungswissen<br />

o<strong>der</strong> die öffentliche Anerkennung guter<br />

Unternehmenspraxis. Nicht zuletzt<br />

richteten beispielsweise Dänemark, die<br />

Nie<strong>der</strong>lande, Frankreich und Großbritannien<br />

hochkarätige CSR-Konferenzen<br />

im Rahmen ihrer jeweiligen EU-Ratspräsidentschaften<br />

aus. Auch die deutsche<br />

Bundesregierung hat während ihrer EU-<br />

Ratspräsidentschaft und des deutschen<br />

G8-Vorsitzes <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Hälfte 2007<br />

das Potenzial von CSR zur nachhaltigen<br />

und sozialen Entwicklung herausgestellt.<br />

Der Prozess, e<strong>in</strong>e explizite nationale<br />

CSR-Strategie unter Beteiligung <strong>der</strong> relevanten<br />

Stakehol<strong>der</strong> zu entwickeln,<br />

kam jedoch erst Anfang 2009 mit <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>berufung des CSR-Forums <strong>in</strong> Gang.<br />

Auf dem Weg zu e<strong>in</strong>er nationalen<br />

CSR-Strategie<br />

Das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Arbeit und<br />

Soziales (BMAS) koord<strong>in</strong>iert die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> nationalen CSR-Strategie<br />

als fe<strong>der</strong>führendes Ressort. Die Zuständigkeit<br />

wurde vielfach h<strong>in</strong>terfragt, aber<br />

letztlich nie begründet. In <strong>der</strong> Tat lassen<br />

sich auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Ressorts <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> Bundesregierung vielfältige<br />

Aktivitäten f<strong>in</strong>den, die sich unter dem<br />

Oberbegriff CSR zusammenfassen lassen.<br />

So ist das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft<br />

und Technologie zuständig für die<br />

Nationale Kontaktstelle zur För<strong>der</strong>ung<br />

und Anwendung <strong>der</strong> OECD-Leitsätze<br />

für mult<strong>in</strong>ationale Unternehmen. Das<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung för<strong>der</strong>t<br />

u.a. die Entwicklungspartnerschaften<br />

mit <strong>der</strong> Wirtschaft und unterstützt<br />

<strong>in</strong>ternationale Initiativen wie z.B. den<br />

Global Compact. Das Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

hat e<strong>in</strong>e ganze Reihe von<br />

Studien zum Thema CSR veröffentlicht.<br />

Das Auswärtige Amt will die Außenwirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />

mit CSR-Aktivitäten<br />

von deutschen Unternehmen im Ausland<br />

verknüpfen und hat mit Partnern<br />

aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft das<br />

Informationsportal „www.csr-weltweit.<br />

de“ e<strong>in</strong>gerichtet. Und schließlich entwickelt<br />

das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)<br />

e<strong>in</strong>e nationale Engagementstrategie,<br />

die u.a. auch die För<strong>der</strong>ung des bürgerschaftlichen<br />

Engagements von Unternehmen<br />

(Corporate Citizenship/CC) zum Ziel<br />

hat. Da <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unternehmenspraxis CSR<br />

und CC vielfach nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bestehen<br />

o<strong>der</strong> sogar strategisch mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

verkoppelt s<strong>in</strong>d, weisen naturgemäß<br />

die Politikansätze des BMAS und des<br />

BMFSFJ deutliche Schnittmengen auf.<br />

Bleibt zu hoffen, dass hier e<strong>in</strong>e praxistaugliche<br />

Koord<strong>in</strong>ation gel<strong>in</strong>gen wird.<br />

Ebenfalls abzuwarten bleibt weiterh<strong>in</strong>,<br />

wie die CSR-Strategie mit <strong>der</strong> nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie, die fe<strong>der</strong>führend<br />

im Bundeskanzleramt angesiedelt<br />

ist, abgestimmt werden wird. Der Rat<br />

für Nachhaltige Entwicklung hatte ja<br />

bereits 2006 se<strong>in</strong>e Empfehlungen „Unternehmerische<br />

Verantwortung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

globalisierten Welt – E<strong>in</strong> deutsches<br />

Profil <strong>der</strong> Corporate Social Responsibility“<br />

vorgelegt. Die Gestaltung e<strong>in</strong>es<br />

klassischen Querschnittsthemas wie CSR<br />

als ressortübergreifendes Politikfeld hält<br />

also noch e<strong>in</strong>ige Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

bereit.<br />

globalcompact Deutschland 2009


globalcompact Deutschland 2009<br />

CSR-Forum Deutschland<br />

Die Bundesregierung hob 2007 während des<br />

deutschen G8-Vorsitzes die Bedeutung von<br />

CSR hervor.<br />

Mit <strong>der</strong> CSR-Strategie verfolgt die Bundesregierung<br />

zwei Ziele:<br />

• „die För<strong>der</strong>ung von CSR durch die<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Sichtbarkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

breiten Öffentlichkeit und dadurch<br />

die Schärfung des deutschen CSR-<br />

Profils im In- und Ausland<br />

• und das Ziel, zu e<strong>in</strong>er sozialen und<br />

ökologischen Gestaltung <strong>der</strong> Globalisierung<br />

beizutragen.“<br />

Die CSR-Strategie soll strukturell zwei<br />

zentrale Elemente aufweisen: E<strong>in</strong>mal<br />

e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en Teil, <strong>der</strong> den Rahmen<br />

<strong>der</strong> CSR-Aktivitäten <strong>in</strong> Deutschland beschreibt.<br />

Der zweite Teil <strong>der</strong> CSR-Strategie<br />

soll politische Handlungsfel<strong>der</strong> identifizieren<br />

sowie Ziele und Maßnahmen<br />

für die Umsetzung im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

„Aktionsplans CSR <strong>in</strong> Deutschland“ vorstellen.<br />

Die Bundesregierung anerkennt mit<br />

dieser Zielsetzung, dass CSR das Potenzial<br />

hat, zur Bewältigung zentraler sozialer<br />

und ökologischer Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

und zu e<strong>in</strong>er nachhaltigen Entwicklung<br />

beizutragen – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er fortschreitenden<br />

Globalisierung. Und sie sieht CSR als<br />

„Ausdruck e<strong>in</strong>es neuen Zusammenspiels<br />

zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft“<br />

sowie als „zeitgemäßes<br />

Element <strong>der</strong> Sozialen Marktwirtschaft“.<br />

E<strong>in</strong>e Feststellung, die ke<strong>in</strong>eswegs trivial<br />

ist, bedenkt man die e<strong>in</strong>gangs erwähnte<br />

sozialstaatliche Tradition <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Das CSR-Forum<br />

Zentrales Gremium, um die Bundesregierung<br />

bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> nationalen<br />

CSR-Strategie zu unterstützen,<br />

ist das nationale CSR-Forum. Das Forum<br />

ist „die Plattform für den Dialog<br />

und die Verständigung mit den CSR-<br />

Akteuren“. Ihm gehören 43 Vertreter<br />

aus Wirtschaft und Unternehmen, Gewerkschaften,<br />

Zivilgesellschaft, Politik<br />

und <strong>in</strong>ternationalen Organisationen<br />

an. Bei <strong>der</strong> Besetzung war laut BMAS<br />

„die Vernetzung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

CSR-Community“ ausschlaggebendes<br />

Kriterium. Damit soll sichergestellt werden,<br />

dass Impulse e<strong>in</strong>es breiten Akteurskreises<br />

aufgenommen und umgekehrt<br />

„Diskussionen und Ergebnisse breit kommuniziert“<br />

werden können. Auch über<br />

die Zusammensetzung des CSR-Forums<br />

wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> „CSR-Community“ teils<br />

heftig diskutiert: Sitzen da die richtigen<br />

Akteure am Tisch? Wurde nicht versäumt,<br />

wichtige zivilgesellschaftliche Gruppen<br />

wie z.B. die Kirchen e<strong>in</strong>zubeziehen? Da<br />

sich die Mitglie<strong>der</strong> des CSR-Forums auch<br />

an <strong>der</strong> Umsetzung des „Aktionsplan CSR<br />

<strong>in</strong> Deutschland“ beteiligen sollen, mag<br />

es folgerichtig ersche<strong>in</strong>en, die zentralen<br />

„Player“ zu e<strong>in</strong>zubeziehen. Für alle nachvollziehbar<br />

war <strong>der</strong> Prozess vielleicht<br />

trotzdem nicht.<br />

Das CSR-Forum hat im Januar 2009<br />

se<strong>in</strong>e Arbeit aufgenommen. Zunächst<br />

g<strong>in</strong>g es darum, e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Verständnis<br />

von CSR zu entwickeln, das<br />

als Grundlage für die weitere Arbeit<br />

im Forum dienen sollte. In <strong>der</strong> Heterogenität<br />

des Forums sicherlich e<strong>in</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung, aber die Diskussionen<br />

zwischen den Akteuren waren erstaunlich<br />

konstruktiv. Möglicherweise ist dies<br />

dem Umstand zu verdanken, dass die<br />

„CSR-Community“ schon seit geraumer<br />

Zeit über diese Fragen diskutiert, die<br />

Bundesregierung also auf e<strong>in</strong>er weit<br />

fortgeschrittenen Diskussion auf bauen<br />

konnte.<br />

33


Agenda<br />

BMAS:<br />

Das CSR-Forum als Erfolgsformat<br />

Von Andreas Storm<br />

Das Thema <strong>der</strong> gesellschaftlichen Verantwortung von<br />

Unternehmen hat <strong>in</strong> den vergangenen Jahren zunehmend<br />

an Bedeutung gewonnen. Diese Entwicklung ist Ausdruck<br />

des wachsenden Bewusstse<strong>in</strong>s, dass die Bewältigung<br />

<strong>der</strong> zentralen Herausfor<strong>der</strong>ungen unserer Zeit e<strong>in</strong>er<br />

gesamtgesellschaftlichen Anstrengung bedarf. Megathemen,<br />

die wie <strong>der</strong> Klimawandel o<strong>der</strong> die demographische<br />

Entwicklung die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft<br />

<strong>in</strong>sgesamt bestimmen, können nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em breiten,<br />

gesellschaftlichen Bündnis angegangen werden.<br />

CSR steht für dieses neue Zusammenspiel zwischen Politik,<br />

Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Denn CSR kann nur dann<br />

se<strong>in</strong> volles Potenzial im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er nachhaltigen Entwicklung<br />

entfalten, wenn alle Beteiligten ihren Beitrag dazu leisten. In<br />

erster L<strong>in</strong>ie braucht es engagierte Unternehmen, die CSR <strong>in</strong><br />

ihren Geschäftsstrategien <strong>in</strong>tegrieren und ihr Kerngeschäft<br />

nachhaltig gestalten. Darüber h<strong>in</strong>aus braucht es e<strong>in</strong>e<br />

lebendige Zivilgesellschaft, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Verbraucher<strong>in</strong>nen<br />

und Verbraucher, aber auch Investoren, die CSR e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>n<br />

und honorieren. Nicht zuletzt braucht es aber auch e<strong>in</strong>e<br />

aktive Politik, die gesellschaftliche Ziele formuliert und die<br />

Grundlagen schafft, damit sich CSR für Unternehmen und<br />

Gesellschaft lohnt. Wenn alle ihrer Verantwortung gerecht<br />

werden, dann lassen sich wirtschaftliche, soziale und<br />

ökologische Ziele zum gegenseitigen Vorteil verb<strong>in</strong>den. Das ist<br />

die Grundidee, die h<strong>in</strong>ter CSR steht.<br />

Die Bundesregierung hat vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />

entschieden, ihre nationale CSR-Strategie unter E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

<strong>der</strong> maßgeblichen gesellschaftlichen Akteur<strong>in</strong>nen und<br />

Akteure zu entwickeln. Mit <strong>der</strong> CSR-Strategie verfolgt die<br />

Bundesregierung das Ziel, CSR zu för<strong>der</strong>n und damit zu e<strong>in</strong>er<br />

sozialen und ökologischen Gestaltung <strong>der</strong> Globalisierung<br />

beizutragen. Um den gesellschaftlichen Dialog zu<br />

organisieren, hat das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Arbeit und<br />

Soziales (BMAS), als fe<strong>der</strong>führendes Ressort <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

Bundesregierung, im Januar 2009 e<strong>in</strong> CSR-Forum e<strong>in</strong>berufen.<br />

Dieses Forum versammelt rund 40 Vertreter<strong>in</strong>nen und<br />

Vertreter aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft,<br />

Wissenschaft, Politik und <strong>in</strong>ternationalen Organisationen<br />

und hat die Aufgabe, Empfehlungen für die nationale CSR-<br />

Strategie zu entwickeln.<br />

Das CSR-Forum hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er bisherigen Arbeit<br />

sechs Aktionsfel<strong>der</strong> identifiziert, <strong>in</strong> denen beson<strong>der</strong>er<br />

Handlungsbedarf besteht. Dabei geht es zum Beispiel um die<br />

Frage, wie CSR im Allgeme<strong>in</strong>en, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e aber auch bei<br />

kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen geför<strong>der</strong>t werden kann.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus geht es darum, die Sichtbarkeit von CSR <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

breiten Öffentlichkeit zu erhöhen ist, damit verantwortliches<br />

Handeln im Markt auch erkannt und belohnt wird. Vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund, dass sich CSR <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er globalisierten Wirtschaft<br />

zwangsläufig dem nationalen Bezugsrahmen entzieht, geht<br />

es aber auch um die Frage, wie CSR im <strong>in</strong>ternationalen und<br />

entwicklungspolitischen Kontext gestärkt werden kann.<br />

Arbeitsgruppen des CSR-Forums haben <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Monaten Ziele und Maßnahmen zur <strong>in</strong>haltlichen<br />

Ausgestaltung <strong>der</strong> sechs Aktionsfel<strong>der</strong> erarbeitet.<br />

Diese sollen Anfang 2010 als Empfehlungen an die<br />

Bundesregierung verabschiedet werden. Ziel ist es, dass die<br />

Bundesregierung bereits im Frühjahr 2010 den Aktionsplan<br />

„CSR <strong>in</strong> Deutschland“ mit den Ergebnissen aus dem CSR-<br />

Forum präsentiert. Im Anschluss beg<strong>in</strong>nt die Umsetzung des<br />

Aktionsplans, mit tatkräftiger Unterstützung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

des CSR-Forums.<br />

Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass wir mit dem CSR-<br />

Forum e<strong>in</strong> Erfolgsformat entwickeln konnten. Die Arbeit<br />

im CSR-Forum ist von dem geme<strong>in</strong>samen Bestreben aller<br />

Akteur<strong>in</strong>nen und Akteure gekennzeichnet, mit <strong>der</strong> nationalen<br />

CSR-Strategie das deutsche CSR-Profil im In- und Ausland<br />

zu stärken. Ich b<strong>in</strong> mir sicher, dass dies auch gel<strong>in</strong>gen wird.<br />

Denn es s<strong>in</strong>d Experten am Werk, die die nötige Expertise und<br />

die Erfahrung mitbr<strong>in</strong>gen, um e<strong>in</strong>e breit getragene nationale<br />

CSR-Strategie zu entwickeln.<br />

Weitere Informationen zur Entwicklung <strong>der</strong> nationalen CSR-<br />

Strategie und zum CSR-Forum auf:<br />

www.csr-<strong>in</strong>-deutschland.de<br />

Andreas Storm ist Staatssekretär<br />

im Bundesm<strong>in</strong>isterium für Arbeit<br />

und Soziales.<br />

34 globalcompact Deutschland 2009


Nach dem Verständnis des CSR-Forums<br />

bezeichnet CSR „die Wahrnehmung<br />

gesellschaftlicher Verantwortung von<br />

Unternehmen über gesetzliche Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

h<strong>in</strong>aus“. Die Feststellung, dass<br />

„CSR freiwillig, aber nicht beliebig“ ist,<br />

unterstreicht, dass CSR <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

e<strong>in</strong> Unternehmenskonzept ist. Sie macht<br />

jedoch auch deutlich, dass sich die CSR-<br />

Aktivitäten <strong>der</strong> Unternehmen an gewissen<br />

Grundsätzen orientieren müssen,<br />

um glaubwürdig zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e beispielhafte<br />

Aufzählung von CSR-Aktivitäten<br />

im Text soll dies verdeutlichen. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus wird explizit auf die <strong>in</strong>ternational<br />

vere<strong>in</strong>barten Leitl<strong>in</strong>ien wie die ILO<br />

Arbeitsnormen, die OECD-Leitsätze für<br />

mult<strong>in</strong>ationale Unternehmen, <strong>in</strong>ternationale<br />

Umweltnormen und den Global<br />

Compact <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen verwiesen.<br />

Als eigenen Beitrag sieht die Politik<br />

die Aufgabe, „e<strong>in</strong> positives Umfeld für<br />

CSR zu schaffen“.<br />

In weiteren Sitzungen des CSR-Forums<br />

verständigten sich die Mitglie<strong>der</strong><br />

auf sechs politische Aktionsfel<strong>der</strong>, aus denen<br />

dann im weiteren Prozess Ziele und<br />

Maßnahmen abgeleitet wurden. Hierzu<br />

wurden entsprechende Arbeitsgruppen<br />

zu den Aktionsfel<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>gesetzt. Die<br />

Aktionsfel<strong>der</strong> im E<strong>in</strong>zelnen s<strong>in</strong>d:<br />

• Aktionsfeld 1: Glaubwürdigkeit und<br />

Sichtbarkeit von CSR;<br />

• Aktionsfeld 2: För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verbreitung<br />

des Themas CSR, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

auch bei KMU;<br />

• Aktionsfeld 3: Integration von CSR<br />

<strong>in</strong> Bildung, Qualifizierung, Wissenschaft<br />

und Forschung;<br />

• Aktionsfeld 4: Stärkung von CSR <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>ternationalen und entwicklungspolitischen<br />

Zusammenhängen;<br />

• Aktionsfeld 5: Beitrag von CSR zur<br />

Bewältigung gesellschaftlicher Herausfor<strong>der</strong>ungen;<br />

• Aktionsfeld 6: Schaffung e<strong>in</strong>es CSRför<strong>der</strong>lichen<br />

Umfelds.<br />

Mittlerweile haben die Arbeitsgruppen<br />

ihre Arbeit abgeschlossen. Im weiteren<br />

Prozess wird es darauf ankommen, das<br />

Bündel <strong>der</strong> Maßnahmenvorschläge so zu<br />

strukturieren, dass wirkungsvolle Handlungsansätze<br />

herauskommen. Sicherlich<br />

wird es Informationsplattformen geben,<br />

die Unternehmen und Öffentlichkeit<br />

über CSR <strong>in</strong>formieren. Das ist nicht neu<br />

und nicht unbed<strong>in</strong>gt orig<strong>in</strong>ell, da es e<strong>in</strong>e<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

CSR-Forum Deutschland<br />

Vielzahl von entsprechenden Angeboten<br />

bereits gibt. Neu h<strong>in</strong>gegen ist <strong>der</strong> Absen<strong>der</strong><br />

– die Bundesregierung – und dies<br />

sollte man nicht unterschätzen. Mehrwert<br />

wird sicherlich dadurch entstehen,<br />

die bestehenden Informationen zu bündeln<br />

und die Akteure e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. Man<br />

muss das Rad nicht neu erf<strong>in</strong>den. Auch<br />

das Thema Bildung als Hebel zur besse-<br />

ren Verankerung von CSR zieht sich wie<br />

e<strong>in</strong> roter Faden durch die Maßnahmenvorschläge.<br />

Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung<br />

werden jedoch die Maßnahmen se<strong>in</strong>, die<br />

CSR konkret anregen und unterstützen.<br />

Zwar ist die Frage <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung noch<br />

völlig offen, aber hier <strong>in</strong> die strukturellen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen zu <strong>in</strong>vestieren, die CSR<br />

ermöglichen, ist sicherlich e<strong>in</strong>e kluge<br />

Entscheidung.<br />

Quo vadis?<br />

Als Meilenste<strong>in</strong> kann sicherlich gewertet<br />

werden, dass das (alte) Bundeskab<strong>in</strong>ett<br />

noch vor <strong>der</strong> Sommerpause den Zwischenbericht<br />

zur nationalen CSR-Strategie<br />

verabschiedet hat. E<strong>in</strong> Beschluss,<br />

h<strong>in</strong>ter den sicherlich auch die neue Regierungskoalition<br />

nicht zurückfallen<br />

wird. Gleichwohl darf man gespannt se<strong>in</strong>,<br />

wie sich die neue Hausspitze im BMAS<br />

zum Thema CSR positionieren und wie<br />

das Thema im Zusammenspiel <strong>der</strong> neuen<br />

Koalitionspartner ausgestaltet werden<br />

wird. Erwähnung im Koalitionsvertrag<br />

hat CSR nicht gefunden, wohl aber ist<br />

<strong>der</strong> nationalen Engagementstrategie<br />

des BMFSFJ breiter Raum gegeben. Die<br />

Die Bundesregierung<br />

sieht CSR<br />

als zeitgemäßes<br />

Element <strong>der</strong><br />

Sozialen Marktwirtschaft.<br />

E<strong>in</strong>berufung des CSR-Forums hat hohe<br />

Erwartungen bei den Akteuren geweckt,<br />

denn <strong>der</strong> Politik kommt e<strong>in</strong>e nicht zu<br />

unterschätzende Funktion zu, e<strong>in</strong>en aktivierenden<br />

und vernetzenden Rahmen<br />

zu setzen. Hoffen wir, dass auch die neue<br />

Bundesregierung dies anerkennt und<br />

im Frühjahr 2010 die nationale CSR-<br />

Strategie mit dem „Aktionsplan CSR <strong>in</strong><br />

Deutschland“ verabschiedet.<br />

Birgit Riess ist Director bei <strong>der</strong> Bertelsmann Stiftung<br />

und verantwortet dort das Programm „Gesellschaftliche<br />

Verantwortung von Unternehmen“.<br />

Sie ist Mitglied des CSR-Forums und Vorsitzende<br />

<strong>der</strong> Arbeitsgruppe „Integration von CSR <strong>in</strong> Bildung,<br />

Qualifizierung, Wissenschaft und Forschung“.<br />

35


Agenda<br />

CSR 2010:<br />

Woh<strong>in</strong> steuert die deutsche CSR-Politik?<br />

Von Dr. Volker Hauff<br />

CSR ist mehr als nur e<strong>in</strong> vorrübergehen<strong>der</strong> Trend, sie ist<br />

strategischer Wettbewerbsfaktor für Unternehmen am<br />

globalen Markt. In <strong>der</strong> Wirtschaft gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

Initiativen, die mit großer Energie und Entschlossenheit diese<br />

Themen aufgreifen. Unternehmen ist zunehmend bewusst,<br />

dass ihr Wert nicht alle<strong>in</strong> durch die Bilanzen gemessen wird.<br />

An<strong>der</strong>s als vor 20 Jahren kommen konstruktive Impulse aus<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft und nicht mehr nur Abwehr und Misstrauen.<br />

Politik und Wissenschaft begreifen erst langsam, dass es<br />

diesen Wandel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft tatsächlich gibt. Die Frage ist,<br />

wie die unternehmerische Verantwortung für e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />

Entwicklung <strong>in</strong> die Mitte <strong>der</strong> Wirtschaft platziert werden kann.<br />

Die Bundesregierung wagt sich nur zögernd an das<br />

Thema heran. E<strong>in</strong> CSR-Forum mit 40 Stakehol<strong>der</strong>n soll<br />

e<strong>in</strong>e nationale Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln. Es<br />

ist für zwei Jahre e<strong>in</strong>gesetzt. Dabei gibt es jetzt schon<br />

Handlungsoptionen für die Politik, die direkt angegangen<br />

werden können. Es geht darum, die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

für den Markt weiterzuentwickeln. Sie soll dafür ke<strong>in</strong>e<br />

neuen Gesetze erlassen, son<strong>der</strong>n vielmehr bestehende<br />

Gesetze weiterentwickeln, sodass <strong>der</strong> Markt positiv auf das<br />

Engagement von Unternehmen reagiert und die Anerkennung<br />

durch die Öffentlichkeit gesteigert wird.<br />

Will <strong>der</strong> Staat se<strong>in</strong>er Vorbildfunktion für Wirtschaft und<br />

Gesellschaft gerecht werden, muss <strong>in</strong> <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Beschaffung, Renten-, Gesundheits- und Steuerpolitik <strong>der</strong><br />

Aspekt <strong>der</strong> Nachhaltigkeit stärker als bisher berücksichtigt<br />

werden. Implizit def<strong>in</strong>iert sie damit die Messlatte für<br />

nachhaltige Produkte und Dienstleistungen.<br />

Alle Akteure tragen e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same, aber geteilte<br />

Verantwortung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung. Ke<strong>in</strong> Akteur<br />

kann alle<strong>in</strong>e die Probleme nicht-nachhaltiger Entwicklung<br />

lösen. Die Politik ist herausgefor<strong>der</strong>t, ganz e<strong>in</strong>deutig<br />

Orientierung zu geben. Wir brauchen klare Zeitpläne und<br />

Zielvorgaben. Die Unternehmen brauchen langfristige<br />

Investitionssicherheit. Sonst wird sicherheitshalber nicht<br />

o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest nicht schnell genug <strong>in</strong> die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Technologien und Produkte <strong>der</strong> Zukunft <strong>in</strong>vestiert.<br />

Bundespräsident Köhler ist davon überzeugt, und ich<br />

kann ihm nur beipflichten: Die richtigen Preissignale,<br />

Kostentransparenz und das Bemühen um möglichst<br />

umweltschonendes Wirtschaften werden weltweit e<strong>in</strong><br />

Wettrennen <strong>in</strong> Forschung und Wissenschaft auslösen.<br />

Das starke Fundament zukunftsorientierten Wirtschaftens<br />

sichert <strong>in</strong> Krisen<strong>zeiten</strong> das Überleben des Unternehmens<br />

und ganzer Volkswirtschaften. In den letzten Jahren gab<br />

es <strong>in</strong> Teilen <strong>der</strong> Wirtschaft e<strong>in</strong>en bemerkenswerten und<br />

bedeutenden Paradigmenwechsel. Wichtige Unternehmen<br />

haben sich auf Nachhaltigkeitspolitik e<strong>in</strong>gerichtet und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

globalen Wertschöpfungskette eigene Management- und<br />

Prüfsysteme etabliert. Die Politik sollte die Vergleichbarkeit<br />

von Nachhaltigkeits- und CSR-Berichten steigern, <strong>in</strong>dem sie<br />

z.B. Berichtsstandards <strong>der</strong> Global Report<strong>in</strong>g Initiative (GRI)<br />

unterstützt und für e<strong>in</strong>e konsequente Trennung von Beratung<br />

und Evaluierung sorgt.<br />

Die Wirksamkeit von Nachhaltigkeits<strong>management</strong> zeigt sich<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung von globalen Wirtschaftsstrukturen. Und<br />

das bee<strong>in</strong>flusst auch den Kern des alltäglichen politischen<br />

Geschäfts. Mechanismen <strong>der</strong> politischen Anerkennung,<br />

beispielsweise durch Resonanz <strong>in</strong> <strong>der</strong> nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie, s<strong>in</strong>d mehr als wünschenswert.<br />

Ich freue mich, dass auch <strong>der</strong> Global Compact stetig<br />

wächst. Gerade nachdem die Verpflichtung zur jährlichen<br />

Fortschrittsmitteilung e<strong>in</strong>geführt wurde, hat sich das Profil<br />

dieses wichtigen Netzwerks geschärft. Die Wirtschaft<br />

ist e<strong>in</strong> wichtiger Treiber <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />

Entwicklung – auch beim CSR-Forum <strong>der</strong> Bundesregierung.<br />

Es ist wichtig, dass Optionen zur Mo<strong>der</strong>nisierung des<br />

regulativen Rahmens für nachhaltiges Wirtschaften und<br />

fairen Wettbewerb auch von den Unternehmen selbst benannt<br />

und e<strong>in</strong>gefor<strong>der</strong>t werden. Letztlich geht es darum, endlich die<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>en Markt zu erschaffen, <strong>der</strong> das<br />

Nachhaltigkeitsengagement von Unternehmen honoriert.<br />

Dr. Volker Hauff ist Vorsitzen<strong>der</strong><br />

des Rates für<br />

Nachhaltige Entwicklung.<br />

36 globalcompact Deutschland 2009


Neue Soziale Kooperationen:<br />

Zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung für die deutsche CSR-Politik<br />

Von Peter Kromm<strong>in</strong>ga<br />

CSR-Forum Deutschland<br />

Mit dem CSR-Forum des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Arbeit<br />

und Soziales, das die Bundesregierung bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er nationalen CSR-Strategie berät, wurde e<strong>in</strong> Prozess<br />

e<strong>in</strong>geleitet, <strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en „Aktionsplan CSR <strong>in</strong> Deutschland“<br />

münden soll – e<strong>in</strong> überfälliger Schritt, nachdem über Jahre<br />

die öffentliche und politische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung um die<br />

Frage von Freiwilligkeit o<strong>der</strong> Regulierung die Wahrnehmung<br />

des Themas CSR bestimmt hat. Aus dem Blick geraten<br />

ist dabei, dass sich faktisch bereits viele Unternehmen<br />

mit großer Ernsthaftigkeit auf den Weg gemacht haben,<br />

Verantwortung <strong>in</strong> den Handlungsfel<strong>der</strong>n Markt, Umwelt,<br />

Mitarbeiter und Geme<strong>in</strong>wesen systematisch anzugehen und<br />

dabei auch begonnen haben, <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationalen und nationalen<br />

Netzwerken wie CSR Europe, econsense, dem Deutschen<br />

Global Compact Netzwerk, den Verantwortungspartner-<br />

Initiativen <strong>der</strong> Bertelsmann-Stiftung und dem UPJ-Netzwerk<br />

geme<strong>in</strong>sam Lösungen für die Praxis zu entwickeln.<br />

Damit ist e<strong>in</strong>e Dynamik <strong>in</strong> Gang gekommen, die unumkehrbar<br />

ist. Nicht zuletzt hat dies auch dazu geführt, dass sich die<br />

wesentlichen „Spieler“ aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft,<br />

Wissenschaft sowie Politik und Verwaltung mit ihren<br />

oftmals divergierenden Interessen und Positionen im<br />

CSR-Forum auf e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Verständnis von CSR<br />

gee<strong>in</strong>igt haben. Darüber h<strong>in</strong>aus ist es gelungen, zu e<strong>in</strong>er<br />

geme<strong>in</strong>sam geteilten Haltung zu kommen, die – über die<br />

Markierung <strong>der</strong> unterschiedlichen politischen Positionen<br />

h<strong>in</strong>aus – das geme<strong>in</strong>same Bemühen trägt, Wege zu f<strong>in</strong>den<br />

und zu beschreiben, wie die Praxis verantwortlicher<br />

Unternehmensführung vorangebracht werden kann. Dies<br />

ist etwa mit Blick auf vergleichbare Prozesse, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Vergangenheit auf europäischer Ebene stattgefunden haben,<br />

ke<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit.<br />

Mit den def<strong>in</strong>ierten sechs Aktionsfel<strong>der</strong>n (s. dazu auch den<br />

Beitrag von Birgit Riess) formuliert das CSR-Forum hohe<br />

Ansprüche an e<strong>in</strong>en Aktionsplan CSR <strong>in</strong> Deutschland, <strong>der</strong><br />

vor allem den Bus<strong>in</strong>ess Case von CSR unterstützen und die<br />

Wettbewerbsfähigkeit steigern soll, <strong>in</strong>dem die Leistungen<br />

von mittelständischen und großen deutschen Unternehmen<br />

für die Öffentlichkeit, für Kunden und Verbraucher und für<br />

Geschäftspartner im In- und Ausland sichtbarer gemacht<br />

werden, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e mittelständische Unternehmen<br />

praktische Unterstützung erhalten, durch Forschung<br />

neue Lösungsansätze entwickelt und durch Bildung und<br />

Qualifizierung die Handlungsmöglichkeiten <strong>der</strong> für CSR<br />

Verantwortlichen <strong>in</strong> den Unternehmen erweitert werden.<br />

Unklar bleibt bisher noch, wie Politik und Verwaltung<br />

selbst dabei ihre Rolle verstehen und ausfüllen wollen. Im<br />

geme<strong>in</strong>samen Verständnis des CSR-Forums f<strong>in</strong>det sich dazu<br />

e<strong>in</strong> kurzer H<strong>in</strong>weis: „Aufgabe <strong>der</strong> Politik ist es, e<strong>in</strong> positives<br />

Umfeld für CSR zu schaffen. Auf diese Weise kann CSR die<br />

Bed<strong>in</strong>gungen nachhaltig funktionieren<strong>der</strong> Märkte verbessern<br />

und gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend für Gesellschaft und Unternehmen<br />

se<strong>in</strong>.“ Angesichts <strong>der</strong> Folgen <strong>der</strong> Globalisierung und<br />

e<strong>in</strong>es verschärften Wettbewerbs auf <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen,<br />

nationalen und auch auf <strong>der</strong> lokalen Ebene ist es e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

brennendsten politischen Fragen, wie dieser bei<strong>der</strong>seitige<br />

Gew<strong>in</strong>n tatsächlich realisiert werden kann. E<strong>in</strong>en mit <strong>der</strong><br />

bundesdeutschen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung<br />

kompatiblen Weg beschreibt <strong>der</strong> Frankfurter Aufruf des UPJ-<br />

Unternehmensnetzwerkes: „Die großen gesellschaftlichen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Gegenwart können nicht mehr mit<br />

den e<strong>in</strong>seitigen Rezepten <strong>der</strong> Vergangenheit gemeistert<br />

werden. Wir brauchen neue, grenz-überschreitende Konzepte<br />

des sozialen Handelns im freiwilligen Zusammenspiel<br />

von Unternehmen, öffentlicher Hand und geme<strong>in</strong>nützigen<br />

Organisationen.“ Mit diesen neuen Sozialen Kooperationen<br />

wird zurzeit mehr und mehr experimentiert – weltweit etwa<br />

im Rahmen des Global Compact sowie national und lokal<br />

etwa <strong>in</strong> Projekten <strong>der</strong> o.g. Initiativen und Netzwerke. Dabei<br />

verän<strong>der</strong>n sich im Alltag mit <strong>der</strong> Verantwortungsteilung<br />

auch die tradierten Rollen <strong>der</strong> Akteure aus Politik,<br />

Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Sich <strong>der</strong> Frage<br />

dieser neuen Verantwortungsteilung zu stellen und die<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen dafür zu beschreiben und zu gestalten,<br />

ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> zentralen Herausfor<strong>der</strong>ungen für das CSR-Forum<br />

und die CSR-Politik <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Peter Kromm<strong>in</strong>ga ist<br />

geschäftsführen<strong>der</strong> Vorstand<br />

<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>nützigen UPJ-<br />

Bundes<strong>in</strong>itiative.<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

37


Agenda<br />

38 globalcompact Deutschland 2009


NACHHALTIGKEITS-<br />

MANAGEMENT<br />

IN ZEITEN<br />

DER FINANZKRISE<br />

Von Dr. Heribert Dieter<br />

Über e<strong>in</strong> Jahr nach <strong>der</strong> Zuspitzung <strong>der</strong><br />

Krise – dem Zusammenbruch <strong>der</strong> amerikanischen<br />

Investmentbank Lehman<br />

Brothers im September 2008 – s<strong>in</strong>d die<br />

Folgen <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzkrise und die Erholung<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft klar erkennbar. An<strong>der</strong>s<br />

als von e<strong>in</strong>igen Beobachtern erwartet hat<br />

die Krise nicht zu e<strong>in</strong>er grundsätzlichen<br />

Debatte über die Zukunft <strong>der</strong> kapitalistischen<br />

Ordnung geführt. Dennoch ist die<br />

Krise e<strong>in</strong>e Zäsur und markiert <strong>in</strong> vielerlei<br />

H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>en Wendepunkt. Dies gilt<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die <strong>in</strong> Deutschland<br />

bedeutende verarbeitende Industrie. An<strong>der</strong>s<br />

als zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Krise von vielen<br />

erwartet hat die Krise die For<strong>der</strong>ung<br />

nach Nachhaltigen Strategien <strong>in</strong> Unternehmen<br />

nicht geschwächt, son<strong>der</strong>n<br />

deutlich gestärkt.<br />

In e<strong>in</strong>igen deutschen Großunternehmen<br />

wird die Krise als Weckruf verstanden,<br />

und Vorstände setzen verstärkt und<br />

öffentlich auf Nachhaltigkeit. Dies gilt<br />

beispielsweise für den Automobilhersteller<br />

BMW. Jahrzehntelang warb BMW<br />

mit dem Motto „Aus Freude am Fahren“.<br />

Dies än<strong>der</strong>t sich gegenwärtig. BMW-Chef<br />

Norbert Reithofer bemerkte im März<br />

2009: Premium wird künftig viel stärker<br />

über Nachhaltigkeit def<strong>in</strong>iert. Der von<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

F<strong>in</strong>anzkrise<br />

BMW im Jahr 2009 verkündete Ausstieg<br />

aus <strong>der</strong> Formel 1 passt <strong>in</strong> das Bild <strong>der</strong><br />

Neuorientierung dieses bedeutenden<br />

Automobilherstellers.<br />

Die bisherige Orientierung vieler Unternehmen<br />

am kurzfristig zu realisierenden<br />

Ertrag – am deutlichsten erkennbar<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach <strong>der</strong> Orientierung<br />

am „sharehol<strong>der</strong> value“ – wurde durch<br />

die Krise <strong>in</strong> Frage gestellt. Dazu kommt,<br />

dass <strong>der</strong> Klimawandel Unternehmen mit<br />

neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen konfrontiert.<br />

Gerade die geme<strong>in</strong>same Wirkung von<br />

F<strong>in</strong>anz- und Klimakrise stärkt die Bemühungen<br />

um wirtschaftliche, soziale<br />

und ökologische Nachhaltigkeit.<br />

Wie trifft die Krise Unternehmen<br />

<strong>in</strong> Deutschland?<br />

Ende des Jahres 2008 waren die Perspektiven<br />

vieler Unternehmen verheerend. Die<br />

Auftragse<strong>in</strong>gänge implodierten geradezu,<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> Export<strong>in</strong>dustrie. An<strong>der</strong>s<br />

gesagt: Die Globalisierungsgew<strong>in</strong>ner<br />

<strong>der</strong> letzten Jahrzehnte waren zunächst<br />

die Verlierer <strong>der</strong> Krise. Vor allem die<br />

Bundeslän<strong>der</strong> Baden-Württemberg und<br />

Bayern waren hart getroffen, weniger<br />

die ostdeutschen Län<strong>der</strong> und Berl<strong>in</strong>. Al-<br />

lerd<strong>in</strong>gs ist die Verwundbarkeit durch<br />

e<strong>in</strong> hohes Maß an Integration <strong>in</strong> die<br />

Weltwirtschaft nur temporär problematisch.<br />

Mittelfristig wird e<strong>in</strong> hohes Maß<br />

an Integration <strong>in</strong> die Weltwirtschaft eher<br />

Vor- als Nachteil se<strong>in</strong>, und vermutlich<br />

werden die stärker <strong>in</strong> die Weltwirtschaft<br />

<strong>in</strong>tegrierten Bundeslän<strong>der</strong> die Gew<strong>in</strong>ner<br />

des wirtschaftlichen Aufschwungs se<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong> vergleichbares Bild zeigt sich auch<br />

bei <strong>der</strong> Betrachtung von Entwicklungs-<br />

und Schwellenlän<strong>der</strong>n. Ökonomien mit<br />

hohem Außenhandelsanteil wurden<br />

hart getroffen, erholen sich aber auch<br />

rasch – etwa S<strong>in</strong>gapur. Dagegen wurden<br />

viele afrikanische Ökonomien we<strong>der</strong><br />

von <strong>der</strong> Krise stark erfasst noch werden<br />

sie vom anschließenden Aufschwung<br />

profitieren.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs stellt sich die Frage, ob<br />

e<strong>in</strong>e hohe Exportabhängigkeit nichtnachhaltig<br />

ist. Diese Frage ist auf <strong>der</strong><br />

betriebswirtschaftlichen an<strong>der</strong>s zu beantworten<br />

als auf <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen<br />

Ebene. Für produzierende Unternehmen<br />

ist auch nach <strong>der</strong> heutigen Krise die<br />

Orientierung am Weltmarkt nach wie<br />

vor die e<strong>in</strong>zige überzeugende Strategie.<br />

Firmen müssen sich dem <strong>in</strong>ternationalen<br />

Wettbewerb stellen, und e<strong>in</strong>e überzeu-<br />

39


40<br />

Agenda<br />

Exportorientierte Branchen s<strong>in</strong>d von <strong>der</strong><br />

Wirtschaftskrise stärker betroffen, aber<br />

sie profitieren auch schneller von <strong>der</strong><br />

Markterholung.<br />

gende Alternative zu diesem Konzept ist<br />

nicht erkennbar.<br />

Auf volkswirtschaftlicher Ebene ist<br />

diese Frage schwieriger zu beantworten.<br />

Zunächst gilt, dass hohe Im- und Exporte<br />

nicht problematisch s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n<br />

e<strong>in</strong> Ausdruck e<strong>in</strong>es hohen Maßes an<br />

Integration <strong>in</strong> die Weltwirtschaft. Problematisch<br />

ist <strong>in</strong>des die Erzielung von<br />

hohen Handelsbilanzüberschüssen. In<br />

<strong>der</strong> Weltwirtschaft stehen diesen Überschüssen<br />

e<strong>in</strong>iger Län<strong>der</strong> Defizite an<strong>der</strong>er<br />

Län<strong>der</strong> saldenmechanisch gegenüber. In<br />

diesem Jahrzehnt fielen vor allem Ch<strong>in</strong>a,<br />

Japan, Russland, Saudi-Arabien und<br />

eben Deutschland als Überschusslän<strong>der</strong><br />

auf. Für die deutsche Volkswirtschaft<br />

war dies per Saldo ke<strong>in</strong> gutes Geschäft.<br />

Deutschland hat, überspitzt formuliert,<br />

Porsche und Mercedes verkauft und<br />

dafür Lehman-Zertifikate bekommen.<br />

Zudem wurde mit diesen hohen Überschüssen<br />

– Deutschland erwirtschaftete<br />

im Jahr 2007 e<strong>in</strong>en Leistungsbilanzüberschuss<br />

von 260 Mrd. Dollar – das Ziel<br />

des „außenwirtschaftlichen Gleichgewichts“<br />

massiv verletzt. Vor allem hat<br />

Deutschland von den Auswirkungen<br />

dieser hohen Überschüsse wenig gespürt,<br />

weil <strong>der</strong> Aufwertungsdruck nicht <strong>der</strong><br />

nationalen Währung D-Mark, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaftswährung Euro galt.<br />

Auf Unternehmensebene war zwischen<br />

September 2008 und dem Frühjahr<br />

2009 e<strong>in</strong> extremes, <strong>der</strong> heutigen<br />

Managergeneration unbekanntes Maß<br />

an Verunsicherung zu beobachten. Viele<br />

Firmenchefs hatten zwar schon Krisen<br />

gemeistert, aber ke<strong>in</strong>e frühere Turbulenz<br />

hatte e<strong>in</strong> solches Ausmaß erreicht. In<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft wurde deshalb <strong>der</strong> Begriff<br />

„auf Sicht fahren“ außerordentlich häufig<br />

verwendet.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs zeigt sich im dritten und<br />

vierten Quartal 2009 e<strong>in</strong>e erhebliche<br />

Entspannung – und diese Erholung<br />

kommt rascher als von vielen erwartet.<br />

Deutsche Unternehmen profitieren von<br />

diesem Aufschwung. Die Kurzarbeit wird<br />

schneller als erhofft reduziert, und die<br />

Auftragse<strong>in</strong>gänge haben sich erheblich<br />

stabilisiert. Im Grunde konnte diese<br />

Entwicklung nicht überraschen: Warum<br />

sollten aus den leistungsfähigen deutschen<br />

Unternehmen plötzlich Verlierer<br />

<strong>der</strong> Globalisierung werden? An<strong>der</strong>s wäre<br />

es gewesen, wenn die heutige Krise zu<br />

massivem Protektionismus und dem<br />

Auf bau von hohen Handelsschranken<br />

geführt hätte.<br />

In mancherlei H<strong>in</strong>sicht ist die heutige<br />

Entwicklung vergleichbar mit <strong>der</strong> Krise<br />

<strong>in</strong> Asien 1997/98. Auch damals gab es<br />

e<strong>in</strong>en heftigen E<strong>in</strong>bruch, aber auch die<br />

damalige Krise markierte nicht das Ende<br />

von <strong>in</strong>ternationaler Arbeitsteilung. Wie<br />

<strong>in</strong> Asien hatte die hiesige Managergeneration<br />

nicht mit <strong>der</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />

schweren, weltweiten Krise gerechnet<br />

– und war deshalb (vorübergehend) traumatisiert.<br />

Bemerkenswert ist im übrigen,<br />

wie gelassen Deutschlands Bürger auf<br />

die Krise reagierten. Aufgegriffen wurde<br />

diese Stimmung etwa von <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er<br />

Bank, die wie folgt warb: „Mauern e<strong>in</strong>reißen.<br />

Krisen meistern. Das nennen wir<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Alltag“.<br />

Wie wirkt die Krise auf das<br />

Nachhaltigkeits<strong>management</strong> von<br />

Unternehmen?<br />

Die Krise hat die Bedeutung e<strong>in</strong>er krisenfesten<br />

Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung<br />

globalcompact Deutschland 2009


unterstrichen. Unternehmen, auch Banken,<br />

die auf die stetige Verfügbarkeit<br />

von Liquidität auf den F<strong>in</strong>anzmärkten<br />

setzten, s<strong>in</strong>d gescheitert o<strong>der</strong> <strong>in</strong> erheblichen<br />

Schwierigkeiten. Solide f<strong>in</strong>anzierte<br />

Großunternehmen wie Robert Bosch o<strong>der</strong><br />

auch mittelständische Firmen haben die<br />

Krise besser überstanden. Prom<strong>in</strong>ente<br />

Opfer e<strong>in</strong>er Krise auf den F<strong>in</strong>anzmärkten<br />

s<strong>in</strong>d Porsche und Schaeffler, die <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Krise zu e<strong>in</strong>er massiven Korrektur ihrer<br />

Strategien gezwungen waren.<br />

Vor allem aber haben sich Strategien<br />

Nachhaltigen Wirtschaftens als krisenfest<br />

erwiesen. Selbst <strong>in</strong>mitten <strong>der</strong> Krise<br />

war ke<strong>in</strong>e großflächige Abkehr vom<br />

Konzept <strong>der</strong> „Corporate Social Responsibilty“<br />

erkennbar. Im November 2008<br />

me<strong>in</strong>ten vom Handelsblatt befragte Führungskräfte,<br />

das Konzept Nachhaltigen<br />

Wirtschaftens habe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise e<strong>in</strong>e<br />

Stärkung erfahren. Über 90 Prozent <strong>der</strong><br />

befragten Führungskräfte waren <strong>der</strong><br />

Ansicht, dass CSR <strong>in</strong> Krisen<strong>zeiten</strong> e<strong>in</strong>e<br />

unverän<strong>der</strong>t hohe o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s<br />

hohe Bedeutung habe bzw. dass CSR<br />

unabhängig von Krisen<strong>zeiten</strong> sei (Handelsblatt,<br />

24.11.2008, Beilage S. 20). Nur<br />

sechs Prozent waren <strong>der</strong> Ansicht, dass<br />

CSR <strong>in</strong> Krisen<strong>zeiten</strong> e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />

Rolle spiele.<br />

Damit zeigt sich, dass die Frage nach<br />

<strong>der</strong> Bedeutung des Nachhaltigkeitskonzepts<br />

heute e<strong>in</strong>deutiger als vor <strong>der</strong> Krise<br />

beantwortet werden kann. Nachhaltigkeit<br />

war ke<strong>in</strong> Feigenblatt, son<strong>der</strong>n ist<br />

<strong>in</strong>zwischen Gegenstand <strong>der</strong> Diskussionen<br />

<strong>der</strong> Unternehmensvorstände. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>in</strong> produzierenden Unternehmen<br />

<strong>in</strong> Deutschland ist Nachhaltigkeit ke<strong>in</strong><br />

exotisches Thema mehr. Dies zeigen Stellungsnahmen<br />

von Vorständen – etwa<br />

von BMW o<strong>der</strong> Robert Bosch – sehr<br />

deutlich.<br />

Ironischerweise hat die Krise im F<strong>in</strong>anzsektor<br />

vermutlich ke<strong>in</strong>e anhaltenden<br />

Lernprozesse ausgelöst. Dort zeigen<br />

sich auf den Trümmern von AIG, Lehman,<br />

HRE und IKB schon wie<strong>der</strong> die<br />

gleichen Übertreibungen wie vor 2007.<br />

Der F<strong>in</strong>anzsektor hat offenbar weniger<br />

aus <strong>der</strong> Krise gelernt als die verarbeitende<br />

Industrie – und am wenigsten<br />

sche<strong>in</strong>en die Briten und Amerikaner<br />

gelernt zu haben. Angesichts <strong>der</strong> relativen<br />

Schwäche <strong>der</strong> verarbeitenden<br />

Industrie dieser beiden Län<strong>der</strong> kann dies<br />

auch kaum überraschen. Jenseits des<br />

F<strong>in</strong>anzsektors s<strong>in</strong>d amerikanische und<br />

britische Unternehmen seit Jahren kaum<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

F<strong>in</strong>anzkrise<br />

konkurrenzfähig, was sich auch <strong>in</strong> den<br />

anhaltend hohen Handelsbilanzdefiziten<br />

dieser beiden Län<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>schlug. Die<br />

Hoffnungen auf e<strong>in</strong>en großen Wurf,<br />

e<strong>in</strong>e neue <strong>in</strong>ternationale F<strong>in</strong>anzarchitektur,<br />

schwanden Ende des Jahres 2009<br />

allmählich.<br />

In Deutschland h<strong>in</strong>gegen treten die<br />

Stärken <strong>der</strong> sozialen Marktwirtschaft <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Krise offen zutage. Unternehmen<br />

haben soweit wie möglich auf Entlassungen<br />

verzichtet, und dies wird schon<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> nahen Zukunft e<strong>in</strong> Wettbewerbsvorteil<br />

für deutsche Firmen se<strong>in</strong>. Hier<br />

zeigt sich sehr deutlich e<strong>in</strong> erheblicher<br />

Unterschied zur letzten schweren Krise<br />

im Jahr 1993. Damals haben Unternehmen<br />

noch massiv Personal abgebaut<br />

und auch Hochqualifizierte entlassen.<br />

Die se<strong>in</strong>erzeit entlassenen Ingenieure<br />

fehlten dann im anschließenden Aufschwung.<br />

Dieses hohe Maß an Nachhaltigkeit<br />

<strong>in</strong> den Arbeitsbeziehungen<br />

wurde <strong>in</strong>des von <strong>der</strong> Politik durch die<br />

Ausweitung <strong>der</strong> Kurzarbeiterregelungen<br />

unterstützt. Dieses Zusammenwirken<br />

von langfristig orientierter Personalpolitik<br />

und sozialstaatlicher Abfe<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Krisenfolgen unterscheidet die kont<strong>in</strong>entaleuropäische<br />

Politik von den <strong>in</strong><br />

Amerika zu beobachtenden Krisenreaktionen.<br />

Deutschland hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise auch<br />

deswegen e<strong>in</strong>en deutlich niedrigeren<br />

Anstieg <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit als die USA<br />

zu verkraften. Im August 2009 betrug die<br />

Arbeitslosenquote <strong>in</strong> den USA 9,7 Prozent<br />

und <strong>in</strong> Deutschland 8,3 Prozent. Die lange<br />

kritisierte verme<strong>in</strong>tliche mangelnde<br />

Flexibilität <strong>der</strong> Arbeitsmärkte hat den<br />

kont<strong>in</strong>entaleuropäischen Ökonomien<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise also sehr geholfen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs – und auch hier zeigt<br />

sich e<strong>in</strong>e Stärke Deutschlands – haben<br />

nicht nur Großunternehmen, son<strong>der</strong>n<br />

auch <strong>der</strong> Mittelstand kreativ reagiert.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel hierfür ist <strong>der</strong> Unternehmer<br />

Walter Mennekes aus dem Siegerland.<br />

Mennekes stellt mit 800 Mitarbeitern<br />

Starkstromstecker her und litt Anfang<br />

2009 unter e<strong>in</strong>em Auftragsrückgang von<br />

20 Prozent gegenüber dem Jahr 2008.<br />

Nachdem die klassischen Flexibilisierungs<strong>in</strong>strumente,<br />

etwa <strong>der</strong> Abbau von<br />

Guthaben auf Gleitzeitkonten, ausgereizt<br />

waren, vere<strong>in</strong>barte Mennekes mit se<strong>in</strong>en<br />

Arbeitnehmern e<strong>in</strong>e auf sechs Monate<br />

befristete Reduzierung <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />

um 25 Stunden pro Monat. Die Gleitzeitkonten<br />

<strong>der</strong> Arbeitnehmer rutschen<br />

<strong>in</strong>s M<strong>in</strong>us, ohne dass zugleich die Löhne<br />

gekürzt werden. Das Unternehmen gibt<br />

den Mitarbeitern quasi e<strong>in</strong>en Vorschuss<br />

auf künftige Löhne, und kann, bei anziehen<strong>der</strong><br />

Konjunktur, von e<strong>in</strong>em Tag<br />

zum an<strong>der</strong>en die Produktion wie<strong>der</strong><br />

auf Vorkrisenniveau hochfahren (FAZ,<br />

15.4.2009, S. 14).<br />

Das Konzept des Nachhaltigen<br />

Wirtschaftens ist e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>ner <strong>der</strong><br />

Krise<br />

Die weltweite Wirtschafts- und F<strong>in</strong>anzkrise<br />

hat für e<strong>in</strong>en Paradigmenwechsel<br />

gesorgt. Sowohl für Investoren als auch<br />

für das Management von Unternehmen<br />

bedeutet sie e<strong>in</strong>e Zäsur. Die Orientierung<br />

am schnell zu erzielenden Profit hat sich<br />

als Sackgasse erwiesen. Unternehmen,<br />

die langfristig Erfolg haben wollen, s<strong>in</strong>d<br />

gezwungen, die Nachhaltigkeit ihrer Unternehmensstrategie<br />

zu überprüfen und<br />

gegebenenfalls zu korrigieren. Verlierer<br />

<strong>der</strong> Krise s<strong>in</strong>d die Konzepte von gestern<br />

– „sharehol<strong>der</strong> value“, rascher Profit und<br />

kurzfristige Ertragsmaximierung.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Konsequenz <strong>der</strong> Krise<br />

ist die gesteigerte Attraktivität <strong>der</strong> sozialen<br />

Marktwirtschaft. Der Glaube an die<br />

Selbstheilungskräfte des Marktes wurde<br />

<strong>in</strong> dieser Krise ebenso gebrochen wie das<br />

Dogma, unregulierte Märkte, e<strong>in</strong>schließlich<br />

<strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzmärkte, könnten verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />

dass Marktteilnehmer exzessive<br />

Risiken e<strong>in</strong>gehen. Die Krise zeigt, dass<br />

Märkte zwar kurzfristig funktionieren,<br />

aber nicht notwendigerweise langfristig.<br />

Die Notwendigkeit umfassen<strong>der</strong> staatlicher<br />

Regulierung <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzmärkte ist<br />

<strong>in</strong>zwischen weitgehend Konsens, und <strong>in</strong><br />

H<strong>in</strong>blick auf Umweltrisiken und an<strong>der</strong>e<br />

Dimensionen Nachhaltigen Wirtschaftens<br />

überzeugt staatliches Handeln mehr<br />

als vor <strong>der</strong> Krise. Staaten müssen den<br />

ordnungspolitischen Rahmen schaffen,<br />

<strong>in</strong> dem sich Unternehmen im Wettbewerb<br />

bewegen können. Die Annahme,<br />

dass Märkte Risiken identifizieren und<br />

elim<strong>in</strong>ieren, kann nicht mehr aufrechterhalten<br />

werden.<br />

Dr. Heribert Dieter ist Privatdozent an <strong>der</strong> Freien<br />

Universität Berl<strong>in</strong> und Co-Direktor <strong>der</strong> „Warwick<br />

Commission on International F<strong>in</strong>ancial Reform“.<br />

41


Agenda<br />

LESSONS<br />

LEARNED<br />

Was wir aus <strong>der</strong><br />

F<strong>in</strong>anzkrise gelernt<br />

haben, und was<br />

wir noch lernen<br />

müssen<br />

Thomas Begrich,<br />

Leiter <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzabteilung Kirchenamt <strong>der</strong> Evangelischen<br />

Kirche <strong>in</strong> Deutschland<br />

Diese F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise<br />

<strong>der</strong> Jahre 2008/2009 gilt als die<br />

schwerste seit 80 Jahren. Billionen Euro<br />

an Werten s<strong>in</strong>d vernichtet (sofern es nicht<br />

Buchgeld ist) und – was schlimmer ist –<br />

Millionen Menschen haben ihren Arbeitsplatz<br />

verloren o<strong>der</strong> fürchten darum.<br />

Aber noch mehr Menschen spüren die<br />

Krise nicht (noch nicht) o<strong>der</strong> können es<br />

schon gar nicht mehr hören. Viele aber glauben und hoffen:<br />

Es wird schon alles nicht so schlimm… Ist es denn wirklich<br />

schlimm? Ja, es ist. Und wenn es „nur“ diese unglaubliche<br />

Schuldenlast ist, die wir unseren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Enkeln h<strong>in</strong>terlassen,<br />

um e<strong>in</strong>e Krise dieses Ausmaßes irgendwie <strong>in</strong> den Griff<br />

zu kriegen! Es ist ke<strong>in</strong> Zweifel: Dies ist e<strong>in</strong>e Krise des Systems.<br />

Aber sie ist nicht e<strong>in</strong>fach von „den Bankern“ gemacht, son<strong>der</strong>n<br />

von Menschen. Menschen, wie wir. Wir s<strong>in</strong>d immer e<strong>in</strong> Teil<br />

des Ganzen. Wir gehören zum System. Das Problematische ist<br />

42 globalcompact Deutschland 2009<br />

1


nur: Wir können nicht aussteigen… Und das System zu än<strong>der</strong>n,<br />

ist so leicht nicht – <strong>in</strong> diesem Jahr denken wir daran, wie e<strong>in</strong><br />

solcher Versuch, <strong>der</strong> Sozialismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR und im ganzen<br />

Ostblock, vor 20 Jahren endete: er ist gescheitert.<br />

Haben wir nun etwas gelernt,<br />

aus dieser Krise?<br />

Ja, wir haben. Das Wichtigste zuerst: Wir haben gelernt,<br />

dass e<strong>in</strong> schrankenloser Neoliberalismus für die Wirtschaft<br />

buchstäblich tödlich ist. Nun f<strong>in</strong>det sich kaum noch jemand,<br />

<strong>der</strong> das nicht schon immer gesagt hätte – sagen wir besser:<br />

gesagt haben will. Wir haben gelernt, wie wichtig Regeln<br />

s<strong>in</strong>d, und wie wichtig e<strong>in</strong> Staat und e<strong>in</strong>e starke <strong>in</strong>ternationale<br />

Geme<strong>in</strong>schaft s<strong>in</strong>d, diese Regeln durchzusetzen. E<strong>in</strong>e teure<br />

Lektion. Aber sie hält hoffentlich.<br />

Sodann haben wir gelernt, dass diese Welt nicht mehr aus<br />

nur acht starken Staaten besteht, den G8, son<strong>der</strong>n, dass sie<br />

größer geworden ist und nennen sich deshalb G20. Und diese<br />

Staaten s<strong>in</strong>d bereit zu handeln. Verbesserte Eigenkapitalregeln<br />

für die Großbanken wird es geben, <strong>der</strong> Verschuldungsgrad<br />

soll überwacht werden, <strong>der</strong> Derivatehandel soll transparenter<br />

werden, Bilanzierungsregeln überarbeitet werden. Wer weiß,<br />

vielleicht gibt es gar e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzmarktsteuer nach Tob<strong>in</strong>?<br />

Diese Lektionen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Kle<strong>in</strong>igkeit. Aber an<strong>der</strong>e stehen<br />

noch aus, und sie s<strong>in</strong>d nötig: Es gibt ke<strong>in</strong>e Größenbegrenzung<br />

für Banken – trotz Ausstiegsszenarien werden manche „too big<br />

to fail“ bleiben. Es wird ke<strong>in</strong> Großkreditregister geben – damit<br />

bleiben marktumspannende Risiken weiterh<strong>in</strong> unerkannt.<br />

Und ob es e<strong>in</strong>e starke <strong>in</strong>ternational vernetzte Bankenaufsicht<br />

geben wird? Lei<strong>der</strong> wohl nicht.<br />

Was aber noch wichtiger ist: Diese Welt ist größer als die<br />

G20. G steht für „great“. Und so fehlen die Kle<strong>in</strong>en. Ke<strong>in</strong>es<br />

<strong>der</strong> armen Län<strong>der</strong> hat hier e<strong>in</strong>e Lobby. Afrika ist vergessen.<br />

Wir werden aber künftige Krisen nur beherrschen, wenn wir<br />

bereit s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e solche F<strong>in</strong>anzmarktstruktur zu errichten,<br />

die niemanden auslässt. Es war die Evangelische Kirche <strong>in</strong><br />

Deutschland, die diesen Zusammenhang ganz ausdrücklich<br />

betont hat. So heißt es im Wort des Rates <strong>der</strong> EKD „Wie e<strong>in</strong><br />

Riss <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hohen Mauer“ vom Juni 2009 zur F<strong>in</strong>anz- und<br />

Wirtschaftskrise: „Das Konzept <strong>der</strong> klassischen Sozialen Marktwirtschaft<br />

bedarf <strong>der</strong> Erweiterung zu e<strong>in</strong>er sozial, ökologisch<br />

und global verpflichteten Marktwirtschaft.“<br />

Es geht wirklich um mehr. Geld regiert die Welt, weil es das<br />

B<strong>in</strong>deglied zwischen allen Transaktionen ist, <strong>der</strong> Blutkreislauf<br />

im Körper <strong>der</strong> Wirtschaft. Geld ist nichts an<strong>der</strong>es – jedenfalls<br />

nichts Wichtigeres – als e<strong>in</strong> Transportmittel. E<strong>in</strong> F<strong>in</strong>anzmarkt,<br />

<strong>der</strong> Geld als Selbstzweck behandelt, wird immer wie<strong>der</strong> auch<br />

Verursacher von Krisen se<strong>in</strong>. Diese Lektion zu lernen, haben wir<br />

noch vor uns. „Wir“ me<strong>in</strong>t uns alle: die Politik, die Wirtschaft,<br />

die F<strong>in</strong>anzmärkte und e<strong>in</strong>en jeden von uns.<br />

Wie <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> EKD es formulierte: „Über die politische und<br />

wirtschaftliche Rahmensetzung h<strong>in</strong>aus ist es e<strong>in</strong>e kulturelle<br />

Aufgabe, dem Eigennutz e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>wohlverträgliche Gestalt<br />

zu geben. Die Balance zwischen persönlichem Wohlergehen<br />

und sozialer und ökologischer Verantwortung geht jeden an.<br />

Sie ist nicht zuletzt e<strong>in</strong>e Frage des Lebensstils.“<br />

Vielleicht sollte die nächste Krise nicht zu lange<br />

auf sich warten lassen.<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

F<strong>in</strong>anzkrise<br />

2<br />

Volker Weber,<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Forums Nachhaltige<br />

Geldanlagen<br />

Die Frage, was die F<strong>in</strong>anzbranche<br />

– zum<strong>in</strong>dest die herkömmliche<br />

– aus <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzkrise gelernt hat, lässt<br />

sich mit e<strong>in</strong>em Wort zusammen fassen:<br />

nichts! Das kl<strong>in</strong>gt hart und ungerecht,<br />

doch wer sich bei den F<strong>in</strong>anzmessen<br />

umgeschaut hat, <strong>der</strong> konnte feststellen,<br />

dass vielen Produkten e<strong>in</strong>fach das<br />

Siegel „Sicherheit“ angeheftet wurde,<br />

und man so <strong>in</strong> den Market<strong>in</strong>gabteilungen <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzdienstleister<br />

hoffte, den Zeitgeist <strong>der</strong> Anleger zu treffen. Doch die<br />

s<strong>in</strong>d schon viel weiter, als sich so mancher Market<strong>in</strong>g- und<br />

Vertriebsverantwortliche überhaupt vorstellen konnte und<br />

kann. Längst haben die Kunden das bisher traditionell <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Anlegerberatung verwendetet „Magische Dreieck“ bestehend<br />

aus den Aspekten Sicherheit/Liquidität/Rentabilität zu e<strong>in</strong>em<br />

Viereck weiter entwickelt.<br />

Als weitere Komponente ist nämlich die S<strong>in</strong>nhaftigkeit<br />

h<strong>in</strong>zu gekommen. „Was passiert mit me<strong>in</strong>em Geld, das ich<br />

e<strong>in</strong>em Fonds o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Bank anvertraue?“ fragen sich immer<br />

mehr Investoren. Den meisten Menschen ist es dabei wichtig,<br />

mit ihrem Geld dazu beizutragen, dass e<strong>in</strong>e lebenswerte<br />

Umwelt geför<strong>der</strong>t wird, dass es Generationengerechtigkeit<br />

gibt und diejenigen Unternehmen belohnt werden, die diese<br />

neuen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Konsumenten an umweltfreundliche<br />

Produkte und sozialverantwortlichem Handeln <strong>in</strong> die<br />

Tat umsetzen.<br />

Nachhaltigkeit ist gefragt und steht hoch im Kurs. Zeitgeist<br />

eben, o<strong>der</strong>? Market<strong>in</strong>gmaßnahme wie so manche Konzeptstudie,<br />

die man z. B. bei <strong>der</strong> IAA <strong>in</strong> Frankfurt wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal<br />

bestaunen konnte. Doch was passiert, wenn e<strong>in</strong> Unternehmen<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Branche die Zeichen <strong>der</strong> Zeit nicht verstanden hat,<br />

hat ebenfalls die Automobil<strong>in</strong>dustrie erlebt.<br />

Und die F<strong>in</strong>anzbranche, die sich über die S<strong>in</strong>nhaftigkeit<br />

und die Nachhaltigkeit ihrer Produkte nur sehr am Rande<br />

Gedanken gemacht hat? Viele haben hier auf Zeit gespielt<br />

und versucht, durch etwas Kosmetik an den F<strong>in</strong>anzprodukten<br />

über die Runden zu kommen. E<strong>in</strong>ige Produktklassen wie etwa<br />

Beteiligungsprodukte o<strong>der</strong> Zertifikate, aber auch den klassischen<br />

Aktienfonds o<strong>der</strong> die Aktie hat <strong>der</strong> Investor <strong>in</strong> letzter<br />

Zeit sehr verschmäht. E<strong>in</strong>ige Banken und F<strong>in</strong>anzanbieter, die<br />

auf e<strong>in</strong> nachhaltiges Geschäftsmodell gesetzt haben und setzen,<br />

haben stürmische Monate h<strong>in</strong>ter sich – und das im positiven<br />

S<strong>in</strong>ne. Viele neue Konteneröffnungen, gute Verkaufszahlen<br />

bei den Provisionsprodukten wie z.B. Investmentfonds o<strong>der</strong><br />

43


44<br />

Agenda<br />

Beteiligungsprodukten wie Solarfonds. Nachhaltigkeit wird<br />

hier glaubhaft verkauft. Die Berater stehen im Thema, <strong>der</strong><br />

Kunde fühlt sich gut beraten, und <strong>der</strong> Gedanke <strong>der</strong> doppelten<br />

Rendite, nämlich e<strong>in</strong> gutes Gewissen bei e<strong>in</strong>er guten Renditechance,<br />

verwirklicht sich im Produktangebot. Somit trägt die<br />

Fokussierung auf das ökologische und soziale Bank<strong>in</strong>g dazu<br />

bei, die Ertragslage des Institutes sehr nachhaltig erfolgreich<br />

zu gestalten.<br />

Dies bleibt natürlich den herkömmlich agierenden Instituten<br />

und F<strong>in</strong>anzdienstleistern nicht verborgen. Auch sie<br />

machen sich Gedanken zu ihrer mittel- und langfristigen<br />

Unternehmensentwicklung. So gesehen macht es daher für die<br />

Banken ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n mehr, sich nachhaltigen Bankgeschäften<br />

zu verschließen. Nicht <strong>der</strong> kurzfristige Profit steht im Mittelpunkt,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> langfristige Erfolg hat Vorrang.<br />

Daher beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bankenlandschaft e<strong>in</strong> Umdenkungsprozess<br />

h<strong>in</strong> zu mehr Transparenz und Glaubhaftigkeit.<br />

Das Forum nachhaltige Geldanlagen sieht genau hier se<strong>in</strong>e<br />

Aufgabe, nämlich die F<strong>in</strong>anzdienstleister zu unterstützen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Mitarbeiter, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong><br />

F<strong>in</strong>anzprodukte im H<strong>in</strong>blick auf ihre Transparenz und <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Aufklärung <strong>der</strong> Verbraucher über die Vorteile und die<br />

Lenkungsfunktion von nachhaltigen Kapitalanlagen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Wirtschaft und <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

Denn Geld regiert die Welt, und nachhaltige<br />

Kapitalströme helfen diese zu verbessern!<br />

3<br />

Dr. Andreas Suchanek,<br />

Professor für Wirtschaftsethik an <strong>der</strong> Handelshochschule Leipzig<br />

und Vorsitzen<strong>der</strong> des Wittenberg-Zentrums für Globale Ethik<br />

‚Die F<strong>in</strong>anzkrise weckt den Ruf nach<br />

alten Tugenden‘; ‚Corporate Responsibility<br />

more important than ever‘;<br />

‚CSR 2.0 – E<strong>in</strong> Weg aus <strong>der</strong> Krise‘. So und<br />

ähnlich konnte man es <strong>in</strong> den letzten<br />

Monaten oft lesen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs gab es auch Meldungen<br />

wie die e<strong>in</strong>er Studie von Booz & Co.,<br />

nach <strong>der</strong> 40 Prozent von über 800 weltweit<br />

befragten Managern aus allen Branchen damit rechnen,<br />

dass es durch die F<strong>in</strong>anzkrise zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schränkung von<br />

CSR kommen wird. Und e<strong>in</strong>e Studie von PWC resümiert gar<br />

e<strong>in</strong>e Befragung von 500 Führungskräften, wonach mit e<strong>in</strong>er<br />

Zunahme von Korruption und an<strong>der</strong>en Delikten <strong>der</strong> Wirtschaftskrim<strong>in</strong>alität<br />

zu rechnen sei. Derartige Trends könnten<br />

zu dem Schluss führen, dass Ethik und CSR <strong>in</strong> ihrer Bedeutung<br />

eher abnehmen. Tatsächlich ist beides plausibel: die verstärkte<br />

Thematisierung von Ethik und CSR e<strong>in</strong>erseits und <strong>der</strong> Druck<br />

zu kurzfristigen Reaktionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise, die nicht nur die<br />

Beendigung so manchen CSR-Projekts bedeuten, son<strong>der</strong>n auch<br />

<strong>in</strong> unverantwortlichem Handeln münden können.<br />

Doch gerade weil <strong>in</strong> Krisen<strong>zeiten</strong> <strong>der</strong> Druck zu e<strong>in</strong>em<br />

Handeln steigt, das nicht im E<strong>in</strong>klang mit Ethik und CSR steht,<br />

ist die Titelfrage zu bejahen, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em qualifizierten<br />

S<strong>in</strong>ne: Es geht um die Notwendigkeit, mit Ethik und CSR<br />

professioneller als bisher umzugehen. Dies sei an e<strong>in</strong>em <strong>der</strong><br />

grundlegenden Konzepte verdeutlicht, um den es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ethik<br />

bzw. CSR geht: Vertrauen.<br />

So hat die F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise nicht zuletzt e<strong>in</strong>en<br />

Umstand sehr deutlich werden lassen: Vertrauen ist e<strong>in</strong><br />

Vermögenswert. Jede Investition, jede Kooperation, die über<br />

den jeweiligen Moment h<strong>in</strong>aus angelegt ist, braucht Vertrauen.<br />

Erstaunlicherweise lernt man <strong>in</strong> den Hochschulen kaum<br />

etwas darüber, wie Vertrauen aufgebaut und bewahrt werden<br />

kann bzw. wodurch es zerstört werden kann. Vermutlich<br />

trifft hier zu, was auch für an<strong>der</strong>e Themen <strong>der</strong> Ethik und <strong>der</strong><br />

werteorientierten Unternehmensführung gilt: Das Konzept<br />

bzw. damit verbundene Themen werden trivialisiert, weil man<br />

glaubt, sie seien selbstverständlich. Interessanterweise gibt es<br />

zugleich die verbreitete Überzeugung, man brauche sich nicht<br />

damit zu befassen, weil im wirklichen Geschäft ganz an<strong>der</strong>e<br />

D<strong>in</strong>ge zählten: (F<strong>in</strong>anz-) Kennzahlen bzw. greif- und messbare<br />

Ergebnisse, nicht aber abstrakte Konzepte, die gut kl<strong>in</strong>gen,<br />

wo man sich aber fragt: Und was bedeutet das nun konkret?<br />

globalcompact Deutschland 2009


Diese Frage ist berechtigt – und zeigt zugleich e<strong>in</strong>es <strong>der</strong><br />

größten Versäumnisse <strong>der</strong> wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Forschung und Ausbildung <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte. Wenn<br />

Vertrauen e<strong>in</strong> Vermögenswert ist – und alle<strong>in</strong> schon <strong>der</strong><br />

zeitweilige Zusammenbruch des Interbankengeschäfts, <strong>der</strong> die<br />

Banken (und an<strong>der</strong>e) viel Geld kostete, bestätigt dies –, dann<br />

sollte jede Führungskraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft profundes Wissen<br />

haben darüber, welche Investitionen vorzunehmen s<strong>in</strong>d, damit<br />

dieser Vermögenswert aufgebaut und erhalten werden kann;<br />

o<strong>der</strong> umgekehrt: wie man es vermeidet, dass man zu se<strong>in</strong>er<br />

Erosion beiträgt. Doch wo lernt man systematisches Wissen<br />

über <strong>der</strong>artige Investitionen?<br />

Ich glaube, dass wir <strong>in</strong> Forschung und Lehre, <strong>in</strong> Bildung<br />

und Qualifizierung drei Fragen ernstnehmen müssen, um<br />

die Grundlagen für den „bus<strong>in</strong>ess case“ dieser Investitionen<br />

<strong>in</strong> Vertrauen zu verbessern:<br />

globalcompact Deutschland 2009 Deutschland globalcompact<br />

2009<br />

F<strong>in</strong>anzkrise<br />

Weltweit haben Staaten und nationale Bankenaufsichten<br />

auf die Folgen <strong>der</strong> US-Subprimekrise reagiert. Mittlerweile<br />

steht die Frage nach den Lehren im Blickpunkt. Mittelfristig<br />

geht es nach Ansicht von F<strong>in</strong>anzexperten um die<br />

Ausformulierung von zwei zentralen Elementen e<strong>in</strong>er neuen<br />

Aufsichtsstruktur: Diese muss die materielle Frage klären,<br />

was und wie beaufsichtigt wird. E<strong>in</strong> weiterer Punkt betrifft<br />

die Aufsichtsarchitektur, also wer beaufsichtigt. E<strong>in</strong>e EU-<br />

Expertengruppe um Jacques de Larosiére war im Februar<br />

2009 zu dem Befund gekommen, dass sowohl Regulierung<br />

als auch Aufsicht <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzmärkte versagt hätten. Die<br />

<strong>in</strong>ternationale Staatengeme<strong>in</strong>schaft hat sich daher beim<br />

G20-Gipfel <strong>in</strong> Wash<strong>in</strong>gton darauf gee<strong>in</strong>igt, dass <strong>in</strong> Zukunft<br />

die G20 und nicht länger die G8-Staaten die Hauptrolle bei<br />

<strong>der</strong> Formulierung neuer Bed<strong>in</strong>gungen für den Kapitalmarkt<br />

spielen werden. Diese soll sicherstellen, dass<br />

a) ke<strong>in</strong>e relevanten Marktteilnehmer unbeaufsichtigt s<strong>in</strong>d (no<br />

unregulated entities),<br />

b) ke<strong>in</strong>e Produkte und Märkte unbeaufsichtigt s<strong>in</strong>d (no<br />

unregulated products and markets) sowie<br />

c) ke<strong>in</strong> Marktteilnehmer sich <strong>der</strong> Aufsicht dadurch entzieht,<br />

dass er den Sitz <strong>in</strong> unkooperative <strong>in</strong>transparente<br />

Jurisdiktionen verlegt, die ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternational akzeptierten<br />

Aufsichtsstandards umgesetzt haben (no unregulated<br />

locations).<br />

Erste Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> materiellen<br />

Aufsichtsregeln s<strong>in</strong>d die Gründung des F<strong>in</strong>ancial Stability<br />

Board (FSB), e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivere Zusammenarbeit des FSB<br />

mit dem IWF im Bereich makroökonomische Risiken sowie<br />

die Ausweitung <strong>der</strong> Aufsicht auf Hedge Fonds und Rat<strong>in</strong>g<br />

Agenturen.<br />

1. Wie lässt sich die – auch und gerade betriebswirtschaftliche<br />

– Relevanz von moralischen Werten und Normen darstellen<br />

und vermitteln?<br />

2. Wie können diese Werte und Normen im Alltag präsent<br />

gehalten werden? (Dieser Frage liegt das eigentümliche<br />

Phänomen zu Grunde, dass Menschen unter dem Druck<br />

und den Ablenkungen des Alltags leicht vergessen können,<br />

was ihnen eigentlich wichtig ist.)<br />

3. Wie s<strong>in</strong>d diese Werte und Normen <strong>in</strong> komplexen Entscheidungssituationen<br />

und unter zahlreichen Restriktionen des<br />

wirtschaftlichen Alltags zur Geltung zu br<strong>in</strong>gen?<br />

Die E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die Bedeutung, gehaltvolle Antworten auf diese<br />

Fragen zu f<strong>in</strong>den, könnte e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten Lehren<br />

<strong>der</strong> F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise se<strong>in</strong>.<br />

Aktuelle Entwicklungen bei <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen F<strong>in</strong>anzarchitektur<br />

Von Dr. Elmer Lenzen<br />

Auch bei <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> verbesserten Aufsichtsarchitektur<br />

zeichnen sich erste Konturen ab. Demnach erhält die<br />

globale Fe<strong>der</strong>führung die Gruppe <strong>der</strong> G20-Staaten, die e<strong>in</strong><br />

funktionierendes globales „Frühwarnsystem“ entwickeln<br />

will. Auf europäischer Ebene hat die „De Larosière Gruppe“<br />

e<strong>in</strong>en Ausschuss zur Überwachung systemischer Risiken<br />

unter Leitung <strong>der</strong> EZB angeregt. Auch auf nationaler Ebene<br />

hat Bundeskanzler<strong>in</strong> Merkel mehrfach betont, dass klarere<br />

Aufsichtsstrukturen entstehen werden. Details berät <strong>der</strong>zeit<br />

e<strong>in</strong>e Expertengruppe „Neue F<strong>in</strong>anzarchitektur“.<br />

Vielleicht lohnt sich an dieser Stelle <strong>der</strong> Blick über den<br />

Atlantik: In den USA hat die Obama-Adm<strong>in</strong>istration im Juni<br />

2009 erste Pläne zur Stärkung und Restrukturierung <strong>der</strong><br />

F<strong>in</strong>anzaufsicht vorgestellt. Dieses Weißbuch „F<strong>in</strong>ancial<br />

Regulatory Reform – A New Foundation“ be<strong>in</strong>haltet u.a. die<br />

Gründung e<strong>in</strong>es „F<strong>in</strong>ancial Services Oversight Councils“, <strong>in</strong><br />

dem die Notenbank (Fed) und Börsenaufsichtsbehörden<br />

gleichermaßen vertreten s<strong>in</strong>d, die Aufsicht systemisch<br />

relevanter F<strong>in</strong>anzunternehmen künftig durch die Fed<br />

sowie die Gründung e<strong>in</strong>er Verbraucherschutzbehörde<br />

mit weitreichenden Befugnissen. E<strong>in</strong>er Verabschiedung<br />

<strong>der</strong> Vorschläge steht allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e deutliche Kritik aus<br />

dem Kongress im Wege. In Europa basiert die weitere<br />

Entwicklung vor allem auf dem „De Larosière-Bericht“, <strong>der</strong> 31<br />

Empfehlungen zu e<strong>in</strong>er verbesserten F<strong>in</strong>anzregulierung und<br />

-aufsicht <strong>in</strong> Europa enthält. Auf Beschluss <strong>der</strong> EU-Staats- und<br />

Regierungschefs sollen die meisten dieser Vorschläge bis<br />

2010 umgesetzt werden.<br />

Quelle: Zusammenstellung auf Basis e<strong>in</strong>er Vorlesung zum Recht <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzaufsicht von<br />

Thomas Schmitz-Lippert, Leiter <strong>der</strong> Abteilung Internationales an <strong>der</strong> Bundesanstalt für<br />

F<strong>in</strong>anzdienstleistungsaufsicht (BaF<strong>in</strong>), gehalten an <strong>der</strong> Universität Bonn im SS 2009.<br />

45


Agenda<br />

WIR LEBEN IN<br />

Als <strong>der</strong> ehemalige UN General Sekretär Kofi Annan auf dem<br />

World Economy Forum <strong>in</strong> Davos den Global Compact <strong>in</strong>s Leben<br />

rief, antwortete er damit auf die heftigen Reaktionen gegenüber<br />

e<strong>in</strong>er ungezügelten ökonomischen Globalisierung. Aufgeklärte<br />

Unternehmen erkannten die Probleme, die dieses Handeln <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Welt ohne Regeln mit sich zieht. Zwar for<strong>der</strong>ten auch<br />

sie klarere Regeln, wollten diese aber nicht verpflichtend<br />

vorschreiben.<br />

46 globalcompact Deutschland 2009


globalcompact Deutschland 2009<br />

F<strong>in</strong>anzkrise<br />

EINER fragilen WELT<br />

Von Irene Khan<br />

Das vorherrschende Mantra jener Tage<br />

war, dass <strong>der</strong> Markt alles regeln würde.<br />

Der Staat wurde auf die Rolle e<strong>in</strong>es Mo<strong>der</strong>ators<br />

beschränkt, manchmal auch nur<br />

auf die e<strong>in</strong>es Zuschauers. Unternehmen<br />

begannen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt verr<strong>in</strong>gerter<br />

H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse, neudef<strong>in</strong>ierter Grenzen<br />

und gefallener Mauern zu operieren. Sie<br />

verschoben Ressourcen um den ganzen<br />

Globus. Die Regulierungsbehörden waren<br />

unfähig und <strong>in</strong> vielen Fällen auch<br />

unwillig, Beschränkungen durchzusetzen.<br />

Menschenrechtsverletzungen wurden<br />

häufiger.<br />

In diesem Umfeld entstand <strong>der</strong> UN<br />

Global Compact, mit zuerst neun und<br />

später dann zehn Pr<strong>in</strong>zipien, welche<br />

den Unternehmen helfen sollen verantwortlich<br />

zu handeln. Menschenrechte<br />

s<strong>in</strong>d das Kernstück <strong>der</strong> Initiative. Die<br />

Unternehmen werden aufgefor<strong>der</strong>t, diese<br />

Rechte zu respektieren und sich nicht<br />

zu Komplizen von Menschenrechtsverletzungen<br />

zu machen. Doch die Abwesenheit<br />

e<strong>in</strong>es übergreifenden Bezugssystems,<br />

das Fehlen klarer Regeln und das<br />

Vertrauen auf ausschließlich freiwillige<br />

Mechanismen bedeuten, dass es ke<strong>in</strong>e<br />

verb<strong>in</strong>dlichen Standards gibt, und damit<br />

ke<strong>in</strong>e Möglichkeit, unternehmerische<br />

Leistung <strong>in</strong> diesem Bereich zu bewerten.<br />

Mit Gesetzesentwürfen zur Regelung <strong>der</strong><br />

Verantwortung transnationaler Unternehmen<br />

mit Blick auf Menschenrechte<br />

wurde daher <strong>in</strong>nerhalb des UN-Systems<br />

<strong>der</strong> Versuch unternommen, e<strong>in</strong>en übergreifenden<br />

Rahmen zu konstruieren.<br />

Dennoch: Ke<strong>in</strong> Staat befürwortete zunächst<br />

diese Regelungen, und auch nur<br />

wenige Unternehmen unterstützten sie.<br />

Unterdessen ernannte UN Generalsekretär<br />

Kofi Annan den Harvard Professor<br />

John Ruggie zu e<strong>in</strong>em Son<strong>der</strong>beauftragten<br />

für Wirtschaft und Menschenrechte.<br />

Ruggie übernahm damit e<strong>in</strong>e anspruchsvolle<br />

Aufgabe: den Status quo ermitteln,<br />

die bestehenden Initiativen analysieren<br />

und Maßnahmen vorschlagen, um unternehmerische<br />

Leistung <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

zu verbessern.<br />

Auf dem Weg zum<br />

Ruggie-Report<br />

In den ersten drei Jahren se<strong>in</strong>es Mandates<br />

veröffentlichte Professor Ruggie<br />

mehrere Berichte. Diese gipfelten<br />

2008 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Abschlußbericht: Dar<strong>in</strong><br />

for<strong>der</strong>t Ruggie, die Pflicht des Staates<br />

Rechte zu schützen, die gesellschaftlichen<br />

Verantwortung, diese Rechte zu<br />

respektieren und die Zugangsmöglichkeiten<br />

zu Rechtsmitteln für all jene zu<br />

erhöhen, die durch gesellschaftliche<br />

Aktivitäten geschädigt wurden. Professor<br />

Ruggie arbeitet <strong>der</strong>zeit die Details<br />

des vorgeschlagenen „Schutz, Respekt<br />

und Rechtsmittel“-Regelwerks aus. E<strong>in</strong>e<br />

wichtige Aussage Ruggies ist es, das jedes<br />

Unternehmen alle Rechte zu respektieren<br />

habe: Firmen können sich nicht,<br />

abhängig von ihrer Branche, nur für<br />

bestimmte Rechte entscheiden.<br />

Zehn Jahre nach <strong>der</strong> Gründung des<br />

Global Compact ist es notwendig, uns<br />

selbst daran zu er<strong>in</strong>nern, worum es sich<br />

bei dieser Initiative eigentlich handelt:<br />

Sie bleibt e<strong>in</strong>e wichtige, bahnbrechende<br />

Initiative <strong>der</strong> UN – e<strong>in</strong>e kühnes Projekt,<br />

das <strong>in</strong> Bereiche e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gt, die vormals<br />

<strong>der</strong> UN nicht vertraut waren. Auch für<br />

Unternehmen bietet die Initiative die<br />

Möglichkeit, sich mit mehreren Stakehol<strong>der</strong>n,<br />

e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Zivilgesellschaft,<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen und ihre eigene,<br />

breiter gesteckte gesellschaftliche Rolle<br />

zu entdecken. Der Global Compact verfügt<br />

hierbei über e<strong>in</strong> großes Potential,<br />

Corporate Social Responsibility weiter<br />

auszubauen, den Schutz <strong>der</strong> Menschenrechte<br />

e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Der Markt versagt, weil <strong>der</strong> Staat<br />

nicht kontrollierte<br />

Dennoch, zehn Jahre nach <strong>der</strong> Gründung<br />

des Global Compact, hat sich die<br />

Welt verän<strong>der</strong>t. Unternehmen, die wie<br />

Riesen daher schritten – wie etwa<br />

Enron – existieren nicht mehr. Ganze<br />

Industrien, die als „masters of the<br />

universe“ bezeichnet wurden – Investmentbank<strong>in</strong>g<br />

beispielsweise – gibt es<br />

<strong>in</strong> dieser Form nicht mehr. E<strong>in</strong>ige <strong>der</strong><br />

weltgrößten Banken s<strong>in</strong>d verstaatlicht,<br />

wenn auch nur temporär. Das Gleiche<br />

gilt für Versicherungen, Automobilunternehmen<br />

beanspruchen staatliche<br />

Unterstützung, Zeitungen schließen,<br />

und viele Unternehmen denken über<br />

neue Wege nach, um überhaupt im Geschäft<br />

zu bleiben. An diesen Punkt s<strong>in</strong>d<br />

wir gekommen, weil Staaten, getrieben<br />

von hemmungslosem Kapitalismus und<br />

ungezügelter Marktorientierung, ihre<br />

eigenen Kontrollmechanismen zurückfuhren.<br />

Daher taten Unternehmen, was<br />

47


48<br />

Agenda<br />

sie nun e<strong>in</strong>mal tun – sie jagten dem<br />

Profit h<strong>in</strong>terher und brachten dabei die<br />

gesamte Weltwirtschaft an den Rand des<br />

Kollaps, vergleichbar mit <strong>der</strong> „Großen<br />

Depression“ <strong>der</strong> 30er Jahre.<br />

Jetzt ist nicht die Zeit für Schuldzuweisungen,<br />

aber es ist e<strong>in</strong>e günstige<br />

Gelegenheit, Unternehmen an ihre<br />

Verantwortung zu er<strong>in</strong>nern, nicht nur<br />

gegenüber ihren Aktionären, son<strong>der</strong>n<br />

gegenüber all jenen, die <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er<br />

Form an <strong>der</strong> Wirtschaft teilhaben. Dies<br />

schließt sowohl Konsumenten, Lieferanten<br />

und Angestellte als auch jene<br />

mit e<strong>in</strong>, <strong>der</strong>en Leben durch die bloße<br />

Anwesenheit des Unternehmens bee<strong>in</strong>flusst<br />

wird, auch wenn ke<strong>in</strong>erlei formale<br />

Beziehung zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> besteht. Ich denke<br />

da an Geme<strong>in</strong>schaften, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe<br />

<strong>der</strong> Rohstoff<strong>in</strong>dustrien leben o<strong>der</strong> an die<br />

armen Menschen <strong>in</strong> Städten, wo ke<strong>in</strong>e<br />

Gesundheitsversorgung funktioniert,<br />

weil beispielsweise Unternehmen Wege<br />

gefunden haben, Steuerzahlungen zu<br />

umgehen.<br />

Sich den Pr<strong>in</strong>zipien des Global Compact<br />

zu widmen, ist e<strong>in</strong> erster, vielsprechen<strong>der</strong><br />

Schritt von Unternehmen. Die<br />

vielen verschiedenen Instrumentarien<br />

zu nutzen, die <strong>der</strong> Global Compact bietet,<br />

wäre <strong>der</strong> nächste. E<strong>in</strong> Zusammenschluss<br />

und die Vernetzung mit an<strong>der</strong>en<br />

Unternehmen, die sich <strong>in</strong> ähnlichen<br />

Situationen bef<strong>in</strong>den, könnten darauf<br />

folgen. Wenn all dies geschähe, gäbe<br />

es e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames globales Lernen <strong>der</strong><br />

Unternehmen, um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kooperation<br />

die unternehmerischen Leistungen zu<br />

verbessern.<br />

Rückkehr <strong>der</strong> Regulierer<br />

Die <strong>der</strong>zeitige Krise bietet dem Staat<br />

die Möglichkeit sich wie<strong>der</strong> stärker zu<br />

behaupten. Wie Professor Ruggie <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em jüngsten Bericht herausstellte,<br />

übernehmen Märkte zwar effizient<br />

die Ressourcenverteilung, <strong>in</strong> völliger<br />

Entkopplung vom Staat können sie<br />

dennoch nicht operieren. Der Staat hat<br />

die Aufgabe, ja sogar die Verpflichtung,<br />

die Wirtschaft zu regulieren. Nur dann<br />

können Probleme des Marktversagens,<br />

welche zu sozialer Ungerechtigkeit führen,<br />

angegangen werden.<br />

Aufgeklärte Unternehmen warten<br />

jedoch nicht erst auf Anweisungen <strong>der</strong><br />

Regierung. Sie antizipieren den Wandel,<br />

um mit ihrem Handeln Beteiligungen an<br />

Missbräuchen zu vermeiden. Das Global<br />

Compact-Modell, die gleichberechtigte<br />

Partnerschaft zwischen Zivilgesellschaft<br />

und Wirtschaft, kann hierbei e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle spielen.<br />

Da ausländische Investitionsströme<br />

<strong>in</strong> Schwellenlän<strong>der</strong>n wie etwa Brasilien,<br />

Russland, Indien und Ch<strong>in</strong>a (BRIC)<br />

zunehmen, ist es umso wichtiger, dass<br />

Unternehmen dort nicht die Fehler <strong>der</strong><br />

Vergangenheit wie<strong>der</strong>holen, son<strong>der</strong>n<br />

nach den höchsten Standards operieren.<br />

Die Netzwerke des Global Compact<br />

und die auf <strong>der</strong> Website zur Verfügung<br />

gestellten Materialen sollten dafür gute<br />

Ansatzpunkte bieten.<br />

Verhalten muss sich än<strong>der</strong>n<br />

Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gefährlichen und gefährdeten,<br />

fragilen und <strong>in</strong> vieler H<strong>in</strong>sicht<br />

geteilten Welt. Ungleichheit verschärft<br />

diese Trennungen und untermauert<br />

die ohneh<strong>in</strong> kritische Menschenrechtssituation.<br />

Daher ist es unverzichtbar,<br />

Menschenrechte auf die Agenda von<br />

Unternehmen, und die Verantwortung<br />

von Unternehmen auf die Agenda <strong>der</strong><br />

Vere<strong>in</strong>ten Nationen zu setzen.<br />

Der Wert des Global Compact zeigt<br />

sich dabei <strong>in</strong> zweifacher Weise: Erstens ist<br />

die Initiative UN-gestützt, und zweitens<br />

ist sie wirklich global. Das Engagement<br />

und die Führung <strong>der</strong> UN s<strong>in</strong>d wichtig,<br />

ihre Zustimmung wird geschätzt, sie hat<br />

E<strong>in</strong>fluss und zieht damit Unternehmen<br />

aus aller Welt an. Die Frage, die wir<br />

dennoch stellen müssen, lautet: Wird<br />

das vorhandene Potential dieser Initiative<br />

genügend ausgeschöpft?<br />

Mit über 5.000 teilnehmenden Unternehmen<br />

aus aller Welt agiert <strong>der</strong><br />

Global Compact als e<strong>in</strong> „großes Zelt“,<br />

unter welchem die Unternehmen ihr<br />

Bewusstse<strong>in</strong> und ihr Verständnis von sozialer<br />

Verantwortung ausbauen können.<br />

Der Pakt ist e<strong>in</strong> wichtiges Lernforum, <strong>in</strong><br />

dem Best-Practice-Beispiele ausgetauscht<br />

und so Instrumente zur Übersetzung <strong>der</strong><br />

Pr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong> konkrete Richtl<strong>in</strong>ien entwickelt<br />

werden. Lernen ist wichtig, denn<br />

Verän<strong>der</strong>ung kann ohne das Verständnis<br />

<strong>der</strong> Unternehmen, was sie tun sollten<br />

und wie sie das am besten umsetzen<br />

können, nicht stattf<strong>in</strong>den. Aber Lernen<br />

alle<strong>in</strong> reicht nicht aus, um Verhalten zu<br />

än<strong>der</strong>n. Viele Unternehmen im Global<br />

Compact s<strong>in</strong>d zwar aufrichtig daran<br />

<strong>in</strong>teressiert, ihr Verhalten zu verbessern,<br />

aber lei<strong>der</strong> gibt es auch e<strong>in</strong>e Menge, die<br />

glauben, die Unterzeichnung des Ab-<br />

kommens gebe ihnen automatisch e<strong>in</strong><br />

Gütesiegel für ihre Handlungen. Wenn<br />

das geschieht, leidet die Integrität des<br />

Global Compact.<br />

Integrität des Global Compact<br />

schützen<br />

Es reicht für die Initiative nicht aus nur<br />

zu unterrichten, auf Transparenz und<br />

Offenlegung zu bestehen und ansonsten<br />

die D<strong>in</strong>ge laufen zu lassen. Es ist leicht,<br />

Pr<strong>in</strong>zipien zuzustimmen, wenn man<br />

nicht für <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>haltung verantwortlich<br />

gemacht wird. Daher ist es an <strong>der</strong><br />

Zeit, stabile Sanktionsmechanismen zu<br />

entwickeln, um Trittbrettfahrer auszuschließen.<br />

Der Global Compact muss Wege f<strong>in</strong>den,<br />

se<strong>in</strong>e Teilnehmer für die E<strong>in</strong>haltung<br />

<strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>zipien haftbar zu machen.<br />

Zwar ist <strong>der</strong> Delist<strong>in</strong>g-Prozess (Anm. d.<br />

Red.: das Entfernen <strong>in</strong>aktiver Unternehmen<br />

von <strong>der</strong> Teilnehmerliste) e<strong>in</strong><br />

Schritt <strong>in</strong> die richtige Richtung, aber er<br />

fußt größtenteils auf e<strong>in</strong>er technischen<br />

und prozessualen Basis und ist daher<br />

ke<strong>in</strong> adäquater Mechanismus für e<strong>in</strong>e<br />

wirkliche E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Regeln. Die<br />

Erfahrung zeigt, dass freiwillige Ansätze,<br />

die Sanktionsmechanismen <strong>in</strong>tegriert haben,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> öffentlichen Wahrnehmung<br />

weitaus glaubwürdiger s<strong>in</strong>d als solche,<br />

die sich auf Ermahnungen beschränken.<br />

Amnesty International unterstützt alle<br />

Teilnehmer des Global Compact, stabile<br />

Peer-Review Mechanismen zu implementieren.<br />

Die Unternehmen mit den<br />

besten Leistungen könnten die Latte<br />

hochhalten, <strong>in</strong>dem sie sich gegenseitig<br />

Rechenschaft ablegten. Es ist an <strong>der</strong><br />

Zeit, die Regelbefolgung stärker hervor<br />

zu heben. „Rais<strong>in</strong>g the bar“ lautet passen<strong>der</strong>weise<br />

<strong>der</strong> Titel e<strong>in</strong>er Publikation<br />

des Global Compact.<br />

Grenzen <strong>der</strong> Freiwilligkeit<br />

Freiwillige Ansätze s<strong>in</strong>d wichtig, aber<br />

egal wie gut sie auch s<strong>in</strong>d, ihnen bleiben<br />

e<strong>in</strong>ige, ihrer Freiwilligkeit geschuldeten<br />

E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong>härent. Schon <strong>der</strong><br />

Def<strong>in</strong>ition nach s<strong>in</strong>d diese Ansätze auf<br />

freiwilligen Beitritt angewiesen und<br />

können daher auch von Unternehmen<br />

freiwillig wie<strong>der</strong> verlassen werden. Sie<br />

beschäftigen sich also nicht mit den<br />

sogenannten „Zau<strong>der</strong>ern“ und Unternehmen,<br />

die nicht beitreten. Das soll<br />

jedoch nicht heißen, dass Unternehmen<br />

globalcompact Deutschland 2009


<strong>der</strong> BRIC-Staaten o<strong>der</strong> Unternehmen, die<br />

bisher noch ke<strong>in</strong>e Teilnehmer des Global<br />

Compact s<strong>in</strong>d, zwangläufig Zau<strong>der</strong>er s<strong>in</strong>d.<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> Rechtsstreitigkeiten<br />

mit Unternehmen zeigt, dass e<strong>in</strong>ige, die<br />

bereits Teilnehmer des Global Compact<br />

s<strong>in</strong>d und zu den größten Namen ihrer<br />

Industrie zählen, dennoch von <strong>der</strong> Zivilgesellschaft<br />

und auch von ihren Opfern<br />

verklagt werden, weil sie die Menschenrechte<br />

nicht respektiert haben.<br />

Freiwillige Ansätze bieten etwas<br />

Schutz, für e<strong>in</strong> paar Menschenrechte<br />

e<strong>in</strong>iger Menschen. Das ist aus Menschenrechtsperspektive<br />

die Haupte<strong>in</strong>schränkung<br />

und Kritik. Menschenrechte s<strong>in</strong>d<br />

jedoch ihrer Natur nach universelle Garantien,<br />

– sie gelten für alle Menschen,<br />

<strong>in</strong> jedem Teil <strong>der</strong> Welt zu je<strong>der</strong> Zeit.<br />

Obwohl <strong>der</strong> Staat die vorrangige Aufgabe<br />

hat, Rechte zu respektieren, zu schützen<br />

und e<strong>in</strong>zulösen, wurde <strong>der</strong> Global<br />

Compact notwendig, da e<strong>in</strong>ige Staaten<br />

unwillig o<strong>der</strong> unfähig s<strong>in</strong>d, diese Rolle<br />

vollständig und zu je<strong>der</strong> Zeit auszufüllen.<br />

Das bedeutet nicht, dass alle staatlichen<br />

Aufgaben auf Unternehmen übertragen<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

F<strong>in</strong>anzkrise<br />

Der Welthandel hat sich seit 1990 vervielfacht. 90 Prozent dieser Waren werden per Schiff<br />

transportiert.<br />

werden, aber es erhöht die Anfor<strong>der</strong>ung<br />

an Unternehmen verantwortlich zu handeln.<br />

Daher for<strong>der</strong>t Amnesty International,<br />

trotz <strong>der</strong> Unterstützung effektiver<br />

freiwilliger Initiativen, globale Standards<br />

für Wirtschaft und Menschenrechte, die<br />

über staatliche Grenzen h<strong>in</strong>weg alle Unternehmen<br />

betreffen, ob sie nun <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a<br />

o<strong>der</strong> Kanada, <strong>in</strong> Malawi o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schweiz<br />

agieren. Solch globale Standards böten<br />

den Regierungen klare, geme<strong>in</strong>same<br />

Richtl<strong>in</strong>ien, wie sie mit den Auswirkungen<br />

unternehmerischen Verhaltens auf<br />

Menschenrechte umgehen könnten. Sie<br />

würden gleiche Wettbewerbsbed<strong>in</strong>gungen<br />

schaffen, geme<strong>in</strong>schaftliche Erwartungen<br />

festlegen und Vertrauen unter<br />

Kunden, Sharehol<strong>der</strong>n, Investoren und<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft erzeugen.<br />

In <strong>der</strong> Geschäftswelt gibt es viel Misstrauen<br />

gegenüber stärkeren Regulierungen<br />

und ganz beson<strong>der</strong>s gegenüber<br />

Regeln des <strong>in</strong>ternationalen Rechts. Dabei<br />

wissen Unternehmen, wie nützlich diese<br />

Regeln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er globalisierten Welt<br />

se<strong>in</strong> können: Die Geschäftswelt hat die<br />

Entwicklung <strong>in</strong>ternationaler Regeln un-<br />

terstützt, zum Schutz ihrer Investitionen.<br />

Innerhalb des letzten Jahrzehnts haben<br />

Umfang und Bandbreite <strong>in</strong>ternationaler<br />

Gesetze mit ökonomischem Bezug<br />

erheblich zugenommen. Zahlreiche<br />

<strong>in</strong>ternationale Investment-Abkommen,<br />

Handelsvere<strong>in</strong>barungen und schiedsgerichtliche<br />

Regelsysteme bieten Investoren<br />

e<strong>in</strong> hohes Maß an <strong>in</strong>ternationaler<br />

Rechtssicherheit.<br />

Darum müssen Unternehmen, die<br />

Teilnehmer des Global Compact s<strong>in</strong>d,<br />

ihr Engagement für die Verbreitung des<br />

Menschenrechtsschutzes <strong>in</strong> gleichem<br />

Maße ausweiten, wie sie dies für den<br />

Schutz wirtschaftlicher Investitionen<br />

tun. Der Global Compact als e<strong>in</strong> Kollektiv<br />

aus Wirtschaftsführern, <strong>der</strong> UN und<br />

den Regeln des <strong>in</strong>ternationalen Rechts<br />

verpflichtet, kann vieles dafür tun, das<br />

bisherige Verhalten zu än<strong>der</strong>n.<br />

In <strong>der</strong> abschließenden Analyse ist<br />

es wichtig zu erkennen, dass <strong>der</strong> Global<br />

Compact e<strong>in</strong> Teil e<strong>in</strong>es wesentlich größeren<br />

Puzzles ist. Wir alle, die UN, Regierungen,<br />

Wirtschaft und Zivilgesellschaft,<br />

müssen Energie <strong>in</strong> die Ansprache <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Puzzleteile stecken, e<strong>in</strong>schließlich<br />

<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Verantwortung <strong>der</strong><br />

Regierungen.<br />

Indem die UN <strong>der</strong> Initiative ihren<br />

Namen geliehen hat, hat sie dem Global<br />

Compact e<strong>in</strong>en Wert zugesprochen, den<br />

ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e freiwillige Initiative hat.<br />

Mit <strong>der</strong> Übernahme <strong>der</strong> Führungsrolle<br />

<strong>in</strong> dieser Initiative setzt die UN ihre<br />

Reputation aufs Spiel. Die Initiative<br />

kann sich daher mit nichts weniger<br />

als e<strong>in</strong>er Spitzenleistung zufrieden geben.<br />

Kofi Annan beschrieb den Global<br />

Compact als die weltgrößte Bürger<strong>in</strong>itiative.<br />

Wenn sie das tatsächlich ist und<br />

sie diesem Titel alle Ehre machen will,<br />

muss die Initiative mehr tun, um das<br />

Vertrauen <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>der</strong> Welt<br />

zu erlangen.<br />

Wir hoffen, dass sich die UN weiterh<strong>in</strong><br />

für die Stärkung des freiwilligen<br />

Ansatzes e<strong>in</strong>setzt und gleichzeitig verb<strong>in</strong>dliche<br />

globale Standards unternehmerischer<br />

Verantwortung für die Wahrung<br />

<strong>der</strong> Menschenrechte för<strong>der</strong>t, welche die<br />

Staaten global umsetzen können.<br />

Irene Khan ist Generalsekretär von<br />

Amnesty International (ai).<br />

49


BEST PRAC<br />

MENSCHENRECHTE<br />

BASF<br />

CompWare Medical<br />

Lufthansa<br />

TÜV Rhe<strong>in</strong>land<br />

WGZ Bank<br />

ARBEITSNORMEN<br />

ABB<br />

GTZ<br />

PwC<br />

UMWELTSCHUTZ<br />

BMW Group<br />

Bosch<br />

B/S/H<br />

Deutsche Bank<br />

Deutsche Post DHL<br />

Heraeus<br />

The L<strong>in</strong>de Group<br />

Miele<br />

RWE<br />

Siemens<br />

Volkswagen<br />

UN PARTNERSCHAFTEN<br />

Merck<br />

FINANZMÄRKTE<br />

Deutsche Börse Group<br />

CSR-MANAGEMENT<br />

Bayer<br />

Daimler<br />

Deutsche Telekom<br />

Ernst & Young<br />

Evonik<br />

Studiosus


TICE<br />

52<br />

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><br />

ABB<br />

BASF<br />

Bayer<br />

BMW<br />

Bosch<br />

BSH<br />

CompWare Medical<br />

Daimler<br />

Deutsche Bank<br />

Deutsche Börse Group<br />

Deutsche Post DHL<br />

Deutsche Telekom<br />

Ernst & Young<br />

Evonik<br />

GTZ<br />

Heraeus<br />

L<strong>in</strong>de<br />

Lufthansa<br />

Merck<br />

Miele<br />

PwC<br />

RWE<br />

Siemens<br />

Studiosus<br />

TÜV Rhe<strong>in</strong>land<br />

Volkswagen<br />

WGZ Bank<br />

Für die redaktionellen Beiträge dieser Rubrik s<strong>in</strong>d ausschließlich die Unternehmen<br />

und ihre Autoren selbst verantwortlich.


ABB<br />

52<br />

Best Practice<br />

Ausgezeichnetes<br />

Gesundheits<strong>management</strong>:<br />

„Fit for Life“ – fit mit ABB<br />

Deutschlands gesündestes<br />

Unternehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Kategorie Elektrotechnik:<br />

Im Rahmen ihres<br />

beispielhaften betrieblichen<br />

Gesundheits<strong>management</strong>s<br />

wurde die deutsche ABB für<br />

die Initiative „Fit for Life“<br />

2009 mit dem Corporate<br />

Health Award ausgezeichnet.<br />

Für ABB ist <strong>der</strong> Preis<br />

nicht nur e<strong>in</strong>e große<br />

Anerkennung, son<strong>der</strong>n<br />

auch e<strong>in</strong>e Bestärkung, das<br />

Gesundheits<strong>management</strong><br />

nachhaltig voranzutreiben.<br />

Von Heidrun Weigert<br />

Entgegen <strong>der</strong> noch immer weitverbreiteten<br />

Me<strong>in</strong>ung, Gesundheit sei ausschließlich<br />

Privatsache, verfolgt ABB mit <strong>der</strong><br />

Initiative „Fit for Life“ e<strong>in</strong>en nachhaltigen<br />

Ansatz im Gesundheits<strong>management</strong>. Das<br />

Unternehmen hat erkannt: Wer sich aktiv<br />

um die Gesundheit se<strong>in</strong>er Beschäftigten<br />

kümmert, profitiert von gesunden,<br />

motivierten und leistungsfähigen Mitarbeitern.<br />

Das ABB-Engagement wurde<br />

2009 mit dem erstmalig verliehenen<br />

Corporate Health Award belohnt. Die<br />

Auszeichnung ist e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Aktion<br />

von Handelsblatt, TÜV SÜD Life<br />

Service und dem Marktforschungs<strong>in</strong>stitut<br />

EuPD Research unter <strong>der</strong> Schirmherrschaft<br />

des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für<br />

Arbeit und Soziales. Der Wettbewerb<br />

will die Vorbildfunktion e<strong>in</strong>es guten<br />

betrieblichen Gesundheits<strong>management</strong>s<br />

hervorheben. Rund 160 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrzahl<br />

vornehmlich große Unternehmen hatten<br />

sich beworben. Verliehen wurde <strong>der</strong> Corporate<br />

Health Award 2009 auf Basis e<strong>in</strong>es<br />

mehrstufigen, expertengestützten Bewertungssystems:<br />

ABB konnte bei Qualifizierungsfragebogen,<br />

Best Practice-Ansätzen,<br />

Dokumentationsmaterialien und beim<br />

abschließenden Audit den Expertenbeirat<br />

von sich überzeugen und wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Kategorie Elektrotechnik und Konsumgüter<br />

als bestes und e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> „gesündesten“<br />

Unternehmen ausgezeichnet. Das Urteil<br />

Das Gesundheits<strong>management</strong>-System<br />

„Fit for Life“ von ABB setzt auf die flächendeckende<br />

Durchführung von Vorsorgeuntersuchungen<br />

und Präventivmaßnahmen,<br />

um die Beschäftigten für das Thema<br />

Gesundheit zu sensibilisieren.<br />

<strong>der</strong> Jury: Das Projekt ist passgenau auf<br />

die mit dem demografischen Wandel<br />

verbundenen Herausfor<strong>der</strong>ungen im<br />

Konzern zugeschnitten. Es deckt neben<br />

<strong>der</strong> betrieblichen Gesundheit beson<strong>der</strong>s<br />

die Bereiche Personalentwicklung und<br />

Wissens<strong>management</strong> ab.<br />

Demografischer Wandel h<strong>in</strong>terlässt<br />

Spuren<br />

Doch was macht „Fit for Life“ so beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Unternehmenswelt?<br />

Das Gesundheits<strong>management</strong> ist<br />

globalcompact Deutschland 2009


ei <strong>der</strong> deutschen ABB e<strong>in</strong> zentraler<br />

Bestandteil e<strong>in</strong>es ganzheitlichen Personalprogramms:<br />

„Generations“ wurde<br />

2007 gestartet. An<strong>der</strong>s als bei Ansätzen,<br />

die lediglich auf e<strong>in</strong>e Altersgruppe <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter abzielen, handelt es sich bei<br />

„Generations“ um e<strong>in</strong> generationenübergreifendes<br />

Konzept. Ziel des Personalprogramms<br />

ist es, den Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

des demografischen Wandels rechtzeitig<br />

zu begegnen. Knapp die Hälfte <strong>der</strong><br />

ABB-Beschäftigten war 2009 älter als 45<br />

Jahre und wechselt damit <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

nächsten 20 Jahre <strong>in</strong> den Ruhestand. Das<br />

entspricht dem nationalen Trend: Die<br />

Bevölkerung wird im Durchschnitt immer<br />

älter, während gleichzeitig weniger<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> geboren werden. Die klassische<br />

Altersstruktur <strong>in</strong> Pyramidenform existiert<br />

nicht mehr. Der demografische Wandel<br />

macht auch vor <strong>der</strong> Unternehmenswelt<br />

nicht halt und wird auch bei <strong>der</strong> deutschen<br />

ABB deutliche Spuren h<strong>in</strong>terlassen.<br />

Mit „Generations“ soll nicht nur<br />

die Leistungsfähigkeit von ABB unter<br />

den sich verän<strong>der</strong>nden Bed<strong>in</strong>gungen<br />

erhalten werden, vielmehr soll bei allen<br />

Beschäftigten e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> für<br />

die Herausfor<strong>der</strong>ungen des demografischen<br />

Wandels geschaffen werden. Das<br />

Programm umfasst dabei viel mehr als<br />

Andreas Horst, M<strong>in</strong>isterialrat im<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Arbeit und Soziales,<br />

übergibt den Corporate Health Award 2009<br />

an Volker Barzyk (Mitte), Leiter Human<br />

Resources, und Hendrik Weiler, Mitglied des<br />

Vorstands und Arbeitsdirektor (beide ABB<br />

Deutschland).<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

die üblichen „50 Plus“-Maßnahmen,<br />

die sich alle<strong>in</strong> auf ältere Beschäftigte<br />

konzentrieren. Bei ABB wurde bewusst<br />

e<strong>in</strong> ganzheitlicher Ansatz gewählt, <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter aller Altersstufen und Lebenslagen<br />

e<strong>in</strong>schließt. Unterteilt <strong>in</strong><br />

die sechs Themengebiete Führung und<br />

Kultur, Personalentwicklung, Wissens<strong>management</strong>,<br />

Gesundheits<strong>management</strong>,<br />

Personalbeschaffung und Beschäftigungsbed<strong>in</strong>gungen,<br />

richtet sich das Programm<br />

an die Beschäftigten aller Altersgruppen.<br />

Für diesen ganzheitlichen Ansatz wurde<br />

„Generations“ bereits im Jahr 2007<br />

vom Bundeswirtschaftsm<strong>in</strong>isterium im<br />

Rahmen des Wettbewerbs „Chancen mit<br />

Erfahrung“ ausgezeichnet.<br />

Teil e<strong>in</strong>es ganzheitlichen<br />

Programms<br />

Dabei vertritt ABB die Auffassung, dass<br />

Gesundheit die Basis für die Leistungsfähigkeit<br />

e<strong>in</strong>es jeden Menschen ist. Mit<br />

den grundlegenden Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Arbeitswelt steigen die Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

e<strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nes Gesundheits<strong>management</strong>.<br />

Heute steht die Vorbeugung im Vor<strong>der</strong>grund<br />

– für Körper und Geist. Als Teil<br />

des Personalprogramms „Generations“<br />

werden bei ABB im Rahmen von „Fit<br />

for Life“ Vorsorgeuntersuchungen und<br />

Präventionsmaßnahmen für alle Altersgruppen<br />

bundesweit angeboten: E<strong>in</strong><br />

Angestellter verbr<strong>in</strong>gt heute rund 84 Prozent<br />

se<strong>in</strong>er Arbeitszeit im Sitzen. Daher<br />

verwun<strong>der</strong>t es kaum, dass Erkrankungen<br />

<strong>der</strong> Wirbelsäule auf Grund von Bewegungsmangel,<br />

aber auch Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen erheblich zugenommen<br />

haben. Auch bei <strong>der</strong> deutschen ABB s<strong>in</strong>d<br />

Wirbelsäulen- und Gelenkerkrankungen<br />

die Ursache Nummer E<strong>in</strong>s für Fehl<strong>zeiten</strong>.<br />

Mit „Fit for Life“ will ABB erreichen,<br />

dass sich die Mitarbeiter stärker mit<br />

ihrer Gesundheit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen.<br />

Letztendlich sollen allen Mitarbeitern<br />

Angebote für e<strong>in</strong> gesundheitsbewusstes<br />

Verhalten gemacht werden.<br />

Zweimal im Jahr f<strong>in</strong>det an allen<br />

größeren deutschen ABB-Standorten<br />

e<strong>in</strong>e „Fit for Life“-Gesundheitsaktion<br />

statt – von <strong>der</strong> Erstellung <strong>in</strong>dividueller<br />

Risikoprofile zur Früherkennung von<br />

Herz-Kreislauf-Krankheiten über die<br />

Früherkennung von Dickdarmkrebs bis<br />

h<strong>in</strong> zur Prävention von Wirbelsäulenschäden.<br />

So stand das Jahr 2009 ganz<br />

im Zeichen von Aktionen zur gesunden<br />

Ernährung, bei <strong>der</strong> an vielen Standorten<br />

auch die Kant<strong>in</strong>en <strong>in</strong> die Aktionen<br />

e<strong>in</strong>bezogen wurden. 2010 können die<br />

Beschäftigten ihre persönliche Fitness<br />

überprüfen und das Deutsche Sportabzeichen<br />

ablegen. Dazu wird es sogar e<strong>in</strong>en<br />

ABB-<strong>in</strong>ternen Wettbewerb geben.<br />

An den ABB-Standorten etabliert<br />

Für den Erfolg des Gesundheits<strong>management</strong>-Systems<br />

von ABB spricht dabei<br />

nicht nur die Verleihung des Corporate<br />

Health Awards, son<strong>der</strong>n vor allem die<br />

positive Resonanz <strong>der</strong> Mitarbeiter. Die<br />

Aktionen werden zentral <strong>in</strong>itiiert und<br />

von lokalen „Fit for Life“-Teams an den<br />

Standorten umgesetzt, zum Beispiel am<br />

Standort M<strong>in</strong>den. Neben den deutschlandweiten<br />

Halbjahresaktionen wurden<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit verschiedenen<br />

Krankenkassen zusätzliche Gesundheitsmaßnahmen<br />

durchgeführt, zum Beispiel<br />

<strong>der</strong> Rückencheck, die arbeitsplatzbezogene<br />

Rückenschule, Nordic-Walk<strong>in</strong>g-Kurse,<br />

Entspannungskurse mit Qi-Gong, Nichtraucherkurse<br />

und die Teilnahme an <strong>der</strong><br />

Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“. Auch<br />

gesunde Ernährung und Ernährungsberatung<br />

<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen standen bereits<br />

im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Mitarbeiter wie Führungskräfte s<strong>in</strong>d<br />

gleichermaßen aufgefor<strong>der</strong>t, Defizite<br />

aufzuspüren und die ABB-Angebote zu<br />

nutzen. Wichtig ist dabei, dass die Beschäftigten<br />

ihre Eigenverantwortung<br />

erkennen und wahrnehmen. Mit „Fit for<br />

Life“ hat ABB die Voraussetzungen dafür<br />

geschaffen, die Gesundheit <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

mit maßgeschnei<strong>der</strong>ten Programmen<br />

zu erhalten und zu för<strong>der</strong>n.<br />

53


BASF<br />

54<br />

Best Practice<br />

Geme<strong>in</strong>sam gegen<br />

Mangelernährung<br />

Die Strategische Allianz SAFO (Strategic Alliance for the Fortification of Oil and Other<br />

Staple Foods) <strong>der</strong> BASF und <strong>der</strong> GTZ unterstützt lokale Hersteller von<br />

Grundnahrungsmitteln <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anreicherung mit lebenswichtigen Nährstoffen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Vitam<strong>in</strong> A. Neben technischem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g bietet SAFO den<br />

Partnerunternehmen eigens entwickelte mobile Laborkoffer zur Qualitätssicherung.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit Zivilgesellschaft und Regierungsorganisationen werden Geschäftsmodelle<br />

entwickelt, um die Ernährung <strong>der</strong> ärmeren Bevölkerung nachhaltig und kostengünstig<br />

zu verbessern.<br />

Von Dr. Andreas Blüthner<br />

Vitam<strong>in</strong>-A-Mangel (engl. Vitam<strong>in</strong> A Deficiency,<br />

VAD) ist e<strong>in</strong>e humanitäre Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> weiten Teilen Afrikas,<br />

Late<strong>in</strong>amerikas und Asiens. Dort haben<br />

viele Menschen zwar Zugang zu Grundnahrungsmitteln<br />

wie Mehl o<strong>der</strong> Reis,<br />

allerd<strong>in</strong>gs enthalten diese Grundnahrungsmittel<br />

kaum Vitam<strong>in</strong> A. Vitam<strong>in</strong> A-<br />

haltige Nahrungsmittel wie Milch und<br />

Eier s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesen Län<strong>der</strong>n für viele<br />

Menschen nicht verfügbar o<strong>der</strong> nicht<br />

erschw<strong>in</strong>glich. E<strong>in</strong> Defizit an Vitam<strong>in</strong> A<br />

führt über Erbl<strong>in</strong>dung und Immunschwäche<br />

zu höheren Krankheits- und<br />

Sterblichkeitsraten, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Schwangeren. Nach<br />

Angaben von UNICEF sterben weltweit<br />

jährlich 1 Mio. K<strong>in</strong><strong>der</strong> an Vitam<strong>in</strong>- und<br />

M<strong>in</strong>eralstoffmangel.<br />

Auch die wirtschaftliche Entwicklung<br />

betroffener Län<strong>der</strong> leidet: Mangelernährung<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong>t Bildungschancen und<br />

Produktivität e<strong>in</strong>er Gesellschaft – bei<br />

steigenden Kosten im Gesundheitssystem.<br />

Bis zu zwei Prozent des Brutto<strong>in</strong>landsproduktes<br />

können so verloren gehen.<br />

Food Fortification als e<strong>in</strong>e Lösung<br />

Food Fortification, also die Anreicherung<br />

von Grundnahrungsmitteln mit<br />

Kopenhagen Konsens<br />

Food Fortification als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> besten Investitionen<br />

<strong>in</strong> menschliche Entwicklung<br />

Im Mai 2008 bewerteten Ökonomen – unter ihnen vier Nobelpreisträger –<br />

30 Lösungen für 10 globale Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Menschheit. Die<br />

Anreicherung von Grundnahrungsmitteln sowie Nahrungsergänzungsmittel<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> stuften die Experten als beste Investitionen <strong>in</strong> die menschliche<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>: Dem vielfältigen wirtschaftlichen und humanitären Nutzen<br />

stehen durch den marktbasierten Ansatz nur marg<strong>in</strong>ale Kosten<br />

entgegen.<br />

(www.copenhagenconsensus.com)<br />

essentiellen Nährstoffen, ist e<strong>in</strong>e mittelfristige,<br />

sehr kosteneffektive Lösung des<br />

Problems – komplementär zu Supplementierung<br />

und Ernährungserziehung.<br />

E<strong>in</strong> aus Deutschland bekanntes Beispiel<br />

für Fortifizierung ist jodiertes Speisesalz.<br />

In Entwicklungslän<strong>der</strong>n werden Grundnahrungsmittel<br />

angereichert, die auch<br />

von <strong>der</strong> ärmeren Bevölkerung an <strong>der</strong><br />

sogenannten Basis <strong>der</strong> ökonomischen<br />

Pyramide (Bottom-of-the-Pyramid, BoP),<br />

regelmäßig verzehrt werden; Mehl und<br />

Speiseöl s<strong>in</strong>d gängige ‚Vehikel’ für essentielle<br />

Nährstoffe.<br />

www.food-fortification.com<br />

globalcompact Deutschland 2009


Acht gute Gründe für die Anreicherung<br />

von Grundnahrungsmitteln<br />

1. Die Anreicherung von Grundnahrungsmitteln ist e<strong>in</strong>e sehr effektive<br />

und kostengünstige Maßnahme, um den weltweit verbreiteten<br />

Mikronährstoffmangel zu bekämpfen o<strong>der</strong> gar zu beheben. Durch den<br />

markt-basierten Ansatz s<strong>in</strong>d die Programme robust, nachhaltig und<br />

skalierbar.<br />

2. Die bisherigen Ernährungsgewohnheiten <strong>der</strong> Zielgruppen können<br />

beibehalten werden.<br />

3. Der Zusatz von essentiellen Nährstoffen zu Nahrungsmitteln ist e<strong>in</strong><br />

etablierter Ansatz. Die erfor<strong>der</strong>lichen Technologien s<strong>in</strong>d verfügbar und<br />

weltweit e<strong>in</strong>setzbar.<br />

4. Die Programme stärken die lokale Nahrungs<strong>in</strong>dustrie, statt zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Ernährung auf Nahrungsimporte zu setzen.<br />

5. Den vielfältigen Nutzen <strong>in</strong> den Bereichen Bildung, Produktivität und<br />

Gesundheit stehen marg<strong>in</strong>ale Kosten gegenüber – wodurch Food<br />

Fortification als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> besten Investitionen <strong>in</strong> die menschliche<br />

Entwicklung gilt.<br />

6. Multi-sektorale, lokale Allianzen aus Behörden, Industrie, <strong>in</strong>ternationalen<br />

Organisationen und Zivilgesellschaft stärken die Akzeptanz und<br />

Aufmerksamkeit für die Programme.<br />

7. Die Beteiligung <strong>der</strong> lokalen Industrie an <strong>der</strong> Ernährungsverbesserung<br />

von Armutszielgruppen schafft und vertieft das Bewusstse<strong>in</strong> für<br />

unternehmerische Verantwortung vor Ort.<br />

8. Das Recht auf angemessene Ernährung ist e<strong>in</strong> Menschenrecht und<br />

Grundlage <strong>der</strong> Verwirklichung <strong>der</strong> UN-Milleniumsziele.<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

SAFO: Strategische Allianz mit<br />

lokalen Partnern<br />

Unterstützt vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung kooperieren die Deutsche<br />

Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />

(GTZ) und die BASF, <strong>der</strong> weltweit<br />

führende Chemiekonzern und Vitam<strong>in</strong>produzent,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er strategischen Allianz.<br />

Ziel von SAFO ist es, mehrere Millionen<br />

Menschen mit Vitam<strong>in</strong>-A-angereicherten<br />

Grundnahrungsmitteln zu erreichen.<br />

Die Beiträge <strong>der</strong> Partner<br />

Die Beiträge <strong>der</strong> BASF umfassen e<strong>in</strong> Paket<br />

technischer Lösungen für die Hersteller<br />

von fortifizierten Grundnahrungsmitteln.<br />

Dies umfasst kosteneffektive<br />

Produktlösungen, namentlich stabile,<br />

speziell verkapselte Vitam<strong>in</strong>formulierungen,<br />

die technische Ausbildung von<br />

Produktions- und Laborpersonal, analytische<br />

Unterstützung, <strong>in</strong>novative Verpackungslösungen<br />

sowie Geschäftsmodelle<br />

zur Vermarktung an BoP-Zielgruppen.<br />

Die GTZ berät lokale Regierungsorganisationen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verbesserung rechtlicher<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für lokale Unternehmen<br />

wie Standards und Qualitätssiegel<br />

und mo<strong>der</strong>iert lokale Allianzen<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Akteure.<br />

Ferner konnten BASF und GTZ mobile<br />

Laborausrüstungen zur kostengünstigen<br />

Bestimmung des Vitam<strong>in</strong>-A-Gehalts<br />

<strong>in</strong> Nahrungsmitteln entwickeln. Diese<br />

Laborkoffer erlauben die Qualität und<br />

Effektivität <strong>der</strong> Programme dort zu überprüfen,<br />

wo <strong>der</strong> tatsächliche Vitam<strong>in</strong>gehalt<br />

entscheidend ist – nämlich auf den<br />

lokalen Märkten.<br />

Für die Verbraucher werden die<br />

Nahrungsmittel dennoch erschw<strong>in</strong>glich<br />

bleiben: So erhöht die Anreicherung von<br />

Speiseöl mit Vitam<strong>in</strong> A die Herstellkosten<br />

nur um etwa 0,2–0,3 %.<br />

Bis Ende 2010 will SAFO mehrere<br />

Millionen Menschen erreichen, wobei<br />

die Zusammenarbeit allen Beteiligten<br />

nutzt. BASF erschließt neue BoP-Märkte<br />

und demonstriert gesellschaftliche<br />

Verantwortung, lokale Produzenten<br />

erhalten technische Unterstützung,<br />

die Wirtschaft <strong>der</strong> Partnerlän<strong>der</strong> wird<br />

gestärkt und die deutsche Entwicklungszusammenarbeit<br />

trägt mit e<strong>in</strong>em<br />

marktbasierten Ansatz skalierbar zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Ernährungssituation<br />

<strong>in</strong> Ziellän<strong>der</strong>n bei.<br />

55


BAYER<br />

56<br />

Best Practice<br />

Bayer startet neues<br />

Nachhaltigkeitsprogramm<br />

Die Welt steht vor großen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Allen voran das Wachstum <strong>der</strong><br />

Weltbevölkerung und die damit zusammenhängenden Faktoren: Zugang zu<br />

Gesundheitsversorgung, Ernährungssicherheit sowie effektiver Umwelt- und Klimaschutz.<br />

Diese globalen Probleme s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> wesentliche Ausgangspunkt für das neue Bayer-<br />

Nachhaltigkeitsprogramm.<br />

Von Dr. Wolfgang Große Entrup<br />

Bayer will se<strong>in</strong> Kerngeschäft noch konsequenter<br />

als bisher an Nachhaltigkeitskriterien<br />

orientieren: Unser Leitbild „Bayer:<br />

Science For a Better Life“ spiegelt diese<br />

Zielsetzung wi<strong>der</strong>. Wir wollen unsere<br />

Produkte und Kompetenzen gezielt dort<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, wo sie am meisten Wirkung<br />

entfalten. Dabei setzen wir <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

auf Innovationen, die für uns <strong>der</strong> Motor<br />

<strong>der</strong> Nachhaltigkeit s<strong>in</strong>d, und auf strategische<br />

Partnerschaften.<br />

In unserem neuen Nachhaltigkeitsprogramm,<br />

e<strong>in</strong>em wesentlichen Bauste<strong>in</strong><br />

unserer Nachhaltigkeitsstrategie, setzen<br />

wir drei klare Schwerpunkte mit acht<br />

Leuchtturmprojekten:<br />

1. Allianzen für nachhaltige Gesundheitsversorgung<br />

2. Partnerschaften für mehr hochwertige<br />

Nahrungsmittel<br />

3. Lösungen für Klimaschutz und Ressourcennutzung<br />

1. Selbstbestimmte Familienplanung<br />

und Bekämpfung vernachlässigter<br />

Krankheiten<br />

Die Verbesserung von Müttergesundheit<br />

und die Reduktion von K<strong>in</strong><strong>der</strong>sterblichkeit,<br />

vor allem <strong>in</strong> den Schwellen- und<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n, s<strong>in</strong>d zwei <strong>der</strong> acht<br />

UN Millenniumsentwicklungsziele. Die<br />

Verfolgung dieser Ziele wird durch die<br />

Zunahme <strong>der</strong> Weltbevölkerung immer<br />

dr<strong>in</strong>glicher. Unser Leuchtturmprojekt<br />

„Familienplanung“ möchte e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Beitrag leisten, weltweit e<strong>in</strong>e<br />

selbstbestimmte Familienplanung zu<br />

ermöglichen. Geme<strong>in</strong>sam mit öffentlichen<br />

Institutionen und Nichtregierungsorganisationen<br />

<strong>in</strong>itiieren wir Projekte,<br />

die Bewusstse<strong>in</strong> und Bildung im Bereich<br />

Verhütung för<strong>der</strong>n und den Zugang zu<br />

mo<strong>der</strong>nen Verhütungsmethoden verbessern.<br />

Bayer wird diese Aktivitäten<br />

bis 2012 verdoppeln und mit Partnern<br />

wie z.B. USAID (United States Agency for<br />

International Development) orale Verhütungsmittel<br />

für 100 Millionen Monatszyklen<br />

zur Verfügung stellen. In e<strong>in</strong>em<br />

weiteren Leuchtturmprojekt engagiert<br />

sich Bayer <strong>in</strong>tensiv für die Bekämpfung<br />

sogenannter „vernachlässigte Krankheiten“.<br />

Über 3,3 Milliarden Menschen –<br />

meistens die Ärmsten <strong>der</strong> Armen – s<strong>in</strong>d<br />

davon betroffen. In Kooperationen mit<br />

<strong>der</strong> Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />

stellt Bayer u.a. kostenlos Medikamente<br />

zur Behandlung <strong>der</strong> Chagas-Krankheit<br />

und <strong>der</strong> Afrikanischen Schlafkrankheit<br />

zur Verfügung.<br />

2. Hochwertige Nahrungsmittel<br />

<strong>in</strong> Schwellenlän<strong>der</strong>n: Beispiele<br />

Indonesien und Indien<br />

Nach Studien <strong>der</strong> UN wird die Weltbevölkerung<br />

bis 2050 um rund drei Milliarden<br />

Menschen wachsen. Um die Ernährung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft zu sichern, för<strong>der</strong>t Bayer<br />

<strong>in</strong>novative Konzepte e<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />

Landwirtschaft. E<strong>in</strong> wichtiges Element<br />

dieses Engagements bilden die „Food<br />

Cha<strong>in</strong> Partnerships“: Ziel <strong>der</strong> Projekte<br />

ist die Vernetzung <strong>der</strong> Akteure entlang<br />

<strong>der</strong> Wertschöpfungskette – vom Erzeuger<br />

bis zum Verbraucher. E<strong>in</strong>e dieser<br />

„Food Cha<strong>in</strong> Partnerships“ haben wir<br />

als Leuchtturmprojekt ausgewählt: Zur<br />

Stärkung des Gemüseanbaus <strong>in</strong> Indien<br />

befähigen wir die beteiligten Bauern,<br />

die hohen lokalen und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen besser zu<br />

erfüllen und so ihre E<strong>in</strong>kommenssicherheit<br />

zu erhöhen. Bis 2011 sollen<br />

65.000 Kle<strong>in</strong>bauern e<strong>in</strong>gebunden se<strong>in</strong>.<br />

Verbesserter Reisanbau ist das Thema<br />

unseres zweiten Leuchtturmprojekts, das<br />

wir <strong>in</strong> Indonesien umsetzen. E<strong>in</strong>e neue<br />

Methode des Reisanbaus, komb<strong>in</strong>iert mit<br />

e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegrierten Angebot von Saatgut,<br />

Pflanzenschutzprodukten und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g,<br />

steigert die Ernteerträge um rund 10 Prozent<br />

ebenso wie die Absatz- und E<strong>in</strong>kommenschancen<br />

für die Bauern und ihre<br />

Familien. Zusätzlich kann dadurch <strong>der</strong><br />

Ausstoß des klimaschädigenden Methan-<br />

Gases auf den Reisfel<strong>der</strong>n um circa 30<br />

Prozent gesenkt werden.<br />

globalcompact Deutschland 2009


3. Energieeffizienz als Hebel <strong>der</strong><br />

Treibhausgas-Reduktion: Lösungen<br />

für Gebäude und die chemische<br />

Produktion<br />

Weltweit verursacht <strong>der</strong> Energieverbrauch<br />

<strong>in</strong> Gebäuden fast 20 Prozent<br />

<strong>der</strong> Treibhausgas-Emissionen. Unsere<br />

Ende 2007 im Rahmen unseres Klimaprogramms<br />

gestartete Initiative „EcoCommercial<br />

Build<strong>in</strong>g“ haben wir zu e<strong>in</strong>em<br />

umfassenden EcoCommercial Build<strong>in</strong>g<br />

Programm weiterentwickelt. Zentraler<br />

Bestandteil dieses Leuchtturmprojektes<br />

ist e<strong>in</strong> Partnerschaftsnetzwerk, das<br />

Zulieferer, Baufirmen, Architekten und<br />

Bauherren umfasst. Wir br<strong>in</strong>gen unsere<br />

Kompetenz und Hightech-Produkte aus<br />

dem Bereich MaterialScience e<strong>in</strong> und<br />

vermitteln Partner für maßgeschnei<strong>der</strong>te<br />

Lösungen zum Bau energieoptimierter<br />

kommerzieller und öffentlicher Gebäude<br />

– von Niedrigenergie-Häusern über<br />

Passivhäuser bis h<strong>in</strong> zu Null-Emissions-<br />

Gebäuden.<br />

Die externe Vermarktung des Konzepts<br />

kann e<strong>in</strong>en bedeutenden Beitrag<br />

zum Klimaschutz im Gebäudesektor<br />

leisten. Unsere hochwertigen Materialien<br />

für Gebäude-Isolation, leichtere<br />

Baukonstruktionen und wasserbasierte<br />

Lackrohstoffe fügen sich ideal <strong>in</strong> diese<br />

neuen, wachsenden Märkte.<br />

Als e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> ersten Anschauungsobjekte<br />

weihten wir im November 2009<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

e<strong>in</strong>en emissionsneutralen Betriebsk<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

am Standort <strong>in</strong> Monheim e<strong>in</strong>.<br />

Weitere emissionsneutrale Konzern-Bürogebäude<br />

entstehen <strong>in</strong> Indien und <strong>in</strong><br />

Belgien.<br />

Auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Leuchtturmprojekt<br />

Projek „Energieeffizienz<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Chlorproduktion“ erzielen wir<br />

e<strong>in</strong>e Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Treibhausgas-<br />

Emissionen. Die Produktion von Chlor<br />

– e<strong>in</strong> Grundstoff unter an<strong>der</strong>em für die<br />

Herstellung von Kunststoffen und Medikamenten<br />

– ist sehr strom<strong>in</strong>tensiv.<br />

Bayer entwickelte mit Partnern bereits<br />

2008 e<strong>in</strong> neuartiges klimafreundliches<br />

Verfahren: die sogenannte Sauerstoffverzehrkathode<br />

auf Säure-Basis. Sie <strong>in</strong>tegriert<br />

das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Brennstoffzelle<br />

und reduziert so den Stromverbrauch<br />

und damit die CO 2 -Emissionen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Chlorproduktion um 30 Prozent.<br />

In e<strong>in</strong>em weitern Kooperationsprojekt<br />

haben Bayer-Forscher diese Technologie<br />

für die Chlorherstellung – nun auf<br />

Salz-Basis – weiterentwickelt. Bis 2011<br />

soll die erste großtechnische Anlage bei<br />

Bayer <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> Betrieb gehen.<br />

Bayer wird die <strong>in</strong>novative Technologie<br />

weltweit an<strong>der</strong>en Unternehmen <strong>der</strong><br />

chemischen Industrie anbieten. Der<br />

E<strong>in</strong>satz dieser Technologie eröffnet <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>ternationalen Chlor-Industrie e<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>sparpotenzial von fünf Millionen<br />

Tonnen Treibhausgas-Emissionen pro<br />

Jahr.<br />

Mit Hilfe e<strong>in</strong>es „Youth Truck“<br />

betreiben die Deutschen Stiftung<br />

Weltbevölkerung (DSW) und Bayer<br />

Sexual- und Gesundheitsaufklärung <strong>in</strong><br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n.<br />

Lösungen für e<strong>in</strong>e effizientere Ressourcennutzung<br />

werden durch zwei<br />

weitere Leuchtturmprojekte des Nachhaltigkeitsprogramms<br />

geliefert. Durch das<br />

<strong>in</strong>novative Energieeffizienz<strong>management</strong>-<br />

System STRUCTese® können Energiee<strong>in</strong>sparpotenziale<br />

systematisch umgesetzt<br />

werden. Es sichert dazu bei Bayer<br />

MaterialScience die Verankerung <strong>der</strong><br />

notwendigen technischen Maßnahmen<br />

und organisatorischen Prozesse<br />

Der Ressourcen-Effizienz-Check zielt<br />

darüber h<strong>in</strong>aus auf die prozessorientierte<br />

Optimierung von Ressourceneffizienz.<br />

Dieses Instrument basiert auf <strong>in</strong>novativen<br />

Technologien zur Reduktion von<br />

Energie-, Wasser- und Rohstoffverbrauch<br />

sowie von Abfällen und Emissionen.<br />

Messbare Ergebnisse<br />

Mit diesen acht Leuchtturmprojekten<br />

verbessert Bayer auf direkte Weise die<br />

Gesundheitsversorgung wie auch die ökonomische<br />

und soziale Lage von mehr als<br />

15 Millionen Menschen. Auch ökologisch<br />

hat unser Nachhaltigkeits-Engagement<br />

messbare Auswirkungen: Wir werden die<br />

Energieeffizienz <strong>in</strong> unserer Produktion<br />

um zehn Prozent steigern und damit<br />

bis zum Jahr 2013 jährlich 350.000 Tonnen<br />

Treibhausgase e<strong>in</strong>sparen. Zudem<br />

wollen wir durch die neue Technologie<br />

zur Chlorproduktion die Emissionen<br />

um weitere 250.000 Tonnen bis 2020<br />

senken.<br />

Das Bayer-Nachhaltigkeitsprogramm<br />

leistet konkrete Beiträge zu den Millenniums-Entwicklungszielen<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zur För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Müttergesundheit, <strong>der</strong> Senkung <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>sterblichkeit, <strong>der</strong> Stärkung <strong>der</strong> Position<br />

<strong>der</strong> Frau sowie zum Kampf gegen<br />

Krankheiten und zur <strong>der</strong> Bekämpfung<br />

von Hunger und Armut.<br />

Unser Programm ist auf nachhaltigen<br />

Erfolg und hochwertige Lösungen<br />

angelegt. Denn für uns ist Nachhaltigkeit<br />

fester Bestandteil <strong>der</strong> Unternehmenspolitik.<br />

57


BMW GROUP<br />

58<br />

Best Practice<br />

Individuelle Mobilität<br />

nachhaltig gestalten<br />

Bereits im Jahr 2000 hat die BMW Group mit Efficient<br />

Dynamics e<strong>in</strong>e Entwicklungsstrategie auf den Weg gebracht,<br />

die heute messbare Vorteile für Klima, Ressourcen und<br />

Kunden schafft. Der CO 2 -Ausstoß <strong>der</strong> neu verkauften<br />

Fahrzeuge <strong>der</strong> BMW Group <strong>in</strong> Europa (EU-15) ist zwischen<br />

1995 und 2008 um fast 27% gesunken. Gleichzeitig arbeitet<br />

das Unternehmen auch an komplett neuen Antriebs- und<br />

Mobilitätskonzepten.<br />

Die Effizienzsprünge, die Klimawandel<br />

und Ressourcenverknappung erfor<strong>der</strong>n,<br />

verlangen sowohl evolutionär verbesserte<br />

Fahrzeuge als auch revolutionär<br />

neue Ansätze. Die Entwicklungsstrategie<br />

Efficient Dynamics beschreibt den Weg<br />

des Unternehmens zur nachhaltigen<br />

Mobilität <strong>in</strong> drei Stufen:<br />

1. Basis ist das Efficient Dynamics Innovationspaket<br />

für ger<strong>in</strong>geren Kraftstoffverbrauch<br />

und reduzierte CO 2 -Emissionen.<br />

Es umfasst hocheffiziente Otto- und<br />

Dieselmotoren, Leichtbau, verbesserte<br />

Aerodynamik sowie e<strong>in</strong> ausgeklügeltes<br />

Energie<strong>management</strong> mit beispielsweise<br />

Auto Start Stop Funktion und Bremsenergierückgew<strong>in</strong>nung.<br />

Efficient Dynamics ist e<strong>in</strong>e globale<br />

und modellübergreifende Strategie, die<br />

Ausstattung wird serienmäßig angeboten.<br />

Sie wirkt damit nicht nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

globalcompact Deutschland 2009


L<strong>in</strong>ks: In Feldversuchen <strong>in</strong> Europa<br />

und den USA testen Kunden <strong>der</strong>zeit über<br />

600 vollelektrisch angetriebene<br />

MINI E.<br />

Nischenmodellen, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten<br />

Fahrzeugflotte. Seit die ersten<br />

Modelle mit dem Efficient Dynamics<br />

Paket im Frühjahr 2007 auf den Markt<br />

gekommen s<strong>in</strong>d, wurden mehr als 1,4<br />

Mio. Fahrzeuge <strong>der</strong> BMW Group mit<br />

dieser Technologie verkauft.<br />

2. In e<strong>in</strong>em weiteren Schritt realisiert<br />

das Unternehmen zusätzliche<br />

Verbrauchsvorteile durch e<strong>in</strong>e Elektrifizierung<br />

des Antriebsstrangs bis h<strong>in</strong> zu<br />

umfangreichen Hybridlösungen. 2009<br />

erlangten mit dem BMW ActiveHybrid<br />

X6 und dem BMW ActiveHybrid 7 zwei<br />

Fahrzeuge Serienreife, die gegenüber<br />

Vergleichsmodellen mit e<strong>in</strong>em Verbrennungsmotor<br />

bis zu 20 % Kraftstoff e<strong>in</strong>sparen<br />

können. In Zukunft wird das<br />

Unternehmen aus e<strong>in</strong>em umfassenden<br />

Hybrid-Baukastensystem modellspezifisch<br />

die jeweils geeignetste Hybridlösung<br />

anbieten können.<br />

3. Langfristig setzt die BMW Group<br />

auf Elektromobilität und die Nutzung<br />

regenerativ gewonnenen Wasserstoffs.<br />

Das Unternehmen arbeitet daher <strong>in</strong>tensiv<br />

an <strong>der</strong> Weiterentwicklung von Wasserstofftechnologie<br />

und Elektromobilität.<br />

Mit dem „project i“ hat die BMW Group<br />

im Jahr 2007 das weitreichendste Projekt<br />

zur Entwicklung völlig neuer Fahrzeugkonzepte<br />

gestartet. Diese im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Unternehmensstrategie Number<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Oben: Aerodynamisches Versuchszentrum<br />

<strong>der</strong> BMW Group: 10% weniger Luftwi<strong>der</strong>stand<br />

e<strong>in</strong>es Fahrzeugs senken den Kraftstoffverbrauch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis um etwa 2,5%.<br />

ONE aufgebaute Organisationse<strong>in</strong>heit<br />

entwickelt unter an<strong>der</strong>em völlig neue<br />

Mobilitätskonzepte für Ballungsräume.<br />

Das erste „Megacity Vehicle“ mit Elektroantrieb<br />

wird bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten<br />

Hälfte des nächsten Jahrzehnts auf den<br />

Markt kommen.<br />

Alternative Antriebskonzepte im<br />

Alltagsbetrieb<br />

Derzeit sammelt das Unternehmen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Feldversuch mit über 600 vollelektrisch<br />

angetriebenen MINI E Fahrzeugen<br />

wertvolle Erfahrungen im Umgang mit<br />

Elektromobilität. Die Fahrzeuge verfügen<br />

über e<strong>in</strong>en 150 kW starken Elektromotor<br />

und leistungsstarke Lithium-<br />

Ionen-Batterien. So erreicht <strong>der</strong> MINI<br />

E e<strong>in</strong>e Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit von 152<br />

km/h. Der Energiespeicher erlaubt e<strong>in</strong>e<br />

Reichweite von bis zu 250 Kilometern<br />

und lässt sich mit e<strong>in</strong>er eigenen Ladevorrichtung,<br />

<strong>der</strong> sogenannten Wallbox,<br />

b<strong>in</strong>nen 2,5 Stunden wie<strong>der</strong> aufladen.<br />

Die BMW Group ist damit e<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

ersten Hersteller, <strong>der</strong> Elektrofahrzeuge<br />

mit Lithium-Ionen-Technologie <strong>in</strong> großer<br />

Zahl an Kunden übergibt und auf die<br />

Straße br<strong>in</strong>gt. Die Tests <strong>in</strong> New York,<br />

Los Angeles, Berl<strong>in</strong> und im Großraum<br />

London/Oxford werden den „project i“-<br />

Entwicklern wertvolles Know-how zum<br />

Alltagse<strong>in</strong>satz und zur Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Elektromobilität liefern. All diese<br />

Informationen stellt die BMW Group<br />

auch <strong>der</strong> Wissenschaft und <strong>der</strong> Politik<br />

zur Verfügung, so dass schnellstmöglich<br />

e<strong>in</strong>e leistungsfähige und umweltfreundliche<br />

Infrastruktur für Elektromobilität<br />

entstehen kann und die notwendigen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen gestaltet werden<br />

können.<br />

Klar ist: Reichweite, Qualität und<br />

Lebensdauer aktueller Batterietechnologien<br />

reichen noch nicht aus, um für<br />

Kunden attraktive Angebote machen zu<br />

können. Auch <strong>in</strong> Sachen Infrastruktur<br />

bef<strong>in</strong>den sich Energieversorger, Politik<br />

und Automobilhersteller noch <strong>in</strong> den<br />

ersten Abschnitten e<strong>in</strong>er Lernkurve.<br />

Denn Elektromobilität ist nur dann e<strong>in</strong>e<br />

emissionsfreie Alternative, wenn <strong>der</strong><br />

benötigte Strom aus erneuerbaren und<br />

CO 2 -freien Quellen erzeugt wird. Klar<br />

ist aber auch, dass die auf diesem Weg<br />

gesammelten Erfahrungen das Aussehen<br />

und die Ökobilanz <strong>in</strong>dividueller Mobilität<br />

grundlegend verän<strong>der</strong>n werden.<br />

Mit dem wasserstoffangetriebenen<br />

BMW Hydrogen 7 hat sich die BMW<br />

Group e<strong>in</strong>e weitere zukunftsweisende<br />

Antriebstechnologie erschlossen. Wasserstoff<br />

verbrennt CO 2 -neutral und nahezu<br />

emissionsfrei. E<strong>in</strong>e erste Kle<strong>in</strong>serie von<br />

100 Fahrzeugen ist seit 2007 weltweit<br />

im E<strong>in</strong>satz und hat mittlerweile fast 4<br />

Mio. Kilometer zurückgelegt. Im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Partnerschaft mit TOTAL wurde im<br />

Juni 2008 die erste Wasserstoff-tankstelle<br />

<strong>in</strong> Brüssel eröffnet. Wenngleich Entwickler<br />

<strong>der</strong> BMW Group noch an <strong>der</strong> Optimierung<br />

e<strong>in</strong>zelner Fahrzeugkomponenten<br />

arbeiten, hat das Unternehmen mit dem<br />

BMW Hydrogen 7 die Serien- und Alltagstauglichkeit<br />

wasserstoff betriebener<br />

Fahrzeuge unter Beweis gestellt. Für<br />

den flächendeckenden E<strong>in</strong>satz fehlt es<br />

allerd<strong>in</strong>gs noch an e<strong>in</strong>er Wasserstoff<strong>in</strong>frastruktur.<br />

Auch hier s<strong>in</strong>d Politik und<br />

Energiewirtschaft gefragt.<br />

E<strong>in</strong> Fahrzeughersteller, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Produktverantwortung <strong>der</strong>art ganzheitlich<br />

versteht, sie <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Facette se<strong>in</strong>es<br />

Handelns berücksichtigt und konsequent<br />

umsetzt, entwickelt gleichzeitig Premiummobilität<br />

weiter. Für die BMW Group<br />

steht fest, dass sich Premium zukünftig<br />

stärker durch Nachhaltigkeit def<strong>in</strong>ieren<br />

wird.<br />

Kontakt:<br />

Dr. Verena Schuler<br />

59


BOSCH<br />

60<br />

Best Practice<br />

Grüne Technik:<br />

Lösungen für den<br />

Klimaschutz<br />

Von Dr. Sab<strong>in</strong>e Lutz<br />

Auch wenn die aktuelle Konjunkturkrise<br />

vieles überlagert, so heißt die Devise: Klimaschutz<br />

gerade jetzt! Denn für den Klimaschutz<br />

ist genau das notwendig, was<br />

angesichts <strong>der</strong> Endlichkeit von Öl- und<br />

Gasreserven sowieso geboten ist: nicht<br />

nur regenerative Energien erschließen,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Effizienz im Umgang<br />

mit allen Energien steigern. Es gibt e<strong>in</strong>en<br />

l<strong>in</strong>earen Zusammenhang zwischen<br />

s<strong>in</strong>kendem Verbrauch von Öl, Gas und<br />

Kohle e<strong>in</strong>erseits und weniger Kohlendioxidausstoß<br />

an<strong>der</strong>seits. Klimaschutz und<br />

Energieeffizienz s<strong>in</strong>d zwei Seiten e<strong>in</strong>er<br />

Medaille, das ökologische Ziel konvergiert<br />

mit ökonomischem Interesse.<br />

Grüne Produkte helfen nicht nur<br />

Kosten senken, vielmehr eröffnen sie<br />

auch Wachstumschancen. Schon jetzt<br />

erzielt Bosch e<strong>in</strong> gutes Drittel se<strong>in</strong>es Umsatzes<br />

mit Produkten, die Umwelt und<br />

Ressourcen schonen. Und <strong>der</strong> Umsatz<br />

mit erneuerbaren Energien wie Elektrowärmepumpen,<br />

solarthermischen<br />

Erzeugnissen, Photovoltaikprodukten<br />

sowie W<strong>in</strong>d- und Meeresenergiesystemen<br />

steigt im schwierigen Jahr 2009 zweistellig<br />

auf nahezu 1,2 Milliarden Euro.<br />

Wir gehen davon aus, dass dieser Markt<br />

auch weiter wachsen wird. Der globale<br />

Photovoltaikmarkt beispielsweise wird<br />

sich aus heutiger Sicht bis 2012 auf 200<br />

Milliarden Euro verfünffachen.<br />

Klimaschutz f<strong>in</strong>det nicht nur <strong>in</strong> neuen,<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> herkömmlichen<br />

Geschäftsfel<strong>der</strong>n statt. Bosch Rexroth<br />

steigert im Kerngeschäft mit <strong>der</strong> Fabrikautomation<br />

die Energieeffizienz. So ist<br />

es zum Beispiel möglich, den Stromverbrauch<br />

e<strong>in</strong>er Kunststoffpresse um<br />

75 Prozent zu senken – und das bei<br />

gleicher Produktivität. Mit Getrieben und<br />

Ausrichtsystemen für die Rotorblätter<br />

liefert das Unternehmen die Herzstücke<br />

für W<strong>in</strong>dkraftanlagen. Die Leistung <strong>der</strong><br />

Rotoren erweiterte sich von e<strong>in</strong>st 100<br />

Kilowatt auf fünf Megawatt bei aktuellen<br />

Anlagen. Aber Bosch Rexroth rüstet<br />

auch Prototypen von Meeresenergieanlagen<br />

aus.<br />

E<strong>in</strong>e ähnliche Doppelstrategie verfolgen<br />

wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Thermotechnik. Auch<br />

hier s<strong>in</strong>d die Systeme zur Nutzung regenerativer<br />

Energien schon lange ke<strong>in</strong><br />

Nischenthema mehr. Bis 2015 werden<br />

sie rund e<strong>in</strong> Drittel des europäischen<br />

Marktes für Heizung und Warmwasser<br />

ausmachen. Darauf stellt sich Bosch<br />

Thermotechnik e<strong>in</strong> – sei es, dass unsere<br />

Tochtergesellschaft ihre Fertigungskapazitäten<br />

für Solarkollektoren <strong>in</strong> Deutschland<br />

und Portugal ausgebaut hat, sei es,<br />

dass sie über Akquisitionen <strong>in</strong> Schweden<br />

und USA zum Weltmarktführer für<br />

geothermische Elektrowärmepumpen<br />

aufgestiegen ist. Zugleich aber wächst<br />

das Geschäft mit <strong>der</strong> Brennwerttechnik,<br />

die den Öl- und Gasverbrauch gegenüber<br />

herkömmlichen Heizungen um 30 Prozent<br />

reduziert.<br />

Auch die Automobil<strong>in</strong>dustrie arbeitet<br />

ke<strong>in</strong>eswegs nur auf e<strong>in</strong>e ökologische<br />

Fernsicht h<strong>in</strong>, sie kann hier und<br />

jetzt Ressourcen schonen. Gerade diese<br />

Branche muss beides tun: sich auf die<br />

Zeit nach dem Öl e<strong>in</strong>stellen, aber auch<br />

vorher schon mit dem Öl so sparsam wie<br />

möglich umgehen.<br />

Die Effizienzreserven des Verbrennungsmotors<br />

s<strong>in</strong>d längst noch nicht<br />

ausgeschöpft – und sie s<strong>in</strong>d erheblich.<br />

Mit e<strong>in</strong>er Reihe von Sparmaßnahmen<br />

können wir den Verbrauch von Benz<strong>in</strong>-<br />

und Dieselmotoren um bis zu e<strong>in</strong>em Drittel<br />

senken. Die Start-Stopp-Automatik für<br />

Oben: E<strong>in</strong> Mitarbeiter von Bosch<br />

Rexroth montiert die Stirnradstufe e<strong>in</strong>es<br />

W<strong>in</strong>dkraftgetriebes im Werk Witten.<br />

Rechts: Wärmepumpen s<strong>in</strong>d Heizsysteme,<br />

die e<strong>in</strong> Mehrfaches <strong>der</strong> aufgewendeten<br />

Endenergie als Nutzwärme abgeben.<br />

Fahrzeuge beispielsweise reduziert den<br />

Kraftstoffverbrauch im Stadtverkehr um<br />

bis zu acht Prozent. Davon liefert Bosch<br />

<strong>in</strong> diesem Jahr rund 850 000 Systeme aus,<br />

gut doppelt soviel wie im Vorjahr. Auch<br />

wenn die Zeichen <strong>der</strong>zeit sonst nicht auf<br />

Wachstum stehen – was Umwelt und<br />

Ressourcen schont, legt zu.<br />

In <strong>der</strong> Entwicklung und Fertigung<br />

von Lithium-Ionen-Batteriezellen s<strong>in</strong>d<br />

wir als e<strong>in</strong>ziger Zulieferer von Antriebstechnik<br />

unmittelbar e<strong>in</strong>gebunden –<br />

über e<strong>in</strong> Jo<strong>in</strong>t Venture mit Samsung<br />

SDI. Zunächst e<strong>in</strong>mal geht es darum, die<br />

globalcompact Deutschland 2009


Energiedichte dieser Akkus zu steigern,<br />

das Gewicht zu senken. Und vor allem<br />

gilt es die Kosten zu reduzieren, die selbst<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Jahren noch zwischen 8.000<br />

und 12.000 Euro pro Batterie liegen<br />

werden, dem Preis e<strong>in</strong>es Kle<strong>in</strong>wagens. Es<br />

ist bemerkenswert, dass solch e<strong>in</strong> hartes<br />

wirtschaftliches Faktum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Euphorie<br />

ums Elektroauto schlicht verdrängt wird.<br />

Die Elektrifizierung des Antriebs ist e<strong>in</strong>e<br />

Langfristaufgabe.<br />

Wir müssen aber auch die Konsumenten<br />

für ökologische Produkte gew<strong>in</strong>nen.<br />

Zwar soll nach e<strong>in</strong>er Prognose das Markt-<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

volumen für Umwelttechnik <strong>in</strong> Deutschland<br />

bis 2030 die E<strong>in</strong>e-Billion-Grenze<br />

übersteigen – zehnmal so viel wie im<br />

Jahr 2005. Aber das kommt nicht von<br />

selbst. E<strong>in</strong>er Umfrage zufolge schätzen<br />

die Deutschen die regenerativen Ideen<br />

grundsätzlich euphorisch e<strong>in</strong>, aber nur<br />

28 Prozent wollen dafür höhere Preise <strong>in</strong><br />

Kauf nehmen. Die ernüchternde Qu<strong>in</strong>tessenz<br />

könnte se<strong>in</strong>: Ökologie ja bitte,<br />

aber höhere Kosten ne<strong>in</strong> danke. Für uns<br />

bedeutet das, Techniken zu entwickeln,<br />

die das ökologisch Notwendige ökonomisch<br />

umsetzen.<br />

Bosch Solar Energy produziert <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

hochwertige siliziumbasierte Photovoltaik-<br />

Produkte.<br />

Die Bosch-Gruppe ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational führendes Technologie- und<br />

Dienstleistungsunternehmen. Mit Kraftfahrzeug- und Industrietechnik sowie<br />

Gebrauchsgütern und Gebäudetechnik erwirtschafteten rund 280.000<br />

Mitarbeiter im Geschäftsjahr 2008 e<strong>in</strong>en Umsatz von 45,1 Milliarden Euro. Die<br />

Bosch-Gruppe umfasst die Robert Bosch GmbH und ihre mehr als 300 Tochter-<br />

und Regionalgesellschaften <strong>in</strong> über 60 Län<strong>der</strong>n; <strong>in</strong>klusive Vertriebspartner<br />

ist Bosch <strong>in</strong> rund 150 Län<strong>der</strong>n vertreten. Dieser weltweite Entwicklungs-,<br />

Fertigungs- und Vertriebsverbund ist die Voraussetzung für weiteres<br />

Wachstum. Pro Jahr gibt Bosch mehr als 3,5 Milliarden Euro o<strong>der</strong> acht Prozent<br />

vom Umsatz für Forschung und Entwicklung aus und meldet über 3.000<br />

Patente weltweit an. Mit allen se<strong>in</strong>en Produkten und Dienstleistungen för<strong>der</strong>t<br />

Bosch die Lebensqualität <strong>der</strong> Menschen durch <strong>in</strong>novative und nutzbr<strong>in</strong>gende<br />

Lösungen.<br />

Lösungen für mehr Klimaschutz s<strong>in</strong>d<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht nur e<strong>in</strong> Thema für die<br />

Industrielän<strong>der</strong>. Das haben <strong>in</strong>zwischen<br />

auch die Schwellenlän<strong>der</strong> erkannt. E<strong>in</strong>e<br />

konsequente Verschärfung von Abgasnormen<br />

und Umweltschutzbestimmungen<br />

für die Industrie s<strong>in</strong>d zwei Beispiele<br />

dafür. Die Globalisierung, darüber besteht<br />

<strong>in</strong>zwischen grundsätzlich Konsens,<br />

f<strong>in</strong>det nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ökonomie statt,<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ökologie. Denn die<br />

Erde hat nur e<strong>in</strong>e Atmosphäre und <strong>der</strong>en<br />

Erwärmung kann von ke<strong>in</strong>em Land im<br />

Alle<strong>in</strong>gang aufgehalten werden.<br />

61


BSH BOSCH UND SIEMENS HAUSGERÄTE<br />

62<br />

Best Practice<br />

Effiziente<br />

Hausgeräte<br />

nützen Klima und<br />

Geldbeutel<br />

Mit e<strong>in</strong>em Anteil von fast 30 Prozent s<strong>in</strong>d die privaten<br />

Haushalte <strong>der</strong> zweitgrößte Energieverbraucher und mit<br />

21 Prozent <strong>der</strong> drittgrößte CO 2 -Emittent weltweit. Vom<br />

gesamten Strombedarf <strong>der</strong> privaten Haushalte wie<strong>der</strong>um<br />

verbrauchen elektrische Hausgeräte knapp 50 Prozent. Umso<br />

wichtiger ist es also, dass mo<strong>der</strong>ne Hausgeräte so wenig<br />

Energie wie möglich benötigen und effizient arbeiten. Durch<br />

den ger<strong>in</strong>gen Ressourcenverbrauch tragen sie nicht nur<br />

zum Klima- und Umweltschutz bei – son<strong>der</strong>n bieten den<br />

Verbrauchern auch deutliche Kostenersparnisse.<br />

Von Fridol<strong>in</strong> We<strong>in</strong>dl<br />

Energieeffizienz, Klimawandel, Ressourcenschonung.<br />

Diese Themen werden <strong>in</strong><br />

Zukunft noch stärker <strong>in</strong> den Fokus <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit rücken. Denn die Internationale<br />

Energieagentur (IEA) prognostiziert,<br />

dass die weltweite Energienachfrage bis<br />

zum Jahr 2030 um mehr als 50 Prozent<br />

zunehmen wird. Dies hat zur Folge, dass<br />

weltweit die Strompreise weiter steigen<br />

werden, die globale Erwärmung voranschreitet<br />

und Energie und Ressourcen<br />

knapp werden. Deshalb s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>novative<br />

technische Lösungen erfor<strong>der</strong>lich und<br />

<strong>der</strong> Ressourcenverbrauch jedes E<strong>in</strong>zelnen<br />

muss deutlich reduziert werden. Hocheffiziente<br />

elektrische Hausgeräte können<br />

e<strong>in</strong>en bedeutenden Beitrag zu Klima- und<br />

Ressourcenschutz leisten – ohne dass<br />

die Menschen dabei auf Komfort und<br />

Leistung verzichten müssen.<br />

Als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> weltweit führenden<br />

Hersteller von großen und kle<strong>in</strong>en<br />

Hausgeräten hat die BSH Bosch und<br />

Siemens Hausgeräte GmbH deshalb<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Produktverantwortung.<br />

Zwar wurden elektrische Hausgeräte<br />

ursprünglich nicht erfunden, um Strom<br />

globalcompact Deutschland 2009


zu sparen, son<strong>der</strong>n um Strom zu nutzen,<br />

damit die Hausarbeit leichter wird.<br />

Aber unsere Ingenieure arbeiten seit<br />

langem täglich daran, Bedienkomfort<br />

und Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Geräte stetig<br />

zu verbessern und gleichzeitig den Energie-<br />

und Wasserverbrauch kont<strong>in</strong>uierlich<br />

zu senken. Dabei haben sie <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahrzehnten deutliche Erfolge<br />

erzielt. Unsere aktuellen hocheffizienten<br />

Kühl-Gefrierkomb<strong>in</strong>ationen <strong>der</strong> besten<br />

Energieeffizienzklasse A++ verbrauchen<br />

bis zu 74 Prozent weniger Strom als<br />

vergleichbare Geräte von vor 15 Jahren.<br />

Bei Waschmasch<strong>in</strong>en konnten wir den<br />

Energieverbrauch im Vergleichszeitraum<br />

um bis zu 50 Prozent, bei Wäschetrocknern<br />

sogar um bis zu 62 Prozent senken.<br />

Um die Verbrauchswerte kont<strong>in</strong>uierlich<br />

zu optimieren, tüfteln die Ingenieure<br />

stets an <strong>in</strong>novativen Technologien. Beim<br />

neuen Wäschetrockner beispielsweise<br />

sorgen e<strong>in</strong>e neuartige Wärmepumpentechnologie<br />

und e<strong>in</strong> Kondensator, <strong>der</strong><br />

sich zur Erhaltung <strong>der</strong> Energieeffizienz<br />

über die gesamte Lebensdauer selbst re<strong>in</strong>igt,<br />

für dauerhaft niedrige Verbrauchswerte.<br />

Die neuen Geschirrspüler s<strong>in</strong>d<br />

mit dem M<strong>in</strong>eral Zeolith ausgestattet,<br />

das Feuchtigkeit speichern und Wärmeenergie<br />

abgeben kann. Diese <strong>in</strong>novative<br />

Technologie kommt somit zum ersten<br />

Mal überhaupt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hausgerät zur<br />

Anwendung und schafft nochmal e<strong>in</strong>en<br />

Effizienzsprung von 20 Prozent gegenüber<br />

e<strong>in</strong>em herkömmlichen Geschirrspüler<br />

<strong>der</strong> besten Energieklasse. Bedenkt<br />

man, dass Hausgeräte durchschnittlich<br />

13 bis 15 Jahre ihren Dienst <strong>in</strong> Küche,<br />

Bad und Keller verrichten, erschließt<br />

sich somit e<strong>in</strong> enormes E<strong>in</strong>sparpotenzial.<br />

Gegenüber dieser langen Nutzungsphase<br />

s<strong>in</strong>d die Umweltbelastungen, die durch<br />

Produktion, Distribution und Entsorgung<br />

<strong>der</strong> Geräte entstehen, vergleichsweise<br />

ger<strong>in</strong>g, wie Ökobilanzen und Analysen<br />

bestätigen.<br />

25 Millionen veraltete Geräte<br />

In deutschen Haushalten stehen rund<br />

25 Millionen Kühl- und Gefriergeräte,<br />

die älter als zehn Jahre s<strong>in</strong>d. Sie s<strong>in</strong>d<br />

jeden Tag 24 Stunden lang <strong>in</strong> Betrieb<br />

und verbrauchen bis zu fünf Mal so viel<br />

Energie wie e<strong>in</strong> vergleichbares neues Gerät.<br />

Würden alle diese veralteten Geräte<br />

durch mo<strong>der</strong>ne hocheffiziente Geräte<br />

ersetzt, könnten jedes Jahr bis zu acht<br />

Milliarden Kilowattstunden Strom und<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

bis zu 4,7 Millionen Tonnen CO 2 e<strong>in</strong>gespart<br />

werden. Die privaten Haushalte<br />

könnten ihre Kosten <strong>in</strong>sgesamt um etwa<br />

1,6 Milliarden Euro senken. Verschiedene<br />

Beispielsrechnungen zeigen: e<strong>in</strong><br />

durchschnittlicher Haushalt kann jedes<br />

Jahr bis zu 300 Euro sparen, wenn die<br />

veralteten durch hocheffiziente Hausgeräte<br />

ersetzt werden.<br />

Um den Kunden diese E<strong>in</strong>sparpotenziale<br />

zu verdeutlichen, ist e<strong>in</strong>e transparente<br />

und klare Kennzeichnung wichtig.<br />

Denn mit <strong>der</strong> Kaufentscheidung fällt<br />

auch die Entscheidung für den Stromverbrauch<br />

<strong>der</strong> nächsten 15 Jahre. Seit<br />

1995 bietet e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Energielabel<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Europäischen Union e<strong>in</strong>e<br />

verlässliche Orientierung für die Verbraucher.<br />

Jedoch entspricht die offiziell beste<br />

Energieklasse <strong>in</strong> den meisten Fällen nicht<br />

mehr dem Stand <strong>der</strong> Technik. Im Vergleich<br />

zu dieser Energieklasse benötigen<br />

mo<strong>der</strong>ne hocheffiziente Geräte <strong>der</strong> bislang<br />

nur bei Kältegeräten gültigen Klasse<br />

A++ rund 45 Prozent weniger Strom. Um<br />

wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e verlässliche Klassifizierung<br />

zu haben und die Kunden transparent<br />

zu <strong>in</strong>formieren, setzt sich BSH-Chef Dr.<br />

Kurt-Ludwig Gutberlet als Präsident des<br />

Europäischen Hausgeräteherstellerverbandes<br />

CECED für e<strong>in</strong>e Neujustierung<br />

des europäischen Energielabels e<strong>in</strong>.<br />

Außerdem hat <strong>der</strong> BSH im vergangenen<br />

Jahr die konzernweite Energy<br />

Excellence Initiative gestartet mit dem<br />

Ziel, Energieeffizienz <strong>in</strong> allen Tochtergesellschaften<br />

<strong>in</strong>ternational zu e<strong>in</strong>em<br />

maßgeblichen Handlungspr<strong>in</strong>zip zu<br />

machen und die BSH als führenden<br />

Anbieter energieeffizienter Produkte<br />

weltweit zu positionieren. Dabei unterstützen<br />

wir beispielsweise auch die<br />

Behörden <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a, e<strong>in</strong> Energielabel<br />

nach europäischem Vorbild e<strong>in</strong>zuführen.<br />

Denn Energieeffizienz, Klimaschutz und<br />

Ressourcenschonung s<strong>in</strong>d globale Themen<br />

– und hocheffiziente Hausgeräte<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> riesiger Hebel, um die notwendigen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen direkt und aktiv<br />

mitzugestalten. Für ihr Engagement im<br />

Bereich Umwelt und Gesellschaft hat die<br />

BSH 2008 den Ersten Deutschen Nachhaltigkeitspreis<br />

gewonnen und wurde<br />

als „Deutschlands nachhaltigstes Unternehmen“<br />

ausgezeichnet.<br />

Mehr Leistung, weniger Verbrauch:<br />

Durch kont<strong>in</strong>uierliche technische<br />

Weiterentwicklung konnten die BSH-<br />

Ingenieure den Energieverbrauch bei<br />

Kältegeräten <strong>in</strong> den vergangenen 15 Jahren<br />

um bis zu 74 Prozent senken.<br />

63


COMPWARE MEDICAL<br />

64<br />

Best Practice<br />

Drogenhilfe zur<br />

Aidsbekämpfung<br />

<strong>in</strong> Asien<br />

Weltweit <strong>in</strong>jizieren sich fast 16 Millionen Menschen<br />

regelmäßig Drogen, so <strong>der</strong> aktuelle UN Weltdrogenbericht<br />

2009. Das führt <strong>in</strong> vielen Teilen <strong>der</strong> Welt zu e<strong>in</strong>er<br />

wachsenden Zahl von HIV-, Tuberkulose- und Hepatitis-<br />

Infektionen. In Asien nimmt diese Problematik<br />

beson<strong>der</strong>s zu. Substitutionstherapien können helfen, die<br />

Infektionszahlen e<strong>in</strong>zudämmen. Das Mediz<strong>in</strong>technik-<br />

Unternehmen CompWare Medical bietet hier – unterstützt<br />

von <strong>der</strong> Bundesregierung – Lösungen an.<br />

Von Lisa Dahlheimer<br />

„Sicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Drogenmediz<strong>in</strong>“ lautet<br />

das Motto von CompWare Medical, e<strong>in</strong>em<br />

mittelständischen Mediz<strong>in</strong>technik-Unternehmen<br />

aus dem hessischen Gernsheim.<br />

Seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 90er Jahre entwickelte<br />

sich <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>produktehersteller<br />

zum Spezialisten für Know-how und<br />

IT-Anwendungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Drogenmediz<strong>in</strong><br />

und ist wichtiger Partner für Ärzte,<br />

Justizvollzugsanstalten, Drogenambulanzen,<br />

Krankenkassen, Behörden und<br />

M<strong>in</strong>isterien – nicht nur <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Mit heute rund 26 Mitarbeitern entwickelten<br />

die beiden Geschäftsführer Gerd<br />

Meyer-Philippi und Günter Kalka unter<br />

an<strong>der</strong>em „MeDoSys“, e<strong>in</strong> IT-basiertes<br />

Dokumentations- und Dosiersystem für<br />

Methadon und Buprenorph<strong>in</strong>.<br />

„Die Software ist das Herzstück von<br />

,MeDoSys`. Sie steuert und dokumentiert<br />

die Dosierung <strong>der</strong> Betäubungsmittel und<br />

sorgt für Transparenz und Sicherheit.<br />

Außerdem spart die Automatisierung<br />

aufwändige Verwaltungsarbeiten und<br />

globalcompact Deutschland 2009


Mitarbeiter e<strong>in</strong>er NGO bei <strong>der</strong> täglichen<br />

Vergabe von Substitutionsmedikamenten.<br />

ermöglicht so die Versorgung größerer<br />

Patientenzahlen mit dem vorhandenen<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Personal“, erläutert<br />

Meyer-Philippi.<br />

Auf Basis <strong>der</strong> erfassten Patientendaten<br />

und <strong>der</strong> vom Arzt <strong>in</strong>dividuell def<strong>in</strong>ierten<br />

Dosis dispensiert <strong>der</strong> Dosierautomat<br />

das jeweilig verordnete flüssige<br />

Substitutionsmittel. Dabei verfügt <strong>der</strong><br />

Dosierautomat über e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>telligente<br />

Permanentwaage, auf <strong>der</strong> die Methadonflasche<br />

kont<strong>in</strong>uierlich gewogen und<br />

kontrolliert wird. Auf diese Weise wird<br />

die exakte Abgabe des Substitutionsmittels<br />

gewährleistet. Missbrauch würde<br />

augenblicklich offenkundig.<br />

Unterstützt durch das PPP-Programm<br />

des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ) kann CompWare<br />

Medical diese Technologie nun auch <strong>in</strong><br />

Asien anbieten. In Kooperation mit <strong>der</strong><br />

Deutschen Gesellschaft für Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ) stellt <strong>der</strong> zertifizierte<br />

Mediz<strong>in</strong>produktehersteller se<strong>in</strong>e<br />

Substitutionsanwendungen <strong>in</strong> ausge-<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

suchten E<strong>in</strong>richtungen zur Verfügung.<br />

Das Ziel ist es, <strong>in</strong> den kommenden drei<br />

Jahren dort beim Auf bau von Drogen-<br />

Substitutionsprogrammen zu helfen. Das<br />

f<strong>in</strong>anzielle Gesamtvolumen des Public-<br />

Private-Partnership-Projektes (PPP) umfasst<br />

375.000 Euro. „Eigentlich“, sagt<br />

Meyer-Philippi rückblickend, „kamen wir<br />

dazu wie die Jungfrau zum K<strong>in</strong>d“. Die<br />

Entwicklungsexperten <strong>der</strong> GTZ sprachen<br />

das Unternehmen auf e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit<br />

beim Aufbau ambulanter Methadon-<br />

Abgabestellen an. Bei CompWare Medical<br />

war man von <strong>der</strong> Idee gleich begeistert.<br />

„Wir s<strong>in</strong>d weltweit <strong>in</strong> unserer Know-how<br />

Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>zigartig, das wollen wir<br />

weitergeben und an<strong>der</strong>e damit unterstützen“,<br />

erläutert Meyer-Philippi.<br />

Nepal machte den Anfang<br />

In Asien s<strong>in</strong>d Substitutionstherapien<br />

mit dem Ersatzstoff Methadon bisher<br />

kaum verbreitet, bisweilen gar tabu.<br />

„Zudem“, sagt Meyer-Philippi, „gab es<br />

ohne unsere Software häufig Probleme<br />

mit e<strong>in</strong>er sauberen Dokumentation, wer<br />

wann wie viele Ersatzdrogen erhalten<br />

hat“. Daher muss sich je<strong>der</strong> Patient<br />

mit e<strong>in</strong>em Porträtfoto registrieren, das<br />

im System h<strong>in</strong>terlegt wird. Da an den<br />

Projektstandorten längst nicht je<strong>der</strong> lesen<br />

und schreiben könne, sei dies e<strong>in</strong><br />

Schritt, die Sicherheit zu erhöhen und<br />

Verwechslungen auszuschließen, erläutert<br />

Meyer-Philippi.<br />

Als erster Projektstandort wurde Nepal<br />

ausgewählt – und das aus gutem<br />

Grund: Die Lage <strong>in</strong> dem kle<strong>in</strong>en Land<br />

auf dem Dach <strong>der</strong> Welt ist dramatisch.<br />

E<strong>in</strong>e Untersuchung <strong>der</strong> Weltbank schätzt<br />

die Zahl <strong>der</strong> Drogenabhängigen <strong>in</strong> dem<br />

Himalaya-Staat auf 70.000 Menschen.<br />

Die fatale Folge: Je<strong>der</strong> dritte von ihnen<br />

ist HIV-positiv, 90 Prozent <strong>in</strong>fizieren<br />

sich mit Hepatitis C, 45 Prozent mit<br />

Tuberkulose, und fast 20 Prozent <strong>der</strong><br />

Abhängigen sterben Jahr um Jahr durch<br />

e<strong>in</strong>e Überdosis o<strong>der</strong> Begleiterkrankungen<br />

des Drogenkonsums.<br />

In <strong>der</strong> Universitätskl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> nepalesischen<br />

Hauptstadt Kathmandu hoffen<br />

diejenigen, die e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> begehrten<br />

Therapieplätze des Projekts erhielten,<br />

auf Hilfe. Schon am Morgen stehen sie<br />

vor dem weißen Ziegelste<strong>in</strong>bau und<br />

warten auf die Ausgabe des Methadons,<br />

das ihnen die Rückkehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong> normales<br />

Leben erleichtern soll. Im Rahmen<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrierten Substitutionstherapie<br />

versorgen <strong>der</strong> Arzt Dr. Saroj Ohja und<br />

zwei Krankenschwestern die Patienten<br />

<strong>in</strong> Kathmandu mit dem Ersatzstoff und<br />

behandeln gleichzeitig die Begleiterkrankungen.<br />

„Wir würden gerne Hun<strong>der</strong>te<br />

aufnehmen“, unterstreicht Dr. Ohja den<br />

großen Bedarf, „aber unsere Kapazitäten<br />

reichen nicht aus.“ E<strong>in</strong>e zweite Ausgabestelle<br />

<strong>in</strong> Pokhara, etwa e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb<br />

Autostunden von Kathmandu entfernt,<br />

konnte ebenfalls ihre Türen öffnen. Bis<br />

zum Abschluss des Projektes sollen vier<br />

weitere Standorte entstehen.<br />

Beitrag zu UN-<br />

Millenniumsentwicklungszielen<br />

Über Nepal h<strong>in</strong>aus nehmen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kooperation mit <strong>der</strong> Universität <strong>in</strong> Kuala<br />

Lumpur, <strong>in</strong> Kürze fünf Ambulanzen <strong>in</strong><br />

Malaysia ihre Arbeit auf, darunter auch<br />

e<strong>in</strong> Gefängnis. Außerdem bekunden<br />

Län<strong>der</strong> wie Iran, Pakistan, Kambodscha,<br />

Russland und die Ukra<strong>in</strong>e ihr Interesse.<br />

In Indien, das mit 2,5 Millionen HIV-<br />

Infizierten die zweithöchste Aids-Rate<br />

<strong>der</strong> Erde hat, sollte das Projekt eigentlich<br />

beg<strong>in</strong>nen, dort sei Methadon jedoch<br />

noch nicht als Medikament zugelassen,<br />

so Meyer-Philippi. CompWare Medical<br />

halte sich aber für den Startschuss <strong>in</strong><br />

dem südasiatischen Land bereit. Meyer-<br />

Philippi ist überzeugt, „das Projekt wird<br />

<strong>in</strong> Indien auf jeden Fall gestartet, es ist<br />

nur die Frage wann“.<br />

E<strong>in</strong> großes Geschäft sei das Projekt<br />

trotz <strong>der</strong> vielen Anfragen auch <strong>in</strong> Zukunft<br />

nicht, so Meyer-Philippi. Kostendeckung<br />

für die Zeit nach Ablauf <strong>der</strong><br />

PPP-Projektphase wird jedoch angestrebt.<br />

Die Dauerhaftigkeit <strong>der</strong> Hilfe ist dabei e<strong>in</strong><br />

zentrales Anliegen. Der CompWare-Chef<br />

betont, dass das Engagement auch nach<br />

Ablauf <strong>der</strong> PPP-Projektphase fortgesetzt<br />

werden soll. Für Meyer-Philippi ist wichtig,<br />

dass CompWare vor Ort Mitarbeiter<br />

für den Betrieb <strong>der</strong> Ambulanzen ausbildet,<br />

lokales Wartungs- und Servicepersonal<br />

e<strong>in</strong>stellt o<strong>der</strong> die asiatische Softwareversion<br />

von <strong>in</strong>dischen Entwicklern<br />

anpassen lässt. „Wir tra<strong>in</strong>ieren Tra<strong>in</strong>er“,<br />

formuliert er den Ansatz, vor Ort Strukturen<br />

zu festigen, die irgendwann selbstständig<br />

existieren sollen. Damit zeigt das<br />

Gernsheimer Unternehmen nicht nur<br />

soziales Engagement, son<strong>der</strong>n leistet<br />

auch e<strong>in</strong>en Beitrag zur Erreichung <strong>der</strong><br />

Millenniumsentwicklungsziele, <strong>der</strong>en<br />

Umsetzung auch <strong>der</strong> Global Compact<br />

unterstützt.<br />

65


DAIMLER<br />

66<br />

Best Practice<br />

Daimler Global Compact<br />

Management über das<br />

CSR/Susta<strong>in</strong>ability Board<br />

Umweltschutz, Arbeit,<br />

Menschenrechte und<br />

Kampf gegen Korruption<br />

– die Schwerpunkte des<br />

Global Compact stehen<br />

gleichermaßen im<br />

Fokus des Daimler CSR/<br />

Susta<strong>in</strong>ability Boards<br />

(CSB). Das CSB ist somit das<br />

entscheidende Gremium,<br />

die Herausfor<strong>der</strong>ungen des<br />

Global Compact bei Daimler<br />

voranzutreiben – operativ,<br />

konzernweit und global.<br />

Zur Umsetzung <strong>der</strong> Global Compact<br />

Pr<strong>in</strong>zipien im Unternehmen bedarf es<br />

<strong>in</strong>terner Vorgaben und Managementprozesse<br />

– abgestimmt auf Daimler<br />

als weltweit führenden Anbieter von<br />

Premium-PKW und größten Hersteller<br />

von schweren und mittelschweren LKW.<br />

Deshalb wurde per Vorstandsbeschluss<br />

Anfang 2008 das CSR/Susta<strong>in</strong>ability<br />

Board (CSB) etabliert. Vergleichbar mit<br />

dem CEO Committment zum Global<br />

Compact, hat auch das CSB die volle Unterstützung<br />

des Vorstandsvorsitzenden<br />

und ist ihm direkt zugeordnet. Geleitet<br />

wird das Gremium von Daimler-Vorstand<br />

Dr. Thomas Weber, im Vorstand verantwortlich<br />

für Konzernforschung und<br />

Mercedes-Benz Cars Entwicklung. Der<br />

Auftrag des CSB ist es, unternehmensweit<br />

CSR und Nachhaltigkeit zu koord<strong>in</strong>ieren.<br />

Von Dr. Wolfram Heger<br />

Wichtig war bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> operativen<br />

Bereiche (siehe Grafik).<br />

Das Arbeitsprogramm des CSB ist<br />

fokussiert auf Schwerpunkte, die e<strong>in</strong>e<br />

klare Verb<strong>in</strong>dung zu den Pr<strong>in</strong>zipien des<br />

Global Compact erkennen lassen.<br />

Die Global Compact Umweltpr<strong>in</strong>zipien<br />

f<strong>in</strong>den sich unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> dem<br />

Arbeitspaket „CO 2 - und Klimafragen“<br />

wie<strong>der</strong>. Dabei steht sowohl das aktuelle<br />

globalcompact Deutschland 2009


Produktportfolio als auch unser Weg zur<br />

emissionsfreien Mobilität im Mittelpunkt.<br />

Bereits heute s<strong>in</strong>d für unsere Kunden 58<br />

BlueEfficiency-Modelle verfügbar, die<br />

durch Komb<strong>in</strong>ation neuer High-tech Motoren<br />

und <strong>in</strong>telligenter Maßnahmen des<br />

Energie<strong>management</strong>s am Gesamtfahrzeug<br />

signifikant Verbrauch und Emissionen<br />

reduzieren – <strong>in</strong> <strong>der</strong> neuen E-Klasse<br />

beispielsweise um bis zu 23 Prozent. Mit<br />

<strong>der</strong> B-Klasse F-Cell und dem BlueZero<br />

E-Cell wird bewiesen, dass <strong>in</strong>novative<br />

Technologien, attraktives Fahrzeugdesign<br />

und emissionsfreies Fahren hervorragend<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> harmonieren. Dabei wissen<br />

wir, dass wir damit noch lange nicht<br />

am Ziel s<strong>in</strong>d. Hier hat die F<strong>in</strong>anz- und<br />

Wirtschaftskrise uns vor e<strong>in</strong>e doppelte<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung gestellt: Wir müssen<br />

e<strong>in</strong>erseits noch schneller effiziente Fahrzeuge<br />

mit „grünen“ Technologien <strong>in</strong><br />

den Markt br<strong>in</strong>gen und an<strong>der</strong>erseits mit<br />

unseren f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen noch<br />

sparsamer umgehen.<br />

Auch Compliance (<strong>in</strong>klusive Policies,<br />

Mitarbeitertra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs o<strong>der</strong> Audits) als<br />

CSB-Arbeitsschwerpunkt ist ganz im<br />

S<strong>in</strong>ne des Global Compact-Pr<strong>in</strong>zips zur<br />

Korruptionsbekämpfung ausgestaltet.<br />

Im Group Compliance Board werden<br />

die Ziele abgesteckt. So haben wir seit<br />

2006 über 22.000 Mitarbeiter weltweit zu<br />

Compliance geschult, 85 lokale Compliance-Manager<br />

ernannt, Standardprozesse<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

e<strong>in</strong>geführt – wie etwa die verb<strong>in</strong>dliche<br />

Konsultation bei Regierungsgeschäften<br />

(Mandatory Consultation) o<strong>der</strong> die Prüfung<br />

<strong>der</strong> Integrität neuer Geschäftspartner<br />

(Due Diligence).<br />

Im CSB-Arbeitspaket „Human Ressources“<br />

werden – neben e<strong>in</strong>er Reihe<br />

an<strong>der</strong>er Themen wie Diversity, Chancengleichheit<br />

etc. – auch die Global Compact<br />

Pr<strong>in</strong>zipien zu Arbeitsnormen systematisch<br />

vorangetrieben. In e<strong>in</strong>er 2008<br />

gestarteten HR-Strategie<strong>in</strong>itiative wird<br />

CSR und Nachhaltigkeit als Zieldimension<br />

für „Operational Excellence“ def<strong>in</strong>iert.<br />

Die Umsetzung <strong>in</strong> den Geschäftsprozessen<br />

erfolgt über die Kaskadierung<br />

<strong>der</strong> strategischen Ziele im Rahmen des<br />

jährlichen Zielvere<strong>in</strong>barungsprozesses.<br />

Der Umgang bei Daimler mit den<br />

beim Global Compact separat betonten<br />

Menschenrechtspr<strong>in</strong>zipien wurde<br />

jüngst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigens hierfür <strong>in</strong>itiierten<br />

Stakehol<strong>der</strong> Prozess vollständig<br />

neu aufgearbeitet – angestoßen durch<br />

das CSR/Susta<strong>in</strong>ability Board. Auch <strong>in</strong><br />

diesem Themenfeld kann das CSB se<strong>in</strong>e<br />

Stärke ausspielen, Zentral- sowie<br />

Geschäftsbereiche zur Erzielung e<strong>in</strong>er<br />

besseren Performance zusammenzuführen.<br />

Die von Daimler bee<strong>in</strong>flussbaren<br />

Gestaltungskomponenten s<strong>in</strong>d dabei<br />

die Verankerung beson<strong>der</strong>s relevanter<br />

Menschenrechte im Integrity Code, Implementierungsprozesse<br />

und auch <strong>der</strong><br />

Umgang mit unternehmensspezifischen<br />

Dilemmasituationen. Solche treten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

dann auf, wenn Daimler Standards<br />

höher s<strong>in</strong>d als gesetzliche Vorgaben<br />

mancher Län<strong>der</strong>.<br />

Neben den genannten CSB-Arbeitsschwerpunkten,<br />

die deckungsgleich mit<br />

denen des Global Compact s<strong>in</strong>d, werden<br />

weitere unternehmensspezifische<br />

Themen behandelt. Hierzu zählen etwa<br />

Nachhaltigkeit im E<strong>in</strong>kauf o<strong>der</strong> Fahrzeugsicherheit<br />

als Daimler-spezifisches<br />

Element gesellschaftlicher Verantwortung.<br />

Zudem – auch das e<strong>in</strong> Ergebnis<br />

<strong>der</strong> Diskussion im CSB – wurden<br />

Stakehol<strong>der</strong>-Dialog und Transparenz <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Kommunikation <strong>in</strong> den Fokus <strong>der</strong><br />

CSB-Arbeit gerückt. Institutionalisiert hat<br />

Daimler diesen Austausch mit Interessengruppen<br />

<strong>in</strong> Form des „Susta<strong>in</strong>ability<br />

Dialogues“, bei dem das Unternehmen<br />

seit 2008 nun jährlich wichtige Impulse<br />

von ca. 80 Interessengruppen für e<strong>in</strong>e<br />

verbesserte Nachhaltigkeitsleistung erhalten<br />

hat.<br />

Die genannten Schwerpunkte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Arbeit des CSR/Susta<strong>in</strong>ability Boards zeigen,<br />

dass Daimler sich im Laufe <strong>der</strong> Jahre<br />

gut aufgestellt hat. Mit dem CSB wurde<br />

e<strong>in</strong>e weitere zentrale Voraussetzung<br />

geschaffen, CSR und Nachhaltigkeit auch<br />

im S<strong>in</strong>ne des Global Compact systematisch<br />

im Unternehmen zu steuern und<br />

somit e<strong>in</strong>en wirkungsvollen Beitrag zur<br />

Verbreitung se<strong>in</strong>er Pr<strong>in</strong>zipien zu leisten.<br />

Naturgemäß s<strong>in</strong>d sich Unternehmen und<br />

externe Interessengruppen nicht immer<br />

e<strong>in</strong>ig, wenn es um die Bewertung des<br />

bereits Erreichten geht – sei es, dass aus<br />

externer Sicht gefor<strong>der</strong>t wird, weitergehende<br />

Aktivitäten zu entwickeln o<strong>der</strong><br />

dass wir selbst weitere Verbesserungen<br />

anstreben. Deshalb wird Daimler auch<br />

künftig den Dialog mit allen führen, die<br />

an konstruktiven Lösungen <strong>in</strong>teressiert<br />

s<strong>in</strong>d. Die Diskussionen bei den verschiedenen<br />

Plattformen des Global Compact,<br />

sowohl <strong>in</strong> Deutschland als auch weltweit,<br />

s<strong>in</strong>d hierbei wichtige Ideengeber.<br />

Dass Daimler <strong>in</strong>sgesamt auf e<strong>in</strong>em<br />

guten Weg ist, beweist nicht zuletzt<br />

unser erfolgreiches Abschneiden <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Nachhaltigkeits<strong>in</strong>dizes. Das<br />

aber lässt uns nicht ruhen. Es muss kont<strong>in</strong>uierlich<br />

weiter daran gearbeitet werden,<br />

Daimler durch Leistung e<strong>in</strong> glaubwürdiges<br />

und verantwortungsbewusstes Profil<br />

zu geben – im eigenen Interesse, aber<br />

auch im Interesse von Mitarbeitern, Umwelt<br />

und Gesellschaft.<br />

67


DEUTSCHE BANK<br />

68<br />

Best Practice<br />

Wenn nicht jetzt,<br />

wann dann?<br />

Die Folgen des Klimawandels<br />

s<strong>in</strong>d dramatischer als bisher<br />

angenommen. Grund genug<br />

für die Deutsche Bank, ihr<br />

Klimaschutzengagement zu<br />

<strong>in</strong>tensivieren.<br />

Von Hanns Michael Hölz<br />

„Die Gefahren, denen wir <strong>in</strong>s Gesicht<br />

sehen, s<strong>in</strong>d größer als die schlimmen<br />

Erfahrungen, welche die Welt <strong>in</strong> den<br />

30 Jahren zwischen 1914 und 1944 gemacht<br />

hat, die schließlich zur Bretton-<br />

Woods-Konferenz führten und e<strong>in</strong> neues<br />

Währungs- und F<strong>in</strong>anzsystem zur Folge<br />

hatten. Die Situation heute ist weitaus<br />

gefährlicher ...“ Mit diesen Worten wird<br />

<strong>der</strong> Ökonom Sir Nicholas Stern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Interview vom September 2009 zitiert.<br />

Doch spielt <strong>der</strong> Autor des berühmten<br />

Stern-Reports nicht etwa auf die gegenwärtige<br />

Weltf<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise<br />

an, son<strong>der</strong>n auf die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

durch den Klimawandel. Und das aus<br />

gutem Grund. Denn aktuelle wissenschaftliche<br />

Untersuchungen registrieren<br />

nicht nur e<strong>in</strong>en wesentlich rasanteren<br />

Anstieg an CO2-Emissionen als noch<br />

2007 prognostiziert, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong><br />

deutlich höheres Klimakostenpotenzial.<br />

Ganze Gesellschaften könnten unter den<br />

Folgen zusammenbrechen. Mehr denn je<br />

also lautet die Klimaschutzdevise: Wenn<br />

nicht jetzt, wann dann?<br />

F<strong>in</strong>anzieren, reduzieren,<br />

kommunizieren: die Klimastrategie<br />

<strong>der</strong> Deutschen Bank<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund müssen sich<br />

auch und gerade global operierende<br />

Unternehmen <strong>in</strong>tensiver als bisher <strong>der</strong><br />

Umsetzung von Nachhaltigkeit stellen.<br />

Für die Deutsche Bank bedeutet dies<br />

unter an<strong>der</strong>em e<strong>in</strong>e Neuausrichtung<br />

und Präzisierung ihrer bereits 2005<br />

entwickelten konzernweiten Klima-<br />

strategie. So ruht die Strategie heute auf<br />

drei Säulen:<br />

Als F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>termediär trägt die Deutsche<br />

Bank verstärkt durch hochwertige<br />

Dienstleistungen und Bankprodukte<br />

zum Klimaschutz bei und ermöglicht<br />

nachhaltige Geschäftschancen. Im<br />

Zentrum stehen hier die För<strong>der</strong>ung<br />

erneuerbarer Energien, Investitionen<br />

<strong>in</strong> die Energieeffizienz von Gebäuden<br />

o<strong>der</strong> auch die Intensivierung des Emissionshandels.<br />

Als Umwelteffizienz-Manager bemüht<br />

sich die Deutsche Bank verstärkt um<br />

die Schaffung e<strong>in</strong>er ökoeffizienten<br />

Infrastruktur, um die Nutzung von<br />

erneuerbaren Energien und um die<br />

Neutralisierung unvermeidbarer Emissionen<br />

mit stark regulierten Zertifikaten.<br />

Als Klimabotschafter und „Wissensunternehmen“<br />

<strong>in</strong>formiert die Deutsche<br />

Bank sämtliche Stakehol<strong>der</strong>gruppen<br />

über die Herausfor<strong>der</strong>ung des Klimawandels<br />

und zeigt ihnen Lösungswege<br />

auf.<br />

Dah<strong>in</strong>ter steht e<strong>in</strong> ehrgeiziges Ziel: Bis<br />

Ende 2012 will die Deutsche Bank ihre<br />

geschäftlichen Aktivitäten vollständig<br />

klimaneutral betreiben und sich so als<br />

e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> führenden „Green Banks“ weltweit<br />

etablieren.<br />

Im Fokus: Energieeffizienz von<br />

Gebäuden<br />

Nimmt man die Analysen zum Klimawandel<br />

genauer unter die Lupe, dann<br />

wird deutlich: Vor allem im Bereich <strong>der</strong><br />

Energieeffizienz von Gebäuden besteht<br />

Das Greentowers-Projekt:<br />

Umbau <strong>der</strong> Konzernzentrale zu e<strong>in</strong>em<br />

<strong>der</strong> umweltfreundlichsten Hochhäuser<br />

<strong>der</strong> Welt.<br />

akuter Handlungsbedarf. Großstadtregionen<br />

s<strong>in</strong>d verantwortlich für rund 75<br />

Prozent des Energieverbrauchs und <strong>der</strong><br />

Treibhausgasemissionen weltweit – fast<br />

40 Prozent dieser Treibhausgasemissionen<br />

werden von Gebäuden verursacht.<br />

E<strong>in</strong>e umweltgerechte Renovierung <strong>der</strong><br />

zahlreichen Bestandsbauten kann also<br />

erheblich zum Klimaschutz beitragen.<br />

Folglich gehört die Deutsche Bank zu<br />

den Hauptpartnern <strong>der</strong> Cl<strong>in</strong>ton Climate<br />

Initiative, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Zentrum die umweltgerechte<br />

Sanierung von Privat- und<br />

Geme<strong>in</strong>degebäuden <strong>in</strong> 15 <strong>der</strong> weltgrößten<br />

Metropolen steht. Und weil die Bank<br />

selbst Betreiber zahlreicher Immobilien<br />

ist, setzt sie auch im eigenen Gebäude<strong>management</strong><br />

Akzente. Bestes Beispiel<br />

dafür ist das „Greentowers“-Projekt – <strong>der</strong><br />

Umbau <strong>der</strong> Konzernzentrale zu e<strong>in</strong>em<br />

„Green Build<strong>in</strong>g“. Nach <strong>der</strong> Sanierung<br />

werden sich die 155 Meter hohen Doppeltürme<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Frankfurter City ab Ende<br />

2010 als e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> umweltfreundlichsten<br />

Hochhäuser <strong>der</strong> Welt präsentieren. Das<br />

„Greentowers“-Projekt soll zu e<strong>in</strong>er Senkung<br />

des CO2-Ausstoßes um rund 55<br />

globalcompact Deutschland 2009


globalcompact Deutschland 2009<br />

Prozent führen und e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Energiekostenreduktion bewirken.<br />

Zwei Auszeichnungen s<strong>in</strong>d dabei angestrebt:<br />

zum e<strong>in</strong>en das Gütesiegel <strong>der</strong><br />

Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges<br />

Bauen (DGNB), zum an<strong>der</strong>en e<strong>in</strong>e „Lea<strong>der</strong>ship<br />

<strong>in</strong> Energy and Environmental<br />

Design (LEED)“-Zertifizierung des US<br />

Green Build<strong>in</strong>g Council, und hier die<br />

höchstmögliche Stufe: Plat<strong>in</strong>. Zur Umsetzung<br />

des ambitionierten Projekts, das<br />

auch Anstoß für e<strong>in</strong>e Neuaufstellung<br />

<strong>der</strong> Immobilienstrategie <strong>der</strong> Deutschen<br />

Bank ist, <strong>in</strong>vestiert die Bank rund 200<br />

Mio. Euro.<br />

„Grüne“ Mietverträge<br />

E<strong>in</strong>e Neuaufstellung <strong>der</strong> Immobilienstrategie<br />

be<strong>in</strong>haltet auch Konsequenzen<br />

für angemietete Gebäude. Nur etwa 10<br />

Prozent <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Deutschen Bank<br />

genutzten Fläche s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrem Besitz.<br />

Also wird e<strong>in</strong> „grün“ orientiertes Handl<strong>in</strong>g<br />

<strong>der</strong> restlichen 90 Prozent e<strong>in</strong>en<br />

bedeutenden Beitrag zur Erreichung<br />

<strong>der</strong> Klimaschutzziele leisten. Stärker<br />

als bisher sollen deshalb künftig Nachhaltigkeitskriterien<br />

auch bei Neuanmietungen<br />

und Vertragsverlängerungen<br />

berücksichtigt werden. Dafür wurde <strong>in</strong><br />

den vergangenen Monaten e<strong>in</strong> Nachhaltigkeitskatalog<br />

erarbeitet, <strong>in</strong> dem<br />

die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Ausstattung<br />

<strong>der</strong> Gebäude zusammengefasst s<strong>in</strong>d. Im<br />

Rahmen anstehen<strong>der</strong> Vertragsverlängerungen<br />

werden Investitionen, die nach<br />

Ansicht <strong>der</strong> Bank notwendig s<strong>in</strong>d, direkt<br />

angesprochen. Dabei leistet die Bank<br />

auch Überzeugungsarbeit, <strong>in</strong>dem sie<br />

die Wert- und Attraktivitätssteigerung<br />

e<strong>in</strong>es Objektes genau vorrechnet. E<strong>in</strong>e<br />

Modellrechnung wird seit März <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis erprobt und soll <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr ihre<br />

endgültige Form gefunden haben.<br />

Umfassendes Engagement ist<br />

Trumpf<br />

Mit ihrem „Green Power Partnership“-<br />

Programm motiviert die US-amerikanische<br />

Umweltbehörde „Environmental<br />

Protection Agency (EPA)“ Unternehmen<br />

und Organisationen, „grünen Strom“ zu<br />

beziehen. Als die EPA kürzlich ihre Liste<br />

<strong>der</strong> Top-50-Nutzer <strong>der</strong> USA aktualisierte,<br />

erreichte die Deutsche Bank Americas bei<br />

ihrem Debüt direkt Platz 24: Schließlich<br />

bezieht sie bereits 100 Prozent ihres<br />

Stroms aus erneuerbaren Energien.<br />

Dies ist nur e<strong>in</strong>s von vielen Beispielen,<br />

die zeigen, wie <strong>in</strong>tensiv sich die<br />

Deutsche Bank auf den verschiedensten<br />

Gebieten im Kampf gegen den Klimawandel<br />

engagiert. Neue nachhaltige<br />

Investmentprodukte gehören ebenso<br />

dazu wie groß angelegte „Awareness“-<br />

Kampagnen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Belegschaft, Kooperationen<br />

mit Forschungszentren und <strong>der</strong><br />

Launch des Internet-Informationsportals<br />

www.bank<strong>in</strong>g-on-green.de. Dass man bei<br />

allem Ernst <strong>der</strong> Lage den Spaß an <strong>der</strong><br />

Sache nicht ganz vergessen sollte, unterstreicht<br />

das renommierte Golfturnier<br />

Deutsche Bank Ladies’ Swiss Open: Das<br />

2009er Event war das erste klimaneutrale<br />

Turnier <strong>der</strong> Ladies European Tour (LET),<br />

und auch die Ausgabe 2010 (14. bis 20.<br />

Juni) wird e<strong>in</strong>e wun<strong>der</strong>schöne Gelegenheit<br />

bieten, auch im Sport etwas gegen<br />

den Klimawandel zu tun. Nur durch die<br />

umfassende und sofortige Intensivierung<br />

aller Klimaschutzbemühungen lassen<br />

sich die Schreckensszenarien, die Nicholas<br />

Stern und an<strong>der</strong>e gut begründet entwerfen,<br />

noch verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Packen wir’s<br />

an: Wenn nicht jetzt, wann dann?<br />

69


DEUTSCHE BÖRSE GROUP<br />

70<br />

Best Practice<br />

Verantwortung <strong>in</strong><br />

Kapitalmarkt und<br />

Gesellschaft<br />

Die Deutsche Börse stellt<br />

als Marktorganisator<br />

e<strong>in</strong>e funktionierende<br />

F<strong>in</strong>anzmarkt<strong>in</strong>frastruktur<br />

sicher. Dabei engagiert<br />

sie sich aber auch im<br />

Rahmen ihrer Corporate<br />

Responsibility für<br />

Gesellschaft, Umwelt,<br />

Mitarbeiter und Ökonomie.<br />

Von Julia Taeschner und Katja Wagner<br />

Börsen s<strong>in</strong>d organisierte Märkte. Ihre<br />

Kunden – Unternehmen auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en,<br />

Banken und Broker auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite – versorgen sich über die Börse<br />

mit Kapital, Liquidität und Informationen,<br />

und dies <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Umgebung mit<br />

striktem Risiko<strong>management</strong>. Regelwerke<br />

und elektronische Systeme sorgen dafür,<br />

dass <strong>der</strong> Börsenhandel <strong>in</strong>teger und<br />

effizient ist. Dadurch erfüllen Börsen<br />

e<strong>in</strong>e stabilisierende Funktion für das<br />

F<strong>in</strong>anzsystem – und somit auch für die<br />

gesamte Volkswirtschaft. In <strong>der</strong> jüngsten<br />

F<strong>in</strong>anzkrise hat sich beson<strong>der</strong>s das <strong>in</strong>tegrierte<br />

Geschäftsmodell <strong>der</strong> Deutschen<br />

Börse bewährt, das die gesamte Wertschöpfungskette<br />

vom Handel bis h<strong>in</strong><br />

zur Abwicklung und zur Systemtechnik<br />

unter e<strong>in</strong>em Dach vere<strong>in</strong>t.<br />

Die Deutsche Börse hat von <strong>der</strong><br />

zuständigen Aufsichtsbehörde die Genehmigung<br />

und den Auftrag, e<strong>in</strong>en geordneten<br />

Börsenhandel sicherzustellen.<br />

In diesem Rahmen betreibt sie u.a. die<br />

Frankfurter Wertpapierbörse, die mit<br />

Xetra und Xontro größte deutsche Börse,<br />

sowie die Derivatebörse Eurex Frankfurt,<br />

e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> weltweit führenden Marktplätze<br />

für den börslichen Derivatehandel.<br />

Reguliert wird <strong>der</strong> Börsenhandel durch<br />

eigene Kontrollmechanismen wie die<br />

Handelsüberwachungsstelle ebenso wie<br />

durch Aufsichtsbehörden auf Landes-<br />

und Bundesebene. An e<strong>in</strong>em börslich<br />

organisierten Markt erhalten alle Teilnehmer<br />

Marktzugang zu gleichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

und verfügen über die gleichen<br />

Informationen. Das Marktgeschehen<br />

wird während <strong>der</strong> gesamten Handelszeit<br />

überwacht und analysiert, um die<br />

E<strong>in</strong>haltung des börslichen Regelwerks<br />

zu gewährleisten und Preismanipulation<br />

sowie Insi<strong>der</strong>handel zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Der Börsenbetreiber ist <strong>in</strong> Deutschland<br />

gesetzlich verpflichtet, die Interessen aller<br />

Marktteilnehmer auszugleichen und<br />

ausreichend Mittel für den Börsenbetrieb<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Die Deutsche Börse konzentriert<br />

so die am deutschen Wertpapiermarkt<br />

vorhandene Liquidität und stellt dem<br />

Markt hochleistungsfähige Systeme<br />

für den Handel und die Abwicklung<br />

zur Verfügung. Darüber h<strong>in</strong>aus managt<br />

die Deutsche Börse als <strong>in</strong>tegrierte Börse<br />

durch den ihr angeschlossenen zentralen<br />

Kontrahenten Eurex Clear<strong>in</strong>g das Risiko<br />

des Ausfalls e<strong>in</strong>es Vertragspartners.<br />

Eurex Clear<strong>in</strong>g tritt im Derivate- und<br />

Aktienhandel als Käufer für jeden Verkäufer<br />

und als Verkäufer für jeden Käufer<br />

auf und garantiert so die Zahlung und<br />

Auslieferung jedes gehandelten Instruments.<br />

Offene Positionen werden mit<br />

entsprechenden Sicherheiten h<strong>in</strong>terlegt,<br />

die je<strong>der</strong> Marktteilnehmer proportional<br />

zu se<strong>in</strong>em Risiko e<strong>in</strong>legen muss. An<strong>der</strong>s<br />

als beim außerbörslichen Handel ohne<br />

Clear<strong>in</strong>ghaus können sich die Teilneh-<br />

globalcompact Deutschland 2009


mer bei <strong>der</strong> Nutzung e<strong>in</strong>es zentralen<br />

Kontrahenten somit darauf verlassen,<br />

dass Liefer- und Zahlungszusagen auch<br />

e<strong>in</strong>gehalten werden. Gerade <strong>in</strong> Zeiten,<br />

<strong>in</strong> denen das Vertrauen <strong>in</strong> die Märkte<br />

geschwunden ist, ist dies e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Dienstleistung.<br />

Die Deutsche Börse übernimmt damit<br />

als Infrastrukturanbieter e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Funktion im Kapitalmarkt – im Rahmen<br />

ihrer Corporate Responsibility engagiert<br />

sie sich darüber h<strong>in</strong>aus für Gesellschaft,<br />

Umwelt, Mitarbeiter und Ökonomie<br />

(siehe Grafik). E<strong>in</strong>e eigene Abteilung<br />

koord<strong>in</strong>iert diese Aktivitäten und treibt<br />

sie gruppenweit voran.<br />

Im Bereich Gesellschaft nimmt die<br />

Kulturför<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>e wichtige Stellung<br />

e<strong>in</strong>. So sponsert die Deutsche Börse seit<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

2005 den „Deutsche Börse Photography<br />

Prize“, <strong>der</strong> jährlich von <strong>der</strong> Londoner<br />

Photographers’ Gallery vergeben wird.<br />

Zudem sammelt die Deutsche Börse zeitgenössische<br />

Fotografie und verfügt über<br />

e<strong>in</strong>e Sammlung von über 700 Werken<br />

von rund 70 <strong>in</strong>ternationalen Künstlern.<br />

E<strong>in</strong> weiterer För<strong>der</strong>schwerpunkt ist Bildung<br />

und Wissenschaft. Er reicht von<br />

<strong>der</strong> Unterstützung e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen<br />

Grundschule <strong>in</strong> Frankfurt über wissenschaftliche<br />

Institute an <strong>der</strong> Universität<br />

Frankfurt bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em europäischen<br />

Studiengang <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, London<br />

und Paris. Darüber h<strong>in</strong>aus unterstützt<br />

die Deutsche Börse soziale E<strong>in</strong>richtungen.<br />

Unter an<strong>der</strong>em nehmen Mitarbeiter <strong>der</strong><br />

Deutschen Börsen am Social Day <strong>der</strong><br />

Malteser Frankfurt teil.<br />

Auch im Bereich Umweltschutz ist<br />

die Deutsche Börse aktiv. Energieeffizienz<br />

ist e<strong>in</strong> wichtiges Kriterium beim<br />

Neubau <strong>der</strong> Börsenzentrale <strong>in</strong> Eschborn<br />

bei Frankfurt, <strong>der</strong> zu den ökologischsten<br />

und ressourcenschonensten Gebäuden<br />

deutschlandweit zählen wird. Im Beschaffungswesen<br />

achtet die Deutsche<br />

Börse auf Umweltverträglichkeit und<br />

berücksichtigt <strong>in</strong>ternationale ethische<br />

Standards. Um ihren ökologischen Fußabdruck<br />

kont<strong>in</strong>uierlich zu verbessern,<br />

erarbeit die Deutsche Börse fortlaufend<br />

Maßnahmen zur Reduktion ihrer Emissionen.<br />

Im <strong>in</strong>tensiven Dialog mit den<br />

Mitarbeitern werden zahlreiche Aktivitäten<br />

zum Umweltschutz angestoßen,<br />

geprüft und <strong>in</strong>itiiert.<br />

Die Mitarbeiterför<strong>der</strong>ung ist e<strong>in</strong><br />

wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Corporate Responsibility<br />

des Unternehmens. Zielvere<strong>in</strong>barungen<br />

und Fortbildungen sichern<br />

die <strong>in</strong>dividuelle Entwicklung jedes Mitar-<br />

beiters. Beson<strong>der</strong>s talentierte Mitarbeiter<br />

erhalten die Möglichkeit, an speziellen<br />

Master-Programmen teilzunehmen. Seit<br />

2009 haben Mitarbeiter die Möglichkeit,<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>es systematischen Innovations<strong>management</strong>s<br />

Ideen für neue<br />

Produkte o<strong>der</strong> Prozesse vorzutragen,<br />

weiterzuentwickeln und umzusetzen.<br />

Unsere Mitarbeiter spiegeln unsere <strong>in</strong>ternationale<br />

Ausrichtung als F<strong>in</strong>anzdienstleister<br />

bestens wi<strong>der</strong> – 65 Nationalitäten,<br />

19 Standorte, 16 Län<strong>der</strong> – das bedeutet<br />

gelebte Vielfalt. Auch die Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von Familie, Privatleben und Beruf darf<br />

dabei nicht zu kurz kommen. Deshalb<br />

för<strong>der</strong>t die Deutsche Börse <strong>in</strong>dividuelle<br />

Arbeitszeitmodelle, K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

und Gesundheitsvorsorge.<br />

Mit Dienstleistungen für die Ökonomie<br />

ökonomischen Erfolg zu erzielen:<br />

dies ist nicht nur das Geschäftsmodell<br />

<strong>der</strong> Deutschen Börse, es ist auch Teil<br />

ihrer Corporate Responsibility. Hierzu<br />

zählt neben e<strong>in</strong>er breit diversifizierten<br />

Wertschöpfungskette, e<strong>in</strong>er verantwortlichen<br />

Investitionspolitik und e<strong>in</strong>er engen<br />

Orientierung am Kunden vor allem e<strong>in</strong>e<br />

effiziente Corporate Governance. Diese<br />

muss für klare Verantwortlichkeiten,<br />

Transparenz und Mitsprachemöglichkeiten<br />

aller am Unternehmen beteiligten<br />

Interessengruppen sorgen. Auch im Produktspektrum<br />

<strong>der</strong> Deutschen Börse spielt<br />

Nachhaltigkeit e<strong>in</strong>e Rolle: zum e<strong>in</strong>en<br />

durch das Angebot von Börsen<strong>in</strong>dizes,<br />

die Unternehmen nach nachhaltigen<br />

Kriterien auswählen; zum an<strong>der</strong>en durch<br />

die Beteiligung an <strong>der</strong> European Energy<br />

Exchange, die <strong>in</strong>zwischen auch Derivate<br />

auf Zertifikate für CO2-Emissionen<br />

handelt und diesen Markt beständig<br />

fortentwickelt.<br />

71


DEUTSCHE POST DHL<br />

72<br />

Best Practice<br />

GoGreen –<br />

Verantwortung für<br />

den Klimaschutz<br />

übernehmen<br />

Mit dem GoGreen-Klimaschutzprogramm setzt Deutsche<br />

Post DHL seit 2008 umweltfreundliche Standards<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Transport- und Logistikbranche. Neben dem<br />

unternehmerischen Effizienzgew<strong>in</strong>n leistet das Programm<br />

zusätzlich e<strong>in</strong>en Beitrag für e<strong>in</strong>en nachhaltig organisierten<br />

Welthandel.<br />

Von Daniela Spießmann<br />

Als global tätiges und führendes Logistikunternehmen<br />

hat sich Deutsche Post DHL<br />

mit dem Klimaschutzprogramm GoGreen<br />

das Ziel gesetzt, die CO 2 -Emissionen pro<br />

verschickter Sendung, pro transportiertem<br />

Conta<strong>in</strong>er und pro genutztem Quadratmeter<br />

Fläche bis zum Jahr 2020 um<br />

30 Prozent auf <strong>der</strong> Basis von 2007 zu<br />

reduzieren. Die Kunden des Konzerns<br />

profitieren dabei <strong>in</strong> doppelter H<strong>in</strong>sicht:<br />

Die Effizienzsteigerung des Konzerns<br />

wirkt sich zum e<strong>in</strong>en positiv auf ihre<br />

eigene Transport-CO 2 -Bilanz aus, zum an<strong>der</strong>en<br />

können sie e<strong>in</strong> wachsendes grünes<br />

globalcompact Deutschland 2009


Produktportfolio nutzen. Bereits 2005<br />

brachte Deutsche Post DHL <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pilotprojekt<br />

als erster Logistiker e<strong>in</strong>en CO 2 -<br />

neutralen Versandservice auf den Markt.<br />

Mit GOGREEN werden die transportbed<strong>in</strong>gten<br />

CO 2 -Emissionen von Sendungen<br />

berechnet und ausgeglichen. GOGREEN ist<br />

seitdem ständig gewachsen: zuletzt hat<br />

DHL als offizieller Logistikpartner <strong>der</strong> UN<br />

Klimakonferenz <strong>in</strong> Kopenhagen (COP15)<br />

im Dezember 2009 den Transport <strong>der</strong><br />

Sendungen für die Konferenzdelegierten<br />

gesponsert, selbstverständlich mit dem<br />

CO 2 -neutralen Versandservice.<br />

GoGreen ist<br />

Unternehmensverantwortung<br />

Das Klimaschutzprogramm GoGreen ist<br />

Teil <strong>der</strong> Unternehmensverantwortung<br />

von Deutsche Post DHL. Unter dem Motto<br />

„Liv<strong>in</strong>g Responsibility“ setzt <strong>der</strong> Konzern<br />

se<strong>in</strong>e weltweite Präsenz sowie die Erfahrung<br />

se<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />

e<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>en positiven Beitrag<br />

zur Gestaltung <strong>der</strong> Zukunft zu leisten.<br />

Neben dem Umweltschutz (GoGreen)<br />

konzentriert sich das Unternehmen auf<br />

die Bereiche Katastrophenhilfe (GoHelp)<br />

und Bildung (GoTeach).<br />

GoGreen stützt sich auf fünf Kernbereiche:<br />

Schaffung von Transparenz,<br />

Effizienzverbesserung, Mobilisierung <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter, CO 2 -effiziente Lösungen für<br />

Kunden und politische Mitgestaltung.<br />

1) Transparenz mit Carbon Account<strong>in</strong>g &<br />

Controll<strong>in</strong>g<br />

Transparenz über F<strong>in</strong>anzkennzahlen<br />

ist selbstverständlich und wird von<br />

Management und Investoren gleichermaßen<br />

gefor<strong>der</strong>t. Wie aber ist es um<br />

die Transparenz über CO 2 -Emissionen<br />

bestellt? Bei Deutsche Post DHL wird<br />

e<strong>in</strong> sogenanntes Carbon Account<strong>in</strong>g &<br />

Controll<strong>in</strong>g aufgebaut, um genau diese<br />

Transparenz zu gewährleisten. Damit ist<br />

<strong>der</strong> Konzern Vorreiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umfeld,<br />

<strong>in</strong> dem es kaum vergleichbare Systeme<br />

gibt. Bei Deutsche Post DHL entstehen<br />

20 Prozent <strong>der</strong> CO 2 -Emissionen durch die<br />

eigenen Fahrzeuge und Gebäude, rund<br />

80 Prozent werden jedoch durch Subunternehmer<br />

verursacht. Der Konzern<br />

berichtet als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> wenigen Logistiker<br />

über diese sogenannten Scope 3-Emissionen<br />

und schaffte 2009 den Sprung <strong>in</strong> den<br />

Dow Jones Susta<strong>in</strong>ability World Index.<br />

Im renommierten Nachhaltigkeits<strong>in</strong>dex<br />

überzeugte <strong>der</strong> Konzern <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

im Bereich Umweltreport<strong>in</strong>g mit voller<br />

Punktzahl.<br />

2) Verbesserung <strong>der</strong> CO 2 -Effizienz<br />

Deutsche Post DHL arbeitet ständig daran,<br />

die CO 2 -Effizienz von Fahrzeugen,<br />

Gebäuden und Netzwerken zu verbessern<br />

und bedient sich dabei <strong>in</strong>novativer<br />

Technologien und Lösungen. Gut e<strong>in</strong> Jahr<br />

nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des Klimaschutzprogramms<br />

GoGreen gibt es erste erfolgreich<br />

umgesetzte Effizienzmaßnahmen:<br />

In <strong>der</strong> eigenen Flotte werden alternative<br />

Antriebslösungen wie die Hybridtechnologie<br />

getestet. So s<strong>in</strong>d beispielsweise<br />

<strong>der</strong>zeit fünf Hybrid-LKW Daimler Atego<br />

<strong>in</strong> Deutschland im Raum Berl<strong>in</strong>, Köln,<br />

Stuttgart und Rosenheim im E<strong>in</strong>satz. Für<br />

den global tätigen Logistiker Deutsche<br />

Post DHL ist trotz erster Erfolge klar: Es<br />

gibt noch ke<strong>in</strong>en Königsweg zur Effizienzverbesserung.<br />

Doch genau das treibt<br />

den Konzern an, weiter nach grünen<br />

Lösungen zu suchen.<br />

3) Mobilisierung von Management und<br />

Mitarbeitern<br />

Deutsche Post DHL baut bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

se<strong>in</strong>er ehrgeizigen Ziele vor<br />

allem auf das Wissen, die Ideen und<br />

das Engagement <strong>der</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter weltweit. Je<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelne<br />

trägt zur Umsetzung des Klimaschutzprogramms<br />

GoGreen bei. Das außerordentliche<br />

Interesse und hohe Engagement<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter wird bei Aktionen wie<br />

<strong>der</strong> Umweltidee von Deutsche Post und<br />

DHL Paket deutlich: 111.250 Vorschläge<br />

wurden beim Ideenwettbewerb zum<br />

Umweltschutz e<strong>in</strong>gereicht. Das bisherige<br />

E<strong>in</strong>sparpotenzial für den Konzern liegt<br />

bei € 650.000.<br />

4) Marktwert mit CO 2 -effizienten<br />

Logistiklösungen<br />

Deutsche Post DHL teilt die Verantwortung<br />

zum Klimaschutz auch mit<br />

Kunden. 2009 konnte die Deutsche Post<br />

beispielsweise den Versicherungskonzern<br />

Allianz und den Focus Magaz<strong>in</strong><br />

Verlag als GOGREEN-Kunden gew<strong>in</strong>nen.<br />

Diese nutzen den grünen Versand, für<br />

den die Deutsche Post die transportbed<strong>in</strong>gten<br />

CO 2 -Emissionen berechnet und<br />

über offizielle CDM-Klimaschutzprojekte<br />

ausgleicht. Im Logistikbereich bietet DHL<br />

se<strong>in</strong>en Kunden grüne Lösungen an. E<strong>in</strong><br />

Beispiel: Geme<strong>in</strong>sam mit dem See- und<br />

Luftfrachtbereich DHL Global Forward<strong>in</strong>g<br />

verlagert die BSH Bosch und Sie-<br />

mens Hausgeräte GmbH jährlich 13.000<br />

TEU (Twenty Foot Equivalent Unit) von<br />

<strong>der</strong> Straße auf die Schiene – die erwarteten<br />

E<strong>in</strong>sparungen liegen bei bis zu 60<br />

Prozent CO 2 .<br />

5) Mitgestaltung <strong>der</strong> politischen Agenda<br />

Das Klimaschutzprogramm GoGreen<br />

wird von den politischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

für den weltweiten Klimaschutz<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Deshalb vertritt <strong>der</strong> Konzern<br />

e<strong>in</strong>e klare Position, um wichtige<br />

Grundlagen für Effizienzziele <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Industrie aktiv mit zu gestalten. So for<strong>der</strong>t<br />

Deutsche Post DHL e<strong>in</strong>en globalen<br />

Rahmen für e<strong>in</strong>en marktbasierten Emissionsrechtehandel.<br />

Industriegetriebene<br />

Standards für die CO 2 -Messung sollen<br />

die Transparenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Branche erhöhen<br />

und die Vergleichbarkeit ermöglichen.<br />

Zudem befürwortet Deutsche Post DHL<br />

Anreizsysteme für Investitionen <strong>in</strong> CO 2 -<br />

Effizienzmaßnahmen und die öffentliche<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Forschung und Entwicklung<br />

für nachhaltige Logistiklösungen.<br />

Deutsche Post DHL ist Mitglied im<br />

UN Global Compact und verpflichtet sich<br />

zu dessen Pr<strong>in</strong>zipien. Als Mitglied hat<br />

<strong>der</strong> Konzern zudem die vom UN Global<br />

Compact <strong>in</strong>itiierte Erklärung „Car<strong>in</strong>g for<br />

Climate“ unterzeichnet und bekräftigt<br />

damit se<strong>in</strong> Engagement für e<strong>in</strong> größeres<br />

Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong> für die Umwelt.<br />

Mit <strong>der</strong> Initiative „Seal the Deal“ des<br />

UN Global Compact unterstützte Deutsche<br />

Post DHL auch den Aufruf für e<strong>in</strong> globales<br />

Abkommen zum Klimaschutz <strong>in</strong> Kopenhagen<br />

– e<strong>in</strong> wichtiger Schritt für e<strong>in</strong>en<br />

nachhaltig organisierten Welthandel.<br />

73


DEUTSCHE TELEKOM<br />

74<br />

Best Practice<br />

Große Verän<strong>der</strong>ungen<br />

fangen kle<strong>in</strong> an!<br />

Von großen Konzernen wird erwartet, ökologische und gesellschaftliche Verantwortung<br />

zu übernehmen und nachhaltig zu agieren. Diese Erwartung erfüllt die Deutsche Telekom<br />

schon seit vielen Jahren, seit September 2009 weitet sie den Radius ihres Handelns<br />

für Umwelt und Gesellschaft aus und bezieht mit ihrer Kommunikationsoffensive für<br />

Nachhaltigkeit auch die Kunden aktiv mit e<strong>in</strong>.<br />

Von Julija Dietrich<br />

„Große Verän<strong>der</strong>ungen fangen kle<strong>in</strong> an!“<br />

ist <strong>der</strong> Leitspruch <strong>der</strong> Kampagne für<br />

Umwelt und Gesellschaft, <strong>in</strong> <strong>der</strong> gezielt<br />

Produkte und Dienste <strong>der</strong> Deutschen<br />

Telekom vorgestellt werden, mit denen<br />

<strong>der</strong> Kunde verantwortlich handeln und<br />

damit e<strong>in</strong>en aktiven Beitrag für e<strong>in</strong>e<br />

nachhaltige Entwicklung leisten kann.<br />

„Mit <strong>der</strong> Kampagne wollen wir uns nicht<br />

auf die Schulter klopfen. Uns geht es<br />

darum, deutlich zu machen, dass unternehmerisches<br />

Handeln, zeitgemäßer<br />

Konsum und Nachhaltigkeit sich<br />

s<strong>in</strong>nvoll verb<strong>in</strong>den lassen“, sagte <strong>der</strong><br />

Vorstandsvorsitzende <strong>der</strong> Deutschen<br />

Telekom, René Obermann, zum Start<br />

<strong>der</strong> langfristig angelegten Kampagne,<br />

die <strong>in</strong> den Medien Pr<strong>in</strong>t, TV und Onl<strong>in</strong>e<br />

geschaltet wird.<br />

Nicht das Unternehmen, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Endverbraucher steht im Fokus <strong>der</strong><br />

Kommunikation, die folgendem Kerngedanken<br />

folgt: unsere Kunden können<br />

<strong>in</strong> Summe viel mehr erreichen – wenn<br />

sie <strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d. Viele Menschen können<br />

zusammen mehr bewegen, als e<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>zelner. Den Beitrag, den man alle<strong>in</strong>e<br />

und als Teil e<strong>in</strong>er großen Gruppe leistet,<br />

kann man zur Veranschaulichung auch<br />

auf <strong>der</strong> Seite www.millionen-fangen-an.<br />

de ablesen. Dort s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit die Themen<br />

Rechnung Onl<strong>in</strong>e, K<strong>in</strong><strong>der</strong>schutzsoftware,<br />

Download-Portale und Handy-Rücknahme<br />

dargestellt. Die Berechnung des eigenen<br />

und des Gruppenbeitrags ist am<br />

Beispiel von Rechnung Onl<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fach<br />

nachvollziehbar: durch dieses Produkt<br />

spart <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Kunde rund drei Blatt<br />

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globalcompact Deutschland 2009


pro Monat, so dass man bei nur e<strong>in</strong>er<br />

Million Kunden auf e<strong>in</strong>e Papiermenge<br />

von 240 Metern – höher als <strong>der</strong> Trump<br />

Tower mit 202 Metern – kommt. Mehr<br />

als 14 Millionen Telekom-Kunden nutzen<br />

Rechnung Onl<strong>in</strong>e bereits alle<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Deutschland, weitere neue Nutzer würden<br />

zu e<strong>in</strong>er großen Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Papierverbrauchs beitragen.<br />

Mehr als weitere 13 Themen, die<br />

den ökologischen und gesellschaftlichen<br />

Nachhaltigkeitsgedanken verdeutlichen,<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den kommenden drei Jahren im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Nachhaltigkeitsoffensive<br />

geplant, so z.B. Telefon- und Datenkonferenzen,<br />

Smart Meter<strong>in</strong>g, klimaneutrale<br />

und familienfreundliche Telefone o<strong>der</strong><br />

auch <strong>der</strong> Stromverbrauch <strong>der</strong> Deutschen<br />

Telekom, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland seit 2008 zu<br />

100 % aus regenerativen Energiequellen<br />

abgedeckt wird. Aber auch Aktionsaufrufe<br />

werden ab 2010 stattf<strong>in</strong>den, wenn es<br />

z.B. darum geht, Handys für Wie<strong>der</strong>verwertung<br />

o<strong>der</strong> Recycl<strong>in</strong>g zurückzugeben.<br />

Funktionsfähige Altgeräte sollen e<strong>in</strong>er<br />

Nutzung <strong>in</strong> Asien o<strong>der</strong> Afrika zugeführt,<br />

defekte Geräte im Recycl<strong>in</strong>gprozess zerlegt<br />

werden. Die dabei gewonnenen Materialien<br />

– mehr als 80 % e<strong>in</strong>es Handys<br />

können wie<strong>der</strong> verwendet werden – sollen<br />

z.B. <strong>der</strong> Automobilzuliefer<strong>in</strong>dustrie<br />

zur Verfügung gestellt werden und tra-<br />

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gen damit zur Ressourcenschonung bei.<br />

Ab 2010 soll auch die Internetplattform<br />

zur Nachhaltigkeitsoffensive für Kunden<br />

zunehmend <strong>in</strong>teraktiver werden. Es gibt<br />

also viele Anknüpfungspunkte, an denen<br />

die Kunden aktiv werden können.<br />

E<strong>in</strong>e Nachhaltigkeitskampagne ist<br />

aber nur möglich und glaubwürdig,<br />

wenn gesellschaftliche Verantwortung,<br />

Klimaschutz und soziale Kompetenz<br />

im Unternehmen fest verankert s<strong>in</strong>d<br />

und auch gelebt werden. Als Konzern<br />

verfolgt die Deutsche Telekom schon<br />

lange e<strong>in</strong>e nachhaltige Unternehmensführung:<br />

Endgeräte werden bereits seit<br />

den 70er Jahren zurückgenommen. Seit<br />

1995 setzen wir uns öffentlich für den<br />

Klimaschutz e<strong>in</strong> und haben 1996 eigene<br />

Klimaschutzziele verabschiedet. 2000 waren<br />

wir e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Gründungsmitglie<strong>der</strong><br />

des UN Global Compact und haben 2003<br />

unsere Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Sozialcharta zur<br />

E<strong>in</strong>haltung ökologischer und sozialer<br />

M<strong>in</strong>deststandards bei Beschäftigten und<br />

Lieferanten verabschiedet. 2007 wurden<br />

wir vom WWF als <strong>der</strong> am besten für den<br />

Klimawandel gerüstete Großkonzern<br />

ausgezeichnet und haben im September<br />

2009 das Copenhagen Communiqué <strong>der</strong><br />

European Lea<strong>der</strong>s Group on Climate<br />

Change (EU CLG) unterzeichnet.<br />

Logische Konsequenz für uns war es<br />

<strong>in</strong> diesem Jahr daher, mit dem Thema<br />

Nachhaltigkeit noch deutlicher die Öffentlichkeit<br />

zu suchen, um Bewusstse<strong>in</strong><br />

zu wecken, zu aktivieren und damit<br />

geme<strong>in</strong>sam mit unseren Kunden noch<br />

viel mehr zu erreichen. Die Tatsache,<br />

dass bei vielen Menschen <strong>der</strong>zeit e<strong>in</strong>e<br />

hohe Sensibilität für das Thema besteht,<br />

ist dafür e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung<br />

.Die verän<strong>der</strong>te und wachsende Nachfrage<br />

<strong>der</strong> Kunden nach ansprechenden,<br />

verantwortungsvollen Produkten von<br />

verantwortungsvoll handelnden Unternehmen<br />

bietet die große Chance, zunehmend<br />

Produkte und Geschäftsmodelle<br />

zu för<strong>der</strong>n, die nicht nur wirtschaftlich<br />

tragfähig s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n vor allem den<br />

Weg zu e<strong>in</strong>er nachhaltigen Konsumgesellschaft<br />

ebnen. Dazu wollen wir<br />

unseren Beitrag leisten.<br />

Die Aufnahmetechnik im Tilt/Shift-Effekt<br />

unterstützt das Kampagnenmotto „Große<br />

Verän<strong>der</strong>ungen fangen kle<strong>in</strong> an!“ Die<br />

sche<strong>in</strong>bare M<strong>in</strong>iaturansicht (tatsächlich ist<br />

alles real) macht deutlich, dass mit kle<strong>in</strong>en<br />

Schritten großes erreicht werden kann.<br />

75


ERNST & YOUNG<br />

76<br />

Best Practice<br />

Social Bus<strong>in</strong>ess –<br />

Perspektiven für e<strong>in</strong> neues<br />

Geschäftsmodell von<br />

morgen<br />

Die aktuelle Wirtschafts- und Klimakrise hat viel Diskussion über e<strong>in</strong>en notwendigen<br />

Paradigmenwechsel im Weltwirtschaftssystem ausgelöst. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>dimensionale Orientierung,<br />

ausschließlich auf ökonomischen Zielsetzungen basierend, sche<strong>in</strong>t den Anfor<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er<br />

nachhaltigen Entwicklung nicht gerecht zu werden. So argumentiert auch Muhammad<br />

Yunus, Friedensnobelpreisträger und Initiator des „Social Bus<strong>in</strong>ess“-Konzeptes: Da Menschen<br />

multidimensionale Bedürfnisse haben, sollten auch Unternehmen multidimensionale Ziele<br />

verfolgen und neben ökonomischen vor allem auch soziale und ökologische Dimensionen<br />

berücksichtigen.<br />

Von Brigitte Frey, Kathr<strong>in</strong> Madl & Frie<strong>der</strong>ike Stäber<br />

Ernst & Young betrachtet nachhaltiges<br />

Unternehmertum als e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Säule für e<strong>in</strong>e ganzheitliche, nachhaltige<br />

Entwicklung. Daher arbeitet Ernst &<br />

Young schon seit vielen Jahren mit Unternehmen,<br />

die mit <strong>in</strong>novativen Produkten<br />

und Geschäftsmodellen unternehmerische<br />

Verantwortung beweisen und<br />

ehrt diese u.a. im Rahmen des (Social)<br />

Entrepreneur of the Year Awards.<br />

Unter „Social Bus<strong>in</strong>ess“ (SB), versteht<br />

Ernst & Young e<strong>in</strong>e gew<strong>in</strong>norientierte<br />

und private Organisation, die sich von<br />

e<strong>in</strong>em konventionellen Unternehmen<br />

<strong>in</strong> zwei wesentlichen Punkten unterscheidet:<br />

1. Vorrangiges Unternehmensziel ist es,<br />

sozialen/ökologischen Nutzen zu schaffen.<br />

SBs sehen ihren wirtschaftlichen<br />

Erfolg nicht als Selbstzweck, son<strong>der</strong>n<br />

als notwendige Vorraussetzung, um<br />

erfolgreich soziale/ökologische Zielsetzungen<br />

erfüllen zu können.<br />

2. Gew<strong>in</strong>ne werden größtenteils im Unternehmen<br />

re<strong>in</strong>vestiert. Sie dienen <strong>der</strong><br />

Ausweitung <strong>der</strong> Geschäftsleistung und<br />

damit dem Wachstum des Unterneh-<br />

mens. Dabei steht für Investoren vor<br />

allem die soziale Rendite im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Ob und <strong>in</strong> welcher Höhe e<strong>in</strong>e<br />

Verz<strong>in</strong>sung des Kapitals stattf<strong>in</strong>det, ist<br />

<strong>in</strong>dividuell und damit unterschiedlich<br />

geregelt (siehe Grafik rechts, <strong>in</strong> Anlehnung<br />

an Ashoka).<br />

Im Rahmen se<strong>in</strong>er Climate Change &<br />

Susta<strong>in</strong>ability Services (CCaSS) Aktivitäten<br />

def<strong>in</strong>iert Ernst & Young drei<br />

Dimensionen e<strong>in</strong>er nachhaltigen Unternehmensausrichtung:<br />

(1.) Manag<strong>in</strong>g<br />

Susta<strong>in</strong>ability, (2.) Operational Excellence,<br />

(3.) Creat<strong>in</strong>g Value (siehe Grafik<br />

unten).<br />

Gemäß unserer Erfahrung beziehen<br />

sich klassische Corporate Responsibility<br />

(CR) Programme vor allem auf die ersten<br />

beiden Punkte, während <strong>der</strong> dritte<br />

Aspekt oft nur unzureichend behandelt<br />

(1) „Manag<strong>in</strong>g Susta<strong>in</strong>ability“ (2) „Operational Excellence“<br />

Wie hat das Unternehmen Nachhaltigkeit <strong>in</strong> die<br />

Organisation e<strong>in</strong>gebettet:<br />

� <strong>in</strong> die Governance-Strukturen<br />

� <strong>in</strong> die Planungs- und Kontrollzyklen<br />

� <strong>in</strong> den Code of Conduct<br />

� <strong>in</strong> <strong>in</strong>terne Performance-<br />

Messungen<br />

� <strong>in</strong> die Prozesse<br />

Wie trägt das Unternehmen zur nachhaltigen Entwicklung <strong>der</strong> Gesellschaft bei:<br />

� durch nachhaltige Dienstleistungen o<strong>der</strong> Produkte<br />

� Verantwortung für die Region(en)<br />

(3) „Creat<strong>in</strong>g Value“<br />

Nachhaltige<br />

Unternehmensführung<br />

Wie hat das Unternehmen se<strong>in</strong>e Prozesse <strong>in</strong><br />

Bezug auf Nachhaltigkeit optimiert - gemessen<br />

anhand ausgewählter Indikatoren (KPIs):<br />

� im Bereich Umwelt<br />

� im Bereich Wirtschaft<br />

� im Bereich Soziales/<br />

Gesellschaft<br />

� Verantwortung für die MitarbeiterInnen<br />

� uvm.<br />

globalcompact Deutschland 2009


Soziale<br />

Rendite<br />

Klassische geme<strong>in</strong>nützige<br />

Organisation<br />

F<strong>in</strong>anziert durch<br />

Spenden und<br />

philanthropische<br />

Investments<br />

Hybrides Modell:<br />

Mix aus eigenem<br />

E<strong>in</strong>kommen und<br />

Spenden<br />

wird. Gerade hier besteht jedoch e<strong>in</strong><br />

großes Wertschöpfungspotenzial im<br />

S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />

Entwicklung. Idealerweise verknüpfen<br />

Unternehmen ihre CR Aktivitäten mit ihren<br />

Kernkompetenzen. Im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

SBs kann dies auf verschiedenste Weise<br />

erfolgen, und ebenso wie konventionelle<br />

Unternehmen können sie an verschiedensten<br />

Stellen <strong>der</strong> Wertkette sozialen/<br />

ökologischen Wert schöpfen. Manche SBs<br />

nutzen ihre Beschaffungs-/E<strong>in</strong>kaufspolitik<br />

dazu, sozialen/ökologischen Wert zu<br />

schaffen, wie beispielsweise SEKEM, e<strong>in</strong><br />

ägyptisches Unternehmen, welches u.a.<br />

se<strong>in</strong>e Rohstoffe zu fairen Preisen/Konditionen<br />

von lokalen Farmern bezieht.<br />

An<strong>der</strong>e h<strong>in</strong>gegen beschäftigen Mitarbeiter<br />

sozial benachteiligter Gruppen, wie<br />

La Fageda, e<strong>in</strong> Molkereiunternehmen,<br />

welches ausschließlich psychisch kranke<br />

Menschen beschäftigt. Sozialen/ökologischen<br />

Wert können schließlich auch<br />

die Produkte/Dienstleistung selbst schaffen.<br />

Als Beispiel kann hier das <strong>in</strong>dische<br />

Unternehmen SELCO genannt werden,<br />

welches Haushalte mit umweltfreundlicher<br />

Energie versorgt.<br />

Bei börsennotierten Unternehmen<br />

steht h<strong>in</strong>gegen die f<strong>in</strong>anzielle Rendite<br />

im Vor<strong>der</strong>grund. Aufgrund <strong>der</strong> vorrangig<br />

sozialen/ökologischen Zielsetzung von<br />

SBs kann sich die direkte Integration<br />

des SB-Ansatzes <strong>in</strong> solche Unternehmen<br />

kurzfristig schwierig gestalten. E<strong>in</strong> alternatives<br />

Umsetzungskonzept bietet die<br />

Variante des Social Investors. So können<br />

Unternehmen e<strong>in</strong> SB mit Fokus auf e<strong>in</strong><br />

beson<strong>der</strong>es Geschäftsfeld/Produkt als<br />

Tochterunternehmen o<strong>der</strong> Jo<strong>in</strong>t Venture<br />

mit e<strong>in</strong>em sozialen Entrepreneur gründen.<br />

Alternativ können Unternehmen <strong>in</strong><br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Social Entrepreneurship<br />

Eigenes<br />

E<strong>in</strong>kommen<br />

(selbst erhaltend)<br />

Social Bus<strong>in</strong>ess<br />

Profitables<br />

Sozialunternehmen<br />

(Gew<strong>in</strong>ne werden<br />

re<strong>in</strong>vestiert)<br />

Sozial verantwortl.<br />

Unternehmen<br />

Profitables<br />

Unternehmen,<br />

sozial motiviert<br />

(Gew<strong>in</strong>ne werden<br />

an Investoren<br />

ausgeschüttet)<br />

SBs <strong>in</strong>vestieren, die nicht unbed<strong>in</strong>gt im<br />

Zusammenhang mit dem Kerngeschäft<br />

stehen müssen, z.B. durch sogn. Social<br />

Venture Funds.<br />

Vielfältige Stärken von<br />

Social Bus<strong>in</strong>ess<br />

Wirtschaftsunternehmen<br />

F<strong>in</strong>anzielle<br />

Rendite<br />

Profitmaximierendes<br />

Unternehmen<br />

(Ke<strong>in</strong>e soziale<br />

Ausrichtung)<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er CR Strategie können<br />

SBs für herkömmliche Unternehmen<br />

aus verschieden Gründen <strong>in</strong>teressant<br />

se<strong>in</strong>. Beispielsweise wird bei klassischen<br />

Sozial-Sponsor<strong>in</strong>g/Spenden-Aktivitäten<br />

meist nur die Mittelverwendung offengelegt,<br />

<strong>der</strong> Impact dieser Aktivitäten wird<br />

nur <strong>in</strong> den seltensten Fällen evaluiert.<br />

Im Gegensatz dazu erwartet e<strong>in</strong> Social<br />

Investor e<strong>in</strong>e messbare soziale/ökologische<br />

Rendite. Indem <strong>der</strong> Impact <strong>der</strong><br />

Aktivitäten des SB (sprich die durch das<br />

SB erreichten (positiven) ökologischen,<br />

sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen)<br />

quantifiziert wird, kann eher<br />

nachvollzogen werden, dass das Kapital<br />

des Social Investors zielgerecht und nutzenmaximierend<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wird. Zudem<br />

kann e<strong>in</strong> Social Investor das Kapital,<br />

nachdem er e<strong>in</strong>e zufriedenstellende soziale/ökologische<br />

Rendite erwirtschaftet<br />

hat, wie<strong>der</strong> abziehen und an<strong>der</strong>swo<br />

re<strong>in</strong>vestieren. Im Gegensatz zu Sozial-<br />

Sponsor<strong>in</strong>g/Spenden geht das Kapital<br />

also nicht „verloren“.<br />

E<strong>in</strong>en Mehrwert können auch die o.g.<br />

Jo<strong>in</strong>t Ventures stiften. E<strong>in</strong>erseits können<br />

Unternehmen ihr betriebswirtschaftliches<br />

Know-how <strong>in</strong> das Jo<strong>in</strong>t Venture<br />

e<strong>in</strong>fließen lassen, an<strong>der</strong>erseits br<strong>in</strong>gen<br />

Entrepreneure wertvolle marktspezifische<br />

Expertise (z.B. soziales/ökologisches<br />

Know-How) e<strong>in</strong>. Dadurch eröffnen sich<br />

für beide Seiten neue Märkte. Auch kön-<br />

nen SBs Produkt<strong>in</strong>novationen för<strong>der</strong>n.<br />

Beispielsweise wurden im Rahmen des<br />

SBs Grameen Danone Foods biologisch<br />

abbaubare Yoghurtbehälter entwickelt,<br />

die <strong>in</strong> weiterer Folge <strong>in</strong> den klassischen<br />

Märkten von Danone erfolgreich abgesetzt<br />

wurden.<br />

Transparente Bewertungsansätze<br />

als Treiber<br />

E<strong>in</strong>e wesentliche Grundlage zur erfolgreichen<br />

Entwicklung des SB-Ansatzes ist<br />

e<strong>in</strong>e transparente Messung und Kommunikation<br />

<strong>der</strong> sozialen, ökologischen und<br />

wirtschaftlichen Performance. Wie bei<br />

re<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anziell motivierten Investitionsentscheidungen,<br />

bedarf es überprüfbarer<br />

und vergleichbarer Kennzahlen, anhand<br />

<strong>der</strong>er Investoren ihre Investitionsentscheidungen<br />

treffen bzw. den Social Return on<br />

Investment (SROI) ihrer Investition bewerten<br />

können. Ebenso bedürfen Geschäftsführer<br />

von SBs dieser Informationen als<br />

Grundlage für Managemententscheidungen<br />

und als Kontrollmechanismus,<br />

ob neben ökonomischen Zielsetzungen<br />

auch die soziale/ökologische Mission des<br />

Unternehmens erfüllt wird. Das konkrete<br />

Design solcher Kennzahlen gestaltet<br />

sich allerd<strong>in</strong>gs wesentlich komplexer<br />

als die Entwicklung re<strong>in</strong> ökonomischer<br />

Kennzahlen, da <strong>der</strong> soziale/ökologische<br />

Impact von SBs sehr vielfältig se<strong>in</strong> kann.<br />

Im Rahmen unserer Climate Change and<br />

Susta<strong>in</strong>ability Services (CCaSS) Aktivitäten<br />

setzt Ernst & Young daher vor allem<br />

bei diesem Aspekt an: Es gilt transparente<br />

und standardisierte Bewertungsansätze<br />

zu entwickeln, damit dieser Ansatz auch<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis e<strong>in</strong>e breite Anwendung<br />

f<strong>in</strong>den kann.<br />

77


EVONIK<br />

78<br />

Best Practice<br />

Corporate Responsibility:<br />

Strategie für das Geschäft<br />

von morgen<br />

Gesellschaftliche Verantwortung im Geschäft verankern und <strong>in</strong>novative Lösungen für die<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Zukunft entwickeln. Dies ist <strong>der</strong> Anspruch von Evonik Industries<br />

auch <strong>in</strong> wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Der Essener Konzern mit den Geschäftsfel<strong>der</strong>n<br />

Chemie, Energie und Immobilien hat e<strong>in</strong>e CR-Strategie entwickelt, die sich nicht alle<strong>in</strong> auf<br />

die ökologischen und sozialen Verantwortungsbereiche konzentriert, son<strong>der</strong>n auch das<br />

Geschäft adressiert und dort Innovationen vorantreibt.<br />

Von Gerald Breyer<br />

Die 2008 verabschiedete CR-Strategie<br />

von Evonik baut auf den Werten und<br />

Kernkompetenzen des Konzerns auf. Mit<br />

ihren Dimensionen Geschäft, Mitarbeiter<br />

und Prozesse ist sie Bestandteil <strong>der</strong><br />

Konzernstrategie und gibt dieser neue<br />

Impulse. Sie füllt die Konzernwerte mit<br />

Leben und unterstützt das Erreichen <strong>der</strong><br />

Konzernziele „profitables Wachstum“<br />

und „Wertsteigerung“. Dem Geschäft hilft<br />

sie bei <strong>der</strong> Identifizierung und Bearbeitung<br />

neuer Herausfor<strong>der</strong>ungen und stellt<br />

die Mitarbeiter als wichtige Akteure <strong>in</strong><br />

den Mittelpunkt. Basis allen Handelns<br />

s<strong>in</strong>d beste Prozesse <strong>in</strong> Verantwortungsbereichen<br />

wie Personal, Compliance,<br />

Umwelt, Sicherheit und Gesundheit,<br />

letztere im Chemiegeschäft von Evonik<br />

durch Responsible-Care® gelebte und<br />

dokumentierte Praxis.<br />

Mit dem Beitritt zum Global Compact<br />

und <strong>der</strong> Verabschiedung e<strong>in</strong>er Global<br />

Social Policy (GSP) hat Evonik wichtige<br />

Grundlagen geschaffen, um se<strong>in</strong>e CR-<br />

Strategie weltweit umzusetzen. Zwar<br />

ist Deutschland nach wie vor Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> Aktivitäten, doch s<strong>in</strong>d neun<br />

Prozent <strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>in</strong> europäischen<br />

Län<strong>der</strong>n sowie immerh<strong>in</strong> 24 Prozent <strong>der</strong><br />

Beschäftigten <strong>in</strong> Asien und Amerika<br />

tätig. Mit e<strong>in</strong>er weltweiten Befragung<br />

hat Evonik die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen an<br />

se<strong>in</strong>en Standorten erfasst. Dabei g<strong>in</strong>g es<br />

globalcompact Deutschland 2009


u.a. um Arbeits- und Urlaubs<strong>zeiten</strong>, Teilzeitarbeit,<br />

betriebliche Sozialleistungen,<br />

Arbeitnehmerrechte und Chancengleichheit.<br />

Mith<strong>in</strong> um Themen, um die es sich<br />

verstärkt zu kümmern gilt und die z. T.<br />

mit <strong>der</strong> GSP auch E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> die Lieferantenbeziehungen<br />

von Evonik halten.<br />

Mitarbeiter im Mittelpunkt<br />

Traditionell hat bei Evonik die Beteiligung<br />

und Mitbestimmung <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

hohe Bedeutung. Arbeitnehmervertretungen<br />

bestehen an allen deutschen,<br />

Unsere Verantwortung: Antworten auf die<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Zukunft.<br />

aber auch an vielen ausländischen Standorten.<br />

Auf europäischer Ebene vertritt<br />

das Europa-Forum die Arbeitnehmer<strong>in</strong>teressen.<br />

Beim Treffen des Forums im Mai<br />

2009 nahmen auf Arbeitnehmerseite 26<br />

Delegierte aus elf Län<strong>der</strong>n teil.<br />

Evonik hat sich nach se<strong>in</strong>er Gründung<br />

erfolgreich als attraktiver Arbeitgeber<br />

positioniert, um so dem knapper<br />

werdenden Angebot an qualifiziertem<br />

Nachwuchs zu begegnen. Für e<strong>in</strong>e außergewöhnlichePersonalmarket<strong>in</strong>g-Kampagne,<br />

die junge Talente anspricht, bekam<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Evonik 2009 den „Employer Brand<strong>in</strong>g<br />

Award“ des trendence-Instituts.<br />

Um e<strong>in</strong>zulösen, was man verspricht,<br />

legt Evonik großen Wert auf e<strong>in</strong>e verantwortungsbewusste<br />

Personalarbeit.<br />

Neben e<strong>in</strong>em klaren strategischen HR-<br />

Steuerungsmodell ist mit Plan@HR e<strong>in</strong>e<br />

neue Methodik zur langfristigen Personalplanung<br />

im E<strong>in</strong>satz. Zudem erhielt<br />

Evonik 2009 für alle deutschen Standorte<br />

von <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>nützigen Hertie-Stiftung<br />

das Konzernzertifikat „Beruf und Familie“<br />

als familienbewusstes Unternehmen.<br />

Megatrends im Fokus<br />

Die konsequente Ausrichtung <strong>der</strong> Unternehmensstrategie<br />

an globalen Megatrends<br />

zeichnet Evonik aus. Als beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig für das eigene Geschäft wurden<br />

Energieeffizienz, Globalisierung & Demografie<br />

sowie Gesundheit & Wellness<br />

identifiziert. Hier trägt Evonik schon<br />

heute mit <strong>in</strong>novativen Lösungen zu e<strong>in</strong>er<br />

nachhaltigen Entwicklung bei. Mit <strong>der</strong><br />

CR-Strategie wurde <strong>der</strong> Fokus auf <strong>nachhaltigkeits</strong>orientierte<br />

Innovationen noch<br />

verstärkt. Denn Evonik ist überzeugt,<br />

dass Unternehmen, die jetzt Antworten<br />

auf die Fragen künftiger gesellschaftlicher<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen geben, auch die<br />

erfolgreichen Unternehmen von morgen<br />

se<strong>in</strong> werden.<br />

Ziel ist es, diese Überzeugung noch<br />

besser im Geschäft zu verankern und<br />

systematisch zu leben. So ist die strategische<br />

Forschung von Evonik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Creavis<br />

Technologies & Innovation gebündelt.<br />

Mit ihren Projekthäusern und Scienceto-Bus<strong>in</strong>ess-Centern<br />

(S2B-Centern) <strong>in</strong>tegriert<br />

sie alle F&E-Aktivitäten entlang <strong>der</strong><br />

Wertschöpfungskette unter e<strong>in</strong>em Dach<br />

– von <strong>der</strong> Grundlagenforschung über die<br />

Produktentwicklung bis h<strong>in</strong> zur Pilotproduktion.<br />

Heute bestehen S2B-Center<br />

für die Bereiche Energieeffizienz und<br />

Klimaschutz, Nanotronics sowie weiße<br />

Biotechnologie, die alle Forschungs- und<br />

Entwicklungsaktivitäten vorantreiben<br />

und so neue Zukunftsmärkte erschließen.<br />

Zu den beispielhaften Lösungen<br />

zählt die Lithium-Ionen-Batterie, die<br />

Evonik mit <strong>der</strong> selbst entwickelten keramischen<br />

Membran SEPARION® sicherer,<br />

leistungsfähiger und langlebiger gemacht<br />

hat. Daimler wird ab 2011 Elektro- und<br />

Hybridfahrzeuge mit Evonik <strong>in</strong>side <strong>in</strong><br />

Serie produzieren. Erneuerbare Energien<br />

o<strong>der</strong> die Abtrennung und Nutzung von<br />

Kohlendioxid aus Kraftwerks-Rauchgasen<br />

s<strong>in</strong>d weitere Themen, mit denen sich die<br />

Innovationsexperten von Evonik <strong>der</strong>zeit<br />

zusammen mit Kunden und Wissenschaftlern<br />

befassen.<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung demografischer<br />

Wandel<br />

Mit dem demografischen Wandel ist<br />

Evonik nicht nur als Arbeitgeber konfrontiert,<br />

son<strong>der</strong>n auch als großer Immobilieneigner.<br />

Umfragen und Trendbeobachtungen<br />

zeigten schon früh,<br />

dass die Alterung <strong>der</strong> Gesellschaft, die<br />

Tendenz zur Vere<strong>in</strong>zelung und die Auflösung<br />

des Familienverbandes neuer<br />

Antworten im Wohnsektor bedürfen.<br />

Evonik hat deshalb mehrere Projekte des<br />

„Mehrgenerationen-Wohnens“ <strong>in</strong>itiiert,<br />

bei <strong>der</strong>en Planung und Umsetzung die<br />

Bewohner umfassend e<strong>in</strong>bezogen wurden.<br />

Daraus ergaben sich als zentrale<br />

Elemente Barrierefreiheit, Spielplätze,<br />

Ruhezonen sowie Geme<strong>in</strong>schaftsräume,<br />

die den Austausch erleichtern. Die hohe<br />

Nachfrage bei den aktuellen Projekten<br />

bestätigt, dass diese Wohnform e<strong>in</strong> echter<br />

Zukunftsmarkt ist.<br />

Dialog für die Zukunft<br />

Das Wissen um die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

des demografischen Wandels hat Evonik<br />

auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Projekt von econsense im<br />

Rahmen <strong>der</strong> CSR-Allianz <strong>der</strong> EU e<strong>in</strong>gebracht:<br />

Im Kernteam mit BASF und<br />

SAP unterstützt Evonik das„Laboratory<br />

Demographic Change“. Ziel ist es, mit<br />

wissenschaftlicher Unterstützung die<br />

Transparenz über den demografischen<br />

Wandel <strong>in</strong> 264 europäischen Regionen<br />

zu verbessern. Ergebnisse s<strong>in</strong>d die Studie<br />

„Mapp<strong>in</strong>g Regional Demographic Change<br />

and Regional Demographic Location<br />

Risk <strong>in</strong> Europe“ sowie das Onl<strong>in</strong>e-Tool<br />

„Demographic Risk Map“. Das kostenlose<br />

Onl<strong>in</strong>e-Tool zeigt Daten über Alterung<br />

sowie Wachstum o<strong>der</strong> Schrumpfung<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung <strong>in</strong> den Regionen und<br />

bewertet diese Daten auf Grundlage von<br />

vier Standortfaktoren: Arbeitskräftepotenzial,<br />

Verfügbarkeit von Fachkräften,<br />

Arbeitsproduktivität und Forschung &<br />

Entwicklung.<br />

Den Entstehungsprozess <strong>der</strong> Studie<br />

begleiteten <strong>in</strong>tensive Dialoge mit Stakehol<strong>der</strong>n,<br />

um die Richtung <strong>der</strong> Arbeit<br />

immer wie<strong>der</strong> zu h<strong>in</strong>terfragen und an<br />

den Bedürfnissen <strong>der</strong> Gesellschaft und<br />

Unternehmen zu justieren.<br />

79


GTZ<br />

Von Jochen Weikert<br />

80<br />

Best Practice<br />

Ch<strong>in</strong>as dynamisches Wachstum erfor<strong>der</strong>t<br />

e<strong>in</strong>en steigenden Verbrauch an Rohstoffen,<br />

belastet die natürlichen Ressourcen<br />

und führt zu schädlichen Emissionen.<br />

Ch<strong>in</strong>a ist <strong>in</strong>zwischen <strong>der</strong> weltweit größte<br />

Emittent von klimaschädigenden Gasen<br />

und nach den USA <strong>der</strong> zweitgrößte<br />

Energieverbraucher <strong>der</strong> Welt. Etwa zwei<br />

Drittel des Stroms werden <strong>in</strong> wenig effizienten<br />

Kohlekraftwerken und mit<br />

hohen Schadstoffemissionen erzeugt.<br />

Ungeklärte Abwässer, Mülldeponien und<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Landwirtschaft belasten<br />

die knappen Wasserreserven.<br />

Wie kann Ch<strong>in</strong>a also dazu beitragen,<br />

das globale Wirtschaftsgeschehen nachhaltiger<br />

zu gestalten? Am besten dadurch,<br />

dass es die eigene Industrie nachhaltiger<br />

gestaltet, denn angesichts des wachsenden<br />

ch<strong>in</strong>esischen Gewichts <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt<br />

gilt: Ist Ch<strong>in</strong>a stabil, dann ist auch die<br />

Weltwirtschaft weniger anfällig.<br />

„Die Herausfor<strong>der</strong>ung für Ch<strong>in</strong>a wird<br />

se<strong>in</strong>, möglichst rasch von e<strong>in</strong>er Produktion<br />

auf niedrigem Qualitätsniveau zu<br />

e<strong>in</strong>em Modell zu f<strong>in</strong>den, das auf höherer<br />

Wertschöpfung basiert“, me<strong>in</strong>t Sher<strong>in</strong><br />

L<strong>in</strong> vom TÜV Rhe<strong>in</strong>land <strong>in</strong> Shenzhen,<br />

Südch<strong>in</strong>a. „Durch dieses Modell wäre<br />

Ch<strong>in</strong>a weniger abhängig von Ressourcen<br />

– niedrig qualifizierte Arbeit e<strong>in</strong>geschlossen.“<br />

Das gegenwärtige Modell<br />

ist wirtschaftlich nicht nachhaltig. Denn<br />

viele asiatische Wettbewerber, mit heute<br />

noch niedrigerem E<strong>in</strong>kommensniveau<br />

(z.T. aus Indien, Bangladesch o<strong>der</strong> den<br />

zentralasiatischen Län<strong>der</strong>n), machen<br />

Ch<strong>in</strong>a Konkurrenz. Die Volksrepublik<br />

muss sich weiterentwickeln und auf<br />

e<strong>in</strong>e stärker wissensbasierte Produktion<br />

umsteigen, sonst werden viele <strong>der</strong><br />

Betriebe, die <strong>in</strong> den letzten 15 Jahren<br />

im Zuge des Exportbooms zu Tausenden<br />

entstanden, im Wettbewerb untergehen.<br />

Die Umstellung des Wirtschaftsmodells<br />

ist notwendig, um Ch<strong>in</strong>as Wachstums-<br />

und Armutsbekämpfungsmodell nicht<br />

zu gefährden und den sozialen Frieden<br />

zu erhalten.<br />

Ch<strong>in</strong>a, das sich <strong>in</strong> diesem Jahr e<strong>in</strong><br />

Kopf-an-Kopf-Wettrennen mit Deutschland<br />

um den Titel des Exportweltmeisters<br />

liefert, wird von manchen als „Werkbank<br />

<strong>der</strong> Welt“ bezeichnet. Denn während<br />

Deutschland vor allem Hochtechnologie<br />

und Know-how exportiert, liefert Chi-<br />

Nachhaltigkeit für<br />

die „Werkbank <strong>der</strong><br />

Welt“<br />

Seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> deutschen Entwicklungszusammenarbeit<br />

mit Ch<strong>in</strong>a im Jahr 1978 hat das Land tiefgreifende<br />

Verän<strong>der</strong>ungen durchlaufen. Ch<strong>in</strong>a ist heute die viertgrößte<br />

Volkswirtschaft und drittgrößte Handelsnation <strong>der</strong> Welt.<br />

Dabei s<strong>in</strong>d es längst nicht mehr nur Billigprodukte, denen<br />

das Land se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationalen Erfolge zu verdanken hat.<br />

Auch bei <strong>der</strong> Armutsbekämpfung hat Ch<strong>in</strong>a bemerkenswerte<br />

Fortschritte erzielt. Aber wenn das größte Schwellenland<br />

<strong>der</strong> Erde se<strong>in</strong> Wachstumsmodell nicht gefährden will, muss<br />

es dazu beitragen, die globale Wirtschaft nachhaltiger zu<br />

gestalten.<br />

globalcompact Deutschland 2009


na noch überwiegend Massenware wie<br />

Schuhe, Bekleidung, Haushaltswaren<br />

und Spielzeug, aber auch preiswerte<br />

Masch<strong>in</strong>en, Güter <strong>der</strong> Schwer<strong>in</strong>dustrie<br />

o<strong>der</strong> Elektronik. Die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> den ch<strong>in</strong>esischen Betrieben lassen aber<br />

oft zu wünschen übrig und die Arbeitnehmer<br />

s<strong>in</strong>d nur unzureichend durch<br />

soziale und arbeitsrechtliche Systeme<br />

geschützt. Ihren Wettbewerbsvorsprung<br />

stützen die Unternehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leicht<strong>in</strong>dustrie<br />

auf niedrige Arbeitskosten,<br />

Vernachlässigung von Umweltrichtl<strong>in</strong>ien<br />

– und kaum auf den Wissens- und<br />

Kompetenzauf bau <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie. Die<br />

Produktion an <strong>der</strong> Werkbank <strong>der</strong> Welt<br />

ist noch zu selten an den Kriterien <strong>der</strong><br />

Nachhaltigkeit ausgerichtet.<br />

In diesem Zusammenhang för<strong>der</strong>t<br />

das Bundesm<strong>in</strong>isterium für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(BMZ) Entwicklungspartnerschaften mit<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft. Diese haben z. B. den<br />

schonenden Umgang mit natürlichen<br />

Ressourcen zum Ziel und tragen dazu<br />

bei, die Produktions- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> ch<strong>in</strong>esischen Firmen zu verbessern.<br />

Das WE Projekt zwischen Tchibo<br />

und <strong>der</strong> im Auftrag des BMZ tätigen<br />

Deutschen Gesellschaft für Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ) setzt genau hier<br />

an. WE steht dabei gleichzeitig als Metapher<br />

für e<strong>in</strong>en kooperativen Ansatz und<br />

als Abkürzung für den Projekttitel Worldwide<br />

Enhancement of Social Quality. Das<br />

Vorhaben zielt auf e<strong>in</strong>e weitreichende<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> asiatischen Produktionsstätten, vor<br />

allem aber auch auf die Übernahme<br />

sozialer Verantwortung <strong>in</strong> den produzierenden<br />

Firmen selbst. Erprobt wird <strong>der</strong><br />

Qualifizierungsansatz <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Pilotbetrieben <strong>in</strong> Asien, die Gebrauchsartikel<br />

wie Textilien, Schmuck, Holz und<br />

Le<strong>der</strong>waren für Tchibo herstellen.<br />

Julia Ranke, verantwortliche Projektmanager<strong>in</strong><br />

für das WE-Projekt bei <strong>der</strong><br />

GTZ, sieht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kooperativen Managementstil<br />

sowie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Belegschaft,<br />

die ihre Rechte und Pflichten kennt,<br />

e<strong>in</strong>en wesentlichen Schlüssel zu e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>novativen und wettbewerbsfähigen<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Schuhfabrik <strong>in</strong> Dongguan<br />

Betriebsführung: „Mit dem WE-Ansatz<br />

werden Führungskräfte und Beschäftigte<br />

angeleitet, betriebliche Abläufe<br />

geme<strong>in</strong>sam zu optimieren. So können<br />

zum Beispiel Überstunden abgebaut<br />

und die Gesundheit und Arbeitsplatzsicherheit<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter verbessert<br />

werden. Durch Aktivierungsstrategien<br />

und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs werden Arbeiter zu<br />

„Mit-Arbeitern“, die ihre praktischen<br />

Erfahrungen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und an <strong>der</strong><br />

Verbesserung von Produktionsprozessen<br />

und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen mitwirken.“<br />

Die Beteiligung <strong>der</strong> Beschäftigten kann<br />

dabei u.a. von Mitarbeiterbefragungen<br />

über das betriebliche Vorschlagswesen<br />

bis h<strong>in</strong> zur hierarchieübergreifenden<br />

Zusammenarbeit <strong>in</strong> Qualitätszirkeln o<strong>der</strong><br />

Gremien zu Gesundheit und Sicherheit<br />

am Arbeitsplatz reichen.<br />

Unternehmen, die das Wissen und<br />

die Erfahrungen ihrer Mitarbeiter nutzen,<br />

haben die Chance, ihre Produktionskosten<br />

zu senken, die Qualität ihrer<br />

Produkte zu verbessern und dadurch<br />

letztlich Wettbewerbsvorsprünge zu erzielen.<br />

Auf Seiten <strong>der</strong> Mitarbeiter steigt<br />

die Zufriedenheit und damit die Loyalität<br />

ihrem Arbeitgeber gegenüber, was<br />

wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong><br />

Mitarbeiterfluktuation und s<strong>in</strong>kenden<br />

E<strong>in</strong>arbeitungskosten führt.<br />

Neben den Dialogtra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für Manager<br />

und Beschäftigte baut WE gezielt<br />

Wissen über Sozialstandards auf. Die<br />

beteiligten Unternehmen lernen, drän-<br />

gende betriebliche Probleme unter Anwendung<br />

e<strong>in</strong>es Problemlösungs-Zyklus<br />

zu lösen – angefangen bei <strong>der</strong> Problemidentifikation<br />

bis h<strong>in</strong> zur Formulierung<br />

e<strong>in</strong>es maßgeschnei<strong>der</strong>ten Aktionsplans.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Kernelement des Projekts ist<br />

die Ausbildung und Begleitung lokaler<br />

Berater, die die Verän<strong>der</strong>ungsprozesse <strong>in</strong><br />

den Betrieben vor Ort mo<strong>der</strong>ieren. Auf<br />

das Tra<strong>in</strong>ernetzwerk können zukünftig<br />

auch an<strong>der</strong>e Unternehmen zurückgreifen,<br />

um vergleichbare Verän<strong>der</strong>ungsprozesse<br />

<strong>in</strong> ihren Unternehmen und<br />

Lieferketten <strong>in</strong> Gang zu setzen.<br />

Sher<strong>in</strong> L<strong>in</strong>, die Expert<strong>in</strong> vom TÜV<br />

Rhe<strong>in</strong>land und Partner<strong>in</strong> <strong>der</strong> GTZ bei <strong>der</strong><br />

Umsetzung des WE-Programm <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a,<br />

attestiert dem Vorhaben die richtige<br />

Zielrichtung: „Die verän<strong>der</strong>te Kommunikation<br />

im Betrieb und e<strong>in</strong>e mo<strong>der</strong>ne Unternehmenskultur<br />

h<strong>in</strong>terlassen letztlich<br />

e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>druck bei e<strong>in</strong>er neuen<br />

Generation von Managern. Viele von ihnen<br />

verstehen Nachhaltigkeit und Corporate<br />

Responsibility nicht mehr alle<strong>in</strong> als<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen von außen, son<strong>der</strong>n als<br />

Meilenste<strong>in</strong>e auf dem Weg zu erhöhter<br />

Wettbewerbsfähigkeit.“ Diese Offenheit<br />

auf Seiten <strong>der</strong> Manager gegenüber neuen<br />

Formen <strong>der</strong> Mitarbeiterbeteiligung kann<br />

Ch<strong>in</strong>a dabei unterstützen, zukünftig<br />

beides zu erreichen: die Wettbewerbs-<br />

und Wandlungsfähigkeit <strong>der</strong> eigenen<br />

Industrie nachhaltig zu verbessern und<br />

gleichzeitig dazu beizutragen, die Weltwirtschaft<br />

zu stabilisieren.<br />

www.gtz.de/ppp<br />

www.we-socialquality.com<br />

www.develoPPP.de<br />

81


HERAEUS<br />

82<br />

Best Practice<br />

Rote Karte für Lachgas<br />

Die Megatrends Energie, Mobilität, Kommunikation, Gesundheit und Umwelt stehen im<br />

Mittelpunkt unseres Interesses. Immer mehr Menschen bevölkern die Erde, gleichzeitig<br />

steigen die Lebenserwartung und <strong>der</strong> Wunsch nach mehr Lebensqualität. Die globale<br />

Erwärmung, verunre<strong>in</strong>igtes Tr<strong>in</strong>kwasser, ozonschädigende Treibhausgase, <strong>der</strong> steigende<br />

Energieverbrauch <strong>der</strong> Industrienationen und die sich abzeichnende Rohstoffverknappung<br />

an Erdöl, Erdgas und vielen wichtigen Metallen wie Kupfer und Plat<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d Signale, dass wir<br />

unsere Umwelt immer größeren Belastungen aussetzen.<br />

Von Dr. Jörg Wetterau<br />

Den Dreiklang zwischen Mensch, Technik<br />

und Natur dabei nicht aus den Augen<br />

zu verlieren ist e<strong>in</strong>e gesellschaftliche<br />

wie technologische Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Unternehmen wie <strong>der</strong> weltweit tätige<br />

Edelmetall- und Technologiekonzern<br />

Heraeus – 1851 <strong>in</strong> Hanau gegründet –<br />

leisten ihren Beitrag zum Erhalt dieses<br />

Dreiklangs, <strong>in</strong>dem sie <strong>in</strong>novative Materialien<br />

entwickeln und Anwendungen<br />

zu den Megatrends beisteuern.<br />

Auf vielfältige Weise helfen Heraeus<br />

Produkte, die Umwelt und unser Klima<br />

zu schonen. In Kle<strong>in</strong>motoren für<br />

Motorsägen und Motorrä<strong>der</strong> tragen Abgaskatalysatoren<br />

zur Luftre<strong>in</strong>haltung<br />

bei. Edelmetallkatalysatoren werden bei<br />

<strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung von technischen Gasen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Mit mo<strong>der</strong>nen Recycl<strong>in</strong>gverfahren<br />

bereitet <strong>der</strong> Hanauer Weltkonzern<br />

Abgaskatalysatoren für Kle<strong>in</strong>motoren<br />

zur Luftre<strong>in</strong>haltung<br />

Entkeimen mit UV-Lampen<br />

globalcompact Deutschland 2009


wertvolle Edelmetalle wie Plat<strong>in</strong> o<strong>der</strong><br />

Gold aus verbrauchten edelmetallhaltigen<br />

Rückständen wie<strong>der</strong> auf. Aus den<br />

zurückgewonnenen Edelmetallen entstehen<br />

neue Produkte für <strong>in</strong>dustrielle<br />

Anwendungen. Damit schont <strong>der</strong> Edelmetallkreislauf<br />

die Ressourcen und trägt<br />

nachhaltig zum Umweltschutz bei.<br />

Auch bei <strong>der</strong> Entkeimung von Tr<strong>in</strong>kwasser<br />

helfen Heraeus Produkte. Nur<br />

2,5% <strong>der</strong> weltweiten Wasserbestände s<strong>in</strong>d<br />

Süßwasser. Sauberes Tr<strong>in</strong>kwasser ist noch<br />

seltener. Verunre<strong>in</strong>igtes, mit Krankheitskeimen<br />

belastetes Wasser wird immer<br />

mehr zu e<strong>in</strong>em Gesundheitsrisiko. Häufig<br />

erfolgt die Tr<strong>in</strong>kwasserbehandlung noch<br />

mit Hilfe von Chemikalien wie Chlor<br />

o<strong>der</strong> Ozon – e<strong>in</strong>e wirkungsvolle, aber<br />

umwelttechnisch umstrittene Methode.<br />

Umweltfreundlicher, weil chemikalienfrei,<br />

lässt sich Wasser mit energiereicher<br />

Ultraviolett-Strahlung entkeimen. Dabei<br />

zerstören spezielle UV-Lampen nicht nur<br />

Mikroorganismen wie Bakterien, Viren,<br />

Parasiten o<strong>der</strong> Pilze, son<strong>der</strong>n bauen auch<br />

gesundheitsschädliche Chemikalien ab.<br />

Anti-Lachgas-Granulat sorgt für<br />

gutes Klima<br />

E<strong>in</strong> grundlegendes Problem gilt es bei<br />

<strong>der</strong> Düngemittelproduktion zu lösen.<br />

Die Weltbevölkerung wächst stetig und<br />

damit <strong>der</strong> Bedarf an Nahrung. Ohne den<br />

E<strong>in</strong>satz von Düngemitteln wäre e<strong>in</strong>e<br />

Grundversorgung mit Nahrungsmitteln<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

kaum mehr vorstellbar. Was gut ist für<br />

die Düngung <strong>der</strong> Äcker kann sich aber<br />

schädlich auf das Klima auswirken. Denn<br />

bei <strong>der</strong> Produktion <strong>der</strong> Grundchemikalien<br />

wie Salpetersäure wird Lachgas als Nebenprodukt<br />

freigesetzt. Und das hat Folgen,<br />

denn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre trägt dieses bisweilen<br />

auch als Narkosemittel genutzte<br />

Gas über 300 Mal stärker zur globalen<br />

Erwärmung bei als Kohlendioxid.<br />

Es gibt weltweit rund 600 Düngemittel-Anlagen,<br />

aus denen pro Jahr<br />

bislang etwa 1,2 Millionen Tonnen<br />

Lachgas entweichen. Umgerechnet ist<br />

diese Klimabelastung vergleichbar mit<br />

den Kohlendioxid-Emissionen von rund<br />

80 Millionen Autos. Heraeus hat e<strong>in</strong>e<br />

Technik entwickelt, die den Ausstoß an<br />

Spezielles Granulat gegen Lachgas<br />

Lachgas aus diesen Anlagen deutlich –<br />

um bis zu 90% – reduzieren kann.<br />

Die Herstellung von Salpetersäure als<br />

Grundlage für Düngemitteln funktioniert<br />

nach dem Verfahren <strong>der</strong> Ammoniakverbrennung.<br />

Ammoniak und Luft werden<br />

über 900°C heiße Plat<strong>in</strong>netze geleitet, wo<br />

sich die Gase zersetzen und zu Vorprodukten<br />

<strong>der</strong> Salpetersäure verb<strong>in</strong>den. Für<br />

diese chemische Reaktion werden bis zu<br />

sechs Meter durchmessende Netze aus<br />

Plat<strong>in</strong>legierungen e<strong>in</strong>gesetzt. Heraeus<br />

ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fertigung dieser Edelmetall-<br />

Katalysatoren weltweit führend. Bei<br />

<strong>der</strong> Ammoniakverbrennung entsteht<br />

Lachgas <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nebenreaktion. Mit<br />

e<strong>in</strong>em speziellen Katalysatorsystem kann<br />

<strong>der</strong> Ausstoß erheblich gesenkt werden.<br />

Der Sekundärkatalysator von Heraeus<br />

besteht aus e<strong>in</strong>em mit Edelmetall beschichteten<br />

porösen keramischen Granulat,<br />

z.B. e<strong>in</strong> spezielles Alum<strong>in</strong>iumoxid<br />

o<strong>der</strong> Zirkonoxid. Das Granulat wird <strong>in</strong><br />

flache, gasdurchlässige Kassetten aus<br />

Edelstahldraht gefüllt und <strong>in</strong> die Salpetersäure-Reaktoren,<br />

direkt unterhalb <strong>der</strong><br />

vorhandenen Katalysatornetze e<strong>in</strong>gebaut.<br />

Die Lachgas-Moleküle durchströmen das<br />

Granulat und werden bis auf wenige<br />

Ausnahmen zerstört.<br />

Bei <strong>der</strong> Entwicklung des Anti-Lachgas-<br />

Granulats half den Heraeus Entwicklern<br />

Neugier und Ausdauer. Denn bei dem<br />

Versuch, die Plat<strong>in</strong>netze zu verbessern,<br />

stießen sie auf Katalysator-Mischungen,<br />

die am Ende weniger Lachgas entstehen<br />

ließen. Denen g<strong>in</strong>g man auf den Grund –<br />

und fand nach e<strong>in</strong>iger Suche Edelmetall-<br />

Komb<strong>in</strong>ationen, die Lachgas effizient<br />

<strong>in</strong> unschädliche Bestandteile zerlegen<br />

konnten. Am Ende steht e<strong>in</strong> System, das<br />

die Nachrüstung bestehen<strong>der</strong> Reaktoren<br />

ohne zusätzliche Investitionskosten ermöglicht.<br />

Heraeus baut diese <strong>in</strong>novative<br />

Systemlösung seit 2006 <strong>in</strong> bestehende<br />

Anlagen von Düngemittelproduzenten<br />

e<strong>in</strong>. Jede e<strong>in</strong>zelne umgerüstete Anlage<br />

trägt somit nachhaltig zum Klima- und<br />

Umweltschutz bei.<br />

Zudem gibt es monetäre Anreize für<br />

e<strong>in</strong>e Umrüstung. Im Rahmen des Kyoto-<br />

Protokolls – dessen Ziel die weltweite<br />

E<strong>in</strong>dämmung <strong>der</strong> für den Klimawandel<br />

verantwortlichen Gase ist – können<br />

die Düngemittelproduzenten <strong>in</strong> Entwicklungs-<br />

bzw. Schwellenlän<strong>der</strong>n CO 2 -<br />

Zertifikate generieren. Reduziert <strong>der</strong><br />

Hersteller e<strong>in</strong>e Tonne Lachgas, bekommt<br />

er dafür – bezogen auf die Schädlichkeit<br />

im Vergleich zu Kohlendioxid – 310 CO 2 -<br />

Zertifikate gutgeschrieben. Mit dem Heraeus-Sekundärkatalysator<br />

können diese<br />

Unternehmen nun jährlich mehrere<br />

hun<strong>der</strong>ttausend Zertifikate erzeugen.<br />

Auch politisch spricht vieles dafür,<br />

dass die Zeit für das Anti-Lachgas-Granulat<br />

gekommen ist. In <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union werden die gesetzlichen Auflagen<br />

zur Senkung des Lachgas-Ausstoßes voraussichtlich<br />

<strong>in</strong> den kommenden Jahren<br />

verschärft, d.h. für bestehende Altanlagen<br />

könnten dann sehr niedrige Grenzwerte<br />

für die Lachgasemission festgelegt<br />

werden. Mit dem Heraeus Katalysator<br />

steht dann e<strong>in</strong> passendes System zur<br />

Unterschreitung dieser Grenzwerte bereit<br />

– und das Klima könnte bald spürbar<br />

aufatmen!<br />

83


THE LINDE GROUP<br />

84<br />

Best Practice<br />

Klimaschutz entlang<br />

verschiedener<br />

Wertschöpfungsketten<br />

In Bezug auf unsere eigenen Produktionsprozesse<br />

analysieren wir sorgfältig das Potenzial e<strong>in</strong>zelner<br />

Maßnahmen für den Umwelt- und Klimaschutz und<br />

untersuchen, wo und wie sie ihre größte Wirkung erzielen<br />

können. Dabei ist es wichtig, die jeweils unterschiedlichen<br />

Wertschöpfungsketten im Gase- und Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Geschäft<br />

zu berücksichtigen.<br />

Von Dietl<strong>in</strong>d Freiberg<br />

E<strong>in</strong>e dynamisch wachsende Erdbevölkerung,<br />

die zunehmende Verstädterung,<br />

kont<strong>in</strong>uierliche Fortschritte <strong>in</strong> Technik<br />

und Mediz<strong>in</strong>, die F<strong>in</strong>anzkrise, die Anpassung<br />

des Lebensstils auch <strong>in</strong> Schwellenlän<strong>der</strong>n<br />

an westliche Standards – diese<br />

gleichzeitig auftretenden Entwicklungen<br />

s<strong>in</strong>d heute charakteristisch für unsere<br />

globalisierte Welt. Die Folgen: e<strong>in</strong>e immer<br />

stärkere Übernutzung <strong>der</strong> Ressourcen<br />

und die Verschmutzung von Wasser,<br />

Boden und Atmosphäre. Die ökologischen<br />

Systeme unserer Erde reagieren<br />

darauf mit e<strong>in</strong>er Vielfalt von Krisen,<br />

die <strong>in</strong> komplexer Weise mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

vernetzt s<strong>in</strong>d.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund stehen<br />

<strong>der</strong>zeit zwei große Themenfel<strong>der</strong> im<br />

Mittelpunkt <strong>der</strong> gesamtgesellschaftlichen<br />

Debatte: <strong>der</strong> Klimawandel und<br />

<strong>der</strong> Klimaschutz. Die Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Ursachen (Mitigation) und mögliche Anpassungsstrategien<br />

an die Folgen (Adaptation)<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>tensiv diskutierte Methoden<br />

<strong>der</strong> Krisenbewältigung. Nur wenn die<br />

notwendigen politischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

umgehend beschlossen und die<br />

vorhandenen Technologien zügig e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden, ist es möglich, die Folgen<br />

des Klimawandels zu begrenzen. Damit<br />

war die Messlatte für das Nachfolgeabkommen<br />

des Kyoto-Klimaprotokolls, das<br />

im Dezember 2009 auf e<strong>in</strong>er Konferenz<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen <strong>in</strong> Kopenhagen<br />

debattiert wurde, hoch angelegt.<br />

Auch L<strong>in</strong>de zählt den Klimawandel<br />

zu den Entwicklungen, die das Geschäft<br />

künftig bee<strong>in</strong>flussen werden. Durch<br />

unsere Corporate Responsibility Policy<br />

verpflichten wir uns selbst ausdrücklich<br />

zur Schonung <strong>der</strong> Umwelt, zum Angebot<br />

von sicheren und umweltverträglichen<br />

Produkten und Dienstleistungen sowie<br />

zur Forschung und Entwicklung ökologisch<br />

beson<strong>der</strong>s nachhaltiger Technologien,<br />

Produkte und Dienstleistungen.<br />

Unsere beiden großen Geschäftsbereiche,<br />

die Gases Division und die<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Division, bieten vor allem<br />

Technologien für die Mitigation an –<br />

globalcompact Deutschland 2009


wie etwa die Zuführung von re<strong>in</strong>em<br />

Sauerstoff bei Verbrennungsprozessen.<br />

Dieses Verfahren senkt den Verbrauch<br />

von Energie und klimaschädigenden<br />

Emissionen deutlich. Weitere Beispiele<br />

s<strong>in</strong>d die Erprobung <strong>der</strong> so genannten<br />

CO 2 -Sequestrierung – also das E<strong>in</strong>lagern<br />

von CO 2 unter <strong>der</strong> Erde o<strong>der</strong> unter dem<br />

Meeresboden – sowie e<strong>in</strong>e Technologie,<br />

mit <strong>der</strong> wir CO 2 , das als Abfall <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Raff<strong>in</strong>erie anfällt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Agrarwirtschaft<br />

recyceln.<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Klimaschutz durch E<strong>in</strong>satz von<br />

Industriegasen<br />

In <strong>der</strong> Gases Division wie<strong>der</strong>um stehen<br />

vor allem die energie<strong>in</strong>tensivsten Luftzerlegungsanlagen<br />

(Air Separation Units)<br />

im Mittelpunkt unserer Aktivitäten zur<br />

weiteren Verbesserung <strong>der</strong> Umweltverträglichkeit<br />

<strong>der</strong> Produktionsprozesse. Die<br />

Luftzerlegung ist e<strong>in</strong> thermisches Trennungsverfahren<br />

(Rektifikation), das verflüssigte<br />

Luft <strong>in</strong> ihre Bestandteile trennt,<br />

also <strong>in</strong> Stickstoff (78 %), Sauerstoff (21 %),<br />

Argon (0,9 %) und weitere Edelgase. Der<br />

Betrieb von Luftzerlegungsanlagen erfor<strong>der</strong>t<br />

große Mengen an Elektrizität und<br />

Wasser. Auf die Produktion <strong>in</strong> unseren<br />

Luftzerlegungs-Anlagen entfallen rund<br />

60 Prozent unseres gesamten Wasserverbrauchs<br />

und über 80 Prozent unseres<br />

gesamten Stromverbrauchs. Daher s<strong>in</strong>d<br />

die Senkung des Energiebedarfs und<br />

die Erhöhung <strong>der</strong> Ressourceneffizienz<br />

unter Beibehaltung <strong>der</strong> jeweiligen Produktionskapazität<br />

wichtige Bestandteile<br />

unseres <strong>in</strong>ternen Umweltprogramms.<br />

Dies geschieht zum Beispiel weltweit<br />

durch die verbesserte Anlagensteuerung,<br />

die Nutzung von energiesparenden Turbokompressoren<br />

o<strong>der</strong> die Senkung des<br />

Energiebedarfs für das Kühlwasser sowie<br />

dessen Recycl<strong>in</strong>g. Die umwelt- und klimaschutzrelevanten<br />

Daten <strong>der</strong> Luftzerlegungsanlagen<br />

werden kont<strong>in</strong>uierlich<br />

gemessen und s<strong>in</strong>d unter www.l<strong>in</strong>de.<br />

com abruf bar.<br />

Die Anwendungen unserer Luftgase,<br />

die e<strong>in</strong>en Beitrag zum Klimaschutz leisten,<br />

s<strong>in</strong>d äußerst vielfältig. Produktbilanzen<br />

unter ökologischen Gesichtspunkten,<br />

die so genannten Life Cycle Assessments,<br />

haben wir bereits für Sauerstoff und<br />

Wasserstoff erstellt. So kann etwa durch<br />

den E<strong>in</strong>satz von re<strong>in</strong>em Sauerstoff anstelle<br />

von herkömmlicher Umgebungsluft<br />

bei Verbrennungsprozessen über die<br />

gesamte Produktionskette h<strong>in</strong>weg bis<br />

zu 15 Prozent des Energiebedarfs e<strong>in</strong>gespart<br />

werden.<br />

Oben: Betankungsanlage für Wasserstoff <strong>in</strong><br />

Unterschleißheim, Deutschland<br />

Unten: Alum<strong>in</strong>iumschmelze mit re<strong>in</strong>em<br />

Sauerstoff (AIROX-Verfahren)<br />

Klimaschutz als Innovationstreiber<br />

im Anlagenbau<br />

Nahezu alle unserer mehr als zwanzig<br />

Standorte, die wir im Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-<br />

Bereich weltweit betreiben, s<strong>in</strong>d – im<br />

Unterschied zur Gases Division – ke<strong>in</strong>e<br />

Produktionsstandorte, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

Planungsbüros. Dennoch erstellen wir<br />

auch für diese Standorte, mit Ausnahme<br />

<strong>der</strong> anlagenspezifischen Umweltkennzahlen,<br />

e<strong>in</strong>e Umweltbilanz nach<br />

ähnlichen Kriterien wie im Gase-Bereich.<br />

Im Rahmen des Gebäude<strong>management</strong>s<br />

wird beispielsweise darauf geachtet, dass<br />

Ressourcen wie Wasser und Energie<br />

sparsam verwendet werden. Diese Größenordnungen<br />

s<strong>in</strong>d jedoch verglichen<br />

mit den Verbräuchen e<strong>in</strong>es Produktionsstandortes<br />

ger<strong>in</strong>g.<br />

Bereits bei <strong>der</strong> Planung e<strong>in</strong>er Anlage<br />

berücksichtigen unsere Ingenieure<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen für den Umwelt- und<br />

Klimaschutz. So wird <strong>der</strong> Materialverbrauch,<br />

wie zum Beispiel die Tonnen<br />

an Stahl, die zum Errichten <strong>der</strong> Anlage<br />

benötigt werden, ebenso berechnet wie<br />

<strong>der</strong> Energiebedarf o<strong>der</strong> die Luft-, Schall-<br />

und Abwasseremissionen während des<br />

zukünftigen Anlagenbetriebes. Der enge<br />

Dialog mit unseren Kunden ist im Planungsstadium<br />

beson<strong>der</strong>s wichtig, um<br />

sie vom E<strong>in</strong>satz mo<strong>der</strong>nster Umwelt-<br />

Technologien zu überzeugen.<br />

Wann immer die Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Division<br />

erprobte, umweltfreundlichere<br />

Verfahrenstechnologien als <strong>in</strong> den Ausschreibungsunterlagen<br />

des Kunden o<strong>der</strong><br />

von lokalen Gesetzen gefor<strong>der</strong>t zur Verfügung<br />

stellen kann, verpflichten wir uns,<br />

unsere Kunden auf die Vorteile dieser<br />

Lösungen h<strong>in</strong>zuweisen und aufzuzeigen,<br />

wie sich diese Technologien <strong>in</strong> das<br />

jeweilige Projekt <strong>in</strong>tegrieren lassen.<br />

Die Abteilung Anlagen- und Umweltsicherheit<br />

stellt bei jedem Projekt sicher,<br />

dass die Anlagen gemäß Kundenvertrag,<br />

Gesetzen, Vorschriften und behördlichen<br />

Auflagen, anerkannten Regeln und neuestem<br />

Stand <strong>der</strong> Technik auf dem Gebiet<br />

<strong>der</strong> Anlagen- und Umweltsicherheit ausgeführt<br />

werden.<br />

Auch mit unseren Forschungs- und<br />

Entwicklungs-Aktivitäten im Anlagenbau<br />

zielen wir konsequent auf den Umwelt-<br />

und Klimaschutz. Herausragende<br />

Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d unsere Pilotprojekte<br />

zur wirtschaftlichen Produktion<br />

des umweltfreundlichen Energieträgers<br />

Wasserstoff aus biogenen Rohstoffen.<br />

85


LUFTHANSA<br />

86<br />

Best Practice<br />

10 Jahre HelpAlliance<br />

Im September 1999 gründeten 13 Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen aus allen Bereichen des<br />

Konzerns die „HelpAlliance e.V. – Lufthanseaten engagieren sich“. Im Jahr 2009 feiert<br />

die politisch und konfessionell unabhängige Mitarbeiterorganisation ihren 10. Geburtstag<br />

– und schaut auf mehr als 60 erfolgreich abgeschlossene o<strong>der</strong> noch andauernde Projekte<br />

und zahlreiche Hilfen zurück. Auch akute Notfallhilfen wie anlässlich des verheerenden<br />

Tsunamis im Dezember 2004 s<strong>in</strong>d Teil <strong>der</strong> HelpAlliance-Chronik.<br />

Von Ralf Steuer<br />

Seit ihrer Gründung vor zehn Jahren hat<br />

die HelpAlliance <strong>in</strong>sgesamt 19 Langfrist-,<br />

24 För<strong>der</strong>projekte sowie 19 Katastrophenhilfeprojekte<br />

auf den Weg gebracht, koord<strong>in</strong>iert<br />

und begleitet. Jedes Mitglied <strong>der</strong><br />

HelpAlliance engagiert sich persönlich<br />

für e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> mehrere Hilfsprojekte, zum<br />

Beispiel für Existenzgründungen, Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong>projekte,<br />

Schulen und Ausbildungse<strong>in</strong>richtungen,<br />

Waisenhäuser o<strong>der</strong><br />

Buschkrankenhäuser. Die E<strong>in</strong>satzgebiete<br />

bef<strong>in</strong>den sich vor allem auf <strong>der</strong> südlichen<br />

Halbkugel <strong>in</strong> Afrika, Asien, Südamerika,<br />

aber auch <strong>in</strong> Rumänien. Kennzeichnend<br />

für fast alle Projekte ist, dass sie jeweils<br />

von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>getragenen<br />

Vere<strong>in</strong> unterstützt werden, <strong>in</strong> dem<br />

<strong>der</strong> Antragsteller – also entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

ordentliches Mitglied o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er<br />

Lufthanseat – e<strong>in</strong>e Vorstandsfunktion<br />

wahrnimmt.<br />

Die Projekte <strong>der</strong> Hilfsorganisation<br />

glie<strong>der</strong>n sich <strong>in</strong> langfristige HelpAlliance-<br />

Projekte, kurzfristige För<strong>der</strong>projekte,<br />

die ereignisbezogen unterstützt werden,<br />

sowie Katastrophenhilfe etwa nach Erdbeben<br />

o<strong>der</strong> Überschwemmungen. Den<br />

<strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkt bilden die<br />

Themen Bildung, Gesundheit und Ernährung.<br />

In aller Regel zielt die Arbeit<br />

<strong>der</strong> HelpAlliance dabei auf K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />

Jugendliche ab. Aus gutem Grund: „E<strong>in</strong><br />

ebenso zentraler wie nachhaltiger Weg<br />

aus <strong>der</strong> Armutsfalle ist <strong>der</strong> Zugang zu<br />

Bildung beziehungsweise zu e<strong>in</strong>er Berufsausbildung“,<br />

sagt Rita Diop, seit Mai 2005<br />

Vorsitzende <strong>der</strong> HelpAlliance. Mitunter<br />

bedeutet dies für die Hilfsorganisation,<br />

bei Bedarf zunächst die Grundbedürfnis-<br />

globalcompact Deutschland 2009


L<strong>in</strong>ks: K<strong>in</strong><strong>der</strong> im dürrebedrohten<br />

Zentral<strong>in</strong>dien nehmen e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Bad.<br />

Rechts: Im malischen Dogonland besichtigt<br />

Lufthansa-Mitarbeiter Ralf Schmitt e<strong>in</strong>en<br />

typischen Brunnen.<br />

se <strong>der</strong> Menschen zu decken, um Bildung<br />

überhaupt erst möglich zu machen.<br />

Im Zentrum <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> HelpAlliance<br />

stehen Menschen, die häufig nicht<br />

e<strong>in</strong>mal das Allernötigste zum Leben<br />

haben – vor allem <strong>in</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n.<br />

Spendengel<strong>der</strong> zu sammeln und<br />

s<strong>in</strong>nstiftend e<strong>in</strong>zusetzen ist die Hauptaufgabe<br />

des geme<strong>in</strong>nützigen Vere<strong>in</strong>s. Um<br />

die Lebensverhältnisse <strong>der</strong> Betroffenen<br />

entscheidend zu verbessern, orientieren<br />

sich sämtliche Maßnahmen am Leitmotiv<br />

„Hilfe zur Selbsthilfe“.<br />

Vielfalt <strong>der</strong> Projekte<br />

Die Bandbreite <strong>der</strong> langfristigen HelpAlliance-Projekte<br />

ist vielfältig. Oft ist die Wasserversorgung<br />

dabei e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> zentralen<br />

Probleme. In Afrika hat die HelpAlliance<br />

bereits Brunnen und Wasserversorgungssysteme<br />

für Bildungse<strong>in</strong>richtungen errichtet.<br />

So wurde geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />

HelpAlliance Projekt Waisenk<strong>in</strong><strong>der</strong>hilfe<br />

Nigeria <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lagune von Lagos, wo <strong>der</strong><br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Vere<strong>in</strong> auch e<strong>in</strong>e Schule unterstützt, e<strong>in</strong><br />

Brunnen <strong>in</strong> Betrieb genommen, <strong>der</strong> die<br />

Bewohner <strong>der</strong> Insel Iba mit sauberem<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser versorgt. Auch beim Bau<br />

des Mädchenwohnheims <strong>in</strong> Djougou,<br />

Nordben<strong>in</strong>, wurde zuerst e<strong>in</strong> Brunnen<br />

gebohrt. Ohne das Wasser wäre <strong>der</strong> Bau<br />

gar nicht möglich gewesen. Zugleich<br />

profitieren aber auch die Nachbarn des<br />

Projekts und vorbei ziehende Hirten mit<br />

ihrem Vieh von <strong>der</strong> neu erschlossenen<br />

Wasserquelle. E<strong>in</strong> Pumpsystem leitet<br />

das Wasser <strong>in</strong> große Speichertanks auf<br />

dem Dach des Wohnheims. Die Problematik<br />

<strong>der</strong> konstanten Wasserversorgung<br />

konnte <strong>in</strong> 2008 auch im Projekt Blue Bell<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten im kenianischen Mtwapa<br />

gelöst werden. Für die etwa 170 K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist<br />

die Tr<strong>in</strong>k- und Brauchwasserversorgung<br />

<strong>in</strong>zwischen ke<strong>in</strong> Problem mehr. Zwei<br />

4.000 Liter fassende Tanks fangen das<br />

Regenwasser auf. Das Tr<strong>in</strong>kwasser wird<br />

durch Filteranlagen auf die erfor<strong>der</strong>liche<br />

Qualität angehoben.<br />

Im westafrikanischen Mali betreut<br />

e<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lufthansa Technik<br />

mit Unterstützung <strong>der</strong> HelpAlliance<br />

e<strong>in</strong> Schulprojekt im Dogonland, das <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er extrem trockenen und felsigen<br />

Landschaft liegt. Dürren prägen das ganze<br />

Land und verursachen regelmäßig<br />

Missernten. Die Schule verfügt über<br />

ke<strong>in</strong>e eigene Wasserversorgung. In jedem<br />

Klassensaal steht e<strong>in</strong> großer Tonkrug,<br />

<strong>der</strong> täglich mit Wasser aus e<strong>in</strong>em weit<br />

entfernten Brunnen von Hand gefüllt<br />

werden muss. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> bedienen sich<br />

mit e<strong>in</strong>er Schöpfkelle aus dem Krug,<br />

was letztlich e<strong>in</strong>e weitere gesundheitliche<br />

Gefährdung darstellt, da Keime <strong>in</strong>s<br />

Wasser gelangen. Das Gelände ist extrem<br />

schwierig, denn <strong>der</strong> Brunnen, <strong>der</strong> hier<br />

mit Mitteln <strong>der</strong> HelpAlliance entsteht,<br />

muss Stück für Stück aus dem massiven<br />

Fels herausgesprengt werden. Ziel ist<br />

es, nicht nur unmittelbar Tr<strong>in</strong>kwasser<br />

für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und <strong>der</strong>en Familien zur<br />

Verfügung zu stellen, son<strong>der</strong>n auch die<br />

Pflanzung von schattenspendenden Bäumen<br />

zu ermöglichen und mit dem Anbau<br />

von Gemüse die tägliche Schulspeisung<br />

zu vere<strong>in</strong>fachen.<br />

Wie erfolgt die Projektauswahl?<br />

Wie gesehen stehen K<strong>in</strong><strong>der</strong> meist im<br />

Zentrum <strong>der</strong> HelpAlliance-Aktivitäten,<br />

denn K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s schutzbedürftig.<br />

Um ihnen nach Kräften zu<br />

helfen, orientiert sich die Arbeit <strong>der</strong><br />

HelpAlliance an den Grundsätzen <strong>der</strong><br />

UN-K<strong>in</strong><strong>der</strong>rechtskonvention sowie an<br />

den Pr<strong>in</strong>zipien des UN Global Compact.<br />

„Wir setzen seit jeher auf e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tensiven<br />

Dialog und erarbeiten geme<strong>in</strong>sam mit<br />

den Betroffenen Lösungen, die ihrer<br />

Lebenswelt am meisten entsprechen“,<br />

sagt Rita Diop.<br />

Um den Erfolg <strong>der</strong> Projekte sicherzustellen,<br />

stehen den Lufthanseaten im<br />

Hilfsgebiet ebenso erfahrene wie seriöse<br />

Partner beratend zur Seite. Anfragen von<br />

externen Antragstellern lehnt die Hilfsorganisation<br />

grundsätzlich ab, da nicht<br />

überprüf bar ist, ob die zur Verfügung<br />

gestellten Mittel bestimmungsgemäß<br />

verwendet werden; dies gilt auch für<br />

Vorhaben <strong>in</strong> Kriegsgebieten: „Da wir <strong>in</strong><br />

diesem Fall nicht kontrollieren können,<br />

was vor Ort mit den Gel<strong>der</strong>n passiert,<br />

wollen wir ke<strong>in</strong> Risiko e<strong>in</strong>gehen“, stellt<br />

Rita Diop klar.<br />

Unterstützung durch Lufthansa<br />

Auch <strong>der</strong> Lufthansa-Konzern stärkt <strong>der</strong><br />

HelpAlliance seit <strong>der</strong> ersten Stunde<br />

kont<strong>in</strong>uierlich den Rücken. So hat das<br />

Unternehmen nicht nur die Vorsitzende<br />

sowie e<strong>in</strong>e weitere Kolleg<strong>in</strong> <strong>in</strong> Vollzeit<br />

freigestellt; auch e<strong>in</strong>e Lufthansa-<br />

Flugbegleiter<strong>in</strong> steht <strong>der</strong> HelpAlliance<br />

zehn Tage im Monat für adm<strong>in</strong>istrative<br />

Aufgaben und für die Betreuung des<br />

On-Board-Collection-Programms zur<br />

Verfügung. Darüber h<strong>in</strong>aus profitiert<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> von Büroräumen und <strong>der</strong><br />

dazugehörigen IT-Ausstattung auf <strong>der</strong><br />

Lufthansa-Basis am Frankfurter Flughafen.<br />

Vor allem aber för<strong>der</strong>t Lufthansa das<br />

humanitäre Engagement ihrer Mitarbeiter<br />

durch die kostenlose Bereitstellung<br />

von Transportkapazitäten. „Müssten<br />

wir den Transport von Hilfsgütern aus<br />

eigener Tasche f<strong>in</strong>anzieren, wäre unsere<br />

Arbeit <strong>in</strong> dieser Form gar nicht möglich“,<br />

resümiert Rita Diop. Außerdem beteiligt<br />

sich das Unternehmen an <strong>der</strong> Erstellung<br />

des jährlichen Tätigkeitsberichtes <strong>der</strong><br />

Hilfsorganisation.<br />

87


MERCK<br />

88<br />

Best Practice<br />

„Letztendlich<br />

muss die Armut<br />

besiegt werden“<br />

Aus Verantwortung für die Gesellschaft: Mit dem Merck-<br />

Praziquantel-Spendenprogramm hilft das Darmstädter<br />

Pharma- und Chemieunternehmen <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong><br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Wurmerkrankung<br />

Bilharziose <strong>in</strong> den ärmsten Län<strong>der</strong>n Afrikas zu bekämpfen.<br />

Merck leistet damit e<strong>in</strong>en Beitrag zu den Millennium-Zielen<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen.<br />

Von Mart<strong>in</strong>a Borusewitsch<br />

Etwa 200 Millionen Menschen leiden<br />

nach Angaben <strong>der</strong> Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) unter <strong>der</strong> Tropenkrankheit<br />

Bilharziose. Fast 90 Prozent <strong>der</strong><br />

Erkrankten leben <strong>in</strong> den afrikanischen<br />

Län<strong>der</strong>n unterhalb <strong>der</strong> Sahara. Verursacht<br />

wird die Bilharziose o<strong>der</strong> Schistosomiasis,<br />

wie <strong>der</strong> Fachbegriff lautet, durch<br />

verunre<strong>in</strong>igtes Wasser, <strong>in</strong> dem sich die<br />

Larven <strong>der</strong> Schistosomen („Pärchenegel“)<br />

bewegen. Bei Kontakt mit dem Menschen,<br />

zum Beispiel beim Schwimmen,<br />

Waschen o<strong>der</strong> dem Fischfang, dr<strong>in</strong>gen<br />

die Larven durch die Haut und gelangen<br />

mit dem Blut <strong>in</strong> lebenswichtige Organe<br />

wie die Leber. Heftiger Juckreiz setzt an<br />

den E<strong>in</strong>trittstellen <strong>der</strong> Larven auf <strong>der</strong><br />

Haut e<strong>in</strong>. Die befallenen Organe vergrößern<br />

sich stark, wenn die geschlechtsreifen<br />

Egel die ersten Eier freisetzen. Die<br />

Krankheit führt zu Blutarmut (Anämie),<br />

verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t das Wachstum (Stunt<strong>in</strong>g)<br />

und schränkt die Lernfähigkeit e<strong>in</strong>. In<br />

beson<strong>der</strong>s schwerwiegenden Fällen führt<br />

e<strong>in</strong>e Nichtbehandlung <strong>der</strong> Bilharziose<br />

zum Tod: Weltweit sterben jährlich rund<br />

200.000 Menschen an Schistosomiasis,<br />

weil sie ke<strong>in</strong>en Zugang zu lebensrettenden<br />

Medikamenten haben.<br />

globalcompact Deutschland 2009


Hier setzt das Merck-Praziquantel-<br />

Spendenprogramm an. Merck stellt <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Werk <strong>in</strong> Mexiko für den Zeitraum<br />

von zehn Jahren 200 Millionen Tabletten<br />

„Cesol 600“ mit dem Wirkstoff Praziquantel<br />

zur Bekämpfung <strong>der</strong> Bilharziose zur<br />

Verfügung. Mit dieser Menge können<br />

etwa 27 Millionen afrikanische K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

nachhaltig behandelt werden. Damit<br />

die dr<strong>in</strong>gend benötigte mediz<strong>in</strong>ische<br />

Hilfe auch <strong>in</strong> den zum Teil nur schwer<br />

zugänglichen Gebieten ankommt, übernimmt<br />

die Weltgesundheitsorganisation<br />

die Verteilung <strong>der</strong> Medikamente <strong>in</strong> den<br />

Empfängerlän<strong>der</strong>n und greift dabei auf<br />

e<strong>in</strong> Netzwerk lokaler Partner zurück. Im<br />

April 2007 hatte Merck e<strong>in</strong>e Partnerschaft<br />

mit <strong>der</strong> WHO geschlossen. Nach <strong>der</strong> Malaria<br />

ist die Bilharziose die <strong>in</strong> Afrika am<br />

weitesten verbreitete Tropenkrankheit.<br />

Madagaskar war e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> ersten<br />

Staaten, die nur e<strong>in</strong> Jahr nach dem Abkommen<br />

die erste Lieferung Cesol 600 erhielten.<br />

Mehr als 3,3 Millionen Tabletten<br />

wurden an madagassische Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

verteilt. Gerade bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die noch<br />

häufiger als Erwachsene beim Baden<br />

und Spielen <strong>in</strong> den Gewässern mit den<br />

Parasiten <strong>in</strong> Berührung kommen, ver-<br />

h<strong>in</strong><strong>der</strong>t die E<strong>in</strong>nahme von Praziquantel<br />

die schleichende Zerstörung <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren<br />

Organe. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s wichtige Rolle<br />

bei <strong>der</strong> Verteilung spielen die von <strong>der</strong><br />

WHO geschulten Lehrer. Sie messen die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit <strong>der</strong> „dose pole“, e<strong>in</strong>er Meßlatte,<br />

um die angemessene Dosierung zu<br />

ermitteln. Im Schnitt s<strong>in</strong>d zweie<strong>in</strong>halb<br />

Tabletten für e<strong>in</strong>e Behandlung notwendig.<br />

Durch Wie<strong>der</strong>holung <strong>der</strong> Behandlung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>- bis dreijährigen Abständen<br />

wird e<strong>in</strong> nachhaltiger Effekt erzielt. Die<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Lehrer dokumentieren die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Daten genau. Der Fokus liegt deshalb auf<br />

Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n, weil damit e<strong>in</strong>e geordnete<br />

Vergabe erst ansetzen kann.<br />

Schon im Oktober 2008 konnte sich<br />

e<strong>in</strong>e Delegation von Merck von dem<br />

schnellen Fortschritt <strong>in</strong> Madagaskar<br />

überzeugen, als das millionste K<strong>in</strong>d behandelt<br />

wurde. Dabei bestand die größte<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung für die lokalen Partner<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Logistik.<br />

Mittlerweile wurde das Programm<br />

auf Nigeria, Malawi, Mauretanien, Tansania,<br />

Mosambik, Sambia, die Zentralafrikanische<br />

Republik, Angola, Senegal,<br />

Ben<strong>in</strong> und Kamerun ausgeweitet. Im<br />

Jahr 2009 wurden <strong>in</strong>sgesamt rund 25<br />

Millionen Tabletten <strong>in</strong> diese Län<strong>der</strong> verschickt.<br />

Die Menge <strong>der</strong> Medikamentenlieferung<br />

ist damit mehr als verdoppelt<br />

worden. 2008 erreichten 11,7 Millionen<br />

Tabletten ihr Ziel. Mehr als 3,3 Millionen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> konnten im ersten Jahr behandelt<br />

werden. Für die Empfängerlän<strong>der</strong><br />

bedeutete dies e<strong>in</strong>e deutliche Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Behandlungsrate. In Nigeria beispielsweise<br />

wurden durch das Merck-<br />

Praziquantel-Spendenprogramm alle<strong>in</strong><br />

im Jahr 2008 etwa e<strong>in</strong>e Million K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

behandelt – so viele, wie <strong>in</strong> den zehn<br />

Jahren zuvor zusammen.<br />

Schreitet die Implementierung weiterh<strong>in</strong><br />

so gut voran, wird das Ziel des<br />

Programms wahrsche<strong>in</strong>lich schon früher<br />

als 2017 erreicht werden. Parallel dazu<br />

for<strong>der</strong>t die WHO <strong>in</strong> den von Bilharziose<br />

betroffenen Staaten e<strong>in</strong>en Ausbau <strong>der</strong><br />

sanitären Anlagen. Denn Fäkalien <strong>in</strong><br />

Gewässern tragen zur weiteren Verbreitung<br />

<strong>der</strong> Erkrankung bei. Es gilt, den<br />

Kreislauf zu unterbrechen, am besten<br />

an zwei Stellen: Die Behandlung <strong>der</strong><br />

Infizierten mit dem Wirkstoff Praziquantel,<br />

begleitet von Maßnahmen für<br />

saubereres Wasser. Dort, wo konsequent<br />

mit Praziquantel entwurmt wurde, ist<br />

die Verseuchung bis auf fünf Prozent<br />

e<strong>in</strong>gedämmt worden.<br />

Der Wirkstoff Praziquantel stellt bis<br />

heute die wirksamste Waffe zur Bekämpfung<br />

<strong>der</strong> Schistosomiasis dar. Entwickelt<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>er Forschungskooperation<br />

zwischen Merck und Bayer vor mehr<br />

als 30 Jahren war dieser Wirkstoff <strong>der</strong><br />

Hauptbestandteil e<strong>in</strong>es Medikaments, das<br />

Merck 1980 unter dem Namen „Biltricide“<br />

erstmals <strong>der</strong> Öffentlichkeit vorstellte.<br />

Es wurde als wesentlicher Beitrag <strong>der</strong><br />

forschenden deutschen Pharma<strong>in</strong>dustrie<br />

zur Lösung drücken<strong>der</strong> Gesundheitsprobleme<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Dritten Welt <strong>in</strong> den Medien<br />

gefeiert. Der Wirkstoff wirkt zuverlässig<br />

und zeichnet sich durch e<strong>in</strong>e gute Verträglichkeit<br />

aus.<br />

Langfristig aber muss die Armut besiegt<br />

werden, die Hauptursache sämtlicher<br />

Tropenkrankheiten. Im Jahr 2000<br />

haben sich die Mitgliedstaaten <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen das Ziel gesetzt, die<br />

extreme Armut auf <strong>der</strong> Welt bis zum<br />

Jahr 2015 um die Hälfte zu reduzieren.<br />

Von <strong>der</strong> Millenniumserklärung s<strong>in</strong>d acht<br />

Hauptziele, die sogenannten „Millennium<br />

Development Goals“, abgeleitet<br />

worden – darunter auch die Bekämpfung<br />

von HIV/Aids, Malaria und an<strong>der</strong>en<br />

Krankheiten, wie etwa Bilharziose.<br />

Die Millenniumserklärung verpflichtet<br />

die reichen wie die armen Län<strong>der</strong>, alles<br />

daran zu setzen, um die Armut zu beseitigen,<br />

die menschliche Würde und<br />

die Gleichberechtigung zu för<strong>der</strong>n und<br />

Frieden, Demokratie und ökologische<br />

Nachhaltigkeit zu verwirklichen. Mit<br />

dem Praziquantel-Spendenprogramm<br />

leistet Merck e<strong>in</strong>en Beitrag zur Verwirklichung<br />

dieser Ziele.<br />

Internet: www.merck.verantwortung.de<br />

89


MIELE<br />

Von Ursula Wilms<br />

90<br />

Best Practice<br />

Der unternehmensweite Umweltschutz<br />

<strong>in</strong> Produktion und Vertrieb hat für den<br />

Hausgerätehersteller Miele hohe Priorität.<br />

Der sorgfältige Umgang mit Ressourcen<br />

sowie die planmäßige Reduzierung von<br />

Energie, Emissionen und Abfall werden<br />

seit 1992 durch e<strong>in</strong> effektives Umwelt<strong>management</strong>system<br />

sichergestellt. Um<br />

umfassend und wirkungsvoll auf die Umweltbilanz<br />

für das Gesamtunternehmen<br />

E<strong>in</strong>fluss zu nehmen, s<strong>in</strong>d die Bereiche<br />

Produktion, Produktverpackung sowie<br />

Transport und Logistik Schwerpunkte<br />

<strong>in</strong> diesem System.<br />

Das Umwelt<strong>management</strong> auf Basis<br />

des Standards ISO 14001 ist Bestandteil<br />

des <strong>in</strong>tegrierten Miele-Managementsystems.<br />

In <strong>der</strong> Produktion tragen dafür<br />

die Werkleitungen die Verantwortung.<br />

Die E<strong>in</strong>haltung aller Gesetze und gültiger<br />

Richtl<strong>in</strong>ien wie z.B. RoHS und<br />

REACh s<strong>in</strong>d für das Unternehmen und<br />

die verantwortlichen Mitarbeiter selbstverständlich.<br />

Umweltschonende Produktion<br />

Miele ist sich <strong>der</strong> Umweltauswirkungen<br />

durch die Produktion se<strong>in</strong>er Haushaltsgeräte<br />

bewusst. Mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Branche<br />

außergewöhnlich hohen Fertigungstiefe<br />

von fast 50 Prozent übernimmt das Unternehmen<br />

hier e<strong>in</strong>e sehr weit reichende<br />

Verantwortung – steht es doch unmittelbar<br />

für die hergestellten Bauteile und<br />

Komponenten gerade. Die Kosten für<br />

Maßnahmen im Umweltschutz beliefen<br />

sich zuletzt auf fast sieben Millionen<br />

Euro jährlich.<br />

Der eigene Anspruch, den konzernweiten<br />

Umweltschutz kont<strong>in</strong>uierlich<br />

zu verbessern, wird <strong>in</strong> dieser Anfangsphase<br />

des Produktlebenszyklus beson<strong>der</strong>s<br />

deutlich: Schon die Planung von<br />

Anlagen und Prozessen basiert auf <strong>der</strong><br />

Strategie des Vermeidens, Verr<strong>in</strong>gerns<br />

und Verwertens. Umweltrelevante Anlagen<br />

und Prozesse werden von Miele<br />

selbst entwickelt und kont<strong>in</strong>uierlich optimiert.<br />

Wichtige Vorraussetzung dafür<br />

s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> besten<br />

verfügbaren Technologien, zum an<strong>der</strong>en<br />

die Überwachung und Steuerung <strong>der</strong><br />

Umweltauswirkungen mittels spezieller<br />

Umweltkennzahlen. Sie dienen <strong>der</strong> Geschäftsleitung<br />

zur Zielfestlegung sowie<br />

zur Planung erfor<strong>der</strong>licher Investitio-<br />

Systematischer<br />

Umweltschutz <strong>in</strong><br />

Produktion und<br />

Logistik<br />

Seit Generationen fertigt Miele Haus- und Gewerbegeräte, die<br />

auf Qualität, lange Lebensdauer und Ressourcenschonung<br />

ausgelegt s<strong>in</strong>d. Die Produktion dieser Geräte ist auf e<strong>in</strong>em<br />

ebenso hohen Niveau wie die Premiumprodukte selbst. Das<br />

gilt auch und beson<strong>der</strong>s für den betrieblichen Umweltschutz.<br />

globalcompact Deutschland 2009


nen für die Realisierungsmaßnahmen.<br />

Die Mitarbeiter werden durch Aus- und<br />

Weiterbildungsprogramme gezielt zu<br />

Themen des Umweltschutzes geschult<br />

und im Rahmen des betrieblichen Vorschlagswesens<br />

zu umweltrelevanten<br />

Verbesserungsvorschlägen motiviert.<br />

In den Werken s<strong>in</strong>d Anlagen und<br />

Prozesse sowie das technische Equipment<br />

<strong>in</strong> Sachen Energieverbrauch optimiert.<br />

So konnte <strong>der</strong> Energieverbrauch <strong>in</strong> 2007<br />

im Vergleich zum Vorjahr trotz e<strong>in</strong>er<br />

Produktionssteigerung von 5,5 Prozent<br />

um 7,7 Prozent gesenkt werden. Der<br />

Raumwärmebedarf wurde durch den<br />

E<strong>in</strong>satz mo<strong>der</strong>ner Temperatursteuerungen<br />

gesenkt. Von 2006 bis 2007 wurde<br />

im Werk Gütersloh <strong>der</strong> Anteil von<br />

umweltfreundlicher Fernwärme aus<br />

e<strong>in</strong>er Kraftwärmekopplungsanlage auf<br />

75 Prozent erhöht. Dadurch konnte die<br />

aufwendigere Eigenenergieerzeugung<br />

von bis dah<strong>in</strong> 42 MW auf unter 15 MW<br />

gesenkt werden. Bei <strong>der</strong> Verr<strong>in</strong>gerung<br />

von Emissionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Produktion setzt<br />

Miele auf den E<strong>in</strong>satz mo<strong>der</strong>ner Technik<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

bei Anlagen und Filtertechnik, beispielsweise<br />

auf CO 2 -emissionsfreie Elektroschmelzöfen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gießerei.<br />

Mieles Abwasser<strong>management</strong> basiert<br />

auf e<strong>in</strong>er konsequenten Vermeidungsstrategie<br />

durch die prozessnahe Kreislaufführung<br />

von Betriebsstoffen. Mit<br />

Abwasserbehandlungs-Anlagen wird sichergestellt,<br />

dass die festgelegten Grenzwerte<br />

e<strong>in</strong>gehalten werden. Regelmäßige<br />

Messungen werden durchgeführt und<br />

dokumentiert.<br />

Verantwortung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lieferkette<br />

Neben wirtschaftlichen und sozialen Kriterien<br />

stehen auch die Umwelte<strong>in</strong>flüsse<br />

durch Zulieferer auf dem Prüfstand. Von<br />

se<strong>in</strong>en Lieferanten for<strong>der</strong>t Miele den E<strong>in</strong>satz<br />

umweltverträglicher Technologien<br />

und Substitute sowie die Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> umweltverträglichen Verwertung<br />

e<strong>in</strong>zelner Bauteile. Themen wie umweltgerechte<br />

Transportverpackungen,<br />

Recycl<strong>in</strong>gfähigkeit <strong>der</strong> angebotenen<br />

Produkte und die Transportentfernung<br />

werden hoch bewertet. Auch die CO 2 -<br />

Bilanz des Lieferanten rückt zunehmend<br />

<strong>in</strong> den Blickpunkt. Bei allen Lieferanten<br />

wird dies mit Checklisten abgefragt<br />

und gegebenenfalls vor Ort überprüft.<br />

Voraussetzungen für die Aufnahme als<br />

Lieferant s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> etabliertes Qualitäts<strong>management</strong><br />

nach ISO 9000 ff., die Anwendung<br />

von EMAS und die Umsetzung<br />

von ISO 14001.<br />

Umweltschutz bei <strong>der</strong><br />

Produktverpackung<br />

Miele setzt so wenig Verpackungsmaterial<br />

wie möglich e<strong>in</strong>. Die Materialien<br />

s<strong>in</strong>d optimal verwertbar und oft selbst<br />

schon e<strong>in</strong> Recycl<strong>in</strong>gprodukt. Verwendet<br />

werden daher hauptsächlich: Wellpappe<br />

aus fast 100 Prozent Sekundärrohstoffen,<br />

schnellwachsendes, unbehandeltes Holz,<br />

Polyethylenfolie sowie e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum an<br />

Expandierbarem Polystyrol. Durch den<br />

E<strong>in</strong>satz mo<strong>der</strong>nster Verpackungstechnologien<br />

ist es Miele gelungen, seit 1996<br />

trotz Steigerung <strong>der</strong> Produktionsmenge<br />

um 87 Prozent den Gesamtverbrauch <strong>der</strong><br />

Produktverpackung nur um 6,5 Prozent<br />

ansteigen zu lassen.<br />

Durchdacht: Transport und Logistik<br />

Miele setzt auf umweltfreundliche und<br />

wirtschaftliche Transportmittel und ver-<br />

meidet <strong>in</strong>effektiven Verkehr. So s<strong>in</strong>d die<br />

Wege aus den deutschen Werken zum<br />

Zentrallager am Stammsitz <strong>in</strong> Gütersloh<br />

(NRW) kurz – e<strong>in</strong> großer logistischer<br />

Vorteil, <strong>der</strong> für ger<strong>in</strong>gere Kosten und<br />

weniger Umweltbelastungen sorgt.<br />

Nahezu alle Produkte werden vor <strong>der</strong><br />

weltweiten Distribution zunächst am<br />

zentralen Standort Gütersloh gebündelt,<br />

sortiert und kommissioniert bevor sie<br />

von hier aus ausgeliefert werden. Mit<br />

diesem Konzept wird sichergestellt, dass<br />

die regelmäßige Belieferung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vertriebsgesellschaften ohne<br />

Umwege und bei maximaler Auslastung<br />

<strong>der</strong> Transportkapazitäten erfolgt.<br />

Miele-Hausgeräte für den Übersee-<br />

Export werden zum Teil ab <strong>der</strong> trimodalen<br />

Drehscheibe im knapp 70 Kilometer<br />

entfernten M<strong>in</strong>den per Schiff, Bahn<br />

o<strong>der</strong> Lkw <strong>in</strong> die Seehäfen Hamburg und<br />

Bremerhaven transportiert. Circa 50<br />

Prozent <strong>der</strong> Exportconta<strong>in</strong>er laufen über<br />

dieses Konzept. Der Anteil <strong>der</strong> Bahn an<br />

Miele-Transporten liegt <strong>in</strong>sgesamt bei ca.<br />

zehn Prozent. Nur vollständig gefüllte<br />

Lkw, Seeconta<strong>in</strong>er und Bahnwaggons<br />

gehen von Gütersloh aus weltweit auf<br />

die Reise – immer auf direktem Weg<br />

zu ihrem Zielort. Das Konzept reicht so<br />

weit, dass auch <strong>der</strong> Ersatzteilnachschub<br />

für die Vertriebsgesellschaften mit <strong>in</strong> die<br />

Transporte e<strong>in</strong>gebunden ist.<br />

Die Pkw <strong>in</strong> <strong>der</strong> Miele-Fahrzeugflotte<br />

s<strong>in</strong>d zu etwa 70 Prozent mit Euro-4 klassifiziert.<br />

E<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur<br />

Reduktion des Transportaufkommens<br />

leistet zudem <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz so genannter<br />

Jumbo-Fahrzeuge, <strong>der</strong> bei Miele forciert<br />

wird. Lastzüge wie diese verfügen über<br />

e<strong>in</strong>en höheren Innenraum, bieten also<br />

mehr Volumen. Dadurch ist es möglich,<br />

pro Fahrzeug 50 Prozent mehr Großgeräte<br />

zu transportieren.<br />

91


PRICEWATERHOUSECOOPERS<br />

92<br />

Best Practice<br />

Wachsende Bedeutung von<br />

Corporate Responsibility<br />

bei Auslands<strong>in</strong>vestitionen<br />

Sozial- und Klimaschutzstandards, nachhaltiges Wirtschaften, sorgsamer E<strong>in</strong>satz von<br />

Ressourcen und Engagement für Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen – <strong>in</strong> Zeiten <strong>der</strong> Globalisierung und<br />

des Klimawandels wird unternehmerische Verantwortung (Corporate Responsibility, CR)<br />

verstärkt zum Erfolgsfaktor <strong>der</strong> Geschäftstätigkeit. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung spielt CR<br />

bei Auslands<strong>in</strong>vestitionen, denn zahlreiche Verstöße gegen Arbeits- und Menschenrechte<br />

haben Öffentlichkeit und F<strong>in</strong>anzmarktakteure für diese Thematik sensibilisiert. Angesichts<br />

dieser hohen Aufmerksamkeit gehen Unternehmen, die Fragen <strong>der</strong> Nachhaltigkeit nicht<br />

ausreichend berücksichtigen, erhebliche Risiken e<strong>in</strong>, wie z.B. den Verlust ihrer Reputation<br />

und letztendlich sogar des Zugangs zu den F<strong>in</strong>anzmärkten.<br />

Von Stefan Calvi<br />

Immer mehr <strong>in</strong>ternational agierende Unternehmen<br />

verpflichten sich zur globalen<br />

E<strong>in</strong>haltung von Sozial- und Umweltstandards.<br />

Doch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Branchen besteht<br />

e<strong>in</strong>e große Lücke zwischen <strong>der</strong> postulierten<br />

unternehmerischen Verantwortung<br />

und <strong>der</strong> tatsächlichen E<strong>in</strong>haltung und<br />

Umsetzung von Vorschriften und Regeln<br />

hierzu. E<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Analyse von<br />

PricewaterhouseCoopers (PwC) und <strong>der</strong><br />

Rat<strong>in</strong>g-Agentur oekom research stellt die<br />

CR-Standards von weltweit 824 Unternehmen<br />

aus rund 40 Branchen bekannt<br />

gewordenen Norm- und Rechtsverstößen<br />

gegenüber.<br />

Demnach haben viele Unternehmen<br />

<strong>in</strong> den vergangenen Jahren auf Fälle von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Zwangsarbeit bei Zulieferbetrieben<br />

sowie an<strong>der</strong>e Verletzungen<br />

elementarer Normen reagiert, <strong>in</strong>dem sie<br />

zum Teil strenge Regeln verabschiedet<br />

und Kontrollsysteme e<strong>in</strong>geführt haben.<br />

Dennoch bleiben Verstöße gegen anerkannte<br />

<strong>in</strong>ternationale Arbeitsrechte<br />

und -standards häufig. So besche<strong>in</strong>igt<br />

beispielsweise die Studie den Unternehmen<br />

aus dem Bereich Unterhaltungselek-<br />

tronik zwar überdurchschnittlich hohe<br />

Auflagen für ihre Zulieferer. Tatsächlich<br />

arbeiteten jedoch fast zwei Drittel <strong>der</strong><br />

Gesellschaften mit Auftragnehmern zusammen,<br />

die nachweislich Arbeitsrechtsverletzungen<br />

begangen haben. Verstöße<br />

gegen grundlegende Arbeitsrechtsnormen<br />

registriert die Analyse auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lieferkette von gut 53 Prozent <strong>der</strong> IT-<br />

bzw. Computerhersteller, 40 Prozent<br />

<strong>der</strong> Produzenten von Mobiltelefonen<br />

und Kommunikationsgeräten sowie 44<br />

Prozent <strong>der</strong> Textilhersteller.<br />

Unternehmen <strong>der</strong> Rohstoffbranche<br />

unmittelbar verantwortlich<br />

Für Unternehmen <strong>der</strong> Rohstoff branche<br />

s<strong>in</strong>d CR-Standards von beson<strong>der</strong>er Relevanz.<br />

Denn während sich Rechts- und<br />

Normverstöße <strong>in</strong> Handelsunternehmen<br />

o<strong>der</strong> im produzierenden Gewerbe meist<br />

auf Ebene <strong>der</strong> Zulieferbetriebe ereignen,<br />

s<strong>in</strong>d Öl-, Gas- und Bergbauunternehmen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel unmittelbar verantwortlich.<br />

Mittlerweile verfügen zwar <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die Unternehmen <strong>der</strong> Öl- und Gas<strong>in</strong>-<br />

globalcompact Deutschland 2009


dustrie über umfassende CR-Standards.<br />

Dennoch verstößt nach den Ergebnissen<br />

<strong>der</strong> Analyse mehr als jedes fünfte gegen<br />

Menschenrechte. Im Bergbau liegt dieser<br />

Wert sogar bei 36 Prozent. Beson<strong>der</strong>s<br />

häufig geht es dabei um Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />

zwischen Unternehmen und<br />

lokaler Bevölkerung über die Landnutzung,<br />

die <strong>in</strong> Vertreibung und Enteignung<br />

endeten, sowie um Gewaltanwendung<br />

durch Sicherheitskräfte.<br />

F<strong>in</strong>anzmarkt als Treiber für<br />

Nachhaltigkeit<br />

Die betroffenen Unternehmen riskieren<br />

damit herbe Image- und Umsatzverluste.<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Denn ihre Attraktivität s<strong>in</strong>kt für e<strong>in</strong>e<br />

wachsende Zahl privater und <strong>in</strong>stitutioneller<br />

Anleger, die neben klassischen Kriterien<br />

wie Rendite, Risiko und Liquidität<br />

vermehrt auch soziale und ökologische<br />

Faktoren bei Investitionsentscheidungen<br />

berücksichtigen. Zu den Pr<strong>in</strong>zipien verantwortlicher<br />

Investitionen (Pr<strong>in</strong>ciples<br />

for Responsible Investment) bekennen<br />

sich beispielsweise mittlerweile rund<br />

360 <strong>in</strong>stitutionelle Anleger mit e<strong>in</strong>em<br />

verwalteten Vermögen von über 14 Billionen<br />

US-Dollar. Auch die Entwicklung<br />

von Key Performance Indicators (KPIs)<br />

durch die Deutsche Vere<strong>in</strong>igung für<br />

F<strong>in</strong>anzanalyse und Asset Management<br />

(DVFA) zur quantitativen Messung <strong>der</strong><br />

Performance von Unternehmen im Bereich<br />

Umwelt, Soziales und Governance<br />

spiegelt diesen Trend wi<strong>der</strong>.<br />

Die Vergabe von Krediten und die<br />

F<strong>in</strong>anzierung von Projekten werden<br />

ebenfalls stärker an die E<strong>in</strong>haltung von<br />

Nachhaltigkeitsstandards gekoppelt. So<br />

bedienen die Unterzeichner <strong>der</strong> sogenannten<br />

Equator Pr<strong>in</strong>ciples – e<strong>in</strong>er<br />

Selbstverpflichtung zur Durchführung<br />

von Umwelt- und Sozialprüfungen –<br />

über 80 Prozent des weltweiten Marktes<br />

für Projektf<strong>in</strong>anzierungen. Dah<strong>in</strong>ter<br />

steckt die E<strong>in</strong>sicht <strong>der</strong> Anleger und<br />

Kreditgeber, dass Verstöße gegen diese<br />

Standards das Engagement wirtschaftlich<br />

gefährden.<br />

Chancen für<br />

verantwortungsbewusste<br />

Unternehmen<br />

Umweltauflagen s<strong>in</strong>d nicht nur limitierende<br />

Faktoren, son<strong>der</strong>n schaffen auch<br />

Anreize zur Entwicklung klima- und<br />

ressourcenschonen<strong>der</strong> Produkte und<br />

Dienstleistungen.<br />

Firmen, die <strong>in</strong> ihrer Branche e<strong>in</strong>e<br />

Vorreiterposition <strong>in</strong> puncto Nachhaltigkeit<br />

ausüben, verstehen CR als strategisches<br />

Thema und erkennen <strong>in</strong> Megatrends<br />

wie dem Klimawandel, dem<br />

sogenannten „digitale Graben“ o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Wasser- und Ressourcenknappheit<br />

neue Geschäftsmöglichkeiten. So können<br />

Unternehmen über die Sicherung ihrer<br />

„License to operate“ h<strong>in</strong>aus mithilfe e<strong>in</strong>es<br />

strategisch ausgerichteten Stakehol<strong>der</strong>-<br />

Managements Märkte <strong>in</strong> Schwellen- und<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n erschließen, <strong>in</strong>dem<br />

sie die dortigen Bedürfnisse <strong>in</strong> Lösungen<br />

umsetzen.<br />

Unternehmen, die nicht willens<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, die soziale und<br />

umweltbezogene Verträglichkeit ihrer<br />

Auslands<strong>in</strong>vestitionen sicherzustellen,<br />

gehen nicht nur e<strong>in</strong> stetig wachsendes<br />

Risiko e<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n verpassen somit<br />

auch Chancen und Märkte. Die F<strong>in</strong>anz-<br />

und Wirtschaftskrise kann dieser E<strong>in</strong>sicht<br />

Nachdruck verleihen, <strong>in</strong>dem sie<br />

bei Unternehmen und F<strong>in</strong>anziers zu<br />

e<strong>in</strong>em Umdenken weg vom kurzfristigen<br />

Sharehol<strong>der</strong>-Value h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er nach<br />

Nachhaltigkeit ausgerichteten Geschäftspolitik<br />

führt.<br />

Informationen zu PricewaterhouseCoopers:<br />

www.pwc.de/de/susta<strong>in</strong>ability<br />

93


RWE<br />

Von Joachim Löchte<br />

94<br />

Best Practice<br />

RWE verfolgt beim Management se<strong>in</strong>er<br />

Autoflotte ehrgeizige ökologische Ziele.<br />

Beson<strong>der</strong>s bei Neuanschaffungen achtet<br />

das Unternehmen auf die Umweltbilanz<br />

jedes Fahrzeugs. Maßstab s<strong>in</strong>d dabei die<br />

Umwelt-Kriterien des ADAC, für die <strong>der</strong><br />

Club das Siegel „EcoTest“ entwickelt hat.<br />

Autos mit e<strong>in</strong>er guten Bewertung zeichnen<br />

sich nicht alle<strong>in</strong> durch niedrige CO 2 -<br />

Emissionen aus. Auch weitere Faktoren<br />

s<strong>in</strong>d entscheidend. So wird <strong>der</strong> Ausstoß<br />

von Schadstoffemissionen wie Kohlenmonoxid,<br />

Kohlenwasserstoffe, Stickoxide<br />

und Partikel bewertet. Außerdem geht<br />

<strong>der</strong> Automobilclub mit dem EcoTest<br />

<strong>der</strong> Frage nach, wie gut das Auto auch<br />

außerhalb <strong>der</strong> gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Fahrzyklen <strong>in</strong> Punkto Emissionen<br />

abschneidet. Bei RWE müssen künftig<br />

alle Fahrzeuge im Konzern mit vier o<strong>der</strong><br />

fünf Sternen, den beiden höchsten Kategorien,<br />

gekennzeichnet se<strong>in</strong>. Auf diese<br />

Weise plant das Unternehmen bis 2012<br />

bis zu 20 Prozent se<strong>in</strong>es CO 2 -Ausstoßes<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Fahrzeugflotte e<strong>in</strong>zusparen. Der<br />

ADAC berät RWE <strong>in</strong> diesem Rahmen bei<br />

<strong>der</strong> umweltfreundlichen Umgestaltung<br />

<strong>der</strong> Fahrzeugflotte und schlägt die Anschaffung<br />

entsprechend umweltfreundlicher<br />

Fahrzeuge vor. E<strong>in</strong>käufer und Fahrzeugnutzer<br />

wählen dann die passenden<br />

Nachhaltig mobil<br />

Der Kampf gegen den Klimawandel ist für die<br />

Energieversorger e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung. Die<br />

Reduzierung <strong>der</strong> CO 2 -Emissionen bei <strong>der</strong> Stromerzeugung<br />

ist e<strong>in</strong> wichtiger Beitrag für den Umweltschutz. Für RWE<br />

endet das jedoch nicht am Kraftwerkstor. Auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Unternehmensbereichen arbeitet <strong>der</strong> Energiekonzern<br />

daran, se<strong>in</strong>e CO 2 -Bilanz zu verbessern und e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong><br />

für Umwelt- und Klimaschutz zu schaffen: Zum Beispiel<br />

beim Thema Mobilität. Für se<strong>in</strong> Engagement beim<br />

Fuhrpark<strong>management</strong> wurde das Unternehmen <strong>in</strong><br />

diesem Jahr mit dem Green Fleet Award des TÜV-Süd<br />

ausgezeichnet.<br />

globalcompact Deutschland 2009


Fahrzeuge aus, die mit vier o<strong>der</strong> sogar<br />

mit fünf Sternen bewertet wurden.<br />

Für diesen E<strong>in</strong>satz beim Thema Fuhrpark<strong>management</strong><br />

hat RWE nun den<br />

„Green Fleet Award 2009“ erhalten. Der<br />

Preis wird vom TÜV Süd vergeben, <strong>der</strong><br />

dafür e<strong>in</strong>e Jury mit unabhängigen Experten<br />

aus Wirtschaft, Wissenschaft und<br />

Verbänden e<strong>in</strong>berufen hat. Bewerben<br />

können sich Unternehmen, die beim<br />

Fuhrpark<strong>management</strong> auf die Umweltverträglichkeit<br />

<strong>der</strong> Fahrzeuge achten.<br />

Dabei s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en verb<strong>in</strong>dliche<br />

Ziele zur CO 2 -Reduktion e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Kriterium. Zum an<strong>der</strong>en wird <strong>der</strong> Vorbildcharakter<br />

für an<strong>der</strong>e Unternehmen<br />

und die Innovativität des Ansatzes mit<br />

<strong>in</strong> die Bewertung e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Auch wenn die großen E<strong>in</strong>sparpotentiale<br />

beim CO 2 -Ausstoß im Kraftwerksbereich<br />

liegen: Der Beitrag <strong>der</strong> Fahrzeugflotte<br />

ist nicht unerheblich und besitzt<br />

zugleich wichtigen Symbolcharakter.<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

RWE betreibt <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>en<br />

Fuhrpark von fast 10.000 Fahrzeugen<br />

– vom Kle<strong>in</strong>wagen bis zum Transporter.<br />

Damit gehört <strong>der</strong> Essener Konzern zu den<br />

großen Flottenbetreibern <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Dies drückt sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zahl<br />

<strong>der</strong> Neuanschaffungen aus: Bereits 300<br />

vier-Sterne-Fahrzeuge wurden im ersten<br />

Halbjahr neu beschafft. Im Vergleich<br />

zu den bisher beschafften Fahrzeugen<br />

kann das Unternehmen so bis zu 140 t<br />

CO 2 pro Auto im Jahr e<strong>in</strong>sparen. Schritt<br />

für Schritt wird <strong>der</strong> RWE Fuhrpark auf<br />

vier- o<strong>der</strong> fünf-Sterne-Fahrzeuge umgestellt.<br />

Rund 7.000 Fahrzeuge kommen<br />

dafür bundesweit <strong>in</strong> Frage. Die übrigen<br />

Fahrzeuge s<strong>in</strong>d aufgrund ihrer Aufgabe<br />

– zum Beispiel für spezielle Arbeiten<br />

im Tagebau – (noch) nicht geeignet.<br />

Das Ausrollen und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />

dah<strong>in</strong>terliegende Datenerfassung erfolgt<br />

<strong>der</strong>zeit für Deutschland. In e<strong>in</strong>em<br />

nächsten Schritt wird RWE aber auch<br />

die Autoflotten des Konzerns <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

europäischen Tochtergesellschaften auf<br />

umweltfreundliche Fahrzeuge umstellen<br />

– zum Beispiel <strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>landen,<br />

Tschechien, Polen, Ungarn o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Slowakei.<br />

Die Kooperation zwischen dem Energiekonzern<br />

und dem Automobilclub hat<br />

damit Pioniercharakter. Und sie f<strong>in</strong>det<br />

hoffentlich viele Nachahmer. Denn <strong>der</strong><br />

ADAC bietet sie auch an<strong>der</strong>en Unternehmen<br />

als Dienstleistung an. Leas<strong>in</strong>gunternehmen<br />

und Fahrzeughersteller<br />

s<strong>in</strong>d bereits auf das Konzept aufmerksam<br />

geworden und zeigen sich <strong>in</strong>teressiert.<br />

RWE geht aber nicht nur beim<br />

Management des Fuhrparks <strong>in</strong>novativ<br />

voRWEg. Auch neue Technologien s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong> Thema. Dabei ist für den Energiekonzern<br />

klar: Die Zukunft gehört dem<br />

Elektroauto. Deshalb arbeitet das Unternehmen<br />

am Auf bau von Stromtankstellen<br />

<strong>in</strong> deutschen Großstädten. Künftig<br />

soll das Stromauto zum Alltagsbild auf<br />

deutschen Straßen gehören. Damit dies<br />

so schnell wie möglich Wirklichkeit wird,<br />

baut RWE bereits heute Ladestationen<br />

auf – auf diese Weise können Autofahrer<br />

<strong>in</strong> vielen deutschen Großstädten ihr<br />

Elektroauto aufladen. Außerdem hat das<br />

Unternehmen e<strong>in</strong> Kooperationsprojekt<br />

mit Daimler <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> gestartet. Hier<br />

testet RWE die Alltagstauglichkeit von<br />

Elektromobilität. Auch <strong>in</strong> NRW, beson<strong>der</strong>s<br />

im Ruhrgebiet, stehen die ersten<br />

Ladepunkte. Noch s<strong>in</strong>d Elektroautos, die<br />

heute schon mit Ökostrom fahren, Teil<br />

e<strong>in</strong>es jungen Marktes. Bis zur breiten<br />

Markte<strong>in</strong>führung 2015 werden wir auch<br />

die konventionellen Antriebstechnologien<br />

gezielt auswählen – mit Hilfe<br />

unseres Partners, dem ADAC.<br />

95


SIEMENS<br />

96<br />

Best Practice<br />

Klimaschutz:<br />

Beim Kunden und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Fabrik<br />

Der Klimaschutz als<br />

globale Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

erfor<strong>der</strong>t von verantwortlich<br />

agierenden Industrie-<br />

Unternehmen, ihn sowohl<br />

beim Kunden über das<br />

Produktportfolio als auch <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> eigenen Fabrik wirksam<br />

werden zu lassen. Dies<br />

verlangt nach ganzheitlichen<br />

Konzepten. E<strong>in</strong> Blick nach<br />

Marokko und Regensburg<br />

zeigt, wie dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />

funktioniert.<br />

Von Dr. Wolfgang Bloch und Ralf Pfitzner<br />

Tanger, Marokko: In e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> größten<br />

Häfen für Conta<strong>in</strong>erschiffe Nordafrikas<br />

hebt e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> vielen gigantischen<br />

Kräne e<strong>in</strong>en Conta<strong>in</strong>er nach dem an<strong>der</strong>en<br />

von <strong>der</strong> Lagerfläche am Kai, um<br />

ihn anschließend abzusenken und auf<br />

e<strong>in</strong>en Lastwagen zu setzen. So wie er<br />

tun es viele <strong>in</strong> den Conta<strong>in</strong>erhäfen <strong>der</strong><br />

Welt – mit e<strong>in</strong>em Unterschied: Dieser<br />

verbraucht nur halb so viel Energie, und<br />

dementsprechend spart er <strong>der</strong> Umwelt<br />

e<strong>in</strong>e zusätzliche CO 2 -Belastung. Dem<br />

Betreiber hilft er, die Betriebskosten<br />

zu senken.<br />

Möglich ist <strong>der</strong> Spareffekt durch<br />

e<strong>in</strong> Verfahren, das Siemens <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> dänischen Hafenverwaltungs-Gesellschaft<br />

„APM Term<strong>in</strong>als“<br />

entwickelt hat. Es beruht darauf, dass<br />

<strong>der</strong> Kran die beim Absenken des Conta<strong>in</strong>ers<br />

frei werdende Energie speichert<br />

und zu se<strong>in</strong>er Stromversorgung wie<strong>der</strong><br />

verwendet. E<strong>in</strong>e ausgeklügelte geme<strong>in</strong>sam<br />

mit <strong>der</strong> Technischen Universität<br />

Delft entwickelte Software für dieses<br />

Energie<strong>management</strong> führt zur Verr<strong>in</strong>gerung<br />

des Energieverbrauchs. Mit ihr<br />

wird aus e<strong>in</strong>em gewöhnlichen gummibereiften<br />

Kran vom Typ RTG („Rubber<br />

Halbierter Energieverbrauch:<br />

Der Conta<strong>in</strong>erkran ECO-RTG<br />

Tired Gantry“) e<strong>in</strong> hochmo<strong>der</strong>ner „ECO-<br />

RTG“, <strong>der</strong> die heutigen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

e<strong>in</strong>es weltumspannenden Frachtverkehrs<br />

mit aktivem Umwelt- und Klimaschutz<br />

verb<strong>in</strong>det.<br />

Im Hafen von Tanger s<strong>in</strong>d heute<br />

<strong>in</strong>sgesamt 26 Conta<strong>in</strong>er-Kräne mit dieser<br />

von Siemens gelieferten Technologie<br />

globalcompact Deutschland 2009


ausgerüstet. Weitere 28 s<strong>in</strong>d es im spanischen<br />

Hafen von Algeciras auf <strong>der</strong><br />

europäischen Seite <strong>der</strong> Straße von Gibraltar<br />

sowie weitere mehr als 100 <strong>in</strong> aller<br />

Welt, z. B. <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a o<strong>der</strong> Indien. Und es<br />

werden ständig mehr.<br />

Teil des Umweltportfolios<br />

Der ECO-RTG ist Teil des Siemens Umweltportfolios.<br />

Dieses schließt Produkte<br />

und Lösungen entlang <strong>der</strong> gesamten<br />

Designvielfalt und Energieeffizienz.<br />

Das Empfangsgebäude von OSRAM Opto<br />

Semiconductor <strong>in</strong> Regensburg ist komplett<br />

mit LEDs ausgestattet.<br />

Energie-Wertschöpfungskette e<strong>in</strong>: von<br />

<strong>der</strong> Erzeugung <strong>der</strong> Energie über <strong>der</strong>en<br />

Verteilung bis h<strong>in</strong> zur Nutzung – und<br />

dies sowohl <strong>in</strong> den privaten Haushalten<br />

als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie. Es umfasst<br />

energieeffiziente Produkte und Lösungen<br />

sowie mo<strong>der</strong>nste Technologien zur<br />

Wasser- und Luftre<strong>in</strong>haltung.<br />

Mit den Produkten und Lösungen<br />

des Umweltportfolios haben Siemens-<br />

Kunden im Jahr 2008 bereits 148 Millionen<br />

Tonnen CO 2 e<strong>in</strong>gespart. Das ist<br />

mehr als 35mal so viel, wie Siemens<br />

selbst durch se<strong>in</strong>e Geschäftsaktivitäten<br />

an CO 2 -Emissionen verursacht und e<strong>in</strong>e<br />

Steigerung um 34 Millionen Tonnen<br />

gegenüber dem Vorjahr. Bis 2011 will<br />

Siemens erreichen, dass se<strong>in</strong>e Kunden<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

mit dem Umweltportfolio rund 275 Millionen<br />

Tonnen CO 2 jährlich e<strong>in</strong>sparen.<br />

Vom Giganten zum W<strong>in</strong>zl<strong>in</strong>g<br />

Szenenwechsel: Vom Überseehafen <strong>in</strong><br />

Marokko nach Regensburg zu e<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nsten Fabriken <strong>der</strong> Welt – von<br />

riesigen Kränen zu w<strong>in</strong>zigen elektronischen<br />

Bauelementen, so genannten<br />

Optohalbleiter-Chips. Die nur wenige<br />

Millimeter großen Komponenten s<strong>in</strong>d<br />

die Herzstücke <strong>der</strong> Leuchtdioden (LEDs),<br />

jener Leuchtkörper, die zunehmend E<strong>in</strong>zug<br />

halten <strong>in</strong> Armaturen und Sche<strong>in</strong>werfer<br />

von Autos, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Architektur- und<br />

Straßenbeleuchtung, <strong>in</strong> Ampelanlagen<br />

und Displaywänden. In dem 2003 eröffneten<br />

Fertigungsstandort von OSRAM<br />

Opto Semiconductors <strong>in</strong> Regensburg<br />

werden die Chips hergestellt.<br />

Hier begegnen wir Mart<strong>in</strong> Stange,<br />

Leiter des Plant Managements <strong>der</strong> Fabrik.<br />

Er steht vor e<strong>in</strong>er mannshohen, grün<br />

lackierten Masch<strong>in</strong>e und erklärt e<strong>in</strong>er<br />

Gruppe von Umweltschutzbeauftragten<br />

an<strong>der</strong>er OSRAM-Standorte, wie sie<br />

funktioniert. Es ist e<strong>in</strong>e Absorptionskältemasch<strong>in</strong>e.<br />

„Sie wandelt 120 Grad heiße<br />

Abgase <strong>in</strong> Kälte für die Klimatisierung<br />

um“, sagt <strong>der</strong> Manager, „und nutzt dafür<br />

die 120 Grad heiße, bei <strong>der</strong> Abgasre<strong>in</strong>igung<br />

entstehende Abluft.“ Dadurch spart<br />

sie Energie, die sonst zur Erzeugung von<br />

Kälte erfor<strong>der</strong>lich wäre.<br />

Die Absorptionskältemasch<strong>in</strong>e ist Teil<br />

e<strong>in</strong>es ganzheitlichen Energiekonzeptes<br />

zur Optimierung <strong>der</strong> Energieeffizienz<br />

im Regensburger Optohalbleiter-Werk.<br />

Es wurde bereits bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong><br />

Fabrik entwickelt und dann beim Bau<br />

konsequent verwirklicht. Das Resultat<br />

kann sich sehen lassen: jährliche Energiee<strong>in</strong>sparungen<br />

von <strong>in</strong>sgesamt rund 17,5<br />

Millionen Kilowattstunden (kWh), die<br />

sonst <strong>in</strong> Form von Gas und elektrischem<br />

Strom erfor<strong>der</strong>lich wären. Damit erspart<br />

<strong>der</strong> Fertigungsstandort <strong>der</strong> Umwelt rund<br />

5.200 Tonnen CO 2 .<br />

Das Konzept kommt jedoch nicht<br />

nur <strong>der</strong> Umwelt zu Gute. Die mit se<strong>in</strong>er<br />

Verwirklichung verbundenen Investitionskosten<br />

<strong>in</strong> Höhe von 1,7 Mio. Euro<br />

haben sich <strong>in</strong>nerhalb von zwei Jahren<br />

amortisiert.<br />

Das Ganze im Blick<br />

Konzepte wie das ganzheitliche Energiekonzept<br />

<strong>in</strong> Regensburg tragen dazu<br />

bei, dass die bei <strong>der</strong> Produktion entstehenden<br />

Treibausgasemissionen bei<br />

Siemens <strong>in</strong>sgesamt – verglichen mit<br />

an<strong>der</strong>en Industriezweigen – ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d.<br />

Im Jahr 2008 waren es vier Millionen<br />

Tonnen – acht Prozent weniger als im<br />

Vorjahr. Doch dies ist ke<strong>in</strong> Grund, die<br />

Hände <strong>in</strong> den Schoß zu legen; weitere<br />

Fortschritte s<strong>in</strong>d angesagt.<br />

Wie die Weiterentwicklung des<br />

Umweltportfolios mit zusätzlichen CO 2 -<br />

E<strong>in</strong>sparungen beim Kunden s<strong>in</strong>d auch<br />

Verbesserungen beim betrieblichen Umweltschutz<br />

Teil des aktuellen Siemens<br />

Umweltprogramms. Für die Fabriken<br />

von Siemens heißt dies im Bezug auf den<br />

Klimaschutz, im Vergleich zu 2006 die<br />

Umweltleistung bei Energieverbrauch<br />

und CO 2 -Emissionen bis zum Geschäftsjahr<br />

2011 um 20 Prozent relativ zum<br />

Umsatz zu steigern. Klimaschutz beim<br />

Kunden und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fertigung – das<br />

Siemens Umweltprogramm sieht beides<br />

vor, ganzheitlich eben.<br />

97


STUDIOSUS<br />

98<br />

Best Practice<br />

Der Mensch im Mittelpunkt<br />

Vor fünf Jahren ist die Studiosus Foundation e.V. gegründet worden. Seitdem führt<br />

<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>nützige Vere<strong>in</strong> das Engagement von Studiosus Reisen für e<strong>in</strong>en<br />

nachhaltigen Tourismus fort. E<strong>in</strong> Engagement, das sehr viel weiter zurückreicht und<br />

Umweltverträglichkeit und Auswirkungen auf die sozialen Strukturen <strong>in</strong> den Gastlän<strong>der</strong>n<br />

gleichermaßen <strong>in</strong> die Überlegungen mite<strong>in</strong>bezieht.<br />

Von Dr. Frano Ilić<br />

Den endgültigen Anstoß hatte <strong>der</strong> Tsunami<br />

gegeben. Als das katastrophale Seebeben<br />

an Weihnachten 2004 Südostasien<br />

erreichte, war schnell absehbar, dass<br />

langfristig Wie<strong>der</strong>auf bauhilfe nötig ist.<br />

Nur e<strong>in</strong>en Monat später, am 1. Februar<br />

2005, wurde die Studiosus Foundation e.<br />

V. gegründet. Seit diesem Zeitpunkt ist<br />

die bisherige weltweite Projektför<strong>der</strong>ung<br />

von Studiosus Reisen organisatorisch<br />

<strong>in</strong> den als geme<strong>in</strong>nützig anerkannten<br />

Vere<strong>in</strong> ausgeglie<strong>der</strong>t. Die Gründung <strong>der</strong><br />

Studiosus Foundation kann mit Fug und<br />

Recht als e<strong>in</strong> wichtiger Meilenste<strong>in</strong> im<br />

Engagement von Studiosus für e<strong>in</strong> nachhaltiges,<br />

zukunftsfähiges Reisen bezeichnet<br />

werden. Denn Verantwortung zu<br />

übernehmen gegenüber Mensch, Kultur<br />

und Umwelt schreibt man beim Reiseveranstalter<br />

Studiosus seit langem groß.<br />

Seit 1993 för<strong>der</strong>t <strong>der</strong> europäische<br />

Marktführer bei Studienreisen weltweit<br />

vielfältige Vorhaben <strong>in</strong> den Bereichen<br />

Umweltschutz, soziale Strukturen <strong>in</strong><br />

den Gastgeberlän<strong>der</strong>n und Kulturerhalt.<br />

Weit mehr als 100 Projekte s<strong>in</strong>d bisher<br />

unterstützt worden – und es kommen<br />

jährlich neue h<strong>in</strong>zu. So hat die Studiosus<br />

Unternehmensleitung jüngst die<br />

För<strong>der</strong>ung von 20 Hilfsprojekten <strong>der</strong><br />

Studiosus Foundation e. V. beschlossen.<br />

In Dessie <strong>in</strong> Äthiopien wird zum<br />

Beispiel e<strong>in</strong>er Selbsthilfegruppe von<br />

globalcompact Deutschland 2009


Frauen beim Bau e<strong>in</strong>es Jugendhauses<br />

unter die Arme gegriffen. In Pongola<br />

<strong>in</strong> Südafrika unterstützt die Studiosus<br />

Foundation e<strong>in</strong>e Schule beim Auf bau<br />

von Computerklassen und e<strong>in</strong>es Chemieraums.<br />

Und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Türkei ermöglicht<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> die Fortführung <strong>der</strong> Restaurierung<br />

<strong>der</strong> Roten Halle von Bergama<br />

durch das Deutsche Archäologische<br />

Institut Istanbul.<br />

Die Projekte s<strong>in</strong>d dabei zudem <strong>in</strong>tegraler<br />

Bestandteil <strong>der</strong> Studienreisen des<br />

Veranstalters. Zum Vorteil des Reisegastes<br />

und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heimischen gleichermaßen,<br />

wie das Beispiel Jordan River Peace Park<br />

zeigt.<br />

E<strong>in</strong>e neue Hoffnung am Jordan<br />

Der Peace Park entsteht als israelisch-paläst<strong>in</strong>ensisch-jordanischeGeme<strong>in</strong>schaftsarbeit<br />

südlich des See Genezareth. Dabei<br />

spielt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch die Etablierung<br />

e<strong>in</strong>es nachhaltigen Tourismuskonzepts<br />

e<strong>in</strong>e Rolle. Geplant s<strong>in</strong>d u. a. Öko-Lodges,<br />

Stationen zur Vogelbeobachtung und die<br />

Restaurierung zentraler historischer Gebäude.<br />

Über den Fortgang dieses neuen<br />

För<strong>der</strong>projekts <strong>der</strong> Foundation können<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

sich Gäste von Studiosus ab <strong>der</strong> Saison<br />

2010 auch vor Ort <strong>in</strong>formieren. Denn<br />

<strong>der</strong> Besuch des Jordan River Peace Park<br />

ist fester Programmpunkt bei e<strong>in</strong>igen<br />

Nahost-Reisen. Die Brücken zwischen<br />

den Kulturen schlägt bei diesen Begegnungen<br />

<strong>der</strong> Studiosus-Reiseleiter, <strong>der</strong> das<br />

Gespräch mo<strong>der</strong>iert. Von dem Besuch<br />

profitieren auch die E<strong>in</strong>heimischen, wird<br />

ihrem Vorhaben dadurch doch e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

Öffentlichkeit verschafft. E<strong>in</strong><br />

Dialog zu bei<strong>der</strong>seitigem Nutzen also. Es<br />

ist nicht <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige <strong>in</strong> diesem Zusammenhang.<br />

Denn e<strong>in</strong> weiterer Dialog lässt<br />

sich an diesem Beispiel aufzeigen: Der<br />

Dialog zwischen Reiseveranstalter und<br />

<strong>der</strong> gastgebenden Bevölkerung.<br />

Dialog <strong>der</strong> Kulturen<br />

So fand Mitte November 2009 <strong>in</strong> Israel<br />

e<strong>in</strong> sogenanntes „Forum <strong>der</strong> Bereisten“<br />

statt, bei dem <strong>der</strong> Jordan River Peace Park<br />

im Mittelpunkt stand. An e<strong>in</strong>em Tisch<br />

saßen dabei neben dem verantwortlichen<br />

Studiosus-Gebietsleiter unter an<strong>der</strong>em<br />

die Bürgermeister <strong>der</strong> israelischen und<br />

jordanischen Anra<strong>in</strong>er-Geme<strong>in</strong>den, e<strong>in</strong>heimische<br />

Reiseleiter sowie Vertreter<br />

<strong>der</strong> Umweltschutzorganisation Friends<br />

of the Earth Middle East. Das Ziel des<br />

Gesprächs: die Vorstellung, die Studiosus<br />

von e<strong>in</strong>em sozial verantwortlichen<br />

und umweltschonenden Tourismus hat,<br />

unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Interessen<br />

und im Dialog mit <strong>der</strong> gastgebenden<br />

Bevölkerung zu verwirklichen.<br />

Dieses „Forum <strong>der</strong> Bereisten“ ist<br />

dabei jedoch nur e<strong>in</strong> Beispiel unter<br />

vielen. Denn Veranstaltungen wie diese<br />

hat Studiosus seit 1998 <strong>in</strong> mehr als<br />

30 Län<strong>der</strong>n durchgeführt. Die Foren<br />

werden dabei <strong>in</strong> Regionen abgehalten,<br />

die entwe<strong>der</strong> touristisch bereits stark<br />

erschlossen s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> erst am Anfang<br />

<strong>der</strong> touristischen Entwicklung stehen.<br />

Dazu lädt Studiosus Teilnehmer aus<br />

den unterschiedlichsten Bereichen e<strong>in</strong><br />

– zum Beispiel Hoteliers, Vertreter von<br />

Tourismusbehörden, Pfarrer, Lehrer und<br />

Händler –, um über Chancen und Risiken<br />

des Tourismus <strong>in</strong> ihrer Region zu<br />

diskutieren. Durch diesen „Dialog <strong>der</strong><br />

Kulturen“ werden wertvolle Informationen<br />

für e<strong>in</strong>e ökologisch und sozial<br />

verantwortliche Reiseplanung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

jeweiligen Region ausgetauscht. Denn<br />

Studiosus hält aus dem ganzheitlichen<br />

Grundgedanken e<strong>in</strong>er nachhaltigen Tourismusentwicklung<br />

heraus nicht nur die<br />

Umweltverträglichkeit, son<strong>der</strong>n immer<br />

auch die Auswirkungen se<strong>in</strong>er Reisen<br />

auf die sozialen Strukturen im Gastland<br />

für wichtig.<br />

Umwelt und Sozialverträglichkeit<br />

gleich wichtig<br />

Um se<strong>in</strong>e Ziele im sozialen und ökologischen<br />

Bereich möglichst effizient<br />

erreichen zu können, hat Studiosus e<strong>in</strong><br />

UmweltManagementSystem e<strong>in</strong>geführt,<br />

das mittlerweile Teil des Studiosus-<br />

QualitätsManagementSystems ist. Im<br />

Juli 2009 wurde das gesamte Managementsystem<br />

wie jedes Jahr von e<strong>in</strong>em<br />

externen Gutachter nach DIN EN ISO<br />

9001, DIN EN ISO 14001 und EMAS II<br />

geprüft und für gut befunden. Dabei<br />

versucht Studiosus durch e<strong>in</strong>e durchdachte<br />

Konzeption se<strong>in</strong>er Reisen und<br />

verschiedene weitere Maßnahmen, die<br />

Umweltbelastungen durch se<strong>in</strong>e unternehmerischen<br />

Tätigkeiten so ger<strong>in</strong>g wie<br />

möglich zu halten. So plant Studiosus<br />

se<strong>in</strong>e Reiserouten pr<strong>in</strong>zipiell so, dass<br />

unnötige Busfahrten vermieden werden<br />

und <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Landes nur dann<br />

geflogen wird, wenn es unbed<strong>in</strong>gt erfor<strong>der</strong>lich<br />

ist. Busse und Bahnverb<strong>in</strong>dungen<br />

zieht <strong>der</strong> Veranstalter dem Flugzeug<br />

wo immer s<strong>in</strong>nvoll machbar vor. Das<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong>t den Verbrauch von Transportenergie<br />

und damit die Freisetzung des<br />

klimaschädlichen Treibhausgases CO2.<br />

Seit Juli 2007 bietet Studiosus se<strong>in</strong>en<br />

Kunden außerdem die Möglichkeit, die<br />

auf ihrem Urlaubsflug freigesetzten CO2-<br />

Emissionen zu kompensieren.<br />

Sehr viel früher schon, nämlich bereits<br />

1996, <strong>in</strong>kludierte Studiosus als erster<br />

Reiseveranstalter <strong>in</strong> Deutschland das<br />

umweltschondende Rail-&-Fly-Ticket <strong>in</strong><br />

den Reisepreis. Seit 2008 gilt das Ticket<br />

sogar für die Bahnanreise 1. Klasse zum<br />

Flughafen. Und auch die Bahnanreise<br />

zum Abreiseort bei Bahn- und Busreisen<br />

ist im Reisepreis e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

99


TÜV RHEINLAND<br />

100<br />

Best Practice<br />

Weltweites Onl<strong>in</strong>e-<br />

Netzwerk für<br />

ehrenamtliches<br />

Engagement <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

13.500 Mitarbeiter an 490<br />

Standorten <strong>in</strong> 61 Län<strong>der</strong>n<br />

auf allen Kont<strong>in</strong>enten,<br />

die an unterschiedlichen<br />

Projekten arbeiten – e<strong>in</strong>e<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung für jedes<br />

Netzwerk, auch wenn es<br />

nicht die berufliche, son<strong>der</strong>n<br />

ehrenamtliche Tätigkeiten<br />

betrifft. Die erste <strong>in</strong>terne<br />

„Social web“-Anwendung<br />

macht es bei TÜV Rhe<strong>in</strong>land<br />

möglich, dass ehrenamtlich<br />

engagierte Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter rund<br />

um die Welt zusammen<br />

gebracht werden, sich über<br />

ihre Projekte austauschen<br />

und geme<strong>in</strong>same Ideen<br />

entwickeln können. Die<br />

<strong>in</strong>teraktive Plattform ist<br />

Kern <strong>der</strong> Initiative Ehrenamt,<br />

die Anfang 2009 bei TÜV<br />

Rhe<strong>in</strong>land weltweit gestartet<br />

wurde.<br />

Das ehrenamtliche Projekt <strong>der</strong> Volkspielbühne Hasloh –<br />

aktive Freizeitgestaltung für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

Von Dagny Bühler-Thierfel<strong>der</strong><br />

Das Onl<strong>in</strong>e-Forum dient als typische<br />

Drehscheibe für Informationen und<br />

Kontakte zwischen Interessengeme<strong>in</strong>schaften<br />

ebenso wie als Chance, Sponsoren<br />

und Unterstützer zu f<strong>in</strong>den. Mit<br />

Erfolg: Bereits beim Start des neuen<br />

Onl<strong>in</strong>e-Forums stellten knapp 50 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter aus sechs<br />

Län<strong>der</strong>n ihre freiwilligen und ehrenamtlichen<br />

Aktivitäten vor. Fe<strong>der</strong>führend<br />

konzipiert, gestaltet und redaktionell<br />

betreut wird das Onl<strong>in</strong>e-Netzwerk, das<br />

e<strong>in</strong>gebunden <strong>in</strong>s Intranet und für alle<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter frei<br />

zugänglich ist, von den Verantwortlichen<br />

für Corporate Social Responsibiliy im<br />

Gesamtkonzern.<br />

Für viele Berufstätige ist freiwilliges<br />

bürgerschaftliches Engagement selbstverständlich<br />

und stellt oft e<strong>in</strong>en Ausgleich<br />

im Alltag dar. Wenn es gel<strong>in</strong>gt, diesen<br />

privaten E<strong>in</strong>satz mit dem Selbstverständnis<br />

und Leitbild e<strong>in</strong>es Unternehmens zu<br />

verb<strong>in</strong>den, entstehen lebendige Initiativen<br />

und möglicherweise überraschende<br />

Allianzen, die im Idealfall sogar zu e<strong>in</strong>er<br />

wechselseitigen Stärkung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

Werte sowie <strong>der</strong> Wertekultur im<br />

Unternehmen führen.<br />

Die Würdigung des Engagements des<br />

E<strong>in</strong>zelnen o<strong>der</strong> von Mitarbeitergruppen<br />

steht im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Initiative von<br />

TÜV Rhe<strong>in</strong>land. Denn das Engagement<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter außerhalb ihrer Arbeit<br />

globalcompact Deutschland 2009


Vielfältigkeit des ehrenamtlichen<br />

Engagements im TÜV Rhe<strong>in</strong>land<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

ist e<strong>in</strong> Spiegel dessen, was die Menschen<br />

<strong>in</strong> diesem Unternehmen bewegt.<br />

Von <strong>der</strong> ersten Idee bis zur Umsetzung<br />

des neuen Onl<strong>in</strong>e-Netzwerks im<br />

unternehmenseigenen Intranet verg<strong>in</strong>g<br />

etwas weniger als e<strong>in</strong> halbes Jahr. E<strong>in</strong><br />

wesentlicher Bauste<strong>in</strong> des raschen Erfolgs<br />

im neuen Onl<strong>in</strong>e-Netzwerk für Corporate<br />

Volunteer<strong>in</strong>g war von Beg<strong>in</strong>n an die<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Unternehmensführung,<br />

<strong>der</strong> Personalabteilungen und des<br />

Betriebsrats. Mögliche Vorbehalte, dass<br />

beispielsweise mit <strong>der</strong> Plattform e<strong>in</strong>e<br />

Kontrolle über die Freizeitgestaltung<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten ermöglicht würde o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e Welle von Sponsor<strong>in</strong>ganfragen ausgelöst<br />

würde, konnten auf diesem Weg<br />

von vornhere<strong>in</strong> ausgeräumt werden.<br />

Bisher vorgestellte und diskutierte<br />

Projekte betreffen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das<br />

ehrenamtliche Engagement für an<strong>der</strong>e<br />

Menschen und für den Umweltschutz.<br />

In zahlreichen Initiativen spiegeln<br />

sich auch die Pr<strong>in</strong>zipien des UN Global<br />

Compact wi<strong>der</strong>: von <strong>der</strong> Betreuung<br />

sozial o<strong>der</strong> körperlich benachteiligter<br />

Menschen bis h<strong>in</strong> zur Schaffung von<br />

Bildungsmöglichkeiten für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Unterstützung<br />

für Obdachlose <strong>in</strong> Großstädten.<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter von<br />

TÜV Rhe<strong>in</strong>land engagieren sich unter<br />

an<strong>der</strong>em ehrenamtlich als Schriftdolmetscher<br />

für Hörgeschädigte, <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>nützigen<br />

Organisationen wie den Roten<br />

Kreuz o<strong>der</strong> dem Technischen Hilfswerk,<br />

organisieren Benefizkonzerte o<strong>der</strong> kulturelle<br />

Bildungsarbeit für K<strong>in</strong><strong>der</strong> – sei<br />

es <strong>in</strong> den USA, Japan, Bangladesh o<strong>der</strong><br />

Deutschland.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d TÜV Rhe<strong>in</strong>land<br />

Mitarbeiter aktiv für den Umweltschutz,<br />

<strong>in</strong>dem sie das Radfahren <strong>in</strong> Großstädten<br />

för<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> <strong>in</strong> ausgewählten Gebieten<br />

Bäume anpflanzen, um das ökologische<br />

Gleichgewicht wie<strong>der</strong> herzustellen.<br />

Beispielhaft ist das Projekt „Sanagitachi“,<br />

das e<strong>in</strong>e japanische Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

von TÜV Rhe<strong>in</strong>land mit vorantreibt. Die<br />

Initiative dient dem Ziel, Obdachlosen <strong>in</strong><br />

Kannai/Yokohama günstige Verpflegung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigens hierfür e<strong>in</strong>gerichteten<br />

Restaurant zur Verfügung zu stellen.<br />

In Japan geraten arbeitslos gewordene<br />

Menschen sehr schnell an den Rand<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft, denn selbst die eigenen<br />

Familien schämen sich, wenn <strong>der</strong><br />

erwerbstätige Familienteil se<strong>in</strong>e Arbeit<br />

verliert. Deshalb ziehen betroffene Männer<br />

oft aus ihrem Haus aus, brechen die<br />

Beziehungen zu ihrem sozialen Umfeld<br />

ab und werden obdachlos. Beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>in</strong> den kalten W<strong>in</strong>termonaten s<strong>in</strong>d die<br />

Menschen ohne e<strong>in</strong> festes Dach über dem<br />

Kopf auch für e<strong>in</strong>e warme Unterkunft<br />

für die Nacht und Kleidung dankbar.<br />

Die Initiative Sanagitachi bemüht sich<br />

außerdem, den Obdachlosen mediz<strong>in</strong>ische<br />

Hilfe o<strong>der</strong> tageweise Arbeitsplätze<br />

anzubieten. Die Freiwilligen sammeln<br />

Kleidung, Decken und Hygieneartikel<br />

und verteilen diese zweimal monatlich.<br />

Inzwischen unterstützen auch weitere<br />

TÜV Rhe<strong>in</strong>land-Mitarbeiter aus Japan<br />

das Projekt. Sie stellen beispielsweise<br />

gebrauchte Kleidung zur Verteilung an<br />

die Mittellosen zur Verfügung.<br />

Die neue Onl<strong>in</strong>e-Plattform mit ihrer<br />

großen Bandbreite verschiedener Projekte<br />

passt sich bei TÜV Rhe<strong>in</strong>land <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e lange Tradition gesellschaftlicher<br />

Verantwortung für Mensch und Umwelt<br />

e<strong>in</strong>, die das Unternehmen <strong>in</strong>sgesamt<br />

übernimmt und aktiv för<strong>der</strong>t. Auch<br />

hier stehen konkrete Maßnahmen im<br />

Umfeld <strong>der</strong> Standorte von TÜV Rhe<strong>in</strong>land<br />

im Zentrum. Wie Engagement <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter mit<br />

dem Selbstverständnis und <strong>der</strong> Unterstützung<br />

des Unternehmens Hand <strong>in</strong><br />

Hand gehen können, zeigte sich nach <strong>der</strong><br />

Erdbebenkatastrophe <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a im Mai<br />

2008: Spontan zeigten die Mitarbeiter<br />

von TÜV Rhe<strong>in</strong>land Ch<strong>in</strong>a große Hilfsbereitschaft,<br />

als die Prov<strong>in</strong>z Szechuan von<br />

e<strong>in</strong>em schweren Erdbeben erschüttert<br />

wurde; sie sammelten 40.000 Euro für<br />

die Opfer und den Wie<strong>der</strong>auf bau und<br />

leisteten <strong>in</strong>dividuelle Unterstützung mit<br />

ihrem fachlichen Know-how. Angeregt<br />

durch diese Reaktion <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

übernimmt TÜV Rhe<strong>in</strong>land <strong>der</strong>zeit f<strong>in</strong>anziell<br />

den Wie<strong>der</strong>aufbau e<strong>in</strong>er kompletten<br />

Schule im Krisengebiet.<br />

Regelmäßig nimmt TÜV Rhe<strong>in</strong>land<br />

beispielsweise auch an den Freiwilligentagen<br />

<strong>in</strong> Köln teil. An diesem Tag<br />

setzen Mitarbeiter ihre Arbeitskraft<br />

für e<strong>in</strong> soziales Projekt e<strong>in</strong>, das eng<br />

mit <strong>der</strong> Geschäftstätigkeit des Unternehmens<br />

verbunden ist. 2009 bot TÜV<br />

Rhe<strong>in</strong>land den Cologne Alligators, e<strong>in</strong>er<br />

Rollstuhl-Rugby-Mannschaft, e<strong>in</strong> kostenfreies<br />

Autosicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g an.<br />

Beson<strong>der</strong>s Verkehrsteilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

und -teilnehmer mit körperlichen E<strong>in</strong>schränkungen<br />

werden so noch besser im<br />

Umgang mit Extremsituationen und <strong>der</strong><br />

Beherrschung ihres Fahrzeuges vertraut<br />

gemacht.<br />

101


VOLKSWAGEN<br />

102<br />

Best Practice<br />

Frisches Grün am<br />

Popocatépetl<br />

Volkswagen pflanzt 300.000 Bäume im Quellgebiet des Rio<br />

Atoyac – und leistet damit e<strong>in</strong>en Beitrag zur regionalen<br />

Wasserversorgung.<br />

Von Hans-Günther Dymek und Michael Schol<strong>in</strong>g-Darby<br />

Wasser ist e<strong>in</strong> knappes Gut <strong>in</strong> Mexiko.<br />

Denn auch bei ausreichenden Nie<strong>der</strong>schlägen<br />

führt e<strong>in</strong> enorm gestiegener<br />

kommunaler und <strong>in</strong>dustrieller Wasserbedarf<br />

<strong>in</strong> vielen Regionen zur dauerhaften<br />

Übernutzung <strong>der</strong> Grundwasservorkommen.<br />

Die Qualität dieser Reserven ist<br />

zu allem Überfluss durch ungeklärte<br />

Abwässer gefährdet – nicht e<strong>in</strong>mal die<br />

großen Städte verfügen bisher über ausreichende<br />

Kläranlagen.<br />

Beson<strong>der</strong>s kritisch ist die Wasserversorgung<br />

<strong>in</strong> dem von mächtigen Vulkanen<br />

e<strong>in</strong>gerahmten Puebla-Tlaxcala-Tal.<br />

Viel zu wenig Wasser vermag im Boden<br />

zu versickern, weil Wald großflächig<br />

durch Abholzung und Brände vernichtet<br />

wurde. Auch die Tauwassermengen<br />

werden kümmerlicher, seit <strong>der</strong> weltweite<br />

Temperaturanstieg die Gletscher an den<br />

Vulkanhängen schrumpfen lässt. Die<br />

Folge: Es bildet sich nicht genug neues<br />

Grundwasser.<br />

Durch die malerische Landschaft<br />

mäan<strong>der</strong>t mit dem Rio Atoyac zudem<br />

e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> am stärksten verunre<strong>in</strong>igten<br />

Flüsse Late<strong>in</strong>amerikas. Petrochemie, Wäschereiabfälle<br />

und Schmiere verwandeln<br />

ihn abschnittsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e selten trübe<br />

Brühe.<br />

Dabei hat schon die Stadt Puebla mit<br />

ihren zwei Millionen E<strong>in</strong>wohnern e<strong>in</strong>en<br />

hohen Wasserbedarf. H<strong>in</strong>zu kommen<br />

die vielen Nie<strong>der</strong>lassungen <strong>in</strong>ternationaler<br />

Unternehmen, die sich <strong>in</strong> dieser<br />

Industrieregion rund 150 Kilometer von<br />

<strong>der</strong> Hauptstadt Mexiko City entfernt<br />

angesiedelt haben. E<strong>in</strong>es davon ist das<br />

Automobil-Werk von Volkswagen de<br />

México.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs hängen die Menschen<br />

und hängt die Wirtschaft <strong>der</strong> Region<br />

<strong>in</strong> hohem Maße vom Grundwasservorkommen<br />

am Fuß <strong>der</strong> Vulkane und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>ung des Rio Atoyac ab. Haushalte<br />

und Betriebe werden aus Brunnengalerien<br />

mit Tr<strong>in</strong>k- und Brauchwasser versorgt,<br />

die <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tiefe von bis zu<br />

130 Metern getrieben werden müssen.<br />

Viele Brunnen liefern <strong>in</strong>des nur noch<br />

salziges Wasser, das sogar dann gründlich<br />

auf bereitet werden muss, wenn es<br />

gar nicht als Tr<strong>in</strong>kwasser, son<strong>der</strong>n nur<br />

<strong>in</strong>dustriellen Zwecken dienen soll.<br />

Immer wie<strong>der</strong> müssen Brunnen,<br />

auch solche, die <strong>der</strong> Versorgung des<br />

VW-Werkes dienen, wegen hochgradiger<br />

Wasserverschmutzung stillgelegt<br />

werden.<br />

Für e<strong>in</strong> Unternehmen wie Volkswagen<br />

mit se<strong>in</strong>er Selbstverpflichtung auf<br />

Nachhaltigkeit und Umweltschutz war<br />

<strong>der</strong> chronische Wassermangel nicht dauerhaft<br />

h<strong>in</strong>nehmbar. „Wir alle, Regierung,<br />

Zivilgesellschaft und Unternehmen“, so<br />

<strong>der</strong> Appell des Vorstandsvorsitzenden<br />

von Volkswagen de México, Otto L<strong>in</strong>dner,<br />

„haben die Verpflichtung, Wege zu f<strong>in</strong>den<br />

und Maßnahmen zu vere<strong>in</strong>baren, die<br />

<strong>der</strong> Zerstörung unseres Planeten E<strong>in</strong>halt<br />

gebieten“.<br />

Also machte sich Mexikos Automobilhersteller<br />

Nr.1 daran, erst e<strong>in</strong>mal das<br />

eigene Haus zu bestellen. Die gesamte<br />

Produktion wurde auf stille Wasserverschwen<strong>der</strong><br />

h<strong>in</strong> durchleuchtet, neue<br />

Wasseraufbereitungsanlagen wurden <strong>in</strong>stalliert,<br />

man begann Regenwasser systematisch<br />

zu nutzen. Vor allem wurden die<br />

Mitarbeiter über den Wert des Wassers<br />

aufgeklärt – Umweltbildung wurde bei<br />

VW de México selbstverständlich.<br />

Heute wird das Schmutzwasser aus<br />

den sanitären E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

biologischen Kläranlage gere<strong>in</strong>igt, die Abwässer<br />

aus <strong>der</strong> Produktion physikalisch<br />

und chemisch aufbereitet. Der Clou: Das<br />

Regenwasser, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lagune des<br />

Atoyac gesammelt wird, kann zusammen<br />

mit den gere<strong>in</strong>igten Abwässern nach Behandlung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Osmose-Anlage wie<strong>der</strong><br />

dem Werks-Wasserkreislauf zugeführt<br />

werden. Indem geklärte Abwässer als<br />

Brauchwasser <strong>in</strong>s Werk zurückgeführt<br />

werden, senkt Volkswagen sogar Kosten,<br />

e<strong>in</strong>fach weil nun weniger Grundwasser<br />

geför<strong>der</strong>t und bezahlt werden muss.<br />

Mit nachhaltigem Wasser<strong>management</strong><br />

im eigenen engeren Verantwortungsbereich<br />

mochte VW de México<br />

sich aber nicht zufrieden geben. Deshalb<br />

analysierte das Unternehmen geme<strong>in</strong>sam<br />

mit Umweltspezialisten <strong>der</strong> „Comision<br />

Nacional de Areas Naturales Protegidas“<br />

(CONANP) und <strong>der</strong> Freien Universität<br />

von Mexico City (UNAM) die gesamte<br />

globalcompact Deutschland 2009


Kahlgeschlagener Vulkanmassiv-Sockel:<br />

„Grundwasserneubildung hängt von<br />

funktionierendem Ökosystem ab.“<br />

Aktuelle<br />

Daten<br />

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21.000<br />

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1,5 Mio m3/a (Zunahme)<br />

�� ������������������������<br />

1,0 Mio m3/a Wasser<br />

regionale Grundwassersituation. Ergebnis:<br />

Die Grundwasserneubildung im Tal<br />

hängt <strong>in</strong> hohem Maße von <strong>der</strong> Funktionstüchtigkeit<br />

<strong>der</strong> Ökosysteme an den<br />

vulkanischen Hängen des Popocatépetl<br />

und des Iztaccíhuatl ab.<br />

Es galt also, das Problem des Wassermangels<br />

gleichsam an <strong>der</strong> Wurzel<br />

zu packen – und die verwaisten Hänge<br />

zwischen den Vulkanen Popo und Izta,<br />

im Quellgebiet des Rio Atoyac, wie<strong>der</strong>aufzuforsten.<br />

Seit 2008 läuft das Projekt.<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Auf e<strong>in</strong>er Fläche von etwa drei Quadratkilometern<br />

wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Höhenlage<br />

von bis zu 4.000 Metern zunächst<br />

200.000 Hochgebirgskiefern <strong>der</strong> Art P<strong>in</strong>us<br />

Hartwegii gepflanzt, die <strong>in</strong> Mexiko<br />

heimisch ist. Bis Anfang September 2009<br />

folgten weitere 100.000 Bäume. P<strong>in</strong>us<br />

Hartwegii hat gleich mehrere Vorzüge:<br />

Sie för<strong>der</strong>t die Humusbildung und damit<br />

die Ansiedlung von Sekundärvegetation,<br />

und sie verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t Bodenerosion und<br />

Wasserabfluss. Die Folge: Gletscher- und<br />

Nie<strong>der</strong>schlagswasser kann wie<strong>der</strong> vermehrt<br />

<strong>in</strong> den Untergrund sickern.<br />

Sicherheitshalber wurden <strong>in</strong> dem<br />

steilen Terra<strong>in</strong> noch etwa 21.000 Gruben<br />

ausgehoben und etwa 100 größere<br />

Dämme aufgeschüttet. Sie fangen die<br />

Nie<strong>der</strong>schläge auf und unterstützen<br />

die erwünschte Infiltration, also das<br />

E<strong>in</strong>sickern von Wasser <strong>in</strong> tiefere Bodenschichten.<br />

„Wir rechnen mit mehr als<br />

1.500.000 Kubikmetern Wasser jährlich“,<br />

sagt VW-Projektplaner und Umweltbeauftragter<br />

Raúl Rodríguez Sánchez, „das<br />

auf diese Weise zusätzlich dem Grundwasser<br />

im Quellgebiet zugeführt werden<br />

kann“. Deutlich mehr als <strong>der</strong> jährliche<br />

Grundwasserbedarf von Volkswagen<br />

de México.<br />

Auf längere Sicht wird die neu aufwachsende<br />

Biomasse auch zur CO2-<br />

B<strong>in</strong>dung und zur Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

heimischer Tierarten<br />

Der Vorstandsvorsitzende von VW de México<br />

Otto L<strong>in</strong>dner (l.) als Pflanzer: „Erosion und<br />

Wasserverlust stoppen.“<br />

beitragen. H<strong>in</strong>zu kommen Beschäftigungseffekte<br />

für die lokale Bevölkerung.<br />

Volkswagen de México unterstützt das<br />

Projekt <strong>in</strong> den ersten beiden Jahren mit<br />

f<strong>in</strong>anziellen Mitteln <strong>in</strong> Höhe von 430.000<br />

US-Dollar, wird sich aber auch danach<br />

um die Pflege und Instandhaltung <strong>der</strong><br />

wie<strong>der</strong>erstehenden Waldflächen kümmern.<br />

Nicht nur das: die komplexen Zusammenhänge<br />

zwischen Ökosystem und<br />

Grundwasserbildung sollen auch <strong>in</strong>s<br />

Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit gehoben<br />

werden. So werden entsprechend e<strong>in</strong>er<br />

Vere<strong>in</strong>barung mit dem mexikanischen<br />

Erziehungsm<strong>in</strong>isterium Schulklassen<br />

<strong>in</strong> das Aufforstungsgebiet geführt, Lehrpfade<br />

mit Schautafeln angelegt, Werksangehörige<br />

als Paten <strong>der</strong> Renaturierung<br />

auserkoren und geschult.<br />

Se<strong>in</strong>e Wasser- und Naturschutzprojekte<br />

hat Volkswagen alle unter das Motto<br />

„Por Amor de la Planeta / Aus Liebe zum<br />

Planeten“ gestellt. Der Anspruch ist nicht<br />

zu hoch: E<strong>in</strong>en größeren privaten Sponsor<br />

<strong>der</strong> wissenschaftlichen Erforschung<br />

von Naturschutzgebieten als Volkswagen<br />

gibt es <strong>in</strong> ganz Mexiko nicht.<br />

103


WGZ BANK<br />

104<br />

Best Practice<br />

Gesellschaftliches<br />

Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region<br />

för<strong>der</strong>n<br />

Verantwortung übernehmen,<br />

sich für an<strong>der</strong>e und die<br />

Geme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>setzen<br />

– gesellschaftliches<br />

Engagement kann schon<br />

<strong>in</strong> jungen Jahren erlernt<br />

und praktiziert werden. Mit<br />

<strong>der</strong> Initiative „sozialgenial“<br />

för<strong>der</strong>t die WGZ BANK<br />

gesellschaftliches<br />

Engagement <strong>in</strong> ihrem<br />

Geschäftsgebiet.<br />

Von Ursula Weber<br />

Das gesellschaftliche Engagement von<br />

Unternehmen und die damit verbundenen<br />

Aktivitäten gehen oft über das<br />

eigene Kerngeschäft h<strong>in</strong>aus. So entstehen<br />

geme<strong>in</strong>nützige Initiativen, Kooperati-<br />

onen und Partnerschaften auf lokaler<br />

und regionaler Ebene. Unternehmen<br />

br<strong>in</strong>gen ihre Expertise und Ressourcen<br />

e<strong>in</strong> und leisten damit e<strong>in</strong>en freiwilligen<br />

Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung:<br />

Sie beteiligen sich an <strong>der</strong> Gestaltung des<br />

gesellschaftlichen Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s, sie för<strong>der</strong>n<br />

bürgerschaftliches Engagement. Für<br />

e<strong>in</strong> glaubwürdiges Engagement sollten<br />

die gesellschaftlichen Aktivitäten <strong>der</strong><br />

Unternehmen mit den von ihnen praktizierten<br />

unternehmerischen Aktivitäten<br />

im E<strong>in</strong>klang stehen.<br />

Der Beitrag <strong>der</strong> WGZ BANK im<br />

Rhe<strong>in</strong>land und <strong>in</strong> Westfalen<br />

Die Aktivitäten <strong>der</strong> WGZ BANK beruhen<br />

auf den genossenschaftlichen Pr<strong>in</strong>zipien<br />

<strong>der</strong> Selbsthilfe, <strong>der</strong> Selbstverantwortung<br />

und <strong>der</strong> Selbstverwaltung. Diese Wertvorstellungen<br />

stehen für die Rolle <strong>der</strong> genossenschaftlichen<br />

Unternehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Wirtschaft und stärken das Fundament<br />

<strong>der</strong> Bürgergesellschaft. Die WGZ BANK<br />

hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau<br />

diese Werte zu för<strong>der</strong>n. Seit Sommer<br />

2009 ermöglicht sie beispielsweise allen<br />

weiterführenden Schulen im E<strong>in</strong>zugsgebiet<br />

<strong>der</strong> Mitgliedsbanken <strong>der</strong> WGZ BANK,<br />

also im Rhe<strong>in</strong>land und <strong>in</strong> Westfalen, die<br />

Beteiligung an <strong>der</strong> Initiative „sozialgenial<br />

– Schüler engagieren sich“.<br />

Das Modell „sozialgenial –<br />

Schüler engagieren sich“<br />

Das Projekt „sozialgenial“ verb<strong>in</strong>det<br />

schulische Bildung mit bürgerschaftlichem<br />

Engagement. Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

globalcompact Deutschland 2009


Schüler agieren selbstverantwortlich,<br />

<strong>in</strong>dem sie Hilfe zur Selbsthilfe leisten.<br />

Ausgehend von ihren Fähigkeiten und<br />

Stärken entwickeln sie eigene Projekte<br />

im Unterricht, die sie im gesellschaftlichen<br />

Umfeld vor Ort umsetzen. Dabei<br />

werden kognitives und soziales Lernen<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verknüpft. Die Jugendlichen<br />

engagieren sich für soziale, ökologische<br />

o<strong>der</strong> kulturelle Ziele. Beispielsweise<br />

organisierte e<strong>in</strong>e Schülergruppe <strong>der</strong> 12.<br />

Klasse des Berufskollegs Warendorf mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>er För<strong>der</strong>schule für geistige<br />

Entwicklung e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Freizeitprogramm.<br />

Das soziale Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

wurde durch Unterrichts<strong>in</strong>halte <strong>der</strong><br />

Fächer Erziehungs- und Gesundheitswissenschaft<br />

ergänzt. Es wurde nicht nur<br />

gekocht, gebastelt, gespielt und Sport<br />

getrieben, vielmehr waren die organisatorischen<br />

Fähigkeiten <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planung, Vorbereitung<br />

und Durchführung gefor<strong>der</strong>t. Vom<br />

geme<strong>in</strong>samen Abschlussfest und dem<br />

Empfang <strong>der</strong> Teilnahme-Zertifikate wurde<br />

<strong>in</strong> den Medien berichtet.<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>der</strong> 8.<br />

Klasse <strong>der</strong> Karl-Wagenfeld-Realschule<br />

<strong>in</strong> Münster engagieren sich als Paten<br />

für e<strong>in</strong>en Jugendtreffpunkt auf dem<br />

Spielplatz, den sie geme<strong>in</strong>sam mit Sozialarbeitern<br />

gestalteten. Verän<strong>der</strong>ungen<br />

auf dem Spielplatz werden besprochen,<br />

Ideen und Ergebnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lerntagebuch<br />

dokumentiert. Die Jugendlichen<br />

lernen unterschiedliche Interessen von<br />

Mitschülern und Anwohnern kennen<br />

und Kompromisse e<strong>in</strong>zugehen. Die Erfahrungen<br />

werden <strong>in</strong> den Fächern Deutsch<br />

und Politik beleuchtet. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Anerkennung für dieses Engagement war<br />

die E<strong>in</strong>ladung an die Schüler, von ihrem<br />

Projekt vor Studierenden <strong>der</strong> Raumgestaltung<br />

<strong>der</strong> Fachhochschule Dortmund<br />

zu berichten.<br />

Auch das Beispiel <strong>der</strong> Pflege e<strong>in</strong>es<br />

Kräutergartens im Stadtteil durch jüngere<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler verb<strong>in</strong>det<br />

das Engagement mit Inhalten <strong>der</strong> Pflanzenkunde<br />

als E<strong>in</strong>heit des Unterrichtsfachs<br />

Biologie. Durch ihr Engagement<br />

erleben sich die Jugendlichen als aktive<br />

Mitwirkende <strong>in</strong> Gesellschaft und Umwelt<br />

und erfahren, dass ihre Fähigkeiten und<br />

Kenntnisse nützlich s<strong>in</strong>d. Sie erhalten<br />

Wertschätzung und Anerkennung von<br />

Außen. Das stärkt ihr Bewusstse<strong>in</strong> für<br />

die Gestaltbarkeit ihres Umfeldes und<br />

ihrer Zukunft. Die Jugendlichen lernen,<br />

Verantwortung zu übernehmen.<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Die Bank för<strong>der</strong>t die Bildung und<br />

die Übernahme von Verantwortung<br />

Die Übernahme von Verantwortung –<br />

nicht nur im Bankgeschäft, son<strong>der</strong>n<br />

auch darüber h<strong>in</strong>aus – demonstriert die<br />

WGZ BANK mit diesem Engagement. Sie<br />

för<strong>der</strong>t die Initiative mit 1,5 Millionen<br />

Euro zunächst über fünf Jahre. In diesem<br />

Zeitraum sollen rund 1.000 Schulen die<br />

Gelegenheit erhalten, sich <strong>der</strong> Initiative<br />

anzuschließen. Projektträger von „so-<br />

zialgenial“ ist die Aktive Bürgerschaft,<br />

das Kompetenzzentrum für Bürgerengagement<br />

<strong>der</strong> Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />

im genossenschaftlichen<br />

F<strong>in</strong>anzVerbund. In Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

ist Schulm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Barbara Sommer die<br />

Schirmherr<strong>in</strong> von „sozialgenial“, und<br />

das M<strong>in</strong>isterium für Schule und Weiterbildung<br />

des Landes unterstützt die<br />

Initiative offiziell.<br />

Bildung als Ressource für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung hat die WGZ<br />

BANK als wichtig erkannt. Das Projekt<br />

„sozialgenial“ unterstützt die Bildungsför<strong>der</strong>ung<br />

im Geschäftsgebiet <strong>der</strong> Bank.<br />

Dies erfolgt vor dem H<strong>in</strong>tergrund des<br />

schon heute spürbaren Mangels an<br />

Fachkräften, <strong>der</strong> sich zukünftig noch<br />

weiter verschärfen wird. Zudem zeigen<br />

verschiedene Untersuchungen, dass die<br />

Bildungsausgaben <strong>in</strong> Deutschland im<br />

<strong>in</strong>ternationalen Vergleich unterdurchschnittlich<br />

s<strong>in</strong>d. Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Initiative<br />

„sozialgenial“ soll diese Schwächen<br />

zum<strong>in</strong>dest teilweise kompensieren, den<br />

wirtschaftlichen „Rohstoff“ Bildung<br />

stärken und e<strong>in</strong>e Investition <strong>in</strong> die<br />

Zukunft <strong>der</strong> Bürgergesellschaft leisten.<br />

Evaluierungen und wissenschaftliche<br />

Begleitforschungen werden die hohen<br />

Qualitätskriterien des Vorhabens unterstützen.<br />

„sozialgenial“ und Service Learn<strong>in</strong>g –<br />

Was ist das?<br />

Service Learn<strong>in</strong>g verb<strong>in</strong>det Lernen mit bürgerschaftlichem Engagement.<br />

Jugendliche lernen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule, sich für An<strong>der</strong>e und die Geme<strong>in</strong>schaft<br />

e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Die Initiative „sozialgenial“ basiert auf dem Konzept des „Service Learn<strong>in</strong>g“.<br />

An <strong>der</strong> Initiative <strong>der</strong> WGZ BANK <strong>in</strong> Trägerschaft von Aktive Bürgerschaft e.V.<br />

können sich alle weiterführende Schulen <strong>in</strong> Westfalen und im Rhe<strong>in</strong>land<br />

beteiligen.<br />

Die WGZ BANK för<strong>der</strong>t diese Initiative mit 1,5 Mio. Euro, zunächst über fünf<br />

Jahre. In diesem Zeitraum sollen rund 1.000 Schulen die Gelegenheit erhalten,<br />

sich <strong>der</strong> Initiative anzuschließen.<br />

In Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen ist Schulm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Barbara Sommer Schirmherr<strong>in</strong><br />

von „sozialgenial“. Das M<strong>in</strong>isterium für Schule und Weiterbildung des Landes<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen unterstützt die Initiative offiziell.<br />

(www.sozialgenial.de)<br />

Bereitschaft zum Engagement<br />

wird aktiviert<br />

Untersuchungen des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />

für Familien, Senioren, Frauen<br />

und Jugend zeigen, dass zwar fast je<strong>der</strong><br />

zweite Jugendliche zum freiwilligen<br />

Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft bereit<br />

ist, sich aber bisher noch nicht aktiv<br />

engagiert. Rund drei Viertel davon wären<br />

auf Nachfrage bereit, sich für an<strong>der</strong>e<br />

persönlich e<strong>in</strong>zusetzen. Von den 1,9<br />

Millionen Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />

<strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen wären demnach<br />

rund 600.000 bereit, sich zum Wohle<br />

an<strong>der</strong>er Menschen und zum Wohle <strong>der</strong><br />

Gesellschaft zu engagieren. E<strong>in</strong> beachtliches<br />

Potenzial an E<strong>in</strong>satz- und Hilfsbereitschaft,<br />

das die WGZ BANK mit ihrer<br />

Initiative erschließen möchte.<br />

105


106<br />

Agenda<br />

GLOBAL<br />

COMPACT<br />

2009<br />

Mit großen Schritten nähert sich <strong>der</strong> Global Compact dem 10.<br />

Jahrestag se<strong>in</strong>er Gründung am 26. Juli 2000 <strong>in</strong> New York. Was<br />

damals mit gerade e<strong>in</strong>mal 44 Firmen und e<strong>in</strong>er Handvoll NGOs<br />

begann, hat sich auch 2009 mit ungebremstem Wachstum<br />

fortgesetzt. Fast 1.100 Firmen aus aller Welt haben sich <strong>in</strong><br />

diesem Jahr erstmals zu den 10 Pr<strong>in</strong>zipien des Global Compact<br />

bekannt – darunter sowohl kle<strong>in</strong>e und mittelständische<br />

Betriebe aus Entwicklungslän<strong>der</strong>n, aber auch wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong><br />

weltweit größten Konzerne.<br />

Von Georg Kell<br />

Dass auch <strong>in</strong> diesem Jahr wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Rekordzahl von Unternehmen <strong>der</strong> Initiative<br />

beigetreten ist, war nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

zu erwarten. Die Auswirkungen <strong>der</strong><br />

globalen F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise<br />

waren auch für den Global Compact von<br />

zentraler Bedeutung. Vielerorts wurde<br />

engagiert debattiert, ob nachhaltiges<br />

Wirtschaften <strong>in</strong> Krisen<strong>zeiten</strong> <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund<br />

treten müsse, wo es doch eher<br />

um das nackte Überleben gehe.<br />

Unsere eigene Position haben wir<br />

seit Beg<strong>in</strong>n des Jahres gleich mehrfach<br />

erläutert: Die Ursachen <strong>der</strong> Krise waren<br />

vielfältig. Sie lagen nicht alle<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

unzureichen<strong>der</strong> Regulierung und dem<br />

Versagen <strong>der</strong> Aufsicht <strong>in</strong>ternationaler<br />

F<strong>in</strong>anzmärkte. Auch obsessives Gew<strong>in</strong>n-<br />

streben, im Bunde mit meist völlig unzureichendem<br />

Risiko<strong>management</strong>, haben<br />

entscheidend zur Ausweitung <strong>der</strong> Krise<br />

beigetragen. Wenn es klare Schlüsse zu<br />

ziehen gab, dann diese: Wir brauchen<br />

e<strong>in</strong> universelles, ethisches Fundament<br />

für die globale Wirtschaft und e<strong>in</strong> neues,<br />

weitreichendes Risikoverständnis, das<br />

auch zunehmend relevante Umwelt- und<br />

Sozialrisiken berücksichtigt. Denn nur<br />

e<strong>in</strong>e sichtbare Bewegung h<strong>in</strong> zu nachhaltiger,<br />

langfristiger Wertschöpfung wird<br />

dazu beitragen, das jüngst verlorene<br />

Vertrauen <strong>in</strong> Märkte und ihre zentralen<br />

Akteure zurück zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Das ist gleichzeitig e<strong>in</strong>e Gelegenheit<br />

für den Global Compact, <strong>der</strong> mit se<strong>in</strong>en<br />

10 Pr<strong>in</strong>zipien genau jenen Ordnungs-<br />

globalcompact Deutschland 2009


globalcompact Deutschland 2009<br />

GC Inside<br />

„Wir treffen uns an e<strong>in</strong>em kritischen Punkt <strong>der</strong> menschlichen<br />

Geschichte. Unser Planet erwärmt sich <strong>in</strong> gefährlichem<br />

Maße.“ Mit diesen Worten for<strong>der</strong>te UN Generalsekretär<br />

Ban Ki-moon während des Weltwirtschaftsgipfels zum<br />

Klimawandel <strong>in</strong> Kopenhagen im Mai 2009 Unternehmen<br />

aus aller Welt dazu auf, sich verstärkt <strong>in</strong> den Kampf gegen<br />

den Klimawandel e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. In <strong>der</strong> Abschlusserklärung<br />

„Copenhagen Call“ sprachen sich die anwesenden<br />

Wirtschaftsvertreter für e<strong>in</strong>e deutliche Begrenzung <strong>der</strong><br />

Treibhausgas-Emissionen aus.<br />

107


108<br />

Agenda<br />

Nur durch klare<br />

politische Signale ist die<br />

Weltwirtschaft auf e<strong>in</strong>en<br />

Low-Carbon-Kurs zu<br />

br<strong>in</strong>gen.<br />

rahmen anbietet, <strong>der</strong> nun gefragt se<strong>in</strong><br />

wird. Die Frage nach S<strong>in</strong>n o<strong>der</strong> Uns<strong>in</strong>n<br />

von Corporate Responsibility <strong>in</strong> Krisen<strong>zeiten</strong><br />

lässt sich daher e<strong>in</strong>deutig beantworten.<br />

Nachhaltigkeit und e<strong>in</strong> besseres<br />

Verständnis eng zusammen hängen<strong>der</strong><br />

Risiken werden künftig entscheidende<br />

Bed<strong>in</strong>gungen für langfristigen unternehmerischen<br />

Erfolg se<strong>in</strong>.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist sehr zu<br />

begrüßen, dass die G20-Staaten im April<br />

– unter an<strong>der</strong>em auf Betreiben <strong>der</strong><br />

Bundesregierung – die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er Globalen Charta für Nachhaltiges<br />

Wirtschaften angeregt haben. Der Global<br />

Compact wird diese Bemühungen mit<br />

großem Interesse verfolgen.<br />

Inwieweit die Krise tatsächlich die<br />

unternehmerische Praxis bee<strong>in</strong>flusst hat,<br />

lässt sich noch nicht abschließend e<strong>in</strong>schätzen.<br />

Erst die Ergebnisse des Global<br />

Compact Annual Review 2009, <strong>der</strong> im<br />

Sommer 2010 vorgestellt wird, werden<br />

darüber Aufschluss geben.<br />

Wurde die Wirtschaftskrise oft als zyklische<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung mit begrenztem<br />

zeitlichen Horizont bezeichnet, dom<strong>in</strong>ierte<br />

e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e, wesentlich folgenschwerere<br />

globale Krise die Debatte: <strong>der</strong><br />

Klimawandel. Dabei geht es um weit<br />

mehr als nur um e<strong>in</strong> Umweltproblem.<br />

Klimawandel ist die zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

unserer Generation, mit weitreichenden<br />

Konsequenzen für nachhaltige<br />

Entwicklung, Armutsbekämpfung, politische<br />

und wirtschaftliche Stabilität, und<br />

letztlich auch globale Sicherheit. Und <strong>der</strong><br />

Klimawandel erfor<strong>der</strong>t nicht nur politische<br />

und technologische Lösungsansätze,<br />

son<strong>der</strong>n auch wirtschaftliche.<br />

Angesichts <strong>der</strong> schwierigen Verhandlungen<br />

über e<strong>in</strong> neues Klimaabkommen<br />

<strong>in</strong> Kopenhagen im Dezember g<strong>in</strong>g es<br />

aus Sicht des Global Compact vor allem<br />

darum, wie man Wirtschaft und politische<br />

Entscheidungsträger im Dialog<br />

verb<strong>in</strong>den kann. Die Voraussetzungen<br />

waren gut. Bereits im 2007 haben wir<br />

mit Car<strong>in</strong>g for Climate e<strong>in</strong>e Plattform<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufen, um die Stimme <strong>der</strong><br />

Wirtschaft zu bündeln. Mehr als 350<br />

Firmen engagieren sich mittlerweile<br />

aktiv. Ihre Botschaften decken sich mit<br />

jenen <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen: e<strong>in</strong>e Neuorientierung<br />

<strong>der</strong> globalen Wirtschaft<br />

zu e<strong>in</strong>er low-carbon economy ist nicht<br />

nur dr<strong>in</strong>gend notwendig, sie ist auch<br />

machbar und ökonomisch s<strong>in</strong>nvoll. Die<br />

Innovationen existieren, die Investitionen<br />

können je<strong>der</strong>zeit mobilisiert werden.<br />

Was fehlt ist regulative Sicherheit, sprich,<br />

e<strong>in</strong> global wirksames, umfangreiches<br />

Klimaabkommen, das Planungssicherheit<br />

schafft.<br />

Höhepunkt unserer Bemühungen,<br />

Wirtschaft und Politik an e<strong>in</strong>en Tisch zu<br />

br<strong>in</strong>gen, war das vom Global Compact<br />

veranstaltete UN Lea<strong>der</strong>ship Forum on<br />

Climate Change, das am 22. September<br />

im Rahmen des UN-Klimagipfels <strong>in</strong> New<br />

York statt fand. Rund 60 Staats- und Regierungschefs<br />

aus aller Welt waren <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>ladung des Generalsekretärs gefolgt<br />

und erschienen zu e<strong>in</strong>em auch für die<br />

Vere<strong>in</strong>ten Nationen völlig neuen Erfahrungsaustausch<br />

mit den Spitzen <strong>der</strong><br />

Wirtschaft. Dabei wurde erneut klar, dass<br />

die Hoffnungen <strong>der</strong> Wirtschaft auf e<strong>in</strong><br />

neues globales Abkommen hochgesteckt<br />

s<strong>in</strong>d. Nur durch klare politische Signale<br />

und Vorgaben werde es möglich se<strong>in</strong>, die<br />

notwendigen Investitionen auszulösen,<br />

um die Weltwirtschaft auf e<strong>in</strong>en klaren<br />

Low-Carbon-Kurs zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Inwieweit und wann diesen Erwartungen<br />

tatsächlich Rechnung getragen<br />

wird, bleibt abzuwarten. Da mit e<strong>in</strong>em<br />

umfangreichen Klimaabkommen <strong>in</strong> Kopenhagen<br />

nicht zu rechnen se<strong>in</strong> wird<br />

(allenfalls mit e<strong>in</strong>er Übere<strong>in</strong>kunft über<br />

kommende Schritte), richten sich bereits<br />

jetzt viele Erwartungen auf die nächste<br />

Klimakonferenz (COP 16), die 2010 <strong>in</strong><br />

Mexiko City stattf<strong>in</strong>den wird. Viel Zeit<br />

bleibt nicht.<br />

Fortschritte im Global Compact<br />

Trotz <strong>der</strong> alles überschattenden Rolle <strong>der</strong><br />

Klimadebatte <strong>in</strong> diesem Jahr hat <strong>der</strong> Global<br />

Compact gerade <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bereichen<br />

große Fortschritte zu vermelden.<br />

Erheblichen Rückenw<strong>in</strong>d hat die<br />

Arbeit <strong>der</strong> im Jahr 2006 auf Betreiben<br />

des Global Compact <strong>in</strong>s Leben gerufenen<br />

Pr<strong>in</strong>ciples for Responsible Investment<br />

erfahren. Mit mehr als 560 Unterzeichnern<br />

und e<strong>in</strong>em Gesamt<strong>in</strong>vestitionsvolumen<br />

von nahezu 18 Billionen US-Dollar<br />

hat sich diese Initiative mittlerweile zu<br />

e<strong>in</strong>em wichtigen Treiber von Nachhaltigkeit<br />

auf den F<strong>in</strong>anzmärkten entwickelt.<br />

Wie <strong>der</strong> jüngste PRI-Jahresbericht<br />

vermeldet, haben PRI-Unterzeichner <strong>in</strong><br />

fast 12.000 Kontakten auf Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

im Umwelt- und Sozialbereich<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unternehmensführung<br />

globalcompact Deutschland 2009


globalcompact Deutschland 2009<br />

GC Inside<br />

h<strong>in</strong>gewiesen. Rund 90 Prozent <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

PRI organisierten Investoren verlangen<br />

Nachhaltigkeitsberichte börsennotierter<br />

Unternehmen. Dies alles s<strong>in</strong>d wichtige<br />

Trends, die noch vor wenigen Jahren<br />

nicht absehbar waren.<br />

Die jährliche Berichterstattung <strong>der</strong><br />

Firmen im Global Compact bleibt e<strong>in</strong><br />

zentraler Bestandteil <strong>der</strong> Arbeit unserer<br />

Initiative. Um Transparenz und auch<br />

<strong>in</strong>haltlichen Wert <strong>der</strong> jährlichen Fortschrittsberichte<br />

(COPs) zu steigern, wurde<br />

auf dem Netzwerkforum <strong>in</strong> Istanbul e<strong>in</strong><br />

gestrafftes Regelwerk e<strong>in</strong>geführt. Seit<br />

dem 1. Juli 2009 müssen neue Unterzeichner<br />

<strong>der</strong> Initiative bereits b<strong>in</strong>nen<br />

e<strong>in</strong>en Jahres (bislang zwei) ihren ersten<br />

Fortschrittsbericht (COP) vorlegen. Dabei<br />

Georg Kell, Exekutivdirektor des Global<br />

Compact, sagte beim UN Lea<strong>der</strong>ship Forum<br />

on Climate Change im September 2009 den<br />

Politikern, welche die Klimaverhandlungen<br />

voranbr<strong>in</strong>gen wollen, die Unterstützung <strong>der</strong><br />

Privatwirtschaft zu.<br />

wird Firmen nun freigestellt, <strong>in</strong> den<br />

ersten fünf Jahren ihrer Teilnahme die<br />

Berichterstattung auf zwei Bereiche zu<br />

konzentrieren. Damit versuchen wir darauf<br />

e<strong>in</strong>zugehen, dass viele Unternehmen<br />

– gerade zu Beg<strong>in</strong>n ihres Engagements<br />

– unterschiedliche Schwerpunkte setzen<br />

und sich auf jene Fragen konzentrieren,<br />

die <strong>in</strong> ihrem E<strong>in</strong>flussbereich die größte<br />

Relevanz besitzen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs wird von allen Unternehmen<br />

erwartet, dass sie nach spätestens<br />

fünf Jahren zu allen Themen ausführlich<br />

Stellung beziehen.<br />

Und noch e<strong>in</strong>e Neuerung: Um die<br />

Inhalte <strong>der</strong> COPs im Ganzen besser zu<br />

aggregieren und zu <strong>in</strong>dexieren und damit<br />

die Berichterstattung auch vergleichbarer<br />

zu machen, muss künftig bei <strong>der</strong> Onl<strong>in</strong>e-<br />

E<strong>in</strong>reichung <strong>der</strong> Berichte e<strong>in</strong> kurzer<br />

Fragebogen ausgefüllt werden<br />

Überhaupt stellt die Berichterstattung<br />

Unternehmen immer noch vor<br />

große Herausfor<strong>der</strong>ungen, <strong>in</strong> manchen<br />

Fragen stärker als <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en. Und Hilfestellung<br />

tut oft not. Anlässlich des<br />

weltweiten Antikorruptions-Tages hat<br />

<strong>der</strong> Global Compact daher e<strong>in</strong>en Ratgeber<br />

zur Antikorruptions-Berichterstattung<br />

herausgegeben. Dieser Leitfaden wurde<br />

von e<strong>in</strong>em Expertenkreis des Global Compact<br />

entwickelt und soll Unternehmen<br />

helfen, klare und messbare Indikatoren<br />

ihrer eigenen Antikorruptionsbemühungen<br />

zu entwickeln. Was nun zunächst<br />

als Testballon begonnen hat, wird sich<br />

hoffentlich <strong>in</strong> den kommenden Monaten<br />

zu e<strong>in</strong>em praktischen und weith<strong>in</strong><br />

angewandten Standard entwickeln.<br />

Lei<strong>der</strong> ist es nicht überall mit Hilfestellung<br />

und Leitfäden getan. Unter<br />

<strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Firmen, die dem Global<br />

Compact im Laufe <strong>der</strong> Jahre beigetreten<br />

s<strong>in</strong>d, gibt es auch immer wie<strong>der</strong> jene,<br />

<strong>der</strong>en unternehmerisches Bekenntnis zu<br />

den 10 Pr<strong>in</strong>zipien des Global Compact<br />

nicht beson<strong>der</strong>s stark ist. An<strong>der</strong>e scheitern<br />

an mangelnden Ressourcen o<strong>der</strong><br />

Kapazitäten. Wir haben immer wie<strong>der</strong><br />

betont, dass auch Unternehmen mit großen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen und Konflikten<br />

e<strong>in</strong>en Platz im Global Compact haben.<br />

Das ist allerd<strong>in</strong>gs nur dann vertretbar,<br />

wenn e<strong>in</strong> Wille zur kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Verbesserung zu erkennen ist. Vor diesem<br />

H<strong>in</strong>tergrund s<strong>in</strong>d die Fortschrittsberichte<br />

für den Global Compact <strong>der</strong><br />

zentrale (und e<strong>in</strong>zige) Weg, tatsächliche<br />

Verän<strong>der</strong>ung sichtbar zu machen und<br />

auf den öffentlichen Prüfstand zu stellen.<br />

Wird diese M<strong>in</strong>imalanfor<strong>der</strong>ung<br />

nicht erfüllt, gibt es ke<strong>in</strong>e Basis für e<strong>in</strong><br />

glaubhaftes Engagement. Aus diesem<br />

Grund haben wir bereits im Jahr 2008<br />

damit begonnen, Firmen für wie<strong>der</strong>holte<br />

Fristversäumnis bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>reichung<br />

e<strong>in</strong>es COP aus dem Global Compact zu<br />

entfernen. Diese Praxis wurde auch 2009<br />

konsequent fortgeführt. Im Zuge <strong>der</strong><br />

oben beschriebenen Reformierung des<br />

COP-Verfahrens werden übrigens seit 1.<br />

Juli 2009 alle Firmen aus den Listen des<br />

Global Compact getilgt, die ihre Frist zur<br />

E<strong>in</strong>reichung e<strong>in</strong>es Fortschrittsberichts<br />

um mehr als e<strong>in</strong> Jahr überschreiten.<br />

Als Ergebnis dieser Regelungen haben<br />

wir im Oktober 2009 die Zahl von 1.000<br />

gestrichenen Firmen erreicht. Das ist<br />

sicherlich ke<strong>in</strong> Grund zum Jubeln, aber<br />

gleichzeitig hat dieser Schritt – vor<br />

allem unter <strong>der</strong> Lupe von Medien und<br />

aufmerksamer Öffentlichkeit – dem<br />

Global Compact mehr Glaubwürdigkeit<br />

beschert. Gleichzeitig wertet das<br />

Delist<strong>in</strong>g die Arbeit all jener Firmen<br />

auf, die sich ernsthaft und mit teilweise<br />

beachtlichen strategischen Investitionen<br />

mit Umwelt- und Sozialfragen befassen<br />

und um wirklichen Fortschritt bemüht<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Diese Fortschritte werden im Mittelpunkt<br />

des nächsten Global Compact<br />

Lea<strong>der</strong>s Summit stehen, dessen dritte<br />

Auflage am 24./25. Juni 2010 <strong>in</strong> New York<br />

stattf<strong>in</strong>den wird. Zum Ausgang e<strong>in</strong>es turbulenten<br />

Jahrzehnts wird dieser bislang<br />

größte Gipfel zwischen Vere<strong>in</strong>ten Nationen,<br />

Wirtschaft und Zivilgesellschaft<br />

dem Global Compact e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige<br />

Gelegenheit bieten, Bilanz se<strong>in</strong>er ersten<br />

zehn Jahre ziehen.<br />

Georg Kell ist Executive Director des<br />

UN Global Compact.<br />

109


Interview<br />

110<br />

Agenda<br />

„Werte werden<br />

wie<strong>der</strong>entdeckt“<br />

Zyniker behaupten, die aktuelle Krise<br />

zeige, dass Wirtschaft und Moral<br />

nichts geme<strong>in</strong>sam hätten. Was entgegnen<br />

Sie?<br />

Die Moral ist zurück, die Werte s<strong>in</strong>d<br />

zurück, und die Suche nach langfristiger<br />

Nachhaltigkeit zeigt sich deutlicher als<br />

jemals zuvor! Es mag ironisch kl<strong>in</strong>gen,<br />

aber die Krise hat die Suche nach Werten<br />

und Moral verstärkt. Das kurzfristige<br />

und quartalsbezogene Denken, dass so<br />

lange überwog, weicht zunehmend e<strong>in</strong>em<br />

umfassenden und nachhaltigen<br />

Risiko<strong>management</strong>. Diese grundlegende<br />

Lektion zeigt uns die Notwendigkeit, sich<br />

auf nachhaltige Wertschöpfung zu konzentrieren.<br />

Des weiteren müssen wir e<strong>in</strong><br />

umfangreicheres Risikoverständnis entwickeln.<br />

E<strong>in</strong>es, das für <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>greifendes<br />

Wachstum angemessen ist, aber auch<br />

ökologische und soziale Belange sowie<br />

Fragen <strong>der</strong> Unternehmensführung (ESG)<br />

e<strong>in</strong>schließt. In dieser H<strong>in</strong>sicht spielt uns<br />

die Krise <strong>in</strong> die Karten. Die wachsende<br />

Bedeutung des Global Compact wird<br />

von <strong>der</strong> Tatsache unterstrichen, dass<br />

<strong>in</strong> 2009 mehr als 1.100 Unternehmen<br />

<strong>der</strong> Initiative beigetreten s<strong>in</strong>d, während<br />

an<strong>der</strong>e den Wert ihres Engagements<br />

wie<strong>der</strong>entdecken.<br />

Sie können aber nicht leugnen, dass<br />

wir e<strong>in</strong>e Menge zweifelhafter Geschäftspraktiken<br />

<strong>in</strong> den Märkten erlebt<br />

haben...<br />

Die F<strong>in</strong>anz- und Wirtschaftskrise hat das Fundament <strong>der</strong> globalen Ordnung<br />

tief erschüttert: E<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> klügsten Köpfe hätten ihr Talent erfolgreich<br />

damit vergeudet, Regulierungen zu umgehen, beklagt etwa Nobelpreisträger<br />

Joseph Stieglitz. Jetzt ist die Zeit reif, wie<strong>der</strong> über Werte und Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

nachzudenken, sagt Executive Director des UN Global Compact, Georg Kell.<br />

Wir sprachen mit Kell über dubiose Geschäftspraktiken, die Rückkehr des<br />

Keynsianismus und die Rolle des Global Compact.<br />

Die Öffentlichkeit muss zwischen verschiedenen<br />

wirtschaftlichen Akteuren<br />

unterscheiden. Die Unternehmer, die<br />

<strong>in</strong>vestieren, Arbeitsplätze schaffen, Waren<br />

produzieren und Dienstleistungen<br />

zur Verfügung stellen, s<strong>in</strong>d ebenso unschuldig<br />

an den Vorkommnissen, wie<br />

es die meisten Menschen s<strong>in</strong>d. Selbst<br />

<strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzsektor war <strong>in</strong> großen Teilen<br />

stabil. Wenn wir überhaupt etwas sehen<br />

können, ist es, dass die F<strong>in</strong>anzkrise <strong>in</strong><br />

den am wenigsten regulierten Unterkategorien<br />

des F<strong>in</strong>anzsystems ihren Anfang<br />

nahm, darunter die Erf<strong>in</strong><strong>der</strong> sogenannter<br />

„<strong>in</strong>novativer F<strong>in</strong>anzprodukte“, <strong>der</strong> Private-<br />

Equity-Funds und Investment-Banken.<br />

E<strong>in</strong>ige davon s<strong>in</strong>d mittlerweile aus dem<br />

Geschäft, was wir begrüßen. Sie standen<br />

für das Fehlen von Ethik, für e<strong>in</strong>e Besessenheit<br />

von kurzfristigen Profiten und<br />

für rücksichtsloses Verhalten. Es wäre<br />

jedoch völlig falsch zu behaupten, dass<br />

<strong>der</strong> gesamte Privatsektor sich unmoralisch<br />

verhalten hätte.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Krise erleben wir e<strong>in</strong>e Renaissance<br />

keynesianischer Grundsätze.<br />

Wird das E<strong>in</strong>fluss auf die Machtverhältnisse<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Global Compact<br />

haben?<br />

Bislang nicht, aber ich erwarte es für die<br />

nahe Zukunft. Die staatlichen E<strong>in</strong>griffe,<br />

die wir <strong>in</strong> den letzten Monaten beobachten<br />

konnten, haben e<strong>in</strong> Ausmaß erreicht,<br />

das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Marktwirtschaft e<strong>in</strong>zigartig ist. Ich sehe<br />

dar<strong>in</strong> sowohl e<strong>in</strong> Risiko, als auch e<strong>in</strong>e<br />

Chance. Die Risiken bestehen offenkundig<br />

dar<strong>in</strong>, dass staatliche Interventionen<br />

die Leistungsfähigkeit des Marktes verzerren,<br />

den Wettbewerb untergraben und<br />

zu e<strong>in</strong>er B<strong>in</strong>nenorientierung führen. Auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite könnte e<strong>in</strong> positiver<br />

Aspekt dar<strong>in</strong> liegen, dass Regierungen<br />

die Möglichkeiten geme<strong>in</strong>samer Verantwortung<br />

und Zusammenarbeit erkennen.<br />

Die E<strong>in</strong>griffe könnten dazu genutzt<br />

werden, e<strong>in</strong>en Prozess des Wandels zu<br />

beschleunigen. Mit <strong>der</strong> Belohnung von<br />

Nachhaltigkeit und grünem Wachstum<br />

könnten die Regierungen die richtigen<br />

Signale setzen.<br />

Und welche Rolle spielt <strong>der</strong> Global<br />

Compact?<br />

Durch verantwortungsvolles Verhalten,<br />

durch verstärktes Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Initiative, kann man e<strong>in</strong>en Beitrag dazu<br />

leisten, Vertrauen und Zuversicht wie<strong>der</strong><br />

herzustellen. Unternehmer können<br />

zeigen, dass sich Geschäft nicht alle<strong>in</strong><br />

um Überleben und Kostenreduktion<br />

dreht, und sie können den Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

nachhaltige Zukunft weisen, <strong>in</strong>dem sie<br />

Innovationen stärker betonen.<br />

Das Interview erschien im Orig<strong>in</strong>al im „Global<br />

Compact International Yearbook 2009“.<br />

globalcompact Deutschland 2009


Zeichen gegen Korruption setzen<br />

„Erstens brauchen die Bewertungsmaßnahmen<br />

e<strong>in</strong>e angemessene, zuverlässige und dauerhafte<br />

F<strong>in</strong>anzausstattung. Zweitens sollten Experten die<br />

verschiedenen Län<strong>der</strong> besuchen, um die Umsetzung <strong>der</strong><br />

Maßnahmen zu kontrollieren. Drittens müssen diese<br />

Vorgänge transparent gemacht werden, dazu ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>der</strong> Privatwirtschaft und aller an<strong>der</strong>en Anspruchsgruppen<br />

sowie die öffentliche Berichterstattung erfor<strong>der</strong>lich.“ So<br />

formulieren die Verfasser des Briefes, zu denen <strong>der</strong> UN Global<br />

Compact, die Internationale Handelskammer, Transparency<br />

International sowie die Initiative „Partner<strong>in</strong>g Aga<strong>in</strong>st<br />

Corruption“ gehört, ihre For<strong>der</strong>ungen an die „Internationale<br />

Geme<strong>in</strong>schaft zur Bewertung <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> UN-<br />

Konvention gegen Korruption“. Rund 80 Unternehmen<br />

weltweit sowie e<strong>in</strong>ige NGOs haben den Brief bereits<br />

unterzeichnet. Sie wollen so ihre „volle Unterstützung <strong>der</strong><br />

UN-Konvention“ zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen. Aus ihrer Sicht<br />

ist diese Konvention e<strong>in</strong> grundlegendes Instrument zur<br />

Korruptionsbekämpfung, da sie sich sowohl an Industrie- als<br />

auch Entwicklungslän<strong>der</strong> richtet, alle Arten von Korruption<br />

im privaten und öffentlichen Sektor e<strong>in</strong>schließt, und weil sie<br />

präventive Maßnahmen sowie gesetzliche Bestimmungen<br />

be<strong>in</strong>halte. Dennoch s<strong>in</strong>d die Unterzeichner davon überzeugt,<br />

dass entsprechende Kontrollmechanismen zur Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Konvention unverzichtbar s<strong>in</strong>d: „Zu hoffen, dass die<br />

Vere<strong>in</strong>barung ohne wie<strong>der</strong>holte Überprüfungen wirksam<br />

ist, wäre e<strong>in</strong> gefährlicher Fehler“, warnen die Verfasser des<br />

Schreibens.<br />

Auch neue Teilnehmer des Global Compact müssen künftig<br />

über ihre Fortschritte berichten. E<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Communication on Progress-Regeln (COP)<br />

hat das New Yorker Global Compact Office beschlossen.<br />

Demnach müssen neue GC-Unternehmen ihren ersten<br />

COP spätestens e<strong>in</strong> Jahr nach ihrem Beitritt erstellen.<br />

Während <strong>der</strong> ersten fünf Jahre <strong>der</strong> Teilnahme müssen<br />

die COPs den Fortschritt des Unternehmens bei <strong>der</strong><br />

Implementierung <strong>der</strong> GC-Pr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens zwei <strong>der</strong><br />

vier GC-Bereiche darstellen, danach müssen alle Bereiche<br />

behandelt werden. Unternehmen, die länger als e<strong>in</strong> Jahr<br />

als „non-communicat<strong>in</strong>g“ geführt werden – also ke<strong>in</strong>en COP<br />

e<strong>in</strong>gereicht haben – werden „delisted“ und von <strong>der</strong> GC-<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

GC Inside<br />

KURZ &<br />

KNAPP<br />

COP Richtl<strong>in</strong>ien aktualisiert<br />

Städte verstärken ihr Engagement<br />

Die Nachrichtenseiten entstanden unter redaktioneller E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> deutschen Global Compact Webseite www.globalcompact.de<br />

Immer mehr Städte bauen ihr Engagement im Global Compact<br />

aus. Vor allem <strong>in</strong> den USA gew<strong>in</strong>nt dies an Dynamik. „Städte<br />

bieten e<strong>in</strong> außergewöhnliches Spektrum an menschlichen,<br />

materiellen und f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen“, konstatiert <strong>der</strong><br />

Global Compact und erläutert, dass genau diese Ressourcen<br />

genutzt werden sollten, um die zehn Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Initiative<br />

<strong>in</strong> urbaner Umgebung stärker zu verbreiten. E<strong>in</strong>e Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Partizipation für Städte ist die Teilnahme am „UN Global<br />

Compact Cities Programm“ (UNGCCP). „Wirtschaft, Regierung<br />

und städtische Geme<strong>in</strong>de können geme<strong>in</strong>sam praktikable,<br />

lokale und nachhaltige Lösungen entwickeln“, erklärt Paul<br />

James, Direktor des UNGCCP, das Anliegen des Programms.<br />

Das UNGCCP stellt, <strong>in</strong> Form des „Melbourne Models“, e<strong>in</strong><br />

konkretes Werkzeug zur Verfügung, um <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />

Partnerschaften zu implementieren. Bereits bestehende lokale<br />

Kapazitäten <strong>in</strong> Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft werden<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verknüpft und besser aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt.<br />

E<strong>in</strong>en weitreichenden Schritt hat nun die Stadt San Francisco<br />

gemacht, <strong>in</strong>dem sie ankündigte, e<strong>in</strong> „UN Global Compact<br />

Susta<strong>in</strong>ability Center“ zu errichten. Unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung<br />

<strong>der</strong> UN soll die Schiffswerft Hunters Po<strong>in</strong>t bis 2012 zu e<strong>in</strong>em<br />

ökologischen Leistungszentrum umgebaut werden. Das<br />

Gelände zählt laut <strong>der</strong> amerikanischen Umweltbehörde<br />

<strong>der</strong>zeit noch zu den meist verseuchten Orten des Landes.<br />

Dennoch ist Gav<strong>in</strong> Power, stellvertreten<strong>der</strong> Direktor des<br />

UN Global Compact, von den Vorzügen des Standortes<br />

überzeugt: „Kalifornien, und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e San Francisco,<br />

waren <strong>in</strong> Punkto nachhaltiger Strategien im Umweltbereich<br />

für viele Jahre Spitzenreiter. Alle wichtigen Zutaten s<strong>in</strong>d hier<br />

vorhanden – <strong>in</strong>klusive <strong>der</strong> technologischen und akademischen<br />

Institutionen und den f<strong>in</strong>anziellen und unternehmerischen<br />

Ressourcen“. Derzeit s<strong>in</strong>d 38 Städte Teilnehmer des Global<br />

Compact. Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den letzten zwei Jahren haben sich 11<br />

neue Städte <strong>der</strong> Initiative angeschlossen. Die Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Partizipation s<strong>in</strong>d vielfältig, von <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> zehn<br />

Pr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> eigenen Institutionen, über e<strong>in</strong>e<br />

Katalysatorfunktion bei ansässigen Unternehmen bis h<strong>in</strong><br />

zur Teilnahme am „UN Global Compact Cities Programm“<br />

(UNGCCP).<br />

Homepage entfernt. Die Richtl<strong>in</strong>ien gelten ab dem 1. Juli 2009<br />

für alle Unternehmen, die ab diesem Datum beitreten. Für<br />

bisherige Mitgliedsunternehmen s<strong>in</strong>d sie ab dem 1. Juli 2011<br />

gültig. Ke<strong>in</strong>e Pflicht ohne Kür: E<strong>in</strong>e aktuelle Studie zeigt, dass<br />

<strong>der</strong> Aktienkursverlauf von Global Compact Unternehmen<br />

mit „Notable COPs“ überdurchschnittlich gut ist. In e<strong>in</strong>er<br />

Studie <strong>der</strong> RiskMetrics Group wird <strong>der</strong> Aktienkursverlauf von<br />

GC-Unternehmen mit ausgezeichneten Fortschrittsberichten<br />

mit dem Aktienkursverlauf des MSCI World Index, e<strong>in</strong>em <strong>der</strong><br />

wichtigsten Aktien<strong>in</strong>dizes weltweit, verglichen. Das Ergebnis<br />

zeigt, dass <strong>der</strong> Kursverlauf <strong>der</strong> vom GC ausgezeichneten<br />

Unternehmen den Aktien<strong>in</strong>dex seit März 2007 kont<strong>in</strong>uierlich<br />

übertrifft, durchschnittlich um 7,3%.<br />

111


Agenda<br />

NACHRICHTEN<br />

GLOBAL COMPACT<br />

MALAYSIA<br />

Global Compact gew<strong>in</strong>nt<br />

an Schwung<br />

Mit ihrem Beitritt zum Global Compact haben zehn weitere<br />

malaysische Unternehmen versprochen, Corporate<br />

Social Responsibility <strong>in</strong> Malaysia voranzutreiben.<br />

Während e<strong>in</strong>es entsprechenden feierlichen Aktes des<br />

UN-Entwicklungsprogrammes UNDP, haben sich die<br />

Unternehmen zur E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> zehn Pr<strong>in</strong>zipien des Global<br />

Compact verpflichtet. Außerdem haben sie zugesichert, e<strong>in</strong>en<br />

jährlichen Fortschrittsbericht über <strong>der</strong>en Umsetzung und<br />

E<strong>in</strong>haltung zu verfassen. Damit schließen sie sich den fünf<br />

nationalen und 62 mult<strong>in</strong>ationalen Unternehmen <strong>der</strong> Region<br />

an, die bereits <strong>der</strong> Global Compact-Initiative beigetreten<br />

s<strong>in</strong>d. Als Mo<strong>der</strong>ator zur E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Pr<strong>in</strong>zipien sowie zur<br />

Umsetzung <strong>der</strong> Millennium Development Goals fungiert das<br />

UNDP. Zu dessen Aufgaben zählt auch die Zusammenarbeit<br />

mit dem privatwirtschaftlichen Sektor, um Corporate Social<br />

Responsibility <strong>in</strong> konkreten Maßnahmen umzusetzen und die<br />

Entwicklung von Märkten und Absatzgebieten, zu denen auch<br />

die Armen Zugang haben, voranzutreiben.<br />

GOLFREGION<br />

Zweiter CSR Award verliehen<br />

Wird die F<strong>in</strong>anzkrise die Corporate Social Responsibility-<br />

Initiativen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Golf-Region schwächen o<strong>der</strong> stärken?<br />

Das war e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Fragen des diesjährigen „Arabia<br />

Corporate Social Responsibility Award“. Auf Initiative <strong>der</strong><br />

Nichtregierungsorganisation „Emirates Environmental<br />

Group“ (EEG) wurde im Mai 2009 dieser Preises zum zweiten<br />

Mal offiziell verliehen. Der CSR-Award richtet sich an<br />

Unternehmen <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>igten Arabischen Emiraten und<br />

<strong>der</strong> gesamten arabischen Region. Die Teilnehmer müssen<br />

dabei ihre jeweiligen CSR-Projekte e<strong>in</strong>em breiteren Publikum<br />

vorstellen. Dank <strong>der</strong> Unterstützung des UN Global Compact,<br />

verschiedener regionaler Unternehmensführer, Th<strong>in</strong>k-Tanks<br />

und Wissenschaftler habe <strong>der</strong> Preis das Potenzial, e<strong>in</strong><br />

Symbol für Nachhaltigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region zu werden, s<strong>in</strong>d die<br />

Veranstalter überzeugt.<br />

SERBIEN<br />

Serbien <strong>in</strong>tensiviert<br />

Erfahrungsaustausch<br />

Das serbische Global Compact Netzwerk hat auf se<strong>in</strong>em<br />

diesjährigen Mitgliedstreffen beschlossen, dass die „National<br />

Bank of Serbia“ geme<strong>in</strong>sam mit dem Entwicklungsprogramm<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen (UNDP) die Rolle des Netzwerk-<br />

Sekretariats übernimmt. Die Global Compact Mitglie<strong>der</strong><br />

wollen außerdem künftig regelmäßig <strong>in</strong> Arbeitsgruppen<br />

zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten, <strong>in</strong> denen<br />

geme<strong>in</strong>sames Handeln beson<strong>der</strong>s notwendig ist, zusammen<br />

kommen. Vorläufig gelten für das Global Compact Netzwerk<br />

Serbien folgende Prioritäten: Corporate Social Responsibility<br />

und <strong>der</strong> Bankensektor, För<strong>der</strong>ung schutzloser und<br />

benachteiligter Menschen sowie die Korruptionsbekämpfung.<br />

Am Rande <strong>der</strong> Veranstaltung präsentierte Elena Panova vom<br />

UNGC Focal Po<strong>in</strong>t Bulgarien den aktuellen Status und die<br />

Entwicklungen im benachbarten Global Compact Netzwerk<br />

Bulgarien. Nach Weißrussland, <strong>der</strong> Ukra<strong>in</strong>e und <strong>der</strong> Türkei<br />

war Serbien das vierte Land, <strong>in</strong> dem das bulgarische Global<br />

Compact Netzwerk se<strong>in</strong>e Erfahrungen vorstellte.<br />

RUSSLAND<br />

Stärkere E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

Der stellvertretende Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister hat e<strong>in</strong> Projekt zur<br />

stärkeren E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> russischen Wirtschaft <strong>in</strong> den Global<br />

Compact gestartet. Neben e<strong>in</strong>er nachhaltigen Entwicklung ist<br />

das Ziel <strong>der</strong> im Juni 2009 gestarteten Initiative, nachhaltige<br />

soziale und ökonomische Entwicklungsprojekte auszuarbeiten<br />

und umzusetzen. Diese sollen <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem<br />

Entwicklungsprogramm <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen UNDP sowie<br />

nationalen und mult<strong>in</strong>ationalen Unternehmen, die sich dem<br />

UN Global Compact verpflichtet fühlen, umgesetzt werden.<br />

Im ersten Jahr liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

von Projekten, die die M<strong>in</strong>imierung <strong>der</strong> ökonomischen,<br />

ökologischen und sozialen Folgen <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anz- und<br />

Wirtschaftskrise für Unternehmen des russischen<br />

Global Compact Netzwerkes und ihrer Standorte zum Ziel<br />

haben.<br />

112 globalcompact Deutschland 2009


GC Netzwerke<br />

AUS DEN<br />

NETZWERKEN<br />

INDIEN<br />

Die Bedeutung des Global Compact<br />

wächst <strong>in</strong> Indien<br />

Indische Unternehmen <strong>in</strong>tegrieren und etablieren sich immer<br />

stärker auf dem Weltmarkt. Die Aufbruchsstimmung <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>dischen Wirtschaft <strong>in</strong> den letzten Jahren hat zum Abschluss<br />

e<strong>in</strong>iger weltweit bekannter Projekte und Übernahmen geführt.<br />

Indische Unternehmen werden seitdem auf <strong>in</strong>ternationaler<br />

Ebene stärker wahrgenommen, aber auch zunehmend kritisch<br />

beurteilt. Auch im Inland werden kritische Stimmen immer<br />

öfter gehört, denn e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> ländlichen Bevölkerung<br />

spürt vom Aufschwung wenig. In diesem Kontext haben nun<br />

viele Unternehmen die dr<strong>in</strong>gende Notwendigkeit erkannt,<br />

sozial verantwortliche Geschäftspraktiken <strong>in</strong> ihre bestehenden<br />

Wirtschaftsprozesse zu <strong>in</strong>tegrieren. Als etablierte Initiative<br />

mit e<strong>in</strong>er gesamt-<strong>in</strong>dischen Mitgliedsbasis will <strong>der</strong> Global<br />

Compact sich hier als Mittler positionieren. Das geht aus<br />

e<strong>in</strong>em strategischen Positionspapier des dortigen Netzwerkes<br />

hervor. Damit könnten <strong>in</strong>dische Unternehmen sowohl den<br />

künftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen, als auch den nationalen und<br />

<strong>in</strong>ternationalen Bedenken besser begegnen.<br />

UKRAINE<br />

Anhörung im Parlament<br />

Auf Initiative des ukra<strong>in</strong>ischen Global Compact Netzwerkes<br />

hat im dortigen Parlament e<strong>in</strong>e Anhörung zur Entwicklung<br />

von Corporate Social Responsibility stattgefunden. Ziel<br />

des politischen Dialoges ist es, e<strong>in</strong>en nationalen Strategie-<br />

und Aktionsplan zur För<strong>der</strong>ung und Verknüpfung von<br />

Corporate Social Responsibility (CSR) mit größeren<br />

Entwicklungszielen auszuarbeiten. Die Teilnehmer<br />

<strong>der</strong> Anhörung – Parlamentsmitglie<strong>der</strong>, ukra<strong>in</strong>ische und<br />

<strong>in</strong>ternationale Unternehmen sowie NGOs und Medien – kamen<br />

zu dem Ergebnis, dass CSR-Pr<strong>in</strong>zipien für die ukra<strong>in</strong>ische<br />

Wirtschaft e<strong>in</strong> enormes Potenzial bieten und zum Gel<strong>in</strong>gen<br />

<strong>der</strong> nationalen Entwicklungsziele beitragen können. Darunter<br />

fallen etwa die Armutsbekämpfung, Arbeitsplatzbeschaffung,<br />

Steigerung <strong>der</strong> Energieeffizienz und des Umweltschutzes<br />

sowie die Korruptionsbekämpfung.<br />

KOREA<br />

Ch<strong>in</strong>a-Japan-Korea<br />

Roundtable e<strong>in</strong>geführt<br />

Ch<strong>in</strong>a, Japan und Korea haben sich zum ersten Global<br />

Compact Roundtable-Treffen <strong>in</strong> Seoul getroffen. Ziel <strong>der</strong><br />

Gespräche ist es, Corporate Social Responsibility <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Region weiter voranzutreiben sowie die Zusammenarbeit<br />

zwischen den nordostasiatischen Netzwerken zu <strong>in</strong>tensivieren.<br />

Während des Treffens, an dem <strong>in</strong>sgesamt mehr als 150<br />

Wirtschaftsführer, Wissenschaftler, Politiker und Vertreter<br />

<strong>der</strong> Zivilgesellschaft teilgenommen haben, kündeten die<br />

drei lokalen Global Compact Netzwerke e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />

Forschungsprojekt über die Bedeutung von CSR-Initiativen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region an. Sh<strong>in</strong> Kak-soo, koreanischer Vizem<strong>in</strong>ister für<br />

Auswärtige Angelegenheiten und Handel, brachte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Grundsatzrede se<strong>in</strong>e Hoffnung zum Ausdruck, dass e<strong>in</strong>e<br />

solche Runde „wertvolle E<strong>in</strong>blicke liefert, wie die Pr<strong>in</strong>zipien<br />

des Global Compact am besten <strong>in</strong> die wirtschaftliche<br />

Umgebung <strong>in</strong>tegriert und mit den Werten unserer Region<br />

vere<strong>in</strong>bart werden können“.<br />

LATEINAMERIKA<br />

Zusammenarbeit <strong>in</strong>tensiviert<br />

Die transnationale Kooperation zwischen den<br />

late<strong>in</strong>amerikanischen Global Compact-Netzwerken macht<br />

deutliche Fortschritte. Das ist e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Ergebnisse des 4.<br />

Treffens <strong>der</strong> late<strong>in</strong>amerikanischen und karibischen Netzwerke,<br />

welches 2009 <strong>in</strong> Santiago de Chile stattfand. Teilnehmer<br />

aus zehn Län<strong>der</strong> diskutierten während <strong>der</strong> zweitägigen<br />

Veranstaltung über Fortschritte <strong>in</strong> ihren jeweiligen Län<strong>der</strong>n<br />

und entwickelten Konzepte für geme<strong>in</strong>same Strategien, um<br />

den großen Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika zu begegnen.<br />

Dazu zählten nach Ansicht <strong>der</strong> Konferenzteilnehmer die<br />

Armuts- und Korruptionsbekämpfung, aber <strong>in</strong> wachsendem<br />

Maße auch Fragen des Umweltschutzes und <strong>der</strong><br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen. Die Entwicklung von Kriterien zwischen<br />

den Netzwerken ist nach Angaben des GC-Regionalzentrums<br />

Ziel <strong>der</strong> Treffen.<br />

globalcompact Deutschland 2009 Deutschland globalcompact 2009<br />

113


Agenda<br />

LENKUNGSKREIS–INTERVIEW:<br />

„<br />

Das Netzwerk ist<br />

ke<strong>in</strong> Treiber, wohl<br />

aber e<strong>in</strong> Hüter“<br />

114 globalcompact Deutschland 2009


globalcompact Deutschland 2009<br />

DGCN<br />

115


116<br />

Agenda<br />

Mit wachsen<strong>der</strong> Teilnehmerzahl s<strong>in</strong>d auch die Aufgaben und Verpflichtungen des Deutschen<br />

Global Compact Netzwerkes (DGCN) gestiegen. Um hier Strukturen und Leitl<strong>in</strong>ien<br />

vorzugeben, wurde vor zwei Jahren e<strong>in</strong> Lenkungskreis <strong>in</strong>s Leben gerufen. Unterstützung<br />

erhält dieser seit Sommer 2009 von e<strong>in</strong>er Stiftung. Geme<strong>in</strong>sam mit dem Focal Po<strong>in</strong>t bilden<br />

diese drei Instanzen die Führungsebene des Global Compact <strong>in</strong> Deutschland. Wir sprachen<br />

über Erfahrungen, Ziele und Aufgaben mit den Lenkungskreismitglie<strong>der</strong>n Aiko Bode (TÜV<br />

Rhe<strong>in</strong>land), Dr. Michael Grewe (BMZ), Dr. Marita Hilgenstock (RWE), Dr. Mathias John<br />

(Amnesty International) sowie <strong>der</strong> Vorsitzenden des Stiftungsbeirates Angelika Pohlenz (ICC<br />

Deutschland).<br />

Nach zwei Jahren ist die erste Amtsperiode<br />

des DGCN-Lenkungskreises zu<br />

Ende gegangen. Wie fällt Ihr persönliches<br />

Fazit aus? Welche Erfahrungen<br />

und Lehren nehmen Sie <strong>in</strong> den neugewählten<br />

Lenkungskreis mit?<br />

Dr. Marita Hilgenstock: Es war e<strong>in</strong>e<br />

spannende Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> es gelungen ist,<br />

dem deutschen Netzwerk stabile Strukturen<br />

zu geben und – nicht zuletzt dank<br />

<strong>der</strong> Schwerpunktthemen – auch e<strong>in</strong>e<br />

klare <strong>in</strong>haltliche Ausrichtung. Das dürfte<br />

den Global Compact <strong>in</strong> Deutschland attraktiver<br />

machen. Es ist jetzt klar zu vermitteln<br />

– und deutsche Unternehmen<br />

brauchen so etwas – warum es wertvoll<br />

ist, Mitglied des UNGC zu se<strong>in</strong> und im<br />

nationalen Netzwerk mitzuarbeiten.<br />

Dr. Mathias John: Me<strong>in</strong> persönliches<br />

Fazit aus dieser ersten Amtsperiode des<br />

Lenkungskreises des Deutschen Global<br />

Compact Netzwerkes ist überwiegend<br />

positiv. Mit Unterstützung des Focal<br />

Po<strong>in</strong>ts ist es uns aus me<strong>in</strong>er Sicht sehr<br />

schnell gelungen, bei e<strong>in</strong>er angenehmen<br />

und vertrauensvollen Arbeitsatmosphäre<br />

relativ zügig wichtige Entscheidungen<br />

und Entwicklungen voranzutreiben, ich<br />

nenne da nur die <strong>in</strong>haltliche Schwerpunktsetzung.<br />

Auch kritische Themen<br />

Aiko Bode ist Global Head CSR and<br />

Susta<strong>in</strong>ability beim TÜV Rhe<strong>in</strong>land.<br />

konnten offen und lösungsorientiert<br />

diskutiert werden.<br />

Aiko Bode: In <strong>der</strong> Anfangsphase haben<br />

wir im Lenkungskreis erst e<strong>in</strong>mal das<br />

Selbstverständnis des Gremiums, aber<br />

auch unseres Netzwerkes, klar herausgearbeitet<br />

und def<strong>in</strong>iert, um so e<strong>in</strong>e<br />

tragfähige Arbeitsgrundlage zu schaffen.<br />

Dies ist tatsächlich ohne große Reibungsverluste<br />

gelungen. Mit <strong>der</strong> Errichtung <strong>der</strong><br />

Dr. Michael Grewe vertritt das BMZ im<br />

deutschen Global Compact Netzwerk.<br />

Stiftung und den Arbeitsprogrammen<br />

2008 und 2009 hat <strong>der</strong> scheidende Lenkungskreis<br />

die Grundlage für e<strong>in</strong>e solide<br />

Weiterentwicklung <strong>in</strong> den kommenden<br />

Jahren gelegt und das Feld für den neuen<br />

Lenkungskreis bereitet. Ich ziehe e<strong>in</strong>e<br />

positive Bilanz; <strong>der</strong> Lenkungskreis hat<br />

gute Arbeit geleistet. Die Kont<strong>in</strong>uität im<br />

neuen Lenkungskreis sollte se<strong>in</strong>, dass,<br />

egal ob NGOs, Regierungsvertreter, Wissenschaft<br />

o<strong>der</strong> Wirtschaft, die Partner an<br />

globalcompact Deutschland 2009


globalcompact Deutschland 2009<br />

DGCN<br />

<strong>der</strong> Sachfrage orientiert geme<strong>in</strong>sam wirken.<br />

Das kann kontroverse Diskussionen<br />

ebenso be<strong>in</strong>halten wie den geme<strong>in</strong>samen<br />

Beschluss. Spannend wird es se<strong>in</strong> zu<br />

beobachten, welche Impulse die neuen<br />

Mitstreiter geben werden, und wie die<br />

„alten Hasen“ damit umgehen.<br />

Dr. Michael Grewe: Im Rahmen dieser<br />

Lenkungskreisperiode ist es gelungen,<br />

die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anziell<br />

eigenständige Grundlage für das DGCN<br />

durch die Schaffung e<strong>in</strong>er Stiftung zu<br />

schaffen. Es ist jetzt Aufgabe für die<br />

kommende Zeit, dieses Fundament auszubauen<br />

und den dadurch entstehenden<br />

zusätzlichen f<strong>in</strong>anziellen Spielraum kreativ<br />

zu nutzen.<br />

Angelika Pohlenz: Der Lenkungskreis hat<br />

sich als sehr gutes Instrument erwiesen,<br />

im Dialog mit allen Stakehol<strong>der</strong>n Schwer-<br />

Dr.-Ing. Marita Hilgenstock verantwortet<br />

Umweltpolitik/CR bei RWE.<br />

punkte für die Arbeit des Deutschen<br />

Netzwerks zu setzen, Probleme über die<br />

F<strong>in</strong>anzierung des DGCN zu diskutieren –<br />

und Lösungswege aufzuzeichnen, sowie<br />

Konsens über organisatorische und <strong>in</strong>haltliche<br />

Fragen zu gew<strong>in</strong>nen. Me<strong>in</strong> Rat<br />

für den neu gewählten Lenkungskreis ist:<br />

weiterh<strong>in</strong> so vertrauensvoll und offen<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> umzugehen und sich an<br />

den Sachthemen zu orientieren. Spaß zu<br />

haben ist außerdem auch erlaubt.<br />

Wenn Sie zwischen Arbeitsnormen und<br />

Menschenrechten sowie Umweltschutz<br />

und Korruptionsbekämpfung differenzieren:<br />

In welchen Bereichen s<strong>in</strong>d<br />

wir durch den Austausch im Netzwerk<br />

weitergekommen? Wo sollte nachgelegt<br />

werden?<br />

Bode: Das Netzwerk besteht ja nun schon<br />

deutlich länger als <strong>der</strong> Lenkungskreis.<br />

Betrachtet man alle Phasen <strong>der</strong> Netzwerkentwicklung,<br />

so haben wir uns zu allen<br />

Themen <strong>in</strong>tensiv ausgetauscht. Gefühlt<br />

mag das Thema Korruption aus me<strong>in</strong>er<br />

Sicht unternehmensnah und gleichzeitig<br />

am entwicklungsfähigsten se<strong>in</strong>. Aber<br />

da dieses Thema meist an<strong>der</strong>e Kreise<br />

<strong>in</strong> Unternehmen anspricht, als die <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Themen, wird es schwieriger,<br />

hier etwas im UN Global Compact Kontext<br />

wirklich Bedeutungsvolles auf den<br />

Weg zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Dr. Mathias John vertritt amnesty<br />

<strong>in</strong>ternational im deutschen Global<br />

Compact Netzwerk.<br />

John: Aus Sicht e<strong>in</strong>er Menschenrechtsorganisation<br />

würde ich dazu sagen, dass<br />

es dem Global Compact-Netzwerk durchaus<br />

gelungen ist, die Sensibilität für die<br />

Beachtung <strong>der</strong> Menschenrechte bei wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten zu verbessern.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs bleibt natürlich immer noch<br />

<strong>der</strong> Wermutstropfen, dass wir noch lange<br />

nicht die notwendige Breite erreicht<br />

haben, wie sie beispielsweise im Umweltbereich<br />

o<strong>der</strong> auch beim Bewusstse<strong>in</strong><br />

für die Notwendigkeit <strong>der</strong> Korruptionsbekämpfung<br />

bereits bestehen.<br />

Grewe: Von den angesprochenen Themen<br />

ist wahrsche<strong>in</strong>lich Korruption dasjenige,<br />

welches bisher am wenigsten Aufmerksamkeit<br />

<strong>in</strong>nerhalb des DGCN erhalten<br />

hat. Verstärkte Anstrengungen <strong>in</strong> diese<br />

Richtung wären sicher wünschenswert.<br />

Zum Thema Menschenrechte gab es dagegen<br />

bereits zahlreiche gut gelungene<br />

Veranstaltungen des DGCN.<br />

Wie bewerten Sie die wichtigsten Formate<br />

des deutschen Global Compact,<br />

die Arbeitstreffen, die Coach<strong>in</strong>gsem<strong>in</strong>are<br />

sowie das Jahrbuch?<br />

Hilgenstock: Die Formate folgen dem<br />

Bedarf <strong>der</strong> deutschen Unternehmen. Die<br />

breite Resonanz auf den Arbeitstreffen<br />

Angelika Pohlenz ist Generalsekretär <strong>der</strong><br />

ICC Deutschland.<br />

und die regen Diskussionen zeigen, wo<br />

<strong>der</strong> Unterstützungsbedarf liegt. Die Coach<strong>in</strong>gsem<strong>in</strong>are<br />

greifen das angemessen<br />

auf. Mit dem Jahrbuch haben wir e<strong>in</strong><br />

Format gefunden, das Netzwerk nach<br />

außen zu repräsentieren – ohne Eigenmarket<strong>in</strong>g<br />

geht’s halt nicht.<br />

Pohlenz: Diese Formate sollen beibehalten<br />

werden, da sie den größtmöglichen<br />

Nutzen für die Teilnehmer bieten.<br />

117


118<br />

Agenda<br />

Grewe: Die Arbeitstreffen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>haltlich<br />

<strong>in</strong>teressante Veranstaltungen, die<br />

von den Mitglie<strong>der</strong>n zu e<strong>in</strong>em ernsthaften<br />

und offenen Gedanken- und Erfahrungsaustausch<br />

genutzt werden. Die<br />

Coach<strong>in</strong>gsem<strong>in</strong>are dienen <strong>der</strong> fachlichen<br />

Weiterbildung und erfreuen sich positiver<br />

Resonanz bei den Teilnehmern. Die<br />

Jahrbücher s<strong>in</strong>d ansprechend gestaltete<br />

Hefte mit <strong>in</strong>teressanten Beiträgen, durch<br />

die sicher auch neue Interessenten für<br />

das DGCN gewonnen werden können.<br />

Bode: Alle drei Formate s<strong>in</strong>d mittlerweile<br />

<strong>in</strong>tegrale Bestandteile des Selbstverständnisses<br />

des Netzwerkes. Was mir<br />

zurzeit fehlt, s<strong>in</strong>d konkrete geme<strong>in</strong>same<br />

Projekte mit greifbaren Ergebnissen, die<br />

allen nützen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e jenseits des<br />

Lenkungskreises. Ich erwarte, dass das<br />

noch passieren wird; eventuell verlagert<br />

auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Foren und Gremien unternehmerischen<br />

Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s.<br />

John: Mich persönlich hat überrascht, wie<br />

gut die Coach<strong>in</strong>gsem<strong>in</strong>are angenommen<br />

worden s<strong>in</strong>d und – soweit sich das aus<br />

<strong>der</strong> Distanz sagen lässt – auch durchaus<br />

erfolgreich waren. Der Ablauf <strong>der</strong> Arbeitstreffen<br />

hat aus me<strong>in</strong>er Sicht mittlerweile<br />

e<strong>in</strong>en hohen Standard erreicht, <strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

ausgewogenes Maß an Informationsvermittlung,<br />

vertiefte Diskussionen und<br />

zusätzlich die so wichtigen Gespräche<br />

„am Rande“ erlaubt. Das Jahrbuch halte<br />

ich für e<strong>in</strong> wichtiges Instrument, auch<br />

die öffentliche Sichtbarkeit des Global<br />

Compact zu verbessern, allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>t<br />

mir dort doch noch e<strong>in</strong>e gewisse Strecke<br />

des Weges notwendig zu se<strong>in</strong>.<br />

Kompetenzen und Verpflichtungen des<br />

Netzwerkes steigen, weil das Global<br />

Compact Office <strong>in</strong> New York nicht<br />

mehr alles zentral managen kann und<br />

will. Welche Aufgaben s<strong>in</strong>d das alles?<br />

Wird <strong>der</strong> DGCN vom Hauptsitz und<br />

dem Focal Po<strong>in</strong>t ausreichend <strong>in</strong>formiert?<br />

Welche Sanktionsmechanismen<br />

gibt es? Wie geht man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis damit<br />

um? Gab es mit <strong>der</strong> OECD-Leitstelle<br />

vorab e<strong>in</strong> Grundsatz-Gespräch über<br />

Handlungsszenarien?<br />

Bode: Ich denke nicht, dass sich Kompetenzen<br />

verlagern. Es ist ja nun offenkun-<br />

dig und geübte Praxis, dass man <strong>in</strong> New<br />

York die Rahmen vorgibt, dass aber die<br />

Implementierungs<strong>in</strong>halte und -formen<br />

<strong>in</strong> den Netzwerken, ja eher sogar noch<br />

bei den <strong>in</strong>dividuellen Unternehmensführungen<br />

liegen. Ich sehe also we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Kompetenzverlagerung noch Aufgabenübertragungen.<br />

Die Kommunikation ist<br />

bei so <strong>in</strong>formellen Netzwerken wie dem<br />

unseren sicher immer verbesserungsfähig;<br />

das betrifft aber weniger den Focal<br />

Po<strong>in</strong>t und die Netzwerkmitglie<strong>der</strong> als<br />

vielmehr die Politik und ihre Repräsentanten<br />

im Netzwerk. Da muss und<br />

sollte mehr passieren. Was mögliche<br />

Sanktionen angeht, so haben Sie ja zu<br />

Recht auf die OECD-Schlichtungsstelle<br />

verwiesen; selbstverständlich wird auch<br />

<strong>der</strong> Lenkungskreis bestimmte Grundregeln<br />

zu diesem Thema entwickeln<br />

und den Mitglie<strong>der</strong>n im Bedarfsfalle<br />

zuleiten.<br />

Grewe: Mit wachsenden Mitglie<strong>der</strong>zahlen<br />

des Global Compact wächst auch die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> lokalen Netzwerke als<br />

wichtigste Austauschplattform. E<strong>in</strong> eigenes<br />

Management, welches gleichzeitig<br />

<strong>in</strong> ständigem Kontakt zum Sekretariat <strong>in</strong><br />

New York steht, ist hierbei unabd<strong>in</strong>gbar.<br />

Die bestehenden Strukturen funktionieren<br />

gut.<br />

Stichwort Kooperation mit an<strong>der</strong>en<br />

Netzwerken: Was passiert hier? War<br />

nicht etwa mit dem Nordic-Netzwerk<br />

e<strong>in</strong>e Kooperation angedacht? Welche<br />

Lernerfahrungen gibt es?<br />

Hilgenstock: Mit osteuropäischen<br />

Partner-Netzwerken hat es Kooperationen<br />

gegeben. Da würde ich mir mehr<br />

wünschen. Viele Unternehmen, die im<br />

DGCN vertreten s<strong>in</strong>d, haben <strong>in</strong>ternationale<br />

Töchter. Wir ermutigen unsere<br />

Tochterunternehmen, sich den lokalen<br />

Netzwerken anzuschließen. E<strong>in</strong>e solche<br />

Vernetzung könnte dem GC weiteren<br />

Schwung geben und den <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Transfer von Werten und Verhaltensnormen<br />

för<strong>der</strong>n.<br />

Bode: Die regelmäßigen Netzwerktreffen<br />

machen eigentlich e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit<br />

immer dann obsolet, wenn die<br />

globalcompact Deutschland 2009


Themen ad hoc behandelt werden. Die<br />

Zusammenarbeit scheitert oft auch an<br />

<strong>der</strong> Unterschiedlichkeit <strong>der</strong> Strukturen<br />

und Aufhängungen <strong>der</strong> Netzwerke und<br />

dem Reifegrad <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Grewe: Es besteht e<strong>in</strong> regelmäßiger<br />

Austausch <strong>der</strong> lokalen Netzwerke untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

die sich jährlich treffen. Im<br />

Jahr 2008 hat das BMZ das Jahrestreffen<br />

organisiert.<br />

Das deutsche Netzwerk ist mit mittlerweile<br />

über 130 Teilnehmern nicht<br />

kle<strong>in</strong>, aber sicher ke<strong>in</strong> Abbild des nach-<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

DGCN<br />

Nachgefragt:<br />

Stiftung & F<strong>in</strong>anzierung<br />

Wichtigste Neuerung des Jahres 2009 im DGCN war sicher die<br />

Gründung <strong>der</strong> Stiftung. Könnten Sie unseren Lesern kurz Ziele,<br />

Aufbau, Struktur und Verwaltung erläutern?<br />

Constanze Helmchen (DGCN Focal Po<strong>in</strong>t, GTZ): Ziel <strong>der</strong><br />

Stiftungsgründung war es, deutschen Teilnehmern des Global<br />

Compact e<strong>in</strong>e Möglichkeit zu geben, sich auch f<strong>in</strong>anziell an<br />

<strong>der</strong> Arbeit des DGCN zu beteiligen. Die Satzung erlaubt es, die<br />

steuerlich abzugsfähigen Spenden sowohl für Aktivitäten <strong>in</strong><br />

Deutschland als auch <strong>in</strong>ternational über die Global Compact<br />

Foundation <strong>in</strong> New York zu för<strong>der</strong>n. Jedes Unternehmen<br />

kann e<strong>in</strong>e Weiterleitung nach New York veranlassen; wie die<br />

Gel<strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland verwendet werden, entscheidet <strong>der</strong><br />

Stiftungsbeirat, personell Teil des DGCN Lenkungskreises.<br />

Angelika Pohlenz (Stiftungsbeirat, ICC): Die nicht<br />

rechtsfähige Stiftung verwirklicht ihren Stiftungszweck<br />

durch Zuwendungen an den GC und das deutsche Netzwerk<br />

des GC. Ziele s<strong>in</strong>d die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />

Ges<strong>in</strong>nung und des Völkerverständigungsgedankens,<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit, För<strong>der</strong>ung des<br />

Umweltschutzes, <strong>der</strong> Erziehung, Volks- und Berufbildung,<br />

um nur die wichtigsten zu nennen. Die Stiftung hat<br />

e<strong>in</strong>en dreiköpfigen Beirat, bezieht aber die Me<strong>in</strong>ung des<br />

Lenkungskreises <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Entscheidungen e<strong>in</strong>. Die Verwaltung<br />

ist dem Träger <strong>der</strong> Stiftung übertragen worden, <strong>der</strong> dies<br />

professionell managt.<br />

Die f<strong>in</strong>anziellen Anfor<strong>der</strong>ungen an die im UNGC vertretenen<br />

Unternehmen steigen national wie <strong>in</strong>ternational. Die Stiftung<br />

haltigen Engagements <strong>der</strong> deutschen<br />

Wirtschaft. Wie viele und welche Art<br />

Neu-Mitglie<strong>der</strong> streben sie an?<br />

Pohlenz: Hier s<strong>in</strong>d zunächst ke<strong>in</strong>e Grenzen<br />

gesetzt, Neu-Mitglie<strong>der</strong> sollen <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie solche Unternehmen se<strong>in</strong>, die auch<br />

<strong>in</strong>ternationale Erfahrungen haben bzw.<br />

sich <strong>in</strong>ternational betätigen. Allen Unternehmen,<br />

die sich die Pr<strong>in</strong>zipien des GC zu<br />

Eigen machen und die die Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>der</strong> Mitarbeit beim GC akzeptieren, s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>geladen, sich e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />

Hilgenstock: Noch wird das Netzwerk<br />

im wesentlichen von ganz großen und<br />

ganz kle<strong>in</strong>en Unernehmen genutzt. Uns<br />

fehlt <strong>der</strong> Mittelbau, die größeren KMU.<br />

Gerade auf diese Unternehmensgruppe<br />

kommen im Rahmen <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />

Zusammenarbeit große Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

zu, auf die sie nur unzureichend<br />

vorbereitet s<strong>in</strong>d.<br />

John: Aus Sicht e<strong>in</strong>er Menschenrechtsorganisationen<br />

ist es durchaus s<strong>in</strong>nvoll,<br />

die Basis des Deutschen Netzwerkes<br />

weiter zu verbreitern. Dabei liegt <strong>der</strong><br />

Schwerpunkt aus me<strong>in</strong>er Sicht natürlich<br />

bei Unternehmen, die <strong>in</strong>ternational<br />

tätig s<strong>in</strong>d, und die damit im Rahmen<br />

ihrer Aktivitäten immer wie<strong>der</strong> Gefahr<br />

<strong>in</strong> Deutschland soll hier durch Spendenbesche<strong>in</strong>igungen<br />

organisatorisch helfen. Wird das DGCN zum<br />

Inkassounternehmen des GC? Wie bewertet man das<br />

E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen von Personalressourcen?<br />

Helmchen: Es geht um die grundlegende Entscheidung, ob<br />

es <strong>in</strong> Deutschland Aktivitäten des Global Compact geben soll<br />

und wie diese f<strong>in</strong>anziert werden. Seit Beg<strong>in</strong>n des Deutschen<br />

Global Compact Netzwerkes kurz nach Launch des UN<br />

Global Compact schultert alle<strong>in</strong> die Bundesregierung die<br />

anfallenden Kosten aus dem Etat des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(BMZ). Als <strong>in</strong>ternationale, unternehmensgetriebene Initiative<br />

haben <strong>in</strong> den letzten Jahren Unternehmen zunehmend den<br />

Wunsch geäußert, selbst e<strong>in</strong>en substantiellen Beitrag zur<br />

F<strong>in</strong>anzierung zu leisten. Der öffentlich-private Charakter des<br />

Multistakehol<strong>der</strong>-Forums Global Compact soll mittelfristig<br />

durch e<strong>in</strong>e angemessene Aufteilung <strong>der</strong> Verantwortung<br />

wi<strong>der</strong>gespiegelt werden.<br />

Pohlenz: Wir helfen mit <strong>der</strong> Stiftung den Unternehmen, die<br />

Spenden für den GC zu bündeln und absetzbar zu machen.<br />

Außerdem erleichtern wir die Arbeit <strong>der</strong> Ansprechpartner<br />

im Unternehmen. Hierzu werden lediglich die Spenden,<br />

die zweckgebunden für den GC <strong>in</strong> New York bestimmt<br />

werden, dorth<strong>in</strong> weitergeleitet werden. Für die Stiftung<br />

s<strong>in</strong>d beim Träger Personalressourcen nötig, die durch das<br />

jährliche Entgelt als abgegolten gelten. Personalressourcen<br />

beim DGCN werden wie bisher durch die öffentliche Seite<br />

abgedeckt.<br />

119


120<br />

Agenda<br />

laufen, mit Menschenrechtsverletzungen<br />

konfrontiert o<strong>der</strong> <strong>in</strong> welche verwickelt<br />

zu werden. Dies betrifft natürlich nicht<br />

nur DAX-Unternehmen, son<strong>der</strong>n vor<br />

allen D<strong>in</strong>gen auch viele kle<strong>in</strong>e und mittelständische<br />

Firmen. Gerade für diese<br />

ist verständlicherweise aus Ressourcengründen<br />

e<strong>in</strong>e menschenrechtliche<br />

Risikovorsorge nicht immer Bestandteil<br />

des Entscheidungsprozesses, und da<br />

kann die peer group im DGCN sicher<br />

hilfreich se<strong>in</strong>.<br />

Grewe: Wir s<strong>in</strong>d durchaus daran <strong>in</strong>teressiert,<br />

weitere engagierte Neu-Mitglie<strong>der</strong><br />

zu gew<strong>in</strong>nen, die sich <strong>in</strong>haltlich aktiv<br />

<strong>in</strong> die Initiative e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können, und<br />

somit die Außenwirkung des DGCN zunimmt.<br />

Es ist an<strong>der</strong>erseits aber auch<br />

verständlich, dass manche Unternehmen<br />

von e<strong>in</strong>er Beteiligung am Global<br />

Compact absehen, da es auch noch<br />

an<strong>der</strong>e Möglichkeiten mit ger<strong>in</strong>geren<br />

E<strong>in</strong>stiegsvoraussetzungen gibt, sich für<br />

CSR e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Bode: Unternehmen <strong>in</strong> Deutschland<br />

werden zunehmend durch eigene Fesseln<br />

gebunden. Wenn man sich mal<br />

ansieht, auf welchen Fel<strong>der</strong>n Lieferanten<br />

und Abnehmer sich wechselseitig <strong>in</strong> die<br />

Pflicht nehmen, <strong>in</strong> Form von Lieferantenkodizes<br />

o<strong>der</strong> Selbsterklärungen bis h<strong>in</strong><br />

zur Selbstverpflichtung, dann ist es nur<br />

e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Zeit, bis alle nachhaltig<br />

agierenden Unternehmen Mitglied im<br />

Global Compact werden. Was wir nicht<br />

se<strong>in</strong> wollen ist e<strong>in</strong>e Plattform für Beratungsfirmen,<br />

die die M<strong>in</strong>destansprüche<br />

des UN GC nicht erfüllen können o<strong>der</strong><br />

wollen. Diese passen aus me<strong>in</strong>er Sicht<br />

nicht <strong>in</strong>s Netzwerk.<br />

Wo liegt das Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal<br />

gegenüber an<strong>der</strong>en CSR-Verbänden<br />

wie econsense, BAUM etc. ?<br />

Bode: Ganz e<strong>in</strong>fach, wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Netwerk,<br />

das sich zehn Grundpr<strong>in</strong>zipien<br />

verpflichtet und <strong>der</strong>en Spektrum umfassend<br />

ist. Damit s<strong>in</strong>d wir we<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

Verband noch e<strong>in</strong>e CSR-Aktivität; wir<br />

s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Wertekanon-Vertreter global;<br />

die von Ihnen genannten Organisationen<br />

s<strong>in</strong>d spezialisiert und national<br />

orientiert.<br />

Hilgenstock: An<strong>der</strong>s als an<strong>der</strong>e Organisationen<br />

ist das DGCN e<strong>in</strong> Multi-Stakehol<strong>der</strong>-Netzwerk.<br />

Unternehmen aller Größen,<br />

NGOs, Städte, M<strong>in</strong>isterien treffen zu<br />

wichtigen und alle betreffenden Themen<br />

zusammen mit dem Ziel geme<strong>in</strong>sam zu<br />

lernen. Da es we<strong>der</strong> Positionspapiere<br />

noch politische Empfehlungen gibt, ist<br />

die Diskussion mit großer <strong>in</strong>haltlicher<br />

Offenheit möglich.<br />

Pohlenz: Der GC ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales<br />

Netzwerk, das auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit immer<br />

wie<strong>der</strong> über die nationalen Grenzen<br />

h<strong>in</strong>wegschaut. An<strong>der</strong>e CSR-Verbände<br />

fühlen sich eher e<strong>in</strong>zelnen Kriterien<br />

aus <strong>der</strong> UN Agenda verpflichtet und<br />

haben nicht die Voraussetzung e<strong>in</strong>es<br />

COP zu erfüllen.<br />

John: E<strong>in</strong> wichtiges Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal<br />

sehe ich dar<strong>in</strong>, dass im deutschen<br />

Global Compact Netzwerk e<strong>in</strong> tatsächlicher<br />

Dialog nicht nur zwischen Unternehmen,<br />

son<strong>der</strong>n auch mit an<strong>der</strong>en<br />

Stakehol<strong>der</strong>n stattf<strong>in</strong>det.<br />

Grewe: Das Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal besteht<br />

vor allem <strong>in</strong> dem globalen Ansatz<br />

<strong>der</strong> Initiative. Aufgrund <strong>der</strong> Anb<strong>in</strong>dung<br />

an die Vere<strong>in</strong>ten Nationen f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e<br />

Vernetzung und e<strong>in</strong> Austausch auf globaler<br />

Ebene statt. Die 10 zugrundeliegenden<br />

Pr<strong>in</strong>zipien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>ternational anerkannt.<br />

Im deutschen Netzwerk kommen<br />

<strong>in</strong>ternational handelnde und denkende<br />

Institutionen zusammen.<br />

Welche <strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkte<br />

strebt <strong>der</strong> Lenkungskreis <strong>in</strong> Zukunft<br />

an?<br />

Bode: Bisher hatten wir noch ke<strong>in</strong>e Möglichkeit,<br />

uns <strong>in</strong> <strong>der</strong> neuen Lenkungskreisbesetzung<br />

darüber auszutauschen.<br />

Ich glaube, dass alle Beteiligten hierzu<br />

schon e<strong>in</strong>ige Ideen entwickelt haben,<br />

allerd<strong>in</strong>gs wäre e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis bezüglich<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zuschlagenden Richtung an dieser<br />

Stelle re<strong>in</strong>e Spekulation.<br />

Grewe: Der Lenkungskreis hat auf se<strong>in</strong>er<br />

letzten Sitzung für 2010 die Schwerpunktthemen<br />

Biodiversität und Zulieferketten<br />

unter Zugrundelegung <strong>der</strong> 10<br />

Global Compact-Pr<strong>in</strong>zipien festgelegt.<br />

Im kommenden Jahr steht das 10-jährige<br />

Jubiläum des UNGC an. Ist hierzu etwas<br />

von Seiten des DGCN geplant? Was<br />

s<strong>in</strong>d die wichtigsten Erfolge <strong>der</strong> letzten<br />

zehn Jahre und woran muss <strong>in</strong> Zukunft<br />

<strong>in</strong>tensiver gearbeitet werden?<br />

Bode: Es würde mich jedenfalls wun<strong>der</strong>n,<br />

wenn wir als e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> aktivsten Netzwerke<br />

das zehnjährige Jubiläum e<strong>in</strong>fach<br />

sang- und klanglos vorüberziehen ließen.<br />

Das passt nicht. 10 Jahre UN Global Compact<br />

ist sicher e<strong>in</strong> Anlass, Rückschau<br />

zu halten und Bilanz zu ziehen. Für<br />

mich waren die ersten Politikdialoge,<br />

also zum Beispiel zu Fragen <strong>der</strong> Rolle<br />

von Unternehmen <strong>in</strong> Konfliktregionen<br />

o<strong>der</strong> dem Beitrag zur Nachhaltigkeit von<br />

großer Bedeutung; erstmals wurde den<br />

UN das vielfältige Spektrum unternehmerischen<br />

Tuns bewusst; vielen Unternehmen<br />

wurde <strong>in</strong>des auch deutlich, welche<br />

Erwartungshaltungen <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

und welche Gestaltungsräume es gibt.<br />

Die guten Beziehungen des deutschen<br />

Netzwerks nach New York zeigen ja auch<br />

immer wie<strong>der</strong>, dass wir tatsächlich positiv<br />

auf die Rolle und das Handeln des<br />

Büros E<strong>in</strong>fluss nehmen können – nicht<br />

als Wirtschaft, son<strong>der</strong>n als Netzwerk<br />

<strong>in</strong>sgesamt. Das ist gut und wichtig.<br />

Grewe: Der Global Compact hat sich<br />

zur weltweit größten Lern- und Dialogplattform<br />

entwickelt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wirksam<br />

verantwortliches und nachhaltiges<br />

Unternehmertum geför<strong>der</strong>t wird. Dies<br />

wird auch an <strong>der</strong> zahlreichen politischen<br />

Unterstützung für die Initiative<br />

deutlich, zuletzt von den G8-Staaten bei<br />

ihrem Treffen <strong>in</strong> L’Aquila. Der Global<br />

Compact hat gezeigt, dass freiwilliges<br />

Engagement Verän<strong>der</strong>ung auf breiter<br />

Front bewirken kann. Bei den im Global<br />

Compact teilnehmenden Unternehmen<br />

handelt es sich um beson<strong>der</strong>s pro-aktive<br />

Firmen. Dennoch ist auch unter diesen<br />

Unternehmen das Nachhaltigkeits<strong>management</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel noch nicht <strong>in</strong><br />

allen Teilen umgesetzt. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

stellt sich die Herausfor<strong>der</strong>ung nach<br />

e<strong>in</strong>er größeren Breitenwirksamkeit <strong>der</strong><br />

Global Compact-Initiative.<br />

Hat das DGCN die E<strong>in</strong>haltung und<br />

Umsetzung <strong>der</strong> 10 Pr<strong>in</strong>zipien aus Ihrer<br />

globalcompact Deutschland 2009


Sicht ausreichend vorangetrieben?<br />

John: Als Menschenrechtsorganisation<br />

haben wir den Global Compact von Beg<strong>in</strong>n<br />

an unterstützend und mit konstruktiver<br />

Kritik begleitet, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erwartung,<br />

auch über das Dialog- und Lernforum e<strong>in</strong><br />

verbreitertes Menschenrechtsbewusstse<strong>in</strong><br />

bei wirtschaftlichen Akteuren zu<br />

erreichen. Das deutsche Netzwerk hat<br />

sicher Fortschritte bei E<strong>in</strong>haltung und<br />

Umsetzung <strong>der</strong> zehn Pr<strong>in</strong>zipien erzielt,<br />

trotzdem gibt es sicher noch Defizite bei<br />

<strong>der</strong> Überprüf barkeit, Sichtbarkeit und<br />

Breitenwirkung. Hier ist es bestimmt<br />

auch e<strong>in</strong>e Aufgabe für die Nichtregierungsorganisationen,<br />

mehr noch als<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit zu drängen und<br />

notfalls deutlicher als bisher den F<strong>in</strong>ger<br />

<strong>in</strong> die Wunde zu legen.<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

DGCN<br />

Pohlenz: Das DGCN ist nicht Treiber,<br />

son<strong>der</strong>n Helfer.<br />

Bode: Das Netzwerk ist ke<strong>in</strong> Treiber,<br />

wohl aber e<strong>in</strong> Hüter. Treiben müssen es<br />

die Unternehmen selber. Sonst ist die Unterschrift<br />

<strong>der</strong> Leitungsebene wertlos.<br />

Grewe: Das DGCN hat <strong>in</strong> vielfältiger<br />

Weise den Grundgedanken <strong>der</strong> 10 Pr<strong>in</strong>zipien<br />

verbreitet und damit auch zu E<strong>in</strong>haltung<br />

und Umsetzung bei deutschen<br />

Unternehmen beigetragen. Aber es gibt<br />

noch genügend Verbesserungsbedarf,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im H<strong>in</strong>blick auf Kontrolle,<br />

Vergleichbarkeit und Transparenz.<br />

E<strong>in</strong>e sichtbare Folge <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anz- und<br />

Wirtschaftskrise ist die Rückkehr<br />

des Staates als Akteur. Dürfen wir<br />

jetzt auch im DGCN erwarten, dass<br />

die Politik sich stärker e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt und<br />

for<strong>der</strong>t?<br />

Grewe: Die Wirtschafts- und F<strong>in</strong>anzkrise<br />

hat vor allem gezeigt, dass <strong>der</strong> Staat se<strong>in</strong>er<br />

Aufgabe als Regulator und Gestalter<br />

von Rahmenbed<strong>in</strong>gungen stärker nachkommen<br />

muss. Der Global Compact versteht<br />

sich aber als Lern- und Dialogforum,<br />

welches <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie von Unternehmen<br />

getragen wird, wobei dem Staat e<strong>in</strong>e<br />

mehr begleitende und unterstützende<br />

Rolle zukommt. Diese wird das BMZ<br />

weiterh<strong>in</strong> aktiv wahrnehmen.<br />

Pohlenz: Das DGCN ist e<strong>in</strong> Multi-Stakehol<strong>der</strong>-Netzwerk,<br />

<strong>in</strong> dem sich die Akteure<br />

gleichberechtigt und auf Augenhöhe<br />

begegnen. Dies wird auch <strong>in</strong> Zukunft<br />

nicht angetastet.<br />

Bode: In me<strong>in</strong>en Augen wird das voraussichtlich<br />

nicht passieren; die Politik<br />

sollte sich jedoch von <strong>der</strong> Vorstellung<br />

verabschieden, dass sachrelevante Aussagen<br />

nur von Industrieverbänden o<strong>der</strong><br />

Großunternehmen gemacht werden können.<br />

Die eigentlichen Akteure, die auch<br />

etwas zu sagen haben, s<strong>in</strong>d im UNGC<br />

aktiv. Ich wünsche mir, dass diesen<br />

Stimmen <strong>in</strong> Zukunft mehr Bedeutung<br />

zugemessen wird.<br />

John: Gerade mit Blick auf die Menschenrechte<br />

erhoffe ich mir e<strong>in</strong> deutlich<br />

stärkeres Engagement <strong>der</strong> Politik auch<br />

im deutschen Global Compact Netzwerk.<br />

Wir kennen alle die Pflichtentrias <strong>der</strong><br />

Staaten, Menschenrechte zu achten, zu<br />

schützen und zu gewährleisten. Die<br />

Bundesregierung selbst hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Vergangenheit öffentlich dazu bekannt,<br />

dass es zu ihrer Schutzpflicht gehöre,<br />

auch Wirtschaftsunternehmen zu Menschenrechts-konformen<br />

Handeln anzuhalten.<br />

Hier erwarten wir e<strong>in</strong>e deutliche<br />

Verstärkung <strong>der</strong> Aktivitäten auch über<br />

wichtige freiwillige Initiativen h<strong>in</strong>aus<br />

h<strong>in</strong> zu verb<strong>in</strong>dlichen Regelungen.<br />

Vielen Dank für Ihr Mitwirken!<br />

Das Interview wurde mo<strong>der</strong>iert von<br />

Dr. Elmer Lenzen.<br />

121


122<br />

Agenda<br />

IDEEN FÜR DEN<br />

FORTSCHRITT<br />

2009 feierte das Programm Entwicklungspartnerschaften<br />

mit <strong>der</strong> Wirtschaft des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(BMZ) se<strong>in</strong> 10-jähriges Jubiläum. Mehr als 1.000<br />

Entwicklungspartnerschaften <strong>in</strong> über 70 Län<strong>der</strong>n wurden<br />

bisher umgesetzt. Sowohl Mittelständler als auch<br />

mult<strong>in</strong>ationale Großunternehmen haben sich daran beteiligt.<br />

In diesem Jahr hat das BMZ se<strong>in</strong> Programm mo<strong>der</strong>nisiert<br />

und erweitert. Unter dem neuen Namen develoPPP.de bietet<br />

es Unternehmen nun drei verschiedene Ansatzpunkte für<br />

e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit.<br />

Von Benjam<strong>in</strong> Stappenbeck<br />

develoPPP.de bleibt dem Grundkonzept<br />

<strong>der</strong> Entwicklungspartnerschaften treu.<br />

E<strong>in</strong> eigener Internetauftritt, klare Programmstrukturen<br />

und transparente<br />

Kommunikationswege sollen <strong>in</strong> Zukunft<br />

noch mehr Unternehmen ermutigen, eigene<br />

Projektideen zu entwickeln und sie<br />

auf Anhieb dem richtigen öffentlichen<br />

Partner für ihr Investitionsvorhaben<br />

vorzustellen.<br />

Public Private Partnerships haben<br />

sich bewährt<br />

Seit 1999 arbeiten Staat und Privatunternehmen<br />

<strong>in</strong> Entwicklungspartnerschaften<br />

als e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> sogenannten Public<br />

Private Partnerships gleichberechtigt<br />

zusammen. Geme<strong>in</strong>sam planen und<br />

f<strong>in</strong>anzieren sie Projekte <strong>in</strong> Entwick-<br />

lungslän<strong>der</strong>n. Durch die Geme<strong>in</strong>schaftsvorhaben<br />

werden nicht nur zusätzliche<br />

privatwirtschaftliche Beiträge für entwicklungspolitische<br />

Maßnahmen mobilisiert.<br />

Auch Know-how und mo<strong>der</strong>ne<br />

Technologien fließen verstärkt <strong>in</strong> die<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite profitieren Unternehmen durch<br />

die zusätzlichen öffentlichen Mittel<br />

und die sektor- und landesspezifischen<br />

Erfahrungen <strong>der</strong> Durchführungsorganisationen<br />

des BMZ. Dadurch ergeben sich<br />

Chancen, neue Märkte zu erschließen<br />

und Produkte und Dienstleistungen <strong>der</strong><br />

Unternehmen anzubieten.<br />

Die Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit<br />

s<strong>in</strong>d klar def<strong>in</strong>iert. So muss<br />

zum Beispiel jedes Projekt mit den entwicklungspolitischen<br />

Grundsätzen <strong>der</strong><br />

Bundesregierung <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang stehen,<br />

e<strong>in</strong>e klare Entwicklungsrelevanz haben<br />

sowie umwelt- und sozialverträglich se<strong>in</strong>.<br />

Es darf den Wettbewerb nicht verzerren<br />

und muss langfristig wirken. Dadurch<br />

wird sichergestellt, dass Entwicklungspartnerschaften<br />

die Lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong> unseren Partnerlän<strong>der</strong>n<br />

nachhaltig verbessern.<br />

Jede unternehmerische Idee<br />

hat e<strong>in</strong>e Chance –<br />

die PPP-Ideenwettbewerbe<br />

develoPPP.de bietet deutschen und<br />

europäischen Unternehmen jetzt drei<br />

verschiedene Zugangswege zu den Entwicklungspartnerschaften:<br />

Erstens können sich Unternehmen<br />

mit Projektideen bewerben, die thematisch<br />

vorher festgelegten entwicklungs-<br />

globalcompact Deutschland 2009


Interview<br />

PPP<br />

„develoPPP.de ist die Fortschreibung e<strong>in</strong>er<br />

Erfolgsgeschichte. Entwicklungspartnerschaften<br />

mit <strong>der</strong> Wirtschaft s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> fester Bestandteil <strong>der</strong><br />

deutschen Entwicklungszusammenarbeit.“<br />

Susanne Dorasil leitet seit 2008 das Referat Wirtschaftspolitik, F<strong>in</strong>anzsektor im BMZ,<br />

wo sie unter an<strong>der</strong>em für das neue develoPPP.de-Programm verantwortlich ist.<br />

Frau Dorasil, welchen Beitrag leisten die<br />

Entwicklungspartnerschaften zur deutschen<br />

Entwicklungszusammenarbeit?<br />

In den vergangenen 10 Jahren konnten wir durch Vorhaben,<br />

die wir geme<strong>in</strong>sam mit deutschen und europäischen<br />

Unternehmen geplant und durchgeführt haben, rund 488<br />

Millionen Euro <strong>in</strong> unseren Partnerlän<strong>der</strong>n <strong>in</strong>vestieren. Zu<br />

jedem Euro, den die öffentliche Hand <strong>in</strong> solche Kooperationen<br />

<strong>in</strong>vestierte, steuerten Unternehmen noch e<strong>in</strong>mal zwei Euro<br />

dazu. Die Mittel flossen <strong>in</strong> Entwicklungs-, Schwellen- und<br />

Transformationslän<strong>der</strong>, wo sie dazu beitragen, langfristige<br />

Arbeitsplätze zu schaffen, E<strong>in</strong>kommen zu sichern, den<br />

Lebensstandard auf vielfältige Weise zu erhöhen und<br />

Entwicklung nachhaltig zu gestalten.<br />

Wie können Sie sowohl Anreize für Unternehmen setzen als<br />

auch e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung <strong>in</strong> den Partnerlän<strong>der</strong>n<br />

garantieren?<br />

Die Anreize für privatwirtschaftliche Unternehmen<br />

s<strong>in</strong>d ganz klar: Sie erschließen sich neue Absatz- und<br />

E<strong>in</strong>kaufsmärkte und stützen sich dabei auf starke öffentliche<br />

Partner, die die Gegebenheiten vor Ort kennen und über<br />

ihre Kontakte Türen öffnen. Wir beteiligen uns aber nur an<br />

Vorhaben, die im E<strong>in</strong>klang mit den entwicklungspolitischen<br />

Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Bundesregierung stehen. Jede Maßnahme<br />

soll <strong>in</strong> unseren Partnerlän<strong>der</strong>n zu e<strong>in</strong>er nachhaltigen Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Lebensumstände führen. Was durch e<strong>in</strong>e<br />

Entwicklungspartnerschaft angestoßen wird, muss auch<br />

nach Abschluss des Projekts langfristig Bestand haben. Das<br />

kann zum Beispiel durch die Umsetzung von <strong>in</strong>ternational<br />

anerkannten sozialen und ökologischen Standards <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Wertschöpfungskette <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>en<br />

verbesserten Zugang zu umweltverträglichen Energiequellen.<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Warum hat sich das BMZ dazu entschlossen, das Programm<br />

<strong>der</strong> Entwicklungspartnerschaften mit <strong>der</strong> Wirtschaft neu zu<br />

strukturieren?<br />

Mit dem verbesserten Ansatz können wir sowohl die<br />

Ideen aus <strong>der</strong> Wirtschaft als auch die Bedarfe <strong>der</strong><br />

Partnerlän<strong>der</strong> noch besser bedienen. Die kreativen Impulse<br />

aus <strong>der</strong> Wirtschaft s<strong>in</strong>d dabei sehr wichtig. Gleichzeitig<br />

stärkt develoPPP.de aber auch das Profil von Entwicklungspartnerschaften<br />

als anerkanntes Instrument <strong>der</strong><br />

Entwicklungszusammenarbeit. Mit den Wettbewerben gehen<br />

wir auf die Unternehmen zu und ermuntern sie, uns Ideen<br />

vorzustellen, die zu e<strong>in</strong>er nachhaltigen wirtschaftlichen,<br />

sozialen und umweltfreundlichen Entwicklung beitragen<br />

können. Ihre Ideen müssen noch nicht vollständig ausgereift<br />

se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Kerngedanke muss uns überzeugen. Das endgültige<br />

Konzept entwickeln wir dann geme<strong>in</strong>sam.<br />

Wichtig ist auch <strong>der</strong> zweite Schwerpunkt von develoPPP.de:<br />

Wir wünschen uns vermehrt breit angelegte strategische<br />

Allianzen mit <strong>der</strong> Wirtschaft, weil wir damit strukturelle<br />

Verän<strong>der</strong>ungen bewirken können, die über die Effekte<br />

kle<strong>in</strong>erer E<strong>in</strong>zelmaßnahmen h<strong>in</strong>ausgehen.<br />

Wie haben Unternehmen develoPPP.de bisher aufgenommen?<br />

Wir haben durchweg positive Rückmeldungen erhalten –<br />

und das <strong>in</strong> schwierigen Zeiten. Die Wirtschaftskrise hat<br />

dazu geführt, dass immer noch viele Unternehmen bei <strong>der</strong><br />

Entscheidung über neue Investitionen zurückhalten<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d.<br />

Das geht auch an develoPPP.de nicht spurlos vorüber. Aber<br />

wir s<strong>in</strong>d davon überzeugt, dass gerade im vergangenen Jahr<br />

deutlich geworden ist, dass es zu verantwortungsvollem<br />

und nachhaltigem Wirtschaften ke<strong>in</strong>e Alternative gibt. Hier<br />

gibt es <strong>in</strong> unseren Partnerlän<strong>der</strong>n enorme Chancen, die<br />

Unternehmen mit develoPPP.de nutzen können.<br />

123


124<br />

Agenda<br />

politischen Schwerpunkten entsprechen.<br />

Zu den Schwerpunkten gehören zum<br />

Beispiel berufliche Bildung o<strong>der</strong> Energieeffizienz.<br />

Diese Themen werden <strong>in</strong><br />

regelmäßigen Abständen neu festgelegt<br />

und den drei Durchführungsorganisationen<br />

DEG, GTZ und sequa zugeordnet.<br />

Auf <strong>der</strong> Internetseite www.develoPPP.de<br />

s<strong>in</strong>d die jeweils aktuellen Themen unter<br />

dem Stichwort PPP-Ideenwettbewerbe –<br />

develoPPP.thema – erläutert.<br />

Zweitens haben Interessenten mit<br />

develoPPP.impuls die Möglichkeit, ihre<br />

Vorschläge <strong>in</strong> offenen Innovationswettbewerben<br />

ohne thematische E<strong>in</strong>schränkungen<br />

e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Diese Wettbewerbe<br />

ermöglichen die Umsetzung von<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>novativen Maßnahmen, die<br />

nicht von develoPPP.thema abgedeckt<br />

werden.<br />

Über Unternehmens-, Län<strong>der</strong>-<br />

und Branchengrenzen h<strong>in</strong>aus –<br />

strategische PPP-Allianzen<br />

Drittens werden beson<strong>der</strong>s umfangreiche<br />

Entwicklungspartnerschaften, die<br />

mehrere Län<strong>der</strong> und private Partner<br />

e<strong>in</strong>schließen, im Rahmen von develoPPP.<br />

allianz geför<strong>der</strong>t. Solche strategischen<br />

Allianzen zielen auf strukturelle Verbesserungen<br />

<strong>in</strong> den Partnerlän<strong>der</strong>n, die<br />

über die Kapazitäten e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen<br />

Unternehmens h<strong>in</strong>ausgehen. Sie erzielen<br />

e<strong>in</strong>en deutlich breiteren Wirkungsgrad,<br />

stellen aber auch höhere Ansprüche an<br />

Planung und Durchführung und s<strong>in</strong>d<br />

an die Erfüllung zusätzlicher Kriterien<br />

gebunden. Strategische Allianzen s<strong>in</strong>d<br />

daher auch nicht an Ideenwettbewerbe<br />

geknüpft.<br />

PUBLIKATIONEN<br />

Nähere Informationen zu allen drei Angeboten<br />

sowie Teilnahmeunterlagen und die richtigen Ansprechpartner<br />

f<strong>in</strong>den Sie auf <strong>der</strong> Internetseite des<br />

Programms:<br />

www.develoPPP.de<br />

globalcompact Deutschland 2009


Neue Publikationsreihe zum Klimawandel<br />

Das Thema „Klimawandel“ ist längst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit angekommen.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Debatten stehen dabei meist wissenschaftliche und<br />

wirtschaftliche Fragen. Weniger Aufmerksamkeit erhält dagegen die Frage, was<br />

die globale Erwärmung ganz konkret für das tägliche Leben <strong>der</strong> Menschen<br />

bedeutet. Wie werden sich Erfolge und Rückschläge auf unsere globalen<br />

Systeme, den Wohlstand und die Sicherheitslage auswirken? Die Publikation<br />

„Connect<strong>in</strong>g the Dots – How Climate Change Transforms Market Risks and<br />

Opportunities“ analysiert die Interaktionen des Klimawandels mit an<strong>der</strong>en<br />

globalen Schlüsselthemen, wie zum Beispiel Energie- und Wasserversorgung.<br />

Im Blickpunkt stehen dabei die Anfor<strong>der</strong>ungen an Regierungen und<br />

<strong>in</strong>ternationale Organisationen.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Studie „Champions of the Low-Carbon Economy – Why CEOs<br />

are Ready for a Global Climate Agreement“ erläutern 40 Vorstandsvorsitzende<br />

aus aller Welt ihre Perspektive zum Klimawandel. Die für die Publikation<br />

<strong>in</strong>terviewten Manager unterstreichen, dass e<strong>in</strong> Stillstand beim Klimaschutz<br />

für die Wirtschaft und die Welt zu teuer sei und for<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> anspruchsvolles<br />

globales Klimaabkommen. Die vierzig Unternehmen sehen sich selbst dabei<br />

als „Carbon Champions“, die von e<strong>in</strong>em globalen Klimaabkommen profitieren<br />

werden.<br />

Abschließend wirbt die letzte <strong>der</strong> Publikationen „Chief Executives Tak<strong>in</strong>g a<br />

Stand for Climate Action“ für die UN-Klimakampagne „Seal the Deal“: Sie hat<br />

zum Ziel, für e<strong>in</strong> def<strong>in</strong>itives Übere<strong>in</strong>kommen zum Klimawandel während des<br />

Kopenhagener Gipfels zu werben. In <strong>der</strong> Publikation sagen Vorstandsvorsitzende<br />

<strong>in</strong> kurzen Stellungnahmen, warum sie e<strong>in</strong> faires, ausgewogenes und effektives<br />

Nachfolgeabkommen des Kyoto-Protokolls unterstützen.<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

Pr<strong>in</strong>ciples for Responsible Investment-Fortschrittsbericht<br />

Die von den UN unterstützte Initiative „Pr<strong>in</strong>ciples for Responsible Investment“<br />

hat auf ihrer Jahreskonferenz e<strong>in</strong>en neuen PRI-Fortschrittsbericht 2009<br />

vorgestellt. Zentrale Ergebnisse s<strong>in</strong>d demnach, dass mittlerweile 95 Prozent<br />

<strong>der</strong> befragten Investoren sich im Tagesgeschäft für Themen wie Umweltschutz<br />

und Arbeitsrechte <strong>in</strong>teressieren. Insgesamt ist die Anzahl <strong>der</strong> Anleger, die<br />

Aspekte verantwortlichen Investierens <strong>in</strong> Verträge mit Unternehmen verankern,<br />

um 25 Prozent gestiegen. Die im Jahr 2006 gegründete PRI-Initiative zählt<br />

heute 560 Unterzeichner, die Anlagen <strong>in</strong> Höhe von 18 Billionen US Dollar<br />

repräsentieren. Auf <strong>der</strong> PRI-Jahreskonferenz diskutierten 275 Investoren<br />

aus aller Welt Themen wie Klimawandel, Wasser, alternative Kapitalanlagen,<br />

Unternehmensbeteiligungen und treuhän<strong>der</strong>ische Verantwortung.<br />

Do<strong>in</strong>g Bus<strong>in</strong>ess <strong>in</strong> a<br />

Multicultural World<br />

Globalisierung bedeutet nicht nur<br />

das Zusammenwachsen <strong>der</strong> Märkte,<br />

son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong> Zusammenrücken<br />

<strong>der</strong> Kulturen. Hierdurch<br />

kristallisieren sich hegemoniale<br />

Lebensgewohnheiten heraus, aber<br />

es wächst auch <strong>der</strong> Wunsch nach<br />

Differenz und Eigenständigkeit.<br />

Unsere multikulturelle Welt bietet<br />

somit nicht nur Chancen, son<strong>der</strong>n<br />

auch Konfliktpotenziale und Risiken.<br />

Die Publikation „ Do<strong>in</strong>g Bus<strong>in</strong>ess <strong>in</strong><br />

a Multicultural World“ unterstützt<br />

Unternehmen bei <strong>der</strong> Identifikation<br />

und Adressierung von <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Bereichen des Unternehmens, um<br />

damit sowohl für das Unternehmen<br />

als auch für die Gesellschaft e<strong>in</strong>en<br />

Mehrwert zu schaffen. Der Ratgeber<br />

wurde vom Global Compact <strong>in</strong><br />

Partnerschaft mit <strong>der</strong> UN Alliance of<br />

Civilizations erstellt.<br />

125


Agenda<br />

Impressum<br />

Verlag:<br />

Mediengruppe macondo<br />

Berl<strong>in</strong>er Platz 8-10<br />

48143 Münster<br />

Tel.: +49 (0) 251 – 48 44 93 40<br />

Fax: +49 (0) 251 – 48 44 93 42<br />

Mail: <strong>in</strong>fo@macondo.de<br />

URL: www.macondo.de<br />

USt-Id-Nr.: DE214683825<br />

Herausgeber:<br />

Dr. Elmer Lenzen<br />

Redaktion:<br />

Judith Bomholt, Lisa Dahlheimer, Malte Kl<strong>in</strong>genhäger<br />

Bildredaktion:<br />

Marion Book<br />

Gestaltung:<br />

Alexan<strong>der</strong> Pawlak<br />

Lektorat:<br />

Marion Book<br />

Produktion:<br />

Manuel Gode, Kontakt Offset-Druck<br />

Papier:<br />

Plano® Art<br />

Geleitwort:<br />

Ban Ki-moon, UN Generalsekretär<br />

Autoren dieser Ausgabe (<strong>in</strong> alphabetischer Reihenfolge):<br />

Thomas Begrich, Dr. Wolfgang Bloch, Dr. Andreas Blüthner,<br />

Aiko Bode, Judith Bomholt, Mart<strong>in</strong>a Borusewitsch, Dagny<br />

Bühler-Thierfel<strong>der</strong>, Gerald Breyer, Stefan Calvi, Lisa<br />

Dahlheimer, Dr. Heribert Dieter, Julija Dietrich, Susanne<br />

Dorasil, Hans-Günther Dymek, Dietl<strong>in</strong>d Freiberg, Brigitte Frey,<br />

Dr. Michael Grewe, Dr. Wolfgang Große Entrup, Dr. Volker<br />

Hauff, Dr. Wolfram Heger, Constanze Helmchen, Dr. Marita<br />

Hilgenstock, Hanns Michael Hölz, Dr. Frano Ilić, Dr. Mathias<br />

John, Georg Kell, Irene Khan, Peter Kromm<strong>in</strong>ga, Dr. Elmer<br />

Lenzen, Joachim Löchte, Dr. Sab<strong>in</strong>e Lutz, Kathr<strong>in</strong> Madl, Ralf<br />

Pfitzner, Angelika Pohlenz, Birgit Riess, Dr. Michaela Schaller,<br />

Michael Schol<strong>in</strong>g-Darby, Daniela Spießmann, Andreas Storm,<br />

Prof. Dr. Andreas Suchanek, Frie<strong>der</strong>ike Stäber, Benjam<strong>in</strong><br />

Stappenbeck, Ralf Steuer, Julia Taeschner, Katja Wagner,<br />

Ursula Weber, Volker Weber, Heidrun Weigert, Jochen Weikert,<br />

Fridol<strong>in</strong> We<strong>in</strong>dl, Dr. Jörg Wetterau, Ursula Wilms<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht die<br />

Me<strong>in</strong>ung des Herausgebers wie<strong>der</strong>.<br />

Bildnachweis:<br />

UN Photo/Esk<strong>in</strong><strong>der</strong> Debebe (P. 3, 46, 49, 106/107), C. Johns/<br />

Fotolia.com (P. 4 oben, 9), Presse- u. Informationsamt Berl<strong>in</strong><br />

(P. 4 Mitte, 30/31, 33), pressmaster/Fotolia.com (P. 4 unten,<br />

114/115), Andreas Dengs/pixelio.de (P. 6/7), UN Photo/Mark<br />

Garten (P. 11 oben, 19), UN Photo/P. Sudhakaran (P. 12),<br />

Richard Stonehouse/WWF-Canon (P. 22), Logan Abassi/UN<br />

Photo (P. 14), Norman Hildenbrand/Fotolia.com (P. 16/17),<br />

UN Photo/Tim McKulka (P. 20), Uni Kassel (P. 28), Evgenij<br />

Gorbunov/Fotolia.com (P. 38), bil<strong>der</strong>box/Fotolia.com (P. 40),<br />

Irochka/Fotolia.com (P. 42 oben), Mart<strong>in</strong> Begrich (P. 42 unten),<br />

Nikolai Sorok<strong>in</strong>/Fotolia.com (P. 44 oben), David Ausserhofer<br />

(P. 44 unten), Stephen Coburn/Fotolia.com (P. 49), BMAS<br />

(P. 34), RNE (P. 36), UPJ (P. 37), Mathias Ernert/ABB (P. 52),<br />

ABB (P. 53), BASF SE (P. 55), Bayer (P. 57), BMW (P. 58), G.<br />

Schmied/BMW (P. 59), Thomas Ernst<strong>in</strong>g/Bosch (P. 60 oben),<br />

Bosch (P. 61), Jan Greune/BSH (P. 62), Dr. Hans-Günter<br />

Meyer-Thompson/CompWare Medical (P. 64/65), Daimler (P.<br />

66), Deutsche Bank (P. 68), Deutsche Börse (P. 70), Deutsche<br />

Post DHL (P. 72/73), Evonik Industries (P. 78/79), Dong Naide/<br />

Imag<strong>in</strong>ech<strong>in</strong>a/laif/GTZ (P. 80), Jochen Weikert/GTZ (P. 81),<br />

Heraeus (P. 82/83), L<strong>in</strong>de (P. 84/85), Jens Polkowski, FRAEIK/<br />

Lufthansa (P. 86), Lufthansa (P. 87), Merck (P. 88/89), Miele<br />

(P. 90), PwC (P. 93), RWE (P. 94/95), Siemens (P. 96), Osram<br />

(P. 97), Studiosus (P. 98/99), TÜV Rhe<strong>in</strong>land (P. 100/101),<br />

Volkswagen (P. 102/103), philidor/Fotolia.com (P. 104-), UN<br />

Photo/Paulo Filgueiras (P. 109), Global Compact Office (P.<br />

110), ICC (P.117, rechts), Franz Pfluegl/Fotolia.com (P. 118),<br />

mankale/Fotolia.com (P. 121), Redux/laif/Vanessa Vick/BMZ<br />

(P 122), BMZ (123), Paul Hahn/laif/BMZ (P. 124) sowie Marion<br />

Book (P. 11 unten, 15, 21, 24, 32)<br />

Titelbild:<br />

UN Photo/John Isaac<br />

Bezugspreis:<br />

€ 30,00<br />

zzgl. Porto: [D] + 1,00 €, [EU] + 2,00 €, [CH] + 3,50 €,<br />

[World] + 5,50 €<br />

Rechte:<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme <strong>in</strong> Onl<strong>in</strong>e-<br />

Dienste und Internet sowie Vervielfältigung jeglicher Art nur<br />

nach vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers.<br />

Für unverlangt e<strong>in</strong>geschickte Manuskripte, Fotos und<br />

Illustrationen übernehmen wir ke<strong>in</strong>e Gewähr.<br />

ISSN 1614-7685 | ISBN-13: 978-3-9810638-8-2<br />

Pr<strong>in</strong>ted <strong>in</strong> Germany © 2010<br />

126 globalcompact Deutschland 2009


Nützliche Adressen:<br />

DGCN-Focal Po<strong>in</strong>t<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH<br />

Berl<strong>in</strong>er Büro für die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> Wirtschaft (PPP)<br />

Reichpietschufer 20<br />

10785 Berl<strong>in</strong><br />

Tel.: +49 (0) 30 72614-204<br />

Fax.: +49 (0) 30 72614-130<br />

Mail: globalcompact@gtz.de<br />

URL: www.unglobalcompact.de<br />

United Nations Global Compact Office<br />

DC2-618<br />

New York, NY 10017, USA<br />

Tel.: +1 (212) 963 - 1490<br />

Fax: +1 (212) 963 - 1207<br />

Mail: name@un.org<br />

URL: www.unglobalcompact.org<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

127


UNTERNEHMEN (148)<br />

Agenda<br />

Teilnehmerverzeichnis des<br />

Deutschen Global Compact Netzwerkes (DGCN)<br />

(mit Beitrittsdatum)<br />

4Flow AG | (05.06.2006)<br />

A.C.A. Riegelsberger | (21.05.2003)<br />

ADDINOL Lube Oil GmbH | (14.09.2006)<br />

Adecco Deutschland | (08.12.2004)<br />

Adels - Contact GmbH & Co.KG | (02.11.2007)<br />

Advanced Clean Production Information Technology | (26.09.2005)<br />

Aidcraft GmbH & Co. KG | (18.04.2007)<br />

Alanod Alum<strong>in</strong>ium Veredelung GmbH & Co. KG | (18.07.2008)<br />

Alex and Gross | (20.06.2007)<br />

Allianz SE | (02.07.2002)<br />

Altana AG | (02.12.2003) !<br />

AMPEG Technologie and Computer Service GmbH | (26.05.2005)<br />

Arcandor AG (ehemals Karstadt Quelle AG) | (23.05.2006)<br />

Armacell Group | (22.06.2006)<br />

ascention <strong>in</strong>formation <strong>management</strong> gmbh | (13.10.2006)<br />

Auxeo Investments GmbH | (08.09.2008)<br />

BASF AG | (26.07.2000)<br />

Bayer AG | (26.07.2000)<br />

Bertelsmann AG | (29.10.2008)<br />

Betek Bergbau und Hartmetalltechnik | (18.12.2006)<br />

Bewachungsdienst Dipl.-Kfm Helmut Ehrl GmbH | (09.01.2007)<br />

Bilf<strong>in</strong>ger Berger AG | (26.06.2008)<br />

bluO | (08.10.2008)<br />

BMW AG | (25.07.2001)<br />

Boll und Partner Software GmbH | (06.06.2006)<br />

BSH Bosch und Siemens Haushaltsgeräte GmbH | (18.05.2004)<br />

Bus<strong>in</strong>ess Keeper AG | (12.08.2005)<br />

C&G Logistics GmbH | (11.05.2006) !<br />

Ch. Dahl<strong>in</strong>ger GmbH & Co KG | (13.06.2005)<br />

CIWI GmbH | (21.07.2009)<br />

Commerzbank AG | (18.12.2006)<br />

Compware Medical GmbH | (03.07.2008)<br />

Control Risks Deutschland GmbH | (13.06.2005) !<br />

CUBE Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g GmbH | (06.10.2009)<br />

Daimler AG | (26.07.2000)<br />

DECON | (20.02.2006) !<br />

Deutsche Bahn AG | (15.04.2009)<br />

Deutsche Bank AG | (26.07.2000)<br />

Deutsche Börse AG | (27.07.2009)<br />

Deutsche Gesellschaft für Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ) GmbH | (15.04.2004)<br />

Deutsche Lufthansa AG | (29.11.2002)<br />

Deutsche Post World Net | (20.07.2006)<br />

Deutsche Telekom AG | (26.07.2000)<br />

DHB Media Service GmbH | (27.05.2006) !<br />

Drehta<strong>in</strong>er GmbH | (04.04.2005)<br />

DZ BANK AG | (01.10.2008)<br />

E.ON AG | (04.04.2005)<br />

EbV Elektronikbau- und Vertriebs-GmbH | (27.08.2009)<br />

EPCOS AG | (03.07.2003)<br />

EPOS Health Consultants | (12.12.2006)<br />

Ernst & Young AG | (21.08.2008)<br />

Ethos Advisors | (19.10.2009)<br />

Evonik Industries AG | (14.08.2009)<br />

Faber-Castell AG | (03.06.2003)<br />

FAI rent-a-jet AG | (06.07.2005)<br />

Fraport AG | (17.07.2007)<br />

Fritz Massong Gmbh | (09.06.2003)<br />

Fritz W<strong>in</strong>ter Eisengießerei GmbH & Co.KG | (06.11.2007)<br />

Geister Mediz<strong>in</strong>technik GmbH | (20.06.2008)<br />

Gerl<strong>in</strong>g GmbH | (26.07.2000) !<br />

Globelite | (17.03.2007)<br />

GOPA Consultants GmbH | (04.01.2007)<br />

Hager AG | (09.04.2007)<br />

HAKRO GmbH | (23.09.2009)<br />

Härter Stanztechnik GmbH | (22.02.2008)<br />

HELOG Lufttransport KG | (17.07.2001)<br />

Henkel KgaA | (23.07.2003)<br />

Heraeus Hold Hold<strong>in</strong>g GmbH | (19.04.2007)<br />

Hochtief AG | (03.11.2008)<br />

Holtz Immobilien GmbH | (06.04.2006) !<br />

ICUnet.AG | (14.04.2009)<br />

Ideen Quartier | (15.05.2008)<br />

ILF Beratende Ingenieure GmbH | (05.04.2006) !<br />

IMC Information Multimedia Communication AG | (20.11.2006)<br />

InCity Immobilien AG | (20.10.2008)<br />

Inf<strong>in</strong>eon Technologies AG | (11.11.2004)<br />

Institut fur Organisationkommunikation IFOK | (11.08.2003)<br />

Kand<strong>in</strong>sky Gruppe | (18.11.2009)<br />

Karl Simon GmbH & Co. KG | (12.12.2006)<br />

Karl Storz GmbH & Co. KG | (17.11.2004)<br />

Kummel & Co. GmbH | (26.10.2009)<br />

Landhotel Schnuck | (27.07.2009)<br />

Leon Levy Freres Montres and<br />

Chronographes Pierce SA | (30.11.2005) !<br />

L<strong>in</strong>de Group AG | (30.11.2005)<br />

Magnetec GmbH | (05.10.2007)<br />

Mannheimer Kongress- und Touristik GmbH | (17.06.2004)<br />

Mannheimer Sprachendienst | (26.10.2009)<br />

MAS-Aeromed Ltd. & Co.KG | (09.01.2008)<br />

mc-quadrat | (15.02.2006) !<br />

MCS Promotion GmbH | (21.02.2006)<br />

MEDIA CONSULTA International Hold<strong>in</strong>g AG | (11.04.2008)<br />

Mediengruppe macondo | (06.06.2002)<br />

MEN Mikro Elektronik GmbH | (25.08.2005)<br />

Merck KGaA | (01.07.2005)<br />

Mettenmeier GmbH | (29.10.2006) !<br />

Miele & Cie KG | (09.11.2004)<br />

Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG | (16.08.2007)<br />

MVV decon GmbH | (31.08.2009)<br />

Nehm & Coll Societat <strong>der</strong> Rechtsanwälte | (29.03.2006) !<br />

NOBA Verbandmittel Danz GmbH & Co. KG | (19.06.2006)<br />

Novacard Informationssysteme GmbH | (17.07.2008)<br />

NRW.BANK | (27.08.2009)<br />

ORYXRED Warenhandels & Market<strong>in</strong>g GmbH | (28.10.2009)<br />

128 globalcompact Deutschland 2009


Osram GmbH | (11.01.2005)<br />

Otto GmbH & Co KG | (17.03.2002)<br />

Outermedia GmbH | (11.06.2007)<br />

PARTICIP GmbH | (07.09.2007)<br />

PE International | (26.05.2009)<br />

Phoenix Contact GmbH & Co. KG | (05.07.2005)<br />

Primo Espresso GmbH | (06.05.2009)<br />

Puma AG | (03.10.2006)<br />

Qualifizierungsför<strong>der</strong>werk Chemie GmbH QFC | (21.02.2008)<br />

Quick-L<strong>in</strong>e Transporte | (04.09.2008)<br />

Richard Bergner Elektroarmaturen GmbH & Co. KG | (04.07.2006) !<br />

Richter Media Group | (29.03.2007)<br />

ris<strong>in</strong>g systems networks GmbH | (18.03.2009)<br />

Robert Bosch GmbH | (09.11.2004)<br />

RWE AG | (09.01.2004)<br />

SAP AG | (17.09.2003)<br />

Sedus Stoll AG | (12.05.2006) !<br />

Siemens AG | (26.11.2003)<br />

Sitek - Spikes GmbH and Co. KG | (19.12.2006)<br />

Softway AG | (14.04.2009)<br />

SolarWorld AG | (26.10.2009)<br />

Sto Aktiengesellschaft | (09.02.2009)<br />

Studiosus Reisen München | (28.09.2007)<br />

TAD Pharma GmbH | (16.05.2005) !<br />

Tchibo GmbH | (18.11.2009)<br />

technotrans AG | (29.10.2006)<br />

tesa AG | (07.03.2006)<br />

The Intercultural Institute, ICI | (19.06.2006) !<br />

TIMA International GmbH | (05.05.2006)<br />

trans-o-flex Schnell-Lieferdienst GmbH | (15.02.2006)<br />

TÜV Rhe<strong>in</strong>land Hold<strong>in</strong>g AG | (18.07.2006)<br />

united communications GmbH | (27.02.2008)<br />

UR Hold<strong>in</strong>g (ex-SITEC) | (02.04.2001)<br />

Viasit Bürositzmöbel GmbH | (10.06.2008)<br />

VOKS DAMS GRUPPE | (18.07.2007)<br />

Volkswagen AG | (27.08.2002)<br />

VS Vere<strong>in</strong>igte Spezialmöbelfabriken GmbH & Co. KG | (10.10.2008)<br />

Wacker Chemie | (06.04.2006)<br />

Wenzel Elektronik GmbH | (19.09.2007)<br />

Westa Werkzeugbau GmbH | (11.02.2009)<br />

WestLB | (01.03.2005)<br />

WGZ Bank AG Westdeutsche<br />

Genossenschafts-Zentralbank | (24.04.2008)<br />

Wieland Electric GmbH | (29.05.2008)<br />

Wilkhahn Wilken<strong>in</strong>g & Hahne GmbH & Co. KG | (14.12.2007)<br />

Zollner Group of Companies | (08.01.2008)<br />

MINISTERIEN UND ÖFFENTLICHE INSTITUTIONEN (4)<br />

Auswärtiges Amt (AA)<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Arbeit und Soziales (BMAS)<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ)<br />

Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi)<br />

VERFASSTE WIRTSCHAFT (5)<br />

Bellagio Forum for Susta<strong>in</strong>able Development | (21.05.2003)<br />

International Chamber of Commerce,<br />

ICC Deutschland e.V. | (21.05.2003)<br />

Leadventures e.V. | (08.05.2004)<br />

Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V. | (24.04.2008)<br />

Zukunft Metropolregion Rhe<strong>in</strong> Neckar e.V. | (17.06.2004)<br />

globalcompact Deutschland 2009<br />

ÖFFENTLICHE EINRICHTUNGEN (3)<br />

Land Berl<strong>in</strong> | (21.12.2005)<br />

Stadt Bonn | (29.09.2008)<br />

Stadt Nürnberg | (21.05.2003)<br />

ZIVILGESELLSCHAFTLICHE ORGANISATIONEN (18)<br />

Amnesty International, Deutsche Sektion | (21.05.2003)<br />

betterplace | (10.06.2008)<br />

Bundes<strong>in</strong>itiative Partner <strong>der</strong> Jugend (UPJ) e.V. | (19.12.2006)<br />

CARE Deutschland-Luxemburg e.V. | (17.07.2008)<br />

CCLP Worldwide - Germany and North West Europe | (27.07.2009)<br />

Collective Lea<strong>der</strong>ship Institute e.V. | (08.10.2008)<br />

Deutsche Welthungerhilfe | (12.04.2006)<br />

Deutscher Entwicklungsdienst (DED) | (05.12.2005)<br />

Ecologic-Insitut für Internationale und<br />

Europäische Umweltpolitik | (31.03.2006)<br />

Germanwatch | (15.08.2006)<br />

Global Alliance for Peace and Prosperity | (26.03.2008)<br />

HABITAT FOR HUMANITY Deutschland e.V. | (27.11.2007)<br />

Institute for Corporate Cultural Affairs | (11.12.2003)<br />

Keep the World Foundation | (31.08.2009)<br />

Mobifair e.V. | (14.05.2008)<br />

Rationalisierungs- und Innovationszentrum <strong>der</strong> Deutschen<br />

Wirtschaft e.V. | (26.09.2005)<br />

Transparency International | (21.05.2003)<br />

Universidad Internacional de Verano / Kolleg für Management<br />

und Gestaltung nachhaltiger Entwicklung | (21.01.2009)<br />

WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG (10)<br />

Chair of Economic Ethics, Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität<br />

Halle-Wittenberg | (09.01.2007)<br />

European Bus<strong>in</strong>ess School - EBS | (21.09.2007)<br />

Freie Universität Berl<strong>in</strong> | (31.10.2007)<br />

Humboldt-Viadr<strong>in</strong>a School of Governance | (27.05.2009)<br />

International Study Program <strong>in</strong> Bus<strong>in</strong>ess Economics,<br />

Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität Halle-Wittenberg | (12.06.2009)<br />

Institute of Shipp<strong>in</strong>g Economics and Logistics - ISL | (13.10.2009)<br />

Ste<strong>in</strong>beis University Berl<strong>in</strong> - Institute Corporate<br />

Responsibility Management | (17.04.2008)<br />

Stuttgart Institute of Management and<br />

Technology - SIMT | (21.05.2003)<br />

Studiengang Betriebswirtschaftslehre,<br />

Hochschule Konstanz | (19.11.2009)<br />

WHL Graduate School of Bus<strong>in</strong>ess and Economics | (03.10.2007)<br />

Stand: November 2009; Quelle: DGCN Webseite<br />

Unternehmen <strong>in</strong> dieser Liste, die mit e<strong>in</strong>em ! markiert s<strong>in</strong>d, werden <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit<br />

den Integritätsmaßnahmen des UN Global Compact als “<strong>in</strong>aktiv” geführt. Dies bedeutet, dass<br />

diese Unternehmen entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> den drei Jahren nach ihrem Beitritt zum Global Compact<br />

ke<strong>in</strong>en Fortschrittsbericht (Communication on Progress, COP) e<strong>in</strong>gereicht haben, o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den<br />

zwei Jahren nach ihrem letzten Fortschrittsbericht ke<strong>in</strong>en neuen COP e<strong>in</strong>gereicht haben.<br />

Haftungsh<strong>in</strong>weis:<br />

Obgleich dieses Verzeichnis regelmäßig aktualisiert wird, können die Betreiber <strong>der</strong> Webseite<br />

nicht für die Tagesaktualität und zweifelsfreie Vollständigkeit garantieren. Den neuesten<br />

offiziellen Stand und Status <strong>der</strong> deutschen Teilnehmer sowie e<strong>in</strong>e Auflistung <strong>der</strong> jeweiligen<br />

COPs f<strong>in</strong>den Sie hier: http://www.unglobalcompact.org/ParticipantsAndStakehol<strong>der</strong>s/<br />

129


130<br />

Agenda<br />

Die 10 Pr<strong>in</strong>zipien<br />

des United Nations<br />

Global Compact<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Global<br />

Compact-Initiative<br />

stehen zehn Pr<strong>in</strong>zipien<br />

zu Menschenrechten,<br />

Arbeitsnormen,<br />

Umweltschutz und<br />

Korruptionsbekämpfung.<br />

Der Global Compact ruft<br />

weltweit Unternehmen dazu<br />

auf, sich zu diesen Pr<strong>in</strong>zipien<br />

öffentlich zu bekennen und<br />

aktiv für ihre Umsetzung<br />

e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

MENSCHENRECHTE<br />

Pr<strong>in</strong>zip 1: Unterstützung<br />

und Respektierung<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />

Menschenrechte im eigenen<br />

E<strong>in</strong>flussbereich<br />

Pr<strong>in</strong>zip 2: Sicherstellung,<br />

dass sich das eigene<br />

Unternehmen nicht an<br />

Menschenrechtsverletzungen<br />

beteiligt<br />

ARBEITSNORMEN<br />

Pr<strong>in</strong>zip 3: Wahrung <strong>der</strong><br />

Vere<strong>in</strong>igungsfreiheit und<br />

wirksame Anerkennung<br />

des Rechts zu<br />

Kollektivverhandlungen<br />

Pr<strong>in</strong>zip 4: Abschaffung je<strong>der</strong> Art<br />

von Zwangsarbeit<br />

Pr<strong>in</strong>zip 5: Abschaffung <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>arbeit<br />

Pr<strong>in</strong>zip 6: Beseitigung von<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung bei Anstellung<br />

und Beschäftigung<br />

UMWELT<br />

Pr<strong>in</strong>zip 7: Unterstützung e<strong>in</strong>es<br />

vorsorgenden Ansatzes im<br />

Umgang mit Umweltproblemen<br />

Pr<strong>in</strong>zip 8: Ergreifung von<br />

Schritten zur För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er<br />

größeren Verantwortung<br />

gegenüber <strong>der</strong> Umwelt<br />

Pr<strong>in</strong>zip 9: H<strong>in</strong>wirkung auf die<br />

Entwicklung und Verbreitung<br />

umweltfreundlicher<br />

Technologien<br />

KORRUPTIONSBEKÄMPFUNG<br />

Pr<strong>in</strong>zip 10: Unternehmen sollen<br />

gegen alle Arten <strong>der</strong> Korruption<br />

e<strong>in</strong>treten, e<strong>in</strong>schließlich<br />

Erpressung und Bestechung<br />

globalcompact Deutschland 2009


Die Mediengruppe macondo als Herausgeber verlegt nicht nur zahlreiche Produkte zum Thema Nachhaltigkeit son<strong>der</strong>n handelt auch selbst danach. Daher<br />

haben wir bereits seit mehreren Jahren Maßnahmen zum Klimaschutz und Umweltschutz freiwillig <strong>in</strong> unsere Geschäftsprozesse <strong>in</strong>tegriert. So werden auch <strong>in</strong><br />

2010 alle eigenen Verlagsprodukte auf FSC-zertifiziertem Papier und klimaneutral, d.h. mit e<strong>in</strong>er ausgeglichenen CO -Bilanz, gedruckt. Für den Druck dieses<br />

2<br />

Global Compact Jahrbuches s<strong>in</strong>d Treibhausgasemissionen <strong>in</strong> Höhe von ca. 15 Tonnen CO -Äquivalenten entstanden, die durch Investitionen <strong>in</strong> Gold Standard<br />

2<br />

Klimaschutzprojekte ausgeglichen wurden.


Bisher hat nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil <strong>der</strong> Wirtschaft den<br />

Klimawandel zu se<strong>in</strong>er strategischen Priorität<br />

gemacht. Zu Viele zau<strong>der</strong>n, warten darauf, dass sich die an<strong>der</strong>en<br />

bewegen o<strong>der</strong> darauf, dass klare politische Richtl<strong>in</strong>ien gleiche<br />

Wettbewerbsbed<strong>in</strong>gungen signalisieren. Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e s<strong>in</strong>d Verteidiger<br />

<strong>der</strong> alten Ordnung. Für all jene, die direkt o<strong>der</strong> <strong>in</strong>direkt Lobbyarbeit<br />

gegen Klimaschutz-Maßnahmen betreiben, habe ich e<strong>in</strong>e klare<br />

Botschaft: Eure Vorstellungen s<strong>in</strong>d veraltet und Euch läuft die Zeit<br />

davon.<br />

30,00 EUR<br />

UN Generalsekretär Ban Ki-moon auf dem World Bus<strong>in</strong>ess<br />

Summit on Climate Change <strong>in</strong> Kopenhagen am 24. Mai 2009.<br />

www.kod-druck.de<br />

Bestellanschrift<br />

Mediengruppe macondo<br />

Berl<strong>in</strong>er Platz 8-10<br />

48143 Münster<br />

Tel: +49 (0) 251 - 48 44 93 40<br />

Fax: +49 (0) 251 - 48 44 93 42<br />

<strong>in</strong>fo@macondo.de<br />

www.macondo.de

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