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Journal für Ärztinnen und Ärzte

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FORUM MEDICUM<br />

Fortbildung<br />

Kein Zusammenhang zwischen Todesfall <strong>und</strong> HPV-Impfung –<br />

Impfung weiterhin im Österreichischen Impfplan<br />

Trotz Screening zur Früherkennung<br />

bleibt Gebärmutterhalskrebs europaweit<br />

die zweithäufigste Krebserkrankung<br />

bei Frauen zwischen 15 <strong>und</strong> 44 Jahren,<br />

wobei jährlich in der EU an die<br />

15.000 Todesfälle zu beklagen sind.<br />

Gardasil ® kann helfen, Gebärmutterhalskrebs<br />

zu verhindern. Der Impfstoff ist<br />

seit 2006 zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs<br />

<strong>und</strong> anderen mit humanen<br />

Papillomviren der Typen 6, 11, 16 <strong>und</strong> 18<br />

assoziierten Erkrankungen in mittlerweile<br />

etwa 90 Ländern weltweit zugelassen. Die<br />

österreichische Agentur <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Ernährungssicherheit (AGES), internationale<br />

Behörden, Fachgesellschaften<br />

<strong>und</strong> Experten sowie das European Center<br />

for Disease Control (ECDC) sehen in dem<br />

Impfstoff eine wirksame Vorbeugungsstrategie<br />

gegen Gebärmutterhalskrebs.<br />

Presseberichte der vergangenen Tage<br />

haben die HPV-Impfung in Zusammenhang<br />

mit dem Tod einer 19-jährigen Frau<br />

gebracht, die drei Wochen vor ihrem Tod<br />

eine HPV-Impfung erhalten hatte. Das<br />

erst drei Monate nach dem tragischen Ereignis<br />

fertig gestellte gerichtsmedizinische<br />

Gutachten fand als Todesursache eine<br />

Atemlähmung, deren Auslöser aber nicht<br />

festgestellt werden konnte. Wenngleich<br />

das Ergebnis des Gutachtens darauf verweist,<br />

dass ein konkreter Hinweis <strong>für</strong> das<br />

tatsächliche Vorliegen einer todesursächlichen<br />

Arzneimittelnebenwirkung aus den<br />

Bef<strong>und</strong>en nicht ableitbar ist <strong>und</strong> ein<br />

Zusammenhang nach Bedachtnahme auf<br />

Bef<strong>und</strong>muster <strong>und</strong> Symptome nur wenig<br />

wahrscheinlich ist, hat die Tatsache, dass<br />

es kein Testverfahren gibt, einen Zusammenhang<br />

mit 100%-iger Sicherheit auszuschließen,<br />

zu massiver Verunsicherung<br />

geführt.<br />

Experten empfehlen Gebärmutterhalskrebsimpfung<br />

weiterhin<br />

Bei weltweit über 20 Millionen verimpften<br />

Dosen haben derzeit weder die<br />

EMEA noch die FDA schwerwiegende<br />

ges<strong>und</strong>heitsschädliche Wirkungen der<br />

HPV-Impfung festgestellt. Auch die<br />

internationale Pharmakovigilanzübersicht<br />

gibt bisher keinen Hinweis auf<br />

schwerwiegende unerwünschte Nebenwirkungen<br />

der HPV-Impfung, weshalb<br />

1-2/2008 DER MEDIZINER<br />

aufgr<strong>und</strong> aktuell vefügbarer Daten keine<br />

Änderung in der Nutzen-Risiko-Bewertung<br />

der HPV-Impfung notwendig ist.<br />

Der Oberste Sanitätsrat hat die HPV-<br />

Impfung Anfang 2007 in den Österreichischen<br />

Impfplan aufgenommen <strong>und</strong><br />

empfiehlt die Impfung allen Mädchen<br />

<strong>und</strong> Frauen, möglichst vor Eintritt in das<br />

sexuell aktive Alter. Auch die Impfung<br />

von Knaben bzw. männlichen Jugendlichen<br />

wird laut Impfplan als sinnvoll erachtet,<br />

besonders wenn ein Impfstoff<br />

verwendet wird, der auch vor Kondylom<br />

verursachenden Viren schützt. Diese<br />

Empfehlung hat auch weiterhin uneingeschränkt<br />

Gütigkeit.<br />

Auch das Präsidium der Österreichischen<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Kinder- <strong>und</strong> Jugendheilk<strong>und</strong>e<br />

sowie der Vorsitzende des<br />

Impfausschusses des OSR nahmen zu<br />

den Meldungen r<strong>und</strong> um die HPV-Impfung<br />

Stellung. Nach derzeitigem Stand<br />

des Wissens sei ein unerwarteter Todesfall<br />

drei Wochen nach einer Impfung mit<br />

an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit<br />

nicht in ursächlichem Zusammenhang<br />

mit dieser Impfung zu sehen“.<br />

Keinen Anlass <strong>für</strong> die derzeitige Änderung<br />

der Nutzen-Risiko-Bewertung der<br />

HPV-Impfung sehen auch die Österreichische<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Gynäkologie <strong>und</strong><br />

Geburtshilfe (OEGGG) sowie die Arbeitsgruppe<br />

<strong>für</strong> sexuell übertragbare<br />

Krankheiten <strong>und</strong> dermatologische Mikro-<br />

biologie der Österreichischen Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Dermatologie <strong>und</strong> Venerologie.<br />

Der Oberste Sanitätsrat hat die HPV-<br />

Impfung in den Österreichischen Impfplan<br />

aufgenommen <strong>und</strong> diese Empfehlung<br />

gilt weiterhin <strong>für</strong> Österreich.<br />

Volle Rehabilitation von Gardasil ®<br />

Die Europäische Arzneimittelbehörde<br />

(EMEA) hat inzwischen bekannt gegeben,<br />

dass kein ursächlicher Zusammenhang<br />

zwischen dem Tod der 19-jährigen<br />

Studentin <strong>und</strong> der Impfung besteht.<br />

Auch der zuständige Gerichtsmediziner<br />

<strong>und</strong> die Staatsanwaltschaft sind zu dem<br />

Schluss gekommen, dass kein kausaler<br />

Zusammenhang zwischen Tod <strong>und</strong> Impfung<br />

feststellbar ist.<br />

Die Österreichische Krebshilfe unter<br />

der Präsidentschaft von Herrn Univ.-Prof.<br />

Dr. Paul Sevelda sieht nunmehr keine<br />

Veranlassung, dass jene Frauen, die sich<br />

auf Gr<strong>und</strong> der Berichterstattung in den<br />

Medien verunsichert gefühlt hatten, weiter<br />

zuwarten, bevor sie weitere fällige<br />

Teilimpfungen durchführen lassen. Sie<br />

bedauert jedoch, dass die HPV-Impfung<br />

als präventive Maßnahme zur Vermeidung<br />

der HPV-assoziierten Erkrankungen<br />

derzeit nicht ins nationale Impfprogramm<br />

aufgenommen wird, auch wenn<br />

sich deren Nutzen erst längerfristig auswirken<br />

wird.<br />

Andrea Ballasch<br />

seite 35

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