Journal für Ärztinnen und Ärzte
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Weitere seltene Ursachen <strong>für</strong> Ulcus<br />
cruris sind entzündliche Hauterkrankungen<br />
wie zum Beispiel die Necrobiosis<br />
lipoidica, die gehäuft bei Diabetikern<br />
auftritt.Atrophe, bräunliche, teleangiektatische<br />
Herde zeigen sich speziell prätibial<br />
(Abb. 4). Die einzige erfolgversprechende<br />
Therapie dieser granulomatösen<br />
Hauterkrankung ist die Excision <strong>und</strong><br />
plastisch-chirurgische Deckung. Alternativ<br />
kann eine Kombination aus lokalen<br />
Kortikoiden, Kompression <strong>und</strong> Infusion<br />
vasoaktiver Substanzen versucht<br />
werden.<br />
Das Pyoderma gangränosum bildet<br />
sich meist aus nekrotisierenden Papeln<br />
<strong>und</strong> breitet sich rasch zu einem sehr<br />
schmerzhaften, schmierig belegten Ulcus<br />
mit überlappendem, Taschen bildenden,<br />
stark gerötetem Rand aus.Typischerweise<br />
ist eine rasche Progredienz bei Manipulation<br />
(Debridement, Biopsie) zu beobachten.<br />
Derartige Reize sollen daher so weit<br />
wie möglich vermieden werden. Bei vielen<br />
Patienten besteht eine Assoziation<br />
mit entzündlichen Darmerkrankungen<br />
<strong>und</strong> hämatologischen Erkrankungen,<br />
nach denen daher bei Vorliegen eines<br />
Pyoderma gangränosum gefahndet werden<br />
sollte. Die Therapie besteht in systemischer<br />
Immunsuppression.<br />
Eine relativ häufig verkannte Ursache<br />
von Ulcerationen an atypischen Stellen<br />
sind Malignome. So können nach entsprechender<br />
Latenz sowohl Basalzellkarzinome<br />
als auch Plattenepithelkarzinome,<br />
Lymphome, Melanome, Merkelzellkarzinome,<br />
das sogenannte klassische<br />
Kaposi-Sarkom, sowie auch kutane Metastasen<br />
zu Ulcerationen führen. Ulcera<br />
Abbildung 5<br />
Plattenepithelkarzinom auf Ulcus cruris<br />
1-2/2008 DER MEDIZINER<br />
mit tumorösen Anteilen oder ausgeprägter<br />
Hyperkeratose (Abbildung 5) sollten<br />
daher auf jeden Fall biopsiert werden.<br />
Chronische Ulcera jeder Genese stellen,<br />
besonders nach jahrelangem Verlauf,<br />
eine potentielle Präkanzerose dar <strong>und</strong><br />
bedürfen daher auch diesbezüglich besonderer<br />
Wachsamkeit durch den behandelnden<br />
Arzt.<br />
Zusammenfassung<br />
Das Ulcus cruris ist <strong>für</strong> den Patienten<br />
meist eine langwierige, belastende Erkrankung<br />
mit einem beträchtlichen zeitlichen,<br />
organisatorischen <strong>und</strong> auch finanziellen<br />
Aufwand.<br />
Durch die Entwicklungen auf dem<br />
Bereich der modernen W<strong>und</strong>behandlung<br />
in den letzten Jahren haben sich <strong>für</strong><br />
die Patienten hinsichtlich der Lokaltherapie<br />
wesentliche Verbesserungen ergeben.<br />
Dennoch darf sich der Arzt bei der<br />
Behandlung des Ulcus cruris nicht nur<br />
auf die Auswahl des richtigen, stadiengerechten<br />
W<strong>und</strong>verbandes beschränken,<br />
sondern muss jedenfalls versuchen,<br />
die Ursache der W<strong>und</strong>heilungsstörung<br />
aufzudecken <strong>und</strong> zu beseitigen. Diese<br />
sind in den meisten Fällen vaskulärer<br />
Natur <strong>und</strong> lassen sich durch Anamnese,<br />
Inspektion <strong>und</strong> einfache Untersuchungen<br />
meist eindeutig nachweisen. Ulcera,<br />
die nicht in diese Kategorie fallen,<br />
ULCUS CRURIS<br />
Fortbildung<br />
bedürfen immer einer weiterführenden<br />
multidisziplinären Diagnostik, da sie<br />
nicht selten Symptome einer Systemkrankheit<br />
oder manchmal auch Tumormanifestation<br />
sein können.<br />
Das Erfolgsprinzip bei der Behandlung<br />
des Ulcus cruris liegt daher bei der<br />
Aufdeckung <strong>und</strong> Therapie der auslösenden<br />
Faktoren, wobei in den meisten Fällen<br />
sowohl konservative als auch invasiv/<br />
operative Verfahren zur Verfügung stehen,<br />
die auf die spezifischen Anforderungen<br />
des jeweiligen Patienten angepasst<br />
werden können. Moderne Verbandstoffe,<br />
feuchte W<strong>und</strong>behandlung <strong>und</strong> modernes<br />
W<strong>und</strong>management bilden einen unverzichtbaren<br />
zusätzlichen Bestandteil der<br />
Therapie des Ulcus cruris.W<strong>und</strong>behandlung<br />
alleine, ohne pathogenetisch orientierte<br />
Therapiekonzepte ist allerdings <strong>für</strong><br />
die meisten Patienten mit Ulcus cruris<br />
zu wenig.<br />
OA Dr. Albert Bacher<br />
Prim. Univ.-Doz. Dr. Franz Trautinger<br />
Landesklinikum St. Pölten-Lilienfeld<br />
Abteilung <strong>für</strong> Haut- <strong>und</strong><br />
Geschlechtskrankheiten<br />
Propst-Führer-Straße 4<br />
A-3100 St. Pölten<br />
Tel.: 02742/300-11 909, Fax-Dw: -11 919<br />
albert.bacher@stpoelten.lknoe.at<br />
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