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Journal für Ärztinnen und Ärzte

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ULCUS CRURIS<br />

Fortbildung<br />

Abbildung 2<br />

Ulcus cruris arteriosum<br />

Seltenere Ursachen arterieller Ulcera<br />

sind Angiodysplasien wie Shunts oder<br />

Ektasien. Diese Ulcera sind entsprechend<br />

nicht typisch lokalisiert, die Therapie<br />

ist in der Behebung der Dysplasie<br />

zu sehen.<br />

Diabetisches Fußsyndrom<br />

Die Lokalisation der Ulcera beim diabetischen<br />

Fuß betrifft meist traumatisierte<br />

Stellen <strong>und</strong> Stellen mit hoher<br />

Druckbelastung, z.B. an den Ballen oder<br />

an den Zehen. Es besteht nicht selten<br />

eine deutliche Hyperkeratose <strong>und</strong> eine<br />

ausgesprochene Tendenz zu Superinfektionen.<br />

Auch Nekrosen <strong>und</strong> Gangrän<br />

werden häufig beobachtet. Die Tiefe der<br />

Ulcera ist oft durch reine Inspektion nicht<br />

ausreichend beurteilbar, erst Debridement<br />

<strong>und</strong> (vehemente) Sondierung bringen<br />

Klarheit über die Beteiligung von<br />

Knochen <strong>und</strong> Sehnen (sog. Diabetisches<br />

Mal perforans).<br />

An der Genese des diabetischen Fußes<br />

sind Neuropathie (sensorisch, motorisch,<br />

autonom), Angiopathie, rezidivierende<br />

Traumen <strong>und</strong> Fehlbelastung in wechselndem<br />

Ausmaß beteiligt.<br />

Diagnostisch sollten eine Abklärung<br />

des arteriellen Status (siehe oben), Ausschluss<br />

einer Osteomyelitis (Sondierung<br />

– „probing to the bone“, MR) sowie ein<br />

Abstrich <strong>und</strong> ein neurologischer Status<br />

durchgeführt werden.<br />

Therapeutisch stehen Infektbekämpfung<br />

(Osteomyelitis), Druckentlastung<br />

durch orthopädische Schuhe <strong>und</strong> andere<br />

Hilfsmaßnahmen sowie eine optimale<br />

Therapie der Gr<strong>und</strong>krankheit im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Rechtzeitig sollten auch operative<br />

Sanierungsmöglichkeiten oder die<br />

Option einer Amputation in Betracht<br />

gezogen werden. Bei der W<strong>und</strong>behandlung<br />

ist besonders darauf zu achten, dass<br />

tiefe W<strong>und</strong>en (bis zu Knochen <strong>und</strong> Sehnen)<br />

<strong>und</strong> W<strong>und</strong>en unbekannter Tiefe<br />

nicht mit Okklusivverbänden versorgt<br />

werden dürfen.<br />

Sonstige Ursachen<br />

Bei Ulcera, die nicht die typischen<br />

oben beschriebenen klinischen Kriterien<br />

erfüllen, müssen immer auch seltene<br />

Ursachen in Betracht gezogen werden.<br />

Klassisches Erkennungszeichen<br />

vaskulitischer Ulcera ist das Auftreten<br />

blitzfigurenartiger livider Erytheme in<br />

der Umgebung <strong>und</strong>/oder einer sogenannten<br />

palpablen Purpura (Abb. 3).<br />

Die Ulcera können flach oder tief sein<br />

<strong>und</strong> sind häufig bilateral <strong>und</strong> multipel.<br />

Die Vaskulitiden werden sowohl nach<br />

der Größe der betroffenen Gefäße<br />

(small-vessel-, medium-sized vessel-, large-vessel<br />

vasculitis) als auch nach den<br />

zugr<strong>und</strong>eliegenden Mechanismen <strong>und</strong><br />

Syndromen eingeteilt. Viele Vaskulitiden<br />

sind Systemerkrankungen wobei<br />

die Haut vor allem der Beine eines der<br />

häufig betroffenen Organe darstellt.<br />

Biopsie <strong>und</strong> weiterführende Diagnostik<br />

sollten spezialisierten Abteilungen überlassen<br />

werden. Die Rolle der in der Praxis<br />

tätigen Allgemeinmediziner <strong>und</strong><br />

Fachärzte liegt in der Erkennung verdächtiger<br />

Symptome <strong>und</strong> Veranlassung<br />

einer adäquaten Diagnostik.<br />

Leukozytoklastische Vaskulitis<br />

Abbildung 3<br />

Nekrobiosis lipoidica<br />

Abbildung 4<br />

Auch Lymphabflussstauungen können<br />

zu Ulcerationen führen. Klinisch ist<br />

ein chronisches Lymphödem durch die<br />

säulenförmige Verformung der Beine<br />

gekennzeichnet. Im Stadium 1 sind die<br />

Ödeme reversibel, im Stadium 2 zeigt<br />

sich zunehmende Fibrose, die Dellen<br />

sind kaum eindrückbar, das Stadium 3<br />

stellt die Elefantiasis dar. Diagnostisch<br />

hilfreich ist das Stemmerzeichen, bei dem<br />

man verhärtete, verbreiterte <strong>und</strong> schwer<br />

abhebbare Hautfalten an den Zehen<strong>und</strong><br />

Fingerrücken findet.<br />

Lymphödeme können sowohl hereditär<br />

als auch sek<strong>und</strong>är auftreten. Häufige<br />

Ursache sind chronisch rezidivierende<br />

Entzündungen wie sie beim Erysipel<br />

manchmal beobachtet werden, ebenso<br />

Verletzungen oder postoperative Komplikationen.<br />

Therapeutisch sollte konsequente<br />

Kompressionstherapie in Kombination<br />

mit sowohl manueller als auch<br />

maschineller Lymphdrainage eingesetzt<br />

werden.<br />

Speziell bei jungen Patienten mit<br />

ungewöhnlichen Ulcera muss man auch<br />

an hämatologische Erkrankungen <strong>und</strong><br />

Störungen der Blutgerinnung denken.<br />

Darunter fallen zum Beispiel Thrombophiliesyndrome<br />

wie Mangel an Protein<br />

C, S, <strong>und</strong> AT III, Hyperhomozysteinämie,Plasminogenaktivatorinhibitorerhöhung,<br />

Hyperfibrinogenämie sowie<br />

Antiphospholipidsyndrom. Hier können<br />

nur spezielle laborchemische Methoden<br />

Aufschluss geben.<br />

seite 20 DER MEDIZINER 1-2/2008

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