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Begrenzter Journalismus - MainzerMedienDisput

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14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>Daten über die aktuelle Wirtschaftssituation der Freienzu gewinnen (Deutscher Journalisten-Verband 2009a).Sie ist die derzeit aktuellste verfügbare Studie.Die Ergebnisse zeigen hinsichtlich der zentralen Ressource„Geld“ deutliche Einschnitte im Vergleich zumVorjahr: Ein Drittel der Freien verlor einzelne wichtigeAuftraggeber oder berichtete, dass AuftraggeberHonorare kürzen. Jeder vierte Freie berichtete überschleppendere Honorarzahlungen. Immerhin bei einemweiteren Drittel ging das Geschäft „ganz normal“ weiter.Zusätzliche Auftraggeber konnte jeder vierte Freiegewinnen. Höhere Honorare konnten nur bei 3 Prozentaller Auftraggeber erzielt werden. Das durchschnittlicheEinkommen der Befragten lag bis zum Ausbruch derWirtschaftskrise Mitte 2008 bei 24.436 Euro, dies entsprichtmonatlich 2.036 Euro. Die Mitglieder erwartenentsprechend von ihrem Verband mehr Engagement füreine verbindliche Honorarordnung und eine angemesseneBezahlung für Qualitätsarbeit.• Jeder zwölfte „Freie“ gab an, seinen Hauptauftraggeberverloren zu haben. Betroffen waren insbesondereFreie, die für die stark von Anzeigenschaltungenabhängigen Tageszeitungen (44 Prozent), Fachzeitschriften(34 Prozent), Publikumszeitschriften (27Prozent) und Online-Medien (19 Prozent) tätig sind.Die Süddeutsche Zeitung vergab an Freie, die ihrerstes Buch veröffentlicht oder für den Wirtschaftsteilgearbeitet hatten, keine Aufträge mehr. Pauschalistenwurde gekündigt, der Honorartopf um 20 Prozentgekürzt (Frech 2009).• Jeder fünfte Freie musste Auftragseinbußen von über50 Prozent hinnehmen.• Ein Drittel aller freien Journalisten verzeichnete seitMitte 2008 einen „signifikanten“ Auftragseinbruch.Dies betraf insbesondere den Bereich der Tageszeitungen(43 Prozent), gefolgt von den Fachzeitschriften(35 Prozent) und Publikumszeitschriften (24 Prozent),PR-Agenturen (19 Prozent), Online-Medien (14Prozent) und Pressestellen (13 Prozent). InsbesondereFotojournalisten sind von der Krise betroffen: Jederzweite berichtete von einem signifikanten Auftragseinbruch.• Nur relativ wenige Journalisten konnten einen bedeutsamenRückgang in den öffentlich-rechtlichenMedien (9 Prozent) verzeichnen, noch weniger imPrivatfunk (8 Prozent) und in den audio-visuellenProduktionsfirmen (5 Prozent). Noch seltener wardies bei den Bildagenturen (4 Prozent) und Nachrichtenagenturen(3 Prozent) der Fall.• Die soziale Absicherung der Freien ist lückenhaft:Laut DJV-Studie hat nur ein Viertel aller Freien einenAnspruch auf Leistungen des Arbeitslosengeldes I aufGrund einer freiwilligen Arbeitslosenversicherung;drei Viertel aller Freien würde einen Zugang allerSelbständigen zur freiwilligen Arbeitslosenversicherungbegrüßen.Im Jahr 2008 führte der DJV eine große Umfrage unter2.187 freien Journalistinnen und Journalisten durch(Deutscher Journalisten-Verband 2009a). Damalsschätzte immerhin noch die Hälfte der Befragten dieAuftragslage optimistisch ein. Nur wenige rechnetenmit größeren Problemen. Aber bereits damals, als sichdie Wirtschaftskrise erst vage abzuzeichnen begann,zeigten mehrere Indikatoren, dass es den Freien nichtgut ging:• Das monatliche Durchschnittseinkommen betrugrund 2.150 Euro und ist damit inflationsbereinigtüber einen Zeitraum von zehn Jahren fast gleichgeblieben. Freie verdienen damit etwa soviel wie dieHälfte ihrer angestellten Kollegen. Weischenbergkommt in diesem Punkt im Vergleich der Jahre 1993und 2005 allerdings zu einem anderen Befund: Erstellte fest, dass das Durchschnittseinkommen derFestangestellten nur um netto 300 Euro höher liegt(Weischenberg et al. 2006a:352).• Bezahlten Urlaub erhält nur jeder fünfte Freie - dassind im Wesentlichen die Mitarbeiter der Rundfunkanstalten.Praktisch jeder zweite Freie nimmt Urlaubund erhält in dieser Zeit kein Honorar. Mehr als jederDritte nimmt daher wenig Urlaub.• Jeder vierte Freie ging Nebentätigkeiten nach. Beiüberdurchschnittlichen Einkommen kümmern sichweniger Freie um Zusatzverdienste. So war es beiNachrichtenagenturen nur jeder Sechste, bei Rundfunkanstaltennur jeder Fünfte. In den Online-Medien,die sich durch ein relativ niedriges Durchschnittseinkommenvon 1.491 Euro auszeichnen, geht fast jederZweite einer außerjournalistischen Tätigkeit nach.• Nur 9 Prozent der Freien erhielten für Zweit- undweitere Verwendungen von Beiträgen regelmäßig eingesondertes Honorar, zehn Jahre zuvor waren es noch14 Prozent. Der Anteil der vertraglichen Vereinbarungenbei Zeitungen hat sich in den letzten Jahrenhingegen verdoppelt, im Onlinebereich sogar verdreifacht.Die Vereinbarungen versuchen meist umfangreicheNutzungsrechte für die Auftraggeber abzusichern,ohne diese separat vergüten zu müssen.Inzwischen verfügten drei Gerichte, dass solcheTotal-Buy-out-Verträge rechtswidrig sind, da siegegen den Anspruch auf ein „angemessenes“ Honorarverstoßen (Buchholz 2009).10


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>• Frauen erhielten auf die Stunde bezogen wenigerHonorar als Männer. Der Trend zeigt außerdem, dassdie Mehrheit der Freien Frauen sind.• Die Zahl der freiwilligen Freien ging zurück. Ein Grundhierfür kann sein, dass im Zuge der Medienkrise von2001/2002 und wegen der seither anhaltenden Entlassungenim Zeitungsbereich der Anteil der Freienzugenommen hat, die vorher als angestellte Redakteuretätig waren.• Die Künstlersozialkasse (KSK) ist die wichtigsteSozialeinrichtung für freie Journalisten. Während vorzehn Jahren nur jeder Zweite über die KSK versichertwar, sind es inzwischen zwei Drittel aller Freien. Nur8 Prozent sind über den Auftraggeber sozialversichert;das sind in der Regel Freie, die in Rundfunkanstaltentätig sind. Dies bedeutet, dass mehr als einViertel der Freien außerhalb des gesetzlichen Sozialversicherungssystemssteht. Drei Viertel der Freiensind außerdem Mitglied von Verwertungsgesellschaften.InterviewsGeld ist eine Ressource im <strong>Journalismus</strong>, die fast alleInterviewpartner als wesentlichen Faktor für Qualitätsjournalismusbenennen. Sie ist, wie einige von ihnenbetonen, direkt auch von der Ressource Zeit abhängigbzw. beide Faktoren bedingen einander.Ulrike Maercks-Franzen setzt sich als Bundesgeschäftsführerinder Deutschen Journalistinnen und Journalisten-Union(DJU) im Rahmen der „Initiative Qualität“seit Jahren mit Faktoren für Qualitätsjournalismus auseinander.Sie hält eine „angemessene und ordentlicheBezahlung“, ausreichende Honorartöpfe sowie sozialeSicherheit für die Journalisten für wichtige Qualitätsfaktoren.Regine Bönsch, Ressortleiterin bei der WochenzeitungVDI-Nachrichten meint: „Wo es an Geld mangelt, dürfenbzw. können einige Kollegen nicht mehr reisen. Derwirtschaftliche Druck erschwert gute journalistischeBeiträge. Man darf auch nicht zu viel in den Redaktionensparen. Wenn es zu wenig Redakteure für die Seitenproduktiongibt, vermindert das die Qualitätskontrolle.Es gibt immer mehr Tageszeitungen bei denenbeispielsweise orthografische Fehler extrem auffälligsind“. Die unzureichende Bezahlung von Freien verschlechtere„deutlich die Qualität. Wenn man seinezwei, drei Geschichten parallel täglich abliefern muss,verändert das klar die Qualität“. Für Regine Bönsch istaber auch klar: „Freie und Feste müssen einanderrespektieren. Dafür ist es gut, wenn man weiß, was derandere tut, wenn man sich kennt. Um einen bestimmtenSupport zu leisten, schicke ich einige Freie auch aufMessen oder ich nehme sie mit zu großen Interviews“.Die Chefredakteurin der Netzeitung, Domenika Ahlrichs,begegnet einer massiven Kürzung des Redaktionsbudgetsdamit, zum einen die Masse der produziertenNachrichten zu verringern, denn „das, was wir machen,müssen wir gut machen. Ein informierter Leser kriegtschnell heraus, ob ein Beitrag vernünftig geschriebenist“. Außerdem hat sie die Zahl der Autoren reduziert, diejedoch nach wie vor dasselbe Honorar für ihre Beiträgeerhalten. Beiträge von freien Autoren, die ihr mituntersogar kostenlos angeboten werden, lehnt sie grundsätzlichab. Schließlich hat sie die Redaktion umorganisiert- der Posten des „Chefs vom Dienst“ rotiert täglich.Diese Praxis hat sich ihrer Ansicht nach bewährt (s.„Faktor Organisation“).Die freie Journalistin Annette Bolz nennt ein angemessenesHonorar als erste Voraussetzung für guten <strong>Journalismus</strong>.Darunter versteht sie „ein Honorar, das esermöglicht, ökonomisch zu arbeiten, um eine gründlicheRecherche anzustellen, unabhängige Informationen zubekommen, sich über Dramaturgie Gedanken zumachen, den Text selbst zu redigieren oder umzuschreiben,damit er sprachlich so ist, wie es die Journalistinauch kann. Die Zeit ist nötig, einen Text so zu produzieren,dass er auch gut genug ist“. Entsprechend hält sie„Dumpinghonorare“ für den „ersten Verhinderer vonQualitätsjournalismus“. Die derzeit schlechte Bezahlungführe dazu, dass „die journalistische Leistung automatischschlechter wird“. Schlecht honorierte Aufträgenimmt sie aus diesem Grund nicht an.Der freie Journalist Hardy Prothmann betreibt seit Mai2009 mit Heddesheimblog.de ein lokales, investigativesBlog, das sich selbst in Konkurrenz zur Tageszeitung„Mannheimer Morgen“ sieht. Er sieht „schlimme Folgen“einer unangemessenen Bezahlung von Autoren, „derenAuswirkungen sogar unaufmerksame Leser, Hörer undZuschauer jeden Tag seit Jahren erleben können. Dassdie schlechte Bezahlung noch keine katastrophale Folgennach sich gezogen hat, hängt überwiegend einerseitsmit der Selbstausbeutung vieler Kolleginnen undKollegen zusammen, und andererseits damit, dass es bisheute herausragende überregionale, aber auch lokaleMedien immer noch gibt, die wirtschaftlich zumindestso erfolgreich sind, dass sie ihre Leute anständig bezahlenkönnen und dafür Premium-Inhalte bekommen“.Der freie Journalist Matthias Spielkamp hält ebenfallseine nicht ausreichende finanzielle Ausstattung für problematisch:„Wenn ich nicht bereit bin, Recherche zu11


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>bezahlen, kommt sehr wahrscheinlich schlechter <strong>Journalismus</strong>dabei heraus“. Er sieht hierin auch einenZusammenhang mit der Bereitschaft, Thesen oderGeschichten zu verwerfen: „Es ist ein schlechter Grundsatz,wenn etwa bei Fernsehproduktionen von Journalistengefordert wird, dass man niemals ohne Geschichtezurückkommen darf. Wenn Drehtage bezahlt wurden,aber wenn man nicht bereit ist, diese abzuschreiben, istdas ein Hindernisgrund für guten <strong>Journalismus</strong>.“Spielkamp weist außerdem auf den großen Unterschiedzwischen dem Einkommen von Freien und Festangestelltenhin: „Redakteure können heute nach guten Verhandlungenimmer noch 80.000 Euro und mehr imPrintjournalismus verdienen. Als Freiberufler ist dasnahezu unmöglich, so viel zu verdienen. Die Honoraresind zum großen Teil so gering, dass man Schwierigkeitenhat, davon zu leben. Am schlimmsten ist das beifreien Tageszeitungsjournalisten“. Diese Entwicklung seiinzwischen auch bei den Fernsehjournalisten angekommen.Spielkamp weiß von einer Journalistin, die es sichnicht mehr leisten kann, Beiträge für „frontal21“ zumachen. Grund: Zu viele unbezahlte Recherchetagewürden dazu führen, dass Tagessätze von 150 Euroübrig blieben. Spielkamp: „Es ist dieser Vergleich mitden Festangestellten - das Einkommen steht in überhauptkeinem Verhältnis mehr. Deswegen hören Journalistenauf, ihr Geld mit <strong>Journalismus</strong> zu verdienen.Gerade die Guten mit Alternativen suchen sich etwasBesseres“.LösungsansätzeOrganisation und ManagementDie Chefredaktion kann bei der Auftragsvergabe mittelsklarer Ansagen dafür sorgen, dass es zu keinemHonorardumping kommt.HonorarverhandlungenFreie Journalisten können sich stärker zusammenschließen,um ein Gehör für ihre Bedürfnisse zu finden.So hat sich etwa erst in jüngster Zeit mit „Freischreiber“ein neuer Journalistenverband gegründet, der ausschließlichdie Interessen von Free-Lancern vertretenwill. Aber auch innerhalb etablierter Berufsverbändekönnen sich Freie nachhaltiger organisieren.Neben diesen eher traditionellen Maßnahmen, die aufeine Verbesserung des redaktionellen Binnenverhältnissesin den Redaktionen oder zwischen Redaktionen undAutoren bzw. auf gewerkschaftliches Engagementabzielen, wurde 2009 eine Reihe von Lösungsvorschlägendiskutiert, die direkt am Finanzierungsmodell derPublikationen ansetzen. So wurden Alternativen zu denheutigen Geschäftsmodellen wie den Abo- und Einzelentgelten,der Werbung sowie Gebühren gesucht, dainsbesondere die Refinanzierung über klassische Werbungimmer schwieriger wird:Finanzierung durch öffentliche EinrichtungenÖffentliche Einrichtungen wie Kirchen oder Universitätenkönnten Qualitätsmedien herausgeben oder finanzieren,schlugen Weichert und Kramp (2009c) vor.Volker Lilienthal (2009a) machte allerdings darauf aufmerksam,dass auch die Kirchen im Zuge der Kirchenaustrittean Finanzkraft einbüßen mussten.Finanzierung durch zivilgesellschaftlichesEngagementWeichert und Kramp (2009c) schlugen außerdem eineArt Volksaktien für Qualitätsmedien vor. Als Vorbild präsentierensie das Genossenschaftsmodell der taz. Lilienthal(2009a) glaubt jedoch, dass dies nur für Minderheitsmedieninteressant sein könnte, da das Interesseder Deutschen an Qualitätsmedien nicht ausreichendgroß sei.Finanzierung durch KulturflatrateDie Einführung einer Kulturflatrate wird seit längeremvor allem in Hinblick auf Musik diskutiert (Roßnagel etal. 2009) und wurde ebenfalls von Weichert und Krampaufgegriffen. Die Diskussion knüpft hier an das Verteilungssystemder Verwertungsgesellschaften wie derGEMA oder der VG Wort an. Der Gesetzgeber könntenicht nur Gerätehersteller, sondern auch Internetproviderzu Pauschalabgaben verpflichten, die direkt aufdie Rechteinhaber umgelegt werden könnten. Problematischist hier jedoch, einen Verteilschlüssel zu finden,der Qualität honoriert.Finanzierung durch NationalfondsEine weitere Lösung besteht nach Ansicht von Weichertund Kramp (2009c) in der Errichtung eines „Nationalfondsfür Qualitätsmedien“. Doch auch hier stellt sichwie bei der Kulturflatrate die Frage nach einem adäquatenVerteilschüssel. Auch ist, so Lilienthal (2009a), zuüberlegen, ob damit nicht Eliteblätter für wenige herangezüchtetwerden. Zu klären wäre auch, ob die so finanziertenZeitungen überhaupt entgeltpflichtig wären -analog dem GEZ-finanzierten Rundfunk.12


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>Finanzierung durch MäzenatenRichard Tofel von der US-amerikanischen ProPublica-Stiftung erwartet ein Marktversagen in vielen Nachrichtenbereichenund setzt dabei auf eine gemeinnützigeFinanzierung: Wenn der Markt versagt - so heißt esin den Wirtschaftslehren - braucht man öffentlicheGüter. Ich denke, in diesen Fällen, in denen der Marktversagt, wird gemeinnützig finanzierter <strong>Journalismus</strong>eine zunehmend wichtige Rolle spielen“. (Sixtus/Endert2009) Mäzene oder Stiftungen, die sich für Qualitätsmedieneinsetzen, schlagen deshalb Weichert undKramp (2009c) mit Blick auf das US-amerikanischeModell „Pro Publica“ (http://www.propublica.org) alsweitere Lösungsmöglichkeit vor. Der Miliardär HerbertM. Sandler will mit der gemeinnützigen Organisationdediziert investigativen <strong>Journalismus</strong> unterstützen, dadieser in der Regel keine Inhalte hervorbringt, die Anzeigenkundenschätzen. Derzeit recherchieren mit einemBudget von jährlich etwa zehn Mio. US-Dollar mehr alszwanzig Journalisten nach exklusiven Beiträgen aus denBereichen Politik und Wirtschaft. Unter anderem enthülltensie, dass die US-Regierung mit über 500 Mio.US-Dollar das arabische TV-Network „Al Hurra“ subventionierte.Die Recherche floss in einen Beitrag für dasTV-Magazin „60 Minutes“ von CBS News, das für seineScoops seit Jahrzehnten berühmt ist.In Deutschland gibt es bereits einige Zeitungen, die vonStiftungen getragen werden, so etwa die FAZ durch dieFAZIT-Stiftung. Die Rudolf-Augstein-Stiftung fördertseit Sommer 2009 die neue Stiftungsprofessur für diePraxis des Qualitätsjournalismus an der UniversitätHamburg. Lilienthal (2009a) weist jedoch darauf hin,dass Mäzenatenum die Produktion gesellschaftlichenReichtums voraussetze. Dies sei in Zeiten der Wirtschaftskrisefraglich. Zudem setze es voraus, dass esgenügend Besitzende gibt, die sich im Sinne desGemeinwohls für einen kritischen <strong>Journalismus</strong> engagierenwollen. Schließlich könnten hier auch neueAbhängigkeiten entstehen.Finanzierung durch MikrofinanzierungEs gibt inzwischen auch Versuche von Autoren undAutorengruppen sich direkt von ihren Lesern bezahlenzu lassen und so den Verlag oder den Sender als Mittlerzwischen Autor und Leser zu übergehen. Der Journalistund Blogger Christopher Allbritton überzeugte die Leserseines Blogs, ihn für zwei Recherchereisen in den Irakwährend des Kriegs zu unterstützen. Seine Berichte veröffentlichteer zunächst in seinem Blog „Back to Iraq“(http://www.back-to-iraq.com), später schrieb er auchfür das TIME Magazine als Free-Lancer. Damit inspirierteer die Plattform Spot.us dazu, von ihren Lesern fürmehrere Autoren Spenden einzusammeln. Für jedesArtikelprojekt setzt sie einen eigenen Spendenaufrufauf (Sixtus/Endert 2009).Finanzierung durch neue staatlicheFörderinstrumenteMöglich ist auch die Förderung von Medien durch neuestaatliche Förderinstrumente, die jedoch eine staatlicheEinflussnahme auf die Projektteilnehmer ausschließen.So fördert etwa das niederländische Bildungsministeriummit den „Digitale Pioniers“ (http://www.digitalepioniers.nl/)seit 2002 zahlreiche kleinste und kleinezivilgesellschaftliche Medieninitiativen über einenstaatlich alimentierten Förderfonds, der vom Think TankKennisland verwaltet wird. Diese Projekte müssen zurMeinungsbildung, Partizipation und Informationsvermittlungim Internet beitragen können. Die Förderungkann über bestimmte Förderkriterien Qualitätsstandardsin Bezug auf Inhalte, soziale KommunikationsundUmgangsformen und lizenzrechtliche Regelungenwie etwa der Verwendung von Creative-Commons-Lizenzen setzen (Schulzki-Haddouti/Maier-Wolthausen2009).Finanzierung durch Product PlacementEine Finanzierung durch Product Placement ist mit derÄnderung des entsprechenden EU-Rechts für das Privatfernsehenlegal. Gleichwohl wird sie kontrovers diskutiert(vgl. „Faktor Public Relations und Werbung“).13


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>3 Faktor Zeit„Guter <strong>Journalismus</strong> benötigt Zeit, um wirklich alleAspekte ergreifen zu können und recherchieren zu können“.Domenika AhlrichsProblemaufrissDie Lage in den RedaktionenWeniger Zeit für Recherche konstatiert eine aktuelleStudie „Wandel bei aktuellen Massenmedien: <strong>Journalismus</strong>in veränderten Medienkontexten“ des Instituts fürKommunikationswissenschaft der Universität Münsterunter der Leitung von Professor Bernd Blöbaum zumArbeitsalltag in den Redaktionen (Kutscha et al. 2009).Befragt wurden 15 Nachrichtenredaktionen, darunterARD aktuell, Spiegel Online, Süddeutsche Zeitung undDeutschlandfunk. Über die Hälfte der rund 300 befragtenJournalisten arbeitet heute länger als noch vor einigenJahren. Grund: Sie müssen heute organisatorischeund verwaltende Arbeiten übernehmen, die früherandere getan haben. Dies geht zu Lasten der Recherche:„Mehr als die Hälfte der Journalisten gibt an, heuteweniger Zeit für die Recherche zu haben als noch vorzehn oder 20 Jahren“. Ein Drittel ist der Überzeugung,dass ihre Redaktion weniger Zeit in Gegenrecherchesteckt - nur sieben Prozent sind anderer Meinung.Weischenberg kam bereits 2006 über zwei repräsentativeUmfragen in den Jahren 1993 und 2005 zu einemähnlichen Befund. So habe sich die journalistischeArbeit von zeitaufwändigen hin zu effizienten Tätigkeitenverschoben und sei insofern rationalisiert worden(Weischenberg 2006a et al.: 354 f.). Nach wie vor hättendie Journalisten genau zwei Stunden am Tag für dasVerfassen eigener Texte und Beiträge Zeit. Doch die fürRecherchen notwendige Zeit sei weniger geworden:Investierten Journalisten 1993 noch täglich 140 Minutenin die Recherche, waren es zwölf Jahre später wenigerals 120 Minuten. Nur die Hälfte der Befragten warmit der für Recherchetätigkeiten zur Verfügung stehendenZeit zufrieden. Diejenigen, die mehr Zeit für Recherchehatten, zeigten sich zufriedener. Der Aufwand fürtechnische und organisatorische Aufgaben war imUntersuchungszeitraum gleichzeitig deutlich gestiegen.84 Minuten waren zur Erledigung technischer Aufgabennotwendig, 78 Minuten für das Organisatorische unddie Verwaltung redaktioneller Abläufe. Dabei wurdennur diejenigen befragt, die unmittelbar für die journalistischeBerichterstattung verantwortlich sind.Die Lage der FreienIn seiner großen Freien-Umfrage von 2008 (DeutscherJournalisten-Verband 2009a) kam der DJV hinsichtlichder Ressource „Zeit“ zu folgendem Ergebnis: Viele derfreien Journalisten arbeitet lange. Die Arbeitszeitenerstrecken sich neben den üblichen wochentäglichenArbeitsstunden auch häufig auf die Nacht und dasWochenende. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt imSchnitt 44,1 Stunden. Dabei liegt im Bildbereich dieWochenstundenzahl mit 48 Stunden am höchsten.40 Prozent arbeiten „häufiger“ oder täglich“ nachts.49 Prozent müssen dreimal im Monat oder auch jedesWochenende arbeiten.InterviewsZeit ist eine qualitätskritische Ressource im <strong>Journalismus</strong>,die viele Interviewpartner als wesentlichen Faktorfür Qualitätsjournalismus benennen. Sie ist, wie einigevon ihnen betonen, direkt auch von der Ressource Geldabhängig.DJU-Bundesgeschäftsführerin Ulrike Maercks-Franzennennt eine „vernünftige Arbeits- und Zeitplanung inden Redaktionen“ und „Zeit für Recherche sowie für dieQualitätskontrolle“ als erste Voraussetzung für guten<strong>Journalismus</strong>. Die Chefredakteurin der Netzeitung,Domenika Ahlrichs, ist überzeugt, dass „guter <strong>Journalismus</strong>Zeit benötigt, um wirklich alle Aspekte ergreifen zukönnen und recherchieren zu können“. Sowohl Zeitdruck,als auch finanzieller Druck verhinderten dies. Sieachtet deshalb darauf, „dass ich meinen Journalistenausreichend viel Zeit bewillige, um ein Thema zu bearbeiten“.Sie selbst nimmt sich Zeit zu redigieren und zusehen, ob die Aspekte ihren Qualitätsanforderungenentsprechen. Sie glaubt aber, „dass Zeit- und Geldmangeldazu führen, dass gerade lange und intensiv recherchierteStücke im normalen Tagesgeschäft wenigerwerden“.Auch Professor Volker Lilienthal, der seit diesem Jahr dieRudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für Praxis des Qualitätsjournalismusinne hat, betont, dass „ein JournalistZeit zum Recherchieren, zum Verstehen und Schreibenbraucht“. Zeit als Voraussetzung für guten <strong>Journalismus</strong>setze aber bestimmte Personalanforderungen in denRedaktionen voraus: „Sie dürfen nicht zu knapp besetztsein. Aber die gegenwärtige Entwicklung ist so, dassPersonal abgebaut wird“.14


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>Peter Zschunke, stellvertretender Chefredakteur von APDeutschland, nennt ebenfalls den Zeitdruck, der gelegentlichdazu verleiten lässt, etwa Pressemitteilungenweniger zu überprüfen als es erforderlich wäre“. EinGegenmittel bestünde darin, „eine professionelle Haltungzu entwickeln. Man muss sich vor der Gefahrwappnen, Formulierungen einfach zu übernehmen, darfalso nicht per Copy-und-Paste übertragen und einfachredigieren, sondern muss den Pressetext extern lassenund nachschauen. Es ist wichtig, dass man immer nochseine eigene Sprache gegen die PR-Sprache behauptet.Außerdem sollte man sich gegen Anrufe ein dickes Fellzulegen. Man muss sich bewusst sein, dass man dagegenhalten muss“.SWR-Redakteur Marcel Schilling hält „im aktuellenBereich ein gutes Zeitmanagement für wichtig. Manmuss sich damit abfinden können, wenn man zumrechtzeitigen Abschluss kommen muss. Es ist wichtig,zu verstehen, dass eine Sache nicht hundertprozentigsein kann. Man muss einerseits den Anspruch haben,das beste Stück abzuliefern, sich aber andererseits mitden Gegebenheiten des jeweilig konkreten Umstandesanfreunden können. Das muss man in ein richtiges Verhältnisbringen können“.Die freie Journalistin Annette Bolz fordert „ein angemessenesHonorar für Freie“ und „genügend Zeit fürFestangestellte“: „Denn nur so ist es möglich, gründlichgenug zu recherchieren, nur mit genügend Zeit lassensich unabhängige Informationen finden. Nur wer genugZeit hat, kann sich auch über die Güte eines TextesGedanken machen, über die richtige Dramaturgie, überden angemessenen Stil – damit der Text sprachlich undinhaltlich so gut wird, wie es der Journalistin oder demRedakteur möglich ist“.Marcel Schilling sieht einen „enormen Zeitdruck durchdie Multimedialität“: „Für die Analyse muss genügendZeit da sein. Sie erfolgt ja nach der Recherche, beruhtauf der Zusammenfassung meiner Recherche. Ich würdemir wünschen, immer genügend Zeit für die Analyse zuhaben, bevor wir in die Produktion gehen. MeineSchwierigkeit als Planer und Schlussredakteur bestehtzum Beispiel darin, dass ich in dieser Funktion zweidienstliche E-Mail-Accounts überwachen muss. Ichhabe ein Telefon, ein Handy und das Telefon des Kollegenzu beantworten. Dazu kommen das Radio, der Fernseher,die Agenturen und das Internet. Ich weiß manchmalgar nicht, wie man diese vielen Informationskanälehandlen können soll. Dann wird einfach quergelesen. Dawird man sicherlich vielen Themen nicht gerecht...“Auch Professor Volker Lilienthal erkennt eine „crossmedialeÜberforderung“: „Das Konfektionieren fürmehrere Plattformen führt dazu, dass die Zeit zumRecherchieren, Nachdenken und Schreiben reduziertwird. Das Produktionelle frisst zu viel Zeit auf, währenddie Zeit für das Rezeptive zu kurz wird“.Peter Ludes, Professor für Massenkommunikation an derJacobs University Bremen, sagt, dass sich die Arbeitsbedingungenin den letzten 10 Jahren „enorm verschlechtert“haben: „Man muss mehr Länge, mehr Zeilenin kürzerer Zeit produzieren - für teilweise wenigeroder speziellere Nutzer und Zuschauer. Das verstärkt dieProblematik“. Zwar gehe das Hintergrundwissen, umMeldungen einordnen zu können, nicht verloren. Doches werde weniger Zeit investiert, dieses Wissen mit denaktuellen Meldungen zu verbinden.LösungsansätzeManagement und OrganisationDas Management kann den Zeitdruck in der Redaktiondurch verschiedene Maßnahmen wie direkte Ansagevermindern - etwa dadurch, dass den Autoren bzw.schreibenden Redakteuren gesagt wird, dass sie füreinen Beitrag etwas mehr Zeit für die Recherche erhalten.Vor allem aber ein verbesserter, effizienterer redaktionellerWorkflow kann helfen, den Zeitdruck abzubauen.Begleitet werden sollte dies durch humane, flexibleArbeitszeitmodelle. Hinzu kommen Organisationsstrukturen,die systematisch Recherche unterstützen. Einwesentlicher Erfolgsfaktor ist entsprechend die Affinitätvon Redaktionsmitgliedern und Reportern zur Technikund Organisation. Letzteres ist im Wesentlichen durchdie Fähigkeit ausgeprägt, optimierte Workflows zu verstehenund zu nutzen. Siehe hierzu „Faktor Organisation“.Viel versprechende Ansätze gibt es durch die inzwischenin die Redaktionen eingedrungenen Newsdesks undNewsrooms. Die Einführung einer nach Themenfindungund -auswahl, Recherche, Schreiben und Redigierenarbeitsteiligen Berichterstattung - wenn in der Realitätauch nur nach Themenauswahl, -bewertung und-gewichtung einerseits und Recherche- und Textarbeitanderseits - führt zu effizienterer Ressourcennutzungals bei klassischer Vorgehensweise (Meier 2007). Obdiese moderne Form des Tailorismus dauerhaft ist, wirdsich zeigen. Das Fließband hat sich auch nur an wenigenStellen als grundlegend effizient erwiesen.Redaktionelles Wissensmanagement bietet eine gutePlattform, um die Effizienz des einzelnen Journalistenzu erhöhen. Wissen kann man zwar nicht managen,15


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>wohl aber die systematische Erfassung von Erfahrungswissendurch De-Briefing und den geregelten Wissenserwerbdurch Briefing und die Bereitstellung von Plattformenzum Austausch von Erfahrungen. Das ist beiJungjournalisten und -redakteuren besonders zielführendund auch bei alten Hasen, die ihr Ressort wechselnund vom Kontext- und Kontaktwissen der Vorgängeroder Kollegen stark profitieren können. Die Bündelungallgemeiner Informationsquellen über einheitlichePlattformen mit hoher Usability wie etwa Wikis wirktpositiv verstärkend.Der nachteiligste Faktor für die Effizienz in der journalistischenTätigkeit ist die Beschäftigung mit Inhalten,die nicht zum Kerngeschäft gehören oder die durchDoppelungen unsinnigerweise mehrfach veröffentlichtwerden. Journalisten sollten etwa keine anzeigenabteilungsinduziertenAufgaben erledigen müssen („Schaufensterund Jubiläums“-Problem). Sie sollten beispielsweiseauch Meldungen von Nachrichtenagentureninhaltlich nur dann überarbeiten, wenn sie damit entwedereinen lokalen Bezug herstellen oder Hintergrundinformationenbeisteuern können, die beim Leserzu einem besseren Verständnis der Sachlage führen. Andieser Stelle kann man auch fragen: Braucht eine regionaleTageszeitung einen Mantel herkömmlicher Art?Müssen Serviceseiten selbst gebaut werden? Konsequentabgeleitete Antworten würden die notwendigenFreiräume für das Kerngeschäft schaffen.FinanzierungLetztlich ist der Faktor Zeit auch eng an den Faktor Geldgekoppelt. Lösungsvorschläge hinsichtlich der Finanzierungjournalistischer Arbeit lassen sich insofern auchauf diesen Faktor übertragen.4 Faktor Routinen„In den Chefetagen von Print- und Online-Medien findensich fast ausschließlich Männer, fast ausschließlich ausder oberen Mittelschicht. Das heißt: Alles, was diese gutsituierten Männer nicht im Blick haben, kommt ehernicht ins Blatt, auch wenn die Zielgruppe durchausInteresse daran haben könnte. Auf diese Weise entstehtein Bias, eine systematische Verzerrung der Wirklichkeitin den seriösen Medien.“Annette BolzProblemaufrissInformationen wahrnehmen, Informationen filtern,Informationen beschaffen, Beiträge verfassen: JournalistischeArbeit ist vielfältig und hat im Laufe der JahrhunderteRoutinen hervorgebracht, die sich mehr oderminder auf die Qualität und die Nachrichtenauswahldes Medienproduktes auswirken. Am Anfang steht dieredaktionsinterne Aufteilung in Rubriken, Ressortsund Redaktionen und andere Organisationsformen,die den Fluss an Informationen und die journalistischeAufmerksamkeit lenken. Auch die Art und Weise derOrganisation kann Einfluss auf Themenauswahl undQualität nehmen, weil sie Arbeitsbedingungen undStrukturen vorgibt (s. „Faktor Organisation“). Aber auchdie Grundtätigkeiten und ihre Routinen bergen Probleme.Routine 1: Informationen sammelnZentrale Arbeitsroutine im <strong>Journalismus</strong> ist das Sammelnvon Informationen - die Recherche. Eine Routine,die wie alle Routinen dem Wandel der Zeit unterliegtund derzeit im Zuge der Qualitätsdebatte (s. „Was istguter <strong>Journalismus</strong>?“) von Medienwissenschaftlern undJournalisten intensiv disktutiert wird. Denn: „Durch dasÜberangebot an Informationen verliert das Sammelnvon Informationen an Bedeutung im journalistischenAlltag. Parallel dazu gewinnt die verständliche Aufbereitungvon Informationen zunehmend an Stellenwert:der Schwerpunkt der journalistischen Aufgaben verlagertsich von der Thematisierung hin zur Vermittlung“,schreibt Monika Pater bereits 1993 (Pater 1993). EinTrend, der sich in der Zwischenzeit weiter verstärkt hat:Die Journalistenstudie von Weischenberg/Malik/Schollzeigt, dass Journalisten durchschnittlich 117 Minutenrecherchieren (Weischenberg/Malik/Scholl 2006a: 80).Im Vergleichsjahr 1993 waren es immerhin noch 140Minuten. Und: Jeder fünfte Journalist findet, dass Zulieferungenvon PR-Profis (fertige Beiträge mit verschiedenenZitatgebern, vorproduzierte O-Töne und Videos)zunehmend Beiträge ersetzen, die Journalisten selbstrecherchiert haben.Weischenberg urteilt drastisch über den von ihm erhobenenTrend: Ein Journalist, der sich lediglich auf dieVermittler-Rolle konzentriere, verliere die ihm zugeschriebenegesellschaftliche Legitimation als Beobach-16


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>- die Gatekeeperforschung beschäftigt sich unter anderemmit diesen Aspekten. Siegfried Weischenbergs Journalistenstudienzeigen auch dahingehend ein Problemauf: So stammt ein Großteil der Journalisten aus derMittelschicht und ist privat vor allem mit anderen Journalistenoder Funktionsträgern aus Politik, Wirtschaftund Gesellschaft befreundet. Somit liegen ihnen - wennauch zum Teil unbewusst - die Themen und Problemedieser Bevölkerungsgruppen näher, was für die Nachrichtenauswahlnicht folgenlos bleibt.Auch Produktionsroutinen können die Auswahl beeinflussen:Lässt sich ein Thema schlecht bebildern, entscheidetsich ein Fernsehredakteur eher dagegen - auchwenn es für die Bevölkerung relevant gewesen wäre.Auch das in medienwissenschaftlichen Debatten häufigkritisierte „Aktualitätspostulat“ wirkt sich auf Nachrichtenentscheidungenaus: Um aktuell zu sein, bestimmenzeitliche Anlässe die Themenauswahl, die datiertePresseveranstaltung eines Politikers kann somit wichtigerwerden als ein „zeitloserer“ Missstand mit eigentlichgrößerer Tragweite.Routine 3: Informationen darstellenDie ausgewählten Informationen werden in unterschiedlichenDarstellungsformen veröffentlicht. Klassischsind das Nachricht, Bericht, Kommentar, Reportageund Interview (Blöbaum 1994). In Deutschland dominiertseit dem zweiten Weltkrieg das angelsächsischeNachrichtenparadigma, in dem die nichtwertenden, anFakten orientierten Stilformen Nachricht und Berichtden größeren Stellenwert haben (Pöttker 2000). Auchdies kann zu einer strukturellen Unterbelichtungbestimmter Themen führen. Als vernachlässigt gelten inBefragungen Themen aus dem Bereich Alltag, was auchdie Nachrichtenwerttheorie bestätigt (Vock 2007). Diesepassen auch weit weniger in das Nachrichtenschema,weil sie in der Regel komplex sind und sich schlechtermit dem Aktualitätspostulat vereinbaren lassen. Für siegibt es - allerdings in strukturell geringerem Umfang -Reportageplätze. Auf diese Weise findet auch hier eineRelevanzzumessung statt, die der sozialen Realitätnicht immer gerecht wird. Durch die technische Medienvielfaltmüssen Journalisten ihre Themen unterschiedlichund inzwischen oft mehrfach aufbereiten.Alle Medien haben ihre technischen Besonderheiten,auf die mit unterschiedlichen Darstellungsroutinen reagiertwird. Bestimmt werden diese durch die technischenAbläufe, die den Zeitrahmen von Recherche undDarstellung begrenzen und strukturieren und je nachMedium unterschiedliche Zeit für Qualität bieten.Routine 4: KontrolleBevor der Beitrag erscheint, wird er auf Richtigkeit kontrolliert- sowohl sachlich als auch formal. Wie dieRecherche wird auch diese qualitätssicherende Arbeitsroutinein Deutschland zur Zeit abgebaut. Das Vieraugenprinzipwird immer seltener beachtet, das abschließendeFact Checking stiefmütterlich behandelt,die Arbeit von Schlussredaktionen bis zur Unkenntlichkeitreduziert. Rund elf Minuten investieren Journalistentäglich, um die Glaubwürdigkeit ihrer Informationenzu überprüfen, erhoben Machill/Beiler/Zenker ineiner Beobachtungsstudie (Machill/Beiler/Zenker 2009).Eine ganze Minute davon dient dem Quellencheck vonInternetquellen. Die Überprüfungsrecherche sei offenbar„zum Luxus des journalistischen Alltags geworden“folgern die Autoren der Studie. In den Arbeitstagen seioft schlicht kein Platz mehr. Es bleibe den Journalistenaus Zeitdruck offenbar nichts anderes mehr übrig, alsauf informationelles Junk-Food zurückzugreifen.Routine 5: Feedback und ReflexionIn Konferenzen werden Themen und Themenauswahldiskutiert. Das Produkt des Vortags (je nach Erscheinungsrhythmus)wird oft kritisiert, um Fehler künftig zuvermeiden. DJU und DJV halten das Kritikwesen in dendeutschen Redaktionen für dringend erforderlich undverbesserungswürdig (DJV 2009a, DJU 2007). Beispielsweisewerde externe Kritik kaum genutzt.FazitEinige Arbeitsroutinen können für die journalistischeQualität zum Problem werden. Die Selektionskriterienvon Journalisten können zu einer systematischen Vernachlässigungvon Themen führen, die für die Bevölkerungrelevant sind. Die Ursache liegt im Nachrichtenbegriffselbst, der Themen mit bestimmten Merkmalenüberrepräsentiert. Auch durch das Medium vorgegebeneRoutinen wie ein Redaktionsschluss oder Bildmaterialkönnen zum Ausschluss bestimmter Themen führen.Erschwerend kommt hinzu, dass Recherche als Routineabgebaut wird - sowohl, was die Recherche von Themenund das Erschließen neuer Quellen als auch was dieÜberprüfung bereits erschlossener Quellen und fertigerBeiträge angeht.18


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>InterviewsMarcel Schilling meint, dass Routinen „enorm die Auswahlerleichtern, da es Erfahrungswissen eines Journalistenist, dass man relativ schnell abklopfen kann:Stimmt die Information, stimmt die Quelle? Dass manauch schnell die Relevanz einschätzen kann“. Gleichwohlglaubt er, „dass es wichtig ist, dass man sich dieseRoutinen und Standards klar macht und sich mit ihnenauseinandersetzt und überlegt, wo diese die Auswahlder Nachrichten eventuell blockieren“. So sei man„manchmal bei zivilgesellschaftlichen Initiativen etwasvorsichtig, da man nicht den Hintergrund von Zusammenschlüssen,ihre Motive einschätzen kann. Hier findeich, dass man sehr genau lesen und recherchieren muss,um das nicht sofort beiseite zu legen.“Ulrike Maercks-Franzen findet, dass Routinen „nicht dieFlexibilität eingrenzen“ dürfen: „Man muss das Gespürfür das Besondere einer Nachricht haben; journalistischeNeugier, Kreativität, Selbständigkeit, Offenheit, Kontaktfähigkeitmüssen immer dabei sein“. Hardy Prothmannsagt: „Das ist eine der Qualifikationen, an der Journalistenihr Leben lang arbeiten müssen: keine inhaltlichenRoutinen aufkommen zu lassen. Gute Journalistenerfinden sich mehrmals in ihrem Arbeitsleben neu“.Annette Bolz denkt, dass journalistische Routinen undStandards auf vielfältige Weise die Nachrichtenauswahlbeeinflussen: „Durch typisches Ressortdenken fallenvielleicht 20 Prozent der möglichen Themen weg, weilsie einfach in kein Ressort passen wollen. Dann gibt esGeschichten, die nicht geschrieben werden, weil sie zukomplex sind und eine extrem aufwändige Recherchenotwendig wäre. Nur wenige Reporter haben das Glück,ein halbes Jahr hinter einer Sache herrecherchieren zukönnen. Manch anderes Stück wird nicht produziert,weil eine Recherche nicht möglich ist – wie etwa in derKriegsberichterstattung; die Kollegen können nicht vorOrt sein, wenn es zu gefährlich ist. Zudem kippen immerwieder Themen hintenüber, die bei der Themenkonferenzauf kein Interesse gestoßen sind, weil das Gros derAnwesenden meint, das sei kein Thema. Das passiertzum Beispiel bei Frauenthemen gerne, wenn überwiegendMänner in der Konferenz sitzen. Dafür häufen sichdann Themen im Blatt, die diesen Männern so am Herzenliegen: Prostata- oder Herzkreislauf-Leiden zumBeispiel. Aber das ist ja auch menschlich, aus Eigeninteresseetwas zum Thema zu machen“.Regine Bönsch sagt: „Natürlich ist es immer wieder eineFrage, wie viel Chronistenpflicht wir als Medien haben,wie viel wir als Hintergrund bringen sollten und wo wirselbst Themen setzen. Das ist immer eine Gratwanderung.Selbst in einer kleinen Redaktion ist manchmal dieZuordnung von Themen zu Ressorts schwierig. Umsowichtiger ist die Kommunikation“.Hinsichtlich der Frage, ob es in deutschen Medien einenNewsbias gibt, vertraten die Interviewten unterschiedlicheAnsichten. Professor Volker Lilienthal sieht keinenNewsbias: „Wir haben eine globale Ausrichtung, dieGrundpluralität ist gegeben und die Hauptströmungenin der Gesellschaft werden in der deutschen Presseabgebildet“. Professor Peter Ludes hingegen erkennteinen „enormen nationalen Newsbias“: „Die meistenNachrichten konzentrieren sich oft auf nationale Themen.Außerdem gibt es eine umfangreiche Politik- undWirtschaftsberichterstattung. Dies rührt unter anderemdaher, dass Politiker auf die Öffentlichkeit zugehen.Über Wirtschaftsthemen wird vergleichsweise aberetwas weniger berichtet, da diese schwieriger zurecherchieren sind. Zum einen sind Informationen überPR-Quellen leichter zu erhalten, zum anderen ist es fürJournalisten schwieriger, in die Organisationen reinzukommen“.Domenika Ahlrichs erzählt von der Beobachtung, dassalle Internet-Newsportale „immer den gleichen Aufmacherhaben“: „Es gibt ein gleiches Verständnis vomAufmacher, aber das ist nicht unbedingt der, den derLeser am interessantesten finden würde. Meistens sindes politische oder wirtschaftliche Themen. Damit fühltman sich in guter Gesellschaft. Das ist eine gewisseRoutine“. Da bei der Netzeitung die Chefs vom Diensttäglich rotieren, gibt es „Unterschiede zwischen denen,die bereits zehn Jahre dabei sind und die eine klassischeThemengliederung haben, sowie den Neuen, die auchbuntere Themen wie Sport nach oben ziehen“. Ahlrichssagt, dass sie aber auch exklusive Inhalte wie Interviewsoder Geschichten mit einem eigenen Dreh gernenach oben ziehen, um einen Gegenakzent zu setzen.Was das Meinungsspektrum in den Online-Medieninteressant mache, seien jedoch die unabhängigenStimmen von bekannten Bloggern.Matthias Spielkamp glaubt, dass sich „eine neoliberaleHaltung ihren Weg in alle Redaktionen gebahnt“ habe.Der Grund: Die Journalisten bewegten sich „zu sehr inder gehobenen Mittelklasse, in einer Bildungselite. Hiersind sie zu sehr unter sich. Daher kommt dieser Bias. Ermacht sich darin bemerkbar, dass bestimmte Positionenwie etwa die der Schwachen in der Gesellschaft nichtausreichend vertreten sind“.Auch Annette Bolz sieht einen deutlichen Bias: „Manchegesellschaftlichen Gruppen haben eine Lobby unddamit ein Sprachrohr in die Medien, und andere habendas nicht – zum Beispiel Hartz-IV-Empfänger, alte19


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>Frauen, Menschen mit Behinderungen oder Transgender-Leute.Deshalb fehlen deren Stimmen in denMedien und in der Öffentlichkeit. Die Gremien deröffentlich-rechtlichen Institutionen sind fragwürdigbesetzt, sie repräsentieren keinesfalls den Bevölkerungsdurchschnitt.Die Chefetagen von Print- und Online-Mediensind per se nicht repräsentativ besetzt, weiles sich um privatwirtschaftliche Unternehmen handelt.In diesen Etagen finden sich fast ausschließlich Männer,fast ausschließlich aus der oberen Mittelschicht. Dasheißt: Alles, was diese gut situierten Männer nicht imBlick haben, kommt eher nicht ins Blatt, auch wenn dieZielgruppe durchaus Interesse daran haben könnte. Aufdiese Weise entsteht ein Bias, eine systematische Verzerrungder Wirklichkeit in den seriösen Medien. In derYellow Press, in fast allen Frauenzeitschriften sowie imBoulevard-Bereich gibt es natürlich auch einen Bias:weg von der komplizierten Realität, hin zum rosarotenWunschdenken oder zum simplen Krawall“.Ulrike Maercks-Franzen erkennt ebenfalls einen Bias.Etwa dann, „wenn ein Thema hoch gebracht und totgeritten wird. Es ist spannend zu sehen, wer Themensetzt und wer sie aufgreift. Es ist ganz sicher so, dassdas auch Teil des normalen Kommerzes ist“. Sie denkt,dass „die Meinungsvielfalt nicht im Zeitungsspektrumabgedeckt wird. Wir haben viele Nischen, aber die tunsich schwer. Hier braucht es eine größere Souveränitätim Umgang“.Hardy Prothmann sagt: „Wie in allen Gruppen gibt esauch in den Medien einen Herdentrieb. Doch wer derHerde folgt, folgt den Ärschen. Herausragende Journalistenund Redaktionen müssen sich immer dieFrage stellen: ‘Was steht eigentlich nicht in unseremBlatt, was hatten wir nicht auf unserem Sender?’ Manmuss beim besten Willen nicht das machen, was allemachen. Die eigene Gewichtung von Themen schärftdas Profil“.LösungsansätzeRecherche stärkenRecherche hat einen zu niedrigen Stellenwert in denRedaktionen, obwohl mit ihr die Qualität der gesamtenProduktion steht und fällt. Darauf weist das „NetzwerkRecherche“ bereits seit Jahren hin. Gerade hier müssensich neue Arbeitsroutinen etablieren und die altenreflektiert werden. Vielen Journalisten ist bewusst, dasssich gerade diesbezüglich die Routinen verschieben, undsie formulieren dies auch als Missstand. Dennoch etabliertsich mit dem „schnellen Googlen“ eine Recherche,die Zeit spart, aber keinen journalistischen Maßstaberfüllt. Sie ist aber, wie aktuelle Studien zeigen, bereitseine Routine geworden.Weiterbildung fördernWeiterbildungen zum Thema Recherche im Social Web,in denen sowohl die Funktionsweise von Suchmaschinenals auch journalistisch-ethische Probleme bei derRecherche in Blogs, Foren und Communities thematisiertwerden, sind unumgänglich um diese Routinenwieder loszuwerden. Recherche wird ohne sie natürlichwieder langsamer, ein Bewusstseinswandel ist alsoauch von Arbeitgeberseite erforderlich. Volker Lilienthalfordert daher, dass auch Chefredakteure und Verlegeran Fortbildungen teilnehmen sollen. Es ist außerdemempfehlenswert, auch freie Journalisten so weit wiemöglich in redaktionsinterne Weiterbildungen einzubinden.Watchdogs wahrnehmenDass Nachrichtenauswahl verzerrend sein kann undblinde Flecken produziert, geht im routinierten Alltagsehr leicht unter und ist durch eine geringe Vernetzungvon Wissenschaft und <strong>Journalismus</strong> vielen möglicherweisegar nicht bekannt. Korrektive wie die - inDeutschland auch nicht sehr bekannte „Initiative Nachrichtenaufklärung“- sollten dahingehend genutzt werden,die eigene Themenauswahl zu überdenken und zuerweitern.20


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>5 Faktor Organisation„Chefredakteure begreifen sich stärker als Manager, sieexekutieren oft die Vorgaben des Verlages, statt denRedakteuren den Rücken zu stärken“. Volker LilienthalProblemaufrissDie WAZ-Gruppe in Essen baut rund 300 Stellen inRedaktionen ab, kündigte den Bezug von dpa-Nachrichtenund will eine Zentralredaktion einrichten. DieRedaktionen der vormals eigenständigen Wirtschaftspublikationvon Gruner+Jahr wurden ebenfalls personellreduziert. Seit März 2009 werden mehrere Titel ineiner Zentralredaktion produziert. In Mecklenburg-Vorpommernwurden zwei Mantelredaktionen zusammengelegt.Die Kernfrage dahinter ist: Wie verändern dieseund andere organisatorische Umstrukturierungen dieQualität der journalistischen Produkte?Die aktuelle Studie „Wandel bei aktuellen Massenmedien:<strong>Journalismus</strong> in veränderten Medienkontexten“(Kutscha et al. 2009) stellt fest, dass der technischeFortschritt von fast allen befragten Journalisten alsGewinn angesehen wird. Die Hälfte glaubt, dass sie sichund ihre Ideen aufgrund technischer Innovationenunabhängiger in die Produktion einbringen kann. 80Prozent der befragten Journalisten halten die höhereFlexibilität für vorteilhaft, zum Beispiel, weil sie vonüberall her auf das Material ihres Senders zugreifenkönnen. Allerdings habe sich der Aktualitätsdruck verstärkt,stellten 93 Prozent fest. 80 Prozent der Befragtenarbeiten in einer Redaktion mit einem Newsdesk.63 Prozent sehen das als Gewinn für die journalistischeQualität. So entsteht das journalistische Produkt inTeamarbeit. Insbesondere bei Titel und Aufmachererweise sich das als fruchtbar. Außerdem ermöglicheder Newsdesk eine ständige Blattkritik bereits vor derVeröffentlichung.Dieser Befund einer Qualitätsverbesserung durch eineUmorganisation entspricht auch einer Studie desMedienwissenschaftlers Professor Klaus Meier. So werdenderzeit in vielen Redaktionen mit dem crossmedialenArbeiten neue Modelle der Redaktionsorganisationerprobt (Meier 2006). Eine erste wissenschaftliche Fallstudiebegleitete den Innovationsprozess der „AustriaPresse Agentur“ (APA) in Wien (Meier 2007). Der Wissenschaftlerbefragte Ressortleiter und Redakteure vorund nach der Umorganisation bzw. der redaktionellenInnovation. Die APA hatte das Arbeiten in einem Newsroomeingeführt und verfolgte dabei mehrere Ziele: DieUmorganisation sollte die Kommunikation und Arbeitsbläufeverbessern, das ressortübergreifende Denken undHandeln vernetzen, das Arbeiten von Teams für komplexeThemen ermöglichen sowie die Foto-, InfografikundMultimedia-Abteilung integrieren. Als Agenturredaktionverzichtet die APA auf die Produktion. Esstellte sich heraus, dass die Mehrheit der Beteiligten derMeinung war, dass diese Ziele erreicht wurden und sichdie Qualität der journalistischen Arbeit durch die Reorganisationverbessert habe.Professor Volker Lilienthal zeigt sich gleichwohl skeptisch,da er den Eindruck hat, dass „das Binnenklima invielen deutschen Redaktionen schlecht bis unterirdischist“. Die erodierenden Geschäftsgrundlagen verursachenStress, den viele Verlagsmanager und Chefredakteureungefiltert nach unten weitergeben. Gewiss, Führungwill gelernt sein, aber wer hat sie schon gelernt?Tatsächlich wird vielerorts praktiziert, was man fürFührung hält. Autoritäre Lenkung, Hierarchisierung –das sind oft die Resultate, die bei ohnehin verunsichertenRedakteuren und freien Mitarbeitern zusätzlicheDemotivation auslösen. Intellektuelle Führung bieten,publizistisches Vorbild sein – das wären wünschenswerteOrientierungen für ein humanes Medienmanagement,das durch die Krise führt, ohne unnötige Verlustean journalistischer Intelligenz und Engagement zu provozieren“.So glaubten viele, „positive Autorität, wie siegebraucht und gewollt wird“, ersetzen zu können „durchdie Verordnung bloß räumlich neuer Strukturen, durchNewsrooms, in denen angeblich alles besser läuft, indenen Redakteure schneller und reibungsloser kommunizierenund produzieren. Wie dumm, dass das Erlebender Betroffenen so ganz anders ausfällt: Unruhe, Ablenkung,zeitraubende Sitzungsunkultur, Überforderungdurch Bedienung immer neuer technischer Verbreitungsplattformen– das sind nur einige Stichworte ausdem Arbeitsalltag deutscher Redaktionen. Es scheint,als werde der rezeptive Teil journalistischer Arbeit(Reden, Recherchieren, Hören und Verstehen) mehr undmehr überlagert und verdrängt vom produktionellen Teil(der vielfach konfektionierte Text, für die Zeitung, fürdas Internet, für das Handy und wofür nicht alles noch)“.(Lilienthal 2009c)Dass das Thema noch nicht abschließend zu bewertenist, legt eine noch nicht veröffentlichte, aber bereits aufeiner Tagung vorgestellte Studie des Instituts für Journalistikund Kommunikationswissenschaft der Univer-21


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>sität Hamburg nahe (Grittmann 2009). Sie ging derFrage nach, ob es durch die Zusammenlegung von zweiMantelredaktionen, nämlich der „Ostsee-_Zeitung“ inMecklenburg-_Vorpommern und den „Lübecker Nachrichten“in Schleswig-_Holstein, zu einem Verlust anVielfalt kommt. Anders als die beiden oben vorgestelltenStudien prüften die Wissenschaftler unabhängig vonder Innensicht der Beteiligten die Qualität der Berichterstattungvon sechs Regionalzeitungen hinsichtlich derjournalistschen Sorgfalt, der Einordnung und Erklärungvon Geschehnissen für die Leser sowie die analytischeTiefe. Eine erste Auswertung ergab, dass die Zusammenlegungder Redaktionen zu einem „deutlichen Verlustvon Vielfalt“ führt. Auch die Qualität weist „durchgehend“Defizite auf. Die Forscher gehen davon aus, dassdie veränderten redaktionellen Bedingungen hierfür„zumindest ausschlaggebend“ sind.InterviewsDie Interviewpartner wurden gefragt, wie sie den Einflussvon Hierarchien in der Redaktion, Ressortstrukturenund organisatorische Strukturen auf die Qualitätjournalistischer Beiträge und Produkte beurteilen.Volker Lilienthal hat den Eindruck, dass Redaktionen inDeutschland heute hierarchischer organisiert sind:„Chefredakteure begreifen sich stärker als Manager, sieexekutieren oft die Vorgaben des Verlages, statt denRedakteuren den Rücken zu stärken“. Die Folge: „Dasredaktionelle Binnenklima ist unter dem gegenwärtigenWirtschaftsdruck sehr schlecht geworden. Oben werdendie gemeinsamen Ziele wie Existenzsicherung angegeben,aber der Prozess wird dann schlecht moderiert“.Lilienthal glaubt, dass dies daran liegt, dass „die ChefsManagementmethoden wie Coaching nicht gelernthaben“.Peter Ludes’ Eindruck ist, „dass das Outsourcing von verschiedenenProduktionsbereichen sowie der Anstieg vonfreien Mitarbeitern auf Kosten der weniger werdendenFestangestellten ausgetragen wird. Über freie Mitarbeiterkann man frei entscheiden. Innerhalb der Redaktionenzählt verstärkt das ökonomische Argument, dassman froh sein kann, angestellt zu sein. So etwas verstärktdie Hierarchie“. Domenika Ahlrichs hat aufgrundvon Budgetkürzungen keinen festen Chef vom Dienstmehr. Stattdessen übernehmen die Redakteur täglichrotierend diese Aufgabe. Das habe sich, so Ahlrichs,bewährt, „weil jeder das Produkt noch einmal miteinem anderen Engagement betrachtet. Das ist einguter Effekt, durch die Übertragung von Verantwortungdas Team zu stabilisieren“.Der freie Journalist Hardy Prothmann glaubt, dass derEinfluss von hierarchischen Strukturen auf die Qualitätder Berichterstattung „enorm“ ist: „Die wichtigen Themenmachen meist die „wichtigen“ Redakteure. Strenghierarchische Redaktionen liefern meist den inhaltlichflachsten <strong>Journalismus</strong>. Und Pauschalkonzepte, die amManagerschreibtisch entworfen werden, wie viele„Newsrooms“, gehen an den Bedürfnissen der Redaktionenvorbei“. SWR-Redakteur Marcel Schilling hingegenhält „hierarchische Strukturen auf jeden Fall für notwendigund hilfreich, weil sie einem auch Rückhaltgeben. Wichtig ist, dass sie ermutigend, bestärkendsind, dass sie auch die Kreativität und die Freiheit derMitarbeiter fördern“.LösungsansätzeOrganisationVeränderungen in der etablierten Redaktionsorganisationkönnen die Qualität des <strong>Journalismus</strong> verbessern -wenn sie nicht als Sparmaßnahme verwendet werden.Die Teamarbeit wird in deutschen Redaktionen noch vielzu wenig genutzt. Newsrooms und Newsdesks wurdenvielerorts dafür genutzt, Personal zu kürzen, anstattentstehende Freiräume durch Qualität zu füllen.Gerade Recherche ist in deutschen Redaktionen verbesserungswürdig- auch durch Umorganisation, wie einBlick ins Mutterland der investigativen Recherche, dieUSA, zeigt. Auch dort wird im Zuge der Zeitungskrisejetzt auf Kosten der Qualität gespart. Dennoch wirdimmer noch deutlich mehr Geld in eine Redaktionsstrukturinvestiert, die dem deutschem <strong>Journalismus</strong> guttäte: Während es hierzulande bei keiner Zeitung ein eigenesRessort für investigative Recherche gibt, arbeitenin den USA investigative Reporter als Teams und werdenvon anderer Arbeit frei gestellt, zeigt Redelfs(1996). Es gibt dort das Berufsbild des Computer AssistedReporters, der im Rechercheteam professionell Datenbankenund digitale Quellen durchsucht und systematischgroße Datenmengen zu Ergebnissen verarbeitenkann. Viele Verlage leisten sich darüber hinaus nochArchivare, die Literatur und Archivrecherche betreiben.Ein aufwändig recherchiertes Stück gilt in den USA auchals ökonomische Investition in die Auflage der Zeitung.Ergebnisoffene Recherche ist dabei Teil des Konzepts.Die Aufgabenteilung zwischen investigativen Rechercheurenund Redakteuren mit Übersicht hat sich dortbewährt - allerdings mit mehr Investitionen und mit eineranderen Wertzumessung von Qualitätsjournalismus.22


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>sten. Erst in jüngster Zeit urteilten mehrere Gerichte,dass solche Verträge rechtswidrig sind (Buchholz 2009).Derzeit fordern die Verleger mit Blick auf den Nachrichtenaggregator„Google News“ ein so genanntes Leistungsschutzrechtfür Rechteinhaber, das aber, so istdem Stand der Debatte zu entnehmen, die Urheber nichtexplizit berücksichtigen soll, sondern lediglich die Verlegerals Mittler innerhalb der journalistischen Wertschöpfungskette.Die Verwertungsgesellschaften wurdenbislang in diese Überlegungen noch nicht einbezogen.Schließlich gibt es eine Reihe weiterer rechtlicher Regelungenoder Gesetzesvorhaben, die Einfluss auf die Qualitätvon <strong>Journalismus</strong> haben können. Hier kann beispielsweiseauf die veränderten rechtlichen Regelungenzum Thema „Product Placement“ verwiesen werden, daskünftig im Privatfernsehen erlaubt ist. Näheres hierzus. „Faktor Public Relations und Werbung“.InterviewsWie die oben angerissenen Themenkomplexe zeigen,handelt es sich bei den rechtlichen Rahmenbedingungenum einen wesentlichen Einflussfaktor. Sie waren inder für diese Analyse zur Rate gezogenen Literatur alswesentlicher Einflussfaktor allerdings nicht genanntund waren daher nicht explizit in unserem Fragenkatalogenthalten. So ist es zu erklären, dass allein DomenikaAhlrichs, Chefredakteurin der Netzeitung, sich hierzuim Zusammenhang mit der Frage der Selbstzensuräußert. Sie sagt: „Wir haben immer Angst vor Klagenund Unterlassungserklärungen, weil wir ein kleinesUnternehmen sind. Wir kennen einige Promis, die sehrscharf reagieren, wenn man über sie berichtet. Hier sindwir übervorsichtig, während alle Medien um uns herumin die Vollen gehen.“LösungsansätzePolitisches Bewusstsein entwickelnJournalisten bzw. Journalistenverbände sollten aktiverund hartnäckiger sich für eine Verbesserung der Rechtevon Journalisten und Informanten einsetzen - und sichnicht wegen angeblicher Befangenheit scheuen, darüberzu berichten.Rechtsschutz verbessernEin umfassender Rechtsschutz bzw. eine Vermögenshaftpflichtversicherungfür kleine Unternehmen undOrganisationen sowie freie Journalisten kann das finanzielleRisiko mindern, das mit Klagen und Unterlassungserklärungeneinhergeht. Dieser Rechtsschutz sollteausdrücklich auch das selbständige Publizieren imNetz auf eigenen Plattformen wie Blogs umfassen.IT- und Medienkompetenz stärkenJournalisten sollten sich regelmäßig über aktuelle technischeund organisatorische Entwicklungen hinsichtlicheines möglichst umfassenden Informantenschutzesinformieren und schulen lassen können. Redaktionensollten über die Veröffentlichung ihres öffentlichenPGP-Schlüssels auf ihrer Website potenziellen Informantendie Möglichkeit geben, ihnen auf sicherem WegInformationen über das Internet zukommen zu lassen.Bislang bieten diesen Service die wenigsten Redaktionenbzw. freien Journalisten.Rechtskompetenz stärkenDas Recht auf Akteneinsicht über die Informationsfreiheitsgesetzedes Bundes und der Länder sollte bekanntergemacht werden. Journalisten, die Akteneinsichtfordern, sollten unbürokratisch rechtliche Beratungerhalten können, um aussichtsreiche Anträge stellen zukönnen.Informationsrechte einfordernJournalisten sollten öfter und systematischer versuchen,Behördenakten nach den Informationsfreiheitsgesetzeneinzusehen. Nur so kann sich in den Redaktionen,aber auch in den Behörden ein selbstverständlichererUmgang etablieren.24


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>7 Faktor Bildung„Inhaltliches Engagement scheint mir etwas in Misskreditgeraten zu sein. Es besteht die Gefahr, dass sichTechnik und Handwerk zu sehr in den Vordergrund schieben,der Bezug zum Stoff dagegen in den Hintergrundrückt“.Ulrike Maercks-FranzenProblemaufrissJournalist ist kein Beruf, sondern eine Berufung. Auchheute kann man diese These aus den 70er Jahren nochlesen und hören - aber sie wird seltener. Journalist istein Beruf, den jeder lernen kann - diese Meinung istprinzipiell Konsens. Und prinzipiell ist der Zugang zumJournalistenberuf tatsächlich frei. Theoretisch brauchtman nicht einmal einen Schulabschluss, um Journalistzu werden. Die Realität sieht allerdings sehr anders aus,das zeigen Studien über journalistische Ausbildung.Weischenberg/Malik/Scholl (2007) stellen in ihrer Journalistenstudiefest, dass 66 Prozent der Journalisten einHochschulstudium abgeschlossen hat und gerade maldrei Prozent kein Abitur hat. Das liegt auch sozusagen inder Familie: Journalisten „rekrutieren sich sehr deutlich(...) aus (...) der Mittelschicht“ (Weischenberg/Malik/Scholl 2006a:69). Noch ausgeprägter ist dieser Befundbei Ziegler (2008), der bei den Absolventen der Journalistenschulendanach geforscht hat. Hier kamen Arbeiterals Elternteile quasi gar nicht vor. Insgesamt unterscheidensich Journalisten also hinsichtlich ihrer formalenBildung vom Durchschnitt der Bevölkerung.Der Weg in den professionellen <strong>Journalismus</strong> ist nachwie vor sehr unterschiedlich. Anders als in den USA, woüber die Hälfte aller Journalisten an speziell auf diejournalistische Ausbildung ausgerichteten Hochschulenausgebildet wird, spielt die hochschulgebundene Journalistenausbildungin Deutschland noch immer keinezentrale Rolle. Etwa 14 Prozent aller Journalisten habenJournalistik studiert, zeigen Weischenberg/Malik/Scholl- ein Studienfach, das Ende der 70er Jahre aus einerintensiven Qualitätsdebatte über die Journalistenausbildungheraus entstanden ist und wissenschaftlicheund berufsethische Inhalte und Reflexion mit Berufspraxisverknüpft. Das Gros der Journalisten hat einsprachwissenschaftliches Studium absolviert, so wieinsgesamt die Geisteswissenschaften dominieren. Inzwischenverläuft der praktische Berufseinstieg sowohlüber verschiedene Praktika (69 Prozent) wie auch überVolontariate (62 Prozent). Weischenberg erkennt einenTrend hin zum Praktikum insbesondere im RundfunkundOnlinebereich.Den Trend zum Mainstream fürchtet Ziegler auch beiseiner Untersuchungsgruppe: den Absolventen derJournalistenschulen, aus denen sich die „mediale Elite“rekrutiert (Ziegler 2008). Ausgebildet wird dort sehrpraktisch, immer stärker crossmedial und mit Akzentauf den Online-Medien. Die Lehrpläne seien stark angroßen Namen ausgerichtet, das Netzwerk der erfolgreichenAbsolventen reiche in beinahe alle Redaktionen,so dass sich der elitäre Zirkel über Generationen fortführt.„Dies verhindert eine intensivere inhaltliche Auseinandersetzungüber alternative Gestaltungsformenwie zum Beispiel Sozialreportagen oder Projektjournalismus“(Ziegler 2008: 31). Gefahr sieht Ziegler vor allemdurch die Selbstbezogenheit des <strong>Journalismus</strong>, die er beider Einstellung der Journalistenschüler deutlich erkennt:„Sie orientieren sich aneinander und bevorzugenLeitmedien, die sie in ihrer eher linksliberalen Haltungbestätigen. Der journalistische Markt verlangt allenfallsstichflammenartig die Berichterstattung über die Randgruppender Gesellschaft - wenn sich diese Reportagenmit einer von einem Spitzenpolitiker zitierten Studieverbinden lassen“.Diese Art des marktkonformen <strong>Journalismus</strong> sieht Zieglerals Ergebnis der Ausbildung an Journalistenschulen:„Mit dem Wandel vom wert- zum zweckrationalen Handeln,vom dominanten Selbstbild des Kommunikatorszum Mediator, ist offenbar die Rolle des anwaltschaftlichen<strong>Journalismus</strong> verloren gegangen“ (Ziegler 2008:32). Ursache ist für ihn vor allem die homogene sozialeHerkunft und das dadurch resultierende Rollenbild, wassich durch die Ausbildung und den Eintritt in die Reihender Alumni weiter verfestigt. Durch die Ferne zu anderenBevölkerungsschichten rücken deren Themen in denHintergrund. Und das obwohl der Anteil von Armen inder Gesamtbevölkerung seit Jahren steigt und, so Ziegler,„ein die Partizipation von Minderheiten fördernder<strong>Journalismus</strong> (...) dringlicher [erforderlich ist] denn jezuvor“. (Ziegler 2008: 32).Die Auseinandersetzungen mit ethischen Normen undden Zielkonflikten des <strong>Journalismus</strong> wird der Journalistenschülerstudiezufolge ausgeklammert. Stattdessenwird praktisch mit Hilfe der erfolgreichen Alumni konkreteRecherche gelehrt. Für Ziegler sind die Schulen sonicht in der Lage den durch die soziale Herkunft derJournalisten einseitigen Blick auf die Welt zu weiten,weil Ansätze zur Verarbeitung sozialer Themen nur vom25


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>daran zu verstehen, wie ihr eigenes Gewerbe, ihre eigeneBranche funktioniert. Ich war bei Spiegel-TV und dortwusste keiner der Redakteurskollegen zu erklären,warum Spiegel-TV bei RTL läuft, aber RTL kein Mitspracherechthat. Dass das mit der Vergabe der privatenSendelizenzen zu tun hat, war nicht bekannt. Das mussman doch wissen, wenn man bei einer solchen Redaktionarbeitet.“Annette Bolz hat den Eindruck, dass „der journalistischeNachwuchs sehr angepasst ist. Ethik ist für viele einLuxusgut oder gar Fremdland. Manche jungen Journalistenhaben so viel Angst vor der Zukunft, dass siebereit sind, für einen festen Job alles zu tun. Sie glauben,sich keine Moral im Beruf leisten zu können. Einigesind sogar überangepasst, sie haben die Regeln derlukrativen Kooperation schon verinnerlicht: Sie sindstolz darauf, wenn sie ihrem Chefredakteur ein Stückvorschlagen können, das thematisch bestens zur Anzeigepasst. Besonders junge Leute von Fachzeitschriftenglauben, anders könne sich das Blatt nicht mehr finanzieren“.Hinsichtlich der Frage, ob und inwieweit eine großeNähe von PR und <strong>Journalismus</strong> im Rahmen der Ausbildungbedenklich ist, vertreten die Interviewten zweigrundsätzlich unterschiedliche Meinungen. Die einenverlangen eine absolute Trennung, die anderen halten eshingegen für sinnvoll, wenn künftige Journalisten lernen,wie PR denkt und funktioniert.Professor Volker Lilienthal sagt: „Ich meine, die Ausbildungsgängemüssen getrennt bleiben“. Hardy Prothmannerzählt: „Ich selbst habe in der Unternehmenskommunikationder BASF während des Studiums ein8-wöchiges Praktikum absolviert. Für meine journalistischeLaufbahn hat mir das sehr viele interessante Einblickeermöglicht. Ich wusste, was ich nie machen wollteund ich habe einen Einblick bekommen, wie PR funktioniert.Eine Ausbildung, die parallel die Fähigkeitenzum Journalisten und zum PR-Arbeiter vermitteln soll,lehne ich ab. Allein schon, weil dadurch in den Köpfender Studenten der Eindruck entstehen könnte, dass seidoch fast gleich. <strong>Journalismus</strong> und PR sind grundverschieden“.Ulrike Maercks-Franzen fordert für die Ausbildungsgänge,die sowohl PR, als auch <strong>Journalismus</strong> vermitteln:„Jeder Teil muss vom anderen genau wissen, was dasGemeinsame und was das Unterschiedliche ist. DieGrenzen müssen beachtet werden. Wenn der Ausbildungsgangdas garantiert, könnte man das auch positivsehen, da er Missverständnisse vermeiden hilft. Journalistenmüssen PR erkennen, analysieren und vermeidenkönnen. Umgekehrt muss PR wissen, was der Journalistbraucht. Aber der eine sollte nicht das andere sein“.Marcel Schilling findet bei der Ausbildung wichtig,„dass wir klar trennen zwischen <strong>Journalismus</strong> und PR.PR kann Inhalt eines Ausbildungsblocks sein, dass mandarüber redet und reflektiert. [Die angehenden Journalisten]müssen PR identifizieren können, sie müssen PR-Strategien erkennen können. Aber es muss klar sein:„Wir machen keine PR. Ich leite auch keinen Volontäran, PR zu machen. Jede Institution informiert über ihreArbeit mit einem Ziel“.Professor Thomas Pleil, der Public Relations im Rahmendes Studiengangs Online-<strong>Journalismus</strong> in Darmstadtunterrichtet, stellt fest, dass die „Grenzen klar sein müssen.Ich habe eher Angst, wenn ein Studiengang garnichts macht und die Journalisten am Ende gar nichtwissen, wie sie mit PR umgehen sollen und irgendwelchePR-Nebenjobs annehmen. Außerdem halte ich esfür seriöser, wenn Leute, die später vielleicht zur PRwechseln, dazu ein Basiswissen aufgebaut haben. Ichhabe oft das Gefühl, dass Journalisten, die später dieSeite wechseln, ein geringeres Problembewusstseinhaben als Leute, die PR gelernt haben. Es gibt auch PRfinanzierten<strong>Journalismus</strong>, was man in der Ausbildungthematisieren muss. Es gibt viele Journalisten, die sehrstolz sind, wenn ihre Artikel im Lufthansa-Magazin veröffentlichtwerden. Wenn das die sind, die gegen PRschimpfen, passt das nicht zusammen. Mein Eindruckist: Der Anteil der Spin-Doktoren, die ursprünglich ausdem <strong>Journalismus</strong> kommen, ist relativ hoch im Vergleichzu denen, die sich von Anfang an systematisch mit PRbeschäftigt haben“.Hinsichtlich des Ausbildungskonzepts sagt Pleil: „BeiStudiengängen, die eine PR-Veranstaltung anbieten,muss es nicht bedeuten, dass die Qualität der journalistischenArbeit später darunter leidet, sondern dass sichdie künftigen Journalisten ein besseres Bild machenkönnen, was PR will und wie PR denkt. Je mehr ich michmit einem Thema beschäftige, desto besser kann ichmich damit auseinandersetzen. Deshalb ist es nichtrichtig ‘Igitt, PR!’ zu sagen. Diejenigen, die in Darmstadtden Studiengang ohne Schwerpunkt PR abgeschlossenhaben, haben auf dem Weg dahin genau eine GrundlagenveranstaltungPR besucht, die das notwendigeWissen vermittelt, um zu verstehen, was hinter einerPressemeldung steckt, und dass PR etwas anderes ist alsnur Marketing oder Werbung. Wer hingegen denSchwerpunkt PR wählt, der dann auch explizit imAbschlusszeugnis ausgewiesen wird, lernt auf der Basiseiner journalistischen Grundausbildung einen komplettanderen Beruf, und nicht - wie viele befürchten - die Verquickungvon redaktionellen und werblichen Inhalten“.27


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>LösungsansätzeElite reflektierenDie Journalistenausbildung muss sich verändern. Zumeinen muss auf die homogene gesellschaftliche Zusammensetzungdes Berufsstands durch Inhalte reagiertwerden. Der Journalistenberuf selbst muss Inhalt werden- auch was die Zugehörigkeit zur und das Bewusstseinvon Elite betrifft. Schafft man in der Ausbildung einBewusstsein für die eigene möglicherweise verzerrteWahrnehmung sozialer Realität kann sich der journalistischeBlick ändern.Berufsethische und sozialwissenschaftliche Erkenntnisvermittlungund Reflexion darf aufgrund der unterschiedlichenBildungswege in den <strong>Journalismus</strong> nichtauf die Hochschulen beschränkt werden, sondern mussauch Eingang in die Volontariate und zu den besonderselitären Journalistenschulen finden. Zum anderen solltendie ganz offensichtlich bestehenden, auf den gesellschaftlichenSchichten beruhenden Barrieren zum Journalistenberufreduziert werden. Patentlösungen dafürkann es aufgrund der Komplexität des Themas nichtgeben. Es wäre zu prüfen, ob dies mit veränderten Aufnahmeprozedurenan den Journalistenschulen sowieAufnahmebedingungen der Hochschulen zu erreichenwäre. Der offiziell freie Zugang zum Beruf reicht aberganz offensichtlich nicht. Daher ist eine Debatte zumThema in den Journalistenverbänden und -zusammenschlüssenund auch in der Medienwissenschaft vonNöten. Auch die soziologische Elitenforschung ist, wasden <strong>Journalismus</strong> betrifft, unterbelichtet. Sie beschäftigtsich fast ausschließlich mit Eliten aus Wirtschaftund Politik.Recherche als Kernkompetenz in der AusbildungstärkenDie Ausbildungsgänge scheinen vor allem technischesWissen und Handwerk zu vermitteln. Die journalistischeKernkompetenz der Recherche scheint dabei in den Hintergrundzu treten. Eine entsprechende Evaluierung derAusbildungsgänge in Deutschland ist jedoch nichtbekannt und wäre anzuraten.PR und <strong>Journalismus</strong> in den Köpfen trennenWas das Thema PR und <strong>Journalismus</strong> in der Ausbildunganbelangt, wird aus den Antworten der Interviewpartnerein deutliches Unbehagen sichtbar. Wichtig scheintallen jedoch eine klare Trennung zwischen beiden Bereichen,die in den Köpfen beginnen muss (- und so auchin Darmstadt im Studiengang Online-<strong>Journalismus</strong> alsPrinzip verankert ist). Ob eine solche Trennung fest imKopf verankert sein kann, wenn man in der Ausbildungnichts oder nur wenig über PR erfahren hat, scheintaber allein aus erkenntnistheoretischen Gründen fraglich.8 Faktor Selbstverständnis„Wer sich als Journalist den aufrechten Gang erhaltenwill, (…) der braucht ein reflektiertes Verhältnis zu sichselbst und seinem Beruf, einen bewussten Umgang mitder eigenen Subjektivität. (….) Für mich sind zwei Sätzeals Leitlinien bestimmend geworden. Der erste heißt:Wirklichkeit ist alles, wo man durch muss. Der zweite isteine Gedichtzeile von Peter Rühmkorf: ‚Bleib erschütterbarund widersteh.’“ Jürgen Leinemann (2009: 41)Problemaufriss„Intrinsische Motivation“ nennen Psychologen diesesSelbstverständnis, das der langjährige „Spiegel“-ReporterJürgen Leinemann im Rückblick auf sein journalistischesLeben beschreibt. „Leidenschaft“ nennen es Journalistengerne selbst. Oder auch wertend „Haltung“.Oder „aufrechten Gang“. Dieser ist ein Freiheits- undGleichheitsausdruck des aufgeklärten, sich gegen dieherrschenden Machtverhältnisse erhebenden Bürgertumsdes 19. Jahrhunderts, er gehört zum bürgerlichenHabitus. Im Sinne von Ernst Bloch ist der „aufrechteGang“ der „Männerstolz vor Königsthronen, Zivilcourage“(Bloch 1959:524). Er ist die Voraussetzung für denDienst an der Gesellschaft im Sinne der Aufklärung.Gemeint ist damit das, was Journalisten als Person beitragenkönnen, damit ihre Arbeit „gut“ wird. „Gut“ istinsofern ein sehr subjektiver Begriff - wie auch derBegriff „Qualität“. Gleichwohl wird hier deutlich: Ohnedie in der Person des Journalisten verwurzelte Leidenschaft,ohne eine ganz bestimmte Haltung, kann kaumetwas „Gutes“ entstehen. Anders formuliert dies einbeliebter Spruch aus der journalistischen Praxis: „Qualitätkommt von Qual“. Was aber beeinflusst die Bereit-28


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>schaft, sich zu quälen? Was beeinflusst das journalistischeSelbstverständnis?Die Sozialisation spielt für das Selbstverständnis vonJournalisten eine wichtige Rolle. Peter Ziegler hat in seinerUmfrage unter Journalistenschülern festgestellt,dass diese „ganz überwiegend der Mittelschicht [entstammen]“.Dies entspricht auch einem Befund vonWeischenberg/Malik/Scholz (2006a), der sich auf Journalistenin Deutschland bezieht. Welchen Einfluss hatdies auf die Auswahl von Themen und Nachrichten? DieBefragten neigen „ganz überwiegend aufgrund der Ausbildungund der im Beruf gesammelten Erfahrungen zueinem gut verkäuflichen Mainstream an Themen“,schreibt Peter Ziegler (Ziegler 2008: 30, siehe auch„Faktor Bildung“). Der Schweizer Journalist MichaelWenzler untersuchte die Behandlung von kultur- undenergiepolitischen Themen. Dabei stellte er Unterschiedefest: In der Kulturpolitik gibt es einen größerenAbstand zwischen Eliten und Journalisten, in der Energiepolitikhingegen viel Nähe. Dies habe dazu beigetragen,dass wichtige energiepolitische Themen in derSchweiz relativ spät thematisiert wurden (Wenzler2009). Von Bedeutung ist aber auch die Ko-Orientierung,der Vergleich mit den Kollegen, die zu einer vonden gesellschaftlichen Bedürfnissen abgehobenen Berichterstattung- und zur Vernachlässigung relevanterThemen oder Themenzugänge führen können (Bunjes2009a).Wie Forschungen von Professor Horst Pöttker und RainerGeißler am Beispiel Kanada zeigen, kann sich dieBerichterstattung durch eine erhöhte Einbindung vonJournalisten mit Migrationshintergrund stark verändern(Geißler/Pöttker o.J.). Bislang ist aber die Integrationvon Migranten in den deutschen Medien weitgehendein Lippenbekenntnis geblieben. So genannte DiversityReports nach dem Vorbild der BBC gibt es bei deutschenRundfunkanstalten nicht. Beim SWR und WDR setzenmittlerweilen Integrationsbeauftragte bei der Personalentwicklungerfolgreich Impulse. So liegt 2009 derAnteil von Medienschaffenden mit Migrationshintergrundbei Neueinstellungen des WDR bereits bei 10 Prozent,beim SWR schätzt man den Anteil sogar auf 16Prozent – bei einem Bevölkerungsanteil von etwa 20Prozent (Röben 2009).Die aktuelle Studie „Wandel bei aktuellen Massenmedien:<strong>Journalismus</strong> in veränderten Medienkontexten“(Kutscha et al. 2009) konstatiert, dass das journalistischeSelbstverständnis derzeit unter dem stärker werdendenökonomischen Druck leidet. 83 Prozent derbefragten Journalisten gaben an, dass sich ökonomischeParameter wie Quoten, Auflagen oder Klickzahlen „ganzeindeutig oder zumindest teilweise“ auf ihre journalistischeArbeit auswirken. Die Folge: „Journalisten stellenihre eigenen Vorlieben und ihr journalistisches Selbstverständnisin den Hintergrund“. 80 Prozent der befragtenJournalisten befürchten, dass Konkurrenzdruck undwirtschaftliche Zwänge die Sorgfalt der eigenen journalistischenArbeit gefährden.Siegfried Weischenberg stellte in mehreren Studien eine„Tendenz zur Erosion der journalistischen Infrastruktur“fest (u.a. Weischenberg et al. 2006a). So zählte er fürdas Jahr 1993 54.000, für das Jahr 2005 hingegen nurmehr48.000 hauptberufliche Journalisten. Die Reduktionfand vor allem bei der Presse und bei den festenFreien statt. So stellte Weischenberg fest, dass es 2005nur noch 12.000 hauptberufliche Freie gab im Vergleichzu den 18.000 zwölf Jahre zuvor. Dabei änderte sichauch das Verhältnis von Hauptberuflern zu Freien:Während Freie 1994 noch ein Drittel der Journalistenstellten, waren es 2005 nur noch ein Viertel.Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) geht hingegenvon anderen Zahlen aus als Weischenberg, weil der Verbanddie Journalisten in der Öffentlichkeitsarbeit bzw.im Bereich Public Relations mitzählt. Der DJV zählt fürdas Jahr 2009 23.000 Freie, die hauptberuflich journalistischtätig sind sowie etwa 50.000 fest Angestellte.Insgesamt waren rund 7.000 Journalisten in der Öffentlichkeitsarbeittätig. Vor fünf Jahren waren es insgesamtknapp 70.000 Journalisten, darunter 20.000 freie Journalisten.Die größte Zunahme in den letzten Jahren fandfolglich im Bereich der freien Journalisten statt.Der DJV konstatiert strukturelle Veränderungen hin zumehr freien Journalisten und damit einen anderen Trendals Siegfried Weischenberg. Der Verband kann daherWeischenbergs Beobachtung „einer hauptberuflichenErosion der journalistischen Infrastruktur“ nicht nachvollziehen(Interview mit DJV-Pressesprecher HendrikZörner, 19.10.09). Weischenberg selbst führt jedoch diereduzierte Zahl der freien Journalisten auf zwei Faktorenzurück: Zum einen spielten 1993 Onlinemediensowie Special-Interest- und Fachzeitschriften und privateRundfunksender noch keine bzw. keine bedeutendeRolle, die später jedoch für zahlreiche Festanstellungensorgten. Zum anderen erfüllten 2005 weniger Freie dasKriterium der Hauptberuflichkeit (Weischenberg et al.2006:350). Weischenberg spricht hier von einer „hauptberuflichenDunkelziffer“, die sich nicht näher beleuchtenließ. Auch der DJV verfügt für Journalisten, die aufgrundihrer zahlreichen Nebentätigkeiten nicht mehrhauptberuflich journalistisch tätig sind, über keine verlässlichenZahlen, unter anderem weil sie nicht mehr inder Künstlersozialversicherung versichert sind.29


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>Die Haltung des Deutschen Journalisten-Verbands, derauch Öffentlichkeitsarbeiter zu Journalisten zählt,reflektiert teilweise das, was in der Forschung als „Entgrenzungsprozesseim <strong>Journalismus</strong>, welche die Identitätder Profession zur Disposition stellen“ beschriebenwird (Weischenberg et al. 2005:346). Weischenbergbeschreibt die Veränderung im Selbstverständnis derJournalisten folgendermaßen: „Viele Journalisten – Personen,die sich so nennen, die einschlägig ausgebildetsind und/oder einer Journalistenorganisation angehören– arbeiten schon heute weniger im <strong>Journalismus</strong> als inder PR, in der Werbung, im Marketing oder in ganzanderen Branchen, weil sie vom <strong>Journalismus</strong> alleinnicht leben können. Andererseits gibt es Leute, die vom<strong>Journalismus</strong> gar nicht leben wollen oder müssen, sondernsich als Publizisten betätigen – mit Beiträgen, diemit ihrem Gemisch aus Information und Meinung, ausFakten und Fiktionen eher an den schriftstellerischen<strong>Journalismus</strong> des späten 18. und frühen 19. Jahrhundertserinnern als an die rationellen Darstellungsformendes modernen redaktionellen <strong>Journalismus</strong>“. (Weischenberget al. 2006:346) Weischenberg vermutetdenn auch ein „großes nicht-professionelles Umfeld“der weniger werdenden hauptberuflich arbeitendenJournalisten: „Menschen, die zwar auch im <strong>Journalismus</strong>arbeiten, den Großteil ihres Einkommens aber inanderen Branchen verdienen (müssen)“ (ebd.: 359).InterviewsDie Objektivität in der Berichterstattung gilt für alleBefragten als Kern guten <strong>Journalismus</strong>’. Hier gibt es graduellunterschiedliche Ansichten. Annette Bolz formuliertihren Anspruch an guten <strong>Journalismus</strong> so: „Natürlichsollten alle Fakten stimmen. Das heißt: Die Recherchemuss gründlich sein“. Domenika Ahlrichs erwartet,dass ein guter Journalist „alle Aspekte eines Themasaufgreift, so viele Informationen kriegt, wie möglich“.Und Marcel Schilling sagt: „Guter <strong>Journalismus</strong> heißtfür mich korrekte und gründliche Recherche. Es heißt,verschiedene Perspektiven einzunehmen, um einenSachverhalt nicht einseitig zu betrachten“.Peter Zschunke wird noch etwas genauer: „Als Nachrichtenagenturmenschenbemühen wir uns um weitgehendeObjektivität. Daran halten wir fest, auch wennder Begriff der Objektivität nicht unumstritten ist, auchwenn wir uns bewusst sind, dass die Gefährdung vonObjektivität bei der Wahl von bestimmten Begriffenbeginnt. Zum einen überprüfe ich, ob etwas stimmt: Vonwem kommt die Information, wenn man in einemgroßen Netz arbeitet? Kommt sie von den eigenen Leuten,die selbst professionelle Maßstäbe anlegen oderkommt sie von außerhalb? Hier ist immer wieder dieQuerüberprüfung erforderlich, dass man Informationenaus einer anderen Quelle bestätigt bekommt. Oder wenndas nicht möglich ist, dass man das Werkzeug der eindeutigenQuellenanbindung verwendet. Zum anderenüberprüfe ich, inwieweit ich als Textjournalist in meineFormulierungen unbewusst Formulierungen einfließenlasse, die die Qualität verschlechtern. Zum Beispiel findenin unserem Kulturkreis alle islamischen Extremismusschlecht. Das darf mich aber nicht dazu veranlassen,bestimmte Begriffe mit einer negativen Konnotationzu verwenden, sondern ich muss eine möglichstkonnotationsfreie Sprache bei Nachrichten verwenden.Bei Hintergrundberichten ist das etwas anders, weil Einordnunggefordert ist. Aber diese darf nicht so weitgehen, dass man das Ziel der Objektivität mit Füßentritt“.Hardy Prothmann hingegen betont die Wichtigkeit derSubjektivität. Er orientiert sich deshalb am angloamerikanischen<strong>Journalismus</strong>, „weil er subjektiv geprägtist im Gegensatz zum pseudo-objektiven <strong>Journalismus</strong>in Deutschland. Die Subjektivität wird deutlich gemachtund ist damit für die Mediennutzer nachvollziehbar.Guter <strong>Journalismus</strong> zeichnet sich durch solide Rechercheund harte Fakten aus, die in fundierten Stückenumgesetzt werden - egal ob als Meinungsbeitrag, alshintergründige, investigative oder unterhaltendeGeschichte“.Matthias Spielkamp hält in diesem Zusammenhang die„Fairness“ für ein wichtiges Kriterium von gutem <strong>Journalismus</strong>:„Die verschiedenen Standpunkte sollen ausgewogenzur Sprache kommen. Die Beteiligten solltendie Möglichkeit haben, sich zu äußern. Allerdingserwarte ich als Leser, dass ich von einem Journalistenauch erfahre, ob eine bestimmte Haltung richtig ist odernicht. Wenn ich die „Tagesschau“ ansehe, stellen sichmir die Nackenhaare auf, da ich hier eine She-said-He-said-Berichterstattung sehe. Hier werde ich mit denStatements allein gelassen. Das ist für mich schlechter<strong>Journalismus</strong>. Ich aber möchte wissen, was stimmt. ZumBeispiel: „Stimmt es, dass die Steuerentlastung dazuführen würde, dass ... ?“Auch Spielkamp bezieht sich auf den anglo-amerikanischen<strong>Journalismus</strong> als Vorbild, insbesondere auf dieKommentare: „Sie sind genauso gut recherchiert wiejeder Bericht zu dem Thema - teilweise sogar besserrecherchiert, weil sie am Ende einen Standpunkt einnehmen.Die Kommentare hier werden jedoch so verstanden:‘Ich darf mir meine Meinung dazu schreiben,30


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>egal wie gut ich informiert bin.’ Der Kommentar abersollte auf einer enorm guten Recherche beruhen, weilsonst keine gute Stellungnahme stattfinden kann. Insofernist der Kommentar für mich die Königsdisziplin.Wenn er gut ist, kann ich lesen, warum sich ein Journalistfür eine bestimmte Darstellung entschieden hat,nämlich für das, was stimmt. Es kann ja sein, dass mandazu die Haltung ändert. Aber man muss in diesemAugenblick das Thema so gut wie möglich durchdrungenhaben“.Professor Volker Lilienthal formuliert dies so: „Qualitätsjournalismusist für mich ein empiriegesättigter<strong>Journalismus</strong>, ein erfahrungsgesättigter. Er mussrecherchieren, sprachlich seine Ergebnisse gut präsentieren.Er sollte den Rezipienten beim Wirklichkeitsverständnishelfen“.Einzelne Interviewpartner sprachen in diesem Zusammenhangauch die Themen „Elite“ bzw. „soziokulturelleHerkunft“ an. Professor Peter Ludes hat beobachtet,dass bei der Themenauswahl und -präsentation danndie eigene Überzeugung hineinspielt, wenn es keineklare Recherchebasis gibt und wenn aufgrund von Zeitdruckweniger Zeit in Hintergrundrecherche investiertwurde.Matthias Spielkamp sagt, dass für eine faire Berichterstattung„der Aspekt des Nicht-Elitären wichtig“ sei.So würden viele Journalisten für Journalisten schreibenund nicht für Leser: „Man selbst muss dagegen kämpfen.Man schreibt nicht für seine Peer-Group, um sichdarzustellen und Anerkennung zu erhalten, sondernman muss für diejenigen schreiben, die es betrifft“. AlsBeispiel führt er eine Parlamentsberichterstatterin an,die in ihrem Chor erregt über die Haushaltsdebatteerzählt, die sie wenige Stunden zuvor erlebt hat. Damitkonnten jedoch ihre Mitsänger wenig anfangen, obwohlsie als Lehrer, Ärzte und Rechtsanwälte auch zu einerBildungselite gehörten.Spielkamp: „Man entwickelt einen sehr starken Tunnelblick.Deshalb muss man aktiv werden, um den eigenenBlick wieder zu weiten“. Als vorbildlich bezeichnet er dieArmutsberichterstattung von Jens König und NadjaKlinger in der „taz“. Sie hatten die Betroffenen desArbeitslosengeldes II in den Mittelpunkt ihrer Berichterstattunggerückt. Spielkamp: „Das ist ein Beispiel für<strong>Journalismus</strong>, der leistet, was er leisten soll. Vielekochen aber in ihrem eigenen Sud. Das ist nicht gut fürguten <strong>Journalismus</strong>. <strong>Journalismus</strong> muss die Mächtigenkontrollieren“. Besonders in Berlin gäbe es jedoch Journalisten,„die so nah an den Mächtigen sind, dass sie dasGefühl dafür verlieren, für wen sie <strong>Journalismus</strong> machenund für diejenigen, deren Interessen gegenüber denMächtigen vertreten werden müssen“.Hardy Prothmanns persönlicher Eindruck ist, „dass Journalisten,die sich nicht scheuen, die Menschen dortabzuholen, wo sie sind, einen hintergründigeren, wahrhaftigeren<strong>Journalismus</strong> betreiben, als die, die nie ausdem Elfenbeinturm ihrer wissenschaftlichen Grundbildungherausgekommen sind. An meinem Beispielerklärt: Mein Studium musste ich selbst finanzieren undhabe das mit verschiedenen Jobs gemacht. Ich habe amBand gearbeitet, Kabel gezogen, ich war Schichtler inder BASF, ich habe Bratwürste verkauft und im Bürogearbeitet und kenne deswegen die Menschen und ihreverschiedenen soziokulturellen Umfelder ganz gut. Dasist enorm hilfreich für meine Arbeit“.Regine Bönsch findet, „dass es zum Beispiel zu wenigFrauen im Technik- und Wirtschaftsjournalismus gibt.Statistiken besagen, dass beim Kauf eines Autos mehrheitlichFrauen das letzte Wort haben. Wer jedoch z.B.auf die IAA fährt, wird dort nur wenig weibliche Journalistinnenfinden. In der gesamten Medienlandschaftsind Frauen zu wenig in Führungsetagen vertreten.Das macht ein journalistisches Produkt nicht unbedingtbesser“.Annette Bolz betont, dass „jeder Journalist, jede Journalistinsich bewusst sein sollte, dass es beim Publizierenauch eine ethische Verantwortung gibt“. Domenika Ahlrichsformuliert diesen ethischen Anspruch aus derbestimmten Perspektive der Menschen, über die berichtetwird: „Ein guter Journalist übernimmt Verantwortungfür Menschen und liefert sie nicht einem Schicksalaus, wenn er sie unkontrolliert in der Öffentlichkeit bloßstellt“. Peter Zschunke glaubt, dass es bei jüngeren wieälteren Kollegen „viel Offenheit für Qualitätsfragen undfür ein Sich-Selbst-Infragestellen“ gibt.LösungsansätzeAusbildung für Nicht-Eliten öffnenPeter Ziegler schlägt vor, dass Absolventen von Journalistenschulenals Kommunikationsmanager dem Mainstreamgegensteuern könnten. Die Schulleitungen hättendie „Option, ihre Lehrpläne stärker auf die Modellepartizipatorischer Medienarbeit auszurichten“ (König2008: 31). Sie sollten außerdem bei Aufnahmeprozedurendarauf achten, dass auch Bewerber aus gesellschaftlichenRandgruppen wie Migranten, die von Hausaus nicht über denselben, wohl aber über einen anderenBildungshintergrund verfügen, eine Chance erhalten.31


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>Mehr PartizipationEine stärkere Öffnung publizistischer Konzepte hin zuModellen des Bürgerjournalismus kann dazu beitragen,die Wahrnehmung sowie den Raum für gesellschaftlichrelevante Themen zu erweitern. Generell sollten Feedbackschleifenerkannt und aktiv genutzt werden.Gleichstellung fördernVerlage und Redaktionen sollten aktiv die Gleichstellungvon Frauen und Männern im mittleren Managementfördern. Arbeitszeitmodelle sollten Mütter undVäter unterstützen.Mehr Zeit für RechercheRecherche muss auch bei Kommentaren die Basis vonMeinung darstellen. Redaktionen müssen Autoren mehrZeit zur Analyse einräumen, denn nur so können sieauch dem Leser bzw. Zuschauer Orientierung vermitteln.Die wesentliche Frage sollte lauten: „Stimmt’s?“ - undZeit und Platz für eine adäquate Antwort sollten gegebensein.9 Faktor Eigentum„Monopolistische Strukturen sind nicht förderlich, da derKonkurrenzdruck nicht gegeben ist und damit ein möglichesKorrektiv durch Kollegen, die einen Sachverhaltanders wahrnehmen oder die noch andere Überlegungenanstrengen, fehlt“.Marcel SchillingProblemaufrissDie Frage des Eigentums berührt die der publizistischenVielfalt und Unabhängigkeit. Gegenseitige Einflüsse vonPolitik, Kapital und Medien können die Legitimität undGlaubwürdigkeit von Medien in Frage stellen. In einerdemokratischen Öffentlichkeit müssen sich Mediennämlich frei und offen entfalten können. WelcheBedeutung publizistische Vielfalt in einer Demokratiehaben kann, zeigt sich am Beispiel des Medienimperiumsvon Silvio Berlusconi (Krempl 1996). In den USAverhindert etwa der Atomanlagenbauer General Electric(GE) als Miteigentümer von NBC systematisch dieBerichterstattung über Atomkraftwerke in den NBC-Nachrichten. Eine Verquickung von Unternehmens- undMedieninteressen zeigte sich ebenfalls, als CBS-Eigentümer Viacom die Republikanische Partei konsequentunterstützte und CBS-Anchorman Dan Ratherwegen angeblicher falscher Berichterstattung über PräsidentBush vom Bildschirm verbannte (Ludes 2007: 77).Ludes sieht darin „neue Formen der Zensur und Selbst-Zensur“ (ebd. 78).In Deutschland ist seit Jahrzehnten eine Zunahme derpublizistischen Konzentration festzustellen. So ist dieZahl der selbständig produzierten Mantel-Teile seit den50er Jahren zurückgegangen, da zum einen die Zahl derZeitungsverlage abgenommen hat, zum anderen dieselbständigen Einheiten zurückgegangen sind (Schütz2009). Dies führte zu regionalen Monopolen: 44 Prozentder Bevölkerung informiert sich über lokale Geschehnissenur aus einer Zeitung (ebd.). Es ist außerdem eineAuflagenkonzentration festzustellen: So stammt mehrals die Hälfte der gesamten Zeitungsauflage von nichtmehr als drei Prozent der Zeitungsverlage (Röper 2004).Im Ruhrgebiet wird das derzeit überdeutlich: Die vierZeitungstitel, die die Westdeutsche Allgemeine Zeitung(WAZ) hier herausgibt, fusionieren ihre Redaktionen, diebislang trotz des WAZ-Wirtschaftsmonopols in der Regionautonom existierten. Die meisten Artikel kommenaus der Essener Zentralredaktion des drittgrößten deutschenVerlagshauses, das wegen seiner Einkäufe vorallem in Osteuropa zu den größten europäischen Regionalzeitungsverlagengehört. Auch Lokalzeitungen werdenzusammengelegt oder gestrichen. Für die 5,3 Millionen-Einwohnerregiongibt es damit quasi nur nocheinen Titel - auch wenn vorne immer noch „Neue Rhein/Neue Ruhr Zeitung“ (NRZ), „Westfälische Rundschau“,„Westfalenpost“ oder „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“steht. Für Medienwissenschaftler Horst Röper istdie Situation im Ruhrgebiet „in der Summe der größteZeitungskonzentrationsmarkt, den wir je erlebt haben“(Deutschlandradio 2008). Gleichzeitig besitzt die WAZvon 15 privaten Radiosendern in NRW je 75 Prozent undist am privaten nrw.tv beteiligt. Das gemeinsame Onlineportalder WAZ-Zeitungen „Der Westen“ kooperiertseit 2008 mit dem WDR und zeigt dort täglich etwazehn ausgewählte TV-Beiträge der „WDR Lokalzeit“, fürdie sie den Sender bezahlt.Ein unabhängiger Medienjournalismus, der sich gegen-32


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>seitig kritisch begleitet, ist somit in Nordrhein-Westfalenunwahrscheinlich und findet zumindest in den Regionalzeitungenseit jeher nicht statt. „JournalistischerEinheitsbrei“ (Röper im Deutschlandradio) kann somitohne Korrektiv verbreitet werden. Vor allem verfestigensich die Strukturen. Im Ruhrgebiet sei es durch die Hochzeitzwischen WAZ und WDR „für andere kommerzielleAnbieter sehr schwer“, so Horst Röper (Büffel 2008: 22f).Walter Schütz stellte in einer Analyse des Zeitungsmarktes2008 fest, dass sich die publizistische Konzentrationin den letzten zwei Jahren nicht merklich veränderthat: Nach Perioden fortgesetzter Kooperationenund Konzentrationsvorgängen habe sich „ein derartgefestigter Zeitungsmarkt herausgebildet, in dem Wettbewerb(abgesehen von wenigen Orten) nur noch marginalstattfindet“ (Schütz 2009: 454). Dies hat jedoch inZeiten der Wirtschaftskrise Folgen: „Die durch Auflagenverlusteund Anzeigenrückgang entstandenenwirtschaftlichen Probleme der deutschen Zeitungsverlagesind nicht dort zu lösen, wo sie dem Bezieher/Käufer/Leser ein Angebot machen, das sich kaum nochvermindern lässt, wenn man an der bundesweit flächendeckendenVersorgung festhalten will“. Deshalb stünden„eher betriebswirtschaftliche Lösungsversuche wieWechsel der Eigentümer und Kostenreduzierung durchviele Formen des Outsourcings auf der Agenda der Verlage“.(Schütz 2009: 473)Schließlich stellt sich die Frage, ob die Indienstnahmevon Publikationen bzw. Sendungen für die eigenen Verlags-oder Betreiberinteressen in medienpolitischenStreitfragen mit den Prinzipien eines guten <strong>Journalismus</strong>zu vereinbaren ist. In diesem Zusammenhang seiauf die Diskussion um die Internetauftritte der öffentlich-rechtlichenRundfunkanstalten hingewiesen, dieseitens der Sender und Verlage mit teilweise sehr parteiischenBeiträgen begleitet wurde. Oder auf den Streitum das Recht des Perlentauchers für seine Internet-Presseschauen Artikel der „Süddeutschen Zeitung“ undder „Frankfurter Rundschau“ auszuwerten und zu zitieren.Zu nennen wäre auch die Debatte um „GoogleNews“ und die Verlegerforderung nach einem Leistungsschutzrecht,in der verschiedene Publikationenebenfalls keine objektive Berichterstattung verfolgen,sondern sich von den Interessen der Eigentümer bzw.des jeweiligen Mediums leiten lassen.InterviewsVolker Lilienthal verweist darauf, dass Eigentümerrechtlich dazu berechtigt seien, Einfluss auf redaktionelleInhalte zu nehmen. In Redaktionen mit Redaktionsstatutgebe es einen größeren Bewegungsfreiraum.Doch ein solches Statut hätten nur wenige Redaktionen.Ulrike Maercks-Franzen macht darauf aufmerksam,dass sich Eigentümer den Einfluss auf den Inhalt imArbeitsvertrag ausbedingen und hier die Tendenz in derBerichterstattung festlegen: „Da weiß der Redakteur,worauf er sich einlässt“. Der Verleger könne nicht dazugezwungen werden jemanden einzustellen, der demnicht entspreche. Auch der Betriebsrat sei bei Kündigungenin seinen Rechten eingeschränkt.Eigentümer können per Tendenzschutz sicher stellen,dass der Einfluss der Arbeitnehmer auf die Verfolgungder ideellen Ziele des Eigentümers beschränkt werdensoll. Hinsichtlich des Tendenzschutzes sagt Lilienthal:„Es ist nicht skandalös, wenn ein Eigentümer die Linievorgibt. Anders ist es, wenn er wirklich Nachrichtenunterdrücken würde. Da muss man sich den Einzelfallangucken“. Lilienthal verweist auf den konservativenKölner Verleger Alfred Neven DuMont, der „die FrankfurterRundschau in ihrer linksliberalen Eigenart noch inRuhe lässt“. Lilienthal: „Die Leser würden das andersauch nicht verstehen. Wenn er es täte, müsste man esskandalisieren“. Im Bereich der Lokalzeitungen sei anzunehmen,dass eine Einflussnahme vorkomme, „etwadass ein Eigentümer vorgibt, dass man einen Unternehmerals guten Anzeigenkunden in Ruhe lässt. Aber daswird nicht so ruchbar“.Peter Ludes meint, dass es bei einigen Medien wohlimmer weniger Eigentümer gebe, die regional verhaftetseien und sich über einen längeren Zeitraum vor Ortverantwortlich zeigten. Diese Delokalisierung, Aufsplitterungvon Eigentumsverhältnissen führe mit der Vielfaltvon Medienangeboten dazu, dass Verantwortlichkeitenimmer schwerer zu erkennen seien.Marcel Schillling sagt: „Monopolistische Strukturensind nicht förderlich, da der Konkurrenzdruck nichtgegeben ist und damit ein mögliches Korrektiv durchKollegen, die einen Sachverhalt anders wahrnehmenoder die noch andere Überlegungen anstrengen, fehlt.Ich halte Konkurrenz für hilfreich und sinnvoll, weil sieanspornt und die Möglichkeit der Spiegelung meinereigenen Leistung gibt“.LösungsansätzeRedaktionsstatute einfordernDas bewährte Instrument des Redaktionsstatuts kanndie Unabhängigkeit der Redaktion gegenüber demEigentümer festschreiben.33


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>Graswurzelinitiativen im Lokalen fördernIn einem gefestigten Markt der Lokalzeitungen könnenInitiativen einzelner Journalisten in Regionen, in denenes nur eine Zeitung gibt, die über das lokale Geschehenberichten, punktuell für mehr publizistische Vielfalt sorgen.Diese können mittelbar auch wieder zu einer besserenBerichterstattung in der Region führen. Als Beispielehierfür sind etwa das Heddesheimblog.de vonHardy Prothmann oder Hohenlohe-Ungefiltert.de vonRalf Garmatter und Axel Wiczorke anzuführen, diebewusst inhaltliche Lücken in der Berichterstattung derregionalen Monopolisten füllen wollen (Bunjes 2009,von Leesen 2009).10 Faktor Public Relations und Werbung„Politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche Verflechtungenbis in die Medien hinein sind Gift für guten <strong>Journalismus</strong>- aber andererseits auch der Acker, den guteJournalisten bearbeiten. Selbstgefälligkeit, Faulheit,Überheblichkeit der Journalisten behindern eine sehrgute Leistung.“Hardy ProthmannProblemaufrissPublic RelationsPublic Relations und <strong>Journalismus</strong> - je nach Perspektivesind sie Partner im Mediengeschäft - oder Gegner(Schnedler 2006). Schätzungen zufolge gehen bereits70 Prozent der Medieninhalte auf Anstöße von Drittenzurück, die daran interessiert sind, für ihre Organisationen,Produkte, ihre politische Ideologie oder ihre politisch-gesellschaftlichenZiele zu werben (Lilienthal2009a). Redaktionen, die unter Zeitdruck stehen, sindanfällig für PR, insbesondere wenn diese professionellgemacht ist. Als besonders beeinflussbar gelten derAuto-, Freizeit- und Modejournalismus sowie derBereich der Gesundheitsberichterstattung (Lilienthal2009a). Fred Zimmermann von der Washington & LeeUniversität in den USA und dortiger Professor fürMedienethik, ein früherer Chefredakteur der WashingtonPost, hat in diesem Zusammenhang bei PR-Publikationen,die als redaktionelle Beiträge gekennzeichnetsind oder waren, von „News Pollution“, also Nachrichtenvermutzung,gesprochen (Zimmermann 2006).Der Medienwissenschaftler Michael Haller untersuchte2005 die Lokalteile, die Wirtschaftsteile sowie die RessortsAuto und Reise von sechs Regionalzeitungen. Erprüfte hierfür die Ausgaben des vierten Quartals derJahre 2000, 2002 und 2004 auf PR-basierte Beiträge(Haller 2005). Dabei handelte es sich um „Texte, die ausSicht der Zeitungsleser von der Redaktion verfasst sind,die jedoch ein Thema, ein Produkt, eine Marke oder eineDienstleistung einseitig positiv als Tatsache darstellenund keine diese positive Einschätzung überprüfendeRecherche erkennen lassen“. Im Ergebnis konnte dieUntersuchung einen Trend zu mehr PR bestätigen. Sonahm der Anteil der PR-beeinflussten Beiträge imredaktionellen Teil im Untersuchungszeitraum deutlichzu. Insgesamt blieb der Anteil der PR-basierten Artikelin allen Zeitungen unter 20 Prozent. Haller wies daraufhin, dass ein Zusammenhang mit der in den Redaktionenimmer weniger werdenden Zeit für Recherchebestehen kann (vgl. Faktor Zeit).Haller unterscheidet drei Kriterien, die Artikel kennzeichnen,die vorwiegend auf Pressemitteilungen basieren:1 Der Text wurde vermutlich redaktionsextern initiiertund wird den Zeitungslesern als redaktionell erstelltpräsentiert.2 Ein Thema, eine Dienstleistung, ein Produkt, eineMarke oder ein Image werden einseitig positiv dargestellt– eine kritische Auseinandersetzung mit demThema erfolgt nicht.3 Der Text lässt keine Recherche erkennen, mit derdiese positive Einschätzung überprüft wird – erwähntwird lediglich eine Recherche-Quelle.Als Beispiel hierfür kann die Rezeptionsgeschichte derPressemitteilung des Schweizer Paul-Scherrer-Instituts(PSI) vom 31. Januar 2006 gelten, die die Entdeckungzweier neuer chemischer Elemente mit den Ordnungszahlen113 und 115 verkündete. In den Tagen daraufgriffen unter anderem die Berliner Zeitung sowie dieFrankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) diese Pressemitteilungauf. Die Berliner Zeitung titelte am 1.2.2006„Zwei superschwere Elemente entdeckt,“ die FAZ amTag darauf „Superschwere Kerne – Geburt der Elemente115 und 113“. Beide Artikel fassten lediglich die Pressemitteilungzusammen. Eine Recherche hätte jedochschnell ergeben, dass die Entdeckung bereits zwei Jahre34


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>zuvor von russischen und amerikanischen Forschernverkündet worden war. Erst das Blog Plazeboalarm.deund die Neue Zürcher Zeitung entdeckten ein möglichesMotiv für die Mitteilung des Paul-Scherrer-Instituts. Eswollte offensichtlich die Entdeckung für sich beanspruchen,bevor die „International Union of Pure andApplied Chemistry“ über den offiziellen Entdecker entscheidenwürde (Delius et al. o.J.).Spin DoctoringEin besonderer Fall ist die „Initiative Soziale Marktwirtschaft“(INSM), die sich den Anstrich einer unabhängigen,nicht-kommerziellen zivilgesellschaftlichen Initiativegibt. Dabei ist sie eine seit nunmehr zehn Jahrenlaufende Kampagne des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall,die von der großen PR-Agentur Scholz & Friendsorchestriert wird. Das Ziel: Die Einstellung zur Wirtschaft-und Sozialordnung verändern - im Sinne derArbeitgeber. Die Medienarbeit überschritt immer wiederberufsethische Grenzen - von Journalisten wie PR-Leutengleichermaßen. Beispielsweise lancierte die INSMfür 60.000 Euro siebenmal Dialoge in der Seifenoper„Marienhof“ - und kassierte hierfür vom „Deutschen Ratfür Public Relations“ eine öffentliche Rüge wegenSchleichwerbung. Auch gab sie eine Studie zur Gesundheitsreformin Auftrag, die von Leitmedien ohne denHinweis auf den Auftraggeber zitiert wurde. Vornehmlichagiert sie jedoch über so genannte Botschafter undExperten, die in den Medien auftreten, ohne jedoch ihreVerbindung zur INSM offen zu legen (Kutz/Nehls 2007).In der ARD-Sendung „Monitor“ bewertet der MedienwissenschaftlerSiegfried Weischenberg die PR-Arbeitder INSM folgendermaßen: „Die Initiative Neue SozialeMarktwirtschaft ist höchst erfolgreich, weil es ihrgelungen ist, so einen neoliberalen Mainstream in denMedien durchzusetzen. Und das konnte auch leichtgelingen, weil die Medien kostengünstig produzierenmüssen. Sie sind sehr darauf angewiesen, dass ihnenzugeliefert wird, hier gibt’s eine Lobby, die sehr wohlhabendist. Das ist natürlich eine sehr, sehr problematischeGeschichte, weil die Medien nicht das tun, was sietun sollen. Die Journalistinnen und Journalisten fallensozusagen aus der Rolle, weil sie nicht kritisch kontrollieren,weil sie die Interessen nicht transparent machen“.(Müller et al. 2005) Christian Nuernbergk kommt ineiner Studie zu dem Schluss, dass die Medienberichterstattungdie INSM-Perspektive weitgehend übernimmt,insbesondere wenn sie exklusive Medienkooperationenanbietet (Nuernbergk 2006). Beispielsweise enthielt dieFachzeitschrift „medium Magazin“ im Winter 2004einen INSM-Prospekt, der von zwölf Nachwuchsjournalistenbefüllt wurde, alle Schüler einer Kölner Journalistenschule.Darin sollen sich die so genannten „ReformReporter“ mit der ausführlichen Darstellung von neoliberalenPositionen begnügt haben. (Kraschinski 2004).Im Editorial hieß es, dass „für diese jungen Kollegenberuflich nichts schief gehen“ könne.In diesem Zusammenhang ist auch die Debatte um hochbezahlte Nebentätigkeiten von Moderatoren und Journalistendes öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu erwähnen,die das NDR-Medienmagazin „Zapp“ mit einerReportage angefacht hatte. Es hatte über genehmigteNebenjobs von Journalisten und Moderatoren wie TomBuhrow („Tagesthemen“), Claus Kleber („heute-journal“)und Petra Gerster („heute“) berichtet. Diese hatten biszu 20.000 Euro für Gast-Vorträge bei Unternehmen undVerbänden verlangt und damit eine Diskussion um ihrejournalistische Glaubwürdigkeit ausgelöst. Gleichzeitigwurde die Diskussion auch als „Neiddebatte“ betrachtet.Dennoch wurde anschließend von ARD und ZDF eineVerschärfung der internen Regeln diskutiert (u.a. Tagesspiegel2009). Beschlossen wurde aber lediglich, diebestehenden Regeln auch anzuwenden und strenger zuprüfen (Auskunft der Pressestellen von ARD und ZDF am27.10.09).In letzter Zeit wurden einige Fälle von Unternehmenbekannt, die ebenfalls „schwarze PR“ betreiben. DieDeutsche Bahn AG etwa ließ es sich 1,3 Millionen Eurokosten, die öffentliche Meinung zu den Themen Bahn-Privatisierung und GDL-Streik zu beeinflussen, ohnedass der Öffentlichkeit bekannt gewesen wäre, wer hinterden Aktivitäten stand. Diese so genannten No-Badge-Aktivitäten beziehen sich auf Maßnahmen wieMeinungsumfragen, Leserbriefe, Beiträge in Online-Foren, vorproduzierte Medienbeiträge und Blog-Beiträge,bei denen Urheber oder Auftraggeber nicht erkennbarsind (Müller/Klein 2009:1). Beispielsweise wurdenwährend des Streits mit der Lokführergewerkschaft GDLvon einer Agentur Meinungsumfragen durchgeführt, diejedoch einen direkten Auftrag durch die Deutsche Bahnbestritt. Laut Umfrage fand die Mehrheit der Befragtendie Forderungen der Gewerkschafter überzogen. InFolge tauchten Kommentare in Online-Foren von führendenMedien auf, die sich auf die Umfrage bezogen.Die Umfrage fand aber auch in den Medien breite Resonanz:Nachrichtenagenturen wie dpa, ddp und AP, Online-Medienwie „Spiegel Online“ sowie Tageszeitungenwie „Die Welt“, die „Berliner Morgenpost“ und die„Frankfurter Rundschau“ griffen die Ergebnisse unkritischauf, wie eine Untersuchung der Nicht-Regierungs-35


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>organisation „Lobby Control“ feststellen konnte (Müller/Klein2009). Auch gelang es einem Bahn-Lobbyistenmit Gastkommentaren in der „Financial Times Deutschland“,„Capital“ und „Tagesspiegel“ unterzukommen,ohne dass den Redaktionen sein Hintergrund bekanntwar. Die Reaktion der Deutschen Bahn auf die Enthüllungenvon Lobby Control bestand darin, den für Kommunikationund Marketing Verantwortlichen zu entlassen.Auch die Politik betreibt „Public Relations“ - und dieAbhängigkeit ist gegenseitig, stellte Sigrid Baringhorstfest: „Liefern die Journalisten den Politikern Arenen derSelbstdarstellung und Legitimationsbeschaffung, soversorgen Politiker die Journalisten mit den Rohstoffenjedes Massenmediums: aktuelle Informationen und mitteilenswerteEreignisse, Aufmerksamkeit erzeugendeBilder von Kriegen und Katastrophen, Staatsbesuchenund nationalen Erinnerungsritualen“ (Baringhorst 1997).Politische Akteure versuchen jedoch der Presse als„Vierter Gewalt“ im Staat etwas Macht abzutrotzen,indem sie Öffentlichkeitsabteilungen einrichten, dienicht nur auf Journalistenanfragen reagieren, die alsoeiner gesetzlich vorgeschriebenen Informationspflichtnachkommen, sondern die quasi proaktiv eigene Darstellungenmediengerecht vorbereiten. Sie beauftragenPR-Experten und -Agenturen damit, Kampagnen zuentwerfen, die ihr politisches Handeln kommunizieren -und rechtfertigen sollen. „Wesentlich ist allein die strategischeNutzung des öffentlichen Wirkungsraumes“,sagt Baringhorst. Dabei werden auch hier zunehmendethische Grenzen überschritten. In den letzten Jahrenwurden mehrere Fälle bekannt, in denen BundesministerienRadiobeiträge und Zeitungsartikel produzierenließen, die Redaktionen zur kostenlosen Übernahmeangeboten wurden.Die Frage der „Authentizität“ und des Wirklichkeitsbezugspolitischer Berichterstattung stellt sich zudemangesichts einer zunehmenden „Theatralisierung politischerKommunikation“ (Schicha 2003, Schicha 2007,Kurbjuweit 2009). Christian Schicha stellt hierzu fest:„Es ist bislang ungeklärt, ob mediale Politikinszenierungenin Wahlkämpfen politische Anschlussdiskurse durcheine angemessene Reduktion von Komplexität bei denRezipienten befördern, oder ob sie verhindern, dass dastatsächliche politische Handeln von den Rezipienten sowahrgenommen werden kann, wie es die Rationalitätsanforderungeneines deliberativen Demokratieverständnissesnahelegen. Es darf jedoch vermutet werden,dass die moderne Form politischer Wahlkampfwerbung,die gerne mit dem Schlagwort „Amerikanisierung“beschrieben wird, nicht dazu beiträgt, das argumentativeNiveau politischer Diskurse zu verbessern“. Die hiermitverbundene Personalisierung beruhe darauf, dass„dominant visuell ausgerichtete elektronische Massenmedienauch für die Vermittlung politischer Inhalte Personenbenötigen, die diese Inhalte vermitteln und verkörpern“.Schicha stellt aber fest, dass tragfähige empirischeStudien, „die den Visualisierungsgrad in Bezugzum Informationsgehalt des Berichteten setzen undauch die Frage der Angemessenheit der Berichterstattungzulassen, fehlen“.Politmarketing und Kampagnenmanagement ist allerdingslängst nicht mehr nur ein Merkmal etablierterPolitik. Zivilgesellschaftliche Organisationen aus denBereichen der Netzpolitik des Umweltschutzes, der Entwicklungspolitik,des Antirassismus oder der Wohlfahrtversuchen ebenfalls das öffentliche Meinungsklima zubeeinflussen. Hierfür nutzen sie nicht nur traditionellePR-Mittel, sondern auch neue Kommunikationsstrategienim Internet (Schulzki-Haddouti/Lorenz-Meyer2008).WerbungDie aktuelle Studie „Wandel bei aktuellen Massenmedien:<strong>Journalismus</strong> in veränderten Medienkontexten“(Kutscha et al. 2009) stellt fest, dass unter dem gegenwärtigenwirtschaftlichen Druck journalistische Inhaltezunehmend als Umfeld für Werbekunden betrachtetwerden: „Die Werbeindustrie braucht ein spannendesUmfeld, indem sie ihre Werbung für Zuschauer gezieltschalten kann“, zitiert sie den Redakteur eines Privatfernsehsenders.Die Autoren sind der Ansicht, dass folglichInhalte für Werbekunden geschaffen werden. DerLeser, Zuschauer oder Hörer sei primär als Konsumentinteressant. Fast die Hälfte der befragten Journalistenglaubt denn auch, dass es wichtiger werde, Werbekundenein passendes redaktionelles Umfeld zu liefern.91 Prozent meinen, einen Trend hin zu wenigerpointierten Politikberichterstattung, die Werbekundenwenig attraktiv finden könnten, hin zu mehr Unterhaltungfeststellen zu können. Politische Themen verkauftensich „oft schlechter“.Die Grenzen zwischen Redaktion und Anzeigen verwischendabei zunehmend. Auch der „Spiegel“ schrecktvor „Experimenten“ wie einer nicht gekennzeichnetenToyota-Anzeige in Anmutung einer „Hausmitteilung“nicht zurück, die in der Branche eher wie Kavaliersdeliktebewertet werden (Weichert/Kramp 2009d). Gleichwohlräumte die Chefredaktion zwischenzeitlich ein,hier einen „Fehler“ gemacht zu haben. Der Presserat36


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>rügte 2007 die „Bild“-Zeitung dafür, dass sie für ALDI-Reisen geworben hatte. Eine Rüge, die von Bild mit demVerweis darauf „scharf“ zurückgewiesen wurde, dassdas Trennungsgebot zwischen redaktionellem Text undWerbung nicht verletzt sei, wenn über neue Produkte,Dienstleistungen und Angebote berichtet werde unddamit ein werblicher Nebeneffekt einhergehe (AxelSpringer 2009).Neben unzureichend gekennzeichneter Werbung sind esKooperationen zwischen Redaktion, Industrie und Organisationen,die als grenzwertig empfunden werden. Sosorgte etwa jüngst ein von der Brigitte-Redaktion produziertesund von Ikea finanziertes 28-seitiges Sonderheftzum 30-jährigen Jubiläum des Ikea-Regals Billy fürIrritationen. Es lag nicht nur der Brigitte bei, sondernauch anderen Gruner+Jahr-Zeitschriften wie dem„Stern“, „Gala“ und „Geo“ (New Business 2009). Ebenfallsfür interne Diskussionen sorgte eine 50.000-Euro-Kooperation der „tageszeitung“ mit der FrankfurterBuchmesse. Die „taz“ hatte sich verpflichtet, täglich aufeiner speziellen Website Beiträge über das GastlandChina zu veröffentlichen. Das wurde von einigen Redakteurenin einer internen Diskussion als rufschädigendfür die taz, weil schönfärberisch für China empfunden(Serrao 2009).Es werden aber auch immer wieder Fälle bekannt, indenen Unternehmen versuchen, eine ihnen ungünstigerscheinende Berichterstattung durch Anzeigenboykottezu verhindern. 33 Prozent von im Jahr 2004befragten 260 deutschen Tageszeitungsredakteurenhatten mindestens ein- bis zweimal erlebt, dass einewichtige Nachricht gegen ihren Willen zurückgehaltenwurde. 23 Prozent glaubten, dies sei aus Rücksicht aufAnzeigenkunden geschehen. Vor allem Regional- undLokalzeitungen, die von ortsansässigen Inserenten wieAldi, Lidl oder Media-Markt abhängig sind, sollenbetroffen sein (Noé/Schwarzer 2007.)Weitere bekannt gewordene Fälle sind etwa:• Die Deutsche Bahn AG reagierte in den letzten Jahrenmehrfach mit Anzeigenboykotten auf kritische Artikel.Sie verzichtete lange Zeit auf Anzeigen in„Capital“ und „manager magazin“, da diese kritischeBahn-Analysen veröffentlicht hatten (Karle 2006,Klein/Müller 2009, Noé/Schwarzer 2007).• 2007 buchte die Ruhrkohle-AG, heute Evonik, für eineKampagne in der WAZ 5 Anzeigenseiten, beim Konkurrenten„Rheinische Post“ wurden aber 15 Seitengebucht. Die WAZ hatte zuvor kritisch über UnternehmenschefWerner Müller berichtet (Schmitz2007, PR Report 2007).• 2005 kündigten die „Badischen Neuesten Nachrichten“einer Redakteurin, die über schlechte Arbeitsbedingungenbei Lidl berichtet hatte. Laut Betriebsrathatte Lidl Druck auf das Blatt ausgeübt - die Kündigungmusste zurückgenommen werden (Noé/Schwarzer 2007, Schmitz 2007).• 2005 verzichtet der Konzern Ratiopharm auf Werbungim „Stern“, da dieser darüber berichtet hatte,dass Firmenvertreter Ärzte mit Geschenken bedachthatten (Noé/Schwarzer 2007).• 2004 stornierte der Discounter Aldi-Süd Anzeigenaufträgefür die „Süddeutsche Zeitung“. Die SZ hatteüber „schikanöse Arbeitsbedingungen“ und „massiveWahlbehinderungen“ bei der Gründung von Aldi-Betriebsräten berichtet. Der Schaden für die SZ sollsich auf etwa 1,5 Mio. Euro belaufen haben.Aldi hatte seine Entscheidung mit einem „geändertenWerbekonzept“ begründet (Lebensmittel-Zeitung2004).• 2001 strafte die Lufthansa die SZ wegen einem Artikelüber den damaligen Pilotenstreik ab: 10.000SZ-Exemplare wurden aus dem Sortiment der Bordexemplareentfernt (Schmitz 2007).Product PlacementDie neue EU-Mediendienste-Richtlinie erlaubt diebezahlte Platzierung von Produkten („Product Placement“)in Sendungen unter bestimmten Bedingungen.Umgesetzt wird die Richtlinie demnächst über den13. Rundfunkänderungsstaatsvertrag. So sollen Informationssendungenebenso wie Ratgebersendungenausgenommen werden. Doch wo sind die Grenzen zur„leichten Unterhaltung“, innerhalb derer Produktegegen Bezahlung vor- und ausgestellt werden dürfen?Zudem soll generell eine unbezahlte Produkt-Beistellungerlaubt sein. Dies kann jedoch zu Wirklichkeitsverzerrungenführen, wenn Testberichte vornehmlich dieGeräte von Herstellern testen, die ihnen unentgeltlichzur Verfügung gestellt werden und andere, durchausmarktrelevante Geräte mangels Budget nicht. Alsgrundlegende Qualitätsanforderung sieht Volker Lilienthaljedoch folgende: „Informationen zu Gesundheit,Finanzen, Recht, aber auch zu schlichten Themen wieFreizeit und Heimwerken müssen von Journalistengeprüft sein und dürfen nicht von Zuwendungen derjeweiligen Industrie abhängen“.37


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>zu identifizieren gewesen wären“. Als weiteren Faktornennt sie „Feigheit des Managements“: „Zu viele Chefredakteureglauben, den Wünschen von Anzeigenkundennachkommen zu müssen, aus Angst, sonst gehe esmit ihrem Blatt ökonomisch bergab. Tatsächlich setzensie damit aber die Glaubwürdigkeit ihres Mediums aufsSpiel. In the long run wird genau diese mangelndeGlaubwürdigkeit solchen Medienprodukten den Garausbereiten“.Annette Bolz selbst hat sich als Redakteurin und Textchefingeweigert, auf die Wünsche von Anzeigenkundeneinzugehen: „Ich habe als Textchefin bei stern.de dieEinflussnahme eines Pharmakunden geblockt, zusammenmit der Redaktionsleitung haben wir es auf einenStreit ankommen lassen. Wir haben einen Gesundheitsratsgebergemacht, in dem wahrheitsgemäß stand, dassSalben gegen Gelenkschmerzen nicht helfen, weil derWirkstoff nicht tief genug ins Gewebe eindringt. DerWerbebanner um diesen Ratgeber herum hat abergenau das behauptet: Die Creme wirke prima beiGelenkschmerzen. Die Pharmafirma war natürlich sauer,sie wollte, dass diese Stelle im Ratgeber umgeschriebenwird. Aber wir sind hart geblieben“.Domenika Ahlrichs, Chefredakteurin der Netzeitung,kennt ebenfalls die Versuche, über Anzeigen oderKooperationen Einfluss auf redaktionelle Inhalte zunehmen. Sie wehrt diese mit einer „klaren Ansage“ ab,„dass wir Anzeigen als solche klar kennzeichnen“. BeiThemen-Specials, die von einem Sponsor unterstütztwurden, achtete sie darauf, dass das Thema sehr breitangelegt ist. So etwa beim Thema „Globalisierung“, dasvon der Deutschen Post finanziell unterstützt wurde. Ineiner Ecke wurde das Postlogo angezeigt, doch dieRedaktion nahm inhaltlich keine Rücksicht: „Wir konntenjeden Artikel zur Arbeitsplatzverlagerung einstellenund haben durch klare Ansagen die Distanz gewahrt“.Der stellvertretende AP-Chefredakteur Peter Zschunkeverweist auf die „exklusiven“ Angebote: „Bei Informationenaus der zweiten oder dritten Reihe kriege ich dasAngebot, dass ich was exklusiv kriege. Das ist ein zarterVersuch von Sponsoring. Da sage ich immer, dass Exklusivitätkeine Relevanz hat“.Fernsehredakteur Marcel Schilling sagt, man müsseüberlegen, „wie und wie oft man einen Sponsorerwähnt. Wenn man es machen muss, reicht es einmal“.Es gebe außerdem Versuche von Sponsoren ins Bild zukommen, etwa wenn Hintergründe reingerückt werden:„Hier muss man vor Ort aufpassen und Grenzen setzen.Interviews darf man nicht vor Sponsorenwändenführen. Wenn der Interviewpartner offizieller Vertreterder Firma ist, ist das was anderes. Joachim Löw voreinem Firmen-Schild zu interviewen, finde ich aber problematisch,wenn er für diese Firma Werbung macht.Das geht nicht. Wenn es eine Veranstaltung des Sponsorsist, kann ich die Räumlichkeiten bei einer Pressekonferenznicht ändern. Aber ich habe Möglichkeitendas aufdringlich oder weniger aufdringlich zu machen.Da kommt es auf die Sensibilität des Redakteurs und desKameramanns an, das zu erkennen. Die Sensibilität hierfürnimmt zu, da wir diese Versuche wahrnehmen undunsere Erfahrungen sammeln“.Marcel Schilling sieht die Debatte um die gut dotiertenNebentätigkeit von Journalisten des öffentlich-rechtlichenRundfunks differenziert: „Ich glaube, dass bestimmteLeute ihren Namen wert sind. Auch hier mussklar sein, dass man sich nicht durch den Auftraggebereinschränkt; dass ein Journalist bestimmte Fragen nichtmehr stellt, weil er für eine bestimmte Firma etwasgetan hat. Er darf seine Unabhängigkeit nicht aufgeben.Er ist auch ein Repräsentant für das Medium, das kannauch ein Mehrwert für das Mediums ein, wenn jemandauftritt. Die Alternative wäre, dass das sonst einer vonden privaten Sendern machen würde. Peter Klöppel vonRTL würde dann für den gesamten Fernsehjournalismusstehen. Ein Verbot ist daher für die Öffentlich-Rechtlichenkeine Alternative. Ein Festangestellter muss dasaber mit seinem Arbeitgeber abstimmen. Bei Freiensieht das ganz anders aus“.Hardy Prothmann hat als bloggender Journalist, bislangkeinen Versuch einer direkten Beeinflussung durch Werbekundenfeststellen können, dafür aber einen Boykott-Aufruf durch „lokale einflussreiche Persönlichkeiten“erlebt: „Potenziellen Anzeigenkunden wurde deutlichgemacht, dass Anzeigen auf meiner Site Nachteile fürdiese Unternehmen mit sich bringen könnten“. Das Verhältniszu seinen Anzeigenkunden beschreibt er folgendermaßen:„Da Werbekunden die journalistische Arbeitfinanzieren, ist es selbstverständlich, dass man Wünschevon Werbekunden zumindest hört. Das heißt nochlange nicht, dass man diesen Wünschen nachkommt,vor allem nicht, wenn redaktionell in unzulässiger WeiseEinfluss zu nehmen versucht wird.Eine Verknüpfung von Werbung und Redaktion ist fürmich nicht vorstellbar - das bedeutet den inhaltlichenTod des <strong>Journalismus</strong> und ist die Geburtsstunde für PR.Meiner Meinung nach darf es keine unmittelbare Beziehungzwischen Berichterstattung und Werbung geben.Sollte ein bei uns werbendes Unternehmen beispielsweisejournalistisch kritisch betrachtet werden müssen,wird dies auch stattfinden. Auch wenn der Kunde dieWerbung dann storniert“.Von Autoren angebotene Geschichten, die ihr PR-lastig39


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>LösungsansätzeEinheitliche berufsethische Grundsätze anstrebenDie berufständischen und sonstigen journalistischenInteressenvertretungen sind bis heute nicht zu einereinheitlichen Linie in der Definition ethischer Grundsätzegelangt. Sie reichen von zölibatähnlicher Enthaltsamkeitvon PR bei Ausübung von <strong>Journalismus</strong> beim„Netzwerk Recherche“ und umgekehrt bis hin zurAkzeptanz koexistierender Tätigkeiten unter Einhaltungdefinierter Grundregeln beim deutschen Presserat. DasProblem ist erkannt - allein, es fehlt an einer griffigenLösung.Unbewusste Vermischung von <strong>Journalismus</strong> und PRvermeidenDas Kernproblem ist die bewusste oder unbewusste Vermischungvon PR-Inhalten mit redaktioneller Berichterstattungund Kommentierung. Dies betrifft als Rollendie freien Journalisten bei der Erwirtschaftung ihresEinkommens durch ihre Haupteinnahmequellen und diefest angestellten Redakteure mit Nebeneinkünften, seies direkt als in der PR-Tätige oder aufgrund eines anderenAuftrags. Für den Lösungsansatz sind zunächst dieGefahren unbewusster Vermischung journalistischermit Öffentlichkeitsarbeit von den Gefahren durchbewusste Vermischung zu trennen.Bei Gefahr durch unbewusste Vermischung von journalistischenund PR-Inhalten ist das notwendige Erwerbspotenzialzu beachten. Fest angestellte Journalisten undFreie mit einem mindestens branchenüblichen Durchschnittseinkommensollten hier Angebote aus derÖffentlichkeitsarbeit oder dem PR-nahen Umfeld striktmeiden und dem Duktus vom „Netzwerk Recherche“nachgehen. Entsprechendes gilt umgekehrt für Öffentlichkeitsarbeiterin Richtung journalistischer Aufträgeund Angebote. Auf der journalistischen Seite würde diesinsbesondere auch fast vollständig für feste Freie beiRundfunk und Fernsehen gelten. Eine Transparenzregel,z.B. öffentliche Anzeigepflicht, bietet eine wirksameflankierende Maßnahme. Die Fraglichkeit von Presserabattenund Pressereisen müsste in diesem Zusammenhangeine eigenständige Analyse erhalten. FreieJournalisten, die auf Zusatzeinkünfte aus existenziellenUrsachen nicht verzichten können, sollten - realitätsnah- die koexistierende Ausübung ihrer Tätigkeiten in beidenAufgabengebieten gestattet sein, sofern sie dieKundengruppen sachlich und auch in angemessenerzeitlicher Hinsicht sauber und nachvollziehbar trennen.Zeitdruck mindernHinsichtlich der unbewussten oder indirekten Vermischungvon journalistischen und PR-Inhalten dürfteauch eine bessere personelle Ausstattung von Redaktionenbzw. eine deutliche Minderung des Zeitdrucks durchorganisatorische Maßnahmen zu einer Verbesserungführen. Die vorgestellten Studien aber auch die Aussagender Interviewpartner haben deutlich gezeigt, dassder Faktor Zeit wesentlich ist für die Qualität derRecherche.Transparenz und SanktionenBei Gefahr durch bewusste Vermischung von journalistischenund PR-Inhalten laufen ethische Forderungenins Leere. An dieser Stelle können nur wieder andereJournalisten oder kritische Publizisten (z.B. Blogger)investigativ einschreiten und solches Fehlverhaltendurch Publikationen öffentlich machen. Oder es gibtsanktionsfähige Gremien, die die Pflege von Lobbyistenregistern,die Zwangseintragungen und die Veröffentlichung,z.B. im Internet, sicher stellen. Ob hier zusätzlichdie Offenlegung von Geschäftsbeziehungen durchdie Auftraggeber eine realistische und umsetzbare Forderungist, darf eher bezweifelt werden.Ein besonders Problem der Vermischung von PR- undjournalistisch relevanten Informationen ist die indirekteBeeinflussung von Journalisten durch Peers, Expertenund Informanten. Politiker stellen hier eine der größtenGruppen. Journalisten, die auf diese Art von Quellenangewiesen sind, haben häufig keine Instrumente, umeine für die Öffentlichkeit wichtige Nachricht von eingestreutenPR-Informationen zu trennen. Politiker sollengewisse Karenzzeiten einhalten, um ihre politischeTätigkeit nicht direkt mit Lobbytätigkeiten zu verknüpfen.AusbildungDie Ausbildung angehender Journalisten sollte dieGrenzen zwischen <strong>Journalismus</strong> und PR vermitteln,indem sie Einblick in beide Bereiche und nicht nur in denBereich des <strong>Journalismus</strong> gewährt. Wer den Unterschiednicht begriffen hat, ist auch nicht in der Lage zu hinterfragen.Ein reines „Training on the Job“ genügt nicht,Reflexion ist nötig. Wichtig ist aber auch, dass dieRecherche als journalistische Kernkompetenz systematischergelehrt werden sollte. Letztlich sollte in derAusbildung jedoch ein besseres Verständnis der gesellschaftlichenAufgabe des <strong>Journalismus</strong> vermittelt werden(s. hierzu auch „Faktor Bildung“).41


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>11 Faktor Digitalisierung„Online-<strong>Journalismus</strong> ist in vielen Fällen immer noch ein<strong>Journalismus</strong>, der nicht mit den gleichen Ressourcenund Mitteln gemacht wird wie der Print-<strong>Journalismus</strong>“.Matthias SpielkampProblemaufrissIm journalistischen Alltag spielt das Internet längst einewichtige Rolle: Die Freien-Umfrage des DJV (DJV 2009a)hat gezeigt, dass Online-Techniken, die inzwischen dieArbeitsbedingungen und -zeiten bestimmen, „voll beiden freien Journalisten angekommen“ sind. Während1998 nur ein Viertel der Befragten angab, Online-Technikenwie e-Mail intensiv zu nutzen, waren es zehnJahre später 87 Prozent. Medienhäuser arbeiten zunehmendcrossmedial, das heißt sie vermarkten Inhaltezunehmend auf mehreren Plattformen (Meier 2006).Texte und Bilder können sowohl online, als auch ingedruckter Form in verschiedenen Formaten erscheinen,Fernseh- und Radiobeiträge einmal gesendet, aber auchals Vod- und Podcast im Internet zur Verfügung gestelltwerden. Daher werden hybride CMS-Systeme immerwichtiger, die mehrere Veröffentlichungsplattformengleichzeitig unterstützen können.Es gibt mehrere Entwicklungen, die für guten <strong>Journalismus</strong>relevant sind:Sinkende BeteiligungsbarrierenNicht nur Profis, auch Amateure können im InternetInhalte produzieren und veröffentlichen. Beigetragendazu hat vor allem die Entwicklung von Blog-, Podcast-,Vodcast- und Wiki-Software. Damit stehen Laienkostenlose bzw. kostengünstige Content-Management-Systeme zur Verfügung, wie sie selbst im professionellenBereich in den Verlagshäusern vormals in ihrer leichtenBedienbarkeit nur selten anzutreffen waren. Immermehr Personen und zivilgesellschaftliche Organisationensowie Unternehmen und Behörden veröffentlichenselbst ihre Informationen im Internet. Damit erweitertsich die Reichweite Einzelner enorm. Für Journalistenbedeutet dies, dass zu einem Themenbereich deutlichmehr Akteure Stellungnahmen abgeben können. Esbedeutet auch, dass es deutlich mehr Rückkanäle fürFeedback gibt als zu Zeiten der klassischen Massenkommunikation.Dabei lassen sich diese Rückkanäle nurmehrbedingt kontrollieren. Ein Forum, das geschlossenwird, kann jederzeit an einem anderen Ort wieder entstehen.Das Ende des GatekeepersWeil Nutzer sich aus einer Vielzahl von Quellen informierenkönnen, verlieren die traditionellen Medienzunehmend ihre Gatekeeper-Funktionen (Neuberger2005, Meier 2007). Journalisten wie Blogger könnenoftmals Informationen, die während einer Pressekonferenzbekannt gegeben werden, gleichzeitig oder kurzdarauf abrufen. Liveness, eine mediale Eigenschaft desFernsehens, ist auch im Internet zu erleben. So etwa inChatrooms oder auf Microblogging-Plattformen wieTwitter. Aber auch Live-Videostreaming unterstütztLiveness im Netz. Eine Vorort-Präsenz scheint oftmalsnicht mehr nötig zu sein - in der Folge klagen Unternehmenund Organisationen darüber, dass immer wenigerJournalisten ihre Pressekonferenzen besuchen.Grundsätzlich ist in den letzten Jahren das Finden vonInhalten immer einfacher geworden, denn Inhalte könnenüber Suchmaschinen leichter erschlossen werden.Agenturnachrichten sind über das Internet zu einemgroßen Teil verfügbar. Der Besuch teurer Datenbankenkann in vielen Fällen umgangen werden. Für freie Journalistenbedeutet dies eine Art Waffengleichheit mitRedakteuren.Verändertes NutzungsverhaltenIn Deutschland wenden sich nicht nur junge Leser verstärktOnline-Medien zu, sondern, wie Sekundäranalysender Allensbacher Werbeträger-Analyse (AWA) undder Computer- und Technik-Analyse (ACTA) aus denJahren 2001 bis 2006 belegen, auch die so genannteIntensivleserschaft von Tageszeitungen (Kolo/Meyer-Lucht 2007). Aus diversen Internet-Communities bzw.sozialen Netzwerken erwächst eine deutliche Konkurrenzzu den herkömmlichen Medien (Fisch/Gscheidle2008). Die neuen Player sind in der Lage, immer kleinereTeilöffentlichkeiten zu erschließen, weil sie den Informationsaustauschzwischen kleinen Interessensgruppenermöglichen.Deterritorialisierte KommunikationsräumeDeterritorialisierte Kommunikationsräume entstehen,wenn sich soziale Interaktionsräume nicht mit territorialenGrenzen decken. So decken sich etwa die kulturellenRäume von Migrationsgemeinschaften nicht mitden territorialen Grenzen von Staaten. Das bedeutet,42


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>der Leser, der Zuschauer, der Nutzer kann von überallherkommen. Menschen können zeit- und ortsunabhängigmiteinander kommunizieren und gemeinsam ein Zielverfolgen. Medien werden im Netz global rezipiert undgenutzt. Es bedeutet aber genauso, dass herkömmlicheVerbreitungsgrenzen im Netz nicht mehr existieren. Esgibt keine Verbreitungsmonopole mehr für Tageszeitungen.Denn im Internet ist jede News nur einen Link entfernt,wie Google-News und andere News-Aggregatorenzeigen. Diese Aggregatoren zeigen auch die Redundanzvon Nachrichten, die primär auf Agenturmaterialberuhen. Aus Sicht des Internetlesers sind dies allesmehr oder weniger austauschbare Varianten. Die Reaktionder Verlage und Redaktionen: Ihre Nachrichtenmit Hilfe von Suchmaschinenoptimierungstricks undGoogle-Werbeanzeigen für die Leser sichtbarer zumachen. Dabei folgen sie der Logik der Aggregatoren:Nachrichten und Themen, die exklusiv und originellsind, werden mangels Masse nicht mehr beachtet. Obwohles gerade diese Berichte sind, die nicht austauschbarsind.UnbundlingVerlage können im Internet zwar Marken entwickelnund Informationsangebote aufsetzen, die unter einerMarke gebündelt werden. Doch in der Praxis finden dieLeser im Internet zunehmend einzelne Inhalte wie Artikeloder Videos über Suchmaschinen oder filtern sieüber RSS-Feeds sowie entsprechende RSS-Werkzeugewie „Yahoo Pipes“. Sie stellen so eigene, nach persönlichenVorlieben maßgeschneiderte Angebote zusammen(Bruns 2005). Sie führen damit ein Unbundlingdurch, indem sie entsprechend ihren Interessen durchdas Netz navigieren und sich weniger an gebündeltenInformationsangeboten orientieren. Die Folgen sindumfassend: Zum einen müssen einzelne Informationsangebotewie Artikel oder Grafiken so gestaltet und indas Informationsumfeld des Anbieters eingebundenwerden, dass der Leser dazu angehalten wird, auf derWebsite zu verweilen. Zum anderen schwächt daseklektizistische Verhalten des Lesers gängige Finanzierungsmodelle.„Jeder Inhalt, sei es Text, Grafik, Foto oderVideo muss sein Geld selbst verdienen.“ (...) „Die bei Produktenwie Zeitungen oder Magazinen gängige Quersubventionierung,beispielsweise der anzeigenschwachenPoltikberichterstattung durch den Reiseteil, entfällt“,meinen Mario Sixtus und Julius Endert (Sixtus/Endert 2009). Insofern ist zu erwarten, dass sich dasPackaging von Mediaprodukten noch dramatisch ändernwird (Z-Punkt 2007).SharingDas Teilen von Informationen bzw. Kommunikationsobjektenwie etwa von Links, Texten, Bildern oder Videosist eine wichtige Kommunikationstätigkeit im Netz. DieNutzer erzeugen damit teilweise bewusst neue Datendurch Kommentare oder Anmerkungen, teilweise entstehenDaten wie „Tag Clouds“ oder „Empfehlungen“,die ihre Handlungen lediglich reflektieren und auswerten.Diese Daten können erneut kumuliert, gewichtetund aggregiert werden und in ihrem verdichtetenZustand neue Informationen enthalten. Journalistenkönnen sich diese Techniken im Sinne des „CrowdReporting“ zu eigen machen. Das vom JournalistenJoshua Micah Marshall geführte Blog „Talking PointsMemo“ etwa lebt von Leserhinweisen. Mit Hilfe seinerLeser konnte Marshall bei Recherchen über den JustizministerAlberto Gonzales tausende von Dokumentenanalysieren, die er online zu je 50 Seiten veröffentlichte.Auf diese Weise konnte er in kürzester Zeit aufdecken,dass die Bush-Regierung acht unliebsameJustizminister in Bundesstaaten gezielt entlassen ließ.Ein weiterer, durch das Sharing entstehender Effekt istdie „digitale Mundpropaganda“. Inhalte können so binnenkürzester Zeit ein großes Publikum finden (Zerfaß/Boelter 2005). Ein anderer Aspekt sind so genannte„Smart Mobs“, die sich ueber SMS, E-Mail, soziale Netzwerke,Blogs oder Microblogging koordinieren (Rheingold2002).OffenheitLeser bzw. Nutzer goutieren Informationsangebote, dieoffen und frei verfügbar sind. Die Offenheit bezieht sichauf Dateiformate, in denen etwa E-Books angebotenwerden. Sie bezieht sich auf das Coding der Websites,das die Nutzung durch verschiedenste Endgeräte wie PCoder Handy unterstützen muss. Sie bezieht sich aberauch auf die Austauschbarkeit von Daten über offeneSchnittstellen, die in neuartige Informationsangeboteüber Mash-Ups zusammengeführt werden können.InterviewsHardy Prothmann hält das Internet für „eine der größtenErfindungen der Menschheitsgeschichte. Die Internetrevolutionunserer Zeit ist bedeutender als zurdamaligen Zeit die französische Revolution“. Den zentraleninformationellen Mehrwert des Internets sieht erin seiner „24-Stunden-Erreichbarkeit“, in der Dezentralisierung,dem Zugang zu weltweitem Wissen sowie inden Web-2.0-Mitmachfunktionalitäten.43


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>Annette Bolz sieht ebenfalls die Vorteile darin, dass„Online-Medien schneller, kostenlos und von jedemComputer aus einsehbar sind. Und sie machen neueDarstellungsformen möglich, etwa Zeitleisten, anklickbaregeografische Karten oder ähnliches“. Die Nachteilebestehen für sie darin, dass „viele Texte Schnellschüssesind, weil Online eine schnellere Taktung hat. Zudemgibt es im Online-Bereich weniger Qualitätskontrollenals im Printbereich. Bei einer Zeitung liest meist derRessortleiter sowie ein Schlussredakteur oder das Korrektoratnoch mal über den Text, bei Magazinen sind esin der Regel die Ressortleitung und die Textchefin, vielleichtauch noch die Chefredaktion. Diese Sicherheitsnetzehaben viele Online-Medien nicht aufgespannt, dawird mancher Text komplett unredigiert online gestellt“.Auch Matthias Spielkamp sieht im Online-<strong>Journalismus</strong>„in vielen Fällen immer noch einen <strong>Journalismus</strong>, dernicht mit den gleichen Ressourcen und Mitteln gemachtwird wie der Print-<strong>Journalismus</strong>“.Domenika Ahlrichs sieht einen informationellen Mehrwertdarin, dass die Redaktion dem Leser „Links an dieHand gibt“, damit dieser zu einem Thema beliebig in dieTiefe gehen kann. Außerdem könne man Geschichtenüber Bilder oder Audio um audiovisuelle Eindrückeerweitern. Den großen Vorteil des Internets sieht sie indieser Komplexität. Sie glaubt daher, dass Nachrichtenportalevideolastiger werden und sich von der Schriftetwas entfernen werden. Matthias Spielkamp sieht diebesondere Herausforderung darin, dass online jede Seitezur Startseite werden kann, da ein Leser über eine Suchmaschineauf sie stoßen kann.Marcel Schilling sieht den informationellen Mehrwertdarin, „dass man schneller auf den Informationsmarktkommt. Man muss keine Sendetermine abwarten. DieKollegen von „Report Mainz“ dokumentieren zunehmendihre Rechercheleistungen auf ihrer Homepage,weil der Sendetermin noch zwei, drei Wochen hin istund man die Informationen nicht aufschieben möchte.Die Redaktion ist der Meinung, dass es wichtig ist, daszu publizieren. Da ist ein Online-Medium enorm hilfreich“.Peter Ludes sieht den wesentlichen informationellenMehrwert des Internets darin, dass Journalisten undNutzer „viele regionalen Zeitungen oder Zeitungen ausaller Welt“ rezipieren könnten. Problematisch sei jedochder damit verbundene „enorme Gewinn an Informations-und Desinformationschancen“. Man könne Internet-Angebotenicht mehr so durchblicken wie Print-Produkte. So seien etwa personelle Veränderungen inder Redaktion schwieriger zu durchschauen. Peter Ludesglaubt, dass Online-Medien das beeinflussen, was alsQualität angesehen wird. Der Nachrichtenfaktor Aktualitäthabe an Bedeutung gewonnen. Ludes ist überzeugt,dass die Schnelligkeit auf Kosten von Hinterfragen geht:„Damit verändert sich die Art und Weise, wie Geschichtenangeordnet und kommentiert werden. Eigene Rechercheaber kostet Zeit und Geld“. Im Internet seienzudem viele journalistische Produkte kostenlos zurezipieren, doch sie würden immer ausschnitthafterrezipiert. Selbst ein qualitativ hochwertiges Produkthabe immer weniger Chancen in seiner Länge wahrgenommenund hinterfragt zu werden. Ludes glaubt, dassdies eine „sehr fundamentale“ Veränderung ist: „Je mehrMenschen sich daran gewöhnen, desto eher verschwindetdie Erfahrung, dass dies Anstrengung bedeutet. DasInternet ist vorteilhaft, für diejenigen, die schnellerrecherchieren können, aber die Aufmerksamkeitsspanneund Zuverlässigkeit wird in Frage gestellt“.Domenika Ahlrichs glaubt, dass „Online First“ „eher eineBehauptung“ ist: „Ich habe noch nicht sehen können,dass ein Verlag „Online First“ wirklich durchgehaltenhätte“. Gleichwohl meint sie, dass Print- und Online-Redaktionen mehr zusammenarbeiten, das merke manauch an einer veränderten Raumaufteilung. HardyProthmann denkt, dass „herausragende Nachrichtenportalewie Spiegel online, Welt.de, Süddeutsche.de,Focus.de, Zeit.de aber auch Bild.de die klassischenMedien unter enormen Druck setzen. Aber auch kleineAnstrengungen wie das heddesheimblog werden dazuführen, dass die klassischen Medien sich neu erfindenmüssen, um zu überleben oder sie haben keine Zukunft“.Marcel Schilling hat „den Eindruck, dass Erklärformatezugenommen haben. Ich glaube, dass kommentierendeund subjektive Formate durch die Blogs zugenommenhaben. Das ist auch ein Ausdruck der Selbstreflexion -ein wichtiges Instrument für die Medienschaffenden,aber auch für die Zuschauerbindung, wenn dieZuschauer erkennen, dass in dem Geschäft Männer undFrauen arbeiten, nicht Maschinen“.Annette Bolz sieht „neue Formate wie zum Beispiel dieAudio-Slideshow, Mobile Reporting, den Podcast undden Vodcast. Und es gibt auch inhaltlich neue Dinge wieetwa „Ehrensenf“ oder die Web-Dokus von Mediastorm– sehr spannend“.Matthias Spielkamp hält „die verstärkte Lesereinbindungbzw. Rückkanal sowie die stärkere Offenheit“ füreine wichtige Veränderung. Im Sinne von ‘Journalism asconversation’ könne man dies als neues Format sehen.Neue Formate des Online-<strong>Journalismus</strong> sieht er in Podcastssowie Audio-Slides und Bildergalerien. AuchRadiobeiträge als Podcasts haben aufgrund der Zeitsouveränitätund Ortsunabhängigkeit Vorteile gegenüber44


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>anderen Beiträgen. Weitere Möglichkeiten sieht er imComputer-Assisted-Reporting, in interaktiven Grafiken,etwa der flexiblen Darstellung von häufig numerischenSachverhalten.Peter Ludes ist „überrascht, dass es noch immer keineallgemein erfolgreichen zeitungsähnlichen Online-Angebote für die Euro-Zone oder die EU gibt, die nichtnur für Expertinnen und Experten über europäischeThemen berichten und sie mit relevanten Hintergrundinformationenverlinken“. Er glaubt, dass die Leserdafür sogar zahlen würden. Denn Europa sei „der Kontext,in dem Ausbildung, in dem Politik stattfindet. Daraufmuss man sich Tag für Tag vorbereiten“.LösungsansätzeNeuausrichtung von ProduktionsabläufenIn einer vernetzten Umgebung können die Produktionsabläufesowohl in Bezug auf die direkte Involvierungvon Lesern bzw. Nutzern als auch in Bezug auf denmedialen Kontext noch stärker interaktiv ausgerichtetwerden. Die gezielte Einbindung der Leser und einebewusste Vernetzung verschiedener Medien und Quellenkönnen über Feedbackschleifen zu einer neuen Veröffentlichungsdynamiksowie zu neuen Formatenführen. Dieses Post-Production-Feedback kann außerdemgezielt für die interne Qualitätssicherung genutztwerden. Das setzt natürlich entsprechende redaktionelleKapazitäten voraus.Es ist außerdem zu überlegen, wie kooperative bzw.Web-2.0-Technologien in Redaktionen eingesetzt werdenkönnen, um Abläufe zum einen effizienter zugestalten, und um zum anderen einen Wandel hin zumehr Feedbackschleifen zu ermöglichen (Schulzki-Haddouti/Lorenz-Meyer 2008).Entschleunigung und VerlinkungIm Bemühen um Aktualität wird man darüber nachdenkenmüssen, im Sinne von mehr Qualität die Produktiongezielt zu entschleunigen und damit zeitlich zu entlasten.Es macht keinen Sinn, das 137. Newsportal zusein, das dieselbe Nachricht leicht modifiziert ebenfallsveröffentlicht - und dafür Manpower zu investieren, diefür selbst recherchierte, eigene Geschichten nicht mehrzur Verfügung steht. Redaktionen von Newsportalensollten relevante Nachrichten selbst gesehen, gefiltert,verlinkt, kommentiert und bewertet haben. Ein solcherdigitaler Pressespiegel könnte angesichts der anwachsendenInformationsfluten einen erheblichen Mehrwert- und ein neues Format darstellen.Gründungen unterstützenDurch sinkende Beteiligungsbarrieren sind Verlagsgründungenmit relativ wenig finanziellem Aufwand möglichgeworden, die mitunter nur wenig an finanziellerUnterstützung brauchen, um sich erfolgreich zu entwickeln.Hardy Prothmann etwa kann seit Frühjahr2009 sein lokal orientiertes Heddesheimblog, für das ertäglich mehrere klassisch recherchierte Artikel schreibt,erfolgreich über Anzeigen von lokalen Unternehmenfinanzieren, die auch Leser seines Blogs sind. Er plantauch in den Nachbargemeinden, später in umliegendenStädten in Kooperation mit anderen Journalisten, weitereBlogs zu starten. Denkbar ist aber auch die Förderungzivilgesellschaftlicher Medieninitiativen, die dieMedienvielfalt bereichern können.45


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>Nachwortvon Professor Geribert E. JakobDie aufgeführten Problemanalysen und Lösungsansätzebeschäftigen sich mit Aspekten, die überwiegend im<strong>Journalismus</strong> und den Medien von innen heraus wirken.Wie bereits in der Zusammenfassung ausgeführt, sinddie in den Faktoren jeweils aufzufindenden Details aufdie drei folgenden, gleich gewichteten Kernproblemeverdichtet.• Erstens, die Erhaltung unabhängiger Berichterstattungbei Gefährdung durch subtile Einschränkungender Berichterstattungsfreiheit.• Zweitens, die Erhaltung der Güte journalistischerArbeitsergebnisse bei Gefährdung durch Verknappungessenziell notwendiger Ressourcen.• Drittens, die Erhaltung der gesellschaftlichen Funktionjournalistischer Tätigkeit, die durch erodierendeNachrichtenmärkte, externe Einflussnahme und verändertesRezipientenverhalten gefährdet ist, insbesonderein der jüngeren Generation und bei sozialBenachteiligten.Von den aufgeführten Faktoren sind Geld, Zeit, PublicRelations, Digitalisierung und Organisation als dieaugenblicklich als am schwerwiegendsten anzusehen -das kann sich ändern, weil der bislang „vernachlässigte“Faktor Recht deutlich an Relevanz aufholt. Bezüglichder vier aktuellen und wichtigen Faktoren sind alserfolgskritische Lösungskomponenten zu nennen:• das journalistische Selbstverständnis,• das Beharren auf der Erfüllung normativ zwingenderVoraussetzungen für journalistische Arbeit, unddamit konkret notwendige Arbeitsbedingungen,• die Bildung berufsständischer Solidarität zur Durchsetzungelementarer Voraussetzungen journalistischerArbeit.• die Entwicklung einer funktionierenden und hinreichendenKosten- und Einkommensdeckung.Dies definiert den Stand inhärenter Diskussion über<strong>Journalismus</strong> und seine Zukunftsaussichten, Problemeund -lösungen. Der <strong>Journalismus</strong> ist darüber hinausallerdings eine Aktivität mit weitreichenden Implikationenfür unsere Politik, Wirtschaft, Bildung, Kultur undgesellschaftliche Entwicklung.Die nachfolgenden Feststellungen, Überlegungen undThesen dienen der Anregung einer Diskussion von einerwesentlich weitreichenderen Dimension. Für Detailaspektewird Branchenkenntnis vorausgesetzt. Neueund auch entgegengesetzte Erkenntnisse sind in dieserDiskussion willkommen, zumal kein Anspruch auf Vollständigkeitoder alleinige Vertretung der Wahrheitgestellt wird und dieser Beitrag gewollt provokant seinsoll.Radio und Fernsehen sind von den Entwicklungen in denMedien, Nachrichten- und Unterhaltungsmärkten tendenziellweniger betroffen als Zeitungen und Zeitschriften.Der aktuell erfolgskritische Faktor Digitalisierungwirkt sich aufgrund der Technikbasierung eher begünstigendals kontraproduktiv für Sender aus - stellendoch AV-Inhalte die beliebtesten und dazu noch technologiekongruentestenInformationstypen im Internetdar. Private Sender besitzen aufgrund ihrer Plattformattraktivitätüber ordentliche Mittel aus der werbetreibendenWirtschaft, um journalistische Aktivitäten gutauszustatten zu können, soweit sie es wollen. DieGesellschaft setzt hier über die Mediengesetzgebungund Organe wie die Landesmedienanstalten Mindeststandardsjournalistischer Berichterstattung. Es ist auchzu beobachten, dass die Existenz einer öffentlich-rechtlichenSeite als Korrektiv für die rezipientenseitigeAkzeptanz der Menge an ausgestrahlter Werbung, unddamit auf die Programmstruktur wirkt, die ein Übermaßan Werbung verhindert und im weiteren Sinne kulturelleBeiträge, teilweise zwangsweise, ins Programm hievt.Die medienrechtliche Ordnungspolitik scheint allerdingsin der Entwicklung der letzten Jahre eher dem Wettbewerbden Vorzug zu geben als dem öffentlichen Auftrag,was dazu führt, dass der Zuschauer bei den Privatenin erster Linie mit einem überwiegend für die Margengünstigen Programm versorgt wird als in einem Mindestmaßmit notwendig und gesellschaftlich gehaltvollem.Kostenmanagement bei fehlendem Chancen- undQualitätsmanagement führt zumindest den Zeitungsbereichin US-Verhältnisse.Die Tatsache der Existenz von investigativen Task Forcesbei vielen US-Tageszeitungen ist, bei allem notwendigenLob, eher eine Marginalie, so sehr dies auch für diedeutsche Zeitungslandschaft wünschenswert wäre. Esfehlt inzwischen an vielen Stellen an Verlegerpersönlichkeiten,die den <strong>Journalismus</strong> stützen und schützen,und Verlage primär der publizistischen Aufgabe wegenführen und erst in zweiter Linie aus der Absicht, Einkommenzu erzielen. Menschen wie Gerd Bucerius alsGründer der „ZEIT“ unterlagen zwar auch wirtschaftlichenZwängen - das hätte sie aber nie davon abgehalten,stets den <strong>Journalismus</strong> und seine Wirkung durch diePublikation in den Vordergrund zu stellen. Die Krise derZeitung wird sich aller Voraussicht nach weiter ver-46


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>schärfen, weil betriebswirtschaftliche Überlegungenüber die journalistische Funktion in der Gesellschaftgestellt werden. Die Betriebswirte haben die Herrschaftin den Redaktionen übernommen - die Journalistenhaben es nur noch nicht bemerkt. Das Sagen hat derVerlag und - zumindest heute nicht - die Gesellschaft.Das Bundesverfassungsgericht hat für den öffentlichrechlichenRundfunk implizit eine Verfassungsaufgabedefiniert, als quasi Vierte Gewalt durch Öffentlichkeitund Transparenz korrigierend als demokratische Kontrollezu wirken. Als einzige journalistische Gewaltgegenüber Legislative, Exekutive und Legislative findethier über die Rundfunkgebühren eine halbwegs unabhängigeFinanzierung statt. Die gebührenfinanziertenRundfunkanstalten ARD und ZDF, und steuerfinanziertauch Deutsche Welle und Deutschlandfunk, erlebendabei in jeder Budgetierungsperiode die mehr oder minderwirkenden Einflüsse gemachter Tendenzen. Tendenzen,die politisch motiviert sind und nicht unbedingteine objektiv gesellschaftpolitische Notwendigkeit spiegelnund hier tendenziell zu einer Unterfinanzierungführen.Dazu lassen sich drei faktisch belegbare Feststellungentreffen:• Die politische Kaste und „gesellschaftlich relevanteGruppen“ nehmen einen unverhohlenen Einflussauf die Medien.Die Diskussion um die Bestellung des Chefredakteursbeim ZDF ist beispielhaft für diese Entwicklung. DieUnbequemlichkeit eines Journalisten mag störend fürdiejenigen sein, über die berichtet wird. Sie ist aber keinMakel, sondern ein Qualitätsmerkmal.Die Einschränkung des Informationsauftrags der öffentlich-rechtlichenSender durch den Drei-Stufen-Test alsErgebnis des Willens „gesellschaftlich relevanter Gruppen“in den Fernsehräten ist an einigen Stellen deutlichsichtbar. Um nur ein Beispiel zu nennen: Verbraucherinformationensind im Rahmen des Verbraucherschutzeseine gesellschaftliche Aufgabe. Dazu gehörige Informationennach wenigen Tagen wieder aus dem Internetangeboteines Senders entfernen zu müssen, ist dazunicht dienlich. Solche Informationen dadurch für einkommerzielles Umfeld zu öffnen, ist unter den ursprünglichenZielsetzungen falsch.• Der Printjournalismus ist als wichtigstes meinungsbildendesOrgan durch die Marktentwicklung amstärksten negativ betroffen.Für den Printjournalismus ist mit Ausnahme von institutionellenund Verbandspublikationen eine öffentlicheFinanzierung nicht zugänglich. Lösungsansätze hierfürfinden sich im Abschnitt „Faktor Geld“.• Zusammenfassend: die Entscheider in der deutschenGesellschaft stellen zunehmend den Marktund Individualinteressen über Anforderungen gesellschaftlicherund kultureller Art.Diese Tendenz wird mit kräftiger Unterstützung der EU-Kommission und ihrer Fixierung auf Wettbewerb gefördert.Gesellschaftsphilosophische Überlegungen bildendie Brücke, um den Problemraum für eine weitergehendeDiskussion zu öffnen.Entscheidend ist, dass in Zentaleuropa in der Vergangenheithumanistisch-kulturelle und gemeinnützigeWerte in entscheidenden Situationen über Markinteressengestellt wurden, wenn es gesellschaftlich notwendigwar.Zentraleuropäer sind trotz aller Unterschiede untereinanderals Gruppe anders als Menschen andererWeltregionen und besitzen eine eigenständig entwickelteKulturidentität sowie eigene Wertvorstellungen.In diesem Zusammenhang betrachtet ist journalistischesWirken, so wie es unter den genannten Anforderungenausgestaltet sein sollte, eine gesellschaftlicheund kulturelle Leistung und ein inhärenter Bestandteilunserer kulturellen Identität.<strong>Journalismus</strong> ist Teil unserer Kultur und deshalb inseinem Bestand durch die Gesellschaft schützenswert.Hier wird interessanterweise ein zweiter Kernaspektneben der Situation des <strong>Journalismus</strong> selbst deutlich:das Verhalten unserer Gesellschaft beim Rezipieren undVerwenden von Nachrichten. Dazu zwei, durchaus provokantgemeinte Thesen zur Entwicklung:a) Es gibt eine Zunahme von Special-Interest-Zielgruppenzu Lasten der ungerichtet Interessierten. Fürdiese ungerichtet Interessierten schreibt die Tagespressehauptsächlich. Für die Angesprochenen istderen Ungerichtetheit die essenzielle Grundlage fürdie Entwicklung persönlicher gesellschaftlicher Interessiertheit.b) Es gibt eine Abnahme sozialer und politischer Interessiertheitund damit auch eine Abnahme kulturellenund politischen Engagements, insbesondere ingroßen Teilen bzw. Schichten der Gruppe der unter30jährigen und in der Gruppe der „Unterprivilegierten“,das heißt derjenigen mit geringem oder keinemschulischen Abschluss.Zeitung oder Magazine zu lesen, Nachrichten zu hören,lesen oder zu sehen gehört hier nicht mehr zur Tagesroutine- andererseits ist die über andere Kanäle aufgenommeneInformation durch diese Schichten dazu kein47


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>ausgleichendes Äquivalent. Das gilt auch für gebildeteNicht-Zeitungsleser. Es besteht eine Tendenz zu Verseichtungund Entertainisierung. Ein dauerhafter Verlustsolcher Rezipienten droht in großen Umfang, unddamit der Verlust gesellschaftlicher Gestaltungskräfte.Die Folge für die Betroffenen ist eine weitgehendeUnfähigkeit an gesellschaftlich-politischer Entwicklungteilzunehmen, mit katastrophalen Folgen für deneuropäischen Kulturraum. Die sinkende Wahlbeteiligungoder die Ergebnisse der Befragungen zum Allgemeinwissender Bevölkerung sind gute Indikatorenhierfür.Fragt man nach den Ursachen, kommen schnell dieanderen Dimensionen der grundlegenden KomponenteKultur ans Licht: ein über Jahrzehnte gesunkenes humanistischesBildungsniveau durch oftmals versagendehäusliche Erziehung sowie unzureichende Sozialisierungund Wertevermittlung. Soziale Verwahrlosung hatdabei nicht an den Türen der besser Gestellten haltgemacht. Unterstützt wird die Entwicklung mit dem„Nicht-Auffangen“ durch das (öffentliche) Bildungssystem.Das ist seinerseits über Jahrzehnte ausgeblutetund ist andererseits den internationalen Wanderungsbewegungennicht gewachsen, die diese Unfähigkeitverstärken. Die PISA-Studien zum Bildungsstand, zurChancenungleichheit oder über Potenzial und Strukturdes Bildungssystems in Deutschland sprechen Bände,ebenso wie neuere Sozialstudien. Die Folge ist eineSpaltung der Gesellschaft in priviligierte Gebildete unddie anderen. Der Indikator: die in den letzten 30 Jahrenwiedererstandene und stark wachsende Unterschicht.Was hat das mit <strong>Journalismus</strong> zu tun?Die persönliche Rezeption professioneller und redaktionellproduzierter Nachrichten und Hintergrundinformationenzur Beurteilung des gesellschaftlichen StatusQuo muss wieder kulturelle Routine für alle Menschenunserer Gesellschaft werden, um sie zu einer umfassendenund fundierten Meinungsbildung über gesellschaftlicheEntwicklungen und Strukturen zu befähigen.Ohne die umfassende Vermittlung des „Wertes journalistischenSchaffens“ durch die Erziehung und Bildungjunger Menschen verliert die Gesellschaft einenwesentlichen Teil ihrer Kultur und politischen Funktionsfähigkeit.Die Vermittlung von Medienkompetenz sowie die qualifizierteJournalistenausbildung sind hierbei nur kleineund notwendige, leider nicht hinreichende Bausteine im(wieder auf) zu errichtenden Gebäude.48


14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>LiteraturDie angegebenen Links waren im Oktober 2009 erreichbar.Apenberg + Partner (2009): Herbstprognose 2010. Pressemitteilung vom 16.10.2009.http://www.apenberg.de/pdf/0912_Presseinfo_Apenberg_Ergebnisse_Herbstprognose2010.pdfArnold, Klaus (2009): Qualitätsjournalismus. Die Zeitung und ihr Publikum. KonstanzAxel Springer (2007): BILD weist Aldi-Rüge des Presserates scharf zurück. Pressemitteilungvom 16.3.2007. http://www.axelspringer.de/presse/BILD-weist-Aldi-Ruege-des-Presserates-scharf-zurueck_20816.htmlBaacke, Dieter (1998): Medienkompetenz. TübingenBaringhorst, Sigrid (1997): Flucht in den symbolischen Inszenierungszauber. Wie politischeKampagnen neuen Typs wirken und dabei geschickt die Funktionsmechanismender Mediengesellschaft nutzen. In: Frankfurter Rundschau, 16.08.1997: 14Bloch, Ernst (1959): Das Prinzip Hoffnung. Bd. 1. 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„Wir brauchen Journalisten, die Hintergründetransparent machen und zugleich für jedenverständlich formulieren können.Die Zielsetzung des Journalistenpreises,den die ING-DiBa einmal im Jahr vergibt,entspricht meiner Vorstellung von einemWirtschaftsjournalismus, der dem BürgerUrteilskraft über ökonomische Themenverschafft.“Helmut Schmidt, Bundeskanzler a. D.der helmut schmidt-journalistenpreis 2010Der Helmut Schmidt-Journalistenpreis wurde erstmals 1996 ausgeschrieben und wirdseitdem jedes Jahr für besondere Leistungen auf dem Gebiet der verbraucherorientiertenBerichterstattung über Wirtschafts- und Finanzthemen verliehen. Der Preis ist insgesamtmit 30.000 Euro dotiert.Einsendeschluss ist der 30. Juni 2010.Nähere Informationen zum Preis und zur Anmeldung fi nden Sie unter :www.helmutschmidtjournalistenpreis.degestiftet von der

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