Projektbericht - marinahennig.de

sondern auch komplex. Der zeitlich fiktionale Handlungsrahmen ist abgesteckt
durch die Jahre 1835 bis 1877. Erzählt wird die Geschichte der Kaufmannsfami-
lie Buddenbrook über vier Generationen hinweg und der dekadente Niedergang
eines bürgerlich-patrizischen Hauses wird nachvollzogen, wobei Firmen- und
Familienname gleichgesetzt sind. Die Handlung umfasst mehrere Hauptperso-
nen und eine umfangreiche Anzahl von Nebenpersonen. Dies erschwert einen
Gesamtüberblick aller Beziehungen.
Thomas Mann äußerte sich zu den Buddenbrooks, als habe er damit nicht nur
die Geschichte einer/seiner Familie erzählen wollen, „sondern ein typisches
Familienschicksal, das heißt in exemplarisch-symbolischer Weise die Geschich-
te einer ganzen Klasse oder Epoche geschrieben. 3 In der literatur- und sozial-
wissenschaftlichen Forschung brachte man bisher den „Verfall“ der Familie
Buddenbrook nicht exemplarisch mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in
Verbindung, sondern suchte deren Ursache vielmehr im seelisch-
psychologischen Bereich. Detailliert wird in den Buddenbrooks dennoch das
bürgerliche Familienleben des 19. Jahrhunderts auf folgende Motivkomplexe
hingeschildert: Heiratspolitik/ Familienhierarchien und wirtschaftliche Reproduk-
tion; protestantische Ethik und Kaufmannsmoral; Tradition und Erneuerung.
Diese Motive werden zusätzlich eingewoben in eine typische Geschlechterrol-
len-Verteilung der Epoche, was sich vor allem an der Präsenz von detaillierten
Frauenportraits im Buch zeigt.
2.2. Aufbau des Romans
Die Fischer-Taschenbuchausgabe, auf die sich unsere Untersuchung stützt,
umfasst 759 Seiten und ist in elf Teile mit jeweils mehreren Kapiteln gegliedert.
Obwohl der Roman zeitlich 42 Jahre umfasst, greifen verschiedenen Rückblicke
vor das Jahr 1835 zurück. So erscheinen die vier Generationen der Budden-
brooks nicht narrativ hintereinander, sondern nebeneinander, denn außer Han-
no (4.Generation) treten alle Hauptpersonen schon im ersten Teil auf. Das
Hauptgewicht der Erzählung liegt auf der dritten Generation, d.h. den Ge-
3 Vogt 1995: 10f.
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