Projektbericht - marinahennig.de
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Talcott Parsons ließ dieses Familieni<strong>de</strong>al in <strong>de</strong>n fünfziger Jahren wie<strong>de</strong>raufle-<br />
ben und hat es als Kernfamilie beschrieben, in <strong>de</strong>r nur noch <strong>de</strong>r Kern <strong>de</strong>r Fami-<br />
lie, sprich Ehemann, Ehefrau und <strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>r in einem Haushalt lebten. 12<br />
Mit dieser „Verkleinerung“ <strong>de</strong>s Haushalts ging auch gleichzeitig eine neue Rol-<br />
lenverteilung einher. Dem Ehemann, als instrumenteller Führer 13 , kam die Auf-<br />
gabe <strong>de</strong>r Existenzsicherung <strong>de</strong>r gesamten Familie zu. Er war Besitzer und Ver-<br />
walter <strong>de</strong>s familiären Vermögens und schien durch Ausbildung, Beruf und auch<br />
über die Altersdifferenziertheit <strong>de</strong>s Paares welterfahren und überlegen. 14<br />
Auch die Rolle <strong>de</strong>r Frau unterzog sich in dieser Zeit einem Wan<strong>de</strong>l. Es war nur<br />
noch karitatives Engagement stan<strong>de</strong>sgemäß. Der Haushalt war zwar immer<br />
noch Lebensmittelpunkt <strong>de</strong>r Frau, jedoch fiel durch die Industrialisierung und<br />
die vergrößerte Konsumgesellschaft ein wichtiger Aufgabenbereich weg. Den<br />
Frauen fiel die Aufgabe zu, die Fassa<strong>de</strong> <strong>de</strong>r glücklichen Ehe aufrecht zu erhal-<br />
ten 15 Parsons bezeichnete ihr Rolle später auch als die <strong>de</strong>r expressiven Führe-<br />
rin, in <strong>de</strong>ren Hauptverantwortung die Erziehung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r liegt. 16<br />
Diese unterschiedliche Rollenverteilung führte zu einer großen Diskrepanz und<br />
die Frau als Gefährtin rückte in <strong>de</strong>n Hintergrund. Die Familie bil<strong>de</strong>te <strong>de</strong>n Rück-<br />
zugsraum für <strong>de</strong>n Mann und galt als Ruhepol. Sie wur<strong>de</strong> die Energiequelle <strong>de</strong>s<br />
bürgerlichen Lebens, jedoch erst mit <strong>de</strong>r Trennung von Lebens- und Arbeitsbe-<br />
reichen. 17<br />
Der Wan<strong>de</strong>l von <strong>de</strong>r Großfamilie, bei <strong>de</strong>r mehrere Generationen unter einem<br />
Dach leben, hin zur Parsonschen Kernfamilie ist auch bei <strong>de</strong>n Bud<strong>de</strong>nbrooks<br />
nachzu- zeichnen. Während zu Beginn <strong>de</strong>s Buches noch 3 Generationen <strong>de</strong>r<br />
Familie unter einem Dach leben, grün<strong>de</strong>t die 3. Generation in <strong>de</strong>m Buch nach<br />
und nach eigene Haushalte und zieht aus.<br />
Es gibt noch weitere Merkmale, die darauf schließen lassen, dass es sich bei<br />
<strong>de</strong>n Bud<strong>de</strong>nbrooks um eine typische Bürgerfamilie dieser Zeit han<strong>de</strong>lt. Die Auf-<br />
gabe, die <strong>de</strong>r Frau im Bürgertum zukam, wird exemplarisch bei <strong>de</strong>r Beschrei-<br />
12<br />
Vgl. Parsons 1998 [1955]: 7<br />
13<br />
Vgl. Parsons 1998 [1955]: 46<br />
14<br />
Vgl. Hausen 1992, In Rosenbaum (Hrsg.): 342<br />
15<br />
Vgl. Rosenbaum 1992: 325<br />
16<br />
Vgl. Parsons: 46<br />
17<br />
Vgl. Rosenbaum 1992: 341<br />
13