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Brandschutzbedarfsplan der Stadt Herdecke 2010 gemäß § 22 ...

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<strong>Brandschutzbedarfsplan</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Herdecke</strong> <strong>2010</strong><br />

5.8. Orbit-Studie<br />

Für den Bereich <strong>der</strong> Brandbekämpfung gelten zwei Überlegungen. Die für die Menschenrettung zur<br />

Verfügung stehende Zeit wird von <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Rauchgasexposition bestimmt. In <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong><br />

siebziger Jahre veröffentlichten Orbit-Studie ermittelte man für Kohlenmonoxid eine<br />

Erträglichkeitsgrenze von 13 Minuten und eine Reanimationsgrenze von 17 Minuten. Dies besagt:<br />

nach 13 Minuten verliert die Person das Bewusstsein (und kann sich damit den Rettern nicht mehr<br />

bemerkbar machen), nach 17 Minuten bleibt eine Reanimation erfolglos. Die Feuerwehr muss daher<br />

spätestens 13 Minuten nach begonnener Rauchgasvergiftung vor Ort sein und hat dann noch vier<br />

Minuten Zeit, die Person zu finden, zu retten und zu reanimieren. Weiterhin haben Einsatzanalysen<br />

ergeben, dass die Feuerwehr bei Brandflächen über 400 qm nur noch bei günstigen<br />

Einsatzbedingungen zum Löscherfolg kommt. Je nach Brandlast liegen die<br />

Brandausbreitungsgeschwindigkeiten zwischen einem und drei Meter pro Minute, so dass die<br />

Flächengrenze bei mittlerer Brandlast bereits bei zehn Minuten liegt. Unter den Aspekt des reinen<br />

Sachwertschutzes müssen die Hilfsfristen also ebenfalls in <strong>der</strong> genannten Größenordnung liegen.<br />

Für den Bereich <strong>der</strong> technischen Hilfeleistungen können in Ermangelung an<strong>der</strong>er Daten<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen des Rettungsdienstes übernommen werden, da bei allen betrachteten Szenarien von<br />

lebensbedrohlichen Verletzungen <strong>der</strong> zu rettenden Person ausgegangen wird. Diverse<br />

Untersuchungen zeigen eine sehr starke Abhängigkeit des Reanimationserfolgs und des Verbleibens<br />

dauerhafter Schädigungen von <strong>der</strong> Zeit zwischen Notfalleintritt und Einsetzen erster Maßnahmen (so<br />

genanntes „therapiefreies Intervall“). Nach Untersuchungen <strong>der</strong> Gesundheitsbehörde Hamburg sinken<br />

die primären Erfolgschancen einer Reanimation von 75% bei Eintreffzeiten bis zu drei Minuten auf<br />

etwa 5% bei Eintreffzeiten von zehn Minuten. Die für den Bereich Technische Hilfeleistung zugrunde<br />

gelegten Verletzungsmuster gehen von einer Polytraumatisierung 12 <strong>der</strong> betroffenen Person aus, die<br />

nicht notwendigerweise sofort mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand einhergehen, aber ohne<br />

notfallmedizinische Maßnahmen zu einem solchen führen. Eine Gleichsetzung mit <strong>der</strong> Hilfsfrist für<br />

den Brandschutz scheint aufgrund <strong>der</strong> empirischen Erkenntnisse aus einer Vielzahl von Einsätzen<br />

vertretbar. Genauere Untersuchungen dieser Zusammenhänge stehen noch aus.<br />

5.8.1. Anmerkung zur Orbit Studie<br />

Die Orbit Studie ist <strong>der</strong>zeit noch Stand <strong>der</strong> Technik und wird daher in diesem <strong>Brandschutzbedarfsplan</strong><br />

angewendet. Da sie jedoch aus den siebziger Jahren stammt und sich die wissenschaftlichen<br />

Methoden und <strong>der</strong> Stand des Wissens in <strong>der</strong> Medizin verbessert haben, ist <strong>der</strong> fachliche Inhalt dieser<br />

Studie teilweise anzuzweifeln.<br />

12 Als Polytrauma bezeichnet man in <strong>der</strong> Medizin mehrere gleichzeitig geschehene Verletzungen<br />

verschiedener Körperregionen, wobei mindestens eine Verletzung o<strong>der</strong> die Kombination mehrerer<br />

Verletzungen lebensbedrohlich ist (Definition von Tscherne).<br />

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