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Journal für Ärztinnen und Ärzte<br />

Ausgabe 6/<strong>2010</strong><br />

P.b.b. • 04Z035830 M • Verlagspostamt: 9300 St. Veit/Glan • 19. Jahrgang<br />

verlagdermediziner


Anzeige Plus<br />

42<br />

COVERSTORY<br />

6<br />

FORTBILDUNG<br />

Wie Sie (sich) den Rücken freihalten<br />

OA Dr. Thomas Rustler<br />

Update: Pulmonale Hypertension . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Dr. Maria-Klara Renner, Univ.-Prof. Dr. Irene Lang<br />

Vom metabolischen Syndrom zum vaskulären Ereignis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Prim. Dr. Bernd Zirm, Ass. Dr. Daniel Neuhauser<br />

Eine nicht so seltene Stoffwechslestörung: die<br />

familiäre Hypercholesterinämie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Mario Francesconi<br />

Osteoporose – von der 7. Diagnose zum<br />

therapierelevanten medizinischen Problem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr. Peter Peichl, MSc<br />

Thromboseprohylaxe in Orthopädie und Sportmedizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Dr. Patrick Vavken MSc FRSPH, Dr. Andreas Lunzer, Univ.-Prof. Dr. Josef G. Grohs<br />

Gelenkrheuma im Kindesalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Prim. Dr. Kirsten Minden, Martina Niewerth, MPH<br />

FORUM MEDICUM<br />

Splitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

GlucoMen LX von A. Menarini:<br />

Höchste Sicherheit – mit GOD-Technologie falsche<br />

Ergebnisse ausschließen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

Neu: Prasugrel (Efient ® ) in der „Hellgelben Box“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Neu im Handel: Parkemed ® orale Suspension 125 ml mit Doppelmesslöffel . . . . . 35<br />

Erstmals in Österreich erhältlich:<br />

Migracalm ® , ein neuartiges Konzept zur Linderung von Migräne . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

Eine Analyse der Studiendaten von 50.000 Patienten bestätigt das<br />

Sicherheitsprofil von Telmisartan und widerlegt eine rezente Publikation von<br />

Sipahi et al in Lancet Oncology . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Neuer Direktor bei Merck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Masterlehrgang „Wound Care Management“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

Fachkurzinformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24, 35, 41<br />

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Welcher Dienstnehmer sind Sie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

MMag. Hafner<br />

Impressum: Verleger: Verlag der Mediziner gmbh. Herausgeber: Peter Hübler. Projektleitung: Peter<br />

Hübler. Redaktion: Dr. Csilla Putz-Bankuti, Jutta Gruber, Ewald Sternad. Anschrift von Verlag und Herausgeber:<br />

A-9375 Hüttenberg, Steirer Straße 24, Telefon: 04263/200 34, Fax: 04263/200 74. Produktion:<br />

Richard Schmidt, A-8020 Graz, Payer-Weyprecht-Straße 33–35, Telefon: 0316/26 29 88, Fax: 0316/26 29 93.<br />

Druck: Druckzentrum St. Veit. E-Mail: office@mediziner.at. Homepage: www.mediziner.at. Einzelpreis:<br />

€ 3,–. Erscheinungsweise: periodisch.<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Auf vielfachen Wunsch verzichten wir für eine bessere<br />

Lesbarkeit auf das Binnen-I und auf die gesonderte weibliche und männliche Form bei Begriffen<br />

wie Patient oder Arzt. Wir hoffen auf Ihr Verständnis und Ihre Zustimmung!<br />

6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />

INHALT UND IMPRESSUM<br />

Das Coverfoto gestaltete Lukas Dostal in der<br />

Ordination von OA Dr. Thomas Rustler. Behandelt<br />

wurde die Boxerin Romina Nemecek c.m.<br />

Einladung in den<br />

Golden Club<br />

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und<br />

gratis für die<br />

Dauer des Abos<br />

Wer für ein<br />

Jahres-Abo € 39,–.<br />

investiert, wird mit<br />

„Goodies“ nahezu<br />

überschüttet.<br />

Siehe www.dinersclub.at<br />

Nähere Informationen auf<br />

Seite 42 und www.mediziner.at<br />

seite 3


FORUM MEDICUM<br />

Splitter<br />

Bei Kinderprofis<br />

Die typisch mitteleuropäische Angst,<br />

Kleinkinder würden – von ihrer Mutter<br />

alleingelassen – in Kindergärten und<br />

Krippen traumatisiert, verschwindet in<br />

Österreich zusehends. Seit den frühen<br />

70er-Jahren stieg die Zahl der Kindergartenkinder<br />

von 129.000 auf beachtliche<br />

209.000. Auch in den Kinderkrippen<br />

nahm (trotz eingeschränkter Angebote)<br />

die Zahl der betreuten 1–2-Jährigen zu,<br />

von 5.000 auf 21.000. Kinder brauchen<br />

jedenfalls tiefe, feste Beziehungen, aber<br />

keine „Marathonmütter“ als Langzeit-<br />

Entertainer.<br />

Heimkehr nach 150 Jahren?<br />

Manche Ärzte lieben ihre Standesvertretung<br />

und viele Apotheker detto. Ihr<br />

Status als halbstaatliche Institution erlaubt<br />

wirksame Formen der Interessensvertreung,<br />

die Querelen zwischen den<br />

Funktionären sind legendär. Die beiden<br />

Gesundheitsberufe scheinen sich mit der<br />

Zeit auseinandergelebt zu haben.<br />

Wenn da nicht dank der Unruhestifter<br />

aus Brüssel europakonforme Studienordnungen<br />

geschaffen werden müssten! Deshalb<br />

soll jetzt alles anders werden: Bundesministerin<br />

Beatrix Karl und ÖÄK-<br />

Präsident Walter Dorner wollen den Turnus<br />

abschaffen. (Bekanntlich eine jahrelange<br />

Prüfung junger Ärzte auf Frustrationstoleranz<br />

mit der Hoffnung, dass<br />

sie bald ins Ausland abwandern.)<br />

Stattdessen soll gleich nach dem Studium<br />

die Ausbildung zum Facharzt<br />

beginnen – oder zu einem neuen<br />

Spezialfach Allgemeinmedizin.<br />

Zusätzlich ist schon während des<br />

Studiums ein einjähriges Praxisjahr<br />

geplant. Das soll die jungen Ärzte<br />

schneller in die Spitäler und Ordi-<br />

1 Tropfen Blut<br />

„Gezielte Labordiagnostik ist sowohl<br />

medizinisch als auch wirtschaftlich sinnvoll,<br />

weil durch eine zeitgerechte Diagnose<br />

Folgekosten gespart werden können“,<br />

sagt Professor Thomas Schröck.<br />

Als Beispiel gilt neuerdings das leichte<br />

Schädel-Hirn-Trauma. Das Gros der<br />

Patienten wird bisher einer Computertomographie<br />

des Schädels unterzogen.<br />

Das ist nicht völlig risikolos; denn die<br />

Strahlenbelastung eines Schädel-CTs<br />

entspricht z.B. etwa 115 Thorax-Röntgenaufnahmen.<br />

Für den Ausschluss eines leichten<br />

SHTs kann auf die Labordiagnostik<br />

zurück gegriffen werden. Man misst den<br />

Wert des Proteins S100, das bei Schädigung<br />

des Nervengewebes kurz nach der<br />

Verletzung im Blut des Patienten zu finden<br />

ist. Mit dem Marker S100 können<br />

jetzt schwere Verletzungen ausgeschlossen<br />

werden. Der Gesundheitsökonom<br />

Thomas Schröck: “Wenn bei nur 20%<br />

der Patienten das CT durch einen S100-<br />

Test ersetzt wird, ergibt das eine Einsparung<br />

von rund 3 Millionen Euro pro<br />

Jahr in Österreich.“<br />

nationen bringen. Denn schon in ein paar<br />

Jahren wird ein Fachärztemangel<br />

befürchtet. Bravo! Wirklich gut gedacht.<br />

Auch die Apotheker haben Reformbedarf.<br />

Ihre vormals respektable<br />

Bezeichnung „Magister“ ist durch die<br />

inflationäre Vervielfachung in allerlei<br />

philosophischen und exotischen Studienrichtungen<br />

grob entwertet worden.<br />

Nun droht den Pharmazeuten gar ein<br />

„Bachelor“. Doch auch die Kammer der<br />

Apotheker plant mit Weitblick, während<br />

einzelne Institutsvorstände immer noch<br />

„Patient education“<br />

wie Medikament<br />

Prof. Dieter Conen, der Präsident der<br />

Schweizer Stiftung für Patientensicherheit,<br />

engagiert sich für den mündigen<br />

Patienten. Er soll wie ein mündiger Bürger<br />

die Entscheidungen selbst treffen<br />

und (wie die WHO will) die Gesundheit<br />

in die eigene Hand nehmen.Auch österreichische<br />

Daten zeigen, dass die Mehrheit<br />

gemeinsam mit dem Arzt über die<br />

beste Behandlung entscheiden möchte.<br />

Weil in der Honorierung der niedergelassenen<br />

Ärzte die Incentives falsch<br />

gesetzt sind – und weil pädagogische<br />

Fähigkeiten im Studium nicht gefördert<br />

werden – ist den Ärzten, so Conen, die<br />

„Patient education“ schon entglitten<br />

und könnte eine zentrale Aufgabe der<br />

Pflege werden. Dabei zeigen Diabetiker<br />

in Programmen mit regelmäßigen Schulungen,<br />

dass ihr Risiko, an die Dialyse zu<br />

kommen, blind zu werden oder amputiert<br />

um satte 30–40% sinkt. Natürlich<br />

wollen fast 90% diese Betreuung nicht<br />

mehr missen.<br />

bloß ihren Schrebergarten verteidigen<br />

wollen. Zur Diskussion steht jetzt eine<br />

strukturelle Angleichung an das Medizinstudium.<br />

Das Aspirantenjahr soll<br />

ebenfalls durch ein integriertes Praxisjahr<br />

ersetzt werden. Der Gang in die<br />

medizinsche Fakultät wäre nach längerer<br />

ständischer Eigenbrötlerei revolutionär!<br />

Nach rund 150 Jahren wären die<br />

pharmazeutischen Wissenschaften nicht<br />

mehr Selbstzweck. Apotheker werden<br />

in Zukunft wohl (wie Mediziner, Pfleger,<br />

Physiotherapeuten mit akademischen<br />

Abschluss) Teamplayer in einer<br />

interdisziplinären Mannschaft.<br />

Eine engere Verbindung der<br />

Studien in einer Fakultät brächte<br />

noch andere Vorteile. Wenn der<br />

eine weiß, was der andere kann,<br />

wird das Vertrauen gestärkt und<br />

die Zusammenarbeit verbessert. Es<br />

ist nämlich an der Zeit, die traditionellen<br />

Sticheleien zu beenden.<br />

Und wenn das funktioniert, ist<br />

das fast schon eine kleine<br />

Gesundheitsreform. mg<br />

seite 4 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>


Kochsalz-Risiko<br />

Der Wiener Nephrologe Walter Hörl<br />

lässt beim Salz nicht locker: 2–3 g/Tag<br />

decken den Bedarf an Salz. In der westlichen<br />

Welt nehmen die Menschen<br />

jedoch durchschnittlich 10–15 g täglich<br />

zu sich. Der Zusammenhang zwischen<br />

hohem Salzkonsum, arterieller Hypertonie<br />

und kardiovaskulären Erkrankungen<br />

wurde in vielen Studien belegt. Dabei<br />

stellt ein hoher Salzkonsum einen unabhängigen<br />

Risikofaktor für die Entwicklung<br />

einer KHK dar. Zudem wird die<br />

Effektivität von Antihypertensiva durch<br />

eine hohe Salzzufuhr gemindert.Auf der<br />

anderen Seite sind gerade Patienten mit<br />

einer therapieresistenten Hypertonie oft<br />

besonders salzsensitiv. Es konnte gezeigt<br />

werden, dass durch eine einwöchige salzarme<br />

Ernährung (3 g/Tag) der systolische<br />

bzw. der diastolische Blutdruck im<br />

Schnitt um 20 mmHg, bzw. um 10 mmHg<br />

sinkt. So wirksam ist kein Antihypertensivum<br />

in Monotherapie.<br />

Dass der exzessive Salzkonsum eine<br />

wichtige Rolle spielt, lässt sich an zwei<br />

Tatsachen festmachen. Erstens konnte<br />

selbst eine salidiuretischer Therapie (25<br />

COPD – Krise im Sommer?<br />

Besonders anstrengend ist das schwüle<br />

Wetter für COPD-Patienten zu verkraften;<br />

durch die abnehmende Vitalkapazität<br />

gerät das Herz zunehmend unter Druck.<br />

Beim Fortschreiten der Erkrankung findet<br />

man häufig eine Hypoxämie als Ausdruck<br />

einer Diffusionsstörung. Die Hypoxämie<br />

tritt zunächst bei Belastung, in der<br />

Folge auch im Schlaf und in Ruhe auf.<br />

Die feuchte Luft und die durch<br />

hohe Temperaturen steigenden<br />

Ozonwerte können zu einer<br />

akuten Verschlechterung der<br />

Symptome führen. Eine vom<br />

Pulmologen verordnete Sauerstoff-Langzeittherapie<br />

über eine<br />

Nasenbrille kann dann das<br />

Atmen leichter machen und das<br />

Herz entlasten.Auch die Lebenserwartung<br />

bessert sich, wenn die<br />

Sauerstoff-Langzeittherapie früh genug<br />

im Krankheitsverlauf eingesetzt und<br />

regelmäßig angewendet<br />

wird. Die Lebensqualität<br />

verbessert sich spontan,<br />

für die Patienten oft verblüffend.<br />

6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />

FORUM MEDICUM<br />

Splitter<br />

mg Hydrochlorothiazid) die intravasale<br />

Flüssigkeitsretention nicht ausreichend<br />

reduzieren, während durch die geringere<br />

Salzzufuhr das intravaskuläre Volumen<br />

abnahm. Zweitens tritt bei einer therapieresistenten<br />

Hypertonie häufig ein<br />

Aldosteronexcess auf, der wiederum zur<br />

vermehrten Natriumretention und zur<br />

Hypervolämie führt.<br />

Durch eine Verminderung der Salzaufnahme<br />

ließe sich die Zahl der Neu–<br />

erkrankungen bei KHK-, Schlaganfall-,<br />

und Myokardpatienten deutlich reduzieren<br />

und nicht zuletzt auch die Zahl<br />

der Todesfälle. Eine salzarme Ernährung<br />

verhindert zudem eine erhöhte<br />

Calcium-Ausscheidung mit dem Harn<br />

und damit Osteopenie und die Bildung<br />

calciumhaltiger Nierensteine.<br />

Angesichts dieser Tatsachen wird die<br />

Notwendigkeit deutlich, den Salzkonsum<br />

der Bevölkerung deutlich einzuschränken.<br />

Das Würzen mit frischen<br />

Kräutern und der Verzicht auf Fertiggerichte<br />

und Gewürzmischungen kann<br />

helfen, diese Vorgabe umzusetzen.<br />

Ob bei einem COPD-Patienten die<br />

Sauerstoffsättigung passt, kann mit einem<br />

Finger-Pulsoxymeter schnell und einfach<br />

überprüft werden. Das Screening des<br />

Hausarztes mit dem Finger-Pulsoxymeter<br />

stellt die Weichen:Wird ein SpO 2 von 87%<br />

oder weniger gemessen, ist die Überweisung<br />

an einen Pulmologen oder ein pulmologisches<br />

Zentrum anzuraten. Eine<br />

Blutgasanalyse entscheidet dann<br />

über die beste Form der Therapie.<br />

Interessenten für das Finger-<br />

Pulsoxymeter können sich an<br />

Linde Healthcare Telefon 050<br />

4273 2200 wenden. Linde<br />

ist weltweit führend bei<br />

medizinischem Sauerstoff<br />

für Spitäler,<br />

Pulmologen und<br />

Neurologen.<br />

Zurzeit bietet<br />

Linde kleine,<br />

handliche Pulsoxymeter<br />

zum<br />

Werbepreis<br />

an.<br />

ZEITREISE<br />

Die Eiserne Lunge<br />

hat ausgedient<br />

Am Oktober 2009 vestarb die Australierin<br />

June Middleton als letzte Patientin<br />

nach 60 Jahren im „Stahlsarg“. Trotz<br />

gesunden Humors – von der 83-Jährigen,<br />

einem Fan des Carlton Football-<br />

Teams (die Bilder der Spieler klebten<br />

auf der Maschine) wird folgender Satz<br />

kolportiert: „Wenn ich mit 49 Spielern<br />

schlafe brauche ich keine Decken" –<br />

kein sehr angenehmes Leben. June<br />

Middleton erkrankte 1949 zwei Wochen<br />

bevor sie heiraten wollte.<br />

Erfolgsgeschichte der Impfung<br />

Noch Mitte des 20. Jahrhunderts wurden<br />

Europa und Nordamerika von<br />

Polio-Epidemien heimgesucht. Berühmtestes<br />

Opfer: Präsident Franklin D. Roosevelt.<br />

Aus Epidemien in Deutschland<br />

1952/53 trugen 15.000 Patienten Lähmungen<br />

davon. In dieser Zeit guter<br />

hygienischer Bedingungen schlug die<br />

Erkrankung unbarmherzig zu. Das<br />

Paradoxon: Man nimmt an, dass Kinder<br />

dem Erreger davor so häufig ausgesetzt<br />

waren, dass sie eine natürliche Immunität<br />

dagegen entwickelt haben. Wen die<br />

Polio in Zeiten guter Hygiene ohne<br />

Impfschutz trifft, der hat keine schützenden<br />

Abwehrkräfte. Polio führt nur<br />

bei 10% der Infizierten zu Symptomen.<br />

Dank großer Impfprogramme wurde<br />

Europa 2002 als Poliofrei deklariert.<br />

Endemisch ist Polio heute nur noch in<br />

vier Ländern: Afghanistan, Pakistan,<br />

Indien, Nigeria. Der Österreichische<br />

Impfplan beinhaltet nicht zuletzt deshalb<br />

ab <strong>2010</strong> erstmals keine Polioimpfempfehlung<br />

mehr für Erwachsene. Eine<br />

Immunisierung im Säuglings- und Kindesalter<br />

ist ausreichend. ar<br />

seite 5


KONSERVATIVE ORTHOPÄDIE<br />

Coverstory<br />

Wie Sie (sich) den Rücken freihalten<br />

OA Dr. Thomas Rustler, Orthopädisches Spital Speising<br />

Die arbeitende Bevölkerung in den<br />

Industrienationen litt zu 56% im vergangenen<br />

Jahr unter Rückenschmerzen.<br />

In den belastenden Berufsgruppen<br />

waren es sogar 65%. Die Hauptlokalisation<br />

ist die Lendenwirbelsäule, also der<br />

typische „Kreuzschmerz“. 5–10% aller<br />

Kreuzschmerzpatienten entwickeln<br />

einen chronischen Schmerz, der sehr<br />

schwer zu therapieren ist. 85% dieser<br />

Schmerzen sind allerdings unspezifisch,<br />

das heißt: Dem Schmerz liegt keine<br />

durch bildgebende Verfahren darstellbare<br />

Pathologie zugrunde. Die Ursachen<br />

des Problems sind Funktionsstörungen<br />

wie segmentale Hyper- oder<br />

Hypomobilitäten, muskuläre Dysbalancen,<br />

Bänderschmerzen oder Koordinationsstörungen<br />

– Beschwerden mit einer<br />

guten Prognose bei rascher Behandlung.<br />

seite 6<br />

„Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.“<br />

Aristoteles<br />

Chronifizierung vermeiden<br />

Der Hausarzt als erste Anlaufstelle<br />

bei unspezifischen Rückenschmerzen<br />

hat die beste Chance, schnelle und suffiziente<br />

Hilfe zu leisten und eine drohende<br />

Chronifizierung zu verhindern.<br />

Wichtig ist, im Gespräch zu „deeskalieren“,<br />

also zu beruhigen, Optimismus zu<br />

verbreiten, die oft übertriebene Aufmerksamkeit<br />

des Patienten bezüglich<br />

seines Problems zu zerstreuen.<br />

Die Therapie des chronischen Schmerzes<br />

muss dann oft multimodal sein,<br />

neben einer rein medikamentösen<br />

Schmerztherapie ist sehr viel Bewegungstherapie<br />

vonnöten. Weil mit der<br />

zunehmenden Schmerzdauer (chronisch<br />

ist per definitionem länger als drei<br />

Monate) die subjektive Schmerzschwelle<br />

ständig sinkt, verursachen später schon<br />

„normale“ Bewegungen plötzlich starke<br />

Be-schwerden. Der Patient wird sukzessive<br />

empfindlicher.Aus diesem Grund ist<br />

eine neurologische Komedikation zu<br />

empfehlen, und im Idealfall auch eine<br />

psychologische Unterstützung zur<br />

Schmerzbewältigung. Die traurige Alternative<br />

zu dieser komplexen Therapie ist<br />

eine dramatische Verringerung der<br />

Lebensqualität und eine schlechtere<br />

Position am Arbeitsmarkt – bis hin zur<br />

Berufsunfähigkeit.<br />

Yellow Flags<br />

So genannte Yellow Flags deuten auf<br />

ein erhöhtes Risiko hin, einen chronischen<br />

Schmerz zu entwickeln. Zu diesen<br />

individuellen Dispositionen zählen<br />

erhebliche aktuelle Belastungen und<br />

Traumatisierungen, depressive Verstimmungen,<br />

sozialer Rückzug aufgrund<br />

der Schmerzen oder hypochondrische<br />

Ängste. Personen, die<br />

zum „Katastrophisieren“ neigen<br />

(zum Beispiel die Überzeugung, dass<br />

die Schmerzen gefährlich sind) und<br />

bewegungsarme Patienten mit einem<br />

unangemessenen Angstvermeidungsverhalten<br />

haben ein erhöhtes<br />

Risiko, ihre Beschwerden zu chronifizieren.<br />

Auch verschiedene soziale Faktoren,<br />

Substanzmissbrauch,geringer Bildungsgrad,<br />

ein Pensionierungswunsch aufgrund<br />

partieller gesundheitlicher<br />

Einschränkungen und ein geringes<br />

Gesundheitsbewusstsein (Übergewicht,<br />

Nikotin) fördern oft die Chronifizierung<br />

von Schmerzen.<br />

DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>


Red Flags<br />

Red Flags nennen wir Alarmsymptome,<br />

bei denen der Arzt an eine spezifische<br />

Schmerzursache denken sollte.<br />

Beispiele hierfür wären Hinweise auf<br />

eine frische Verletzung, neurologische<br />

Ausfälle, Symptome eines entzündlichen<br />

oder tumorösen Geschehens, die<br />

Zunahme, aber auch die Persistenz der<br />

Beschwerden trotz Therapie sowie<br />

Schmerzen auch in Ruhe. Auch ein<br />

unklares, allgemeines Krankheitsgefühl<br />

und Fieber können auf spezifische<br />

Schmerzursachen hinweisen. Vorsicht<br />

geboten ist auch bei Patienten, die eine<br />

Langzeittherapie mit Steroiden oder<br />

Immunsuppressiva bekommen.<br />

Hilfe an vorderster Front<br />

Wann kann der Hausarzt also helfend<br />

eingreifen? Bei Verdacht auf spezifische<br />

Schmerzen ist die rasche Überweisung<br />

zum Facharzt indiziert. Unspezifische<br />

Beschwerden sollten durch ein Maßnahmenpaket<br />

behandelt werden: Orale<br />

NSAR oder eine sofortige Infiltration<br />

helfen über den akuten Schmerz hinweg.<br />

Dann können Physiotherapie oder<br />

Wirbelsäulengymnastik<br />

einen Teil der<br />

Nachsorge bilden.<br />

Osteopathische und<br />

manuelle Medizin<br />

wie die Spineliner-<br />

Behandlung können<br />

für die stark<br />

belasteten Patienten<br />

segensreich sein.<br />

Sehr wichtig ist es<br />

auch, den Patienten<br />

darüber aufzuklären,<br />

dass die instinktive<br />

Schonhaltung kontraproduktiv<br />

ist und<br />

die Beschwerden<br />

meistens verstärkt.<br />

Viele Sportarten<br />

können und sollen ungehindert ausgeübt<br />

werden, denn eine „Schonung“ führt<br />

zu einer weiteren Abnahme der Wirbelsäulenbeweglichkeit<br />

und Muskelkraft.<br />

Lediglich bei Sportarten mit viel „Stopand-go“<br />

ist Zurückhaltung geboten, da<br />

diese Form der Belastung besonders<br />

ungünstig für die Wirbelsäule ist. Beispiele<br />

für belastende Sportarten sind<br />

Tennis (vor allem die Aufschläge), falsches<br />

Brustschwimmen, Mountainbikes<br />

mit schlechter Federung, Rennradfahren<br />

mit stark gekrümmten Rücken und<br />

6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />

sogar tatsächlich eine falsche Technik<br />

beim Golfspielen.<br />

Vorbeugen<br />

Behandlung ist gut, Sekundärprävention<br />

ist besser! Nach diesem Motto sollte<br />

der Hausarzt handeln und jedem<br />

Patienten zu einem prophylaktischen<br />

Wirbelsäulentraining raten. Denn die<br />

Volksseuche Rückenschmerz hat ihre<br />

Hauptursache im Bewegungsdefizit der<br />

Büro- und Fernsehgesellschaft. Zehn<br />

Minuten täglich in der Früh sind ausreichend,<br />

um die Wirbelsäulenmuskulatur<br />

zu stärken und erneuten Beschwerden<br />

vorzubeugen. Die Muskulatur wird aufgewärmt,<br />

die Bewegungen werden koordinierter<br />

und der Rücken somit bereit für<br />

den Tag. Unterbrechungen langer Sitzeinheiten<br />

kommen der Wirbelsäule sehr<br />

zugute, gerade bei Kindern ist das sehr<br />

wichtig. Mehrere Stunden am Stück still<br />

zu sitzen ist nämlich der größte Feind des<br />

Bewegungsapparates. Deshalb häufen<br />

sich schon bei Volksschulkindern die<br />

Nackenschmerzen. Nach spätestens einer<br />

Stunde gehören sie einmal raus und für<br />

zehn Minuten bewegt. Das findet leider<br />

nicht statt. Entscheidend ist: Es kommt<br />

gar nicht auf die Dauer der Aktivität an,<br />

sondern dass sie häufig stattfindet. Häufig<br />

und kurz, so wie die adäquate Wirbelsäulenheilgymnastik.<br />

Zur Rezidivprophylaxe ist es nützlich,<br />

dem Patienten Haltungsfehler bewusst<br />

zu machen. Junge Leute wissen oft nicht,<br />

dass die schlechte Haltung geradewegs<br />

zum Rückenschmerz führt. Nach jahrzehntelangen<br />

habituellen Fehlern können<br />

die Patienten ihre Haltung nicht<br />

mehr gleich und nachhaltig korrigieren.<br />

KONSERVATIVE ORTHOPÄDIE<br />

OA Dr. Thomas Rustler<br />

Orthopädisches Spital Speising<br />

Tel.: +43/1/879 25 52<br />

thomas.rustler@oss.at<br />

www.rustler.at<br />

Coverstory<br />

Sie sollten sich bewusst machen, wie die<br />

eigene Haltung aussieht und immer wieder<br />

korrigierend die Sitzposition verändern.<br />

Nützlich dafür sind Sitzhilfen, wie<br />

zum Beispiel ein Sitzball oder ein Sitzkissen.<br />

Diese ermöglichen ein instabiles<br />

Sitzen und fordern so ständig die Wirbelsäulenmuskulatur.<br />

Wenn es doch einmal<br />

zu spät ist…<br />

Wenn sich der Hausarzt mit einem<br />

chronischen Schmerz konfrontiert sieht,<br />

darf er nicht zögern, seinen Patienten an<br />

einen Facharzt zu überweisen. Eine sehr<br />

gute und umfassende Therapieoption<br />

stellt ein stationärer Aufenthalt im<br />

orthopädischen Spital Speising dar. Dieser<br />

beträgt in etwa zwei Wochen. Um<br />

den Patienten von den chronischen<br />

Schmerzen zu befreien,wird ein intensives<br />

Therapieschema angeboten. Es beginnt<br />

bei medikamentösen Therapien per<br />

Infusion, bei Infiltrationsbehandlungen<br />

(auch unter Röntgenkontrolle), bei<br />

minimal-invasiven Eingriffen (wenn<br />

notwendig, werden beispielsweise Sonden<br />

zur Denervierung eingesetzt) und<br />

Radiofrequenztherapie. Unterstützt wird<br />

das Programm mit<br />

intensiver Physiotherapie,<br />

einzeln oder in<br />

der Gruppe, sowie<br />

einer Trainingstherapie<br />

bei Bedarf; es gibt<br />

Kletterwände und<br />

Kraftgeräte. Auch das<br />

koordinative Training<br />

kommt nicht zu kurz.<br />

Unterwasser-Therapie,<br />

physikalische Elektround<br />

Wärmetherapie<br />

und ergotherapeutische<br />

Beratung sind<br />

weitere Verbündete im<br />

Kampf gegen den<br />

chronischen Rückenschmerz.<br />

Es gibt auch<br />

eine psychologische<br />

Unterstützung, sowie Entspannungstrainingsmöglichkeiten.Komplementärmedizinische<br />

Methoden, manuelle Medizin,<br />

osteopathische Medizin und Akupunktur<br />

ergänzen das weite Spektrum der<br />

Behandlung in Speising.<br />

seite 7


PULMONALE HYPERTENSION<br />

Fortbildung<br />

Update: Pulmonale Hypertension<br />

Dr. Maria-Klara Renner, Univ.-Prof. Dr. Irene Lang<br />

Im Februar 2008 fand in Dana Point,<br />

Kalifornien, das „4th World Symposium<br />

on Pulmonary Hypertension“ statt, in<br />

dessen Rahmen internationale Experten<br />

über die neuesten Erkenntnisse auf<br />

dem Gebiet der Pulmonalen Hypertension<br />

(PH) diskutierten.<br />

Obwohl diese Krankheit bereits vor<br />

über 100 Jahren beschrieben wurde, gibt<br />

es bis heute keine umfassende Erklärung<br />

der Pathogenese, und auch die Aussicht<br />

auf eine kurative Therapie dieser Erkrankung<br />

ist derzeit nicht gegeben. Die<br />

idiopathische Form (iPAH) führt unbehandelt<br />

innerhalb von drei Jahren zum<br />

Tod.<br />

Der folgende Übersichtsartikel beinhaltet<br />

Epidemiologie, Diagnose und<br />

Therapie der Pulmonalen Hypertension<br />

mit besonderer Berücksichtigung der<br />

Änderungen seit „Dana Point 2008“.<br />

Definition<br />

Von einer pulmonalen Hypertension<br />

spricht man, wenn der Mitteldruck im<br />

pulmonal-arteriellen System (mPAP) in<br />

Ruhe 25 mmHg überschreitet. Werte bis<br />

20 mmHg gelten als normal, bei Werten<br />

zwischen 21 mmHg und 25 mmHg soll<br />

künftig von einer grenzwertigen pulmonalen<br />

Hypertonie (Borderline PH) gesprochen<br />

werden. Die bisherige ergänzende<br />

Definition der PH – ein Anstieg<br />

des mPAP auf Werte über 30 mmHg bei<br />

Belastung – wurde wegen fehlender Evidenz<br />

vorläufig fallen gelassen. Als Folge<br />

des erhöhten Lungendrucks resultieren<br />

eine erhöhte Druckbelastung des rechten<br />

Herzens und später eine Rechtsherzinsuffizienz.<br />

Klassifikation<br />

Auch in der Klassifikation gibt es<br />

Änderungen. Zum Zeitpunkt des ersten<br />

Weltkongresses über Lungenhochdruck<br />

1973 in Genf unterschied man eine primäre<br />

(idiopathische) und eine sekundäre<br />

Form der PH. Dieses Konzept<br />

wurde aber nach den WHO-Symposien<br />

1993 in Evian und 2003 in Venedig aufgrund<br />

neuer Erkenntnisse über Pathophysiologie,<br />

Molekularbiologie und<br />

Klinik der PH verlassen. Die „Venedig-<br />

Klassifikation“ unterscheidet fünf Hauptgruppen,<br />

wobei die sogenannte primär<br />

pulmonale Hypertension (PPH) heute als<br />

idiopathische pulmonal-arterielle Hypertension<br />

(iPAH) bezeichnet wird.<br />

Während des vierten Weltsymposiums<br />

in Dana Point entschied eine internationale<br />

Expertenkonferenz, das Konzept<br />

dieser „Venedig Klassifikation“ beizubehalten<br />

(Tabelle 1). Dennoch wurden<br />

basierend auf Publikationen der letzten<br />

fünf Jahre leichte Modifikationen durchgeführt,<br />

die vor allem die Gruppe 1 der<br />

Venedig-Klassifikation, die pulmonalarterielle<br />

Hypertension (PAH) betreffen.<br />

In dieser Gruppe werden neben der idiopathischen<br />

PAH, die hereditäre Form, die<br />

Drogen- und toxininduzierte Form und<br />

die assoziierten Formen unterschieden.<br />

Epidemiologie<br />

Der Prototyp der PH, die idiopathische<br />

pulmonal-arterielle Hypertension<br />

(iPAH), ist mit einer Prävalenz von ein<br />

bis zwei pro einer Million eine äußerst<br />

seltene Erkrankung. Die idiopathische<br />

PAH betrifft häufiger Frauen als Männer.<br />

Wesentlich häufiger sind assoziierte<br />

Formen der PH. Alle Formen werden<br />

aufgrund des schleichenden Auftretens<br />

und der unspezifischen Symptomatik<br />

spät diagnostiziert.<br />

Pathogenese<br />

Die PH ist durch pulmonal-arterielle<br />

Drucksteigerung und progressive Obliteration<br />

des Gefäßbettes charakterisiert.<br />

Daraus resultiert eine rechtsventrikuläre<br />

Hypertrophie und/oder Dilatation, später<br />

eine Rechtsherzinsuffizienz und Tod<br />

durch Rechtsherzversagen.<br />

Histologisch werden Veränderungen in<br />

allen drei Schichten der pulmonal-arteriellen<br />

Gefäßwand beobachtet: konzentrische<br />

Intimaproliferation, Hypertrophie<br />

der Media und Fibroblastenproliferation<br />

der Adventitia. Typisch sind außerdem<br />

„plexiforme Läsionen“ (glomerulumartige<br />

Endothelzellwucherungen) und<br />

Thromben in den kleinen Pulmonalgefäßen.<br />

Bei familiärer PH konnten verschiedene<br />

Mutationen im „bone morphogenetic<br />

protein receptor II-Gen“ (BMPR II)<br />

nachgewiesen werden. Diese Mutationen<br />

treten bei familiärer PAH (bei 60%) und<br />

bei der sporadischen Form der PAH (in<br />

25% der Fälle) auf. Die Liganden für diesen<br />

Rezeptor sind Mitglieder der TGFβ–<br />

Familie und sind für Differenzierung, Proliferation<br />

und Apoptose vieler Zelltypen<br />

wichtig. Auch Mutationen im Serotonin-<br />

Transporter-Protein können zur Erkrankung<br />

beitragen.<br />

Der Zusammenhang zwischen diesen<br />

Mutationen und den histologischen Veränderungen<br />

ist aber noch unklar. Auch<br />

der pathogenetische Effekt von Appetitzüglern,<br />

Drogen, Autoimmunerkrankun-<br />

seite 8 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />

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42


Fachkurzinformation siehe Seite 41


PULMONALE HYPERTENSION<br />

Fortbildung<br />

gen und Infektionen (Gruppe 1.2), die zu<br />

ähnlichen morphologischen und histologischen<br />

Veränderungen führen, muss<br />

noch geklärt werden.<br />

Diagnostik<br />

Schlüssel zur Diagnose sind eine ausführliche<br />

Anamnese und eine sorgfältige<br />

klinische Krankenuntersuchung. Zur<br />

Abklärung sollten die Betroffenen an<br />

ein spezialisiertes Zentrum überwiesen<br />

werden. Einem Screening sollten nur<br />

Patienten unterzogen werden, bei denen<br />

das Risiko, eine PH zu entwickeln, deutlich<br />

erhöht ist. Dazu gehören Patienten<br />

mit bekannter BMPR2-Mutation, Sklerodermie<br />

und Patienten mit portaler<br />

Hypertension, die für eine Lebertransplantation<br />

evaluiert werden.<br />

Ziele der diagnostischen Evaluierung<br />

Funktionelle Beurteilung<br />

des Schweregrades<br />

Die funktionelle Klassifikation erfolgt<br />

anhand der NYHA-Kasse I–IV (New<br />

York Heart Association). Patienten, die<br />

sich bei Diagnosestellung im Stadium<br />

NYHA I bzw. II befinden, haben eine<br />

mittlere Überlebensdauer von sechs<br />

Jahren verglichen mit einem mittleren<br />

Überleben von 2,5 Jahren bzw. sechs<br />

Monaten in bereits fortgeschrittenen<br />

Stadien NYHA III und IV.<br />

Eine weitere Möglichkeit bietet der<br />

Sechs-Minuten-Gehtest (6 Minute Walk<br />

Distance, 6 MWD), der einen guten prognostischen<br />

Aussagewert besitzt. Die maximale<br />

Sauerstoffaufnahme (peak VO 2), die<br />

während einer Fahrradergometrie bestimmt<br />

wird, stellt ebenfalls einen unabhängigen<br />

Prädiktor der Mortalität dar.<br />

Zuordnung zu einer der PH-Gruppen<br />

Um jedem Betroffenen die optimale<br />

Therapiestrategie zu gewähren, sind eine<br />

exakte Diagnostik und eine richtige<br />

Zuordnung zu einer der fünf Hauptgruppen<br />

unerlässlich.<br />

Klinik<br />

Beschwerden treten meist schleichend<br />

auf und manifestieren sich erst bei einem<br />

Verlust von über 60% des Pulmonalgefäßbettes.<br />

Dyspnoe (vor allem belastungsabhängige<br />

Atemnot) ist zwar ein<br />

häufiges Frühsymptom, aber kein Leitsymptom.<br />

Müdigkeit, Thoraxschmerzen,<br />

rezidivierende Synkopen unter Belastung<br />

und bei Hustenattacken, Hämoptysen<br />

(bei allen Formen einer pulmonalen<br />

Hypertonie möglich) und Schwindel<br />

sind weitere Symptome.<br />

Status<br />

Der Auskultationsbefund der Lunge<br />

ist meistens unauffällig. Beobachtet werden<br />

Tachykardie, Zyanose, hebende Pulsationen<br />

des rechten Ventrikels links<br />

parasternal oder im Epigastrium und<br />

gestaute Jugularvenen. Der zweite Herzton<br />

ist betont, ein pansystolisches Herzgeräusch<br />

ist als Hinweis auf Trikuspidal–<br />

insuffizienz zu hören. Gelegentlich ist<br />

eine Pulmonalinsuffizienz auskultierbar.<br />

Labor<br />

Die Blutgasanalyse ist im Frühstadium<br />

unauffällig, später ist pO 2 ernied-<br />

rigt, pCO 2 erhöht, später erniedrigt, und<br />

HCO 3 erhöht. Das rote Blutbild zeigt im<br />

fortgeschrittenen Stadium einer PH<br />

assoziiert mit kongenitaler Herzerkrankung<br />

oder Hypoxämie eine Polyglobulie<br />

und einen Hämatokrit > 50%.<br />

seite 10 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />

EKG<br />

Das EKG hat in der Diagnostik der PH<br />

eine Spezifität und Sensitivität von 70%<br />

bzw. 55%. Die EKG-Zeichen der Rechtsventrikeldysfunktion<br />

sind Rechtsschenkelblock,<br />

Zeichen einer Rechtsherzhypertrophie<br />

(R > S in V1) und Zeichen der<br />

rechtsventrikulären Repolarisationsstörung<br />

(right ventricular strain).<br />

Lungenröntgen<br />

Typisch sind abrupte Kaliberschwankungen<br />

der Pulmonalgefäße mit dilatierten<br />

zentralen Pulmonalarterien und Ver-<br />

Tabelle 1<br />

Aktuelle klinische Klassifikation der Pulmonalen Hypertension (Dana Point, 2008)<br />

1. Pulmonal-arterielle Hypertension (PAH)<br />

1.1. Idiopathische PAH (iPAH)<br />

1.2. Hereditäre PAH (hPAH)<br />

1.2.1. BMPR2<br />

1.2.2. ALK1, endoglin (mit oder ohne hereditäre hämorrhagische Teleangiektasien)<br />

1.2.3. Unbekannt<br />

1.3. assoziiert mit Medikamenten und Giftstoffen<br />

1.4. assoziiert mit<br />

1.4.1. Bindegewebserkrankungen<br />

1.4.2. HIV-Infektion<br />

1.4.3. Portaler Hypertension<br />

1.4.4. Kongenitalen Herzerkrankungen<br />

1.4.5. Schistosomias<br />

1.4.6. Chronischer hämolytischer Anämie<br />

1.5. Persistierende Pulmonale Hypertension beim Neugeborenen<br />

1’ Pulmonale veno-okklusive Erkrankung (PVOD) und/oder pulmonale kapilläre Hämangiomatose (PCH)<br />

2. Pulmonale Hypertension bei Erkrankungen des linken Herzens<br />

2.1. Systolische Dysfunktion<br />

2.2. Diastolische Dysfunktion<br />

2.3. Klappenerkrankungen<br />

3. Pulmonale Hypertension bei Lungenerkrankungen und/oder Hypoxie<br />

3.1. Chronisch obstruktive Lungenerkrankung<br />

3.2. Interstitielle Lungenerkrankung<br />

3.3. Andere Lungenerkrankungen mit gemischter restriktiver and obstruktiver Komponente<br />

3.4. Schlafapnoesyndrom<br />

3.5. Alveoläre Hypoventilation<br />

3.6. Chronische Höhenkrankheit<br />

3.7. Anlagebedingte Fehlbildungen<br />

4. Chronisch thromboembolische Pulmonale Hypertension (CTEPH)<br />

5. Pulmonale Hypertension unklarer multifaktorieller Mechanismen<br />

5.1. Hämatologische Erkrankungen: Myeloproliferative Erkrankungen, Splenektomie<br />

5.2. Systemische Erkrankungen: Sarkoidose, pulmonale Langerhanszell-Histiozytose:<br />

Lymphangioleiomyomatose, Neurofibromatose, Vaskulitis<br />

5.3. Metabolische Erkrankungen: Glykogenspeicherkrankheiten, Gaucher-Erkrankung,<br />

Schilddrüsenerkrankungen<br />

5.4. Andere (Tumor, Mediastinitis, dialysepflichtige chronische Niereninsuffizienz)


lust peripherer Blutgefäße. Außerdem<br />

kann im Thoraxröntgen eine Vergrößerung<br />

des rechten und/oder linken Ventrikels<br />

beobachtet werden.<br />

Ventilations/Perfusions-Scan<br />

der Lunge (V/Q-Scan)<br />

Der V/Q-Scan ist für die Diagnose der<br />

CTEPH (chronisch thromboembolische<br />

pulmonale Hypertension) wichtig. Diese<br />

Form der PH (Gruppe 4 der Dana-<br />

Point-Klassifikation) entsteht durch einzelne<br />

oder multiple Lungenembolien.<br />

Normalerweise lösen sich diese pulmonalen<br />

Thromboembolien völlig auf, bei<br />

Patienten mit CTEPH hingegen ist die<br />

Resolution gestört, die Lungengefäße<br />

bleiben verschlossen und führen zu<br />

einer Widerstandserhöhung im kleinen<br />

Kreislauf. Ein segmental positiver V/Q-<br />

Scan ist diagnostisch für CTEPH.<br />

Transthorakale Echokardiographie (TTE)<br />

Die TTE ist sehr wichtig für die Diagnose<br />

der PH und stellt auch eine gute<br />

Screening-Methode dar. Parameter zur<br />

Beurteilung einer pulmonalen Hypertension<br />

sind interventrikuläre Septumbewegungen,<br />

rechtsventrikuläre Masse,<br />

Dicke der rechtsventrikulären Wand<br />

und Trikuspidalregurgitationen. Auch<br />

der Ausschluss von anderen kardialen<br />

Erkrankungen ist durch eine TTE möglich.<br />

Wenn andere Ursachen wie Linksherzerkrankung<br />

und fortgeschrittene<br />

Lungenerkrankungen ausgeschlossen<br />

worden sind, sollten alle Patienten mit<br />

unklarer Dyspnoe und einem geschätzten<br />

rechtsventrikulären Druck von über<br />

40 mmHg einer weiterführenden PH-<br />

Abklärung zugeführt werden.<br />

Computertomographie (CT)<br />

Die Spiral-CT-Untersuchung mit<br />

intravenöser Kontrastmittelgabe stellt<br />

eine aussagekräftige Diagnosemöglichkeit<br />

dar. Vor allem für die Beurteilung<br />

des Lungenparenchyms und der herznahen<br />

Lungengefäße ist das CT sehr gut<br />

geeignet.<br />

Rechtsherzkatheter<br />

Die endgültige Diagnose einer Pulmonalen<br />

Hypertension kann nur durch<br />

einen Rechtsherzkatheter gestellt werden.<br />

Durch Messung des Lungengefäßwiderstandes<br />

(pulmonary vascular resistence<br />

PVR), des Herzindex (Cardiac<br />

Index CI) und des Vorhofmitteldrucks<br />

6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />

(mean right atrial pressure mRAP) können<br />

Aussagen über den Schweregrad<br />

und die Prognose des(r) Betroffenen<br />

getroffen werden.<br />

Hämodynamische Austestung<br />

Grundsätzlich werden alle Patienten<br />

mit einer dokumentierten Pulmonalen<br />

Hypertension mittels Rechtsherzkatheter<br />

hinsichtlich ihrer pulmonal-vaskulären<br />

Gefäßreaktivität untersucht. Als<br />

Responder werden diejenigen Patienten<br />

angesehen, bei denen der pulmonal-arterielle<br />

Mitteldruck (mPAP) um mindestens<br />

10 mmHg unter 40 mmHg abfällt.<br />

Ungefähr 10% aller Erwachsenen mit<br />

idiopathischer PAH sind Responder. Bei<br />

diesen Patienten ist eine hochdosierte<br />

Kalziumkanalblocker-Therapie indiziert.<br />

Echte Responder haben mit einem<br />

Fünf-Jahres-Überleben von fast 95%<br />

eine ausgezeichnete Prognose.<br />

Pulmonalisangiographie<br />

Für Patienten mit CTEPH stellt die<br />

chirurgische Thrombendarterektomie<br />

eine Heilungsmöglichkeit dar. Um diese<br />

Operation zu planen, ist eine Pulmonalarterienangiographie<br />

unumgänglich.<br />

Therapie<br />

Eine wesentliche Neuerung seit Dana<br />

Point betrifft den Therapiealgorithmus:<br />

Erstmals wird nun auch für Patienten,<br />

die sich im funktionellen Stadium<br />

NYHA II befinden, eine gezielte Therapie<br />

empfohlen.<br />

Therapieziele der PH sind eine Verbesserung<br />

der Symptomatik, der Lebensqualität<br />

und des Überlebens. Zur Beurteilung<br />

des Behandlungserfolgs werden<br />

Veränderungen der funktionellen Kapazität<br />

(Sechs-Minuten-Gehtest, Ergometrie<br />

etc.) und der Hämodynamik herangezogen.<br />

Eine wichtige Neuerung aus<br />

Dana Point ist, dass bei unzureichendem<br />

Ansprechen auf eine Monotherapie der<br />

Kombinationstherapie ein wesentlich<br />

höherer Stellenwert zugerechnet wird als<br />

in früheren Empfehlungen. Das ist allerdings<br />

durch Studien immer noch wenig<br />

belegt.<br />

Konventionelle Therapie<br />

Antikoagulierung<br />

Thromben in den kleinen Widerstandsgefäßen<br />

der Lunge sind ein häufi-<br />

PULMONALE HYPERTENSION<br />

Fortbildung<br />

ges Phänomen bei PH. Basierend auf<br />

einer prospektiven und zwei retrospektive<br />

Studien wird eine orale Antikoagulation<br />

aller Patienten mit iPAH empfohlen.<br />

Als Zielwert empfiehlt die European<br />

Society of Cardiology eine INR von 1,5–<br />

2,5. Bezüglich der Antikoagulation bei<br />

assoziierten Formen der PAH gibt es nur<br />

wenige Daten. Nach internationalem<br />

Expertenkonsensus wird diesen Patienten<br />

erst in fortgeschrittenem Stadium der<br />

Erkrankung (z.B. Patienten unter kontinuierlicher<br />

i.v.Therapie) eine Antikoagulation<br />

empfohlen.<br />

Diuretika<br />

Diuretika werden zur Behandlung der<br />

Rechtsherzinsuffizienz verwendet, die<br />

bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf<br />

zu Aszites und peripheren Ödemen führen<br />

kann. Durch ihre Aldosteron antagonisierende<br />

Wirkung werden Kalium<br />

sparende Diuretika bevorzugt, die einmal<br />

täglich verabreicht werden. Patienten<br />

sollten körperliche Anstrengung<br />

meiden, da diese zur dramatischen Steigerung<br />

des Pulmonalgefäßdrucks führen<br />

kann.<br />

Glykoside<br />

Glykoside werden zur Prävention von<br />

atrialen Arrhythmien eingesetzt. Bis jetzt<br />

konnte noch kein positiv-inotroper Effekt<br />

auf den rechten Ventrikel von Digitalis<br />

und Dobutamin gezeigt werden.<br />

Spezifische Vasodilatoren<br />

Kalziumkanalblocker<br />

Nur bei Patienten mit Responderstatus<br />

werden Kalziumkanal-Antagonisten<br />

empfohlen. Der Erfolg der Behandlung<br />

muss konsequent dokumentiert werden.<br />

Wenn Patienten, die per definitionem<br />

als „akute Responder“ bezeichnet werden,<br />

unter Kalziumkanal-Blocker-Therapie<br />

nicht die funktionellen Stadien I<br />

oder II erreichen, sollte eine alternative<br />

oder zusätzliche PAH-Therapie angedacht<br />

werden.<br />

Prostazyklinanaloga<br />

Prostanoide haben vasodilative, antiproliferative,<br />

antiinflammatorische und<br />

antikoagulatorische Wirkung. Prostanoide<br />

können als intravenöse oder subkutane<br />

Dauerinfusion, oral oder inhalativ<br />

angewendet werden. Heute versucht<br />

man, als First-line-Therapie orale Medi-<br />

seite 11


PULMONALE HYPERTENSION<br />

Fortbildung<br />

kationen einzusetzen. Wichtig ist aber,<br />

den Zeitpunkt nicht zu verpassen, an<br />

dem ein Patient zusätzlich oder alternativ<br />

ein Prostanoid benötigt. Im aktuellen<br />

Therapiealgorithmus sind Prostanoide<br />

für Patienten in den NYHA-Stadien III<br />

und IV und für Patienten mit rechtsventrikulärer<br />

Dekompensation vorgesehen.<br />

Epoprostenol (Flolan ® ) wird intravenös<br />

verabreicht. Aufgrund der kurzen<br />

Halbwertszeit wird es ambulant mit<br />

Hilfe einer tragbaren Infusionspumpe,<br />

die mit einem permanenten Zentralvenenkatheter<br />

in Verbindung steht, verabreicht.<br />

Die Dosis kann nach Bedarf und<br />

Verträglichkeit verändert werden, limitierend<br />

ist hier das Auftreten von<br />

Nebenwirkungen wie gastrointestinale<br />

Symptome, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen<br />

oder Hypotonie.<br />

Inhalatives Iloprost (Ilomedin ® ) hat<br />

sich in der Praxis nicht durchgesetzt. Ein<br />

Grund dafür dürfte sein, dass Iloprost<br />

wegen der kurzen Halbwertszeit in<br />

90minütigen Intervallen eingenommen<br />

werden muss.<br />

Treprostinil (Remodulin ® ) wird subkutan<br />

verabreicht. Die Wirkung ist ähnlich<br />

gut wie die seines Benzidinanalogons<br />

Epoprostenol, bei Treprostinil sind<br />

vor allem Schmerzen an der Einstichstelle<br />

Therapie limitierend. Derzeit werden<br />

inhalative und orale Darreichungsformen<br />

erprobt.<br />

Photographer: Oliver Gast Digital Imaging:<br />

Beraprost ist ein oral aktives Prostazyklinanalogon,<br />

das bei leichter PAH<br />

(NYHA-Klasse I–II) angewendet wird.<br />

In den USA und Europa hat sich das<br />

Medikament aufgrund einer schlechten<br />

Balance zwischen Nebenwirkungsspektrum<br />

und Wirksamkeit nicht durchgesetzt,<br />

in Japan ist es allerdings für die Therapie<br />

der PAH zugelassen (Dorner).<br />

Endothelinrezeptor-Antagonisten (ERA)<br />

Endothelin ist ein starker Vasokonstriktor,<br />

der bei PH Patienten vermehrt<br />

gebildet wird und zu Vasokonstriktion<br />

und Remodeling führt. Zwei Endothelin-<br />

Rezeptoren sind bekannt (ET-A und ET-<br />

B), deren Blockade zu Gefäßerweiterung<br />

ohne Reflextachykardie und zur Verbesserung<br />

der endothelialen Funktion führt.<br />

Bosentan (Tracleer ® ) ist ein „dualer<br />

ERA“, d.h. es blockiert den Endothelin-<br />

Rezeptor A und B. Studien haben gezeigt,<br />

dass Bosentan die körperliche<br />

Belastbarkeit, Hämodynamik und möglicherweise<br />

das Überleben von Patienten<br />

mit PH verbessert. Allerdings trat bei 6–<br />

11% der Patienten eine reversible Erhöhung<br />

der Leberenzymwerte auf, weshalb<br />

monatliche Kontrollen der Transaminasen<br />

empfohlen werden.<br />

Selektive ERA – Sitaxentan (Thelin ® )<br />

und Ambrisentan (Volibris ® ) –, die nur<br />

den ET-A-Rezeptor blockieren, sind in<br />

Österreich bereits zugelassen.<br />

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Phosphodiesterase-Inhibitoren<br />

(PDE-Hemmer)<br />

Sildenafil (Viagra ® ) ist ein PDE-5-<br />

Hemmer, der zur Behandlung der erektilen<br />

Dysfunktion entwickelt wurde.<br />

Durch eine Erhöhung der intrazellulären<br />

Konzentration von zyklischem GMP<br />

(cGMP) wird der Tonus der glatten<br />

Gefäßmuskulatur herabgesetzt. In klinischen<br />

Studien konnten eine bessere<br />

Leistungsfähigkeit und Hämodynamik<br />

unter Therapie gezeigt werden.<br />

Chirurgische Therapieformen<br />

Atriale Septostomie<br />

Die Herstellung dieses Rechts-Links-<br />

Shunts ist bei Rechtsherzversagen und<br />

Synkopen trotz maximaler konservativer<br />

Therapie indiziert. Ziel ist eine Senkung<br />

des rechtsventrikulären enddiastolischen<br />

Druckes. Die Maßnahme kann<br />

auch als Überbrückung zu anderen Therapieformen<br />

genutzt werden.<br />

Pulmonale Thrombendarterektomie (PEA)<br />

Die PEA stellt für Patienten mit<br />

CTEPH die Therapie der Wahl dar. Bei<br />

dieser Operation werden der Thrombus<br />

und ein Teil der Gefäßmedia vom Pulmonalgefäß<br />

abpräpariert.<br />

Lungentransplantation<br />

Wenn sich der Zustand eines Patienten<br />

trotz maximaler medikamentöser<br />

Therapie nicht bessert, stellt die Lungentransplantation<br />

eine weitere Option<br />

dar. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate<br />

nach der ISHLT-Datenbank (International<br />

Society for Heart and Lung Transplantation)<br />

liegt dabei bei circa 50%.<br />

Dr. Maria-Klara Renner<br />

Univ.-Prof. Dr. Irene Lang<br />

Univ.-Klinik für Innere Medizin II<br />

Abteilung für Kardiologie<br />

Währinger Gürtel 18-20, A-1090 Wien<br />

maria.renner@meduniwien.ac.at<br />

irene.lang@meduniwien.ac.at<br />

seite 12 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />

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42


Fachkurzinformation siehe Seite 41


METABOLISCHES SYNDROM<br />

Fortbildung<br />

Vom metabolischen Syndrom zum<br />

vaskulären Ereignis<br />

Prim. Dr. Bernd Zirm (Bild), Ass. Dr. Daniel Neuhauser<br />

In den letzten Jahrzehnten haben<br />

zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen<br />

eine Vielzahl von Risikofaktoren<br />

aufgespürt, die das Gefäßsystem<br />

nachhaltig schädigen und damit Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen fördern.<br />

Das metabolische Syndrom ist ein<br />

heterogener Cluster von Stoffwechselerkrankungen<br />

und Hypertonie und<br />

repräsentiert ein Risikonetzwerk, dessen<br />

Einzelkomponenten ein erhöhtes<br />

Risiko für Erkrankungen wie Typ-II-<br />

Diabetes oder kardiovaskuläre Ereignisse<br />

anzeigen, die häufig mit einem<br />

akuten Koronarsyndrom oder apoplektischen<br />

Insult enden.<br />

Nach zahlreichen zum Teil widersprüchlichen<br />

Publikationen zur Beurteilung<br />

des metabolischen Syndroms als<br />

eigenständigen Risikofaktor bezüglich<br />

des kardiovaskulären Systems bescheinigen<br />

Analysen zuletzt einen positiven<br />

Zusammenhang zwischen dem Bestehen<br />

eines metabolischen Syndroms und<br />

dem kardiovaskulären Risiko, unabhängig<br />

von den Einzelkomponenten. Es gibt<br />

Hinweise, dass die Kombination der<br />

Faktoren ein größeres Risiko birgt als<br />

die der Einzelkomponenten. Wichtig ist<br />

zu beachten, dass sich die Gefahr durch<br />

die einzelnen Risikofaktoren nicht<br />

addiert, sondern multipliziert oder sogar<br />

potenzieren kann.<br />

Die Pathogenese des metabolischen<br />

Syndroms ist multifaktoriell, vor allem<br />

in der zu Grunde liegenden, meist vorhandenen<br />

Adipositas, zum anderen auch<br />

in der Insulinresistenz begründet. Vor<br />

allem die viscerale Adipositas, die gestörte<br />

Glukosetoleranz, die atherogene<br />

Dyslipidämie mit einer Hypertriglyceridämie,<br />

erhöhtes Cholesterin und erniedrigtes<br />

HDL sind Ausgangspunkt für<br />

pathologische Mechanismen, die am<br />

Gefäßendothel beginnen. Daneben finden<br />

wir häufig Nikotinkonsum, wenig<br />

Bewegung und falsche Ernährung.<br />

Einen ersten Schritt einer allgemein<br />

gültigen Definition zur Zusammenfassung<br />

der einzelnen Risikofaktoren<br />

setzte 1988 G. N. Reaven, indem er das<br />

„Syndrom X“ definierte. Die Definition<br />

des metabolischen Syndroms ist nach<br />

den großen Fachgesellschaften nicht<br />

ident und wurde in den letzten Jahren<br />

mehrmals modifiziert.<br />

Definition metabolisches Syndrom (IDF 2005)<br />

1. Zentrale Adipositas<br />

Taillenumfang von 94 cm oder mehr für Männer, 80 cm oder mehr für Frauen<br />

2. Zusätzlich zwei oder mehrere der folgenden vier Untersuchungsbefunde<br />

• Triglyceride > 150 mg/dl<br />

oder eine spezifische Therapie dieser Fettstoffwechselstörung<br />

• HDL-Cholesterin < 40 mg/dl für Männer, < 50 mg/dl für Frauen<br />

oder eine spezifische Behandlung dieser Fettstoffwechselstörung<br />

• RR systolisch > 130 mmHg systolisch oder > 85 mmHg diastolisch<br />

oder Behandlung einer bekannten Hypertonie<br />

Nüchtern-Plasmaglukose > 100 mg/dl oder ein bekannter Typ-II-Diabetes<br />

Tabelle 1<br />

In den verschiedenen Definitionen<br />

finden sich alle bekannten Faktoren,<br />

unterschiedlich ist hierbei die Stellung<br />

der Insulinresistenz. Diese repräsentiert<br />

zum Teil das zentrale Hauptelement<br />

(Syndrom X; World Health Organisation<br />

– WHO, 1999), zum Teil fehlt<br />

sie gänzlich (National Cholesterol Education<br />

Program – NCEP, 2002); oder<br />

ihre zentrale Stellung wurde von der<br />

visceralen Adipositas verdrängt (International<br />

Diabetes Federation – IDF,<br />

2005).<br />

Zuletzt wurde meist die aus kardiologischer<br />

und lipidologischer Sicht entstandene<br />

Definition nach der NCEP<br />

benutzt. Zur Feststellung eines metebolischen<br />

Syndroms müssen mindestens<br />

drei von fünf Untersuchungsergebnissen,<br />

die Taillenumfang, Triglyceride,<br />

HDL-Cholesterin, Blutdruck und Nüchtern-Blutglukose<br />

berücksichtigen, vorhanden<br />

sein.<br />

Strenger gefasst ist die von der IDF<br />

2005 vorgestellte Definition, bei der die<br />

viscerale Adipositas am Anfang steht<br />

und als wichtigster Befund beim metabolischen<br />

Syndrom vorausgesetzt wird.<br />

Zur Definition des metabolischen Syndroms<br />

gehört demnach immer eine<br />

zentrale Adipositas und zusätzlich müssen<br />

zwei oder mehrere von vier weiteren<br />

Untersuchungsbefunden gegeben<br />

sein.<br />

Bei der IDF-Definition gehen zusätzlich<br />

ethnische und geographische<br />

Unterschiede ein. Der Grenzwert für<br />

den Bauchumfang wird derzeit populations-<br />

und länderspezifisch festgelegt(Tabelle<br />

1).<br />

seite 14 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>


Die endotheliale Dysfunktion<br />

Die Bedeutung des Endothels für die<br />

lokale Regulation des Gefäßtonus ist<br />

unbestritten. Der wichtigste Mediator<br />

der endothelabhängigen Vasodilatation<br />

ist Stickstoffmonoxid (NO). Darüber<br />

hinaus hat NO auch multidisziplinäre<br />

Aufgaben wie die Inhibition von Leukozytenadhäsion<br />

und Plättchenaggregation<br />

sowie die Proliferationshemmung<br />

glatter Muskelzellen. Stickstoffmonoxid<br />

wird daher zurecht als antiatherogenes<br />

Molekül bezeichnet. Kommt es zu einer<br />

Verminderung der NO-Aktivität wird<br />

vereinfacht von Endotheldysfunktion<br />

gesprochen. Die klinische Forschung der<br />

letzten Jahre konzentrierte sich auf die<br />

Entwicklung nichtinvasiver Methoden,<br />

um Zusammenhänge zwischen kardiovaskulären<br />

Syndromen und Endothelfunktion<br />

zu untersuchen (z. B. Fluss vermittelnde<br />

Vasodilatation – FMD),<br />

andererseits wurde an der Verbesserung<br />

von Medikamenten gearbeitet, um dem<br />

Gefäßsystem einen möglich umfassenden<br />

Schutz zu bieten.<br />

Das endotheliale L-Arginin-NO-System<br />

wird durch die Schubspannung, also<br />

die Blutflussänderung ausgelöst bzw.<br />

durch Rezeptoragonisten wie Bradykinin<br />

stimuliert. NO diffundiert dabei zur<br />

glatten Gefäßmuskulatur und führt diese<br />

zur Dilatation, wobei die lösliche Guanylatzyklase<br />

und die Bildung von zyklischen<br />

GMP der Auslöser sind (Abbildung<br />

1).<br />

Beim metabolischen Syndrom ist die<br />

Regulation des Gefäßtonus, die Zelladhäsion<br />

als atherogener Faktor sowie<br />

die erhöhte Gefäßpermeabilität gestört.<br />

Dazu kommen weiters eine Verschiebung<br />

im Hämostase-Thrombolyse-Gleichgewicht<br />

sowie Entzündungsfaktoren, die<br />

durch Inflammation die Gleichgewichte<br />

auf Gefäßebene negativ beeinflussen<br />

(Abbildung 2).<br />

Im speziellen sind Leptin, Tumornekrosefaktor<br />

alpha (TNF-α) sowie Interleukin<br />

6 an der Entzündung maßgeblich<br />

beteiligt. Diese endokrin wirksamen<br />

Moleküle werden aus dem Fettgewebe<br />

sezerniert und wirken inflammatorisch<br />

bzw. proinflammatorisch. Unter anderem<br />

ist dies auch in einem erhöhten<br />

CRP (high sensitive CRP) nachweisbar.<br />

Das fibrinolytische System ist zudem<br />

massiv gestört, sodass durch den NO-<br />

Mangel die Hämostase und damit die<br />

Plaquebildung forciert wird. Daneben<br />

6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />

Blutfluss<br />

Scherkräfte<br />

L-Arginin-NO-System<br />

Ca++<br />

METABOLISCHES SYNDROM<br />

Rezeptoren<br />

Arginin Citrulin<br />

GTP – cycl. GMP<br />

spielen Proteine des Renin-Angiotensin-Systems<br />

eine negative Rolle. Es<br />

scheint daher in der Biologie des visceralen<br />

Fettes auch die Grundlage der<br />

endothelialen Dysfunktion verankert zu<br />

sein.<br />

Fettverteilung im Körper<br />

Für die klinisch praktischen Zwecke<br />

stellt die Messung des Taillenumfangs in<br />

Kombination mit der Messung der subkutanen<br />

Hautfaltendecke eine ausreichend<br />

gute Methode dar, um Patienten<br />

mit hohem Risiko für Adipositas assoziierte<br />

Begleiterkrankungen zu identifizieren.<br />

Neben der Blickdiagnose des<br />

klassischen Typ des Pyknikers stehen<br />

bildgebende Verfahren wie CT oder<br />

MRT zur Beurteilung des visceralen<br />

Fetts zur Verfügung. Dies sollte aber nur<br />

für wissenschaftliche Zwecke eingesetzt<br />

werden.<br />

Die viscerale Fettmasse unterliegt<br />

sowohl bei schlanken, als auch bei übergewichtigen<br />

Patienten nur geringen Schwankungen,<br />

während die subkutane Fettmasse<br />

sehr variabel ist und stärker von<br />

externen Faktoren bestimmt zu sein<br />

scheint. Neben der genetischen Disposition<br />

bestimmen Alter, Geschlecht und<br />

Energiebilanz die Fettverteilung und<br />

damit die viscerale Fettmasse. Neben der<br />

Fettverteilung wie „Apfeltyp oder Birnentyp“<br />

beeinflussen Hormone wie Östrogen<br />

und Androgen das Fettverteilungsmuster.<br />

Durch veränderte Energiezufuhr wird vor<br />

allem die subkutane Fettmasse, weniger<br />

die viscerale Fettmasse beeinflusst. Erst<br />

bei deutlichem Gewichtsverlust von etwa<br />

10% des Ausgangsgewichtes kommt es zu<br />

NO-Synthase<br />

NO<br />

Relaxation<br />

Fortbildung<br />

Abbildung 1<br />

- Bradykinin<br />

- Acetylcholin<br />

- Substanz P<br />

einer Abnahme der visceralen Fettmasse<br />

(Abbildung 3).<br />

Viscerale Adipositas und<br />

Insulinresistenz<br />

Zwischen visceraler Adipositas und<br />

Insulinresistenz gibt es klinische Hinweise,<br />

wobei bei Zunahme der visceralen<br />

Fettmasse die Insulinresistenz zunehmen<br />

dürfte.Als Mechanismen für den Zusammenhang<br />

wird die anatomische Lokalisation<br />

des visceralen Fettgewebes diskutiert,<br />

wobei Adipokine und Metaboliten<br />

aus dem visceralen Fettgewebe in das<br />

Pfortadersystem freigesetzt werden und<br />

damit unverdünnt in die Leber gelangen.<br />

Durch die metabolischen Besonderheiten<br />

des visceralen Fettgewebes haben<br />

Adipozyten des visceralen Fettgewebes<br />

eine geringere Insulinsensitivität als subkutane<br />

Fettzellen. Dies betrifft vor allem<br />

die antilipolytischen Effekte von Insulin,<br />

wobei als Ursachen eine verminderte<br />

Affinität des Insulinrezeptors und eine<br />

geringere Insulinrezeptorexpression im<br />

visceralen Adipozyten diskutiert werden.<br />

Weiters zeigen sich Unterschiede zwischen<br />

subkutanem und visceralem Fettgewebe<br />

hinsichtlich der Empfindlichkeit<br />

visceraler Adipozyten für die katecholaminduzierte<br />

Lipolyse. Vor allem scheint<br />

hier eine exklusive funktionelle Aktivität<br />

des Beta-3-Adrenorezeptors im visceralen<br />

Fettgewebe vorzuliegen, woraus eine<br />

signifikant höhere lipolytische Aktivität<br />

abzuleiten ist.<br />

Das Fettgewebe ist letztlich auch als<br />

endokrines Organ zu betrachten, da<br />

unter anderem das Sättigungshormon<br />

Leptin in diesem Organ synthetisiert<br />

seite 15


METABOLISCHES SYNDROM<br />

Fortbildung<br />

Relaxation<br />

Gefäßtonus<br />

Mediatoren<br />

und sezerniert wird. Daneben ist eine<br />

Vielzahl bioaktiver Peptide am Werk,<br />

die unter dem Gesamtbegriff Adipokine<br />

laufen.<br />

Neben den pathologischen Mechanismen,<br />

die vor allem durch viscerales Fett<br />

auftreten können, erscheint das Fettgewebe<br />

als Quelle für endotheliale Vorläuferzellen,<br />

so genannte Progenitorzellen<br />

zu dienen. Weiters dürften Substanzen,<br />

wie einzelne AT-2-Rezeptorantagonisten<br />

zu einer Stimulation der EPC-Zellen<br />

führen. Bei Einsatz von AT-2-Blockern<br />

käme es dann zu einer Verbesserung der<br />

endothelialen Funktionsstörung und<br />

damit zu einer Vermehrung endothelialer<br />

Stammzellen, die wiederum Reparaturfunktionen<br />

und damit einen Schutz<br />

für das Endothel darstellen. Letztlich<br />

könnte dies zu einer Plaqueverkleinerung,<br />

zu einer Plaquestabilisierung oder<br />

Lifestyle<br />

Gleichgewichte auf Gefäßebene<br />

Konstriktion Hämostase<br />

Proliferation<br />

Abbildung 3<br />

Inflammation<br />

Antihämostase<br />

Thrombolyse<br />

zu einer geringeren Rupturgefahr führen<br />

(Abb. 4).<br />

Oxidativer Stress<br />

und Sauerstoffradikale<br />

Abbildung 2<br />

Gerinnung<br />

Entzündung<br />

Antiproliferation Antiinflammation<br />

Die Basis der Energiebereitstellung<br />

sind Redox-Reaktionen zur Umwandlung<br />

von Energie, die aus Nahrungsmitteln<br />

dem Körper angeboten werden. Das<br />

Grundprinzip dieser Form der Energieumwandlung<br />

ist das Aufnehmen und<br />

Abgeben von Elektronen, wobei der oxidierte<br />

Stoff als Elektronendonator Elektronen<br />

an das Oxidationsmittel – Elektronenakzeptor<br />

– abgibt. Wichtig ist<br />

dabei, dass die Oxidation auch eine<br />

Reduktion erfahren muss, wobei Sauerstoff<br />

als Oxidationsmittel gilt. Beim ständigen<br />

Ablauf von Oxidation und Reduktion<br />

entstehen Sauerstoffradikale, die<br />

wiederum enzymatisch gesteuert werden<br />

müssen. So sind die Enzyme-Glutation-<br />

Peroxidase und Katalase sowie Superoxiddismutase<br />

(SOD) dafür verantwortlich,<br />

dass die Sauerstoffradikale in<br />

Schach gehalten werden. Treten diese<br />

gehäuft auf, entsteht zu hoher oxidativer<br />

Stress (Betriebsunfall). Vor allem bei<br />

einer Verarmung an NO bilden sich<br />

Radikale sowie endotheliale Oxidasen,<br />

die wiederum durch das körpereigene<br />

Abwehrsystem (antioxidatives System)<br />

in Schach gehalten werden müssen. Zu<br />

diesen Abwehrsystemen gehören vor<br />

allem Enzyme und Vitamine, diese<br />

haben unter anderem eine Scavengerfunktion,<br />

wobei Vitamin C und E starke<br />

Radikalfänger sind (Abb. 5). Beim metabolischen<br />

Syndrom sowie beim Diabetes<br />

mellitus Typ II finden sich Radikale und<br />

die gefürchtete Peroxidbildung. Auch<br />

LDL wird oxidiert, es entsteht das sogenannte<br />

ox-LDL, welches wiederum zur<br />

Pathogenese der endothelialen Dysfunktion<br />

und Plaquebildung wesentlich<br />

beiträgt. Bei der Reaktion eines aggressiven<br />

Sauerstoffradikals mit einer<br />

Fettsäure wird diese selbst zum freien<br />

Radikal und kann wiederum ein<br />

benachbartes Fettsäuremolekül angreifen.<br />

Damit kommt es zu Kettenreaktionen,<br />

die zu einer Polymerisation der<br />

Fettsäuren und damit zur Riesenmolekülbildung<br />

führen.<br />

Therapie des<br />

metabolischen Syndroms<br />

Die Therapieansätze liegen in der Veränderung<br />

des Lebensstils. Die viscerale<br />

Fettakkumulation, die Fettstoffwechselstörung,<br />

die Zuckerstoffwechselstörung,<br />

die Insulinresistenz sowie die Hypertonie<br />

sind in der Komplexität Erkrankungen,<br />

die zwar im Einzelnen behandelt, im<br />

Gesamten aber über den Lebensstil verändert<br />

werden können.<br />

Wichtigster Punkt bei der Behandlung<br />

ist die Unterbrechung des Teufelskreises,<br />

der zum metabolischen Syndrom geführt<br />

hat: die Reduktion des Übergewichtes<br />

durch eine langfristige Änderung des<br />

Lebensstils mit weniger und gesünderen<br />

Stabiler Plaque Plaqueruptur<br />

Abbildung 4<br />

seite 16 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />

Anzeige Plus<br />

42


METABOLISCHES SYNDROM<br />

Fortbildung<br />

Fetten sowie mehr Bewegung. Hierbei<br />

wird das Übel an der Wurzel gepackt.<br />

Aus der jüngsten Ausgabe der Todesursachen<br />

in Österreich (Österreichisches<br />

Statistisches Zentralamt) zeigt<br />

sich, dass vor allem Stoffwechselerkrankungen,<br />

wie Diabetes mellitus Typ II im<br />

Vormarsch sind. Beunruhigend ist, dass<br />

der Osten Österreichs und hier vor<br />

allem die südoststeirischen Bezirke, das<br />

Burgenland, Teile von Niederösterreich<br />

und Wien zu den Spitzenreitern gehören<br />

und hier eine Kumulation von schlechtem<br />

Lebensstil der Bevölkerung vorliegen<br />

dürfte. Bei einer auch noch so guten<br />

Pharmakotherapie scheint der Ansatz<br />

vor allem in Bewegung und Ernährung<br />

zu liegen.Auf dieser Schiene treffen sich<br />

natürlich auch Prävention und Therapie.<br />

Bezüglich Gewichtsabnahme konnte in<br />

Studien zuletzt besonders auch der mediterranen<br />

Diät bescheinigt werden, zu<br />

einer Gewichtsreduktion und vor allem<br />

auch dauerhaften Stabilisierung des Körpergewichtes<br />

beizutragen. Sie kann auch<br />

zu einer deutlicheren Abnahme des<br />

Nüchterninsulins, der Nüchternglukose<br />

und der Insulinresistenz führen als andere<br />

Diäten. Hervorzuheben sind auch die<br />

niedrigen Drop-Out-Raten.<br />

Modell nach Ivkovic – Müller – Schubert<br />

Abbildung 5<br />

Eine orthomolekulare Supplementierungstherapie<br />

mit antioxidativen Vitaminen,<br />

Zink sowie Omega-3-Fettsäuren<br />

kann helfen, das Risiko für Folge- und<br />

Begleiterkrankungen zu mindern.<br />

Zusätzlich wird das Co-Enzym Q10<br />

unterstützend empfohlen. Es beugt den<br />

muskulotropen Nebenwirkungen der<br />

Statine vor.<br />

Medikamentöse Therapie<br />

Bei der medikamentösen Therapie<br />

sind vor allem Metformin, die Insulinsentisizer,<br />

die Alpha-Glukosidasehemmer<br />

und die Endocannabinoid-Antagonisten<br />

zu nennen. Daneben sind alle<br />

Antidiabetika, wie sie in Form der<br />

Richtlinien der Österreichischen Diabetesgesellschaft<br />

vorliegen, einzusetzen.<br />

Ergebnisse neuer großer Studien räumen<br />

Substanzen wie Rimonabant und<br />

den Glitazonen eine potenzielle Bedeutung<br />

sowohl in der multifaktoriellen Therapie<br />

des metabolischen Syndroms, als<br />

auch in der Verhinderung der Progression<br />

der Glucosestoffwechselstörung<br />

zum manifesten Diabetes mellitus ein.<br />

Wieweit diese Erkenntnisse das therapeutische<br />

Regime beeinflussen werden,<br />

bleibt zur Zeit abzuwarten, nicht zuletzt<br />

auch durch die Hindernisse bezüglich<br />

der Verschreibbarkeit dieser Präparate.<br />

Ein wesentlicher Ansatzpunkt liegt in<br />

einer Senkung der Blutfette. Vor allem<br />

bei bereits vorhandenen Erkrankungen,<br />

wie koronare Herzkrankheit, periphere<br />

arterielle Verschlusskrankheit oder<br />

zerebrale Erkrankungen sind Fettsenker<br />

frühzeitig einzusetzen.<br />

Nicht zu vergessen sind aber auch<br />

Thrombozytenaggregationshemmer,<br />

wie die Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel,<br />

da wir bei diesen Patienten<br />

auch immer Störungen im Hämostasegleichgewicht<br />

haben. Als selbstverständlich<br />

gilt das Einstellen des Nikotinabusus,<br />

dem leider nicht alle Patienten<br />

folgen.<br />

Die antihypertensive Therapie umfasst<br />

die übliche Reihe von ACE-Hemmern,<br />

AT1-Blockern, Kalziumantagonisten,<br />

Betablockern der neuen<br />

Generation und Vasodilatatoren, wobei<br />

hier eine individuelle Abstimmung mit<br />

zusätzlichen Erkrankungen zu erfolgen<br />

hat.<br />

Metabolisches Syndrom<br />

und Herzinsuffizienz<br />

Das metabolische Syndrom assoziiert<br />

mit Hypertonie, diabetischer Kardiomyopathie<br />

sowie der koronaren Herzkrankheit<br />

und deren Komplikationen.<br />

Die gemeinsame Endstrecke dieser Faktoren<br />

ist die manifeste Herzinsuffizienz.<br />

Im Rahmen eines Diabetes mellitus<br />

wird eine eigenständige diabetische<br />

Kardiomyopathie beschrieben mit<br />

abnormer myokardialer Funktion und<br />

Struktur bei unauffälligen Koronararterien<br />

und Fehlen einer Hypertonie bzw.<br />

signifikanter Vitien.<br />

Eine Aktivierung des RAA-Systems,<br />

gesteigerter oxidativer Stress und mitochondriale<br />

Dysfunktion spielen hierbei<br />

eine Rolle. Das Risiko an einer Herzinsuffizienz<br />

zu erkranken steigt um 8%,<br />

wenn der HbA1c-Wert um 1% ansteigt.<br />

Daher soll prinzipiell bei Patienten mit<br />

Herzinsuffizienz ein oraler Glukosetoleranztest<br />

bzw. eine HbA1c-Bestimmung<br />

sowie eine pro-BNP Bestimmung<br />

durchgeführt werden.<br />

Koronare Herzkrankheit, Hypertonie,<br />

autonome diabetische Neuropathie,<br />

Hyperglykämie und Hyperinsulinismus<br />

seite 18 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>


gelten als gesicherte Risikofaktoren für<br />

die Entstehung einer Herzinsuffizienz.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />

dass das metabolische Syndrom als<br />

eine heterogene Gruppe von assoziierten<br />

Stoffwechselerkrankungen und dem<br />

Auftreten von Hypertonie zu einem<br />

erhöhten Typ-II-Diabetesrisiko sowie zu<br />

kardiovaskulären Erkrankungen führen<br />

kann. Dabei treten über längere Zeit<br />

unbemerkt Veränderungen am Endothel<br />

als sogenannte endotheliale Dysfunktion<br />

auf, die später über einen chronischen<br />

NO-Mangel die Hypertonie<br />

durch Vasokonstriktion verstärken und<br />

die pathologischen Prozesse am Gefäßendothel<br />

verschlechtern. Durch die<br />

ständige Sauerstoffradikalbildung entstehen<br />

Oxidationsprozesse, die von den<br />

Körpersystemen nicht mehr reduziert<br />

werden können.<br />

Das viscerale Fettgewebe gibt vermehrt<br />

Zytokine ab, die wiederum zu<br />

einer Insulinresistenz und damit zum<br />

Endprodukt Diabetes mellitus führen.<br />

Diese Erkrankung wiederum ist häufig<br />

der Ausgangspunkt für koronare Herzkrankheit,<br />

Myokardinfarkt und apoplektischen<br />

Insult.<br />

Prim. Dr. Bernd Zirm<br />

LKH Bad Radkersburg<br />

Ärztlicher Direktor, Vorstand der<br />

Abteilung für Innere Medizin<br />

Ärztliche ARGE für Lebensstilmedizin<br />

Kurzentrum<br />

Dr.-Schwaiger-Straße 1<br />

A-8490 Bad Radkersburg<br />

bernhard.zirm@lkh-badradkersburg.at<br />

6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />

FORUM MEDICUM<br />

Fortbildung<br />

GlucoMen LX von A. Menarini:<br />

Höchste Sicherheit – mit GOD-Technologie<br />

falsche Ergebnisse ausschließen<br />

Eine vor einigen Monaten veröffentlichte<br />

Sicherheitswarnung der amerikanischen<br />

Zulassungsbehörde FDA<br />

(Food and Drug Administration) verweist<br />

auf die hohen Risiken, die eine<br />

Blutzuckermessung mit bestimmten<br />

Messsystemen bergen kann. Laut FDA<br />

kam es dabei in den USA zu mehreren<br />

Fällen, in denen nachweislich der<br />

angezeigte falsch-hohe Blutglukosewert<br />

zu falscher Medikation und damit<br />

zu fatalen Folgen für die Patienten<br />

geführt hatte.<br />

Problematisch:<br />

Die GDH-PQQ-Technologie<br />

Arbeitet ein Blutzuckermesssystem<br />

mit der genannten Technologie, kann<br />

es zu falsch-erhöhten Glukosewerten<br />

kommen. Die Gefahr liegt in der enzymatischen<br />

Analyse, genauer gesagt in<br />

der Enzym-Co-Enzym-Kombination:<br />

Reagiert sie nicht nur auf Glukose,<br />

sondern auch auf verwandte Kohlenhydrate<br />

wie zum Beispiel Maltose,<br />

Xylose oder Galaktose, besteht die<br />

Gefahr falscher (in manchen Fällen bis<br />

zu 15 mal höherer!) Messwerte.<br />

Risiko nicht komplett<br />

einschätzbar<br />

Zwar verweisen die Hersteller der<br />

betroffenen Messgeräte darauf, dass<br />

nur eine bestimmte Patientengruppe<br />

ein erhöhtes Risiko für eine Falschmessung<br />

mit der GDH-PQQ-<br />

Technologie trägt. Dazu gehören<br />

beispielsweise Peritonealdialyse-Patienten<br />

oder Patienten,<br />

die Interferenz-Produkte mit<br />

Fremdzuckern oder Immunoglobuline<br />

erhalten. Tatsächlich<br />

aber kann z.B.<br />

auch ein erblich bedingter<br />

Mangel des Enzyms<br />

GALT (Galaktose-1-<br />

Phosphat-Uridyltransferase)<br />

dazu führen, dass<br />

es zu einer<br />

Anreicherung von Galaktose im Blut<br />

kommt. Komplett ausschließen lässt sich<br />

das Risiko eines falschen Blutzuckermessergebnisses<br />

mit der GDH-PQQ-<br />

Technologie also nie.<br />

Auf Nummer sicher mit<br />

GlucoMen LX<br />

Größtmögliche Sicherheit – nicht nur in<br />

der Risikogruppe, sondern bei jedem<br />

Patienten – bietet die Messung mit der<br />

Methode GOD (Glukose-Oxidase), die<br />

das Blutzuckermesssystem GlucoMen LX<br />

von A. Menarini für die Bestimmung<br />

des Blutzuckergehaltes nutzt. Damit ist<br />

ausgeschlossen, dass das Messergebnis<br />

durch Maltose, Xylose oder Galaktose<br />

verfälscht wird – nur einer von vielen<br />

unschätzbaren Vorteilen, den das<br />

modernste Blutzuckermessgerät im<br />

Markt bietet!<br />

Mehr Information unter:<br />

A. Menarini GmbH,<br />

Pottendorfer Str. 25–27/ 3/1,<br />

A-1120 Wien<br />

Service-Telefon 01/804 15 76<br />

diabetes@menarini-diagnostics.at<br />

FB<br />

seite 19


HYPERCHOLESTERINÄMIE<br />

Fortbildung<br />

Eine nicht so seltene Stoffwechslestörung: die<br />

familiäre Hypercholesterinämie<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Mario Francesconi<br />

Lipidstoffwechselstörungen sind wegen<br />

der Gefahr von vaskulären Komplikationen<br />

recht gefürchtet. Besonders die Erhöhung<br />

des Cholesterins (C) bzw. des LDL-<br />

C tragen zur kardivoskulären Komplikationsrate<br />

bei. Die Bestimmung der<br />

Blutlipide spiegelt den lipidologischen<br />

Phänotypus des Befundträgers wider,<br />

während die pathobiochemischen Mechanismen,die<br />

vom jeweiligen Genotypus gesteuert<br />

werden, meist unbekannt bleiben.<br />

Ungefähr 50% der interindividuellen Variation<br />

des LDL-C sind genetisch determiniert.Am<br />

häufigsten sind es polygenetische<br />

Störungen, die zur C-Erhöhung führen,<br />

in diesen Fällen ist das LDL-C nur<br />

mäßig erhöht. Viel seltener sind monogenetische<br />

Störungen,bei denen das LDL-C<br />

stark erhöht ist.<br />

Diagnostik<br />

Bei Patienten mit einem Gesamt-C von<br />

> 300 mg/dl und einem LDL-C von > 190<br />

mg/dl sollte an eine familiäre Hypercholesterinämie<br />

(FH), somit eine monogenetischen<br />

Form, gedacht werden. Zum klinischen<br />

Phänotypus der FH gehören weiters<br />

Xanthome der Sehnen, ein Arcus<br />

corneae, der vor dem 45. Lebensjahr auftritt,<br />

eine frühzeitige KHK sowie eine familiäre<br />

Häufung von erhöhtem C und<br />

kardiovaskulären Ereignissen in jüngeren<br />

Jahren (Tabelle 1).Leider gibt es phänoty-<br />

Familiäre Hypercholesterinämie:<br />

klinischer Phänotypus<br />

• hohes Gesamtcholesterin (> 300 mg/dl)<br />

• hohes LDL-Cholesterin (190–400 mg/dl)<br />

• Xanthome (Sehnen)<br />

• Arcus corneae (< 45 a)<br />

• frühzeitige koronare Herzerkrankung<br />

• familiäre Häufung<br />

Tabelle 1<br />

pisch keine absolut prädiktiven Kriterien<br />

für die Diagnose einer FH, weswegen<br />

man sich eines diagnostischen Scoring-<br />

Systems,dem MEDPED (Make Early Diagnosis<br />

to Prevent Early Death), bedient.<br />

Dieses stellt eine Relation zwischen der<br />

Höhe des LDL-C des Patienten zu Alter,<br />

Verwandtschaftsgrad, kardiovaskulärer<br />

Ereignisrate und klinischen Befunden<br />

von Angehörigen her (Tabelle 2).<br />

Da die Sensitivität 91% und die Spezifität<br />

98% beträgt, ist MEDPED ein geeignetes<br />

Instrument, eine FH als solche<br />

zu identifizieren. Allerdings vermag es<br />

naturgemäß nicht, die zugrunde liegende<br />

genotypische Störung aufzudecken. Dafür<br />

sind gesonderte Tests notwendig.<br />

Die sieben genotypischen Grundformen<br />

der FH sind in Tabelle 3 gelistet, wobei<br />

die ersten drei zu den dominanten Formen<br />

zählen. Die „klassische“ und auch<br />

Tabelle 2<br />

(48) Defesche J Familial Hypercholesterolemia,<br />

in: Betterige J, Editor, Lipids and vascular diseasesvol.<br />

6, London, Martin Dunitz, 2000, pp 65-76<br />

häufigste Form der FH ist diejenige mit einem<br />

Defekt des LDL-Rezeptors (LDL-<br />

R). Sie tritt autosomal dominant mit fast<br />

100% Dominanz auf. Für den Rezeptordefekt<br />

sind bisweilen über 900 verschiedene<br />

Mutationen beschrieben und es<br />

kommen laufend neue dazu.Die heterozygote<br />

Form (he) hat eine Prävalenz von<br />

1:500 in der Bevölkerung, und ist somit<br />

keinesfalls selten. Die homozygote Form<br />

(ho) hat eine Prävalenz von 1:1x10 6 und<br />

eine wesentlich schwerere Verlaufsform.<br />

Bei beiden, besonders aber bei letzterer,<br />

kann die Aktivität der LDL-R an denen<br />

kutaner Fibroblasten bestimmt werden.<br />

Beträgt die LDL-R-Aktivität 2–25% liegt<br />

eine Rezeptor defizienter Status vor,in der<br />

Regel handelt es sich dabei um Pharmakotherapie-Responder.<br />

Bei LDL-R-Aktivitäten<br />

unter 2% ist der Rezeptorstatus negativ.<br />

In solchen Fällen kommen meistens<br />

spezielle Therapien (Apherese) in Frage.<br />

Die Familial Defective Apo B 100 Hypercholesterolemia<br />

(FDB) hat eine Prävalenz<br />

von 1:1.000 bei der he Form und<br />

1:4x10 6 bei der ho Form. Es besteht eine<br />

missense Mutation in der Bindungsdomäne<br />

des Apo B für den LDL-R, von der<br />

mehrere Varianten beschrieben sind. Dies<br />

reduziert die Affinität auf ca. 10% und die<br />

die LDL Clearance auf ca. 30%. In 25%<br />

der Europäer mit he FDB sind die LDL-<br />

C-Werte unterhalb der 95ten Perzentile<br />

auf. Die absoluten LDL-C-Werte sind bei<br />

der he FDB und ho FDB nicht nennenswert<br />

unterschiedlich,koronare Komplikationen<br />

treten um das 40. Lebensjahr auf.<br />

Über die autosomal dominante Hypercholesterinämie<br />

(FH3) ist nur wenig bekannt.<br />

Die Prävalenz dürfte < 1:2.500<br />

sein. Es besteht ein Defekt des PSCK9-<br />

Gen. Der genaue metabolische Defekt ist<br />

seite 20 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>


nicht bekannt. Es sind nur heterozygote<br />

Formen beschrieben.<br />

Die autosomal rezesive Hypercholesterinämie<br />

(ARH) ist mit einer Prävalenz<br />

von < 1:5x10 6 sehr selten und wurde bisher<br />

bei Libanesen und Bewohnern von Sardinien<br />

beschrieben. Es besteht dabei ein<br />

Defekt der Internalisation des LDL-<br />

C/LDL-R-Komplexes bei normaler LDL-<br />

R-Aktivität (definiert durch Affinitätsmessungen).<br />

Durch Mutationen des<br />

ARH-Gens, von denen mindestens zehn<br />

bekannt sind, fehlt ein „adapter Protein“<br />

für die Verankerung des LDL-C/LDL-R-<br />

Komplexes im Zytosol. Dieser Defekt ist<br />

ausschließlich an den Hepatozyten, nicht<br />

an den Fibroblasten nachweisbar. Die<br />

LDL-C-Werte können mitunter sehr<br />

hoch sein.<br />

Sitosterolämie: Die in Zirkulation befindlichen<br />

Sterole stammen aus Sterolsynthese<br />

und enteraler Resorption. Es<br />

werden auch pflanzliche Sterole resorbiert,<br />

allen voran das Sitosterol. Von den<br />

alimentär zugeführten Sterolen werden<br />

allerdings nur ca. 5% resorbiert und über<br />

Transporterproteine fast zur Gänze wieder<br />

ausgeschieden sodass weniger als 1%<br />

der zirkulierenden Sterole der „Nicht-<br />

Cholesterin-Fraktion“ angehören. Bei<br />

der Sitosterolämie finden sich Mutationen<br />

im ABC-Transporter-Gen bei Enterozyten<br />

und Hepatozyten, von denen<br />

mehr als 25 bekannt sind (ABCG8 bei<br />

Weißen, ABCG5 bei Japanern). Vermehrte<br />

enterale Resorption und verminderte<br />

biliäre Exkretion können den<br />

LDL-C-Wert massiv ansteigen lassen, da<br />

Sitosterol in den regulären Assay eingeht.<br />

Der Phänotypus ist sehr variabel: von nur<br />

mäßig erhöhen Werten bis zu LDL-C-<br />

Konzentrationen von > 500 mg/dl.Detektiert<br />

man so hohe Werte schon bei Kindern,<br />

ist differenzialdiagnostisch an eine<br />

klassische ho FH zu denken. Annähernd<br />

normale Werte bei den Eltern schließen<br />

dann allerdings eine solche Störung aus.<br />

Therapie<br />

Der Beginn einer Therapie setzt natürlich<br />

die Kenntnis der Diagnose einer FH<br />

voraus.Es ist daher unbedingt notwendig,<br />

die Angehörigen von Personen mit für<br />

eine FH verdächtig hohen LDL-C-Werten<br />

oder dem MEDPED-Score entsprechend<br />

wahrscheinlich oder gar gesicherten<br />

Vorliegen einer FH, zu untersuchen;<br />

dies gilt selbstverständlich auch für Kinder.<br />

Zufällig entdeckte Fälle, meistens im<br />

Erwachsenenalter, müssen selbstver-<br />

6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />

ständlich unverzüglich einer Therapie zugeführt<br />

werden,denn oft bestehen bereits<br />

vaskuläre Manifestationen.<br />

So bei Kindern eine FH festgestellt<br />

wird, ist auf eine entsprechende Ernährung<br />

dringend zu achten. Bei den he Formen<br />

ist der Start einer Pharmakotherapie<br />

in Abhängigkeit des LDL-C zu setzen.<br />

Dies ist bei hohen Werten bei männlichen<br />

Kindern ab ca. dem 10. Lebensjahr, bei<br />

weiblichen Kindern nach der Pubertät erforderlich.<br />

Bei Personen mit niedrigem<br />

10-Jahres-Risiko sollte der Therapiebeginn<br />

im Alter von ca. 18 Jahren bei Männern<br />

und ca. 30 Jahren bei Frauen sein.<br />

Die seltenen ho Formen bedürfen von<br />

Beginn an einer Pharmakotherapie und<br />

müssen zeitlebens von Spezialabteilungen<br />

engmaschig betreut werden. Als Therapeutika<br />

kommen in Frage: Statine, der<br />

spezifische enterale Cholesterin- Rückresorptionshemmer<br />

Ezetimib und eventuell<br />

auch Resine (Colestyramin, Colestypol,<br />

Colesevelam), bei denen allerdings der<br />

Umstand beachtet werden muss, dass sie<br />

auch andere Substanzen und Medikamente<br />

binden und an der Resorption hindern<br />

können. Die Inhibitoren des Microsomal<br />

Transfer Protein haben bis dato das<br />

Experimentalstadium nicht überschritten.<br />

Um das therapeutische Ziel zu erreichen,<br />

ist einen LDL-C-Absenkung von<br />

meistens 40–50% notwendig.Eine Absenkung<br />

von über 50% erfordert immer eine<br />

Kombinationstherapie. Synthesehemmer<br />

(Statine) und Resorptionshemmer (Ezetimib)<br />

in Dosierungen, die sich nach Erfolg<br />

aber auch nach Verträglichkeit richten,<br />

sind individuell zu erstellen.<br />

Einzig bei der Sitosterolämie sind Statine<br />

wirkungslos, da eine niedrige endogene<br />

Syntheserate besteht. Ein gutes<br />

Ansprechen ist auf eine alimentäre Cholesterinrestriktion<br />

plus einem Resorptionshemmer<br />

(Resine) gegeben. Auch auf<br />

Ezetimib besteht ein gutes Ansprechen,<br />

aber kaum Erfahrung.<br />

Besonderes Augenmerk ist auf Personen<br />

mit ho FH zu setzen, da gelegentlich<br />

exorbitant hohe LDL-C-Werte bestehen.<br />

So wird man sich mit suboptimalen LDL-<br />

C-Werten abfinden oder die Patienten einer<br />

sog. LDL-C-Apherese unterziehen.<br />

Es handelt sich dabei um eine maschinelle,<br />

extrakorporale Entfernung der<br />

LDL-C-Partikel durch Bindung an Dextransulfat<br />

oder Heparin. Der Vorgang<br />

muss ca.einmal wöchentlich durchgeführt<br />

werden. Die Methode ist invasiv und<br />

HYPERCHOLESTERINÄMIE<br />

Fortbildung<br />

Tabelle 3<br />

Die 7 genotypischen Grundformen der FF<br />

• Familiäre Hypercholseterinämie (LDL-R)<br />

• Familiärer-Apo-B-Defekt (FDB, Apo B)<br />

• Autosomal dominante Hypercholesterinämie<br />

(FH3)<br />

• Autosomal rezessive Hypercholesterinämie<br />

(ARH)<br />

• Cholesterol 7alpha-Hydrxylase Mangel<br />

(CYP7A1, rez)<br />

• Familiäre Sitosterolämie<br />

(ABCG 5 und ABCG 8, rez)<br />

• Hypercholesterinämie bei seltenen Apo-E-Varianten<br />

teuer aber sehr wirkungsvoll und sicher.<br />

Wegen zunehmend guter medikamentöser<br />

Ergebnisse wird diese Methode immer<br />

seltener notwendig. Laut einer FDA-<br />

Empfehlung ist die Indikation bei LDL-<br />

C-Werten von > 300 mg/dl unter maximaler<br />

Pharmakotherapie gegeben. Im Fall<br />

bestehender vaskulärer Komplikationen,<br />

vor allem einer KHK, kann schon bei tieferen<br />

Werten begonnen werden.<br />

Die bei der klassischen (LDL-Rezeptor-<br />

Defekt) ho FH, einhergehend mit extrem<br />

hohen LDL-C-Werten, versuchsweise vor<br />

etlichen Jahren schon bei Kindern durchgeführte<br />

Lebertransplantation, wurde wegen<br />

des großen onkogenen Risikos der<br />

notwendigen Immunsuppressiva wieder<br />

verlassen.<br />

Zusammenfassung<br />

Auffallend hohe Gesamt-Cholesterinwerte<br />

besonders aber LDL-C-Werte von<br />

> 190 mg/dl sollten einen stets an das Vorliegen<br />

einer FH danken lassen,deren Prävalenz<br />

bei der he FH mit 1:500 gar nicht<br />

so selten ist. Sämtliche Verwandte sollten<br />

unbedingt ebenfalls gescreent werden,<br />

ein Umstand der für die Erstellung des<br />

MEDPED-Scores ohnedies notwendig<br />

ist. Aber auch nach klinischen Zeichen<br />

sollte gesucht werden. Eine konsequente<br />

Cholesterinsenkung durch Lifestyle, Diätberatung<br />

und Pharmakotherapie ist Erfolg<br />

versprechend und sollte in Zusammenarbeit<br />

mit Stoffwechselabteilungen<br />

erfolgen. Eine LDL-C-Apherese ist heute<br />

nur für spezielle Fälle indiziert.<br />

Prim. Univ.-Prof.<br />

Dr. Mario Francesconi<br />

SKA RZ für Diabetes der PVA Alland<br />

A-2534 Alland<br />

Tel.: +43/2258/26 30<br />

mario.francesconi@pva.sozvers.at<br />

seite 21


OSTEOPOROSE<br />

Fortbildung<br />

Osteoporose – von der 7. Diagnose zum<br />

therapierelevanten medizinischen Problem<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr. Peter Peichl, MSc<br />

Die epidemiologische Bedeutung von<br />

Osteoporose-bedingten Frakturen von<br />

Wirbelkörpern und im Schenkelhalsbereich<br />

ist heutzutage unbestritten. Bedingt<br />

durch die Zunahme der Lebenserwartung<br />

und der Geriatrisierung der Bevölkerungspyramide,<br />

zeigte sich in den letzten<br />

Jahren eine progrediente Zunahme<br />

der Inzidenz von Osteoporose-relevanten<br />

Frakturen.<br />

Bei der Osteoporose kommt es neben<br />

einem beschleunigten Knochenmasseverlust<br />

mit oft mehr als 10% pro Jahr<br />

auch zu strukturellen Veränderungen<br />

des Knochengerüstes. Es kommt zu<br />

einer Rarefizierung und Vergröberung<br />

der Knochenstruktur. Die Mikroarchitektur<br />

des Knochens geht unwiderruflich<br />

verloren. In weiterer Folge kommt<br />

es zum gehäuften Auftreten von Frakturen,<br />

vor allem an der Wirbelsäule und im<br />

Schenkelhalsbereich.<br />

Die häufigsten Frakturereignisse treffen<br />

Patienten in der 7. und 8. Lebensdekade<br />

und bewirken als Folge derselben<br />

eine deutlich erhöhte Fraktur-bedingte<br />

Mortalität und Einschränkungen der<br />

Lebensqualität bis hin zur kompletten<br />

Hilfsbedürftigkeit und Pflegeheimeinweisung.<br />

Diese Frakturen treten gehäuft im 70.<br />

bis 80. Lebensjahr auf. 42% aller Frauen<br />

ab dem 65. Lebensjahr sind hievon<br />

betroffen, aber auch Männer zeigen eine<br />

steigende Tendenz von Wirbelkörperund<br />

Schenkelhalsfrakturen.<br />

Gemäß einer Studie verursacht die<br />

Erkrankung allein in Europa jährlich<br />

direkte Kosten in der Höhe von 31,7 Mil-<br />

liarden Euro. Legt man der Erkrankung<br />

eine Prävalenz von 30% zugrunde, sind<br />

in Österreich etwa 470.000 Frauen über<br />

50 Jahren gefährdet, eine Osteoporose<br />

zu entwickeln.<br />

Die volkswirtschaftlichen Folgen sind<br />

nicht nur im sozialmedizinischen Bereich<br />

enorm. Osteoporose oder Frakturbedingte<br />

Krankenhausaufenthalte sind<br />

wesentliche Kostenfaktoren in unserem<br />

Gesundheitssystem.<br />

Obwohl oben beschriebene Problemstellungen<br />

allgemein bekannt sind, stellen<br />

die Therapiecompliance und die<br />

Therapieadhärenz der Patienten ein<br />

enormes Problem dar. Aber nicht nur<br />

von Patientenseite, sondern oftmals auch<br />

von ärztlicher Seite wird vor allem die<br />

präventive Fraktur vermeidende Therapie<br />

vernachlässigt und die Notwendigkeit<br />

unterschätzt.<br />

Obwohl nach einem eingetretenen<br />

Frakturereignis das Risiko innerhalb<br />

eines Jahres ein neuerliches Frakturereignis<br />

zu erleiden bis um das 8fache gesteigert<br />

ist, wird oftmals auf eine Basistherapie<br />

mit Kalzium und Vitamin D sowie<br />

eine spezifische Therapie zur Reduktion<br />

weiterer Frakturereignisse vergessen.<br />

Aus diesem Grunde muss die Therapie<br />

der Osteoporose differenziert gesehen<br />

werden:<br />

• Jene Therapie in relativ jungen Jahren,<br />

die zu einer Verhinderung der<br />

Zerstörung der strukturellen Knochenstruktur<br />

führt und<br />

• jene Therapie, vor allem im höheren<br />

Alter, die sich um die Folgen der<br />

Osteoporose in der Vermeidung von<br />

Stürzen und in der Reduktion von<br />

weiteren Frakturen widerspiegelt.<br />

So gibt es für jede Altersdekade eine<br />

optimale Therapieform.<br />

Die Auswahl dieser Therapieform<br />

obliegt im wesentlichen einem geschulten<br />

Osteologen, der unter Zuhilfenahme<br />

der Werte der Knochendichtemessung,<br />

der osteologisch relevanten Blutparameter<br />

zusammen mit der klinischen Untersuchung<br />

und der entsprechenden Anamnese<br />

die richtige Therapieform findet.<br />

Evista ® z.B. ist ein täglich einzunehmendes<br />

Medikament, das zwar am<br />

Östrogenhormonrezeptor direkt wirkt,<br />

aber selbst keine hormonähnliche Wirkung<br />

im Körper vollführt. Vielmehr hat<br />

dieses Präparat in der Altersklasse der<br />

50- bis 60-Jährigen neben der positiven<br />

Wirkung auf den Knochen auch noch<br />

eine Herzschutz- und Brustkrebs verhindernde<br />

Wirkung.<br />

Bisphosphonate, die oral, aber auch<br />

intravenös verabreicht werden können,<br />

sind breit in der osteologischen Therapie<br />

in fast allen Altersdekaden anwendbar.<br />

Bei der oralen Einnahme dieser Präparate<br />

kann es leider gehäuft zu gastrointestinalen<br />

Beschwerden kommen. Eine<br />

Alternative ist hier die intravenöse Applikation.<br />

Neueste medizinisch-wissenschaftliche<br />

Entwicklungen brachten<br />

Bisphosphonate, die nur mehr alle drei<br />

Monate oder einmal im Jahr intravenös<br />

appliziert werden müssen, auf den Markt.<br />

Bedeutsamste Nebenwirkung bei dieser<br />

Applikationsform sind Muskelschmerzen<br />

und Fieber bei der ersten Injektion oder<br />

Infusion in etwa 15 % der Patienten.<br />

seite 22 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>


6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />

OSTEOPOROSE<br />

Fortbildung<br />

Calcitonin, ein natürliches Hormon<br />

der Schilddrüse, mit ausgezeichneter<br />

Knochenabbau hemmender und gleichzeitig<br />

Schmerz stillender Wirkung bei<br />

Wirbelkörperfrakturen, muss intranasal<br />

appliziert werden.<br />

Der Vorteil dieser Therapie ist die fast<br />

völlige Nebenwirkungsarmut. Dieses<br />

Präparat stellt eine hervorragende Alternative,<br />

vor allem bei Patienten mit<br />

mehreren Erkrankungen und mehreren<br />

Medikamenteneinnahmen gleichzeitig<br />

dar.<br />

Parathormon – ein Hormon der<br />

Nebenschilddrüse führt bei einer einmal<br />

täglicher s.c. Verabreichung zur einer<br />

Stimulation der Osteoblasten und damit<br />

zu einer Knochenneubildung. Diese<br />

Knochenneubildung findet nicht nur<br />

innerhalb des trabekulären Gerüstes,<br />

sondern auch im Bereich des corticalen<br />

Knochen statt und führt neben einer<br />

Zunahme der Knochenmasse auch zu<br />

signifikanten morphologischen Verbesserungen<br />

des trabekulären Knochengerüstes.<br />

Es sind in Österreich derzeit zwei<br />

unterschiedliche Präparate am Markt,<br />

das 1/34-Spaltprodukt – Tereparatid –<br />

und das 1/84 lange volle humane Parathormon.<br />

Zusätzlich zeigen beide Präparate<br />

einen positiven Effekt auf die Frakturheilung.<br />

Ein sogenanntes dualistisches Wirkprinzip<br />

verfolgt Strontiumranelat, das sowohl<br />

eine Osteoblastenstimulation als auch<br />

eine Hemmung der osteoklastären Funktion<br />

erreicht. Strontiumranelat muss einmal<br />

täglich in Form einer Trinklösung,<br />

idealerweise abends, eingenommen werden.<br />

Die klinischen Daten dieser Therapie<br />

hinsichtlich Reduktion aller relevanten<br />

Frakturregionen wie Schenkelhalsbereich,Wirbelkörper,<br />

Unterarm sind genau<br />

so positiv zu bewerten wie unter einer<br />

Bisphosphonattherapie.<br />

Ab Herbst <strong>2010</strong> steht auch eine Biologikatherapie<br />

mit einem monoklonalen<br />

Antikörper, der zweimal jährlich verabreicht<br />

werden muss, zur Verfügung. Denosumab<br />

greift in das Rank-Rank-ligant-<br />

System ein und hemmt die Reifung von<br />

Osteoklasten und führt somit zu einer<br />

Reduktion der Osteoklastenzahl und<br />

osteoklastären Knochenresorption. Die<br />

bis dato vorliegenden klinischen Daten<br />

zeigen für dieses Wirkprinzip auch ausgezeichnete<br />

Fraktur reduzierende Effekte<br />

und zusätzlich bei Patienten mit chronischer<br />

Polyarthritis eine Unterstützung bei<br />

Anzeige Plus<br />

42<br />

seite 23


OSTEOPOROSE<br />

Fortbildung<br />

Basismaßnahmen<br />

Spezifische Therapie<br />

Alternativen<br />

bei spezieller Indikation**<br />

Alter (Jahre)<br />

der Hemmung von entzündungsbedingten<br />

Knochendestruktionen<br />

Multimorbidität ist das neue<br />

medizinische Schlagwort – eine<br />

besondere Problemstellung für<br />

die Osteoporosetherapie<br />

Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl<br />

der Erkrankungen und daher auch oft die<br />

Notwendigkeit einer medikamentösen<br />

Therapie. Nicht weniger als sieben (!) Pillen<br />

nehmen über 75-Jährige durchschnittlich<br />

pro Tage ein. Laut der Berliner Altenstudie<br />

ist dabei aber nur ein Drittel der<br />

Senioren therapeutisch richtig eingestellt.<br />

Ein gutes Drittel ist medikamentös unter-<br />

, ein weiteres Drittel überversorgt!<br />

Gerade Letztere gehen damit aber ein<br />

erhebliches Risiko ein: Zahlreiche Arzneimittelgruppen,<br />

welche von Senioren<br />

besonders häufig konsumiert werden,<br />

weisen vielfältige Nebenwirkungen und<br />

auch Wechselwirkungen mit anderen Pil-<br />

Therapieoptionen in Abhängigkeit vom Alter<br />

* In der WHI-Studie ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis<br />

** Das genaue Wirkungsspektrum ist im Text des Konsensus-Statements ersichtlich<br />

Lebensstilmodifikation, Risikofaktorbekämpfung<br />

Kalzium und Vitamin D,<br />

HRT*<br />

Bisphosphonate<br />

SERMs<br />

Strontiumranelat<br />

PTH<br />

Calcitonin<br />

Fluoride<br />

Sturzprohyylaxe<br />

Vitamin-D-Metabolite<br />

40 50 60 70 80<br />

len auf. Zudem sind beim älteren Menschen<br />

viele physiologische Kapazitäten<br />

reduziert, was die Wirkungsweise der<br />

Pillen zusätzlich beeinflusst.<br />

Die größten Risken<br />

Falsch eingenommene oder falsch<br />

kombinierte Präparate lassen nicht nur<br />

die Gefahr schwerer Stürze deutlich<br />

steigen, sondern können auch zur erheblichen<br />

Verminderung der Lebensqualität<br />

führen: So steigt etwa die Verwirrtheit<br />

bisweilen deutlich an; Parkinson,<br />

Harninkontinenz oder schwere Stuhlverstopfungen<br />

können gefördert werden.<br />

Ganz zu schweigen von Bauchweh,<br />

starker Müdigkeit und allgemeiner<br />

Unlust.<br />

Die häufigsten Fallstricke<br />

Tabelle 1<br />

Hüftprobleme<br />

Wo wirkt sich unkontrollierter Arzneimittelkonsum<br />

am stärksten aus? Speziell<br />

Blutdruckmittel, Medikamente gegen<br />

Blutzucker, Beruhigungs- und Schlafmittel<br />

sowie Schmerz- und Rheumapräparate<br />

haben beim älteren Menschen oft erhebliche<br />

Wechsel- und Nebenwirkungen.<br />

Hauptfehler sind einerseits die Einnahme<br />

„falscher Arzneimittel“ (zweifelhaft<br />

wirksame Substanzen, nicht sinnvoll<br />

kombinierte Präparate), andererseits<br />

die „falsche Therapie“ (richtiges Präparat,<br />

falsche Dosierung und Einnahmedauer).<br />

Dosierungsempfehlungen auf<br />

Beipackzetteln sind nämlich für ältere<br />

Menschen nicht immer zutreffend. Beipackzettel<br />

orientieren sich üblicherweise<br />

an einem Normmenschen.Wichtig<br />

ist jedoch die individuelle körperliche<br />

Verfassung eines Patienten, und das<br />

kann am besten ein kompetenter Arzt<br />

beurteilen. Dieser kann nicht nur den<br />

richtigen Behandlungs- und Dosierungsplan<br />

aufstellen, sondern auch über<br />

potenzielle Nebenwirkungen und ihre<br />

Bewertung aufklären.<br />

Warum weniger oft mehr ist<br />

Ziel muss die Optimierung der Lebensqualität<br />

sein. Man kann nicht alles<br />

gleichzeitig behandeln, sondern muss<br />

sich bei Multimorbidität des Patienten<br />

als verantwortungsbewusster Arzt die<br />

Frage stellen.Was braucht der Patient am<br />

dringendsten, was fallweise und auf was<br />

kann und sollte er sogar verzichten?<br />

Zu empfehlendes Procedere<br />

bei Verdacht auf Osteoporose<br />

Durchführung einer Knochendichtemessung<br />

und anschließend Bestimmung<br />

der relevanten blutchemischen Knochenparameter<br />

des Knochenan- und -<br />

abbaus. Mit beiden Befunden Besprechung<br />

beim Hausarzt, bei relevanten<br />

pathologischen Veränderungen Kontaktaufnahme<br />

mit einem auf Osteologie spezialisierten<br />

Facharzt zur Aufnahme einer<br />

entsprechend differenzierten medikamentösen<br />

Therapie.<br />

CAL-D-VITA ® Kautabletten: Pharmakotherapeutische Gruppe: Mineralstoffe ATC-Code: A12AX Qualtitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Kautablette enthält Kalzium 600 mg als Calciumcarbonat<br />

1500 mg Colecalciferol (Vitamin D3) 400 I.E. (äquivalent zu 10 Mikrogramm) Sonstige Bestandteile: Aspartam (E 951) 6 mg Saccharose 3 mg. Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Liste<br />

der sonstigen Bestandteile. Anwendungsgebiete: Korrektur von kombinierten Vitamin D- und Kalziummangelzuständen bei älteren Patienten. Vitamin D- und Kalzium-Supplementierung als Zusatz zu einer spezifischen<br />

Osteoporosebehandlung bei Patienten, bei denen ein kombinierter Vitamin D- und Kalziummangel diagnostiziert wurde oder ein hohes Risiko für solche Mangelzustände besteht. Gegenanzeigen: Hyperkalzämie,<br />

schwere Hyperkalzurie, Nierensteine, Langzeitimmobilisation in Kombination mit Hyperkalzurie und/oder Hyperkalzämie, Hypervitaminose D, Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der sonstigen<br />

Bestandteile. Liste der sonstigen Bestandteile: Mannitol, Povidon, Talkum, Magnesiumstearat, Aspartam (E 951), Wasserfreie Citronensäure, Aromastoff (Orangenaroma), ± Tocopherol, Nahrungsfette, Fischgelatine,<br />

Maisstärke, Saccharose. Inhaber der Zulassung: Bayer Austria Ges.m.b.H, Herbststraße 6–10, 1160 Wien Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig Weitere Angaben zu<br />

Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und zu den besonderen Warnhinweisen sind den veröffentlichten Fachinformationen zu entnehmen. Weitere Informationen erhältlich bei: Bayer Austria<br />

Ges.m.b.H, Herbststraße 6–10,1160 Wien, Österreich, Tel. +43 (01) 71146-0. Stand der Information Oktober 2007<br />

Bonviva ® 3 mg Injektionslösung. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Fertigspritze mit 3 ml Lösung enthält 3 mg Ibandronsäure (entsprechend 3,375 mg Mononatriumibandronat 1 H2O).Die Konzentration<br />

an Ibandronsäure in der Injektionslösung beträgt 1 mg pro ml. Anwendungsgebiete: Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Frakturrisiko (siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt<br />

5.1 "Pharmakodynamische Eigenschaften"). Eine Reduktion des Risikos vertebraler Frakturen wurde gezeigt, eine Wirksamkeit hinsichtlich Oberschenkelhalsfrakturen ist nicht ermittelt worden. Gegenanzeigen: -<br />

Hypokalzämie (siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt 4.4 "Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung"). • Überempfindlichkeit gegen Ibandronsäure oder einen der sonstigen Bestandteile.<br />

Liste der sonstigen Bestandteile: Natriumchlorid, Eisessig, Natriumacetat 3 H2O, Wasser für Injektionszwecke. Inhaber der Zulassung: Roche Registration Limited, 6 Falcon Way, Shire Park, Welwyn Garden<br />

City, AL7 1TW, Vereinigtes Königreich. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Bisphosphonate, ATC-Code:<br />

M05B A06. Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen sowie Informationen zu Schwangerschaft und Stillzeit<br />

und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

seite 24 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />

Anabolika<br />

Anzeige Plus<br />

42


Individuelle risikobezogene<br />

Therapieindikation<br />

Der vor Kurzem erstmals vorgestellte<br />

neue WHO-Risiko-Score bedeutet nun<br />

eine Abkehr vom reinen T-Score-Pragmatismus<br />

der Knochendichte hin zum<br />

individuellen „case finding“. Als Entscheidungsgrundlage<br />

für eine therapeutische<br />

Intervention wird demnach in<br />

Zukunft das individuelle absolute 10-<br />

Jahres-Frakturrisiko einer Person herangezogen<br />

werden. Dieses errechnet sich<br />

einerseits aus dem Knochendichtemessergebnis,<br />

andererseits aber auch aus dem<br />

Vorliegen oder Nichtvorliegen weiterer<br />

Fraktur-Risikofaktoren (Tabelle 1).<br />

Risikofaktoren zur Ermittlung des<br />

absoluten 10-Jahres-Frakturrisikos<br />

• Glukokortikoidtherapie<br />

• Hüftfrakturen (Eltern)<br />

• Rheumatoide Arthritis<br />

• BMI 20 vs. 25 kg/m 2<br />

• Frakturen nach dem 50. Lebensjahr<br />

6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />

• Gegenwärtiges Rauchen<br />

• Alkoholkonsum<br />

Was können Patienten selbst<br />

dazu positiv beitragen?<br />

Ausgewogene kalziumreiche Ernährung,<br />

körperliche Aktivität: regelmäßiges<br />

Bewegen, Sportarten wie Nordic<br />

Walking sind absolut empfehlenswert,<br />

im Sinne einer positiven Osteoporose-<br />

Sturzpräventions-Prophylaxe.<br />

Schlussbemerkung<br />

Die Osteoporose ist gerade im obigen<br />

Kontext oft nur eine Nebendiagnose.<br />

Erst nach einem Frakturereignis bekommt<br />

die spezifische Therapie Relevanz.<br />

Neben einer kritischen Hinterfragung<br />

der medikamentösen Therapie<br />

hinsichtlich Sturzrisiko, Frakturprävention<br />

durch Wohnungssanierungsmaßnahmen<br />

und Verbesserung der muskulären<br />

Koordination und Funktion, sind<br />

OSTEOPOROSE<br />

Fortbildung<br />

vor allem neue nebenwirkungsarme und<br />

in Ihrer Applikationsform langwirksame<br />

Medikamente zu bevorzugen.<br />

Eine ausreichende Versorgung mit Kalzium<br />

oral (additiv 500–1.000 mg Ca ++ /Tag<br />

je nach alimentärer Situation) und Vitamin<br />

D3 (400–2.000 IE/Tag) ist die<br />

Voraussetzung für eine spezifische medikamentöse<br />

Osteoporosetherapie. Sie<br />

alleine genügt nicht, um eine manifeste<br />

Osteoporose zu behandeln. Zu empfehlen<br />

ist die jahreszeitliche Messung des<br />

Vitamin-D-Spiegels, vorzugsweise in den<br />

Wintermonaten, welche Hinweise auf die<br />

erforderlichen Einheiten gibt.<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr. Peter Peichl, MSc<br />

Hietzinger Hauptstraße 124A/5<br />

A-1130 Wien<br />

Tel.: +43/1/87 96 305<br />

ordination@peichl-peter.at<br />

seite 25


THROMBOSE<br />

Fortbildung<br />

Thromboseprohylaxe in Orthopädie<br />

und Sportmedizin<br />

Dr. Patrick Vavken MSc FRSPH, Dr. Andreas Lunzer, Univ.-Prof. Dr. Josef G. Grohs (Foto)<br />

Venöse Thromboembolien<br />

Venöse Thromboembolien gehören zu<br />

den am meisten gefürchteten Komplikationen<br />

der orthopädischen Chirurgie, da<br />

sie schwere, mitunter tödliche Folgen<br />

sonst herausragend erfolgreicher Eingriffe<br />

sind. Die absolute jährliche Inzidenz<br />

tiefer Venenthrombosen (TVT)<br />

wird für Österreich auf 160/100.000 Personen<br />

geschätzt, mit 20/100.000 symptomatischen,nicht<br />

tödlichen und 50/100.000<br />

tödlichen Pulmonalembolien (PE). Die<br />

TVT ziehen aber auch weniger lebensbedrohliche,<br />

dafür chronische Komplikationen<br />

wie das postphlebitische Syndrom<br />

oder venöse Ulcera cruris nach sich, welche<br />

mit einer Inzidenz von 75/100.000 geschätzte<br />

Kosten von 600–900 Millionen<br />

Euro jährlich verursachen. Werte für die<br />

Inzidenz dieser Komplikationen nach<br />

Knie- und Hüftersatz sind in Tabelle 1<br />

dargestellt. Dabei ist aber zu bedenken,<br />

dass die exakte Messung dieser Ereignisse<br />

schwierig ist, da sowohl die Venographie<br />

nicht 100% akkurate Ergebnisse<br />

bringt (einzelne Plaques können sich zum<br />

Zeitpunkt der Untersuchung bereits wie-<br />

Risiko (%) thromboembolischer Ereignisse in Hüft- und Knieersatz<br />

der aufgelöst haben), als auch die kausale<br />

Verkettung zwischen PE und Fatalität<br />

nicht immer gegeben ist, da vor allem bei<br />

multimorbiden Patienten Pulmonalembolien<br />

Nebenereignisse im Rahmen einer<br />

Grunderkrankung sein können. Offensichtlicher<br />

ist das Risiko einer TVT und<br />

ihrer Folgekomplikationen durch intrinsische<br />

Faktoren jedes Patienten individuell<br />

unterschiedlich. Wichtige und häufige<br />

Risikofaktoren sind Art des Eingriffs und<br />

Ausmaß der Immobilisierung, Alter, Gewicht,<br />

Malignome, frühere TVT oder PE<br />

in der Anamnese, Schwangerschaft, hoch<br />

dosierte Östrogene oder venöse Insuffizienz.<br />

Diese Faktoren sollten Eingang in<br />

die Auswahl des Prophylaxeschemas finden.<br />

Thromboseprophylaxe<br />

Durchschnittliche Effektivität eines LMWH in der Prophylaxe thromboembolischer Ereignisse nach Hüft- und Knieersatz<br />

Tabelle 1<br />

Eingriff All TVT proximale TVT Klinische TVT nicht tödliche PE<br />

(Radiologie) (Radiologie) tödliche PE<br />

Hüft-TEP 32 (23–42) 16 (10–25) 1,9 (1,1–2,8) 1,2 (0,6–2,2) 0,3 (0,1–0,8)<br />

Knie-TEP 66 (58–76) 16 (10–24) 9 (7–11) 1,9 (2,1–3,0) 0,4 (0,1–1,1)<br />

TVT und PE nach totaler Endoprothese (TEP) in Prozent absolutes Risiko ohne Prophylaxe mit 95%<br />

Konfidenzintervall in Klammer (modifizert nach Gillspie W et al., JBJS 2000;82-B:475-9).<br />

Die Optionen in der Prophylaxe postoperativer<br />

Thrombosen lassen sich in<br />

pharmakologische und mechanische<br />

Methoden untergliedern. Niedrig dosiertes<br />

Heparin (low-dose-Heparin,<br />

LDH), die klassische Form der Thromboseprohylaxe,<br />

zeigt typischerweise eine<br />

Reduktion von 40–60% in der Inzidenz<br />

von TVT und PE, jedoch sind Blutungen<br />

relativ häufig (2%), weshalb Heparin in<br />

der Routine der österreichischen Orthopädie<br />

kaum mehr zum Einsatz kommt.<br />

In den USA ist die Prophylaxe mit Warfarin<br />

(Coumadin, entspricht in Österreich<br />

Marcoumar oder Phenprocoumon)<br />

mit einer niedrigen INR von 2–2,5<br />

Tabelle 2<br />

Eingriff Ereignis Absolutes Reduktion des Number needed Zusätzliche Blutungen<br />

Risiko absoluten Risikos (ARR) to treat (NNT) pro verhindertem Ereignis<br />

Hüft TEP alle PE 0,015 0,0075 133 < 1<br />

tödliche PE 0,003 0,0015 666 3<br />

proximale TVT 0,16 0,08 13 < 1<br />

Knie TEP alle PE 0,02 0,01 100 < 1<br />

tödliche PE 0,001 0,0005 2000 10<br />

proximale TVT 0,16 0,08 13 < 1<br />

Tabelle 2 zeigt repräsentative Werte für die Wirksamkeit eines LMWH. Die number needed to treat (NNT) gibt die Anzahl an Patienten an, die behandelt<br />

werden müssen, um ein Ereignis zu verhindern. Die Zahl der zusätzlichen Komplikationen die dadurch entstehen ist in der letzten Kolumne gegeben (modifizert<br />

nach Gillspie W et al., JBJS 2000;82-B:475-9).<br />

seite 26 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />

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42


üblich, vor allem da eine höhere Blutungsneigung<br />

nach Gabe von niedrigmolekularem<br />

Heparin (LMWH) angenommen<br />

wird. Der Beweis dieser Annahme<br />

ist derzeit ausständig. Die Effektivität<br />

von Warfarin, LMWH und Aspirin kann<br />

– bei akkurater Dosierung – als gleich<br />

angesehen werden. In Europa haben<br />

sich die LMWH durchgesetzt, welche effektiver<br />

als LDH sind und gleichzeitig<br />

mit einem rund viermal geringeren Blutungsrisiko<br />

assoziiert sind. Tabelle 2 gibt<br />

Werte zur Effektivität von LMWH.<br />

Mechanische Methoden der postoperativen<br />

Thromboseprophylaxe kommen<br />

vergleichbar wenig zum Einsatz.Thrombosestrümpfe<br />

zeigten in der Allgemeinchirurgie<br />

gute Erfolge, ihre Effektivität<br />

in der Orthopädie ist aber noch nicht<br />

Tabelle 3<br />

Dosierungen von LMWH in der Orthopädie<br />

Medikament Dosierung<br />

Fragmin 5.000 IE<br />

Fraxiparin 0,3-0,6 mL<br />

Ivor 3.500 IE<br />

Lovenox 40 mg<br />

Sandoparin 3.000 IE<br />

Tabelle 3 gibt die typische Dosierung in adäquater<br />

Höhe für orthopädische Patienten wieder. Es<br />

ist wichtig zu beachten, dass diese Dosierungen<br />

individuell an den Patienten angepasst werden<br />

müssen! Die übliche Dosierung für Fondaparinux<br />

(Arixtra) ist 2,5 mg.<br />

6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />

THROMBOSE<br />

Fortbildung<br />

ausreichend untersucht worden um ein<br />

klares Bild zu geben.Pumpen zeigten für<br />

Patienten nach Operationen der unteren<br />

Extremität eine mit pharmakologischen<br />

Methoden vergleichbare Effektivität,<br />

wobei aber praktisch keine Nebenwirkungen<br />

(z.B. Blutungen) auftreten. Im<br />

Vordergrund stehen hier jedoch Probleme<br />

mit der Compliance.<br />

Die aktuellen evidenzbasierten Empfehlungen<br />

zur Thromboseprophylaxe in<br />

der orthopädischen Chirurgie gemäß<br />

ACCP (American College of Clinical<br />

Pharmacy) sind: keine Prophylaxe für<br />

Kniearthroskopie,Vorfußoperation oder<br />

Ruhigstellung einer unteren Extremität<br />

sofern kein erhöhtes Risiko besteht,<br />

sonst Dosierung entsprechend des gewählten<br />

Wirkstoffes (Tabelle 3). Dies widerspricht<br />

zwar dem klinischen Alltag,<br />

aber ein positiver Effekt der Thromboseprophylaxe<br />

in diesen Fällen konnte nicht<br />

nachgewiesen werden.<br />

Thromboseprophylaxe bei Knie- oder<br />

Hüftersatz ist unbedingt indiziert. LMWH<br />

sollten in der Dosierung entsprechend des<br />

gewählten Wirkstoffes (Tabelle 3) einmal<br />

täglich s.c. (morgens oder abends) beginnend<br />

12 Stunden prä- oder 12 Stunden<br />

postoperativ verabreicht werden. Es beseht<br />

aber immer noch ein Restrisiko von<br />

bis zu 15%! Fondaparinux (Arixtra) kann<br />

gegenüber LMWH eine weitere Senkung<br />

von venösen Thromboembolien von bis zu<br />

Abbildung 1<br />

Unterschied in Thrombosewahrscheinlichkeit (odds) altersadjustiert<br />

Abbildung 1 zeigt die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose (in odds) für zwei verschiedene Dosierungen<br />

von Bemiparin (3.500 und 5.000 IE) pro Körpergewicht, unter Berücksichtigung von Altersunterschieden.<br />

Während die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose für beide Dosierungen bis zu ca. 90–100<br />

kg sehr ähnlich ist, zeigt sich, dass ab 100 kg der Unterschied stark zunimmt. Aus diesen Daten folgt,<br />

dass Patienten mit derartig hohem Gewicht von höheren Dosierungen profitieren würden (Vavken et<br />

al, WKWO im Druck).<br />

seite 27<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 41


THROMBOSE<br />

Fortbildung<br />

50% bewirken, ist aber bei eingeschränkter<br />

Nierenfunktion (Kreatininclearance <<br />

30 ml/min) kontraindiziert. Die Dosierung<br />

erfolgt als 2,5 mg einmal täglich s.c. (morgens<br />

oder abends) ab dem Morgen des ersten<br />

postoperativen Tages. Nach Entlassung<br />

sollte die Thromboseprophylaxe mit<br />

LMWH für drei bis vier Wochen fortgeführt<br />

werden, da dadurch die Zahl der gesamten<br />

TVT um 50% und der proximalen<br />

TVT um 33% gesenkt wird. Als Bemerkung<br />

am Rande mit indirekter Relevanz<br />

für Orthopäden sollten rückenmarksnahe<br />

Manipulationen (Punktion, Katheterentfernung)<br />

nicht früher als 24 Stunden nach<br />

Fondaparinux-Gabe oder 12 Stunden<br />

nach LMWH in prophylaktischer Dosis<br />

vorgenommen werden.Vor rückenmarksnaher<br />

Manipulation (Anästhesie) sollte<br />

zwei bis vier Stunden keine LMWH bzw.<br />

12 Stunden keine Fondaparinux-Gabe erfolgen.<br />

Thromboseprophylaxe des<br />

adipösen Patienten<br />

Wie bereits oben erwähnt, ist das Gewicht<br />

– und die damit einhergehenden<br />

Effekte auf Mobilität und Stoffwechsellage<br />

– ein wichtiger individueller Risikofaktor<br />

für venöse Thromboembolien, der<br />

auch in gängigen Dosierungsschemata<br />

berücksichtigt ist. Die Orthopädie hat<br />

aber seit der Entwicklung dieser Schemata<br />

einen beachtlichen Anstieg sowohl<br />

in der Anzahl adipöser Patienten,als auch<br />

im Gewichtsdurchschnitt aller Patienten<br />

gesehen. Diese Beobachtung führte logischerweise<br />

zur Frage, ob die aktuell verbreiteten<br />

Dosierungschemata, vor allem<br />

im oberen Bereich, noch gültig sind.<br />

In einer zwei-jährigen prospektiven<br />

Cross-over-Studie an der Univ.-Klinik<br />

für Orthopädie der MedUni Wien wurden<br />

723 Patienten über 90 kg Köpergewicht<br />

mit 3.500 IE oder 5.000IE Bemiparin<br />

Natrium (Ivor) postoperativ behandelt<br />

und über 66,8 Patientenjahre<br />

nachverfolgt.Als Endpunkte wurden klinisch<br />

relevante thromboembolische Ereignisse<br />

und Blutungen oder verzögerte/gestörte<br />

Wundheilung definiert.<br />

Die Art der Operation, Alter, exaktes<br />

Gewicht, Geschlecht und Ausmaß der<br />

Immobilität wurden als Kovariablen mit<br />

Neu: Prasugrel (Efient ® ) in der „Hellgelben Box“<br />

Dadurch wesentliche Vereinfachung<br />

des Verordnungs-Prozedere von Prasugrel<br />

für Ärzte – ein wichtiger Schritt zur<br />

Sicherstellung einer kontinuierlichen Einnahme<br />

der in diesem Krankheitsstadium<br />

für den Patienten überlebenswichtigen<br />

Substanzgruppe.<br />

Ab 01.07.<strong>2010</strong> ändert sich der Erstattungsstatus<br />

von Efient! Der Thrombozytenaggregations-hemmer<br />

wechselt in den<br />

hellgelben (RE2) Bereich: Medikamente<br />

in der hellgelben Box bedürfen bei entsprechender<br />

Indikationsstellung keiner<br />

vorherigen Genehmigung durch den<br />

Chefarzt, sondern werden der sogenannten<br />

Expost-Kontrolle zugeführt.<br />

Prasugrel (Efient ® ), ein Thienopyridin<br />

der dritten Generation,ist in Kombination<br />

mit Acetylsalicylsäure (ASS) angezeigt<br />

zur Prävention atherothrombotischer<br />

Ereignisse bei Patienten mit akutem<br />

seite 28<br />

Koronarsyndrom (ACS) mit primärer<br />

oder verzögerter perkutaner Koronarintervention<br />

(PCI). Somit steht mit Prasugrel<br />

innerhalb dieser Indikationsstellung<br />

für die interventionelle Therapie des akuten<br />

Koronarsyndroms eine effektive<br />

Alternative zu Clopidogrel bereit.<br />

Die koronare Herzkrankheit, welche in<br />

einem ACS resultieren kann, ist die häufigste<br />

Todesursache in der Europäischen<br />

Union mit über 741.000 Todesfällen jährlich.<br />

Herzkreislauferkrankungen stellen<br />

nach wie vor weltweit eine der bedeutsamsten<br />

Ursachen für Todesfälle und<br />

Behinderung dar.<br />

In der wichtigsten und umfangreichen<br />

Zulassungsstudie TRITON TIMI 38<br />

wurde die Überle-genheit von Prasugrel<br />

hinsichtlich Wirksamkeit und Sicherheit<br />

im direkten Vergleich mit Clopidogrel<br />

geprüft. Dabei zeigte sich unter Prasugrel<br />

(in Kombination mit<br />

ASS) ein um 19% besseres<br />

Ergebnis des kombinierten<br />

Endpunktes bei<br />

Patienten mit ACS, die<br />

sich einer PCI unterzo-<br />

eingeschlossen. In einem Poisson-Regressionsmodell<br />

zeigte sich zwar kein<br />

Unterschied in der Wirksamkeit der beiden<br />

Dosierungen (Rate Ratio 0,25, 95%<br />

Konfidenzinterval 0,01–14,95), die Ergebnisse<br />

dieser Studie zeigten aber, dass<br />

bei einer weiteren Steigerung der Volkskrankheit<br />

Adipositas höhere Dosierungen<br />

einen statistisch signifikanten und<br />

klinisch relevanten Vorteil bringen werden<br />

können (Abbildung 1).<br />

Dr. Patrick Vavken MSc FRSPH<br />

Sports Medicine Research Laboratory,<br />

Department of Orthopedic Surgery,<br />

Children’sHospital Boston, Harvard<br />

Medical School, Boston, USA<br />

Dr. Andreas Lunzer,<br />

Univ.-Prof. Dr. Josef G. Grohs,<br />

Univ.-Klinik für Orthopädie,<br />

Währinger Gürtel 18–20, A-1090 Wien<br />

Tel.: +43/1/40 400-40 78<br />

josef.grohs@meduniwien.ac.at<br />

gen 1 . Die Ergebnisse der Studie wurden<br />

im November 2007 im New England<br />

Journal of Medicine veröffentlicht 1 .<br />

Subgruppen-Analysen der TRITON-<br />

TIMI-38-Studie zeigen darüber hinaus,<br />

dass besonders die Hochrisikogruppen<br />

wie Diabetiker und Patienten mit ST-<br />

Hebungsinfarkt (STEMI), von der ACS-<br />

Therapie mit Prasugrel profitieren können<br />

2,3 .<br />

Prasugrel wurde von Daiichi Sankyo<br />

Company, Limited (TSE: 4568) und seinem<br />

Forschungspartner Ube Industries,<br />

Ltd. erstmals synthetisiert und in Kooperation<br />

mit Eli Lilly and Company<br />

(NYSE: LLY) weiterentwickelt.<br />

Efient ® steht in Dosierungen zu 10 mg<br />

und 5 mg in einer Packungsgröße von 28<br />

Stück (OPII/RE2) zur Verfügung. FB<br />

Literatur<br />

1. Wiviott SD et al. N Engl J Med 2007; 357: 2001-2015<br />

2. Wiviott SD et al. (2008) Circulation 118: 1626-1636<br />

3. Montalescot G et al. (2009) Lancet 373: 723-731<br />

DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />

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42


GELENKRHEUMA<br />

Fortbildung<br />

Gelenkrheuma im Kindesalter<br />

Prim. Dr. Kirsten Minden (Foto), Martina Niewerth, MPH<br />

Gelenkrheuma kann bereits im Kindesalter<br />

auftreten. Man schätzt die Zahl<br />

in Deutschland betroffener Kinder und<br />

Jugendlicher auf 15.000. Gelenkrheuma<br />

bei Kindern bzw. die juvenile idioathische<br />

Arthritis (JIA) ist nicht mit den im<br />

Erwachsenenalter auftretenden chronischen<br />

Arthritiden, wie der rheumatoiden<br />

Arthritis oder ankylosierenden<br />

Spondylitis, gleichzusetzen. Sieben verschiedene<br />

Formen der JIA werden<br />

heute unterschieden, die sich in ihrer klinischen<br />

Präsentation, ihrem Verlauf<br />

sowie z.T. genetischen Hintergrund voneinander<br />

unterscheiden (Tabelle 1).<br />

Trotz ihres Namens ist die JIA keine<br />

auf das Kindesalter beschränkte Erkrankung.<br />

Etwa die Hälfte der Betroffenen<br />

geht mit einer aktiven Erkrankung ins<br />

Erwachsenenalter und bedarf der weiteren<br />

spezialisierten Versorgung. Erwachsene<br />

mit JIA finden sich unter den<br />

Patienten nahezu aller rheumatologisch<br />

Abbildung 1<br />

17-jähriger Knabe mit EAA: Enthesiopathie im<br />

Bereich des rechten Achillessehnenansatzes.<br />

tätigen Internisten und Orthopäden. Im<br />

Weiteren soll auf die Besonderheiten<br />

dieser heterogenen Erkrankung, ihre<br />

Erkennung und Behandlung eingegangen<br />

werden.<br />

Die verschiedenen Formen der JIA<br />

Oligoarthritis (OA)<br />

Die Oligoarthritis ist in unseren Breiten<br />

die häufigste Form der JIA und eine<br />

ausschließlich bei Kindern vorkommende<br />

Arthritisform. Per definitionem sind hier<br />

innerhalb der ersten sechs Erkrankungsmonate<br />

maximal vier Gelenke entzündet,<br />

in 30–50% der Fälle ist nur ein Gelenk<br />

betroffen. Die OA betrifft vorzugsweise<br />

Mädchen, die typischerweise eine asymmetrische<br />

Arthritis an den Gelenken der<br />

unteren Extremität zeigen. Der Erkrankungsgipfel<br />

liegt im 2./3. Lebensjahr.<br />

Bleibt die Arthritis auch im weiteren<br />

Krankheitsverlauf auf maximal vier<br />

Gelenke beschränkt, spricht man von<br />

einer persistierenden Form der OA. Werden<br />

mehr als vier Gelenke in den Entzündungsprozess<br />

einbezogen, wird die Erkrankung<br />

als erweiterte (extended) Form<br />

der OA bezeichnet. Letztere entwickeln<br />

30–50% der Patienten.<br />

Die Prognose von Patienten mit<br />

erweiterter Form der OA ist wesentlich<br />

ungünstiger als jene von Patienten mit<br />

persistierender OA. Sie erreichen selten<br />

(etwa in einem Drittel der Fälle; vgl.<br />

dreiviertel bei persistierender OA)<br />

innerhalb der ersten 15 Krankheitsjahre<br />

eine Remission und entwickeln entsprechend<br />

häufiger schwere Funktionsbeeinträchtigungen<br />

und erosive Gelenkveränderungen.<br />

Abbildung 2<br />

Arthritis des DIP-Gelenkes 5 rechts bei einem<br />

12-jährigen Mädchen mit Psoriasisarthritis.<br />

Die Uveitis ist die häufigste extraartikuläre<br />

Manifestation bei der OA und<br />

wird etwa bei jedem fünften Patienten<br />

beobachtet. Sie ist bei der OA in der<br />

Regel symptomlos. Das Komplikationsrisiko<br />

ist deshalb hoch, etwa jeder dritte<br />

Patient entwickelt infolge Katarakt,<br />

Glaukom, bandförmiger Hornhautdegenerationen<br />

und anderer okulärer Folgeprobleme<br />

einen relevanten Visusverlust<br />

(≤ 20/50). Ein engmaschiges ophthalmologisches<br />

Screening dieser Patienten, d.h.<br />

sofort zur Diagnosestellung und danach<br />

zunächst mindestens alle drei Monate, ist<br />

deshalb geboten.<br />

Seronegative Polyarthritis (RF-PA)<br />

Die RF– PA ist die zweithäufigste Form<br />

der JIA, eine Arthritis, bei der per definitionem<br />

bereits zu Beginn mehr als vier<br />

Gelenke betroffen sind. Die RF– PA präsentiert<br />

sich klassischerweise als symmetrische<br />

Arthritis der großen und kleinen<br />

Gelenke. Im Unterschied zur rheumatoiden<br />

Arthritis (RA) der Erwachsenen ist<br />

diese Polyarthritis bei Kindern immer<br />

eine seronegative und im Unterschied zur<br />

seite 30 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />

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42


GELENKRHEUMA<br />

Fortbildung<br />

RA sind Schmerzen nicht das führende<br />

Symptom der Erkrankung.<br />

Extraartikuläre Manifestationen sind<br />

bei der RF– PA, abgesehen von einer<br />

Uveitis, selten. Häufiger als bei der OA<br />

verläuft die Krankheit progredient. Nach<br />

sechs bis neun Jahren haben 40–80% der<br />

Patienten erosive Gelenkveränderungen<br />

und dauerhafte Funktionseinschränkungen<br />

entwickelt. Die überwiegende Mehrheit<br />

dieser Patienten hat auch im Erwachsenenalter<br />

noch eine aktive Er-<br />

Abbildung 3<br />

krankung und bedarf der weiteren rheumatologischen<br />

Versorgung.<br />

Enthesitis-assoziierte Arthritis (EAA)<br />

Die dritthäufigste Form der JIA umfasst<br />

eher männliche, oft HLA-B27-positive<br />

Patienten mit einem Alter über<br />

sechs Jahren, die typischerweise mit<br />

einer asymmetrischen Oligoarthritis der<br />

unteren Extremitäten und Enthesiopathien<br />

(am häufigsten am Achillessehnenund<br />

Plantaraponeurosenansatz) auffallen<br />

(Abbildung 1). Daneben finden sich<br />

charakteristischerweise Tarsitiden (als<br />

Resultat einer Arthritis, Enthesitis, Bursitis<br />

und Tenosynovitis im Mittelfußbereich),<br />

Tenosynovitiden (häufig an der<br />

Sehne des M. tibialis posterior) und in 5–<br />

10% symptomatische anteriore Uveitiden.<br />

Seltener ist ein polyartikulärer Beginn,<br />

bei dem vor allem die Zehen- und<br />

Fingergelenke betroffen sind. Rückenschmerzen<br />

als Zeichen der axialen<br />

Beteiligung treten oft erst im Krankheitsverlauf<br />

hinzu. In etwa einem Drittel<br />

der Fälle kann eine Sakroiliitis in den<br />

ersten fünf Erkrankungsjahren kernspintomografisch<br />

nachgewiesen werden,<br />

was die Zugehörigkeit dieser Gruppe zu<br />

den Spondylarthritiden unterstreicht.<br />

Mit zunehmender Krankheitsdauer<br />

nimmt der Anteil der Patienten mit entzündlicher<br />

Wirbelsäulenbeteiligung zu.<br />

Im frühen Erwachsenenalter haben<br />

etwa 40% der Patienten mit EAA eine<br />

gesicherte und weitere knapp 40% eine<br />

mögliche ankylosierende Spondylitis<br />

entwickelt.<br />

Psoriasisarthritis (PsA)<br />

Im Unterschied zur PsA im Erwachsenenalter<br />

manifestiert sich bei Kindern die<br />

Arthritis in etwa 50% vor der Psoriasis.<br />

Zu Erkrankungsbeginn zeigt sich die PsA<br />

oft als asymmetrische Oligoarthritis, wobei<br />

das Kniegelenk am häufigsten betroffen<br />

ist. Daneben gibt es eine Prädilektion<br />

für kleine Gelenke an Händen und<br />

Füßen.Als typischer Gelenkbefall bei der<br />

PsA gelten der Befall im Strahl, die Beteiligung<br />

distaler Gelenke (Abb. 2) sowie<br />

die Daktylitis, die bei etwa einem Drittel<br />

der Patienten beobachtet wird. Axiale<br />

Beteiligungen kommen auch im Kindesund<br />

Jugendalter vor, eine Arthritis mutilans<br />

hingegen ist selten.<br />

Generell finden sich bei mehr als 70%<br />

der Patienten mit PsA nach mehr als<br />

fünf Jahren Krankheitsdauer noch Zeichen<br />

der aktiven Arthritis, d.h. im Vergleich<br />

zu anderen oligoartikulären JIA-<br />

Formen ist die Prognose der PsA<br />

ungünstiger.<br />

Systemische Form der JIA<br />

(sJIA, Synonym: Morbus Still)<br />

Tabelle 1<br />

Klinische Merkmale der einzelnen JIA-Subgruppen basierend auf Daten der Kerndokumentation rheumakranker Kinder und Jugendlicher<br />

8jähriges Mädchen mit persistierender Oligoarthritis<br />

in beiden Knie- und Sprunggelenken (mit Beugeschonhaltung<br />

der Kniegelenke), ausgeprägte<br />

Muskelatrophie und Vorfußadduktion rechts.<br />

Die sJIA unterscheidet sich grundsätzlich<br />

von den anderen Formen der JIA<br />

und wird heute als autoinflammatorisches<br />

Syndrom angesehen. Autoantikörper<br />

werden in der Regel nicht nachgewiesen,<br />

es besteht keine Geschlechtsdisposition.<br />

Man geht derzeit davon aus, dass der sJIA<br />

eine unkontrollierte Aktivierung des<br />

angeborenen Abwehrsystems mit aktiven<br />

neutrophilen Granulozyten und Monozyten<br />

zugrunde liegt, die sich in einer überschießenden<br />

Freisetzung proinflammatorischer<br />

Zytokine (z.B. IL-1β, IL-6 und<br />

IL-18) widerspiegelt. Hieraus erklären<br />

sich viele der klinischen Symptome mit<br />

intermittierendem Fieber (bis über<br />

39°C), einem nicht fixierten, lachsfarbenen<br />

Exanthem, einer Hepatosplenomegalie,<br />

Polyserositis, Lymphadenopathie,<br />

Anämie, Leuko- und Thrombozytose.<br />

seite 32 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />

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42


GELENKRHEUMA<br />

Fortbildung<br />

Zu Erkrankungsbeginn dominieren in<br />

der Regel die systemischen extraartikulären<br />

Manifestationen. Eine chronische<br />

Arthritis entwickelt sich gewöhnlich<br />

innerhalb von sechs Monaten nach Fieberbeginn,<br />

gelegentlich auch erst Jahre<br />

später. Der Krankheitsverlauf ist variabel,<br />

bei bis zu 50% der Patienten verläuft<br />

die Erkrankung chronisch-progredient<br />

mit schwerer destruierender<br />

Polyarthritis und signifikantem Funktionsverlust.<br />

Seropositive Polyarthritis (RF + PA)<br />

Die RF+ PA gilt als pädiatrisches<br />

Äquivalent der RA und wird überwiegend<br />

bei jugendlichen Mädchen beobachtet.<br />

Sie zeigt der RA analoge klinische<br />

Manifestationen und einen rasch<br />

progredienten Verlauf.<br />

Andere Arthritis<br />

Die Gruppe der undifferenzierten<br />

Arthritiden umfasst keine separate<br />

Untergruppe, sondern Patienten, die in<br />

keine, meist aufgrund einer positiven<br />

Familienanamnese für Psoriasis, oder in<br />

mehrere der oben angeführten sechs Subgruppen<br />

eingeordnet werden können.<br />

Diagnose der JIA<br />

Die Diagnose der JIA ist eine klinische.<br />

Sie fußt auf der Erkennung der<br />

Gelenkentzündung und dem Ausschluss<br />

bekannter, mit ähnlicher klinischer<br />

Symptomatik einhergehender Erkrankungen.<br />

Allerdings sind die typischen<br />

Arthritiszeichen mit Schwellung oder<br />

Überwärmung und schmerzhafter Bewegungseinschränkung<br />

eines Gelenkes<br />

gerade bei Kleinkindern nicht immer<br />

offenbar. Von einem jüngeren Kind werden<br />

oft keine Schmerzen angegeben.<br />

Vielmehr nehmen Kinder mit Arthritis<br />

eine Schmerz entlastende Schonhaltung<br />

ein, das betroffene Gelenk wird meist in<br />

einer Beugeschonhaltung gehalten<br />

(Abb. 3). Typisch für die JIA sind morgendliche<br />

Gelenkschmerzen („Morgensteife“),<br />

die oft nicht verbalisiert und<br />

manchmal überspielt werden.<br />

Spezifische, auf die JIA hinweisende<br />

Laborbefunde gibt es nicht. Fast die<br />

Hälfte der Kinder lassen in den ersten<br />

drei Erkrankungsmonaten keine Erhöhungen<br />

der laborchemischen Entzündungsparameter<br />

erkennen. Rheumafaktoren<br />

und Antikörper gegen zyklische<br />

citrullinierte Peptide (anti-CCP-Ak)<br />

werden lediglich bei bis zu 5% der<br />

Patienten nachgewiesen und sind somit<br />

diagnostisch nicht hilfreich.ANA werden<br />

häufiger und zwar bei bis zur Hälfte der<br />

Patienten beobachtet. Aber gerade im<br />

niedrigen Titerbereich werden ANAs<br />

auch bei bis zu 33% gesunder Kinder<br />

gefunden, sodass ihre diagnostische Spezifität<br />

sehr gering ist. Sie sind weder<br />

geeignet Kinder mit JIA von anderen mit<br />

Gelenkbeschwerden abzugrenzen, noch<br />

Kinder mit verschiedenen JIA-Subgruppen<br />

sicher voneinander zu diskriminieren.<br />

Das diagnostische Dilemma spiegelt<br />

sich darin wieder, dass auch heute noch<br />

im Durchschnitt fünf Monate vergehen<br />

bis ein Kind mit einer chronischen<br />

Arthritis dem Kinderrheumatologen<br />

erstmals vorgestellt wird. Damit geht<br />

wertvolle Zeit, die für die Behandlung<br />

genutzt werden könnte, verloren. Das<br />

kann prognostisch bedeutsam sein. Es ist<br />

belegt, dass ein früher Therapiebeginn<br />

mit einem besseren Therapieansprechen<br />

und letztendlich einer besseren Prognose<br />

einhergeht.<br />

Therapie der JIA<br />

Die Behandlung der chronischen<br />

Gelenkentzündung im Kindesalter ist<br />

komplex und orientiert sich an der Form<br />

bzw. Schwere der Erkrankung. Sie<br />

umfasst medikamentöse, krankengymnastische,<br />

physikalische und ergotherapeutische<br />

Maßnahmen neben einer psy-<br />

chosozialen Betreuung der gesamten<br />

Familie. Das Ziel der komplexen Therapie<br />

besteht in einer Unterdrückung der<br />

rheumatischen Entzündungsaktivität,<br />

dem Vermeiden bleibender Schäden<br />

sowie der Förderung einer normalen<br />

körperlichen und psychosozialen Entwicklung<br />

des betroffenen Kindes bzw.<br />

Jugendlichen. Spezielle kinderrheumatologische<br />

Versorgungsangebote gibt es<br />

inzwischen an etwa 60 kinderrheumatologischen<br />

Einrichtungen in Deutschland.<br />

Die Homepage der kinderrheumatologischen<br />

Fachgesellschaft (www.gjkr.de)<br />

zeigt in einer aktuellen Versorgungslandkarte<br />

diese Einrichtungen auf.<br />

Medikamente<br />

Abbildung 4<br />

Anteil der medikamentös bzw. basistherapeutisch behandelten JIA-Patienten (in %). Die Angaben<br />

beziehen sich auf Querschnittdaten der Kerndokumentation rheumakranker Kinder und Jugendlicher<br />

von 1998–2007.<br />

Die Pharmakotherapie der JIA hat<br />

sich in den letzten zehn Jahren erheblich<br />

gewandelt (Abb. 4). Nichtsteroidale<br />

Medikamente (z.B. Naproxen, Ibuprofen)<br />

bilden zwar nach wie vor die Firstline-Therapie<br />

der Erkrankung, werden<br />

aber tendenziell weniger häufig eingesetzt.<br />

Auch die systemische Anwendung<br />

von Glukokortikoiden hat, im Unterschied<br />

zur lokalen Applikation (intraartikulär),<br />

an Bedeutung verloren.<br />

Krankheitsmodifizierende Medikamente<br />

(sog. Basismedikamente) haben<br />

einen zunehmend höheren Stellenwert<br />

erlangt. Mittlerweile wird jedes zweite<br />

kinderrheumatologisch betreute Kind<br />

mit JIA hiermit behandelt. Methotrexat<br />

ist die am häufigsten angewendete Sub-<br />

seite 34 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>


stanz, sie wird heute vergleichsweise früh<br />

im Krankheitsverlauf, in einer Standarddosis<br />

von ca. 15 mg/m 2 Körperoberfläche/Woche<br />

und häufig parenteral eingesetzt.<br />

Biologische Medikamente, wie die<br />

TNF-blockierenden Substanzen (z.B.<br />

Etanercept, Adalimumab), die gezielt in<br />

den Pathomechanismus der Erkrankung<br />

eingreifen, sind inzwischen die zweithäufigsten<br />

bei der JIA angewendeten Basismedikamente.<br />

Mit dem geänderten<br />

therapeutischen Vorgehen gelingt es zunehmend<br />

besser, die rheumatische<br />

Krankheitsaktivität bei der JIA zu kontrollieren<br />

und die Krankheitslast bei den<br />

betroffenen Kindern und Jugendlichen<br />

zu vermindern.<br />

Literatur bei den<br />

Verfasserinnen<br />

Dr. Kirsten Minden 1,2 ,<br />

Martina Niewerth, MPH1 1Deutsches Rheumaforschungszentrum<br />

Berlin, Forschungsbereich Epidemiologie<br />

2Universitätskinderklinik Charité,<br />

Campus Virchow, Abteilung Kinderund<br />

Jugendrheumatologie<br />

Deutsches Rheumaforschungszentrum<br />

Berlin<br />

Forschungsbereich Epidemiologie<br />

Charitéplatz 1, D-10117 Berlin<br />

Tel.: +49/30/28 46 06-32, Fax-DW: -26<br />

minden@drfz.de<br />

6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />

GELENKRHEUMA<br />

Fortbildung<br />

Neu im Handel: Parkemed ® orale<br />

Suspension 125 ml mit Doppelmesslöffel<br />

Das bewährte umfangreiche Parkemed<br />

® Angebot (10, 30, 50 Stück<br />

500 mg lactosefreie Filmtabletten,<br />

10, 30, 50 Stück 250 mg Kapseln, 6<br />

Stück 125 und 500 mg Suppositorien)<br />

ist seit 3. Mai um die orale Parkemed<br />

® Suspension 125 ml mit Doppelmesslöffel<br />

für 2,5 und 5 ml<br />

ergänzt. Die 60 ml Parkemed ® orale<br />

Suspension ist nicht mehr im Handel<br />

verfügbar. Parkemed ® enthält als<br />

Wirkstoff Mefenaminsäure, eine<br />

Substanz, die neben der schmerzstillenden<br />

auch eine ausgeprägte entzündungshemmende<br />

sowie eine fiebersenkende<br />

Wirkung besitzt. Die<br />

schmerzstillende Wirkung tritt<br />

innerhalb einer Stunde ein und hält<br />

bis zu vier Stunden an (maximale<br />

Plasmaspiegel nach ein bis vier<br />

Stunden).<br />

125 ml Parkemed ® orale Suspension<br />

ermöglicht bei Kindern mit leichten<br />

febrilen Infekten, sowie nach Verletzungen<br />

oder Operationen eine symptomatische<br />

Linderung leichter bis mittelschwerer<br />

akuter und chronischer Schmerzen,<br />

Schwellungen und Entzündungen. Bei<br />

Kindern sollte Parkemed ® nicht länger<br />

als sieben Tage verabreicht werden, es sei<br />

denn zur Behandlung des Morbus Still.<br />

Die orale Parkemed ® 125 ml Suspension<br />

ist für Kinder ab sechs Monaten<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 41<br />

zugelassen und sollte mit den Mahlzeiten<br />

eingenommen werden.<br />

Kinder ab sechs Monaten erhalten als<br />

Basisdosierung ca. 6,5 mg/kg bis zu 3x<br />

täglich. Der Doppelmesslöffel ermöglicht<br />

eine Dosierung von 2,5 bzw. 5 ml,<br />

entspricht 25 bzw. 50 mg Mefenaminsäure.<br />

Die Braunglasflasche schützt den<br />

Inhalt vor Licht. Bei fachgerechter Aufbewahrung<br />

in der Originalpackung ist<br />

die Parkemed ® orale Suspension fünf<br />

Jahre haltbar. Der DAP der Parkemed ®<br />

Suspension 125 ml (inkl. Doppelmesslöffel)<br />

beträgt 2,19 Euro. FB<br />

Enbrel 25mg/50mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung, 25mg/50mg Injektionslösung in Fertigspritze, 50mg Injektionslösung im Fertigpen. Qualitative und quantitative Zusammensetzung:<br />

Eine Durchstechflasche/Fertigspritze enthält 25mg/50mg Etanercept, ein Fertigpen enthält 50mg Etanercept. Liste der sonstigen Bestandteile Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung: Pulver: Mannitol<br />

(E421), Sucrose und Trometamol. Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke. Liste der sonstigen Bestandteile Fertigspritze/Fertigpen: Sucrose, Natriumchlorid, Argininhydrochlorid, Natriumdihydrogenphosphat-Dihydrat, Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat,<br />

Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: 25mg: Rheumatoide Arthritis, Polyartikuläre juvenile idiopathische Arthritis, Psoriasis-Arthritis (Arthritis psoriatica), Morbus Bechterew (Spondylitis<br />

ankylosans), Plaque-Psoriasis, Plaque- Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen; 50mg: Rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis (Arthritis psoriatica), Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans), Plaque-Psoriasis, Plaque-Psoriasis bei<br />

Kindern und Jugendlichen. Enbrel 25mg/ml Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Durchstechflasche<br />

enthält 25mg Etanercept. Die gebrauchsfertige Lösung enthält 25mg Etanercept pro ml. Liste der sonstigen Bestandteile: Pulver: Mannitol (E421), Sucrose, Trometamol, Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke, Benzylalkohol.<br />

Anwendungsgebiete: Polyartikuläre juvenile idiopathische Arthritis, Plaque-Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen. Gültig für alle Darreichungsformen: Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder<br />

einen der sonstigen Bestandteile. Sepsis oder Risiko einer Sepsis. Eine Behandlung mit Enbrel sollte bei Patienten mit aktiven Infektionen, einschließlich chronischer oder lokalisierter Infektionen, nicht begonnen werden. Zusätzlich für<br />

Enbrel 25mg/ml Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen: Enbrel darf nicht bei Früh- oder Neugeborenen angewendet werden, weil das Lösungsmittel<br />

Benzylalkohol enthält. Pharmakotherapeutische Gruppe: Immunsuppressiva, Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α)-Inhibitoren, ATC-Code: L04AB01. Inhaber der Zulassung: Wyeth Europa Ltd., Huntercombe Lane South, Taplow, Maidenhead,<br />

Berkshire, SL6 0PH, Vereinigtes Königreich. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand der Information: Februar <strong>2010</strong>, Pfizer Corporation Austria<br />

Ges.m.b.H. Weitere Angaben zu Anwendungsgebieten, Wirkmechanismus, Dosierung, Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen,<br />

Schwangerschaft und Stillzeit sowie Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz<br />

Medieninhaber: Verlag der Mediziner gmbh. Richtung der Zeitschrift: Medizinisch-pharmazeutisches Informationsjournal für österreichische Ärztinnen und<br />

Ärzte. Soweit in diesem Journal eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag<br />

große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Ausgabe dem Wissenstand bei Fertigstellung des Journals entspricht. Für Angaben über Dosierungsanweisungen<br />

und Applikationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der<br />

Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebenen Empfehlungen für<br />

Dosierung oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in diesem Heft abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten<br />

verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers.<br />

Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen. Geschützte Warennamen (Warenzeichen)<br />

werden nicht immer besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien<br />

Warennamen handelt. Die mit FB (Firmenbeitrag) gekennzeichneten bzw. als Produktbeschreibung erkenntlichen Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen und<br />

geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Es handelt sich somit um „entgeltliche Einschaltungen“ im Sinne § 26 Mediengesetz.<br />

seite 35


FORUM MEDICUM<br />

Fortbildung<br />

Erstmals in Österreich erhältlich<br />

Migracalm ® , ein neuartiges Konzept zur Linderung von Migräne<br />

Was ist Migracalm ® ?<br />

Migracalm ® ist ein Medizinprodukt der<br />

Klasse I. Es handelt sich um ein Kopfband,<br />

das kontrollierten Druck auf die<br />

Schläfengegend ausübt, womit eine Linderung<br />

der Migräne erreicht wird. Es ist<br />

bereits in Spanien am Markt und wird<br />

dort von über 60.000 Patienten verwendet.<br />

Zurzeit ist am österreichischen Markt<br />

kein vergleichbares Produkt erhältlich,<br />

welches auf einer nichtpharmakologischen<br />

Wirkung beruht und somit zusätzlich<br />

zur medikamentösen Behandlung<br />

eine Möglichkeit bietet, bei Migräne Linderung<br />

zu erzielen. Migracalm ® ergänzt<br />

die vom Arzt verschriebene medikamentöse<br />

Behandlung.<br />

Migracalm ® wird in zwei Größen angeboten:<br />

Migracalm ® klein (Kopfumfang<br />

< 56 cm) und Migracalm ® groß (Kopfumfang<br />

> 56 cm).<br />

Wie wirkt Migracalm ® ?<br />

Migräne wird häufig durch eine Erweiterung<br />

der Schläfenarterien (arteriae<br />

temporales superficiales) ausgelöst. Diese<br />

Arterien lassen sich leicht ertasten, indem<br />

man die Fingerkuppen an die Schläfen<br />

legt, wo sich meist auch der Puls fühlen<br />

lässt. Wird nun Druck auf die Schläfenarterien<br />

ausgeübt, lindert dies den Schmerz<br />

beträchtlich, da der Druck der Erweiterung<br />

der Arterien entgegenwirkt. 1<br />

Die Wirksamkeit von Migracalm ®<br />

wurde sowohl in Studien der Universität<br />

Barcelona, als auch durch Arbeiten verschiedener<br />

Neurologen und durch<br />

Migränepatienten im Rahmen einer<br />

Anwendungsbeobachtung bestätigt. 2,3<br />

Das Produkt ist ausgezeichnet verträglich,<br />

bisher wurden weder aus den klinischen<br />

Studien noch aus anderen europäischen<br />

Märkten Nebenwirkungen<br />

gemeldet.<br />

Wann wird Migracalm ®<br />

verwendet?<br />

Migracalm ® wirkt ausschließlich bei<br />

Migräne durch anhaltenden Druck auf<br />

die Schläfenarterie.<br />

• Migracalm ® wird sofort beim ersten<br />

Auftreten der Schmerzen eingesetzt,<br />

die Linderung tritt augenblicklich ein<br />

und sorgt für eine deutlich spürbare<br />

Erleichterung.<br />

• Migracalm ® kann helfen, die Einnahme<br />

von Arzneimitteln zu reduzieren<br />

bzw. deren Überdosierung zu vermeiden.<br />

• Migracalm ® kann immer wieder verwendet<br />

werden.<br />

• Migracalm ® ist geeignet für Schwangere<br />

und während der Stillzeit und<br />

durch ärztliche Gutachten bestätigt.<br />

• Migracalm ® ist nur in Apotheken<br />

erhältlich.<br />

Informationen zu Migräne<br />

Was ist Migräne?<br />

Migräne ist eine chronische Erkrankung,<br />

deren Ursache unbekannt ist und<br />

die regelmäßige Kopfschmerzanfälle<br />

auslöst. Das Wort „Migräne“ leitet sich<br />

vom griechischen Wort hemicrania ab,<br />

das so viel bedeutet wie ‚halber Schädel‘.<br />

Hierin spiegelt sich eine typische<br />

Eigenschaft von Migräne wider: es tritt<br />

meist nur halbseitig auf.<br />

Das Gehirn ist an sich schmerzunempfindlich,<br />

die Ursache des Kopfschmerzes<br />

ergibt sich aus der Reaktion<br />

verschiedener anderer Strukturen:<br />

Hirnhäute, Arterien und Gehirnvenen,<br />

Schädelknochen, Muskeln und Bindegewebe<br />

und die den Schädel umgebende<br />

Haut.<br />

12% der Bevölkerung leidet unter<br />

Migräne, wobei Frauen 3- bis 4-mal so<br />

häufig betroffen sind.<br />

Ein Migräneanfall dauert gewöhnlich<br />

4 bis 72 Stunden, wobei mehrere Anfälle<br />

pro Monat auftreten können.<br />

Häufige Begleitsymptome sind Übelkeit<br />

und Erbrechen, Überempfindlichkeit<br />

gegen Geräusche und Licht oder<br />

Doppelsehen, um nur einige zu nennen.<br />

Die Ursachen sind weitgehend unbekannt,<br />

jedoch gibt es Hinweise auf eine<br />

Vielzahl von möglichen Auslösern wie<br />

Stress, unregelmäßiger Schlaf, Ernährung,<br />

Hormone, Wetter etc.<br />

Entstehung des Schmerzes bei<br />

einer Migräneattacke<br />

Während einer Migräneattacke erweitern<br />

sich bestimmte Blutgefäße, die<br />

seite 36 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />

Anzeige Plus<br />

42


das Gehirn versorgen. Dies kann zwei<br />

Gründe haben:<br />

• das durchströmende Blut presst mit<br />

erhöhtem Druck von innen gegen die<br />

Gefäße.<br />

• die Muskulatur der Gefäße entspannt<br />

sich, wodurch sich die Gefäße erweitern.<br />

Beides kann durch Entzündungen<br />

nicht infektiösen Urspungs hervorgerufen<br />

werden.Wenn nun das Blut durch den<br />

entzündeten Bereich fließt, bewirkt es<br />

einen Druck auf das entzündete Gefäß<br />

und verursacht dadurch einen heftigen<br />

Schmerz.<br />

Eines der Blutgefäße, das in diesem<br />

Zusammenhang den stärksten Schmerz<br />

auslösen kann, ist die Arteria temporalis,<br />

die sich auf Höhe der Schläfen ertasten<br />

lässt.<br />

Die meisten Migränepatienten geben<br />

an, dass sie zur Linderung des Schmerzes<br />

mit den Fingern instinktiv auf diese Stelle<br />

drücken. Tatsächlich bestätigen die Sachverständigen,<br />

dass der Druck auf diese<br />

Stelle den Schmerz dämpft, den das<br />

Durchfließen des Blutes durch die erweiterte<br />

Arterie bewirkt.<br />

Migräne am Arbeitsplatz<br />

Die Hälfte aller Personen, die an<br />

Migräne leiden, ist unfähig, alltägliche<br />

Tätigkeiten oder ihre Arbeit während<br />

eines Migräneanfalls zu verrichten. Bei<br />

30% der Betroffenen zwingt die Migräne<br />

zur Bettruhe, und bei 19% zum Fernbleiben<br />

von der Arbeit. Die sozialen Aktivitäten<br />

schränken sich ebenfalls dramatisch<br />

ein. Man schätzt, dass auf Grund von<br />

Migräne jährlich 20 Millionen Arbeitstage<br />

verloren gehen. Eine andere Schätzung<br />

besagt, dass die verminderte Produktivität<br />

an Tagen, an denen Migräniker<br />

von Migräne-Anfällen heimgesucht<br />

arbeiten, sich auf 60 Prozent beläuft.<br />

Die Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) zählt Migräne zu jenen 20 chronischen<br />

Krankheiten, die das Leben am<br />

meisten einschränken.<br />

6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.migracalm.net<br />

Migracalm ® ist ein Produkt der Fa.<br />

DR Healthcare Spanien SL und wird<br />

von DR Healthcare France, S.R. produziert.<br />

In Österreich wird Migracalm ® von<br />

STADA Arzneimittel apothekenexklusiv<br />

vertrieben.<br />

Über STADA<br />

Die STADA Arzneimittel GmbH ist<br />

eine 100%-ige Tochter der STADA AG<br />

mit Sitz im deutschen Bad Vilbel. Vor<br />

mehr als hundert Jahren schlossen sich<br />

einige Apotheker zu einer Vereinigung<br />

zusammen, um auf ökonomische Art und<br />

Weise Produkte zu erzeugen: Die „Standard<br />

Arzneimittel Deutscher Apotheker“<br />

war geboren. STADA ist heute ein<br />

modernes börsennotiertes Pharmaunter-<br />

FORUM MEDICUM<br />

Fortbildung<br />

nehmen, das weltweit vor allem preisgünstige<br />

Generika entwickelt, herstellt<br />

und vertreibt. Ein weiterer Schwerpunkt<br />

des Unternehmens sind OTC-Produkte<br />

(rezeptfreie Präparate) mit erfolgreich<br />

eingeführten Marken wie Ladival ® , Grippostad<br />

® und KnorpelPlus. FB<br />

Rückfragen an:<br />

Dr. Gabriele Hartl<br />

Marketing Leitung<br />

Telefon: +43/1/367 85 85 0<br />

hartl@stada.at<br />

Studien<br />

1. Effectiveness of a prolonged compression of scalp arteries on<br />

migraine attacks (Journal of Neurology Band 253, Nummer 6, Juni<br />

2006).<br />

2. Yousef Hmaidan und Carlo Cianchetti, Effectiveness of a prolonged<br />

compression of scalp arteries on migraine attacks (Journal<br />

of Neurology, Band 253, Nummer 6, Juni 2006)<br />

3. Vencer la migraña, del conocimiento al control (Migräne überwinden:<br />

von der Erkenntnis zur Kontrolle): Dr. Feliu Titus, Verlag:<br />

Viena 2004.<br />

seite 37


FORUM MEDICUM<br />

Fortbildung<br />

Eine Analyse der Studiendaten von 50.000 Patienten bestätigt<br />

das Sicherheitsprofil von Telmisartan und widerlegt eine<br />

rezente Publikation von Sipahi et al in Lancet Oncology<br />

Telmisartan, ein Angiotensin-Rezeptorblocker<br />

(ARB), gehört zu den am besten<br />

untersuchten Medikamenten weltweit -<br />

der Wirkstoff wurde in klinischen Studien<br />

an bisher über 50.000 Patienten geprüft.<br />

Das positive Nutzen-Risiko-Verhältnis<br />

von Telmisartan wird auch durch 34,5 Millionen<br />

Patientenjahre im klinischen Einsatz<br />

untermauert. Die drei Langzeitstudien<br />

ONTARGET, PRoFESS und<br />

TRANSCEND, in denen die Patienten<br />

mit hohem kardiovaskulärem Risiko bis<br />

zu fünf Jahre nachverfolgt wurden,<br />

erbrachten für Telmisartan überzeugende<br />

Verträglichkeitsdaten. Die detaillierte<br />

Analyse der Daten aus diesen Studien<br />

kommt zu dem Schluss, dass kein Zusammenhang<br />

zwischen Telmisartan und<br />

einem erhöhten Krebsrisiko besteht.<br />

Aus einer von Sipahi et al in der Juni-<br />

Ausgabe von Lancet Oncology publizier-<br />

Neuer Direktor bei Merck<br />

Dr. Wolfgang<br />

Schnitzel (44)<br />

wurde zum neuen<br />

Business Unit<br />

Director Neurology<br />

& Fertility<br />

der Merck GesellschaftmbHbestellt.<br />

Der promovierte<br />

Biologe ist<br />

seit Jahren maßgeblich in verschiedenen<br />

Managementpositionen in der Pharmaindustrie<br />

tätig. Zuletzt hatte er die Leitung<br />

der Geschäftsbereiche Cardiovascular<br />

& Metabolism, Neuroscience,<br />

Bone und Respiratory bei Novartis<br />

inne.<br />

Mit seinem Wechsel ins Management-<br />

Team der Firma Merck übernimmt<br />

Wolfgang Schnitzel die operative Verantwortung<br />

für die Indikationsbereiche<br />

Multiple Sklerose, Fertilität und Wachstumshormone.<br />

FB<br />

ten Metaanalyse schliessen die Autoren,<br />

dass die Verwendung von ARBs mit<br />

einem mäßig erhöhten Krebsrisiko einhergeht.<br />

Diese Schlussfolgerung basiert in<br />

erster Linie auf Daten von Patienten, die<br />

Telmisartan in Kombination mit Ramipril<br />

- einem ACE-Hemmer – angewendet<br />

haben und nicht auf den beiden Studienarmen,<br />

die mit der jeweiligen Monotherapie<br />

behandelt wurden.<br />

Da die Arzenimittelsicherheit für Boehringer<br />

Ingelheim oberste Priorität hat,<br />

überwacht das Unternehmen kontinuierlich<br />

die Sicherheitsdaten aller seiner Produkte.<br />

Die dadurch mögliche Analyse der<br />

Primärdaten auf Ebene jedes einzelnen<br />

Patienten spricht eindeutig gegen das von<br />

Sipahi et al vermutete erhöhte Krebsrisiko.<br />

In allen klinischen Studien* mit Telmisartan<br />

befanden sich Patienten, die aufgrund<br />

ihres Alters und aufgrund von<br />

Begleitkrankheiten ein erhöhtes kardiovaskuläres<br />

Risiko hatten. Insbesondere in<br />

ONTARGET – mit mehr als 25.000<br />

Patienten die größte jemals mit Telmisartan<br />

durchgeführte Studie – fand sich kein<br />

statistisch signifikanter Unterschied im<br />

Auftreten von Malignomen zwischen<br />

jenen Patienten, die Telmisartan erhielten,<br />

und jenen, die Ramipril erhielten (HR<br />

1.05, 95%CI 0.94, 1.16). Auch TRANS-<br />

CEND - eine Studie mit 6.000 Teilnehmern<br />

- zeigte keinen statistisch signifikanten<br />

Unterschied zwischen den beiden<br />

Behandlungsarmen (HR 1.17, 95%CI<br />

0.97, 1.41). Bei den etwa 20.000 Patienten<br />

in PRoFESS zeigten sich im Telmisartan-<br />

Arm weniger Malignome als im Placebo-<br />

Arm. (HR 0.92, 95%CI 0.79, 1.06). In der<br />

Zusammenschau aller drei Studien<br />

konnte kein Effekt von Telmisartan auf<br />

Malignome beobachtet werden.<br />

Bei Patienten, die in ONTARGET mit<br />

der Kombination von Telmisartan und<br />

Ramipril behandelt wurden, fand sich ein<br />

geringgradig erhöhtes Krebsrisiko. Dem<br />

Prinzip der vollständigen Transparenz folgend<br />

hat Boehringer Ingelheim diese<br />

Daten publiziert und bereits 2008 den<br />

Zulassungsbehörden weltweit zur Kennt-<br />

nis gebracht. Es sei in diesem Zusammenhang<br />

auch darauf hingewiesen, dass die<br />

kombinierte Gabe von Telmisartan mit<br />

ACE-Hemmern wie Ramipril in der<br />

Fachinformation ausdrücklich nicht empfohlen<br />

wird.<br />

„Unsere Forschungsaktivitäten waren<br />

darauf fokusiert, Patienten, insbesondere<br />

ältere Patienten vor kardiovaskulären<br />

Komplikationen wie Myokardinfarkten<br />

oder Schlaganfällen zu schützen. Mit Telmisartan<br />

ist dieses Ziel erreichbar, sodass<br />

Telmisartan auch als einziger ARB für die<br />

Reduktion der kardiovaskulären Morbidität<br />

bei Risikopatienten zugelassen ist.<br />

Ärzte und Patienten schätzen das positive<br />

Nutzen-Risiko-Verhältnis dieses Wirkstoffes.<br />

Weder die präklinischen Daten,<br />

noch die in klinischen Studien erhobenen<br />

Daten, noch Spontanmeldungen im klinischen<br />

Alltag lassen einen signifikanten<br />

Zusammenhang zwischen Telmisartan<br />

und Malignomen erkennen,“ sagte Prof.<br />

Dr. Klaus Dugi, Leiter der Medizin bei<br />

Boehringer Ingelheim.<br />

Metaanalysen publizierter Daten wie<br />

jene von Sipahi et al. haben ihren Platz in<br />

der medizinischen Forschung. Allerdings<br />

ist ihre Aussagekraft beschränkt, weil sie<br />

auf zusammengefassten Studienergebnissen<br />

beruhen und nicht auf individuellen<br />

Patientendaten.<br />

Telmisartan ist eines der in klinischen<br />

Studien am genauesten untersuchten<br />

Antihypertensiva. Neben seiner blutdrucksenkenden<br />

Wirkung schützt es kardiovaskuläre<br />

Risikopatienten auch vor<br />

Komplikationen wie Myokardinfarkt und<br />

Schlaganfall.<br />

Telmisartan wurde von Boehringer<br />

Ingelheim erforscht und entwickelt und<br />

wird in Österreich durch Merck vertrieben.<br />

FB<br />

* Data on file (Boehringer Ingelheim)<br />

Kontakt:<br />

Merck GesellschaftmbH Österreich<br />

Mag. Gustav Paar<br />

Medical Advisor<br />

Tel.: +43/(0)1/57 600-314<br />

gustav.paar@merck.at<br />

seite 38 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>


Welcher Dienstnehmer sind Sie?<br />

Der Begriff des<br />

freien Dienstnehmers<br />

Freie Dienstnehmer lassen sich von<br />

den echten Dienstnehmern dadurch<br />

unterscheiden, dass bei Vorliegen gewisser<br />

Voraussetzungen davon ausgegangen<br />

werden kann, dass ein freies<br />

Dienstverhältnis vorliegt. Diese Voraussetzungen<br />

sind:<br />

• Arbeitszeit kann im Wesentlichen frei<br />

gewählt werden;<br />

• der Beschäftigungsort kann gegebenenfalls<br />

selbst bestimmt werden;<br />

• freie/r DienstnehmerIn können sich<br />

von einer gleichwertigen Person vertreten<br />

lassen, solange der Auftrag im<br />

Wesentlichen von ihm selbst erbracht<br />

wird.<br />

Es gibt eine Reihe von Berufsgruppen,<br />

in denen typischerweise freie Dienstnehmer<br />

arbeiten. Solche wäre z.B.:<br />

• Betriebsärzte<br />

• Nachhilfelehrer in Nachhilfeinstituten<br />

• Redakteure<br />

• Fotoreporter<br />

• Heimbuchhalter<br />

• Konsulenten<br />

• Sprachlehrer<br />

• Werbeleiter<br />

Verlassen Sie sich aber nicht darauf,<br />

dass in diesen für freie Dienstnehmer<br />

typischen Branchen jede der oben genannten<br />

Tätigkeiten im Rahmen eines<br />

freien Dienstverhältnisses ausgeübt wird.<br />

Auch dort können die verschiedensten<br />

Tätigkeiten ebenso in einem echten<br />

Dienstverhältnis oder im Rahmen eines<br />

Werkvertrags ausgeübt werden.<br />

Beschäftigungsformen<br />

und -kombinationen<br />

Ein freier Dienstvertrag kommt jedoch<br />

selten allein vor. Daraus ergeben<br />

sich einige Fragen, wie z.B. wann sind<br />

Sozialversicherungsbeiträge für die Einkünfte<br />

aus einem freien Dienstverhältnis<br />

zahlen, wenn verschiedenartige Beschäftigungen<br />

parallel dazu ausgeübt werden<br />

oder wenn durch nebenbei etwas zum<br />

Studium, einer bestehenden Anstellung<br />

oder der Pension dazuverdient wird?<br />

Die gängige Beschäftigungsformen<br />

bzw. -kombinationen sollen im Folgenden<br />

kurz dargestellt werden:<br />

6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />

Ausschließlich freier Dienstvertrag<br />

Für freie DienstnehmerInnen gilt die<br />

Geringfügigkeitsgrenze von monatlich<br />

366,33 Euro. Wird auf Basis eines freien<br />

Dienstvertrages mehr verdient, entsteht<br />

Vollversicherungspflicht. Ist dies der Fall<br />

müssen Sozialversicherungsbeiträge gezahlt<br />

werden da der freie Dienstnehmer<br />

kranken-, unfall- und pensionsversichert<br />

ist.<br />

Liegt der Verdienst unter der Geringfügigkeitsgrenze<br />

entsteht nur eine Teilversicherung<br />

in der Unfallversicherung.<br />

Für die hat jedoch ausschließlich der<br />

Arbeitgeber, nicht der Arbeitnehmer<br />

Beiträge zu leisten.<br />

Die DienstgeberInnen sind verpflichtet,<br />

die freien DienstnehmerInnen bei<br />

der zuständigen Gebietskrankenkasse<br />

anzumelden.<br />

Beitragsgrundlage ist das monatliche<br />

Entgelt. Dabei ist aber zu beachten, dass<br />

Aufwandersätze (wie z.B. Kilometergeld<br />

oder Diäten) beitragsfrei sind, wenn sie<br />

gesondert in Rechnung gestellt werden.<br />

Pauschalierte Auslagenersätze sind hingegen<br />

sozialversicherungspflichtig!<br />

Echter Dienstvertrag und<br />

freier Dienstvertrag<br />

Entscheidend ist, ob die Summe aller<br />

Einnahmen die monatliche Geringfügigkeitsgrenze<br />

von 366,33 Euro übersteigt.<br />

Wenn ja, müssen für die Einkünfte aus<br />

dem freien Dienstvertrag Sozialversicherungsbeiträge<br />

gezahlt werden.<br />

Wenn die Einnahmen aus dem freien<br />

Dienstverhältnis über der Geringfügigkeitsgrenze<br />

liegen, hat der Dienstgeber<br />

die Sozialversicherungsbeiträge abzuziehen.Wenn<br />

das Entgelt aus dem freien<br />

Dienstverhältnis unter der Geringfügigkeitsgrenze<br />

liegt, werden die Sozialversicherungsbeiträge<br />

erst nachträglich von<br />

der Gebietskrankenkasse vorgeschrieben.<br />

Pension und freier Dienstvertrag<br />

Als Pensionist kann man als freie<br />

DienstnehmerIn bis zur Geringfügigkeitsgrenze<br />

dazuverdienen, ohne zusätzliche<br />

Sozialversicherungsbeiträge zahlen<br />

zu müssen. Liegt der Verdienst über<br />

DOKTOR PRIVAT<br />

MMag. Dieter Hafner<br />

der Grenze, sind die Einkünfte aus dem<br />

freien Dienstvertrag sozialversicherungspflichtig.<br />

Geringfügige Beschäftigung und<br />

freier Dienstvertrag<br />

Verdienen Sie als freie DienstnehmerInnen<br />

im Monat aufgrund von mehreren<br />

freien Dienstverträgen oder der<br />

Kombination aus freiem Dienstvertrag<br />

und geringfügiger Beschäftigung mehr<br />

als 366,33 Euro, so werden Ihnen Sozialversicherungsbeiträge<br />

vorgeschrieben.<br />

Freier Dienstvertrag und Werkvertrag<br />

Bei einem freien Dienstvertrag fallen<br />

nur Sozialversicherungsbeiträge an, wenn<br />

die Geringfügigkeitsgrenze überschritten<br />

wird.<br />

Für Einkünfte aus einem Werkvertrag<br />

müssen dann SV-Beiträge bezahlt werden,<br />

wenn dabei mehr als 4.395,96 Euro<br />

pro Jahr verdient werden.<br />

Tipp<br />

Es ist allerdings eine freiwillige<br />

Selbstversicherung in der Kranken- und<br />

Pensionsversicherung möglich. Diese<br />

kostet rund 50 Euro im Monat.<br />

Für nähere Auskünfte stehe ich Ihnen<br />

gerne zur Verfügung.<br />

MMag. Dieter Hafner, Steuerberater<br />

Am Leonhardbach 10b, A-8010 Graz<br />

Telefon: 0316/32 51 37-0, Fax: 32 51 70<br />

hafner@dh-treuhand.at<br />

seite 39


FORUM MEDICUM<br />

Fortbildung<br />

Masterlehrgang „Wound Care Management“<br />

Mit Europas einzigem universitären<br />

Masterlehrgang für Wundmanagement<br />

setzt die Paracelsus Medizinische Privatuniversität<br />

Salzburg innovative Akzente.<br />

Unter den angehenden Absolventen sind<br />

ein vom Gesamtpaket des Salzburger<br />

Lehrgangs begeisterter Chirurg aus Österreich<br />

und eine Krankenschwester mit<br />

Fotoapparat aus Deutschland.<br />

Zeynep Babadagi-Hardt kommt aus<br />

Mühlheim an der Ruhr in Nordrhein-<br />

Westfalen und ist ausgebildete Krankenschwester.<br />

Nach vielen Jahren in einem<br />

intensivmedizinischen Umfeld hat Babadagi-Hardt<br />

einen eigenen Pflegedienst mit<br />

Schwerpunkt Wundversorgung gegründet<br />

und betreut ambulant rund 130 Patienten<br />

und Patientinnen. In Sachen Wundversorgung<br />

hat Babadagi-Hardt ihre eigene<br />

Methode entwickelt, um jeweils die geeigneten<br />

Wundauflagen zu bekommen: sie<br />

arbeitet mit aussagekräftigen Fotos – was<br />

sie in der Ärzteschaft als „die Schwester<br />

mit dem Fotoapparat“ bekannt gemacht<br />

hat.<br />

Den Wunsch nach einer fundierten Vertiefung<br />

ihrer Kenntnisse hat die Deutsche<br />

mit dem Österreicher Jürgen Cech gemeinsam.Neben<br />

seiner allgemeinchirurgischen<br />

Tätigkeit am Landeskrankenhaus<br />

im steirischen Weiz ist Cech auch mit der<br />

Versorgung chronischer Wunden („das<br />

hat sich im Zusammenhang mit der Pflege<br />

einfach ergeben“) befasst. Als der nach<br />

Eigendefinition „Autodidakt“ in Sachen<br />

Wundversorgung von dem neuen Ausbildungs-Angebot<br />

erfährt, greift auch er zu.<br />

Im persönlichen Gespräch haben die beiden<br />

zu folgenden interessanten Fragen<br />

Stellung genommen:<br />

Frage an Sie beide: Warum ausgerechnet<br />

„Wound Care Management“ an der<br />

Paracelsus Universität in Salzburg?<br />

Zeynep Babadagi-Hardt: Ich habe die<br />

beiden in Deutschland anerkannten Weiterbildungen<br />

(Anm.: ICW und DGFW)<br />

absolviert. Das hat mir aber einfach nicht<br />

gereicht. Neben der Tatsache, dass ich die<br />

Arbeit mit meinen Patienten gerne<br />

mache, wollte ich das Erlernte auch universitär<br />

untermauern und mehr Wissen<br />

erwerben und ich habe mich dann ganz<br />

kurzfristig angemeldet.<br />

Jürgen Cech: Bei mir war es ähnlich.Als<br />

Gegenpol zum in Österreich herrschenden<br />

Kurs-Chaos – durch verschiedene, oft<br />

auch von Firmen abhängige Fortbildun-<br />

gen ist ja ein Wildwuchs an Angeboten<br />

entstanden – gibt es hier endlich ein kompaktes<br />

Gesamtpaket.<br />

War die Tatsache, dass der Lehrgang<br />

von einer Medizin-Universität angeboten<br />

wird, wichtig für Sie?<br />

Babadagi-Hardt: Auf jeden Fall. Ich will<br />

auf universitärer Ebene Wissen erwerben,<br />

das tiefer geht als bei den bereits bestehenden<br />

Fortbildungsangeboten. Ich<br />

möchte mir umfassender und viel vertiefender<br />

Kenntnisse aneignen.<br />

Cech: Das war wichtig, aber nicht entscheidend.Entscheidend<br />

war das Gesamtangebot.<br />

Was macht denn den Reiz dieses europaweit<br />

einzigartigen Universitätslehrgangs<br />

aus?<br />

Babadagi-Hardt: Die Mischung! Österreich<br />

und Deutschland, unterschiedliche<br />

Erfahrungen, Ärzte und Pflegende, das<br />

Gesamtwissen, das wir untereinander austauschen.<br />

Aber auch, dass wir sehr, sehr<br />

gute Referenten haben, die uns in ganz<br />

kleiner Runde zur Verfügung stehen. Und<br />

dass wir der erste Jahrgang sind, macht<br />

diesen Lehrgang zusätzlich einzigartig.<br />

Der Universitätslehrgang<br />

„Wound Care Management“…<br />

…ist einzigartig in Europa. Er deckt<br />

den Bedarf an einer hochwertigen,<br />

fachspezifischen Fortbildung für den<br />

Bereich der Wundversorgung, kann<br />

berufsbegleitend und in drei Stufen<br />

(insgesamt sechs Semester) bis zum<br />

Master-Abschluss („Master of Science“,<br />

MSc) absolviert werden. Zielgruppe<br />

sind einerseits MedizinerInnen<br />

und andererseits diplomierte Gesundheits-<br />

und KrankenpflegerInnen mit<br />

Berufspraxis und einschlägiger Erfahrung<br />

im Bereich Wundversorgung.<br />

Info: www.pmu.ac.at/de/1128.htm<br />

Cech: Ein großer Vorteil ist, dass man<br />

eine breit aufgestellte Kollegenschaft aus<br />

sehr vielen Sparten trifft. Also Kollegen<br />

und Kolleginnen,die in ihrem eigentlichen<br />

Beruf Spezialisten sind. Das macht das<br />

Ganze spannend.<br />

Worin sehen Sie denn die größte<br />

Herausforderung?<br />

Babadagi-Hardt: Darin, die drei Jahre<br />

auch wirklich gut durchzustehen. Ich habe<br />

noch nie studiert, ich weiß nicht, wie tief<br />

das Ganze gehen wird. Wir sind der Pionierkurs,und<br />

es wird möglicherweise noch<br />

hart. Bisher war es aber kein Problem.<br />

Cech: Ich glaube auch, dass die Herausforderung<br />

darin liegt, den Lehrgang erfolgreich<br />

abzuschließen und als erste Absolventen<br />

so mitzugestalten, dass ein<br />

qualitativ hochwertiges Produkt auch für<br />

spätere Generationen entsteht.<br />

Und welche konkreten beruflichen Vorteile<br />

erwarten Sie sich?<br />

Babadagi-Hardt: Ich erwarte mir, noch<br />

spezialisierter arbeiten zu können. Das<br />

erworbene Wissen möchte ich aber nicht<br />

nur für mich behalten und in meine eigene<br />

Arbeit investieren, sondern ebenfalls weitergeben.<br />

Noch wichtiger aus der Sicht der<br />

Pflege ist es, mit den Ärzten auf einer<br />

anderen Ebene diskutieren zu können.<br />

Cech: Der Hauptprofit ist, die Qualität<br />

der eigenen Arbeit steigern zu können.<br />

Also noch profunder und noch besser,<br />

noch wissenschaftlich begründeter arbeiten<br />

zu können. Dazu kommt die Möglichkeit,<br />

das erworbene Wissen weiterzugeben.<br />

Wie meistern Sie eigentlich die doppelte<br />

Herausforderung aus Beruf und<br />

Ausbildung?<br />

Babadagi-Hardt: Mit einem tollen Ehemann<br />

im Hintergrund, der den Haushalt<br />

macht, die Kinder versorgt und mir die<br />

nötige Zeit und Ruhe gibt.<br />

Cech: Bei mir ist es ähnlich, ich habe<br />

noch viel Urlaub und diesen kann ich nutzen.<br />

Dies und die entsprechende private<br />

Situation im Hintergrund ermöglichen es<br />

mir, mich von anderen Verpflichtungen<br />

freizuspielen und den Lehrgang zu besuchen.<br />

Abschließend: In welchem Licht sehen<br />

Sie die zukünftige Bedeutung von Absolventen<br />

des Lehrgangs „Wound Care<br />

Management“, speziell in Deutschland?<br />

Babadagi-Hardt: Für viele niedergelassene<br />

Hausärzte hat der Experte für Wundmanagement<br />

bereits jetzt einen sehr<br />

hohen Stellenwert, durch den Universitätslehrgang<br />

sollte sich das noch weiter<br />

verbessern. Ich hoffe, dass die Wundversorgung<br />

wirklich irgendwann ein eigenständiger<br />

Bereich wird und dass wir als<br />

Fachleute gezielt eingesetzt werden. Dazu<br />

gehört natürlich auch eine entsprechende<br />

Bezahlung. Aufgrund der demografischen<br />

Entwicklung wird es jedenfalls mehr<br />

Experten geben müssen. FB<br />

seite 40 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>


Aethoxysklerol 0,5/ 1 / 2 / 3 / 4 % - Ampullen, Zusammensetzung: 1 Ampulle zu 2 ml enthält: Polidocanol 10 mg, bzw. 20 mg, bzw. 40 mg, bzw. 60 mg, bzw. 80 mg. Hilfsstoffe: Ethanol 96%, Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat, Kaliumdihydrogenphosphat,<br />

Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Verödung von Besenreiser-, sehr kleinen bis mittelgroflen Varizen, Verödung oder Wandsklerosierung von endoskopisch diagnostizierten gastroösophagealen Varizen.<br />

Weitere Informationen für die einzelnen Konzentrationen von Aethoxysklerol entnehmen Sie bitte der vollständigen Fachinformation. Gegenanzeigen: Absolut kontraindiziert ist die Anwendung bei Patienten im Schockzustand, bei Bettlägerigkeit<br />

(Beinvarizen), bei arterieller Verschlusskrankheit Grad III und IV sowie bekannter Allergie gegen Polidocanol. Zulassungsinhaber: NYCOMED Austria GmbH, Linz, Hersteller: Chem. Fabrik Kreussler & Co. GmbH., D-65203 Wiesbaden, Deutschland,<br />

Rezept- und apothekenpflichtig. Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaflnahmen für die Anwendung, relative Kontraindikation, Wechselwirkungen, Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der vollständigen Fachinformation.<br />

30 Stück<br />

Clopidogrel Genericon<br />

NEU NEU<br />

Clopidogrel Genericon 75 mg Filmtabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 75 mg Clopidogrel (als Clopidogrel-Besilat). Sonstiger<br />

Bestandteil: Jede Tablette enthält 2,80 mg Lactose-Monohydrat. Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1. Anwendungsgebiete:<br />

Clopidogrel ist bei Erwachsenen indiziert zur Prävention atherothrombotischer Ereignisse bei: Patienten mit Herzinfarkt (wenige Tage bis 35 Tage zurückliegend), mit<br />

ischämischem Schlaganfall (7 Tage bis 6 Monate zurückliegend) oder mit nachgewiesener peripherer arterieller Verschlusskrankheit. Weitere Informationen sind im<br />

Abschnitt 5.1 enthalten. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile, schwere Leberfunktionsstörungen und akute<br />

pathologische Blutung, wie bei Magen-Darm-Geschwüren oder intrakraniellen Blutungen. Schwangerschaft und Stillzeit: Da keine klinischen Daten über die Einnahme<br />

von Clopidogrel während der Schwangerschaft vorliegen, ist es als Vorsichtsmaßnahme vorzuziehen, Clopidogrel während der Schwangerschaft nicht anzuwenden. Tierexperimentelle<br />

Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale<br />

Entwicklung schließen (siehe Abschnitt 5.3). Es ist nicht bekannt, ob Clopidogrel in die menschliche Muttermilch übergeht. Tierexperimentelle Studien haben einen<br />

Übergang von Clopidogrel in die Muttermilch gezeigt. Als Vorsichtsmaßnahme sollte während der Clopidogrel-Therapie abgestillt werden.<br />

Clopidogrel Genericon 75 mg Filmtabletten., OP zu 20, 30 und 90 Stück, Rezept- und apothekenpflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: Genericon Pharma Gesellschaft<br />

m.b.H., A-8054 Graz, genericon@genericon.at. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Gewöhnungseffekten und zu den besonderen<br />

Warnhinweisen zur sicheren Anwendung sind der „Austria Codex-Fachinformation“ zu entnehmen.<br />

Clopidogrel Genericon 75 mg Filmtabletten 30 Stück - immer günstig<br />

Lovenox 20 mg / 40 mg / 60 mg / 80 mg / 100 mg / 120 mg / 150 mg-Spritzampullen, Lovenox 10 x 20 mg Pen / 10 x 40 mg Pen, Lovenox 100 mg/1 ml Ampullen, Lovenox 100 mg/10 ml Stechampullen, Lovenox 100 mg/ml Durchstichflasche.<br />

Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Lovenox 20 mg / 40 mg / 60 mg / 80 mg / 100 mg / 120 mg / 150 mg Spritzampullen: 1 Fertigspritze zu 0,2/0,4/0,6/0,8/1,00/1,2/1,5 ml enthält Enoxaparin-Natrium (niedermolekulares<br />

Heparin-Natrium; mittleres Molgewicht ca. 4500) 20,00 mg / 40,00 mg / 60,00 mg / 80,00 mg / 100,00 mg / 120,00 mg / 150,00 mg, entsprechend ca. 2.000 / 4.000 / 6.000 / 8.000 /10.000 / 12.000 / 15.000 IE Anti-Faktor Xa* (ca.<br />

500 -1.000 / 1.000-2.000 / 1.500-3.000 / 2.000-4.000 / 2.500-5.000 / 3.000-6.000 / 3.750-7.500 aPTT) - Lovenox 10 x 20 mg Pen / 10 x 40 mg Pen: 1 Pen zu 3,0 ml enthält Enoxaparin-Natrium (niedermolekulares Heparin-Natrium: mittleres Molgewicht<br />

ca. 4500) 200,00 mg / 400,00 mg, entsprechend ca. 20.000 /40.000 IE Anti-Faktor Xa* (ca. 5.000-10.000 / 10.000-20.000 aPTT), entsprechend 10 Einzeldosen zu 20 mg / 40 mg Enoxaparin-Natrium - Lovenox 100 mg/1 ml Ampullen: 1<br />

Ampulle zu 1,0 ml enthält Enoxaparin-Natrium (niedermolekulares Heparin-Natrium; mittleres Molgewicht ca. 4500) 100,00 mg, entsprechend ca. 10.000 IE Anti-Faktor Xa* (ca. 2.500-5.000 aPTT) - Lovenox 100 mg/10 ml Stechampullen / Lovenox<br />

100 mg/ml Durchstichflasche: 1 Durchstichflasche zu 10,0 ml / 3 ml enthält Enoxaparin-Natrium (niedermolekulares Heparin-Natrium; mittleres Molgewicht ca.4500) 100,00 mg / 300,00 mg, entsprechend ca. 10.000 / 30.000 IE Anti-Faktor Xa*<br />

(ca. 2.500-5.000 / 7.500-15.000 aPTT) - *Die aPTT ist ein Maß für die gerinnungshemmende Wirkung, während die Anti-Xa-Aktivität die antithrombotische Wirkung widerspiegelt. Die Aktivität liegt zwischen 90 und 125 I.E. Anti-Faktor-Xa-Aktivität<br />

je Milligramm, berechnet auf die getrocknete Substanz. Das Verhältnis der Anti-Faktor-Xa-Aktivität zur Anti-Faktor-IIa-Aktivität liegt zwischen 3,3 und 5,3. Liste der sonstigen Bestandteile: Lovenox 20 mg / 40 mg / 60 mg / 80 mg / 100<br />

mg / 120 mg / 150 mg Spritzampullen, Lovenox 100 mg/1 ml Ampullen, Lovenox 100 mg/10 ml Stechampullen: Wasser für Injektionszwecke - Lovenox 100 mg/10 ml Stechampullen: zusätzlich Natriumchlorid - Lovenox 10 x 20 mg Pen / 10 x<br />

40 mg Pen / Lovenox 100 mg/ml Durchstichflasche: Benzylalkohol, Wasser für Injektionszwecke • Anwendungsgebiete: Lovenox 10 X 40 mg Pen ; Lovenox 40 mg / 60 mg / 80 mg / 100 mg / 120 mg / 150 mg Spritzampullen, Lovenox 100<br />

mg / ml Durchstichflasche; Lovenox 100mg / 1 ml Ampullen: Zur Behandlung tiefer Venenthrombosen und zur Therapie der Pulmonalembolie. Zur Behandlung der instabilen Angina pectoris und des nicht-transmuralen Myokardinfarkts. Zur Behandlung<br />

des akuten Myokardinfarkts mit ST-Streckenhebung (STEMI) • Zusätzlich für Lovenox 100 mg /1 ml Ampullen: Zur Antikoagulation bei Hämodialyse und Hämofiltration • Zusätzlich für Lovenox 40 mg Spritzampullen / Lovenox 10 x<br />

40 mg Pen: Zur Prophylaxe thromboembolischer Komplikationen bei Hochrisikopatienten. Zur Reisethromboseprophylaxe bei Personen mit hohem Risiko zur Entwicklung einer tiefen Venenthrombose, die nicht mit anderen Antikoagulantien behandelt<br />

werden • Lovenox 20 mg Spritzampullen / Lovenox 10 X 20 mg Pen : Zur Prophylaxe thromboembolischer Komplikationen bei Patienten mit mittlerem Thromboembolierisiko • Lovenox 100 mg/10 ml Stechampullen: Zur Antikoagulation<br />

bei der Hämodialyse und Hämofiltration • Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Heparin oder Heparin-Derivate, einschließlich anderer niedermolekularer Heparine, oder einen der sonstigen Bestandteile; Thrombozytopenie<br />

mit positivem In-vitro-Aggregationstest in der Gegenwart dieses niedermolekularen Heparins; Hämorrhagische Diathese, z.B. Purpura, Hämophilie, Patienten mit erhöhter Kapillarpermeabilität; Hämorrhagischer Insult, Enzephalomalazie,<br />

akute intrakranielle Blutungen; Operationen am Zentralnervensystem sowie am Auge, proliferative Retinopathia diabetica; Ulcus pepticum, Blutungen im Gastrointestinaltrakt; Blutungen in der Lunge, aktive Tuberkulose; schwere<br />

Leberinsuffizienz, Pankreatitis; Blutungen der Niere und der ableitenden Harnwege; unkontrollierte schwere Hypertonie; Endocarditis lenta; Abortus imminens • Zusätzlich für Lovenox 10 x 20 mg Pen / 10 x 40 mg Pen / Lovenox 100 mg/ml<br />

Durchstichflasche: Anwendung bei Säuglingen und Kindern bis 3 Jahren: Lovenox 10 x 20 mg Pen /10 X 40 mg Pen / Lovenox 100 mg/ml Durchstichflasche beinhaltet Benzylalkohol als Konservierungsstoff und darf daher nicht bei Säuglingen<br />

und Kindern bis 3 Jahren angewendet werden. Benzylalkohol kann bei Säuglingen und Kindern bis zu 3 Jahren toxische und allergische Reaktionen hervorrufen (die Verabreichung von Medikamenten, die Benzylalkohol beinhalten, wurde mit<br />

tödlichen Fällen von „Gasping Syndrome“ assoziiert) • Zulassungsinhaber: sanofi-aventis, Wien • Verschreibungspflicht / Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig • Pharmakotherapeutische Gruppe: Antithrombotische<br />

Mittel, Heparingruppe (ATC-Code B01AB05) • Stand der Information: Juli 2008. Weitere Angaben zu den besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige<br />

Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie den Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

Fachkurzinformation Parkemed 125 mg – Suppositorien / Parkemed - Suspension zur oralen Anwendung Zusammensetzung: Suppositorien: 1 Suppositorium enthält 125 mg Mefenaminsäure. Liste der sonstigen Bestandteile:<br />

Adeps neutralis. Suspension: 5 ml Suspension enthalten 50 mg Mefenaminsäure. Liste der sonstigen Bestandteile: Gluconsäure-delta-lacton, Saccharin-Natrium, Saccharose (1000 mg pro 5 ml), Sorbitol-Lösung 70% (nicht kristallisierend)<br />

(965 mg pro 5 ml), Carmellose-Natrium 700, Povidon K30, Bentonit, Natriumbenzoat (E211), Schokoladenaroma, Bananenaroma, Anis-Pfefferminz-Aroma, Salzsäure-Lösung, Nariumhydroxid, Ethanol 96% (28 mg pro 5 ml), gereinigtes<br />

Wasser. Anwendungsgebiete: Symptomatische Behandlung von leichten bis mittelschweren akuten und chronischen Schmerzen, besonders bei rheumatischen Erkrankungen; Muskelschmerzen, Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule (z.B.<br />

Bandscheibenbeschwerden); Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen nach Verletzungen oder Operationen. Zusatzbehandlung bei leichten febrilen Infektionen im Kindesalter. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff<br />

oder einen der sonstigen Bestandteile; bei Patienten, die nach Einnahme von Acetylsalicylsäure oder anderen nicht-steroidalen Antirheumatika mit Asthma, Urtikaria oder allergischer Rhinitis reagiert haben; bei Patienten mit hämorrhagischer<br />

Diathese; bei Patienten mit aktiven Ulcera oder chronischen Entzündungen des oberen oder unteren Gastrointestinaltraktes und bei Patienten mit diesen Erkrankungen in der Anamnese; bei stark eingeschränkter Nierenfunktion; bei<br />

Patienten mit Herzinsuffizienz und Leberfunktionsstörungen; bei Patienten mit Blutbildungsstörungen; Behandlung postoperativer Schmerzen nach einer koronaren Bypass-Operation (CABG); Schwangerschaft im 3. Trimenon. Pharmakotherapeutische<br />

Gruppe: Nichtsteroidale Antiphlogistika und Antirheumatika, ATC-Code: M01 AG01. Inhaber der Zulassung: Pfizer Corporation Austria Ges.m.b.H., Wien. Stand der Information: 03/<strong>2010</strong>. Parkemed 500 mg – Filmtabletten<br />

/ Parkemed 250 mg – Kapseln / Parkemed 500 mg – Suppositorien Zusammensetzung: Filmtabletten: 1 Filmtablette enthält 500 mg Mefenaminsäure. Liste der sonstigen Bestandteile: Maisstärke, Natriumdodecylsulfat,<br />

Methylcellulose, Cellulose, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat, Wasser, Vanillin, Talk, Hypromellose, Macrogol, Titandioxid (E 171) und Eisenoxid gelb (E 172). Kapseln: 1 Kapsel enthält 250 mg Mefenaminsäure. Liste der sonstigen<br />

Bestandteile: Lactose-Monohydrat (77,61 mg), Natriumdodecylsulfat, Gelatine. Kapselhülle: Gelatine, Titandioxid (E 171), Eisenoxid gelb (E 172), Indigotin (E 132). Drucktinte: Schellack, Eisenoxid schwarz (E 172), Propylenglykol, (alternative<br />

Drucktinte: zusätzlich Ammoniak-Lösung und Kaliumhydroxid). Suppositorien: 1 Suppositorium enthält 500 mg Mefenaminsäure. Liste der sonstigen Bestandteile: Adeps neutralis. Anwendungsgebiete: Symptomatische Behandlung<br />

von leichten bis mittelschweren akuten und chronischen Schmerzen bei rheumatischen Erkrankungen; Muskelschmerzen, Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule (z.B. Bandscheibenbeschwerden); Schmerzen, Schwellungen und<br />

Entzündungen nach Verletzungen oder Operationen. Zusätzliches Anwendungsgebiet für Filmtabletten und Kapseln: Schmerzen bei primärer Dysmenorrhoe. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen<br />

Bestandteile; bei Patienten, die nach Einnahme von Acetylsalicylsäure oder anderen nicht-steroidalen Antirheumatika mit Asthma, Urtikaria oder allergischer Rhinitis reagiert haben; bei Patienten mit hämorrhagischer Diathese; bei Patienten<br />

mit aktiven Ulcera oder chronischen Entzündungen des oberen oder unteren Gastrointestinaltraktes und bei Patienten mit diesen Erkrankungen in der Anamnese; bei Patienten mit Nierenerkrankungen in der Anamnese oder eingeschränkter<br />

Nierenfunktion; bei Patienten mit Herzinsuffizienz und Leberfunktionsstörungen; bei Patienten mit Blutbildungsstörungen; Behandlung postoperativer Schmerzen nach einer koronaren Bypass-Operation (CABG); Schwangerschaft im 3.<br />

Trimenon. Pharmakotherapeutische Gruppe: Nichtsteroidale Antiphlogistika und Antirheumatika, ATC-Code: M01 AG01. Inhaber der Zulassung: Pfizer Corporation Austria Ges.m.b.H., Wien. Stand der Information: 03/<strong>2010</strong>. Rezeptpflicht/Apothekenpflicht:<br />

Rezept- und apothekenpflichtig. Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft<br />

und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />

Quetialan ® 25 mg Filmtabletten, Quetialan ® 100 mg Filmtabletten, Quetialan ® 200 mg Filmtabletten, Quetialan ® 300 mg Filmtabletten, Quetialan ® 4-Tage Startpackung. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotika,<br />

Diazepine, Oxazepine und Thiazepine. ATC-Code: N05A H04. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Quetialan ® Filmtablette enthält Quetiapinfumarat entsprechend 25/100/200/300 mg Quetiapin. Die Quetialan ®<br />

4-Tage Startpackung enthält 6 Quetialan ® 25mg Filmtabletten, 5 Quetialan ® 100mg Filmtabletten. Anwendungsgebiete: • Behandlung von Schizophrenie. • Behandlung moderater bis schwerer manischer Episoden. Es wurde nicht gezeigt,<br />

dass Quetialan ® das wiederholte Auftreten manischer oder depressiver Episoden verhindern kann. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels. Die gleichzeitige Anwendung<br />

von Cytochrom P450 3A4-Inhibitoren wie HIV-Proteaseinhibitoren, Azol-Antimykotika, Erythromycin, Clarithromycin und Nefazodon ist kontraindiziert. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern 25/100/200/300 mg/Startpackung: Calciumhydrogenphosphat<br />

wasser-frei, Lactose Monohydrat, mikrokristalline Cellulose, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A), Povidon, Magnesiumstearat. Tablettenüberzug: 25 mg: Hypromellose, Titandioxid (E171), Macrogol 400, Eisenoxid gelb (E172),<br />

Eisenoxid rot (E172). 100 mg: Hypromellose, Titandioxid (E171), Macrogol 400, Eisenoxid gelb (E172). 200 mg/300 mg: Hypromellose, Titandioxid (E171), Macrogol 400. Inhaber der Zulassung: Gerot Pharmazeutika, 1160 Wien. Abgabe: Rezept-<br />

und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen,<br />

Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen. Packungsgrößen: 25 mg: 6, 60 Stück, 100 mg: 30, 60, 90 Stück,<br />

200 mg: 30, 60 Stück, 300 mg: 30, 60 Stück, Startpackung: 6 x 25 mg, 5 x100 mg. 02/2009.


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42


Fachkurzinformation siehe Seite 48

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