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Journal für Ärztinnen und Ärzte<br />
Ausgabe 6/<strong>2010</strong><br />
P.b.b. • 04Z035830 M • Verlagspostamt: 9300 St. Veit/Glan • 19. Jahrgang<br />
verlagdermediziner
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42<br />
COVERSTORY<br />
6<br />
FORTBILDUNG<br />
Wie Sie (sich) den Rücken freihalten<br />
OA Dr. Thomas Rustler<br />
Update: Pulmonale Hypertension . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Dr. Maria-Klara Renner, Univ.-Prof. Dr. Irene Lang<br />
Vom metabolischen Syndrom zum vaskulären Ereignis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Prim. Dr. Bernd Zirm, Ass. Dr. Daniel Neuhauser<br />
Eine nicht so seltene Stoffwechslestörung: die<br />
familiäre Hypercholesterinämie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Mario Francesconi<br />
Osteoporose – von der 7. Diagnose zum<br />
therapierelevanten medizinischen Problem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr. Peter Peichl, MSc<br />
Thromboseprohylaxe in Orthopädie und Sportmedizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Dr. Patrick Vavken MSc FRSPH, Dr. Andreas Lunzer, Univ.-Prof. Dr. Josef G. Grohs<br />
Gelenkrheuma im Kindesalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
Prim. Dr. Kirsten Minden, Martina Niewerth, MPH<br />
FORUM MEDICUM<br />
Splitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
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Ergebnisse ausschließen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
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Eine Analyse der Studiendaten von 50.000 Patienten bestätigt das<br />
Sicherheitsprofil von Telmisartan und widerlegt eine rezente Publikation von<br />
Sipahi et al in Lancet Oncology . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
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MMag. Hafner<br />
Impressum: Verleger: Verlag der Mediziner gmbh. Herausgeber: Peter Hübler. Projektleitung: Peter<br />
Hübler. Redaktion: Dr. Csilla Putz-Bankuti, Jutta Gruber, Ewald Sternad. Anschrift von Verlag und Herausgeber:<br />
A-9375 Hüttenberg, Steirer Straße 24, Telefon: 04263/200 34, Fax: 04263/200 74. Produktion:<br />
Richard Schmidt, A-8020 Graz, Payer-Weyprecht-Straße 33–35, Telefon: 0316/26 29 88, Fax: 0316/26 29 93.<br />
Druck: Druckzentrum St. Veit. E-Mail: office@mediziner.at. Homepage: www.mediziner.at. Einzelpreis:<br />
€ 3,–. Erscheinungsweise: periodisch.<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Auf vielfachen Wunsch verzichten wir für eine bessere<br />
Lesbarkeit auf das Binnen-I und auf die gesonderte weibliche und männliche Form bei Begriffen<br />
wie Patient oder Arzt. Wir hoffen auf Ihr Verständnis und Ihre Zustimmung!<br />
6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />
INHALT UND IMPRESSUM<br />
Das Coverfoto gestaltete Lukas Dostal in der<br />
Ordination von OA Dr. Thomas Rustler. Behandelt<br />
wurde die Boxerin Romina Nemecek c.m.<br />
Einladung in den<br />
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„Goodies“ nahezu<br />
überschüttet.<br />
Siehe www.dinersclub.at<br />
Nähere Informationen auf<br />
Seite 42 und www.mediziner.at<br />
seite 3
FORUM MEDICUM<br />
Splitter<br />
Bei Kinderprofis<br />
Die typisch mitteleuropäische Angst,<br />
Kleinkinder würden – von ihrer Mutter<br />
alleingelassen – in Kindergärten und<br />
Krippen traumatisiert, verschwindet in<br />
Österreich zusehends. Seit den frühen<br />
70er-Jahren stieg die Zahl der Kindergartenkinder<br />
von 129.000 auf beachtliche<br />
209.000. Auch in den Kinderkrippen<br />
nahm (trotz eingeschränkter Angebote)<br />
die Zahl der betreuten 1–2-Jährigen zu,<br />
von 5.000 auf 21.000. Kinder brauchen<br />
jedenfalls tiefe, feste Beziehungen, aber<br />
keine „Marathonmütter“ als Langzeit-<br />
Entertainer.<br />
Heimkehr nach 150 Jahren?<br />
Manche Ärzte lieben ihre Standesvertretung<br />
und viele Apotheker detto. Ihr<br />
Status als halbstaatliche Institution erlaubt<br />
wirksame Formen der Interessensvertreung,<br />
die Querelen zwischen den<br />
Funktionären sind legendär. Die beiden<br />
Gesundheitsberufe scheinen sich mit der<br />
Zeit auseinandergelebt zu haben.<br />
Wenn da nicht dank der Unruhestifter<br />
aus Brüssel europakonforme Studienordnungen<br />
geschaffen werden müssten! Deshalb<br />
soll jetzt alles anders werden: Bundesministerin<br />
Beatrix Karl und ÖÄK-<br />
Präsident Walter Dorner wollen den Turnus<br />
abschaffen. (Bekanntlich eine jahrelange<br />
Prüfung junger Ärzte auf Frustrationstoleranz<br />
mit der Hoffnung, dass<br />
sie bald ins Ausland abwandern.)<br />
Stattdessen soll gleich nach dem Studium<br />
die Ausbildung zum Facharzt<br />
beginnen – oder zu einem neuen<br />
Spezialfach Allgemeinmedizin.<br />
Zusätzlich ist schon während des<br />
Studiums ein einjähriges Praxisjahr<br />
geplant. Das soll die jungen Ärzte<br />
schneller in die Spitäler und Ordi-<br />
1 Tropfen Blut<br />
„Gezielte Labordiagnostik ist sowohl<br />
medizinisch als auch wirtschaftlich sinnvoll,<br />
weil durch eine zeitgerechte Diagnose<br />
Folgekosten gespart werden können“,<br />
sagt Professor Thomas Schröck.<br />
Als Beispiel gilt neuerdings das leichte<br />
Schädel-Hirn-Trauma. Das Gros der<br />
Patienten wird bisher einer Computertomographie<br />
des Schädels unterzogen.<br />
Das ist nicht völlig risikolos; denn die<br />
Strahlenbelastung eines Schädel-CTs<br />
entspricht z.B. etwa 115 Thorax-Röntgenaufnahmen.<br />
Für den Ausschluss eines leichten<br />
SHTs kann auf die Labordiagnostik<br />
zurück gegriffen werden. Man misst den<br />
Wert des Proteins S100, das bei Schädigung<br />
des Nervengewebes kurz nach der<br />
Verletzung im Blut des Patienten zu finden<br />
ist. Mit dem Marker S100 können<br />
jetzt schwere Verletzungen ausgeschlossen<br />
werden. Der Gesundheitsökonom<br />
Thomas Schröck: “Wenn bei nur 20%<br />
der Patienten das CT durch einen S100-<br />
Test ersetzt wird, ergibt das eine Einsparung<br />
von rund 3 Millionen Euro pro<br />
Jahr in Österreich.“<br />
nationen bringen. Denn schon in ein paar<br />
Jahren wird ein Fachärztemangel<br />
befürchtet. Bravo! Wirklich gut gedacht.<br />
Auch die Apotheker haben Reformbedarf.<br />
Ihre vormals respektable<br />
Bezeichnung „Magister“ ist durch die<br />
inflationäre Vervielfachung in allerlei<br />
philosophischen und exotischen Studienrichtungen<br />
grob entwertet worden.<br />
Nun droht den Pharmazeuten gar ein<br />
„Bachelor“. Doch auch die Kammer der<br />
Apotheker plant mit Weitblick, während<br />
einzelne Institutsvorstände immer noch<br />
„Patient education“<br />
wie Medikament<br />
Prof. Dieter Conen, der Präsident der<br />
Schweizer Stiftung für Patientensicherheit,<br />
engagiert sich für den mündigen<br />
Patienten. Er soll wie ein mündiger Bürger<br />
die Entscheidungen selbst treffen<br />
und (wie die WHO will) die Gesundheit<br />
in die eigene Hand nehmen.Auch österreichische<br />
Daten zeigen, dass die Mehrheit<br />
gemeinsam mit dem Arzt über die<br />
beste Behandlung entscheiden möchte.<br />
Weil in der Honorierung der niedergelassenen<br />
Ärzte die Incentives falsch<br />
gesetzt sind – und weil pädagogische<br />
Fähigkeiten im Studium nicht gefördert<br />
werden – ist den Ärzten, so Conen, die<br />
„Patient education“ schon entglitten<br />
und könnte eine zentrale Aufgabe der<br />
Pflege werden. Dabei zeigen Diabetiker<br />
in Programmen mit regelmäßigen Schulungen,<br />
dass ihr Risiko, an die Dialyse zu<br />
kommen, blind zu werden oder amputiert<br />
um satte 30–40% sinkt. Natürlich<br />
wollen fast 90% diese Betreuung nicht<br />
mehr missen.<br />
bloß ihren Schrebergarten verteidigen<br />
wollen. Zur Diskussion steht jetzt eine<br />
strukturelle Angleichung an das Medizinstudium.<br />
Das Aspirantenjahr soll<br />
ebenfalls durch ein integriertes Praxisjahr<br />
ersetzt werden. Der Gang in die<br />
medizinsche Fakultät wäre nach längerer<br />
ständischer Eigenbrötlerei revolutionär!<br />
Nach rund 150 Jahren wären die<br />
pharmazeutischen Wissenschaften nicht<br />
mehr Selbstzweck. Apotheker werden<br />
in Zukunft wohl (wie Mediziner, Pfleger,<br />
Physiotherapeuten mit akademischen<br />
Abschluss) Teamplayer in einer<br />
interdisziplinären Mannschaft.<br />
Eine engere Verbindung der<br />
Studien in einer Fakultät brächte<br />
noch andere Vorteile. Wenn der<br />
eine weiß, was der andere kann,<br />
wird das Vertrauen gestärkt und<br />
die Zusammenarbeit verbessert. Es<br />
ist nämlich an der Zeit, die traditionellen<br />
Sticheleien zu beenden.<br />
Und wenn das funktioniert, ist<br />
das fast schon eine kleine<br />
Gesundheitsreform. mg<br />
seite 4 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>
Kochsalz-Risiko<br />
Der Wiener Nephrologe Walter Hörl<br />
lässt beim Salz nicht locker: 2–3 g/Tag<br />
decken den Bedarf an Salz. In der westlichen<br />
Welt nehmen die Menschen<br />
jedoch durchschnittlich 10–15 g täglich<br />
zu sich. Der Zusammenhang zwischen<br />
hohem Salzkonsum, arterieller Hypertonie<br />
und kardiovaskulären Erkrankungen<br />
wurde in vielen Studien belegt. Dabei<br />
stellt ein hoher Salzkonsum einen unabhängigen<br />
Risikofaktor für die Entwicklung<br />
einer KHK dar. Zudem wird die<br />
Effektivität von Antihypertensiva durch<br />
eine hohe Salzzufuhr gemindert.Auf der<br />
anderen Seite sind gerade Patienten mit<br />
einer therapieresistenten Hypertonie oft<br />
besonders salzsensitiv. Es konnte gezeigt<br />
werden, dass durch eine einwöchige salzarme<br />
Ernährung (3 g/Tag) der systolische<br />
bzw. der diastolische Blutdruck im<br />
Schnitt um 20 mmHg, bzw. um 10 mmHg<br />
sinkt. So wirksam ist kein Antihypertensivum<br />
in Monotherapie.<br />
Dass der exzessive Salzkonsum eine<br />
wichtige Rolle spielt, lässt sich an zwei<br />
Tatsachen festmachen. Erstens konnte<br />
selbst eine salidiuretischer Therapie (25<br />
COPD – Krise im Sommer?<br />
Besonders anstrengend ist das schwüle<br />
Wetter für COPD-Patienten zu verkraften;<br />
durch die abnehmende Vitalkapazität<br />
gerät das Herz zunehmend unter Druck.<br />
Beim Fortschreiten der Erkrankung findet<br />
man häufig eine Hypoxämie als Ausdruck<br />
einer Diffusionsstörung. Die Hypoxämie<br />
tritt zunächst bei Belastung, in der<br />
Folge auch im Schlaf und in Ruhe auf.<br />
Die feuchte Luft und die durch<br />
hohe Temperaturen steigenden<br />
Ozonwerte können zu einer<br />
akuten Verschlechterung der<br />
Symptome führen. Eine vom<br />
Pulmologen verordnete Sauerstoff-Langzeittherapie<br />
über eine<br />
Nasenbrille kann dann das<br />
Atmen leichter machen und das<br />
Herz entlasten.Auch die Lebenserwartung<br />
bessert sich, wenn die<br />
Sauerstoff-Langzeittherapie früh genug<br />
im Krankheitsverlauf eingesetzt und<br />
regelmäßig angewendet<br />
wird. Die Lebensqualität<br />
verbessert sich spontan,<br />
für die Patienten oft verblüffend.<br />
6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />
FORUM MEDICUM<br />
Splitter<br />
mg Hydrochlorothiazid) die intravasale<br />
Flüssigkeitsretention nicht ausreichend<br />
reduzieren, während durch die geringere<br />
Salzzufuhr das intravaskuläre Volumen<br />
abnahm. Zweitens tritt bei einer therapieresistenten<br />
Hypertonie häufig ein<br />
Aldosteronexcess auf, der wiederum zur<br />
vermehrten Natriumretention und zur<br />
Hypervolämie führt.<br />
Durch eine Verminderung der Salzaufnahme<br />
ließe sich die Zahl der Neu–<br />
erkrankungen bei KHK-, Schlaganfall-,<br />
und Myokardpatienten deutlich reduzieren<br />
und nicht zuletzt auch die Zahl<br />
der Todesfälle. Eine salzarme Ernährung<br />
verhindert zudem eine erhöhte<br />
Calcium-Ausscheidung mit dem Harn<br />
und damit Osteopenie und die Bildung<br />
calciumhaltiger Nierensteine.<br />
Angesichts dieser Tatsachen wird die<br />
Notwendigkeit deutlich, den Salzkonsum<br />
der Bevölkerung deutlich einzuschränken.<br />
Das Würzen mit frischen<br />
Kräutern und der Verzicht auf Fertiggerichte<br />
und Gewürzmischungen kann<br />
helfen, diese Vorgabe umzusetzen.<br />
Ob bei einem COPD-Patienten die<br />
Sauerstoffsättigung passt, kann mit einem<br />
Finger-Pulsoxymeter schnell und einfach<br />
überprüft werden. Das Screening des<br />
Hausarztes mit dem Finger-Pulsoxymeter<br />
stellt die Weichen:Wird ein SpO 2 von 87%<br />
oder weniger gemessen, ist die Überweisung<br />
an einen Pulmologen oder ein pulmologisches<br />
Zentrum anzuraten. Eine<br />
Blutgasanalyse entscheidet dann<br />
über die beste Form der Therapie.<br />
Interessenten für das Finger-<br />
Pulsoxymeter können sich an<br />
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ZEITREISE<br />
Die Eiserne Lunge<br />
hat ausgedient<br />
Am Oktober 2009 vestarb die Australierin<br />
June Middleton als letzte Patientin<br />
nach 60 Jahren im „Stahlsarg“. Trotz<br />
gesunden Humors – von der 83-Jährigen,<br />
einem Fan des Carlton Football-<br />
Teams (die Bilder der Spieler klebten<br />
auf der Maschine) wird folgender Satz<br />
kolportiert: „Wenn ich mit 49 Spielern<br />
schlafe brauche ich keine Decken" –<br />
kein sehr angenehmes Leben. June<br />
Middleton erkrankte 1949 zwei Wochen<br />
bevor sie heiraten wollte.<br />
Erfolgsgeschichte der Impfung<br />
Noch Mitte des 20. Jahrhunderts wurden<br />
Europa und Nordamerika von<br />
Polio-Epidemien heimgesucht. Berühmtestes<br />
Opfer: Präsident Franklin D. Roosevelt.<br />
Aus Epidemien in Deutschland<br />
1952/53 trugen 15.000 Patienten Lähmungen<br />
davon. In dieser Zeit guter<br />
hygienischer Bedingungen schlug die<br />
Erkrankung unbarmherzig zu. Das<br />
Paradoxon: Man nimmt an, dass Kinder<br />
dem Erreger davor so häufig ausgesetzt<br />
waren, dass sie eine natürliche Immunität<br />
dagegen entwickelt haben. Wen die<br />
Polio in Zeiten guter Hygiene ohne<br />
Impfschutz trifft, der hat keine schützenden<br />
Abwehrkräfte. Polio führt nur<br />
bei 10% der Infizierten zu Symptomen.<br />
Dank großer Impfprogramme wurde<br />
Europa 2002 als Poliofrei deklariert.<br />
Endemisch ist Polio heute nur noch in<br />
vier Ländern: Afghanistan, Pakistan,<br />
Indien, Nigeria. Der Österreichische<br />
Impfplan beinhaltet nicht zuletzt deshalb<br />
ab <strong>2010</strong> erstmals keine Polioimpfempfehlung<br />
mehr für Erwachsene. Eine<br />
Immunisierung im Säuglings- und Kindesalter<br />
ist ausreichend. ar<br />
seite 5
KONSERVATIVE ORTHOPÄDIE<br />
Coverstory<br />
Wie Sie (sich) den Rücken freihalten<br />
OA Dr. Thomas Rustler, Orthopädisches Spital Speising<br />
Die arbeitende Bevölkerung in den<br />
Industrienationen litt zu 56% im vergangenen<br />
Jahr unter Rückenschmerzen.<br />
In den belastenden Berufsgruppen<br />
waren es sogar 65%. Die Hauptlokalisation<br />
ist die Lendenwirbelsäule, also der<br />
typische „Kreuzschmerz“. 5–10% aller<br />
Kreuzschmerzpatienten entwickeln<br />
einen chronischen Schmerz, der sehr<br />
schwer zu therapieren ist. 85% dieser<br />
Schmerzen sind allerdings unspezifisch,<br />
das heißt: Dem Schmerz liegt keine<br />
durch bildgebende Verfahren darstellbare<br />
Pathologie zugrunde. Die Ursachen<br />
des Problems sind Funktionsstörungen<br />
wie segmentale Hyper- oder<br />
Hypomobilitäten, muskuläre Dysbalancen,<br />
Bänderschmerzen oder Koordinationsstörungen<br />
– Beschwerden mit einer<br />
guten Prognose bei rascher Behandlung.<br />
seite 6<br />
„Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.“<br />
Aristoteles<br />
Chronifizierung vermeiden<br />
Der Hausarzt als erste Anlaufstelle<br />
bei unspezifischen Rückenschmerzen<br />
hat die beste Chance, schnelle und suffiziente<br />
Hilfe zu leisten und eine drohende<br />
Chronifizierung zu verhindern.<br />
Wichtig ist, im Gespräch zu „deeskalieren“,<br />
also zu beruhigen, Optimismus zu<br />
verbreiten, die oft übertriebene Aufmerksamkeit<br />
des Patienten bezüglich<br />
seines Problems zu zerstreuen.<br />
Die Therapie des chronischen Schmerzes<br />
muss dann oft multimodal sein,<br />
neben einer rein medikamentösen<br />
Schmerztherapie ist sehr viel Bewegungstherapie<br />
vonnöten. Weil mit der<br />
zunehmenden Schmerzdauer (chronisch<br />
ist per definitionem länger als drei<br />
Monate) die subjektive Schmerzschwelle<br />
ständig sinkt, verursachen später schon<br />
„normale“ Bewegungen plötzlich starke<br />
Be-schwerden. Der Patient wird sukzessive<br />
empfindlicher.Aus diesem Grund ist<br />
eine neurologische Komedikation zu<br />
empfehlen, und im Idealfall auch eine<br />
psychologische Unterstützung zur<br />
Schmerzbewältigung. Die traurige Alternative<br />
zu dieser komplexen Therapie ist<br />
eine dramatische Verringerung der<br />
Lebensqualität und eine schlechtere<br />
Position am Arbeitsmarkt – bis hin zur<br />
Berufsunfähigkeit.<br />
Yellow Flags<br />
So genannte Yellow Flags deuten auf<br />
ein erhöhtes Risiko hin, einen chronischen<br />
Schmerz zu entwickeln. Zu diesen<br />
individuellen Dispositionen zählen<br />
erhebliche aktuelle Belastungen und<br />
Traumatisierungen, depressive Verstimmungen,<br />
sozialer Rückzug aufgrund<br />
der Schmerzen oder hypochondrische<br />
Ängste. Personen, die<br />
zum „Katastrophisieren“ neigen<br />
(zum Beispiel die Überzeugung, dass<br />
die Schmerzen gefährlich sind) und<br />
bewegungsarme Patienten mit einem<br />
unangemessenen Angstvermeidungsverhalten<br />
haben ein erhöhtes<br />
Risiko, ihre Beschwerden zu chronifizieren.<br />
Auch verschiedene soziale Faktoren,<br />
Substanzmissbrauch,geringer Bildungsgrad,<br />
ein Pensionierungswunsch aufgrund<br />
partieller gesundheitlicher<br />
Einschränkungen und ein geringes<br />
Gesundheitsbewusstsein (Übergewicht,<br />
Nikotin) fördern oft die Chronifizierung<br />
von Schmerzen.<br />
DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>
Red Flags<br />
Red Flags nennen wir Alarmsymptome,<br />
bei denen der Arzt an eine spezifische<br />
Schmerzursache denken sollte.<br />
Beispiele hierfür wären Hinweise auf<br />
eine frische Verletzung, neurologische<br />
Ausfälle, Symptome eines entzündlichen<br />
oder tumorösen Geschehens, die<br />
Zunahme, aber auch die Persistenz der<br />
Beschwerden trotz Therapie sowie<br />
Schmerzen auch in Ruhe. Auch ein<br />
unklares, allgemeines Krankheitsgefühl<br />
und Fieber können auf spezifische<br />
Schmerzursachen hinweisen. Vorsicht<br />
geboten ist auch bei Patienten, die eine<br />
Langzeittherapie mit Steroiden oder<br />
Immunsuppressiva bekommen.<br />
Hilfe an vorderster Front<br />
Wann kann der Hausarzt also helfend<br />
eingreifen? Bei Verdacht auf spezifische<br />
Schmerzen ist die rasche Überweisung<br />
zum Facharzt indiziert. Unspezifische<br />
Beschwerden sollten durch ein Maßnahmenpaket<br />
behandelt werden: Orale<br />
NSAR oder eine sofortige Infiltration<br />
helfen über den akuten Schmerz hinweg.<br />
Dann können Physiotherapie oder<br />
Wirbelsäulengymnastik<br />
einen Teil der<br />
Nachsorge bilden.<br />
Osteopathische und<br />
manuelle Medizin<br />
wie die Spineliner-<br />
Behandlung können<br />
für die stark<br />
belasteten Patienten<br />
segensreich sein.<br />
Sehr wichtig ist es<br />
auch, den Patienten<br />
darüber aufzuklären,<br />
dass die instinktive<br />
Schonhaltung kontraproduktiv<br />
ist und<br />
die Beschwerden<br />
meistens verstärkt.<br />
Viele Sportarten<br />
können und sollen ungehindert ausgeübt<br />
werden, denn eine „Schonung“ führt<br />
zu einer weiteren Abnahme der Wirbelsäulenbeweglichkeit<br />
und Muskelkraft.<br />
Lediglich bei Sportarten mit viel „Stopand-go“<br />
ist Zurückhaltung geboten, da<br />
diese Form der Belastung besonders<br />
ungünstig für die Wirbelsäule ist. Beispiele<br />
für belastende Sportarten sind<br />
Tennis (vor allem die Aufschläge), falsches<br />
Brustschwimmen, Mountainbikes<br />
mit schlechter Federung, Rennradfahren<br />
mit stark gekrümmten Rücken und<br />
6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />
sogar tatsächlich eine falsche Technik<br />
beim Golfspielen.<br />
Vorbeugen<br />
Behandlung ist gut, Sekundärprävention<br />
ist besser! Nach diesem Motto sollte<br />
der Hausarzt handeln und jedem<br />
Patienten zu einem prophylaktischen<br />
Wirbelsäulentraining raten. Denn die<br />
Volksseuche Rückenschmerz hat ihre<br />
Hauptursache im Bewegungsdefizit der<br />
Büro- und Fernsehgesellschaft. Zehn<br />
Minuten täglich in der Früh sind ausreichend,<br />
um die Wirbelsäulenmuskulatur<br />
zu stärken und erneuten Beschwerden<br />
vorzubeugen. Die Muskulatur wird aufgewärmt,<br />
die Bewegungen werden koordinierter<br />
und der Rücken somit bereit für<br />
den Tag. Unterbrechungen langer Sitzeinheiten<br />
kommen der Wirbelsäule sehr<br />
zugute, gerade bei Kindern ist das sehr<br />
wichtig. Mehrere Stunden am Stück still<br />
zu sitzen ist nämlich der größte Feind des<br />
Bewegungsapparates. Deshalb häufen<br />
sich schon bei Volksschulkindern die<br />
Nackenschmerzen. Nach spätestens einer<br />
Stunde gehören sie einmal raus und für<br />
zehn Minuten bewegt. Das findet leider<br />
nicht statt. Entscheidend ist: Es kommt<br />
gar nicht auf die Dauer der Aktivität an,<br />
sondern dass sie häufig stattfindet. Häufig<br />
und kurz, so wie die adäquate Wirbelsäulenheilgymnastik.<br />
Zur Rezidivprophylaxe ist es nützlich,<br />
dem Patienten Haltungsfehler bewusst<br />
zu machen. Junge Leute wissen oft nicht,<br />
dass die schlechte Haltung geradewegs<br />
zum Rückenschmerz führt. Nach jahrzehntelangen<br />
habituellen Fehlern können<br />
die Patienten ihre Haltung nicht<br />
mehr gleich und nachhaltig korrigieren.<br />
KONSERVATIVE ORTHOPÄDIE<br />
OA Dr. Thomas Rustler<br />
Orthopädisches Spital Speising<br />
Tel.: +43/1/879 25 52<br />
thomas.rustler@oss.at<br />
www.rustler.at<br />
Coverstory<br />
Sie sollten sich bewusst machen, wie die<br />
eigene Haltung aussieht und immer wieder<br />
korrigierend die Sitzposition verändern.<br />
Nützlich dafür sind Sitzhilfen, wie<br />
zum Beispiel ein Sitzball oder ein Sitzkissen.<br />
Diese ermöglichen ein instabiles<br />
Sitzen und fordern so ständig die Wirbelsäulenmuskulatur.<br />
Wenn es doch einmal<br />
zu spät ist…<br />
Wenn sich der Hausarzt mit einem<br />
chronischen Schmerz konfrontiert sieht,<br />
darf er nicht zögern, seinen Patienten an<br />
einen Facharzt zu überweisen. Eine sehr<br />
gute und umfassende Therapieoption<br />
stellt ein stationärer Aufenthalt im<br />
orthopädischen Spital Speising dar. Dieser<br />
beträgt in etwa zwei Wochen. Um<br />
den Patienten von den chronischen<br />
Schmerzen zu befreien,wird ein intensives<br />
Therapieschema angeboten. Es beginnt<br />
bei medikamentösen Therapien per<br />
Infusion, bei Infiltrationsbehandlungen<br />
(auch unter Röntgenkontrolle), bei<br />
minimal-invasiven Eingriffen (wenn<br />
notwendig, werden beispielsweise Sonden<br />
zur Denervierung eingesetzt) und<br />
Radiofrequenztherapie. Unterstützt wird<br />
das Programm mit<br />
intensiver Physiotherapie,<br />
einzeln oder in<br />
der Gruppe, sowie<br />
einer Trainingstherapie<br />
bei Bedarf; es gibt<br />
Kletterwände und<br />
Kraftgeräte. Auch das<br />
koordinative Training<br />
kommt nicht zu kurz.<br />
Unterwasser-Therapie,<br />
physikalische Elektround<br />
Wärmetherapie<br />
und ergotherapeutische<br />
Beratung sind<br />
weitere Verbündete im<br />
Kampf gegen den<br />
chronischen Rückenschmerz.<br />
Es gibt auch<br />
eine psychologische<br />
Unterstützung, sowie Entspannungstrainingsmöglichkeiten.Komplementärmedizinische<br />
Methoden, manuelle Medizin,<br />
osteopathische Medizin und Akupunktur<br />
ergänzen das weite Spektrum der<br />
Behandlung in Speising.<br />
seite 7
PULMONALE HYPERTENSION<br />
Fortbildung<br />
Update: Pulmonale Hypertension<br />
Dr. Maria-Klara Renner, Univ.-Prof. Dr. Irene Lang<br />
Im Februar 2008 fand in Dana Point,<br />
Kalifornien, das „4th World Symposium<br />
on Pulmonary Hypertension“ statt, in<br />
dessen Rahmen internationale Experten<br />
über die neuesten Erkenntnisse auf<br />
dem Gebiet der Pulmonalen Hypertension<br />
(PH) diskutierten.<br />
Obwohl diese Krankheit bereits vor<br />
über 100 Jahren beschrieben wurde, gibt<br />
es bis heute keine umfassende Erklärung<br />
der Pathogenese, und auch die Aussicht<br />
auf eine kurative Therapie dieser Erkrankung<br />
ist derzeit nicht gegeben. Die<br />
idiopathische Form (iPAH) führt unbehandelt<br />
innerhalb von drei Jahren zum<br />
Tod.<br />
Der folgende Übersichtsartikel beinhaltet<br />
Epidemiologie, Diagnose und<br />
Therapie der Pulmonalen Hypertension<br />
mit besonderer Berücksichtigung der<br />
Änderungen seit „Dana Point 2008“.<br />
Definition<br />
Von einer pulmonalen Hypertension<br />
spricht man, wenn der Mitteldruck im<br />
pulmonal-arteriellen System (mPAP) in<br />
Ruhe 25 mmHg überschreitet. Werte bis<br />
20 mmHg gelten als normal, bei Werten<br />
zwischen 21 mmHg und 25 mmHg soll<br />
künftig von einer grenzwertigen pulmonalen<br />
Hypertonie (Borderline PH) gesprochen<br />
werden. Die bisherige ergänzende<br />
Definition der PH – ein Anstieg<br />
des mPAP auf Werte über 30 mmHg bei<br />
Belastung – wurde wegen fehlender Evidenz<br />
vorläufig fallen gelassen. Als Folge<br />
des erhöhten Lungendrucks resultieren<br />
eine erhöhte Druckbelastung des rechten<br />
Herzens und später eine Rechtsherzinsuffizienz.<br />
Klassifikation<br />
Auch in der Klassifikation gibt es<br />
Änderungen. Zum Zeitpunkt des ersten<br />
Weltkongresses über Lungenhochdruck<br />
1973 in Genf unterschied man eine primäre<br />
(idiopathische) und eine sekundäre<br />
Form der PH. Dieses Konzept<br />
wurde aber nach den WHO-Symposien<br />
1993 in Evian und 2003 in Venedig aufgrund<br />
neuer Erkenntnisse über Pathophysiologie,<br />
Molekularbiologie und<br />
Klinik der PH verlassen. Die „Venedig-<br />
Klassifikation“ unterscheidet fünf Hauptgruppen,<br />
wobei die sogenannte primär<br />
pulmonale Hypertension (PPH) heute als<br />
idiopathische pulmonal-arterielle Hypertension<br />
(iPAH) bezeichnet wird.<br />
Während des vierten Weltsymposiums<br />
in Dana Point entschied eine internationale<br />
Expertenkonferenz, das Konzept<br />
dieser „Venedig Klassifikation“ beizubehalten<br />
(Tabelle 1). Dennoch wurden<br />
basierend auf Publikationen der letzten<br />
fünf Jahre leichte Modifikationen durchgeführt,<br />
die vor allem die Gruppe 1 der<br />
Venedig-Klassifikation, die pulmonalarterielle<br />
Hypertension (PAH) betreffen.<br />
In dieser Gruppe werden neben der idiopathischen<br />
PAH, die hereditäre Form, die<br />
Drogen- und toxininduzierte Form und<br />
die assoziierten Formen unterschieden.<br />
Epidemiologie<br />
Der Prototyp der PH, die idiopathische<br />
pulmonal-arterielle Hypertension<br />
(iPAH), ist mit einer Prävalenz von ein<br />
bis zwei pro einer Million eine äußerst<br />
seltene Erkrankung. Die idiopathische<br />
PAH betrifft häufiger Frauen als Männer.<br />
Wesentlich häufiger sind assoziierte<br />
Formen der PH. Alle Formen werden<br />
aufgrund des schleichenden Auftretens<br />
und der unspezifischen Symptomatik<br />
spät diagnostiziert.<br />
Pathogenese<br />
Die PH ist durch pulmonal-arterielle<br />
Drucksteigerung und progressive Obliteration<br />
des Gefäßbettes charakterisiert.<br />
Daraus resultiert eine rechtsventrikuläre<br />
Hypertrophie und/oder Dilatation, später<br />
eine Rechtsherzinsuffizienz und Tod<br />
durch Rechtsherzversagen.<br />
Histologisch werden Veränderungen in<br />
allen drei Schichten der pulmonal-arteriellen<br />
Gefäßwand beobachtet: konzentrische<br />
Intimaproliferation, Hypertrophie<br />
der Media und Fibroblastenproliferation<br />
der Adventitia. Typisch sind außerdem<br />
„plexiforme Läsionen“ (glomerulumartige<br />
Endothelzellwucherungen) und<br />
Thromben in den kleinen Pulmonalgefäßen.<br />
Bei familiärer PH konnten verschiedene<br />
Mutationen im „bone morphogenetic<br />
protein receptor II-Gen“ (BMPR II)<br />
nachgewiesen werden. Diese Mutationen<br />
treten bei familiärer PAH (bei 60%) und<br />
bei der sporadischen Form der PAH (in<br />
25% der Fälle) auf. Die Liganden für diesen<br />
Rezeptor sind Mitglieder der TGFβ–<br />
Familie und sind für Differenzierung, Proliferation<br />
und Apoptose vieler Zelltypen<br />
wichtig. Auch Mutationen im Serotonin-<br />
Transporter-Protein können zur Erkrankung<br />
beitragen.<br />
Der Zusammenhang zwischen diesen<br />
Mutationen und den histologischen Veränderungen<br />
ist aber noch unklar. Auch<br />
der pathogenetische Effekt von Appetitzüglern,<br />
Drogen, Autoimmunerkrankun-<br />
seite 8 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />
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42
Fachkurzinformation siehe Seite 41
PULMONALE HYPERTENSION<br />
Fortbildung<br />
gen und Infektionen (Gruppe 1.2), die zu<br />
ähnlichen morphologischen und histologischen<br />
Veränderungen führen, muss<br />
noch geklärt werden.<br />
Diagnostik<br />
Schlüssel zur Diagnose sind eine ausführliche<br />
Anamnese und eine sorgfältige<br />
klinische Krankenuntersuchung. Zur<br />
Abklärung sollten die Betroffenen an<br />
ein spezialisiertes Zentrum überwiesen<br />
werden. Einem Screening sollten nur<br />
Patienten unterzogen werden, bei denen<br />
das Risiko, eine PH zu entwickeln, deutlich<br />
erhöht ist. Dazu gehören Patienten<br />
mit bekannter BMPR2-Mutation, Sklerodermie<br />
und Patienten mit portaler<br />
Hypertension, die für eine Lebertransplantation<br />
evaluiert werden.<br />
Ziele der diagnostischen Evaluierung<br />
Funktionelle Beurteilung<br />
des Schweregrades<br />
Die funktionelle Klassifikation erfolgt<br />
anhand der NYHA-Kasse I–IV (New<br />
York Heart Association). Patienten, die<br />
sich bei Diagnosestellung im Stadium<br />
NYHA I bzw. II befinden, haben eine<br />
mittlere Überlebensdauer von sechs<br />
Jahren verglichen mit einem mittleren<br />
Überleben von 2,5 Jahren bzw. sechs<br />
Monaten in bereits fortgeschrittenen<br />
Stadien NYHA III und IV.<br />
Eine weitere Möglichkeit bietet der<br />
Sechs-Minuten-Gehtest (6 Minute Walk<br />
Distance, 6 MWD), der einen guten prognostischen<br />
Aussagewert besitzt. Die maximale<br />
Sauerstoffaufnahme (peak VO 2), die<br />
während einer Fahrradergometrie bestimmt<br />
wird, stellt ebenfalls einen unabhängigen<br />
Prädiktor der Mortalität dar.<br />
Zuordnung zu einer der PH-Gruppen<br />
Um jedem Betroffenen die optimale<br />
Therapiestrategie zu gewähren, sind eine<br />
exakte Diagnostik und eine richtige<br />
Zuordnung zu einer der fünf Hauptgruppen<br />
unerlässlich.<br />
Klinik<br />
Beschwerden treten meist schleichend<br />
auf und manifestieren sich erst bei einem<br />
Verlust von über 60% des Pulmonalgefäßbettes.<br />
Dyspnoe (vor allem belastungsabhängige<br />
Atemnot) ist zwar ein<br />
häufiges Frühsymptom, aber kein Leitsymptom.<br />
Müdigkeit, Thoraxschmerzen,<br />
rezidivierende Synkopen unter Belastung<br />
und bei Hustenattacken, Hämoptysen<br />
(bei allen Formen einer pulmonalen<br />
Hypertonie möglich) und Schwindel<br />
sind weitere Symptome.<br />
Status<br />
Der Auskultationsbefund der Lunge<br />
ist meistens unauffällig. Beobachtet werden<br />
Tachykardie, Zyanose, hebende Pulsationen<br />
des rechten Ventrikels links<br />
parasternal oder im Epigastrium und<br />
gestaute Jugularvenen. Der zweite Herzton<br />
ist betont, ein pansystolisches Herzgeräusch<br />
ist als Hinweis auf Trikuspidal–<br />
insuffizienz zu hören. Gelegentlich ist<br />
eine Pulmonalinsuffizienz auskultierbar.<br />
Labor<br />
Die Blutgasanalyse ist im Frühstadium<br />
unauffällig, später ist pO 2 ernied-<br />
rigt, pCO 2 erhöht, später erniedrigt, und<br />
HCO 3 erhöht. Das rote Blutbild zeigt im<br />
fortgeschrittenen Stadium einer PH<br />
assoziiert mit kongenitaler Herzerkrankung<br />
oder Hypoxämie eine Polyglobulie<br />
und einen Hämatokrit > 50%.<br />
seite 10 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />
EKG<br />
Das EKG hat in der Diagnostik der PH<br />
eine Spezifität und Sensitivität von 70%<br />
bzw. 55%. Die EKG-Zeichen der Rechtsventrikeldysfunktion<br />
sind Rechtsschenkelblock,<br />
Zeichen einer Rechtsherzhypertrophie<br />
(R > S in V1) und Zeichen der<br />
rechtsventrikulären Repolarisationsstörung<br />
(right ventricular strain).<br />
Lungenröntgen<br />
Typisch sind abrupte Kaliberschwankungen<br />
der Pulmonalgefäße mit dilatierten<br />
zentralen Pulmonalarterien und Ver-<br />
Tabelle 1<br />
Aktuelle klinische Klassifikation der Pulmonalen Hypertension (Dana Point, 2008)<br />
1. Pulmonal-arterielle Hypertension (PAH)<br />
1.1. Idiopathische PAH (iPAH)<br />
1.2. Hereditäre PAH (hPAH)<br />
1.2.1. BMPR2<br />
1.2.2. ALK1, endoglin (mit oder ohne hereditäre hämorrhagische Teleangiektasien)<br />
1.2.3. Unbekannt<br />
1.3. assoziiert mit Medikamenten und Giftstoffen<br />
1.4. assoziiert mit<br />
1.4.1. Bindegewebserkrankungen<br />
1.4.2. HIV-Infektion<br />
1.4.3. Portaler Hypertension<br />
1.4.4. Kongenitalen Herzerkrankungen<br />
1.4.5. Schistosomias<br />
1.4.6. Chronischer hämolytischer Anämie<br />
1.5. Persistierende Pulmonale Hypertension beim Neugeborenen<br />
1’ Pulmonale veno-okklusive Erkrankung (PVOD) und/oder pulmonale kapilläre Hämangiomatose (PCH)<br />
2. Pulmonale Hypertension bei Erkrankungen des linken Herzens<br />
2.1. Systolische Dysfunktion<br />
2.2. Diastolische Dysfunktion<br />
2.3. Klappenerkrankungen<br />
3. Pulmonale Hypertension bei Lungenerkrankungen und/oder Hypoxie<br />
3.1. Chronisch obstruktive Lungenerkrankung<br />
3.2. Interstitielle Lungenerkrankung<br />
3.3. Andere Lungenerkrankungen mit gemischter restriktiver and obstruktiver Komponente<br />
3.4. Schlafapnoesyndrom<br />
3.5. Alveoläre Hypoventilation<br />
3.6. Chronische Höhenkrankheit<br />
3.7. Anlagebedingte Fehlbildungen<br />
4. Chronisch thromboembolische Pulmonale Hypertension (CTEPH)<br />
5. Pulmonale Hypertension unklarer multifaktorieller Mechanismen<br />
5.1. Hämatologische Erkrankungen: Myeloproliferative Erkrankungen, Splenektomie<br />
5.2. Systemische Erkrankungen: Sarkoidose, pulmonale Langerhanszell-Histiozytose:<br />
Lymphangioleiomyomatose, Neurofibromatose, Vaskulitis<br />
5.3. Metabolische Erkrankungen: Glykogenspeicherkrankheiten, Gaucher-Erkrankung,<br />
Schilddrüsenerkrankungen<br />
5.4. Andere (Tumor, Mediastinitis, dialysepflichtige chronische Niereninsuffizienz)
lust peripherer Blutgefäße. Außerdem<br />
kann im Thoraxröntgen eine Vergrößerung<br />
des rechten und/oder linken Ventrikels<br />
beobachtet werden.<br />
Ventilations/Perfusions-Scan<br />
der Lunge (V/Q-Scan)<br />
Der V/Q-Scan ist für die Diagnose der<br />
CTEPH (chronisch thromboembolische<br />
pulmonale Hypertension) wichtig. Diese<br />
Form der PH (Gruppe 4 der Dana-<br />
Point-Klassifikation) entsteht durch einzelne<br />
oder multiple Lungenembolien.<br />
Normalerweise lösen sich diese pulmonalen<br />
Thromboembolien völlig auf, bei<br />
Patienten mit CTEPH hingegen ist die<br />
Resolution gestört, die Lungengefäße<br />
bleiben verschlossen und führen zu<br />
einer Widerstandserhöhung im kleinen<br />
Kreislauf. Ein segmental positiver V/Q-<br />
Scan ist diagnostisch für CTEPH.<br />
Transthorakale Echokardiographie (TTE)<br />
Die TTE ist sehr wichtig für die Diagnose<br />
der PH und stellt auch eine gute<br />
Screening-Methode dar. Parameter zur<br />
Beurteilung einer pulmonalen Hypertension<br />
sind interventrikuläre Septumbewegungen,<br />
rechtsventrikuläre Masse,<br />
Dicke der rechtsventrikulären Wand<br />
und Trikuspidalregurgitationen. Auch<br />
der Ausschluss von anderen kardialen<br />
Erkrankungen ist durch eine TTE möglich.<br />
Wenn andere Ursachen wie Linksherzerkrankung<br />
und fortgeschrittene<br />
Lungenerkrankungen ausgeschlossen<br />
worden sind, sollten alle Patienten mit<br />
unklarer Dyspnoe und einem geschätzten<br />
rechtsventrikulären Druck von über<br />
40 mmHg einer weiterführenden PH-<br />
Abklärung zugeführt werden.<br />
Computertomographie (CT)<br />
Die Spiral-CT-Untersuchung mit<br />
intravenöser Kontrastmittelgabe stellt<br />
eine aussagekräftige Diagnosemöglichkeit<br />
dar. Vor allem für die Beurteilung<br />
des Lungenparenchyms und der herznahen<br />
Lungengefäße ist das CT sehr gut<br />
geeignet.<br />
Rechtsherzkatheter<br />
Die endgültige Diagnose einer Pulmonalen<br />
Hypertension kann nur durch<br />
einen Rechtsherzkatheter gestellt werden.<br />
Durch Messung des Lungengefäßwiderstandes<br />
(pulmonary vascular resistence<br />
PVR), des Herzindex (Cardiac<br />
Index CI) und des Vorhofmitteldrucks<br />
6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />
(mean right atrial pressure mRAP) können<br />
Aussagen über den Schweregrad<br />
und die Prognose des(r) Betroffenen<br />
getroffen werden.<br />
Hämodynamische Austestung<br />
Grundsätzlich werden alle Patienten<br />
mit einer dokumentierten Pulmonalen<br />
Hypertension mittels Rechtsherzkatheter<br />
hinsichtlich ihrer pulmonal-vaskulären<br />
Gefäßreaktivität untersucht. Als<br />
Responder werden diejenigen Patienten<br />
angesehen, bei denen der pulmonal-arterielle<br />
Mitteldruck (mPAP) um mindestens<br />
10 mmHg unter 40 mmHg abfällt.<br />
Ungefähr 10% aller Erwachsenen mit<br />
idiopathischer PAH sind Responder. Bei<br />
diesen Patienten ist eine hochdosierte<br />
Kalziumkanalblocker-Therapie indiziert.<br />
Echte Responder haben mit einem<br />
Fünf-Jahres-Überleben von fast 95%<br />
eine ausgezeichnete Prognose.<br />
Pulmonalisangiographie<br />
Für Patienten mit CTEPH stellt die<br />
chirurgische Thrombendarterektomie<br />
eine Heilungsmöglichkeit dar. Um diese<br />
Operation zu planen, ist eine Pulmonalarterienangiographie<br />
unumgänglich.<br />
Therapie<br />
Eine wesentliche Neuerung seit Dana<br />
Point betrifft den Therapiealgorithmus:<br />
Erstmals wird nun auch für Patienten,<br />
die sich im funktionellen Stadium<br />
NYHA II befinden, eine gezielte Therapie<br />
empfohlen.<br />
Therapieziele der PH sind eine Verbesserung<br />
der Symptomatik, der Lebensqualität<br />
und des Überlebens. Zur Beurteilung<br />
des Behandlungserfolgs werden<br />
Veränderungen der funktionellen Kapazität<br />
(Sechs-Minuten-Gehtest, Ergometrie<br />
etc.) und der Hämodynamik herangezogen.<br />
Eine wichtige Neuerung aus<br />
Dana Point ist, dass bei unzureichendem<br />
Ansprechen auf eine Monotherapie der<br />
Kombinationstherapie ein wesentlich<br />
höherer Stellenwert zugerechnet wird als<br />
in früheren Empfehlungen. Das ist allerdings<br />
durch Studien immer noch wenig<br />
belegt.<br />
Konventionelle Therapie<br />
Antikoagulierung<br />
Thromben in den kleinen Widerstandsgefäßen<br />
der Lunge sind ein häufi-<br />
PULMONALE HYPERTENSION<br />
Fortbildung<br />
ges Phänomen bei PH. Basierend auf<br />
einer prospektiven und zwei retrospektive<br />
Studien wird eine orale Antikoagulation<br />
aller Patienten mit iPAH empfohlen.<br />
Als Zielwert empfiehlt die European<br />
Society of Cardiology eine INR von 1,5–<br />
2,5. Bezüglich der Antikoagulation bei<br />
assoziierten Formen der PAH gibt es nur<br />
wenige Daten. Nach internationalem<br />
Expertenkonsensus wird diesen Patienten<br />
erst in fortgeschrittenem Stadium der<br />
Erkrankung (z.B. Patienten unter kontinuierlicher<br />
i.v.Therapie) eine Antikoagulation<br />
empfohlen.<br />
Diuretika<br />
Diuretika werden zur Behandlung der<br />
Rechtsherzinsuffizienz verwendet, die<br />
bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf<br />
zu Aszites und peripheren Ödemen führen<br />
kann. Durch ihre Aldosteron antagonisierende<br />
Wirkung werden Kalium<br />
sparende Diuretika bevorzugt, die einmal<br />
täglich verabreicht werden. Patienten<br />
sollten körperliche Anstrengung<br />
meiden, da diese zur dramatischen Steigerung<br />
des Pulmonalgefäßdrucks führen<br />
kann.<br />
Glykoside<br />
Glykoside werden zur Prävention von<br />
atrialen Arrhythmien eingesetzt. Bis jetzt<br />
konnte noch kein positiv-inotroper Effekt<br />
auf den rechten Ventrikel von Digitalis<br />
und Dobutamin gezeigt werden.<br />
Spezifische Vasodilatoren<br />
Kalziumkanalblocker<br />
Nur bei Patienten mit Responderstatus<br />
werden Kalziumkanal-Antagonisten<br />
empfohlen. Der Erfolg der Behandlung<br />
muss konsequent dokumentiert werden.<br />
Wenn Patienten, die per definitionem<br />
als „akute Responder“ bezeichnet werden,<br />
unter Kalziumkanal-Blocker-Therapie<br />
nicht die funktionellen Stadien I<br />
oder II erreichen, sollte eine alternative<br />
oder zusätzliche PAH-Therapie angedacht<br />
werden.<br />
Prostazyklinanaloga<br />
Prostanoide haben vasodilative, antiproliferative,<br />
antiinflammatorische und<br />
antikoagulatorische Wirkung. Prostanoide<br />
können als intravenöse oder subkutane<br />
Dauerinfusion, oral oder inhalativ<br />
angewendet werden. Heute versucht<br />
man, als First-line-Therapie orale Medi-<br />
seite 11
PULMONALE HYPERTENSION<br />
Fortbildung<br />
kationen einzusetzen. Wichtig ist aber,<br />
den Zeitpunkt nicht zu verpassen, an<br />
dem ein Patient zusätzlich oder alternativ<br />
ein Prostanoid benötigt. Im aktuellen<br />
Therapiealgorithmus sind Prostanoide<br />
für Patienten in den NYHA-Stadien III<br />
und IV und für Patienten mit rechtsventrikulärer<br />
Dekompensation vorgesehen.<br />
Epoprostenol (Flolan ® ) wird intravenös<br />
verabreicht. Aufgrund der kurzen<br />
Halbwertszeit wird es ambulant mit<br />
Hilfe einer tragbaren Infusionspumpe,<br />
die mit einem permanenten Zentralvenenkatheter<br />
in Verbindung steht, verabreicht.<br />
Die Dosis kann nach Bedarf und<br />
Verträglichkeit verändert werden, limitierend<br />
ist hier das Auftreten von<br />
Nebenwirkungen wie gastrointestinale<br />
Symptome, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen<br />
oder Hypotonie.<br />
Inhalatives Iloprost (Ilomedin ® ) hat<br />
sich in der Praxis nicht durchgesetzt. Ein<br />
Grund dafür dürfte sein, dass Iloprost<br />
wegen der kurzen Halbwertszeit in<br />
90minütigen Intervallen eingenommen<br />
werden muss.<br />
Treprostinil (Remodulin ® ) wird subkutan<br />
verabreicht. Die Wirkung ist ähnlich<br />
gut wie die seines Benzidinanalogons<br />
Epoprostenol, bei Treprostinil sind<br />
vor allem Schmerzen an der Einstichstelle<br />
Therapie limitierend. Derzeit werden<br />
inhalative und orale Darreichungsformen<br />
erprobt.<br />
Photographer: Oliver Gast Digital Imaging:<br />
Beraprost ist ein oral aktives Prostazyklinanalogon,<br />
das bei leichter PAH<br />
(NYHA-Klasse I–II) angewendet wird.<br />
In den USA und Europa hat sich das<br />
Medikament aufgrund einer schlechten<br />
Balance zwischen Nebenwirkungsspektrum<br />
und Wirksamkeit nicht durchgesetzt,<br />
in Japan ist es allerdings für die Therapie<br />
der PAH zugelassen (Dorner).<br />
Endothelinrezeptor-Antagonisten (ERA)<br />
Endothelin ist ein starker Vasokonstriktor,<br />
der bei PH Patienten vermehrt<br />
gebildet wird und zu Vasokonstriktion<br />
und Remodeling führt. Zwei Endothelin-<br />
Rezeptoren sind bekannt (ET-A und ET-<br />
B), deren Blockade zu Gefäßerweiterung<br />
ohne Reflextachykardie und zur Verbesserung<br />
der endothelialen Funktion führt.<br />
Bosentan (Tracleer ® ) ist ein „dualer<br />
ERA“, d.h. es blockiert den Endothelin-<br />
Rezeptor A und B. Studien haben gezeigt,<br />
dass Bosentan die körperliche<br />
Belastbarkeit, Hämodynamik und möglicherweise<br />
das Überleben von Patienten<br />
mit PH verbessert. Allerdings trat bei 6–<br />
11% der Patienten eine reversible Erhöhung<br />
der Leberenzymwerte auf, weshalb<br />
monatliche Kontrollen der Transaminasen<br />
empfohlen werden.<br />
Selektive ERA – Sitaxentan (Thelin ® )<br />
und Ambrisentan (Volibris ® ) –, die nur<br />
den ET-A-Rezeptor blockieren, sind in<br />
Österreich bereits zugelassen.<br />
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Phosphodiesterase-Inhibitoren<br />
(PDE-Hemmer)<br />
Sildenafil (Viagra ® ) ist ein PDE-5-<br />
Hemmer, der zur Behandlung der erektilen<br />
Dysfunktion entwickelt wurde.<br />
Durch eine Erhöhung der intrazellulären<br />
Konzentration von zyklischem GMP<br />
(cGMP) wird der Tonus der glatten<br />
Gefäßmuskulatur herabgesetzt. In klinischen<br />
Studien konnten eine bessere<br />
Leistungsfähigkeit und Hämodynamik<br />
unter Therapie gezeigt werden.<br />
Chirurgische Therapieformen<br />
Atriale Septostomie<br />
Die Herstellung dieses Rechts-Links-<br />
Shunts ist bei Rechtsherzversagen und<br />
Synkopen trotz maximaler konservativer<br />
Therapie indiziert. Ziel ist eine Senkung<br />
des rechtsventrikulären enddiastolischen<br />
Druckes. Die Maßnahme kann<br />
auch als Überbrückung zu anderen Therapieformen<br />
genutzt werden.<br />
Pulmonale Thrombendarterektomie (PEA)<br />
Die PEA stellt für Patienten mit<br />
CTEPH die Therapie der Wahl dar. Bei<br />
dieser Operation werden der Thrombus<br />
und ein Teil der Gefäßmedia vom Pulmonalgefäß<br />
abpräpariert.<br />
Lungentransplantation<br />
Wenn sich der Zustand eines Patienten<br />
trotz maximaler medikamentöser<br />
Therapie nicht bessert, stellt die Lungentransplantation<br />
eine weitere Option<br />
dar. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate<br />
nach der ISHLT-Datenbank (International<br />
Society for Heart and Lung Transplantation)<br />
liegt dabei bei circa 50%.<br />
Dr. Maria-Klara Renner<br />
Univ.-Prof. Dr. Irene Lang<br />
Univ.-Klinik für Innere Medizin II<br />
Abteilung für Kardiologie<br />
Währinger Gürtel 18-20, A-1090 Wien<br />
maria.renner@meduniwien.ac.at<br />
irene.lang@meduniwien.ac.at<br />
seite 12 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />
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42
Fachkurzinformation siehe Seite 41
METABOLISCHES SYNDROM<br />
Fortbildung<br />
Vom metabolischen Syndrom zum<br />
vaskulären Ereignis<br />
Prim. Dr. Bernd Zirm (Bild), Ass. Dr. Daniel Neuhauser<br />
In den letzten Jahrzehnten haben<br />
zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen<br />
eine Vielzahl von Risikofaktoren<br />
aufgespürt, die das Gefäßsystem<br />
nachhaltig schädigen und damit Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen fördern.<br />
Das metabolische Syndrom ist ein<br />
heterogener Cluster von Stoffwechselerkrankungen<br />
und Hypertonie und<br />
repräsentiert ein Risikonetzwerk, dessen<br />
Einzelkomponenten ein erhöhtes<br />
Risiko für Erkrankungen wie Typ-II-<br />
Diabetes oder kardiovaskuläre Ereignisse<br />
anzeigen, die häufig mit einem<br />
akuten Koronarsyndrom oder apoplektischen<br />
Insult enden.<br />
Nach zahlreichen zum Teil widersprüchlichen<br />
Publikationen zur Beurteilung<br />
des metabolischen Syndroms als<br />
eigenständigen Risikofaktor bezüglich<br />
des kardiovaskulären Systems bescheinigen<br />
Analysen zuletzt einen positiven<br />
Zusammenhang zwischen dem Bestehen<br />
eines metabolischen Syndroms und<br />
dem kardiovaskulären Risiko, unabhängig<br />
von den Einzelkomponenten. Es gibt<br />
Hinweise, dass die Kombination der<br />
Faktoren ein größeres Risiko birgt als<br />
die der Einzelkomponenten. Wichtig ist<br />
zu beachten, dass sich die Gefahr durch<br />
die einzelnen Risikofaktoren nicht<br />
addiert, sondern multipliziert oder sogar<br />
potenzieren kann.<br />
Die Pathogenese des metabolischen<br />
Syndroms ist multifaktoriell, vor allem<br />
in der zu Grunde liegenden, meist vorhandenen<br />
Adipositas, zum anderen auch<br />
in der Insulinresistenz begründet. Vor<br />
allem die viscerale Adipositas, die gestörte<br />
Glukosetoleranz, die atherogene<br />
Dyslipidämie mit einer Hypertriglyceridämie,<br />
erhöhtes Cholesterin und erniedrigtes<br />
HDL sind Ausgangspunkt für<br />
pathologische Mechanismen, die am<br />
Gefäßendothel beginnen. Daneben finden<br />
wir häufig Nikotinkonsum, wenig<br />
Bewegung und falsche Ernährung.<br />
Einen ersten Schritt einer allgemein<br />
gültigen Definition zur Zusammenfassung<br />
der einzelnen Risikofaktoren<br />
setzte 1988 G. N. Reaven, indem er das<br />
„Syndrom X“ definierte. Die Definition<br />
des metabolischen Syndroms ist nach<br />
den großen Fachgesellschaften nicht<br />
ident und wurde in den letzten Jahren<br />
mehrmals modifiziert.<br />
Definition metabolisches Syndrom (IDF 2005)<br />
1. Zentrale Adipositas<br />
Taillenumfang von 94 cm oder mehr für Männer, 80 cm oder mehr für Frauen<br />
2. Zusätzlich zwei oder mehrere der folgenden vier Untersuchungsbefunde<br />
• Triglyceride > 150 mg/dl<br />
oder eine spezifische Therapie dieser Fettstoffwechselstörung<br />
• HDL-Cholesterin < 40 mg/dl für Männer, < 50 mg/dl für Frauen<br />
oder eine spezifische Behandlung dieser Fettstoffwechselstörung<br />
• RR systolisch > 130 mmHg systolisch oder > 85 mmHg diastolisch<br />
oder Behandlung einer bekannten Hypertonie<br />
Nüchtern-Plasmaglukose > 100 mg/dl oder ein bekannter Typ-II-Diabetes<br />
Tabelle 1<br />
In den verschiedenen Definitionen<br />
finden sich alle bekannten Faktoren,<br />
unterschiedlich ist hierbei die Stellung<br />
der Insulinresistenz. Diese repräsentiert<br />
zum Teil das zentrale Hauptelement<br />
(Syndrom X; World Health Organisation<br />
– WHO, 1999), zum Teil fehlt<br />
sie gänzlich (National Cholesterol Education<br />
Program – NCEP, 2002); oder<br />
ihre zentrale Stellung wurde von der<br />
visceralen Adipositas verdrängt (International<br />
Diabetes Federation – IDF,<br />
2005).<br />
Zuletzt wurde meist die aus kardiologischer<br />
und lipidologischer Sicht entstandene<br />
Definition nach der NCEP<br />
benutzt. Zur Feststellung eines metebolischen<br />
Syndroms müssen mindestens<br />
drei von fünf Untersuchungsergebnissen,<br />
die Taillenumfang, Triglyceride,<br />
HDL-Cholesterin, Blutdruck und Nüchtern-Blutglukose<br />
berücksichtigen, vorhanden<br />
sein.<br />
Strenger gefasst ist die von der IDF<br />
2005 vorgestellte Definition, bei der die<br />
viscerale Adipositas am Anfang steht<br />
und als wichtigster Befund beim metabolischen<br />
Syndrom vorausgesetzt wird.<br />
Zur Definition des metabolischen Syndroms<br />
gehört demnach immer eine<br />
zentrale Adipositas und zusätzlich müssen<br />
zwei oder mehrere von vier weiteren<br />
Untersuchungsbefunden gegeben<br />
sein.<br />
Bei der IDF-Definition gehen zusätzlich<br />
ethnische und geographische<br />
Unterschiede ein. Der Grenzwert für<br />
den Bauchumfang wird derzeit populations-<br />
und länderspezifisch festgelegt(Tabelle<br />
1).<br />
seite 14 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>
Die endotheliale Dysfunktion<br />
Die Bedeutung des Endothels für die<br />
lokale Regulation des Gefäßtonus ist<br />
unbestritten. Der wichtigste Mediator<br />
der endothelabhängigen Vasodilatation<br />
ist Stickstoffmonoxid (NO). Darüber<br />
hinaus hat NO auch multidisziplinäre<br />
Aufgaben wie die Inhibition von Leukozytenadhäsion<br />
und Plättchenaggregation<br />
sowie die Proliferationshemmung<br />
glatter Muskelzellen. Stickstoffmonoxid<br />
wird daher zurecht als antiatherogenes<br />
Molekül bezeichnet. Kommt es zu einer<br />
Verminderung der NO-Aktivität wird<br />
vereinfacht von Endotheldysfunktion<br />
gesprochen. Die klinische Forschung der<br />
letzten Jahre konzentrierte sich auf die<br />
Entwicklung nichtinvasiver Methoden,<br />
um Zusammenhänge zwischen kardiovaskulären<br />
Syndromen und Endothelfunktion<br />
zu untersuchen (z. B. Fluss vermittelnde<br />
Vasodilatation – FMD),<br />
andererseits wurde an der Verbesserung<br />
von Medikamenten gearbeitet, um dem<br />
Gefäßsystem einen möglich umfassenden<br />
Schutz zu bieten.<br />
Das endotheliale L-Arginin-NO-System<br />
wird durch die Schubspannung, also<br />
die Blutflussänderung ausgelöst bzw.<br />
durch Rezeptoragonisten wie Bradykinin<br />
stimuliert. NO diffundiert dabei zur<br />
glatten Gefäßmuskulatur und führt diese<br />
zur Dilatation, wobei die lösliche Guanylatzyklase<br />
und die Bildung von zyklischen<br />
GMP der Auslöser sind (Abbildung<br />
1).<br />
Beim metabolischen Syndrom ist die<br />
Regulation des Gefäßtonus, die Zelladhäsion<br />
als atherogener Faktor sowie<br />
die erhöhte Gefäßpermeabilität gestört.<br />
Dazu kommen weiters eine Verschiebung<br />
im Hämostase-Thrombolyse-Gleichgewicht<br />
sowie Entzündungsfaktoren, die<br />
durch Inflammation die Gleichgewichte<br />
auf Gefäßebene negativ beeinflussen<br />
(Abbildung 2).<br />
Im speziellen sind Leptin, Tumornekrosefaktor<br />
alpha (TNF-α) sowie Interleukin<br />
6 an der Entzündung maßgeblich<br />
beteiligt. Diese endokrin wirksamen<br />
Moleküle werden aus dem Fettgewebe<br />
sezerniert und wirken inflammatorisch<br />
bzw. proinflammatorisch. Unter anderem<br />
ist dies auch in einem erhöhten<br />
CRP (high sensitive CRP) nachweisbar.<br />
Das fibrinolytische System ist zudem<br />
massiv gestört, sodass durch den NO-<br />
Mangel die Hämostase und damit die<br />
Plaquebildung forciert wird. Daneben<br />
6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />
Blutfluss<br />
Scherkräfte<br />
L-Arginin-NO-System<br />
Ca++<br />
METABOLISCHES SYNDROM<br />
Rezeptoren<br />
Arginin Citrulin<br />
GTP – cycl. GMP<br />
spielen Proteine des Renin-Angiotensin-Systems<br />
eine negative Rolle. Es<br />
scheint daher in der Biologie des visceralen<br />
Fettes auch die Grundlage der<br />
endothelialen Dysfunktion verankert zu<br />
sein.<br />
Fettverteilung im Körper<br />
Für die klinisch praktischen Zwecke<br />
stellt die Messung des Taillenumfangs in<br />
Kombination mit der Messung der subkutanen<br />
Hautfaltendecke eine ausreichend<br />
gute Methode dar, um Patienten<br />
mit hohem Risiko für Adipositas assoziierte<br />
Begleiterkrankungen zu identifizieren.<br />
Neben der Blickdiagnose des<br />
klassischen Typ des Pyknikers stehen<br />
bildgebende Verfahren wie CT oder<br />
MRT zur Beurteilung des visceralen<br />
Fetts zur Verfügung. Dies sollte aber nur<br />
für wissenschaftliche Zwecke eingesetzt<br />
werden.<br />
Die viscerale Fettmasse unterliegt<br />
sowohl bei schlanken, als auch bei übergewichtigen<br />
Patienten nur geringen Schwankungen,<br />
während die subkutane Fettmasse<br />
sehr variabel ist und stärker von<br />
externen Faktoren bestimmt zu sein<br />
scheint. Neben der genetischen Disposition<br />
bestimmen Alter, Geschlecht und<br />
Energiebilanz die Fettverteilung und<br />
damit die viscerale Fettmasse. Neben der<br />
Fettverteilung wie „Apfeltyp oder Birnentyp“<br />
beeinflussen Hormone wie Östrogen<br />
und Androgen das Fettverteilungsmuster.<br />
Durch veränderte Energiezufuhr wird vor<br />
allem die subkutane Fettmasse, weniger<br />
die viscerale Fettmasse beeinflusst. Erst<br />
bei deutlichem Gewichtsverlust von etwa<br />
10% des Ausgangsgewichtes kommt es zu<br />
NO-Synthase<br />
NO<br />
Relaxation<br />
Fortbildung<br />
Abbildung 1<br />
- Bradykinin<br />
- Acetylcholin<br />
- Substanz P<br />
einer Abnahme der visceralen Fettmasse<br />
(Abbildung 3).<br />
Viscerale Adipositas und<br />
Insulinresistenz<br />
Zwischen visceraler Adipositas und<br />
Insulinresistenz gibt es klinische Hinweise,<br />
wobei bei Zunahme der visceralen<br />
Fettmasse die Insulinresistenz zunehmen<br />
dürfte.Als Mechanismen für den Zusammenhang<br />
wird die anatomische Lokalisation<br />
des visceralen Fettgewebes diskutiert,<br />
wobei Adipokine und Metaboliten<br />
aus dem visceralen Fettgewebe in das<br />
Pfortadersystem freigesetzt werden und<br />
damit unverdünnt in die Leber gelangen.<br />
Durch die metabolischen Besonderheiten<br />
des visceralen Fettgewebes haben<br />
Adipozyten des visceralen Fettgewebes<br />
eine geringere Insulinsensitivität als subkutane<br />
Fettzellen. Dies betrifft vor allem<br />
die antilipolytischen Effekte von Insulin,<br />
wobei als Ursachen eine verminderte<br />
Affinität des Insulinrezeptors und eine<br />
geringere Insulinrezeptorexpression im<br />
visceralen Adipozyten diskutiert werden.<br />
Weiters zeigen sich Unterschiede zwischen<br />
subkutanem und visceralem Fettgewebe<br />
hinsichtlich der Empfindlichkeit<br />
visceraler Adipozyten für die katecholaminduzierte<br />
Lipolyse. Vor allem scheint<br />
hier eine exklusive funktionelle Aktivität<br />
des Beta-3-Adrenorezeptors im visceralen<br />
Fettgewebe vorzuliegen, woraus eine<br />
signifikant höhere lipolytische Aktivität<br />
abzuleiten ist.<br />
Das Fettgewebe ist letztlich auch als<br />
endokrines Organ zu betrachten, da<br />
unter anderem das Sättigungshormon<br />
Leptin in diesem Organ synthetisiert<br />
seite 15
METABOLISCHES SYNDROM<br />
Fortbildung<br />
Relaxation<br />
Gefäßtonus<br />
Mediatoren<br />
und sezerniert wird. Daneben ist eine<br />
Vielzahl bioaktiver Peptide am Werk,<br />
die unter dem Gesamtbegriff Adipokine<br />
laufen.<br />
Neben den pathologischen Mechanismen,<br />
die vor allem durch viscerales Fett<br />
auftreten können, erscheint das Fettgewebe<br />
als Quelle für endotheliale Vorläuferzellen,<br />
so genannte Progenitorzellen<br />
zu dienen. Weiters dürften Substanzen,<br />
wie einzelne AT-2-Rezeptorantagonisten<br />
zu einer Stimulation der EPC-Zellen<br />
führen. Bei Einsatz von AT-2-Blockern<br />
käme es dann zu einer Verbesserung der<br />
endothelialen Funktionsstörung und<br />
damit zu einer Vermehrung endothelialer<br />
Stammzellen, die wiederum Reparaturfunktionen<br />
und damit einen Schutz<br />
für das Endothel darstellen. Letztlich<br />
könnte dies zu einer Plaqueverkleinerung,<br />
zu einer Plaquestabilisierung oder<br />
Lifestyle<br />
Gleichgewichte auf Gefäßebene<br />
Konstriktion Hämostase<br />
Proliferation<br />
Abbildung 3<br />
Inflammation<br />
Antihämostase<br />
Thrombolyse<br />
zu einer geringeren Rupturgefahr führen<br />
(Abb. 4).<br />
Oxidativer Stress<br />
und Sauerstoffradikale<br />
Abbildung 2<br />
Gerinnung<br />
Entzündung<br />
Antiproliferation Antiinflammation<br />
Die Basis der Energiebereitstellung<br />
sind Redox-Reaktionen zur Umwandlung<br />
von Energie, die aus Nahrungsmitteln<br />
dem Körper angeboten werden. Das<br />
Grundprinzip dieser Form der Energieumwandlung<br />
ist das Aufnehmen und<br />
Abgeben von Elektronen, wobei der oxidierte<br />
Stoff als Elektronendonator Elektronen<br />
an das Oxidationsmittel – Elektronenakzeptor<br />
– abgibt. Wichtig ist<br />
dabei, dass die Oxidation auch eine<br />
Reduktion erfahren muss, wobei Sauerstoff<br />
als Oxidationsmittel gilt. Beim ständigen<br />
Ablauf von Oxidation und Reduktion<br />
entstehen Sauerstoffradikale, die<br />
wiederum enzymatisch gesteuert werden<br />
müssen. So sind die Enzyme-Glutation-<br />
Peroxidase und Katalase sowie Superoxiddismutase<br />
(SOD) dafür verantwortlich,<br />
dass die Sauerstoffradikale in<br />
Schach gehalten werden. Treten diese<br />
gehäuft auf, entsteht zu hoher oxidativer<br />
Stress (Betriebsunfall). Vor allem bei<br />
einer Verarmung an NO bilden sich<br />
Radikale sowie endotheliale Oxidasen,<br />
die wiederum durch das körpereigene<br />
Abwehrsystem (antioxidatives System)<br />
in Schach gehalten werden müssen. Zu<br />
diesen Abwehrsystemen gehören vor<br />
allem Enzyme und Vitamine, diese<br />
haben unter anderem eine Scavengerfunktion,<br />
wobei Vitamin C und E starke<br />
Radikalfänger sind (Abb. 5). Beim metabolischen<br />
Syndrom sowie beim Diabetes<br />
mellitus Typ II finden sich Radikale und<br />
die gefürchtete Peroxidbildung. Auch<br />
LDL wird oxidiert, es entsteht das sogenannte<br />
ox-LDL, welches wiederum zur<br />
Pathogenese der endothelialen Dysfunktion<br />
und Plaquebildung wesentlich<br />
beiträgt. Bei der Reaktion eines aggressiven<br />
Sauerstoffradikals mit einer<br />
Fettsäure wird diese selbst zum freien<br />
Radikal und kann wiederum ein<br />
benachbartes Fettsäuremolekül angreifen.<br />
Damit kommt es zu Kettenreaktionen,<br />
die zu einer Polymerisation der<br />
Fettsäuren und damit zur Riesenmolekülbildung<br />
führen.<br />
Therapie des<br />
metabolischen Syndroms<br />
Die Therapieansätze liegen in der Veränderung<br />
des Lebensstils. Die viscerale<br />
Fettakkumulation, die Fettstoffwechselstörung,<br />
die Zuckerstoffwechselstörung,<br />
die Insulinresistenz sowie die Hypertonie<br />
sind in der Komplexität Erkrankungen,<br />
die zwar im Einzelnen behandelt, im<br />
Gesamten aber über den Lebensstil verändert<br />
werden können.<br />
Wichtigster Punkt bei der Behandlung<br />
ist die Unterbrechung des Teufelskreises,<br />
der zum metabolischen Syndrom geführt<br />
hat: die Reduktion des Übergewichtes<br />
durch eine langfristige Änderung des<br />
Lebensstils mit weniger und gesünderen<br />
Stabiler Plaque Plaqueruptur<br />
Abbildung 4<br />
seite 16 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />
Anzeige Plus<br />
42
METABOLISCHES SYNDROM<br />
Fortbildung<br />
Fetten sowie mehr Bewegung. Hierbei<br />
wird das Übel an der Wurzel gepackt.<br />
Aus der jüngsten Ausgabe der Todesursachen<br />
in Österreich (Österreichisches<br />
Statistisches Zentralamt) zeigt<br />
sich, dass vor allem Stoffwechselerkrankungen,<br />
wie Diabetes mellitus Typ II im<br />
Vormarsch sind. Beunruhigend ist, dass<br />
der Osten Österreichs und hier vor<br />
allem die südoststeirischen Bezirke, das<br />
Burgenland, Teile von Niederösterreich<br />
und Wien zu den Spitzenreitern gehören<br />
und hier eine Kumulation von schlechtem<br />
Lebensstil der Bevölkerung vorliegen<br />
dürfte. Bei einer auch noch so guten<br />
Pharmakotherapie scheint der Ansatz<br />
vor allem in Bewegung und Ernährung<br />
zu liegen.Auf dieser Schiene treffen sich<br />
natürlich auch Prävention und Therapie.<br />
Bezüglich Gewichtsabnahme konnte in<br />
Studien zuletzt besonders auch der mediterranen<br />
Diät bescheinigt werden, zu<br />
einer Gewichtsreduktion und vor allem<br />
auch dauerhaften Stabilisierung des Körpergewichtes<br />
beizutragen. Sie kann auch<br />
zu einer deutlicheren Abnahme des<br />
Nüchterninsulins, der Nüchternglukose<br />
und der Insulinresistenz führen als andere<br />
Diäten. Hervorzuheben sind auch die<br />
niedrigen Drop-Out-Raten.<br />
Modell nach Ivkovic – Müller – Schubert<br />
Abbildung 5<br />
Eine orthomolekulare Supplementierungstherapie<br />
mit antioxidativen Vitaminen,<br />
Zink sowie Omega-3-Fettsäuren<br />
kann helfen, das Risiko für Folge- und<br />
Begleiterkrankungen zu mindern.<br />
Zusätzlich wird das Co-Enzym Q10<br />
unterstützend empfohlen. Es beugt den<br />
muskulotropen Nebenwirkungen der<br />
Statine vor.<br />
Medikamentöse Therapie<br />
Bei der medikamentösen Therapie<br />
sind vor allem Metformin, die Insulinsentisizer,<br />
die Alpha-Glukosidasehemmer<br />
und die Endocannabinoid-Antagonisten<br />
zu nennen. Daneben sind alle<br />
Antidiabetika, wie sie in Form der<br />
Richtlinien der Österreichischen Diabetesgesellschaft<br />
vorliegen, einzusetzen.<br />
Ergebnisse neuer großer Studien räumen<br />
Substanzen wie Rimonabant und<br />
den Glitazonen eine potenzielle Bedeutung<br />
sowohl in der multifaktoriellen Therapie<br />
des metabolischen Syndroms, als<br />
auch in der Verhinderung der Progression<br />
der Glucosestoffwechselstörung<br />
zum manifesten Diabetes mellitus ein.<br />
Wieweit diese Erkenntnisse das therapeutische<br />
Regime beeinflussen werden,<br />
bleibt zur Zeit abzuwarten, nicht zuletzt<br />
auch durch die Hindernisse bezüglich<br />
der Verschreibbarkeit dieser Präparate.<br />
Ein wesentlicher Ansatzpunkt liegt in<br />
einer Senkung der Blutfette. Vor allem<br />
bei bereits vorhandenen Erkrankungen,<br />
wie koronare Herzkrankheit, periphere<br />
arterielle Verschlusskrankheit oder<br />
zerebrale Erkrankungen sind Fettsenker<br />
frühzeitig einzusetzen.<br />
Nicht zu vergessen sind aber auch<br />
Thrombozytenaggregationshemmer,<br />
wie die Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel,<br />
da wir bei diesen Patienten<br />
auch immer Störungen im Hämostasegleichgewicht<br />
haben. Als selbstverständlich<br />
gilt das Einstellen des Nikotinabusus,<br />
dem leider nicht alle Patienten<br />
folgen.<br />
Die antihypertensive Therapie umfasst<br />
die übliche Reihe von ACE-Hemmern,<br />
AT1-Blockern, Kalziumantagonisten,<br />
Betablockern der neuen<br />
Generation und Vasodilatatoren, wobei<br />
hier eine individuelle Abstimmung mit<br />
zusätzlichen Erkrankungen zu erfolgen<br />
hat.<br />
Metabolisches Syndrom<br />
und Herzinsuffizienz<br />
Das metabolische Syndrom assoziiert<br />
mit Hypertonie, diabetischer Kardiomyopathie<br />
sowie der koronaren Herzkrankheit<br />
und deren Komplikationen.<br />
Die gemeinsame Endstrecke dieser Faktoren<br />
ist die manifeste Herzinsuffizienz.<br />
Im Rahmen eines Diabetes mellitus<br />
wird eine eigenständige diabetische<br />
Kardiomyopathie beschrieben mit<br />
abnormer myokardialer Funktion und<br />
Struktur bei unauffälligen Koronararterien<br />
und Fehlen einer Hypertonie bzw.<br />
signifikanter Vitien.<br />
Eine Aktivierung des RAA-Systems,<br />
gesteigerter oxidativer Stress und mitochondriale<br />
Dysfunktion spielen hierbei<br />
eine Rolle. Das Risiko an einer Herzinsuffizienz<br />
zu erkranken steigt um 8%,<br />
wenn der HbA1c-Wert um 1% ansteigt.<br />
Daher soll prinzipiell bei Patienten mit<br />
Herzinsuffizienz ein oraler Glukosetoleranztest<br />
bzw. eine HbA1c-Bestimmung<br />
sowie eine pro-BNP Bestimmung<br />
durchgeführt werden.<br />
Koronare Herzkrankheit, Hypertonie,<br />
autonome diabetische Neuropathie,<br />
Hyperglykämie und Hyperinsulinismus<br />
seite 18 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>
gelten als gesicherte Risikofaktoren für<br />
die Entstehung einer Herzinsuffizienz.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />
dass das metabolische Syndrom als<br />
eine heterogene Gruppe von assoziierten<br />
Stoffwechselerkrankungen und dem<br />
Auftreten von Hypertonie zu einem<br />
erhöhten Typ-II-Diabetesrisiko sowie zu<br />
kardiovaskulären Erkrankungen führen<br />
kann. Dabei treten über längere Zeit<br />
unbemerkt Veränderungen am Endothel<br />
als sogenannte endotheliale Dysfunktion<br />
auf, die später über einen chronischen<br />
NO-Mangel die Hypertonie<br />
durch Vasokonstriktion verstärken und<br />
die pathologischen Prozesse am Gefäßendothel<br />
verschlechtern. Durch die<br />
ständige Sauerstoffradikalbildung entstehen<br />
Oxidationsprozesse, die von den<br />
Körpersystemen nicht mehr reduziert<br />
werden können.<br />
Das viscerale Fettgewebe gibt vermehrt<br />
Zytokine ab, die wiederum zu<br />
einer Insulinresistenz und damit zum<br />
Endprodukt Diabetes mellitus führen.<br />
Diese Erkrankung wiederum ist häufig<br />
der Ausgangspunkt für koronare Herzkrankheit,<br />
Myokardinfarkt und apoplektischen<br />
Insult.<br />
Prim. Dr. Bernd Zirm<br />
LKH Bad Radkersburg<br />
Ärztlicher Direktor, Vorstand der<br />
Abteilung für Innere Medizin<br />
Ärztliche ARGE für Lebensstilmedizin<br />
Kurzentrum<br />
Dr.-Schwaiger-Straße 1<br />
A-8490 Bad Radkersburg<br />
bernhard.zirm@lkh-badradkersburg.at<br />
6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />
FORUM MEDICUM<br />
Fortbildung<br />
GlucoMen LX von A. Menarini:<br />
Höchste Sicherheit – mit GOD-Technologie<br />
falsche Ergebnisse ausschließen<br />
Eine vor einigen Monaten veröffentlichte<br />
Sicherheitswarnung der amerikanischen<br />
Zulassungsbehörde FDA<br />
(Food and Drug Administration) verweist<br />
auf die hohen Risiken, die eine<br />
Blutzuckermessung mit bestimmten<br />
Messsystemen bergen kann. Laut FDA<br />
kam es dabei in den USA zu mehreren<br />
Fällen, in denen nachweislich der<br />
angezeigte falsch-hohe Blutglukosewert<br />
zu falscher Medikation und damit<br />
zu fatalen Folgen für die Patienten<br />
geführt hatte.<br />
Problematisch:<br />
Die GDH-PQQ-Technologie<br />
Arbeitet ein Blutzuckermesssystem<br />
mit der genannten Technologie, kann<br />
es zu falsch-erhöhten Glukosewerten<br />
kommen. Die Gefahr liegt in der enzymatischen<br />
Analyse, genauer gesagt in<br />
der Enzym-Co-Enzym-Kombination:<br />
Reagiert sie nicht nur auf Glukose,<br />
sondern auch auf verwandte Kohlenhydrate<br />
wie zum Beispiel Maltose,<br />
Xylose oder Galaktose, besteht die<br />
Gefahr falscher (in manchen Fällen bis<br />
zu 15 mal höherer!) Messwerte.<br />
Risiko nicht komplett<br />
einschätzbar<br />
Zwar verweisen die Hersteller der<br />
betroffenen Messgeräte darauf, dass<br />
nur eine bestimmte Patientengruppe<br />
ein erhöhtes Risiko für eine Falschmessung<br />
mit der GDH-PQQ-<br />
Technologie trägt. Dazu gehören<br />
beispielsweise Peritonealdialyse-Patienten<br />
oder Patienten,<br />
die Interferenz-Produkte mit<br />
Fremdzuckern oder Immunoglobuline<br />
erhalten. Tatsächlich<br />
aber kann z.B.<br />
auch ein erblich bedingter<br />
Mangel des Enzyms<br />
GALT (Galaktose-1-<br />
Phosphat-Uridyltransferase)<br />
dazu führen, dass<br />
es zu einer<br />
Anreicherung von Galaktose im Blut<br />
kommt. Komplett ausschließen lässt sich<br />
das Risiko eines falschen Blutzuckermessergebnisses<br />
mit der GDH-PQQ-<br />
Technologie also nie.<br />
Auf Nummer sicher mit<br />
GlucoMen LX<br />
Größtmögliche Sicherheit – nicht nur in<br />
der Risikogruppe, sondern bei jedem<br />
Patienten – bietet die Messung mit der<br />
Methode GOD (Glukose-Oxidase), die<br />
das Blutzuckermesssystem GlucoMen LX<br />
von A. Menarini für die Bestimmung<br />
des Blutzuckergehaltes nutzt. Damit ist<br />
ausgeschlossen, dass das Messergebnis<br />
durch Maltose, Xylose oder Galaktose<br />
verfälscht wird – nur einer von vielen<br />
unschätzbaren Vorteilen, den das<br />
modernste Blutzuckermessgerät im<br />
Markt bietet!<br />
Mehr Information unter:<br />
A. Menarini GmbH,<br />
Pottendorfer Str. 25–27/ 3/1,<br />
A-1120 Wien<br />
Service-Telefon 01/804 15 76<br />
diabetes@menarini-diagnostics.at<br />
FB<br />
seite 19
HYPERCHOLESTERINÄMIE<br />
Fortbildung<br />
Eine nicht so seltene Stoffwechslestörung: die<br />
familiäre Hypercholesterinämie<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Mario Francesconi<br />
Lipidstoffwechselstörungen sind wegen<br />
der Gefahr von vaskulären Komplikationen<br />
recht gefürchtet. Besonders die Erhöhung<br />
des Cholesterins (C) bzw. des LDL-<br />
C tragen zur kardivoskulären Komplikationsrate<br />
bei. Die Bestimmung der<br />
Blutlipide spiegelt den lipidologischen<br />
Phänotypus des Befundträgers wider,<br />
während die pathobiochemischen Mechanismen,die<br />
vom jeweiligen Genotypus gesteuert<br />
werden, meist unbekannt bleiben.<br />
Ungefähr 50% der interindividuellen Variation<br />
des LDL-C sind genetisch determiniert.Am<br />
häufigsten sind es polygenetische<br />
Störungen, die zur C-Erhöhung führen,<br />
in diesen Fällen ist das LDL-C nur<br />
mäßig erhöht. Viel seltener sind monogenetische<br />
Störungen,bei denen das LDL-C<br />
stark erhöht ist.<br />
Diagnostik<br />
Bei Patienten mit einem Gesamt-C von<br />
> 300 mg/dl und einem LDL-C von > 190<br />
mg/dl sollte an eine familiäre Hypercholesterinämie<br />
(FH), somit eine monogenetischen<br />
Form, gedacht werden. Zum klinischen<br />
Phänotypus der FH gehören weiters<br />
Xanthome der Sehnen, ein Arcus<br />
corneae, der vor dem 45. Lebensjahr auftritt,<br />
eine frühzeitige KHK sowie eine familiäre<br />
Häufung von erhöhtem C und<br />
kardiovaskulären Ereignissen in jüngeren<br />
Jahren (Tabelle 1).Leider gibt es phänoty-<br />
Familiäre Hypercholesterinämie:<br />
klinischer Phänotypus<br />
• hohes Gesamtcholesterin (> 300 mg/dl)<br />
• hohes LDL-Cholesterin (190–400 mg/dl)<br />
• Xanthome (Sehnen)<br />
• Arcus corneae (< 45 a)<br />
• frühzeitige koronare Herzerkrankung<br />
• familiäre Häufung<br />
Tabelle 1<br />
pisch keine absolut prädiktiven Kriterien<br />
für die Diagnose einer FH, weswegen<br />
man sich eines diagnostischen Scoring-<br />
Systems,dem MEDPED (Make Early Diagnosis<br />
to Prevent Early Death), bedient.<br />
Dieses stellt eine Relation zwischen der<br />
Höhe des LDL-C des Patienten zu Alter,<br />
Verwandtschaftsgrad, kardiovaskulärer<br />
Ereignisrate und klinischen Befunden<br />
von Angehörigen her (Tabelle 2).<br />
Da die Sensitivität 91% und die Spezifität<br />
98% beträgt, ist MEDPED ein geeignetes<br />
Instrument, eine FH als solche<br />
zu identifizieren. Allerdings vermag es<br />
naturgemäß nicht, die zugrunde liegende<br />
genotypische Störung aufzudecken. Dafür<br />
sind gesonderte Tests notwendig.<br />
Die sieben genotypischen Grundformen<br />
der FH sind in Tabelle 3 gelistet, wobei<br />
die ersten drei zu den dominanten Formen<br />
zählen. Die „klassische“ und auch<br />
Tabelle 2<br />
(48) Defesche J Familial Hypercholesterolemia,<br />
in: Betterige J, Editor, Lipids and vascular diseasesvol.<br />
6, London, Martin Dunitz, 2000, pp 65-76<br />
häufigste Form der FH ist diejenige mit einem<br />
Defekt des LDL-Rezeptors (LDL-<br />
R). Sie tritt autosomal dominant mit fast<br />
100% Dominanz auf. Für den Rezeptordefekt<br />
sind bisweilen über 900 verschiedene<br />
Mutationen beschrieben und es<br />
kommen laufend neue dazu.Die heterozygote<br />
Form (he) hat eine Prävalenz von<br />
1:500 in der Bevölkerung, und ist somit<br />
keinesfalls selten. Die homozygote Form<br />
(ho) hat eine Prävalenz von 1:1x10 6 und<br />
eine wesentlich schwerere Verlaufsform.<br />
Bei beiden, besonders aber bei letzterer,<br />
kann die Aktivität der LDL-R an denen<br />
kutaner Fibroblasten bestimmt werden.<br />
Beträgt die LDL-R-Aktivität 2–25% liegt<br />
eine Rezeptor defizienter Status vor,in der<br />
Regel handelt es sich dabei um Pharmakotherapie-Responder.<br />
Bei LDL-R-Aktivitäten<br />
unter 2% ist der Rezeptorstatus negativ.<br />
In solchen Fällen kommen meistens<br />
spezielle Therapien (Apherese) in Frage.<br />
Die Familial Defective Apo B 100 Hypercholesterolemia<br />
(FDB) hat eine Prävalenz<br />
von 1:1.000 bei der he Form und<br />
1:4x10 6 bei der ho Form. Es besteht eine<br />
missense Mutation in der Bindungsdomäne<br />
des Apo B für den LDL-R, von der<br />
mehrere Varianten beschrieben sind. Dies<br />
reduziert die Affinität auf ca. 10% und die<br />
die LDL Clearance auf ca. 30%. In 25%<br />
der Europäer mit he FDB sind die LDL-<br />
C-Werte unterhalb der 95ten Perzentile<br />
auf. Die absoluten LDL-C-Werte sind bei<br />
der he FDB und ho FDB nicht nennenswert<br />
unterschiedlich,koronare Komplikationen<br />
treten um das 40. Lebensjahr auf.<br />
Über die autosomal dominante Hypercholesterinämie<br />
(FH3) ist nur wenig bekannt.<br />
Die Prävalenz dürfte < 1:2.500<br />
sein. Es besteht ein Defekt des PSCK9-<br />
Gen. Der genaue metabolische Defekt ist<br />
seite 20 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>
nicht bekannt. Es sind nur heterozygote<br />
Formen beschrieben.<br />
Die autosomal rezesive Hypercholesterinämie<br />
(ARH) ist mit einer Prävalenz<br />
von < 1:5x10 6 sehr selten und wurde bisher<br />
bei Libanesen und Bewohnern von Sardinien<br />
beschrieben. Es besteht dabei ein<br />
Defekt der Internalisation des LDL-<br />
C/LDL-R-Komplexes bei normaler LDL-<br />
R-Aktivität (definiert durch Affinitätsmessungen).<br />
Durch Mutationen des<br />
ARH-Gens, von denen mindestens zehn<br />
bekannt sind, fehlt ein „adapter Protein“<br />
für die Verankerung des LDL-C/LDL-R-<br />
Komplexes im Zytosol. Dieser Defekt ist<br />
ausschließlich an den Hepatozyten, nicht<br />
an den Fibroblasten nachweisbar. Die<br />
LDL-C-Werte können mitunter sehr<br />
hoch sein.<br />
Sitosterolämie: Die in Zirkulation befindlichen<br />
Sterole stammen aus Sterolsynthese<br />
und enteraler Resorption. Es<br />
werden auch pflanzliche Sterole resorbiert,<br />
allen voran das Sitosterol. Von den<br />
alimentär zugeführten Sterolen werden<br />
allerdings nur ca. 5% resorbiert und über<br />
Transporterproteine fast zur Gänze wieder<br />
ausgeschieden sodass weniger als 1%<br />
der zirkulierenden Sterole der „Nicht-<br />
Cholesterin-Fraktion“ angehören. Bei<br />
der Sitosterolämie finden sich Mutationen<br />
im ABC-Transporter-Gen bei Enterozyten<br />
und Hepatozyten, von denen<br />
mehr als 25 bekannt sind (ABCG8 bei<br />
Weißen, ABCG5 bei Japanern). Vermehrte<br />
enterale Resorption und verminderte<br />
biliäre Exkretion können den<br />
LDL-C-Wert massiv ansteigen lassen, da<br />
Sitosterol in den regulären Assay eingeht.<br />
Der Phänotypus ist sehr variabel: von nur<br />
mäßig erhöhen Werten bis zu LDL-C-<br />
Konzentrationen von > 500 mg/dl.Detektiert<br />
man so hohe Werte schon bei Kindern,<br />
ist differenzialdiagnostisch an eine<br />
klassische ho FH zu denken. Annähernd<br />
normale Werte bei den Eltern schließen<br />
dann allerdings eine solche Störung aus.<br />
Therapie<br />
Der Beginn einer Therapie setzt natürlich<br />
die Kenntnis der Diagnose einer FH<br />
voraus.Es ist daher unbedingt notwendig,<br />
die Angehörigen von Personen mit für<br />
eine FH verdächtig hohen LDL-C-Werten<br />
oder dem MEDPED-Score entsprechend<br />
wahrscheinlich oder gar gesicherten<br />
Vorliegen einer FH, zu untersuchen;<br />
dies gilt selbstverständlich auch für Kinder.<br />
Zufällig entdeckte Fälle, meistens im<br />
Erwachsenenalter, müssen selbstver-<br />
6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />
ständlich unverzüglich einer Therapie zugeführt<br />
werden,denn oft bestehen bereits<br />
vaskuläre Manifestationen.<br />
So bei Kindern eine FH festgestellt<br />
wird, ist auf eine entsprechende Ernährung<br />
dringend zu achten. Bei den he Formen<br />
ist der Start einer Pharmakotherapie<br />
in Abhängigkeit des LDL-C zu setzen.<br />
Dies ist bei hohen Werten bei männlichen<br />
Kindern ab ca. dem 10. Lebensjahr, bei<br />
weiblichen Kindern nach der Pubertät erforderlich.<br />
Bei Personen mit niedrigem<br />
10-Jahres-Risiko sollte der Therapiebeginn<br />
im Alter von ca. 18 Jahren bei Männern<br />
und ca. 30 Jahren bei Frauen sein.<br />
Die seltenen ho Formen bedürfen von<br />
Beginn an einer Pharmakotherapie und<br />
müssen zeitlebens von Spezialabteilungen<br />
engmaschig betreut werden. Als Therapeutika<br />
kommen in Frage: Statine, der<br />
spezifische enterale Cholesterin- Rückresorptionshemmer<br />
Ezetimib und eventuell<br />
auch Resine (Colestyramin, Colestypol,<br />
Colesevelam), bei denen allerdings der<br />
Umstand beachtet werden muss, dass sie<br />
auch andere Substanzen und Medikamente<br />
binden und an der Resorption hindern<br />
können. Die Inhibitoren des Microsomal<br />
Transfer Protein haben bis dato das<br />
Experimentalstadium nicht überschritten.<br />
Um das therapeutische Ziel zu erreichen,<br />
ist einen LDL-C-Absenkung von<br />
meistens 40–50% notwendig.Eine Absenkung<br />
von über 50% erfordert immer eine<br />
Kombinationstherapie. Synthesehemmer<br />
(Statine) und Resorptionshemmer (Ezetimib)<br />
in Dosierungen, die sich nach Erfolg<br />
aber auch nach Verträglichkeit richten,<br />
sind individuell zu erstellen.<br />
Einzig bei der Sitosterolämie sind Statine<br />
wirkungslos, da eine niedrige endogene<br />
Syntheserate besteht. Ein gutes<br />
Ansprechen ist auf eine alimentäre Cholesterinrestriktion<br />
plus einem Resorptionshemmer<br />
(Resine) gegeben. Auch auf<br />
Ezetimib besteht ein gutes Ansprechen,<br />
aber kaum Erfahrung.<br />
Besonderes Augenmerk ist auf Personen<br />
mit ho FH zu setzen, da gelegentlich<br />
exorbitant hohe LDL-C-Werte bestehen.<br />
So wird man sich mit suboptimalen LDL-<br />
C-Werten abfinden oder die Patienten einer<br />
sog. LDL-C-Apherese unterziehen.<br />
Es handelt sich dabei um eine maschinelle,<br />
extrakorporale Entfernung der<br />
LDL-C-Partikel durch Bindung an Dextransulfat<br />
oder Heparin. Der Vorgang<br />
muss ca.einmal wöchentlich durchgeführt<br />
werden. Die Methode ist invasiv und<br />
HYPERCHOLESTERINÄMIE<br />
Fortbildung<br />
Tabelle 3<br />
Die 7 genotypischen Grundformen der FF<br />
• Familiäre Hypercholseterinämie (LDL-R)<br />
• Familiärer-Apo-B-Defekt (FDB, Apo B)<br />
• Autosomal dominante Hypercholesterinämie<br />
(FH3)<br />
• Autosomal rezessive Hypercholesterinämie<br />
(ARH)<br />
• Cholesterol 7alpha-Hydrxylase Mangel<br />
(CYP7A1, rez)<br />
• Familiäre Sitosterolämie<br />
(ABCG 5 und ABCG 8, rez)<br />
• Hypercholesterinämie bei seltenen Apo-E-Varianten<br />
teuer aber sehr wirkungsvoll und sicher.<br />
Wegen zunehmend guter medikamentöser<br />
Ergebnisse wird diese Methode immer<br />
seltener notwendig. Laut einer FDA-<br />
Empfehlung ist die Indikation bei LDL-<br />
C-Werten von > 300 mg/dl unter maximaler<br />
Pharmakotherapie gegeben. Im Fall<br />
bestehender vaskulärer Komplikationen,<br />
vor allem einer KHK, kann schon bei tieferen<br />
Werten begonnen werden.<br />
Die bei der klassischen (LDL-Rezeptor-<br />
Defekt) ho FH, einhergehend mit extrem<br />
hohen LDL-C-Werten, versuchsweise vor<br />
etlichen Jahren schon bei Kindern durchgeführte<br />
Lebertransplantation, wurde wegen<br />
des großen onkogenen Risikos der<br />
notwendigen Immunsuppressiva wieder<br />
verlassen.<br />
Zusammenfassung<br />
Auffallend hohe Gesamt-Cholesterinwerte<br />
besonders aber LDL-C-Werte von<br />
> 190 mg/dl sollten einen stets an das Vorliegen<br />
einer FH danken lassen,deren Prävalenz<br />
bei der he FH mit 1:500 gar nicht<br />
so selten ist. Sämtliche Verwandte sollten<br />
unbedingt ebenfalls gescreent werden,<br />
ein Umstand der für die Erstellung des<br />
MEDPED-Scores ohnedies notwendig<br />
ist. Aber auch nach klinischen Zeichen<br />
sollte gesucht werden. Eine konsequente<br />
Cholesterinsenkung durch Lifestyle, Diätberatung<br />
und Pharmakotherapie ist Erfolg<br />
versprechend und sollte in Zusammenarbeit<br />
mit Stoffwechselabteilungen<br />
erfolgen. Eine LDL-C-Apherese ist heute<br />
nur für spezielle Fälle indiziert.<br />
Prim. Univ.-Prof.<br />
Dr. Mario Francesconi<br />
SKA RZ für Diabetes der PVA Alland<br />
A-2534 Alland<br />
Tel.: +43/2258/26 30<br />
mario.francesconi@pva.sozvers.at<br />
seite 21
OSTEOPOROSE<br />
Fortbildung<br />
Osteoporose – von der 7. Diagnose zum<br />
therapierelevanten medizinischen Problem<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr. Peter Peichl, MSc<br />
Die epidemiologische Bedeutung von<br />
Osteoporose-bedingten Frakturen von<br />
Wirbelkörpern und im Schenkelhalsbereich<br />
ist heutzutage unbestritten. Bedingt<br />
durch die Zunahme der Lebenserwartung<br />
und der Geriatrisierung der Bevölkerungspyramide,<br />
zeigte sich in den letzten<br />
Jahren eine progrediente Zunahme<br />
der Inzidenz von Osteoporose-relevanten<br />
Frakturen.<br />
Bei der Osteoporose kommt es neben<br />
einem beschleunigten Knochenmasseverlust<br />
mit oft mehr als 10% pro Jahr<br />
auch zu strukturellen Veränderungen<br />
des Knochengerüstes. Es kommt zu<br />
einer Rarefizierung und Vergröberung<br />
der Knochenstruktur. Die Mikroarchitektur<br />
des Knochens geht unwiderruflich<br />
verloren. In weiterer Folge kommt<br />
es zum gehäuften Auftreten von Frakturen,<br />
vor allem an der Wirbelsäule und im<br />
Schenkelhalsbereich.<br />
Die häufigsten Frakturereignisse treffen<br />
Patienten in der 7. und 8. Lebensdekade<br />
und bewirken als Folge derselben<br />
eine deutlich erhöhte Fraktur-bedingte<br />
Mortalität und Einschränkungen der<br />
Lebensqualität bis hin zur kompletten<br />
Hilfsbedürftigkeit und Pflegeheimeinweisung.<br />
Diese Frakturen treten gehäuft im 70.<br />
bis 80. Lebensjahr auf. 42% aller Frauen<br />
ab dem 65. Lebensjahr sind hievon<br />
betroffen, aber auch Männer zeigen eine<br />
steigende Tendenz von Wirbelkörperund<br />
Schenkelhalsfrakturen.<br />
Gemäß einer Studie verursacht die<br />
Erkrankung allein in Europa jährlich<br />
direkte Kosten in der Höhe von 31,7 Mil-<br />
liarden Euro. Legt man der Erkrankung<br />
eine Prävalenz von 30% zugrunde, sind<br />
in Österreich etwa 470.000 Frauen über<br />
50 Jahren gefährdet, eine Osteoporose<br />
zu entwickeln.<br />
Die volkswirtschaftlichen Folgen sind<br />
nicht nur im sozialmedizinischen Bereich<br />
enorm. Osteoporose oder Frakturbedingte<br />
Krankenhausaufenthalte sind<br />
wesentliche Kostenfaktoren in unserem<br />
Gesundheitssystem.<br />
Obwohl oben beschriebene Problemstellungen<br />
allgemein bekannt sind, stellen<br />
die Therapiecompliance und die<br />
Therapieadhärenz der Patienten ein<br />
enormes Problem dar. Aber nicht nur<br />
von Patientenseite, sondern oftmals auch<br />
von ärztlicher Seite wird vor allem die<br />
präventive Fraktur vermeidende Therapie<br />
vernachlässigt und die Notwendigkeit<br />
unterschätzt.<br />
Obwohl nach einem eingetretenen<br />
Frakturereignis das Risiko innerhalb<br />
eines Jahres ein neuerliches Frakturereignis<br />
zu erleiden bis um das 8fache gesteigert<br />
ist, wird oftmals auf eine Basistherapie<br />
mit Kalzium und Vitamin D sowie<br />
eine spezifische Therapie zur Reduktion<br />
weiterer Frakturereignisse vergessen.<br />
Aus diesem Grunde muss die Therapie<br />
der Osteoporose differenziert gesehen<br />
werden:<br />
• Jene Therapie in relativ jungen Jahren,<br />
die zu einer Verhinderung der<br />
Zerstörung der strukturellen Knochenstruktur<br />
führt und<br />
• jene Therapie, vor allem im höheren<br />
Alter, die sich um die Folgen der<br />
Osteoporose in der Vermeidung von<br />
Stürzen und in der Reduktion von<br />
weiteren Frakturen widerspiegelt.<br />
So gibt es für jede Altersdekade eine<br />
optimale Therapieform.<br />
Die Auswahl dieser Therapieform<br />
obliegt im wesentlichen einem geschulten<br />
Osteologen, der unter Zuhilfenahme<br />
der Werte der Knochendichtemessung,<br />
der osteologisch relevanten Blutparameter<br />
zusammen mit der klinischen Untersuchung<br />
und der entsprechenden Anamnese<br />
die richtige Therapieform findet.<br />
Evista ® z.B. ist ein täglich einzunehmendes<br />
Medikament, das zwar am<br />
Östrogenhormonrezeptor direkt wirkt,<br />
aber selbst keine hormonähnliche Wirkung<br />
im Körper vollführt. Vielmehr hat<br />
dieses Präparat in der Altersklasse der<br />
50- bis 60-Jährigen neben der positiven<br />
Wirkung auf den Knochen auch noch<br />
eine Herzschutz- und Brustkrebs verhindernde<br />
Wirkung.<br />
Bisphosphonate, die oral, aber auch<br />
intravenös verabreicht werden können,<br />
sind breit in der osteologischen Therapie<br />
in fast allen Altersdekaden anwendbar.<br />
Bei der oralen Einnahme dieser Präparate<br />
kann es leider gehäuft zu gastrointestinalen<br />
Beschwerden kommen. Eine<br />
Alternative ist hier die intravenöse Applikation.<br />
Neueste medizinisch-wissenschaftliche<br />
Entwicklungen brachten<br />
Bisphosphonate, die nur mehr alle drei<br />
Monate oder einmal im Jahr intravenös<br />
appliziert werden müssen, auf den Markt.<br />
Bedeutsamste Nebenwirkung bei dieser<br />
Applikationsform sind Muskelschmerzen<br />
und Fieber bei der ersten Injektion oder<br />
Infusion in etwa 15 % der Patienten.<br />
seite 22 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>
6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />
OSTEOPOROSE<br />
Fortbildung<br />
Calcitonin, ein natürliches Hormon<br />
der Schilddrüse, mit ausgezeichneter<br />
Knochenabbau hemmender und gleichzeitig<br />
Schmerz stillender Wirkung bei<br />
Wirbelkörperfrakturen, muss intranasal<br />
appliziert werden.<br />
Der Vorteil dieser Therapie ist die fast<br />
völlige Nebenwirkungsarmut. Dieses<br />
Präparat stellt eine hervorragende Alternative,<br />
vor allem bei Patienten mit<br />
mehreren Erkrankungen und mehreren<br />
Medikamenteneinnahmen gleichzeitig<br />
dar.<br />
Parathormon – ein Hormon der<br />
Nebenschilddrüse führt bei einer einmal<br />
täglicher s.c. Verabreichung zur einer<br />
Stimulation der Osteoblasten und damit<br />
zu einer Knochenneubildung. Diese<br />
Knochenneubildung findet nicht nur<br />
innerhalb des trabekulären Gerüstes,<br />
sondern auch im Bereich des corticalen<br />
Knochen statt und führt neben einer<br />
Zunahme der Knochenmasse auch zu<br />
signifikanten morphologischen Verbesserungen<br />
des trabekulären Knochengerüstes.<br />
Es sind in Österreich derzeit zwei<br />
unterschiedliche Präparate am Markt,<br />
das 1/34-Spaltprodukt – Tereparatid –<br />
und das 1/84 lange volle humane Parathormon.<br />
Zusätzlich zeigen beide Präparate<br />
einen positiven Effekt auf die Frakturheilung.<br />
Ein sogenanntes dualistisches Wirkprinzip<br />
verfolgt Strontiumranelat, das sowohl<br />
eine Osteoblastenstimulation als auch<br />
eine Hemmung der osteoklastären Funktion<br />
erreicht. Strontiumranelat muss einmal<br />
täglich in Form einer Trinklösung,<br />
idealerweise abends, eingenommen werden.<br />
Die klinischen Daten dieser Therapie<br />
hinsichtlich Reduktion aller relevanten<br />
Frakturregionen wie Schenkelhalsbereich,Wirbelkörper,<br />
Unterarm sind genau<br />
so positiv zu bewerten wie unter einer<br />
Bisphosphonattherapie.<br />
Ab Herbst <strong>2010</strong> steht auch eine Biologikatherapie<br />
mit einem monoklonalen<br />
Antikörper, der zweimal jährlich verabreicht<br />
werden muss, zur Verfügung. Denosumab<br />
greift in das Rank-Rank-ligant-<br />
System ein und hemmt die Reifung von<br />
Osteoklasten und führt somit zu einer<br />
Reduktion der Osteoklastenzahl und<br />
osteoklastären Knochenresorption. Die<br />
bis dato vorliegenden klinischen Daten<br />
zeigen für dieses Wirkprinzip auch ausgezeichnete<br />
Fraktur reduzierende Effekte<br />
und zusätzlich bei Patienten mit chronischer<br />
Polyarthritis eine Unterstützung bei<br />
Anzeige Plus<br />
42<br />
seite 23
OSTEOPOROSE<br />
Fortbildung<br />
Basismaßnahmen<br />
Spezifische Therapie<br />
Alternativen<br />
bei spezieller Indikation**<br />
Alter (Jahre)<br />
der Hemmung von entzündungsbedingten<br />
Knochendestruktionen<br />
Multimorbidität ist das neue<br />
medizinische Schlagwort – eine<br />
besondere Problemstellung für<br />
die Osteoporosetherapie<br />
Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl<br />
der Erkrankungen und daher auch oft die<br />
Notwendigkeit einer medikamentösen<br />
Therapie. Nicht weniger als sieben (!) Pillen<br />
nehmen über 75-Jährige durchschnittlich<br />
pro Tage ein. Laut der Berliner Altenstudie<br />
ist dabei aber nur ein Drittel der<br />
Senioren therapeutisch richtig eingestellt.<br />
Ein gutes Drittel ist medikamentös unter-<br />
, ein weiteres Drittel überversorgt!<br />
Gerade Letztere gehen damit aber ein<br />
erhebliches Risiko ein: Zahlreiche Arzneimittelgruppen,<br />
welche von Senioren<br />
besonders häufig konsumiert werden,<br />
weisen vielfältige Nebenwirkungen und<br />
auch Wechselwirkungen mit anderen Pil-<br />
Therapieoptionen in Abhängigkeit vom Alter<br />
* In der WHI-Studie ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis<br />
** Das genaue Wirkungsspektrum ist im Text des Konsensus-Statements ersichtlich<br />
Lebensstilmodifikation, Risikofaktorbekämpfung<br />
Kalzium und Vitamin D,<br />
HRT*<br />
Bisphosphonate<br />
SERMs<br />
Strontiumranelat<br />
PTH<br />
Calcitonin<br />
Fluoride<br />
Sturzprohyylaxe<br />
Vitamin-D-Metabolite<br />
40 50 60 70 80<br />
len auf. Zudem sind beim älteren Menschen<br />
viele physiologische Kapazitäten<br />
reduziert, was die Wirkungsweise der<br />
Pillen zusätzlich beeinflusst.<br />
Die größten Risken<br />
Falsch eingenommene oder falsch<br />
kombinierte Präparate lassen nicht nur<br />
die Gefahr schwerer Stürze deutlich<br />
steigen, sondern können auch zur erheblichen<br />
Verminderung der Lebensqualität<br />
führen: So steigt etwa die Verwirrtheit<br />
bisweilen deutlich an; Parkinson,<br />
Harninkontinenz oder schwere Stuhlverstopfungen<br />
können gefördert werden.<br />
Ganz zu schweigen von Bauchweh,<br />
starker Müdigkeit und allgemeiner<br />
Unlust.<br />
Die häufigsten Fallstricke<br />
Tabelle 1<br />
Hüftprobleme<br />
Wo wirkt sich unkontrollierter Arzneimittelkonsum<br />
am stärksten aus? Speziell<br />
Blutdruckmittel, Medikamente gegen<br />
Blutzucker, Beruhigungs- und Schlafmittel<br />
sowie Schmerz- und Rheumapräparate<br />
haben beim älteren Menschen oft erhebliche<br />
Wechsel- und Nebenwirkungen.<br />
Hauptfehler sind einerseits die Einnahme<br />
„falscher Arzneimittel“ (zweifelhaft<br />
wirksame Substanzen, nicht sinnvoll<br />
kombinierte Präparate), andererseits<br />
die „falsche Therapie“ (richtiges Präparat,<br />
falsche Dosierung und Einnahmedauer).<br />
Dosierungsempfehlungen auf<br />
Beipackzetteln sind nämlich für ältere<br />
Menschen nicht immer zutreffend. Beipackzettel<br />
orientieren sich üblicherweise<br />
an einem Normmenschen.Wichtig<br />
ist jedoch die individuelle körperliche<br />
Verfassung eines Patienten, und das<br />
kann am besten ein kompetenter Arzt<br />
beurteilen. Dieser kann nicht nur den<br />
richtigen Behandlungs- und Dosierungsplan<br />
aufstellen, sondern auch über<br />
potenzielle Nebenwirkungen und ihre<br />
Bewertung aufklären.<br />
Warum weniger oft mehr ist<br />
Ziel muss die Optimierung der Lebensqualität<br />
sein. Man kann nicht alles<br />
gleichzeitig behandeln, sondern muss<br />
sich bei Multimorbidität des Patienten<br />
als verantwortungsbewusster Arzt die<br />
Frage stellen.Was braucht der Patient am<br />
dringendsten, was fallweise und auf was<br />
kann und sollte er sogar verzichten?<br />
Zu empfehlendes Procedere<br />
bei Verdacht auf Osteoporose<br />
Durchführung einer Knochendichtemessung<br />
und anschließend Bestimmung<br />
der relevanten blutchemischen Knochenparameter<br />
des Knochenan- und -<br />
abbaus. Mit beiden Befunden Besprechung<br />
beim Hausarzt, bei relevanten<br />
pathologischen Veränderungen Kontaktaufnahme<br />
mit einem auf Osteologie spezialisierten<br />
Facharzt zur Aufnahme einer<br />
entsprechend differenzierten medikamentösen<br />
Therapie.<br />
CAL-D-VITA ® Kautabletten: Pharmakotherapeutische Gruppe: Mineralstoffe ATC-Code: A12AX Qualtitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Kautablette enthält Kalzium 600 mg als Calciumcarbonat<br />
1500 mg Colecalciferol (Vitamin D3) 400 I.E. (äquivalent zu 10 Mikrogramm) Sonstige Bestandteile: Aspartam (E 951) 6 mg Saccharose 3 mg. Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Liste<br />
der sonstigen Bestandteile. Anwendungsgebiete: Korrektur von kombinierten Vitamin D- und Kalziummangelzuständen bei älteren Patienten. Vitamin D- und Kalzium-Supplementierung als Zusatz zu einer spezifischen<br />
Osteoporosebehandlung bei Patienten, bei denen ein kombinierter Vitamin D- und Kalziummangel diagnostiziert wurde oder ein hohes Risiko für solche Mangelzustände besteht. Gegenanzeigen: Hyperkalzämie,<br />
schwere Hyperkalzurie, Nierensteine, Langzeitimmobilisation in Kombination mit Hyperkalzurie und/oder Hyperkalzämie, Hypervitaminose D, Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der sonstigen<br />
Bestandteile. Liste der sonstigen Bestandteile: Mannitol, Povidon, Talkum, Magnesiumstearat, Aspartam (E 951), Wasserfreie Citronensäure, Aromastoff (Orangenaroma), ± Tocopherol, Nahrungsfette, Fischgelatine,<br />
Maisstärke, Saccharose. Inhaber der Zulassung: Bayer Austria Ges.m.b.H, Herbststraße 6–10, 1160 Wien Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig Weitere Angaben zu<br />
Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und zu den besonderen Warnhinweisen sind den veröffentlichten Fachinformationen zu entnehmen. Weitere Informationen erhältlich bei: Bayer Austria<br />
Ges.m.b.H, Herbststraße 6–10,1160 Wien, Österreich, Tel. +43 (01) 71146-0. Stand der Information Oktober 2007<br />
Bonviva ® 3 mg Injektionslösung. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Fertigspritze mit 3 ml Lösung enthält 3 mg Ibandronsäure (entsprechend 3,375 mg Mononatriumibandronat 1 H2O).Die Konzentration<br />
an Ibandronsäure in der Injektionslösung beträgt 1 mg pro ml. Anwendungsgebiete: Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Frakturrisiko (siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt<br />
5.1 "Pharmakodynamische Eigenschaften"). Eine Reduktion des Risikos vertebraler Frakturen wurde gezeigt, eine Wirksamkeit hinsichtlich Oberschenkelhalsfrakturen ist nicht ermittelt worden. Gegenanzeigen: -<br />
Hypokalzämie (siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt 4.4 "Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung"). • Überempfindlichkeit gegen Ibandronsäure oder einen der sonstigen Bestandteile.<br />
Liste der sonstigen Bestandteile: Natriumchlorid, Eisessig, Natriumacetat 3 H2O, Wasser für Injektionszwecke. Inhaber der Zulassung: Roche Registration Limited, 6 Falcon Way, Shire Park, Welwyn Garden<br />
City, AL7 1TW, Vereinigtes Königreich. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Bisphosphonate, ATC-Code:<br />
M05B A06. Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen sowie Informationen zu Schwangerschaft und Stillzeit<br />
und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
seite 24 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />
Anabolika<br />
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42
Individuelle risikobezogene<br />
Therapieindikation<br />
Der vor Kurzem erstmals vorgestellte<br />
neue WHO-Risiko-Score bedeutet nun<br />
eine Abkehr vom reinen T-Score-Pragmatismus<br />
der Knochendichte hin zum<br />
individuellen „case finding“. Als Entscheidungsgrundlage<br />
für eine therapeutische<br />
Intervention wird demnach in<br />
Zukunft das individuelle absolute 10-<br />
Jahres-Frakturrisiko einer Person herangezogen<br />
werden. Dieses errechnet sich<br />
einerseits aus dem Knochendichtemessergebnis,<br />
andererseits aber auch aus dem<br />
Vorliegen oder Nichtvorliegen weiterer<br />
Fraktur-Risikofaktoren (Tabelle 1).<br />
Risikofaktoren zur Ermittlung des<br />
absoluten 10-Jahres-Frakturrisikos<br />
• Glukokortikoidtherapie<br />
• Hüftfrakturen (Eltern)<br />
• Rheumatoide Arthritis<br />
• BMI 20 vs. 25 kg/m 2<br />
• Frakturen nach dem 50. Lebensjahr<br />
6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />
• Gegenwärtiges Rauchen<br />
• Alkoholkonsum<br />
Was können Patienten selbst<br />
dazu positiv beitragen?<br />
Ausgewogene kalziumreiche Ernährung,<br />
körperliche Aktivität: regelmäßiges<br />
Bewegen, Sportarten wie Nordic<br />
Walking sind absolut empfehlenswert,<br />
im Sinne einer positiven Osteoporose-<br />
Sturzpräventions-Prophylaxe.<br />
Schlussbemerkung<br />
Die Osteoporose ist gerade im obigen<br />
Kontext oft nur eine Nebendiagnose.<br />
Erst nach einem Frakturereignis bekommt<br />
die spezifische Therapie Relevanz.<br />
Neben einer kritischen Hinterfragung<br />
der medikamentösen Therapie<br />
hinsichtlich Sturzrisiko, Frakturprävention<br />
durch Wohnungssanierungsmaßnahmen<br />
und Verbesserung der muskulären<br />
Koordination und Funktion, sind<br />
OSTEOPOROSE<br />
Fortbildung<br />
vor allem neue nebenwirkungsarme und<br />
in Ihrer Applikationsform langwirksame<br />
Medikamente zu bevorzugen.<br />
Eine ausreichende Versorgung mit Kalzium<br />
oral (additiv 500–1.000 mg Ca ++ /Tag<br />
je nach alimentärer Situation) und Vitamin<br />
D3 (400–2.000 IE/Tag) ist die<br />
Voraussetzung für eine spezifische medikamentöse<br />
Osteoporosetherapie. Sie<br />
alleine genügt nicht, um eine manifeste<br />
Osteoporose zu behandeln. Zu empfehlen<br />
ist die jahreszeitliche Messung des<br />
Vitamin-D-Spiegels, vorzugsweise in den<br />
Wintermonaten, welche Hinweise auf die<br />
erforderlichen Einheiten gibt.<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr. Peter Peichl, MSc<br />
Hietzinger Hauptstraße 124A/5<br />
A-1130 Wien<br />
Tel.: +43/1/87 96 305<br />
ordination@peichl-peter.at<br />
seite 25
THROMBOSE<br />
Fortbildung<br />
Thromboseprohylaxe in Orthopädie<br />
und Sportmedizin<br />
Dr. Patrick Vavken MSc FRSPH, Dr. Andreas Lunzer, Univ.-Prof. Dr. Josef G. Grohs (Foto)<br />
Venöse Thromboembolien<br />
Venöse Thromboembolien gehören zu<br />
den am meisten gefürchteten Komplikationen<br />
der orthopädischen Chirurgie, da<br />
sie schwere, mitunter tödliche Folgen<br />
sonst herausragend erfolgreicher Eingriffe<br />
sind. Die absolute jährliche Inzidenz<br />
tiefer Venenthrombosen (TVT)<br />
wird für Österreich auf 160/100.000 Personen<br />
geschätzt, mit 20/100.000 symptomatischen,nicht<br />
tödlichen und 50/100.000<br />
tödlichen Pulmonalembolien (PE). Die<br />
TVT ziehen aber auch weniger lebensbedrohliche,<br />
dafür chronische Komplikationen<br />
wie das postphlebitische Syndrom<br />
oder venöse Ulcera cruris nach sich, welche<br />
mit einer Inzidenz von 75/100.000 geschätzte<br />
Kosten von 600–900 Millionen<br />
Euro jährlich verursachen. Werte für die<br />
Inzidenz dieser Komplikationen nach<br />
Knie- und Hüftersatz sind in Tabelle 1<br />
dargestellt. Dabei ist aber zu bedenken,<br />
dass die exakte Messung dieser Ereignisse<br />
schwierig ist, da sowohl die Venographie<br />
nicht 100% akkurate Ergebnisse<br />
bringt (einzelne Plaques können sich zum<br />
Zeitpunkt der Untersuchung bereits wie-<br />
Risiko (%) thromboembolischer Ereignisse in Hüft- und Knieersatz<br />
der aufgelöst haben), als auch die kausale<br />
Verkettung zwischen PE und Fatalität<br />
nicht immer gegeben ist, da vor allem bei<br />
multimorbiden Patienten Pulmonalembolien<br />
Nebenereignisse im Rahmen einer<br />
Grunderkrankung sein können. Offensichtlicher<br />
ist das Risiko einer TVT und<br />
ihrer Folgekomplikationen durch intrinsische<br />
Faktoren jedes Patienten individuell<br />
unterschiedlich. Wichtige und häufige<br />
Risikofaktoren sind Art des Eingriffs und<br />
Ausmaß der Immobilisierung, Alter, Gewicht,<br />
Malignome, frühere TVT oder PE<br />
in der Anamnese, Schwangerschaft, hoch<br />
dosierte Östrogene oder venöse Insuffizienz.<br />
Diese Faktoren sollten Eingang in<br />
die Auswahl des Prophylaxeschemas finden.<br />
Thromboseprophylaxe<br />
Durchschnittliche Effektivität eines LMWH in der Prophylaxe thromboembolischer Ereignisse nach Hüft- und Knieersatz<br />
Tabelle 1<br />
Eingriff All TVT proximale TVT Klinische TVT nicht tödliche PE<br />
(Radiologie) (Radiologie) tödliche PE<br />
Hüft-TEP 32 (23–42) 16 (10–25) 1,9 (1,1–2,8) 1,2 (0,6–2,2) 0,3 (0,1–0,8)<br />
Knie-TEP 66 (58–76) 16 (10–24) 9 (7–11) 1,9 (2,1–3,0) 0,4 (0,1–1,1)<br />
TVT und PE nach totaler Endoprothese (TEP) in Prozent absolutes Risiko ohne Prophylaxe mit 95%<br />
Konfidenzintervall in Klammer (modifizert nach Gillspie W et al., JBJS 2000;82-B:475-9).<br />
Die Optionen in der Prophylaxe postoperativer<br />
Thrombosen lassen sich in<br />
pharmakologische und mechanische<br />
Methoden untergliedern. Niedrig dosiertes<br />
Heparin (low-dose-Heparin,<br />
LDH), die klassische Form der Thromboseprohylaxe,<br />
zeigt typischerweise eine<br />
Reduktion von 40–60% in der Inzidenz<br />
von TVT und PE, jedoch sind Blutungen<br />
relativ häufig (2%), weshalb Heparin in<br />
der Routine der österreichischen Orthopädie<br />
kaum mehr zum Einsatz kommt.<br />
In den USA ist die Prophylaxe mit Warfarin<br />
(Coumadin, entspricht in Österreich<br />
Marcoumar oder Phenprocoumon)<br />
mit einer niedrigen INR von 2–2,5<br />
Tabelle 2<br />
Eingriff Ereignis Absolutes Reduktion des Number needed Zusätzliche Blutungen<br />
Risiko absoluten Risikos (ARR) to treat (NNT) pro verhindertem Ereignis<br />
Hüft TEP alle PE 0,015 0,0075 133 < 1<br />
tödliche PE 0,003 0,0015 666 3<br />
proximale TVT 0,16 0,08 13 < 1<br />
Knie TEP alle PE 0,02 0,01 100 < 1<br />
tödliche PE 0,001 0,0005 2000 10<br />
proximale TVT 0,16 0,08 13 < 1<br />
Tabelle 2 zeigt repräsentative Werte für die Wirksamkeit eines LMWH. Die number needed to treat (NNT) gibt die Anzahl an Patienten an, die behandelt<br />
werden müssen, um ein Ereignis zu verhindern. Die Zahl der zusätzlichen Komplikationen die dadurch entstehen ist in der letzten Kolumne gegeben (modifizert<br />
nach Gillspie W et al., JBJS 2000;82-B:475-9).<br />
seite 26 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />
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42
üblich, vor allem da eine höhere Blutungsneigung<br />
nach Gabe von niedrigmolekularem<br />
Heparin (LMWH) angenommen<br />
wird. Der Beweis dieser Annahme<br />
ist derzeit ausständig. Die Effektivität<br />
von Warfarin, LMWH und Aspirin kann<br />
– bei akkurater Dosierung – als gleich<br />
angesehen werden. In Europa haben<br />
sich die LMWH durchgesetzt, welche effektiver<br />
als LDH sind und gleichzeitig<br />
mit einem rund viermal geringeren Blutungsrisiko<br />
assoziiert sind. Tabelle 2 gibt<br />
Werte zur Effektivität von LMWH.<br />
Mechanische Methoden der postoperativen<br />
Thromboseprophylaxe kommen<br />
vergleichbar wenig zum Einsatz.Thrombosestrümpfe<br />
zeigten in der Allgemeinchirurgie<br />
gute Erfolge, ihre Effektivität<br />
in der Orthopädie ist aber noch nicht<br />
Tabelle 3<br />
Dosierungen von LMWH in der Orthopädie<br />
Medikament Dosierung<br />
Fragmin 5.000 IE<br />
Fraxiparin 0,3-0,6 mL<br />
Ivor 3.500 IE<br />
Lovenox 40 mg<br />
Sandoparin 3.000 IE<br />
Tabelle 3 gibt die typische Dosierung in adäquater<br />
Höhe für orthopädische Patienten wieder. Es<br />
ist wichtig zu beachten, dass diese Dosierungen<br />
individuell an den Patienten angepasst werden<br />
müssen! Die übliche Dosierung für Fondaparinux<br />
(Arixtra) ist 2,5 mg.<br />
6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />
THROMBOSE<br />
Fortbildung<br />
ausreichend untersucht worden um ein<br />
klares Bild zu geben.Pumpen zeigten für<br />
Patienten nach Operationen der unteren<br />
Extremität eine mit pharmakologischen<br />
Methoden vergleichbare Effektivität,<br />
wobei aber praktisch keine Nebenwirkungen<br />
(z.B. Blutungen) auftreten. Im<br />
Vordergrund stehen hier jedoch Probleme<br />
mit der Compliance.<br />
Die aktuellen evidenzbasierten Empfehlungen<br />
zur Thromboseprophylaxe in<br />
der orthopädischen Chirurgie gemäß<br />
ACCP (American College of Clinical<br />
Pharmacy) sind: keine Prophylaxe für<br />
Kniearthroskopie,Vorfußoperation oder<br />
Ruhigstellung einer unteren Extremität<br />
sofern kein erhöhtes Risiko besteht,<br />
sonst Dosierung entsprechend des gewählten<br />
Wirkstoffes (Tabelle 3). Dies widerspricht<br />
zwar dem klinischen Alltag,<br />
aber ein positiver Effekt der Thromboseprophylaxe<br />
in diesen Fällen konnte nicht<br />
nachgewiesen werden.<br />
Thromboseprophylaxe bei Knie- oder<br />
Hüftersatz ist unbedingt indiziert. LMWH<br />
sollten in der Dosierung entsprechend des<br />
gewählten Wirkstoffes (Tabelle 3) einmal<br />
täglich s.c. (morgens oder abends) beginnend<br />
12 Stunden prä- oder 12 Stunden<br />
postoperativ verabreicht werden. Es beseht<br />
aber immer noch ein Restrisiko von<br />
bis zu 15%! Fondaparinux (Arixtra) kann<br />
gegenüber LMWH eine weitere Senkung<br />
von venösen Thromboembolien von bis zu<br />
Abbildung 1<br />
Unterschied in Thrombosewahrscheinlichkeit (odds) altersadjustiert<br />
Abbildung 1 zeigt die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose (in odds) für zwei verschiedene Dosierungen<br />
von Bemiparin (3.500 und 5.000 IE) pro Körpergewicht, unter Berücksichtigung von Altersunterschieden.<br />
Während die Wahrscheinlichkeit einer Thrombose für beide Dosierungen bis zu ca. 90–100<br />
kg sehr ähnlich ist, zeigt sich, dass ab 100 kg der Unterschied stark zunimmt. Aus diesen Daten folgt,<br />
dass Patienten mit derartig hohem Gewicht von höheren Dosierungen profitieren würden (Vavken et<br />
al, WKWO im Druck).<br />
seite 27<br />
Fachkurzinformation siehe Seite 41
THROMBOSE<br />
Fortbildung<br />
50% bewirken, ist aber bei eingeschränkter<br />
Nierenfunktion (Kreatininclearance <<br />
30 ml/min) kontraindiziert. Die Dosierung<br />
erfolgt als 2,5 mg einmal täglich s.c. (morgens<br />
oder abends) ab dem Morgen des ersten<br />
postoperativen Tages. Nach Entlassung<br />
sollte die Thromboseprophylaxe mit<br />
LMWH für drei bis vier Wochen fortgeführt<br />
werden, da dadurch die Zahl der gesamten<br />
TVT um 50% und der proximalen<br />
TVT um 33% gesenkt wird. Als Bemerkung<br />
am Rande mit indirekter Relevanz<br />
für Orthopäden sollten rückenmarksnahe<br />
Manipulationen (Punktion, Katheterentfernung)<br />
nicht früher als 24 Stunden nach<br />
Fondaparinux-Gabe oder 12 Stunden<br />
nach LMWH in prophylaktischer Dosis<br />
vorgenommen werden.Vor rückenmarksnaher<br />
Manipulation (Anästhesie) sollte<br />
zwei bis vier Stunden keine LMWH bzw.<br />
12 Stunden keine Fondaparinux-Gabe erfolgen.<br />
Thromboseprophylaxe des<br />
adipösen Patienten<br />
Wie bereits oben erwähnt, ist das Gewicht<br />
– und die damit einhergehenden<br />
Effekte auf Mobilität und Stoffwechsellage<br />
– ein wichtiger individueller Risikofaktor<br />
für venöse Thromboembolien, der<br />
auch in gängigen Dosierungsschemata<br />
berücksichtigt ist. Die Orthopädie hat<br />
aber seit der Entwicklung dieser Schemata<br />
einen beachtlichen Anstieg sowohl<br />
in der Anzahl adipöser Patienten,als auch<br />
im Gewichtsdurchschnitt aller Patienten<br />
gesehen. Diese Beobachtung führte logischerweise<br />
zur Frage, ob die aktuell verbreiteten<br />
Dosierungschemata, vor allem<br />
im oberen Bereich, noch gültig sind.<br />
In einer zwei-jährigen prospektiven<br />
Cross-over-Studie an der Univ.-Klinik<br />
für Orthopädie der MedUni Wien wurden<br />
723 Patienten über 90 kg Köpergewicht<br />
mit 3.500 IE oder 5.000IE Bemiparin<br />
Natrium (Ivor) postoperativ behandelt<br />
und über 66,8 Patientenjahre<br />
nachverfolgt.Als Endpunkte wurden klinisch<br />
relevante thromboembolische Ereignisse<br />
und Blutungen oder verzögerte/gestörte<br />
Wundheilung definiert.<br />
Die Art der Operation, Alter, exaktes<br />
Gewicht, Geschlecht und Ausmaß der<br />
Immobilität wurden als Kovariablen mit<br />
Neu: Prasugrel (Efient ® ) in der „Hellgelben Box“<br />
Dadurch wesentliche Vereinfachung<br />
des Verordnungs-Prozedere von Prasugrel<br />
für Ärzte – ein wichtiger Schritt zur<br />
Sicherstellung einer kontinuierlichen Einnahme<br />
der in diesem Krankheitsstadium<br />
für den Patienten überlebenswichtigen<br />
Substanzgruppe.<br />
Ab 01.07.<strong>2010</strong> ändert sich der Erstattungsstatus<br />
von Efient! Der Thrombozytenaggregations-hemmer<br />
wechselt in den<br />
hellgelben (RE2) Bereich: Medikamente<br />
in der hellgelben Box bedürfen bei entsprechender<br />
Indikationsstellung keiner<br />
vorherigen Genehmigung durch den<br />
Chefarzt, sondern werden der sogenannten<br />
Expost-Kontrolle zugeführt.<br />
Prasugrel (Efient ® ), ein Thienopyridin<br />
der dritten Generation,ist in Kombination<br />
mit Acetylsalicylsäure (ASS) angezeigt<br />
zur Prävention atherothrombotischer<br />
Ereignisse bei Patienten mit akutem<br />
seite 28<br />
Koronarsyndrom (ACS) mit primärer<br />
oder verzögerter perkutaner Koronarintervention<br />
(PCI). Somit steht mit Prasugrel<br />
innerhalb dieser Indikationsstellung<br />
für die interventionelle Therapie des akuten<br />
Koronarsyndroms eine effektive<br />
Alternative zu Clopidogrel bereit.<br />
Die koronare Herzkrankheit, welche in<br />
einem ACS resultieren kann, ist die häufigste<br />
Todesursache in der Europäischen<br />
Union mit über 741.000 Todesfällen jährlich.<br />
Herzkreislauferkrankungen stellen<br />
nach wie vor weltweit eine der bedeutsamsten<br />
Ursachen für Todesfälle und<br />
Behinderung dar.<br />
In der wichtigsten und umfangreichen<br />
Zulassungsstudie TRITON TIMI 38<br />
wurde die Überle-genheit von Prasugrel<br />
hinsichtlich Wirksamkeit und Sicherheit<br />
im direkten Vergleich mit Clopidogrel<br />
geprüft. Dabei zeigte sich unter Prasugrel<br />
(in Kombination mit<br />
ASS) ein um 19% besseres<br />
Ergebnis des kombinierten<br />
Endpunktes bei<br />
Patienten mit ACS, die<br />
sich einer PCI unterzo-<br />
eingeschlossen. In einem Poisson-Regressionsmodell<br />
zeigte sich zwar kein<br />
Unterschied in der Wirksamkeit der beiden<br />
Dosierungen (Rate Ratio 0,25, 95%<br />
Konfidenzinterval 0,01–14,95), die Ergebnisse<br />
dieser Studie zeigten aber, dass<br />
bei einer weiteren Steigerung der Volkskrankheit<br />
Adipositas höhere Dosierungen<br />
einen statistisch signifikanten und<br />
klinisch relevanten Vorteil bringen werden<br />
können (Abbildung 1).<br />
Dr. Patrick Vavken MSc FRSPH<br />
Sports Medicine Research Laboratory,<br />
Department of Orthopedic Surgery,<br />
Children’sHospital Boston, Harvard<br />
Medical School, Boston, USA<br />
Dr. Andreas Lunzer,<br />
Univ.-Prof. Dr. Josef G. Grohs,<br />
Univ.-Klinik für Orthopädie,<br />
Währinger Gürtel 18–20, A-1090 Wien<br />
Tel.: +43/1/40 400-40 78<br />
josef.grohs@meduniwien.ac.at<br />
gen 1 . Die Ergebnisse der Studie wurden<br />
im November 2007 im New England<br />
Journal of Medicine veröffentlicht 1 .<br />
Subgruppen-Analysen der TRITON-<br />
TIMI-38-Studie zeigen darüber hinaus,<br />
dass besonders die Hochrisikogruppen<br />
wie Diabetiker und Patienten mit ST-<br />
Hebungsinfarkt (STEMI), von der ACS-<br />
Therapie mit Prasugrel profitieren können<br />
2,3 .<br />
Prasugrel wurde von Daiichi Sankyo<br />
Company, Limited (TSE: 4568) und seinem<br />
Forschungspartner Ube Industries,<br />
Ltd. erstmals synthetisiert und in Kooperation<br />
mit Eli Lilly and Company<br />
(NYSE: LLY) weiterentwickelt.<br />
Efient ® steht in Dosierungen zu 10 mg<br />
und 5 mg in einer Packungsgröße von 28<br />
Stück (OPII/RE2) zur Verfügung. FB<br />
Literatur<br />
1. Wiviott SD et al. N Engl J Med 2007; 357: 2001-2015<br />
2. Wiviott SD et al. (2008) Circulation 118: 1626-1636<br />
3. Montalescot G et al. (2009) Lancet 373: 723-731<br />
DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />
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42
GELENKRHEUMA<br />
Fortbildung<br />
Gelenkrheuma im Kindesalter<br />
Prim. Dr. Kirsten Minden (Foto), Martina Niewerth, MPH<br />
Gelenkrheuma kann bereits im Kindesalter<br />
auftreten. Man schätzt die Zahl<br />
in Deutschland betroffener Kinder und<br />
Jugendlicher auf 15.000. Gelenkrheuma<br />
bei Kindern bzw. die juvenile idioathische<br />
Arthritis (JIA) ist nicht mit den im<br />
Erwachsenenalter auftretenden chronischen<br />
Arthritiden, wie der rheumatoiden<br />
Arthritis oder ankylosierenden<br />
Spondylitis, gleichzusetzen. Sieben verschiedene<br />
Formen der JIA werden<br />
heute unterschieden, die sich in ihrer klinischen<br />
Präsentation, ihrem Verlauf<br />
sowie z.T. genetischen Hintergrund voneinander<br />
unterscheiden (Tabelle 1).<br />
Trotz ihres Namens ist die JIA keine<br />
auf das Kindesalter beschränkte Erkrankung.<br />
Etwa die Hälfte der Betroffenen<br />
geht mit einer aktiven Erkrankung ins<br />
Erwachsenenalter und bedarf der weiteren<br />
spezialisierten Versorgung. Erwachsene<br />
mit JIA finden sich unter den<br />
Patienten nahezu aller rheumatologisch<br />
Abbildung 1<br />
17-jähriger Knabe mit EAA: Enthesiopathie im<br />
Bereich des rechten Achillessehnenansatzes.<br />
tätigen Internisten und Orthopäden. Im<br />
Weiteren soll auf die Besonderheiten<br />
dieser heterogenen Erkrankung, ihre<br />
Erkennung und Behandlung eingegangen<br />
werden.<br />
Die verschiedenen Formen der JIA<br />
Oligoarthritis (OA)<br />
Die Oligoarthritis ist in unseren Breiten<br />
die häufigste Form der JIA und eine<br />
ausschließlich bei Kindern vorkommende<br />
Arthritisform. Per definitionem sind hier<br />
innerhalb der ersten sechs Erkrankungsmonate<br />
maximal vier Gelenke entzündet,<br />
in 30–50% der Fälle ist nur ein Gelenk<br />
betroffen. Die OA betrifft vorzugsweise<br />
Mädchen, die typischerweise eine asymmetrische<br />
Arthritis an den Gelenken der<br />
unteren Extremität zeigen. Der Erkrankungsgipfel<br />
liegt im 2./3. Lebensjahr.<br />
Bleibt die Arthritis auch im weiteren<br />
Krankheitsverlauf auf maximal vier<br />
Gelenke beschränkt, spricht man von<br />
einer persistierenden Form der OA. Werden<br />
mehr als vier Gelenke in den Entzündungsprozess<br />
einbezogen, wird die Erkrankung<br />
als erweiterte (extended) Form<br />
der OA bezeichnet. Letztere entwickeln<br />
30–50% der Patienten.<br />
Die Prognose von Patienten mit<br />
erweiterter Form der OA ist wesentlich<br />
ungünstiger als jene von Patienten mit<br />
persistierender OA. Sie erreichen selten<br />
(etwa in einem Drittel der Fälle; vgl.<br />
dreiviertel bei persistierender OA)<br />
innerhalb der ersten 15 Krankheitsjahre<br />
eine Remission und entwickeln entsprechend<br />
häufiger schwere Funktionsbeeinträchtigungen<br />
und erosive Gelenkveränderungen.<br />
Abbildung 2<br />
Arthritis des DIP-Gelenkes 5 rechts bei einem<br />
12-jährigen Mädchen mit Psoriasisarthritis.<br />
Die Uveitis ist die häufigste extraartikuläre<br />
Manifestation bei der OA und<br />
wird etwa bei jedem fünften Patienten<br />
beobachtet. Sie ist bei der OA in der<br />
Regel symptomlos. Das Komplikationsrisiko<br />
ist deshalb hoch, etwa jeder dritte<br />
Patient entwickelt infolge Katarakt,<br />
Glaukom, bandförmiger Hornhautdegenerationen<br />
und anderer okulärer Folgeprobleme<br />
einen relevanten Visusverlust<br />
(≤ 20/50). Ein engmaschiges ophthalmologisches<br />
Screening dieser Patienten, d.h.<br />
sofort zur Diagnosestellung und danach<br />
zunächst mindestens alle drei Monate, ist<br />
deshalb geboten.<br />
Seronegative Polyarthritis (RF-PA)<br />
Die RF– PA ist die zweithäufigste Form<br />
der JIA, eine Arthritis, bei der per definitionem<br />
bereits zu Beginn mehr als vier<br />
Gelenke betroffen sind. Die RF– PA präsentiert<br />
sich klassischerweise als symmetrische<br />
Arthritis der großen und kleinen<br />
Gelenke. Im Unterschied zur rheumatoiden<br />
Arthritis (RA) der Erwachsenen ist<br />
diese Polyarthritis bei Kindern immer<br />
eine seronegative und im Unterschied zur<br />
seite 30 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />
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42
GELENKRHEUMA<br />
Fortbildung<br />
RA sind Schmerzen nicht das führende<br />
Symptom der Erkrankung.<br />
Extraartikuläre Manifestationen sind<br />
bei der RF– PA, abgesehen von einer<br />
Uveitis, selten. Häufiger als bei der OA<br />
verläuft die Krankheit progredient. Nach<br />
sechs bis neun Jahren haben 40–80% der<br />
Patienten erosive Gelenkveränderungen<br />
und dauerhafte Funktionseinschränkungen<br />
entwickelt. Die überwiegende Mehrheit<br />
dieser Patienten hat auch im Erwachsenenalter<br />
noch eine aktive Er-<br />
Abbildung 3<br />
krankung und bedarf der weiteren rheumatologischen<br />
Versorgung.<br />
Enthesitis-assoziierte Arthritis (EAA)<br />
Die dritthäufigste Form der JIA umfasst<br />
eher männliche, oft HLA-B27-positive<br />
Patienten mit einem Alter über<br />
sechs Jahren, die typischerweise mit<br />
einer asymmetrischen Oligoarthritis der<br />
unteren Extremitäten und Enthesiopathien<br />
(am häufigsten am Achillessehnenund<br />
Plantaraponeurosenansatz) auffallen<br />
(Abbildung 1). Daneben finden sich<br />
charakteristischerweise Tarsitiden (als<br />
Resultat einer Arthritis, Enthesitis, Bursitis<br />
und Tenosynovitis im Mittelfußbereich),<br />
Tenosynovitiden (häufig an der<br />
Sehne des M. tibialis posterior) und in 5–<br />
10% symptomatische anteriore Uveitiden.<br />
Seltener ist ein polyartikulärer Beginn,<br />
bei dem vor allem die Zehen- und<br />
Fingergelenke betroffen sind. Rückenschmerzen<br />
als Zeichen der axialen<br />
Beteiligung treten oft erst im Krankheitsverlauf<br />
hinzu. In etwa einem Drittel<br />
der Fälle kann eine Sakroiliitis in den<br />
ersten fünf Erkrankungsjahren kernspintomografisch<br />
nachgewiesen werden,<br />
was die Zugehörigkeit dieser Gruppe zu<br />
den Spondylarthritiden unterstreicht.<br />
Mit zunehmender Krankheitsdauer<br />
nimmt der Anteil der Patienten mit entzündlicher<br />
Wirbelsäulenbeteiligung zu.<br />
Im frühen Erwachsenenalter haben<br />
etwa 40% der Patienten mit EAA eine<br />
gesicherte und weitere knapp 40% eine<br />
mögliche ankylosierende Spondylitis<br />
entwickelt.<br />
Psoriasisarthritis (PsA)<br />
Im Unterschied zur PsA im Erwachsenenalter<br />
manifestiert sich bei Kindern die<br />
Arthritis in etwa 50% vor der Psoriasis.<br />
Zu Erkrankungsbeginn zeigt sich die PsA<br />
oft als asymmetrische Oligoarthritis, wobei<br />
das Kniegelenk am häufigsten betroffen<br />
ist. Daneben gibt es eine Prädilektion<br />
für kleine Gelenke an Händen und<br />
Füßen.Als typischer Gelenkbefall bei der<br />
PsA gelten der Befall im Strahl, die Beteiligung<br />
distaler Gelenke (Abb. 2) sowie<br />
die Daktylitis, die bei etwa einem Drittel<br />
der Patienten beobachtet wird. Axiale<br />
Beteiligungen kommen auch im Kindesund<br />
Jugendalter vor, eine Arthritis mutilans<br />
hingegen ist selten.<br />
Generell finden sich bei mehr als 70%<br />
der Patienten mit PsA nach mehr als<br />
fünf Jahren Krankheitsdauer noch Zeichen<br />
der aktiven Arthritis, d.h. im Vergleich<br />
zu anderen oligoartikulären JIA-<br />
Formen ist die Prognose der PsA<br />
ungünstiger.<br />
Systemische Form der JIA<br />
(sJIA, Synonym: Morbus Still)<br />
Tabelle 1<br />
Klinische Merkmale der einzelnen JIA-Subgruppen basierend auf Daten der Kerndokumentation rheumakranker Kinder und Jugendlicher<br />
8jähriges Mädchen mit persistierender Oligoarthritis<br />
in beiden Knie- und Sprunggelenken (mit Beugeschonhaltung<br />
der Kniegelenke), ausgeprägte<br />
Muskelatrophie und Vorfußadduktion rechts.<br />
Die sJIA unterscheidet sich grundsätzlich<br />
von den anderen Formen der JIA<br />
und wird heute als autoinflammatorisches<br />
Syndrom angesehen. Autoantikörper<br />
werden in der Regel nicht nachgewiesen,<br />
es besteht keine Geschlechtsdisposition.<br />
Man geht derzeit davon aus, dass der sJIA<br />
eine unkontrollierte Aktivierung des<br />
angeborenen Abwehrsystems mit aktiven<br />
neutrophilen Granulozyten und Monozyten<br />
zugrunde liegt, die sich in einer überschießenden<br />
Freisetzung proinflammatorischer<br />
Zytokine (z.B. IL-1β, IL-6 und<br />
IL-18) widerspiegelt. Hieraus erklären<br />
sich viele der klinischen Symptome mit<br />
intermittierendem Fieber (bis über<br />
39°C), einem nicht fixierten, lachsfarbenen<br />
Exanthem, einer Hepatosplenomegalie,<br />
Polyserositis, Lymphadenopathie,<br />
Anämie, Leuko- und Thrombozytose.<br />
seite 32 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />
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42
GELENKRHEUMA<br />
Fortbildung<br />
Zu Erkrankungsbeginn dominieren in<br />
der Regel die systemischen extraartikulären<br />
Manifestationen. Eine chronische<br />
Arthritis entwickelt sich gewöhnlich<br />
innerhalb von sechs Monaten nach Fieberbeginn,<br />
gelegentlich auch erst Jahre<br />
später. Der Krankheitsverlauf ist variabel,<br />
bei bis zu 50% der Patienten verläuft<br />
die Erkrankung chronisch-progredient<br />
mit schwerer destruierender<br />
Polyarthritis und signifikantem Funktionsverlust.<br />
Seropositive Polyarthritis (RF + PA)<br />
Die RF+ PA gilt als pädiatrisches<br />
Äquivalent der RA und wird überwiegend<br />
bei jugendlichen Mädchen beobachtet.<br />
Sie zeigt der RA analoge klinische<br />
Manifestationen und einen rasch<br />
progredienten Verlauf.<br />
Andere Arthritis<br />
Die Gruppe der undifferenzierten<br />
Arthritiden umfasst keine separate<br />
Untergruppe, sondern Patienten, die in<br />
keine, meist aufgrund einer positiven<br />
Familienanamnese für Psoriasis, oder in<br />
mehrere der oben angeführten sechs Subgruppen<br />
eingeordnet werden können.<br />
Diagnose der JIA<br />
Die Diagnose der JIA ist eine klinische.<br />
Sie fußt auf der Erkennung der<br />
Gelenkentzündung und dem Ausschluss<br />
bekannter, mit ähnlicher klinischer<br />
Symptomatik einhergehender Erkrankungen.<br />
Allerdings sind die typischen<br />
Arthritiszeichen mit Schwellung oder<br />
Überwärmung und schmerzhafter Bewegungseinschränkung<br />
eines Gelenkes<br />
gerade bei Kleinkindern nicht immer<br />
offenbar. Von einem jüngeren Kind werden<br />
oft keine Schmerzen angegeben.<br />
Vielmehr nehmen Kinder mit Arthritis<br />
eine Schmerz entlastende Schonhaltung<br />
ein, das betroffene Gelenk wird meist in<br />
einer Beugeschonhaltung gehalten<br />
(Abb. 3). Typisch für die JIA sind morgendliche<br />
Gelenkschmerzen („Morgensteife“),<br />
die oft nicht verbalisiert und<br />
manchmal überspielt werden.<br />
Spezifische, auf die JIA hinweisende<br />
Laborbefunde gibt es nicht. Fast die<br />
Hälfte der Kinder lassen in den ersten<br />
drei Erkrankungsmonaten keine Erhöhungen<br />
der laborchemischen Entzündungsparameter<br />
erkennen. Rheumafaktoren<br />
und Antikörper gegen zyklische<br />
citrullinierte Peptide (anti-CCP-Ak)<br />
werden lediglich bei bis zu 5% der<br />
Patienten nachgewiesen und sind somit<br />
diagnostisch nicht hilfreich.ANA werden<br />
häufiger und zwar bei bis zur Hälfte der<br />
Patienten beobachtet. Aber gerade im<br />
niedrigen Titerbereich werden ANAs<br />
auch bei bis zu 33% gesunder Kinder<br />
gefunden, sodass ihre diagnostische Spezifität<br />
sehr gering ist. Sie sind weder<br />
geeignet Kinder mit JIA von anderen mit<br />
Gelenkbeschwerden abzugrenzen, noch<br />
Kinder mit verschiedenen JIA-Subgruppen<br />
sicher voneinander zu diskriminieren.<br />
Das diagnostische Dilemma spiegelt<br />
sich darin wieder, dass auch heute noch<br />
im Durchschnitt fünf Monate vergehen<br />
bis ein Kind mit einer chronischen<br />
Arthritis dem Kinderrheumatologen<br />
erstmals vorgestellt wird. Damit geht<br />
wertvolle Zeit, die für die Behandlung<br />
genutzt werden könnte, verloren. Das<br />
kann prognostisch bedeutsam sein. Es ist<br />
belegt, dass ein früher Therapiebeginn<br />
mit einem besseren Therapieansprechen<br />
und letztendlich einer besseren Prognose<br />
einhergeht.<br />
Therapie der JIA<br />
Die Behandlung der chronischen<br />
Gelenkentzündung im Kindesalter ist<br />
komplex und orientiert sich an der Form<br />
bzw. Schwere der Erkrankung. Sie<br />
umfasst medikamentöse, krankengymnastische,<br />
physikalische und ergotherapeutische<br />
Maßnahmen neben einer psy-<br />
chosozialen Betreuung der gesamten<br />
Familie. Das Ziel der komplexen Therapie<br />
besteht in einer Unterdrückung der<br />
rheumatischen Entzündungsaktivität,<br />
dem Vermeiden bleibender Schäden<br />
sowie der Förderung einer normalen<br />
körperlichen und psychosozialen Entwicklung<br />
des betroffenen Kindes bzw.<br />
Jugendlichen. Spezielle kinderrheumatologische<br />
Versorgungsangebote gibt es<br />
inzwischen an etwa 60 kinderrheumatologischen<br />
Einrichtungen in Deutschland.<br />
Die Homepage der kinderrheumatologischen<br />
Fachgesellschaft (www.gjkr.de)<br />
zeigt in einer aktuellen Versorgungslandkarte<br />
diese Einrichtungen auf.<br />
Medikamente<br />
Abbildung 4<br />
Anteil der medikamentös bzw. basistherapeutisch behandelten JIA-Patienten (in %). Die Angaben<br />
beziehen sich auf Querschnittdaten der Kerndokumentation rheumakranker Kinder und Jugendlicher<br />
von 1998–2007.<br />
Die Pharmakotherapie der JIA hat<br />
sich in den letzten zehn Jahren erheblich<br />
gewandelt (Abb. 4). Nichtsteroidale<br />
Medikamente (z.B. Naproxen, Ibuprofen)<br />
bilden zwar nach wie vor die Firstline-Therapie<br />
der Erkrankung, werden<br />
aber tendenziell weniger häufig eingesetzt.<br />
Auch die systemische Anwendung<br />
von Glukokortikoiden hat, im Unterschied<br />
zur lokalen Applikation (intraartikulär),<br />
an Bedeutung verloren.<br />
Krankheitsmodifizierende Medikamente<br />
(sog. Basismedikamente) haben<br />
einen zunehmend höheren Stellenwert<br />
erlangt. Mittlerweile wird jedes zweite<br />
kinderrheumatologisch betreute Kind<br />
mit JIA hiermit behandelt. Methotrexat<br />
ist die am häufigsten angewendete Sub-<br />
seite 34 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>
stanz, sie wird heute vergleichsweise früh<br />
im Krankheitsverlauf, in einer Standarddosis<br />
von ca. 15 mg/m 2 Körperoberfläche/Woche<br />
und häufig parenteral eingesetzt.<br />
Biologische Medikamente, wie die<br />
TNF-blockierenden Substanzen (z.B.<br />
Etanercept, Adalimumab), die gezielt in<br />
den Pathomechanismus der Erkrankung<br />
eingreifen, sind inzwischen die zweithäufigsten<br />
bei der JIA angewendeten Basismedikamente.<br />
Mit dem geänderten<br />
therapeutischen Vorgehen gelingt es zunehmend<br />
besser, die rheumatische<br />
Krankheitsaktivität bei der JIA zu kontrollieren<br />
und die Krankheitslast bei den<br />
betroffenen Kindern und Jugendlichen<br />
zu vermindern.<br />
Literatur bei den<br />
Verfasserinnen<br />
Dr. Kirsten Minden 1,2 ,<br />
Martina Niewerth, MPH1 1Deutsches Rheumaforschungszentrum<br />
Berlin, Forschungsbereich Epidemiologie<br />
2Universitätskinderklinik Charité,<br />
Campus Virchow, Abteilung Kinderund<br />
Jugendrheumatologie<br />
Deutsches Rheumaforschungszentrum<br />
Berlin<br />
Forschungsbereich Epidemiologie<br />
Charitéplatz 1, D-10117 Berlin<br />
Tel.: +49/30/28 46 06-32, Fax-DW: -26<br />
minden@drfz.de<br />
6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />
GELENKRHEUMA<br />
Fortbildung<br />
Neu im Handel: Parkemed ® orale<br />
Suspension 125 ml mit Doppelmesslöffel<br />
Das bewährte umfangreiche Parkemed<br />
® Angebot (10, 30, 50 Stück<br />
500 mg lactosefreie Filmtabletten,<br />
10, 30, 50 Stück 250 mg Kapseln, 6<br />
Stück 125 und 500 mg Suppositorien)<br />
ist seit 3. Mai um die orale Parkemed<br />
® Suspension 125 ml mit Doppelmesslöffel<br />
für 2,5 und 5 ml<br />
ergänzt. Die 60 ml Parkemed ® orale<br />
Suspension ist nicht mehr im Handel<br />
verfügbar. Parkemed ® enthält als<br />
Wirkstoff Mefenaminsäure, eine<br />
Substanz, die neben der schmerzstillenden<br />
auch eine ausgeprägte entzündungshemmende<br />
sowie eine fiebersenkende<br />
Wirkung besitzt. Die<br />
schmerzstillende Wirkung tritt<br />
innerhalb einer Stunde ein und hält<br />
bis zu vier Stunden an (maximale<br />
Plasmaspiegel nach ein bis vier<br />
Stunden).<br />
125 ml Parkemed ® orale Suspension<br />
ermöglicht bei Kindern mit leichten<br />
febrilen Infekten, sowie nach Verletzungen<br />
oder Operationen eine symptomatische<br />
Linderung leichter bis mittelschwerer<br />
akuter und chronischer Schmerzen,<br />
Schwellungen und Entzündungen. Bei<br />
Kindern sollte Parkemed ® nicht länger<br />
als sieben Tage verabreicht werden, es sei<br />
denn zur Behandlung des Morbus Still.<br />
Die orale Parkemed ® 125 ml Suspension<br />
ist für Kinder ab sechs Monaten<br />
Fachkurzinformation siehe Seite 41<br />
zugelassen und sollte mit den Mahlzeiten<br />
eingenommen werden.<br />
Kinder ab sechs Monaten erhalten als<br />
Basisdosierung ca. 6,5 mg/kg bis zu 3x<br />
täglich. Der Doppelmesslöffel ermöglicht<br />
eine Dosierung von 2,5 bzw. 5 ml,<br />
entspricht 25 bzw. 50 mg Mefenaminsäure.<br />
Die Braunglasflasche schützt den<br />
Inhalt vor Licht. Bei fachgerechter Aufbewahrung<br />
in der Originalpackung ist<br />
die Parkemed ® orale Suspension fünf<br />
Jahre haltbar. Der DAP der Parkemed ®<br />
Suspension 125 ml (inkl. Doppelmesslöffel)<br />
beträgt 2,19 Euro. FB<br />
Enbrel 25mg/50mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung, 25mg/50mg Injektionslösung in Fertigspritze, 50mg Injektionslösung im Fertigpen. Qualitative und quantitative Zusammensetzung:<br />
Eine Durchstechflasche/Fertigspritze enthält 25mg/50mg Etanercept, ein Fertigpen enthält 50mg Etanercept. Liste der sonstigen Bestandteile Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung: Pulver: Mannitol<br />
(E421), Sucrose und Trometamol. Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke. Liste der sonstigen Bestandteile Fertigspritze/Fertigpen: Sucrose, Natriumchlorid, Argininhydrochlorid, Natriumdihydrogenphosphat-Dihydrat, Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat,<br />
Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: 25mg: Rheumatoide Arthritis, Polyartikuläre juvenile idiopathische Arthritis, Psoriasis-Arthritis (Arthritis psoriatica), Morbus Bechterew (Spondylitis<br />
ankylosans), Plaque-Psoriasis, Plaque- Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen; 50mg: Rheumatoide Arthritis, Psoriasis-Arthritis (Arthritis psoriatica), Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans), Plaque-Psoriasis, Plaque-Psoriasis bei<br />
Kindern und Jugendlichen. Enbrel 25mg/ml Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Durchstechflasche<br />
enthält 25mg Etanercept. Die gebrauchsfertige Lösung enthält 25mg Etanercept pro ml. Liste der sonstigen Bestandteile: Pulver: Mannitol (E421), Sucrose, Trometamol, Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke, Benzylalkohol.<br />
Anwendungsgebiete: Polyartikuläre juvenile idiopathische Arthritis, Plaque-Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen. Gültig für alle Darreichungsformen: Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder<br />
einen der sonstigen Bestandteile. Sepsis oder Risiko einer Sepsis. Eine Behandlung mit Enbrel sollte bei Patienten mit aktiven Infektionen, einschließlich chronischer oder lokalisierter Infektionen, nicht begonnen werden. Zusätzlich für<br />
Enbrel 25mg/ml Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen: Enbrel darf nicht bei Früh- oder Neugeborenen angewendet werden, weil das Lösungsmittel<br />
Benzylalkohol enthält. Pharmakotherapeutische Gruppe: Immunsuppressiva, Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α)-Inhibitoren, ATC-Code: L04AB01. Inhaber der Zulassung: Wyeth Europa Ltd., Huntercombe Lane South, Taplow, Maidenhead,<br />
Berkshire, SL6 0PH, Vereinigtes Königreich. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand der Information: Februar <strong>2010</strong>, Pfizer Corporation Austria<br />
Ges.m.b.H. Weitere Angaben zu Anwendungsgebieten, Wirkmechanismus, Dosierung, Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen,<br />
Schwangerschaft und Stillzeit sowie Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
Offenlegung nach § 25 Mediengesetz<br />
Medieninhaber: Verlag der Mediziner gmbh. Richtung der Zeitschrift: Medizinisch-pharmazeutisches Informationsjournal für österreichische Ärztinnen und<br />
Ärzte. Soweit in diesem Journal eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag<br />
große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Ausgabe dem Wissenstand bei Fertigstellung des Journals entspricht. Für Angaben über Dosierungsanweisungen<br />
und Applikationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der<br />
Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebenen Empfehlungen für<br />
Dosierung oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in diesem Heft abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten<br />
verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers.<br />
Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen. Geschützte Warennamen (Warenzeichen)<br />
werden nicht immer besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien<br />
Warennamen handelt. Die mit FB (Firmenbeitrag) gekennzeichneten bzw. als Produktbeschreibung erkenntlichen Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen und<br />
geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Es handelt sich somit um „entgeltliche Einschaltungen“ im Sinne § 26 Mediengesetz.<br />
seite 35
FORUM MEDICUM<br />
Fortbildung<br />
Erstmals in Österreich erhältlich<br />
Migracalm ® , ein neuartiges Konzept zur Linderung von Migräne<br />
Was ist Migracalm ® ?<br />
Migracalm ® ist ein Medizinprodukt der<br />
Klasse I. Es handelt sich um ein Kopfband,<br />
das kontrollierten Druck auf die<br />
Schläfengegend ausübt, womit eine Linderung<br />
der Migräne erreicht wird. Es ist<br />
bereits in Spanien am Markt und wird<br />
dort von über 60.000 Patienten verwendet.<br />
Zurzeit ist am österreichischen Markt<br />
kein vergleichbares Produkt erhältlich,<br />
welches auf einer nichtpharmakologischen<br />
Wirkung beruht und somit zusätzlich<br />
zur medikamentösen Behandlung<br />
eine Möglichkeit bietet, bei Migräne Linderung<br />
zu erzielen. Migracalm ® ergänzt<br />
die vom Arzt verschriebene medikamentöse<br />
Behandlung.<br />
Migracalm ® wird in zwei Größen angeboten:<br />
Migracalm ® klein (Kopfumfang<br />
< 56 cm) und Migracalm ® groß (Kopfumfang<br />
> 56 cm).<br />
Wie wirkt Migracalm ® ?<br />
Migräne wird häufig durch eine Erweiterung<br />
der Schläfenarterien (arteriae<br />
temporales superficiales) ausgelöst. Diese<br />
Arterien lassen sich leicht ertasten, indem<br />
man die Fingerkuppen an die Schläfen<br />
legt, wo sich meist auch der Puls fühlen<br />
lässt. Wird nun Druck auf die Schläfenarterien<br />
ausgeübt, lindert dies den Schmerz<br />
beträchtlich, da der Druck der Erweiterung<br />
der Arterien entgegenwirkt. 1<br />
Die Wirksamkeit von Migracalm ®<br />
wurde sowohl in Studien der Universität<br />
Barcelona, als auch durch Arbeiten verschiedener<br />
Neurologen und durch<br />
Migränepatienten im Rahmen einer<br />
Anwendungsbeobachtung bestätigt. 2,3<br />
Das Produkt ist ausgezeichnet verträglich,<br />
bisher wurden weder aus den klinischen<br />
Studien noch aus anderen europäischen<br />
Märkten Nebenwirkungen<br />
gemeldet.<br />
Wann wird Migracalm ®<br />
verwendet?<br />
Migracalm ® wirkt ausschließlich bei<br />
Migräne durch anhaltenden Druck auf<br />
die Schläfenarterie.<br />
• Migracalm ® wird sofort beim ersten<br />
Auftreten der Schmerzen eingesetzt,<br />
die Linderung tritt augenblicklich ein<br />
und sorgt für eine deutlich spürbare<br />
Erleichterung.<br />
• Migracalm ® kann helfen, die Einnahme<br />
von Arzneimitteln zu reduzieren<br />
bzw. deren Überdosierung zu vermeiden.<br />
• Migracalm ® kann immer wieder verwendet<br />
werden.<br />
• Migracalm ® ist geeignet für Schwangere<br />
und während der Stillzeit und<br />
durch ärztliche Gutachten bestätigt.<br />
• Migracalm ® ist nur in Apotheken<br />
erhältlich.<br />
Informationen zu Migräne<br />
Was ist Migräne?<br />
Migräne ist eine chronische Erkrankung,<br />
deren Ursache unbekannt ist und<br />
die regelmäßige Kopfschmerzanfälle<br />
auslöst. Das Wort „Migräne“ leitet sich<br />
vom griechischen Wort hemicrania ab,<br />
das so viel bedeutet wie ‚halber Schädel‘.<br />
Hierin spiegelt sich eine typische<br />
Eigenschaft von Migräne wider: es tritt<br />
meist nur halbseitig auf.<br />
Das Gehirn ist an sich schmerzunempfindlich,<br />
die Ursache des Kopfschmerzes<br />
ergibt sich aus der Reaktion<br />
verschiedener anderer Strukturen:<br />
Hirnhäute, Arterien und Gehirnvenen,<br />
Schädelknochen, Muskeln und Bindegewebe<br />
und die den Schädel umgebende<br />
Haut.<br />
12% der Bevölkerung leidet unter<br />
Migräne, wobei Frauen 3- bis 4-mal so<br />
häufig betroffen sind.<br />
Ein Migräneanfall dauert gewöhnlich<br />
4 bis 72 Stunden, wobei mehrere Anfälle<br />
pro Monat auftreten können.<br />
Häufige Begleitsymptome sind Übelkeit<br />
und Erbrechen, Überempfindlichkeit<br />
gegen Geräusche und Licht oder<br />
Doppelsehen, um nur einige zu nennen.<br />
Die Ursachen sind weitgehend unbekannt,<br />
jedoch gibt es Hinweise auf eine<br />
Vielzahl von möglichen Auslösern wie<br />
Stress, unregelmäßiger Schlaf, Ernährung,<br />
Hormone, Wetter etc.<br />
Entstehung des Schmerzes bei<br />
einer Migräneattacke<br />
Während einer Migräneattacke erweitern<br />
sich bestimmte Blutgefäße, die<br />
seite 36 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />
Anzeige Plus<br />
42
das Gehirn versorgen. Dies kann zwei<br />
Gründe haben:<br />
• das durchströmende Blut presst mit<br />
erhöhtem Druck von innen gegen die<br />
Gefäße.<br />
• die Muskulatur der Gefäße entspannt<br />
sich, wodurch sich die Gefäße erweitern.<br />
Beides kann durch Entzündungen<br />
nicht infektiösen Urspungs hervorgerufen<br />
werden.Wenn nun das Blut durch den<br />
entzündeten Bereich fließt, bewirkt es<br />
einen Druck auf das entzündete Gefäß<br />
und verursacht dadurch einen heftigen<br />
Schmerz.<br />
Eines der Blutgefäße, das in diesem<br />
Zusammenhang den stärksten Schmerz<br />
auslösen kann, ist die Arteria temporalis,<br />
die sich auf Höhe der Schläfen ertasten<br />
lässt.<br />
Die meisten Migränepatienten geben<br />
an, dass sie zur Linderung des Schmerzes<br />
mit den Fingern instinktiv auf diese Stelle<br />
drücken. Tatsächlich bestätigen die Sachverständigen,<br />
dass der Druck auf diese<br />
Stelle den Schmerz dämpft, den das<br />
Durchfließen des Blutes durch die erweiterte<br />
Arterie bewirkt.<br />
Migräne am Arbeitsplatz<br />
Die Hälfte aller Personen, die an<br />
Migräne leiden, ist unfähig, alltägliche<br />
Tätigkeiten oder ihre Arbeit während<br />
eines Migräneanfalls zu verrichten. Bei<br />
30% der Betroffenen zwingt die Migräne<br />
zur Bettruhe, und bei 19% zum Fernbleiben<br />
von der Arbeit. Die sozialen Aktivitäten<br />
schränken sich ebenfalls dramatisch<br />
ein. Man schätzt, dass auf Grund von<br />
Migräne jährlich 20 Millionen Arbeitstage<br />
verloren gehen. Eine andere Schätzung<br />
besagt, dass die verminderte Produktivität<br />
an Tagen, an denen Migräniker<br />
von Migräne-Anfällen heimgesucht<br />
arbeiten, sich auf 60 Prozent beläuft.<br />
Die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) zählt Migräne zu jenen 20 chronischen<br />
Krankheiten, die das Leben am<br />
meisten einschränken.<br />
6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.migracalm.net<br />
Migracalm ® ist ein Produkt der Fa.<br />
DR Healthcare Spanien SL und wird<br />
von DR Healthcare France, S.R. produziert.<br />
In Österreich wird Migracalm ® von<br />
STADA Arzneimittel apothekenexklusiv<br />
vertrieben.<br />
Über STADA<br />
Die STADA Arzneimittel GmbH ist<br />
eine 100%-ige Tochter der STADA AG<br />
mit Sitz im deutschen Bad Vilbel. Vor<br />
mehr als hundert Jahren schlossen sich<br />
einige Apotheker zu einer Vereinigung<br />
zusammen, um auf ökonomische Art und<br />
Weise Produkte zu erzeugen: Die „Standard<br />
Arzneimittel Deutscher Apotheker“<br />
war geboren. STADA ist heute ein<br />
modernes börsennotiertes Pharmaunter-<br />
FORUM MEDICUM<br />
Fortbildung<br />
nehmen, das weltweit vor allem preisgünstige<br />
Generika entwickelt, herstellt<br />
und vertreibt. Ein weiterer Schwerpunkt<br />
des Unternehmens sind OTC-Produkte<br />
(rezeptfreie Präparate) mit erfolgreich<br />
eingeführten Marken wie Ladival ® , Grippostad<br />
® und KnorpelPlus. FB<br />
Rückfragen an:<br />
Dr. Gabriele Hartl<br />
Marketing Leitung<br />
Telefon: +43/1/367 85 85 0<br />
hartl@stada.at<br />
Studien<br />
1. Effectiveness of a prolonged compression of scalp arteries on<br />
migraine attacks (Journal of Neurology Band 253, Nummer 6, Juni<br />
2006).<br />
2. Yousef Hmaidan und Carlo Cianchetti, Effectiveness of a prolonged<br />
compression of scalp arteries on migraine attacks (Journal<br />
of Neurology, Band 253, Nummer 6, Juni 2006)<br />
3. Vencer la migraña, del conocimiento al control (Migräne überwinden:<br />
von der Erkenntnis zur Kontrolle): Dr. Feliu Titus, Verlag:<br />
Viena 2004.<br />
seite 37
FORUM MEDICUM<br />
Fortbildung<br />
Eine Analyse der Studiendaten von 50.000 Patienten bestätigt<br />
das Sicherheitsprofil von Telmisartan und widerlegt eine<br />
rezente Publikation von Sipahi et al in Lancet Oncology<br />
Telmisartan, ein Angiotensin-Rezeptorblocker<br />
(ARB), gehört zu den am besten<br />
untersuchten Medikamenten weltweit -<br />
der Wirkstoff wurde in klinischen Studien<br />
an bisher über 50.000 Patienten geprüft.<br />
Das positive Nutzen-Risiko-Verhältnis<br />
von Telmisartan wird auch durch 34,5 Millionen<br />
Patientenjahre im klinischen Einsatz<br />
untermauert. Die drei Langzeitstudien<br />
ONTARGET, PRoFESS und<br />
TRANSCEND, in denen die Patienten<br />
mit hohem kardiovaskulärem Risiko bis<br />
zu fünf Jahre nachverfolgt wurden,<br />
erbrachten für Telmisartan überzeugende<br />
Verträglichkeitsdaten. Die detaillierte<br />
Analyse der Daten aus diesen Studien<br />
kommt zu dem Schluss, dass kein Zusammenhang<br />
zwischen Telmisartan und<br />
einem erhöhten Krebsrisiko besteht.<br />
Aus einer von Sipahi et al in der Juni-<br />
Ausgabe von Lancet Oncology publizier-<br />
Neuer Direktor bei Merck<br />
Dr. Wolfgang<br />
Schnitzel (44)<br />
wurde zum neuen<br />
Business Unit<br />
Director Neurology<br />
& Fertility<br />
der Merck GesellschaftmbHbestellt.<br />
Der promovierte<br />
Biologe ist<br />
seit Jahren maßgeblich in verschiedenen<br />
Managementpositionen in der Pharmaindustrie<br />
tätig. Zuletzt hatte er die Leitung<br />
der Geschäftsbereiche Cardiovascular<br />
& Metabolism, Neuroscience,<br />
Bone und Respiratory bei Novartis<br />
inne.<br />
Mit seinem Wechsel ins Management-<br />
Team der Firma Merck übernimmt<br />
Wolfgang Schnitzel die operative Verantwortung<br />
für die Indikationsbereiche<br />
Multiple Sklerose, Fertilität und Wachstumshormone.<br />
FB<br />
ten Metaanalyse schliessen die Autoren,<br />
dass die Verwendung von ARBs mit<br />
einem mäßig erhöhten Krebsrisiko einhergeht.<br />
Diese Schlussfolgerung basiert in<br />
erster Linie auf Daten von Patienten, die<br />
Telmisartan in Kombination mit Ramipril<br />
- einem ACE-Hemmer – angewendet<br />
haben und nicht auf den beiden Studienarmen,<br />
die mit der jeweiligen Monotherapie<br />
behandelt wurden.<br />
Da die Arzenimittelsicherheit für Boehringer<br />
Ingelheim oberste Priorität hat,<br />
überwacht das Unternehmen kontinuierlich<br />
die Sicherheitsdaten aller seiner Produkte.<br />
Die dadurch mögliche Analyse der<br />
Primärdaten auf Ebene jedes einzelnen<br />
Patienten spricht eindeutig gegen das von<br />
Sipahi et al vermutete erhöhte Krebsrisiko.<br />
In allen klinischen Studien* mit Telmisartan<br />
befanden sich Patienten, die aufgrund<br />
ihres Alters und aufgrund von<br />
Begleitkrankheiten ein erhöhtes kardiovaskuläres<br />
Risiko hatten. Insbesondere in<br />
ONTARGET – mit mehr als 25.000<br />
Patienten die größte jemals mit Telmisartan<br />
durchgeführte Studie – fand sich kein<br />
statistisch signifikanter Unterschied im<br />
Auftreten von Malignomen zwischen<br />
jenen Patienten, die Telmisartan erhielten,<br />
und jenen, die Ramipril erhielten (HR<br />
1.05, 95%CI 0.94, 1.16). Auch TRANS-<br />
CEND - eine Studie mit 6.000 Teilnehmern<br />
- zeigte keinen statistisch signifikanten<br />
Unterschied zwischen den beiden<br />
Behandlungsarmen (HR 1.17, 95%CI<br />
0.97, 1.41). Bei den etwa 20.000 Patienten<br />
in PRoFESS zeigten sich im Telmisartan-<br />
Arm weniger Malignome als im Placebo-<br />
Arm. (HR 0.92, 95%CI 0.79, 1.06). In der<br />
Zusammenschau aller drei Studien<br />
konnte kein Effekt von Telmisartan auf<br />
Malignome beobachtet werden.<br />
Bei Patienten, die in ONTARGET mit<br />
der Kombination von Telmisartan und<br />
Ramipril behandelt wurden, fand sich ein<br />
geringgradig erhöhtes Krebsrisiko. Dem<br />
Prinzip der vollständigen Transparenz folgend<br />
hat Boehringer Ingelheim diese<br />
Daten publiziert und bereits 2008 den<br />
Zulassungsbehörden weltweit zur Kennt-<br />
nis gebracht. Es sei in diesem Zusammenhang<br />
auch darauf hingewiesen, dass die<br />
kombinierte Gabe von Telmisartan mit<br />
ACE-Hemmern wie Ramipril in der<br />
Fachinformation ausdrücklich nicht empfohlen<br />
wird.<br />
„Unsere Forschungsaktivitäten waren<br />
darauf fokusiert, Patienten, insbesondere<br />
ältere Patienten vor kardiovaskulären<br />
Komplikationen wie Myokardinfarkten<br />
oder Schlaganfällen zu schützen. Mit Telmisartan<br />
ist dieses Ziel erreichbar, sodass<br />
Telmisartan auch als einziger ARB für die<br />
Reduktion der kardiovaskulären Morbidität<br />
bei Risikopatienten zugelassen ist.<br />
Ärzte und Patienten schätzen das positive<br />
Nutzen-Risiko-Verhältnis dieses Wirkstoffes.<br />
Weder die präklinischen Daten,<br />
noch die in klinischen Studien erhobenen<br />
Daten, noch Spontanmeldungen im klinischen<br />
Alltag lassen einen signifikanten<br />
Zusammenhang zwischen Telmisartan<br />
und Malignomen erkennen,“ sagte Prof.<br />
Dr. Klaus Dugi, Leiter der Medizin bei<br />
Boehringer Ingelheim.<br />
Metaanalysen publizierter Daten wie<br />
jene von Sipahi et al. haben ihren Platz in<br />
der medizinischen Forschung. Allerdings<br />
ist ihre Aussagekraft beschränkt, weil sie<br />
auf zusammengefassten Studienergebnissen<br />
beruhen und nicht auf individuellen<br />
Patientendaten.<br />
Telmisartan ist eines der in klinischen<br />
Studien am genauesten untersuchten<br />
Antihypertensiva. Neben seiner blutdrucksenkenden<br />
Wirkung schützt es kardiovaskuläre<br />
Risikopatienten auch vor<br />
Komplikationen wie Myokardinfarkt und<br />
Schlaganfall.<br />
Telmisartan wurde von Boehringer<br />
Ingelheim erforscht und entwickelt und<br />
wird in Österreich durch Merck vertrieben.<br />
FB<br />
* Data on file (Boehringer Ingelheim)<br />
Kontakt:<br />
Merck GesellschaftmbH Österreich<br />
Mag. Gustav Paar<br />
Medical Advisor<br />
Tel.: +43/(0)1/57 600-314<br />
gustav.paar@merck.at<br />
seite 38 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>
Welcher Dienstnehmer sind Sie?<br />
Der Begriff des<br />
freien Dienstnehmers<br />
Freie Dienstnehmer lassen sich von<br />
den echten Dienstnehmern dadurch<br />
unterscheiden, dass bei Vorliegen gewisser<br />
Voraussetzungen davon ausgegangen<br />
werden kann, dass ein freies<br />
Dienstverhältnis vorliegt. Diese Voraussetzungen<br />
sind:<br />
• Arbeitszeit kann im Wesentlichen frei<br />
gewählt werden;<br />
• der Beschäftigungsort kann gegebenenfalls<br />
selbst bestimmt werden;<br />
• freie/r DienstnehmerIn können sich<br />
von einer gleichwertigen Person vertreten<br />
lassen, solange der Auftrag im<br />
Wesentlichen von ihm selbst erbracht<br />
wird.<br />
Es gibt eine Reihe von Berufsgruppen,<br />
in denen typischerweise freie Dienstnehmer<br />
arbeiten. Solche wäre z.B.:<br />
• Betriebsärzte<br />
• Nachhilfelehrer in Nachhilfeinstituten<br />
• Redakteure<br />
• Fotoreporter<br />
• Heimbuchhalter<br />
• Konsulenten<br />
• Sprachlehrer<br />
• Werbeleiter<br />
Verlassen Sie sich aber nicht darauf,<br />
dass in diesen für freie Dienstnehmer<br />
typischen Branchen jede der oben genannten<br />
Tätigkeiten im Rahmen eines<br />
freien Dienstverhältnisses ausgeübt wird.<br />
Auch dort können die verschiedensten<br />
Tätigkeiten ebenso in einem echten<br />
Dienstverhältnis oder im Rahmen eines<br />
Werkvertrags ausgeübt werden.<br />
Beschäftigungsformen<br />
und -kombinationen<br />
Ein freier Dienstvertrag kommt jedoch<br />
selten allein vor. Daraus ergeben<br />
sich einige Fragen, wie z.B. wann sind<br />
Sozialversicherungsbeiträge für die Einkünfte<br />
aus einem freien Dienstverhältnis<br />
zahlen, wenn verschiedenartige Beschäftigungen<br />
parallel dazu ausgeübt werden<br />
oder wenn durch nebenbei etwas zum<br />
Studium, einer bestehenden Anstellung<br />
oder der Pension dazuverdient wird?<br />
Die gängige Beschäftigungsformen<br />
bzw. -kombinationen sollen im Folgenden<br />
kurz dargestellt werden:<br />
6/<strong>2010</strong> DER MEDIZINER<br />
Ausschließlich freier Dienstvertrag<br />
Für freie DienstnehmerInnen gilt die<br />
Geringfügigkeitsgrenze von monatlich<br />
366,33 Euro. Wird auf Basis eines freien<br />
Dienstvertrages mehr verdient, entsteht<br />
Vollversicherungspflicht. Ist dies der Fall<br />
müssen Sozialversicherungsbeiträge gezahlt<br />
werden da der freie Dienstnehmer<br />
kranken-, unfall- und pensionsversichert<br />
ist.<br />
Liegt der Verdienst unter der Geringfügigkeitsgrenze<br />
entsteht nur eine Teilversicherung<br />
in der Unfallversicherung.<br />
Für die hat jedoch ausschließlich der<br />
Arbeitgeber, nicht der Arbeitnehmer<br />
Beiträge zu leisten.<br />
Die DienstgeberInnen sind verpflichtet,<br />
die freien DienstnehmerInnen bei<br />
der zuständigen Gebietskrankenkasse<br />
anzumelden.<br />
Beitragsgrundlage ist das monatliche<br />
Entgelt. Dabei ist aber zu beachten, dass<br />
Aufwandersätze (wie z.B. Kilometergeld<br />
oder Diäten) beitragsfrei sind, wenn sie<br />
gesondert in Rechnung gestellt werden.<br />
Pauschalierte Auslagenersätze sind hingegen<br />
sozialversicherungspflichtig!<br />
Echter Dienstvertrag und<br />
freier Dienstvertrag<br />
Entscheidend ist, ob die Summe aller<br />
Einnahmen die monatliche Geringfügigkeitsgrenze<br />
von 366,33 Euro übersteigt.<br />
Wenn ja, müssen für die Einkünfte aus<br />
dem freien Dienstvertrag Sozialversicherungsbeiträge<br />
gezahlt werden.<br />
Wenn die Einnahmen aus dem freien<br />
Dienstverhältnis über der Geringfügigkeitsgrenze<br />
liegen, hat der Dienstgeber<br />
die Sozialversicherungsbeiträge abzuziehen.Wenn<br />
das Entgelt aus dem freien<br />
Dienstverhältnis unter der Geringfügigkeitsgrenze<br />
liegt, werden die Sozialversicherungsbeiträge<br />
erst nachträglich von<br />
der Gebietskrankenkasse vorgeschrieben.<br />
Pension und freier Dienstvertrag<br />
Als Pensionist kann man als freie<br />
DienstnehmerIn bis zur Geringfügigkeitsgrenze<br />
dazuverdienen, ohne zusätzliche<br />
Sozialversicherungsbeiträge zahlen<br />
zu müssen. Liegt der Verdienst über<br />
DOKTOR PRIVAT<br />
MMag. Dieter Hafner<br />
der Grenze, sind die Einkünfte aus dem<br />
freien Dienstvertrag sozialversicherungspflichtig.<br />
Geringfügige Beschäftigung und<br />
freier Dienstvertrag<br />
Verdienen Sie als freie DienstnehmerInnen<br />
im Monat aufgrund von mehreren<br />
freien Dienstverträgen oder der<br />
Kombination aus freiem Dienstvertrag<br />
und geringfügiger Beschäftigung mehr<br />
als 366,33 Euro, so werden Ihnen Sozialversicherungsbeiträge<br />
vorgeschrieben.<br />
Freier Dienstvertrag und Werkvertrag<br />
Bei einem freien Dienstvertrag fallen<br />
nur Sozialversicherungsbeiträge an, wenn<br />
die Geringfügigkeitsgrenze überschritten<br />
wird.<br />
Für Einkünfte aus einem Werkvertrag<br />
müssen dann SV-Beiträge bezahlt werden,<br />
wenn dabei mehr als 4.395,96 Euro<br />
pro Jahr verdient werden.<br />
Tipp<br />
Es ist allerdings eine freiwillige<br />
Selbstversicherung in der Kranken- und<br />
Pensionsversicherung möglich. Diese<br />
kostet rund 50 Euro im Monat.<br />
Für nähere Auskünfte stehe ich Ihnen<br />
gerne zur Verfügung.<br />
MMag. Dieter Hafner, Steuerberater<br />
Am Leonhardbach 10b, A-8010 Graz<br />
Telefon: 0316/32 51 37-0, Fax: 32 51 70<br />
hafner@dh-treuhand.at<br />
seite 39
FORUM MEDICUM<br />
Fortbildung<br />
Masterlehrgang „Wound Care Management“<br />
Mit Europas einzigem universitären<br />
Masterlehrgang für Wundmanagement<br />
setzt die Paracelsus Medizinische Privatuniversität<br />
Salzburg innovative Akzente.<br />
Unter den angehenden Absolventen sind<br />
ein vom Gesamtpaket des Salzburger<br />
Lehrgangs begeisterter Chirurg aus Österreich<br />
und eine Krankenschwester mit<br />
Fotoapparat aus Deutschland.<br />
Zeynep Babadagi-Hardt kommt aus<br />
Mühlheim an der Ruhr in Nordrhein-<br />
Westfalen und ist ausgebildete Krankenschwester.<br />
Nach vielen Jahren in einem<br />
intensivmedizinischen Umfeld hat Babadagi-Hardt<br />
einen eigenen Pflegedienst mit<br />
Schwerpunkt Wundversorgung gegründet<br />
und betreut ambulant rund 130 Patienten<br />
und Patientinnen. In Sachen Wundversorgung<br />
hat Babadagi-Hardt ihre eigene<br />
Methode entwickelt, um jeweils die geeigneten<br />
Wundauflagen zu bekommen: sie<br />
arbeitet mit aussagekräftigen Fotos – was<br />
sie in der Ärzteschaft als „die Schwester<br />
mit dem Fotoapparat“ bekannt gemacht<br />
hat.<br />
Den Wunsch nach einer fundierten Vertiefung<br />
ihrer Kenntnisse hat die Deutsche<br />
mit dem Österreicher Jürgen Cech gemeinsam.Neben<br />
seiner allgemeinchirurgischen<br />
Tätigkeit am Landeskrankenhaus<br />
im steirischen Weiz ist Cech auch mit der<br />
Versorgung chronischer Wunden („das<br />
hat sich im Zusammenhang mit der Pflege<br />
einfach ergeben“) befasst. Als der nach<br />
Eigendefinition „Autodidakt“ in Sachen<br />
Wundversorgung von dem neuen Ausbildungs-Angebot<br />
erfährt, greift auch er zu.<br />
Im persönlichen Gespräch haben die beiden<br />
zu folgenden interessanten Fragen<br />
Stellung genommen:<br />
Frage an Sie beide: Warum ausgerechnet<br />
„Wound Care Management“ an der<br />
Paracelsus Universität in Salzburg?<br />
Zeynep Babadagi-Hardt: Ich habe die<br />
beiden in Deutschland anerkannten Weiterbildungen<br />
(Anm.: ICW und DGFW)<br />
absolviert. Das hat mir aber einfach nicht<br />
gereicht. Neben der Tatsache, dass ich die<br />
Arbeit mit meinen Patienten gerne<br />
mache, wollte ich das Erlernte auch universitär<br />
untermauern und mehr Wissen<br />
erwerben und ich habe mich dann ganz<br />
kurzfristig angemeldet.<br />
Jürgen Cech: Bei mir war es ähnlich.Als<br />
Gegenpol zum in Österreich herrschenden<br />
Kurs-Chaos – durch verschiedene, oft<br />
auch von Firmen abhängige Fortbildun-<br />
gen ist ja ein Wildwuchs an Angeboten<br />
entstanden – gibt es hier endlich ein kompaktes<br />
Gesamtpaket.<br />
War die Tatsache, dass der Lehrgang<br />
von einer Medizin-Universität angeboten<br />
wird, wichtig für Sie?<br />
Babadagi-Hardt: Auf jeden Fall. Ich will<br />
auf universitärer Ebene Wissen erwerben,<br />
das tiefer geht als bei den bereits bestehenden<br />
Fortbildungsangeboten. Ich<br />
möchte mir umfassender und viel vertiefender<br />
Kenntnisse aneignen.<br />
Cech: Das war wichtig, aber nicht entscheidend.Entscheidend<br />
war das Gesamtangebot.<br />
Was macht denn den Reiz dieses europaweit<br />
einzigartigen Universitätslehrgangs<br />
aus?<br />
Babadagi-Hardt: Die Mischung! Österreich<br />
und Deutschland, unterschiedliche<br />
Erfahrungen, Ärzte und Pflegende, das<br />
Gesamtwissen, das wir untereinander austauschen.<br />
Aber auch, dass wir sehr, sehr<br />
gute Referenten haben, die uns in ganz<br />
kleiner Runde zur Verfügung stehen. Und<br />
dass wir der erste Jahrgang sind, macht<br />
diesen Lehrgang zusätzlich einzigartig.<br />
Der Universitätslehrgang<br />
„Wound Care Management“…<br />
…ist einzigartig in Europa. Er deckt<br />
den Bedarf an einer hochwertigen,<br />
fachspezifischen Fortbildung für den<br />
Bereich der Wundversorgung, kann<br />
berufsbegleitend und in drei Stufen<br />
(insgesamt sechs Semester) bis zum<br />
Master-Abschluss („Master of Science“,<br />
MSc) absolviert werden. Zielgruppe<br />
sind einerseits MedizinerInnen<br />
und andererseits diplomierte Gesundheits-<br />
und KrankenpflegerInnen mit<br />
Berufspraxis und einschlägiger Erfahrung<br />
im Bereich Wundversorgung.<br />
Info: www.pmu.ac.at/de/1128.htm<br />
Cech: Ein großer Vorteil ist, dass man<br />
eine breit aufgestellte Kollegenschaft aus<br />
sehr vielen Sparten trifft. Also Kollegen<br />
und Kolleginnen,die in ihrem eigentlichen<br />
Beruf Spezialisten sind. Das macht das<br />
Ganze spannend.<br />
Worin sehen Sie denn die größte<br />
Herausforderung?<br />
Babadagi-Hardt: Darin, die drei Jahre<br />
auch wirklich gut durchzustehen. Ich habe<br />
noch nie studiert, ich weiß nicht, wie tief<br />
das Ganze gehen wird. Wir sind der Pionierkurs,und<br />
es wird möglicherweise noch<br />
hart. Bisher war es aber kein Problem.<br />
Cech: Ich glaube auch, dass die Herausforderung<br />
darin liegt, den Lehrgang erfolgreich<br />
abzuschließen und als erste Absolventen<br />
so mitzugestalten, dass ein<br />
qualitativ hochwertiges Produkt auch für<br />
spätere Generationen entsteht.<br />
Und welche konkreten beruflichen Vorteile<br />
erwarten Sie sich?<br />
Babadagi-Hardt: Ich erwarte mir, noch<br />
spezialisierter arbeiten zu können. Das<br />
erworbene Wissen möchte ich aber nicht<br />
nur für mich behalten und in meine eigene<br />
Arbeit investieren, sondern ebenfalls weitergeben.<br />
Noch wichtiger aus der Sicht der<br />
Pflege ist es, mit den Ärzten auf einer<br />
anderen Ebene diskutieren zu können.<br />
Cech: Der Hauptprofit ist, die Qualität<br />
der eigenen Arbeit steigern zu können.<br />
Also noch profunder und noch besser,<br />
noch wissenschaftlich begründeter arbeiten<br />
zu können. Dazu kommt die Möglichkeit,<br />
das erworbene Wissen weiterzugeben.<br />
Wie meistern Sie eigentlich die doppelte<br />
Herausforderung aus Beruf und<br />
Ausbildung?<br />
Babadagi-Hardt: Mit einem tollen Ehemann<br />
im Hintergrund, der den Haushalt<br />
macht, die Kinder versorgt und mir die<br />
nötige Zeit und Ruhe gibt.<br />
Cech: Bei mir ist es ähnlich, ich habe<br />
noch viel Urlaub und diesen kann ich nutzen.<br />
Dies und die entsprechende private<br />
Situation im Hintergrund ermöglichen es<br />
mir, mich von anderen Verpflichtungen<br />
freizuspielen und den Lehrgang zu besuchen.<br />
Abschließend: In welchem Licht sehen<br />
Sie die zukünftige Bedeutung von Absolventen<br />
des Lehrgangs „Wound Care<br />
Management“, speziell in Deutschland?<br />
Babadagi-Hardt: Für viele niedergelassene<br />
Hausärzte hat der Experte für Wundmanagement<br />
bereits jetzt einen sehr<br />
hohen Stellenwert, durch den Universitätslehrgang<br />
sollte sich das noch weiter<br />
verbessern. Ich hoffe, dass die Wundversorgung<br />
wirklich irgendwann ein eigenständiger<br />
Bereich wird und dass wir als<br />
Fachleute gezielt eingesetzt werden. Dazu<br />
gehört natürlich auch eine entsprechende<br />
Bezahlung. Aufgrund der demografischen<br />
Entwicklung wird es jedenfalls mehr<br />
Experten geben müssen. FB<br />
seite 40 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong>
Aethoxysklerol 0,5/ 1 / 2 / 3 / 4 % - Ampullen, Zusammensetzung: 1 Ampulle zu 2 ml enthält: Polidocanol 10 mg, bzw. 20 mg, bzw. 40 mg, bzw. 60 mg, bzw. 80 mg. Hilfsstoffe: Ethanol 96%, Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat, Kaliumdihydrogenphosphat,<br />
Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Verödung von Besenreiser-, sehr kleinen bis mittelgroflen Varizen, Verödung oder Wandsklerosierung von endoskopisch diagnostizierten gastroösophagealen Varizen.<br />
Weitere Informationen für die einzelnen Konzentrationen von Aethoxysklerol entnehmen Sie bitte der vollständigen Fachinformation. Gegenanzeigen: Absolut kontraindiziert ist die Anwendung bei Patienten im Schockzustand, bei Bettlägerigkeit<br />
(Beinvarizen), bei arterieller Verschlusskrankheit Grad III und IV sowie bekannter Allergie gegen Polidocanol. Zulassungsinhaber: NYCOMED Austria GmbH, Linz, Hersteller: Chem. Fabrik Kreussler & Co. GmbH., D-65203 Wiesbaden, Deutschland,<br />
Rezept- und apothekenpflichtig. Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaflnahmen für die Anwendung, relative Kontraindikation, Wechselwirkungen, Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der vollständigen Fachinformation.<br />
30 Stück<br />
Clopidogrel Genericon<br />
NEU NEU<br />
Clopidogrel Genericon 75 mg Filmtabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 75 mg Clopidogrel (als Clopidogrel-Besilat). Sonstiger<br />
Bestandteil: Jede Tablette enthält 2,80 mg Lactose-Monohydrat. Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1. Anwendungsgebiete:<br />
Clopidogrel ist bei Erwachsenen indiziert zur Prävention atherothrombotischer Ereignisse bei: Patienten mit Herzinfarkt (wenige Tage bis 35 Tage zurückliegend), mit<br />
ischämischem Schlaganfall (7 Tage bis 6 Monate zurückliegend) oder mit nachgewiesener peripherer arterieller Verschlusskrankheit. Weitere Informationen sind im<br />
Abschnitt 5.1 enthalten. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile, schwere Leberfunktionsstörungen und akute<br />
pathologische Blutung, wie bei Magen-Darm-Geschwüren oder intrakraniellen Blutungen. Schwangerschaft und Stillzeit: Da keine klinischen Daten über die Einnahme<br />
von Clopidogrel während der Schwangerschaft vorliegen, ist es als Vorsichtsmaßnahme vorzuziehen, Clopidogrel während der Schwangerschaft nicht anzuwenden. Tierexperimentelle<br />
Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale<br />
Entwicklung schließen (siehe Abschnitt 5.3). Es ist nicht bekannt, ob Clopidogrel in die menschliche Muttermilch übergeht. Tierexperimentelle Studien haben einen<br />
Übergang von Clopidogrel in die Muttermilch gezeigt. Als Vorsichtsmaßnahme sollte während der Clopidogrel-Therapie abgestillt werden.<br />
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m.b.H., A-8054 Graz, genericon@genericon.at. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Gewöhnungseffekten und zu den besonderen<br />
Warnhinweisen zur sicheren Anwendung sind der „Austria Codex-Fachinformation“ zu entnehmen.<br />
Clopidogrel Genericon 75 mg Filmtabletten 30 Stück - immer günstig<br />
Lovenox 20 mg / 40 mg / 60 mg / 80 mg / 100 mg / 120 mg / 150 mg-Spritzampullen, Lovenox 10 x 20 mg Pen / 10 x 40 mg Pen, Lovenox 100 mg/1 ml Ampullen, Lovenox 100 mg/10 ml Stechampullen, Lovenox 100 mg/ml Durchstichflasche.<br />
Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Lovenox 20 mg / 40 mg / 60 mg / 80 mg / 100 mg / 120 mg / 150 mg Spritzampullen: 1 Fertigspritze zu 0,2/0,4/0,6/0,8/1,00/1,2/1,5 ml enthält Enoxaparin-Natrium (niedermolekulares<br />
Heparin-Natrium; mittleres Molgewicht ca. 4500) 20,00 mg / 40,00 mg / 60,00 mg / 80,00 mg / 100,00 mg / 120,00 mg / 150,00 mg, entsprechend ca. 2.000 / 4.000 / 6.000 / 8.000 /10.000 / 12.000 / 15.000 IE Anti-Faktor Xa* (ca.<br />
500 -1.000 / 1.000-2.000 / 1.500-3.000 / 2.000-4.000 / 2.500-5.000 / 3.000-6.000 / 3.750-7.500 aPTT) - Lovenox 10 x 20 mg Pen / 10 x 40 mg Pen: 1 Pen zu 3,0 ml enthält Enoxaparin-Natrium (niedermolekulares Heparin-Natrium: mittleres Molgewicht<br />
ca. 4500) 200,00 mg / 400,00 mg, entsprechend ca. 20.000 /40.000 IE Anti-Faktor Xa* (ca. 5.000-10.000 / 10.000-20.000 aPTT), entsprechend 10 Einzeldosen zu 20 mg / 40 mg Enoxaparin-Natrium - Lovenox 100 mg/1 ml Ampullen: 1<br />
Ampulle zu 1,0 ml enthält Enoxaparin-Natrium (niedermolekulares Heparin-Natrium; mittleres Molgewicht ca. 4500) 100,00 mg, entsprechend ca. 10.000 IE Anti-Faktor Xa* (ca. 2.500-5.000 aPTT) - Lovenox 100 mg/10 ml Stechampullen / Lovenox<br />
100 mg/ml Durchstichflasche: 1 Durchstichflasche zu 10,0 ml / 3 ml enthält Enoxaparin-Natrium (niedermolekulares Heparin-Natrium; mittleres Molgewicht ca.4500) 100,00 mg / 300,00 mg, entsprechend ca. 10.000 / 30.000 IE Anti-Faktor Xa*<br />
(ca. 2.500-5.000 / 7.500-15.000 aPTT) - *Die aPTT ist ein Maß für die gerinnungshemmende Wirkung, während die Anti-Xa-Aktivität die antithrombotische Wirkung widerspiegelt. Die Aktivität liegt zwischen 90 und 125 I.E. Anti-Faktor-Xa-Aktivität<br />
je Milligramm, berechnet auf die getrocknete Substanz. Das Verhältnis der Anti-Faktor-Xa-Aktivität zur Anti-Faktor-IIa-Aktivität liegt zwischen 3,3 und 5,3. Liste der sonstigen Bestandteile: Lovenox 20 mg / 40 mg / 60 mg / 80 mg / 100<br />
mg / 120 mg / 150 mg Spritzampullen, Lovenox 100 mg/1 ml Ampullen, Lovenox 100 mg/10 ml Stechampullen: Wasser für Injektionszwecke - Lovenox 100 mg/10 ml Stechampullen: zusätzlich Natriumchlorid - Lovenox 10 x 20 mg Pen / 10 x<br />
40 mg Pen / Lovenox 100 mg/ml Durchstichflasche: Benzylalkohol, Wasser für Injektionszwecke • Anwendungsgebiete: Lovenox 10 X 40 mg Pen ; Lovenox 40 mg / 60 mg / 80 mg / 100 mg / 120 mg / 150 mg Spritzampullen, Lovenox 100<br />
mg / ml Durchstichflasche; Lovenox 100mg / 1 ml Ampullen: Zur Behandlung tiefer Venenthrombosen und zur Therapie der Pulmonalembolie. Zur Behandlung der instabilen Angina pectoris und des nicht-transmuralen Myokardinfarkts. Zur Behandlung<br />
des akuten Myokardinfarkts mit ST-Streckenhebung (STEMI) • Zusätzlich für Lovenox 100 mg /1 ml Ampullen: Zur Antikoagulation bei Hämodialyse und Hämofiltration • Zusätzlich für Lovenox 40 mg Spritzampullen / Lovenox 10 x<br />
40 mg Pen: Zur Prophylaxe thromboembolischer Komplikationen bei Hochrisikopatienten. Zur Reisethromboseprophylaxe bei Personen mit hohem Risiko zur Entwicklung einer tiefen Venenthrombose, die nicht mit anderen Antikoagulantien behandelt<br />
werden • Lovenox 20 mg Spritzampullen / Lovenox 10 X 20 mg Pen : Zur Prophylaxe thromboembolischer Komplikationen bei Patienten mit mittlerem Thromboembolierisiko • Lovenox 100 mg/10 ml Stechampullen: Zur Antikoagulation<br />
bei der Hämodialyse und Hämofiltration • Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Heparin oder Heparin-Derivate, einschließlich anderer niedermolekularer Heparine, oder einen der sonstigen Bestandteile; Thrombozytopenie<br />
mit positivem In-vitro-Aggregationstest in der Gegenwart dieses niedermolekularen Heparins; Hämorrhagische Diathese, z.B. Purpura, Hämophilie, Patienten mit erhöhter Kapillarpermeabilität; Hämorrhagischer Insult, Enzephalomalazie,<br />
akute intrakranielle Blutungen; Operationen am Zentralnervensystem sowie am Auge, proliferative Retinopathia diabetica; Ulcus pepticum, Blutungen im Gastrointestinaltrakt; Blutungen in der Lunge, aktive Tuberkulose; schwere<br />
Leberinsuffizienz, Pankreatitis; Blutungen der Niere und der ableitenden Harnwege; unkontrollierte schwere Hypertonie; Endocarditis lenta; Abortus imminens • Zusätzlich für Lovenox 10 x 20 mg Pen / 10 x 40 mg Pen / Lovenox 100 mg/ml<br />
Durchstichflasche: Anwendung bei Säuglingen und Kindern bis 3 Jahren: Lovenox 10 x 20 mg Pen /10 X 40 mg Pen / Lovenox 100 mg/ml Durchstichflasche beinhaltet Benzylalkohol als Konservierungsstoff und darf daher nicht bei Säuglingen<br />
und Kindern bis 3 Jahren angewendet werden. Benzylalkohol kann bei Säuglingen und Kindern bis zu 3 Jahren toxische und allergische Reaktionen hervorrufen (die Verabreichung von Medikamenten, die Benzylalkohol beinhalten, wurde mit<br />
tödlichen Fällen von „Gasping Syndrome“ assoziiert) • Zulassungsinhaber: sanofi-aventis, Wien • Verschreibungspflicht / Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig • Pharmakotherapeutische Gruppe: Antithrombotische<br />
Mittel, Heparingruppe (ATC-Code B01AB05) • Stand der Information: Juli 2008. Weitere Angaben zu den besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige<br />
Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie den Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
Fachkurzinformation Parkemed 125 mg – Suppositorien / Parkemed - Suspension zur oralen Anwendung Zusammensetzung: Suppositorien: 1 Suppositorium enthält 125 mg Mefenaminsäure. Liste der sonstigen Bestandteile:<br />
Adeps neutralis. Suspension: 5 ml Suspension enthalten 50 mg Mefenaminsäure. Liste der sonstigen Bestandteile: Gluconsäure-delta-lacton, Saccharin-Natrium, Saccharose (1000 mg pro 5 ml), Sorbitol-Lösung 70% (nicht kristallisierend)<br />
(965 mg pro 5 ml), Carmellose-Natrium 700, Povidon K30, Bentonit, Natriumbenzoat (E211), Schokoladenaroma, Bananenaroma, Anis-Pfefferminz-Aroma, Salzsäure-Lösung, Nariumhydroxid, Ethanol 96% (28 mg pro 5 ml), gereinigtes<br />
Wasser. Anwendungsgebiete: Symptomatische Behandlung von leichten bis mittelschweren akuten und chronischen Schmerzen, besonders bei rheumatischen Erkrankungen; Muskelschmerzen, Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule (z.B.<br />
Bandscheibenbeschwerden); Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen nach Verletzungen oder Operationen. Zusatzbehandlung bei leichten febrilen Infektionen im Kindesalter. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff<br />
oder einen der sonstigen Bestandteile; bei Patienten, die nach Einnahme von Acetylsalicylsäure oder anderen nicht-steroidalen Antirheumatika mit Asthma, Urtikaria oder allergischer Rhinitis reagiert haben; bei Patienten mit hämorrhagischer<br />
Diathese; bei Patienten mit aktiven Ulcera oder chronischen Entzündungen des oberen oder unteren Gastrointestinaltraktes und bei Patienten mit diesen Erkrankungen in der Anamnese; bei stark eingeschränkter Nierenfunktion; bei<br />
Patienten mit Herzinsuffizienz und Leberfunktionsstörungen; bei Patienten mit Blutbildungsstörungen; Behandlung postoperativer Schmerzen nach einer koronaren Bypass-Operation (CABG); Schwangerschaft im 3. Trimenon. Pharmakotherapeutische<br />
Gruppe: Nichtsteroidale Antiphlogistika und Antirheumatika, ATC-Code: M01 AG01. Inhaber der Zulassung: Pfizer Corporation Austria Ges.m.b.H., Wien. Stand der Information: 03/<strong>2010</strong>. Parkemed 500 mg – Filmtabletten<br />
/ Parkemed 250 mg – Kapseln / Parkemed 500 mg – Suppositorien Zusammensetzung: Filmtabletten: 1 Filmtablette enthält 500 mg Mefenaminsäure. Liste der sonstigen Bestandteile: Maisstärke, Natriumdodecylsulfat,<br />
Methylcellulose, Cellulose, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat, Wasser, Vanillin, Talk, Hypromellose, Macrogol, Titandioxid (E 171) und Eisenoxid gelb (E 172). Kapseln: 1 Kapsel enthält 250 mg Mefenaminsäure. Liste der sonstigen<br />
Bestandteile: Lactose-Monohydrat (77,61 mg), Natriumdodecylsulfat, Gelatine. Kapselhülle: Gelatine, Titandioxid (E 171), Eisenoxid gelb (E 172), Indigotin (E 132). Drucktinte: Schellack, Eisenoxid schwarz (E 172), Propylenglykol, (alternative<br />
Drucktinte: zusätzlich Ammoniak-Lösung und Kaliumhydroxid). Suppositorien: 1 Suppositorium enthält 500 mg Mefenaminsäure. Liste der sonstigen Bestandteile: Adeps neutralis. Anwendungsgebiete: Symptomatische Behandlung<br />
von leichten bis mittelschweren akuten und chronischen Schmerzen bei rheumatischen Erkrankungen; Muskelschmerzen, Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule (z.B. Bandscheibenbeschwerden); Schmerzen, Schwellungen und<br />
Entzündungen nach Verletzungen oder Operationen. Zusätzliches Anwendungsgebiet für Filmtabletten und Kapseln: Schmerzen bei primärer Dysmenorrhoe. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen<br />
Bestandteile; bei Patienten, die nach Einnahme von Acetylsalicylsäure oder anderen nicht-steroidalen Antirheumatika mit Asthma, Urtikaria oder allergischer Rhinitis reagiert haben; bei Patienten mit hämorrhagischer Diathese; bei Patienten<br />
mit aktiven Ulcera oder chronischen Entzündungen des oberen oder unteren Gastrointestinaltraktes und bei Patienten mit diesen Erkrankungen in der Anamnese; bei Patienten mit Nierenerkrankungen in der Anamnese oder eingeschränkter<br />
Nierenfunktion; bei Patienten mit Herzinsuffizienz und Leberfunktionsstörungen; bei Patienten mit Blutbildungsstörungen; Behandlung postoperativer Schmerzen nach einer koronaren Bypass-Operation (CABG); Schwangerschaft im 3.<br />
Trimenon. Pharmakotherapeutische Gruppe: Nichtsteroidale Antiphlogistika und Antirheumatika, ATC-Code: M01 AG01. Inhaber der Zulassung: Pfizer Corporation Austria Ges.m.b.H., Wien. Stand der Information: 03/<strong>2010</strong>. Rezeptpflicht/Apothekenpflicht:<br />
Rezept- und apothekenpflichtig. Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft<br />
und Stillzeit und Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />
Quetialan ® 25 mg Filmtabletten, Quetialan ® 100 mg Filmtabletten, Quetialan ® 200 mg Filmtabletten, Quetialan ® 300 mg Filmtabletten, Quetialan ® 4-Tage Startpackung. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotika,<br />
Diazepine, Oxazepine und Thiazepine. ATC-Code: N05A H04. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Quetialan ® Filmtablette enthält Quetiapinfumarat entsprechend 25/100/200/300 mg Quetiapin. Die Quetialan ®<br />
4-Tage Startpackung enthält 6 Quetialan ® 25mg Filmtabletten, 5 Quetialan ® 100mg Filmtabletten. Anwendungsgebiete: • Behandlung von Schizophrenie. • Behandlung moderater bis schwerer manischer Episoden. Es wurde nicht gezeigt,<br />
dass Quetialan ® das wiederholte Auftreten manischer oder depressiver Episoden verhindern kann. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels. Die gleichzeitige Anwendung<br />
von Cytochrom P450 3A4-Inhibitoren wie HIV-Proteaseinhibitoren, Azol-Antimykotika, Erythromycin, Clarithromycin und Nefazodon ist kontraindiziert. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern 25/100/200/300 mg/Startpackung: Calciumhydrogenphosphat<br />
wasser-frei, Lactose Monohydrat, mikrokristalline Cellulose, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A), Povidon, Magnesiumstearat. Tablettenüberzug: 25 mg: Hypromellose, Titandioxid (E171), Macrogol 400, Eisenoxid gelb (E172),<br />
Eisenoxid rot (E172). 100 mg: Hypromellose, Titandioxid (E171), Macrogol 400, Eisenoxid gelb (E172). 200 mg/300 mg: Hypromellose, Titandioxid (E171), Macrogol 400. Inhaber der Zulassung: Gerot Pharmazeutika, 1160 Wien. Abgabe: Rezept-<br />
und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen,<br />
Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen. Packungsgrößen: 25 mg: 6, 60 Stück, 100 mg: 30, 60, 90 Stück,<br />
200 mg: 30, 60 Stück, 300 mg: 30, 60 Stück, Startpackung: 6 x 25 mg, 5 x100 mg. 02/2009.
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seite 42 DER MEDIZINER 6/<strong>2010</strong><br />
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Fachkurzinformation siehe Seite 48