2. . . . . . . . . reformiert 5/2002 - Reformiert online
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eformiert Bilder und Berichte aus der Evangelisch-reformierten Kirche Verantwortung für Kinder 2002 Sptember - Oktober 2002 Kindsein in schwieriger Zeit Bedeutung des Kindergottesdienstes Jesus und die Kinder 17 reformiert 5/2002 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
- Seite 2 und 3: Editorial . . . . . . Liebe Leserin
- Seite 4 und 5: Kindergarten . . . . . . Das besond
- Seite 6 und 7: Religionsunterricht . . . . . . „
- Seite 8 und 9: Nachgefragt . . . . . . Welches ist
- Seite 10 und 11: Nachrichten . . . . . . „Kindergo
- Seite 12 und 13: Nachrichten . . . . . . Professor E
- Seite 14 und 15: Bücher- und CD-Tipps . . . . . . E
- Seite 16: Postvertriebsstück DPAG Entgelt be
eformiert<br />
Bilder und Berichte aus der Evangelisch-<strong>reformiert</strong>en Kirche<br />
Verantwortung für Kinder<br />
<strong>2002</strong> Sptember - Oktober <strong>2002</strong><br />
Kindsein in schwieriger Zeit<br />
Bedeutung des Kindergottesdienstes<br />
Jesus und die Kinder<br />
17<br />
<strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong> . . . . . . . . .<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Editorial . . . . . .<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser,<br />
„Kinder an die Macht“ sang vor vielen<br />
Jahren Herbert Grönemeyer und der<br />
niederländische Liedermacher Herman van<br />
Veen sagte einmal in einem Interview, „Wer<br />
die Welt verändern möchte, muss bei den<br />
Kindern anfangen.“<br />
Der Weltkindergipfel, zu dem zu Beginn<br />
dieses Jahres<br />
rund 400 Kinder<br />
aus aller Welt<br />
zur UNO nach<br />
New York<br />
reisten, oder der<br />
Tag im Jahr, an<br />
dem Kinder im<br />
Bundestag<br />
regieren, zeugen<br />
davon, dass<br />
Kinder über die<br />
Welt, in der sie<br />
leben nachdenken,<br />
dass sie<br />
sich engagieren und dass sie etwas zu<br />
sagen haben.<br />
Die Zeiten, in denen Kinder lieber gesehen<br />
als gehört wurden, sie still und brav zu sein<br />
hatten, sind vorbei. Kinder wollen und<br />
müssen ernst genommen werden, mit ihren<br />
Anliegen, Gedanken und mit ihrem<br />
Engagement. Und sie müssen gefördert<br />
werden. Sie brauchen Liebe, Orientierung<br />
und Halt, damit ihr Leben gelingen kann<br />
und sie sich eine Zukunft jenseits von<br />
Schulwissen und Noten aufbauen können.<br />
Die Kirche übernimmt bei der Erziehung,<br />
Schulung und Vorbereitung auf das Leben<br />
viele gesellschaftlich wichtige Funktionen.<br />
Sie unterhält Kindertageseinrichtungen<br />
und Schulen, sie lädt zu<br />
Gruppennachmittagen und Freizeiten ein.<br />
Sie begegnet Kindern im Kindergottesdienst<br />
und Religionsunterricht. Kirche<br />
nimmt ihre Verantwortung für die<br />
Gegenwart und die Zukunft von Kindern<br />
ernst.<br />
Hätte ich Kinder, ich würde sie gern in<br />
einen evangelischen Kindergarten, in den<br />
Kindergottesdienst, in die Jungschar oder<br />
auf eine Freizeit organisiert von einem<br />
Jugendpfarramt schicken, denn ich wüsste,<br />
dort gehen die Menschen achtsam mit<br />
ihnen um und sie vermitteln ihnen den<br />
Glauben, der mich und mein bisheriges<br />
Leben gestärkt hat.<br />
2 . . . . . . . . . <strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
Nachdem sich die letzte Ausgabe dieser Zeitschrift mit dem Alter, dem Altwerden<br />
beschäftigt hat, wenden sich die Themen dieser Ausgabe den Kindern zu. Die demographische<br />
Entwicklung zeigt, dass die Gesellschaft überaltert, es gibt immer<br />
mehr alte und immer weniger junge Menschen. Deshalb sollte sich Kirche mit diesen<br />
beiden Polen der Alterspyramide beschäftigen und sich ausgeglichen allen<br />
ihren Gliedern widmen. In dieser Ausgabe gehen wir unter anderem den Fragen<br />
nach, welche Verantwortung die Kirche mit ihren Gemeinden und Institutionen für<br />
die Entwicklung von Kindern übernimmt, welche Angebote sie ihnen macht, die<br />
Halt und Orientierung für ihr Leben bieten. Foto: epd-bild<br />
Inhalt<br />
Verantwortung für Kinder<br />
Nachrichten<br />
Zum Thema<br />
Kindsein in schwieriger Zeit ..................................... 3<br />
Das besondere Profil eines evangelischen<br />
Kindergartens .......................................................... 4<br />
Von der Sonntagsschule zum Kindergottesdienst ........ 5<br />
Religionsunterricht in der Grundschule ..................... 6<br />
Jesus und die Kinder ............................................... 7<br />
Nachgefragt ............................................................ 8<br />
Gedanken über ein kaum noch bekanntes Gemälde<br />
von C. Heinrich Lucas ............................................. 10<br />
Die Kirchengemeinde in Visquard restauriert eine<br />
alte Sandsteinuhr .................................................. 11<br />
Glockenjubiläum in der Kirchengemeinde<br />
Grotegaste ............................................................ 12<br />
Gottesdienste für verstreute <strong>Reformiert</strong>e ................ 13<br />
Impressum ............................................................ 13<br />
Kindertag in Kloster Möllenbeck ............................. 13<br />
Bücher- und CD-Tipps ........................................ 7, 14<br />
Termine ................................................................ 15<br />
Vorschau ............................................................... 15<br />
Annas biblische Geschichte .................................... 16
Die Gemeinde und ihre Kinder - Die Kinder in der<br />
Gemeinde<br />
Kindsein in schwieriger Zeit<br />
Die Frage nach der Verantwortung<br />
für die Kinder wird in vielen Kirchengemeinden<br />
diskutiert. Kindergottesdienst,<br />
Kinderchöre und<br />
Kinderfeste sind dabei neu ins<br />
Blickfeld des gemeindlichen Nachdenkens<br />
gerückt. Wie muss die<br />
Gemeinde sein, damit Kinder darin<br />
ihren Platz finden? Was tut die<br />
Gemeinde für die Kinder? Für eine<br />
kind-gerechte Gemeinde plädiert<br />
Hilke Klüver.<br />
Möchten Sie heute noch einmal Kind sein?<br />
Mit den Eltern in den Urlaub fliegen, ein<br />
eigenes Zimmer haben, nachmittags zum<br />
Handball oder zum Flötenunterricht<br />
gefahren werden, mit der besten Freundin<br />
per SMS die neuesten Nachrichten<br />
austauschen?<br />
Möchten Sie heute noch einmal Kind<br />
sein? Allein den Tag zu Hause verbringen,<br />
weil Vater und Mutter arbeiten müssen? In<br />
den Ferien nur ein paar Tage zur Oma? Auf<br />
das ersehnte Mountain-Bike zum Geburtstag<br />
verzichten, weil die Klassenfahrt bezahlt<br />
werden muss?<br />
Die Bedingungen, unter denen Kinder<br />
heute aufwachsen, könnten kaum unterschiedlicher<br />
sein: die einen in Wohlstand,<br />
gut behütet und begleitet von ihren Eltern,<br />
verwöhnt von den Angeboten der Konsumgesellschaft.<br />
Die anderen auf sich allein<br />
gestellt, die Eltern überfordert; ein Leben<br />
im Schatten der ständigen finanziellen Begrenztheit.<br />
Ob ich heute noch einmal Kind sein<br />
möchte? Ich weiß es nicht. Einerseits sehe<br />
ich die vielen Angebote, die Kindern heute<br />
gemacht werden. Andererseits weiß ich,<br />
dass - auch in Deutschland - viele Kinder in<br />
Armut aufwachsen. Die vielfältigen Möglichkeiten<br />
zur Lebensgestaltung sind längst<br />
nicht allen Kindern zugänglich.<br />
Die Zukunft der Kinder<br />
Nun geht die Zahl der Kinder in<br />
Deutschland immer weiter zurück. Demo-<br />
graphen sprechen von einer dramatischen<br />
Entwicklung bezüglich der Sicherung der<br />
Renten in den nächsten Jahrzehnten. Und sie<br />
sehen – wie viele andere auch – damit auf<br />
die Kinder von heute als die Zukunft der<br />
Gesellschaft von morgen. Das kann man so<br />
sagen. Aus dem einen oder anderen Blickwinkel<br />
ist das vielleicht auch angebracht.<br />
Aber ist das den Kindern angemessen? Sind<br />
damit ihre Bedürfnisse, Wünsche und auch<br />
Hoffnungen berücksichtigt?<br />
Sollten wir vom Evangelium her nicht<br />
eine andere Sichtweise haben? Da rückt Jesus<br />
selbst zum Beispiel im „Kinderevangelium“<br />
(Markus 10, 13-16) die Kinder in den<br />
Mittelpunkt. Nicht als kleine Erwachsene,<br />
sondern als Kinder werden sie ernst- und<br />
angenommen. Kinder dürfen und sollen also<br />
zu Jesus gebracht werden. „Weil ihnen das<br />
Reich Gottes gehört“, dürfen sie auch getauft<br />
werden.<br />
Das tun wir in unseren Gemeinden. Wir<br />
freuen uns über jedes Kind, das das Zeichen<br />
des Bundes Gottes erhält. Fast 1.900 Kinder<br />
sind im vergangenen Jahr in die Gemeinden<br />
der Evangelisch-<strong>reformiert</strong>en Kirche aufgenommen<br />
worden. Und wir - die Erwachsenen<br />
- erhalten im Rahmen der Taufe den Auftrag,<br />
den Kindern später von der Bedeutung<br />
ihrer Taufe zu erzählen und dafür zu sorgen,<br />
„dass sie in unserer Gemeinde ein Zuhause<br />
finden.“ (<strong>Reformiert</strong>e Liturgie, S. 314)<br />
Eine besondere<br />
Lebensphase<br />
Dafür wird in den Gemeinden viel getan.<br />
Man muss sich nur die Gemeindebriefe<br />
ansehen: Tauferinnerungsgottesdienste,<br />
Kindergottesdienste, Kinderfeste, Kindergruppen,<br />
Kinderchöre, Kinderbastelnachmittage,<br />
Krabbelgottesdienste... Groß ist das<br />
Engagement gerade auch der ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für<br />
die mehr als 24.000 Kinder unter zwölf Jahren,<br />
die in unseren Gemeinden leben. Aber<br />
viele dieser Angebote werden erarbeitet und<br />
vorbereitet aus dem Blickwinkel von Erwachsenen.<br />
Sie bestimmen, was für die Kinder<br />
gut ist. Sie überlegen, was sie für Kinder<br />
anbieten können. Das ist sicherlich wichtig<br />
und soll an dieser Stelle auch nicht kritisiert<br />
werden. Aber ist es nicht ebenso möglich,<br />
die Blickrichtung zu ändern, einmal von<br />
. . . . . . Verantwortung für Kinder<br />
Landesjugendpastorin Hilke Klüver<br />
Foto: Archiv<br />
den Kindern her zu denken? Sie nicht als unfertige<br />
Wesen zu betrachten, sondern sie als<br />
Menschen in einer besonderen Lebensphase<br />
anzusehen?<br />
Dabei geht es um eine veränderte Fragestellung:<br />
Wie steht die Gemeinde zu den<br />
Kindern, die in ihr leben? Wie nimmt die Gemeinde<br />
die Kinder wahr? Wie erleben Kinder<br />
die Gemeinde? Es geht dabei um einen<br />
Perspektivwechsel: Wie muss eine Gemeinde<br />
sein, damit Kinder darin ihren Platz finden,<br />
damit die Gemeinde nicht nur Erwachsen-gerecht,<br />
sondern auch kind-gerecht ist?<br />
Gemeinsam<br />
neues entdecken<br />
Wenn sich Gemeinden auf diese Weise<br />
für die Arbeit mit Kindern einsetzen, wird<br />
das Folgen haben: Auf die Gestaltung der<br />
Räume für die Kinder, auf die Bereitstellung<br />
von Finanzen, auf die Mitbestimmung von<br />
Kindern für „ihre Angebote“. Und nicht zuletzt<br />
wird sich der Umgang mit Fragen des<br />
Glaubens ändern – auch für die Erwachsenen:<br />
Neugierig, unbefangen, staunend, Gefühle<br />
zeigend, zweifelnd, fröhlich – solche<br />
Eigenschaften haben Kinder, und sie zeigen<br />
sie.<br />
Mit diesen Eigenschaften gehen sie<br />
auch mit den Geschichten der Bibel um. Uns<br />
ist diese Unbefangenheit oftmals abhanden<br />
gekommen. Entdecken wir die Bibel und die<br />
Gemeinde unter der Anleitung von Kindern<br />
neu.<br />
Hilke Klüver ist Landesjugendpastorin der<br />
Evangelisch-<strong>reformiert</strong>en Kirche.<br />
3<br />
<strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong> . . . . . . . . .
Kindergarten . . . . . .<br />
Das besondere Profil<br />
eines evangelischen<br />
Kindergartens<br />
Gemeinden<br />
übernehmen<br />
Verantwortung<br />
für Kinder<br />
Vor einem Jahr haben die evangelisch-<strong>reformiert</strong>enKirchengemeinden<br />
Leer und Loga einen neuen<br />
Kindergarten in Betrieb genommen.<br />
Von den Überlegungen, die<br />
dazu geführt haben, und den gemachten<br />
Erfahrungen berichtet<br />
Dietmar Arends.<br />
Manchmal kann man Kirchenräte und<br />
Pastorinnen oder Pastoren klagen hören: Ein<br />
Kindergarten sei so ziemlich das<br />
Kinder des Kindergartens Benjamin Blümchen in Schwerin trainieren für die (über-)nächste<br />
Fußball-WM. Foto: epd-bild<br />
4 . . . . . . . . . <strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
„schlimmste“, was man aufbauen könne,<br />
wegen der vielen Arbeit und so manchem<br />
Ärger, den so ein Kindergarten in der<br />
alltäglichen Arbeit mit sich bringt. Das hat<br />
viele Gemeinden – glücklicherweise – in den<br />
vergangenen Jahren nicht davon<br />
abgehalten, die Trägerschaft für Kindergärten<br />
zu übernehmen. Uns waren zwei<br />
Dinge besonders wichtig:<br />
Zum Einen verspricht die Gemeinde bei<br />
der Taufe den Eltern, ihnen dabei zu helfen,<br />
dass ihre Kinder erfahren, dass sie getauft<br />
sind, warum sie getauft sind und was das<br />
für ihr Leben bedeutet. Sie verspricht ihnen<br />
also, ihren eigenen Beitrag dazu zu leisten,<br />
die Kinder an den Glauben und an christliche<br />
Gemeinde heranzuführen. Als Besonderheit<br />
kennt die <strong>reformiert</strong>e Kirche dabei sogar<br />
das Patenamt der Gemeinde. Die Gemeinde<br />
ist Patin für jedes Kind, das in ihrer<br />
Mitte getauft wird.<br />
Dieser Verantwortung kann die Gemeinde<br />
in vielfältiger Weise Rechnung tragen<br />
(und muss deshalb noch keinen Kindergarten<br />
betreiben). Dabei erfahren Gemeinden<br />
oft, dass sie, bevor die Kinder den Konfirmandenunterricht<br />
besuchen, nur ein kleiner<br />
Teil der Kinder erreichen werden.<br />
Außerdem beobachten sie, dass eine<br />
Weitergabe von Inhalten christlichen Glaubens<br />
heute zum Beispiel in den Familien<br />
immer seltener stattfindet als früher.<br />
Hier liegt eine Chance, wenn Kirchengemeinden<br />
einen eigenen Kindergarten betreiben.<br />
Auch wenn davon sicher keine Wunder<br />
zu erwarten sind, bietet er doch eine<br />
gute Möglichkeit, Kinder in Kontakt zu brin-<br />
gen mit christlichem Glauben. Ein Kindergarten<br />
kann so helfen, das Versprechen einzulösen,<br />
das die Gemeinde den Eltern einmal<br />
gegeben hat.<br />
Zum Anderen bietet ein kirchlicher Kindergarten<br />
einen Berührungspunkt zwischen<br />
der Gemeinde und den Kindern sowie ihren<br />
Familien. Oft gestaltet es sich in Gemeinden<br />
schwierig, zum Beispiel Neubaugebiete in<br />
eine gewachsene Gemeindestruktur einzubeziehen.<br />
Auch hier gilt: Wunder können von<br />
einem Kindergarten sicher nicht vollbracht<br />
erwarten, aber in ihm begegnen sich die<br />
Gemeinde, die den Kindergarten betreibt,<br />
und die Familien, deren Kinder den Kindergarten<br />
besuchen, ganz „alltäglich“.<br />
Damit diese Chancen einer gemeindlichen<br />
Kindergartenarbeit in die Tat umgesetzt<br />
werden können, war es uns von Anfang an<br />
wichtig, dass der Kindergarten seine Zugehörigkeit<br />
zur Gemeinde nicht verschämt versteckt,<br />
sondern im Gegenteil Profil zeigt. In<br />
der alltäglichen Kindergartenarbeit soll<br />
sichtbar werden, dass es sich um einen gemeindlichen<br />
Kindergarten handelt.<br />
Unsere Gemeinden haben deshalb vor<br />
Beginn des Betriebes aufgeschrieben, was<br />
ihnen selbst besonders wichtig ist an der<br />
Kindergartenarbeit. Da ist – neben vielem<br />
anderen – zu lesen, dass deutlich werden<br />
soll, dass jedes Kind unabhängig von seiner<br />
Persönlichkeit und seinen Fähigkeiten ein<br />
von Gott geliebtes und angenommenes Geschöpf<br />
ist. Auch deshalb arbeitet unser Kindergarten<br />
integrativ, Kinder mit und ohne<br />
Behinderungen besuchen gemeinsam den<br />
Kindergarten. Da ist zu lesen, dass das Erzählen<br />
biblischer Geschichten, das gemeinsame<br />
Singen und Beten fester Bestandteil<br />
des Kindergartenalltags sein soll. Da ist zu<br />
lesen, dass regelmäßig Gottesdienste gefeiert<br />
werden im Kindergarten (dann ist die<br />
Gemeinde in den Kindergarten eingeladen)<br />
und in den Kirchen (dann ist es umgekehrt).<br />
Manches von dem, was wir uns einmal<br />
vorgenommen haben für unseren Kindergarten,<br />
wird inzwischen sehr gerne von den Kindern,<br />
den Eltern und den Gemeinden angenommen.<br />
So ist es ein besonderes Erlebnis,<br />
mit mehreren hundert Menschen Gottesdienst<br />
auf dem Kindergartengelände zu feiern<br />
und anschließend gemeinsam weiterzufeiern.<br />
Viele Kinder freuen sich auf die Gottesdienste<br />
im Kindergarten. Bei anderen<br />
Dingen suchen wir noch nach guten Wegen.<br />
Und das wollen wir auch bleiben – auf<br />
der Suche nach neuen Wegen suchen, auf<br />
denen der Kindergarten sein Profil zeigen<br />
kann als einer, der zu einer christlichen Gemeinde<br />
gehört.<br />
Dietmar Arends ist Pastor in Leer und<br />
Vorsitzender des Diakonischen Werkes der<br />
Evangelisch-<strong>reformiert</strong>en Kirche
Von der Sonntagsschule zum Kindergottesdienst<br />
. . . . . . Kindergottesdienst<br />
Verbindung zwischen den Altersstufen<br />
Den Kindergottesdienst als eigene<br />
Gottesdienstform gibt es in der<br />
evangelischen Kirche seit rund 150<br />
Jahren. Über seine Geschichte und<br />
seine Bedeutung berichtet Alfred<br />
Mengel.<br />
Zu meinen schönsten Erinnerungen auf dem<br />
Arbeitsfeld Kindergottesdienst gehört ein<br />
Erlebnis während eines Besuches, den ich<br />
vor etlichen Jahren mit unseren drei Kindern<br />
bei meiner Mutter im Siegerland<br />
machte.<br />
Almut und Dagmar waren Mitarbeiterinnen<br />
in unserem Lengericher<br />
Kindergottesdienst, Hilke Kindergottesdienstkind.<br />
Sie erzählten<br />
ihrer Oma vom Kindergottesdienst.<br />
Da holte die bald 80-Jährige Fotos<br />
hervor, die sie als „Kindergottesdiensthelferin“<br />
zuerst mit der<br />
„Lämmergruppe“ und mit den<br />
„Großen“ zeigte. Für unsere Kinder<br />
und mich als Kindergottesdienstpastor<br />
war das sehr beeindrukkend,<br />
denn ihre Oma erzählte gern<br />
und liebevoll davon.<br />
Diese Szene zeigt: Den Kindergottesdienst<br />
gibt es schon länger<br />
(siehe Kasten Seite 9); er verbindet<br />
Generationen; bei seiner Vorbereitung<br />
arbeiten hauptamtliche Theologinnen<br />
und Theologen und ehrenamtliche<br />
Mitarbeiterinnen und Mit-<br />
arbeiter zusammen und Kindergottesdienst<br />
ist ganz offensichtlich<br />
Herzenssache.<br />
Damals und heute<br />
Die Bezeichnung „Kindergottesdienst“<br />
ist zum Beispiel 1850 in Erlangen belegt.<br />
1882 wird dann auf dem Bremer Sonntagsschulkongress<br />
für die Landeskirchen das<br />
Wort „Sonntagsschule“ durch „Kindergottesdienst“<br />
ersetzt.<br />
Generationen<br />
In unserer Evangelisch-<strong>reformiert</strong>en Kirche<br />
begann die Kindergottesdienstarbeit<br />
eher zögerlich. 1917 bestehen im Bereich<br />
unserer Kirche nur elf Kindergottesdienste.<br />
Heute finden wir 151 Kindergottesdienste,<br />
an denen sonntäglich etwa <strong>2.</strong>800 Kinder teilnehmen<br />
und in denen sich rund 720 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter engagieren.<br />
Das ist ein spannendes Miteinander der<br />
Generationen. Im Kreis der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in der eigenen Gemeinde ist<br />
die jüngste Mitarbeiterin 15 Jahre und der<br />
älteste Mitarbeiter 57 Jahre alt. Jüngere können<br />
von den Erfahreneren lernen, gleichzeitig<br />
haben sie neue Ideen und bringen frischen<br />
Schwung in die Arbeit. Hier kommen<br />
unterschiedliche Begabungen zur Geltung:<br />
Mit einer Briefmarke erinnert die Deutsche Post an die 150jährige<br />
Geschichte des Kindergottesdienstes.<br />
Repro: Deutsche Post AG<br />
Singen, Musizieren, Erzählen, Zuhören, Gestalten,<br />
mit technischen Medien umgehen,<br />
Organisieren...<br />
Und vor allem die Kinder selbst. Die<br />
jüngsten sind drei, die ältesten 14 Jahre alt<br />
und dabei vielfältig wie das Leben und bunt<br />
wie Kirchenfenster. Und so kann geschehen,<br />
was im Psalm 78 gesagt wird: „Was wir gehört<br />
haben und wissen und unsre Väter uns<br />
erzählt haben, das wollen wir nicht verschweigen<br />
ihren Kindern; wir verkündigen<br />
dem kommenden Geschlecht den Ruhm des<br />
HERRN und seine Macht und seine Wunder,<br />
die er getan hat.“ (Vers 3 und 4)<br />
Mitarbeit<br />
Es ist unstrittig, dass die ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer<br />
Gemeinde ein großer Schatz sind. Freilich<br />
will er gehoben und sicherlich auch gepflegt<br />
werden. Es ist schade, wenn Mitarbeitende<br />
sich selbst überlassen bleiben. Eine große<br />
Chance wird vertan. Denn wie fruchtbar und<br />
für alle segensreich ist das gemeinsame Gespräch<br />
von hauptamtlichen Theologen und<br />
den ehrenamtlich Mitarbeitenden mit einem<br />
und über einen biblischen Text. Dabei ist das<br />
eigene Fragen und Verstehen wichtig.<br />
Aber es führt nicht zu einem fruchtlosen<br />
Um-sich-selbst-kreisen, weil die<br />
Kinder im Blick sind, weil der Kindergottesdienst<br />
vorbereitet wird. Und<br />
das Teilen und Mitteilen des Evangeliums<br />
macht die, die es bezeugen, im<br />
eigenen Glauben gewisser.<br />
Herzenssache<br />
Kindergottesdienst ist von einer<br />
dreifachen Liebe bestimmt: der Liebe<br />
zu Jesus Christus, zum Wort der<br />
Bibel und zu den Kindern. Was ich liebe,<br />
ist mir wichtig. Ich achte es, suche<br />
seine Nähe und gehe gern damit<br />
um. Und das ist der eigentliche Grund<br />
dafür, dass es neben dem Erwachsenengottesdienst<br />
einen eigenen Gottesdienst<br />
der Kinder gibt. Wir wollen<br />
Kinder ernst nehmen. Darum suchen<br />
und gestalten wir Formen, die Kindern<br />
gerecht werden und ihnen Raum geben,<br />
sich zu entfalten. Das gilt für die<br />
Verkündigung, das Gebet, das Singen<br />
und Musizieren, für das Spiel.<br />
Doch bleibt die Verantwortung<br />
der Erwachsenen, Kindern die ermutigende<br />
Botschaft von Jesus Christus nicht aufzuzwingen,<br />
sondern nahe zu bringen. Wie<br />
schön ist es, wenn Kinder, Jugendliche und<br />
Erwachsene von Herzen singen können, wie<br />
schon meine Mutter gesungen hat: „ ... der<br />
mich liebet, der mich kennt und bei meinem<br />
Namen nennt.“<br />
Alfred Mengel ist Pastor in Lengerich/<br />
Emsland und Beauftragter für Kindergottesdienstarbeit<br />
in der Evangelisch<strong>reformiert</strong>en<br />
Kirche.<br />
5<br />
<strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong> . . . . . . . . .
Religionsunterricht . . . . . .<br />
„Religionsunterricht an Grundschulen“ am Beispiel einer Schule im<br />
südlichen Emsland<br />
Einklang von Glauben, Lehren und Leben<br />
Früher kamen Kinder mit Glauben,<br />
religiösen Ausdrucksformen und biblischen<br />
Geschichten zunächst in<br />
den Familien, dann im Kindergarten<br />
oder im Kindergottesdienst in Berührung.<br />
Vielen Kindern fehlt heute<br />
diese Art der religiösen Sozialisation.<br />
Wie sich der Religionsunterricht<br />
an Grundschulen verändert hat,<br />
schildert Torsten Harenberg am Beispiel<br />
Ostfriesland und Emsland.<br />
Die konfessionelle Aufteilung der<br />
Bevölkerung im südlichen Emsland (zum<br />
Beispiel sind in Schapen etwa sechs bis acht<br />
Prozent der Einwohner evangelisch) bringt es<br />
mit sich, dass für den Religionsunterricht an<br />
den Grundschulen häufig beide<br />
Konfessionen zusammenarbeiten. Schüler<br />
der beiden großen Konfessionen werden also<br />
im ersten Schuljahr gemeinsam unterrichtet.<br />
Trotz dieses Modells bleibt der Religionsunterricht<br />
konfessionell bestimmt und<br />
hängt sehr von der Zusammenarbeit der<br />
Lehrkräfte ab. Bei allen Unterschieden ist er<br />
jedoch ein Schritt in die richtige Richtung,<br />
denn dieses Modell ermöglicht das Kennenlernen<br />
und den respektvollen Umgang mit<br />
Frömmigkeitsformen der anderen.<br />
Die geringe Zahl evangelischer Kinder in<br />
den Grundschulen im katholischen Umfeld<br />
führt dazu, dass der Unterricht in den Klassen<br />
zwei bis vier jahrgangsübergreifend<br />
stattfindet. Das bringt Schwierigkeiten mit<br />
sich: Die Schüler der zweiten Klasse haben<br />
gerade erst lesen und schreiben gelernt; die<br />
Schüler der vierten Klasse sind schon in der<br />
Lage, auch schwierigere Sachzusammenhänge<br />
zu erfassen.<br />
Hinzu kommt, dass die religiösen Grundlagen<br />
und die religiöse Vorbildung der Kinder<br />
sehr unterschiedlich sind. Sind evangelische<br />
Kinder zum Beispiel in einen Kindergarten<br />
in katholischer Trägerschaft gegangen,<br />
so ist diese konfessionelle Ausrichtung<br />
in der Grundschule deutlich zu spüren.<br />
Nicht nur aus dem Kindergarten sondern<br />
auch aus den Familien bringen die Kinder<br />
Erfahrungen im Umgang mit Religion mit. Im<br />
südlichen Emsland leben in vielen Orten<br />
6 . . . . . . . . . <strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
Jahrgangsübergreifender Unterricht in den Grundschulklassen zwei bis vier stellt hohe<br />
Anforderungen an die Religionslehrer, damit die Kinder gemäß ihren Fähigkeiten und ihrem<br />
Wissenstand gefordert und gefördert werden. Foto: epd-bild<br />
Übersiedlerfamilien und Alteingesessene<br />
zusammen. Eine besondere Gruppe in den<br />
Klassen zwei bis vier bilden die Schüler aus<br />
Übersiedlerfamilien, die hauptsächlich<br />
durch ihre Großeltern religiös gebildet sind.<br />
Bei manchen Kindern wird die christliche<br />
Ausrichtung (in der Regel lutherisch) sichtbar<br />
über eine gute Kenntnis von biblischen<br />
Geschichten. Andere aber haben kein biblisches<br />
Hintergrundwissen, weil die jüngeren<br />
Familien in ihrer früheren Heimat vollkommen<br />
entkirchlicht aufgewachsen sind. Für<br />
den Religionsunterricht heißt das, manche<br />
Schüler hören die biblischen Geschichten<br />
zum ersten Mal, andere müssen sie wieder<br />
neu entdecken können.<br />
Gerade im klassenübergreifenden Unterricht<br />
ist es für die Schüler wichtig, Religionsunterricht<br />
„mit Kopf, Herz und Hand“<br />
zu erleben. Kleingruppenarbeit, in der sich<br />
die Klassenstufen mischen, ist dabei ein<br />
hilfreiches Element. Zwischendurch ist es<br />
gerade für die älteren Schüler jedoch auch<br />
wichtig, so genannten „Frontalunterricht“<br />
zu erleben, bei dem es auf den Einzelnen<br />
und seinen Beitrag ankommt.<br />
Dem Religionslehrer, meist sind es Lehrerinnen,<br />
fällt an der Grundschule eine be-<br />
sondere Aufgabe zu. Der Religionslehrer<br />
wird zur Integrationsfigur, die Glauben, Leben<br />
und Lernen sichtbar miteinander in Einklang<br />
bringen kann. Früher oder später fragen<br />
die Schüler: „Und wie machst Du es?“<br />
oder „Wie ist das bei Ihnen: Beten Sie<br />
auch?“ oder „Gehen Sie sonntags auch in<br />
die Kirche?“<br />
Solche Momente sind Brennpunkte der<br />
„Verkündigung im Unterricht“, denn es steht<br />
nicht nur der Inhalt auf dem Prüfstand („Und<br />
was bringt mir das?“), sondern auch die Person<br />
der Lehrerin („Machst Du das selber<br />
auch?“). Für manche Schüler wird in solchen<br />
Augenblicken Religion spürbar. Dann wird<br />
der Religionslehrer zum sichtbaren Zeichen<br />
für Kontinuität im Glauben.<br />
Aus kirchlicher Sicht liegt die Hauptaufgabe<br />
im Religionsunterricht an Grundschulen<br />
darin, Beziehungen zu den Kindern aufzubauen.<br />
Ein Pastor, der zugleich das Fach<br />
Religion unterrichtet, sieht „seine“ Schüler<br />
im Ort auch nachmittags und am Wochenende.<br />
Torsten Harenberg ist Pastor in Schapen und<br />
erteilt Religionsunterricht.
Das Bild von Kindern im<br />
Neuen Testament<br />
Jesus und<br />
die Kinder<br />
In einigen Gleichnissen und Worten<br />
spricht Jesus von Kindern. An ihnen<br />
verdeutlicht er das Verhältnis zwischen<br />
Gott und den Menschen. Wie<br />
er sich selbst gegenüber Kindern<br />
verhalten hat und warum, analysiert<br />
Andreas Lindemann.<br />
Die Jünger Jesu stritten einst: „Wer unter uns<br />
ist der Größte?“ Der Evangelist Markus<br />
erzählt (Markus 9, 33-37), Jesus habe darauf<br />
geantwortet, der Erste müsse der Letzte sein<br />
und der Diener aller. Dann habe er auf ein<br />
Kind gezeigt und gesagt: „Wer eines solcher<br />
Kinder aufnimmt auf meinen Namen hin, der<br />
nimmt mich auf.“ Möglicherweise ist hier an<br />
Waisenkinder gedacht; jedenfalls wird<br />
deutlich, dass Kinder des besonderen<br />
Schutzes bedürfen. Und Jesus sagt, dass er<br />
„in“ diesen Kindern gegenwärtig ist –<br />
ähnlich wie in jenen „geringsten Brüdern“,<br />
von denen Matthäus (25, 31-46) spricht.<br />
Im Neuen Testament erzählt nur Lukas<br />
von der Kindheit Jesu: Das neugeborene<br />
Kind wird von den Eltern in Windeln gewickelt,<br />
und es findet sein erstes Kinderbettchen<br />
in einer Futterkrippe. Dem biblischen<br />
Gesetz folgend wird Jesus, der Jude, am achten<br />
Tage beschnitten. Später zieht er mit<br />
seinen Eltern hinauf nach Jerusalem zum<br />
Tempel. Als Jesus zwölf Jahre alt ist, damals<br />
die Grenze zwischen Kindheit und Erwachsensein,<br />
sind die Lehrer am Tempel erstaunt<br />
darüber, dass ein so junger Mann so klug zu<br />
fragen und zu antworten weiß. Dabei sagt<br />
Lukas ausdrücklich, Jesu Verhalten habe bei<br />
seinen besorgten Eltern Angst und Schrecken<br />
ausgelöst. (Lukas 2, 42-51)<br />
Die bekannteste Geschichte steht in<br />
den Bibelausgaben bisweilen unter der<br />
Überschrift „Jesus der Kinderfreund“ (Markus<br />
10, 13-16): Lesen wir diese Erzählung etwas<br />
genauer. Zunächst steht nicht Jesus im<br />
Mittelpunkt, sondern dessen Jünger: Als<br />
man Kinder, Lukas sagt sogar „Säuglinge“,<br />
(Lukas 18,15) zu Jesus bringt, „damit dieser<br />
sie berühre“, wehren die Jünger das ab.<br />
Warum sie das tun, wird nicht gesagt. Spä-<br />
ter ist diese Geschichte oft als Begründung<br />
für das Recht der Kindertaufe in Anspruch<br />
genommen worden, und es könnte durchaus<br />
sein, dass sich hier tatsächlich eine frühe<br />
Auseinandersetzung über diese Frage<br />
spiegelt.<br />
Dann aber spricht die Erzählung allein<br />
von Jesus, der die Jünger scharf zurechtweist:<br />
Sie sollen die Kinder zu ihm kommen<br />
lassen und sie nicht daran hindern, „denn<br />
solchen gehört die Gottesherrschaft“. Denkt<br />
Jesus also gar nicht an die Kinder selbst,<br />
sondern nur an „solche“, die „wie die Kinder“<br />
sind? Tatsächlich lautet der nächste<br />
Satz: „Wer die Gottesherrschaft nicht annimmt<br />
wie ein Kind, wird nicht zu ihr gelangen.“<br />
Offenbar sind die Kinder nur Modelle,<br />
eine Art Vorbild für das Verhalten von Erwachsenen.<br />
Es ist deshalb oft darüber nachgedacht<br />
worden, was denn das Vorbildliche<br />
an den Kindern sei: ihre „Unschuld“ womöglich<br />
oder ihre Fähigkeit, sich beschenken zu<br />
lassen, vielleicht auch ihre Unbefangenheit<br />
Die Bibel<br />
mit Bildern<br />
An Kinder ab zehn Jahren<br />
wendet sich „Die Bibel“. Sie<br />
umfasst eine Auswahl der<br />
klassischen Bibelgeschichten<br />
von der Schöpfung bis<br />
zur Offenbarung.<br />
Wichtige Psalmworte,<br />
Prophetensprüche, Worte<br />
Jesu und Texte aus den<br />
Paulusbriefen sind farbig<br />
unterlegt und so besonders<br />
hervorgehoben.<br />
Die Texte sind eindeutig<br />
in Altes und Neues Testament<br />
geteilt, am Ende des<br />
Alten Testamentes sind prophetische<br />
Weissagungen<br />
gesammelt, und sie leiten<br />
zum Neuen Testament über.<br />
Die Geschichten aus den<br />
vier Evangelien sind thematisch<br />
und nicht nach den<br />
Autoren geordnet. Die biblischen<br />
Texte sind nicht ausschmückend<br />
nacherzählt, sondern in eine<br />
für Kinder verständliche Sprache übersetzt.<br />
Es gelingt dem Autor nah am Bibeltext, an<br />
der biblischen Denk- und Sprachwelt zu bleiben<br />
und das Verständnis zu erleichtern. So<br />
ebnet diese Kinderbibel den Weg zur Beschäftigung<br />
und zum Umgang mit der Vollbibel<br />
der Erwachsenen.<br />
. . . . . . Theologisches<br />
anderen gegenüber? Aber den Kindern in<br />
dieser Erzählung kommt eine ganz andere<br />
Rolle zu: Sie sind Menschen, die sich nicht<br />
selber wehren können, wenn andere versuchen,<br />
ihre Möglichkeiten zu beschneiden.<br />
Jesus selber ist es, der solche Sperren überwindet.<br />
Jesus versteht die Kinder keineswegs<br />
nur als Modelle; sondern er nimmt sie<br />
selber an, indem er ihnen in Wort und Tat<br />
das zuspricht, was ihnen zukommt. Er umarmt<br />
sie, und er segnet sie, indem er ihnen<br />
die Hände auflegt. Indem Jesus sich dem<br />
Ansinnen der Jünger widersetzt, gewährt er<br />
den Kindern das ihnen zukommende Recht.<br />
Andreas Lindemann, Professor an der<br />
Kirchlichen Hochschule in Bielefeld-Bethel,<br />
ist Mitglied im Theologischen Prüfungsausschuss<br />
und im Theologischen Ausschuss der<br />
Evangelisch-<strong>reformiert</strong>en Kirche.<br />
Ein ausführliches Stellen- und Inhaltsverzeichnis<br />
rundet den positiven Eindruck<br />
ab. fra<br />
Die Bibel, mit Bildern von Esben Hanefelt<br />
Kristensen, Text von Klaus Knoke, Verlag<br />
Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart<br />
2001, 352 Seiten, 21 Euro, ISBN 3-438-<br />
04337-8.<br />
7<br />
<strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong> . . . . . . . . .
Nachgefragt . . . . . .<br />
Welches ist Ihre schönste Erinnerung an<br />
den Kindergottesdienst?<br />
Hanni Guggenberger, Bad Grönenbach<br />
Der Kindergottesdienst war bei uns im<br />
Anschluss an den ‚normalen’ Gottesdienst<br />
und nannte sich ‚Kinderlehre’. Da ging man<br />
ab dem Schulalter hin. Es gab auch eine<br />
Strichliste für die Anwesenheit. Ich erinnere<br />
mich noch, dass das Lied ‚Mein schönste<br />
Zier und Kleinod’ der ‚Hit’ war. Das wollten<br />
wir jeden Sonntag singen.<br />
Kindergottesdiensttag<br />
in Nürnberg<br />
8 . . . . . . . . . <strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
Anni Bürk, Herbishofen im Allgäu<br />
Ich war als Helferin dabei, als die Frau des<br />
Pfarrers Maschauer den Kindergottesdienst<br />
machte. Sie konnte sehr lebendig die<br />
biblischen Geschichten erzählen.<br />
Marianne Helgert, Nürnberg<br />
Ich durfte mehrere Jahre beim Krippenspiel<br />
den Josef spielen. Das war eine wichtige<br />
Hauptrolle und ich durfte alleine vorsingen.<br />
Da die Rolle der Maria zwischen der Lehrersund<br />
der Pfarrerstochter ausgemacht wurde,<br />
war das schon etwas.
Stichwort Kindergottesdienst<br />
Das Erzählen biblischer Geschichten,<br />
gemeinsames Singen und Beten und die<br />
Beschäftigung mit Alltagsproblemen der<br />
Kinder gehören in den Kindergottesdienst.<br />
Diese Elemente des Lehrens und<br />
Lernens sind seine klassischen Bestandteile.<br />
Er ging aus den Sonntagsschulen<br />
hervor, die – zunächst in England seit<br />
1781 – für Kinder eingerichtet wurden, die<br />
nicht zur Schule gehen konnten, weil sie<br />
in der Fabrik arbeiten mussten.<br />
Schon bald war das Modell auch in<br />
Deutschland bekannt. In Hamburg zum<br />
Beispiel besuchten Kinder sonntäglich<br />
für zwei Stunden den kirchlichen Unterricht<br />
und lernten dort neben Lesen und<br />
Schreiben biblische Geschichten und den<br />
Katechismus kennen. Erst in der Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts veränderten sich in<br />
Wilfried Elias, Maxweiler bei Neuburg an der<br />
Donau<br />
Am meisten haben wir uns immer auf die<br />
Suchbilder gefreut, die wir am Ende des<br />
Kindergottesdienstes ausgeteilt bekamen.<br />
Wer zuerst fertig war, hatte gewonnen. Das<br />
war vom Pfarrer geschickt ausgedacht, dass<br />
er so die Spannung bis zum Schluss aufrecht<br />
erhalten hat.<br />
Fotos (6): Georg Rieger<br />
England und Deutschland die Themen: Nun<br />
trat die Vermittlung christlicher Inhalte in<br />
den Vordergrund.<br />
Diese Veränderung ging von Amerika<br />
aus. Die britische Idee der allgemeinen<br />
Sonntagsschule hatte sich dort nicht durchgesetzt<br />
und sie beschränkte sich auf christliche<br />
Unterweisung. Diese Idee als Auftrag<br />
an Kirche kam um 1850 nach Deutschland.<br />
Zögernd übernahmen die Kirchen diese Aufgabe.<br />
In Erlangen ist offensichtlich 1850 erstmals<br />
die Bezeichnung „Kindergottesdienst“<br />
belegt. 1865 entstand die erste Sonntagsschule<br />
in Württemberg. Und seit 1887 taucht<br />
die Bezeichnung „Kindergottesdienst“ immer<br />
häufiger für diese Arbeit auf, die zu einem<br />
Bestandteil der Inneren Mission geworden<br />
war.<br />
Die grundlegende Veränderung von der<br />
Sonntagsschule zum Kindergottesdienst,<br />
. . . . . . Nachgefragt<br />
also von der missionarischen Arbeit zur<br />
Kinderkirche, vollzog sich Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts. Zur Nazi-Zeit erhielt der<br />
christliche Lehrauftrag der Kirchen wieder<br />
mehr Bedeutung , weil die Schulen keine<br />
christlichen Werte mehr vermittelten.<br />
Religionsunterricht an den Schulen<br />
und Kindergottesdienst stehen heute<br />
gleichberechtigt nebeneinander. Jede<br />
Woche kommen rund 200.000 Kinder in<br />
evangelische Kindergottesdienste. Mehr<br />
als 60.000 Jugendliche und Erwachsene<br />
arbeiten ehrenamtlich als Kindergottesdiensthelfer<br />
mit.<br />
Sie übernehmen die Aufgabe, getaufte<br />
Kinder in die Gemeinden zu integrieren.<br />
Denn das Hören, Singen, Beten,<br />
Danken und Loben im Gottesdienst für<br />
Erwachsene und im Kindergottesdienst<br />
verbindet die Generationen. fra<br />
Anja Drechsler, Erlangen<br />
Für mich war eindeutig das Singen das<br />
Schönste am Kindergottesdienst. Die<br />
Liedermappe hab’ ich noch daheim.<br />
‚Laudato si’ war mein Lieblingslied.<br />
Später war ich auch noch Helferin im<br />
Kindergottesdienst.<br />
(Anja Drechsler singt beim diesjährigen<br />
Kirchentag des Synodalverbandes XI in<br />
Schwabach das Lied „Voll das Leben“ von<br />
Anja Lerch, das ihr Bruder von der<br />
Kindergottesdiensttagung in Duisburg<br />
mitgebracht hat.)<br />
9<br />
<strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong> . . . . . . . . .
Nachrichten . . . . . .<br />
„Kindergottesdienst“ - ein kaum noch bekanntes<br />
Gemälde von C. Heinrich Lucas<br />
Kinder im Mittelpunkt<br />
Im Jahr 1918 hat C. Heinrich Lucas<br />
den Kindergottesdienst der<br />
Evangelisch-<strong>reformiert</strong>en Gemeinde<br />
Canhusen bei Emden gemalt.<br />
Nach Heinrich Droege „Ostfriesland<br />
in der Malerei“ soll Lucas mit<br />
dem Gemälde im Berlin der 20er<br />
Jahre Aufsehen erregt haben. Das<br />
Original ist nicht mehr bekannt, es<br />
wurde 1919 reproduziert. Karl Müller<br />
stellt das Bild vor.<br />
Wie zu sehen ist, malte Lucas das Bild in<br />
einer Zeit, als der Kindergottesdienst noch<br />
in der Kirche und nicht im Gemeindehaus<br />
stattfand. Mancher Betrachter des<br />
10 . . . . . . . . . <strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
Gemäldes hat seinen eigenen<br />
Kindergottesdienst vielleicht so erlebt und<br />
wird durch das Bild daran erinnert.<br />
Die Darstellung des Kircheninneren beschränkt<br />
sich auf ein Minimum: einen Teil<br />
des Ganges, die Bankreihe, in der die Kinder<br />
sitzen, und dahinter die Wand mit der<br />
Tafel für die Liednummern und mit Kränzen<br />
und Schleifen, auf denen die Namen der<br />
Gefallenen stehen. Weitere Details der Kirche<br />
zeigt das Gemälde nicht. Dadurch wird<br />
das Auge des Betrachters hauptsächlich auf<br />
die Kinder gelenkt. Das Gemälde stellt die<br />
Kinder in den Mittelpunkt und strahlt die<br />
Freude der Kinder in der Kirche aus.<br />
Lucas malte die Kinder so, dass sie wieder<br />
erkennbar sind; sie haben ihr unverwechselbares<br />
Gesicht. Ihre Namen sind zum<br />
Teil heute noch bekannt. Fast jedes Gesicht<br />
ist ein Portrait. Der Leiter des Kindergottesdienstes,<br />
der sich auf dem Gemälde des klei-<br />
Kindergottesdienst -<br />
1918 gemalt von C.<br />
Heinrich Lucas.<br />
Repro: Karl Müller<br />
nen Jungen annimmt,<br />
ist der Lehrer und Organist<br />
Onno Müller,<br />
der 1934 bei einem<br />
Verkehrsunfall in Emden<br />
ums Leben kam.<br />
Auf dem Bild ist<br />
die Situation vor dem<br />
Kindergottesdienst<br />
dargestellt. Die Kinder<br />
haben sich größtenteils<br />
schon eingefunden.<br />
Zwei Nachzügler<br />
suchen sich einen<br />
Platz. Es herrscht unter<br />
den Kindern noch<br />
etwas Unruhe, aber<br />
die meisten schauen<br />
bereits erwartungsvoll<br />
nach vorn.<br />
Noch ist es nicht<br />
so weit, und doch wird<br />
auf dem Gemälde<br />
schon etwas von der<br />
Atmosphäre des Kindergottesdienstes<br />
sichtbar: Durch die offene<br />
Banktür, die man als Symbol für die Einladung<br />
Gottes sehen kann, durch die Zuwendung<br />
des Leiters zu dem kleinen Jungen<br />
und durch die vier Kinder, die ihre Hände<br />
gefaltet haben. Ihre Gebetshaltung ist Ausdruck<br />
für die Ernsthaftigkeit, die man bei<br />
Kindern beobachten kann, wenn man ihnen<br />
von Gott erzählt.<br />
Die Augen des kleinen Jungen an der<br />
Hand des Leiters sind fragend auf die Betrachter,<br />
auf uns, gerichtet. Wir sind gefragt,<br />
wie wir um der Kinder willen zum Kindergottesdienst<br />
stehen.<br />
Der Maler C. Heinrich Lucas wurde 1896<br />
in Braunschweig geboren. Wie Heinrich<br />
Droege schreibt, kam er kurz vor dem Ende<br />
des Ersten Weltkrieges nach einem Lazarettaufenthalt<br />
nach Canhusen. Ostfriesland<br />
wurde seine Wahlheimat. Von hier aus reiste<br />
er bis nach Afrika und hat sich in fast allen<br />
Kulturzentren Europas aufgehalten. Er<br />
starb 1952 in Guttach. Sein Werk ist nur in<br />
einem geringen Maße bekannt und befindet<br />
sich wohl ausschließlich in Privatbesitz.<br />
In Emden sind 40 seiner Gemälde registriert.<br />
Für Auskünfte über Lucas und seine Bilder<br />
dankt Karl Müller, Wiard- Haiken-Straße 14,<br />
26725 Emden. Er ist Pastor im Ruhestand.
Die Kirchengemeinde in Visquard restauriert eine alte Sandsteinuhr<br />
Höchste Zeit für eine alte Uhr<br />
Visquard liegt in der Krummhörn,<br />
im Nordwesten Ostfrieslands. Die<br />
Kirche des Dorfes steht auf dem<br />
höchsten Punkt der Warf und ist<br />
vermutlich um 1250 erbaut worden.<br />
Am Westgiebel birgt die alte<br />
Kirche eine Sandsteinuhr aus dem<br />
Jahre 1598. Wie diese Sandsteinuhr<br />
die Gemeinde in den vergangenen<br />
Jahren beschäftigt hat, erzählt Heike<br />
Schmid.<br />
Bis vor kurzem war es für die alte<br />
Sandsteinuhr der Gemeinde Visquard<br />
höchste Zeit. Ihr Zustand war<br />
erbarmungswürdig, und die Gemeinde<br />
unternahm gewaltige Anstrengungen, um<br />
das Geld für die Instandsetzung zusammenzusammeln.<br />
Der Frauenkreis hatte bereits 1999 den<br />
Erlös aus ihrem Basar für die Uhr zurückgelegt.<br />
Mehrere Gemeindeglieder spendeten.<br />
„Unsere Uhr braucht Freunde“ – unter diesem<br />
Motto standen mehrere Veranstaltungen<br />
der Kirchengemeinde. Und so brachte<br />
Die Uhr vor der Restaurierung ...<br />
die kleine Gemeinde mit ihren 700 Gemeindegliedern<br />
rund 5000 Euro auf, um einen<br />
Spezialisten für Sandsteinarbeiten aus Paderborn<br />
bezahlen zu können. Die Restaurierungsarbeiten<br />
begannen im April 200<strong>2.</strong><br />
Edzard II. und Katharina<br />
„Was sind das eigentlich für Wappen<br />
auf der Uhr?“, fragten uns Mitarbeiter der<br />
Sandsteinfirma und baten uns, Gestalt und<br />
Farben der auf der Uhr vorkommenden Wappen<br />
herausfinden. Auskunft erteilte uns Isa<br />
Ramm, Heraldik-Expertin in Aurich. Das<br />
Wappen links oben ist das Circsena-Wappen<br />
von Edzard II. und das Wappen rechts oben<br />
ist das seiner Frau, Katharina von Wasa. Allerdings<br />
war dieses Ehepaar lutherischen<br />
Bekenntnisses in einer damals schon <strong>reformiert</strong>en<br />
Gegend. Das Greetmer Amt, zu dem<br />
Visquard damals gehörte, war unter Graf<br />
Johann, Edzards Bruder, <strong>reformiert</strong> gewesen.<br />
Johann starb und der lutherische Edzard<br />
übernahm die Regierung.<br />
„Wie kommt eine „lutherische Uhr“ ins<br />
<strong>reformiert</strong>e Visquard?“ war die nächste Frage,<br />
die wir beantworten wollten. Mitarbeiter<br />
der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden<br />
wussten Rat: 1598 versuchten Graf Edzard<br />
II. und seine Frau Katharina von Wasa,<br />
die <strong>reformiert</strong>en Gemeinden in eine lutherische<br />
umzuwandeln. Dabei gingen die beiden<br />
folgendermaßen vor: Sie beriefen lutherische<br />
Pastoren in die <strong>reformiert</strong>en Gemeinden<br />
ihres Hoheitsgebietes – jedes Wahlrecht<br />
der Gemeinden missachtend.<br />
Um die Gemeinden für dieses Vorgehen<br />
zu entschädigen, schenkte das Herrscherpaar<br />
zum Beispiel Visquard, Groothusen und<br />
Frepsum eine Uhr. Andere Gemeinden erhielten<br />
eine neue Kanzel oder einen neuen<br />
Abendmahlskelch. Großen Erfolg konnten<br />
Edzard und Katharina allerdings nicht verbuchen.<br />
Die lutherischen Pastoren waren<br />
ungeliebt in den Gemeinden.<br />
Nur ein Stundenzeiger<br />
Kurz vor Beginn der Restaurierungsarbeiten<br />
kamen zwei Herren der Oberen Denkmalschutzbehörde<br />
aus Oldenburg nach Visquard.<br />
Sie informierten sich über den Sachstand<br />
der Restaurierungspläne und entwickelten<br />
dabei eine befremdlich wirkende<br />
Idee: Die Visquarder Sandsteinuhr ist eine<br />
Renaissanceuhr. Solche Uhren haben nur<br />
. . . . . . Nachrichten<br />
einen Stundenzeiger. Damals konnte man<br />
keine genauen Uhrwerke mit Minutenzeigern<br />
bauen. Also hatte man nur einen Zeiger.<br />
Auf die Rückfrage, wie genau dann noch<br />
die Zeit abzulesen sei, bekamen wir als Antwort,<br />
„auf eine Viertelstunde genau.“<br />
Seit dem 2<strong>2.</strong> Juni hängt der eine Zeiger<br />
an unserer Uhr. Vielleicht ein wenig verrückt<br />
in einer Zeit, wo im Sport Nanosekunden für<br />
einen Sieg zählen. Wenn man die Alten nach<br />
der Uhrzeit fragte, antworteten sie: „Es ist<br />
... und nach der Restaurierung.<br />
Fotos (2): Heike Schmid<br />
kurz vor vier“ oder „Eben nach halb acht.“<br />
Die Minuten waren ihnen nicht so wichtig.<br />
Unten auf unserer Uhr ist ein Spruch<br />
eingraviert – die Übersetzung aus dem<br />
Lateinischen lautet folgendermaßen: „Die<br />
Stunde entflieht,/hinschwindet die Zeit,/wir<br />
altern in schweigenden Jahren,/zügellos<br />
fahren und unverweilt/die Tage dahin.“ Von<br />
Minuten haben die Alten nichts gewusst –<br />
und was nützt es uns, wenn wir es so ganz<br />
genau wissen? Gleich ist es später als jetzt.<br />
Heike Schmid ist Pastorin in Krummhörn.<br />
11<br />
<strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong> . . . . . . . . .
Nachrichten . . . . . .<br />
Professor Eberhard Busch nahm Abschied von der Göttinger Universität<br />
Zeit für Gott und die Mitmenschen<br />
Professor Eberhard Busch gab im<br />
Juli seine Abschiedsvorlesung an<br />
der Georg August Universität Göttingen.<br />
Brigitte Gemmeke hat ihn<br />
bei seinem Abschied beobachtet.<br />
Eberhard Busch wählte als Thema seiner<br />
Abschlussvorlesung „Das ewige Leben“. Ich<br />
war als Freundin des Hauses Busch sowohl<br />
bei der Abschlussvorlesung als auch bei der<br />
anschließenden privaten Feier in<br />
Kleinschneen anwesend und möchte ein<br />
paar Gedanken zum Abschied Eberhard<br />
Buschs von der Universität Göttingen<br />
formulieren.<br />
Um das Lebenswerk Eberhard Buschs<br />
zu würdigen, seine Leistung an der Universität<br />
Göttingen als Professor der <strong>reformiert</strong>en<br />
Theologie und seine Vielzahl an Veröffentlichungen<br />
und Büchern insbesondere zu<br />
Karl Barth, fühlt sich die Autorin aus theologischer<br />
Sicht nicht ausreichend kompetent,<br />
das mögen andere tun. Mir bleibt es<br />
Eberhard Busch und seiner Familie für ihre<br />
Freundschaft zu danken. Eberhard Busch<br />
vermittelt in seiner humorvollen Art, immer<br />
leicht über den Dingen stehend, jedem Gegenüber:<br />
„Du bist wertvoll, ich achte Dich<br />
als Mensch so wie Dich Gott gedacht hat“.<br />
Eberhard Busch schafft es somit, nicht nur<br />
theoretisch über die Theologie nachzudenken,<br />
sondern auch ganz praktisch, uns das<br />
Reich Gottes ein bisschen näher zu bringen.<br />
Das Angebot, nach seiner Emeritierung<br />
in die USA zu gehen (Princeton) und dort die<br />
Leitung des Karl-Barth-Instituts zu übernehmen,<br />
betrachtet Busch von zwei Seiten: Einerseits<br />
würde sein Lebenswerk krönen und<br />
sicherlich eine Bereicherung für die Barth<br />
Forschung bedeuten, andererseits blickt<br />
Busch mit Dankbarkeit in den Rosengarten,<br />
den seine Frau Beate nicht zuletzt auch für<br />
ihn aus einem asphaltierten Parkplatz gezaubert<br />
hat. Er meint, es fiele ihm doch sehr<br />
schwer, sich für längere Zeit davon zu trennen.<br />
Das Ehepaar Busch bewohnt bei Göttingen<br />
ein ehemaliges Schulhaus, das sie mit<br />
Leben (vier Kindern: Nathanael, Sara, Emanuel<br />
und Christian) gefüllt haben sowie mit<br />
Geist, Kultur und außerdem viel Platz und<br />
Zeit für Gespräche mit Gästen.<br />
Auch seiner Frau soll hier Anerkennung<br />
gezollt werden – hinter großen Männern stehen,<br />
wie wir wissen, immer starke Frauen.<br />
12 . . . . . . . . . <strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
Eberhard Busch<br />
Beate Busch wird in dem Briefwechsel mit<br />
dem Titel „Späte Freundschaft“ (zirka 1968)<br />
zwischen Carl Zuckmayer und Karl Barth als<br />
„Frau Augentrost“ erwähnt. Eberhard Busch<br />
hat sich in seinem Lebenswerk theologisch<br />
und biographisch mit Karl Barth befasst. Er<br />
und seine Frau waren schon vor ihrer Eheschließung<br />
eng mit ihm befreundet. Beate<br />
Busch arbeitete als Theologiestudentin bei<br />
Familie Barth in Basel im Haushalt und Eberhard<br />
Busch war Assistent bei ihm. So ist<br />
Eberhard Buschs Werk nicht nur ein rein<br />
theoretisches Gebäude, sondern durch die<br />
persönliche Bekanntschaft mit Karl Barth<br />
geprägt. Wie Beate Busch mir in einem Gespräch<br />
verriet, war für ihren Mann Karl Barth<br />
auch ein Vaterersatz. Eberhard hatte seinen<br />
Vater schon früh verloren. Der war der Jugendpfarrer<br />
des Ruhrgebiets, Johannes<br />
Busch.<br />
Bei den Dankesworten der Fachschaft<br />
der Studierenden zum Abschied von Eberhard<br />
Busch wurde Hermann Hesse zitiert.<br />
Der wäre übrigens ein Tag zuvor 125 Jahre<br />
alt geworden. Unter anderem wurde auch<br />
sein Gedicht „Stufen“ vorgetragen:<br />
Ich wünsche Eberhard Busch nachträglich<br />
zum 65. Geburtstag Gottes Segen und<br />
noch viele fruchtbringende und frohe Jahre.<br />
Schließen möchte ich mit ein paar Gedanken<br />
aus der Abschlussvorlesung von Eberhard<br />
Busch „Das ewige Leben“: „Aus Gnade<br />
schenkt uns Gott das ewige Leben, Gott<br />
alleine begrenzt das irdische Leben und<br />
nicht der Tod. Wir leben durch Jesus Christus<br />
in der Hoffnung auf das ewige Leben, die<br />
unsern Glauben nährt und stützt. Gott selbst<br />
ist nicht zeitlos. Gott nimmt sich ewig Zeit<br />
für uns. In diesem irdischen Leben sollten<br />
wir uns Zeit nehmen für Gott und unsere<br />
Mitmenschen - das ist Liebe“.<br />
Bei seiner Abschlussvorlesung war Eberzadr Busch (zweiter von links) von seiner Familie<br />
und von Freunden umgeben. Fotos (2):Brigitte Gemmeke
Verstreute <strong>Reformiert</strong>e<br />
Gottesdienste<br />
Gemeinsame Gottesdienste feiern die<br />
evangelisch-<strong>reformiert</strong>en Gemeinde und die<br />
evangelisch-lutherischen Gemeinde in<br />
Osterode, Marien-Kirche, Marienvorstadt,<br />
am 25. August, 29. September, 27. Oktober,<br />
15. und 25. Dezember, Beginn ist jeweils um<br />
18 Uhr.<br />
Informationen bei Reinhard Sell, Northeim,<br />
Telefon: (0 55 51) 26 00.<br />
Impressum .....<br />
<strong>reformiert</strong> ist die Mitgliedszeitung der Evangelisch-<strong>reformiert</strong>en<br />
Kirche (Synode ev.-ref. Kirchen<br />
in Bayern und Nordwestdeutschland) für<br />
alle verstreuten <strong>Reformiert</strong>en und wird an diese<br />
kostenlos verteilt. <strong>reformiert</strong> kann aber von allen<br />
interessierten Leserinnen und Lesern bezogen<br />
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r eformiert 5/<strong>2002</strong>:<br />
5/<strong>2002</strong>:<br />
29. Juli <strong>2002</strong><br />
. . . . . . Nachrichten<br />
Kindertag in Kloster Möllenbeck war wieder ein Erfolg<br />
Entdeckungsreise durch Kirche und Leben<br />
Der Kindertag im Kloster Möllenbeck war<br />
auch in diesem Jahr für die Kleinen wieder<br />
was ganz Großes. Das Thema in diesem Jahr<br />
hieß: „Ich seh’ die Welt durch meine Brille“.<br />
Die Kinder konnten auf Entdeckungsreise<br />
gehen: in Keller und Kirche, in den Turm<br />
und sogar in das Innere der alten Orgel. Da<br />
waren Klosterwerkstätten vorbereitet:<br />
Schreibstube und Salbenmischerei, Kräutergarten<br />
und Lederwerkstatt. Und jede Stunde<br />
rief die Glocke zur Besinnung, zur kindgemäßen<br />
Andacht. Beten und Tun, Essen<br />
und Trinken. Rund 100 Kinder und Begleiter<br />
erlebten christliche Gemeinschaft im mittelalterlichen<br />
Gemäuer.<br />
Seit einigen Jahren ist der Kindertag im<br />
Kloster Möllenbeck für die Gemeinden des<br />
Synodalverbandes X ein Schwerpunkt ihrer<br />
Arbeit mit Kindern. Hier wird den Gemeinden<br />
der „verstreuten“ <strong>Reformiert</strong>en Celle,<br />
Hameln-Pyrmont, Hannover, Hildesheim,<br />
Möllenbeck, Rinteln und Wolfsburg-Peine-<br />
Gifhorn das sonst eher seltene Gefühl großer<br />
Gemeinschaft vermittelt. Gemeinschaft<br />
nicht nur am Tag im Kloster, sondern bereits<br />
während der Vorbereitungen: Jede Gemeinde<br />
übernahm für diesen Tag einen Pro-<br />
Liebe Leserinnen und Leser<br />
Jeden zweiten Monat finden Sie eine neue<br />
Ausgabe der Zeitschrift „<strong>reformiert</strong>“ in Ihrem<br />
Briefkasten. Mit den „Bildern und Berichten<br />
aus der Evangelisch-<strong>reformiert</strong>en Kirche“<br />
will die Kirchenleitung die Verbindung zu<br />
den verstreut lebenden Gemeindegliedern<br />
pflegen und ausbauen. In etwa 40.000<br />
Haushalten zwischen Lübeck und Nürnberg,<br />
Leipzig und Stuttgart oder Bremerhaven und<br />
Osnabrück wird „<strong>reformiert</strong>“ gelesen.<br />
Die Reaktionen der Leserinnen und Leser<br />
- also Ihre Anrufe und Briefe - zeigen der<br />
Redaktion, dass Sie die Zeitschrift gern lesen.<br />
Für viele von Ihnen ist „<strong>reformiert</strong>“ ein<br />
willkommener Gruß der Kirche - insbesondere<br />
dann, wenn der Weg zu einer <strong>reformiert</strong>en<br />
Gemeinde etwas länger ist.<br />
Druck und Porto der Zeitschrift „<strong>reformiert</strong>“<br />
haben im vergangenen Jahr etwa<br />
250.000 DM (125.000 Euro) gekostet. Das<br />
Geld wird aus Kirchensteuermitteln zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Sie, die Leserinnen und Leser, haben in<br />
den vergangenen Jahren durch Ihre große<br />
Spendenbereitschaft die Arbeit der Redaktion<br />
sehr erleichtert. Allein im vergangenen<br />
Jahr haben Sie mehr als 31.000 Mark für „re-<br />
Wie Mönche gekleidet erlebten rund 100 Kinder den Kindertag<br />
in Kloster Möllenbeck. Foto: Roland Trompeter<br />
grammpunkt, die Organisation vor Ort lag<br />
bei der Gemeinde Möllenbeck.<br />
Roland Trompeter<br />
formiert“ überwiesen. Dieses Ergebnis<br />
macht mir Mut, Sie auch in diesem Jahr um<br />
eine Spende zu bitten. Wir haben dieser<br />
Ausgabe von „<strong>reformiert</strong>“ darum (als zaghafte<br />
Erinnerung) wieder einen Überweisungsträger<br />
beigelegt.<br />
Überweisungsträger<br />
Für Ihre Verbundenheit mit der Zeitschrift<br />
„<strong>reformiert</strong>“ danke ich Ihnen herzlich!<br />
Ihr Jann Schmidt<br />
Pastor für Öffentlichkeitsarbeit<br />
13<br />
<strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong> . . . . . . . . .
Bücher- und CD-Tipps . . . . . .<br />
Elementar Bibel<br />
Die Elementarbibel bietet eine umfangreiche<br />
Auswahl an biblischen Texten. In ihr sind<br />
neben bekannten Erzählungen wie den<br />
Schöpfungsbericht, die Mosegeschichten<br />
und Geschichten aus dem Leben Jesu auch<br />
Texte aus dem Buch Hiob, den Psalmen und<br />
den Paulusbriefen zusammengestellt.<br />
Die einzelnen Darstellungen sind kurz<br />
gehalten und die Autorin erzählt kindgemäß<br />
und bibelnah. Ihre kurzen Sätze sind verständlich<br />
und richten sich nach dem Wortschatz<br />
von Grundschülern. Notwendige Erläuterungen<br />
und Sacherklärungen sind kursiv<br />
gedruckt. Überleitungen verdeutlichen<br />
historische und literarische Zusammenhänge.<br />
Immer wieder wird darin auch der Bezug<br />
zur Gegenwart hergestellt.<br />
Diese Kinderbibel können Kinder ab<br />
sechs Jahren gemeinsam mit ihren Eltern<br />
ansehen und sich vorlesen lassen, Kinder ab<br />
acht Jahren können sie selbst lesen. fra<br />
Elementar Bibel, Bilder Reinhard Herrmann,<br />
Text Anneliese Pokrandt, Verlag Ernst<br />
Kaufmann, Lahr 1998, 592 Seiten, 22 Euro,<br />
ISBN 3-7806-2439-7<br />
14 . . . . . . . . . <strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
Komm, freu dich<br />
mit mir<br />
Diese Kinderbibel möchte Eltern anregen,<br />
sich gemeinsam mit ihren Kindern in<br />
biblische Geschichten zu vertiefen. Der erste<br />
Teil des Buches orientiert sich mit der<br />
Auswahl der Erzählungen am Kirchenjahr,<br />
beginnend mit Weihnachten über Passion,<br />
Ostern und Himmelfahrt bis zum<br />
Erntedankfest. So können Kinder und Eltern<br />
die biblischen Grundlagen der christlichen<br />
Feste kennen lernen. Im zweiten Teil finden<br />
sich 13 Texte aus dem alten und neuen<br />
Testament, die Antwort auf Glaubens- und<br />
Lebensfragen geben können.<br />
Sprachlich entfernen sich die Texte<br />
nicht weit von dem Bibeltext. Sie bringen<br />
kleinen Kindern biblische Geschichten gut<br />
verständlich nahe und sie lassen innere Bilder<br />
bei den Kindern entstehen, die einen<br />
persönlichen Zugang ermöglichen.<br />
Eine weitere Besonderheit dieser Bibel<br />
ist ihre Gestaltung. Nach jeder Geschichte<br />
gibt es Bastelvorschläge, Spielideen, Lieder<br />
und Gebete zur Vertiefung der Themen. Ein<br />
Anhang mit Verständnishilfen für Eltern, mit<br />
Kindergebeten und Hinweisen zur Feier des<br />
Tauftages der Kinder rundet den positiven<br />
Eindruck ab, den diese Bibel macht. Diese<br />
Kinderbibel, die sich an Kinder im Alter zwischen<br />
drei und sechs Jahren wendet, ist ein<br />
spannendes Kinder- und praktisches Arbeitsbuch.<br />
fra<br />
Komm, freu dich mit mir, Die Bibel erzählt<br />
für Kinder – von Karin Jeromin, illustriert<br />
von Rüdiger Pfeffer, Verlag Deutsche<br />
Bibelgesellschaft Stuttgart 2000, 240 Seiten,<br />
8 Euro, ISBN 3-438-04010-7<br />
Rintelner Gemeinde<br />
gibt CD heraus<br />
Eine Doppel-CD mit unbekannten Werken<br />
von Johann Sebastian Bach, Luigi<br />
Boccherini, Franz Schubert und anderen hat<br />
die evangelisch-<strong>reformiert</strong>e Kirchengemeinde<br />
Rinteln herausgegeben.<br />
Es ist ein Mitschnitt eines Benefizkonzertes<br />
für ein Straßenkinderheim in Pasardzik<br />
(Bulgarien), das im Mai in der Jakobi-Kirche<br />
Rinteln stattfand. Zu hören sind unter<br />
anderem die selten gespielten Werke „Flöten-Konzert“<br />
von Boccherini, Bachs „Stabat<br />
Mater“ zum 51. Psalm, das „Adagio“ aus<br />
dem Streich-Quintett C-Dur von Schubert<br />
und „Andante festivo“ G-Dur von Sibelius.<br />
fra<br />
Die CD wird ebenfalls verkauft zugunsten<br />
des Straßenkinderheimes in Bulgarien.<br />
Sie ist erhältlich bei der Kirchengemeinde<br />
Rinteln, Telefon: (0 57 51) 26 74, Fax: (0 57<br />
51) 95 93 94, oder bei Kantor Werner Herrmann,<br />
Telefon: (0 57 51) 29 30, Fax: (0 57<br />
51) 4 49 21).
. . . . . . Termine<br />
Termine - Ankündigungen - Termine - Ankündigungen<br />
Tagung in Emden<br />
„<strong>Reformiert</strong>er Protestantismus und<br />
Judentum im Europa des 16. und 17.<br />
Jahrhunderts“ ist das Thema einer Tagung,<br />
die vom 1<strong>2.</strong> bis 14. September <strong>2002</strong> in der<br />
Johannes a Lasco Bibliothek in Emden<br />
stattfindet. „Bilden die <strong>Reformiert</strong>en eine<br />
Ausnahme, wenn es um ihr Verhältnis zum<br />
Judentum geht?“, „Hat ihre Hochschätzung<br />
des Alten Testamentes zu einer offeneren<br />
Einstellung gegenüber dem Judentum<br />
geführt?“ – diese und andere Fragen stehen<br />
auf dem Programm des Kongresses mit<br />
Referenten aus Deutschland, den<br />
Niederlanden und den USA. Die Tagung ist<br />
öffentlich und wendet sich an<br />
Wissenschaftler, Pfarrer, Lehrer und<br />
Studierende. Anmeldungen und weitere<br />
Informationen gibt es unter der Telefonnummer<br />
(0 49 21) 91 50 19. Das Programm<br />
steht im Internet unter http://www.jalb.de<br />
Gemeindefest<br />
„Aufstehen, aufeinander zugehen” ist das<br />
Motto des diesjährigen Gemeindefestes, zu<br />
dem die Evangelisch-<strong>reformiert</strong>e Gemeinde<br />
Celle am 1. September einlädt.<br />
Es beginnt um 9.45 Uhr mit einem fröhlichen<br />
Gottesdienst. Auf dem weiteren Programm<br />
stehen neben zahlreichen Kinderspielen<br />
auch eine Fotoausstellung zu den<br />
vergangenen Jahrzehnten des Gemeindelebens,<br />
die Lesung eines unbekannten Märchens,<br />
eine Ausstellung zu Straßenkindern<br />
in Brasilien und kulinarische Spezialitäten<br />
aus deutschen Landen sowie aus Israel. Das<br />
Fest endet gegen 16.00 Uhr.<br />
Ausstellung<br />
„Columbus, Cook & Co“ ist der Titel einer<br />
Ausstellung, die noch bis zum 2<strong>2.</strong> September<br />
in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden<br />
zu sehen ist. Gezeigt werden Nautische<br />
Instrumente, Seekarten und<br />
Reisebeschreibungen aus fünf<br />
Jahrhunderten.<br />
Die Ausstellung beleuchtet die Zusammenhänge<br />
zwischen der Erforschung des<br />
Globus und der Erkundung der Weltmeere an<br />
Hand von mehr als 100 Exponaten. Darunter<br />
sind 47 historische nautische Instrumente<br />
und zahlreiche Seekarten aus Privatbesitz.<br />
Alte Seehandbücher, Atlanten und Reisebe-<br />
schreibungen aus dem Bestand der Bibliothek<br />
machen die Besucher mit den Fahrten<br />
von Entdeckern und einfachen Seeleuten<br />
bekannt. Informationstafeln erläutern, wie<br />
sie sich auf See orientiert haben und führen<br />
in geschichtliche Zusammenhänge ein.<br />
Ein bebilderter Katalog ist zur Ausstellung<br />
erhältlich.<br />
Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags<br />
11 bis 18 Uhr, Samstags 11 bis 13.30 Uhr und<br />
14.30 bis 17 Uhr, Sonntags 14.30 bis 17 Uhr,<br />
montags geschlossen. Gruppenführungen<br />
nach Voranmeldung (0 49 21) 91 50 – 0.<br />
Sommerkonzerte<br />
Die evangelisch-<strong>reformiert</strong>e Kirche Leipzig<br />
lädt auch in diesem Sommer wieder zu den<br />
Orgel-Sommer-Konzerten ein.<br />
Zum Wochenschluss laden Friederike<br />
Urban und Christiane Bräutigam am 27.<br />
September um 19.30 ein mit Orgel und Gesang.<br />
Weitere Informationen gibt das Gemeindebüro<br />
der evangelisch-<strong>reformiert</strong>en<br />
Kirche Leipzig, Telefon: (03 41) 9 80 05 1<strong>2.</strong><br />
Vorträge<br />
Die evangelisch-<strong>reformiert</strong>e Kirche zu<br />
Leipzig lädt zum Gemeindenachmittag mit<br />
Kaffeetrinken ein. Diese Nachmittage<br />
stehen jeweils unter einem bestimmten<br />
Thema. Am 4. September lautet es „Wächst<br />
zusammen, was zusammen gehört –<br />
Diskurs über die beiden deutschen<br />
Literaturen“. Den Vortrag hält Professorin<br />
Ilse Nagelschmidt.<br />
Am 9. Oktober spricht Helga Schäfer,<br />
wissenschaftliche Bibliothekarin an der<br />
Deutschen Bücherei, „Von Büchern und ihren<br />
Schicksalen – einige typische Leipziger<br />
Einblicke“.<br />
Die Veranstaltung beginnt jeweils um<br />
15 Uhr im Tröndlinring 7 in Leipzig. Informationen<br />
erteilt das Gemeindebüro, Telefon:<br />
(03 41) 9 80 05 1<strong>2.</strong><br />
Offene Kirche<br />
Zehn Ruheständlerinnen und Ruheständler<br />
sorgen seit einem Jahr in der St. Martha<br />
Gemeinde in Nürnberg dafür, dass die<br />
Kirche regelmäßig geöffnet ist.<br />
So ist nun die Kirche montags von 10<br />
bis 12 Uhr, donnerstags von 10 bis 16 Uhr<br />
und an jedem zweiten Samstag im Monat<br />
von 9 bis 13 Uhr für Touristen und natürlich<br />
auch für Gläubige zugänglich. Die „Kirchenöffner“<br />
heißen alle herzlich willkommen, die<br />
die Kirche ansehen oder in ihr Ruhe finden<br />
wollen. Die Ehrenamtlichen stehen für Erklärungen<br />
und für persönliche Gespräche zur<br />
Verfügung.<br />
Und die Gemeinde freut sich über diese<br />
Chance, die Kirche und die Gemeinde der<br />
Öffentlichkeit vorzustellen.<br />
www.<strong>reformiert</strong>.de<br />
Die Webseiten der Evangelisch-<strong>reformiert</strong>en<br />
Kirche haben vor einigen Wochen ein neues<br />
Layout erhalten, das Pastor i.E. Georg Rieger<br />
entworfen und umgesetzt hat.<br />
Die Stichworte Information, Kommunikation<br />
und Meditation führen nun durch die<br />
Internetpräsenz, die weltweit unter<br />
www.<strong>reformiert</strong>.de abgerufen werden kann.<br />
Die Bereiche des Webauftrittes sind klar<br />
gegliedert und übersichtlich strukturiert.<br />
Aktuelle Nachrichten aus Gemeinden und<br />
Landeskirche, Bekenntnistexte oder eine<br />
Andacht – Interessierte sind schnell bei der<br />
Information, die sie suchen.<br />
In Verbindung mit diesen Seiten können<br />
Gemeinden, Einrichtungen und Synodalverbände<br />
der Evangelisch-<strong>reformiert</strong>en Kirche<br />
nun auch ihr eigene Webpräsentation entwickeln<br />
und ins Netz stelllen.<br />
Vorschau<br />
Die nächste Ausgabe von <strong>reformiert</strong><br />
erscheint am 27. Oktober 200<strong>2.</strong> Sie hat das<br />
Schwerpunktthema „Kirchenmusik”. Wir<br />
fragen, wie ist kirchenmusikalische Arbeit<br />
bei den verstreuten <strong>Reformiert</strong>en möglich,<br />
suchen nach der Tradition der Musik im<br />
Gottesdienst und beschäftigen uns mit<br />
Stimmen und Stimmungen. Einsendeschluss<br />
für Manuskripte und Fotos ist am<br />
30. September 200<strong>2.</strong><br />
Das Thema der Ende Dezember erscheinenden<br />
Ausgabe ist „Tu Gutes und rede<br />
darüber.“<br />
Im Rahmen der redaktionellen Bearbeitung<br />
behält die Redaktion sich vor, Manuskripte<br />
und Leserbriefe zu kürzen. Ein Anspruch<br />
auf Veröffentlichung unaufgefordert<br />
eingesandter Manuskripte besteht nicht.<br />
15<br />
<strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong> . . . . . . . . .
Postvertriebsstück DPAG Entgelt bezahlt H 12178 F<br />
Evangelisch-<strong>reformiert</strong>e Kirche<br />
(Synode ev.-ref. Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland)<br />
Synodalrat, Saarstraße 6, 26789 Leer<br />
16<br />
. . . . . . . . . <strong>reformiert</strong> 5/<strong>2002</strong><br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Annas biblische Geschichte<br />
Lesen hat Anna aus der Familienbibel gelernt,<br />
und die blieb auch ihr bevorzugtes Lesebuch,<br />
schon deshalb, weil sie so dick und auch schwer<br />
war. Was da drin steht, das muss halt für ein<br />
ganzes Leben reichen, meinte sie, und damit hat<br />
sie ja auch recht. Für den Religionsunterricht<br />
musste sie gewisse Bibelabschnitte auswendig<br />
lernen, was sie pflichtschuldig tat, aber die Kapitel,<br />
die sie für sich las oder sich von mir vorlesen<br />
ließ, die lernte sie „inwendig“. Und das schien<br />
ihr mehr Spaß zu machen und wichtiger zu sein<br />
als „auswendig“.<br />
Man kann sich vorstellen, dass sie mich mit ihren<br />
Fragen nach der Bedeutung von Stellen, die<br />
ihr unverständlich oder zweifelhaft – Anna sagte<br />
„verzweifelt“ – schienen, manchmal in arge Verlegenheit<br />
brachte. Als sie gelesen hatte, dass<br />
Adam seine Eva „erkannt“ hatte, wollte sie zum<br />
Beispiel wissen, ob ich sie, Anna, denn auch<br />
schon erkannt hätte.<br />
„Das verstehst du noch nicht“, durfte man zu<br />
Anna nicht sagen. Das hätte nur ihren Ehrgeiz<br />
angestachelt, so lange zu fragen oder phantastische<br />
Vermutungen zu äußern, bis man klein beigab<br />
und ihr die Sache erklärte, so gut es eben<br />
ging.<br />
„Ich habe dich noch nicht wirklich erkannt,<br />
Anna, “ sagte ich schließlich, „weil wir uns dazu<br />
noch nicht lange genug kennen. Auch der ein-<br />
fachste Mensch ist ein kompliziertes Wesen, und<br />
der liebste Mensch erscheint einem manchmal<br />
als der allerkomplizierteste. Auch wenn man den<br />
anderen sehr liebt, kann man ihn nicht immer erkennen.“<br />
Das begriff Anna. „Warten wir also noch ein bisschen,<br />
bis wir uns inwendig ganz auswendig kennen<br />
gelernt haben“, schlug sie vor, und ich war<br />
vollkommen einverstanden.<br />
Annas Fragen hatten es, genau wie ihre Geschichten,<br />
stets in sich, und die Bibel hat es<br />
ebenfalls in sich. Das bedeutete: Je öfter ich<br />
Anna eine präzise Antwort schuldig blieb, desto<br />
mehr wuchs in ihr die Überzeugung, dass das<br />
dicke Bibelbuch noch viel schwierigere Fragen<br />
stellte als ein Rechenbuch, nur eben mit Buchstaben<br />
statt mit Zahlen. Und für manche von diesen<br />
„Wörter-Aufgaben“ wusste halt nicht mal ich<br />
eine Lösung, so schwer waren sie. Obwohl sie<br />
also meinte, dass da mehr Fragen drin stehen<br />
als Antworten, las sie gern in der Heiligen<br />
Schrift, „weil so viele schöne Blumen-Wörter<br />
drinstehen, und über die Stellen, wo keine sind,<br />
muss man eben wegsteigen, wie auf der Wiese,<br />
wo ein Kuhfladen liegt.“<br />
Abgesehen von diesen Einschränkungen gefiel<br />
ihr die Bibel schon deswegen, weil man beim Lesen<br />
soviel „zusammendenken“ konnte.<br />
Zum Thema: (c) Scherz Verlag, Bern/München/Wien; das Buch ist im Buchhandel erhältlich.<br />
aus: Fynn, Anna schreibt an Mister Gott