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Generalmajor a.D. Dipl. rer. mil. Hans-Georg-Löffler ... - aggi-info.de

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<strong>Generalmajor</strong> a.D. <strong>Dipl</strong>. <strong>rer</strong>. <strong>mil</strong>. <strong>Hans</strong>-<strong>Georg</strong>-LöfflerPara<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r NVA in BerlinMit großem Interesse habe ich das Buch „Was war die NVA?“, herausgegeben von<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe Geschichte <strong>de</strong>r NVA und Integration ehemaliger NVA-Angehörigerin Gesellschaft und Bun<strong>de</strong>swehr beim Lan<strong>de</strong>svorstand Ost <strong>de</strong>s Deutschen Bun<strong>de</strong>swehrverban<strong>de</strong>s,gelesen. Dabei kam ich zu <strong>de</strong>r Überzeugung, daß wir uns mehr alsbisher über unsere Geschichte <strong>info</strong>rmieren sollten, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Dienst in <strong>de</strong>nStreitkräften <strong>de</strong>r DDR bestimmte über viele Jahre unser Leben. Dazu hat sichGeneral Klaus Naumann, Herausgeber <strong>de</strong>s Buches „NVA – Anspruch und Wirklichkeit“(Berlin/Bonn/Herford 1993), auf <strong>de</strong>n Seiten 9 und 10 u. a. wie folgt geäußert:„Die Geschichte <strong>de</strong>r NVA ist Teil <strong>de</strong>utscher Geschichte…, … und niemand darf <strong>de</strong>nStab über die brechen, die sich <strong>de</strong>r NVA zur Verfügung stellten.“ Hinzu kommtfolgen<strong>de</strong>s: Das Militärgeschichtliche Forschungsamt brachte vor kurzem <strong>de</strong>nSammelband „Genosse General! Die Militärelite <strong>de</strong>r DDR in biografischen Skizzen“heraus, in <strong>de</strong>ssen Einleitung es auf Seite 15 heißt, daß die ehemaligen Angehörigen<strong>de</strong>r NVA sich <strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rten Bedingungen und <strong>de</strong>n Herausfor<strong>de</strong>rungen nach <strong>de</strong>rWen<strong>de</strong> anpaßten, „ohne <strong>de</strong>n Stolz über die persönliche Lebensleistung zu verlieren.“Und in <strong>de</strong>r Zeitschrift „KAMERADEN“ Nr. 9/2002 hebt Götz Eberbach hervor: „Ob esuns (in <strong>de</strong>r BRD-Alt, d. Autor) paßt o<strong>de</strong>r nicht: Die Soldaten <strong>de</strong>r NVA waren <strong>de</strong>utscheSoldaten, ihre Geschichte ist ein Teil <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Militärgeschichte…, so habendoch die Soldaten <strong>de</strong>r NVA das Recht, ihre Geschichte zu erzählen und ihre Sicht<strong>de</strong>r Dinge darzustellen.“ Ich meine, daß auch diese Aussage in West- und inOst<strong>de</strong>utschland mehr als bisher korrekt beachtet wer<strong>de</strong>n sollte.So fin<strong>de</strong> ich es in diesem Zusammenhang sehr nützlich, daß immer öfter ehemaligeAngehörige <strong>de</strong>r NVA kurze Chroniken ihres früheren Truppenteils bzw. ih<strong>rer</strong>einstigen Garnisonen erarbeiten und daß auch Museen an die Zeit <strong>de</strong>r NVA erinnern.Das sollte auch häufiger in <strong>de</strong>n Kameradschaften <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s Ost <strong>de</strong>sDeutschen Bun<strong>de</strong>swehrVerban<strong>de</strong>s geschehen, zumal das „Rentenproblem“ für <strong>de</strong>ngrößeren Teil <strong>de</strong>r ehemaligen Angehörigen <strong>de</strong>r NVA, nachzulesen im REPORT 2002„Ehemalige Berufssoldaten <strong>de</strong>r NVA in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland (II)“, gelöstwer<strong>de</strong>n konnte.Ich meine, daß das Informieren über <strong>de</strong>n Dienst in <strong>de</strong>r NVA mit absoluter Sachlichkeitund nicht verklärt vorgenommen wer<strong>de</strong>n sollte. Vielleicht läßt sich soallmählich vermitteln, daß wir in keinen „frem<strong>de</strong>n Streitkräften“ unseren Dienstversahen, son<strong>de</strong>rn in einer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Nachkriegsarmeen, das heißt, in<strong>de</strong>r Nationalen Volksarmee <strong>de</strong>r ehemaligen DDR.Aus diesen genannten Grün<strong>de</strong>n möchte ich im folgen<strong>de</strong>n Beitrag an die Para<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rNVA in Berlin (Ost) erinnern.Zunächst ist die Frage zu klären, welche Be<strong>de</strong>utung o<strong>de</strong>r welchen Wert Para<strong>de</strong>nhaben. Sie wur<strong>de</strong> in all <strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>s Bestehens <strong>de</strong>r NVA oftmals gestellt. In <strong>de</strong>nLexika wird <strong>de</strong>r Begriff „Para<strong>de</strong>“ beschrieben als• Vorbeimarsch o<strong>de</strong>r Aufstellung von Truppen,• Vorbeiflug von Fliegerverbän<strong>de</strong>n und Aufstellung (Vorbeifahrt) von Kriegsschiffen,• Schaustellung, feierlicher Aufzug und Truppenschau.


Diesen Beschreibungen ist meines Erachtens noch <strong>de</strong>r Begriff „Macht<strong>de</strong>monstration“hinzuzufügen, da beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>s Kalten Krieges eine augenscheinlicheDemonstration von Schlagkraft <strong>de</strong>r Streitkräfte erfolgte, sei es in <strong>de</strong>n NATO-Staateno<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Staaten <strong>de</strong>r Warschauer Vertragsorganisation - beispielsweise anstaatlichen Feiertagen o<strong>de</strong>r nach Abschluß größe<strong>rer</strong> Manöver. Also ebenfalls eineMöglichkeit <strong>de</strong>r Abschreckung im Verlaufe <strong>de</strong>s Kalten Krieges in Europa.Para<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Nationalen Volksarmee in BerlinDie Para<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r NVA galten als die höchste Form <strong>de</strong>r <strong>mil</strong>itärischen Ehrenbezeigungzu beson<strong>de</strong>ren Anlässen. Dazu zählten <strong>de</strong>r 1. Mai – Tag <strong>de</strong>r Werktätigen, <strong>de</strong>r 8. Mai– Tag <strong>de</strong>r Befreiung, <strong>de</strong>r 7. Oktober – Tag <strong>de</strong>r Republikgründung sowie <strong>de</strong>r Abschlußvon Manövern.In Berlin (Ost) wur<strong>de</strong>n ab <strong>de</strong>m 1. Mai 1956, d. h. nach <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r NVA, biszum 7. Oktober 1989 insgesamt 38 Para<strong>de</strong>n durchgeführt, davon 27 Para<strong>de</strong>n auf<strong>de</strong>m Marx-Engels-Platz (seit 1991: Schloßplatz) und 11 Para<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Karl-Marx-Allee. Als Beson<strong>de</strong>rheit ist zu nennen, daß zwei Para<strong>de</strong>n gemeinsam von <strong>de</strong>r NVAund <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) durchgeführtwur<strong>de</strong>n, und zwar am 8. Mai 1965 anläßlich <strong>de</strong>s 20. Jahrestages <strong>de</strong>r Befreiung undam 29. Oktober 1967 anläßlich <strong>de</strong>s 50. Jahrestages <strong>de</strong>r Oktoberrevolution. Nennenswertist ebenfalls, daß an <strong>de</strong>n Para<strong>de</strong>n am 7. Oktober 1979 und am 7. Oktober 1984Hubschraubertruppenteile <strong>de</strong>r NVA beteiligt waren.Der Autor dieses Beitrages hat in seinen 35 Dienstjahren an neun Para<strong>de</strong>n in Berlinteilgenommen, und zwar als Offiziersschüler (zweimal), als Zugfüh<strong>rer</strong> (einmal), alsKomman<strong>de</strong>ur <strong>de</strong>s Mot.-Schützenregiments 3 (viermal) und schließlich als Komman<strong>de</strong>ur<strong>de</strong>r 1. Mot.-Schützendivision (zweimal).In guter Erinnerung ist geblieben, daß wir trotz <strong>de</strong>r zeitaufwendigen Trainings inBerlin und <strong>de</strong>r intensiven Vorbereitung <strong>de</strong>r Militärtechnik auf die Para<strong>de</strong> die Möglichkeiterhielten, in <strong>de</strong>r sehr knapp bemessenen Freizeit in kleinen Gruppen, obSoldaten, Unteroffiziere o<strong>de</strong>r Offiziere, an Stadtrundfahrten teilzunehmen sowieVeranstaltungen im Palast <strong>de</strong>r Republik, im Friedrichstadtpalast, in <strong>de</strong>r Staatsopero<strong>de</strong>r im Konzerthaus am Gendarmenmarkt zu besuchen. Wir aus <strong>de</strong>r „Provinz“werteten die Teilnahme an <strong>de</strong>rartigen Veranstaltungen als eine beson<strong>de</strong>re Form <strong>de</strong>rAnerkennung unse<strong>rer</strong> Mühen in <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong>vorbereitung.Vorbereitung <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong>nDie Vorbereitung auf eine Para<strong>de</strong> erfolgte stets auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s Befehls <strong>de</strong>sVerteidigungsministers für das Ausbildungsjahr, z. B. Befehl Nr. 100/83.Dem Kommando <strong>de</strong>s Militärbezirkes V, Standort Neubran<strong>de</strong>nburg, oblag die Durchführung<strong>de</strong>r <strong>de</strong>taillierten Planung <strong>de</strong>r jeweiligen Para<strong>de</strong>, in präziser Abstimmungunter an<strong>de</strong>rem mit <strong>de</strong>n Kommandos <strong>de</strong>r Teilstreitkräfte.Als Variante für die Vorbereitung einer Para<strong>de</strong> am 7. Oktober 1984 sei folgen<strong>de</strong>rZeitplan genannt:• 01.11. bis 10.11.1983 Planung in <strong>de</strong>n Kommandos <strong>de</strong>r Teilstreitkräfte• 10.11. bis 20.11.1983 Planung in <strong>de</strong>n Verbän<strong>de</strong>n, Truppenteilen und Lehreinrichtungen• 02.05. bis 15.05.1984 <strong>de</strong>taillierte Planung in <strong>de</strong>n Verbän<strong>de</strong>n, Truppenteilenund Lehreinrichtungen• 10.08. bis 25.08.1984 Formierung <strong>de</strong>s Para<strong>de</strong>stabes und Vorbereitung <strong>de</strong>rArbeitsaufnahme in Berlin


Für mich wur<strong>de</strong> die Teilnahme an diesen Para<strong>de</strong>n in Berlin zu einem bleiben<strong>de</strong>nErlebnis. Ergänzend hierzu sei vermerkt, daß die Stadtväter Plauens die Schulleitungüberre<strong>de</strong>n konnten, nach Rückkehr aus Berlin in Plauen zu paradieren. Das geschahzu unse<strong>rer</strong> großen Freu<strong>de</strong> und unter beachtlicher Teilnahme <strong>de</strong>r Bürger Plauens am2. Mai 1958.Die Teilnahme an <strong>de</strong>n Para<strong>de</strong>n in Berlin, sei es als Offiziersschüler, als Zugfüh<strong>rer</strong>o<strong>de</strong>r als Komman<strong>de</strong>ur <strong>de</strong>s Mot.-Schützenregiments 3 bzw. <strong>de</strong>r 1. Mot.-Schützendivision,bewertete ich, trotz aller Erschwernisse in <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Vorbereitung auf diejeweilige Para<strong>de</strong>, als etwas Beson<strong>de</strong>res im Verlaufe bzw. zum Abschluß einesAusbildungsjahres.Durchführung einer Para<strong>de</strong>Der Tag <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> für alle Para<strong>de</strong>teilnehmer zu einem beson<strong>de</strong>ren Höhepunkt<strong>de</strong>r Dienstzeit in <strong>de</strong>r NVA. Es war nicht zu leugnen, daß eine Festtagsstimmungzu spüren war, nicht nur wegen <strong>de</strong>s Tragens <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong>uniform an diesemTag.Beim Marsch von <strong>de</strong>n Kasernen zum Aufstellungsraum zum Vorbeimarsch warsichtbar: „Berlin hatte sich schön gemacht.“Die motorisierten Para<strong>de</strong>formationen hatten bis 8.00 Uhr und die Fußtruppen bis9.50 Uhr ihre Stellplätze einzunehmen. Bis 9.30 Uhr wur<strong>de</strong> die Zeit genutzt, umabschließen<strong>de</strong> Überprüfungen am Panzer, SPW o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Uniform durchzuführen.Es war das ehrliche Bestreben aller Para<strong>de</strong>teilnehmer, ob Fahnenträger, Panzerfah<strong>rer</strong>o<strong>de</strong>r Besatzung eines Werkstattwagens, daß es gelingt, die Para<strong>de</strong> mit bestenBewertungen und ohne ein Vorkommnis zu absolvieren. Bei <strong>de</strong>n Para<strong>de</strong>teilnehmernwar <strong>de</strong>r Wille zu spüren, <strong>de</strong>n Vorgesetzten auf <strong>de</strong>r Tribüne, <strong>de</strong>n vielen Zuschauernaus <strong>de</strong>m In- und Ausland, <strong>de</strong>n angereisten Fa<strong>mil</strong>ienangehörigen, aber auch <strong>de</strong>nBeobachtern aus <strong>de</strong>n westalliierten Garnisonen mit <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong> einen überzeugen<strong>de</strong>nEindruck von <strong>mil</strong>itärischer Disziplin und <strong>mil</strong>itärfachlichem Können sowie vonGeschlossenheit, Präzision und Exaktheit zu vermitteln. Das gelang bei all <strong>de</strong>ndurchgeführten Para<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Jahren von 1956 bis 1989. Dafür gebührt allen aktivan <strong>de</strong>n Para<strong>de</strong>n beteiligten Angehörigen <strong>de</strong>r NVA ein beson<strong>de</strong>res Lob!Im Ablaufplan <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong> am 7. Oktober 1984 heißt es:• bis 9.50 Uhr Aufmarsch und Aufstellung <strong>de</strong>r Fußtruppen vor <strong>de</strong>r Haupttribüne;• Beginn <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong>: 10.00 Uhr;• Abnehmen<strong>de</strong>r: Armeegeneral Heinz Hoffmann, Minister für Nationale Verteidigung;• Kommandieren<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong>: Generaloberst Horst Stechbarth, Chef <strong>de</strong>rLandstreitkräfte;• 10.00 Uhr – zehn Glockenschläge vom Roten Rathaus;• Fanfare <strong>de</strong>s Vereinigten Musikkorps <strong>de</strong>r NVA;• Kommando <strong>de</strong>s Kommandieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong> und Meldung an <strong>de</strong>nAbnehmen<strong>de</strong>n;• Begrüßung <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong>truppen durch <strong>de</strong>n Abnehmen<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Reihenfolgemotorisierte TruppenteileMilitäraka<strong>de</strong>mieOffiziershochschule <strong>de</strong>r LandstreitkräfteOffiziershochschule <strong>de</strong>r Luftstreitkräfte/LuftverteidigungOffiziershochschule <strong>de</strong>r Grenztruppen <strong>de</strong>r DDROffiziershochschule <strong>de</strong>r Volksmarine


Wachregiment;• Fahrt <strong>de</strong>s Abnehmen<strong>de</strong>n zur Haupttribüne;• Fahrt <strong>de</strong>s Kommandieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong> in die Antreteordnung undKommando zum Beginn <strong>de</strong>s Vorbeimarsches <strong>de</strong>r 14 Marschblöcke <strong>de</strong>rFußtruppen und <strong>de</strong>r 22 Marschblöcke <strong>de</strong>r motorisierten Truppen sowie <strong>de</strong>sÜberflugs <strong>de</strong>r vier HubschraubergruppenFür die Para<strong>de</strong> galt folgen<strong>de</strong>r Zeitplan:• Meldung und Begrüßung <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong>truppen – 9 Minuten• Vorbeimarsch <strong>de</strong>r Fußtruppen – 15 Minuten• Vorbeimarsch <strong>de</strong>r motorisierten Truppen – 21 Minuten• Vorbeimarsch <strong>de</strong>r Musikkorps – 4 MinutenDauer <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong>: 49 (+/- 2) Minuten.Rückblen<strong>de</strong>Erinnerung an die Para<strong>de</strong> am 7. Oktober 1984, wie ich sie in meinem Buch „Soldatim Kalten Krieg“ auf Seite 254 ff. beschrieb:„7. Oktober 1984 – Tag <strong>de</strong>r Ehrenpara<strong>de</strong>. Die Zeitungen <strong>de</strong>r DDR, ob NEUESDEUTSCHLAND, OSTSEE-ZEITUNG o<strong>de</strong>r VOLKSARMEE, berichteten am8.10.1984 von ‚<strong>de</strong>r bisher größten und machtvollsten Ehrenpara<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Geschichte<strong>de</strong>r NVA und DDR´. Diesen qualitativen und quantitativen Eindruck riefen die 35Marschblöcke hervor, die über die Karl-Marx-Allee paradierten, es waren 14 <strong>de</strong>r Fußund21 Marschblöcke <strong>de</strong>r motorisierten Truppen. Verstärkt wur<strong>de</strong> dieser Eindruckdurch die überfliegen<strong>de</strong>n Transport- und Kampfhubschrauber.Punkt 10.00 Uhr übertrugen Lautsprecher die 10 Glockenschläge vom Roten Rathausin Berlin. Die Para<strong>de</strong> begann. Generaloberst Horst Stechbarth, Kommandieren<strong>de</strong>r<strong>de</strong>r Para<strong>de</strong>, gab die notwendigen Kommandos an die Para<strong>de</strong>formationenzum Präsentieren. Es folgte seine Meldung an <strong>de</strong>n Verteidigungsminister, ArmeegeneralHeinz Hoffmann, Unter <strong>de</strong>n Klängen <strong>de</strong>s Präsentiermarsches näherten sichbei<strong>de</strong> mit ihren Fahrzeugen, Pkw vom sowjetischen Typ ‚Tschaika´, <strong>de</strong>m Spitzenfahrzeug<strong>de</strong>r motorisierten Formation.Es gehörte zu einer verpflichten<strong>de</strong>n Tradition, daß im Spitzenfahrzeug, ein SPW-40P, <strong>de</strong>r Komman<strong>de</strong>ur <strong>de</strong>r 1. MSD seinen Platz hatte. Neben ihm, auf <strong>de</strong>m SPW, dieTruppenfahne <strong>de</strong>r 1. MSD.Der Verteidigungsminister begrüßte die mot. Truppen. Unsere Antwort war ein dreifaches‚Hurra!´. Nach <strong>de</strong>r Begrüßung <strong>de</strong>r Fußtruppen und Meldung an <strong>de</strong>nVorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Staatsrates begann <strong>de</strong>r Marsch <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong>formationen, angeführtvom Kommandieren<strong>de</strong>n. Hinter ihm folgten die Fußtruppen und die motorisiertenFormationen.In einer Zeitung vom 8.10.1984 heißt es u. a.: ‚An <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>r motorisiertenTruppen salutierte unter <strong>de</strong>r Truppenfahne <strong>de</strong>r Divisionskomman<strong>de</strong>ur Oberst <strong>Hans</strong>-<strong>Georg</strong> Löffler, <strong>de</strong>ssen Division vor wenigen Tagen <strong>de</strong>r Karl-Marx-Or<strong>de</strong>n verliehenwor<strong>de</strong>n war.´“Nach <strong>de</strong>m Abschluß <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong>n haben wir, im kleinen Kreis, oftmals darüber diskutiert,wie sich die Zuschauer auf <strong>de</strong>r Haupttribüne gegenüber <strong>de</strong>n Para<strong>de</strong>truppenverhielten. Selten registrierten wir eine freundliche Geste von <strong>de</strong>n „Oberen“ und ihrenGästen, alles wirkte sehr ernst, verkrampft, versteinert. Fotos von damals zeigen dassehr <strong>de</strong>utlich. Also wenig motivierend. Jedoch nach <strong>de</strong>m vierten Linienposten


än<strong>de</strong>rte sich das Bild wie<strong>de</strong>r, dort herrschte unter <strong>de</strong>n Zuschauern eine gewisseFesttagsstimmung.Uns begeisterte stets die Kulisse <strong>de</strong>r Tausen<strong>de</strong> Berliner, <strong>de</strong>r Touristen und Fa<strong>mil</strong>ienangehörigen<strong>de</strong>r Para<strong>de</strong>teilnehmer. Deren Grüße und Zuwinken nahmen wir dankendauf und erwi<strong>de</strong>rten diese Grüße, natürlich außerhalb <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong>strecke.Zu <strong>de</strong>n Zuschauern <strong>de</strong>r Para<strong>de</strong> gehörten aber auch sehr viele Soldaten, Unteroffiziereund Offiziere <strong>de</strong>r US-amerikanischen, britischen und französischenStreitkräfte. Nach unseren Schätzungen wer<strong>de</strong>n es wohl 300 bis 400 aufklärungsundfototechnisch gut vorbereitete „Para<strong>de</strong>touristen“ gewesen sein.Para<strong>de</strong>n zwischen Pro und ContraNicht nur in Berlins Karl-Marx-Allee o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Marx-Engels-Platz fan<strong>de</strong>n zwischen1956 und 1989 Para<strong>de</strong>n statt, auch westlich <strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburger Tores führtenFußtruppen und motorisierte Formationen <strong>de</strong>r in Westberlin stationierten Kontingente<strong>de</strong>r Streitkräfte <strong>de</strong>r USA, Frankreichs und Großbritanniens Jahr für Jahr ihre Para<strong>de</strong>ndurch. Im Ostteil Berlins marschierten Soldaten eines weltweit anerkannten Staates,<strong>de</strong>r DDR, in Westberlin marschierten bei <strong>de</strong>n Para<strong>de</strong>n die „Söhne und Enkel“ <strong>de</strong>rSieger von 1945.Aus heutiger Sicht meine ich, daß die Demonstration von <strong>mil</strong>itärischer Stärke undPräsenz diesseits und jenseits <strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburger Tores zu <strong>de</strong>n Ritualen <strong>de</strong>s KaltenKrieges gehörten und daß diese Para<strong>de</strong>n folglich auch eine politisch-i<strong>de</strong>ologischeFunktion in <strong>de</strong>r Ost/Westauseinan<strong>de</strong>rsetzung zu erfüllen hatten.Aus dieser Betrachtung ist es meines Erachtens zu erklären, daß es führen<strong>de</strong>nMilitärs, u. a. <strong>de</strong>r NVA-Landstreitkräfte, nicht gelang, gegenüber <strong>de</strong>r politischen,staatlichen und <strong>mil</strong>itärischen Führung <strong>de</strong>r DDR durchzusetzen, die Para<strong>de</strong>n in Berlinnur noch an beson<strong>de</strong>ren Feiertagen und in größeren zeitlichen Abstän<strong>de</strong>n durchzuführen.In meiner späteren Tätigkeit als Chef <strong>de</strong>s Stabes im Kommando <strong>de</strong>s MilitärbezirkesV war ich beteiligt an <strong>de</strong>r Erarbeitung von Analysen, Vorschlägen bzw. Empfehlungen,die das Pro und Contra von Para<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich machen sollten.In <strong>de</strong>r Broschüre „10 Uhr Glockenschlag“, erarbeitet von Generalen und Offizieren<strong>de</strong>r NVA, die u. a. im Para<strong>de</strong>stab tätig waren, heißt es auf <strong>de</strong>r Seite 50:„Wie bereits an an<strong>de</strong>ren Stellen in <strong>de</strong>r Broschüre angesprochen, war die Vorbereitungund Durchführung <strong>de</strong>r Ehrenpara<strong>de</strong> mit einem großen Kräfteeinsatz undAufwand verbun<strong>de</strong>n. Er belastete die teilnehmen<strong>de</strong>n Truppen und eingesetzteTechnik zusätzlich! Hinzu kamen erhöhte Anstrengungen zur Erfüllung <strong>de</strong>r Ausbildungsaufgabenund die nicht unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n finanziellen Kosten (etwa fünf bis zehnMio. Mark).An diesen, hier nur ange<strong>de</strong>uteten, Fakten wur<strong>de</strong>n mehrfach Vorschläge von <strong>de</strong>nMilitärs unterbreitet, die Para<strong>de</strong>n nur noch alle fünf Jahre, d. h. zu beson<strong>de</strong>renJubiläen, durchzuführen. … Erkenntnisse, Motive und Argumente wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>nVerantwortlichen im Verteidigungsministerium vorgetragen, ja auch geprüft, aberschließlich wur<strong>de</strong>n alle mehrfach eingebrachten Vorschläge abgelehnt.“Am 7. Oktober 1989 fand die letzte Para<strong>de</strong> <strong>de</strong>r NVA in Berlin vor Auflösung <strong>de</strong>r DDRund Vereinigung bei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utscher Staaten statt. Seit <strong>de</strong>m 1. Mai 1956 habenTausen<strong>de</strong> Angehörige <strong>de</strong>r Nationalen Volksarmee an <strong>de</strong>n Para<strong>de</strong>n in Berlin


teilgenommen, stets bestrebt, mit hohem persönlichen Einsatz zu <strong>de</strong>ren Erfolgbeizutragen – es ist ihnen gelungen!Quellen:• Zeremonienordnung <strong>de</strong>r NVA, Strausberg 1982;• Militärlexikon, Berlin 1971;• W. Kopenhagen: Die Landstreitkräfte <strong>de</strong>r NVA, Stuttgart 1999;• K. Baarß: 7. Oktober 1984 – Hubschrauberpara<strong>de</strong>, Essen 2002;• 10 Uhr Glockenschlag, von einem Autorenkollektiv, Berlin 1997;• H.-G. Löffler: Soldat im Kalten Krieg, Bissendorf 2002Seit einigen Jahren befin<strong>de</strong>t sich ein „NVA-Para<strong>de</strong>museum“ in Großbeeren, südlichvon Berlin. Ansprechpartner ist Oberst a. D. Alfred Bujak, Comfort Hotel Berlin-Süd,Berliner Straße 121, 14979 Großbeeren, Tel. 033701-70-0.

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