Karrieremagazin 2012 - Recruiting Days
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inTerVieW<br />
WeLche BedeuTunG haBen<br />
onLine-BeWerBunGen Für sie?<br />
Berg: online-bewerbungen haben in den<br />
letzten jahren immer mehr an bedeutung<br />
gewonnen und in bestimmten bereichen<br />
bewerbungen in papierform bereits fast<br />
vollständig abgelöst. ich persönlich schätze<br />
online-bewerbungen schon aus dem grund<br />
sehr, da sie schnell im system bearbeitet,<br />
zugeordnet und zum richtigen Verantwortlichen<br />
bzw. ansprechpartner im Hotel weitergeleitet<br />
werden können. nicht zuletzt<br />
ist es auch eine umweltfreundliche art der<br />
bewerbung, da man sich das kopieren von<br />
unterlagen und zugegebenermaßen im Fall<br />
einer absage auch das umständlichere Zurücksenden<br />
einer bewerbungsmappe per<br />
post spart.<br />
Seidel: noch vor 10 jahren galt, dass man<br />
für einen ordentlichen job auch eine ordentliche<br />
bewerbungsmappe auf den Weg<br />
personaler plauDern<br />
aus Dem näHkästcHen<br />
über Die spielregeln<br />
in Der online-Welt.<br />
Wie kann ich mit einer online-bewerbung glänzen? Haben<br />
partybilder auf Facebook tatsächlich einfluss auf meinen<br />
beruflichen Werdegang? Vier personaler stellen ihre sichtweise<br />
vor und geben tipps hinsichtlich eines sauberen<br />
auftretens im World Wide Web.<br />
natalie busch, area Director Human resources central europe, marriott Hotels<br />
bringen muss. in den letzten jahren haben<br />
sich die Zeiten geändert und heute werden<br />
sogar top-positionen über eine online-bewerbung<br />
vergeben. Für mich ist die onlinebewerbung<br />
nicht nur zeitgemäß, sondern<br />
auch überaus praktisch – zum beispiel zum<br />
Weiterleiten an andere entscheidungsträger<br />
– und sie sticht mittlerweile die klassische<br />
bewerbungsmappe aus. über 90% der bewerbungen<br />
erhalten wir heute per e-mail<br />
oder über online-plattformen.<br />
Wie schäTZen sie die QuaLiTäT<br />
der heuTiGen onLine-BeWer-<br />
BunGen ein?<br />
berg: Die Qualität der heutigen online-bewerbungen<br />
hat sich in den letzten jahren<br />
bzw. mit deren Zunahme gleichermaßen<br />
verbessert. Dies hat auch mit der technischen<br />
ausstattung der bewerber im privaten<br />
zu tun: Heutzutage verfügen viele<br />
menschen privat über einen scanner und<br />
moderne software, was<br />
sich natürlich auch auf<br />
die formelle Qualität<br />
der bewerbung auswirkt.<br />
Darüber hinaus<br />
gibt es schon alleine im<br />
internet eine Vielzahl<br />
von möglichkeiten, sich über eine erfolgversprechende<br />
Form und den inhalt einer<br />
bewerbung zu informieren.<br />
die häuFiGsTen FehLer Bei der<br />
onLine-BeWerBunG sind …?<br />
keisers: ein Fehler, der von vielen bewerbern<br />
bei der online-bewerbung gemacht<br />
wird, ist die namenswahl der eigenen<br />
e-mail adresse. Diese sollte seriös sein und<br />
bestenfalls den Vor- und nachnamen des<br />
bewerbers enthalten. Zudem sollte aus der<br />
betreffzeile der e-mail bereits zu erkennen<br />
sein, auf welche stelle der bewerber sich<br />
bewirbt. Dies wird leider von vielen bewerbern<br />
nicht immer umgesetzt. ein weiterer<br />
Fehler ist das große Volumen der anhänge.<br />
Häufig wird dadurch die erlaubte größe der<br />
e-mail überschritten, die dann beim empfänger<br />
gar nicht erst ankommt.<br />
Seidel: entweder 18 einzelne Dateianhänge,<br />
da einfach alle Zeugnisse und bescheinigungen<br />
angefügt werden, oder eine mega-Datei<br />
von 8 mb – ich übertreibe ein bisschen,<br />
aber der bewerber sollte die online-bewerbung<br />
auf ein für den leser akzeptables maß<br />
bringen. schön sind auch massenbewerbungen,<br />
die sich über copy-and-paste schnell<br />
erstellen und an dutzende Firmen versenden<br />
lassen – man erkennt es als arbeitgeber<br />
sehr schnell, und genauso schnell landet<br />
eine solche bewerbung im absageordner.<br />
Wie siehT ihre PerFeKTe onLine-<br />
BeWerBunG aus?<br />
berg: eine eindeutige und konkrete betreffzeile.<br />
Dazu ein eher kurz gehaltenes<br />
anschreiben, direkt in der e-mail oder als<br />
anhang sowie ein klar strukturierter lebenslauf.<br />
Die chronologische reihenfolge<br />
sollte dabei rückwärts gerichtet sein, d.h.<br />
die aktuelle bzw. letzte position zuerst. Die<br />
weiteren anhänge sollten entsprechende<br />
Dateinamen tragen, damit sie leicht zugeordnet<br />
werden können.<br />
Keisers: Die perfekte online-bewerbung<br />
beinhaltet in der e-mail bereits ein kurzes<br />
anschreiben mit wesentlichen punkten (die<br />
stelle, auf die man sich<br />
bewirbt, kontaktdaten,<br />
Verweis auf anhänge). im<br />
anhang der bewerbung<br />
findet sich ein einseitiges<br />
kreatives anschreiben, aus<br />
dem die motivation des<br />
bewerbers für die stelle<br />
aber auch für das unternehmen<br />
deutlich wird. Zudem<br />
sind ein lebenslauf<br />
und relevante Zeugnisse<br />
angehängt. üblich ist es,<br />
die unterlagen im pDF-<br />
Format zu versenden. bei<br />
der anzahl der anhänge<br />
lautet die Devise: weniger<br />
ist mehr. relevant sind die<br />
annette keisers, Hr-koordinatorin,<br />
erlebe-fernreisen<br />
zuletzt erworbenen Zeugnisse z.b. aus dem<br />
studium, aus der ausbildung und die letzten<br />
arbeitszeugnisse von vorherigen arbeitgebern.<br />
auf weitere Zeugnisse kann der bewerber<br />
hinweisen und diese auf Verlangen des<br />
unternehmens nachreichen. in dem Fall, dass<br />
der bewerber ein Foto hinzufügt, sollte dieses<br />
seriös sein und eine gute Qualität haben. Die<br />
anlagen in der bewerbung sollten eindeutig<br />
beschriftet und insgesamt 4 bis 5 mb nicht<br />
überschreiten.<br />
Busch: eine online-bewerbung sollte sich genauso<br />
wie eine postalische bewerbung auf<br />
das Wesentliche und in der stellenanzeige<br />
geforderte konzentrieren. Hinzu kommt, dass<br />
es technisch möglich ist, verschiedene Dokumente<br />
zu einer Datei zusammenzufassen<br />
und akkurat zu benennen. über diese möglichkeiten<br />
sollten sich bewerber im Vorfeld informieren<br />
und gegebenenfalls schulen lassen.<br />
Für einen personalabteilungsmitarbeiter ist<br />
es nicht sehr angenehm, erst einmal ordnung<br />
in die Dokumente zu bringen, damit informationen<br />
überhaupt verarbeitet werden können.<br />
eine ausserGeWöhnLiche<br />
onLine-BeWerBunG, die ihnen<br />
Bis heuTe noch in erinnerunG<br />
GeBLieBen isT?<br />
Keisers: ein bewerber hatte mal eine online-bewerbung<br />
mit einer digitalen Weltkarte<br />
und seinem lebenslauf gestaltet. Dieser<br />
bewerber hatte sich viel mühe gemacht,<br />
war jedoch mit seiner kreativität über das<br />
Ziel hinausgeschossen. auch hier gilt die<br />
Devise: weniger ist oft mehr. grundsätzlich<br />
macht eine kreative bewerbung, die vom<br />
standard abweicht einen positiven eindruck.<br />
Die kreativität sollte sich jedoch in grenzen<br />
halten und nicht zu außergewöhnlich sein.<br />
positiv wirkt ein kreatives und aussagekräftiges<br />
anschreiben, aus dem ersichtlich wird,<br />
dass sich der bewerber gedanken zur stelle<br />
und zum unternehmen gemacht hat.<br />
Seidel: mir sind zwei<br />
online-bewerbungen<br />
der etwas anderen<br />
art im gedächtnis<br />
geblieben: die eine<br />
bewerbung hatte im<br />
adresskopf und in<br />
der anrede ein ganz<br />
anderes unternehmen<br />
stehen – das<br />
ist dann für den bewerber<br />
eher peinlich –<br />
und vor jahren erreichte<br />
mich eine<br />
elektronische bewerbung<br />
im comic-Format,<br />
das war einfach genial.<br />
„GooGeLn“ sie BeWerBer?<br />
Berg: Das kommt vor, jedoch noch nicht<br />
regelmäßig.<br />
Seidel: Die Hotellerie ist klein, es gibt immer<br />
jemanden, der jemanden kennt, der jemanden<br />
„man muss sicH<br />
nebenbei immer<br />
beWusst sein: Das<br />
netZ Vergisst<br />
nicHts.“<br />
kennt. und man muss sich nebenbei<br />
immer bewusst sein: Das netz vergisst<br />
nichts.<br />
inWieFern Ziehen sie<br />
auch soZiaLe neTZWerKe<br />
Wie xinG, FaceBooK & co.<br />
ZuraTe?<br />
Berg: Dies kommt schon eher vor.<br />
bekanntermaßen wird Facebook<br />
meist privat genutzt und kommt daher<br />
für mich als recherchequelle für<br />
personendaten nur sehr begrenzt in<br />
Frage, denn man sollte auch die privatsphäre<br />
der kandidaten respektieren.<br />
anders sieht es aber bei netzwerken<br />
18 19<br />
wie xing oder linkedin aus, die in erster<br />
linie der Darstellung beruflicher Qualifikationen<br />
dienen.<br />
Seidel: Diese netzwerke bilden neben<br />
der sozialen komponente einen weiteren<br />
aspekt: sie werden auch als recruitingplattform<br />
genutzt, und zwar beidseitig. Die<br />
Darstellung eines kandidaten auf diesen kanälen<br />
ist für mich hier und da ein weiteres<br />
puzzle-teil für das bild, das ich mir über<br />
einen kandidaten mache.<br />
Was Wären K.o.-KriTerien und<br />
WoMiT KönnTen BeWerBer<br />
PLusPunKTe saMMeLn?<br />
Berg: Das kommt darauf an: Z.b. sind ein<br />
respektvoller umgang mit anderen Forumsmitgliedern<br />
und ein sachlicher umgang mit<br />
kritik wichtige anhaltspunkte, mit denen ein<br />
bewerber auf jeden Fall pluspunkte sammeln<br />
kann. ein unvorteilhaftes Foto kann<br />
natürlich kein k.o.-kriterium sein, aber das<br />
Verbreiten von unwahrheiten oder Vertraulichkeiten<br />
beispielsweise über den aktuellen<br />
arbeitgeber würden ein schlechtes licht auf<br />
den bewerber werfen.<br />
keisers: Wenn sich ein kandidat in online-<br />
Foren oder auch in sozialen netzwerken<br />
unseriös präsentiert, d.h. unseriöse bilder<br />
veröffentlicht, zwiespältigen gruppen angehört<br />
oder unseriöse beiträge in Foren veröffentlicht,<br />
sind das für uns k.o.-kriterien.<br />
pluspunkte können bewerber sammeln,<br />
in dem sie sich positiv präsentieren. auch<br />
„partybilder“ und Fotos von reisen, die den<br />
bewerber als „mensch“ zeigen, zählen zu<br />
einer positiven präsentation, solange sich<br />
diese im seriösen rahmen befindet.<br />
michael seidel, Director of Human resources europe,<br />
pentahotels