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Alb Magazin - Ausgabe Kispel Lauter 2/2015

Regional Magazin auf der Schwäbischen Alb für die Region St. Johann, Sirchingen, Marbach und Gomadingen

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<strong>Ausgabe</strong> 2 / Juni <strong>2015</strong><br />

Bergwacht Bad Urach<br />

„Man lernt wahnsinnig viel“<br />

Berufe wie in guten alten Zeiten<br />

Wo Ecken sich runden und Späne fliegen<br />

20 Jahre <strong>Alb</strong>korn<br />

<strong>Alb</strong>körner für die Region<br />

Gabriele Zander<br />

„Dass du wieder zu mir zurückkehren darfst...“ – Seite 12 – 13<br />

Alpaka-Wanderungen<br />

Tierische Erlebniswanderungen auf der <strong>Alb</strong> – Seite 17


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

Editorial<br />

Editorial<br />

Seite 3<br />

20 Jahre <strong>Alb</strong>korn<br />

Seite 4<br />

Abbundzentrum St. Johann<br />

Seite 5<br />

Husarensprung in Grafeneck<br />

Seite 6 - 7<br />

Berufe wie in guten alten Zeiten<br />

Seite 8 - 9<br />

Existenzgründer: Für den Notfall gerüstet<br />

Seite 10 - 11<br />

Gabriele Zander<br />

Seite 12 - 13<br />

Bergwacht Bad Urach<br />

Seite 14 - 15<br />

HS-Teigwaren – St. Johann-Gächingen<br />

Seite 16<br />

Alpaka-Wanderungen<br />

Seite 17<br />

Woisch au no, do semmer gsessa.....<br />

Seite 18 - 20<br />

Metzgerei Failenschmid – Gächingen<br />

Seite 22<br />

Stabilo-Fachmarkt Münsingen<br />

Seite 23<br />

Artenportrait Sperlingskauz<br />

Seite 24 - 25<br />

Veranstaltungskalender / Impressum<br />

Seite 26 - 27<br />

Titelfotografie: Husarensprung – fotografiert von<br />

Thomas Blank<br />

Fotografie Rückseite:<br />

Bergwacht Bad Urach – fotografiert von Thomas<br />

Blank, www.thomasblank-fotografie.de<br />

Werte Leserinnen und Leser,<br />

gelebte Geschichte auf dem Titel der<br />

Sommerausgabe unseres <strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong>s<br />

<strong>Kispel</strong>-<strong>Lauter</strong>. Herr Bürgermeister Betz<br />

erzählte mir bei einem Gespräch über<br />

den historischen Husarensprung.<br />

Daraufhin habe ich in den letzten Wochen<br />

mit einigen Lesern über das Thema<br />

gesprochen. Viele hatten zwar schon einmal<br />

davon gehört, aber den Wenigsten<br />

sind Details bekannt. Es gibt zwar seit einiger<br />

Zeit eine sehr schöne Informationstafel<br />

unterhalb von Grafeneck, diese wird<br />

aber wohl überwiegend von Touristen gelesen.<br />

Für uns Grund genug , genauer zu<br />

recherchieren.<br />

Für die Gelegenheit, die Geschichte in<br />

schönen Bildern wieder lebendig machen<br />

zu können, möchten wir uns ganz herzlich<br />

bei der Gestütsleitung des Haupt und<br />

Landgestütes Marbach bedanken und<br />

auch bei den beiden Protagonisten, die<br />

trotz 30 Grad im Schatten in den originalen<br />

Husarenuniformen eine gute Figur<br />

abgaben.<br />

Beindruckt hat uns auch was die Erzeugergemeinschaft<br />

Gomadingen mit <strong>Alb</strong>korn auf<br />

die Beine gestellt hat. Blenden wir 20 Jahre<br />

zurück: Das Biosphärengebiet lag noch<br />

in ferner Zukunft. Die <strong>Alb</strong> wurde von vielen<br />

noch belächelt. Umso bemerkenswerter ist<br />

es, dass sich zu dieser Zeit Landwirte unter<br />

schwierigen Bedingungen zu einer Genossenschaft<br />

zusammengeschlossen haben.<br />

In dieser Zeit solch ein Projekt zu starten<br />

hat einfach nur Respekt verdient. 20 Jahre<br />

sind eine sehr lange Zeit, in der es immer<br />

wieder Menschen gab, die an das Projekt<br />

glaubten und es vorangetrieben haben. Es<br />

war schön, dass beim Festakt zum Jubiläum<br />

sowohl den Gründerväter als auch den<br />

Wegbegleitern für außergewöhnliches Engagement<br />

gedankt wurde.<br />

Engagement ist auch bei den Rettungsdiensten<br />

gefragt, oft ehrenamtlich. Organisationen<br />

wie das Rote Kreuz, der<br />

Malteser Hilfsdienst, die Johanniter sind<br />

überall bekannt aber die Bergwacht? Auf<br />

der Schwäbischen <strong>Alb</strong> mit ihren grünen<br />

Wiesen und sanften Hügeln vermutet<br />

man sie eher nicht. Aber der <strong>Alb</strong>trauf ist<br />

rauer als man denkt. Wenn Rettungskräfte,<br />

Polizei und Feuerwehr an Ihre Grenzen<br />

stoßen, kommen die Spezialisten von der<br />

Bergwacht zum Einsatz. Leider werden<br />

diese Experten in vielen Fällen in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung nicht entsprechend<br />

gewürdigt. Wir vom <strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

möchten deshalb in der aktuellen <strong>Ausgabe</strong><br />

einen kleinen Beitrag dazu leisten.<br />

Wir wünschen unseren Leserinnen und<br />

Lesern einen herrlichen Sommer. Genießen<br />

Sie die vielen schönen Dorffeste in<br />

Ihrer Region <strong>Kispel</strong>-<strong>Lauter</strong>.<br />

Es grüßt herzlich Ihr<br />

Thomas Blank<br />

Seite 5 Seite 23<br />

Seite 6 - 7<br />

Der ideale Bau-Partner in Bad Urach<br />

Seite 12 - 13<br />

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20 Jahre <strong>Alb</strong>korn <strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

Anzeige – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

Abbundzentrum St. Johann<br />

<strong>Alb</strong>körner für die Region<br />

Die Schwäbische <strong>Alb</strong> liegt im Trend. Nachhaltig hergestellte Lebensmittel sowieso. Beide Aspekte führten bereits vor 20<br />

Jahren ein Label zusammen, das bis heute für Regionalität und Qualität steht. Die Pioniere von der Erzeugergemeinschaft<br />

„<strong>Alb</strong>korn“ blicken zurück auf eine Erfolgsgeschichte.<br />

Dienstleistung für das Handwerk<br />

In Würtingen hat sich vor einigen Monaten der Dienstleistungsbetrieb für den Holzbau Abbundzentrum St. Johann etabliert.<br />

Dort werden mithilfe eines modernen Maschinenparks sämtliche Bauteile für den Holzbau, von der einfachen Pergola<br />

über die komplexe Holzbaukonstruktion bis zum Neubau eines Dachstuhls, maßgerecht und passgenau vorbereitet<br />

und dem Fachhandwerker einbaufertig auf die Baustelle zugeliefert.<br />

Seit 20 Jahren bürgt “<strong>Alb</strong>korn” für nachhaltig produzierte Waren, für Qualität und Regionalität. Für zahlreiche Gäste Anlass, dem Netzwerk in Gomadingen zum runden<br />

Geburtstag zu gratulieren<br />

Ende März herrschte im Gomadinger Rathaus<br />

großer Bahnhof. Illustre Gäste aus Politik,<br />

Landwirtschaft und Gesellschaft kamen<br />

zusammen, um ein denkwürdiges Jubiläum<br />

zu begehen. In diesem Jahr jährt sich zum<br />

20. Mal die Gründung der Erzeugerinitiative<br />

„<strong>Alb</strong>korn“. Just im Gomadinger Rathaus<br />

steckten am 19. April 1995 zwei Bäcker,<br />

acht Landwirte und ein Müller erstmals die<br />

Köpfe zusammen, um ein Bündnis zu schließen.<br />

Dass sie damit ein neues Kapitel der<br />

regionalen Wirtschaft aufschlagen würden,<br />

hatten sie zwar gehofft, wenngleich nicht<br />

wenige ihnen damals eher ungünstige Erfolgsaussichten<br />

prophezeiten. Doch die Idee,<br />

mit der der Eninger Bäckermeister Wolfgang<br />

Sautter bereits 1993 schwanger ging, setzte<br />

sich durch. Er wollte seine Backwaren künftig<br />

nur noch mit regional angebautem Getreide<br />

backen. Aus diesem Grund wandte er sich<br />

an den Buttenhausener Müller Erwin Luz.<br />

Der machte sich anschließend auf die Suche<br />

nach Landwirten, die den hohen Ansprüchen<br />

des Bäckers gerecht werden konnten und<br />

wollten. Und wurde fündig.<br />

Transparenz für Verbraucher<br />

Entstanden ist so eine Erzeugergemeinschaft,<br />

die es sich zum Ziel gesetzt hat, den<br />

Konsumenten die größtmögliche Transparenz<br />

zu bieten und das Wort Nachhaltigkeit<br />

mit Leben zu füllen. Die Kunden an<br />

der Bäckerei-Theke sollten nachvollziehen<br />

können, wer das Getreide wo anbaut, wer<br />

es zu Mehl und schließlich zu Backwaren<br />

verarbeitet. Eine vertrauensbildende Maßnahme<br />

und doch weit mehr als das. Selbst<br />

gab sich die Gemeinschaft strenge Regeln<br />

mit auf den Weg. Vom Acker, über die Mühle<br />

bis zur Backstube, darf das Korn höchstens<br />

50 Kilometer hinter sich haben. Im Vergleich<br />

zu bundesweit agierenden Großbäckereien,<br />

ein Bruchteil. Jene Regel ist dem aktiven<br />

Umweltschutz und dem Gedanken der Nachhaltigkeit<br />

geschuldet, sie setzte aber darüber<br />

hinaus auch einen regionalen Wirtschaftskreislauf<br />

in Gang. Rund 200 Arbeitsplätze<br />

hängen heute von ihm ab. Profiteure sind dabei<br />

nicht nur Kunden, die darauf vertrauen<br />

können, dass sie Regionales einkaufen, sondern<br />

auch Landwirte, die für ihren Mehraufwand<br />

entsprechend entschädigt werden. Sie<br />

verpflichten sich etwa dazu, so weit es geht,<br />

auf den Einsatz chemischer Mittel zu verzichten.<br />

Zudem legen sie im Randbereich der<br />

Felder Streifen an, auf dem sie die „Tübinger<br />

Mischung“ ausbringen. Die Kräuter und Blumen<br />

bieten Insekten und Kleintieren Nahrung<br />

und einen geschützten Lebensraum.<br />

Im Gegenzug können die Landwirte darauf<br />

vertrauen, dass sie ihr Korn auch verkaufen.<br />

Die angeschlossenen Bäckereien verpflichten<br />

sich dazu, ausschließlich <strong>Alb</strong>korn-Mehl<br />

zu verarbeiten.<br />

Die größte Gemeinschaft ihrer Art<br />

Die Marke „<strong>Alb</strong>korn“ hat sich entgegen den<br />

anfänglichen Unkenrufen nicht nur gehalten,<br />

die Zahl der Mitglieder, die sich der Idee anschlossen,<br />

wuchs stetig. „<strong>Alb</strong>korn“ gilt mittlerweile<br />

als größte Erzeugergemeinschaft<br />

ihrer Art in Baden-Württemberg. Es finden<br />

sich aktuell 23 landwirtschaftliche Betriebe,<br />

eine Mühle und elf Bäckereien unter dem<br />

Slogan „Onser <strong>Alb</strong>, onser Korn – mei Brot“.<br />

Freilich müsste man das Label mit „mei<br />

Bier“ergänzen: Seit 2008 braut die Eninger<br />

Berg-Brauerei einige ihrer Biersorten aus <strong>Alb</strong>korn-Gerste.<br />

Die umtriebige Gemeinschaft<br />

blieb auch den Behörden nicht verborgen.<br />

Über Jahre hinweg wurde sie durch Fördermittel<br />

aus dem Programm “PLENUM Schwäbische<br />

<strong>Alb</strong>” unterstüzt.<br />

Wenn sich also, wie Ende März, die Mitglieder<br />

von „<strong>Alb</strong>korn“ samt Gratulanten zum Jubiläum<br />

versammeln, dann feiert man nicht<br />

nur sich selbst, sondern auch eine Idee. Eine<br />

Idee, die auf verschiedensten Ebenen und in<br />

vielerlei Form Nachahmer fand. Längst hat<br />

das Qualitätsmerkmal „regionale Herkunft“<br />

Einzug gehalten, in das Werbe-Vokabular<br />

großer Supermarkt-Ketten. Ob es allerdings<br />

immer das hält was es verspricht, mag dahin<br />

gestellt sein. Wer sichergehen möchte,<br />

der achtet statt auf idyllisch dreinschauende<br />

Verpackungen auf die Marke „<strong>Alb</strong>korn“. Da<br />

steckt es mit Sicherheit drin, onser Korn.<br />

Text: Simon Wagner<br />

Informationen<br />

www.albkorn.de<br />

Ein fachkompetentes Team leistet Maßarbeit<br />

Auch das Zimmermannshandwerk geht mit<br />

der Zeit. Sei es beim Aufbau einer Garage<br />

oder einer Pergola, bei der Sanierung eines<br />

komplexen Fachwerkbaus oder bei der Konstruktion<br />

eines neuen Dachstuhls – längst<br />

wird nicht mehr lange auf der Baustelle<br />

ausgemessen und über Zeichnungen gegrübelt,<br />

in der Werkstatt Balken angezeichnet,<br />

Maße und Winkel der einzelnen Bauteile<br />

ermittelt und in das Holz eingearbeitet,<br />

Zapfenlöcher, Verblattungen und Schwalbenschwanzverbindungen<br />

vorbereitet. All<br />

diese Arbeitsschritte, das Anreißen des<br />

Bauholzes, die Bearbeitung und Zupassung<br />

bis hin zum probeweisen Zusammenfügen<br />

zur gewünschten Konstruktion, der im Holzbau<br />

so genannte Abbund, werden sehr oft<br />

maschinell in spezialisierten Fachbetrieben<br />

erledigt.<br />

Direkte Nähe zum Kunden<br />

Seit kurzer Zeit bieten Philipp Bächle, sein<br />

Bruder Christoph, Thomas Gaiser und<br />

Frank Holderle in ihrem Abbundzentrum<br />

in Würtingen diese Fachdienstleistung<br />

an. „Es gibt im Umkreis von etwa 50 Kilometern<br />

eine hohe Dichte an Zimmermannsbetrieben“,<br />

erzählt Bächle. Dies<br />

eröffne Perspektiven für einen Betrieb,<br />

denn Zimmereien könnten durch die Vermeidung<br />

langer Transportwege erhebliche<br />

Kosten sparen, was auch Bauherren zugute<br />

kommt. Hinzu komme ein wichtiger<br />

Aspekt. „Man kennt sich und hält Kontakt<br />

untereinander. Wir können direkte Nähe<br />

zum Kunden pflegen, denn wir sind direkt<br />

vor Ort“, sagt Bächle.<br />

Um den Kunden präzise und maßgerechte<br />

Arbeit anbieten zu können, wurde in modernste<br />

Technologie investiert und eine<br />

neue CNC-gesteuerte Abbundmaschine<br />

angeschafft, mit der Bauteile bis zu 17 Metern<br />

Länge bearbeitet und auch alle weiteren<br />

Arbeitsschritte wie Bohrungen, Schrägschnitte<br />

oder Zapfenlöcher inklusive aller<br />

Markierungen und Beschriftungen vollautomatisch<br />

erledigt werden können. „Wir erhalten<br />

den Bauplan oder die Statikpläne,<br />

bestellen als zusätzlichen Service auch<br />

das für den Bau gewünschte Holz, und der<br />

Zimmermann erhält von uns im Prinzip<br />

den fertigen Bausatz auf die Baustelle geliefert.<br />

Dann kann man sofort loslegen. Es<br />

ist also ein kompletter Rundum-Service“,<br />

beschreibt Bächle.<br />

Tradition und Handwerkskunst<br />

Für den Zimmereibetrieb hat dieser Service<br />

sehr viele Vorteile. „Jeder Handwerker<br />

muss auch wirtschaftlich denken. Für<br />

manchen Zimmermann, der den Abbund<br />

im eigenen Betrieb macht, ist das fast<br />

Die Hölzer werden passgenau vorbereitet, markiert und beschriftet<br />

nicht mehr wirtschaftlich. Wenn wir diese<br />

Arbeit erledigen, kann er in der gesparten<br />

Zeit einen anderen Auftrag übernehmen“,<br />

sagt Philipp Bächle. Doch auch Bauherren<br />

könnten profitieren. „Die Maschine ermöglicht<br />

wieder Beispiele alter Zimmermannskunst,<br />

die aus Kostengründen sonst vielleicht<br />

nicht mehr ausgeführt wird“, weiß<br />

Bächle. Tradition und Handwerkskunst<br />

würden nicht aussterben. „Auch wenn man<br />

eine Maschine hat – können muss man es<br />

trotzdem“.<br />

Text: Peter Stotz<br />

Informationen<br />

Abbundzentrum St. Johann GmbH & Co. KG<br />

Ohnastetter Straße 36<br />

72813 St. Johann<br />

Telefon 07122/4529925<br />

info@abbundzentrum-stjohann.de<br />

www.abbundzentrum-stjohann.de<br />

4<br />

5


Husarensprung in Grafeneck<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

Der Sprung des unbekannten Husaren – Die Geschichte eines Reiters, eines<br />

Herzogs und eines denkwürdigen Denkmals mitten in der grünen Wiese<br />

Dynamisch, verwegen und schnellentschlossen muss er gewesen sein. Dazu ein exzellenter Reiter, einer, der im Sattel saß<br />

wie festgeklebt, der einhändig sein Pferd zu lenken verstand, „mit links“ mal eben einen Wassergraben von achteinhalb<br />

Metern Breite zu nehmen wusste und anschließend mit wehendem Umhang in die Stallungen einritt, als sei das alles noch<br />

gar nichts gewesen. Leichtfüßig, so darf man sich vorstellen, sprang er dort dann vom Pferd, warf dem Stallburschen die<br />

Zügel hin und verschwand in der Kaserne. Schade, dass er nur noch als ein in Stein gemeißeltes Relief existiert. Denn<br />

diesen Reiter, den hätte man doch zu gern einmal persönlich kennengelernt.<br />

Im gestreckten Galopp auf den Wiesen am Dolderbach unterwegs: Marbacher Reiter in Husarenuniform<br />

Im April 1746 soll sich das Ganze zugetragen<br />

haben. Herzog Carl Eugen von Württemberg,<br />

gerade mal achtzehnjährig, hatte zwei<br />

Jahre zuvor den Thron bestiegen und mit<br />

Schloss Grafeneck bei Marbach eine Sommerresidenz<br />

geerbt, von der er zunächst<br />

nur wenig Notiz genommen haben soll. Der<br />

Reiter, von dem oben die Rede ist, trug die<br />

prächtige Uniform der württembergischen<br />

Husaren – Dolman, Pelz, Schärpe, Flügelmütze<br />

und Federbusch –, was ihn als Angehörigen<br />

der herzoglichen Leibgarde auswies,<br />

und soll von Marbach her kommend in<br />

halsbrecherischem Tempo rechtsseitig vom<br />

Dolderbach den Abhang heruntergaloppiert<br />

sein. Hinter ihm her eine ganze Schar berittener<br />

Verfolger. Was sie von ihm wollten,<br />

ist nicht überliefert, es wird aber vermutet,<br />

Anzeige_Vetter_<strong>Alb</strong><strong>Magazin</strong>:Layout 1 20.06.2013 17:08 Uhr Seite 1<br />

Der Gedenkstein für den unbekannten Husaren am<br />

Dolderbach<br />

dass es um eine Liebesbeziehung ging.<br />

Wohl aber ist bekannt, wie die Geschichte<br />

ausging: Auf der Talwiese unweit vom<br />

Schloss angekommen, mit dem Dolderbach<br />

vor und den Verfolgern hinter sich, sah sich<br />

der Reiter dergestalt eingekesselt, dass er<br />

seine einzige Chance darin erblickte, mit<br />

seinem Pferd in einem kühnen, achteinhalb<br />

Meter langen Sprung über den Bach hin-<br />

wegzusetzen. Das Wagnis glückte und so<br />

kam er schließlich unversehrt in der Husarenkaserne<br />

an. Diese stand seinerzeit da,<br />

wo sich heute das Wasserreservoir befindet.<br />

Gleich zwei Gedenksteine für einen Mann<br />

An diese Großtat eines unbekannten Husaren<br />

erinnerten am Ort des Geschehnisses<br />

bis zum Jahr 2004 zwei Gedenksteine,<br />

die kein Geringerer als er selbst, nämlich<br />

Seine Durchlaucht Herzog Carl Eugen von<br />

Württemberg bei einem unbekannten Bildhauer<br />

in Auftrag gegeben haben muss. Im<br />

exakten Abstand von achteinhalb Metern<br />

Sprungweite ließ er sie am Originalschauplatz<br />

aufstellen. Heute befinden diese sich<br />

aus Sicherheitsgründen im Gestütsmuseum<br />

Offenhausen und originalgetreue Abgüsse,<br />

angefertigt vom Tübinger Bildhauer<br />

Heinrich Krauss, stehen an ihrer Stelle. Auf<br />

dem einen ist das Relief des Reiters abgebildet,<br />

wie er mit wehendem Umhang zum<br />

Sprung über den Bach ansetzt. In den zweiten,<br />

weniger gut erhaltenen Stein ist die<br />

zugehörige Inschrift eingemeißelt, aus der<br />

der Betrachter entnehmen kann, dass die<br />

Steine auf „hohen befehl Sr. Durchlaucht“<br />

errichtet worden seien und dass es sich bei<br />

dem Reittier des Husaren um ein türkisches<br />

Pferd gehandelt haben muss. Ferner ein<br />

Datum, das Rätsel aufgibt: April 1746. Leider<br />

ist die linke Hälfte des Steines weggebrochen,<br />

sodass die Inschrift ansonsten<br />

bruchstückhaft bleibt.<br />

Nicht nur der Umstand, dass die beiden<br />

Steine dort auf der Wiese annähernd 250<br />

Jahre überdauert haben, ist staunenswert.<br />

Heike Schmidt-Scheub aus Gomadingen,<br />

für die der „Husarensprung“ zu den elementaren<br />

Kindheitserinnerungen gehört und die<br />

darüber auch einen Aufsatz für das Dapfener<br />

Heimatbuch verfasst hat, empfindet<br />

auch die Art ihrer Aufstellung als einzigartig.<br />

Ihr ist kein einziges Beispiel aus der Geschichte<br />

bekannt, wo jemandem gleich zwei<br />

Denkmäler auf einmal errichtet worden wären,<br />

die sich dazuhin noch inhaltlich in solch<br />

sprechender Weise aufeinander beziehen.<br />

Schon dies befand sie denn auch als kurios<br />

genug, um 2004 die Initiative für den Erhalt<br />

der beiden Denkmäler zu ergreifen und in<br />

deren Restaurierung ihr <strong>Alb</strong>guide-Honorar<br />

zu investieren. Mit unterstützt wurde dieses<br />

Vorhaben vom Förderverein Marbach.<br />

Was geschah im April 1746?<br />

Es gibt aber noch mehr Kuriositäten im<br />

Zusammenhang mit dem Husarensprung.<br />

Merkwürdig doch, dass beide Steine auf<br />

derselben Seite des Baches und nicht etwa<br />

links und rechts von ihm stehen, oder nicht?<br />

Außerdem ist dieser – wie der Name bereits<br />

sagt – ein Bach und weist nirgendwo eine<br />

Breite von acht Metern auf. Und schließlich<br />

– wie kam Herzog Carl Eugen, der Grafeneck<br />

überhaupt erst 1760 als Sommerresidenz<br />

für sich entdeckte, dazu, einem Ereignis zu<br />

huldigen, bei dem er noch gar nicht dabei<br />

gewesen sein dürfte? Nun, die ersten beiden<br />

Fragen lassen sich noch relativ einfach<br />

beantworten. Das Bett des Dolderbachs<br />

nämlich wurde 1893 beim Bau der Eisenbahnlinie<br />

Honau-Münsingen verlegt. In der<br />

Zeit davor floss der Bach exakt zwischen<br />

den beiden besagten Steinen hindurch. Und<br />

die einst so stattliche Breite des Baches, so<br />

Heike Schmidt-Scheub in Ihrem Aufsatz, ließe<br />

sich auch noch erklären, wenn man in<br />

Betracht zieht, dass nicht weit vom Ort des<br />

Geschehens entfernt im Jahrhundert zuvor<br />

ein See für die Hechtzucht aufgestaut war.<br />

Dadurch könnten möglicherweise jahrzehntelang<br />

die Ufer des Baches in eine Sumpflandschaft<br />

verwandelt worden sein. Die dritte<br />

Frage jedoch lässt sich nicht befriedigend<br />

beantworten. War der 18-jährige Herzog<br />

Carl Eugen seinerzeit zufällig in Grafeneck,<br />

als das besagte Husarenstückchen zu seiner<br />

unfreiwilligen Aufführung kam? Hörte er<br />

erst später davon und war so beeindruckt,<br />

dass er das Denkmal im Nachhinein erstellen<br />

ließ? Wollte er womöglich seinem<br />

Freund, dem Husarenoberst Friedrich von<br />

Bouwinghausen, ein Denkmal setzen? Warum<br />

aber dann das Datum 1746, wo dieser<br />

doch erst 1763 das Husarenregiment übernahm?<br />

Oder ging es ihm am Ende darum,<br />

seiner eigenen Pferdezucht zu huldigen?<br />

Und woher käme sie dann, die Geschichte<br />

von dem Gejagten und seinen Verfolgern?<br />

Fragen über Fragen, auf die es wohl keine<br />

Antworten mehr geben wird. Sowohl der<br />

Herzog als auch sein Reiter nahmen die<br />

Antwort mit ins Grab.<br />

Text: Petra Zwerenz<br />

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6<br />

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Berufe wie in guten alten Zeiten<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

Wo Ecken sich runden und Späne fliegen – zu Besuch in Willi Wendlers<br />

Hobbydrechsler-Werkstatt in Würtingen<br />

Für den Laien, der mit handwerklichen Dingen wenig zu tun hat, stellt sich der Vorgang stark vereinfacht und von außen<br />

betrachtet folgendermaßen dar: Man stecke einen vorgebohrten Holzklotz auf eine Art Metallstift und versetze diesen<br />

mithilfe eines Motors in Bewegung, sodass er sich mitsamt dem Werkstück in hoher Geschwindigkeit um seine eigene<br />

Achse dreht. Dergestalt die „Power“ der Elektrizität ausnützend, setze man nun am Holz gezielt ein scharfkantiges,<br />

meißel-ähnliches Werkzeug so an, dass dem Werkstück die gewünschte Form verpasst wird, und schon fliegen die Späne<br />

und aus einem profanen Klotz kann die schönste Obstschale, Vase oder gar Schmuckdose hervortreten, als habe sie seit<br />

jeher unerkannt darin gesteckt. Die Maschine, mit deren Hilfe solches geschieht, sieht aus der Ferne ein bisschen wie<br />

eine überdimensionierte Nähmaschine aus. Mit ihr hat sie denn auch tatsächlich das Fußpedal gemeinsam, welches beiden<br />

Maschinen eine Zeit lang als Antrieb diente. Der Werkstoff aber, mit dem sie arbeitet, ist von gröberer Art. Man könnte<br />

auch sagen: „aus anderem Holz“.<br />

Willi Wendler bei der Arbeit an der Drehbank<br />

8<br />

Die Rede ist von der Drechselmaschine<br />

oder auch Drehbank, wie sie unter Insidern<br />

genannt wird. Ihre Anfänge reichen bis in<br />

die Zeit um 1500 vor Christus zurück. Lange<br />

Zeit war sie unentbehrlich, wenn es darum<br />

ging, so wichtige Dinge wie Tischbeine,<br />

Radnaben, Vasen, Knöpfe oder gar Schreibgeräte<br />

herzustellen, doch wie so viele andere<br />

alte Handwerke musste auch das Drechselhandwerk<br />

vielerorts automatisierten<br />

industriellen Arbeitsabläufen weichen und<br />

verschwand fast von der Bildfläche. Und so<br />

wüsste heute vielleicht kaum noch jemand,<br />

wie eigentlich die Stäbe seines Treppengeländers<br />

einst entstanden sein mögen, gäbe<br />

es nicht Menschen, die in ihrem Schuppen,<br />

ihrer Werkstatt oder im Hobbyraum gerade<br />

„zum Possen“ immer noch dieser Tätigkeit<br />

nachgingen und dabei Erstaunliches aus<br />

einem einfachen Stück Holz herausholten.<br />

Nicht weil sie davon leben müssten oder<br />

könnten, nein. Sondern weil es sie fasziniert,<br />

dabei zuzusehen, wenn da aus einem<br />

Stück Holz jene Vase oder Obstschale sich<br />

herausschält, die sie schon darin gesehen<br />

haben, als sie es zum ersten Mal in die<br />

Hand nahmen.<br />

In die Zuschauerrolle verbannt<br />

Einer von jenen ist der Würtinger Fensterbauer<br />

Willi Wendler. Man könnte sagen, dass<br />

ihm die Liebe zum Drechselhandwerk in<br />

die Wiege gelegt wurde, waren doch sowohl<br />

Großvater als auch Vater Wendler Wagnermeister<br />

und von daher mit dem Handwerk<br />

des Drechselns eng verbandelt. Denn die<br />

Naben für die in Auftrag gegebenen Räder<br />

stellten sie auf der eigenen Drechselmaschine<br />

selbst her. Allerdings – so Willi Wendler<br />

– ließ sein Vater da keinen anderen heran.<br />

Daher blieb ihm, der doch 1950 selbst die<br />

Prüfung zum Wagnermeister abgelegt hatte,<br />

nur die Rolle des Zuschauers, wenn unter<br />

den Händen des Vaters aus eckigen Hölzern<br />

immer wieder diese präzis gerundeten<br />

Gebilde entstanden, ohne die kein Rad sich<br />

drehen könnte. Nachdem dann aber in den<br />

Fünfzigerjahren auch bei der Landwirtschaft<br />

die Motorisierung Einzug hielt und die hölzernen<br />

Wagenräder jenen mit Gummibereifung<br />

weichen mussten, sah Willi Wendler<br />

ohnehin keine Aussichten mehr, mit dem<br />

Wagnerhandwerk seinen Lebensunterhalt<br />

zu verdienen. Und da es in Würtingen schon<br />

fünf Schreiner, aber keinen einzigen Fensterbauer<br />

gab, machte er eine Umschulung<br />

zum Glasermeister und war viele Jahrzehnte<br />

lang mit seinem eigenen Fensterbaubetrieb<br />

und seiner Verantwortung als dessen Chef<br />

ausgelastet und beschäftigt. Noch heute,<br />

15 Jahre nach der Übergabe des Betriebs<br />

an seine Kinder, begibt er sich an jedem<br />

Werktag „ins Geschäft“. Er sei zwar, wie er<br />

schmunzelnd zu verstehen gibt, morgens<br />

nicht immer der Erste, aber abends meist<br />

der Letzte, der durch die Werkstatttür hindurchgeht.<br />

Dennoch ging für ihn im Jahr<br />

2000 durch die Geschäftsübergabe an die<br />

Nachfolgegeneration ein kleines Zeitfenster<br />

auf. Und siehe da, an just dieses Fensterchen<br />

klopfte prompt eine alte Leidenschaft<br />

an – die Drechslerei. Nur – diesmal wollte<br />

Willi Wendler selber ran an die Maschine!<br />

Und da 1967 bei einem Brand die große väterliche<br />

Drehbank Schaden genommen hatte,<br />

schaffte er sich eine Hobby-Drechselbank<br />

an und verbrachte einen großen Teil seiner<br />

freien Zeit damit, unterschiedlichste Gebrauchs-<br />

und Dekorationsgegenstände aus<br />

dem Holz hervorzuzaubern.<br />

„So duat ma halt Denger!“<br />

„I moi, so wie mein Vadder drexla kenna hot,<br />

ka i`s et“, behauptet der heute 90-jährige<br />

Willi Wendler immer noch von sich. Doch<br />

Ein "Rohling" zusammengeleimt aus verschiedenen Hölzern<br />

sieht man sich in seiner Wohnstube um, so<br />

ist man ob der dort gesichteten Werke gerne<br />

bereit, diesen Satz seiner Bescheidenheit<br />

zuzuschreiben. Überall auf Regalen und in<br />

Vitrinen stehen hier formvollendete selbst<br />

gedrechselte Schalen, Pokale, Eierbecher,<br />

Stopfeier oder Pilze, an deren makellosem<br />

Äußerem gewiss auch sein Vater nichts hätte<br />

aussetzen können. Sie alle sind einmal<br />

in ihrem früheren Leben ein planes Stück<br />

Holz gewesen und erhielten ihre Wölbungen<br />

und Rundungen alleine dadurch, dass derjenige,<br />

der den Stechbeitel in der Hand<br />

hielt, wusste, wo er ihn ansetzen musste.<br />

Vielfach sind sie vor dem Herausdrechseln<br />

aus verschiedenfarbigen oder unterschiedlich<br />

gemaserten Hölzern zusammengeleimt<br />

worden und haben sich dennoch die<br />

dabei zugrunde gelegte Symmetrie durch<br />

die ganze Bearbeitung hindurch bewahrt.<br />

Bauder<br />

<strong>Alb</strong>hotel<br />

HHHS<br />

Fertige Werkstücke aus Willi Wendlers Drechsel-Werkstatt<br />

Gasthof<br />

Grüner Baum<br />

Familien Bauder-Schreiber<br />

<strong>Alb</strong>straße 4-6<br />

72813 St. Johann-Lonsingen<br />

Telefon 0 7122/17-0<br />

Telefax 0 7122/17217<br />

www.albhotel-bauder.de<br />

mail@albhotel-bauder.de<br />

Gasthof (Montag Ruhetag)<br />

Hotel (Kein Ruhetag)<br />

Nach ihrer Fertigstellung wurden sie mit der<br />

Schleifmaschine glatt geschliffen und mit<br />

einem Öl behandelt. Jetzt warten sie darauf,<br />

an jemanden verschenkt zu werden. Denn<br />

das Verkaufen oder das Ausstellen seiner<br />

Objekte liegt Willi Wendler fern. Er drechsle<br />

aus Spaß an der Freude, sagt er und fügt<br />

hinzu: „So duat ma halt Denger, gell!“ An<br />

Hölzern eigne sich fast alles, was er so an<br />

Resten in der Glaserei oder auch woanders<br />

finde – sei es nun Kirschbaum, Mahagoni,<br />

Fichte oder Essigholz. Nur für seine liebevoll<br />

ausgestalteten hölzernen Sparschweine<br />

– äußerst begehrte Objekte bei den Enkelkindern<br />

und Urenkeln übrigens – muss er in<br />

den Wald gehen fürs Holz, denn die wirken<br />

rustikaler, wenn die Rinde noch dran ist. Natürlich<br />

haben sie wie andere ihrer Art auch<br />

einen Schlitz auf dem Rücken, durch den<br />

sich das Geld einwerfen lässt, aber ansonsten<br />

unterscheiden sie sich von den bislang<br />

bekannten Exemplaren doch deutlich. Nicht<br />

nur wegen ihrer dünnen Steckenbeinchen<br />

und ihrer naturgetreuen Schnauzen. Sondern<br />

auch wegen ihrer anderen neckischen<br />

Details. Denn einmal ehrlich, wer von uns<br />

hat je ein Sparschwein mit abnehmbarem<br />

Hinterteil und echt ledernem Ringelschwanz<br />

sein eigen genannt? Und wann und wo hätte<br />

man jemals ein solches Tierchen unter so<br />

lebensecht wirkenden Ohren so treuherzig<br />

hervorblicken sehen? Da ist man doch fast<br />

versucht, auszusprechen, was als man Betrachter<br />

schon eine ganze Weile bei sich so<br />

gedacht hat: Wäre doch schade gewesen,<br />

wenn unter diesen geschickten Händen immer<br />

nur Radnaben entstanden wären….<br />

Text: Petra Zwerenz<br />

Fotografie: Patricia Kozjek<br />

Wir bedanken uns<br />

bei unseren Gästen<br />

für diese wertvolle<br />

Auszeichnung.<br />

9


Existenzgründer: Für den Notfall gerüstet<br />

Anzeige – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

Wie viel Absicherung braucht eigentlich ein Handwerksbetrieb? Gerade Existenzgründer sind sich vieler Risiken nicht bewusst. Eine ausführliche Analyse der Risikosituation<br />

zeigt alle existenziellen Gefahren auf.<br />

Martin Mirtschink, R+V Privatkundenbezirksleiter, betreut<br />

die Volksbankkunden in Würtingen, Lonsingen, Sirchingen,<br />

Gächingen und Upfingen in allen Versicherungsfragen<br />

Versicherungen – (nicht nur) für die Existenzgründung<br />

„Sobald mein Unternehmen richtig läuft, kümmer‘ ich mich um die Versicherungen…“, so denken viele Gründer, die gerade<br />

ihr eigenes Unternehmen auf die Beine stellen. Ein riskantes Vorgehen: Denn insbesondere während der Existenzgründung<br />

kann ein Schadenfall schnell zum finanziellen Ruin führen. Ein Brand, ein Einbruch oder eine Schadensersatzforderung<br />

– schon steht die junge Firma vor dem Aus. Neben den unternehmerischen Risiken sollten Selbstständige und<br />

Existenzgründer auch ihre betrieblichen und vor allem ihre persönlichen Risiken im Blick haben.<br />

Versicherungen gibt es viele. Für den<br />

Notfall gerüstet zu sein heißt nicht, jedes<br />

Risiko zu vermeiden, sondern sich auf<br />

Schadenereignisse vorzubereiten. Jeder<br />

Existenzgründer muss individuell entscheiden,<br />

wie viel Absicherung sein Unternehmen<br />

braucht. Einige Risiken muss er bewusst<br />

in Kauf nehmen, andere lassen sich<br />

durch maßgeschneiderte Versicherungen<br />

abdecken. Die wichtigsten Versicherungen<br />

für Selbstständige oder kleinere Unternehmen<br />

haben wir für Sie im nachfolgenden<br />

Überblick zusammengestellt.<br />

Die Haftpflichtversicherung<br />

Ob Zufall, Leichtsinn oder Unachtsamkeit –<br />

10<br />

Unterstützt wird er hierbei von den Spezialisten Bernd Reimann, R+V Firmenkundenberater, und Joerg Ungerer,<br />

R+V Firmenkundenberater und Spezialist für die betriebliche Altersvorsorge.<br />

Unglücke, bei denen Unbeteiligte zu Schaden<br />

kommen, passieren immer und überall.<br />

Die Haftpflichtversicherung prüft die<br />

Sach- und Rechtslage, wehrt unberechtigte<br />

Schadenersatzansprüche ab und<br />

übernimmt berechtigte Ansprüche. Da auf<br />

einer Baustelle andere Risiken lauern als<br />

in einer Rechtsanwaltskanzlei, bietet der<br />

Versicherungspartner der Volksbank Metzingen<br />

– Bad Urach, die R+V Versicherung,<br />

für jede Berufsgruppe die passenden Haftpflicht-Policen<br />

an. Die Betriebshaftpflichtversicherung<br />

schützt vor Ansprüchen<br />

Dritter bei Personen- oder Sachschäden,<br />

die sich aus der betrieblichen Tätigkeit<br />

ergeben. Sie übernimmt alle berechtigten<br />

Schadenersatzansprüche, falls zum Beispiel<br />

eine Kundin auf frisch geputzten Fliesen<br />

ausrutscht und sich verletzt. Oder falls<br />

ein fehlerhaftes Produkt einen Schaden<br />

verursacht. Die Berufshaftpflicht ist für<br />

Selbstständige und Freiberufler das Pendant<br />

zur Betriebshaftpflicht.<br />

Die Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung<br />

Wer berät, kann auch mal daneben liegen.<br />

Eine Fehlberatung ist der klassische Schaden<br />

in der Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung,<br />

und die kann teure Folgen<br />

haben. Die Vermögensschaden-Haftpflicht<br />

ist deshalb für alle beratenden, begutachtenden<br />

oder verwaltenden Berufe sinnvoll.<br />

Für einige Berufsgruppen wie Rechtsanwälte<br />

oder Steuerberater ist sie sogar gesetzlich<br />

vorgeschrieben.<br />

Die Sachversicherung<br />

Was passiert, wenn die Kaffeemaschine<br />

in der Küche einen Kurzschluss hat, und<br />

ein Schwelbrand über Nacht die Büros<br />

verwüstet? Wenn Diebe am Wochenende<br />

den Laden nach Bargeld durchsuchen und<br />

anschließend alles kurz und klein schlagen?<br />

Die Sachversicherung sichert Gebäude-<br />

und Inhaltswerte unter anderem gegen<br />

Gefahren wie Brand, Einbruchdiebstahl,<br />

Glasbruch, Leitungswasserschäden oder<br />

Sturm und Hagel ab. Oft ist es sinnvoll,<br />

auch gleich eine Betriebsunterbrechungsversicherung<br />

einzuschließen. Denn die<br />

wirtschaftlichen Folgen einer Betriebsunterbrechung<br />

sind oftmals weitaus gravierender<br />

als der Sachschaden. Die Betriebsunterbrechungsversicherung<br />

sorgt dafür,<br />

dass jeder Arbeitnehmer weiterhin seinen<br />

Lohn erhält, sie ersetzt den entgangenen<br />

Gewinn und laufende Kosten wie Mieten<br />

oder Zinsen, bis der Betrieb wieder normal<br />

läuft.<br />

Die Maschinenversicherung<br />

Maschinen verzeihen keine Fehler. Ein<br />

falscher Griff genügt, und die hochsensiblen<br />

Geräte stehen still. Tragisch, wenn<br />

zu den ohnehin hohen Ratenzahlungen<br />

noch unkalkulierbare Reparaturkosten<br />

kommen. Damit die Existenz eines Betriebs<br />

nicht von einer Maschine abhängt,<br />

übernimmt die Maschinenversicherung<br />

alle Reparaturkosten. Versichert werden<br />

können sowohl stationäre Maschinen und<br />

maschinelle Anlagen als auch fahrbare<br />

oder transportable Geräte.<br />

Die Elektronikversicherung<br />

Kaum ein Unternehmen kommt heute<br />

ohne Anlagen und Geräte der Informations-<br />

und Kommunikationstechnik<br />

aus. Eine Elektronikversicherung beinhaltet<br />

für diese Geräte eine Allgefahrendeckung,<br />

das heißt: Versichert sind<br />

alle Gefahren, die nicht ausdrücklich<br />

ausgeschlossen sind. Die Deckung<br />

geht damit deutlich über die der klassischen<br />

Sachversicherung hinaus und<br />

schließt auch Schäden aufgrund von<br />

Fahrlässigkeit, Bedienungsfehlern<br />

oder Diebstahl ein.<br />

Die Kfz-Versicherung<br />

Ob für Einzelfahrzeuge oder ganze<br />

Flotten: Die Kraftfahrzeugversicherung<br />

von R+V verbindet vorteilhaften<br />

Schutz mit umfassendem Schadenund<br />

Risikomanagement. Der günstige<br />

Branchentarif für Betriebe mit drei<br />

bis zehn Fahrzeugen schließt neben<br />

Firmenfahrzeugen auch die privat<br />

genutzten Pkw mit ein. Jedes Unternehmen,<br />

das Güter von Dritten transportieren<br />

lässt, benötigt zudem eine<br />

Transportversicherung.<br />

Die Rechtsschutzversicherung<br />

Betriebsunfälle, Kündigungen, Streit<br />

mit einem Konkurrenten oder ein Kunde,<br />

der nicht zahlen will – wer ein Unternehmen<br />

führt, muss auch mal um<br />

sein Recht streiten. Damit guter Rat<br />

nicht zu teuer wird, übernimmt die<br />

Rechtsschutzversicherung die Kosten<br />

für Anwalt, Gerichte, Sachverständige<br />

und Zeugen. Die Police schützt auch<br />

Mitarbeiter während ihrer Dienstzeit<br />

und Familienangehörige des Unternehmers,<br />

die im Betrieb arbeiten.<br />

Kreditversicherungen<br />

Früher besiegelte man Verträge per Handschlag,<br />

heute garantiert nicht einmal eine<br />

schriftliche Auftragsbestätigung, dass der<br />

Kunde auch zahlt. Die Forderungsausfall-<br />

Versicherung schützt Betriebe davor, dass<br />

sie auf ihren Rechnungen sitzen bleiben.<br />

Die Kautionsversicherung übernimmt<br />

Bürgschaften und haftet im Falle einer Insolvenz<br />

des Unternehmens für eventuelle<br />

Mängel. Gerade für kleinere Unternehmen<br />

bietet die R+V Versicherung passende Einsteigerprodukte<br />

an.<br />

Absicherung für den Chef<br />

Wer ein Unternehmen führt, sollte auch die<br />

persönliche Risikovorsorge nicht aus den<br />

Augen verlieren. Ebenso wichtig wie die<br />

umfassende Krankenversicherung ist eine<br />

maßgeschneiderte Unfallversicherung für<br />

Unternehmer und eine persönliche Vorsorgestrategie<br />

für die Zukunftssicherung.<br />

Jetzt haben Sie einen ersten Überblick.<br />

Lassen Sie sich im nächsten Schritt von<br />

der Volksbank Metzingen – Bad Urach<br />

bzw. deren Versicherungsspezialisten der<br />

R+V beraten. Denn nur Spezialisten können<br />

einen passenden Versicherungsschutz<br />

entwickeln. Die Erfahrung zeigt: Durch die<br />

ausführliche Analyse der Risikosituation<br />

des Unternehmens wird sich manch ein<br />

Unternehmer der vielen Gefahren, die in<br />

seinem Unternehmen schlummern, überhaupt<br />

erst bewusst. Außerdem hat die R+V<br />

für die Bedürfnisse von Firmenkunden<br />

spezielle Multiline-Angebote entwickelt:<br />

Der Kunde wählt die Bausteine, die er<br />

benötigt, und vermeidet damit Deckungslücken<br />

oder Doppelversicherungen. Nicht<br />

zuletzt kommt er auch noch in den Genuss<br />

von attraktiven Bündelnachlässen. Also:<br />

Vereinbaren Sie unter 07123/163-0 einen<br />

Beratungstermin – Frau Grimberg und Ihre<br />

KollegInnen der <strong>Kispel</strong>-Geschäftsstellen<br />

bzw. die Teammitglieder unseres Kunden-<br />

ServiceCenters kümmern sich um alles<br />

weitere.<br />

Fotografie: von Lieres - Fotolia.com (1), Carola<br />

Vahldiek - Fotolia.com (1), Volksbank<br />

Metzingen - Bad Urach eG (3)<br />

Informationen<br />

Ergänzend zur Prüfung der Risikosituation des Unternehmens ist ein zusätzliches<br />

Augenmerk des Unternehmers für diesen Punkt geboten:<br />

Die meisten Selbständigen zahlen nicht in die gesetzliche Rentenversicherung ein<br />

und sind auch nicht – wie beispielsweise Ärzte, Rechtsanwälte oder Notare - Mitglied<br />

in einem berufsständischen Versorgungswerk. Das heißt: Sie sind für die eigene Alters-<br />

und Zukunftsvorsorge selbst verantwortlich. Dabei kommt es bei der Zukunftsvorsorge<br />

für Freiberufler vor allem auf zwei Dinge an: auf die Risikoabsicherung und<br />

die Vermögensbildung. Die Firmenkundenbetreuer der Volksbank Metzingen – Bad<br />

Urach entwickeln gemeinsam mit den Spezialisten der R+V Versicherung auch hierfür<br />

ganz nach Kundenwunsch individuelle Konzepte.<br />

Hinweis: Die im Artikel gemachten Ausführungen ersetzen keine Beratung.<br />

11


Gabriele Zander<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

Anzeige <strong>Alb</strong>magazin.qxd:Anzeige Gewerbesch<br />

„Dass du wieder zu mir zurückkehren darfst…“<br />

In Feldpostbriefen lernte Gabriele Zander aus Upfingen ihre Eltern als Liebespaar kennen – und machte ein Buch daraus<br />

Gabriele Zander mit Ihrem Buch "Muttermale"<br />

„Du kannst mich doch nicht allein auf dieser<br />

kalten, harten Welt lassen, wir lieben<br />

uns doch zu sehr.“ So endet Brief Nr. 79,<br />

geschrieben am 3. Oktober 1944, einer von<br />

etwa 100 Briefen, die Clara in diesem Jahr<br />

während des Zweiten Weltkriegs an ihren<br />

Mann Alois sandte, der sich damals an der<br />

Ostfront, im sogenannten Kurlandkessel zwischen<br />

Riga und Frauenburg (heute Saldus<br />

in Lettland) befand und von dem sie nicht<br />

wusste, ob er je wieder zurückkommen würde.<br />

Ein „Gesicht“ hatte sie in der Nacht zuvor<br />

gehabt, jemanden atmen gehört neben<br />

sich, was wie eine böse Vorahnung auf sie<br />

wirkte und ihre Verlustängste noch vergrößerte.<br />

Wochen wartete sie auf die erlösende<br />

Antwort, ehe sie erfuhr, dass ihr Mann lebte.<br />

Das Warten war ein Schicksal, das sie mit ihrem<br />

Mann teilte, denn genauso wie dessen<br />

Feldpostbriefe brauchte auch ihre Post von<br />

der Heimatfront im südbadischen Fautenbach<br />

mindestens drei Wochen, um an ihrem<br />

Zielort an der Ostfront anzukommen. Wochen,<br />

in denen alles passieren konnte oder<br />

nichts, in denen sich die quälende Ungewissheit<br />

bis ins Unendliche dehnte und in denen<br />

das Geschriebene längst von der Wirklichkeit<br />

überholt sein konnte. Viel ist von dieser<br />

Ungewissheit in den Briefen beider die Rede.<br />

Kriegsrealität und Liebesroman<br />

Insgesamt etwa zweihundert nummerierte<br />

Briefe waren es, die zwischen Clara und Alois<br />

in den letzten acht Monaten des Krieges hin<br />

und her gingen, Briefe von der Ostfront mit<br />

teilweise geschwärzten Stellen und Briefe<br />

von der Heimatfront, die unzensiert blieben<br />

und die der Vater später zurückschickte<br />

oder wieder aus dem Krieg zurückbrachte.<br />

Es sind Dokumente von ergreifender atmosphärischer<br />

Dichte und beklemmender Realitätsnähe<br />

aus einer Zeit, da die Tiefflieger<br />

allgegenwärtig waren und man nicht wusste,<br />

ob man lebend von der Feldarbeit zurückkommen<br />

würde, und gleichzeitig Dokumente<br />

voller Poesie und herzerwärmender Zuneigungsbekundungen<br />

eines jungen Ehepaars,<br />

dessen Zukunftshoffnung vielleicht nur noch<br />

am seidenen Faden dieser Korrespondenz<br />

Bestattungen<br />

hing. Und während nun Claras Briefe viele<br />

Kriegsrealitäten aus der badischen Heimat<br />

abbildeten – die Angst vor Bombenangriffen<br />

und bange Stunden in Kellern oder beschossenen<br />

Eisenbahnzügen, die nicht mehr weiterfuhren,<br />

enthielten – so Gabriele Zander<br />

– die Feldpostbriefe von Alois nur wenige<br />

aktuelle Mitteilungen von der Front und gerieten<br />

mehr und mehr zu einem in Fortsetzungen<br />

niedergeschriebenen Liebesroman<br />

über das beiderseitige Kennenlernen. Einem<br />

Liebesroman, mit dessen Hilfe es ihm vielleicht<br />

gelang, sich auf Zeit in eine andere<br />

Welt hinein zu zaubern, um so der wachsenden<br />

Verzweiflung Herr zu werden. Die Lehrerin<br />

Gabriele Zander, geboren in Freiburg<br />

und seit vielen Jahren in St. Johann Upfingen<br />

wohnhaft, ist die Tochter von Clara und Alois.<br />

Anhand der Korrespondenz, die lange Jahre<br />

in einer Kassette ruhte und von der Mutter<br />

gehütet wurde, lernte sie ihre Eltern als ein<br />

Liebespaar kennen – eine völlig neue Sichtweise<br />

für sie selbst. Und weil die Kriegskorrespondenz<br />

ihrer Eltern zugleich exemplarisch<br />

und einzigartig ist – einzigartig vor allem ihrer<br />

Beidseitigkeit und ihres „Happy ends“ wegen<br />

– nahm sie es auf sich, nach dem Tod ihrer<br />

Eltern die handschriftlich verfassten Briefe<br />

abzutippen und dem Aquensis-Verlag in Baden-Baden<br />

zur Veröffentlichung vorzulegen.<br />

Mit durchschlagendem Erfolg, denn das Manuskript<br />

stieß nicht nur beim Verlag, sondern<br />

&<br />

Trauerkultur<br />

Wir begleiten und unterstützen Sie<br />

bei allem, was auf dem letzten Weg<br />

zu tun ist –<br />

einfühlsam, würdevoll, kompetent.<br />

24h erreichbar: Region <strong>Kispel</strong> | <strong>Lauter</strong>tal | Bad Urach und wo immer Sie uns brauchen<br />

www.weible-bestattungen.de Tel 07381 - 937990<br />

auch bei den Zuhörern ihrer Lesungen auf<br />

großes Interesse. Besonders in Altenheimen,<br />

so erzählt sie, komme sie manchmal kaum<br />

zum Vorlesen, so viele eigene Erlebnisse<br />

würden von den Frauen plötzlich erinnert<br />

und berichtet. Und so sind es denn auch<br />

weniger die großen Säle, die als Veranstaltungsorte<br />

auf die Herausgeberin und Mitautorin<br />

des Buches mit dem poetischen Titel<br />

„Meine Seele sucht dich“ eine Anziehungskraft<br />

ausüben, als vielmehr die „kleineren<br />

Lokalitäten“ wie Buchhandlungen und Seniorenzusammenkünfte,<br />

wo man mit seinem<br />

Publikum ins Gespräch kommen kann. Oft<br />

nimmt sie zu solchen Veranstaltungen auch<br />

ihren Mann mit, sodass die Lesungen quasi<br />

mit verteilten Rollen stattfinden und die<br />

väterlichen Briefe von einer Männerstimme<br />

gelesen werden können.<br />

Clara mit ihrem Sohn Werner in Fautenbach im Kriegsjahr<br />

1943<br />

Die Fortsetzung der Geschichte<br />

Bei solchen Lesungen ergab sich dann auch<br />

der Anlass für ein zweites Buch, diesmal aus<br />

der Feder von Gabriele Zander selbst, denn<br />

immer wieder stellten Zuhörer die Frage, wie<br />

denn nun nach der glücklichen Heimkehr<br />

des Vaters die Geschichte ihrer Eltern weitergegangen<br />

sei. „Muttermale“ entstand 2014,<br />

vier Jahre nach dem Vorgängerbuch und enthält<br />

neben der Fortsetzung der elterlichen<br />

auch Gabriele Zanders eigene Geschichte<br />

– angefangen bei der eigenen Kindheit über<br />

ihre Jugend- und Studienzeit bis hin zu jener<br />

Episode in ihrem Leben, da sie – selbst<br />

Mutter von drei Töchtern – ihre inzwischen<br />

dement gewordene Mutter bei sich zu Hause<br />

in Upfingen pflegte. Bis sie sich schließlich<br />

für immer von ihr verabschieden musste. Es<br />

ist die Geschichte einer Frau, die ihre ganze<br />

Kindheit und Jugend lang mit dem Gefühl<br />

leben musste, den mütterlichen Ansprüchen<br />

nicht zu genügen. Eine Geschichte vom Weggehen<br />

und Wiederkommen und schließlich<br />

die Geschichte eines völlig unerwartet sich<br />

einstellenden friedlichen Einvernehmens<br />

beider nach langen Jahren der Auseinandersetzungen.<br />

Als am Ende der Mutter die<br />

Erinnerung an die gemeinsame Vergangenheit<br />

zunehmend abhandenkommt und die<br />

Tochter feststellen muss, dass die Pflege zu<br />

Hause nicht mehr zu bewältigen ist, stellen<br />

sich bei ihr die typischen Gewissensnöte<br />

ein, die Kinder empfinden, deren Eltern in<br />

ein Seniorenheim gebracht werden müssen.<br />

Nichtsdestotrotz hat Gabriele Zander die<br />

mütterliche Demenz nicht nur negativ in Erinnerung.<br />

Vielmehr sieht sie sie als ein langsames,<br />

stückweises Sich-Zurücknehmen der<br />

in ihrer Jugendzeit als so dominant empfundenen<br />

Mutter und denkt gerne an die späte<br />

Dankbarkeit zurück, die diese unter dem<br />

Einfluss ihrer Erkrankung nun immer öfter an<br />

den Tag legte. Als am Ende die Mutter ganz<br />

friedvoll in ihren Armen stirbt, wird ihr dies<br />

als letztes Geschenk zuteil. Eine Geste, die<br />

bei ihr tiefste Eindrücke hinterlässt, ist es,<br />

miterleben zu dürfen, wie die anderen Heimbewohner<br />

alle noch einmal ins Zimmer kommen,<br />

um der Verstorbenen die letzte Ehre zu<br />

erweisen.<br />

„Muttermale“, so sagt Autorin Gabriele Zander<br />

selbst, sei ein Buch, das sehr nahe sei<br />

am eigenen Leben sei. Aus diesem Grund<br />

hat sie auch die Namen der Personen leicht<br />

abgeändert und das Buch nicht in der Ich-<br />

Perspektive, sondern in auktorialer Erzählperspektive<br />

verfasst. Eine Distanz, von der<br />

sie erhofft, dass sie auch ihr selbst das Lesen<br />

daraus erleichtern kann.<br />

Text: Petra Zwerenz<br />

Gabriele Zander<br />

Informationen<br />

Meine Seele sucht Dich!<br />

erschienen im Aquensis-Verlag<br />

Baden-Baden, 296 S., 14.80 €<br />

ISBN 978-3-937978-59-8<br />

Muttermale<br />

erschienen im Aquensis-Verlag<br />

Baden-Baden, 264 S., 14.80 €<br />

ISBN 978-3-95457-056-0<br />

Getränkemarkt<br />

RAUSCHER<br />

Marktstüble<br />

Marktstraße 5<br />

Lonsingen<br />

72813 St. Johann<br />

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Heimdienst<br />

12<br />

13


Bergwacht Bad Urach<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

„Man lernt wahnsinnig viel, vor allem viel für´s Leben“<br />

Seit 1998 ist Jörg Greiner bei der Bergwacht. Nach dem Abi stellte sich für ihn zunächst die Frage: Zivil- oder Wehrdienst?<br />

Schließlich hat sich der damals junge Mann bei der Bergwacht verpflichtet und die Freistellung über den Katastrophendienst<br />

erhalten. Jörg Greiner ist geblieben. Bis heute. Seit zwei Jahren ist er Bereitschaftsleiter der Bergwacht<br />

Bad Urach und trägt die Hauptverantwortung bei zahlreichen Einsätzen. Erlebt hat er in all den Jahren vieles.<br />

365 Tage im Jahr einsatzbereit – das Team der Bergwacht Bad Urach Eine gute Vorbereitung ist sehr wichtig<br />

„Wenn der Melder geht, bin ich da. 365<br />

Tage im Jahr, 24 Stunden einsatzbereit“,<br />

nimmt der zweifache Familienvater pauschal<br />

vorneweg.<br />

trotzdem nicht vergeudet. Dass ein Notruf,<br />

der für gewöhnlich bei der Leitstelle eingeht,<br />

oft alles andere als präzise abgesetzt<br />

wird, ist hingegen öfter der Fall, sagt der<br />

36-jährige. „Ich bin an einem runden Berg<br />

oder jemand liegt verletzt neben einem<br />

spitzen Felsen“ – solche Beschreibungen<br />

setzen voraus, dass man das Gebiet von<br />

Sich auszukennen ist extrem wichtig<br />

Zwar ist die Bergwacht von der Hilfsfrist<br />

eines Rettungsdienstes befreit, weil das im<br />

freien Gelände nicht immer geleistet werden<br />

kann, doch unnötig Zeit wird deshalb nauf „aus dem Effeff<br />

Dettingen bis Urach und den <strong>Alb</strong>trauf hi-<br />

Anzeige_<strong>Alb</strong>magazin_quer:Layout 1 24.06.<strong>2015</strong> 12:46 Uhr Seite 1<br />

kennt“.<br />

Jörg Greiner glaubt, zwischenzeitlich jeden<br />

Felsen und Wanderweg zu kennen.<br />

Kommt hinzu, dass der gebürtige Dettinger,<br />

seit seinem 12. Lebensjahr klettert<br />

und „schon immer im Gebirge unterwegs“<br />

ist, wie er sagt. Mit „Rätseln“, ob manch´<br />

zweifelhafter Lage-Beschreibung, müssen<br />

er und die rund 15-köpfige Mannschaft der<br />

Uracher Bergwacht leben und trotzdem so<br />

schnell wie möglich Menschenleben retten.<br />

„Sich auszukennen, ist im Zweifelsfall<br />

extrem wichtig“, betont Greiner. „Unglaubliche<br />

Situationen, nicht nur körperlicher,<br />

sondern auch mental- kräftezehrender und<br />

belastender Art, gibt es bei unserer Arbeit<br />

natürlich immer wieder“, gibt der Bergretter<br />

zu. „Wird man mit schweren Verletzungen<br />

oder gar dem Tod am Unfallort konfrontiert,<br />

steigt die Belastung. „Man eignet<br />

sich zum gewissen Selbstschutz zwar über<br />

Jahre hin ein persönliches Programm an,<br />

doch sobald einem Menschen näher bekannt<br />

oder Kinder im Spiel sind, wird es oft<br />

auch für erfahrene Retter hart“.<br />

Unglaubliche Situationen<br />

Nachhaltig wie unvergesslich seien die Erfahrungen<br />

für Greiner gewesen, als er in<br />

einen Höhlenschacht hinabstieg, um ein<br />

rund 30 Meter in die Tiefe gefallenes Kind,<br />

zu retten. „Gut zwei Stunden waren wir alleine<br />

in dieser Höhle, bis die Bergung des<br />

schwer verletzten Kindes losgehen konnte.<br />

Es hat überlebt und das war das größte Geschenk“.<br />

Bergwacht bietet eine grundsolide Ausbildung<br />

„Die Bergwacht bietet eine grundsolide<br />

Ausbildung. Man lernt wahnsinnig viel, vor<br />

allem viel für´s Leben“, ist Greiner überzeugt.<br />

„Absolute Teamarbeit ist hier unerlässlich.<br />

Das Team muss funktionieren.<br />

Blindes Vertrauen in den Kameraden (immer<br />

wieder hängt das eigene Leben dran)<br />

und kurzfristige Entscheidungen, sind beim<br />

Bergretten absolute Notwendigkeiten. Den<br />

planbaren Einsatz mit Vorab-Strategie,<br />

gibt´s bei der Bergrettung nicht“. Zwei gleiche<br />

Einsätze hat Greiner in all den Jahren<br />

noch nie erlebt, wie er sagt. „Man lernt mit<br />

jedem Einsatz, der Erfahrungsschatz wird<br />

für jeden von uns weiter und größer“.<br />

Planbaren Einsatz bei Bergrettung gibt´s nicht<br />

Mit 20 Alarmierungen blickt die Bergwacht<br />

Bad Urach, die gemeinsam mit der Pfullinger<br />

Bergwacht „hervorragend“ kooperiert,<br />

auf ein „Rekordjahr 2014“ zurück. Überhaupt:<br />

Ein dichtes, solides Netzwerk mit<br />

anderen Rettungsorganisationen muss<br />

schon sein, erklärt Greiner nebenbei. „Es<br />

ermöglicht der Bergwacht das zu sein, was<br />

sie ist. Ein solider Partner in der Bergrettung<br />

und darüber hinaus“. Wenn Wanderwege<br />

offensichtliche Unfallschwerpunkte<br />

bergen, werden diese von der Bergwacht<br />

gemeldet oder schon mal mit einem Sicherheitskonzept<br />

ausgestattet. Mit einer<br />

„Felsräumung“ in Straßennähe, werden die<br />

Kletterexperten vom Kreisstraßenbauamt<br />

ebenso betraut, wenn Gefahr in Verzug ist.<br />

Überhaupt spielen Kletterregelungen und<br />

der Naturschutz eine Rolle bei der Arbeit<br />

der Bergretter. Betrachtet man die letzten<br />

zwei Jahrzehnte den Trend beim Wandern,<br />

Klettersport oder Mountainbiken, stellt<br />

Greiner folgendes fest: „Immer steiler und<br />

höher muss es sein, die Menschen sind auf<br />

der Suche nach dem ultimativen Kick“, lautet<br />

sein ernüchterndes Fazit. „Diese Veränderung,<br />

gepaart mit dem heutigen Freizeitverhalten,<br />

stellt auch die Bergwacht vor<br />

immer neue Herausforderungen“, ist Greiner<br />

überzeugt. Aus- und Weiterbildungen<br />

sind nahezu ein Dauerthema, bei der Bergwacht<br />

kommen rund zehn Wochenenden<br />

Dienstbereitschaft im Jahr hinzu. Dass so<br />

ein anspruchsvolles Ehrenamt mit der Familie<br />

zu vereinen sein muss, versteht sich<br />

da fast von selbst. Auch administrative<br />

Arbeiten am Schreibtisch fallen für einen<br />

Bereitschaftsleiter wöchentlich zu Genüge<br />

an. Oft bleiben dafür nur die frühen Morgenstunden<br />

vor der eigentlichen Arbeit.<br />

„Interessenten, Förderer oder aktive Bergretter<br />

sind jederzeit willkommen“, wirbt<br />

Greiner. „Die Ausbildung kann frühestens<br />

mit 16 Jahren beginnen, der aktive Dienst<br />

mit der Volljährigkeit“.<br />

Text: Patricia Kozjek<br />

Informationen<br />

Bergwacht Bad Urach<br />

Bereitschaftsleiter<br />

Jörg Greiner<br />

Upfingerstraße 7<br />

72813 St. Johann- Bleichstetten<br />

Telefon: 07122/146671<br />

Mobil: 0172/75 90 401<br />

Joerg.Greiner@bergwacht-wuerttemberg.de<br />

Diensthütte:<br />

Münsinger Str. 174<br />

72574 Bad Urach<br />

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Gächinger Straße 10<br />

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Filialen: Bad Urach 0 71 25/81 22<br />

Münsingen 073 81/2707<br />

Gomadingen 073 85/8 50<br />

Reutlingen 0 71 21/9 72 54 73<br />

In der Region,<br />

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14<br />

15


HS-Teigwaren – St. Johann-Gächingen<br />

Anzeige – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

Alpaka-Wanderungen<br />

„Ich will gute Qualität machen“<br />

Tierische Erlebniswanderungen auf der <strong>Alb</strong><br />

Zwei Unternehmen dominieren den regionalen Nudel-Markt. In ihrem Schatten produziert Helmut Stoß aus Gächingen<br />

seit 20 Jahren Teigwaren, die weit über die Region hinaus auf die Tische kommen. Oft allerdings, ohne das die Liebhaber<br />

schwäbischer Kost um ihre Herkunft wüssten.<br />

Kerstin Lamparter ist den großen Knopfaugen ihrer beiden Alpakas restlos verfallen. Wenn sie mit den Tieren über ihre<br />

<strong>Alb</strong> läuft, vergisst sie den Rest. Dieses Gefühl will sie teilen und bietet in St. Johann Alpaka-Trekking an – Wissenswertes<br />

über die Biosphäre inklusive.<br />

Vor 15 Jahren bezog der gelernte Bäcker Helmut Stoß den Neubau im Gächinger<br />

Gewerbegebiet<br />

20 Tonnen Weizengrieß und -dunst, über<br />

50000 Eier. Alleine die Mengen, die Helmut<br />

Stoß im Jahr verarbeitet, lassen erahnen,<br />

wie seine Geschäfte laufen: Bestens. Gleichwohl,<br />

der Name HS-Teigwarenherstellung<br />

ist, gemessen an den lokalen Platzhirschen<br />

der Branche, eher unbekannt. Die Produkte,<br />

die der 59-Jährige zusammen mit seiner Familie<br />

in seinem Gächinger Betrieb herstellt,<br />

gibt es nicht im Supermarkt zu kaufen. Zu<br />

seinen Kunden zählen stattdessen rund<br />

30 Metzgereien, Bäckereien und Hofläden.<br />

Dort gibt es – verarbeitet oder unverarbeitet<br />

– zu erstehen, was der gelernte Bäcker vor<br />

20 Jahren begann zu produzieren: frischen<br />

Maultaschenteig.<br />

Angefangen hatte alles im Keller. Hier hatte<br />

es sich Helmut Stoß zur Angewohnheit gemacht,<br />

Teig für die eigenen Herrgottsbscheißerle<br />

herzustellen. Für den Hausgebrauch<br />

trieb er den eigenen Teig lange per Hand<br />

durch die Walzenrollen. Bis ein Metzger aus<br />

Grafenberg auf ihn zukam. Ob er nicht auch<br />

für ihn ein paar Bahnen herstellen könne?<br />

Helmut Stoß sagte Ja und entwickelte eine<br />

Walzenmaschine mit Motorantrieb. Der<br />

Startschuss für das florierende Unternehmen.<br />

Stoß' Teige sprachen sich herum. Der<br />

heimische Keller wurde schnell zu klein. Im<br />

Jahr 2000 zog er deshalb ins neugebaute<br />

Domizil im Gächinger Gewerbegebiet, mit<br />

angeschlossenem Direktverkauf. Von dort<br />

aus beliefert er aber vor allem seine Kunden<br />

16<br />

aus der Region, aus Tübingen bis hin nach<br />

Plattenhardt.<br />

Qualität statt Billig-Schiene<br />

Sie alle schätzen das kompromisslose Handwerk<br />

von der <strong>Alb</strong>. Seit jeher setzt Helmut<br />

Stoß ganz auf regionale Zutaten. In seine<br />

Teigtöpfe kippt er keine Eier aus dem Tetrapack<br />

und von fragwürdiger Herkunft, sondern<br />

nach dreijähriger Suche, die aus Neufra.<br />

Handaufgeschlagen! Auch die Mehle die<br />

er verarbeitet, stammen aus Getreide, das<br />

vor seiner Haustüre wächst. Sein Lieferant<br />

ist die Luz-Mühle aus Buttenhausen. Den Anspruch,<br />

den er an die Zutaten stellt, macht<br />

vor ihm selbst nicht Halt: „Ich will Qualität<br />

machen. Gute Qualität“, betont er. Das gilt<br />

für seinen Maultaschenteig, wie für die rund<br />

30 Nudelsorten, die er inzwischen regelmäßig<br />

produziert. Bewusst hat er sich dagegen<br />

entschieden, Supermärkte zu beliefern. Dem<br />

Preisdruck großer Handels-Ketten will er sich<br />

nicht aussetzen: „Ich will keine Billig-Schiene<br />

fahren“, sagt er mit dem Brustton der Überzeugung.<br />

Statt seine Teige also im Akkord durch die<br />

Pressen zu jagen, walzt er sie gleich mehrmals.<br />

Seine Nudeln, ob etwa in der Geschmacksrichtung<br />

Spinat, Knoblauch oder<br />

Schoko, lässt er in aller Ruhe eine Woche<br />

an der Luft trocknen. „Das macht sonst<br />

fast keiner mehr“, weiß er. Gleiches gilt für<br />

seine Schupfnudeln. Speziell für sie, hat er<br />

Dort stellt er aus heimischen Zutaten Teige und Nudeln her, die er bewusst abgrenzt<br />

von Billigware<br />

eine Maschine entwickelt. Sie formt aus Teig<br />

(„mit Kartoffeln, is ja klar“) die dünnen Bubaspitzle.<br />

Helmut Stoß ist nicht nur passionierter Bäcker,<br />

sondern auch ein leidenschaftlicher<br />

Tüftler. Er arbeitet an vier Tagen in einer<br />

Reutlinger Bäckerei. In seinem eigenen Betrieb<br />

kann er seiner Kreativität freien Lauf<br />

lassen. Sie trifft dort auf traditionelles Handwerk,<br />

auf leidenschaftlich gelebte Regionalität<br />

und auf ganz viel Liebe. Liebe, die nicht<br />

immer durch das Etikett erkennbar ist, sondern<br />

durch das, was Helmut Stoß antreibt:<br />

Der unverfälschte Geschmack der <strong>Alb</strong>.<br />

Text & Fotografie: Simon Wagner<br />

Informationen<br />

HS-Teigwarenherstellung<br />

Helmut Stoß<br />

Heubergstr. 13<br />

72813 St. Johann-Gächingen<br />

Telefon: 07122/1339<br />

Öffnungszeiten des Direktverkaufs:<br />

Dienstags und Donnerstags<br />

von 14 bis 18 Uhr<br />

Samstags von 8 bis 12 Uhr<br />

Zusammen mit ihren beiden Alpakas Clara und Maya bietet Kerstin Lamparter kleine<br />

Weltfluchten.<br />

Die Steigerungsform von Schwärmen ist?<br />

Kerstin Lamparter. Zumindest dann, wenn<br />

sie auf Clara und Maya zu sprechen kommt.<br />

Könnten die beiden dreijährigen Alpakas<br />

verstehen, was ihre Besitzerin über sie zu<br />

sagen weiß – sie würden vor lauter Lobhudelei<br />

glatt rot werden. Nur gut, dass sie<br />

von einem dichten, kuschelweichen Fell bedeckt<br />

sind.<br />

Wenn die 25-Jährige in höchsten Tönen<br />

schwärmt, dann fällt es schwer zu widersprechen.<br />

Warum sollte man auch? Den<br />

flauschigen Tieren mit den Kulleraugen<br />

nicht auf Anhieb zu verfallen ist tatsächlich<br />

nicht leicht. Mehr noch als von ihrem Äußeren,<br />

ist die St. Johannerin allerdings faszinierte<br />

von ihrer Aura: „Sie strahlen mit ihren<br />

großen Augen solch eine Ruhe aus“, findet<br />

sie. Eine Ruhe, die sich potenziert, wenn sie<br />

mit Clara und Maya an der Leine, über die<br />

<strong>Alb</strong> wandelt: „Das ist für mich ein Ruhepol.<br />

Da bekomme ich Ideen, Energie und Kraft.“<br />

Kleine Weltfluchten, die sie sich abseits<br />

ihres Alltags herausnimmt und von denen<br />

sie weiß: „Das suchen andere auch.“<br />

Fündig werden sie bei Kerstin Lamparter.<br />

Sie bietet in St. Johann geführtes Alpaka-<br />

Trekking an. Urlaubern, die mit ihren Familien<br />

Ruhe und Entspannung suchen,<br />

gestressten Großstädtern, die sich alleine<br />

oder in Gruppen von der fast schon buddhistischen<br />

Gelassenheit der wolligen Wanderpartner<br />

anstecken lassen wollen oder<br />

tierlieben Naturfans, die die Schönheit der<br />

Fauna und Flora zu schätzen wissen. Sie<br />

alle gehen während den rund zweistündigen<br />

Wanderungen durch die „Gächinger Toskana“<br />

nicht nur mit den Alpakas auf Tuchfühlung,<br />

sondern auch mit der Landschaft,<br />

durch die sie entschleunigt Lustwandeln.<br />

„Das ist Biosphäre für mich“, sagt Kerstin<br />

Lamparter, schaut sich um und zeigt auf<br />

Wacholderheiden, auf bunt blühende Wiesen<br />

und seltene Orchideenarten. Hier aufgewachsen,<br />

bezeichnet sie sich selbst als<br />

Kind der <strong>Alb</strong>. Und als solches, steuert sie<br />

während den gemeinsamen Touren nicht<br />

nur Wissenswertes über ihre tierischen Begleiter<br />

bei, sondern auch über ihre Heimat<br />

samt Bewohner. Sie weiß: „Meine Gäste<br />

wollen Geschichten drumherum. Was ist<br />

die <strong>Alb</strong>, was macht sie aus? Was macht<br />

man hier?“ Als Tochter eines St. Johanner<br />

Schäfers, die auch auf politischer Bühne<br />

die Fahne des Biosphärengebiets hochhält,<br />

finden sie in Kerstin Lamparter eine profunde<br />

Kennerin.<br />

Eine Kennerin ihrer Heimat, mit einem<br />

Faible für die flauschigen Verwandten der<br />

Lamas. Der ursprüngliche Lebensraum<br />

der Schwielensohler sind die südamerikanischen<br />

Anden. Aber auch hier, auf den<br />

Ihre gelassene Aura ist Taktgeber während den gemeinsamen Trekking-Touren über<br />

die <strong>Alb</strong><br />

Höhen der <strong>Alb</strong>, fühlen sich Clara und Maya<br />

sichtlich wohl. Sie leben in den warmen<br />

Monaten zusammen mit den Schafen des<br />

Vaters auf der Gächinger Weide. Dort, am<br />

Schafstall, startet nach einer kurzen Einführung,<br />

das Erlebnis-Trekking. Und hier endet<br />

es auch. Freilich nicht ohne einem albtypischen<br />

Abschluss. Am Ende einer jeder<br />

Wanderung, sind die Gäste zum hemdsärmeligen,<br />

schwäbischen Vesper eingeladen.<br />

Der Abschluss eines Tages, der wie der<br />

Blick in die runden, schwarzen Kulleraugen<br />

der sanften Wanderbegleiter einlädt, einzutauchen,<br />

abzutauchen und den Rest zu<br />

vergessen. So werden Schwärmer geboren.<br />

Fragen Sie Kerstin Lamparter.<br />

Text & Fotografie: Simon Wagner<br />

Alpaka-Erlebnis<br />

Familie Lamparter<br />

Informationen<br />

Alte Steige 8<br />

72813 St. Johann – Gächingen<br />

Telefon: 07122/825528<br />

www.alpaka-erlebnis.de<br />

17


Woisch au no, do semmer gsessa…..<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

Auf Expedition in die Vergangenheit im alten Bleichstetter Schulhaus<br />

Hohe, lichte Räume mit großen Fenstern sind es und mit einer anheimelnd wirkenden Holzvertäfelung in dezentem Grau<br />

rings entlang der Wände. Auf dem Dach befindet sich ein Glockentürmchen mit einer Uhr, die noch geht, aber nicht<br />

mehr schlägt. Neben der Tür im Klassenzimmer gibt es immer noch den Klingelknopf, mit dem der Lehrer seinerzeit<br />

eigenhändig die Pause einläutete. Leicht eingestaubt, aber intakt stehen in den Schränken, die – wie damals üblich – in<br />

die Wand eingelassen sind, die Xylophone, Trommeln und Glockenspiele, als warteten sie nur darauf, dass wieder jemand<br />

den Schlegel in die Hand nehmen und sie zum Klingen bringen möge.<br />

In den Lehrmittelräumen finden sich noch<br />

die Setzkästen mit den Bleilettern der<br />

Schuldruckerei, die Rechenstäbe und<br />

ganze Stapel unbenutzter Schulhefte<br />

aus späteren Schuljahrzehnten. Nur die<br />

Wandtafeln hat man von ihrem ursprünglichen<br />

Platz weg und in irgendwelche Nischen<br />

gerückt, wo sie etwas ratlos herumstehen,<br />

als wüssten sie selbst nicht, was<br />

sie hier eigentlich sollten. Wem in alte,<br />

aufgegebene, leer stehende Schulhäuser<br />

Einlass gewährt wird, der begegnet seiner<br />

eigenen Kindheit wieder. Unwillkürlich<br />

verlangsamt er seinen Schritt, drosselt<br />

beim Sprechen die Lautstärke seiner<br />

Stimme, setzt die Füße leiser auf, als er<br />

es sonst tun würde und hält womöglich<br />

sogar ein wenig den Atem an. Ist es die<br />

Ehrfurcht vor den alten Räumlichkeiten,<br />

die einen dazu nötigt? Sind es die alten<br />

Geschichten, die noch in der Luft hängen<br />

und die wir alle, die wir einmal eine Schule<br />

besucht haben, mehr oder weniger miteinander<br />

gemeinsam haben? Oder ist es<br />

vielleicht, weil man seiner ureigensten,<br />

unverdorbenen Vergangenheit noch einmal<br />

rückblickend begegnet? Und weil<br />

man weiß, dass sie nicht mehr zurückkehrt?<br />

Anzeige_Stoß_<strong>Alb</strong><strong>Magazin</strong>:Layout 1 17.03.2014 7:25 Uhr Seite 1<br />

Unsere Backwarenspezialitäten wie Bauernbrot,<br />

Seelen, Brezeln, Hefezopf werden mit regionalem<br />

<strong>Alb</strong>kornmehl hergestellt.<br />

Zu unserem Kundenservice<br />

gehört der mobile Verkauf in<br />

Bleichstetten, Gächingen,<br />

Lonsingen und Sirchingen.<br />

Acht Jahrgänge in einem Raum<br />

1927 erbaut, 2011 aufgegeben und<br />

seither einer ungewissen zukünftigen<br />

Bestimmung harrend, atmet auch das<br />

alte Schulhaus von St. Johann-Bleichstetten<br />

alte Schulgeschichten aus acht<br />

Jahrzehnten. Zwei Klassenzimmer hatte<br />

es, weiterhin einen Werk- und einen<br />

Hauswirtschaftsraum, eine Lehrerwohnung<br />

im Obergeschoss und ein beheiztes<br />

Badebecken im Untergeschoss, wohin<br />

alle acht Tage einmal die älteren Leute<br />

kamen, um – streng getrennt nach Geschlechtern<br />

– ihr wöchentliches Bad zu<br />

nehmen. Wäre es nach dem Architekten<br />

Elsäßer und dessen ursprünglichen Plänen<br />

gegangen, hätte es auch eine Turnhalle<br />

und eine zweite Lehrerwohnung<br />

bekommen sollen, jedoch drängten die<br />

Behörden nach Vorlage der Kostenvoranschläge<br />

eiligst auf deutliche Reduzierung<br />

des Bauvorhabens und so fiel das<br />

Schulhaus kleiner und bescheidener aus<br />

als angedacht. Ein Umstand, der der Atmosphäre,<br />

die in diesen Räumlichkeiten<br />

herrscht, jedoch keinerlei Abbruch tut.<br />

In eindrücklichen Bildern erzählen sie<br />

auf ihre ganz eigene Weise von den „guten<br />

alten Schul-Zeiten“. Zeiten, in denen<br />

acht Jahrgänge in einem einzigen<br />

Klassenzimmer beisammensaßen und<br />

Zeiten, in denen die Schüler noch aus<br />

der Nachbargemeinde Ohnastetten herbeigebracht<br />

wurden, damit die Klassen<br />

überhaupt voll wurden. Zeiten, in denen<br />

in Kellerräumen auf einem einzigen Herd<br />

mit vierzig und mehr Schülern gekocht<br />

und oben im Klassenzimmer mit Holzperlen<br />

an der Rechenmaschine gerechnet<br />

wurde. In denen „Turnen“ bei gutem<br />

Wetter im Freien und bei schlechtem<br />

Wetter gar nicht stattfand, Memorieren<br />

und Schönschreiben „ordentliche“ Schulfächer<br />

waren und großformatige Schautafeln<br />

Nutzpflanzen in Feld und Garten<br />

samt deren Schädlinge abbildeten. Von<br />

Zeiten, in denen in Sütterlin-Schrift<br />

„Versäumnislisten für Volks- und Mittelschüler“<br />

geführt wurden und Laubsägearbeiten<br />

ebenso auf der Tagesordnung<br />

standen wie Waschen, Bügeln, Nähen<br />

Bäckerei Wilhelm Stoß<br />

72813 St. Johann-Upfingen<br />

Uracher Straße 32<br />

Telefon 0 71 22/8 22 70<br />

Fax 0 71 22/8 22 72<br />

Auch wenn sie nicht mehr schlägt: Noch immer geht die Uhr des Glockenturms am Bleichstetter Schulhaus.<br />

und Einmachen. Von Zeiten, in denen<br />

mit schmerzhaft schrillem Quietschen<br />

Griffel über Schiefertafeln schabten und<br />

von Zeiten, in denen nach modernen Erkenntnissen<br />

jahrgangsübergreifend gearbeitet<br />

wurde. Vergilbt, aber komplett<br />

und in gestochener Handschrift geführt<br />

ruhen die genannten Versäumnislisten<br />

nebst Unterrichtstagebüchern und Zeugnislisten<br />

vergangener Jahrzehnte noch<br />

in den Regalen der Lehrmittelräume im<br />

Keller des Schulhauses. Daneben das<br />

Gestell mit den ordentlich nebeneinander<br />

aufgereihten Schautafeln, die die<br />

Fresswerkzeuge der Bienen ebenso wie<br />

die Schlangen der heimischen Wälder<br />

anschaulich abbilden und in altertümlichen<br />

Worten den Schülern nahezubringen<br />

versuchten. All diese Materialien<br />

einschließlich der eingangs erwähnten<br />

Orffschen Instrumente gingen nach Auflösung<br />

der kleinen Bleichstetter Schule<br />

in den Besitz der Grundschule St. Johann<br />

Würtingen über, ruhen aber bislang noch<br />

an ihrem bisherigen Platz. Utensilien und<br />

Dokumente von musealem Wert. Eigentlich<br />

gehören sie in einem Schulmuseum<br />

ausgestellt<br />

Gemeindebad im Handarbeitsraum<br />

Und schließlich dann im Handarbeitsraum<br />

das zubetonierte graue eingeebnete<br />

Rechteck, vier Meter lang, zwei<br />

Meter breit, in dem in den anfänglichen<br />

Jahrzehnten der Schulhausgeschichte<br />

etwa hüfthoch im Wasser stehend die<br />

älteren Bewohner der Gemeinde ihrer<br />

Körperpflege frönten. Siegfried Unruh,<br />

Ortsvorsteher der kleinen St. Johanner<br />

Gemeinde und Hüter des Schulschlüssels,<br />

war in den späten Fünfziger- und<br />

frühen Sechzigerjahren selbst Schüler an<br />

dieser Schule. Etwa 500 Einwohner hatte<br />

der Ort damals. Zusammen mit Schülern<br />

aller vier Grundschulklassen saß er in<br />

einem Raum. Vierzig und mehr Schüler,<br />

zusammen die „Unterklasse“ genannt,<br />

lernten bei Lehrer Franz Laudage damals<br />

Lesen, Rechnen, Singen, Schreiben, Memorieren<br />

und andere wichtige Dinge.<br />

Auf die Frage, wie es mit der Disziplin<br />

gewesen sei, antwortet Siegfried Unruh<br />

lakonisch, diese „habe geherrscht, sonst<br />

hätte es eins drauf gegeben“, auf die<br />

Frage, wie das zugegangen sei mit vier<br />

verschiedenen Schwierigkeitsstufen von<br />

Unterrichtsstoff in einem Raum, entgegnet<br />

er, dass da oft auch alle gemeinsam<br />

dasselbe gemacht hätten. Siegfried Unruh,<br />

dessen Elternhaus unmittelbar neben<br />

der Schule stand, konnte sich selbst<br />

keine Dummheiten erlauben. Jeder seiner<br />

zwischen Schulgebäude und Elternhaus<br />

stattfindenden Schritte konnte vom<br />

heimischen Wohnzimmerfenster aus<br />

beobachtet werden. Ein Umstand, der<br />

18 19


Woisch au no, do semmer gsessa…..<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

Erbaut anno domini 1927: Das Schulhaus von Bleichstetten.<br />

zu Zeiten, als schulischen Bestrafungen<br />

die häuslichen umso drakonischer auf<br />

dem Fuße folgten, nicht unbedingt als<br />

ein Standortvorteil empfunden werden<br />

konnte.<br />

Besuch der Ehemaligen<br />

Einmal, vor einigen Jahren, unternahm<br />

Ortsvorsteher Unruh mit einer ehemaligen<br />

Jahrgangsklasse, deren „Schüler“<br />

zu mehr als der Hälfte an anderen Orten<br />

wohnhaft sind, eine Ortsbegehung,<br />

bei der auch eine Besichtigung des leer<br />

stehenden Schulhauses auf dem Programm<br />

stand. Für viele, die dabei waren,<br />

sei dies ein Schlüsselerlebnis gewesen,<br />

denn sie hätten seit ihrer Schulzeit das<br />

Schulgebäude nicht mehr von innen gesehen.<br />

Sofort wieder wie zu Hause, seien<br />

sie ganz lebhaft geworden und die Ausrufe<br />

seien nur so hin und her geflogen.<br />

„Woisch au no“, habe es geheißen, „do<br />

semmer gsessa!“ – „Ha jo, ond do hot dr<br />

Laudage ämmol sein Kittl nohghengt!“ Er<br />

empfindet es als ein Geschenk, wenn in<br />

späteren Jahren diese Gelegenheit noch<br />

einmal kommt.<br />

Mögen die ersten Schüler, die die Bleichstetter<br />

Schule in ihren Anfangsjahren<br />

besuchten, heute die Neunzig bereits<br />

überschritten haben, so dürften die letzten<br />

gerade mal zehn oder elf Jahre alt<br />

sein. Denn in den letzten 13 Jahren ihrer<br />

Existenz beherbergte die kleine Schule<br />

nur noch Erst- und Zweitklässler. Ursula<br />

Klotz war Lehrerin und Schulleiterin in<br />

Personalunion. Sie berichtet, die meiste<br />

Zeit seien die Schüler in jahrgangsübergreifenden<br />

Klassen geführt worden.<br />

Im vergangenen Jahr nun hat sich für<br />

eines der beiden Klassenzimmer eine<br />

neue Nutzung finden lassen, indem die<br />

Gemeindebücherei von Bleichstetten<br />

dort eingezogen ist. Was aus dem zweiten,<br />

derzeit als Abstellraum genutzten<br />

Raum indes einmal werden soll, ist derzeit<br />

noch nicht geklärt. Die Sonne indes,<br />

die durch die hohen Fenster in den Raum<br />

herein flutet, scheint dieser Zustand<br />

nicht zu stören. Ungeachtet dessen, ob<br />

sie von jemandem gesehen werden oder<br />

nicht, malt sie ihre warmen Lichtmuster<br />

auf das honiggelbe Parkett, spielt mit<br />

Gardinen, Wandvertäfelungen und dem<br />

noch dastehenden Mobiliar. Nur Kinderköpfe<br />

kann sie mit ihrem Strahlen<br />

heute nicht mehr in Licht tauchen. Aber<br />

wer weiß, vielleicht ändert sich auch das<br />

eines Tages wieder?<br />

Text: Petra Zwerenz<br />

17994FS1411<br />

Heute schon erfrischt?<br />

Rübteileweg 4<br />

www.holzbau-werner.de<br />

72574 Bad Urach-Hengen info@holzbau-werner.de<br />

Tel.: 07382 - 269 Fax: 07382 - 5475<br />

20<br />

21


Metzgerei Failenschmid – Gächingen<br />

Anzeige – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

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Stabilo-Fachmarkt Münsingen<br />

Der alte Weg ist der neue Weg<br />

In Gächingen stellt Ludwig Failenschmid Metzgerspezialitäten in Premiumqualität her. Dabei setzt er auf regionale Zutaten,<br />

warf unnötige Zusatzstoffe über Bord und studierte alte Rezeptbücher. Statt Geschmacksverstärker, findet sich in<br />

seinen rund 150 Wurstsorten traditionelles Handwerk.<br />

Kreativität, Sorgfalt und die Rückbesinnung auf traditionelle Handwerkskunst, machen den Gächinger Ludwig<br />

Failenschmid zu einem der besten Metzger Deutschlands<br />

Die Geschichte der Gächinger Metzgerei<br />

geht zurück bis ins Jahr 1740. Damals<br />

wurde der Handwerksbetrieb erstmals erwähnt.<br />

Wenn der heutige Chef des Hauses,<br />

Ludwig Failenschmid also sagt, er fühle<br />

sich der Tradition des Hauses verpflichtet,<br />

dann hat das Gewicht.<br />

1990 übernahm der heute 53-Jährige die<br />

Leitung den Traditionsbetriebs. Seit dem<br />

tut er sich immer wieder mit ebenso innovativen,<br />

wie herausragenden Erzeugnissen<br />

hervor. Die Zeitschriften „Feinschmecker“<br />

und „Stern“ kürten die Metzgerei zu einer<br />

der besten Deutschlands.<br />

Purer Geschmack ohne Zusätze<br />

„Ich möchte Top-Qualität auf höchstem<br />

Niveau“, sagt Ludwig Failenschmid. Und<br />

schiebt erklärend nach: „Mit den geringst<br />

möglichsten Zusatzstoffen.“ Damit beschreibt<br />

er nicht nur die Intention der<br />

Metzgerei mit rund 140 Mitarbeitern, sondern<br />

auch einen Weg, den er bereits vor<br />

zehn Jahren einschlug. Gluten, Laktose,<br />

Geschmacksverstärker: All das verbannte<br />

Ludwig Failenschmid kompromisslos aus<br />

seinen Rezepturen. Stattdessen verarbeitet<br />

er neben überwiegend selbst geschlachteten<br />

Tieren aus der Region, hauseigene<br />

Gewürzmischungen in Bioqualität.<br />

Failenschmid folgt damit keiner Mode, sondern<br />

es ist für ihn eine Rückkehr: „Als ich<br />

22<br />

jung war, war Regionalität der Normalfall“,<br />

begründet er. Er will also zurück zu Normal.<br />

Er will seinem Handwerk mit Qualität<br />

wieder zur Ehre gereichen. Er trauert dem<br />

Anspruch nach, den viele seiner Kollegen<br />

mittlerweile eingetauscht haben – mit dem<br />

Rechenschieber und mit dem Zeitgeist. Die<br />

Metzgerei Failenschmid zählt zu den 2000<br />

verbliebenen Betrieben in Deutschland,<br />

die noch selbst schlachten.<br />

Bequem oder billig ist der Weg nicht, den<br />

Ludwig Failenschmid einschlug. So traditionell<br />

seine Grundsätze sind, so modern<br />

ausgestattet ist heute sein Betrieb. Er investierte<br />

seit 1990 rund fünf Millionen<br />

Euro, krempelte Arbeitsabläufe um und<br />

musste sich auch selbst wieder auf den<br />

Hosenboden setzen. Auf dem Lehrplan:<br />

das verlorene Wissen seiner Ahnen. Statt<br />

die Packungsbeilagen der industriellen Zusatzstoffe<br />

zu lesen, studierte er alte Rezepturen<br />

und experimentierte mit Gewürzen<br />

und Kräutern. Ein mühsamer Prozess, der<br />

am Ende aber zum Erfolg führte: „Das ist<br />

eine ganz andere Geschmackswelt“, sagt<br />

der 53-Jährige heute stolz.<br />

Partner von Slow-Food<br />

Eine Geschmackswelt in der nicht nur der<br />

<strong>Alb</strong>-Büffel eine Rolle spielt, sondern auch<br />

sein neuester Clou, das <strong>Alb</strong>linsenschwein.<br />

Von Bio-Landwirten wird es gefüttert mit<br />

eiweisreichem Linsenbruch. Ihm ist dreimal<br />

so viel Lebenszeit gegönnt als seinen<br />

Artgenossen. Ist es aber dann doch<br />

zu Schinken verarbeitet, so hängt der zur<br />

Lufttrockung 14 Monate in den Gächinger<br />

Kühlkammern. Auch das ist eine Zutat,<br />

die sich von industriell hergestellten Produkten<br />

unterscheidet und die man schmeckt:<br />

Zeit. Nicht zufällig ist Failenschmid<br />

Partner von Slow-Food.<br />

Eiserne Grundsätze, die der streitbare<br />

Metzger, wenn es denn sein muss, auch<br />

gegenüber Behörden verteidigt. Sie, so<br />

klagt er, machen ihm das Leben mitunter<br />

schwer. Doch von seinem Ziel, Regionalität<br />

und sorgfältiges Handwerk zu leben, will er<br />

sich nicht abbringen lassen – und schmiedet<br />

Zukunftspläne: Auch das Nitritpökelsalz<br />

soll künftig von seinen Zutatenlisten<br />

weichen. Wie das geht, dieses Geheimnis<br />

will ihm ein Metzgermeister aus Schwenningen<br />

anvertrauen. Er hat Ludwig Failenschmid<br />

als Bruder im Geiste erkannt.<br />

In ihm, so weiß er, lebt das traditionelle<br />

Metzger-Handwerk fort. Es findet über<br />

den Online-Shop bundesweit Verbreitung,<br />

vor allem aber über die fünf Filialen in der<br />

Region. 2016 soll eine weitere hinzukommen.<br />

Im Hengstenberg-Areal in Esslingen.<br />

Text & Fotografie: Simon Wagner<br />

Informationen<br />

Failenschmid GmbH<br />

Parkstrasse 2<br />

72813 St. Johann-Gächingen<br />

Telefon: 07122/8287-0<br />

Fax: 07122/8287-11<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montags bis Dienstags<br />

und Donnerstags bis Samstags<br />

jeweils 07:00 – 18:00 Uhr<br />

Mittwoch ist Ruhetag<br />

www.failenschmid.de<br />

Spezialist für Haus, Hof und Garten<br />

Seit dem Jahr 1978 hat sich Stabilo, damals noch Stabilo Landtechnik, als Fachmarkt für den Bedarf in Haus und Hof,<br />

Garten und Freizeit in Münsingen einen Namen gemacht und als erste Adresse für Handwerker und Heimwerker fest<br />

etabliert. Seit März wartet der Fachmarkt in der Graf-Zeppelin-Straße im Münsinger Gewerbegebiet mit einem Neubau<br />

mit 6000 Quadratmetern Grundfläche und einem erheblich erweiterten Sortiment auf.<br />

Geschulte Fachleute kümmern sich um die Wünsche der Kunden<br />

Verglichen mit heutigen Vorstellungen von<br />

einem Baumarkt war der Stabilo-Fachmarkt,<br />

der im Jahr 1978 in der Dottinger Straße in<br />

Münsingen eröffnete, recht bescheiden. Gerade<br />

einmal 600 Quadratmeter Fläche maß<br />

der Laden damals, und doch hielt er alles<br />

bereit, was Handwerker und Landwirte an<br />

Werkzeugen und Material benötigten. Der<br />

Zuspruch der Kunden wuchs mit den Jahren,<br />

ebenso ihre Ansprüche an die Präsentationsfläche<br />

wie auch die Sortimentsvielfalt. So zog<br />

der Markt im Jahr 1992 in die Lerchenfeldstraße<br />

um. Im Jahr 2012 schließlich bot sich<br />

die Gelegenheit, in der Graf-Zeppelin-Straße<br />

im Münsinger Gewerbegebiet ein Grundstück<br />

von 18 000 Quadratmetern Fläche zu erwerben.<br />

Zwei Jahre lang wurde an dem Neubau<br />

mit 6000 Quadratmetern Verkaufsfläche gearbeitet,<br />

im März schließlich wurde die Neueröffnung<br />

des Fachmarkts gefeiert.<br />

Neues und Bewährtes<br />

„Mit dem Neubau haben wir die Möglichkeit,<br />

unseren Kunden unser Stammsortiment<br />

von mehr als 110 000 Artikeln ansprechend<br />

und angemessen zu präsentieren“, sagt der<br />

Filialleiter Andreas Link. Erfreulich sei, dass<br />

fest am Altbewährten wie etwa am landwirtschaftlichen<br />

Bedarf festgehalten wurde. Zusätzlich<br />

zu den Angeboten aus den Bereichen<br />

Handwerk und Heimwerken, Haus und Hof,<br />

kam mit dem Neubau noch ein Pflanzen- und<br />

Gartenfachmarkt mit 400 Quadratmetern Außenfläche<br />

hinzu. Eine Leuchtenabteilung mit<br />

Beleuchtungskörpern für Innen und Außen, in<br />

der auch Wert auf zeitgemäße und innovative<br />

Lösungen für das Energiesparen gelegt wird,<br />

ein Farben-Mischzentrum für Profis wie auch<br />

den Heimwerker sowie ein Holzzuschnitt-Service,<br />

bei dem von der einfachen Latte bis zur<br />

Arbeitsplatte Kundenwünsche erfüllt werden<br />

können, stehen bereit.<br />

Eine eigene Fachabteilung lässt Gärtnerherzen höher schlagen<br />

Bekenntnis zum Standort<br />

Daneben hat Stabilo nun auch ausreichend<br />

Platz für die Wartung und die Reparatur von<br />

Kleingeräten für Hobbygärtner und Landwirte.<br />

Beim Fachmarkt stehen 130 Kundenparkplätze<br />

zur Verfügung. Ein angeschlossener<br />

Reifenservice und ein Tagescafé von<br />

Becka-Beck mit 40 Plätzen und Mittagstisch<br />

runden das Angebot bei Stabilo ab. Die bisherigen<br />

Geschäftsräume in der Lerchenfeldstraße<br />

werden überdies beibehalten. Sie werden<br />

als Lager und für den Online-Handel genutzt.<br />

„Unsere Entscheidung, neu und viel größer<br />

zu bauen, ist auch ein klares Bekenntnis zum<br />

Standort. Wir wollen damit das Mittelzentrum<br />

Münsingen stärken“, erklärt Andreas Link.<br />

Dies wird auch an der Zahl der Beschäftigten<br />

deutlich. Die wurde nämlich mit dem Umzug<br />

in das neue Gebäude um acht erweitert. Mittlerweile<br />

kümmern sich 27 Fachkräfte um die<br />

Wünsche der Kunden. „Das zeichnet uns<br />

eben auch als Fachmarkt aus, dass unsere<br />

Kunden von geschulten und laufend fortgebildeten<br />

Mitarbeitern die Fachberatung erhalten,<br />

die ihnen auch wirklich bei ihren Anliegen<br />

weiterhilft“, betont Link.<br />

Text: Peter Stotz<br />

Informationen<br />

Stabilo Fachmarkt GmbH<br />

Graf-Zeppelin-Straße 16<br />

72525 Münsingen<br />

Telefon: 07381/2071<br />

muensingen@stabilo-gmbh.de<br />

Öffnungszeiten<br />

Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr<br />

Samstag 8 bis 16 Uhr<br />

23


Artenportrait Sperlingskauz<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

Ornithologische Rarität auf der <strong>Alb</strong> - der Sperlingskauz<br />

Einen „Spauz“ in freier Wildbahn zu sehen, seinen melodischen, tonleiterartigen Balzrufen zu lauschen, gehört zu den<br />

außergewöhnlichsten Erlebnissen, die Vogelfreunden auf der <strong>Alb</strong> beschieden werden können. Lassen Sie sich verzaubern<br />

von den Bildern der kleinsten Eule Mitteleuropas.<br />

Voll entwickeltes Jungtier am Tag des Ausfliegens<br />

Wichtiger Erbauer der Nisthöhle und Vormieter – der<br />

Buntspecht<br />

Ebenso schön wie selten - ausgewachsener Sperlingskauz<br />

Der Winzling unter den Eulen<br />

Nur knapp so groß wie ein Star, bringt ein<br />

Sperlingskauz-Weibchen nicht einmal 100<br />

Gramm auf die Waage, das zierlichere<br />

Männchen wiegt gerade mal um die 60<br />

Gramm. Trotz ihres Fliegengewichts sind<br />

die 16 bis 18 Zentimeter kleinen Käuze<br />

höchst erfolgreiche Jäger. Je nach saisonalem<br />

Nahrungsangebot besteht ihre<br />

Nahrung zu einem Drittel bis zur Hälfte aus<br />

Kleinvögeln, nicht selten annähernd so<br />

groß wie die Eule selbst, und ansonsten ernähren<br />

sie sich überwiegend von Mäusen<br />

und anderen kleinen Nagern.<br />

Unterschutzstellung von Höhlenbäumen<br />

trägt Früchte<br />

Zunächst einmal muss man wissen, dass<br />

sich die höhlenbrütenden Eulen nicht<br />

selbst eine Höhle zimmern können. Vielmehr<br />

fungieren sie als Nachmieter des<br />

Buntspechts. Sie sind also darauf angewiesen,<br />

verlassene und noch intakte<br />

Buntspecht-Höhlen zu finden. Fallen Höhlenbäume<br />

der Motorsäge zum Opfer, wird<br />

den Tieren ihre Brutstätte entzogen. Da<br />

Buntspechte auf der <strong>Alb</strong> ihre Höhlen bevorzugt<br />

in geschwächte oder dürre Bäume<br />

schlagen, spielt wiederum die Totholzquote<br />

im Wald eine entscheidende Rolle. Die<br />

Winterstürme der Jahre 1990 und 1999,<br />

Wiebke und Lothar, haben in den badenwürttembergischen<br />

Mittelgebirgen für außergewöhnlich<br />

viel stehendes Totholz und<br />

demzufolge für ein reiches Höhlenangebot<br />

gesorgt. Begünstigt durch diese Entwicklung,<br />

konnte sich die Sperlingskauzpopulation<br />

vom Schwarzwald aus auf die Schwäbische<br />

<strong>Alb</strong> ausbreiten, wo heute geschätzte<br />

zehn bis zwölf Brutpaare leben. Angesiedelt<br />

haben sich die seltenen Kleineulen in<br />

Waldgebieten, wo naturbegeisterte Förster<br />

abgestorbene Fichten, in denen sich Buntspechthöhlen<br />

befinden, bewusst stehen<br />

ließen. In die gleiche Richtung zielen das<br />

Schwarzspechthöhlenbaumschutzprojekt<br />

im Biosphärengebiet von PLENUM sowie<br />

das Alt- und Totholzkonzept des Forsts<br />

Baden-Württemberg.<br />

Jahresvogel mit schlauen Strategien für eisige<br />

Mittelgebirgswinter<br />

Im Moment befindet sich das von mir beobachtete<br />

Spauz-Paar mitten in der anstrengenden<br />

Jungen-Aufzucht. In der Regel<br />

besteht ein Gelege aus 4 bis 8 Eiern. Während<br />

der beiden Hauptaktivitätsphasen,<br />

die sich auf die frühen Morgenstunden sowie<br />

die Zeit der Abenddämmerung bis zum<br />

Erlöschen des letzten Tageslichts erstrecken,<br />

jagt das Männchen mit Hochdruck,<br />

wobei es Nahrungsdepots in Astgabeln<br />

oder Höhlen anlegt. Aus diesen werden<br />

dann in kurzen Zeitabständen tote Beutetiere<br />

geholt und dem Weibchen, das zu<br />

diesem Zweck kurz die Bruthöhle verlässt,<br />

zum Verfüttern an die Jungen übergeben.<br />

Wenn die Jungen fast flügge sind und zunehmend<br />

mehr Nahrung vertilgen, gehen<br />

beide Alttiere auf Beutefang. Jungtiere, die<br />

kurz vor dem Ausfliegen sind, schauen des<br />

Öfteren hungrig aus den Höhlen heraus<br />

und werden schließlich dort nicht mehr gefüttert,<br />

sondern vom Weibchen mit Lockrufen<br />

sowie mit in Sichtweite dargebotener<br />

Nahrung zum Ausfliegen animiert. Das Beobachten<br />

dieser Szenerie gehört für mich<br />

zweifellos zu den erhebendsten und glücklichsten<br />

Momenten der Spauz-Beobachtung.<br />

Zahlreiche Bruten fallen nämlich vor<br />

dem Flüggewerden Baum-Mardern oder<br />

auch hungrigen Eichhörnchen zum Opfer.<br />

Der ausgeflogene Nachwuchs wird noch<br />

rund zwei Wochen lang von beiden Eltern<br />

versorgt; danach verlassen die Weibchen<br />

ihre Familien, um sich wegen der starken<br />

Beanspruchung ihres Gefieders während<br />

des Brutgeschäfts zu mausern. Die Jungen<br />

werden danach noch vom Männchen drei<br />

bis vier Wochen lang geführt und versorgt.<br />

Doch schon ungefähr 10 Tage nach dem<br />

Ausfliegen beginnt für die jungen Eulen<br />

eine Zeit des Erkundens, des spielerischen<br />

Trainings ihrer Flug- und Jagdfähigkeiten.<br />

Drei oder vier neugierige, verspielte Youngster<br />

beim Erkunden ihrer Umgebung in<br />

Bodennähe zu beobachten, ist sicher der<br />

Traum eines jeden Naturfreunds. Diese<br />

nordische Eulenart ist Menschen gegenüber<br />

nämlich keineswegs scheu, wenn<br />

man sich still und bedächtig verhält.<br />

Für den eisigen Mittelgebirgswinter wenden<br />

die beiden auf der <strong>Alb</strong> heimischen<br />

Kleineulenarten, Rauhfuß- und Sperlingskauz,<br />

eine meines Wissens nach in der Vogelwelt<br />

einzigartige Strategie an, nämlich<br />

das Auftauen gefrorener Beutetiere, die<br />

aus dem zuvor beschriebenen Nahrungsdepot<br />

geholt werden. Der beinhart gefrorene<br />

Vogel (oder die Maus) wird so lange<br />

bewegungslos im Brustgefieder gehudert<br />

bis das Fleisch aufgetaut und für die Eule<br />

genießbar ist. Hut ab vor so viel evolutionärem<br />

Know-How!<br />

Text & Fotografie: Eva-Maria Pulvermüller<br />

24<br />

25


Veranstaltungskalender<br />

Anzeige_hoch_<strong>Alb</strong><strong>Magazin</strong>:Anzeige Gewerbeschau 05.11.2013 16:09 Uhr Seite 1<br />

<strong>Alb</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

as<br />

Das<br />

eperonirot<br />

Pvon Leibfarth & Schwarz.<br />

Juli<br />

Sa. 11.07.<strong>2015</strong> – So. 12.07.<strong>2015</strong><br />

Backhaushock<br />

Lonsinger Vereine, Backhaus Lonsingen<br />

So. 12.07.<strong>2015</strong><br />

3. Vereins-Boule-Meisterschaft<br />

SV Sirchingen, Sportplatz Steige<br />

Sa. 18.07.<strong>2015</strong> – So. 19.07.<strong>2015</strong><br />

Sportfest / 90-jähriges Jubiläum<br />

Sportverein Bleichstetten,<br />

Sportplatz Bleichstetten<br />

Gute Unterhaltung,<br />

Spaß und neue Denkanstöße<br />

wünscht Ihre<br />

Volksbank Metzingen - Bad Urach eG<br />

Sa. 18.07.<strong>2015</strong><br />

10 Jahre Seenachtsfest<br />

Sportverein Gomadingen,<br />

Gomadinger See<br />

Sa. 21.08.<strong>2015</strong> – So. 22.08.<strong>2015</strong><br />

Genussmarkt am Lagerhaus an der <strong>Lauter</strong><br />

Lagerhaus an der <strong>Lauter</strong><br />

So. 30.08.<strong>2015</strong><br />

Schlachtplattenessen<br />

Freiwillige Feuerwehr Sirchingen<br />

Rückblick – Gewerbeschau in St. Johann Sa. 13.06.<strong>2015</strong> – So. 14.06.<strong>2015</strong> | Fotografie: Thomas Blank<br />

So. 13.09.<strong>2015</strong><br />

3. Upfinger Spielplatzfest<br />

Spielplatzfreunde Upfingen,<br />

Spielplatz Upfingen<br />

Do. 24.09.<strong>2015</strong> – So. 27.09.<strong>2015</strong><br />

XL Sternberg-Tennis-Turnier <strong>2015</strong><br />

(Ersatztermin)<br />

Tennisvereinn Gomadingen, Tennisanlage<br />

Mi. 14.10.<strong>2015</strong><br />

Kinderuni<br />

Haupt- und Landgestüt Marbach,<br />

Große Reithalle<br />

Kompromisslos gut.<br />

Punkt für Punkt.<br />

Leibfarth &Schwarz<br />

die Druckerei<br />

Rosenweg 7<br />

72581 Dettingen/Erms<br />

Fon: 0 71 23/97 85-0<br />

Fax: 0 71 23/97 85-85<br />

technik@leibfarth-schwarz.de<br />

www.leibfahrt-schwarz.de<br />

So. 19.07.<strong>2015</strong>, 17:00 und 20:00 Uhr<br />

Konzertmeditation mit Pater Anselm Grün<br />

und dem Flötisten Hans-Jürgen Hufeisen<br />

Evangelische Kirchengemeinde Dapfen,<br />

Martinskirche Dapfen<br />

So. 26.07.<strong>2015</strong><br />

Schäferlauf in Bad Urach<br />

August<br />

Sa. 01.08.<strong>2015</strong> – So. 02.08.<strong>2015</strong><br />

Dorfhock mit Festzeltgottesdienst<br />

Würtinger Vereine und Ev. Kirchengemeinde<br />

Würtingen, Dorfmitte Würtingen<br />

Mi. 05.08.<strong>2015</strong> – So. 09.08.<strong>2015</strong><br />

Festival des Dressurpferdes<br />

Haupt- und Landgestüt Marbach, Arena<br />

Sa. 08.08.<strong>2015</strong> – So. 09.08.<strong>2015</strong><br />

Dorfhock<br />

Gächinger Vereine, Ortsmitte Gächingen<br />

September<br />

Do. 03.09.<strong>2015</strong> ab 15:00 Uhr<br />

Schauprogramm für Besucher<br />

Haupt- und Landgestüt Marbach,<br />

Große Reithalle<br />

So. 06.09.<strong>2015</strong><br />

Hock am Spritzenhaus<br />

Feuerwehr Abt. Gomadingen,<br />

Gerätehaus Gomadingen<br />

Mo. 07.09.<strong>2015</strong><br />

Krämermarkt<br />

Gemeinde St. Johann, Ortsmitte Gächingen<br />

Mi. 09.09.<strong>2015</strong><br />

19. Kartoffelfest<br />

Gestütshof St. Johann<br />

Fr. 18.09.<strong>2015</strong> – So. 20.09.<strong>2015</strong><br />

Schlachtfest<br />

Festgemeinschaft "Dapfener Schlachtfest",<br />

Festplatz<br />

Mi. 23.09.<strong>2015</strong><br />

Hauptprobe zur Hengstparade<br />

Haupt- und Landgestüt Marbach, Arena<br />

Impressum<br />

Herausgeber,<br />

Layout & Gestaltung:<br />

thomasblank.com gmbh<br />

Erscheinungsweise:<br />

viermal im Jahr<br />

Telefon 07026 / 601 988 0<br />

post@thomasblank.com<br />

Redaktion:<br />

Patricia Kozjek<br />

Simon Wagner<br />

Petra Zwerenz<br />

Peter Stotz<br />

Eva-Maria Pulvermüller<br />

So. 27.09.<strong>2015</strong><br />

Weinwanderung<br />

Schwäbischer <strong>Alb</strong>verein OG Upfingen /<br />

Sirchingen, Hessigheim<br />

So. 27.09.<strong>2015</strong><br />

Hengstparade<br />

Haupt- und Landgestüt Marbach, Arena<br />

Oktober<br />

Sa. 10.10.<strong>2015</strong><br />

Weinherbst<br />

Tennisverein Gomadingen, Sternberghalle<br />

So. 11.10.<strong>2015</strong><br />

Gedenkfeier<br />

Schwäbischer <strong>Alb</strong>verein Ermsgau,<br />

Hohe Warte<br />

Druck:<br />

Leibfarth & Schwarz<br />

GmbH & Co.KG<br />

72581 Dettingen/Erms<br />

Telefon 07123 / 9785-0<br />

kontakt@leibfarth-schwarz.de<br />

Fr. 16.10.<strong>2015</strong> – Mo. 19.10.<strong>2015</strong><br />

Kirbefest<br />

Musikverein und Sportverein Würtingen,<br />

Gemeindehalle Würtingen und Sportheim<br />

"Steigle" Würtingen<br />

Mo. 19.10.<strong>2015</strong><br />

Kirbemarkt<br />

Gemeinde St. Johann, Ortsmitte Würtingen<br />

November<br />

So. 08.11.<strong>2015</strong><br />

Hochzeitsmesse <strong>Alb</strong><br />

thomasblank.com gmbh,<br />

Dorfgemeinschaftshaus Sirchingen<br />

Allgemeine Hinweise:<br />

Die Inhalte wurden mit größter Sorgfalt erstellt (Stand<br />

6/<strong>2015</strong>). Wir bitten jedoch um Verständnis, dass wir für<br />

etwaige enthaltene Informationsfehler – einschließlich der<br />

angegebenen Internetlinks – keine Haftung übernehmen.<br />

Wir machen uns über die Inhalte der über die angegebenen<br />

Internetlinks erreichbaren Internetseiten Dritter nicht zu eigen.<br />

Die Angaben sollen nur den Zugriff auf weiter gehende<br />

Informationen ermöglichen. Nachdruck sowie Übernahme<br />

von Texten und Abbildungen (auch Teilen davon) nur nach<br />

vorheriger schriftlicher Zustimmung durch den Herausgeber.<br />

26<br />

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