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Albmagazin - Ausgabe Heidengraben 2/2015

Regionales Albmagazin auf der Schwäbischen Alb für die Region Heidengraben, Grabenstetten, Hülben, Erkenbrechtsweiler, Hochwang und Böhringen

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Dorfwappen Grabenstetten<br />

Alb-Magazin <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

Es wurde die Pflugschar und nicht die Keule<br />

Wie die Gemeinde Grabenstetten nach längerem Ringen 1967 doch noch zu ihrem Wappen kam<br />

„Buche, Pflugschar oder Keule, das ist<br />

hier die Frage“ – so hätte der Titel eines<br />

kleinen Büchleins lauten können, wäre<br />

die im Jahre 1967 zwischen der Archivdirektion<br />

Stuttgart und dem Grabenstetter<br />

Bürgermeister Bernd Schmid geführte<br />

Korrespondenz je in Buchform der Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht worden. Wie<br />

in den Sechzigerjahren üblich handelt es<br />

sich um schreibmaschinengeschriebene<br />

Briefe, wenn nicht gar um deren kohlepapiergeschwärzten<br />

Durchschläge, und<br />

man wundert sich aus heutiger Perspektive,<br />

wie schnell damals trotzdem Anfragen<br />

und Antwortschreiben aufeinanderfolgten,<br />

ohne dass man sich auf die<br />

Technik des Mailens oder Faxens hätte<br />

stützen können. Manchmal jagten sich<br />

die Schreiben im Wochen-, manchmal im<br />

Zweitages-Takt und noch im selben Jahr<br />

– am 14. November nämlich – war dann<br />

der Fall auch schon ausgehandelt.<br />

Gegenstand dieser Korrespondenz war<br />

die Gestaltung eines Gemeindewappens<br />

für die Ortschaft Grabenstetten, die bis<br />

dahin ohne ein solches hatte auskommen<br />

müssen. Das Führen eines Gemeindewappens<br />

steht prinzipiell jeder<br />

selbstständigen Gemeinde als Recht<br />

zu, eine Verpflichtung zum Besitz eines<br />

Wappens jedoch gibt es nicht. Dass Grabenstetten<br />

bis zu den Sechzigerjahren<br />

weder ein Wappen noch eine Fahne besaß,<br />

sei ein Zustand, der dringend geändert<br />

werden müsse, befand der sich<br />

heute im Ruhestand befindende Bürgermeister<br />

Bernd Schmid bei seinem<br />

Amtsantritt im Jahr 1967 und machte<br />

die Suche nach einem zur Gemeinde<br />

passenden Symbol zur Chefsache. Gar<br />

nicht so einfach – wie sich bald darauf<br />

herausstellen sollte. Denn ein Wappensymbol<br />

muss heraldischen (also wappenkundlichen)<br />

Regeln entsprechen,<br />

und ob es das tut, entscheidet nicht die<br />

Gemeinde alleine, sondern vor allem die<br />

Archivdirektion in Stuttgart. Diese hat in<br />

solchen Fragen sowohl eine beratende<br />

als auch eine bewilligende Funktion<br />

inne. Klarheit und Überschaubarkeit<br />

sind ein Kriterium, wonach Wappensymbole<br />

beurteilt werden, die Wahl der<br />

passenden Farben ein anderes. Darüber<br />

hinaus muss ein Gemeindewappen<br />

einen inhaltlichen Bezug zur Gemeinde<br />

haben. Und unverwechselbar soll es zu<br />

guter Letzt auch noch sein.<br />

Vorschlag Nr. 1 – eine alte Buche<br />

Prompt wurde denn auch ein erster Vorschlag<br />

abgelehnt. Die zwischen Grabenstetten<br />

und Böhringen stehende Buche,<br />

die im Jahr 1930 einem Blitzschlag zum<br />

Opfer gefallen und von da an als Siegelbild<br />

bereits drei Jahrzehnte lang verwendet<br />

worden war, lehnte die Archivdirektion<br />

ab. Begründung: Es fehle ihr<br />

an der für ein Wappensymbol erforderlichen<br />

Unverwechselbarkeit. Überdies<br />

kämen Buchen schon in zu vielen Gemeindewappen<br />

und Ortschaftsnamen<br />

vor. „Sie (die Archivdirektion) würde es<br />

begrüßen, wenn ihr die Besonderheiten<br />

mitgeteilt würden, die dem Ort in landschaftlicher,<br />

botanischer, kirchlicher,<br />

wirtschaftlicher und gewerblicher Hinsicht<br />

das Gepräge verleihen“, heißt es<br />

in deren Schreiben vom 10. April 1967.<br />

Allerdings wird gleich eingeschränkt:<br />

„Der <strong>Heidengraben</strong> lässt sich jedoch heraldisch<br />

nicht darstellen.“<br />

Vorschlag Nr. 2 – die Streitkeulen der<br />

Herren von Hofen<br />

Zur selben Zeit kommt ein Familienwappen<br />

der Herren Schwänzlein von Hofen ins<br />

Spiel, das drei gestürzte silberne Streitkolben<br />

auf rotem Grund abbildet und bei den<br />

Verantwortlichen der Archiv-direktion Stuttgart<br />

prinzipiell Zuspruch findet. Allerdings<br />

wird zu bedenken gegeben, es sei „eine<br />

andere Frage, ob dieses Wappen des ehemaligen<br />

Ortsadels bei der heutigen Bevölkerung<br />

noch Anklang findet und ob es verstanden<br />

wird“. In der Tat erwecken die drei<br />

morgenstern-ähnlichen Gebilde auf dem<br />

Wappen des alten Raubrittergeschlechts,<br />

das einst im 13. Jahrhundert von der Burg<br />

Hofen aus den Ort wie eine Besatzungsmacht<br />

beherrschte und aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach auch Abgaben eintrieb, einen<br />

reichlich martialischen Eindruck. Und so<br />

kamen auch „Schultes“ Bernd Schmid, der<br />

ein Muster desselben zur Ansicht von der<br />

Archivdirektion kommen ließ, bald darauf<br />

Bedenken ob dieser kriegerischen Symbolik<br />

und er befand, „so etwas könne man<br />

für das Gemeindewappen dann doch eher<br />

nicht gebrauchen“. Zumal darüber hinaus<br />

nicht hundertprozentig feststand, ob es da<br />

nicht doch noch Nachfahren gab, die der<br />

Gemeinde in die Quere hätten kommen<br />

können.<br />

Vorschlag Nr. 3 – Pflugschar und Ähren<br />

Unentdeckt und wahrscheinlich seit<br />

Jahrzehnten still vor sich hin schlummernd<br />

ruhte zu dem Zeitpunkt das<br />

passende Symbol aber schon in den<br />

„Tiefen“ der Gemeinderegistratur. Irgendwann<br />

in den späteren Frühlingstagen<br />

des Jahres 1967 muss es aus seinem<br />

Dornröschenschlaf erwacht sein,<br />

denn in einem Brief von Bürgermeister<br />

Schmid an die Archivdirektion vom 21.<br />

Juni heißt es: „In der Zwischenzeit wurde<br />

in der Gemeinderegistratur der Abdruck<br />

eines Flecken-Sigills vom Jahre<br />

1825, aus Grabenstetten, gefunden.<br />

Das Fleckensigill ist wie folgt bezeichnet:<br />

In der Mitte befindet sich ein schaufelartiges<br />

Gebilde. Rechts und links davon<br />

eine gebogene stehende Ähre, über<br />

dem Ganzen ist ein Pflug abgebildet. …<br />

Wir bitten um Mitteilung, ob evtl. dieses<br />

Zeichen als Wappen verwendet werden<br />

kann…“ Eine schematische Zeichnung<br />

wird dem Schreiben beigefügt.<br />

Und siehe da: Die Rückantwort aus<br />

Stuttgart ist bereits am 30. Juni da und<br />

man zeigt sich einverstanden mit dieser<br />

Lösung. Die Wappenfiguren – Ähren<br />

und Pflugschar (denn als eine solche ist<br />

das schaufelartige Gebilde anzusehen)<br />

– seien Symbole der Landwirtschaft<br />

und damit einer landwirtschaftlich geprägten<br />

Gemeinde angemessen. Das<br />

Wappen sei inhaltlich begründet und<br />

heraldisch einwandfrei. Lediglich der im<br />

Wappenbild erscheinende Pflug müsse<br />

entfernt werden, so wird empfohlen, damit<br />

das Wappen nicht zu überladen wirke,<br />

zumal sich ja die Pflugschar bereits<br />

mit im Wappenbild befinde.<br />

Der Auftrag zur Ausgestaltung des Wappens<br />

wird an den Stuttgarter Kunstmaler<br />

Wolfgang Jung vergeben. Am 14. November<br />

1967 endlich hält der damalige Grabenstetter<br />

Bürgermeister Bernd Schmid<br />

die Urkunde des Innenministeriums<br />

Baden-Württemberg in den Händen,<br />

die der Gemeinde offiziell das Recht<br />

verleiht, ein „wie folgt beschriebenes<br />

Wappen zu führen: „In Gold (Gelb) eine<br />

gestürzte blaue Pflugschar, beiderseits<br />

begleitet von je einer bewurzelten grünen<br />

Ähre.“<br />

Ein Symbol wie geschaffen zur Erinnerung<br />

an die Kornfelder, die des Spätsommers<br />

rund um die Gemeinde Grabenstetten<br />

herum im Wind sich wiegen.<br />

Und anders als die Streitkeulen der<br />

Herren von Hofen eines, das an die<br />

Früchte erinnert, die aus der eigenen<br />

Hände Arbeit erwachsen.<br />

Text: Petra Zwerenz<br />

Fotografie: Wikipedia<br />

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