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Albmagazin - Ausgabe Heidengraben 2/2015

Regionales Albmagazin auf der Schwäbischen Alb für die Region Heidengraben, Grabenstetten, Hülben, Erkenbrechtsweiler, Hochwang und Böhringen

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Bergwacht Bad Urach<br />

Alb-Magazin <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

„Man lernt wahnsinnig viel, vor allem viel für´s Leben“<br />

Seit 1998 ist Jörg Greiner bei der Bergwacht. Nach dem Abi stellte sich für ihn zunächst die Frage: Zivil- oder Wehrdienst?<br />

Schließlich hat sich der damals junge Mann bei der Bergwacht verpflichtet und die Freistellung über den Katastrophendienst<br />

erhalten. Jörg Greiner ist geblieben. Bis heute. Seit zwei Jahren ist er Bereitschaftsleiter der Bergwacht<br />

Bad Urach und trägt die Hauptverantwortung bei zahlreichen Einsätzen. Erlebt hat er in all´ den Jahren vieles.<br />

365 Tage im Jahr einsatzbereit – das Team der Bergwacht Bad Urach Eine gute Vorbereitung ist sehr wichtig<br />

„Wenn der Melder geht, bin ich da. 365<br />

Tage im Jahr, 24 Stunden einsatzbereit“,<br />

nimmt der zweifache Familienvater pauschal<br />

vorneweg.<br />

Sich auszukennen ist extrem wichtig<br />

Zwar ist die Bergwacht von der Hilfsfrist<br />

eines Rettungsdienstes befreit, weil das im<br />

freien Gelände nicht immer geleistet werden<br />

kann, doch unnötig Zeit wird deshalb<br />

trotzdem nicht vergeudet. Dass ein Notruf,<br />

der für gewöhnlich bei der Leitstelle eingeht,<br />

oft alles andere als präzise abgesetzt<br />

wird, ist hingegen öfter der Fall, sagt der<br />

36-jährige. „Ich bin an einem runden Berg<br />

oder jemand liegt verletzt neben einem<br />

spitzen Felsen“ – solche Beschreibungen<br />

setzen voraus, dass man das Gebiet von<br />

Dettingen bis Urach und den Albtrauf hinauf<br />

„aus dem Effeff kennt“.<br />

Jörg Greiner glaubt, zwischenzeitlich jeden<br />

Felsen und Wanderweg zu kennen.<br />

Kommt hinzu, dass der gebürtige Dettinger,<br />

seit seinem 12. Lebensjahr klettert<br />

und „schon immer im Gebirge unterwegs“<br />

ist, wie er sagt. Mit „Rätseln“, ob manch´<br />

zweifelhafter Lage-Beschreibung, müssen<br />

er und die rund 15-köpfige Mannschaft der<br />

Uracher Bergwacht leben und trotzdem so<br />

schnell wie möglich Menschenleben retten.<br />

„Sich auszukennen, ist im Zweifelsfall<br />

extrem wichtig“, betont Greiner. „Unglaubliche<br />

Situationen, nicht nur körperlicher,<br />

sondern auch mental- kräftezehrender und<br />

belastender Art, gibt es bei unserer Arbeit<br />

natürlich immer wieder“, gibt der Bergretter<br />

zu. „Wird man mit schweren Verletzungen<br />

oder gar dem Tod am Unfallort konfrontiert,<br />

steigt die Belastung. „Man eignet<br />

sich zum gewissen Selbstschutz zwar über<br />

Jahre hin ein persönliches Programm an,<br />

doch sobald einem Menschen näher bekannt<br />

oder Kinder im Spiel sind, wird es oft<br />

auch für erfahrene Retter hart“.<br />

Unglaubliche Situationen<br />

Nachhaltig wie unvergesslich seien die Erfahrungen<br />

für Greiner gewesen, als er in<br />

einen Höhlenschacht hinabstieg, um ein<br />

rund 30 Meter in die Tiefe gefallenes Kind,<br />

zu retten. „Gut zwei Stunden waren wir alleine<br />

in dieser Höhle, bis die Bergung des<br />

schwer verletzten Kindes losgehen konnte.<br />

Es hat überlebt und das war das größte Geschenk“.<br />

Bergwacht bietet eine grundsolide Ausbildung<br />

„Die Bergwacht bietet eine grundsolide<br />

Ausbildung. Man lernt wahnsinnig viel, vor<br />

allem viel für´s Leben“, ist Greiner überzeugt.<br />

„Absolute Teamarbeit ist hier unerlässlich.<br />

Das Team muss funktionieren.<br />

Blindes Vertrauen in den Kameraden (immer<br />

wieder hängt das eigene Leben dran)<br />

und kurzfristige Entscheidungen, sind beim<br />

Bergretten absolute Notwendigkeiten. Den<br />

planbaren Einsatz mit Vorab-Strategie,<br />

gibt´s bei der Bergrettung nicht“. Zwei gleiche<br />

Einsätze hat Greiner in all´ den Jahren<br />

noch nie erlebt, wie er sagt. „Man lernt mit<br />

jedem Einsatz, der Erfahrungsschatz wird<br />

für jeden von uns weiter und größer“.<br />

Planbaren Einsatz bei Bergrettung gibt´s nicht<br />

Mit 20 Alarmierungen blickt die Bergwacht<br />

Bad Urach, die gemeinsam mit der Pfullinger<br />

Bergwacht „hervorragend“ kooperiert,<br />

auf ein „Rekordjahr 2014“ zurück. Überhaupt:<br />

Ein dichtes, solides Netzwerk mit<br />

anderen Rettungsorganisationen muss<br />

schon sein, erklärt Greiner nebenbei. „Es<br />

ermöglicht der Bergwacht das zu sein, was<br />

sie ist. Ein solider Partner in der Bergrettung<br />

und darüber hinaus“. Wenn Wanderwege<br />

offensichtliche Unfallschwerpunkte<br />

bergen, werden diese von der Bergwacht<br />

gemeldet oder schon mal mit einem Sicherheitskonzept<br />

ausgestattet. Mit einer<br />

„Felsräumung“ in Straßennähe, werden die<br />

Kletterexperten vom Kreisstraßenbauamt<br />

ebenso betraut, wenn Gefahr in Verzug ist.<br />

Überhaupt spielen Kletterregelungen und<br />

der Naturschutz eine Rolle bei der Arbeit<br />

der Bergretter. Betrachtet man die letzten<br />

zwei Jahrzehnte den Trend beim Wandern,<br />

Klettersport oder Mountainbiken, stellt<br />

Greiner folgendes fest: „Immer steiler und<br />

höher muss es sein, die Menschen sind auf<br />

der Suche nach dem ultimativen Kick“, lautet<br />

sein ernüchterndes Fazit. „Diese Veränderung,<br />

gepaart mit dem heutigen Freizeitverhalten,<br />

stellt auch die Bergwacht vor<br />

immer neue Herausforderungen“, ist Greiner<br />

überzeugt. Aus- und Weiterbildungen<br />

sind nahezu ein Dauerthema bei der Bergwacht,<br />

kommen rund zehn Wochenenden<br />

Dienstbereitschaft im Jahr hinzu. Dass so<br />

ein anspruchsvolles Ehrenamt mit der Familie<br />

zu vereinen sein muss, versteht sich<br />

da fast von selbst. Auch administrative<br />

Arbeiten am Schreibtisch fallen für einen<br />

Bereitschaftsleiter wöchentlich zu Genüge<br />

an. Oft bleiben dafür nur die frühen Morgenstunden<br />

vor der eigentlichen Arbeit.<br />

„Interessenten, Förderer oder aktive Bergretter<br />

sind jederzeit willkommen“, wirbt<br />

Greiner. „Die Ausbildung kann frühestens<br />

mit 16 Jahren beginnen, der aktive Dienst<br />

mit der Volljährigkeit“.<br />

Text: Patricia Kozjek<br />

Informationen<br />

Bergwacht Bad Urach<br />

Bereitschaftsleiter<br />

Jörg Greiner<br />

Upfingerstraße 7<br />

72813 St. Johann- Bleichstetten<br />

Telefon: 07122/146671<br />

Mobil: 0172/75 90 401<br />

Joerg.Greiner@bergwacht-wuerttemberg.de<br />

Diensthütte:<br />

Münsinger Str. 174<br />

72574 Bad Urach<br />

Briefpapier<br />

Flyer<br />

Beschriftungen<br />

www.datagraph-gmbh.de<br />

73268 Erkenbrechtsweiler<br />

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