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Albmagazin - Ausgabe Heidengraben 2/2015

Regionales Albmagazin auf der Schwäbischen Alb für die Region Heidengraben, Grabenstetten, Hülben, Erkenbrechtsweiler, Hochwang und Böhringen

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Ortsportrait Donnstetten<br />

Alb-Magazin <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

Ein Dorf auf der Höhe<br />

Das Albdorf Donnstetten, seit der Gemeindegebietsreform im Jahr 1974 einer der drei Teilorte der damals neu gebildeten<br />

Gemeinde Römerstein, liegt am östlichen Ende des Landkreises Reutlingen in einer Höhe von 803 Metern. Damit ist<br />

Donnstetten der höchstgelegene Ort des Landkreises. Das Dorf ist als ruhiger Wohnort beliebt und auch als touristisches<br />

Ziel bekannt und hat seinen ländlichen Charakter bewahrt.<br />

Ein Spaziergang auf dem Kraterrand des Maarkessels bietet einen guten Blick auf das Dorf<br />

Donnstetten liegt in einem Maarkessel,<br />

einem gut erkennbaren Krater des Schwäbischen<br />

Vulkans, mit teilweise steil abfallenden<br />

Rändern. Eine Marke am Rathaus<br />

weist eine Höhenlage von 803 Metern aus<br />

– keine Kommune im Landkreis Reutlingen<br />

liegt höher. Nach Westen hin wird das<br />

Dorf vom Römerstein überragt, mit 872<br />

Metern Höhe der höchste Berg der Mittleren<br />

Kuppenalb und Namensgeber für die<br />

Gesamtgemeinde. Der 28 Meter hohe Aussichtsturm<br />

des Schwäbischen Albvereins<br />

auf der Kuppe, im Jahr 1912 errichtet, bietet<br />

eine exzellente Rundumsicht.<br />

Das moderne Donnstetten, als ruhiger kleiner<br />

Wohnort mit guter Infrastruktur und<br />

einem umtriebigen Vereinsleben beliebt<br />

und als touristisches Ziel für Wintersportler<br />

und Wanderer bekannt, blickt wie so<br />

viele Albgemeinden auf eine lange Geschichte<br />

zurück. Historisch gesichert ist<br />

eine Ansiedlung seit etwa dem Jahr 85 n.<br />

Chr., als die Römer parallel zum Trauf den<br />

Alblimes aufbauten und dort eine Kette<br />

von Kastellen und Dörfern errichteten. Die<br />

heutige Gemarkung Donnstetten bot sich<br />

als Standort eines Kastells förmlich an. Die<br />

Entfernungen zu den Kastellen Gomadingen<br />

im Westen und Urspring im Osten waren<br />

überschaubar, dazu befand sich dort<br />

die Kreuzung der Alblimes-Straße mit der<br />

Straße nach Norden in das Lautertal hinab<br />

in Richtung des Kastells Grinario, des heutigen<br />

Köngen, am Neckar.<br />

Soldaten und Bauern<br />

Der südliche Kraterrand des Maarkessels<br />

bildet an der Anhöhe Hasenhäuslesberg<br />

ein kleines Plateau. Dort wurde das Kastell<br />

Clarenna errichtet, am Grund des Maarkessels<br />

das Kastelldorf für Handwerker,<br />

Bauern und Dienstleister aufgebaut. Das<br />

Kastell wurde zur Mitte des zweiten Jahrhunderts<br />

aufgegeben, das römische Dorf<br />

überdauerte wohl etwa 100 Jahre länger.<br />

Die erste Erwähnung der alemannischen<br />

Siedlung findet sich in einer Urkunde<br />

des Klosters Lorsch. Sie datiert aus dem<br />

Jahr 776 und nennt den Ort Tunnestate.<br />

Während des Mittelalters und der frühen<br />

Neuzeit standen das Dorf und seine Bewohner<br />

unter württembergischer Hoheit.<br />

Kirchlich gehörte Donnstetten lange Zeit<br />

Rübteileweg 4<br />

www.holzbau-werner.de<br />

72574 Bad Urach-Hengen info@holzbau-werner.de<br />

Tel.: 07382 - 269 Fax: 07382 - 5475<br />

zu Zainingen, im Dorf stand eine Georgskapelle.<br />

Eine eigene Pfarrei wurde im Jahr<br />

1447 eingerichtet. Johann Daniel Georg<br />

von Memminger zitiert in seiner Beschreibung<br />

des Oberamts Urach im Jahr 1831<br />

die Urkunde, nach der Graf Ludwig von<br />

Württemberg bewilligte, „dass die Kirche<br />

zu Tunstetten von der Pfarr Zainingen separirt<br />

und ihr vergönnt wird, ein aigen Pfarr<br />

aufzurichten“. Im Jahr 1559 wurden die<br />

Georgskirche und der Kirchhof mit einer<br />

Wehrmauer umfasst, die im Jahr 1825 abgebrochen<br />

wurde.<br />

Mit dem 30-jährigen Krieg brachen Tod,<br />

Plünderungen und Zerstörung über das<br />

Dorf herein. Daneben brachten die Soldaten,<br />

die über die Straße aus dem Lautertal<br />

nach Süden zogen, auch die Pest mit,<br />

was das kleine Dorf schließlich fast völlig<br />

entvölkerte. So fiel die Zahl der Bewohner<br />

von 448 im Jahr 1617 auf gerade noch 45<br />

im Jahr 1654. Von den ursprünglich 118<br />

Gebäuden waren nur noch 20 vorhanden.<br />

Erst im Jahr 1793 lag der Bevölkerungsstand<br />

wieder bei etwa 450 Menschen.<br />

„Mißwachs und gänzlicher Wetterschlag“<br />

Ab dem 18. Jahrhundert blühte das Dorf<br />

aber langsam auf. Zahlreiche Wagner,<br />

Schmiede, Schumacher und Schneider waren<br />

ansässig, einige Wirtshäuser wurden<br />

betrieben, eine Ziegelhütte wurde errichtet.<br />

Im 19. Jahrhundert zählte man 67 Weber<br />

im Ort. Jedoch blieb die Landwirtschaft<br />

dominierend und damit die Armut in Donnstetten,<br />

„kraft seiner hohen Lage einer der<br />

rauhesten Alporte, wo der Schnee zu großem<br />

Nachtheil der Felder oft bis ins späte<br />

Frühjahr liegen bleibt“, wie der Chronist<br />

von Memminger vermerkte. Er beschrieb<br />

auch die Hungersnot der Jahre 1816 und<br />

1817: „In keinem Alporte war die Not so<br />

groß, indem nach mehrjährigen Mißjahren<br />

1816 noch Mißwachs und gänzlicher<br />

Wetterschlag zusammentrafen, und der<br />

karge Rest der Ernte unter dem Schnee<br />

begraben wurde. Die Einwohner nahmen<br />

zu den unnatürlichsten Nahrungsmitteln<br />

ihre Zuflucht“.<br />

Ein rühriges Vereinsleben<br />

Etwas mehr als 1000 Menschen leben<br />

heutzutage in Donnstetten, und das<br />

Dorf hat sich seinen ländlich-beschaulichen<br />

Charakter bewahrt. Davon zeugen<br />

schmuck renovierte Häuser im Ortskern,<br />

Die Dorfhüle hat überdauert<br />

Die Georgskirche in der Ortsmitte<br />

das Gebäudeensemble rund um die Pfarrkirche<br />

St. Georg, zwei Backhäuser und die<br />

Hülbe. Donnstetten verfügt über einen<br />

Kindergarten, eine Grundschule und eine<br />

Mehrzweckhalle, auch die Grundversorgung<br />

für die Dinge des täglichen Bedarfs<br />

ist gewährleistet. Einige Gewerbebetriebe<br />

und das Handwerk bieten Arbeitsplätze,<br />

Landwirtschaft wird zumeist nur noch im<br />

Nebenerwerb betrieben.<br />

Ein Skigebiet, eine Bobbahn und ein Netz<br />

von Wanderwegen machen Donnstetten<br />

touristisch interessant. Dazu weist der Ort<br />

ein reiches Vereinsleben auf. Neben sportund<br />

musiktreibenden Vereinen hat sich<br />

nicht zuletzt der Heimatverein Donnstetten<br />

um das kulturelle Leben im Dorf bemüht.<br />

Der Verein kümmert sich um das Heimatmuseum<br />

in der ehemaligen Pfarrscheuer.<br />

Dort werden schwerpunktmäßig Ausstellungsstücke<br />

aus dem 19. Jahrhundert präsentiert,<br />

die auf den Alltag der Bauern und<br />

Handwerker verweisen. Einige Stücke im<br />

Museum freilich richten den Blick auf die<br />

Gründungsperiode der Ortschaft, auf die<br />

Zeit der römischen Besiedlung der Alb.<br />

Text und Fotografie: Peter Stotz<br />

www.roemerstein.de<br />

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