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Albmagazin - Ausgabe Heidengraben 2/2015

Regionales Albmagazin auf der Schwäbischen Alb für die Region Heidengraben, Grabenstetten, Hülben, Erkenbrechtsweiler, Hochwang und Böhringen

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ISTE unterstützt GeoPark<br />

Alb-Magazin <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2015</strong><br />

Ein lautes „Wumm“ besiegelt Vertrag<br />

Wenn der Tisch an dem Würdenträger einen Vertrag besiegeln, direkt an der Kante eines Steinbruches steht, wird es<br />

schwierig vom Vertrag zurückzutreten. Doch dazu bestand bei der Allianz für Nutzung und Schutz der heimischen Gesteine<br />

auch kein Anlass. Diesen unterzeichneten unlängst Vertreter vom Geopark, des Industrieverbandes Steine und<br />

Erden und der Reutlinger Landrat am Grabenstettener Steinbruch.<br />

BU<br />

„Hält das Wetter, oder regnet es?“, diese<br />

Frage musste die Wettervorhersage des<br />

Stuttgarter Flughafens zunächst beantworten.<br />

Dann erst gab der Betreiber des Kalksteinbruches<br />

an der Grabenstetter Steige,<br />

Wolfgang Moeck grünes Licht für die Feierstunde<br />

im Freien. Schließlich sollte die<br />

Vertragsunterzeichnung ja nicht ins Wasser<br />

fallen. So konnte er dann direkt über<br />

dem Steinbruch die Gästeschar begrüßen<br />

und einen kurzen Einblick in die Tätigkeitsfelder<br />

seines Unternehmens geben, ohne<br />

„die Leute zu Steinbruchspezialisten zu<br />

machen.“ Dennoch erfuhren sie, dass der<br />

Grabenstettener Kalkstein später unter<br />

Asphaltschichten liegt und als Zuschlagstoff<br />

im Beton eingesetzt wird. Das dürfte<br />

niemanden gewundert haben. Dass er als<br />

feinstes Kalkmehl auch in Zahnpasta zu<br />

finden ist, dagegen schon.<br />

Bürgermeister Harald Steidl aus Grabenstetten,<br />

dem „Albdorf am <strong>Heidengraben</strong>“,<br />

betonte, dass man auf der Alb „mit seinen<br />

Schätzen umzugehen weiß.“ Und er zitierte<br />

passend Altmeister Goethe: „Schaut in die<br />

Klüfte des Berges hinein, ruhig entwickelt<br />

sich Stein aus Gestein.“ Genau das taten<br />

die mehr oder weniger geländetauglich<br />

gekleideten Gäste dann auch. Sie lauschten<br />

den Ansprachen mit einem Blick direkt<br />

„in den Bauch der Schwäbischen Alb“, wie<br />

Peter Röhm, Präsident des Industrieverbandes<br />

Steine und Erden Baden-Württemberg<br />

(ISTE) das Steinbruchpanorama<br />

nannte.<br />

Verbindliche Unterstützung für GeoPark<br />

Der eigentliche Anlass dieses Ortstermins<br />

war die Besiegelung eines Partnerschaftsvertrages<br />

zwischen dem GeoPark Schwäbische<br />

Alb und dem ISTE. Mit 20000 Euro jährlich<br />

unterstützt der ISTE künftig den GeoPark.<br />

„Das reicht zwar nicht für eine Personalstelle“,<br />

gab Röhm zu, sei aber „ein ordentlicher<br />

Schluck aus der Pulle.“<br />

Für den ISTE sind genau wie für den GeoPark<br />

Geologie und Umweltthemen das Hauptanliegen.<br />

So vermittelt beispielsweise der Geo-<br />

Park Wissenswertes zur Erdgeschichte. Den<br />

tatsächlichen Einblick dazu vermitteln die<br />

Abbaustätten, also die Steinbrüche. Alleine<br />

40 Steinbrüche befinden sich im Gebiet des<br />

GeoParks Schwäbische Alb.<br />

Steinbrüche sind Lebensräume<br />

Röhm bemerkte, dass sich darüber hinaus<br />

und weitgehend unbemerkt von der<br />

Öffentlichkeit, Steinbrüche und andere<br />

Abbaustätten zu „Hotspots der Biodiversität“<br />

entwickelt haben. Das bedeutet,<br />

dass es dort eine ganz spezielle Vielfalt<br />

und Zusammensetzung von Pflanzen- und<br />

Tierarten gibt. Das soll der GeoPark in Zusammenarbeit<br />

mit der ISTE künftig noch<br />

besser publik machen. Schließlich ließe<br />

sich heutzutage ohne Rücksicht auf die<br />

Umwelt nicht mehr wirtschaften.<br />

Einen besonderen Tag für die Schwäbische<br />

Alb und ein „unglaubliches Potential“ erkennt<br />

der Reutlinger Landrat Thomas Reumann<br />

in der neuen Qualität der Partnerschaft<br />

zwischen GeoPark und Wirtschaft.<br />

Dies sei auch ein Signal an die Politik.<br />

Denn es brauche „Kümmerer“, die die Sache<br />

auch konzeptionell voranbringen. „Es<br />

dreht sich ja nicht nur um Geld. Es sollen<br />

auch Netzwerke entstehen“, wünscht er<br />

sich, genauso wie ein sensibleres Bewusstsein<br />

für Geologie und Erdgeschichte. Dazu<br />

beitragen sollen Aktionen wie das rollende<br />

Klassenzimmer, Geoerlebniszentren und<br />

die Geokoffer, die als mobile Gesteinssammlungen<br />

Schüler aller Schularten über<br />

das Thema informieren sollen. Dass die<br />

UNESCO als Schirmherrin der GeoParks,<br />

diese noch in diesem Jahr auf die gleiche<br />

Stufe wie die Biosphärenreservate stellen<br />

will, betrachtet er als Bestätigung. Diese<br />

„sehr positive Entwicklung“ würde auch<br />

vom Land unterstützt.<br />

GeoPark der Superlative<br />

Der Geschäftsführer des GeoParks Dr.<br />

Siegfried Roth bezeichnete den Partnerschaftsvertrag<br />

schließlich als „großen Tag<br />

für den GeoPark und als Meilenstein in der<br />

Vereinsgeschichte“. Der GeoPark Schwäbische<br />

Alb ist einer der größten GeoParks<br />

überhaupt – ein „GeoPark der Superlative“<br />

überdies. „Wenn in Tuttlingen die Sonne<br />

untergeht, geht sie gleich danach in Aalen<br />

wieder auf“, scherzte er.<br />

Aber tatsächlich hat die Schwäbische Alb<br />

auf einer Fläche von 6600 m² die meisten<br />

Höhlen, nämlich 2400 dokumentierte,<br />

darunter 12 Schauhöhlen zu bieten. In<br />

diesen Höhlen wurden dann auch die ältesten<br />

Figuren und Musikinstrumente der<br />

Menschheit gefunden.<br />

Der Fossilienreichtum der Alb ist einzigartig.<br />

Holzmaden, Dotternhausen und<br />

Nusplingen gelten als Fundstätten von<br />

weltweiter Bedeutung. Dazu kommen die<br />

„Schwäbischen Vulkane“: Beachtliche 350<br />

Vulkanschlote gibt es zwischen Bad Urach<br />

und Kirchheim unter Teck.<br />

GeoPark ist Geschichtsort und Naturraum<br />

Mit dem <strong>Heidengraben</strong> besitzt die Schwäbische<br />

Alb das größte Oppidum, also die<br />

größte befestigte Landstadt Europas aus<br />

der Keltenzeit. Letztlich umfasst der Geo-<br />

Park Schwäbische Alb noch einen besonderen<br />

Naturraum. Die Steinbrüche darin<br />

beherbergen oft sehr seltene Arten wie<br />

Wanderfalke oder Uhu und dienen als<br />

Rückzugsräume für andere geschützte<br />

Tiere und Pflanzen.<br />

Es gibt also wahrlich Gründe genug, den<br />

GeoPark zu fördern und dieses zu feiern.<br />

Wie schon früher Herrscher besondere Ereignisse<br />

mit Freudenschüssen kund taten,<br />

stand Wolfgang Moeck dem in nichts nach.<br />

Eigens zu diesem Anlass und zur Freude<br />

der Gäste lies er im Steinbruch eine Felswand<br />

sprengen. Mit „Wumm“, Staub und<br />

dem Bergmannsgruß „Glück auf!“ wurde<br />

der Vertrag somit endgültig besiegelt.<br />

Der Wetterbericht sollte übrigens Recht<br />

behalten. Zumindest solange bis der Partnerschaftsvertrag<br />

in trockenen Tüchern<br />

war. Danach begann es pünktlich zu regnen<br />

und die Gäste brachten ihre Tuche<br />

schnell ins Trockene.<br />

Text: Monika Riemer<br />

Informationen<br />

GeoPark Schwäbische Alb<br />

GeoParks sind eine Auszeichnung für<br />

Gebiete, die über ein besonders reichhaltiges<br />

geologisches Erbe verfügen.<br />

Da die Geologie der Schwäbischen Alb<br />

mit 200 Millionen Erd- und Menschheitsgeschichte<br />

punkten kann und die<br />

höhlenreichste Region Deutschlands<br />

ist, wurde sie 2002 zum Nationalen<br />

GeoPark ernannt. Seit 2005 ist er auch<br />

als Europäischer und Globaler Geo-<br />

Park unter Schirmherrschaft der UN-<br />

ESCO ausgezeichnet. Noch dieses Jahr<br />

will die UNESCO den GeoPark auf die<br />

gleiche Stufe wie das Biosphärenreservat<br />

stellen. Die Aufgabe von GeoParks<br />

ist es, diese Landschaften und ihr Potential<br />

an Geologie, Archäologie, Kulturgeschichte<br />

und Ökologie erlebbar zu<br />

machen. Ein besonderer Schwerpunkt<br />

ist es Wissen zum Thema zu vermitteln,<br />

die wissenschaftliche Forschung<br />

zu unterstützen ebenso wie die Förderung<br />

einer nachhaltigen Regionalentwicklung.<br />

Der GeoPark Schwäbische<br />

Alb betreibt die Geschäftsstelle als Verein<br />

mit zweieinhalb Personalstellen.<br />

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