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Oktober 2008 (2.730 KB) - Gudjons Apotheke

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I died as mineral and became a plant,<br />

I died as plant and rose to animal,<br />

I died as animal and I was a man.<br />

Why should I fear? when was I less by dying?<br />

Yet, once more, I shall die as man, to soar –<br />

With angels blessed, but even from angelhood<br />

I must pass on; all except God doth perish.<br />

When I have sacrificed my angel soul,<br />

I shall become what no mind e´er conceived,<br />

Oh! let me not exist, for non-existence<br />

Proclaims in organ-tones,<br />

„To Him we shall return “.<br />

Maulana Rumi<br />

Ich starb als Mineral und ward zur Pflanze,<br />

Ich starb als Pflanze und stieg auf zum Tier,<br />

Ich starb als Tier und ward ein Mensch,<br />

Wozu soll ich mich fürchten?<br />

Wann ward ich durch Sterben geringer?<br />

Doch, einmal noch, werde ich als Mensch sterben, um zu schweben –<br />

Mit heiligen Engeln, doch selbst aus der Gemeinschaft der Engel<br />

Muß ich scheiden; alles außer Gott vergeht.<br />

Wenn ich meine Engelseele geopfert habe,<br />

Werde ich zu dem werden, was noch nie ein Verstand erfaßt´,<br />

Ach! Laß mich nicht existieren, denn Nicht-Sein<br />

Verkündet in Orgelklängen,<br />

„Zu Ihm werden wir zurückkehren“.<br />

Maulana Rumi


INHALT<br />

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

Gedanken zu Repertorien und ihren Symptomen<br />

von Peter Vint . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Die Geschichte der Repertorien<br />

von Reinhard Rosé . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Zeittafel der Repertoriumsgeschichte<br />

von Reinhard Rosé . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Das Therapeutische Taschenbuch<br />

von Bönninghausen<br />

von Dr. med. Klaus Holzapfel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

Repertorien von C. M. Boger<br />

von Dr. rer. nat. Norbert Winter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

Anmerkung zum klinischen Repertorium<br />

der Homöopathie von Robin Murphy<br />

von Dr. Beatrix Gessner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Über MacRepertory<br />

von David Warkentin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Repertorium in der Praxis<br />

von Dr. med. Klaus Holzapfel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

Vitalquest – Sankarans System als Computerprogramm<br />

von Dr. Willibald Neuhold . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

Homöopathisches Kleinstrepertorium<br />

von Carl Classen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

1


2<br />

EDITORIAL<br />

Der Ausgabe über die Materia Medica soll der engen Verbindung wegen eine Betrachtung über die<br />

Repertorien folgen.<br />

Dies scheint ein Thema von allgemeinem Interesse in der jetzigen Zeit zu sein, denn die “Homöopathie-<br />

Zeitschrift” widmet ihm die ganze November-Ausgabe <strong>2008</strong>. Wir haben uns deshalb abgesprochen und<br />

hoffen, daß sich die einzelnen Artikel eher ergänzen als überschneiden.<br />

„Was ist eigentlich ein Repertorium? … eine genaue Definition“, habe<br />

ich Herrn Vint gefragt, und er meint: “da muss zuerst das Symptom<br />

definiert werden.”<br />

Was ist ein Symptom oder besser, was ist ein vollständiges Symptom?<br />

Was kann als sinnvolles Ordnungsprinzip von Symptomen gelten? Was<br />

ist leicht nachvollziehbar und anwenderfreundlich? Eine alphabetische<br />

Ordnung oder etwa ein Kopf-zu-Fußschema?<br />

Hatte Hahnemann bereits Gedanken dazu? Oder war Clemens von<br />

Bönninghausen der erste, der das Aufsuchen der Symptome systematisch<br />

strukturieren wollte? Wann wurde der „Kent“ zusammengestellt,<br />

der mit den schönen Griffleisten…. manch einer wird sich<br />

noch an den englischen „Kent“ erinnern, den man schon vor mehr als 40 Jahren bei Jain Publisher in<br />

Delhi preiswert erhalten konnte. Wann war es zum ersten Mal erschienen?<br />

Und welche Repertorien gibt es heute?<br />

Wie sind sie jeweils aufgebaut, aus welchen Quellen zusammengestellt?<br />

Wie steht es mit den Wertigkeiten?<br />

Wie Sie sehen, mangelt es nicht an Fragen, höchstens an eindeutigen Antworten.<br />

Welches Repertorium ist das beste? Eine Frage, auf die es keine Antwort gibt, weil die Frage falsch gestellt<br />

ist: Es ist immer dasjenige das beste, das der Syptomenlage am angemessensten ist.<br />

Wie viele Repertorien gibt es? Weit mehr als hundert! Warum so viele?<br />

Und dann gibt es noch die Robots, die manche aus „Dem Krieg der Sterne” kennen, die an der Anamnese<br />

fast aktiv mitarbeiten und dem Therapeuten die Schnitzel auf dem Weg zur rechten Arznei streuen.<br />

Wowwww.....<br />

Repertorien: ein komplexes Thema.<br />

Lesen Sie, was unsere Spezialisten dazu sagen, um sich anschließend die Freiheit zu nehmen, sich Ihre<br />

eigene Meinung zu bilden.<br />

Zum Auflockern der Texte und gegen Langeweile beim Lesen hat Stefan Reis ein paar tiefsinnige bis humorvolle<br />

Zitate geliefert, und Carl Classen erlaubte, seine Repertoriums-Studien zum Pinkeln abzudrucken.


GEDANKEN ZU REPERTORIEN UND IHREN SYMPTOMEN<br />

Stellen wir uns einmal ganz dumm und fragen<br />

uns: Was ist ein Repertorium und was ein<br />

Symptom? Bekannten und Freunden, die wissen,<br />

daß ich ein Repertorium übersetzt habe und verlege,<br />

gebe ich gewöhnlich folgende erste Antwort:<br />

Wenn einem bei einer Erkältung die Augen tränen<br />

und brennen, so ist dies ein Symptom. Im Repertorium<br />

sind solche Symptome wie in einem Stichwortverzeichnis<br />

aufgelistet, und man findet darin<br />

Arzneimittel, die zu diesen Symptomen passen.<br />

Diese Antwort reicht uns natürlich so nicht aus. Wie<br />

immer ist alles viel komplizierter. Für die meisten<br />

Homöopathen gehört das Repertorium zu den<br />

unentbehrlichen Werkzeugen (ob als Buch oder<br />

als Software). Der tägliche Umgang mit Repertorien<br />

führt dazu, daß man sich selten die Zeit nimmt,<br />

sich Gedanken darüber zu machen, was hinter den<br />

Begriffen Repertorium und Symptom alles verborgen<br />

liegt.<br />

Das Repertorium<br />

Erste Annäherung: Ein Repertorium ist eine<br />

strukturierte Auflistung homöopathischer Informationen,<br />

in der Arzneimittel Symptomen zugeordnet<br />

werden und dient hauptsächlich dazu,<br />

Symptome eines Patienten aufzufinden und mit den<br />

dazugehörigen Arzneimitteln die Mittelwahl zu unterstützen.<br />

Für den Moment ignorieren wir die Frage, was ein<br />

Symptom genau sei, und tun so, als ob wir die Antwort<br />

schon hätten. Mit Bedacht wurde der Ausdruck<br />

„homöopathische Informationen“ gewählt,<br />

denn je nach Repertorium kann diese sehr verschieden<br />

sein. Beginnen wir mit dem Thema der<br />

„strukturierten Auflistung“. Ein wesentliches Kriterium<br />

für alle Repertorien, die mir bekannt sind,<br />

ist die Benutzung von Stichworten. Eine Selbstverständlichkeit,<br />

die aber zweierlei Konsequenzen<br />

hat, die meines Erachtens unterschätzt werden:<br />

VON PETER VINT<br />

A) Zum einen kommt es zu einer Entfernung von<br />

der Sprache des Patienten. Wenn der Patient beispielsweise<br />

sagt: „mein Schädel brummt, ich bin<br />

ganz beduselt“, so wird man wohl kaum unter<br />

„Schädel“ oder „beduselt“ nachschlagen. Man<br />

könnte auch von einer eigenen Repertoriumssprache<br />

reden. [Was ein Argument dafür wäre,<br />

während der „Lehrjahre“ sich ganz bewußt den Eigentümlichkeiten<br />

dieser Sprache zu widmen.] Als<br />

Übersetzer fällt mir natürlich sogleich die Formulierung<br />

ein: Man übersetzt Symptome des Patienten<br />

in die Sprache des Repertoriums.<br />

B) Zum anderen bedeutet die Benutzung von Stichworten,<br />

daß die Vielfalt der Alltagssprache auf ein<br />

begrenztes Vokabular eingeschränkt werden<br />

muß. Was den Vorteil hat, Symptome schnell auffinden<br />

zu können ohne erst die vielerlei Möglichkeiten<br />

„ausprobieren“ zu müssen, wie ein Symptom<br />

denn formuliert werden könnte. Dieser Vorteil<br />

wird jedoch damit erkauft, daß so manche Feinheiten<br />

der Sprache des Patienten verloren gehen.<br />

Nehmen wir ein Beispiel aus Hahnemanns Chronischen<br />

Krankheiten. Symptom Nr. 11 von Platinum<br />

metallicum: „Grosse Gemüths-Unruhe, dass<br />

sie nirgends zu bleiben weiss, bei Trübsinnigkeit,<br />

die ihr auch das Erfreulichste verleidet; sie glaubt,<br />

sie passe nicht in die Welt, ist des Lebens überdrüssig,<br />

hat aber vor dem nahe geglaubten Tode<br />

grossen Abscheu. [Gr.]“<br />

Nehmen Sie doch mal Ihr Repertorium zur Hand<br />

und schlagen Sie nach, wo Spuren dieses so lebendig<br />

beschriebenen Symptoms wiederzufinden<br />

sind und warum dem so ist.<br />

Das habe ich natürlich auch gemacht. So findet man<br />

z.B. bei Jahr im 1. Band seines Systematisch-Alphabetischen<br />

Repertoriums (S. 511) im Kapitel V.<br />

Gemüth den Abschnitt „Lebensüberdruß, nach Art<br />

und Beschaffenheit“ mit der Unterrubrik „Todesfurcht,<br />

mit“ und dort neben Alum., Chin., Nit-ac.<br />

und Rhus-t. auch Platina. In Kents Repertorium fin-<br />

3


4<br />

det man so manche Bruchstücke dieses beeindruckenden<br />

Symptoms: u.a. „Tod - Vorahnung des<br />

Todes“; „Lebensüberdruß“; „Ruhelosigkeit“ usw.<br />

Den Passus „sie glaubt, sie passe nicht in die Welt“<br />

konnte ich bei Kent jedoch nicht wiederfinden (zu<br />

finden unter: Delusions,“unfit for this world” im<br />

Synthesis). Ob die Kentschen Symptome dabei<br />

wirklich auf dem genannten Hahnemann-Symptom<br />

basieren, ist jedoch nicht sicher, da Quellenangaben<br />

bei Repertoriumseinträgen seinerzeit<br />

leider nicht üblich waren.<br />

Um noch ein Beispiel für<br />

den Nutzen von Stichworten<br />

zu geben: Stellen<br />

Sie sich vor, die<br />

GEDANKEN ZU REPERTORIEN UND IHREN SYMPTOMEN<br />

Modalität „beim<br />

Treppensteigen“<br />

würde in allen Varianten<br />

der Umgangssprache<br />

zu<br />

suchen sein: dann<br />

müßte man unter T<br />

wie Treppensteigen<br />

suchen, aber auch<br />

unter H wie Hinaufgehen<br />

einer Treppe, aber<br />

vielleicht auch unter E wie Erklimmen<br />

von Treppen. Ein unhaltbarer<br />

Zustand (den man in den englischen<br />

Originalfassungen des Kentschen Repertoriums<br />

übrigens vorfindet).<br />

Die erwähnte sprachliche Einschränkung zeigt<br />

sich in manchen Repertorien darin, daß hinter einem<br />

Stichworteintrag weitere Begriffe aufgeführt<br />

sind. In Synthesis 7 findet man in Klammern hinter<br />

dem Eintrag Traurigkeit beispielsweise Niedergeschlagenheit,<br />

Verzagtheit, Depression,<br />

Schwermut, Melancholie. Daß es sich hier nicht<br />

um Synonyme im klassischen Sinne handelt ist<br />

offensichtlich. Es handelt sich um Konnotationen.<br />

Hole<br />

der Teufel alle Repertorien,<br />

die Zusammengehöriges<br />

leichtsinnig auseinanderreißen und<br />

zersplittern und Fremdartiges verbinden,<br />

lediglich, damit nur die Ordnung des Fibel-<br />

ABC aufrechterhalten werde.<br />

Natürlich gibt es auch klare und eindeutige Synonyme,<br />

vor allem im Bereich medizinischer Terminologie<br />

(Tibia / Schienbein; Abdomen / Bauch<br />

usw.). Hier bleibt einem leider das Lernen oder<br />

wie es früher so schön hieß, das Memorieren, nicht<br />

erspart. Wollte man alles auf Deutsch sagen, käme<br />

man bei dem einen oder anderen Muskel oder<br />

Nerv schnell in Schwierigkeiten (fällt Ihnen spontan<br />

der deutsche Name für M. sternocleido-<br />

Um da heraus ein charakteristisches Bild mit<br />

seinen Licht- und Schattenseiten sich zusammenzustellen,<br />

müßte man die ganze reine Arzneimittellehre<br />

fix und fertig im Kopfe haben<br />

und dann brauchte man ja die Repertorien<br />

erst recht nicht. – Karl Julius Aegidi, Ho-<br />

möopathische fliegende Blätter, abgedruckt<br />

in:<br />

ZBV 1911, S.217<br />

mastoideus ein?) und bei den lateinischen<br />

mag es einem nicht viel<br />

anders gehen, also findet<br />

man in allen mir bekannten<br />

Repertorien<br />

immer eine mehr<br />

oder minder große<br />

Mischung lateinischer<br />

und deutscher<br />

Begriffe.<br />

Zur Struktur sind<br />

an dieser Stelle nur<br />

ein paar Hinweise<br />

möglich. Wollte man<br />

auch nur etwas in die<br />

Tiefe gehen, würde dies<br />

sofort jeden Rahmen eines<br />

kurzen Artikels sprengen. Wichtig<br />

ist immer die Frage, welches allgemeine<br />

„Ordnungsprinzip“ zu erkennen ist.<br />

Klassisch (und auf Hahnemanns Anordnung der<br />

Symptome in der Materia Medica zurückgehend)<br />

ist natürlich das Kopf-zu-Fuß-Schema, das viele Repertorien<br />

für die Einteilung in Kapitel benutzten.<br />

Von größter Bedeutung ist die hierarchische Anordnung<br />

(man könnte auch von Tiefenstruktur<br />

sprechen). Ein Beispiel, bei dem Sie wieder zu ihrem<br />

Repertorium greifen können: Wo ist bei Kent<br />

"Ekzem an der Kniekehle" zu finden? Welche Stichworte<br />

werden benutzt und in welcher Reihenfolge?<br />

Gibt es eine Untergliederung (z.B. Hautaus-


GEDANKEN ZU REPERTORIEN UND IHREN SYMPTOMEN<br />

schläge - Ekzem)? Es gibt eine ganze Reihe von<br />

Möglichkeiten, von denen hoffentlich nur eine umgesetzt<br />

wurde. An dieser Stelle dürfte deutlich geworden<br />

sein, daß hier nicht von bloßer Theorie<br />

die Rede ist, sondern es letztlich ganz praktisch<br />

darum geht, ob man ein Symptom schnell findet.<br />

Vielleicht findet man es nicht, weil man einfach<br />

nach dem Prinzip von „Versuch und Irrtum“ mit<br />

dem Repertorium arbeitet und bestimmte Fragen<br />

nie bewußt gestellt hat. Damit ist auch klar, warum<br />

ich hier nicht ins Detail gehen kann: es gibt<br />

einfach zu viele Möglichkeiten, ein und dasselbe<br />

Symptom zu formulieren und aufzugliedern. Dazu<br />

kommt leider der Umstand, daß mir bislang<br />

kein größeres Repertorium begegnet ist, in dem<br />

nicht ab und an von den eigenen Regeln abgewichen<br />

worden wäre. Ein Beispiel, an dem man es<br />

selbst testen kann: die Modalität „warm“ in Verbindung<br />

mit Luft, Zimmer, Milch, Wasser, Getränke,<br />

Speisen usw. wird mit einiger Sicherheit zeigen,<br />

daß nicht immer das Substantiv das erste oder<br />

das zweite Stichwort ist. Vielleicht findet man also<br />

einmal „warm - Milch“ und das andere Mal<br />

„Zimmer - warmen; im“.<br />

Das Symptom<br />

Erste Annäherung: Ein Repertoriumssymptom<br />

steht für eine vom Patienten oder von Dritten genannte<br />

oder vom Arzt beobachtete Beschwerde<br />

und/oder Eigenheit des Patienten.<br />

Wenn Sie an dieser Stelle eine homöopathische<br />

Definition des Begriffs Symptom erwartet haben,<br />

so muß ich Sie enttäuschen. Neben der Potenzfrage<br />

gibt es in der Homöopathiegeschichte wohl kein<br />

Thema, das kontroverser diskutiert wird. Hier geht<br />

es primär um das Repertoriumssymptom, d.h.<br />

den konkreten Eintrag in einem Repertorium, und<br />

nicht um die Frage, was ein Homöopath im jeweiligen<br />

Fall als Symptom betrachtet oder nicht.<br />

Ein Beispiel: Ist Traurigkeit nach dem Tod eines<br />

Angehörigen ein Symptom? Und falls ja, unter welchen<br />

Umständen?<br />

Etwas überspitzt ausgedrückt ist ein Repertoriumssymptom<br />

eben nicht mit dem Symptom des<br />

Patienten identisch, weshalb ich oben die Wendung<br />

„steht für“ benutzt habe. Es handelt sich um<br />

ein Ähnlichkeitsverhältnis, nicht zuletzt, weil die<br />

Repertoriumssprache gewisse Einschränkungen<br />

und Verkürzungen erfordert. Wäre dem nicht so,<br />

müßte man z.B. beim Eintrag Traurigkeit das vollständige<br />

oben genannte Platina-Symptom angeben,<br />

denn nur dieses stimmt mit dem Prüfungssymptom<br />

völlig überein. (Eine Technik, die übrigens<br />

durchaus Verwendung fand, z.B. bei Weber 1836<br />

und neuerdings im Symptomenlexikon von Plate.)<br />

Bewertung und Beurteilung<br />

von Repertoriumssymptomen<br />

Von ihrer Herkunft her werden häufig Prüfungssymptome<br />

von klinischen Symptomen<br />

(beim Patienten geheilten) unterschieden. Werden<br />

Prüfungssymptome zudem beim Patienten angetroffen<br />

und vom Mittel geheilt, so spricht man von<br />

verifizierten Symptomen. Oft kann man im Repertorium<br />

nicht erkennen, ob es sich jeweils um<br />

ein Prüfungs- oder um ein klinisches Symptom<br />

handelt, oder ob es bestätigt ist. Der Grad eines<br />

Mittels gibt einen gewissen Hinweis, was aber mit<br />

Vorsicht zu genießen ist, wie gleich deutlich werden<br />

wird.<br />

Unter den klinischen Symptomen gibt es jedoch<br />

eine ganze Reihe, von denen zu erwarten ist, daß<br />

sie nie oder nur mit verschwindend geringer<br />

Wahrscheinlichkeit bei Prüfungen auftreten. Dazu<br />

gehören selbstverständlich alle schweren und<br />

gefährlichen, pathologischen Zustände, da wohl<br />

kein Prüfer so heroisch sein wird, ein Mittel so<br />

lange zu prüfen, bis sich beispielsweise ein Geschwür<br />

einstellt. Ebenso wird man in Prüfungen<br />

5


6<br />

GEDANKEN ZU REPERTORIEN UND IHREN SYMPTOMEN<br />

z.B. die Wiederkehr einer Beschwerde jeden Sommer<br />

nicht antreffen, da keine Prüfung über viele<br />

Jahre hinweg durchgeführt<br />

wird.<br />

In meinen Augen gibt es<br />

noch eine dritte Gruppe<br />

von Symptomen, die oft<br />

als konstitutionelle<br />

Symptome bezeichnet<br />

werden (z.B. Haarfarbe,<br />

Körperbau). Leider ist<br />

der Begriff insofern problematisch,<br />

als sich zwei<br />

ganz unterschiedliche<br />

Gruppen von Erscheinungen<br />

darunter verbergen:<br />

Zum einen diejenigen,<br />

die weder von<br />

einer Prüfung hervorgebracht,<br />

noch „geheilt“<br />

werden können (wie<br />

eben die Haarfarbe).<br />

Zum anderen gibt es<br />

konstitutionelle Symptome,<br />

die durchaus Änderungen<br />

unterliegen<br />

können, wie beispielsweise<br />

die Abneigung gegen<br />

weichgekochte Eier.<br />

Einem Repertoriumseintrag<br />

ist dabei nicht zu<br />

entnehmen, ob ein Eintrag<br />

das Ergebnis einer<br />

Prüfung war, in der der<br />

Prüfer unversehens eine<br />

Abneigung gegen weichgekochte<br />

Eier entwickelte oder plötzlich eifersüchtig<br />

wurde, oder ob langjährige Erfahrung von<br />

Homöopathen zeigte, daß ein bestimmtes Arznei-<br />

mittel sehr oft bei Patienten wirkt, die schon immer<br />

Abneigung gegen weichgekochte Eier hatten oder<br />

zur Eifersucht neigten.<br />

Was hat dies nun mit Graden<br />

zu tun? Nun ja: in vielen<br />

Repertorien kann<br />

man nachlesen, daß Mittel<br />

dann in den höchsten<br />

Grad gesetzt werden,<br />

wenn sie wiederholt verifiziert<br />

wurden, was<br />

aber für eine ganze Anzahl<br />

klinischer Symptome<br />

wie auch konstitutioneller<br />

Symptome<br />

überhaupt nicht möglich<br />

ist, denn sie können<br />

in Prüfungen nicht aufgetreten<br />

sein. Man müßte<br />

den Begriff der Bestätigung<br />

/ Verifikation,<br />

wenn nicht gänzlich aufgeben,<br />

aber zumindest<br />

durch den weit schwächeren<br />

Ausdruck „häufig<br />

in der Praxis beobachtet“<br />

ersetzen.<br />

Eine bekannte Klassifizierung,<br />

die auf Kent zurückgeht,<br />

unterscheidet<br />

Symptome nach: common<br />

und peculiar bzw.<br />

general und particular.<br />

Das erste Paar unterscheidet,<br />

ob Symptome<br />

„gewöhnlich“ (common)<br />

oder „eigentümlich“ (peculiar) sind. Was<br />

selbstverständlich zunächst eine homöopathische<br />

Bewertung darstellt. Das zweite Paar unterscheidet,<br />

ob ein Symptom eventuell den ganzen Men-


GEDANKEN ZU REPERTORIEN UND IHREN SYMPTOMEN<br />

schen betrifft, also ein Allgemeinsymptom ist (general)<br />

(z.B. die Besserung im Freien bei Pulsatilla)<br />

oder „bestimmt“, „spezifisch“ (particular) (z.B.<br />

Besserung krampfhafter Magenschmerzen durch<br />

Trinken kleiner Schlucke kalten Wassers). Hier darf<br />

ich dem Leser den ausgezeichneten Artikel von W.<br />

Klunker in der ZKH von 1988 empfehlen.<br />

Ich möchte nur kurz auf die Konsequenzen dieser<br />

vier Arten von Symptomen für Repertoriumseinträge<br />

hinweisen. Was die Anzahl der jeweils anzutreffenden<br />

Arzneimittel angeht, so läßt<br />

sich sagen: Je „gewöhnlicher“<br />

und je „allgemeiner“<br />

Symptome sind, desto<br />

mehr Arzneimittel<br />

findet man. Je<br />

„eigentümlicher“<br />

und je „spezifischer“<br />

Symptome<br />

sind, desto weniger<br />

Arzneimittel findet man.<br />

Dies hat natürlich zur Folge,<br />

daß ich bei größeren Rubriken zwar um<br />

so sicherer das „passende“ Arzneimittel mit enthalten<br />

habe, dieses aber eventuell in der zu großen<br />

Zahl der Mittel unterzugehen droht. Auf der<br />

anderen Seite führen kleine Rubriken dazu, daß<br />

sie für die Mittelwahl zwar von großem Wert sein<br />

mögen, aber zugleich die Gefahr zunimmt, daß das<br />

passende Mittel nicht enthalten ist. Man sollte sich<br />

dieser Vor- und Nachteile immer bewußt sein, wenn<br />

man Repertoriumssymptome für die Mittelwahl heranzieht.<br />

Auf der anderen Seite gibt es auch eine gewisse<br />

Auswirkung auf die Formulierung der Repertoriumseinträge<br />

selbst. Je „gewöhnlicher“ und je „allgemeiner“<br />

Symptome sind, desto mehr „Erscheinungen“<br />

wird die Formulierung eines Repertoriumseintrags<br />

umfassen, in anderen Worten: desto<br />

weniger präzise wird sie sein. (Man denke an Besserung<br />

durch Bewegung und all die denkbaren<br />

Formen von Bewegungen.) Je „eigentümlicher“<br />

und je „spezifischer“ Symptome sind, desto weniger<br />

„Erscheinungen“ wird die Formulierung umfassen,<br />

in anderen Worten: desto präziser wird sie<br />

sein. (Beispiel: Kopf - Schweiß der Kopfhaut - Stirn<br />

- nachts - Mitternacht - nach - 4 h: Stann.)<br />

Nach all diesen Überlegungen, die wegen ihrer Kürze<br />

mehr den Charakter von Denkanstößen tragen,<br />

will ich eine Präzisierung vornehmen, was un-<br />

Mein<br />

Repertorium war bloß ein alphabetisches<br />

Register, was nur in der<br />

größten Vollkommenheit viel Dienste bei Aufsuchung<br />

der nöthigen Arznei-Symptome gewähren<br />

kann. Und in dieser Vollkommenheit ist das<br />

meinige noch nicht. Es ist also nicht schade<br />

um sein Nicht-Erscheinen.<br />

Samuel Hahnemann<br />

ter einem Repertorium bzw. einemRepertoriumssymp-<br />

tom zu verstehen ist.<br />

Das<br />

Repertorium<br />

Präzisierung:<br />

Ein Repertorium<br />

ist eine Auflistung<br />

von Symptomen in<br />

Stichworten in einer eigens<br />

hierfür entwickelten Repertoriumssprache<br />

und einer eigenen Struktur, mit der Symptomen<br />

Arzneimittel zugeordnet werden und dient<br />

hauptsächlich dazu, mittels einer Ähnlichkeitsbeziehung<br />

zunächst Symptome eines Patienten in die<br />

Repertoriumssprache zu übersetzen und dann im<br />

Repertorium aufzufinden, um mit den dazugehörigen<br />

Arzneimitteln die Mittelwahl zu unterstützen.<br />

Das Symptom<br />

Präzisierung: Ein Repertoriumssymptom ist eine<br />

sprachliche Umformulierung eines Symptoms<br />

aus einer Prüfung, aus klinischen Fällen oder einer<br />

konstitutionellen Eigenheit, die im Rahmen von<br />

Heilungen beobachtet wurde und steht in einem<br />

Ähnlichkeitsverhältnis zu einer vom Patienten oder<br />

von Dritten genannte oder vom Arzt beobachtete<br />

Beschwerde und/oder Eigenheit des Patienten.<br />

7


8<br />

GEDANKEN ZU REPERTORIEN UND IHREN SYMPTOMEN<br />

Das richtige Repertorium?<br />

Nun stellt sich natürlich die Frage, welches Repertorium<br />

denn das richtige oder das beste, das<br />

vollständigste etc. sei. Oben hatte ich mit Bedacht<br />

die Frage ausgeklammert, was denn homöopathisch<br />

unter einem Symptom zu verstehen ist. Es<br />

gibt so viele Antworten auf diese Frage, daß es in<br />

meinen Augen unmöglich ist, vom „richtigen“ oder<br />

gar „vollständigen“ Repertorium zu sprechen. Zwei<br />

Hinweise mögen genügen: Wenn ich für die therapeutische<br />

Arbeit ausschließlich mit Gemüts- und<br />

Allgemeinsymptomen einer bestimmten Art arbeite,<br />

so werde ich keine Symptome benötigen, die<br />

extrem detailliert Zahnschmerzen differenzieren.<br />

Wenn ich andererseits beispielsweise nur Prüfungssymptomen<br />

vertraue, und vielleicht auch nur<br />

denen aus Hahnemanns Lebzeiten, so benötige ich<br />

natürlich ein entsprechendes Repertorium.<br />

Kurz gesagt, so wie ich von einer Ähnlichkeitsbeziehung<br />

zwischen Symptom des Patienten und Repertoriumssymptom<br />

sprach, so gibt es in meinen<br />

Augen auch eine vergleichbare Beziehung zwischen<br />

der Art, wie ein Homöopath jeweils Homöopathie<br />

betreibt und der Art, wie ein Repertorium<br />

aufgebaut ist.<br />

Es wäre zu wünschen, daß in den Vorworten und<br />

Einleitungen der jeweiligen Repertorien klarer zum<br />

Ausdruck käme, was die Autoren jeweils unter Re-<br />

pertorium und Repertoriumssymptom verstehen<br />

- d.h. wenn die Methodik im Detail offengelegt würde,<br />

um diese Entscheidung für das jeweils passende<br />

Repertorium leichter treffen zu können.<br />

Bei all der hier nur angedeuteten Komplexität der<br />

Repertorien beruhigen die Worte von Clemens von<br />

Bönninghausen: „Je mehr er [der Homöopath]<br />

weiss, desto weniger hat er noch zu suchen und<br />

braucht am Ende nur hier oder da seinem Gedächntisse<br />

zu Hülfe zu kommen.“<br />

Literatur:<br />

Hahnemann, Samuel. Die chronische<br />

Krankheiten. Bd. V. 2. Aufl. Düsseldorf 1839.<br />

Jahr, G.H.G. Systematisch-alphabetisches<br />

Repertorium. Erster Band. Leipzig 1848.<br />

Klunker, W. Homöopathische Propädeutik,<br />

ZKH 2 (1988), 78-80.<br />

Plate, U. Symptomen-Lexikon der Materia<br />

medica. Vechele 2004.<br />

Schroyens, F. Synthesis. Repertorium homoeopathicum<br />

syntheticum. Edition 7. Greifenberg<br />

1998.<br />

Weber, G.A. Systematische Darstellung der reinen<br />

Arzneiwirkungen aller bisher geprüften Mittel.<br />

Braunschweig 1836.<br />

Peter Vint<br />

Hahnemann Institut<br />

Herrmann-Köhl-Str. 18<br />

86159 Augsburg<br />

e-Mail:<br />

vint@hahnemann.de


DIE GESCHICHTE DER REPERTORIEN<br />

Die Geschichte der Repertorien ist ein spannendes<br />

Thema, mit dem man ein Buch füllen<br />

könnte, denn jedes einzelne der im Laufe der<br />

vielen Jahrzehnte erschienenen Repertorien hat<br />

seine eigene Geschichte. Dieser Bericht kann dem<br />

Leser nur einen sehr groben Überblick über die<br />

Entwicklung der Repertorien geben.<br />

Der Begriff Repertorium leitet sich vom lateinischen<br />

„reperio“ (wieder zum Vorschein bringen)<br />

ab. Im heutigen Sprachgebrauch würde man „reperio“<br />

mit „auffinden, ermitteln oder entdecken“<br />

übersetzen. Ein<br />

Repertorium ist<br />

ein handschriftliches,<br />

gedrucktes<br />

oder in unserer<br />

„modernen“ Zeit<br />

auch digitales Verzeichnis<br />

(z.B. Datenbank)<br />

eines Archivbestands.<br />

In der Homöopathie<br />

ist ein Repertorium<br />

ein strukturiertesNachschlagewerk<br />

der<br />

Materia Medica (Index oder Stichwortverzeichnis)<br />

und im Gegensatz zu dieser nicht nach Arzneimitteln,<br />

sondern nach Symptomen gegliedert. Auf diese<br />

Weise findet man Arzneimittel, bei denen dieses<br />

Symptom in einer Arzneimittelprüfung oder einem<br />

klinischen Fall aufgetreten ist. Schon seit der<br />

Frühzeit der Homöopathie helfen Repertorien Homöopathen<br />

in ihrem Bemühen, das richtige Arzneimittel<br />

zu finden.<br />

Samuel Hahnemann unternahm bereits die ersten<br />

Schritte, seine Informationen in einer Art Repertorium<br />

zu strukturieren („Fragmenta de viribus<br />

medicamentorum – Pars secunda“, Leipzig 1805),<br />

VON REINHARD ROSÉ<br />

aber es war sein Schüler Clemens von Bönninghausen,<br />

der im Jahr 1832 das erste gebrauchsfähige<br />

Repertorium herausgab.<br />

1834 – 1835 perfektionierte Jahr Bönninghausens<br />

Repertorium in mehreren Ausgaben (die vierte<br />

Ausgabe erschien 1851) und verwendete wie Bönninghausen<br />

vier Grade.<br />

1836 erschien Georg Adolph Webers "Systematische<br />

Darstellung der reinen Arzneiwirkungen aller<br />

bisher geprüften Mittel" (mit einem Vorwort von<br />

Samuel Hahnemann).<br />

Dieses<br />

Werk ist in der logischen<br />

Struktur<br />

eines Repertoriums<br />

aufgebaut,<br />

enthält aber das<br />

komplette Symptom<br />

und nicht die<br />

komplexe Stichwortstrukturheutiger<br />

Repertorien.<br />

1838 publizierte<br />

Constantine Hering<br />

eine englische Ausgabe<br />

des Repertoriums<br />

von Jahr (Repertory to Jahr’s Manual).<br />

Kents Repertorium (Sixth Edition),<br />

Kopie von Dr. Krishna Chandra Mittal (Indien)<br />

mit den Einträgen von Kents persönlichen Korrekturen<br />

1880 wurde C. v. Lippes Repertorium veröffentlicht,<br />

das auf den vorangegangenen Werken basierte<br />

(Repertory to the more Characteristic Symptoms<br />

of the Materia Medica).<br />

1889 erschien das „Repertory of the Characteristic<br />

Symptoms, Clinical und Pathogenic, of the<br />

Homeopathic Materia Medica” von Dr. Edmund<br />

Jennings Lee.<br />

Lee erstellte sein Repertorium auf der Basis der Second<br />

Edition von Lippes Repertorium mit weiteren<br />

Ergänzungen und Notizen anderer zeitgenössischer<br />

9


10<br />

DIE GESCHICHTE DER REPERTORIEN<br />

Systematische Darstellung der reinen Arzneiwirkungen, Weber Georg Adolph, 1836,<br />

Vieweg, Braunschweig


Homöopathen. Als Lee erblindete und deshalb seine<br />

Arbeit nicht vollenden konnte, setzte J. T. Kent diese<br />

Arbeit auf der Grundlage von Lee's unvollständigen<br />

Manuskripten fort.<br />

1887 – 1899 entstand unter der Aufsicht von J.T.<br />

Kent in verschiedenen Abschnitten sein Repertorium,<br />

das in seiner Sixth American Edition allen Homöopathen<br />

bis heute vertraut ist und deren hierarchische<br />

Struktur bis heute ihre Gültigkeit hat.<br />

Kent selbst veröffentlichte verschiedene Auflagen<br />

dieses Repertoriums (die zweite Auflage 1908, eine<br />

dritte, auf einem Manuskript basierende, wurde<br />

nach seinem Tode 1916 erst 1924 gedruckt).<br />

Spätere Auflagen (die 4. Auflage erschien 1935, die<br />

5. Auflage 1945 und die 6. Auflage 1957) erreichten<br />

nicht die Qualität der 3. Auflage nach Kent’s Manuskript<br />

und können als gering veränderte und erweiterte<br />

Versionen betrachtet werden, die von seinen<br />

Schülern und seiner Frau Clara-Louise herausgegeben<br />

wurden. Später wurden mehrere indische<br />

Auflagen gedruckt, die eine hohe Zahl von<br />

Fehlern aufwiesen. Einige Jahrzehnte lang folgte<br />

kein weiteres Repertorium, das die Herausforderung<br />

annahm, dieses Werk weiter zu entwickeln.<br />

Erst 1973 publizierten Barthel und Klunker die erste<br />

Ausgabe des „Synthetischen Repertoriums“, in<br />

dem sie Informationen von 16 Autoren in 5 Hauptkapiteln<br />

(Gemüt, Allgemeines, Schlaf, Träume und<br />

Sexualität) ergänzten. Obwohl Barthel und Klunker<br />

ihr Werk nicht um zusätzliche Autoren oder<br />

Kapitel erweiterten, wurde ihr Repertorium weitgehend<br />

als neuer Standard akzeptiert.<br />

1987 erschien „Kent’s Repertorium Generale“ von<br />

Jost Künzli von Fimmelsberg und Michael Barthel.<br />

Künzli hatte im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit<br />

als Homöopath wichtige Ergänzungen anderer Autoren<br />

(z.B. T. F. Allen, Bönninghausen, Boericke,<br />

Clarke, etc.) sowie eigene therapeutische Erfah-<br />

DIE GESCHICHTE DER REPERTORIEN<br />

rungen in dieses Repertorium, das auf dem Kentschen<br />

Repertorium basiert, aufgenommen. Zudem<br />

findet man im „Generale“ die berühmten „Künzli<br />

Punkte", mit denen Künzli seine eigenen therapeutischen<br />

Erfahrungen kennzeichnete. Das Repertorium<br />

Generale enthielt bereits Ergänzungen<br />

aus 72 verschiedenen Quellen.<br />

1993 veröffentlichte das Hahnemann Institut die<br />

erste deutsche Druckausgabe des „Repertorium<br />

Synthesis “ von Dr. Frederik Schroyens. Dieses Repertorium<br />

basierte auf der Radar-Computerversion,<br />

die bereits 1987 als Software verfügbar war.<br />

Synthesis wurde auf der Grundlage der Sixth American<br />

Edition des Kentschen Repertoriums entwickelt<br />

und enthielt dessen komplette Rubriken und<br />

Arzneien zzgl. der Nachträge aus mehr als 250<br />

Quellen. In der aktuellen Auflage von Synthesis<br />

(Edition 9) wurden unter anderem Bönninghausens<br />

Taschenbuch von 1846, Bönninghausens Systematisch-Alphabetisches<br />

Repertorium und C.M.<br />

Bogers „Boenninghausen’s Characteristics and Repertory“<br />

vollständig eingearbeitet. Die Edition 9<br />

enthält über 800 Quellen und mehr als 2300 verschiedene<br />

Arzneimittel.<br />

1995 kam die englische und im Jahr 2000 die deutsche<br />

Ausgabe des „Complete Repertory“ von Roger<br />

van Zandvoort auf den Markt. Van Zandvoort<br />

erstellte sein Repertorium ebenfalls auf der Basis<br />

von Kents Repertorium. Die gedruckten Versionen<br />

sind – wie das Repertorium Synthesis – ein Ergebnis<br />

vorangegangener Computerversionen, die<br />

ab 1986 Bestandteil des Programms MacRepertory<br />

waren. Das Complete Repertory enthält ebenfalls<br />

sehr umfangreiche Ergänzungen aus mehr als<br />

500 Quellen.<br />

1998 veröffentlichte Raimund Friedrich Kastner auf<br />

der Grundlage des Therapeutischen Taschenbuchs<br />

von 1846 das „Repertorium der homöopathischen<br />

11


12<br />

Arzneimittel und Genius-Hinweise“, in das sämtliche<br />

von Bönninghausen erstellten und bearbeiteten<br />

Quellen eingearbeitet wurden.<br />

2000 erschien die von Dr. Klaus-Henning Gypser<br />

revidierte Ausgabe von Bönninghausens Taschenbuch,<br />

in der auch die Abschrift von Bönninghausens<br />

Handexemplar eingearbeitet wurde. Außerdem<br />

wurden weitere Schriften von Bönninghausen,<br />

wie „Der homöopathische Hausarzt“, „Die<br />

Körperseiten und Verwandtschaften“ u. a.m. aufgenommen.<br />

2005 veröffentlichte Roger van Zandvoort sein "Repertorium<br />

Universale". Es entstand auf der Grundlage<br />

des Complete Repertory. In diesem Repertorium<br />

wurde versucht, Bönninghausens Strukturvorgaben<br />

einzuarbeiten.<br />

Zukunft der Repertorien<br />

Die Homöopathie befindet sich seit Jahren im Wandel.<br />

Nahezu täglich erscheint ein neues homöopathisches<br />

Werk, wobei viele dieser Werke lediglich<br />

eine Auf- bzw. Umarbeitung des seit langer Zeit vorhandenen<br />

homöopathischen Wissens darstellen.<br />

Neue „Richtungen“ entstehen und einige homöopathische<br />

Gruppen folgen dem einen oder anderen<br />

homöopathischen Guru. Auch bezüglich der<br />

weiteren Entwicklung der Repertorien scheiden<br />

sich die Geister. Was dem Einen zu wenig ist an<br />

Informationen, ist dem Anderen zu viel. Was dem<br />

Einen als zuverlässig erscheint, ist für den Anderen<br />

suspekt.<br />

Verschiedene homöopathische Gruppen arbeiten<br />

an unterschiedlichen Projekten, z.B. einer revidierten<br />

Materia Medica, aus der in Zukunft ein neues<br />

„zuverlässiges“ Repertorium entstehen soll. Diese<br />

Arbeit kann man nicht hoch genug schätzen. Die<br />

Verwirklichung eines solch umfangreichen und<br />

ambitionierten Projekts erfordert jedoch Geduld,<br />

DIE GESCHICHTE DER REPERTORIEN<br />

Ausdauer und vor allen Dingen personelle und finanzielle<br />

Ressourcen.<br />

Unser digitales Zeitalter bietet enorme Möglichkeiten<br />

der schnellen Recherche von Informationen<br />

in umfangreichen digitalen homöopathischen<br />

Datenbanken. Dies bedeutet, dass der Zeitaufwand<br />

für solche Projekte durch den Einsatz der richtigen<br />

(Software-)Werkzeuge wesentlich minimiert<br />

werden kann.<br />

Es ist bereits möglich, per Mausklick (Repertorium<br />

Synthesis, Radar Programm) beliebige „Varianten“<br />

des Repertoriums am Bildschirm anzuzeigen.<br />

Der Anwender der Software kann sich das Repertorium<br />

Synthesis – aber auch die Repertorisation<br />

selbst – nur mit den Einträgen der „Pioniere“<br />

bis 1843 (Hahnemann), der „Klassiker“ bis<br />

1916 (Kent), der „Neuzeit“ bis 1987 (Pierre<br />

Schmidt) oder nur den Kent oder eben alle verfügbaren<br />

Einträge des Repertoriums anzeigen lassen.<br />

Außerdem kann sich der Anwender auf einfachste<br />

Weise sein „persönliches“ Repertorium erstellen,<br />

indem er seine eigenen Varianten des Synthesis<br />

festlegt. Da er Zugriff auf alle Quelleneinträge<br />

hat, kann er die seiner Meinung nach nicht<br />

vertrauenswürdig genug erscheinenden Quellen<br />

abschalten und erhält dadurch sein „persönliches“<br />

Synthesis. Ferner ist es möglich, einen sogenannten<br />

„Vertrauensgrad“ für jeden einzelnen Mitteleintrag<br />

anzuwenden, der die Qualität der Einträge<br />

zusätzlich beeinflußt.<br />

Im Rahmen einer Softwarelösung stellen "Nutzeradaptierte<br />

Darstellungen" des Repertoriums, wie<br />

oben geschildert, kein Problem dar. Für den Verleger<br />

einer Druckversion des Repertoriums ist die<br />

übersichtliche Darstellung von "zuverlässigen" bzw.<br />

"weniger zuverlässigen" Einträgen jedoch eine Herausforderung.<br />

Zugleich ist eine solche Darstellung<br />

besonders für Homöopathie-Neulinge wichtig. Das<br />

Hahnemann Institut hat mittlerweile die Möglichkeit<br />

einer verständlichen Darstellung entwickelt;


diese Art der Darstellung wird in der nächsten<br />

Druckausgabe von Synthesis berücksichtigt.<br />

Das Hahnemann Institut digitalisiert seit vielen Jahren<br />

homöopathische Literatur als Grundlage für<br />

die Verknüpfung der Originalsymptome in der Materia<br />

Medica mit den Repertoriumseinträgen. Dadurch<br />

kann der Homöopath für jeden einzelnen<br />

Eintrag selbst entscheiden, ob dieser „zuverlässig“<br />

ist. In Zusammenarbeit mit dem Hersteller der Software<br />

Radar wurden spezielle Werkzeuge entwickelt,<br />

die es ermöglichen, im Prinzip jedes beliebige<br />

Repertorium<br />

per Software zu<br />

erstellen, Arzneimitteleinträge<br />

mit<br />

dem Originaltext<br />

aus der Materia<br />

Medica zu verknüpfen<br />

und anderes<br />

mehr.<br />

Mit Werkzeugen<br />

dieser Art wird es<br />

möglich, im Gegensatz<br />

zu dem Ansatz<br />

„alles von Anfang<br />

an beginnen<br />

und neu machen“, den Weg „rückwärts“ zu gehen.<br />

Ausgehend von der bereits digitalisierten und stetig<br />

hinzukommenden homöopathischen Literatur<br />

(Datenbanken) kann man auf einfache Weise die<br />

Spreu vom Weizen trennen und ein Repertorium<br />

erarbeiten, das sowohl den Vorstellungen der klassischen<br />

Homöopathen entspricht, als auch jenen<br />

entgegen kommt, die andere Vorstellungen bezüglich<br />

des Inhalts eines Repertoriums haben.<br />

Außerdem sollte man über die Struktur eines neuen<br />

Repertoriums nachdenken. Homöopathen der<br />

heutigen Zeit – besonders die noch nicht so ver-<br />

DIE GESCHICHTE DER REPERTORIEN<br />

sierten unter ihnen – sind oftmals überfordert, ein<br />

Symptom anhand der Kentschen Struktur, die nach<br />

wie vor in den „modernen“ Repertorien verwendet<br />

wird, aufzufinden. Das tägliche Brot der homöopathischen<br />

Anamnese ist es, das passende Arzneimittel<br />

für den Patienten zu finden. Ein Repertorium<br />

sollte, vergleichbar dem "Duden", ein möglichst<br />

einfach zu handhabendes Werk sein, in dem<br />

man auf sehr einfache Weise Informationen finden<br />

kann. Leider wird die Struktur und Handhabung<br />

des Repertoriums in den Fortbildungs-Seminaren<br />

nicht<br />

ausreichend berücksichtigt.<br />

Dies<br />

führt dazu, dass<br />

der praktizierende<br />

Homöopath<br />

oftmals Symptome<br />

übersieht<br />

oder einfach nicht<br />

findet, da er mit<br />

den Unterteilungen<br />

in Seiten, Zei-<br />

Zerschnittene Seiten aus Kents persönlichem Original,<br />

das von Dr. Mittal in tausende Schnipsel<br />

zerschnitten wurde.<br />

ten, Modalitäten,<br />

Erstreckungen<br />

und Orte nicht zurecht<br />

kommt.<br />

Einige der frühen Repertorien waren alphabetisch<br />

geordnet. Eventuell wäre dies ein diskussionswürdiger<br />

Ansatz.<br />

Es wäre wünschenswert, die Arbeit der verschiedenen<br />

homöopathischen Gruppen zu bündeln. Dadurch<br />

wäre es möglich, wesentlich effizienter zu<br />

arbeiten und die gesetzten Ziele schneller zu erreichen.<br />

Ein solches Projekt hätte auch zur Folge,<br />

die Homöopathen der verschiedenen Richtungen<br />

wieder zu einer Gemeinschaft werden zu lassen.<br />

13


14<br />

ZEITTAFEL DER REPERTORIUMSGESCHICHTE<br />

VON REINHARD ROSÉ<br />

1805 Hahnemann, Samuel Fragmenta de viribus medicamentorum<br />

positivis in sano corpore humano observatis –<br />

Pars secunda<br />

1817 Hahnemann, Samuel Symptomenlexikon<br />

1826 Hartlaub, Carl Georg Systematische Darstellung der reinen<br />

Christian Arzneiwirkungen<br />

1830 Weber, Georg Adolph Systematische Darstellung der<br />

antipsorischen Arzneimittel<br />

1831 Rückert, Ernst Ferdinand Systematische Darstellung aller bis jetzt<br />

bekannten homöopathischen Arzneien<br />

1832 Bönninghausen, Systematisch-Alphabetisches Repertorium der<br />

Clemens von Antisporischen Arzneien<br />

1833 Bönninghausen, Versuch einer homöopathischen Therapie bei<br />

Clemens von Wechselfieber<br />

1833 Glasor, Dr. Alphabetisch-nosologisches Repertorium<br />

der Anzeigen zur Anwendung der bis jetzt<br />

bekannten homöopathischen Arzneien in<br />

verschiedenen Krankheitszuständen<br />

1834 Jahr, Georg Systematisch-alphabetisches Repertorium<br />

Heinrich Gottlieb im Handbuch der Hauptanzeigen für die<br />

richtige Wahl der homöopathischen Heilmittel<br />

1834 Haas, Johann Ludwig Repertorium für homöopathische Heilungen<br />

und Erfahrungen<br />

1835 Bönninghausen, Systematisch-Alphabetisches Repertorium der<br />

Clemens von nicht-antisporischen Arzneien<br />

1836 Weber, Georg Adolph Systematische Darstellung der reinen<br />

Arzneiwirkungen aller bisher geprüften Mittel<br />

1838 Hering, Constantine Repertory to Jahr’s Manual (das erste<br />

englische Repertorium)<br />

1838 Ruoff, Joseph Fredericus Repertorium für die homöopathische Praxis<br />

1841 Hull, A. Gerald Hull’s Jahr, A new manual of Homeopathic<br />

Practice<br />

1842 Lafitte, P. J. Pure Symptomatology or synoptic pattern of<br />

all the Materia medica<br />

1846 Bönninghausen,<br />

Clemens von<br />

Therapeutisches Taschenbuch


ZEITTAFEL DER REPERTORIUMSGESCHICHTE<br />

1848 Jahr, Georg Heinrich Ausführlicher Symptomen-Kodex der<br />

Gottlieb Homöopathischen Arzneimittellehre<br />

1848 Müller, Clotar Moriz Systematisch-Alphabetisches Repertorium der<br />

gesammten Homöopathischen Arzneimittellehre<br />

1848 Trinks, Karl Friedrich Handbuch der homöopathischen<br />

Arzneimittellehre<br />

1849 Jahr, Georg Heinrich Alphabetisches Repertorium der Hautsymptome<br />

Gottlieb und äußeren Substanzveränderungen<br />

1849 Jahr, Georg Heinrich Klinische Anweisungen zu homöopathischer<br />

Gottlieb Behandlung der Krankheiten<br />

1850 Jahr, Georg Heinrich Alphabetical Repertory of the Skin Symptoms<br />

Gottlieb – translated by Hempel<br />

1850 Dudgeon, Robert Ellis Pathogenetic Cyclopedia<br />

1851 Bryant, Joel A Pocket Manual or Repertory<br />

of Homeopathic Medicine<br />

1853 Possart, A. Alphabetisches Repertorium zur Characteristik<br />

der homöopathischen Arzneien<br />

1853 Hempel, Charles J. The Complete Repertory<br />

1853 Bönninghausen,<br />

Clemens von<br />

Die Körperseiten und Verwandtschaften<br />

1859 Dudgeon, Robert Ellis Repertory of the Homoeopathic Materia Medica<br />

1861 Snelling, Frederik Hull’s Jahr revised and edited<br />

1868 Gerhardt, Adolph von Kurzgefasstes systematisch-alphabetisches<br />

Repertorium (im Handbuch der Homöopathie)<br />

1868 Hoyne, Temple Repertory of the new remedies<br />

1869 Berridge, Edward William A Repertory of symptoms of the eyes and head<br />

1869 Bell, James B. Homeopathic Therapeutics of Diarrhoea<br />

1872 Hirschel, Bernhard Der Homöopathische Arzneischatz in seiner<br />

Anwendung am Krankenbette für Familie<br />

und Haus<br />

1873 Berridge, Edward William Complete Repertory to the Homeopathic<br />

Materia Medica – Diseases of Eyes<br />

1875 Hering, Constantine Analytical Therapeutics<br />

1876 Hart, Charles Porter Repertory of new remedies<br />

1879 Allen, Henry Clay The Therapeutics of Intermittent Fever<br />

1879 Lippe, Constantine Repertory to the More Characteristic<br />

Symptoms of the Materia Medica<br />

15


16<br />

ZEITTAFEL DER REPERTORIUMSGESCHICHTE<br />

1879 Gregg, Rollin R. An Illustrated Repertory of pains in chest and back<br />

1879 Guernsey, A Repertory of menstruation<br />

William Jefferson<br />

1879 Eggert, William Uterine and Vaginal Discharges<br />

1879 King, John C. A Repertory of Headaches<br />

1880 Allen, Timothy Field The Symptom Register<br />

1880 Lippe zur, Constantine Repertory to the more Characteristic<br />

Symptoms of the Materia Medica<br />

1880 Worcester, Samuel Repertory to the Modalities<br />

1881 Hering, Constantine Analytical Repertory of the Symptoms<br />

of the Mind<br />

1882 Guernsey,<br />

William Jefferson<br />

The Homeopathic Therapeutics of Haemorrhoids<br />

1883 Allen, William A. Repertory to the Symptoms of Intermittent Fever<br />

1884 Lee, Edmund Jennings<br />

und Clark, George Henry<br />

Cough and Expectoration<br />

1886 Winterburn, George W. Repertory of the most characteristic symptoms<br />

1888 Gramm, Theodore J. Repertory of the urinary Symptoms<br />

1888 Neidhard, Charles Pathogenetic and clinical Repertory of the most<br />

prominent symptoms of the head, with their<br />

concomitants and conditions<br />

1889 Guernsey,<br />

William Jefferson<br />

Guernsey’s Boenninghausen Slips<br />

1889 Lee, Edmund Jennings Repertory of the Characteristic Symptoms<br />

of the Homeopathic Materia Medica<br />

1890 Gentry, William D. The Concordance Repertory of the More<br />

Characteristic Symptoms of the Materia Medica<br />

1892 Norton, A. B. Ophthalmic Diseases and Therapeutics<br />

1893 Shannon, S. F. Complete Repertory to the tissue remedies of<br />

Schüssler<br />

1894 Holcomb, A.W. Sensations As If<br />

1894 Jones, Stacy Bee-Line Repertory<br />

1896 Knerr, Calvin B. Repertory of Hering’s Guiding Symptoms<br />

of our Materia Medica<br />

1896 Clarke, John Henry Heart Repertory<br />

1896 Douglas, M.E. A Repertory of tongue symptoms


ZEITTAFEL DER REPERTORIUMSGESCHICHTE<br />

1897-1899 Kent, James Tyler Repertory of the Homoeopathic<br />

Materia Medica<br />

1898 Lutze, F.H. Therapeutics of facial and sciatic neuralgia<br />

with clinical cases and repertories<br />

1898 Pulford, Alfred Repertory of the Symptoms of Rheumatism,<br />

Sciatica, etc.<br />

1900 Hughes, Richard A repertory of the Cyclopaedia of Drug<br />

Pathogenesy<br />

1900 Boger, Cyrus Maxwell A systematic alphabetic Repertory of the<br />

homoeopathic remedies (C.v. Bönninghausen)<br />

1904 Clarke, John Henry A Clinical Repertory of Materia Medica<br />

1905 Boger, Cyrus Maxwell Boenninghausen’s Characteristics and Repertory<br />

1906 Boericke, Oscar Eugene Homoeopathic Materia Medica with Repertory<br />

1915 Boger, Cyrus Maxwell Synoptic Key to the Materia Medica<br />

1922 Field, Richard Symptom Register<br />

1924/5 Boger, Cyrus Maxwell The General Analysis<br />

1929 Stauffer, Karl Symptomenverzeichnis nebst verrgleichenden<br />

Zusätzen zur Homöopathischen<br />

Arzneimittellehre<br />

1932 Boger, Cyrus Maxwell Additions to Kent’s Repertory<br />

1936 Schwabe, Wilmar Leitfaden für die homöopathische Praxis<br />

1937 Roberts, Herbert A. Sensation As If – A Repertory of Subjective<br />

Symptoms<br />

1939 Ward, William James Unabridged Dictionary of the Sensations As If<br />

1939 Roberts, Herbert A. Repertory of the Rheumatic Remedies<br />

1948 Broussalion, George Card Repertory<br />

1955 Sankaran, Pichiah Card Repertory<br />

1959 Kishore, Jugal Card Repertory<br />

1960 Keller von, Georg Kents Repertorium der homöopathischen<br />

Künzli v. Fimmelberg, Jost Arzneimittel<br />

1963 Phatak, S.R. A Concise Repertory of Homoeopathic<br />

Medicines<br />

1965 Dorcsi, Mathias Symptomenverzeichnis<br />

1973 Barthel, Synthetisches Repertorium 3 Bände (Gemüt,<br />

Horst Klunker, Will Allgemeines, Schlaf, Träume, Sexualität)<br />

1974 Vithoulkas, George Additions to Kent’s Repertory<br />

17


18<br />

ZEITTAFEL DER REPERTORIUMSGESCHICHTE<br />

1975 Leers, Hans Leers Kartei<br />

1980 Chand, Diwan Harish The Final General Repertory<br />

Schmidt, Pierre<br />

1981 Sastry, G. S. R. Sequelae<br />

1984 Eichelberger, Otto Kent Praktikum<br />

1987 Künzli von Fimmelsberg,<br />

Jost<br />

Kent’s Repertorium Generale<br />

1990 Aggarval, Devika The Applied Repertory<br />

1993 Schroyens, Frederik Synthesis Repertorium Homeopathicum<br />

Syntheticum<br />

1993 Murphy, Robin Homeopathic Medical Repertory<br />

1995 Zandvoort, Roger van The Complete Repertory<br />

1998 Kastner, Bönninghausens Repertorium der<br />

Raimund Friedrich homöopathischen Arzneimittel und<br />

Genius-Hinweise<br />

1999 Bakshi, J. P. S. The Phoenix Repertory<br />

2000 Gypser, Klaus-Henning Bönninghausens Therapeutisches<br />

Taschenbuch revidierte Ausgabe von<br />

Bönninghausens Taschenbuch<br />

2005 Zandvoort, Roger van Repertorium Universale<br />

Diese Zeittafel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aus Platzgründen wurde bewußt auf die Aufnahme<br />

"kleiner" Repertorien (nur einige Seiten oder Bestandteil von Journalen) verzichtet, außer sie<br />

sind allgemein bekannt (z.B. The General Analysis von Boger).<br />

Reinhard Rosé<br />

Hahnemann Institut<br />

86926 Greifenberg<br />

Tel: 08192-93060<br />

e-Mail: info@hahnemann.de


DAS THERAPEUTISCHE TASCHENBUCH<br />

VON BÖNNINGHAUSEN<br />

Clemens Maria von Bönnighausen (1785-<br />

1864) verfasste das erste praxistaugliche Repertorium<br />

in Form seines Systematisch-Alphabetischen<br />

Repertoriums der Antipsorischen<br />

Arzneien im Jahre 1832, nachdem er selbst drei<br />

Jahre zuvor seine homöopathische Praxis mit der<br />

Behandlung seiner Cousine Annette von Droste-<br />

Hülshoff aufgenommen hatte. Ein Jahr später folgte<br />

die 2., erweiterte Auflage, und im Jahre 1835<br />

erschien das Systematisch-Alphabetische<br />

Repertorium, Teil 2,<br />

enthaltend die Nicht-antipsorischen<br />

Arzneien.<br />

Dieses zweiteilige Werk<br />

stellt das Vorbild für viele<br />

spätere Repertorien<br />

dar, nicht zuletzt auch<br />

für das Repertorium von<br />

Kent und seine erweiterten<br />

Nachfolger. Ein wichtiges<br />

Merkmal dieser<br />

frühen Indices ist die<br />

Hervorhebung des Charakteristischen<br />

der Arz-<br />

neien in Form von vier<br />

Graden, die durch unterschiedlicheSchrifttypen<br />

dargestellt werden. So geben die beiden unteren<br />

Grade die Häufigkeit des Auftretens von<br />

Symptomen in der Arzneimittelprüfung an: der<br />

niedrigste (1.) Grad bedeutet, dass das Prüfungssymptom<br />

einmal während der AMP vorgekommen<br />

ist, der zweite Grad zeigt, dass das Symptom<br />

mehrfach, bzw. von mehreren Prüfern beobachtet<br />

worden ist. Diese Kennzeichnung hatte bereits<br />

Hahnemann in seinen AMP durch einfachen, bzw.<br />

S p e r r d r u c k des Symptomentextes kenntlich<br />

gemacht.<br />

VON DR. MED. KLAUS HOLZAPFEL<br />

Clemens Maria von Bönninghausen<br />

(1785 – 1864<br />

Ebenfalls an Hahnemanns Darstellung lehnen sich<br />

die beiden höheren Grade (3. und 4. Grad) an:<br />

der dritte Grad gibt an, dass die Arznei das betreffende<br />

Symptom ein- oder wenige Male gehoben<br />

hat, während der vierte, höchste Grad angibt,<br />

dass die Arznei dieses mehrfach getan hat. Diese<br />

Verifikationen ab usu in morbis enstammten zum<br />

Teil den Vorreden Hahnemanns zu den AMP in den<br />

Chronischen Krankheiten, wo er ebenfalls durch<br />

Sperrdruck die Häufigkeit<br />

der Heilungen gekennzeichnet<br />

hat, zum<br />

Teil den Erfahrungen<br />

Bönninghausens und<br />

Anderer. Hahnemanns<br />

Vorreden enthielten<br />

aber nicht nur verifiziertePrüfungssymptome,<br />

sondern auch<br />

rein klinische, d.h. ausschließlich<br />

bei der Heilung<br />

beobachtete Zeichen,<br />

die genauso in die<br />

beiden höheren Grade<br />

eingeflossen sind, wie<br />

auch die rein ab usu am<br />

Krankenbette gefundenen,<br />

nicht zuvor in der<br />

AMP beobachteten Zeichen<br />

Bönninghausens und der anderen.<br />

Bönninghausen Frühwerk ist also gekennzeichnet<br />

durch eine getreue Aufarbeitung der Materia Medica,<br />

aufgeteilt in die Darstellung der reinen Prüfungssymptome,<br />

d.h. der Reinen Arzneimittellehre,<br />

einerseits und der verifizierten sowie der rein<br />

klinischen Symptome andererseits. Leider hat er<br />

nicht zwischen den letzteren beiden unterschieden,<br />

so dass einem Mittel im höheren Grad nicht angesehen<br />

werden kann, ob es sich um eine verifi-<br />

19


20<br />

DAS THERAPEUTISCHE TASCHENBUCH VON BÖNNINGHAUSEN<br />

ziertes Prüfungssymptom oder ein ausschließlich<br />

klinisches handelt. Diese wichtige Unterscheidung<br />

hat als einziger G.H.G. Jahr in seinen Werken vorgenommen.<br />

Die Reine Arzneimittellehre spiegelt sich in den<br />

Graden eins und zwei wider. Während der erste<br />

Grad noch eine gewisse Unsicherheit beinhaltet,<br />

dass das in der AMP beobachtete Symptom viel-<br />

leicht gar nicht von der Arznei herrührt,<br />

sondern zufällig vorlag,<br />

zeigt die wiederholte<br />

Wahrnehmung, auch<br />

durch mehrere Prüfer<br />

– Grad zwei –<br />

an, dass es sich<br />

hier um ein si-<br />

cheresPrüfungssymptom handelt. Darüberhinaus<br />

kommt dieses<br />

Symptom in<br />

den Rang eines<br />

Charakteristikums,<br />

wenn es<br />

nicht nur von mehreren<br />

Prüfern, sondern<br />

auch in verschiedenen Zusammenhängen,Körperregionen<br />

oder Organsystemen registriert<br />

wurde, d.h. sich durch die AMP sozusagen von<br />

Kopf bis Fuß in Form entweder einer Empfindung<br />

(Brennen, Stechen, usw.) oder einer Modalität (<<br />

Bewegung, > kaltes Getränk, usw.) oder eines Begleitsymptoms<br />

(Frösteln, Reizbarkeit, usw.) durchzieht<br />

im Sinne eines Genius (ein Geniussymptom<br />

ist also eines, das deutlich von mehreren Prüfern<br />

beobachtet wurde und das mehrfach und in mehreren<br />

Körperregionen aufgetreten ist).<br />

Der dritte und vierte Grad sichern die Charakteristik<br />

der Arznei weiter ab, indem sie die Bewäh-<br />

rung der Arznei am Krankenbett, mithin die Verifikation<br />

der Prüfungssymptome, angeben. Auch die<br />

wiederholte Verifikation eines rein klinischen<br />

Symptoms (Grad 4) erhöht die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass es sich hier um ein Charakteristikum der<br />

Arznei handelt, während eine einmalige Bobachtung<br />

eines ab-usu-Symptoms ein sehr unsicheres<br />

Kriterium darstellt.<br />

Hatte<br />

noch Kent sein Repertorium<br />

als Hilfsmittel für seinen persönlichen<br />

Gebrauch gefertigt und dabei<br />

seine eigene, aus dem Herstellungsprozeß erwachsene<br />

lebendige Kenntnis dessen erlangt, was<br />

den ursprünglichen Symptomen angetan werden<br />

mußte, um sie in das Prokrustesbett der Rubriken zu<br />

zwingen, und wie gefährlich ungenau es dabei zuging,<br />

so geriet das Repertorium nach dem Druck, den die Allgemeinheit<br />

Kent abnötigte (um ihn auf der 1. Auflage<br />

sitzen zu lassen), später ins Ideologische und zum<br />

Ruhekissen des passiven Konsums: zur Passivität,<br />

die sich gedankenlos der Rubriken bedient und<br />

zur Ideologie, der die Rubriken unantastbare<br />

und fraglose Autoritäten bedeuten.<br />

Will Klunker im Editorial der<br />

ZKH 4/1982<br />

Diese ausführliche Erörterung<br />

der Graduierung in Bön-<br />

ninghausensRepertorien erscheint erforderlich,<br />

da fast alle<br />

zeitgenössischen<br />

Repertorien<br />

durch Reduktion<br />

auf drei<br />

Grade, vor allem<br />

durch die<br />

Zusammenlegung<br />

des ersten<br />

und zweiten<br />

Grades (zum<br />

niedrigsten von<br />

drei Graden) einen<br />

hohen Verlust an Zuverlässigkeit<br />

erleiden, da<br />

gerade Bönninghausens zweiter<br />

Grad meistens ein Charakteristikum<br />

oder sogar Geniussymptom anzeigt, während sein<br />

erster ein eher unsicheres Symptom darstellt.<br />

Bönninghausen hatte vorgehabt, sein frühestes Repertorium<br />

in einem Bande mit Erweiterungen herauszugeben.<br />

Mittlerweile hatte er jedoch die wichtige Erfahrung<br />

gemacht, dass ein Grossteil der aus den AMP stammenden<br />

Symptome unvollständig ist. Oft hatten die<br />

Prüfer den genauen Ort eines Symptoms nicht angegeben,<br />

oft war die Empfindung nicht individu-


DAS THERAPEUTISCHE TASCHENBUCH VON BÖNNINGHAUSEN<br />

ell genug ausgedrückt, vor allem aber fehlten öfters<br />

die Verschlimmerungen oder Besserungen<br />

nach Zeit, Lage und Begleitumständen, so dass hier<br />

größere Lücken entstanden waren. Die Erfahrung<br />

hatte ihm aber weiter gezeigt, dass eine Empfindung<br />

oder Modalität, wenn sie sich in der AMP an<br />

verschiedenen, jedoch nicht an allen Körperregionen<br />

abgespielt hatte, dennoch auf die fehlenden<br />

Regionen übertragen werden konnte, wenn<br />

sie nur durchgängig beobachtet worden war, wie<br />

z.B. die von innen nach außen gerichteten stechenden<br />

Schmerzen der Asa foetida. So konnte diese<br />

Arznei auch bei den entsprechenden Zahnschmerzen<br />

mit Erfolg gegeben werden, obwohl<br />

diese Art von Zahnweh bei der AMP nicht vorkam.<br />

So sollte ein Repertorium entstehen, das sowohl<br />

durch die Erfahrung als auch durch die Analogie,<br />

d.h. die Übertragung von charakteristischen Symptomenelementen,<br />

vervollständigt werden sollte.<br />

Diese Arbeit war jedoch schon in einem frühen Sta-<br />

dium zu einem derartigen Umfang angestiegen,<br />

dass Bönninghausen einen anderen Weg der Anordnung<br />

wählte. Er extrahierte aus den mehr oder<br />

weniger vollständigen Symptomen die einzelnen<br />

Elemente der Orte, Empfindungen (hierzu gehören<br />

auch die Tätigkeiten des Organismus wie Stuhlgang,<br />

Erbrechen, Harnen, aber auch die Beschaffenheiten<br />

der Absonderungen) und Modalitäten<br />

und legte sie in Form von verschiedenen Abteilungen<br />

an.<br />

Eine Doppelseite aus dem Manuskript von Bönninghausens<br />

Therapeutischem Taschenbuch, ca. 1840.<br />

Copyright der Abbildung: Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart<br />

Nun standen die Elemente isoliert für sich und<br />

konnten frei kombiniert werden zu einem vollständigen<br />

Symptom. Da aber nur durchgängige,<br />

sich durch die AMP im Sinne eines Genius durchziehende<br />

Symptomelemente zur Kombinatorik geeignet<br />

sind, ist zu beachten, dass nur die Grade<br />

zwei bis vier hierfür in Frage kommen.<br />

Auf diese Weise werden Symptome synthetisiert,<br />

die in den AMP in dieser Form nicht vorgekommen<br />

sind, und das bedeutet, dass man beim Ver-<br />

21


22<br />

DAS THERAPEUTISCHE TASCHENBUCH VON BÖNNINGHAUSEN<br />

gleich der Zeichen des Krankheitsfalles mit den Zeichen<br />

der AMP oft nicht fündig werden wird, was<br />

aber kein Problem darstellt, wenn eben nur die<br />

charakteristischen Elemente in der AMP zu finden<br />

sind. Diese Vorgehensweise ist durch die mannigfache<br />

Erfahrung legitimiert, die Bönninghausen<br />

machen konnte, und die in vielen Praxen, so auch<br />

der des Verfassers, reproduziert werden können.<br />

Das bedeutet, dass mit Hilfe dieser Art der Fallanalyse<br />

und Mittelfindung eine Ergänzung und Erweiterung<br />

zu der älteren Methode, die sich eines<br />

regional aufgebauten Repertoriums, das unzerlegte<br />

Symptome rubriziert, bedient, so wie man das vom<br />

Kent her gewohnt ist.<br />

Für die Vorgehensweise mit dem Therapeutischen<br />

Taschenbuch sind alle diejenigen Fälle geeignet,<br />

bei deren Anamnese vollständige Symptome zu<br />

eruieren sind, d.h. solche, die durch eindeutige<br />

Ortsangaben, Empfindungen und möglichst viele<br />

Modalitäten gekennzeichnet sind. Das gilt insbesondere<br />

für das Hauptsymptom, d.h. dasjenige, das<br />

für den Patienten im Vordergrund steht, aber<br />

durchaus auch für die vorliegenden Nebensymptome,<br />

die oft mit oder nach dem Hauptsymptom<br />

entstanden sein können, aber auch schon vorher<br />

vorgelegen haben können.<br />

Dem Einwand, Fälle mit vielen Allgemeinsymptomen<br />

solle man lieber mit dem Repertorium von<br />

Kent bearbeiten, kann man entgegenhalten, dass<br />

sich das Kapitel der „Generalities“ im Kent im wesentlichen<br />

aus Rubriken des TT rekrutiert, das aber<br />

z.T. erhebliche Änderungen sowohl der Grade als<br />

auch der Arzneilisten einer Rubrik stattgefunden<br />

haben. Vor allem durch die Zusammenlegung des<br />

ersten und zweiten Grades zu einem Grad werden<br />

die Möglichkeiten zur Erkenntnis des Charakteristischen<br />

einer Arznei erheblich eingeschränkt.<br />

Das TT ist durchaus und gerade für chronische Fälle<br />

geeignet, wenn, wie gesagt, eindeutige und gut<br />

beobachtete Symptomenelemente vorliegen.<br />

Ein weiterer Einwand bezieht sich auf die recht gering<br />

anmutende Liste von „nur“ 125 Arzneien im<br />

TT. Hierzu ist zu sagen, dass gerade die Anwender<br />

des TT in ihrer Praxis meistens mit diesen Mitteln<br />

auskommen, wenn auch keineswegs immer.<br />

Weitere Kritikpunkte sollen nur kurz erwähnt werden:<br />

die Konversion von Rubriken, z.B. die Schaffung<br />

der Rubrik „Besserung im Dunkeln“ durch<br />

Übernahme der Arzneien aus der Rubrik „Verschlimmerung<br />

von Licht im Allgemeinen“. Die Verletzung<br />

des Kombinationsprinzips durch Modalitäten,<br />

die doch ortsgebunden sind, wie z.B.<br />

„< beim Gehen auf Steinpflaster“ oder „> durch<br />

Waschen des Gesichts“. Hier handelt es sich um<br />

Probleme, die jedoch den Erfolg der praktischen<br />

Arbeit kaum beeinträchtigen.<br />

Eine weitere Frage ist, ob die Erweiterung der<br />

Symptome um aus der Analogie gewonnene Elemente<br />

immer legitim ist, gar ein Naturgesetz darstellen<br />

möge oder nur Einzelfällen vorbehalten<br />

bleiben möge: hierüber kann nur die Praxis, d.h.<br />

die Empirie, entscheiden, da das „weite Feld der<br />

Kombinatorik“, wie es Bönninghausen nannte,<br />

eben auch reine Empirik darstellt. Die zunehmende<br />

Popularität des Therapeutischen Taschenbuches<br />

in Homöopathenkreisen und nicht zuletzt<br />

die Ergebnisse einer äußerst erfolgreichen wissenschaftlichen<br />

Studie aus der Schweiz, die mit der<br />

Anwendung des TT durchgeführt wurde, sprechen<br />

jedenfalls für sich.<br />

Dr. med. Klaus Holzapfel<br />

Alte Weinsteige 40<br />

70180 Stuttgart


REPERTORIEN VON C. M. BOGER<br />

Angesichts des immer größer werdenden Umfangs<br />

der derzeit verwendeten Repertorien erscheint<br />

es wie ein Anachronismus, daß in den letzten<br />

Jahren die vergleichsweise winzig kleinen Repertorien<br />

„General Analysis“ und „Synoptic Key“<br />

von C.M. Boger mehr und mehr Beachtung finden.<br />

Es drängt sich förmlich der Gedanke von „Unvollständigkeit“<br />

auf, teilweise<br />

erscheint es ja fast<br />

schon „frech“, daß diese<br />

kleinen Repertorien doch<br />

ein großes Anwendungsspektrum<br />

für sich beanspruchen.<br />

Aber für manche<br />

sind diese Bücher zu<br />

den wichtigsten Werkzeugen<br />

in der Praxis geworden.<br />

Wie kann das funktionieren<br />

?<br />

Dazu ein kleiner historischer<br />

Abriß: wie bereits in<br />

früheren <strong>Gudjons</strong>-aktuell-<br />

Ausgaben eindrucksvoll<br />

dokumentiert wurde, kam<br />

die Homöopathie in der<br />

zweiten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts zu einer seither unerreichten Blüte.<br />

Die Erfahrungen von damals 60 -70 Jahren Homöopathie-Geschichte,<br />

die Früchte eines akademischen<br />

Ausbildungssystems, einer enormen Praxisvielfalt<br />

in Praxen, Kliniken und Colleges basierten<br />

auf einer Denkweise, die sich auf detaillierte<br />

Materia-medica-Kenntnisse und deren unmittelbare<br />

klinische Überprüfung stützte. Die ständige<br />

Konfrontation mit schweren Pathologien und<br />

akuten Notfällen zwang dazu, das homöopathische<br />

Rüstzeug auf möglichst sicheren und verlässlichen,<br />

gleichzeitig aber handhabbaren Boden zu stellen.<br />

Oft führten wenige, gut herausgearbeitete und be-<br />

VON DR. RER. NAT. NORBERT WINTER<br />

C. M. Boger<br />

sonders markante Symptome - bei erfahrenen<br />

Praktikern - unmittelbar zur gesuchten Arznei und<br />

so lag die Herausforderung in der Auswahl dieser<br />

besonders geeigneten Symptome und der dazu<br />

analogen Rubriken. Ob eine Ähnlichkeitsbeziehung<br />

auf dem Vergleich eines einfachen Symptoms beruht<br />

oder auf der Ebene von besonders zentralen<br />

Symptomen oder sogar alles<br />

durchdringenden „roten<br />

Fäden“, spiegelt sich<br />

in der Größe der analogen<br />

Rubrik. Für eine derart<br />

vertiefte Ebene der Repertorisation<br />

sind kleine,<br />

behutsam reduzierte und<br />

verdichtete Rubriken<br />

kennzeichnend.<br />

In dieser Hoch-Zeit der<br />

amerikanischen Homöopathie<br />

entwickelte C.M.<br />

Boger (1861 - 1935) seine<br />

Repertorien, zunächst<br />

„Bönninghausens Characteristics<br />

and Repertory“,<br />

später das „Synoptic<br />

Key“ und einen Auszug<br />

daraus, das „General Analysis“. Das „Synoptic Key“<br />

stellt auf engsten Raum ein ungeheuer dichtes Kondensat<br />

aus den gesammelten Erfahrungen jener<br />

Zeit dar. Die Homöopathie befand sich auf dem<br />

Höhepunkt ihrer Entfaltung und so stellen die Dokumente<br />

dieser Zeit eine enorme Hilfe für die heutige<br />

Homöopathie-Anwendung dar. Hier wurde eine<br />

extrem kurze und prägnante Arzneidarstellung<br />

in Verbindung gesetzt mit einem enorm knappen<br />

Repertorium und - dies war etwas Neues - beide<br />

Teile wurden durch ein „Ergänzungsregister“ noch<br />

weiter ineinander verzahnt, so daß eine ganz eigene<br />

Art der Fallanalyse daraus enstehen konnte.<br />

23


24<br />

Hierfür wird kein ausgiebiges Repertorisieren benötigt,<br />

sondern eine exakte Einschätzung, welche<br />

Symptome eine zentrale Position einnehmen können.<br />

Daraus ergibt sich entsprechendes Blättern<br />

in den verschiedenen Teilen des Buches - eine Arbeit,<br />

die in dieser Form am ehesten mit dem Buch<br />

- nicht mit dem Computer - bewerkstelligt werden<br />

kann. Es werden meist nur die Symptome erfasst,<br />

die in der Homöopathie-Geschichte<br />

zeigen konnten, daß<br />

sie die Arzneiprüfung durchdringen,<br />

an zentraler Stelle<br />

der Patienten-Symptomatik<br />

stehen und klinisch oft genug<br />

bestätigt werden konnten.<br />

Kurz skizzierte Wesenszüge<br />

der Arznei enthalten eine Informationsfülle,<br />

die sich erst<br />

beim genauen Arzneistudium<br />

voll entfaltet. Enorm hohe<br />

Anforderungen an das Symptom<br />

erklären dann auch die<br />

Kleinheit der Rubriken.<br />

Der Umgang damit erwies<br />

sich bei korrekter Anwendung<br />

als äußerst effizient in<br />

der Praxis, nur das Arbeiten<br />

mit den etwas größeren Allgemeinrubriken<br />

behinderte mitunter das schnelle<br />

Handeln. So lag es nahe, daß Boger einen Extrakt<br />

aus dem Synoptic Key („General Analysis“)<br />

- bestehend aus Allgemeinrubriken - auf Lochkarten<br />

stanzen lies und so über das Übereinanderlegen<br />

gut gewählter Lochkarten eine schnelle<br />

Arzneifindung ermöglichte.<br />

Was sind nun die Kriterien, die uns berechtigen,<br />

Rubriken des „Synoptic Key“ und des „General<br />

Analysis“ heranzuziehen ? Grundkenntnisse der Ansätze<br />

von C.M. v. Bönninghausen und G.H.G. Jahr<br />

REPERTORIEN VON C. M. BOGER<br />

Titelseite zur “General Analysis”<br />

von C. M. Boger<br />

sind sicher hilfreich. Weitere Recherchen und die<br />

tägliche Arbeit in der Praxis legen folgende Voraussetzungen<br />

nahe:<br />

1) räumliche Durchdringung: Gemeinsame Aspekte<br />

von verschiedenen, jetzt aktuellen Beschwerden<br />

wie z.B. linksseitiger Halsschmerz,<br />

linksseitiger Ovarialschmerz und linksseitiger<br />

Knieschmerz erlauben das<br />

Anwenden der Rubrik<br />

„links“. Oder brennende<br />

Hals-, Ovarial- und Knieschmerzen<br />

führen zur Rubrik<br />

„Brennen“. Auch die<br />

Konzentration einer schweren<br />

Pathologie bzw. Destruktion<br />

auf ein Organsystem<br />

erlaubt eine Betrachtung<br />

dieser Art und schlägt<br />

dann z.B. eine Brücke zu organpathologischenAnsätzen<br />

des J.C. Burnett bei Tumorerkrankungen.<br />

2) zeitliche Durchdringung:<br />

hier richtet sich die Aufmerksamkeit<br />

auf Aspekte,<br />

die jetzt vorliegen, aber in<br />

analoger Weise auch früher<br />

(Krankenbiographie) oder<br />

sogar bei den Vorfahren (Familienanamnese)<br />

vorlagen. Zum Beispiel erlaubt die aktuelle Pathologie<br />

Thyreoiditis vor dem Hintergrund früher<br />

durchgemachter Pankreatitis und Parotitis,<br />

das betroffene „Drüsen“-Gewebe als Fokus<br />

zu sehen und die enstprechende Rubrik aus<br />

den Bogerschen Repertorien heranzuziehen.<br />

Unterstrichen wird die Wahl ggf noch durch<br />

Drüsenerkrankungen bei den Vorfahren. Analog<br />

kann sich auch die Linksseitigkeit oder das<br />

Brennen als zeitlich durchdringend erweisen.


Diese zeitliche Absicherung charakteristischer<br />

Symptome integriert auf ganz natürlichem und<br />

unspekulativem Wege hereditär miasmatische<br />

Betrachtungen, wie sie von Bogers Zeitgenossen<br />

J.H. Allen explizit ausformuliert wurden..<br />

3) qualitative Durchdringung: Dies ist der schwierigste<br />

Punkt: es gilt, Symptome herauszuarbeiten,<br />

die als einzige, intensive, herausragende<br />

Modalität, Empfindung, als Begleitsymtom etc<br />

herausragen aus der ganzen Symptomatik. Dies<br />

steht am ehesten in Einklang mit der Keynote-<br />

Methode des H.N. Guernsey, nicht zu verwechseln<br />

mit späteren Verdrehungen dieser<br />

Denkweise, die das Wort „Keynote“ in Mißkredit<br />

brachten. Ein Beispiel mag sein<br />

„Schwitzen an unbedeckten Körperteilen“ bei<br />

Thuja, ein Symptom von so hoher Qualität, daß<br />

sein Auftreten beim Patienten mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

an eine Thuja-Symptomentotalität<br />

gekoppelt ist.<br />

Es wird schnell deutlich, daß diese Denkweise<br />

enorme Anforderungen an den Anwender und das<br />

Repertorium stellen - kein leichter Weg und kein<br />

Weg zum Beginnen. Aber andererseits wird erkennbar,<br />

daß diese Denkweise die Brücke schlägt<br />

zwischen verschiedenen Fallanalyse-Strategien -<br />

und vor allem eine große Effizienz in der Praxis<br />

ermöglicht. Es wird zwar viel Zeit gebraucht, um<br />

Arzneien genau zu studieren, viel Zeit für eine umfassende<br />

Anamnese - aber es geht kaum Zeit mehr<br />

verloren durch die technische Arbeit des Repertorisierens.<br />

Die Repertorien Bogers lenken die Aufmerksamkeit<br />

vor allem auf das Arzneistudium und<br />

auf die Wahrnehmung des Kranken, funktionieren<br />

als Ratgeber und Orientierungshilfe im Dschungel<br />

der Möglichkeiten - und zwingen so den Anwender,<br />

sich auf die Ideale der früheren „alten<br />

Meister“ zurückzubesinnen.<br />

REPERTORIEN VON C. M. BOGER<br />

Literatur:<br />

C. M. Boger: "Boenninghausen’s Characteristics &<br />

Repertory" ind. B. Jain-Verlag, New Delhi<br />

C. M. Boger: "General Analysis" ; deutsche Ausgabe<br />

im Verlag B.v.d. Lieth<br />

C. M. Boger: "A Synoptic Key of the Materia medica"<br />

; 5. indische Ausgabe – B. Jain, New Delhi<br />

deutsche Übersetzung von Jens Ahlbrecht, Verlag<br />

B.v.d. Lieth<br />

C. M. Boger: Collected Writings. (Hrsg. Bannan)<br />

Edinburgh, Churchill Livingstone, 1994 (vergriffen,<br />

aber die meisten Artikel finden sich auf der Homepage<br />

von Jürgen Hofäcker „www.link3.com“)<br />

Die Homöopathie C. M. Bogers – Grundlagen und<br />

Praxis – Bd 1 und 2 ; Hrsg.: J. Ahlbrecht und N.<br />

Winter; Verlag B.v.d. Lieth 2005 und 2007<br />

N. Winter: "Der Schlüssel zu C.M. Bogers Synoptic<br />

Key“; Verlag B.v.d. Lieth<br />

Homöopathie-Zeitschrift: Sonderheft zum Thema<br />

Bönninghausen-Boger<br />

Dr. rer. nat.<br />

Norbert Winter<br />

Haid- und Neu-strasse 5a<br />

76131 Karlsruhe<br />

25


26<br />

ANMERKUNG ZUM KLINISCHEN REPERTORIUM<br />

DER HOMÖOPATHIE VON ROBIN MURPHY<br />

Seit 14 Jahren arbeite ich schwerpunktmäßig<br />

mit dem „englischen Murphy“ als Repertorium<br />

in meiner Praxis. Dies sind meine Erfahrungen<br />

damit:<br />

Bei diesem Repertorium gefallen mir seine Übersichtlichkeit<br />

und Handlichkeit in Verbindung<br />

mit einer guten Verlässlichkeit der Quellen.<br />

Als Grundlagen wurden die Repertorien von Kent<br />

und Knerr verwandt<br />

sowie verlässliche<br />

Quellen<br />

von Autoren wie<br />

Allen, Bönninghausen,<br />

Boericke,<br />

Boger, Burnett,<br />

Dewey, Farrington,<br />

Guernsey,<br />

Hering, Jahr,<br />

Künzli, Lippe,<br />

Nash, Phatak, Tyler,<br />

Vithoulkas,.<br />

Vom englischen<br />

Kent Repertorium kommend war die englische<br />

Ausgabe kein Hindernis, wobei seit kurzem auch<br />

eine sehr ansprechende erweiterte Ausgabe in<br />

deutscher Sprache zur Verfügung steht.<br />

Bei der folgenden Schilderung erhebe ich keinen<br />

Anspruch auf Vollständigkeit, sie ist gedacht als Bericht<br />

aus der homöopathischen Praxis.<br />

Das Murphy-Repertorium fällt auf durch seine<br />

Übersichtlichkeit und einfache Handhabung. Sein<br />

Aufbau kommt dem Bedürfnis des Homöopathen<br />

entgegen, die gewünschten Rubriken einfach zu<br />

finden und auch Symptome des Patienten als Rubriken<br />

wiederzuentdecken. Der optisch sehr gelungene<br />

Druck lässt die Arbeit mit diesem Reper-<br />

VON DR. BEATRIX GESSNER<br />

Robin Murphy<br />

torium zu einer entspannenden, angenehmen Tätigkeit<br />

werden.<br />

Wie dem Vorwort zu entnehmen ist, ist das Ziel des<br />

Homeopathic Medical Repertory von Robin<br />

Murphy, ein moderner, praktischer und einfach zu<br />

bedienender Führer durch die Fülle der homöopathischen<br />

Materia medica zu sein.<br />

Dies erscheint mir gelungen.<br />

Worin unterscheidet<br />

sich der<br />

„Murphy“ von<br />

anderen Repertorien<br />

?<br />

Alphabetische<br />

Anordnung,<br />

Unterteilung<br />

großer Kapitel,<br />

Zusätzliche Kapitel<br />

(Kinder,<br />

Schwangerschaft,<br />

Notfall,<br />

Toxikologie...),<br />

Klinische Rubriken, Wortindex<br />

Die alphabetische Anordnung erleichtert das<br />

schnelle Auffinden von Rubriken.<br />

Die großen Kapitel sind unterteilt, man findet Lokalsymptome<br />

direkt unter dem entsprechendem<br />

Kapitel, beispielsweise unter Arme, Hände, Handgelenke,<br />

Knochen, Muskeln, Gelenken ...<br />

Es gibt zusätzliche Kapitel und insbesondere die<br />

Extrakapitel für Kinder und Schwangerschaft<br />

haben sich bei mir in der Praxis sehr bewährt.<br />

Die große Zahl an klinischen Rubriken sind eine<br />

Bereicherung und können als zusätzliche Orientierung<br />

benutzt werden.


ANMERKUNG ZUM KLINISCHEN REPERTORIUM<br />

DER HOMÖOPATHIE VON ROBIN MURPHY<br />

Die Zeitmodalitäten sind gut und verlässlich vertreten,<br />

für mich oft eine große Hilfe bei der Mittelwahl.<br />

Sehr wertvoll und praktisch ist der Word Index<br />

am Ende des Buches, ein alphabetisches Register,<br />

das hilft Rubriken und klinische Diagnosen schnell<br />

ausfindig zu machen ( z.B. Achillesferse, Mononucleose,<br />

Mollusken, Karpaltunnelsyndrom, Epilepsie<br />

...).<br />

Deshalb erscheint mir dieses Repertorium auch<br />

besonders gut geeignet für Kollegen, die am Anfang<br />

stehen und den Einstieg in das Repertorisieren<br />

finden wollen.<br />

Sehr angenehm ist übrigens auch die optische Aufteilung<br />

mit Haupt- und Unterrubriken.<br />

Das Repertorium ist leicht und handlich, gut geeignet<br />

für Hausbesuche oder auf Reisen.<br />

Um die Handlichkeit zu gewähren wurde bewusst<br />

auf die Quellenangaben der einzelnen „Additions“<br />

verzichtet. Dies ist sicherlich der größte Kritikpunkt<br />

am „Murphy“. Der Autor verweist dabei auf die<br />

Quellenangaben in anderen Repertorien wie Synthesis<br />

oder Complete.<br />

Im Rahmen meiner Unterrichtstätigkeit kam es gelegentlich<br />

vor, dass bei der detaillierten Analyse und<br />

Repertorisation von gelösten Fällen aus meiner<br />

Praxis die Teilnehmer, die in der Regel mit anderen<br />

Repertorien arbeiteten, den Fall so nicht hätten<br />

lösen können, da die Rubriken nicht immer<br />

identisch sind.<br />

Ich gehe davon aus, dass es umgekehrt auch Beispiele<br />

gäbe.<br />

Für mich persönlich hat sich diese Repertorium<br />

sehr bewährt.<br />

Ich kann es nur weiterempfehlen und freue mich,<br />

dass nun auch eine deutsche Version zur Verfügung<br />

steht.<br />

Dr. Beatrix Geßner<br />

Wessenbergstr. 19<br />

78462 Konstanz<br />

Tel.: 07531 16 257<br />

dr.beatrixgessner@t-online.de<br />

27


28<br />

Die meisten bringen mich mit den von mir geschaffenen<br />

Programmen MacRepertory und Reference-<br />

Works in Verbindung, aber die Philosophie und das Geheimnis<br />

der Homöopathie sind meine Leidenschaft und<br />

führten zu deren Entwicklung. Die Verbindung der Tiefe,<br />

des Verständnisses und der Macht des homöopathischen<br />

Ansatzes mit der Geschwindigkeit und der Reichweite<br />

des Computers hat das Potential, einen Quantensprung<br />

in der Homöopathie hervorzubringen. Um Marshall<br />

Macluen locker zu paraphrasieren: die Art, wie wir<br />

mit Information arbeiten, bestimmt deren Kapazität. So<br />

wie die Homöopathie nicht hätte existieren können ohne<br />

die neu erfundene<br />

Druckerpresse,<br />

so wird, was auch<br />

immer in der Homöopathiekommen<br />

mag, sehr von<br />

den speziellen Fähigkeiten<br />

des Computers<br />

abhängen. In<br />

dem Prozess, etwas<br />

für dieses neue Medium<br />

zu schaffen,<br />

müssen wir vieles<br />

überdenken.<br />

In diesem Sinne<br />

möchte ich ein wenig<br />

von dem mitteilen, was ich beobachtet und verstanden<br />

habe.<br />

1974 begann ich mit dem Studium der Homöopathie.<br />

Ich hatte das große Glück, einige Jahre bei einem der<br />

größten Homöopathen in die Lehre zu gehen, bei Bill<br />

Gray. Durch ihn kam ich in engen Kontakt mit George<br />

Vithoulkas. Durch Bill und George lernten wir, dass es<br />

möglich war, effektiv zu verschreiben, indem wir den<br />

emotionalen Zustand und die Allgemeinsymptome kombinierten,<br />

und unsere Technik der Fallaufnahme konzentrierte<br />

sich intensiv auf das Psychologische. Es wurde<br />

ein Mittel verschrieben, meist im Bereich zwischen<br />

C 200 und 10 M und in Abständen von nicht unter ein<br />

paar Monaten vorsichtig wiederholt.<br />

1980 freundete ich mich mit dem großen argentinischen<br />

Homöopathen Francisco Eizayaga an. Seine Fallanalyse<br />

war radikal anders, als das, was ich bis dahin kennen<br />

ÜBER MACREPERTORY<br />

VON DAVID WARKENTIN<br />

Massimo Mangialavori, David Warkentin<br />

und Betty Wood<br />

gelernt hatte. Francisco glaubte, dass alle Patienten auf<br />

vier Ebenen behandelt werden müssen. Auf der ersten,<br />

der kritischsten Ebene, berücksichtigt man nur die pathologischen<br />

Symptome - keine Gemütssymptome oder<br />

Allgemeinsymptome und diese Verschreibung heilt die<br />

Hauptbeschwerde. Die zweite Ebene war die der Emotionen.<br />

Die meisten Menschen haben einen emotionalen<br />

Zustand, der der Stressor ist, der zur Krankheit führt,<br />

also müssen die Emotionen ebenfalls behandelt werden.<br />

Auf dieser Ebene berücksichtigen wir Ängste, Zorn und<br />

einige Allgemeinsymptome. Die dritte Ebene ist die erbliche<br />

und man verschreibt auf Grundlage der allgemeinen<br />

miasmatischen Charakteristika.<br />

Diese Verschreibung<br />

berücksichtigt<br />

die allgemeine Einstellung<br />

zum Leben<br />

(z.B. die Neigung zu<br />

Destruktivität oder<br />

das Verlangen zu<br />

fliehen usw.). Und<br />

schließlich die tiefste<br />

Ebene des allgemeinenkörperlichen<br />

Typus: phosphorisch,calcareisch,<br />

fluorisch<br />

usw. Diese letzte<br />

Verschreibung unterstützt<br />

die Grundstruktur der Person. Gewöhnlich verschrieb<br />

er das pathologische Mittel in einer täglich zu<br />

nehmenden C 6 gleichzeitig mit dem emotionalen Mittel<br />

einmal die Woche und dem miasmatischen Mittel einmal<br />

im Monat.<br />

Franciscos Art der Verschreibung verstörte mich zutiefst.<br />

Vithoulkas hatte gelehrt, dass die Verabreichung von Mitteln<br />

ausschließlich aufgrund der Pathologie zu einer<br />

schwerwiegenden Unterdrückung führen würde, die<br />

durch solch wiederholte niedrige Potenzen nur verschlimmert<br />

würde. (Das dem Verschreiben innewohnende<br />

Gefühl von Gefahr erinnert an das, was Kent bei<br />

Hepar sagte: „Es ist gut, sich darüber im Klaren zu sein,<br />

dass sie mit Rasiermessern hantieren, wenn sie mit hohen<br />

Potenzen umgehen. Ich wäre lieber mit einem dutzend<br />

Rasiermesser schwingenden Negern in einem Raum,<br />

als in den Händen eines unwissenden Homöopathen, der


Hochpotenzen verschreibt. Es sind Mittel, die sowohl<br />

enormen Schaden anrichten, wie auch enorm Gutes erzielen<br />

können.“)<br />

Aber anstatt Schaden anzurichten, sah ich, dass Eizayaga<br />

viele wunderbare, wirklich erstaunliche Heilungen tiefer<br />

Pathologien erzielte. Es fiel schwer, sein Verschreiben<br />

als fehlerhaft zu beurteilen, nachdem man die Resultate<br />

gesehen hatte und ihn als ernsthaften, tiefgründigen<br />

und überlegten Mann zu respektieren gelernt hatte.<br />

Gleichzeitig war es sehr schwer, seine Art zu verschreiben<br />

mit der Philosophie von Kent und Vithoulkas<br />

in Einklang zu bringen.<br />

Unterdessen sah ich, dass unterdrückte Symptome wirklich<br />

existieren; es hatte den Anschein, dass ich sehr selten<br />

die Symptome meiner Patienten unterdrückte (obwohl<br />

ich sehr selten verschrieb und immer für den am tiefsten<br />

gehenden Teil der Person, den ich erkennen konnte). Ich<br />

erinnere mich daran, wie ich ein sehr chronisches Exanthem<br />

zum Verschwinden brachte, nur mit der Folge, dass<br />

der junge Mann sechs Monate später berichtete, dass er<br />

sich emotional zerbrechlicher fühle als früher.<br />

Ich ging nach Indien und war bei sehr geschickten Homöopathen<br />

mit anwesend, die jede Stunde 20 Patienten<br />

behandelten und vielen Menschen zu helfen schienen.<br />

Es war eine wirkliche Offenbahrung zu sehen, dass man<br />

schnell verschreiben und trotzdem gute Arbeit leisten<br />

kann. Später sah ich, wie Vega Rosenberg unglaublich<br />

wirksame Mittel nach nur wenigen Minuten der Konsultation<br />

verschrieb; und manchmal sehr hohe Potenzen,<br />

die täglich einzunehmen waren.<br />

Über die Jahre hinweg hatte ich Gelegenheit, bei Dutzenden<br />

der größten und erfahrensten Homöopathen der Welt<br />

zu lernen. Viele davon verschrieben auf sehr sehr unterschiedliche<br />

Weise und alle schienen sehr beeindruckende<br />

Ergebnisse zu erzielen.<br />

Wie ist das alles zu verstehen? Nach fast 30 Jahren bin<br />

ich mir immer noch nicht sicher, aber ich habe eine Perspektive,<br />

die für mich funktioniert. Sie unterscheidet sich<br />

von den Überzeugungen einiger meiner Lieblings-Homöopathen,<br />

was mich etwas beunruhigt. Meine Hoffnung<br />

ist, dass es nicht nur eine einzige Wahrheit gibt, sondern<br />

eine Vielzahl von Ansätzen, die erfolgreich sind, wenn<br />

sie in konsistenter Weise angewandt werden.<br />

Hier nun, das was ich heute denke. Viel davon verdanke<br />

ich entweder Massimo Mangialavori oder Rajan San-<br />

ÜBER MACREPERTORY<br />

karan, den zwei Homöopathen, die während der letzten<br />

zehn Jahre den größten Einfluss auf mein Verständnis<br />

hatten.<br />

Den meisten Menschen kann mit einem breiten Bereich<br />

ähnlicher Mittel geholfen werden. (Wir verschreiben erfolgreich<br />

nach dem Ähnlichkeitsgesetz, nicht nach exakter<br />

Übereinstimmung, und es gibt viele ähnliche Mittel.)<br />

Polychreste sind die Mittel, die am häufigsten verschrieben<br />

werden; Mittel wie Sulphur, Calcarea, Pulsatilla,<br />

Sepia, Lycopodium, Mercurius usw. Das sind die Mittel,<br />

die wir sehr gut kennen; diejenigen, die am häufigsten<br />

in unseren Analysen erscheinen.<br />

Die meisten von uns nehmen an, dass Mittel zu „Polychresten“<br />

werden, weil sie nützlicher sind, als andere<br />

Mittel; es sind „Mittel für viele Zwecke“; dass Pulsatilla<br />

nigricans viel nützlicher sei, als sein praktisch unbekannter<br />

Vetter Pulsatilla nuttalliana (Puls-n.); dass Lachesis<br />

in einem gegebenen Fall viel wahrscheinlicher wirken<br />

werde als Hydrophis cyanocinctus, die Seeschlangen.<br />

Wir nehmen an, dass genug Forschung durchgeführt<br />

wurde, so dass frühere Homöopathen wussten, welche<br />

Substanzen auf eine große Zahl von Menschen passen<br />

und welche nicht; dass es einen logischen Ansatz gab,<br />

um auszuwählen, welche Mittel geprüft waren und in unsere<br />

Materia medica übernommen wurden. Aber das ist<br />

nicht der Fall.<br />

Substanzen wurden zu Arzneimitteln, weil sie bereits in<br />

der Pflanzenheilkunde oder in der Medizin benutzt wurden,<br />

weil sie Gifte waren oder in den Nachrichten. Manchmal,<br />

weil ein Mythos mit ihnen verbunden war oder einfach<br />

aus einer Laune heraus. Sehr sehr wenige der Millionen<br />

von Substanzen auf dem Planeten sind homöopathisch<br />

geprüft worden. Angesichts der Art, wie Substanzen<br />

Arzneimittel wurden, ist es sehr unwahrscheinlich,<br />

dass das Simillimum des Patienten in unserer Pharmakopöe<br />

enthalten ist.<br />

Aber wir haben Glück. Es erweist sich, dass die meisten<br />

Menschen auf einen weiten Bereich von Mitteln gut reagieren.<br />

Wenn wir ein ähnliches Mittel gegeben (z.B. Lachesis<br />

statt des genaueren Mittels, sagen wir Hydrophis)<br />

erhalten wir normalerweise eine gute Reaktion. Am wichtigsten<br />

ist, dass es einen Bereich von Ähnlichkeit gibt; je<br />

ähnlicher, desto besser die Reaktion. Das Ähnlichkeitsgesetz<br />

erlaubt es uns, vielen Menschen zu helfen, selbst<br />

wenn wir nur ein paar Dutzend Mittel kennen.<br />

29


30<br />

Wenn wir ein Polychrest geben, benutzen wir es gewöhnlich<br />

als das bekannteste Beispiel einer Konstellation<br />

von Symptomen, eine Art von Mythos oder Geschichte.<br />

Einer der gefährlichsten Mythen, die verbreitet wurden,<br />

ist der, Polychreste würden mit größerer Wahrscheinlichkeit<br />

wirken, als ein relativ seltenes Mittel.<br />

Das ist einfach nicht wahr. Es gibt keine Mittel, die selten<br />

wirken, nur unbekannte Mittel. Mittel sind nicht selten,<br />

weil sie unwirksam sind; sie sind selten, weil wir nicht<br />

genug Erfahrung haben, um zu wissen, wie wir sie verschreiben<br />

sollen. Unsere Schwierigkeit besteht darin,<br />

dass wir kein genaues Bild für den Archetyp oder die<br />

Haupt-Pathologie der weniger bekannten Mittel haben.<br />

Und weil wir sie nicht kennen, werden wir nervös, wenn<br />

wir sie verschreiben sollen und bleiben bei dem, was wir<br />

kennen.<br />

Ich finde es sehr interessant, dass Massimo Aqua marina<br />

für genauso, wenn nicht gar mehr verbreitet und nützlich<br />

hält, als Natrium muriaticum und dass Rajan Bacillinum<br />

mehr benutzt als Tuberculinum.<br />

Arzneimittel können in Gruppen gestellt werden, als eine<br />

Art, um genauer zu verschreiben. Die berühmteste<br />

homöopathische Gruppierung sind die Miasmen, aber<br />

es sind hunderte anderer nützlicher Gruppen möglich.<br />

Wenn es wahr ist, was ich geltend mache, dass es sehr<br />

wahrscheinlich ist, dass das ihrem Patienten ähnlichste<br />

Mittel ein seltenes, schlecht verstandenes ist, wie können<br />

wir es finden?<br />

Hier kann uns das Gruppieren von Mitteln helfen.<br />

Ein paar einfache Beispiele: Wenn ich sehe, dass Lachesis<br />

in der Analyse an erster Stelle erscheint, denke ich: „Ah,<br />

das Mittel könnte gut eine Schlange sein“, da ich weiß,<br />

egal welche Schlange benötigt werden wird, so ist Lachesis<br />

so gut bekannt und stimmt in so vielen Symptomen<br />

mit anderen Schlangen überein, dass es wahrscheinlich<br />

ist, das Lachesis an erster Stelle erscheint.<br />

Die Spinnen ähneln gewöhnlich Latrodectus und Tarentula<br />

mit Beschwerden des Nervensystems, Ruhelosigkeit,<br />

Fleiß, tiefgehendem Frieren, Besserung durch Rauchen,<br />

das Bedürfnis, dass man von ihre Sorgen Notiz nimmt<br />

usw. Mittel, die aus Samen hergestellt werden, neigen dazu<br />

verschlossen, unterdrückt oder frustriert zu sein, entweder<br />

aus eigener Wahl oder durch äußere Umstände<br />

ÜBER MACREPERTORY<br />

und neigen dazu herauszuplatzen (man denke an Anac.,<br />

Nux-v., Staph., Ign. usw.). Die Sonnenblumen, die auf kargen<br />

Böden wachsen, wo viel Müll landet, sind sehr wirkungsvoll<br />

bei Verletzungen (Arn., Mill., Cham., Bell-p.<br />

usw.).<br />

Man kann eine Gruppe auf gemeinsamen Charakteristika<br />

aufbauen. Die Nützlichkeit der Gruppe hängt von der<br />

Bedeutung und Genauigkeit dieser Charakteristika ab.<br />

Ich glaube fest daran, dass der nächste wichtige Fortschritt<br />

beim Verschreiben durch das Verstehen und Nutzen<br />

von Familien kommen wird.<br />

Gehen wir einen Schritt zurück.<br />

Ich glaube, dass es nicht darum geht, das einzige, einzigartige,<br />

perfekte Mittel zu finden, von dem man weiß,<br />

dass es die Beschwerden des Patienten hat. Es geht darum,<br />

das ähnlichste Mittel unter vielen ähnlichen Mitteln<br />

herauszufinden.<br />

Wenn wir uns dem Repertorium zuwenden, um Hilfe zu<br />

bekommen, stellen wir fest, dass wir dazu ermutigt werden,<br />

ein Polychrest zu verschreiben. Das ist nicht überraschend.<br />

Die Polychreste sind in schrecklicher, grotesker<br />

Weise im Repertorium (und in der Materia medica)<br />

überrepräsentiert. Beispielsweise findet man im<br />

Kent Sulphur in 8.789 Rubriken und Silicea in 5.470,<br />

während man Hecla lava nur in 21 findet. Jedoch ist Hecla<br />

ein sehr nützliches Mittel, das Sulphur und Silicea<br />

ähnelt. Und da Grade im Repertorium darauf basieren,<br />

wie viele Prüfer das Symptom hatten und nicht auf der Genauigkeit<br />

der Übereinstimmung zwischen dem Symptom<br />

und dem Arzneimittelbild, ist es für Polychreste sehr viel<br />

wahrscheinlicher, dass man sie fett oder kursiv gedruckt<br />

findet (Sulphur hat 1289 in Fettdruck, Silicea 847 und Hecla<br />

0).<br />

Dies führt zu sehr stark in die Irre leitenden Analysen.<br />

Stellen Sie sich beispielsweise vor, der ultimative, perfekte<br />

Hecla-lava-Fall kommt zur Tür herein. Wenn es Ihnen<br />

gelänge, jede der 21 Rubriken von Hecla zu repertorisieren<br />

und sie dann eine Analyse durchführen würden,<br />

so würden sie feststellen, dass Silicea mit einigen<br />

Einträgen in Kursivdruck mehr Punkte bekommen hat,<br />

als Hecla! Wenn Sie weniger genau wären und nur die<br />

Hälfte der Rubriken von Hecla in ihrem Fall aufgenommen<br />

hätten, würden sie sehen, wie Hecla auf der Liste<br />

der Arzneimittel nach unten hin verschwindet.


Seit 23 Jahren entwickeln wir von Kent Homeopathic<br />

Associates (KHA) direkt im Norden von<br />

San Francisco homöopathische Software.<br />

MacRepertory ist unser Repertorisations-Werkzeug,<br />

mit dem es einfach wird, Rubriken schnell<br />

zu finden und auszuwählen, einen Fall zu analysieren,<br />

in der Materia medica nachzuschlagen und<br />

Zuversicht hinsichtlich der eigenen Verschreibung<br />

zu empfinden.<br />

ReferenceWorks<br />

nähert sich der<br />

Fallanalyse von<br />

der entgegengesetzten<br />

Richtung<br />

an. Sie benutzen<br />

direkt die Materia<br />

medica, um das<br />

Arzneimittel zu<br />

finden, das am<br />

besten mit ihrem<br />

Fall übereinstimmt<br />

(und entgehen<br />

damit der<br />

Unvollständigkeit<br />

und Übertragung,<br />

die dem Repertorium eigen sind).<br />

Was macht unsere Programme zu etwas Besonderem?<br />

Innovation, Flexibilität und Schönheit.<br />

Innovation<br />

Unsere Programme spiegeln wider, dass die Eigentümer,<br />

Manager, Visionäre, Designer, Trainer<br />

und Verkäufer bei KHA eine Gemeinschaft von Homöopathen<br />

sind. Die Programme arbeiten so, wie<br />

Sie es sich von ihnen erhoffen, sie machen das,<br />

was sie für Sie tun sollen und „denken“ in einer<br />

ÜBER MACREPERTORY<br />

Überblick über die Programme<br />

Aspekt der Elemente, Verbindungen und Metalle<br />

nach M.Mangialavori<br />

Art, die Ihre tiefsten homöopathischen Einsichten<br />

unterstützt.<br />

Die Programme von KHA waren immer an vorderster<br />

Front der homöopathischen Theorie, Praxis<br />

und Technologie. Es waren die ersten, die die<br />

Auswahl von Rubriken erlaubten, eine Maus benutzten,<br />

grafische Ergebnisse hatten, eine farbige<br />

Benutzeroberfläche, einstellbare Analysemethoden,<br />

Miasmen einschlossen, nach Familien analysierten,<br />

direkt<br />

aus der Materia<br />

medica heraus<br />

analysierten, Rubrikendarstellten,<br />

die für bestimmte<br />

Familien<br />

zentral sind, sowohl<br />

auf PCs wie<br />

Apple-Computern<br />

liefen, Mindmapping-Techniken<br />

für Analysen<br />

förderten, Rubriken<br />

optisch<br />

gruppierten, Videos<br />

enthielten, Homöopathen durch das Internet<br />

miteinander verbanden und eine Vielzahl von Repertorien,<br />

philosophischen Werken, neuen Prüfungen<br />

und Materia medica enthielten usw.<br />

Beziehungen<br />

Alle Wissenschaften sahen sich der Schwierigkeit<br />

gegenüber, unter großen Zahlen von Gegenständen<br />

zu unterscheiden. Sie lösten diese, indem sie<br />

ähnliche Gegenstände in Kategorien gruppierten<br />

(man denke an Botanik, Allopathie, Zoologie, Psychologie).<br />

Hahnemann wies den Weg, indem er<br />

31


32<br />

die Trennung der 84 Arzneimittel, die er kannte,<br />

in drei Miasmen vorschlug. Sich darüber im Klaren<br />

zu sein, dass beispielsweise ein syphilitisches<br />

Mittel nötig ist, ist für Homöopathen seit 200 Jahren<br />

von großem Nutzen. Jetzt, da wir so viel mehr<br />

Mittel haben, könnten wir feinere Gruppierungen<br />

gebrauchen.<br />

Glücklicherweise haben brillante Homöopathen<br />

neue Lösungen er-<br />

sonnen. Unsere Programme<br />

nutzen über 3000<br />

homöopathische<br />

„Familien“, um Ihnen<br />

dabei zu helfen,<br />

das Simillimum<br />

präziser<br />

zu finden. Dazu<br />

gehören<br />

die Miasmen<br />

von Sankaran,<br />

Bentley und<br />

Bjørndal, Vegas<br />

Boxen, Mangialavoris<br />

Familien,<br />

Morrisons organische<br />

Chemikalien,<br />

Scholtens Mineralien, Königs<br />

Gruppen, Weltes Farben,<br />

Taxonomie und viele viele andere.<br />

Die Benutzung von Gruppen, um Ihnen dabei zu<br />

helfen, die Ergebnisse einzugrenzen, ist eine der<br />

mächtigsten Techniken, das eigene Verschreiben<br />

zu verbessern. Wir glauben, dass es so wichtig ist,<br />

dass wir seit 1992 Familien in jeden Aspekt unserer<br />

Programme eingebaut haben. Mit einem einzelnen<br />

Klick können Sie die Analyse auf die sykotischen<br />

Mittel eingrenzen, sehen nur die Bücher,<br />

die Informationen zu Spinnen enthalten, entdecken<br />

die gemeinsamen Charakteristika der Sonnenblumen<br />

(Arnica, Bellis perennis, Chamomilla, Hy-<br />

ÜBER MACREPERTORY<br />

pericum usw.), können nach Familien analysieren<br />

(statt nach Mitteln), die Milch-Präparate vergleichen<br />

usw.<br />

Natürlich sind Familien am nützlichsten, wenn Sie<br />

sie verstehen, weshalb wir über 150 Familien-„Karten“<br />

geschaffen haben, die die Charakteristika und<br />

die Beziehungen verdeutlichen. Für die meisten<br />

Menschen ist es einfacher, Taxonomie mit<br />

unseren Karten zu lernen, als aus<br />

Du<br />

studierst H.s chronische<br />

Krankheiten? Das ist brav. Nur alle<br />

4 Wochen ein Mittel gehörig durchgearbeitet;<br />

das ist interessanter als der spannendste<br />

Roman. Früher, als es noch nichts gab, als die<br />

Hahnemannschen Werke, lernte man auch wirklich<br />

heilen; seit wir auf die Faulbank der Repertorien uns<br />

geworfen, haben wir’s verlernt und die Jüngeren, die<br />

nur diese benutzen und die Quellen gar nicht besitzen<br />

und kennen, werden auch nie große Kuren machen. ...<br />

Ich behaupte: Die Repertorien sind ein Fluch für den<br />

Fortschritt der Homöopathie, sie lassen keine<br />

großartige Heilung mehr zustande kommen.<br />

Karl Julius Aegidi, Homöopathische fliegende<br />

Blätter, Briefe aus dem Nachlaß,<br />

in: ZBV 1911, S.80f.<br />

Lehrbüchern. Beispielsweise<br />

können Sie sehen,<br />

dass die Papavera-<br />

ceae (Op.) botanisch<br />

sehr eng<br />

neben den Ranunculaceae<br />

(Acon., Puls.,<br />

Hell.) stehen.<br />

Homöopathische<br />

Hinweise<br />

zu den Familien<br />

werden auf<br />

dem Bildschirm<br />

angezeigt. Viele<br />

dieser Informationen<br />

sind nirgendwo sonst<br />

verfügbar.<br />

Unsere Karten zeigen auch, wie gut<br />

jede einzelne Familie in der aktuellen Analyse herauskam.<br />

Ein Klick zeigt die Analyse der einzelnen<br />

Mittel und ein weiterer Klick liefert Informationen<br />

über die Charakteristika der Familie. Auf diese Art<br />

können Sie Hinweise darauf bekommen, dass der<br />

Fall vielleicht ein psorisches Mittel benötigt und<br />

vielleicht ein Schlangengift und sich auf diese Arzneimittel<br />

konzentrieren. Klick, Klick, Klick.<br />

Beispielsweise klicken Sie auf eine der vielen Karten<br />

von Rajan, um die Pflanzenfamilien anzuzeigen,<br />

die er diskutiert hat und Sie sehen deren Cha-


akteristik. In diesem Fall zeigt die Farbe, dass die<br />

Sonnenblumen sehr gut in der Analyse herauskommen.<br />

Mit einem weiteren Klick konzentrieren<br />

Sie sich auf die sykotischen Sonnenblumen-Mittel<br />

und darauf, wie gut jedes einzelne in den Rubriken<br />

herauskam. Und dann verifizieren sie ihre<br />

Theorie dadurch, dass Sie nachlesen, was Massimo<br />

und Rajan allgemein über die Sonnenblumen-<br />

Mittel geschrieben haben.<br />

Sie können den Hintergrund der Fenster wechseln,<br />

die Bilder, die für die Abschnitte benutzt werden,<br />

die Namen der Ablagen, die Schriftarten usw. Das<br />

Repertorium kann in einer oder in zwei Spalten<br />

angezeigt werden, die Grade in verschiedenen Farben<br />

und jeweils mit Arzneimitteln, Autoren, Unterrubriken<br />

und Querverweisen oder ohne. Sie<br />

ÜBER MACREPERTORY<br />

stellen sich ihre Standard-Repertorien, Materia medica,<br />

Grafiken, Einstellungen selbst ein.<br />

Sie können ihre eigenen Familien und ihre eigenen<br />

Grafiken anlegen. Es ist eine einfache Sache,<br />

ihre Programme auf einen traditionellen Ansatz zurecht<br />

zu schneidern oder sie in der Art anzupassen,<br />

wie Massimo und Rajan die Welt sehen.<br />

Flexibilität<br />

Sie können jedem Buch und jedem Autor einen<br />

Wert für die Analyse zuordnen. Unser Strategie-Tool<br />

erlaubt es, Analysestrategien zu entwickeln, die<br />

Unsere Programme<br />

wurden unter<br />

dem Gesichtspunkt<br />

gestaltet,<br />

dass niemand die<br />

absolute Wahrheit<br />

kennt und<br />

dass die Homöopathie<br />

sich weiterentwickelt.<br />

Wir<br />

möchten sie daran<br />

anpassen, damit<br />

sie die beste<br />

ganz genau so arbeiten,<br />

wie Sie es<br />

von ihnen erwarten<br />

(und es ist<br />

transparent, wie<br />

all die Strategien<br />

gebaut sind, womit<br />

Sie beispielsweise<br />

ihre Strategie<br />

auf Massimos<br />

Experten-Strategie<br />

aufbauen<br />

können).<br />

Arbeit leisten, die<br />

Sie benötigen, um<br />

Beziehungen der Pflanzenfamilien nach Sankaran<br />

Wunderschöne<br />

Eleganz<br />

in der Lage zu sein, ihr Programm die Arbeit so<br />

machen zu lassen, wie Sie es wollen.<br />

Wir sind stolz auf unsere Programme. Von klassischen<br />

Homöopathen und Designern gestaltet, füh-<br />

Sie können Ergänzungen im Repertorium durch len sie sich vertraut und einfach an, während sie<br />

einfaches Einfügen vornehmen. Sie können ganz doch mächtig, tiefgehend, subtil und flexibel blei-<br />

einfach eigene Notizen, Fälle und Informationen aus ben. Wir sind der Meinung, dass sie zur schöns-<br />

Seminaren und sogar ganze Bücher hinzufügen. ten Software überhaupt gehören – und sie haben<br />

mehr von Programmen, die anziehend sind, die<br />

Spaß machen und leicht zu erlernen sind.<br />

Wir wissen, dass Sie dann die beste Arbeit leisten,<br />

wenn Sie das große Bild sehen, während Sie der<br />

Einzigartigkeit jedes einzelnen Patienten treu bleiben.<br />

Unsere Programme sind so gestaltet, dass Sie<br />

nicht über sie nachdenken müssen; Sie können<br />

33


34<br />

sich auf Ihre Verschreibung konzentrieren.<br />

Die Benutzeroberfläche ist sehr sauber, übersichtlich<br />

und ruhig. Die Programme sind in sich<br />

selbst konsistent (Sie müssen nur ein Konzept lernen,<br />

um viele verschiedenen Funktionen zu benutzten)<br />

und untereinander (sie sind in der Art,<br />

wie sie aussehen und arbeiten, praktisch identisch),<br />

so dass sie sehr einfach zu erlernen sind<br />

und man schnell damit umzugehen versteht. Unser<br />

Ziel ist es, dass Sie nie das Handbuch lesen<br />

müssen.<br />

Wir bieten zwei<br />

Versionen unserer<br />

Programme<br />

an: Professional<br />

und Classic. Der<br />

Unterschied besteht<br />

darin, dass<br />

die Professional-<br />

Versionen Familien-Analyse<br />

und<br />

die Optionen zur<br />

eigenen Einstellungen<br />

/ Veränderungen<br />

enthalten.<br />

Hiervon abgesehen,<br />

wissen Sie, dass Sie sie alle Funktionen haben,<br />

die wir anbieten.<br />

ÜBER MACREPERTORY<br />

Farbtafel zu den Arzneien<br />

Wir machen Updates unserer Programme über das<br />

Internet und nur selten verlangen wir etwas für Verbesserungen.<br />

Beispielsweise haben wir zwei Jahre<br />

lang unsere Programme verbessert, ohne unseren<br />

Kunden etwas in Rechnung zu stellen. Wenn<br />

Fehlerkorrekturen für die Programme oder Bücher<br />

notwendig sind, laden sie sich automatisch<br />

vom Internet herunter.<br />

Unsere Programme sind elegant, visionär, mächtig<br />

und einfach zu bedienen. Wir glauben, es sind<br />

die besten auf der<br />

Welt. Viele Homöopathenwählen<br />

unsere Programme<br />

und einige<br />

davon sind<br />

so leidenschaftlich<br />

dafür eingenommen,<br />

daß sie<br />

in unsrem Designerteammitarbeiten<br />

(Massimo,<br />

Rajan, Jayesh, Lou<br />

Klein, Vega, André<br />

Saine, Anne<br />

Schadde usw.).<br />

David Kent Warkentin<br />

710 Mission Avenue<br />

San Rafael, CA 94901 USA<br />

1-415-457-0678<br />

dkw@igc.org<br />

www.kenthomeopathic.com


„Repertorium“ bedeutet „Verzeichnis, Register,<br />

Nachschlagewerk“, auch „Ort, um etwas zu finden,<br />

Bestand oder Sammlung“, man denke an das französische<br />

Wort „le répertoire“.<br />

Für den Homöopathen ist ein Repertorium ein Index,<br />

der die durch die Arzneimittelprüfungen gewonnenen<br />

Symptome in einer bestimmten Ordnung<br />

mit den Mitteln, die<br />

das entsprechende Zeichen<br />

hervorgebracht haben,<br />

listet. Hinzu kommen<br />

die ausschließlich<br />

durch Heilung am Krankenbett<br />

beobachteten,<br />

sog. Ab-usu-in-morbis-<br />

Symptome.<br />

Im Idealfall wäre ein Repertorium<br />

eine umgedrehte<br />

Materia Medica.<br />

Dieser Idealfall ist bis dato<br />

nicht erreicht worden,<br />

da es kein vollständiges<br />

Repertorium gibt.<br />

Neben der Forderung<br />

nach Vollständigkeit<br />

muß ein Repertorium<br />

übersichtlich sein, so<br />

dass der Praktiker<br />

schnell einen gesuchten<br />

Eintrag finden kann.<br />

REPERTORIUM IN DER PRAXIS<br />

Im Wesentlichen bieten sich hier drei Möglichkeiten<br />

an:<br />

– die Anordnung rein nach alphabetischen<br />

Gesichtspunkten<br />

(z.B. Bogers „General Analysis“, Phataks<br />

„Concise Repertory of Homoeopathic Medicines)<br />

VON DR. MED. KLAUS HOLZAPFEL<br />

Eine Seite aus Hahnemanns<br />

Symptomenlexikon, ca. 1817.<br />

Copyright der Abbildung: Institut für Geschichte der<br />

Medizin der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart<br />

– die Anordnung nach anatomischen Regionen<br />

(z.B. “Kent´s Repertory of the Homoeopathic<br />

Materia Medica” oder Murphy´s „Homoeopathic<br />

Medical Repertory)<br />

– die Anordnung nach Symptomenelementen<br />

(wie z.B. Ort, Empfindung, Modalität).<br />

(z.B. Bönninghausens<br />

„Therapeutisches Taschenbuch<br />

für homöopathische<br />

Ärzte“)<br />

Schließlich muss ein<br />

Repertorium ähnliche<br />

Aussagen, wie z.B.<br />

„Stechen, wie von etwas<br />

Spitzem“ und „Stiche,<br />

wie mit einem<br />

Messer“ zu ihrem<br />

Oberbegriff „Stechen“<br />

zusammenfassen.<br />

Komplexe Symptome<br />

müssen vereinfacht<br />

dargestellt werden, um<br />

den Umfang des Werkes<br />

in Grenzen zu halten.<br />

Es gibt sowohl Repertorien,<br />

die alle Köperregionen,einschließlich<br />

des Vegetativums und der Gemüts- und Geistessymptome<br />

enthalten, wie z.B. die Systematisch-<br />

Alphabetischen Repertorien von Bönninghauen<br />

oder Kent´s Repertory, als auch solche, die für bestimmte<br />

Indikationen verfasst worden sind, wie z.B.<br />

der repertoriale Teil in Bönninghausens Monografien<br />

zu den Wechselfiebern und zum Keuchhusten,<br />

oder das „Complete Repertory to the Materia<br />

Medica of Eyes“ von Berridge.<br />

35


36<br />

Das erste Repertorium in der Homöopathiegeschichte<br />

wurde von Samuel Hahnemann verfasst:<br />

der 2. Teil seiner „Fragmenta de viribus medicamentorum<br />

positivis in sano corpore humano observatis“,<br />

erschienen 1805 in lateinischer Sprache.<br />

Dieses Werk enthielt noch vollständige Symptome.<br />

Sein Umfang hielt sich aber dennoch in Grenzen,<br />

weil zu jener Zeit noch nicht viele Arzneien geprüft<br />

waren. Später legte Hahnemann sich mit Hilfe von<br />

Mitarbeitern ein Symptomenlexikon an, das es sich<br />

zur Aufgabe gemacht hatte, jedes Stichwort eines<br />

Symptoms, sei es ein Ort, eine Empfindung, eine<br />

Modalität oder ein Begleitsymptom, alphabetisch<br />

abzulegen mit der Nennung des vollständigen Prüfungssymptoms.<br />

Dieses heute im Institut für Geschichte<br />

der Medizin der Robert-Bosch-Stiftung in<br />

Stuttgart vorhandene Werk besteht im Wesentlichen<br />

aus Papierstreifen, die auf eine Seite des Buches<br />

aufgeklebt wurden, wobei in der Regel ein<br />

solcher Streifen einem Symptom entspricht.<br />

Dieses Werk in vier großformatigen Bänden ist nie<br />

vollendet worden, wahrscheinlich des immensen<br />

Zeitaufwandes wegen. Vor allem die Modalitäten<br />

sind weitgehend unvollständig. Das erste praxistaugliche<br />

Repertorium hat schließlich Clemens Maria<br />

von Bönninghausen verfasst: das „Systematisch-<br />

Alphabetische Repertorium der Antipsorischen Arzneien“<br />

im Jahre 1832 (s.a. den Artikel über das<br />

Therapeutische Taschenbuch von Bönninghausen).<br />

Wie aus Hahnemanns Krankenjournalen aus den<br />

Jahren 1836-1842 (z.B. DF2 und DF5) hervorgeht,<br />

hat sich dieser oft der beiden Systematisch-Alphabetischen<br />

Repertorien zur Mittelfindung bedient<br />

(oft hat er in seinen Krankenjournalen innerhalb<br />

der Anamnesen zwei alphabetische Arzneilisten<br />

nacheinander notiert, entsprechend den antipsorischen<br />

und den nicht-antipsorischen Mitteln),<br />

während Hinweise auf sein (unvollendetes) Symptomenlexikon<br />

kaum zu finden sind. Hiermit hat<br />

REPERTORIUM IN DER PRAXIS<br />

Hahnemann gezeigt, dass er die Praktikabilität von<br />

Bönninghausens frühen Repertorien durchaus zu<br />

schätzen wusste. Allerdings ist anzumerken, dass<br />

er nicht „repertorisiert“ hat (dieses Verbum gibt<br />

es nur in der Homöopathie!), sondern sich die Mittelreihen<br />

eher zur Gedächtnisstütze notiert hat.<br />

Während die Systematisch-Alphabetischen Repertorien<br />

später kaum mehr benutzt wurden, hat das<br />

Therapeutische Taschenbuch von Bönninghausen<br />

in Nordamerika eine weite Verbreitung gefunden.<br />

Selbst James Tyler Kent (1849-1916) wusste es zu<br />

schätzen und hat den weitaus größten Teil davon<br />

in Form seiner Kapitel „Sleep“, „Chill“, „Fever“,<br />

„Perspiration“, „Skin“, „Generalities“ übernommen,<br />

allerdings nicht ohne eingreifende Veränderungen.<br />

Das Erscheinen seines „Repertory of the<br />

Homoeopathic Materia Medica“ im Jahre 1897 bedeutete<br />

einen wichtigen Schritt für die homöopathische<br />

Praxis: nun lag ein Repertorium vor mit<br />

dem Anspruch, möglichst vollständig zu sein. Kent<br />

machte Angaben dazu, wie mit diesem Werk zu arbeiten<br />

sei. Das Zeitalter des Repertorisierens konnte<br />

beginnen.<br />

Dass dennoch methodische und substanzielle Lücken<br />

weiterbestanden, zeigt das Werk Cyrus Maxwell<br />

Bogers (1861-1935), der zunächst begonnen<br />

hatte, Bönninghausens repertoriale Werke ins<br />

Amerikanische zu übersetzen („Boenninghausen´s<br />

Characteristics and Repertory“, 1905, eine deutsche<br />

Ausgabe ist in Bearbeitung) und dann, ausgehend<br />

von Bönninghausens Geniusbegriff (s. den<br />

Artikel über Bönninghausens Therapeutisches Taschenbuch),<br />

seine eigenen Repertorien, die „General<br />

Analysis“ (1924) und den „Synoptic Key of<br />

the Materia Medica“ (1915) verfasste. Diese sind<br />

gekennzeichnet durch eine Hervorhebung der sog.<br />

„Generals“, d.h. der Allgemeinsymptome. Im Gegensatz<br />

zum Kent stehen z.B. im „Synoptic Key“ die<br />

Generals am Anfang und machen über ein Drittel


des Repertoriums aus, während sie im Kent nur<br />

etwa ein Sechstel betragen. Aber auch Boger gab<br />

in den 30er Jahren noch einmal Nachträge für den<br />

Kent heraus (s.a. den Artikel von Norbert Winter).<br />

Zur „General Analysis“ liess er ein Lochkartenrepertorium<br />

anfertigen, das eine gewisse Verbreitung<br />

fand und mittlerweile in Deutschland wieder auf-<br />

gelegt wird („C.M. Boger´s General Analysis“, hrsg.<br />

von Bernd von der Lieth 2001). Die Homöopathie<br />

Bogers wurde nach dessen Tod vor allem in Indien<br />

durch Homöopathen wie M.L. Dhawale, S. R.<br />

Phatak und Pichia Sankaran gepflegt. Phatak gab<br />

1962 sein „Concise Repertory of Homoeopathic<br />

Medicines“ heraus. Dieses war, ähnlich wie Bogers<br />

„General Analysis“, ein rein alphabetisch angeordnetes<br />

Repertorium ohne Rücksicht auf anatomische<br />

Vorgaben.<br />

REPERTORIUM IN DER PRAXIS<br />

Sankaran erstellte, darauf aufbauend, sein „Pocket<br />

Repertory“, das ebenfalls als „Card-Index“ erhältlich<br />

war.<br />

Georg von Keller war derjenige, der mit seinen Artikeln<br />

über Bönninghausen in der ZKH ab 1962<br />

die Renaissance des Therapeutischen Taschenbuches<br />

einleitete, die von Klaus Henning Gypser in<br />

Eine Doppelseite aus einem durchschossenen Exemplar des II. Bandes von<br />

Hahnemanns Fragmenta de viribus medicamentorum, 1805.<br />

Copyright der Abbildung: Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart<br />

den 90er Jahren aufgenommen wurde und zu einer<br />

revidierten Fassung im Jahre 2000 führte. Die<br />

deutsche Version wurde von der Arbeitsgruppe um<br />

Gypser erstellt, die englische Revision und Neuherausgabe<br />

von George Dimitriadis et al. in Australien.<br />

Bezüglich der erweiterten, auf dem Kent aufbauenden<br />

Repertorien sei auf den Artikel von Reinhard<br />

Rosé verwiesen.<br />

37


38<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass heute<br />

drei große voneinander verschiedene Wege der<br />

Mittelfindung in ihren entsprechenden Repertorien<br />

repräsentiert sind: der Weg Bönninghausens, der<br />

Weg Bogers und der Weg Kents.<br />

Die eigene Erfahrung des Verfassers zeigt, dass diese<br />

drei Wege mit Gewinn für die Praxis auch gemeinsam<br />

gegangen werden können, was aber nicht<br />

bedeutet, sie miteinander methodisch zu vermischen<br />

und am Ende in einem einzigen Repertori-<br />

REPERTORIUM IN DER PRAXIS<br />

um nachzuschlagen, so als hätte jeder Mitteleintrag<br />

dieselbe Bedeutung, sondern jedes der genannten<br />

Werke für sich zu benutzen, um unterschiedliche<br />

Gesichtspunkte des konkreten Krankheitsfalles<br />

zu analysieren. Zu diesem Zweck hat sich<br />

der Verfasser eine eigene Lochkartei angefertigt,<br />

die sowohl Einträge Bönninghausens als auch Bogers<br />

und Phataks beinhaltet, die aber streng gekennzeichnet<br />

sind und damit differenzierbar bleiben.<br />

Dr. med. Klaus Holzapfel<br />

Alte Weinsteige 40<br />

70180 Stuttgart


VITALQUEST – SANKARANS SYSTEM<br />

VitalQuest (VQ) ist ein Software Programm, um<br />

Patientenanamnesen einer Analyse zu unterziehen,<br />

die der Denk- und Arbeitsweise Dr. Rajan<br />

Sankarans entspricht.<br />

Die Idee dahinter war, ein Programm zu gestalten,<br />

das es ermöglicht, die Anamnesetechnik computergestützt<br />

anzuwenden.<br />

VQ unterscheidet sich somit von reinen Repertorisationsprogrammen.<br />

Der Schwerpunkt liegt<br />

auf der Möglichkeit, mit<br />

einer gegebenen Anamnese<br />

zu arbeiten.<br />

Dabei kann die Anamnese<br />

Schritt für Schritt eingegeben<br />

werden oder<br />

auch als fertiges Textdokument<br />

in das Eingabefeld<br />

kopiert werden. Aber<br />

man kann auch nur mit<br />

wenigen, wichtigen Worten<br />

arbeiten.<br />

Das Programm filtert aus<br />

dem Text auffällige oder<br />

möglicherweise für die Arzneifindung relevante<br />

Worte heraus. Diese Worte werden im Text rot hervorgehoben.<br />

Diese Worte werden entsprechend der Häufigkeit<br />

und Eigentümlichkeit den verschiedenen Arzneireichen<br />

zugeordnet. Durch unterschiedliche Möglichkeiten,<br />

die Worte zu werten und zu gewichten,<br />

erhöht sich die Treffergenauigkeit. Jedes Wort, das<br />

einem Arzneireich oder einer Untergruppe im jeweiligen<br />

Reich zuzuordnen ist, wird darauf untersucht,<br />

ob es im entsprechenden Kontext des Pa-<br />

ALS COMPUTERPROGRAMM<br />

VON DR. WILLIBALD NEUHOLD<br />

Rajan Sankaran<br />

tienten stimmig ist oder nicht. Verwendet der Patient<br />

zum Beispiel das Wort „zerdrücken“, so ermöglicht<br />

es das Programm festzustellen, ob das<br />

Wort z.B. im Kontext einer tierischen, pflanzlichen<br />

oder mineralischen Dynamik verwendet wurde<br />

oder nicht. Somit präzisiert man die Analyse.<br />

Ein Vorteil der computergestützten Arbeit ist es,<br />

dass das Programm wertfrei Worte herausnimmt,<br />

die man vielleicht überhört<br />

hätte oder die man<br />

mit irgendeiner Substanz<br />

assoziieren könnte, während<br />

man andere Möglichkeiten<br />

und Zusammenhänge<br />

nicht beachtet<br />

oder übersehen hätte.<br />

Dadurch erhöht sich das<br />

Spektrum der Möglichkeiten<br />

bei gleichzeitiger<br />

Präzisierung.<br />

Das Ergebnis schließlich<br />

kann optisch unterschiedlich<br />

dargestellt<br />

werden. Zum Beispiel als<br />

Balkendiagramm oder<br />

als Kuchendiagramm. Durch Klicken auf die jeweiligen<br />

Balken gelangt man vom Naturreich zur<br />

Untergruppe und schließlich bis zur konkreten<br />

Arznei immer unter prozentueller Angabe der<br />

Wahrscheinlichkeit.<br />

Der zweite wesentliche Schwerpunkt des Programms<br />

ist die integrierte Materia Medica. Diese<br />

ist ebenfalls dem Denken Sankarans entsprechend<br />

gegliedert. Es finden sich Informationen aller Arzneireiche.<br />

Diese berücksichtigen allgemeine Aspekte<br />

der jeweiligen Substanz, geben Auskunft über<br />

39


40<br />

die Ausdrucksweise des Patienten, die Empfindung,<br />

wesentliche Aspekte der Arzneien, die Schlüsselworte<br />

einer Substanz, Prüfungen und vieles mehr.<br />

Der Vorteil dieser neuartigen Materia Medica ist<br />

es, dass viele Aspekte einer Arznei kompakt zusammengefasst<br />

sind, und die Informationen immer<br />

dem gleichen Schema folgend dargestellt werden.<br />

Auch die Bedienung ist benutzerfreundlich. Über<br />

eine einfache Symbolleiste gelangt man mit einem<br />

Klick von einem Reich zum anderen, kann Bücher<br />

aufrufen, Suchfunktionen bedienen oder Fallbeispiele<br />

lesen. Die Navigation innerhalb der Fenster<br />

ist auch einfach. Durch eine Navigationsleiste am<br />

linken Rand des Fensters kann man die einzelnen<br />

Kapitel aufrufen.<br />

VITALQUEST – SANKARANS SYSTEM<br />

ALS COMPUTERPROGRAMM<br />

IMPRESSUM<br />

Allgemeine Informationen über die Philosophie<br />

Sankarans und die Miasmen gehören ebenfalls dazu,<br />

sowie eine Beschreibung des Programms und<br />

eine Erklärung der Arbeitsweise der Software.<br />

Das Programm ist in 2 Versionen erhältlich: VitalQuest<br />

Basic und VitalQuest Plus. Beide Versionen<br />

sind völlig identisch was Analyseteil und Materia<br />

Medica betrifft. Die Plus Version hat darüber<br />

hinaus zusätzlich alle Bücher Rajan Sankarans inkorporiert.<br />

Das Programm wird laufend mit neuen Daten ergänzt,<br />

die bequem über das Internet bezogen werden<br />

können.<br />

Für die Auslieferung und alle Fragen ist im deutschsprachigen<br />

Raum Dr. Willi Neuhold, Graz, zuständig.<br />

Dr. Willibald Neuhold<br />

E-Mail: office@willibaldneuhold.at<br />

oder c.neuhold@hotmail.com<br />

Herausgeber: <strong>Gudjons</strong>-<strong>Apotheke</strong>, Wankelstrasse 1, D-86391 Stadtbergen<br />

Tel.: +49 821 4441000 • Fax: +49 821 4441001<br />

e-mail: apotheke@gudjons.com • Internet: www.gudjons-apotheke.de<br />

© Gestaltung: Christian Korn, Feuerbachstrasse 6a, D-84034 Landshut • www.apanoua.de<br />

Abbildungen: von den Autoren zur Verfügung gestellt.<br />

Vol. 10 / Nr. 3 – 11/<strong>2008</strong>


Carl Classen<br />

Karlsruhe<br />

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