21.07.2015 Aufrufe

regjo Südostniedersachsen – Heft 3 – 2015 – Fremd – 外 国

regjo ist DAS Regional-Journal aus dem Herzen der Region für Südostniedersachsen regjo erscheint sechs mal jährlich in den Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie in den Landkreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel. regjo wendet sich an alle Menschen, die in Südostniedersachsen leben, arbeiten, oder sich für die Region interessieren. regjo landet direkt auf den Schreibtischen der Entscheider in Südostniedersachsen, aber auch in den Business-Lounges mehrerer Flughäfen im Inland und im deutschsprachigen Ausland. regjo will die Menschen in Südostniedersachsen und Interessenten von außerhalb der Region für das Land zwischen Goslar und Gifhorn sowie zwischen Helmstedt und Peine begeistern. regjo • zeigt die wirtschaftliche Vielfalt der Region • gibt Überblick über den kulturellen Reichtum Südostniedersachsens • porträtiert die Vordenker der Region • stellt innovative Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen vor • berichtet über die Menschen in Südostniedersachsen, ihre Vorlieben und ihre liebenswerten Besonderheiten regjo schafft Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl

regjo ist DAS Regional-Journal aus dem Herzen der Region für Südostniedersachsen

regjo erscheint sechs mal jährlich in den Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie in den Landkreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel.

regjo wendet sich an alle Menschen, die in Südostniedersachsen leben, arbeiten, oder sich für die Region interessieren.

regjo landet direkt auf den Schreibtischen der Entscheider in Südostniedersachsen, aber auch in den Business-Lounges mehrerer Flughäfen im Inland und im deutschsprachigen Ausland.

regjo will die Menschen in Südostniedersachsen und Interessenten von außerhalb der Region für das Land zwischen Goslar und Gifhorn sowie zwischen Helmstedt und Peine begeistern.

regjo

• zeigt die wirtschaftliche Vielfalt der Region
• gibt Überblick über den kulturellen Reichtum Südostniedersachsens
• porträtiert die Vordenker der Region
• stellt innovative Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen vor
• berichtet über die Menschen in Südostniedersachsen, ihre Vorlieben und
ihre liebenswerten Besonderheiten

regjo schafft Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl

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Das Regional-Journal für <strong>Südostniedersachsen</strong> 03.<strong>2015</strong> 5,00 €<br />

<strong>外</strong> <strong>国</strong>


EDITORIAL // 03.<strong>2015</strong> // 3<br />

Foto: Thomas Knüppel<br />

<strong>Fremd</strong> bleibt<br />

uns vieles...<br />

...ob mir etwas fremd vorkommt, ist in erster Linie<br />

eine Frage meines Standpunktes.<br />

www.salzgitter-ag.de<br />

Was auch immer Sie vorhaben:<br />

Salzgitter Stahl macht es nachhaltig.<br />

Denn unser Stahl ist ein ressourcenschonender Werkstoff, der immer wieder zu 100 % recycelt<br />

werden kann. So entstehen aus Schrott unterschiedlichste Stahlprodukte von perfekter Qualität.<br />

Energie und Rohstoffe sparen aber auch unsere innovativen Stähle, an denen wir ständig arbeiten <strong>–</strong><br />

zum Beispiel unser neuer HSD® -Stahl, der das Gewicht von Autokarosserien deutlich senkt und<br />

dabei eine hohe Crash-Sicherheit garantiert.<br />

Titelfoto:<br />

istockphoto<br />

Übersetzung der<br />

Schriftzeichen: <strong>Fremd</strong><br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

fremd ist relativ. Tomaten mit<br />

blauem Inneren und asiatische<br />

Schriftzeichen <strong>–</strong> wie auf unserem Cover<br />

<strong>–</strong> sind es für uns definitiv. Fusionierte<br />

Küche und Urlaube in der ganzen<br />

Welt gehören mittlerweile wie selbstverständlich<br />

zu unserem Leben. Also<br />

alles nur eine Frage der Gewöhnung?<br />

Vielleicht. Aber es gehört auch die<br />

Bereitschaft dazu, sich auf Neues,<br />

Unbekanntes, einzulassen. Dafür<br />

muss ich meine Komfortzone verlassen,<br />

auf Sicherheit und Bekanntes<br />

zumindest zeitweise verzichten.<br />

Dass <strong>Fremd</strong>es, Unbekanntes mein Leben<br />

bereichert, es bunter und span-<br />

nender macht und nicht per se eine<br />

Bedrohung ist, muss mit der Zeit gelernt<br />

werden.<br />

Als fremd oder befremdlich empfinde<br />

ich persönlich <strong>Fremd</strong>enfeindlichkeit,<br />

Ressentiments und Diskriminierungen<br />

aufgrund der Herkunft, der<br />

Religion und der sexuellen Orientierung<br />

<strong>–</strong> es ist eben alles eine Frage des<br />

Standpunkts.<br />

Herzlichst Ihre<br />

Dr. Heike Steingaß<br />

::: h.steingass@<strong>regjo</strong>-son.de :::


ÜBERBLICK // 03.<strong>2015</strong> // 5<br />

22<br />

Titel:<br />

<strong>Fremd</strong><br />

Abweichend vom Vertrauten,<br />

andersartig oder weit entfernt <strong>–</strong><br />

<strong>regjo</strong> 3.<strong>2015</strong> befasst sich mit dem<br />

Thema ‚fremd‘.<br />

43<br />

Region 06 <strong>–</strong> 13<br />

Unternehmen 14 <strong>–</strong> 21<br />

Titel 22 <strong>–</strong> 41<br />

Erlebnisrausch 42 <strong>–</strong> 43<br />

Kultur 44 <strong>–</strong>50<br />

50 Was verbindet Sie? Die<br />

Schriftstellerin Kathrin Lange<br />

06 Durchblick: Sportpark am<br />

Kennel, Naturidylle auf dem<br />

Firmengelände, Batterien der<br />

Zukunft, E-Mobilität für alle,<br />

EnergieTag zum Klimawandel,<br />

Theatersanierung<br />

09 Magazin: Personalia<br />

10 Kleines Wunder:<br />

Heinz Jörg Fuhrmann,<br />

Vorstandsvorsitzender der<br />

Salzgitter AG, im Gespräch über<br />

die Zukunft des Konzerns<br />

Synergie<br />

10<br />

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“<br />

Aristoteles‘ Ausspruch könnte eine Umschreibung<br />

sein für Synergie <strong>–</strong> dem Thema im nächsten <strong>regjo</strong>.<br />

<strong>regjo</strong> 4.<strong>2015</strong> erscheint im September<br />

14 Eine Königin in Werlaburgdorf:<br />

Edle Freilandschnittrosen<br />

wachsen in der Obhut der<br />

Gärtnerei Lehnhoff.<br />

16 Sensible Geschäfte: Rat und<br />

Hilfe für Unternehmen, die sich<br />

im Ausland engagieren wollen.<br />

19 Wolfsburg AG plant IZB 2016:<br />

Aussteller kommen gern in<br />

die Volkswagenstadt <strong>–</strong><br />

Termin steht fest.<br />

20 Magazin: Buchvorstellung<br />

‚Gescheiterte Titanen‘,<br />

Marketing-Löwe, Radioempfang<br />

über Außenspiegel, 20. VW-Werk<br />

in China eröffnet, Anschub für<br />

Startups<br />

22 <strong>Fremd</strong> und doch vertraut:<br />

Wenig erscheint uns heute<br />

wirklich fremdartig <strong>–</strong><br />

einstmals <strong>Fremd</strong>e sind dafür<br />

verantwortlich.<br />

26 Fernweh, Schicksal, Liebe:<br />

Viele Wege führen aus fremden<br />

Ländern in unsere Region <strong>–</strong><br />

drei persönliche Geschichten.<br />

30 <strong>Fremd</strong>? Migration und<br />

Integration im Schulbuch:<br />

In Braunschweig arbeitet man<br />

daran, die Schulbücher zu<br />

verbessern.<br />

34 Kleiner Ort, große Vielfalt:<br />

Die TU Clausthal wirbt um<br />

internationale Studenten.<br />

36 In der Ferne eine neue Heimat:<br />

Das Braunschweiger Gerstäcker-<br />

Museum befasst sich mit<br />

Auswanderer-Geschichte.<br />

38 Gute Arten, schlechte Arten:<br />

Pflanzen aus fernen Ländern sind<br />

zwar oft schön anzusehen, aber<br />

sie können Schäden anrichten.<br />

40 Magazin: Fotoausstellung<br />

auf den Spuren deutscher<br />

Einwanderer, Lesestoff<br />

42 Ein Gebirge voller<br />

Geheimnisse: Ein neuer<br />

Reiseführer beleuchtet den Harz.<br />

43 Die Speckhütte auf Torfhaus:<br />

Neue Location zwischen Hofladen<br />

und Alm lädt zum Schlemmen<br />

und Verweilen.<br />

Impressum<br />

Herausgeber, Verlag & Redaktion<br />

<strong>regjo</strong> Verlag für regionales Marketing<br />

<strong>Südostniedersachsen</strong> GmbH<br />

Ekbertstraße 14, 38122 Braunschweig<br />

Telefon (0531) 80 92 98 0 oder 80 92 98 1<br />

Telefax (0531) 80 92 98 9<br />

www.<strong>regjo</strong>-son.de<br />

eMail redaktion@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

Verlagsleitung und Chefredaktion<br />

Dr. Heike Steingaß (v. i. S. d. P.)<br />

Redaktion<br />

Beate Ziehres (bea)<br />

Autoren<br />

Andrea Hoferichter, Ann-Kathrin Lietz<br />

(akl), Bärbel Mäkeler, Melina Ruhr (mcr),<br />

Klaus Sievers, Martina Zingler<br />

Fotografie<br />

Frank Bierstedt, Marek Kruszewski,<br />

Bärbel Mäkeler<br />

44 „Künftige Stätte kulturellen<br />

Lebens“: Vor 50 Jahren öffnete<br />

die Stadthalle Braunschweig<br />

erstmals ihre Türen.<br />

46 Kulturveranstaltungen:<br />

Ausstellungen, Konzerte,<br />

Kabarett, Kino<br />

Layout<br />

KARMA Kommunikationsdesign<br />

Porschestraße 47, 38440 Wolfsburg<br />

Telefon (05361) 89 99 77 7<br />

www.karma-web.de<br />

Lektorat<br />

Support, Bärbel Mäkeler, Braunschweig<br />

Druck<br />

NEEF + STUMME premium printing<br />

GmbH & Co. KG, Wittingen<br />

Anzeigenberatung<br />

Uwe Dethier, Telefon (0531) 80 92 98 4,<br />

eMail u.dethier@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

Leserservice<br />

Telefon (0531) 80 92 98 3,<br />

eMail leserservice@<strong>regjo</strong>-son.de<br />

46<br />

Partner<br />

Alba Braunschweig GmbH, Allianz für<br />

die Region GmbH, Autohaus Wolfsburg<br />

GmbH & Co. KG, Braunschweigische<br />

Landessparkasse, Braunschweig<br />

Stadtmarketing GmbH, Braunschweig<br />

Zukunft GmbH, Bundesakademie für<br />

kulturelle Bildung Wolfenbüttel e.V.,<br />

Daimler AG Niederlassung Braunschweig,<br />

Karma Kommunikationsdesign, Lineas<br />

Software GmbH, Nordzucker AG, PE-<br />

Solution, Pompe Optik, Salzgitter AG,<br />

Staatstheater Braunschweig, Stadt<br />

Braunschweig, Stadthalle Braunschweig<br />

Betriebsgesellschaft mbH, Stadt<br />

Wolfenbüttel, Thieme GmbH & Co. KG,<br />

Volksbank eG Braunschweig Wolfsburg,<br />

Volkswagen Financial Services AG,<br />

Volkswagen Immobilien GmbH, Welfen-<br />

Akademie Braunschweig, Wolfsburg AG,<br />

Zweckverband Großraum Braunschweig<br />

Foto: Fotolia, ecco


DURCHBLICK // 03.<strong>2015</strong> // 7<br />

Sportpark am Kennel<br />

In den vergangenen zwei Jahren sind auf der ehemaligen MTV-<br />

Sportanlage am Kennel in Braunschweig die Voraussetzungen<br />

entstanden, um den Fußballnachwuchs angemessen zu fördern:<br />

Auf knapp 100.000 Quadratmetern wurden Plätze modernisiert<br />

und mit Flutlichtanlagen ausgestattet, zwei neue Fußballgroßspielfelder<br />

sind entstanden <strong>–</strong> die gesamte Außenanlage des Sportparks<br />

wurde fertiggestellt. Damit hat Eintracht Braunschweig<br />

nun alle Anforderungen der Deutschen Fussball-Liga (DFL) für<br />

Erst- und Zweitligisten erfüllt, um sein Nachwuchsleistungszentrum<br />

zu eröffnen. Knapp 2,6 Millionen Euro wurden gemeinsam<br />

von der Stadt Braunschweig und Eintracht Braunschweig in das<br />

Projekt ‚Sportpark am Kennel‘ investiert. ::: mcr :::<br />

Die Batterien der Zukunft<br />

Foto: TU Braunschweig<br />

Elektroroller als künftiger Einsatzort<br />

moderner Batterien: TU-Präsident Prof.<br />

Jürgen Hesselbach, BLB-Sprecher Prof.<br />

Arno Kwade und die Niedersächsische<br />

Ministerin für Wissenschaft und Kultur,<br />

Dr. Gabriele Heinen-Kljajič (von links).<br />

An der Technischen Universität Braunschweig wurde die bundesweit wohl<br />

flexibelste Forschungseinrichtung für die Batterieproduktion eingeweiht. Die<br />

BLB <strong>–</strong> Battery LabFactory Braunschweig erforscht neuartige Batteriezellen,<br />

die elementar für die Elektromobilität sind, und deren Herstellung. Die Zielsetzung<br />

liegt insbesondere bei der Entwicklung neuer Herstellungsprozesse für<br />

die heutigen Lithium-Ionen-Batteriezellen und bei den Fertigungsprozessen für<br />

neue Batteriegenerationen wie den Solid-State-Batterien und Lithium-Schwefel-<br />

Batterien. Detaillierte Kenntnis von Batterien und deren Fertigungsprozessen<br />

sind notwendig, um neue Generationen von kostengünstigen, leistungsstarken<br />

und vor allem umweltschonenden Batteriezellen zu entwickeln und damit<br />

auch den Wirtschaftszweig der Elektromobilität in<br />

Deutschland voranzutreiben. „In der BLB haben<br />

wir die Kompetenzen in der Batterietechnik<br />

von sieben Instituten aus der Verfahrensund<br />

Produktionstechnik, der Elektrotechnik,<br />

der Konstruktionstechnik bis hin zur Chemie in einer Forschungseinrichtung<br />

gebündelt“, erklärt Prof. Jürgen Hesselbach, Präsident der Technischen Universität<br />

Braunschweig. In das Zentrum sind unter anderem Landes-, Bundes- und EU-<br />

Mittel sowie Eigenmittel der TU Braunschweig geflossen. ::: mcr :::<br />

Naturidylle auf dem<br />

Ein Unternehmen erfolgreich führen und gleichzeitig<br />

die Umwelt schützen <strong>–</strong> die Heinz Sielmann Stiftung lädt<br />

gemeinsam mit der IHK Braunschweig ein, sich zu diesem<br />

Thema zu informieren. Beim Unternehmerfrühstück<br />

Foto: Rosemarie Gemba<br />

Auf dem naturnah gestalteten<br />

Firmengelände von Sander Einrichtungen<br />

blühen Margeriten und andere Pflanzen.<br />

Firmengelände<br />

wird am Beispiel der Firma Möbel Sander klar, wie die<br />

naturnahe Gestaltung von Firmengeländen zum Schutz<br />

der Biodiversität beitragen kann, denn: Der Verlust der<br />

biologischen Vielfalt zählt in einem dicht besiedelten Land<br />

wie Deutschland zu einer der größten Herausforderungen.<br />

Naturidyllen, in denen es für eine intakte Tier- und Pflanzenwelt<br />

sauberes Wasser und frische Luft gibt, können<br />

auf firmeneigenen Rest- und Brachflächen entstehen oder<br />

beim Gebäudeneu- oder Umbau errichtet werden. Durch<br />

eine solch naturnahe Gestaltung verbessert sich nicht nur<br />

das Arbeitsumfeld und Umweltbewusstsein der Mitarbeiter,<br />

sie kann sich auch durch Kostensenkung bei der Unterhaltung<br />

langfristig amortisieren. Die Veranstaltung richtet<br />

sich an kleine, mittlere und große Unternehmen, die sich<br />

für den Schutz der Artenvielfalt interessieren. ::: mcr :::<br />

Unternehmerfrühstück, 26. August, 9.30 bis 12.30 Uhr,<br />

Restaurant ‚Zur Rothenburg‘, Braunschweig,<br />

Lichtenberg Straße 53; Die Teilnahme ist kostenlos, um<br />

Anmeldung wird gebeten: Telefon 0531/4715-209.<br />

Mehr Power für<br />

Ihren Fuhrpark!<br />

Die Wertschöpfungskette zeigt auch den Lebenszyklus einer Batterie.<br />

Grafik: Hurtig Design, BLB<br />

Nutzfahrzeuge<br />

Ein Gewerbetreibender mit Fuhrpark stellt andere Anforderungen<br />

an ein Automobilhandelsunternehmen als ein Privatkunde.<br />

Aus diesem Grund finden Sie als Flottenkunde in unserem Hause<br />

eigens auf das Großkundengeschäft spezialisierte Mitarbeiter.<br />

Fachliche Kompetenz und schnelles Handeln <strong>–</strong> das sind unsere<br />

Markenzeichen. So führen wir seit 1998 als einer von rund 200<br />

Betrieben in Deutschland das Prädikat Großkunden-Leistungszentrum<br />

des Volkswagen-Konzerns.<br />

Ganz gleich, ob es um Volkswagen PKW, Audi, VW Nutzfahrzeuge,<br />

SEAT oder ŠKODA geht <strong>–</strong> wir beweisen Ihnen täglich, dass die<br />

komplexe Materie der Fuhrparkverwaltung durchaus erfreulich<br />

sein kann.<br />

Wir lieben unsere Arbeit <strong>–</strong> und das macht den Unterschied!<br />

Foto: Xxxxxx<br />

Autohaus Wolfsburg Hotz und Heitmann GmbH & Co. KG<br />

Großkunden-Leistungszentrum<br />

Heinrich-Nordhoff-Straße 121 · 38440 Wolfsburg<br />

Telefon 05361 204-1511 · Internet: gk.autohaus-wolfsburg.de


E-Mobilität<br />

für alle<br />

Elektromobilität einfach ausprobieren ist ab sofort in<br />

Wolfsburg möglich: Im Rahmen des Förderprogramms<br />

‚Schaufenster Elektromobilität‘ eröffnet das Elektromobilitätszentrum<br />

Wolfsburg den eMobility Cube. Interessierten<br />

wird hier Raum geboten, sich zu informieren, nachzufragen<br />

und auszutauschen <strong>–</strong> aber vor allem zu testen. Am Hauptbahnhof<br />

stehen Elektroautos und E-Bikes zur Verfügung,<br />

die über einen kurzen Zeitraum kostengünstig ausleihbar<br />

sind. „Jeder soll einmal unverbindlich ausprobieren können,<br />

wie viel Spaß es macht, mit Elektrofahrzeugen leise<br />

und spritzig durch die Stadt zu fahren“, betont Oberbürgermeister<br />

Klaus Mohrs. Der eMobility Cube öffnet Besuchern<br />

im Spätsommer die Pforten, die Fahrzeuge können bereits<br />

jetzt ausprobiert werden. ::: mcr :::<br />

Foto: StadtWolfsburg<br />

(V. r.): Thomas Krause, Vorstand der Wolfsburg AG, Dr. Juliane Bielinski,<br />

Metropolregion Hannover<strong>–</strong>Braunschweig<strong>–</strong>Göttingen<strong>–</strong>Wolfsburg, Klaus<br />

Mohrs, Oberbürgermeister, Stadtbaurätin Monika Thomas, Stefan Wittke,<br />

Pressesprecher des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft,<br />

Arbeit und Verkehr, Prof. Andreas Knie, Verkehrsforscher<br />

und Geschäftsführer des InnoZ, Tilko Methfessel, NBank.<br />

Theatersanierung gefördert<br />

Für eine denkmalgerechte Sanierung des Wolfsburger<br />

Scharoun-Theaters engagierte sich die Deutsche Stiftung<br />

Denkmalschutz bereits 2014. Nun bewilligte die Stiftung,<br />

die die Erhaltung und Wiederherstellung bedeutsamer<br />

Kulturdenkmale in Deutschland fördert, weitere 100.000<br />

Euro, um die Saalbestuhlung des Theaters aufarbeiten<br />

zu lassen. Die rund 800 Plätze umfassende Bestuhlung<br />

mit roten Polstern und auffällig hohen Rückenlehnen ist<br />

nicht nur gestalterisch ein wichtiges Element, sie sorgt<br />

Prof. Dr.<br />

Mojib Latif,<br />

Hauptreferent<br />

des diesjährigen<br />

EnergieTages<br />

Foto: Allianz für die Region<br />

EnergieTag zum<br />

Klimawandel<br />

Unter dem Motto ‚Klimawandel <strong>–</strong> Bremsen und Anpassen?‘<br />

findet im September zum sechsten Mal der<br />

EnergieTag der Region statt. „Die Auswirkungen der<br />

durch den Menschen verursachten Erderwärmung<br />

sind bereits heute unübersehbar: Die arktische Eisbedeckung<br />

hat sich seit Beginn der Satellitenmessungen<br />

Ende der 1970er-Jahre um über 30 Prozent verringert,<br />

die überwiegende Zahl der Gebirgsgletscher zieht<br />

sich zurück, die kontinentalen Eisschilde Grönlands<br />

und der Antarktis verlieren rapide an Masse und der<br />

Meeresspiegel steigt. Diese Trends werden sich während<br />

der kommenden Jahrzehnte fortsetzen, allein<br />

schon wegen der Trägheit des Klimas“, erklärt der<br />

Hauptreferent Prof. Dr. Mojib Latif vom GEOMAR<br />

Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. In seinem<br />

Vortrag befasst sich der renommierte Klimaforscher<br />

mit den Folgen der Erderwärmung, ein Thema,<br />

das er bereits seit über 20 Jahren untersucht und<br />

das nicht an Aktualität verliert. Ziel des 6. EnergieTages<br />

der Region ist es, die Zuhörer anhand mehrerer<br />

Vorträge über das Thema zu informieren und für die<br />

Folgen des Klimawandels zu sensibilisieren. ::: mcr :::<br />

::: 6. EnergieTag, 11. September,<br />

ab 12 Uhr, Gebläsehalle Ilsede :::<br />

durch eine integrierte Luftzuführung im Inneren der Lehne<br />

auch für frische Luft im Saal. Um den Besucherkomfort zu<br />

verbessern, soll das Luftzufuhrsystem in Zukunft weniger<br />

Störgeräusche verursachen und auch der Luftzug soll<br />

weniger spürbar sein. Die Baumaßnahme am jüngsten<br />

Baudenkmal der Stadt Wolfsburg, das im Jahr 1973 in Betrieb<br />

gegangen ist, wird voraussichtlich im November <strong>2015</strong><br />

abgeschlossen sein. Insgesamt kostet die Sanierung fast<br />

30 Millionen Euro. ::: mcr :::<br />

Personalia<br />

1 Andreas Draß (49) übernimmt die neu<br />

gegründete Abteilung ‚Immobiliengeschäft‘<br />

der Landessparkasse Braunschweig. Damit<br />

unterliegt ihm die Gesamtleitung über<br />

alle Immobilienzentren in den Bereichen 1<br />

Braunschweig, Nord/Ost (Helmstedt, Vorsfelde,<br />

Wolfenbüttel und Bad Harzburg) und Süd/West (Salzgitter,<br />

Seesen und Holzminden). Zuvor verantwortete der<br />

Bankdirektor das Privatkundengeschäft<br />

in Helmstedt und Vorsfelde, das 50 Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen umfasste. :::<br />

2 Dr. Jörg Mayer (48) ist für weitere<br />

zwölf Jahre als Oberlandeskirchenrat und<br />

Leiter der Finanzabteilung der Landeskirche<br />

Braunschweig gewählt worden. Der<br />

2<br />

Verwaltungswissenschaftler wurde bereits<br />

2009 in sein Amt gewählt, nun stimmte eine große Mehrheit<br />

für seine Wiederwahl. Sein Ziel ist es,<br />

die Landeskirche auch für die nächsten<br />

Jahrzehnte zukunftsfähig zu halten. :::<br />

3 Fritz Rössig (52) ist ins Präsidium der<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft Schienenpersonennahverkehr<br />

gewählt worden, einer<br />

Interessenvertretung der Aufgabenträger 3<br />

des Schienenpersonennahverkehrs. Der<br />

Abteilungsleiter Nahverkehr beim Zweckverband Großraum<br />

Braunschweig arbeitet dort an der Weiterentwicklung<br />

des ‚Regionalbahnkonzeptes<br />

2014+‘, zu dem unter anderem die Modernisierung<br />

von Bahnstationen zählt. :::<br />

4 Heiko Herdegen (40) wurde zum neuen<br />

Leiter der Volksbank-Geschäftsstelle<br />

4<br />

Lange Straße in Vorsfelde berufen. Den<br />

gebürtigen Braunschweiger hat es nach<br />

verschiedenen Stationen als Führungskraft<br />

in Magdeburg, Hannover und Soltau<br />

wieder in die Region gezogen, um das<br />

Team der Volksbank BraWo zu verstärken.<br />

::: 5 Heinrich Abelmann (44) wird<br />

neuer Direktor der Braunschweiger Filiale<br />

der Deutschen Apotheker- und Ärztebank 5<br />

(apoBank) und tritt damit die Nachfolge<br />

von Eberhard Groß an, der in den Vorruhestand geht.<br />

Der gelernte Bankkaufmann Abelmann<br />

ist bereits seit 2000 bei der apoBank tätig<br />

und leitete zuletzt das Beraterteam für<br />

selbstständige Heilberufe in Hannover. :::<br />

6 Josef Schelchshorn (54) ist zum Vorstand<br />

für Personal der MAN SE und der<br />

6<br />

MAN Truck und Bus berufen worden. Da-<br />

Foto: Agentur Hübner<br />

Foto: Volksbank<br />

Foto: Volkswagen<br />

Foto: BLSK<br />

Foto: ZGB<br />

Foto: apoBank<br />

DURCHBLICK // 03.<strong>2015</strong> // 9<br />

mit tritt er die Nachfolge von Jochen Schumm an, der nach<br />

51 Berufsjahren im Konzern Volkswagen in den Ruhestand<br />

geht. ::: 7 Prof. Dr. Jan T. Kielstein (46)<br />

ist neuer Chefarzt der Nephrologie im Klinikum<br />

Braunschweig. Er übernimmt damit<br />

den Posten von Prof. Dr. Horst Kierdorf, der<br />

Anfang des Jahres als Klinischer Direktor<br />

der Klinken der Stadt Köln wechselte. Prof.<br />

Dr. Kielstein war zuletzt als Oberarzt des<br />

Zentrums für Innere Medizin<br />

und als leitender Oberarzt der Klinik<br />

für Nieren- und Hochdruckerkrankungen<br />

der Medizinischen Hochschule Hannover<br />

(MHH) tätig. ::: 8 Xavier Ros (44)<br />

wird neuer Personalvorstand der Marke<br />

8<br />

SEAT. Ros war bisher Mitglied der Geschäftsführung<br />

der Volkswagen Autoeuropa,<br />

verantwortlich für Personal und Organisation und<br />

tritt nun die Nachfolge von Josef Schelchshorn bei SEAT<br />

an. ::: 9 Stefan Ach (51) ist Geschäftsführer Ende 2014<br />

gegründeten Wirtschaftsfördergesellschaft<br />

und Stadtmarketing GmbH (WiSta) der<br />

Stadt Gifhorn. Der Diplom-Ökonom verfügt<br />

über langjährige Erfahrung in Sachen<br />

Wirtschaftsförderung. Zuletzt war Stefan<br />

Ach Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung<br />

Wesermarsch GmbH. Davor war er elf 9<br />

Jahre in verantwortlicher Position bei der<br />

Wirtschaftsförderung Bremen GmbH tätig. Neben der klassischen<br />

Wirtschaftsförderung und Tourismusentwicklung<br />

zählte die Innenstadtentwicklung zu seinen Hauptaufgaben.<br />

Mitgesellschafter der WiSta sind neben der Stadt auch die<br />

City-Gemeinschaft und die Firma Hönigsberg & Düvel sowie<br />

die Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg. :::<br />

Foto: Volkswagen<br />

Business Card Collection<br />

Alfred Kärcher Vertriebs-GmbH<br />

Niederlassung Braunschweig<br />

Fabrikstraße 1 b<br />

38122 Braunschweig<br />

Telefon: 05 31 12 04 95-0, Telefax: 05 31 12 04 95-10<br />

kaercher.braunschweig@vertrieb.kaercher.com<br />

7<br />

Foto: KlinikumBraunschweig/<br />

JörgScheibe<br />

Foto: Stadt Gifhorn<br />

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REGION // 03.<strong>2015</strong> // 11<br />

Kleines Wunder<br />

Der Vorstandsvorsitzende der Salzgitter AG, Heinz<br />

Jörg Fuhrmann, spricht mit <strong>regjo</strong> über die erfolgreiche<br />

Sanierung des Konzerns, über die wirtschaftlichen<br />

Aussichten und Zukunftsprojekte.<br />

Autor: Klaus Sievers<br />

Fotografie: Frank Bierstedt<br />

Heinz Jörg Fuhrmann, Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG<br />

Die Salzgitter AG hat drei schwere<br />

Jahre hinter sich und ist jetzt wieder<br />

in der Gewinnzone. Ist die Konzernwelt<br />

nun wieder in Ordnung?<br />

Heinz Jörg Fuhrmann: Ja, sie ist durchaus<br />

in Ordnung. Dennoch haben wir immer<br />

noch eine harte Wegstrecke vor uns<br />

und eine ganze Reihe von Aufgaben zu<br />

erledigen. Es sind auch unangenehme<br />

Themen dabei. Insgesamt kann ich aber<br />

sagen: Es geht dem Konzern gut.<br />

Wie haben Sie die Wende geschafft?<br />

Infolge der Wirtschaftskrise kam es zu<br />

einem massiven Einbruch der Stahlkonjunktur<br />

und seitdem bestehen europaweit<br />

und in der restlichen Welt<br />

Überkapazitäten in der Branche. Es<br />

bedarf grundsätzlich zweier Voraussetzungen,<br />

um den schwierigen Rahmenbedingungen<br />

entgegentreten zu<br />

können. Zunächst müssen alle im Konzern<br />

erkennen, wie die Lage wirklich<br />

ist und dann <strong>–</strong> zweitens <strong>–</strong> auch bereit<br />

sein, einen schwierigen <strong>–</strong> aber erfolgversprechenden<br />

- Weg mitzugehen.<br />

Das ist bei uns der Fall. Wir haben den<br />

Salzgitter-Konzern mit unserem selbst<br />

entwickelten 360-Grad-Konzept seit<br />

2013 grundlegend verändert und vorangebracht.<br />

Bestandteile des Konzepts<br />

sind die Veränderung der Konzernorganisation<br />

in Richtung schlankerer Entscheidungsstrukturen,<br />

ein neues Leitbild,<br />

eine Innovationsoffensive und das<br />

Restrukturierungsprogramm 'Salzgitter<br />

AG <strong>2015</strong>‘. Alle Schritte sind von unseren<br />

Mitbestimmungsgremien akzeptiert<br />

und mitgetragen worden <strong>–</strong> auch die Notwendigkeit<br />

eines Personalabbaus an einigen<br />

Standorten. Außerdem haben wir<br />

sehr gute Perspektiven für die Zukunft.<br />

So kann ich zusammenfassend sagen:<br />

Ja, die Konzernwelt ist in Ordnung.<br />

Wie steht denn Salzgitter im Vergleich<br />

zur Konkurrenz da?<br />

Im Stahlbereich sind wir gut. Wir gehören,<br />

was die Qualität der Produkte<br />

betrifft, zu der Handvoll bester Unternehmen<br />

in Europa. Dennoch leiden<br />

wir angesichts der weiterhin geringen<br />

Stahlnachfrage unter schwachen Preisen<br />

und Erlösen. Aber inzwischen sind<br />

wir ja ein Mischkonzern, der auch über<br />

Aktivitäten im Maschinen- und Anlagenbau<br />

verfügt. Bei Getränkeabfüllanlagen<br />

sind wir die Nummer 2 in der Welt.<br />

Wie wird sich die Stahlkonjunktur<br />

entwickeln?<br />

Insgesamt auf längere Sicht positiv. Die<br />

Problematik der Überkapazitäten wird<br />

sich aber nur nach und nach lösen, wobei<br />

der Prozess schon begonnen hat. In<br />

Europa hat sich das Marktvolumen in<br />

den vergangenen drei Jahren jeweils<br />

um zwei bis drei Prozent gesteigert,<br />

liegt aber immer noch um ein Drittel<br />

unter dem Stand von vor der Krise. Der<br />

Trend stimmt, aber es wird noch eine<br />

Weile dauern, bis wieder stabile Marktverhältnisse<br />

vorherrschen.<br />

Wie sehen Sie die Wettbewerbsverzerrungen<br />

durch die deutsche oder europäische<br />

Politik im Umweltschutz oder<br />

in der Energiepolitik?<br />

Von der Politik bekommen wir alles andere<br />

als Rückenwind. Eine vergleichbare<br />

Umlage zur Förderung erneuerbarer<br />

Energien (EEG) wie in Deutschland gibt<br />

es im Ausland nicht. Allein dafür zahlen<br />

wir schon heute einen nennenswerten<br />

zweistelligen Millionenbetrag pro<br />

Jahr. Diese zusätzliche Kostenlast haben<br />

unsere Konkurrenten in aller Welt<br />

nicht. Außerdem ist die Rechtsunsicherheit<br />

bei Themen wie den künftigen<br />

Handelskonditionen für CO 2<br />

-Zertifikate<br />

und der weiteren Ausgestaltung der<br />

EEG-Umlage ein erhebliches Risiko.<br />

Das wirkt unweigerlich als Investitionsbremse.<br />

Energieintensive Unternehmen<br />

wie wir müssen permanent in Brüssel<br />

und Berlin gegen die hohen und wettbewerbsverzerrenden<br />

Zusatzbelastungen<br />

und somit letztlich buchstäblich um<br />

ihr Überleben kämpfen. Das kostet Zeit<br />

und Geld. Beides würden wir lieber anders<br />

und sinnvoller investieren.<br />

Wie haben Sie denn die Gewinnwende<br />

geschafft?<br />

Allein im Jahr 2014 haben wir den<br />

Konzerngewinn vor Steuern nach einem<br />

hohen Verlust operativ, also ohne<br />

die negativen Sondereffekte in 2013<br />

zu berücksichtigen, um 228 Millionen<br />

Euro verbessert. Bei Ausklammerung<br />

Nicht auf Hilfe von<br />

außen gewartet<br />

von Einmaleffekten in 2014 haben wir<br />

sogar schwarze Zahlen erreicht. Fast<br />

die Hälfte der Verbesserung entfällt auf<br />

den Beitrag der Projekte unseres Programms<br />

„Salzgitter AG <strong>2015</strong>“. Unsere<br />

Selbsthilfe war somit nachweislich erfolgreich,<br />

wenn man zudem berücksichtigt,<br />

dass es Spareffekte aus diesem<br />

Programm auch schon in den beiden<br />

Vorjahren gab. Insgesamt sind das bisher<br />

fast 200 Millionen Euro pro Jahr. Davon<br />

entfällt weniger als die Hälfte auf<br />

die Reduzierung der Personalkosten.<br />

Wir werden insgesamt mehr als 1.500<br />

Vollzeitstellen abbauen. An einigen<br />

Standorten wie im Werk Peine hat sich<br />

die Richtigkeit dieser einschneidenden<br />

Maßnahmen bereits erwiesen, denn<br />

wir schreiben dort wieder schwarze<br />

Zahlen. Bisher haben wir konzernweit<br />

insgesamt 80 Prozent der Personalmaßnahmen<br />

realisiert. Wir haben nicht auf<br />

Hilfe von außen gewartet, sondern auf<br />

uns selbst vertraut und uns am eigenen<br />

Schopf aus dem Sumpf gezogen.<br />

Besteht angesichts bescheidener Konjunkturperspektiven<br />

und der weltweiten<br />

Überkapazitäten nicht weiterhin<br />

Druck zum Sparen?<br />

Ja, das ist richtig, aber das ist auch<br />

nicht alles. Wir müssen zum Beispiel<br />

noch mehr herausragende Produkte für<br />

Nischenmärkte zur Reife bringen. Wir<br />

liefern jetzt erstmals aus Deutschland<br />

Stähle für Sicherheitsteile im Fahrwerk<br />

an Autohersteller in den USA. Die Mengen<br />

sind noch nicht riesig, aber es ist<br />

ein guter Beginn. Andererseits wollen


REGION // 03.<strong>2015</strong> // 13<br />

wir auch bei Massenprodukten wirtschaftlich<br />

und erfolgreich sein. Beim Export<br />

solcher Produkte gibt es zwei große<br />

Hindernisse: Neben dem Überangebot<br />

an Stahlprodukten existiert auch eine<br />

protektionistische Abschottung nahezu<br />

aller wichtiger Märkte in der Welt. Der<br />

EU-Markt ist dagegen so offen wie ein<br />

Scheunentor.<br />

Werden möglicherweise die Investitionen<br />

gekürzt?<br />

2014 sind unsere Investitionen zwar<br />

gesunken, aber nur gegenüber dem extrem<br />

hohen Niveau der letzten sieben<br />

Jahre. Wir haben jetzt wieder ein normales<br />

Niveau erreicht. Wir verfolgen auf<br />

keinen Fall die Tendenz, uns totzusparen.<br />

Ich bin ein erklärter Gegner einer<br />

Gute Chancen für die<br />

nächsten zig Jahre<br />

ein Kostensenkungsprogramm nach<br />

dem anderen geben <strong>–</strong> es sei denn, die<br />

Marktbedingungen werden noch einmal<br />

drastisch schlechter.<br />

In welche neue Märkte und Produkte<br />

wollen Sie denn künftig investieren?<br />

Unser Geschäftsbereich Technologie mit<br />

Schwerpunkt Maschinen- und Anlagenbau<br />

(KHS) macht heute zehn Prozent<br />

des Konzernumsatzes aus. Ich kann<br />

mir vorstellen, dass dieser Anteil in den<br />

nächsten zehn Jahren auf 25 Prozent<br />

steigen könnte.<br />

Haben Sie denn schon konkrete Akquisitionen<br />

im Blick? Ihre durchaus<br />

gute Finanzlage gibt das doch her?<br />

Ja, sicher, wir können sich bietende<br />

Chancen nutzen. Aber wir brauchen<br />

natürlich auch immer ein finanzielles<br />

Risikopolster, um bei unseren Entscheidungen<br />

nicht von Kreditgebern abhängig<br />

zu werden.<br />

Fuhrmann: „Regionale Verantwortung äußert sich für mich nicht im Sponsoring von Volksfesten,<br />

sondern im Engagement für Standorte und für nachhaltige Arbeits- und Ausbildungsplätze.“<br />

solchen Vorgehensweise <strong>–</strong> weil sie nicht<br />

nachhaltig ist. Andererseits wäre uns<br />

das kleine Wunder in Peine nicht ohne<br />

durchgreifende strukturelle Änderungen<br />

und Rationalisierungen gelungen.<br />

Etwas Vergleichbares hat es in den<br />

großen Unternehmen der deutschen<br />

Stahlindustrie noch nicht gegeben: einen<br />

Standort aus eigener Kraft in nur<br />

drei Monaten zu sanieren, der zuvor in<br />

einem Markt mit heftigem Wettbewerb<br />

immense Verluste eingefahren hat.<br />

Wie sicher ist denn der Standort Peine<br />

längerfristig?<br />

Sicher ist ein relativer Begriff. Sicher<br />

ist im Leben nie etwas, weil man für<br />

immer neue Herausforderungen Lösungen<br />

finden muss. Auch <strong>2015</strong> könnte es<br />

in Peine wieder ein knapp positives<br />

Ergebnis geben. Der Standort hat im<br />

Grunde gute Chancen für die nächsten<br />

zig Jahre. Ansonsten werden wir im<br />

gesamten Konzern weiter Maßnahmen<br />

realisieren, um das Ergebnis zu verbessern<br />

<strong>–</strong> dies ist eine permanente Managementaufgabe.<br />

Es wird aber nicht<br />

Ist es vorstellbar, dass Sie Ihren Anteil<br />

beim großen Kupferhersteller Aurubis<br />

in Hamburg von derzeit 25 Prozent erhöhen?<br />

Wir sind bisher mit Abstand größter<br />

Aktionär und ich könnte mir vorstellen,<br />

dass wir langfristig betrachtet einen<br />

noch größeren Anteil halten könnten -<strong>–</strong><br />

möglicherweise bis hin zu einem vollen<br />

Zusammengehen. Das ist für mich noch<br />

Zukunftsmusik <strong>–</strong> aber auch eine positive<br />

Option.<br />

Auf die Autobranche entfällt etwa ein<br />

Drittel Ihres Stahlabsatzes. Wird denn<br />

langfristig Stahl der wichtigste Werkstoff<br />

im Auto bleiben?<br />

Wir unterschätzen die Konkurrenz anderer<br />

Werkstoffe nicht, aber es sprechen<br />

entscheidende Fakten für den<br />

Stahl. Wenn wir den Lebenszyklus eines<br />

Autos, also Produktion und Betrieb,<br />

betrachten, dann ist Stahl <strong>–</strong> gemessen<br />

an den Kohlendioxidemissionen je Kilometer<br />

<strong>–</strong> besser als Aluminium oder<br />

Faserverbundwerkstoffe. Da reden wir<br />

überhaupt noch nicht vom Recycling,<br />

in diesem Punkt ist Stahl unschlagbar.<br />

Außerdem arbeitet die Stahlindustrie in<br />

Forschung und Entwicklung eng mit ihren<br />

Kunden zusammen. Mit modernen<br />

Stahlsorten ist automobiler Leichtbau<br />

sehr gut machbar. Daher ist es unsere<br />

ständige Aufgabe, Produkte aus Stahl<br />

noch leichter zu machen.<br />

Wie macht man denn Stahl leichter?<br />

Indem man erstens das spezifische<br />

Gewicht etwas senkt. Wir arbeiten daran.<br />

Unser neuer HSD-Stahl aus Peine<br />

ist schon deutlich leichter, weil er hohe<br />

Anteile an Mangan, Silizium und Aluminium<br />

enthält. Zweitens kann man Bauteile<br />

aus hochfesten Stählen dünner fertigen,<br />

da sie höhere Anforderungen an<br />

Festigkeit und somit Sicherheit erfüllen.<br />

Wir haben als einer von vier hochqualifizierten<br />

Stahlanbietern für die Autobranche<br />

in Europa noch einiges an guten<br />

Ideen in petto.<br />

Der Konzern mit einer Belegschaft von<br />

heute 25.500 Beschäftigten hat ja inzwischen<br />

deutlich mehr Mitarbeiter<br />

außerhalb seiner Stammregion als in<br />

ihr. Wird sich dieser Trend fortsetzen?<br />

Welche Bedeutung hat unsere Region<br />

denn noch für den Konzern?<br />

Wir werden weiter wachsen und immer<br />

internationaler. Es wird also zunehmend<br />

mehr Beschäftigte außerhalb<br />

Deutschlands geben. Trotzdem: In der<br />

Klare regionale<br />

Verwurzelung<br />

Region liegen unsere Wurzeln und von<br />

ihr stammt unser genetischer Fingerabdruck.<br />

Das wird auch so bleiben. Unsere<br />

Unternehmensstrategie, eigenständig<br />

zu bleiben, ergibt sich aus unserer<br />

Verbundenheit mit der Region. Dies hat<br />

nichts mit Provinzialität zu tun. Gerade<br />

ein Unternehmen, das immer internationaler<br />

wird, benötigt in seinen Werten<br />

eine klare regionale Verwurzelung.<br />

Zudem ist die verlässliche Beteiligung<br />

des Landes Niedersachsen ein Garant<br />

dafür, dass eine langfristige Konzernpolitik<br />

zum Wohle sämtlicher Stakeholder<br />

möglich ist. Das hat sich in der jetzt<br />

überstandenen Krise deutlich gezeigt.<br />

Wird denn der Konzern bei seinem gesellschaftlichen<br />

Engagement seiner<br />

Bedeutung in der Region gerecht?<br />

Ja. Aber regionale Verantwortung äußert<br />

sich für mich nicht im Sponsoring von<br />

Volksfesten, sondern im Engagement für<br />

Standorte und für nachhaltige Arbeitsund<br />

Ausbildungsplätze. Was uns in Peine<br />

gelungen ist, ist mehr wert als das<br />

Sponsoring von Volksfesten. Trotzdem<br />

sponsern wir an unseren Standorten in<br />

vertretbarem Umfang Projekte aus den<br />

Bereichen Kultur oder Bildung.<br />

Wie beurteilen Sie denn die aktuelle<br />

Diskussion über die Region oder über<br />

kommunale Fusionen?<br />

Ich halte eine intensivere Zusammenarbeit<br />

von Städten und Gemeinden, die<br />

unmittelbar benachbart sind, für wichtig<br />

und unerlässlich. Von einer zu weit<br />

gefassten Region in einer eher dünn<br />

besiedelten Landschaft, die dann unter<br />

einer Verwaltung steht, halte ich überhaupt<br />

nichts. Im 20 Kilometer weiten<br />

Umfeld um Braunschweig herum sind<br />

sicher viele gemeinsame Aktivitäten<br />

und eine engere Zusammenarbeit sinnvoll.<br />

Das gilt auch für andere benachbarte<br />

Städte und Gemeinden.<br />

Zum Schluss eine persönliche Frage:<br />

Was macht der Privatmensch Fuhrmann<br />

in seiner Freizeit denn am liebsten<br />

<strong>–</strong> wenn er überhaupt welche hat?<br />

Über die letzten zweieinhalb Jahre habe<br />

ich viel Zeit und Energie in die Umstrukturierung<br />

des Unternehmens investiert.<br />

Da blieb wenig Freizeit. Ich treibe etwas<br />

Sport, spiele Tennis, radele. Ich<br />

gehe gern, aber leider viel zu selten, ins<br />

Theater oder in ein Klassikkonzert. Urlaub<br />

ist meist knapp bemessen. Dabei<br />

bleibe ich eher in Deutschland <strong>–</strong> wegen<br />

kurzer Anfahrten und schneller Erreichbarkeit.<br />

:::


UNTERNEHMEN // 03.<strong>2015</strong> // 15<br />

Eine Königin<br />

in Werlaburgdorf<br />

Ganz in der Nähe, auf der Kaiserpfalz Werla,<br />

residierten bereits echte Könige. Heute dominiert<br />

die Königin der Blumen den kleinen Flecken<br />

Werlaburgdorf. Die Gärtnerei Lehnhoff produziert<br />

dort auf 16 Hektar edle Freilandschnittrosen.<br />

Autor: Martina Zingler<br />

Fotografie: Marek Kruszewski<br />

Der Weltmarkt für Schnittblumen<br />

boomt. Die Nase ganz<br />

vorn beim Export haben die<br />

Niederlande, aber auch Kolumbien,<br />

Equador oder Kenia exportieren tonnenweise<br />

Schnittblumen. Doch sowohl<br />

die Arbeitsbedingungen als auch die<br />

ökologischen Auswirkungen intensiver<br />

Blumenproduktion stehen inzwischen<br />

hoch in der Kritik. Der Markt besinnt<br />

sich also wieder auf regionale Anpflanzungen<br />

in hoher Qualität, wie sie etwa<br />

die Gärtnerei Lehnhoff in Werlaburgdorf<br />

praktiziert. Das Familienunternehmen<br />

verfügt heute über 16 Hektar<br />

Anbaufläche und ist damit bundesweit<br />

der größte Produzent von Freilandschnittrosen.<br />

Im November 1967 gründete Friedrich<br />

Lehnhoff in Werlaburgdorf auf<br />

einem Gelände von 2,7 Hektar einen<br />

eigenen Betrieb. Er war Gärtner in der<br />

dritten Generation, das Stammhaus<br />

der Familie Lehnhoff befindet sich seit<br />

1882 in Hildesheim. In Werlaburgdorf<br />

Die Brüder Oliver und Florian Lehnhoff führen das Familienunternehmen.<br />

startete Lehnhoff mit zwei Gewächshäusern<br />

und einem breiten Sortiment<br />

an Sommerblumen und Balkonpflanzen.<br />

Auch Rosen gab es in den Anfängen<br />

des Unternehmens bereits.<br />

Durch das stetige Wachstum und<br />

ständige Flächenerweiterungen entstand<br />

nach und nach eine Gewächshausfläche<br />

von über 20.000 m², eine<br />

Packhalle sowie weitere Betriebsgebäude.<br />

Die Gärtnerei spezialisierte<br />

sich auf Schnittblumenkulturen. Die<br />

Waren werden heute an rund 100 Blumengeschäfte<br />

in den Regionen Braunschweig,<br />

Wolfsburg, Wolfenbüttel, Peine,<br />

Gifhorn, Salzgitter und im Harz<br />

ausgeliefert. Darüber hinaus hat sich<br />

auch ein Endverkauf im eigenen Hofladen<br />

etabliert. Den Großteil der Freilandrosen<br />

liefert Lehnhoff inzwischen<br />

zu Versteigerungen in die Niederlande.<br />

Seit 2001 führen die Söhne Oliver<br />

und Florian Lehnhoff den Betrieb. Die<br />

Gewächshausfläche von 20.000 m 2<br />

gliedert sich in fünf Abteilungen, etwa<br />

2.500 m 2 stehen für Gerbera zur Verfügung,<br />

der Rest <strong>–</strong> bis auf einige Flächen<br />

für andere Schnittblumensorten<br />

<strong>–</strong> gehört der Königin der Blumen. Vor<br />

allem für die Freilandrosen wurde in<br />

den letzten Jahren viel Raum geschaffen.<br />

Dank der steigenden Nachfrage<br />

Die Nachfrage nach<br />

neuen Sorten steigt<br />

nach heimisch produzierten Rosen,<br />

die länger frisch bleiben, und auch<br />

speziellen Züchtungen wie den wunderbar<br />

duftenden alten englischen Rosensorten<br />

entstehen in Werlaburgdorf<br />

neben den klassischen eintriebigen<br />

Rosensorten in Rot oder Weiß auch<br />

schon mal neue Sorten und Farbtöne.<br />

„Je größer die Fläche, desto größer<br />

auch die Chance, dass Mutationen<br />

entstehen“, erklärt Florian Lehnhoff.<br />

So geschehen zum Beispiel bei der<br />

noch relativ jungen Züchtung ‚Bridal-<br />

Piano‘, die in Werlaburgdorf aus einer<br />

solchen Mutation hervorgegangen ist<br />

und inzwischen sogar in Exportländern<br />

wie Afrika kopiert wird. „Sehr zu<br />

unserem Leidwesen“, so Lehnhoff. Die<br />

afrikanischen Kopien seien nicht so<br />

haltbar wie das Original, da sie früh<br />

geschnitten würden und lange Transportwege<br />

überstehen müssten. Der<br />

Ruf der ursprünglich hochwertigen<br />

‚Bridal-Piano‘ leide darunter.<br />

Besonders stolz sind die Werlaburgdorfer<br />

natürlich auf ihre exklusiven<br />

Freilandschnittrosen. Bemessen<br />

an der Fläche ist die Firma Lehnhoff<br />

bundesweit der größte Produzent von<br />

Freilandschnittrosen. Gerade draußen<br />

kultivierte Sorten verfügen über einen<br />

natürlichen Charme, der wieder sehr<br />

gefragt ist. Die alten englischen Rosenarten<br />

mit ihren kleinen Verästelungen<br />

und Beiknospen wurden allerdings<br />

leicht modifiziert, damit sie sich besser<br />

für den Schnitt eignen und sogar<br />

Schnittlängen von 15 bis 80 cm möglich<br />

sind wie bei den klassischen Sorten.<br />

Im Sommer helfen rund 20 Festangestellte<br />

und 20 Saisonkräfte bei der<br />

Ernte, Sortierung und Verpackung der<br />

Freilandrosen. Zum Einsatz kommen<br />

auch Sortiermaschinen. „Rosen muss<br />

man oft anfassen, bevor sie versandfertig<br />

sind“, sagt Lehnhoff. Den Rest des<br />

Jahres beschäftigt das Unternehmen<br />

fünfzehn festangestellte Mitarbeiter.<br />

Vor etwa vier Jahren hat das Familienunternehmen<br />

mit dem Handel von Blumen<br />

angefangen und kann somit auch<br />

im Winter seinen Kundenstamm wie gewohnt<br />

beliefern. Für die Zukunft könnte<br />

sich Florian Lehnhoff vor allem noch<br />

Veränderungen hinsichtlich der Sorten<br />

vorstellen: „Viele Sorten haben wir noch<br />

gar nicht im Freiland ausprobiert.“ :::


UNTERNEHMEN // 03.<strong>2015</strong> // 17<br />

Sensible Geschäfte<br />

Unternehmen, die dauerhaft erfolgreich in<br />

einem fremden Land agieren wollen, sollten mehr<br />

als die Höflichkeitsrituale kennen. Die Wolfsburg AG<br />

bietet Rat und Hilfe.<br />

nings für deren Mitarbeiter an. Bisher wurden schon Projekte<br />

für mehr als 30 Länder realisiert.<br />

Um dauerhaft erfolgreich zu sein, reicht es natürlich<br />

nicht aus, lediglich die schnell erlernbaren Höflichkeitsrituale<br />

zu beherrschen. Man muss Werte und Normen eines<br />

Landes, die die Unternehmenskulturen bestimmen, gut<br />

kennen. Im konfuzianisch-kollektivistisch geprägten China<br />

Angebot orientiert sich am<br />

konkreten Bedarf des Kunden<br />

ist vieles anders: Wichtig ist die Gruppe oder die Familie,<br />

dann erst kommt der Einzelne, Harmonie und Höflichkeit<br />

sind wichtiger als Ehrlichkeit, Unangenehmes wird nicht direkt<br />

angesprochen, Konflikte nicht offen ausgetragen, Probleme<br />

eher umgangen, Ärger überlächelt, Schwächen des<br />

anderen nicht bloßgestellt.<br />

An Missverständnissen und Fehleinschätzungen von<br />

Unternehmenskulturen können auch ganz große Projekte<br />

scheitern, weiß Manthey <strong>–</strong> beispielsweise einst die Fusion<br />

von Daimler und Chrysler. Aber auch viele mittelständische<br />

Unternehmen hätten, weil sie schlecht vorbereitet ins Ausland<br />

gegangen sind, Lehrgeld zahlen müssen.<br />

Die Agentur für interkulturelle Geschäftsbeziehungen<br />

unterstützt Unternehmen beim Einstieg ins Auslandsgeschäft.<br />

Manthey: „Wir unterscheiden uns von anderen<br />

Anbietern, weil wir nicht auf standardisierte Trainingsprogramme<br />

setzen, sondern immer auf die konkreten<br />

Bedürfnisse des Unternehmens eingehen. Entscheidend<br />

ist die Frage, wer mit welcher Funktion in welches Land<br />

geht. Daraufhin entwickeln wir jeweils spezielle Trainingsprogramme.“<br />

Zunächst gehe es darum, die Menschen für<br />

kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu sensi-<br />

Autor: Klaus sievers<br />

Fotografie: wolfsburg ag<br />

Wer in China Geschäfte machen will, der sollte sich<br />

gut auf die fremde Kultur vorbereiten. Die ersten<br />

offiziellen Kontakte mit den künftigen Partnern<br />

sind entscheidend. Schon da gilt es, die chinesischen Höflichkeitsrituale<br />

zu beherrschen: Es werden beispielsweise<br />

keine Hände geschüttelt. Die Visitenkarte wird nur mit direktem<br />

Blickkontakt und mit zwei Fingern überreicht. Je<br />

größer das Empfangskomitee, desto bedeutender sind der<br />

Chef und das Projekt, wobei der Chef immer der älteste der<br />

Gruppe ist und meist allein redet. Beim ersten Arbeitsessen,<br />

das schnell folgt, gibt er Ton und Form an. Besondere<br />

Tischsitten (Schmatzen und Rülpsen erlaubt, Schnäuzen<br />

verboten) sind inbegriffen.<br />

Chinesen bauen mit dieser Art des Kennenlernens Vertrauen<br />

auf und ihre anfängliche Distanziertheit ab. „Das Beherrschen<br />

solcher Höflichkeitsformeln schon am Anfang legt<br />

die Basis für den späteren Geschäftserfolg“, meint Bernd<br />

Manthey. Er leitet die Agentur für interkulturelle Geschäftsbeziehungen<br />

bei der Wolfsburg AG. Die Agentur bietet Unternehmen,<br />

die im Ausland Geschäfte machen oder einen<br />

Standort aufbauen wollen, Beratung und kulturelle Trai-<br />

Anlauf: der Bildunterschrift<br />

Peraessim delutlo ad remawulo<br />

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UNTERNEHMEN // 03.<strong>2015</strong> // 19<br />

bilisieren, die eigene Kultur zu hinterfragen: Wie werden<br />

wir von Ausländern gesehen? Die länderspezifischen Trainings<br />

der Agentur sind vielfältig. Dabei stützt sie sich auf<br />

ein Netzwerk von 60 Experten, die praktische Auslandserfahrung<br />

haben oder als Ausländer in Deutschland leben.<br />

Trainings gibt es für kleine Gruppen, aber auch für Familien<br />

oder Einzelpersonen. Derzeit werden mit steigender<br />

Tendenz jährlich rund 50 Projekte realisiert, berichtet<br />

Neues Geschäftsfeld vermittelt<br />

im Bereich Forschung<br />

Manthey <strong>–</strong> übrigens vermehrt auch in die andere Richtung:<br />

die kulturelle Betreuung von ausländischen Mitarbeitern<br />

von Unternehmen in Deutschland. Zu den Kunden der<br />

Agentur gehören große Unternehmen, aber auch mittelständische<br />

Betriebe in der Region. Zielländer sind neben<br />

den Wirtschaftsnationen wie China, Japan, Indien oder<br />

den USA auch südamerikanische und europäische Länder<br />

<strong>–</strong> sogar Österreich stand schon auf der Trainingsliste.<br />

Kürzlich wurden Auszubildende der VW-Tochter AutoVision,<br />

einer der größten deutschen<br />

Personaldienstleister, mit Blick<br />

auf anstehende Auslandspraktika<br />

trainiert. „Unser ungewöhnlichstes<br />

Projekt war bisher das Training<br />

von interkulturellen Einsatzberatern<br />

der Bundeswehr, die zur<br />

Betreuung deutscher Truppen in<br />

Afghanistan eingesetzt wurden“,<br />

erzählt Manthey.<br />

Mit dem Projekt ‚Into the Job‘<br />

bietet die Agentur gemeinsam mit<br />

Partnern heimischen Unternehmen<br />

an, Fachkräfte im Ausland<br />

zu rekrutieren und auf das Leben<br />

in Deutschland vorzubereiten. So<br />

wurden erst kürzlich und bereits<br />

zum zweiten Mal portugiesische<br />

Kraftfahrer angeworben. Manthey:<br />

„Das ist praktische Integrationsarbeit.“<br />

Dazu gehört natürlich als<br />

Erstes der Sprachunterricht, den die Agentur in Kooperation<br />

mit Bildungsträgern in der Region anbietet. Bisher sei die<br />

Bereitschaft von Unternehmen, in die professionelle Akquisition<br />

von ausländischen Fachkräften zu investieren, noch<br />

zögerlich, berichtet Manthey: „Doch das wird sich mit dem<br />

zunehmenden Fachkräftemangel ändern.“<br />

Zukunftsträchtig sei für die Agentur das noch relativ<br />

neue Geschäftsfeld ‚Science2Business‘ (S2B), erklärt Manthey.<br />

Da geht es um die Vermittlung von Kooperationen zwischen<br />

Forschungseinrichtungen in der Region und ausländischen<br />

Partnern in Wirtschaft und Wissenschaft <strong>–</strong> bis hin<br />

zur Realisierung ganzer Projekte inklusive der Einwerbung<br />

von Fördermitteln. „Wir wollen die Forschung in der Region<br />

noch internationaler machen“, betont Manthey.<br />

Entstanden sind diese Aktivitäten aus einem ganz besonderen<br />

Projekt: Für die Stadt Gumi in Südkorea, einem Zentrum<br />

der Elektronikindustrie des Landes, wurden Kontakte<br />

in der Region vermittelt. So entwickelte sich ein Forschungsprojekt<br />

in der Verkehrstechnik, an dem die TU Braunschweig<br />

beteiligt war. Manthey: „Ohne unsere interkulturelle<br />

Expertise wäre das Projekt gescheitert, das haben uns beide<br />

Seiten später bestätigt.“ Inzwischen hat die Stadt Gumi ein<br />

eigenes Kooperationsbüro auf dem InnovationsCampus der<br />

Wolfsburg AG eröffnet :::<br />

Bernd Manthey leitet die Agentur für<br />

interkulturelle Geschäftsbeziehungen<br />

bei der Wolfsburg AG. Manthey weiß,<br />

dass aufgrund von interkulturellen Missverständnissen<br />

und Fehleinschätzungen<br />

Projekte scheitern können. Die Agentur<br />

bietet Unternehmen, die im Ausland<br />

Geschäfte machen oder einen Standort<br />

aufbauen wollen, Beratung und kulturelle<br />

Trainings für deren Mitarbeiter an.<br />

Wolfsburg AG<br />

plant IZB 2016<br />

Eine Umfrage auf der europäischen Leitmesse der Automobil-Zulieferindustrie<br />

2014 hat gezeigt: Aussteller und Besucher wollen wiederkommen.<br />

Autor: Beate Ziehres<br />

Der Termin für die 9. Internationale<br />

Zuliefererbörse (IZB)<br />

steht fest: vom 18. bis 20.<br />

Oktober 2016 zeigen nationale und<br />

internationale Automobilzulieferer in<br />

Wolfsburg die Trends der Branche. Die<br />

IZB-Veranstalterin Wolfsburg AG geht<br />

von einem großen Ausstellerinteresse<br />

aus. „Eine repräsentative Umfrage auf<br />

der IZB 2014 bestätigte, dass 97 Prozent<br />

der Aussteller an einer erneuten<br />

Messebeteiligung interessiert sind. Sie<br />

nutzen die Veranstaltung besonders<br />

zur Image- und Kontaktpflege sowie<br />

zur Vorstellung neuer Produkte“, sagt<br />

Stephan Böddeker, IZB-Projektleiter<br />

bei der Wolfsburg AG.<br />

Die 8. IZB hatte ihre Tore mit einem<br />

Rekordergebnis geschlossen.<br />

821 Aussteller und 51.000 Gäste<br />

besuchten die Messe im Jahr 2014.<br />

In die konzeptionellen Planungen für<br />

die neunte Auflage der europäischen<br />

Beziehungen zu<br />

Kunden vertiefen<br />

Leitmesse der Zulieferindustrie fließen<br />

auch die Ergebnisse einer repräsentativen<br />

Aussteller- und Besucherbefragung<br />

ein. 2014 bewerteten 93<br />

Prozent der befragten Messebesucher<br />

die IZB mit gut bis sehr gut. Die meisten<br />

verschafften sich einen Marktüberblick<br />

und lernten Mitbewerber<br />

sowie Innovationen der Branche kennen.<br />

Knapp 90 Prozent der Besucher<br />

suchten den direkten Kontakt mit zukünftigen<br />

Zulieferern und Kooperationspartnern.<br />

Neben dem Volkswagenkonzern<br />

nutzten 15 weitere OEMs, darunter<br />

BMW, Daimler und Toyota, die IZB<br />

Am 14. Oktober 2014 öffnete die 8. Internationale<br />

Zuliefererbörse ihre Tore für Besucher. Die<br />

Fachmesse für die Automobilzuliefererindustrie<br />

zählt zu den größten ihrer Art in Europa.<br />

2014 als Netzwerk- und Informations-<br />

Plattform. Von den Ausstellern hatten<br />

über 90 Prozent einen positiven<br />

Eindruck von der IZB. Die Aussteller<br />

zeigten sich besonders vom Standort<br />

Wolfsburg, der Vielfalt der Aussteller<br />

sowie der Internationalität der Messe<br />

beeindruckt. Demnach sahen mehr<br />

als 80 Prozent die IZB als wichtige<br />

Marketing plattform, über die sie sich<br />

optimal präsentieren und ihre neuesten<br />

Produkte vorstellen konnten.<br />

Der Großteil der Aussteller konnte<br />

sowohl die Beziehungen zu bestehenden<br />

Kunden und Zulieferern vertiefen,<br />

als auch Kontakte zu neuen Interessenten<br />

knüpfen. Die Aussteller kamen<br />

2014 aus 29 Nationen und zeigten<br />

30 Weltneuheiten. Zudem waren<br />

acht der zehn weltweit umsatzstärksten<br />

Automobilzulieferer als Aussteller<br />

vertreten. :::<br />

::: www.izb-online.com :::


UNTERNEHMEN // 3.<strong>2015</strong> // 21<br />

‚Gescheiterte Titanen‘<br />

Warum scheitern Top-Manager so häufig? Was hat der eine falsch und der andere richtig<br />

gemacht? Gibt es ein bestimmtes Muster, das sich immer wiederholt und aus dem die nachfolgende<br />

Generation lernen kann? Diesen Fragen geht der langjährige ‚Frankfurter Allgemeine‘-<br />

Wirtschaftsredakteur Carsten Knop nach und lässt dafür seine Gespräche mit den Titanen<br />

der Unternehmensführung aus 20 Jahren Revue passieren. Seiner Meinung nach ist die Welt Foto: Verlag<br />

der Unternehmen ein Abenteuerland. Wer diese Welt betritt und durch Fantasie, Können und<br />

Glück zur Führungskraft wird, könne viel bewegen. Dazu müssten aber auch die Mitarbeiter mitgenommen werden. Das<br />

Problem sei, so Knop, dass viele Chefs auf dem Weg nach oben gelernt haben, keine Gefühle mehr zuzulassen. Die Welt<br />

bräuchte an der Spitze ihrer Unternehmen Menschen mit mehr Enthusiasmus, Charisma, Mut und öffentlicher Überzeugungskraft.<br />

Das Buch zeigt, dass auch die intelligentesten Chefs Hausaufgaben machen müssen. Zu viele von ihnen<br />

hätten noch zu lernen, dass der Mensch nicht nur ein Homo oeconomicus ist, der nach Geld und Reichtum strebt.<br />

Gescheiterte Titanen, Carsten Knop, Frankfurter Allgemeine Buch, ISBN: 978-3-95601-084-2, 19,90 € ::: akl :::<br />

Gut gebrüllt, Löwe<br />

Zum siebten Mal werden besonders wirkungsvolle oder<br />

innovative Marketingleistungen in der Region mit dem<br />

‚Marketing-Löwen‘ ausgezeichnet. Der Award wird im Januar<br />

nächsten Jahres vom Marketing-Club Braunschweig<br />

vergeben. Dabei fordert der Club nicht nur die großen<br />

Unternehmen, sondern ausdrücklich auch kleinere, jüngere<br />

oder mittelständische Unternehmen auf, sich für den<br />

Hauptpreis zu bewerben. „Der Marketing-Löwe ehrt nicht<br />

einfach ‚nur‘ ausgezeichnete Konzepte <strong>–</strong> er schafft auch<br />

Sichtbarkeit für viele bemerkenswerte Ideen und Strategien,<br />

die in unserer Region entwickelt werden“, erklärt Christian<br />

Bach, Vizepräsident des Marketing-Clubs. Auch in diesem<br />

Jahr wird es eine Präsentation aller Wettbewerbsbeiträge<br />

und ein Networking geben, das den ‚Marketing Löwen‘<br />

für Teilnehmer und Gäste noch spannender machen soll.<br />

Studenten und Absolventen der Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen<br />

aus der Region, die eine herausragende<br />

Abschlussarbeit zum Thema Marketing vorlegen, haben die<br />

Chance auf einen Förderpreis, der mit 1.000 Euro dotiert<br />

ist. Einsendeschluss für alle Arbeiten ist am 9. Oktober<br />

<strong>2015</strong>. Die Ausschreibungsunterlagen sowie weitere Details<br />

können Interessenten in der Geschäftsstelle des Marketing-<br />

Clubs Braunschweig, unter 0531 12926240 oder per<br />

Mail bei info@marketingclub-bs.de erfragen. Die Bewerbungsunterlagen<br />

können postalisch an den Marketing-Club<br />

Braunschweig geschickt werden. ::: akl :::<br />

Radioempfang<br />

über Außenspiegel<br />

Dem Systemlieferanten Ficosa International<br />

GmbH in Wolfenbüttel ist es erstmals gelungen,<br />

den Empfang von AM/FM und DAB+ in einer<br />

Antenne im Außenspiegel für Wohnmobile zu integrieren.<br />

Damit wird die Empfangsqualität regionaler<br />

Sender erheblich gesteigert. Der entstehende<br />

Mehrwert für den Endkunden überzeugte den<br />

Reisemobilhersteller SEA, der die Außenspiegel<br />

künftig für die Marke McLouis und das Modell<br />

Nevis nutzen wird. Ficosa ist der erste Lieferant,<br />

der diese drei Empfangstechniken kombiniert in<br />

einem Außenspiegel für Reisemobile verbaut. „Viele<br />

Kunden erwarten bei preisintensiven Modellen<br />

auch hervorragenden Radioempfang. Mit unserer<br />

Entwicklung füllen wir diese Lücke und liefern zudem<br />

glasklaren Radioempfang dank des digitalen<br />

Standards von DAB. Ferner entfällt durch unser<br />

Produkt die Dachantenne, die bei manchen Fahrzeugen<br />

aufgrund ihrer Länge ein Problem darstellt,<br />

beispielsweise bei der Fahrt ins Parkhaus“, erklärt<br />

Jörn Klingemann, Geschäftsführer der Ficosa<br />

International GmbH. Neben der technischen<br />

Raffinesse überzeugte SEA auch der modulare<br />

Aufbau und die Flexibilität des Produktes. Bei der<br />

Produktion sind keine weiteren Bohrungen mit<br />

zusätzlichen Abdichtungen an den Außenwänden<br />

des Fahrzeugs notwendig. ::: akl :::<br />

VW eröffnet das 20. Werk in China<br />

Mit einem neuen Werk im südchinesischen<br />

Changsha baut der VW-Konzern<br />

seine Produktionskapazitäten<br />

auf dem chinesischen Markt weiter<br />

aus. Die Produktionsstätte ist bereits<br />

die Zwanzigste in der Volksrepublik.<br />

China ist für den Volkswagen-<br />

Konzern nicht nur der größte und<br />

wichtigste Markt, sondern auch<br />

ein zweiter Heimatmarkt geworden.<br />

„Als lokal verwurzeltes Unternehmen<br />

wollen wir das gesamte Land<br />

erschließen“, betont Prof. Dr. Jochem<br />

Heizmann, Mitglied des Vorstands<br />

der Volkswagen AG sowie Präsident<br />

und CEO der Volkswagen Group<br />

China. Die Eröffnung des Werks sei<br />

ein bedeutender Schritt in der ‚Go<br />

South‘-Strategie in China. Am Standort<br />

Changsha beginnt nun die Produktion<br />

des VW New Lavida, weitere<br />

Modelle der Marken Volkswagen und<br />

ŠKODA werden folgen. In Zukunft<br />

sollen jährlich 300.000 Fahrzeuge<br />

Anschub für Startups<br />

Foto: Volkswagen<br />

Werkseröffnung: Im südchinesischen Changsha ging die mittlerweile Zwanzigste<br />

Produktionsstätte des Volkswagenkonzerns in der Volksrepubik in Betrieb.<br />

produziert werden. Durch das Werk<br />

und den angrenzenden Zuliefererpark<br />

entstehen 8.000 neue Arbeitsplätze.<br />

Als erste Produktionsstätte des Joint<br />

Ventures Shanghai Volkswagen erhält<br />

das Werk den ‚Triple-Star Green<br />

Building Design Award‘, die höchste<br />

staatliche Auszeichnung für umweltschonende<br />

Fabrikplanung. Durch die<br />

Nutzung von Solarstrom und Wasserkraft<br />

sowie den Einsatz eines trockenen<br />

Lackiersystems und elektrostatischer<br />

Filterung von überschüssigen<br />

Lackpartikeln wird im Fahrzeugwerk<br />

Changsha kohlendioxidneutral produziert.<br />

::: akl :::<br />

Gemeinsam mit E.ON, Google und der Stiftung Entrepreneurship<br />

startet Volkswagen den Onlinewettbewerb<br />

‚Gründen-Live‘. Das Projekt unterstützt künftige<br />

Selbstständige dabei, ihre Geschäftsidee zu realisieren<br />

und sich nachhaltig auf dem Markt zu behaupten. Von<br />

September bis einschließlich Oktober messen sich die<br />

künftigen Jungunternehmen auf der Internetplattform<br />

www.gruenden-live.de. Im Wettbewerb entwickeln sie ihre<br />

Geschäftsidee systematisch weiter. Die Teilnehmer profitieren<br />

von einem kostenlosen Trainingsprogramm, das von<br />

Videotrainings bis hin zu interaktiven Onlineseminaren<br />

reicht und außerdem einen exklusiven Offlineworkshop<br />

von Volkswagen zum Thema Nachhaltigkeit und Mobilität<br />

umfasst. „Volkswagen ist immer auf der Suche nach neuen<br />

Ideen und Inspirationen. Unser Ziel ist es, Innovationen zu<br />

fördern, die das Leben der Menschen nachhaltig verbessern“,<br />

betont Anders Sundt Jensen, Leiter der Marketing<br />

Kommunikation Volkswagen Pkw. Die Teams werden<br />

in zwei Stufen bewertet. Zunächst wird der persönliche<br />

‚Live-Faktor‘, bestehend aus der eigenen Nutzeraktivität<br />

sowie den Reaktionen des Publikums im Netz, ermittelt. So<br />

definiert sich die Rangfolge der besten Ideen. Im zweiten<br />

Schritt vergibt eine Expertenjury Punkte für die besten<br />

Projekte. Aus beiden Bewertungen ergibt sich das Gewinner-Ranking.<br />

Ende Oktober werden die 16 Gewinnerteams<br />

bei der feierlichen Abschlussveranstaltung im Rahmen des<br />

Entrepreneurship Summit an der Freien Universität Berlin<br />

geehrt. Der Hauptpreis ist die Teilnahme an einem exklusiven<br />

‚Gründen-Live Launchpad‘, ein fünftägiges Training,<br />

um das Geschäftsmodell marktreif zu machen. Weitere<br />

Informationen und die Anmeldung zum Wettbewerb finden<br />

sich unter www.gruenden-live.de. ::: akl :::


TITEL // 03.<strong>2015</strong> // 23<br />

<strong>国</strong> (Land)<br />

<strong>外</strong> (äußere)<br />

新 人<br />

(Neuankömmling)<br />

<strong>外</strong> <strong>国</strong> 人 (Ausländer)<br />

<strong>外</strong> <strong>国</strong> 工 人 (Gastarbeiter)<br />

<strong>外</strong> <strong>国</strong> 的 (fremd)<br />

陌 生 人 (<strong>Fremd</strong>er)<br />

陌 生 (seltsam)<br />

德 <strong>国</strong> (Deutschland)<br />

德 (Moral)<br />

德 <strong>国</strong> 的 (Deutsch)<br />

<strong>Fremd</strong> und doch vertraut<br />

Wir sind <strong>Fremd</strong>e <strong>–</strong> fast überall auf der Welt. Dass sich<br />

diese Aussage zunehmend relativiert, ist einstmals <strong>Fremd</strong>en<br />

zu verdanken, die Teil unserer Kultur geworden sind.<br />

Autor: beate ziehres<br />

Grafik: Auszug aus einer Infografik von Alberto Lucas López für die South<br />

Cina Morning Post; Quellen: Ethnologue-Languages of the World, CIA-US,<br />

Unesco, United Nations, University of Düsseldorf, The Washington Post<br />

Chinesisch ist für uns Mitteleuropäer<br />

das Synonym für<br />

‚fremd‘. Die chinesische Sprache<br />

klingt fremdartig in unseren Ohren,<br />

die Schriftzeichen sind nicht zu<br />

ergründen, die Mentalität der Chinesen<br />

erschließt sich uns schwer. Dennoch<br />

ist chinesisch die mit Abstand<br />

meistgesprochene Sprache auf un-<br />

serer Erde. 1,2 Milliarden Menschen<br />

sprechen einen chinesischen Dialekt<br />

als Muttersprache. Alleine Mandarin<br />

ist für 848 Millionen Menschen die<br />

Hauptsprache.<br />

Was uns fremd ist, ist demzufolge<br />

einem großen Teil der Weltbevölkerung<br />

vertraut. Im Umkehrschluss ist<br />

das uns Vertraute einem Großteil der<br />

Menschen fremd. Als verbindendes<br />

Element kann das Englische betrachtet<br />

werden: Englisch <strong>–</strong> die in der westlichen<br />

Welt am weitesten verbreitete<br />

Sprache <strong>–</strong> ist zwar die Muttersprache<br />

von nur etwa 350 Millionen Menschen.<br />

Trotzdem ist Englisch die Sprache, die<br />

am häufigsten als <strong>Fremd</strong>sprache gelernt<br />

wird. Und es ist die Sprache, die


TITEL // 03.<strong>2015</strong> // 25<br />

Braunschweig Top 10: Ausländer<br />

nach 1. Staatsbürgerschaft (2013)<br />

(Personen, deren 1. Staatsangehörigkeit nicht die deutsche ist)<br />

Quelle: Stadt Braunschweig, Melderegister | * Gruppen < 300 Personen)<br />

1 % Vietnam (347)<br />

2 % Ukraine (361)<br />

2 % Tunesien (373)<br />

4 % China (800)<br />

6 % Italien (1.215)<br />

14 % Polen (2.900)<br />

Peine<br />

6.874<br />

Braunschweig<br />

22.122<br />

Wolfsburg<br />

14.017<br />

3+5 Region<br />

78.280<br />

2 % Griechenland (439)<br />

25 % Türkei (5.131)<br />

3 % Spanien (572)<br />

3 % Russische Föderation (603)<br />

38 % andere Länder* (7.778)<br />

Insgesamt 20.521 Personen<br />

Wolfenbüttel<br />

5.051<br />

Wolfsburg Top 10: Ausländer nach 1. Staatsbürgerschaft (2013)<br />

(Personen, deren 1. Staatsangehörigkeit nicht die deutsche ist) <br />

1 % Brasilien (251)<br />

2 % China (269)<br />

2 % Serbien und Montenegro (272)<br />

Quelle: Stadt Wolfsburg, Melderegister | * Gruppen < 300 Personen)<br />

2 % Portugal (405)<br />

4 % Türkei (600)<br />

6 % Polen (1.022)<br />

Salzgitter<br />

10.596<br />

Goslar<br />

7.947<br />

Gifhorn<br />

7.991<br />

Helmstedt<br />

3.682<br />

Anzahl ausländischer Menschen 2013<br />

(Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 1 Reihe 2, 2013)<br />

2 % Syrien (278)<br />

2 % Tunesien (370)<br />

2 % Russische Föderation (401)<br />

31 % Italien (5.143)<br />

46 % andere Länder* (7.760)<br />

Insgesamt 12.626 Personen<br />

Grafik: Karma<br />

in den meisten Ländern, nämlich in<br />

110 Staaten, gesprochen wird.<br />

Die uns am vertrauteste Sprache<br />

Deutsch ist die Muttersprache von immerhin<br />

105 Millionen Menschen in 18<br />

Ländern der Erde. Auch Menschen in<br />

Polen und Namibia, um Beispiele zu<br />

nennen, sprechen Deutsch als Muttersprache<br />

<strong>–</strong> ein Relikt aus der Vergangenheit.<br />

In den vergangenen Jahrhunderten<br />

verließen viele Menschen Deutschland,<br />

um in der <strong>Fremd</strong>e ihr Glück zu<br />

machen. Sie wanderten aus <strong>–</strong> nach Kasachstan,<br />

nach Galizien, einem Landstrich<br />

in der heutigen Ukraine, und<br />

später, als auch andere Kontinente<br />

infolge der technischen Entwicklung<br />

nicht mehr ‚aus der Welt‘ waren, nach<br />

Amerika und Kanada. Sie versprachen<br />

sich dort fruchtbares Land und Arbeit.<br />

In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts<br />

wandelte sich das Bild aufgrund<br />

politischer und wirtschaftlicher<br />

Veränderungen. Deutschland entwickelte<br />

sich zu einem Einwanderungsland.<br />

In fremden Ländern wurden<br />

Arbeitskräfte angeworben, denn die<br />

Deutschen konnten die Nachfrage nach<br />

Gütern alleine nicht stillen. Italiener,<br />

Portugiesen und Türken sind damals<br />

Bestandteil des Wirtschaftswunders<br />

geworden, ohne Gastarbeiter hätte das<br />

Wirtschaftswunder möglicherweise gar<br />

nicht stattfinden können. Und sie sind<br />

Bestandteil unserer Kultur geworden.<br />

Ihre Heimatländer, ihre Sprache, ihre<br />

Speisen und Getränke <strong>–</strong> all das ist uns<br />

heute nicht mehr wirklich fremd.<br />

Doch auch die Nachfahren der früheren<br />

Auswanderer kehrten <strong>–</strong> teilweise<br />

unfreiwillig <strong>–</strong> nach Deutschland zurück,<br />

nachdem sich der politische Wind<br />

gedreht hatte. Viele wurden vertrieben,<br />

sie mussten Felder, Hof und Tiere zurücklassen<br />

und im fremd gewordenen<br />

Deutschland ein neues Leben beginnen<br />

<strong>–</strong> begleitet von oftmals nicht eben<br />

wohlwollenden Landsleuten.<br />

Heute kommen die Menschen aus<br />

den unterschiedlichsten Gründen<br />

nach Deutschland. Spezialisten aus<br />

der <strong>Fremd</strong>e kommen, um Lösungen für<br />

Hightech-Produkte zu programmieren,<br />

Flüchtlinge aus Bürgerkriegsregionen<br />

suchen Sicherheit, andere kommen,<br />

um zu lernen. Auch wir können von<br />

den Zuwanderern lernen <strong>–</strong> die Welt<br />

kennenlernen. :::<br />

Quelle: www.Sprachkreis-deutsch.ch, Ethnologue-Languages<br />

of the World, CIA-US, Unesco, United Nations, University of<br />

Düsseldorf, The Washington Post<br />

Salzgitter 678<br />

Goslar 528<br />

Gifhorn 439<br />

Peine 366<br />

Wolfenbüttel 361<br />

Helmstedt 278<br />

Wolfsburg 1.337<br />

Braunschweig 1.302<br />

3+5 Region<br />

5.289<br />

Zuwanderungssaldo von Ausländern<br />

in der 3+5 Region (2012 bis 2013)<br />

(Personen, die nicht Deutsch im Sinne des Art. 116 Abs. 1 GG sind,<br />

d.h. nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen.<br />

Dazu zählen auch Staatenlose und Personen<br />

mit ungeklärter Staatsangehörigkeit.)<br />

Quelle: Landesamt für Statistik Nds., Ausländerregister


TITEL // 03.<strong>2015</strong> // 27<br />

Fernweh, Schicksal, Liebe<br />

Aus fremden Ländern führen viele Wege in unsere<br />

Region. Drei Menschen und ihre Geschichten zeigen<br />

die Bandbreite. Eines aber haben sie gemeinsam:<br />

Sie bereichern unser Leben.<br />

Autor: Andrea Hoferichter<br />

Maryory Coca Caro öffnet die Tür zu ihrer strahlend<br />

weißen Wohnung mit einem nicht minder<br />

strahlenden Lächeln und im knallbunten Zumba-<br />

Dress. „Ich komme gerade vom Training“, sagt sie. Zumba<br />

ist ihre Leidenschaft. Erst vor ein paar Jahren hat sie das<br />

Zertifikat als Trainerin erhalten und macht seither Frauen<br />

verschiedenster Nationen, von jung bis alt, glücklich <strong>–</strong> und<br />

auch ein bisschen sich selbst. Achtmal die Woche gibt sie<br />

Unterricht. „Das heißt immer lachen, tanzen, zusammen<br />

sein und alles andere vergessen“, erzählt sie. Die Teilnehmerinnen<br />

sagen, es sei wie eine Therapie, ein Stimmungsaufheller<br />

und die Trainerin aus Kolumbien ein Engel.<br />

In Kolumbien hat Coca Caro vor vielen Jahren als Sekretärin<br />

gearbeitet. Doch ein schweres Erdbeben zerstörte<br />

ihre Stadt. Sie verlor Freunde und auch ihr Einkommen. Sie<br />

ging nach Spanien um Geld zu verdienen, musste aber ihren<br />

damals achtjährigen Sohn bei ihren Eltern zurücklassen.<br />

„Ich wollte unsere Zukunft sichern“, erklärt sie den Schritt,<br />

der ihr noch immer die Tränen in die Augen treibt. Die Auswanderin<br />

arbeitete bei Madrid in einer Schweinezucht, später<br />

als Kellnerin in Barcelona, illegal, ohne Rechte und oft<br />

unbezahlt. Durch neue Gesetze und viel Glück bekam sie<br />

schließlich spanische Papiere und fand einen festen Job in<br />

einer Personalvermittlung.<br />

Später lernte sie ihren jetzigen Mann kennen und zog<br />

mit ihm nach Braunschweig. Das war vor acht Jahren. „Ich<br />

mag die Stadt“, sagt sie. Sie habe hier ein ruhiges Leben und<br />

viele liebe Menschen kennengelernt. Regelmäßig besucht sie<br />

Malkurse in der Volkshochschule. Die Lehrerin stammt aus<br />

Peru und mittlerweile ihre beste Freundin. Mit ihr kann sie<br />

sich in ihrer Muttersprache unterhalten. „Das braucht man<br />

einfach, um auch mal die Gefühle richtig herauslassen zu<br />

können“, betont die Kolumbianerin.<br />

Ihr Sohn lebt seit drei Jahren wieder bei ihr. „Er würde<br />

gerne eine Ausbildung als Physiotherapeut machen“ erzählt<br />

sie und bangt, dass er dafür ein Visum bekommt. Offenbar<br />

ist das keine Selbstverständlichkeit, obwohl sie als seine<br />

Mutter längst einen deutschen Pass besitzt. Mit den Behörden<br />

sei es ohnehin schwierig. „Wenn du aus einem anderen<br />

Land kommst, gehörst du einfach nicht dazu und wirst<br />

auch anders behandelt“, bedauert Coca Caro. Als sie auf<br />

Jobsuche war, hat man ihr auf dem Arbeitsamt einmal sogar<br />

gesagt, sie müsse ja gar nicht arbeiten, ihr Mann verdiene<br />

schließlich genug.<br />

Im Winter möchte sie endlich mal wieder nach Kolumbien<br />

und dort mit ihrer Familie Weihnachten feiern. Dann<br />

trifft sich dort eine ganze Hundertschaft Verwandte. „Das ist<br />

immer ein Riesenfest, alles wird geteilt und alle sind glücklich<br />

und entspannt“, schwärmt sie. Diese Art Zufriedenheit<br />

und Herzlichkeit fehlt ihr manchmal in Deutschland.<br />

Bald wird sie noch einmal in eine ganz andere Kultur<br />

eintauchen, wenn auch nur für drei Jahre. Ihr Mann geht<br />

aus beruflichen Gründen nach Shanghai und sie mit ihm.<br />

Ein bisschen traurig ist sie schon, weil sie einmal mehr alles<br />

aufgeben muss, nicht zuletzt ihr geliebtes Zumba. Aber sie<br />

ist auch zuversichtlich. „Mittlerweile weiß ich, dass ich in<br />

fremden Kulturen gut zurechtkommen kann“, sagt sie und<br />

strahlt schon wieder.<br />

Aurélie Viandier kam vor zweieinhalb Jahren aus der<br />

Normandie und forscht seither an der Technischen Universität<br />

Braunschweig an Materialien für die Flugzeuge<br />

der Zukunft. Sie lebt mit ihrem deutschen Freund in einer<br />

hellen Wohnung mit Balkon am nördlichen Stadtrand, mit<br />

viel Grün drum herum. „Ich mag das sehr, dass es hier so<br />

ländlich ist, aber nur fünfzehn Minuten mit dem Fahrrad,<br />

Maryory Coca Caro (oben); Aurélie Viandier (rechts)<br />

und schon bin ich in der Stadt“, sagt sie. Überhaupt Fahrradfahren,<br />

das sei auf dem platten Land eindeutig schöner<br />

als in ihrer Heimat Normandie, wo es noch mehr regnet als<br />

hier und Berge die Landschaft prägen.<br />

Die junge Ingenieurin ist dort in einem abgelegenen<br />

350-Seelen-Dorf aufgewachsen. Braunschweig kommt ihr<br />

deshalb groß vor „Es gibt hier eigentlich alles, auch kulturell.<br />

Man kann in die Oper, ins Kino oder ins Theater gehen“,<br />

erzählt sie. Außerdem tanzt sie regelmäßig und engagiert<br />

sich in vielen Vereinen. Dass sie einmal woanders leben<br />

Deutschland als Traumziel<br />

Nummer zwei <strong>–</strong> nach Kanada<br />

wollte, sei ihr schon während der Schulzeit klar geworden.<br />

„Ich habe gerne und schnell andere Sprachen gelernt und<br />

finde es einfach spannend, neue Kulturen kennenzulernen“,<br />

sagt sie. Deutschland war für sie Traumziel Nummer zwei.<br />

Am liebsten wäre sie nach dem Studium nach Kanada gegangen,<br />

aber das war ihr zu weit weg von der Familie.<br />

Obwohl sie in Europa geblieben ist, vermisst sie ein paar<br />

Dinge: aromatische Früchte und Gemüse zum Beispiel, die<br />

es in Frankreich zu kaufen gibt, die Spontanität, einfach<br />

einmal ohne Verabredung bei Freunden vorbeizugehen,<br />

und auch ein bisschen menschliche Wärme. Es gibt aber<br />

auch Lob. „Ich mag die vielen Grünflächen und Parks in<br />

deutschen Städten, die schön eingerichteten Wohnungen<br />

und die Autos“, zählt sie auf. Typisch deutsch sei allerdings<br />

auch, solches Lob nicht annehmen zu können und gleich<br />

Gründe zu finden, warum das Gelobte doch nicht so toll ist.<br />

„Uns Franzosen wird ja nachgesagt, wir seien zu stolz auf<br />

unsere Nationalität“, sagt sie. „Eine Mischung aus beiden<br />

Haltungen wäre am besten.“<br />

Ihr Deutsch ist übrigens schon fast perfekt. Aber das Gefühl<br />

angekommen zu sein gefällt ihr nur bedingt. Sie möchte<br />

auf jeden Fall noch mehr fremde Kulturen kennen lernen.<br />

Ketema Wolde Georgis kommt aus Äthiopien. Er lebt<br />

seit 26 Jahren in der Region. Ein bisschen abgehetzt aber<br />

zugleich sehr freundlich wirkt er, als er sein kleines Café<br />

‚Kaffee Zeremonie‘ betritt, in dem seine Frau nicht nur leckeren<br />

Kuchen, sondern auch äthiopische Kaffeespezialitäten<br />

aus eigener Röstung anbietet. Ein paar Quadratmeter Afrika<br />

mitten im Braunschweiger Magniviertel. „Ich möchte den<br />

Menschen hier ein Stück meiner Kultur zeigen und dabei<br />

gleichzeitig den Menschen in Äthiopien helfen, dadurch dass<br />

ich die Bohnen importiere“, sagt er.


TITEL // 03.<strong>2015</strong> // 29<br />

Ketema Wolde Georgis<br />

Ketema Wolde Georgis kam als leitender Ingenieur eines<br />

Kronkorkenherstellers nach Braunschweig. Er kam auf<br />

Dienstreise hierher und blieb. Die Rückkehr erschien ihm zu<br />

gefährlich, denn sein politisches Engagement war der damaligen<br />

Regierung ein Dorn im Auge. Er war schon mehrfach<br />

„Wir wollen möglichst<br />

alle glücklich machen“<br />

verhaftet worden. Die ersten Jahre als politischer Flüchtling<br />

in Deutschland, ohne Sprachkenntnisse und Familie, warempfand<br />

er als besonders schwer. Als sein Asylantrag später<br />

bewilligt, seine Familie vor Ort und sein Deutsch schon sehr<br />

gut war, ging es ihm besser, doch als Ingenieur fand er keine<br />

Arbeit. Er entsprach offenbar nicht der Vorstellung potenzieller<br />

Arbeitgeber. Heute vermisst er die Ingenieurstätigkeit<br />

nicht mehr. „Das Technische brauche ich nicht unbedingt.<br />

Das habe ich damals einfach abgehakt“, sagt er.<br />

Ob er sich hier zu Hause fühle? „Zwangsweise“, sagt er<br />

erst mit einem Lächeln und dann, dass er sich in Braunschweig<br />

durchaus wohlfühle, weil seine Frau und Tochter<br />

bei ihm seien und er hier zwei Jobs habe. Das Café ist<br />

der eine, der andere ein Arbeitsplatz beim Verein Flüchtlingshilfe<br />

„Refugium“. Es sei der einzige Verein dieser Art<br />

in der Region, bedauert Georgis. Dolmetschen, beraten, mit<br />

Behörden verhandeln, Vor-Ort-Besuche in Flüchtlingsunterkünften<br />

und in den Regionalbüros des Vereins, Ehrenamtliche<br />

einweisen und Öffentlichkeitsarbeit, das alles sei<br />

kaum zu schaffen. „Es ist schlimm zurzeit, es gibt sehr<br />

viele Flüchtlinge mit sehr schlimmen Schicksalen“, berichtet<br />

er. Viele seien traumatisiert. „Wir wollen möglichst alle<br />

glücklich machen und tun was wir können. Wir sind immer<br />

erreichbar, auch abends und am Wochenende“, sagt<br />

er. Zehn Jahre lang hat der Flüchtlingshelfer außerdem an<br />

der Ostfalia Hochschule in Wolfenbüttel Sozialarbeiter für<br />

Migranten ausgebildet. Doch <strong>–</strong> man ahnt es fast <strong>–</strong> das wurde<br />

ihm schließlich zuviel.<br />

Georgis schätzt sehr, dass er heute so oft in sein Heimatland<br />

reisen kann wie er möchte. Er trifft Freunde und Verwandte<br />

und ist auch immer wieder auf der Suche nach neuen<br />

Kaffeesorten. „In Äthiopien ist es übrigens nicht üblich,<br />

Milch in den Kaffee zu tun“, verrät er zum Schluss. Und wer<br />

Georgis Produkte einmal probiert hat, weiß, dass das auch<br />

gar nicht nötig ist. Der Trank ist sehr schwarz, sehr lecker<br />

und vor allem: Er macht ein kleines bisschen glücklich. :::<br />

Verantwortung sichert Zukunft<br />

Die Wolfsburg AG übernimmt Verantwortung <strong>–</strong> täglich und mit einem klaren Ziel:<br />

Wolfsburg und die Region langfristig als einen starken Wirtschaftsstandort mit hoher Lebensqualität<br />

zu etablieren. Mit Ausdauer, Engagement und starken Partnern geben wir gezielt Impulse, setzen auf<br />

Innovationen, entwickeln Konzepte und bringen Projekte in zukunftsweisenden Handlungsfeldern voran.<br />

Viele Initiativen sind so für die Wirtschaft und das Leben in Wolfsburg und der Region entstanden.<br />

Wolfsburg AG<br />

Major-Hirst-Straße 11<br />

38442 Wolfsburg<br />

Telefon +49 53 61. 8 97 - 11 50<br />

www.wolfsburg-ag.com<br />

info@wolfsburg-ag.com


TITEL // 03.<strong>2015</strong> // 31<br />

<strong>Fremd</strong>? Migration und<br />

Integration im Schulbuch<br />

Lernmaterialien spiegeln nicht die Realität in den<br />

Klassenzimmern und außerhalb der Schulen wider.<br />

Schulbuchforscher aus Braunschweig arbeiten<br />

an der Verbesserung des Status quo.<br />

Autor: Bärbel Mäkeler<br />

Fotografie: Georg-Eckert-Institut; Bärbel Mäkeler<br />

Das Ergebnis: In jedem der ausgewählten Bundesländer<br />

gab es eine Schulform, eine Klassestufe und ein Fach, in<br />

dem die Begriffe ‚Migration‘ und/oder ‚Integration‘ gar nicht<br />

erst im Schulbuch vorkamen. Wie kann das sein? Wer bestimmt<br />

eigentlich, welche Inhalte ins Schulbuch gelangen?<br />

Der Unterricht in allgemeinbildenden Schulen wird auf der<br />

Grundlage von Lehrplänen (Curricula und Rahmenrichtlinien)<br />

erteilt <strong>–</strong> die inhaltlichen Unterschiede liegen demnach in<br />

der föderalen Struktur der Bildungspolitik. Diese Rahmenrichtlinien<br />

werden von den Schulbuchverlagen umgesetzt.<br />

Somit sind die Bearbeiter, meist Lehrer oder Lektoren, allein<br />

für den textlichen sowie visuellen Inhalt des jeweiligen<br />

Schulbuchs verantwortlich, berichtet Inga Niehaus.<br />

Zurück zur Studie: Sie untersucht, ob und wie Schulbücher<br />

Migration und Integration, die heutige gesellschaftliche<br />

Vielfalt und damit auch die Realität widerspiegeln. Dazu<br />

muss man wissen, dass rund ein Drittel aller Kinder und<br />

Jugendlichen unter 15 Jahren in Deutschland einen Migrationshintergrund<br />

haben. Mehr als 80 Prozent von ihnen sind<br />

deutsche Staatsangehörige.<br />

Migration und Integration sind häufig angesprochene<br />

Themen in den Medien, ein beliebter Fokus<br />

im Wahlkampf und an Stammtischen. Dort<br />

fallen die unterschiedlichsten Begriffe: Ausländer, Migranten,<br />

Flüchtlinge, <strong>Fremd</strong>e, Asylsuchende, Einwanderer oder<br />

Menschen mit Migrationshintergrund. Da wünscht man<br />

sich, dass die Schulen ihre Aufgabe als Wissens- und Wertevermittler<br />

gewissenhaft erfüllen. Dies tun sie beispielsweise<br />

mit qualifizierten Lehrern und einem hohen pädagogischen<br />

Anspruch. Auch Schulbücher leisten hier einen unermesslichen<br />

Dienst, haben sie doch eine große Verantwortung, die<br />

Realitäten und Lebenswelten in Deutschland angemessen<br />

darzustellen. Tun sie dies auch? Im Gespräch mit Inga Niehaus<br />

kommen erste Zweifel auf.<br />

Dr. Inga Niehaus ist Forschungskoordinatorin im Georg-Eckert-Institut<br />

<strong>–</strong> Leibnitz-Institut für internationale<br />

Schulbuchforschung in Braunschweig. Das Institut betreibt<br />

Schulbuch- sowie Bildungsmedienforschung und berät nationale<br />

wie internationale Bildungsexperten. Des Weiteren<br />

vergibt es Stipendien an Wissenschaftler aus aller Welt und<br />

besitzt die größte internationale Forschungsbibliothek.<br />

Inga Niehaus war Projektleiterin der Schulbuchstudie<br />

‚Migration und Integration‘ der Beauftragten der Bundesregierung<br />

für Migration, Flüchtlinge und Integration, die im<br />

Frühjahr Beachtung erlangte. Die Studie beleuchtete 65<br />

Schulbücher der Fächer Sozialkunde/Politik, Geschichte und<br />

Geografie in der Realschule und im Gymnasium vorwiegend<br />

für die Jahrgangsstufen 9 bis 10 aus fünf Bundesländern.<br />

Blick in die Schulbuch-Sammlung<br />

des Georg-Eckert-Instituts in Braunschweig


TITEL // 03.<strong>2015</strong> // 33<br />

Dr. Inga Niehaus, Forschungskoordinatorin im Georg-Eckert-Institut<br />

Schon länger wird der deutschen Bildungspolitik anhand<br />

von Vergleichsstudien bescheinigt, Defizite in puncto<br />

Sicherung des Schulerfolgs von Kindern und Jugendlichen<br />

aus Einwandererfamilien hervorzubringen. Bildung gehört<br />

aber verfassungsgemäß zu den öffentlichen<br />

Gütern, zu dem jedes Kind in<br />

Vielfalt muss<br />

Normalität werden<br />

Deutschland Zugang haben muss.<br />

Die allgemeine Schulpflicht untermauert<br />

dies.<br />

„Die Studie zeigt deutlich, dass in<br />

den Schulbuchdarstellungen Migration<br />

überwiegend in den Kontext von Krisen und Konflikten<br />

gestellt wird, man denke nur an die überfüllten Flüchtlingsboote,<br />

die an Europas Küsten anlanden, oder Schwierigkeiten<br />

bei der Integration von Flüchtlingen in den Aufnahmeländern.<br />

Es gibt vielfältige ökonomische, berufliche und<br />

familiäre Gründe, warum Menschen migrieren. Dies wird<br />

in den Schulbüchern selten differenziert dargestellt und es<br />

fehlt auch, die Chancen migrationsbedingter Vielfalt für die<br />

Gesellschaft wie zum Beispiel zunehmende Mehrsprachigkeit<br />

und Kompetenzbildung im interkulturellen Lernen, herauszustellen“,<br />

konstatiert die Schulbuchexpertin Niehaus.<br />

Die Autoren der Studie sehen einen Lösungsansatz darin,<br />

die heutzutage in vielen Bereichen erwartete berufliche<br />

Mobilität verstärkt zu thematisieren <strong>–</strong> Menschen nicht<br />

auf ihren Migrationshintergrund zu reduzieren, sondern<br />

sie als kostbare Mitglieder der Gesellschaft darzustellen.<br />

Geschichten über den IT-Spezialisten aus Bangladesch,<br />

die Ärztin aus Russland oder die Pflegekraft aus Südkorea<br />

können helfen, die gesellschaftliche<br />

Position statt die Herkunft des Menschen<br />

in den Fokus zu rücken.<br />

Aus sprachlicher Sicht besteht in<br />

Schulbüchern ebenfalls Handlungsbedarf.<br />

Die unterschiedlich verwendeten<br />

Begriffe zum Thema Migration müssen<br />

hinterfragt, definiert und konsistent verwendet werden, fordern<br />

die Verfasser der Studie. Denn das Medium Schulbuch<br />

hat nach wie vor einen hohen Stellenwert, prägt es doch<br />

die Schülerinnen und Schüler, vor allem, wenn sie aus bildungsferneren<br />

Schichten stammen.<br />

Die drei Schulbuchverlage, deren Schulbücher in der<br />

Studie analysiert wurden, haben auf die Ergebnisse sehr<br />

positiv reagiert und diese zum Anlass genommen, den Austausch<br />

mit dem Georg-Eckert-Institut zu intensivieren, zum<br />

Beispiel mit Workshops, in denen konkrete Beispiele durchgespielt<br />

werden. „Ich bin zuversichtlich, dass in Zukunft<br />

ausgewogenere und differenziertere Darstellungen zu den<br />

Themen Migration und Integration in neuen Schulbüchern<br />

zu finden sein werden“, ist Niehaus überzeugt. :::<br />

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TITEL // 03.<strong>2015</strong> // 35<br />

Kleiner Ort,<br />

große Vielfalt<br />

Die Technische Universität Clausthal ist so<br />

international wie kaum eine andere Hochschule<br />

in Deutschland. Sie wirbt mit vielfältigen<br />

Studienfächern und einer persönlichen Betreuung.<br />

Autor: Andrea Hoferichter<br />

Fotografie: technische universität clausthal<br />

Für die TU Clausthal sind Studenten aus dem Ausland überlebenswichtig.<br />

Wenn von einem Schmelztiegel<br />

der Nationen die Rede<br />

ist, denken die meisten<br />

wohl an New York, London oder Paris.<br />

Die Technische Universität Clausthal<br />

in Clausthal-Zellerfeld im Harz wird<br />

dabei wohl kaum einer auf dem Zettel<br />

haben. Dabei wird Internationalität<br />

in der kleinen Hochschule groß<br />

geschrieben. „Bei uns studieren junge<br />

Menschen aus 91 Nationen“, sagt Pressesprecher<br />

Christian Ernst. Mehr als<br />

jeder vierte der rund 4.000 Studenten<br />

komme aus dem Ausland. In Deutschland<br />

ist das ein Spitzenwert. Von den<br />

aktuell rund 1.400 ausländischen Studenten<br />

stammen die meisten aus China,<br />

andere aus Kamerun, Iran, Irak,<br />

aus der Türkei, aus Russland, Polen,<br />

Spanien oder Frankreich.<br />

Das Multikulti-Leben konzentriert<br />

sich im Internationalen Zentrum<br />

Clausthal, ein Ort für Veranstaltungen<br />

unterschiedlichster Art und ein Treffpunkt<br />

für alle. „Da ist eigentlich immer<br />

etwas los“, erzählt Ernst. Auch das<br />

Leben im beschaulichen 14.000-Einwohner-Städtchen<br />

wird durch die<br />

Studenten aus dem Ausland geprägt.<br />

Ernst zufolge hat es aber noch keinen<br />

einzigen fremdenfeindlichen Vorfall gegeben.<br />

„Internationale Studenten sind<br />

hier zu Gast bei Freunden“, betont er.<br />

Das liege auch an der Geschichte der<br />

TU. Ausländische Gäste gebe es hier<br />

schon seit über 200 Jahren. Schon als<br />

der Vorläufer der TU, die Königlich-<br />

Preußische Bergakademie 1775 gegründet<br />

wurde, sei das Interesse am<br />

Bergbau-Knowhow aus Clausthal weltweit<br />

groß gewesen.<br />

Es ist das erklärte Ziel der Bundesregierung,<br />

Fachkräfte aus anderen<br />

Ländern für Deutschland zu gewinnen,<br />

eben auch über das Studium. Doch für<br />

die TU Clausthal sind die Studenten<br />

aus dem Ausland sogar überlebenswichtig.<br />

Ohne diese wäre sie schlicht<br />

zu klein. „Internationalisierung ist für<br />

uns ein ganz wichtiger Faktor“, sagt<br />

der Präsident der TU Clausthal Thomas<br />

Hanschke. Auch der Ort profitiert,<br />

denn im Gegensatz zur Studentensinkt<br />

die Einwohnerzahl seit Jahren.<br />

Kein Wunder also, dass sich die<br />

Hochschule sehr um ihre Gäste aus<br />

dem Ausland bemüht, zum Beispiel mit<br />

englischsprachigen Studiengängen und<br />

einem Willkommenspaket. Wer Letzteres<br />

bucht, dem steht in der ersten Zeit<br />

ein persönlicher Betreuer zur Seite, der<br />

unter anderem bei der Beantragung<br />

eines Visums hilft, eine Krankenversicherung,<br />

Sprachkurse und einen<br />

Wohnheimplatz organisiert. Und natürlich<br />

wird der neue Student aus dem<br />

Ausland auch vom Flughafen abgeholt.<br />

„Wir wollen aber nicht nur möglichst<br />

viele ausländische Studenten haben,<br />

sondern persönliche Beziehungen aufbauen,<br />

aus denen dann Kooperationen<br />

entstehen in der Lehre, aber auch in der<br />

Forschung“, betont Hanschke<br />

Die Maßnahmen zahlen sich offenbar<br />

aus. Studienabbrecher gebe es verhältnismäßig<br />

wenige, heißt es aus der<br />

Hochschule. Im Bundesdurchschnitt<br />

dagegen schließt dem Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienst (DAAD)<br />

zufolge nur etwa jeder zweite Student<br />

aus dem Ausland sein Studium an einer<br />

deutschen Universität erfolgreich<br />

ab. Allerdings gibt es die aufwendige<br />

Studenten sind zu<br />

Gast bei Freunden<br />

Betreuung nicht zum Nulltarif. Für<br />

die Kosten müssen zurzeit Hochschule<br />

und internationale Studenten gemeinsam<br />

aufkommen. Das ärgert Hanschke.<br />

„Wir werden im Land gerne als<br />

Vorbild vorgezeigt, aber für unsere Betreuungsleistungen<br />

nicht extra finanziell<br />

unterstützt“ klagt er.<br />

Zurzeit wirbt die Universität verstärkt<br />

in Lateinamerika und Indien<br />

um neue Studenten. Doch besonders<br />

eng sind die Bindungen zu China. Seit<br />

Anfang der 1980er-Jahre strömen von<br />

dort verstärkt Studenten an die Harz-<br />

Uni. Unter den Absolventen ist auch<br />

der aktuelle chinesische Forschungsminister.<br />

Um die Studienbewerber aus<br />

China kümmert sich zurzeit Michael<br />

Zhengmeng Hou, der an der TU den<br />

ersten Studiengang mit deutsch-chinesischem<br />

Doppelabschluss aufgebaut<br />

hat. Mehrmals im Jahr reist er<br />

gemeinsam mit Sprachlehrern nach<br />

China, um aus den Bewerbern jene<br />

auszuwählen, die für das Studium am<br />

besten geeignet sind. „Etwa die Hälfte<br />

der Absolventen bleibt in Deutschland.<br />

Die meisten arbeiten anschließend bei<br />

Autoherstellern oder Chemiefirmen“,<br />

berichtet er. Und wer zurück nach<br />

China geht, kann die Kontakte zur<br />

Harz-Universität seit Kurzem noch intensiver<br />

pflegen. Im Juni ist dort der<br />

erste chinesische Alumni-Verein der<br />

TU Clausthal gegründet worden. :::


TITEL // 03.<strong>2015</strong> // 37<br />

In der Ferne<br />

eine neue Heimat<br />

Seit Beginn des 18. Jahrhunderts zog es bereits viele Auswanderer in die ‚Neue<br />

Welt‘ Amerikas. Im 19. Jahrhundert folgte auch Friedrich Gerstäcker diesem Ruf.<br />

Wie er und seine Zeitgenossen die <strong>Fremd</strong>e erlebt haben, zeigt noch bis Jahresende<br />

die Ausstellung ‚Nach Amerika‘ im Brauschweiger Gestäcker-Museum.<br />

Szenen aus<br />

dem Leben von<br />

Auswanderern<br />

Autor: Martina Zingler<br />

Fotografie: gerstäcker-Museum<br />

Was mich so in die Welt<br />

hinaus getrieben? <strong>–</strong> Will ich<br />

aufrichtig sein, so war der,<br />

der den ersten Anstoß dazu gab, ein alter<br />

Bekannter von uns allen, und zwar<br />

niemand anders als Robinson Crusoe.<br />

Mit meinem achten Jahr schon faßte<br />

ich den Entschluß, ebenfalls eine<br />

unbewohnte Insel aufzusuchen, und<br />

wenn ich auch, herangewachsen, von<br />

der letzteren absah, blieb doch für<br />

mich, wie für tausend andere, das Wort<br />

‚Amerika‘ eine gewisse Zauberformel,<br />

die mir die fremden Schätze des Erdballs<br />

erschließen sollte.“ So schreibt<br />

Friedrich Gerstäcker 1870 in seinen<br />

Aufzeichnungen. ‚Die fremden Schätze<br />

des Erdballs‘ sollen ihn noch sein ganzes<br />

Leben lang locken und ihn immer<br />

wieder zu Aufbrüchen in unbekanntes<br />

Terrain veranlassen. ‚Nach Amerika!‘<br />

<strong>–</strong> so heißt auch die aktuelle Ausstellung<br />

im Braunschweiger Gerstäcker-<br />

Museum. Sie kontrastiert die Beobachtungen<br />

des gnadenlosen Realisten<br />

und Weltenbummlers Gerstäcker mit<br />

den Utopien, die Auswanderervereine<br />

im 19. Jahrhundert propagierten, um<br />

Glückssucher und Abenteurer in die<br />

Neue Welt zu locken.<br />

Gerstäcker sucht schon früh,<br />

dem Bedrückenden des Kleinstaatentums<br />

zu entkommen. Die Romane von<br />

Cooper, Melville und Defoe treffen bei<br />

ihm auf einen romantischen Geist und<br />

wecken seine Reisesehnsucht. Während<br />

einer kaufmännischen Lehre in<br />

Kassel kommt er in Kontakt mit dem<br />

Kasseler- und Giessener-Auswandererverein<br />

und flieht bei Nacht und<br />

Nebel zurück zu seiner Mutter nach<br />

Leipzig, schon fast auf dem Sprung ins<br />

verheißungsvolle Amerika. Doch seine<br />

Mutter hält ihn zurück, überredet ihn,<br />

einen Abschluss in Landwirtschaft zu<br />

machen, um für ein Leben in der Neuen<br />

Welt besser gerüstet zu sein.<br />

Und dieser Blick für die Realität<br />

kommt ihm in der <strong>Fremd</strong>e tatsächlich<br />

zugute. Er lernt schnell, dass, wer es<br />

in Amerika schaffen will, auch etwas<br />

dafür opfern muss. Er beschreibt Tausende<br />

von Auswandererschicksalen,<br />

warnt die Zurückgelassenen vor den<br />

Gefahren und Entbehrungen, die sie erwarten.<br />

Gerstäcker selbst hält das aber<br />

kaum davon ab, ständig nach neuen<br />

Erfahrungen zu suchen. Wo auch immer<br />

er sich gerade befindet, stellt er<br />

Abenteurer, Realist<br />

und Kosmopolit<br />

sich den harten Bedingungen, arbeitet<br />

als Farmer oder auf einem Mississippi-<br />

Dampfer, folgt dem Goldrausch nach<br />

Kalifornien, heuert später auf einem<br />

Walfänger an und lässt sich zu einer<br />

Südseeinsel bringen <strong>–</strong> bis es ihm auch<br />

dort wieder zu langweilig wird. Er sucht<br />

stets das wirklich Unbekannte, lebt wie<br />

‚Lederstrumpf‘ unter edlen Indianern,<br />

lernt aber auch das traurige Gegenstück<br />

kennen: den alkoholabhängigen<br />

Indianer, der seine Sucht durch Dienste<br />

für die ‚Weißen‘ finanziert.<br />

Anders als viele seiner Zeitgenossen<br />

passt Gerstäcker sich dem <strong>Fremd</strong>en<br />

an, will es nicht missionieren. Er<br />

ist Kosmopolit mit einer etwas anderen<br />

Sicht auf die Dinge, der Probleme<br />

bis zum Ende durchdenkt und den<br />

Finger oft gnadenlos auf den wunden<br />

Punkt legt. So schreibt er über Bewässerungsprobleme,<br />

Vertriebs- und<br />

Infrastrukturfragen in den deutschen<br />

Kolonien, über die sich bisher kein<br />

Auswanderer Gedanken gemacht hat.<br />

Angetrieben wurde Gerstäcker sicherlich<br />

in erster Linie von seiner unglaublichen<br />

Abenteuerlust, nicht wie<br />

viele seiner Zeitgenossen durch eine<br />

wirtschaftliche Notsituation oder eine<br />

naive Sehnsucht, es in der Neuen Welt<br />

zu etwas zu bringen. Geschickt kontrastiert<br />

die Ausstellung im Gerstäcker-<br />

Museum so auch Gerstäckers Schilderungen<br />

der Emigrantenrealität mit den<br />

‚geschönten‘ Zeitdokumenten der Auswanderergesellschaften.<br />

Und sie zeigt<br />

die von der Zeitströmung nach Amerika<br />

Getriebenen: junge Paare, die sich einen<br />

wirtschaftlichen Neustart in der <strong>Fremd</strong>e<br />

erhoffen, Erfolgsmenschen, die ihre<br />

Karriere über Deutschland hinaus ausdehnen<br />

wollen, und den Kettensträfling,<br />

der nach Amerika abgeschoben wurde.<br />

An die Darstellung der Emigration<br />

aus dem Braunschweiger Land seit dem<br />

18. Jahrhundert in der aktuellen ‚Nach<br />

Amerika‘-Ausstellung möchte das Gerstäcker-Museum<br />

das Thema Migration<br />

anschließen. Geplant ist ein entsprechend<br />

aufbereitetes Ausstellungsprogramm,<br />

das unter anderem mithilfe von<br />

Migranten realisiert werden und sowohl<br />

gescheiterte als auch gelungene Migration<br />

in die Region zeigen soll. :::


TITEL // 03.<strong>2015</strong> // 39<br />

Gute Arten, schlechte Arten<br />

Pflanzen aus fernen Ländern<br />

verursachen in der EU jedes Jahr<br />

Schäden in Milliardenhöhe. Auch in<br />

unserer Region sind sie zu finden.<br />

Autor: Andrea Hoferichter<br />

Fotografie: Fotolia, TwilightArtPictures<br />

Keine Frage, hübsch sehen sie schon aus, der Riesenbärenklau<br />

mit seinen übermannshohen Dächern<br />

aus weißen, filigranen Blüten und der sattgrüne,<br />

üppig beblätterte Japanische Knöterich. Einst wurden die<br />

<strong>Fremd</strong>linge aus Asien bei uns als Gartenpflanzen und Bienenweiden<br />

eingeführt. Heute sind sie vielerorts eine Plage.<br />

Denn beide Arten werden sehr groß und erobern immer<br />

mehr Terrain, zulasten heimischer Arten. Vor allem unter<br />

dem Knöterich wird es schnell zappenduster. „Hier würden<br />

wir gerne heimische Erlen, Eschen und Weiden anpflanzen,<br />

aber die haben nicht genug Licht, um anwachsen zu<br />

können“, sagt der Förster Roland Steffens aus dem Harz in<br />

einer TV-Dokumentation auf 3-Sat zum Thema Bioinvasion.<br />

Beim Riesenbärenklau kommt hinzu, dass er sich nicht<br />

ohne Schutzanzug entfernen lässt, denn er produziert Substanzen,<br />

die auf der Haut in Verbindung mit Licht schwere<br />

Verbrennungen verursachen können.<br />

Es sind nur zwei Beispiele für sogenannte bioinvasive<br />

Arten, die in der Eurozone Schäden in Milliardenhöhe anrichten<br />

können. Schätzungen zufolge sind in Europa mehr<br />

als 10.000 fremde Arten zu Hause. Jede sechste oder siebte<br />

davon könnte Probleme machen. „Als Neophyten, übersetzt<br />

‚Neubürger’, werden all jene Arten bezeichnet, die nach 1492<br />

zu uns kamen“, sagt Dr. Christiane Evers von der Technischen<br />

Universität (TU) Braunschweig.<br />

Denn die Entdeckung Amerikas gelte als Stunde null für<br />

den globalen Handel. Viele Arten wurden seither absichtlich<br />

eingeführt, von Imkern, die mit exotischen Pflanzen<br />

die Blühsaison verlängern wollten,<br />

von Gartencentern und botanischen<br />

Gärten. Andere kamen und kommen<br />

als blinde Passagiere, versteckt in<br />

Schiffen und Handelsgut, oder auch<br />

mit der Erde, die an Auto- und Lkw-<br />

Reifen klebt.<br />

Zudem begünstigt der Klimawandel die Ausbreitung<br />

mancher invasiver Arten, zum Beispiel der Ambrosia, die<br />

aus Nordamerika stammt und deren Samen in Deutschland<br />

unter anderem über gängiges Vogelfutter verteilt wurde. Das<br />

Ackerunkraut hat sich auf Feldern in Südosteuropa und<br />

Brandenburg zum Teil schon massiv verbreitet und plagt so<br />

manchen Anwohner mit seinen hoch allergenen Pollen. Dass<br />

die Pflanze sich künftig auch in unserer Region etabliert, ist<br />

nicht auszuschließen.<br />

Allerdings richten längst nicht alle floralen Einwanderer<br />

Schaden an. Roteiche, Weymouthkiefer und Douglasie,<br />

die aus Nordamerika stammen, sind Beispiele für eine gelungene<br />

Integration. Und umgekehrt ist auch nicht alles<br />

Einheimische unbedenklich. „Man denke nur an das Jakobskreuzkraut,<br />

das sich vor allem auf Weiden ausbreitet“,<br />

Nicht jede fremde Art<br />

richtet Schaden an<br />

erzählt Evers. Wenn Pferde oder Rinder zuviel davon fressen,<br />

können lebensgefährliche Leberschäden die Folge sein.<br />

„Deshalb sollte man dieses einheimische Kraut regelmäßig<br />

jäten, so wie es die Menschen früher gemacht haben“, betont<br />

die Forscherin.<br />

Auch die gefährlichen Spezies aus der <strong>Fremd</strong>e müssen<br />

oft mühsam per Hand entfernt werden. Im Harzer Forst<br />

etwa graben Steffens und sein Team kleinere Vorkommen<br />

Staudenknöterich und Bärenklau aus<br />

und sammeln verdächtiges Pflanzenmaterial<br />

sorgfältig ein. Anschließend<br />

decken sie das Erdreich mit schwarzer<br />

Plane zu. Durch Hitze und Lichtmangel<br />

sollen auch alle treibfähigen<br />

Überbleibsel unter der Erde vernichtet<br />

werden. Sind die Bestände schon größer, hat das Forstteam<br />

allerdings das Nachsehen.<br />

Deshalb sind vorbeugende Maßnahmen wichtig. Diskutiert<br />

werden zum Beispiel Meldepflichten und Handelskontrollen.<br />

„Für Pflanzen wie den Riesenbärenklau zum Beispiel<br />

sollte es schlicht ein Handelsverbot geben“, fordert die TU-<br />

Forscherin Evers. Auch jeder Einzelne kann etwas tun. So<br />

dürfen Gartenabfälle nicht am Feldrand oder im Wald entsorgt<br />

werden. Außerdem empfiehlt es sich, bei der Pflanzenwahl<br />

im Gartencenter nicht nur aufs Äußere schauen,<br />

sondern auch darauf, wo die Pflanzen herkommen. Es mag<br />

gerade für Besitzer kahler Neubaugrundstücke verführerisch<br />

sein, wenn exotische, besonders schnellwüchsige Arten<br />

angepriesen werden. Doch davon sollte man lieber die<br />

Finger lassen :::<br />

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TITEL // 03.<strong>2015</strong> // 41<br />

Buchtipp:<br />

Grenz geschichten<br />

„Niemand hat die Absicht, eine<br />

Mauer zu errichten!“, sagte Staatsvorsitzender<br />

Walter Ulbricht kurz<br />

bevor der antifaschistische Schutzwall<br />

mit einer Länge von 1350 Kilometer<br />

errichtet wurde. Die Grenze<br />

zwischen der DDR und der Bundesrepublik<br />

spaltete eine Nation fast<br />

40 Jahre lang nicht nur kulturell<br />

und wirtschaftlich, sondern zerstörte<br />

Freundschaften, trennte Familien<br />

und kostete weit über 1000<br />

Menschen das Leben. Kein Wunder<br />

also, dass der 9. November 1989 als<br />

ein Tag des Wiedersehens und der<br />

Freude in die Geschichte einging.<br />

Doch bis dahin lebten Menschen in<br />

Zonenrandgebieten, die auch nach<br />

der Wende noch viel Zeit brauchten,<br />

bis sie sich vom jahrlangen<br />

Stigma erholt hatten. Wie sah das<br />

Leben in diesen Regionen auf beiden<br />

Seiten der Grenze aus und wie<br />

gestaltete sich der Alltag in solch<br />

schwierigen Zeiten? Werner Richey<br />

befragte Zeitzeugen<br />

aus Sachsen-Anhalt<br />

und Niedersachsen,<br />

die beispielsweise<br />

erzählen, wie man<br />

zwischen Sorge und<br />

Elend sein kleines<br />

Glück behütet, welche<br />

‚Amtshilfe‘ ein<br />

Bundeswehrhubschreiber<br />

aus Wol-<br />

Foto: Verlag<br />

fenbüttel dem Zoll<br />

in Helmstedt leistete und wieso ein<br />

DDR-Flüchtling in Braunlage gern<br />

nur Schritt fahren wollte. Geschichten,<br />

die zum Schmunzeln anregen<br />

und erstaunliche Einblicke gewähren.<br />

::: akl :::<br />

Grenzgeschichten Niedersachsen,<br />

Sachsen-Anhalt <strong>–</strong> Vom Mauerbau<br />

bis Mauerfall<br />

Werner Richey<br />

Wartberg-Verlag<br />

ISBN: 9783831327522<br />

11,00 €<br />

Auf den Spuren deutscher<br />

Einwanderer in den USA<br />

Buchtipp: Als<br />

Deutsche unter<br />

Deutschen?<br />

Foto: Verlag<br />

Foto: Birte Hennig<br />

In einer zweimonatigen Reise untersuchte die Braunschweiger Fotografin<br />

Birte Hennig den kulturellen Annäherungsprozess deutscher Auswanderer<br />

in den USA. Die Ergebnisse ihrer Spurensuche können ab dem<br />

4. September <strong>2015</strong> im Museum für Photographie entdeckt werden.<br />

Die Ausstellung ‚October <strong>–</strong> Zwischen Steubenparade und Alpine<br />

Village‘ zeigt, was nach über 300 Jahren von der deutschen Einwanderungsgeschichte<br />

noch zu finden ist, welche Gebräuche sich über die so<br />

beliebten Oktoberfeste hinaus noch erhalten haben. Der Künstlerin geht<br />

es dabei um eine authentische deutsche kulturelle Identität und deren<br />

Ausdrucksformen im Wohn- und Lebensumfeld der Auswanderer, im<br />

gesellschaftlichen Miteinander und in Landschaften und Orten.<br />

‚October‘ ist die spielerische Gegenbeobachtung zu der 2012 abgeschlossenen<br />

Arbeit ‚Baumholder‘, in der Hennig bereits den Transformationsprozess<br />

des rheinlandpfälzischen Städtchens Baumholder in den Blick<br />

nahm, den diese Stadt seit der Ansiedelung eines der bundesweit größten<br />

US-Garnisonsstützpunkte seit den 1950er-Jahren erfahren hat. ::: mz :::<br />

Von 1964 bis 1987 kamen auf Grundlage<br />

staatlicher Direktiven rund 35.000<br />

Menschen aus Polen ins Land. Inoffiziell<br />

wurden sie als Arbeitskräfte geworben,<br />

doch sobald sie erst einmal in der DDR<br />

angelangt waren, wurden sie mit ihren<br />

Familien als ‚Deutsche‘ eingebürgert. So erging es<br />

auch Familie Niemiec, die zu Familie Münzer wurde.<br />

Auf der Basis von breit angelegten Archivforschungen<br />

in Deutschland und Polen sowie Befragung von Zeitzeugen<br />

erklärt Claudia Schneider, wer diese Menschen<br />

waren und warum sie in den eingemauerten Staat kamen.<br />

::: akl :::<br />

Als Deutsche unter Deutschen? <strong>–</strong> Übersiedlungen<br />

aus der Volksrepublik Polen in die DDR 1964-1987<br />

Claudia Schneider, ISBN: 9783954623457, 39,95 €<br />

Lesestoff<br />

Global Management:<br />

ein Tanz mit den<br />

Eisbergen: Klarkommen<br />

mit fremden Welten<br />

oder: Warum ein<br />

Auslandsknigge Sie<br />

nicht weiterbringt<br />

Rund 1,5 Millionen Manager<br />

weltweit arbeiten fern ihres<br />

Heimatlandes. Doch gibt es längst<br />

auch das ‚Ausland im Inland‘, etwa<br />

den deutschen Abteilungsleiter, der<br />

sich in einer russisch geführten Niederlassung<br />

zurechtfinden muss. Die<br />

Praxis zeigt: Viele Geschäfte stocken<br />

oder scheitern, weil das Bewusstsein<br />

fehlt, wie man in und mit ‚fremden<br />

Welten‘ zurechtkommt. Wenn Menschen<br />

unterschiedlicher Kulturen<br />

einander begegnen, bleibt wie bei<br />

Eisbergen zunächst vieles unter der<br />

Oberfläche verborgen. Führungskräfte<br />

sind dann gefordert, ‚Eisberge<br />

zum Tanzen‘ zu bringen. Barbara<br />

Wietasch, Linde Verlag, ISBN<br />

9783709303450, 24,90 €<br />

Alternatives Denken: Vom<br />

fremden Chaos zu eigener<br />

Struktur<br />

Alternatives Denken beschreibt<br />

die Alternative zu den chaotischen<br />

Denkprozessen, denen der Mensch,<br />

wenn er nicht reflektiert, ausgesetzt<br />

ist: Alternatives Denken ist ein bewusst<br />

gesteuerter Prozess, in dem<br />

die mentalen Einstellungen und vorgeprägten<br />

Muster überprüft<br />

und umstrukturiert<br />

werden können, die für die<br />

Entwicklung von Alternativen<br />

und für das Design<br />

unserer Entscheidungen<br />

zuständig sind. Solche<br />

Überprüfungen und Umstrukturierungen<br />

führen<br />

dann zu Verständnis, Einfühlungsvermögen,<br />

Selbstbewusstsein, ungezwungener<br />

Kreativität und Entscheidungsfestigkeit.<br />

Dieses Buch hilft<br />

Ihnen einen ehrlichen Selbstcoachingprozess<br />

nach dem Modell des<br />

alternativen Denkens zu begleiten.<br />

Albert Metzler, Business Village Verlag,<br />

ISBN 9783938358054, 18,80 €<br />

Erstaunlich und fremd:<br />

Erfahrungen und Reflexionen<br />

Seit jeher ist es das Ziel von Wissenschaft<br />

und Technik, die Dinge und<br />

Geschehnisse unserer<br />

Welt in den Griff<br />

zu bekommen. Da, wo<br />

unabweisbar <strong>Fremd</strong>es<br />

auftritt, erscheint<br />

es als bedrohlich. Vor<br />

diesem Hintergrund<br />

geht es in diesem<br />

Buch um die Besinnung<br />

auf die erstaunliche <strong>Fremd</strong>heit,<br />

die uns gleichwohl überall da<br />

begegnen kann, wo wir Alltägliches<br />

aus seiner Selbstverständlichkeit herausheben,<br />

auf eine Besitzergreifung<br />

durch unser Begreifen und Tun verzichten<br />

und uns auf eine Erfahrung<br />

des anderen als solchen einlassen.<br />

Am Beispiel der Begegnung mit Tieren<br />

einerseits und mit Kunstwerken<br />

andererseits werden zuvor herausgestellte<br />

Grundzüge der Erfahrung von<br />

Erstaunlichem und <strong>Fremd</strong>em noch<br />

einmal verdeutlicht.<br />

Ute Guzzoni, Verlag Karl Alber, ISBN<br />

9783495485552, 18,00 €<br />

3 Tassen Tee: Wie aus <strong>Fremd</strong>en<br />

Freunde wurden<br />

Dies ist die bewegende Geschichte<br />

des Höhenbergsteigers Greg Mortenson:<br />

Er scheiterte dramatisch am<br />

K2, wurde von Pakistanis gerettet<br />

und gesund gepflegt. Er verspricht,<br />

zurückzukehren und eine Schule<br />

für jene zu errichten, die<br />

in dieser so unwirtlichen<br />

Welt auf über 3000 Metern<br />

am meisten entbehren: die<br />

Kinder. Und er hält Wort.<br />

Seitdem widmet er sein Leben<br />

dem Aufbau von Schulen<br />

und Krankenhäusern<br />

in Pakistan und Afghanistan.<br />

Seine Arbeit wurde<br />

vielfach preisgekrönt; die mitreißende<br />

Schilderung seines unermüdlichen<br />

Einsatzes ist in Amerika Schullektüre<br />

und ein Millionenbestseller.<br />

Greg Mortenson, Piper Taschenbuch,<br />

ISBN: 9783492272506, 12,99 €<br />

Wie ein <strong>Fremd</strong>er im Paradies:<br />

Vom Mönch zum Mensch. Über<br />

mein Leben als buddhistischer<br />

Mönch in Sri Lanka<br />

Salmanero Pajalo, Florian Palzinsky,<br />

der er einst war und der er, verwandelt,<br />

wieder wurde, lässt uns an<br />

seinem Weg teilhaben. Er führt uns<br />

in das Paradies von Sri Lanka und<br />

schildert die Folgen eines unsinnigen,<br />

grausamen Krieges<br />

und den Überlebenskampf<br />

eines<br />

kleinen Restvolkes<br />

von Ureinwohnern,<br />

die von der Zivilisation<br />

überrollt werden.<br />

Er nimmt uns mit<br />

auf seinen Weg in<br />

die Fülle, die eine Leere voraussetzt<br />

<strong>–</strong> ein Weg des Suchens und der Stille,<br />

in der inmitten allen Lebens die<br />

Welt zur vielstimmigen Musik wird.<br />

Ein Heimfinden, ohne ein Zuhause<br />

zu haben. Florian Palzinsky, Edition<br />

Innsalz, ISBN 9783900050290,<br />

17,60 €


Advertorial<br />

Ein Gebirge voller Geheimnisse<br />

ERLEBNISRAUSCH // 03.<strong>2015</strong> // 43<br />

Advertorial<br />

Über Erkenntnisse und Erlebnisse im Harz<br />

berichtet eine niedersächsische Redakteurin<br />

in einem unlängst erschienenen Reiseführer.<br />

Die Geschichte Hexen zählt dazu.<br />

Autor und Fotografie: Beate Ziehres<br />

Die Speckhütte<br />

auf Torfhaus<br />

Die Geschichte der Hexen gehört<br />

zum Harz wie der Burgberg<br />

und der Brocken“, findet<br />

die Autorin Anja Steinhörster und erklärt<br />

so, wie die Harzhexen in den Reiseführer<br />

kommen. Der Brocken und<br />

der Hexentanzplatz in Thale sind die<br />

bekanntesten und beliebtesten Touristenziele,<br />

wenn es um das Hexentreiben<br />

zur Walpurgisnacht geht. Doch<br />

der touristische Klamauk hat einen<br />

ernsten, ja tödlichen Hintergrund. Viele<br />

Orte, an denen sich zwischen 1530<br />

und 1661 die Hexenverfolgung nachweislich<br />

zugetragen hat, können noch<br />

heute besucht und besichtigt werden.<br />

Eine Hochburg des Hexenwahns<br />

war Goslar. Im 16. und 17. Jahrhundert<br />

wurden hier 28 ‚Hexen‘ verbrannt.<br />

Wer heute in der Altstadt unterwegs ist,<br />

braucht nicht viel Fantasie, um sich<br />

vorzustellen, wie die Schergen der damaligen<br />

Obrigkeit in den engen Gassen<br />

an die Holztüren der Fachwerkhäuser<br />

pochten, um unter lautem Geschrei<br />

die ‚Hexen‘ zu verhaften. Die wenigsten<br />

der angeklagten Frauen kamen je<br />

wieder zurück nach Hause, berichtet<br />

Steinhörster.<br />

Wer genau hinsieht in der Stadt,<br />

die heute Weltkulturerbe ist und deren<br />

Plätze und Gebäude eine glanzvolle Geschichte<br />

erzählen, kann erkennen, dass<br />

hier einst ein ganz anderes Stimmungsklima<br />

herrschte. Vor fast 500 Jahren<br />

brannten hier die Scheiterhaufen. „In<br />

Hexen: noch heute allgegenwärtig<br />

den Wirren der Reformation und dem<br />

Übergang zur Renaissance brauchten<br />

die Menschen einen Blitzableiter. So paradox<br />

es klingen mag: Ein gemeinsamer<br />

Feind gab den Menschen ein Gefühl der<br />

Sicherheit. Das Abweichende einte die<br />

breite Masse“, erklärt Steinhörster das<br />

Phänomen des Hexenwahns.<br />

Im Leben der betroffenen Frauen<br />

war von jetzt auf gleich nichts mehr,<br />

wie es einmal war: Festnahme, Verhör,<br />

Folter, Tod durch Verbrennen. In einer<br />

Atmosphäre aus Missgunst, Sensationslust,<br />

religiöser Unsicherheit<br />

und Angst vor dem Unerklärbaren<br />

gedieh in den engen Harztälern und<br />

den fast undurchdringlichen Wäldern<br />

der Hexenwahn, der vor allem vom<br />

Volk vorangetrieben wurde. Wer heute<br />

in den Harz reist, begegnet diesem<br />

Kapitel der Geschichte in Form von<br />

Bro ckenhexen, Hexenbrot, Flugsalbe<br />

und hochprozentigem Hexentrank.<br />

In Goslar zeigt das Gebäude ‚Das<br />

Brusttuch‘ kulturgeschichtlich bedeutende<br />

Fassadenschnitzereien. Dargestellt<br />

wird der Versuch der Harzer<br />

Bevölkerung, die Mächte des Teufels<br />

und der Hexen zu bannen. Vor der<br />

Verbrennung waren die Frauen in der<br />

Ulrichskapelle neben der Kaiserpfalz<br />

eingekerkert. Im sogenannten Griechischen<br />

Kreuz der Unterkapelle lagen<br />

die beschuldigten Frauen damals in<br />

Ketten. Die riesigen Scheiterhaufen,<br />

auf denen die für schuldig Befundenen<br />

schließlich brannten, wurden im<br />

Köppels Bleek aufgeschichtet, einem<br />

Park vor den Toren der Stadt.<br />

Anja Steinhörster beginnt ihre Reise<br />

im Buch mit einer Rundtour durch<br />

den Harz, die ergänzt wird durch kulturelle<br />

und kulinarische Ausflugstipps<br />

sowie Gelegenheiten zu echtem Nervenkitzel<br />

und Entspannung. :::<br />

::: Anja Steinhörster :::<br />

Reiseführer Harz<br />

Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg<br />

ISBN 978-3-7822-1093-5; 9,95 Euro<br />

E-Book: ISBN 978-3-7822-1139-0<br />

Unter dem Motto ‚Langweilig gefeiert<br />

wird woanders‘ lädt das urige Ambiente der<br />

Speckhütte zum Verweilen ein.<br />

Auf rustikalen Werkbänken tischen<br />

die Wirtsleute der Steinberg Alm in Goslar,<br />

das Ehepaar Rösner, Stullen mit frisch<br />

geräuchertem Speck und Heumilchkäse auf.<br />

Autor: Melina Ruhr<br />

Fotografie: speckhütte auf torfhaus<br />

In dem Ambiente eines urigen Hofladens und mit dem<br />

Flair einer gemütlichen Alm lädt die Speckhütte auf<br />

Torfhaus zum Verweilen und Schlemmen ein. Ob<br />

Wild- oder Käsespezialitäten <strong>–</strong> frisches Brot ist immer dabei<br />

auf der Speckhütte. Hier wird die Brotzeit zum Festschmaus,<br />

denn die gute Harzer Bergluft macht ordentlich<br />

Appetit. Verspeist werden die von Hand und mit Liebe zubereiteten<br />

Stullen auf historischen Werkbänken mit Blick<br />

auf den Brocken oder neben dem prasselnden Kaminfeuer.<br />

Für gute Laune sorgt Ihr Lieblingstitel aus der nostalgischen<br />

Musikbox.<br />

Sobald die Wanderung durch die einzigartige Landschaft<br />

weiter gehen soll, versorgen die Mitarbeiter der Speckhütte<br />

ihre Gäste gern mit einem herzhaften Lunch-Paket. Als Mitbringsel<br />

für die Daheimgebliebenen bietet die Speckhütte<br />

regionale und nachhaltig produzierte Spezialitäten an. Egal,<br />

ob süß oder deftig: Das reichhaltige Sortiment beinhaltet beispielsweise<br />

Wurst- und Schinkenspezialitäten wie Wildsalami,<br />

Osso Collo oder Karreeschinken sowie diverse Käsesorten<br />

wie Bergkäse, Horn- oder Stangenkäse <strong>–</strong> da ist für jeden Geschmack<br />

etwas dabei. Bei Bedarf stellt die Speckhütte individuelle<br />

Geschenkkörbe zusammen, die auf Wunsch direkt von<br />

der Hütte aus in die Heimat versendet werden.<br />

Ein ganz besonderes Schmankerl hält die Hütte im Harz<br />

mit ihren Likören und Bränden bereit, die allesamt aus<br />

der eigenen Brennerei der Familie Rösner stammen. Seit<br />

rund 30 Jahren stellt man dort schmackhafte Sorten wie<br />

Johannis- und Heidelbeerlikör, Weinbergpfirsichlikör oder<br />

Mirabellenbrand aus historisch überlieferten Rezepten her.<br />

Exklusiv wird auf der Speckhütte auch der Honig der Steinberg<br />

Alm in Goslar angeboten.<br />

Auch für Feiern mit bis zu 50 Personen lässt sich die<br />

Speckhütte buchen. Größere Gruppen heißt die Mutterhütte<br />

Steinberg Alm herzlich willkommen. Hier besteht auch die<br />

Möglichkeit, Tagungen und Seminare zu veranstalten. :::<br />

::: www.speckhuette.de :::<br />

::: www.steinbergalm.de :::


KULTUR // 03.<strong>2015</strong> // 45<br />

Die Stadthalle <strong>–</strong> heute und damals<br />

„Dem Wahren <strong>–</strong> Guten <strong>–</strong> Schönen“ heißt es in der Festschrift zur<br />

Eröffnung der Stadthalle Braunschweig 1965. In diesem Sinnspruch,<br />

so der Autor Hans Jacobs, „liegen Idee und Aufgabe der<br />

neuen Stadthalle, deren Pforten (…) nun geöffnet sind. Vergessen<br />

die Jahre, in denen Braunschweig, letzte Großstadt zur Zonengrenze<br />

und Schaufenster nach dem Osten (…), noch keinen Saal<br />

mit repräsentativen Volumen besaß“.<br />

„Künftige Stätte<br />

kulturellen Lebens“*<br />

Die Stadthalle Braunschweig feiert ihren 50. Geburtstag mit einem<br />

rauschenden Fest. Gleichzeitig bereiten die Betreiber das seinerzeit<br />

‚Fuchs-Bau‘ genannte Haus für weitere 50 erlebnisreiche Jahre vor.<br />

Autor: kerstin lange<br />

Fotografie: Stadthalle braunschweig<br />

Wir können nicht mehr die<br />

ersten sein, die eine Kongress-<br />

und Kulturhalle bauen.<br />

Dafür haben wir die Chance, die<br />

modernste vom besten Baumeister zu<br />

bekommen“, kommentierte 1951 ein<br />

Zeitgenosse das sich hinziehende Verfahren<br />

für den Bau einer neuen Stadthalle<br />

in Braunschweig. Am 4. September<br />

1965 schließlich wurde die neue<br />

Stadthalle am Leonhardplatz mit Mozarts<br />

Jupiter-Sinfonie ‚Musik für alle‘<br />

mit dem Staatsorchester Braunschweig<br />

eröffnet und „der (Braunschweiger) Öffentlichkeit<br />

und damit dem kulturellen<br />

und gesellschaftlichen Leben der Bevölkerung<br />

übergeben“*. (*BZ, 1965). Die<br />

Gäste strömten zum ersten Mal in den<br />

‚Fuchsbau‘, wie die Braunschweiger die<br />

Halle in Anlehnung an die damalige<br />

Oberbürgermeisterin, Martha Fuchs,<br />

liebevoll nannten. Seitdem sind 50 Jahre<br />

vergangen und das damals als avantgardistisch<br />

geltende Projekt der Architekten<br />

Voigtländer und Stumpf hat<br />

seine Wirkung und Funktionalität bis<br />

heute gewahrt: Vielfältig und vielseitig<br />

bespielbar garantiert das Haus damals<br />

wie heute ein entsprechend umfangreiches<br />

Angebot für die Menschen in unserer<br />

Stadt und Region.<br />

Als besonders innovativ galten seinerzeit<br />

die fünf Raumbereiche, die voneinander<br />

separiert bzw. miteinander<br />

verbunden werden können sowie ein<br />

fahrbares Hochparkett von mehr als 20<br />

Metern Breite. So konnte und kann bei<br />

Konzertveranstaltungen die Reihenbestuhlung<br />

wie ein Auditorium eingerichtet<br />

oder bei einer Tagung eingefahren<br />

werden. Einmalig in einer Stadthalle zu<br />

der Zeit <strong>–</strong> und heute noch häufig genutzt.<br />

Die Akustik in der Stadthalle wurde<br />

in Zusammenarbeit mit der Physikalisch-Technischen<br />

Bundesanstalt<br />

(PTB) Braunschweig entwickelt; das<br />

„Klangerlebnis“ ist ein besonderes<br />

und ein von Musikern und Publikum<br />

gleichermaßen hochgelobtes Markenzeichen.<br />

Überhaupt die Klassik <strong>–</strong> sie<br />

Klangerlebnis in<br />

der Konzerthalle<br />

ist ein Schwergewicht. 1.000 Sinfoniekonzerte<br />

hat das Braunschweiger<br />

Staatsorchester in der Stadthalle<br />

gespielt, wenn das Bauwerk am<br />

4. September <strong>2015</strong> seit einem halben<br />

Jahrhundert in Betrieb ist. „Unsere<br />

Konzerthalle“ nennt Martin Weller, Orchesterdirektor,<br />

die Stadthalle nahezu<br />

liebevoll und spricht über die Symbiose<br />

von Architektur und Musik: „(…)<br />

die Wirkung, die eine musikalische<br />

Aufführung erzielt, ist nicht unabhängig<br />

vom Aufführungsraum zu denken.“<br />

Kontinuität<br />

und Wandel<br />

Klassikpartner der ersten Stunde sind<br />

auch die Philharmonischen Meisterkonzerte<br />

mit internationalen Größen<br />

der Klassikszene.<br />

Bis zum Jahresende in ihrem „Geburtsjahr“<br />

1965 wurden bereits 129<br />

Veranstaltungen in der Stadthalle<br />

Braunschweig gebucht. Dieser positive<br />

Beginn hat sich unverändert über die<br />

Jahre fortgesetzt, wohingegen die Genres,<br />

das Repertoire und der Zeitgeist<br />

sich ebenso häufig ändern, wie die baulichen<br />

und technischen Anforderungen<br />

an eine Veranstaltungsstätte wachsen.<br />

So wurde Mitte der 90er-Jahre und in<br />

den Jahren 2008/2009 umfangreiche<br />

Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt,<br />

um das Haus konkurrenz- und<br />

wettbewerbsfähig zu halten. Auch das<br />

Thema Nachhaltigkeit mit allen seinen<br />

umweltbezogenen Facetten rückt zunehmend<br />

in den Fokus der Veranstaltungsbranche<br />

und deren Kunden. Seit<br />

2012 sind die Stadthalle und die Volkswagen<br />

Halle Braunschweig erfolgreich<br />

mit dem Umwelt-Siegel ‚Green Globe‘<br />

zertifiziert.<br />

Nicht nur das ‚Mutterhaus‘, auch<br />

die Gesellschaft feiert in diesem Jahr<br />

Jubiläum. Geprägt durch eine große<br />

Kontinuität in den Aufsichts- und Entscheidungsgremien,<br />

wurde sie stets<br />

von kommunalpolitischer Weitsicht<br />

getragen, sodass auch nach 50 Jahren<br />

die Stadthalle Braunschweig bundesweit<br />

zu den sehr gut ausgelasteten<br />

Veranstaltungsstätten dieser Größenordnung<br />

gehört. Zu dieser Kontinuität<br />

gehört auch, dass in 50 Jahren nur<br />

drei Geschäftsführer an der Spitze der<br />

Gesellschaft stehen: Heinz Hnizdo,<br />

Uwe Birker und <strong>–</strong> seit 2010 <strong>–</strong> Stephan<br />

Lemke. Alle drei Geschäftsführer waren<br />

und sind in exponierter Funktion<br />

im Europäischen Verband der Veranstaltungs-Centren<br />

e.V. (EVVC) tätig.<br />

„Die spannende und dynamische Entwicklung<br />

in unserer Branche so aktiv<br />

und unmittelbar zu begleiten, bringt<br />

natürlich auch positive Impulse für die<br />

Stadthalle Braunschweig Betriebsgesellschaft<br />

GmbH“, so Stephan Lemke<br />

über das Engagement.<br />

50 Jahre Stadthalle Braunschweig<br />

<strong>–</strong> auf Stephan Lemke und sein Team<br />

warten neue Herausforderungen, damit<br />

das ‚Mutterhaus‘ der Stadthallen<br />

Betriebsgesellschaft mbH zukunftsfest<br />

die nächsten 50 Jahre in Angriff<br />

nehmen kann und gesellschaftlicher<br />

Treffpunkt in Braunschweig bleibt. Ob<br />

Klassik oder Kongress, Pop oder Rock,<br />

Kindermusicals, Messen und Märkte,<br />

Sport-Events, Abibälle, Galas oder Parties:<br />

Sie ist einfach eine Halle für (fast)<br />

alles. Über 15 Millionen Gäste bei fast<br />

50.000 Veranstaltungen unterstreichen<br />

dies eindrucksvoll. :::<br />

::: Wir feiern 50 Jahre Stadthalle<br />

Braunschweig. Feiern Sie mit! :::<br />

Die Stadthalle Braunschweig feiert am 4.<br />

September <strong>2015</strong> ihr 50-jähriges Jubiläum<br />

mit einer rauschenden Geburtstagsparty.<br />

Der Ticket-Vorverkauf ist gestartet.<br />

Die Gäste erwartet ein abwechslungsreiches<br />

Programm, <strong>–</strong> mit einer Hommage an<br />

die vergangenen 50 Jahre. Mit dabei sind<br />

das Staatsorchester Braunschweig, die<br />

„Torsten Drewes Tanz- & Showband“, drei<br />

Nachwuchsbands aus der Region, eine<br />

Laser-Holografie-Show und weitere Highlights.<br />

Der Große Saal präsentiert sich im<br />

‚Look‘ der 60er-Jahre, <strong>–</strong> auch kulinarisch<br />

heißt das Motto: Retro-Style!<br />

Das Programm startet um 20.30 Uhr<br />

(Einlass ab 19.00 Uhr).<br />

Eintrittskartenpreis: 50 DM* = 25,56 EUR<br />

inkl. aller VVK-Gebühren. Abendkasse:<br />

28,- EURO<br />

*Bei Erwerb des Tickets mit 50 D-Mark (West)<br />

erhält der Gast einen Getränkegutschein in Höhe<br />

von 10 Euro. Aktion gilt nur bei Ticketkauf direkt<br />

bei der Stadthalle Braunschweig. (Empfang,<br />

Bühnen- und Verwaltungseingang).<br />

Tickets an allen bekannten<br />

Vorverkaufsstellen sowie in der<br />

Stadthalle Braunschweig.<br />

(Kostenfreies Parken für Ticketkauf möglich.)<br />

::: www.stadthalle-braunschweig.de :::<br />

Ein weiterer Programmpunkt am Jubiläumswochenende<br />

ist der ‚Tag der offenen Tür‘ in<br />

der Stadthalle Braunschweig: Am<br />

6. September, 11<strong>–</strong>18 Uhr. Der Eintritt ist frei!<br />

(*BZ, 1961)


KULTUR // 03.<strong>2015</strong> // 47<br />

Foto: Veranstalter<br />

Foto: Christina Wyrwa<br />

Das Barockensemble Musica Alta<br />

Ripa und Clown Bulipp kommen<br />

nach Schloss Oelber.<br />

Musik zum<br />

Spaßhaben<br />

Als Highlight des diesjährigen<br />

‚Schlossakkord Musikfestivals‘<br />

gilt das Konzert ‚Hofnarr <strong>–</strong><br />

Musik für Könige‘. Mit ihrer<br />

Produktion zeigen Danya Segal,<br />

das preisgekrönte Barockensemble Musica Alta Ripa und Clown Bulipp,<br />

dass das Zeitalter der Alten Musik nicht nur eine staatsmännische, sondern<br />

durchaus auch eine witzige, fröhliche Seite hatte. Mit ausgewählten<br />

Tanzsätzen aus der bekannten Wassermusik und Feuerwerksmusik von<br />

Georg Friedrich Händel sowie Musik aus den Opern von Henry Purcell<br />

‚The Fairy Queen‘ und ‚King Arthur‘ wollen sie die Zuschauer zum Lachen<br />

bringen. Gespielt wird die Musik auf historischen Instrumenten. Der<br />

zeitgenössische Hofnarr, Clown Bulipp, interagiert währenddessen mit<br />

dem Publikum und soll damit auch den letzten Zuschauer zum Schmunzeln<br />

bringen. Die Kulisse des Schlosses Oelber am weißen Wege trägt sein<br />

Übriges zur Atmosphäre der Darbietung bei. ::: akl :::<br />

::: Hofnarr <strong>–</strong> Musik für Könige, 30. August, 19 Uhr, Schloss Oelber,<br />

Salzgitter; Tickets unter www.reservix.de, www.vvk-kuenstlerhaus.de<br />

oder unter der Telefonnummer 0511 16841222 :::<br />

Phaenomenale <strong>2015</strong><br />

in Wolfsburg<br />

‚Das Geheimnis‘ <strong>–</strong> diesen Titel trägt das<br />

Science & Art Festival Phaenomenale <strong>2015</strong>.<br />

Die derzeitige politische Auseinandersetzung<br />

um das Sammeln von Informationen und den<br />

nötigen Datenschutz zeigt die Bedeutung von<br />

Geheimnissen. Die Phaenomenale untersucht<br />

die Faszination von Geheimnissen und<br />

Rätseln, die sich beispielsweise im kulturellen<br />

Bereich mit Krimis, Geheimagententhrillern und Spielfilmen über<br />

Codes niederschlägt. In der Verbindung von Wissenschaft, Forschung,<br />

Kunst und Kultur ist die Phaenomenale einzigartig. Das Festival präsentiert<br />

Anregungen zum Thema mit zahlreichen Veranstaltungen der<br />

unterschiedlichen Institutionen und Partner in Wolfsburg. ::: bea :::<br />

::: Phaenomenale <strong>2015</strong>, 17.<strong>–</strong>27. September, an verschiedenen Orten<br />

in Wolfsburg, www.phaenomenale.com :::<br />

Chinesinnen trommeln<br />

in Braunschweig<br />

Lautstark erklingt fernöstliche Kultur<br />

in der Stadthalle Braunschweig, wenn<br />

‚Manao <strong>–</strong> Drums of China‘ traditionelle<br />

Trommelkunst mit moderner<br />

Bühnenshow und Lichttechnik<br />

vereint. 2008 eröffnete das Ensemble<br />

aus jungen Chinesinnen die Olympischen<br />

Spiele in Peking mit seinem<br />

Trommelwirbel und trat seither in<br />

Kanada, den USA, Singapur, Monaco,<br />

Katar, Südafrika, Australien und<br />

Europa auf. Die Zuschauer erwartet<br />

eine spannungsgeladene Darbietung,<br />

die den Frauen eine hohe körperliche<br />

Ausdauer abverlangt. Neben<br />

verschiedenen Schlagwerken werden<br />

aber auch seltene Saiteninstrumente<br />

vorgestellt, die einen melodischen<br />

Kontrast bilden. Die Musikerinnen<br />

stehen für eine junge, chinesische<br />

Generation, die sich zunehmend an<br />

westlichen Werten orientiert, ihr Traditionsbewusstsein<br />

aber pflegt. Lange<br />

schienen in China Frauen an traditionellem<br />

Schlagwerk unvorstellbar,<br />

die Kunst war bislang den Männern<br />

vorbehalten. Dass die Frauen die<br />

Trommeln beherrschen, zeigten die<br />

positiven Resonanzen. Bisher brachten<br />

die Chinesinnen ausverkaufte<br />

Hallen und Standing Ovations mit<br />

sich. ::: akl :::<br />

::: MANAO <strong>–</strong> DRUMS OF CHINA,<br />

‚THE RETURN OF THE FLYING<br />

DRAGON‘-Tournee <strong>2015</strong>/2016,<br />

21. November, Stadthalle Braunschweig,<br />

Karten an allen bekannten<br />

Vorverkaufsstellen, der Ticket- und<br />

Info-Hotline 0531346372 oder<br />

unter ::: www.paulis.de :::<br />

Foto: Rainer Hackl<br />

Mehr als Stift und Papier<br />

Bis August zeigt das Kunstmuseum<br />

Wolfsburg die Ausstellung ‚Walk The<br />

Line‘. Neue Wege der Zeichnung‘. Sie<br />

befasst sich mit dem Handwerk des<br />

Zeichnens und gibt einen Einblick<br />

in dessen Wandlung innerhalb der<br />

vergangenen 15 Jahre. Es werden<br />

Artikulationsmöglichkeiten<br />

der Linie zwischen<br />

Bild und Schrift wie<br />

auch andere Strategien<br />

des Zeichnens innerhalb<br />

dieses Zeitraums vorgestellt.<br />

Das Zeichnen von<br />

heute geht längst über<br />

klassische Materialien<br />

und Verfahren hinaus.<br />

Es integriert konzeptuelle<br />

Ansätze und immaterielle<br />

Verfahren und erobert<br />

durch die Verwendung<br />

neuer Technologien neue<br />

Flächen und Räume. Aus<br />

Foto: Marek Kruszewski<br />

Das Kabarettfestival<br />

‚Heiße Kartoffeln‘ in und<br />

um Gifhorn geht in die<br />

zwölfte Runde. Vom 24.<br />

September bis 9. Oktober<br />

hält die Veranstaltung<br />

einen Mix aus politischer<br />

Satire, Musik, Comedy<br />

und Kabarett bereit.<br />

Dazu haben die sechs<br />

größten Kulturvereine<br />

Foto: Veranstalter<br />

im Landkreis Gifhorn<br />

und die Sparkasse<br />

Gifhorn-Wolfsburg Künstler und Künstlerinnen aus ganz<br />

Deutschland eingeladen. Das Programm umfasst sieben<br />

Veranstaltungen an sechs Orten, Beginn ist jeweils um<br />

19:30 Uhr. Den Anfang macht Florian Schröder. Auf der<br />

reinen Linien entwickeln sich Wort und<br />

Bilder, aus Sequenzen Filme und ausgeschnittene<br />

Linien werden zu architektonischen<br />

Objekten. Ganze Räume<br />

entstehen aus einzelnen Zeichnungen<br />

und Zeichenmaschinen verleihen musikalischen<br />

Werken Gestalt. Eigens für<br />

Lookalikes, 2014/<strong>2015</strong>: 41 Zeichnungen<br />

(Faksimiles), Projektion 4:3, ohne Ton, 12 Min.<br />

Wieder heiße Kartoffeln<br />

diesen Überblick haben zwölf Künstler<br />

neue, teilweise installative Werke<br />

geschaffen. ::: akl :::<br />

::: Walk The Line. Neue Wege der<br />

Zeichnung, 26. April bis 16. August,<br />

Kunstmuseum Wolfsburg :::<br />

Foto: VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2015</strong><br />

Ludwig van Beethoven/Sonate Nr. 16 (Opus<br />

31, Nr. 1), 2012, Tinte, Bleistift auf Papier<br />

gemeinsamen Auftaktveranstaltung in der Gifhorner<br />

Stadthalle eröffnet er die Kabarett-Tage mit seinem<br />

Programm ‚Entscheidet euch!‘. Folgen werden ihm Lars<br />

Redlich, Ulan & Bator, Martin Zingsheim, Erwin Grosche,<br />

Lisa Fitz und [‚pro:c-dur].<br />

Besuchern werden aber nicht nur satirisch, sondern<br />

auch kulinarisch ‚Heiße Kartoffeln‘ geboten. Vor Ort<br />

bieten sechs Gastronomen allerhand Kartoffelkreationen.<br />

Weitere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen<br />

finden sich unter der Telefonnummer 05371 813704,<br />

berhardt@kulturverein-gifhorn.de und unter<br />

www.heisse-kartoffeln.de. ::: akl :::<br />

::: ‚Heiße Kartoffeln‘, Kabarett-Tage im Landkreis<br />

Gifhorn, 24. September bis 9. Oktober; Karten gibt es<br />

an der Vorverkaufsstelle des Kulturvereins Gifhorn und bei<br />

allen weiteren bekannten Vorverkaufsstellen. :::


KULTUR // 03.<strong>2015</strong> // 49<br />

Kino im Sommer<br />

Im norddeutschen Sommer sollte<br />

jeder von schönem Wetter gesegnete<br />

Abend genutzt werden.<br />

Ein Kinobesuch zu dieser Jahreszeit<br />

kommt dementsprechend den<br />

wenigsten in den Sinn. Umso mehr<br />

dürfen sich die Filmliebhaber der Region<br />

über die anlaufenden Open-Air-<br />

Kinos freuen. In Braunschweig zeigt<br />

der Sommerkino Braunschweig e.V.<br />

schon in der vierten Saison beinahe<br />

vergessene Kultfilme und Filmklassiker<br />

auf einer Leinwand im Garten<br />

des Braunschweiger Kunstvereins.<br />

Der Verein, der sich aus Studenten<br />

der Hochschule für Bildende Künste<br />

und weiteren Freunden zusammensetzt,<br />

bietet zusammen mit dem<br />

Kunstverein neben dem alternativen<br />

Programm zum Kino-Mainstream<br />

auch kostenlosen Eintritt. Die Zuschauerzahl<br />

ist allerdings auf 500<br />

Personen beschränkt. Vor Beginn der<br />

Vorstellungen haben die Besucher<br />

außerdem von 19 bis 21 Uhr freien<br />

Eintritt in den Kunstverein. Kurzführungen<br />

finden jeweils um 20.30<br />

Uhr statt. Auch im Raum Helmstedt<br />

werden die Leinwände im Freien wieder<br />

für Besucher aufgebaut. Für das<br />

Open-Air-Kino im Innenhof des Kloster<br />

St. Ludgeri muss eine Sitzgelegenheit<br />

zwar selbst mitgebracht werden,<br />

dafür gibt es ein Angebot an Speisen<br />

und Getränken vor Ort. Auch im<br />

Schloss Schöningen kann man Filme<br />

unter freiem Himmel genießen. Hier<br />

setzt man auf Familienunterhaltung<br />

mit Komödien und Kinderfilmen. In<br />

Wolfsburg zieht das Open-Air-Kino<br />

wieder in das Hallenbad Kultur am<br />

Schachtweg. Karten können getrost<br />

im Vorfeld gekauft werden, denn bei<br />

schlechtem Wetter hat man dort die<br />

Möglichkeit, die Veranstaltung in die<br />

inneren Räume zu verlegen. :::<br />

::: Sommerkino Kult und Klassiker,<br />

Haus Salve Hospes, Lessingplatz 12,<br />

16.07. <strong>–</strong> 20.08.<strong>2015</strong>, weitere Informationen<br />

unter www.sommerkinobraunschweig.de<br />

:::<br />

Foto: Aline Köhler<br />

::: Open-Air-Kino Schloss Schöningen,<br />

24.07. <strong>–</strong> 27.07.<strong>2015</strong>, weiter<br />

Informationen unter<br />

www.helmstedterkinos.com :::<br />

::: Open-Air-Kino Wolfsburg, Hallenbad<br />

Kultur am Schachtweg, 08.07.<br />

<strong>–</strong> 12.07.<strong>2015</strong>, weitere Informationen<br />

unter www.hallenbad.de :::<br />

Blick in<br />

Richtung Israel<br />

Das Mönchehaus Museum Goslar präsentiert einen der<br />

prominentesten Künstler Israels mit einer Ausstellung. Tsibi<br />

Geva lebt und arbeitet in Israeal und Tel Aviv. Seit Mai<br />

vertritt der 64-Jährige sein Land auf der Kunstbiennale in<br />

Venedig. Bekannt geworden ist Geva durch seine kraftvolle,<br />

wilde und anarchische Malerei, die zugleich abstrakt und<br />

gegenständlich ist. Obwohl er sich nicht als politischer<br />

Künstler versteht, wirken seine erzählenden Bilder und<br />

Installationen wie Analogien für die düstere Stimmung in<br />

seinem Heimatland, in dem gewalttätige Auseinandersetzungen<br />

zwischen Israelis und Palästinensern alltäglich geworden<br />

sind. Anlass für die Goslarer Ausstellung ist unter<br />

anderem das 50-jährige Jubiläum der deutsch-israelischen<br />

Freundschaft in diesem Jahr. ::: akl :::<br />

::: Ausstellung der Werke von Tsibi Geva, 2. Juli bis<br />

27. September, Mönchehaus Museum Goslar :::<br />

Foto: Zsibi Geva<br />

‚Geiz ist ungeil‘<br />

Foto: Veranstalter<br />

Im November zieht Ole Lehmann mit seinem neuen Comedy-Programm ‚Geiz ist<br />

ungeil <strong>–</strong> So muss das Leben!‘ in die KuBa Halle in Wolfenbüttel ein. Für gewöhnlich<br />

ist der gebürtige Hamburger bekannt als der Meister der Gelassenheit unter<br />

den Comedians. Die Frage ‚In was für einer Welt leben wir eigentlich?‘ scheint ihn<br />

jedoch aus der Ruhe zu bringen. In seinem Programm geht er den Medienkampagnen<br />

und dem modernen Konsumfehlverhalten der Menschen auf den Grund:<br />

Wir schreien, wenn der Postmann zweimal klingelt und Schuhe bringt, wir dürfen<br />

Schnitzel nicht mehr Schnitzel nennen und wir sollen geizig sein beim Kauf eines<br />

elektronischen Geräts. ‚In Wirklichkeit macht das doch keiner‘, denkt sich Ole Lehmann.<br />

Mit seiner humorvollen Sichtweise auf die Dinge regt er zum Nachdenken an<br />

und zeigt eine Anleitung für mehr Zufriedenheit. Auch bei dieser Vorstellung darf<br />

mit dem charakteristisch hohen Anteil an Musik gerechnet werden. ::: akl :::<br />

::: Ole Lehmann, ‚Geiz ist ungeil <strong>–</strong> So muss das Leben!‘, 26. November,<br />

KuBa Halle Wolfenbüttel. Karten und Informationen unter 0531 346372,<br />

unter www.paulis.de und an allen örtlich bekannten Vorverkaufsstellen. :::<br />

Besserwisser gesucht.<br />

... wenn Sie sich trauen, bei unseren<br />

Experten mit zu diskutieren. Jetzt anmelden!<br />

www.abt-jerusalem-akademie.de


RUBRIK WISSEN // 03.2011 xx.2011 // 51<br />

Kathrin Lange …,<br />

... was verbindet Sie heute<br />

mit Ihrer Heimatstadt Goslar?<br />

Goslar ist über die Jahre für<br />

mich in mancherlei Hinsicht<br />

zu einem Sehnsuchtsort geworden.<br />

Gelebt habe ich hier ja nur<br />

bis ich sieben Jahre alt war, aber<br />

natürlich gibt es eine ganze Reihe<br />

Kindheitserinnerungen, die in meinem<br />

Kopf aufscheinen, wenn ich daran<br />

denke. Einige davon reichen sehr<br />

weit in meine eigene Vergangenheit<br />

zurück, wie z.B. unsere Badewanne<br />

im Keller (!), bei der man Stunden im<br />

Voraus den Boiler anheizen musste,<br />

wenn man heißes Wasser haben wollte.<br />

Oder der kleine Tante-Emma-Laden<br />

quer über die Straße, bei dem ich<br />

mir Mohrenköpfe kaufen durfte. Was<br />

war ich stolz darüber, allein über die<br />

Straße gehen zu dürfen!<br />

Und dann natürlich die Rosenbeete<br />

vor dem Haus, die der unfreundliche<br />

Nachbar wie ein Schießhund vor uns<br />

Kindern verteidigte. Ich erinnere mich<br />

noch heute an meine Angst vor diesem<br />

polternden Mann, der noch dazu den<br />

sprechenden Namen „Herr Schwarzer“<br />

trug. Möglicherweise ist ja ein wenig<br />

von seiner Persönlichkeit in einige meine<br />

Krimifiguren gewandert.<br />

Es gibt übrigens ein Kinderbild von<br />

mir, auf dem ich mitten in den Rosen<br />

hocke und mit verschmitztem Grinsen<br />

an einer der hochheiligen Blüten zupfe.<br />

Ich sehe es als Zeichen dafür, dass<br />

ich schon damals gern Autoritäten hinterfragt<br />

habe. „Warum darf man das<br />

nicht?“, war lange Zeit meine Lieblingsfrage<br />

und wenn ich genau drüber nachdenke,<br />

ist sie das auch heute noch.<br />

Und dann sind da noch die Wälder<br />

hinter unserem Dorf, in denen ich mit<br />

meinen Freundinnen gespielt habe. Sie<br />

Foto: Susanne Krauss, München<br />

machen einen Teil meiner Sehnsucht<br />

aus. Dort, wo ich aktuell wohne, gibt es<br />

in weitem Umkreis keinen Wald und ich<br />

vermisse das Gefühl, einfach aus der<br />

Stelle mir vor, wieder<br />

dorthin zu ziehen ...<br />

Haustür zu gehen und unter Bäumen<br />

entlangzulaufen, den Geruch von Laub<br />

und Pilzen in der Nase zu haben ...<br />

Lange Zeit hatte ich übrigens eher<br />

wenige Berührungspunkte mit Goslar.<br />

Erst, als ich Anfang des neuen Jahrtausends<br />

anfing, meine ersten Romane<br />

(„Jägerin der Zeit“ und „Die verbrannte<br />

Handschrift“) zu schreiben, die zum<br />

Teil in der Stadt und vor allem in der<br />

alten Königspfalz Verla spielen, habe<br />

::: Kathrin Lange wurde 1969 in Goslar<br />

am Harz geboren. Obwohl sie sich beruflich<br />

der Hundestaffel der Polizei anschließen<br />

wollte, siegte am Ende ihre Liebe zu Büchern<br />

und sie wurde zuerst Buchhändlerin<br />

und dann Schriftstellerin. Heute ist sie Mitglied<br />

bei den International Thriller Writers<br />

und schreibt sehr erfolgreich Romane für<br />

Erwachsene und Jugendliche. Ihre Serie um<br />

den Berliner Sonderermittler Faris Iskander<br />

wurde erst kürzlich für eine Verfilmung für<br />

das Fernsehen verkauft.<br />

Im Moment lebt Kathrin Lange mit ihrem<br />

Mann, zwei Söhnen und Hund in einem kleinen<br />

Dorf bei Hildesheim. :::<br />

ich angefangen, mich intensiver mit<br />

der Geschichte Goslars zu beschäftigen.<br />

Die Kaiserpfalz mit ihren berühmten<br />

Wislicenus-Gemälden im Sommersaal<br />

war mir dabei allerdings weniger<br />

Inspirationsquelle als vielmehr meine<br />

diversen Spaziergänge durch die alten<br />

Fachwerkgassen <strong>–</strong> und vor allem entlang<br />

der malerischen Abzucht.<br />

Obwohl ich inzwischen ja Thriller<br />

schreibe, die im Hier und Jetzt spielen,<br />

hängt übrigens noch heute eine historische<br />

Karte der Gegend um Goslar<br />

in meinem Büro. Ich spaziere gern mit<br />

dem Finger darauf herum und stelle<br />

mir vor, dass ich irgendwann wieder<br />

dorthin ziehen werde.<br />

Dann werde ich als alte Frau in einem<br />

der noch viel älteren Fachwerkhäuser<br />

sitzen und wahrscheinlich noch<br />

immer explosive Krimis schreiben, in<br />

denen Berlin in die Luft fliegt. :::<br />

Wir brauchen Verstärkung.<br />

Autoren/Autorinnen<br />

Anzeigenberater/in<br />

gesucht<br />

Bei Interesse Bewerbungsunterlagen<br />

inklusive Arbeitsproben<br />

per Post oder E-Mail an<br />

<strong>regjo</strong> Verlag <strong>Südostniedersachsen</strong> GmbH<br />

Frau Dr. Heike Steingaß<br />

Ekbertstr. 14<br />

38122 Braunschweig<br />

h.steingass@<strong>regjo</strong>-son.de

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