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ORBIS SENSUALIUM PICTUS - Databook.cz

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philosoph nicht genügend gewürdigt wurde. SeineAnsichten wurden von der inoffiziellen philosophischenForschungsrichtung, repräsentiert vorallem durch Professor Patočka und seine Schüler,schöpferisch entwickelt.Comenius ging als Philosoph von einer vonGott gegebenen Ordnung aus und war überzeugt,dass der Mensch darin seinen Platz hat.Die menschliche Aufgabe des Menschen in dieserWelt ist seine Zusammenarbeit beim Strebennach dem höchsten Ziel. Er betonte die Aktivitätdes Menschen, seine schöpferische Tätigkeit undseine Fähigkeit sich ständig zu vervollkommnen.Comenius erkannte wie keiner zuvor den hohenWert der menschlichen Arbeit und der schöpferischenmenschlichen Tätigkeit.Der Weg zu den Benutzern des WerkesDer Weg des Werkes Orbis pictus zum tschechischenLeser war weder leicht noch schnell.Comenius hatte den lateinischen Text des Werkesschon während seines Aufenthaltes in Ungarn inSárospatak (1650 – 1654) vorbereitet, wohin ervom ungarischen Adel eingeladen wurde, um beider Schulreform zu helfen. Aber für die dortigeDruckerei war es nicht leicht, die Bilder herzustellenund auch der ungarische Text, parallel zum lateinischenText, wurde nicht rechtzeitig fertig. Comeniusschickte aus Lešno (Lissa) dem DruckerMichael Endter einen Text nach Nürnberg. Diesgeschah noch vor dem bekannten Brand, dessenverheerender Wirkung Comenius’ übrige Handschriftenzum Opfer fielen. Dadurch wurde Orbisgerettet. Endter besorgte zum lateinischen Textdie deutsche Übersetzung des Dichters Sigmundvon Birken. „Orbis sensualium pictus“ erschien sozum ersten Mal in Nürnberg 1658 als zweisprachigeHerausgabe. Wegen großem Erfolg erschiendie zweite Auflage bereits 1659, es folgten vieleweitere Auflagen, auch eine viersprachige mit Italienischund Französisch und eine dreisprachigemit Ungarisch. In der deutsch-lateinischen Versionverbreitete sich Orbis schnell als Lehrbuch in dennorddeutschen und mitteldeutschen Städten.„Orbis sensualium pictus“ setzte sich baldauch in England durch und erfreute sich schnellerBeliebtheit. Bereits 1659 erschien er in London miteinem interessanten Vorwort des HerausgebersCharles Hool, der ihn als Verwirklichung seinereigenen Idee begrüßte. Bekannt sind auch weitereenglische Auflagen. Die 12. Auflage, um die sichWilliam Jones verdient gemacht hat, erschien 1798in New York. Orbis pictus wurde als ein beliebtesLehrbuch in Dänemark und Schweden verwendet.Seine Lebenskraft und Wirksamkeit wurde auchdadurch beeinflusst, dass es nach aktuellen Bedürfnissenbearbeitet und erweitert wurde. Seineweltweite Beliebtheit gipfelte in den Jahren 1670– 1680.Bei der Verbreitung von Orbis in Polen spieltedie Stadt Wroclaw (Breslau) eine große Rolle.Dank dem Herausgeber Kaspar Müller erschien eszum ersten Mal 1667 in lateinischer, französischer,deutscher und polnischer Sprache. Bekannt sindauch zahlreiche spätere dreisprachige Herausgabenmit Polnisch und es gibt auch eine zweisprachigelateinisch-polnische Herausgabe.Von Endters lateinisch-deutsch-ungarischenBearbeitung gingen später die Herausgeber in Ungarnund Siebenbürgen aus. Für die Entstehungdes tschechischen Orbis-Textes ist die viersprachigeHerausgabe vom Jahre 1685 der DruckereiSamuel Brewer in Levoča von Bedeutung.Nachdieser bekannten Herausgabe folgt nach dem lateinischen,deutschen und ungarischen Text noch einvierter Text, der eine Mischung nicht nur tschechischerund mittelslowakischer sprachlicher Elementeist, sondern auch einiger ostslowakischerElemente, die dem Polnischen ähnlich sind, bzw.auch polnischer Elemente. Der besondere Charak-ter dieses Textes, der eine Vorbereitunsphase derslowakischen Schriftsprache repräsentiert, kanndurch die kollektive Arbeit bei seiner Entstehung,durch den Aufenthalt eines Autors, höchstwahrscheinlichDaniel Horčička-Synapius, in verschiedenenSprachgebieten, teilweise auch durch denEingriff des Druckers usw. erklärt werden. Derlateinische Titel „Orbis sensualium pictus“ ist indieser Herausgabe als „Die sichtbare Welt“ übersetzt.Die Stiche stammen von Jonáš Bubenka. DasWerk wurde 1728 wieder herausgegeben, aberschon mit einem korrigierten Text, der sich dembiblischen Tschechisch nähert. Diese Korrekturvon Jiří Bahyla stellt den ersten wirklich tschechischenText dar.Die erste russische Orbis-Übersetzung wurdeunter der Regierung Peters des Großen erstellt.Sie sollte einer höheren Moskauer Schule dienen,blieb aber als Handschrift und wird in derSt.Petersburger Bibliothek der Akademie der Wissenschaftenaufbewahrt. Die erste erhaltene Herausgabevon Orbis mit russischem Text erschien1760 in fünfsprachiger Form unter dem Titel Vidimyjsvět. Es handelte sich um die erste verlegerischeTätigkeit der neu gegründeten MoskauerUniversität aus Anregung von M. V. Lomonosov.Die Verwendung von Orbis war lange Zeitin Österreich unmöglich. Erst der piaristischePädagoge P. Gracian Marx hat sich um seineHerausgabe 1756 und seine Benutzung als Gymnasiallehrbuchverdient gemacht. Es handeltesich um eine Auswahl von 82 Kapiteln aus derursprünglichen Nürnberger Herausgabe. Erlaubtwurde auch eine Version mit tschechischem Text,aber der erschien nur einmal, und zwar 1779. Vonder Marx’ Auswahl gingen auch weitere Bearbeitungenaus. Für Tschechisch ist die Herausgabedes Gymnasialprofessors in Sárospatak Jan Szombathyvon Bedeutung, der zum lateinischen unddeutschen Text noch den ungarischen hinzufügteund in den Herausgaben von 1798, 1806 und 1820auch den tschechischen. Die Tradition von Orbisblieb in Ungarn und Siebenbürgen noch weit bisins 19. Jahrhundert erhalten.Neben den Vermittlungswegen über Ungarnund Wien hat sich für Orbis ein dritter Weg nachBöhmen als besonders bedeutend gezeigt, undzwar der aus dem polnischen Wroclaw. Der dortigeVerleger stand in Kontakt mit den deutschenEndters. Nachdem die Endters an der Herausgabevon Orbis das Interesse verloren hatten, verkauftensie die Stiche mit der zweiten Garnitur der Druckstöckean den Drucker Wilhelm Bog. Korn. Diesergab den viersprachigen lateinisch-französischdeutsch-polnischenOrbis 1805 und 1818 heraus.In der Zeit der nationalen Wiedergeburt kam diezweite Herausgabe dieses Orbis dem GymnasialprofessorJosef Chmel in Hradec Králové in dieHände. Die Idee, Comenius’ Werk dem tschechischenLeser zugänglich zu machen, hat Chmel sogefesselt, dass er selbst eine neue Übersetzung insTschechische erstellte und für ihre Herausgabe denVerleger Jan Hostivín Pospíšil gewann. Sie kauftenvon dem Wroclawer Verleger die Druckstöcke undso erschien 1833 in Hradec Králové eine neue lateinisch-deutsch-tschechisch-polnisch-französischeHerausgabe. Dank überlegter Anstrengungen desVerlegers sowie des Herausgebers, die zahlreicheAbonnenten gewannen, gelangte Orbis pictus endlichzur breiten tschechischen Leseröffentlichkeit.In vier Monaten wurden 5 300 Exemplare verkauft.Pospíšils gaben Orbis auch später heraus, in HradecKrálové und in Prag, jedoch bereits ohne Polnisch.Die Lebenskraft von Orbis war groß, er fandden Weg auch in die Fachschulen und zwar alstschechisch-deutsches Konversationshandbuch.Unter dem Titel „Orbis pictus“ in tschechischerund deutscher Sprache erschien er in der Bearbeitungvon František Patočka, Professor am Realgymnasiumin Tábor. Die Bilder erstellte Jan Kostěnec,18 19

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