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Abschlussbericht des Graduiertenkollegs (pdf) - Zentrum für ...

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jeweiligen Generationszeit unterschiedlich ausgeprägte Verschiebungen der genetischen Populationsstruktur<br />

festgestellt werden.<br />

Die untersuchten Taxa der Untergattung Meleageria scheinen anhand von Allozymuntersuchungen phylogenetisch<br />

jung zu sein und ihre Differenzierung weitgehend in der zweiten Hälfte <strong>des</strong> Pleistozän durchlaufen<br />

zu haben. Die Radiation der Mohrenfalter hingegen erscheint stammesgeschichtlich zum Teil erheblich<br />

älter, so daß der Beginn von Differenzierungsprozessen bis zum Anfang <strong>des</strong> Pleistozän und eventuell bis ins<br />

Pliozän vermutet werden.<br />

8.4.8 Austauschprozesse zwischen und genetische Struktur von Flußbarschpopulationen<br />

Bearbeiter: Dr. Andreas Wagner<br />

Hauptbetreuer: Univ.-Prof. Dr. A. Seitz<br />

Populationen <strong>des</strong> Flußbarschs (Perca fluviatilis L.) werden aufgrund mangelnder kommerzieller Nutzbarkeit<br />

nicht direkt durch Besatzmaßnahmen anthropogen in ihrer genetischen Struktur beeinflußt. Diese Art ist<br />

<strong>des</strong>halb geeignet, die natürlichen Austauschprozesse in und zwischen Populationen mit populationsgenetischen<br />

Methoden zu untersuchen. Die weite Verbreitung <strong>des</strong> Flußbarsches, der mit Ausnahme sehr schnell<br />

fließender Gewässer alle Gewässertypen, einschließlich der Brackwasserbereiche besiedelt, kennzeichnet ihn<br />

als eine euryöke Art. Flußbarsche sind in ganz Eurasien einschließlich der Britischen Inseln, jedoch ohne<br />

Spanien und Italien, vertreten.<br />

Frühere enzymelektrophoretische Studien am Flußbarsch haben diese Art, im Gegensatz zu der aufgrund<br />

seiner euryöken Verbreitung erwarteten hohen Polymorphie, als sehr monomorph mit geringen räumlichen<br />

Differenzierungen charakterisiert. Dies könnte zum Beispiel auf eine kurze Verbreitungsgeschichte mit<br />

einem europaweiten Austausch zwischen den Populationen zurückzuführen sein. Dies würde erklären,<br />

warum erstens generell nur eine geringe genetische Polymorphie zu beobachten ist und zweitens keine<br />

regionalen Muster erkennbar sind.<br />

Um diese Hypothese zu überprüfen wurden Barsche aus unterschiedlichen Regionen und unterschiedlichen<br />

Gewässertypen untersucht (Flußpopulationen aus Saar, Mosel und Spree und Seepopulationen aus dem<br />

oligotrophen Weinfelder und dem eutrophen Meerfelder Maar in der Eifel). Zudem wurde als Untersuchungsmethode<br />

nicht die Enzymelektrophorese, sondern das DNA-Fingerprinting gewählt, da damit sowohl<br />

technisch mehr Polymorphismen nachgewiesen werden können (ca. dreimal mehr auf der DNA-Ebene als<br />

bei Proteinen), aber auch ein höherer Grad an genetischem Polymorphismus erwartet werden kann, da<br />

durch das DNA-Fingerprinting nichtkodierende Regionen der DNA erreicht werden, die wahrscheinlich selektionsneutral<br />

sind.<br />

Alle fünf Populationen ließen sich aufgrund der Zahl gemeinsamer Banden im DNA-Fingerprint (Band-<br />

Sharing-Frequenzen, BSF) signifikant voneinander trennen. Die Fluß- und Seepopulationen unterschieden<br />

sich bezüglich der Häufigkeitsverteilung der Fragmentlängen. Insbesondere fehlten in den Seepopulationen<br />

kurze Fragmente (3,7 bis 4,2 kB). Die Populationen aus der Spree zeigten besonders in diesem Bereich<br />

ihr Maximum der Fragmenthäufigkeit. Diese Charakterisierung läßt den Schluß zu, daß die Habitatqualität<br />

(Fluß bzw. See) die genetische Struktur der Populationen stärker beeinflußt hat als die regionale Verbreitung.<br />

Eine Clusteranalyse der BSF-Werte läßt ähnliche, jedoch differenziertere Schlüsse zu. Es bestätigt<br />

sich, daß die beiden Seepopulationen genetisch am ähnlichsten sind und auf einem gemeinsamen Zweig<br />

<strong>des</strong> Phänogramms liegen. Es ist jedoch auch eine geographische Zuordnung der Populationen erkennbar:<br />

Saar- und Moselpopulationen sind deutlich (etwa in gleichem Maß wie die beiden Seepopulationen) von<br />

der Spreepopulation abgesetzt. Das aktuell beobachtbare Verteilungsmuster der genetischen Ähnlichkeiten<br />

kann demnach durch ein Zusammenwirken von min<strong>des</strong>tens zwei Prozessen verstanden werden: Habitateigenschaften<br />

(durch Selektion oder genetische Drift in den weitgehend isolierten Teilpopulationen) und<br />

eingeschränkter Genaustausch aufgrund der regionalen Verteilung.<br />

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