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Abschlussbericht des Graduiertenkollegs (pdf) - Zentrum für ...

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8.4.7 Genetische Populationsstruktur und Arealsystemanalyse <strong>des</strong> Silbergrünen Bläulings Polyommatus<br />

coridon und <strong>des</strong> Rundaugen-Mohrenfalters Erebia medusa<br />

Bearbeiter: Dipl.-Biol. Thomas Schmitt<br />

Hauptbetreuer: Univ.-Prof. Dr. A. Seitz<br />

Die populationsgenetischen Strukturen der Tagfalter P. coridon, P. icarus, E.medusa und M. jurtina wurden<br />

über einen großen Bereich ihrer europäischen Verbreitungsgebiete mittels Allozymelektrophorese untersucht.<br />

Zusätzlich wurden P. hispana, P. bellargus und verschiedenen Erebia spec. analysiert. Folgende Ergebnisse<br />

wurden erzielt:<br />

P. coridon besitzt zwei genetische Großgruppen, die vermutlich durch Differenzierung im adriatomediterranen<br />

(P. coridon apennina) und im pontomediterranen Bereich (Nominatform) entstanden sind.<br />

Die Kontaktzone zwischen beiden Taxa verläuft nordöstlich <strong>des</strong> Kyffhäuser, entlang der Ostgrenze<br />

Thüringens, dann folgend den Kämmen <strong>des</strong> Erzgebirges und <strong>des</strong> Bayerischen Wal<strong>des</strong> oder Böhmerwal<strong>des</strong>.<br />

Im deutsch-österreichischen Grenzgebiet wird die Donau überschritten. In den Alpen verläuft die Grenzlinie<br />

etwa entlang der westlichen Wasserscheiden der nach Osten entwässernden Flußsysteme Drau und Save.<br />

Die genetische Verarmung der süddeutschen Populationen von P. coridon apennina wird als Auswirkung<br />

<strong>des</strong> Flaschenhalses bei der Durchwanderung der Burgundischen Pforte interpretiert.<br />

Die populationsgenetische Struktur von P. coridon apennina im westrheinischen Deutschland folgt keinem<br />

geographischen oder erkennbaren historischen Ordnungsprinzip. P. c. coridon zeigt kontinuierlichen Verlust<br />

der durchschnittlichen Allelzahl von Westungarn bis nach Brandenburg. Für dieses Taxon konnte isolation<br />

by distance nachgewiesen werden. P. bellargus besitzt drei genetische Großgruppen, die vermutlich das<br />

atlanto-, adriato- und pontomediterrane Refugium repräsentieren. P. icarus zeigt keine Auftrennung in<br />

genetische Gruppen, sondern bildet ein großes isolation by distance System über ganz Europa aus. Deshalb<br />

war diese Art während <strong>des</strong> Würm-Glazials wohl nicht in verschiedenen Refugien isoliert, sondern besiedelte<br />

ein nicht disjunktes europäisches Areal.<br />

Die untersuchten Populationen von E. medusa teilen sich auf vier genetische Großgruppen auf. Die genetisch<br />

reichhaltigste (Nominatform) in Tschechien, der Slowakei und Nordost-Ungarn leitet sich aus einem<br />

südosteuropäischen Refugium ab.<br />

Die Nominatform von E. medusa spaltet sich in zwei genetische Linien auf, die unterschiedliche postglaziale<br />

Immigrationslinien nördlich und südlich der Karpaten repräsentieren dürften. E. medusa brigobanna, die<br />

Frankreich und Deutschland besiedelt, differenzierte sich glazial in einem Rückzugsgebiet am Westalpenrand,<br />

das teilweise Südwestdeutschland erreicht haben könnte.<br />

Am Ostalpenrand differenzierte sich ein weiteres Taxon, das wahrscheinlich als E. medusa loricarum zu<br />

bezeichnen ist, und das im westlichen Ungarn nachgewiesen wurde.<br />

E. medusa hippomedusa ist ein rein südalpines Taxon, das sich vermutlich durch glaziale Isolation im<br />

Südalpenbereich herausbildete. Phänotypisch ähnlich erscheinende Individuen von Hochlagen der Gebirge<br />

(z.B. Feldberg im Schwarzwald) außerhalb der Südalpen, müssen den jeweiligen anderen Subspezies<br />

zugerechnet werden.<br />

M. jurtina weist im Untersuchungsgebiet zwei genetische Großgruppen auf. Dies ist wahrscheinlich auf<br />

zwei unterschiedliche Refugialgebiete zurück zu führen, ein atlantomediterranes (M. jurtina hispulla) und<br />

ein (adriato)-pontomediterranes (Nominatform). Die Nominatform konnte in Deutschland, Norditalien,<br />

der Slowakei und Ungarn nachgewiesen werden. M. jurtina hispulla besiedelt die Iberische Halbinsel und<br />

Frankreich.<br />

Weder <strong>für</strong> M. jurtina hispulla noch <strong>für</strong> die Nominatform konnten unterhalb der Subspeziesebene weitere<br />

Strukturierungen festgestellt werden, die geographische Gegebenheiten oder Auswirkungen der postglazialen<br />

Arealexpansion reflektieren würden. Für P. coridon, E. medusa und M. jurtina konnten zum Ende der<br />

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