Abschlussbericht des Graduiertenkollegs (pdf) - Zentrum für ...

Abschlussbericht des Graduiertenkollegs (pdf) - Zentrum für ... Abschlussbericht des Graduiertenkollegs (pdf) - Zentrum für ...

zfu.uni.mainz.de
von zfu.uni.mainz.de Mehr von diesem Publisher
05.12.2012 Aufrufe

Ein BCF von 32 wurde für den Acetylcholinesterase-Hemmer Methylparathion ermittelt. Oxidation, Dearylierung und Nitroreduktion sind die wichtigsten metabolischen Reaktionen. Der prozentuale Anteil des Metaboliten Methylparaoxon war im Vergleich zu 4-Nitrophenol und p-Aminophenol wesentlich geringer. Die Unterschiede in der Lipophilie zwischen Methylparathion und den gebildeten Metaboliten wirkten sich entscheidend auf die Verteilung in den Fischen aus. Während im Filet über 80 % der Gesamtmenge als Ursubstanz vorlagen, betrug der Anteil im Verdauungstrakt nur noch etwa 10 %. Methylparathion und die gebildeten Metabolite wurden von den Fischen sehr schnell ausgeschieden (t 1/2 = 1.4 h). Die toxikokinetischen Parameter der untersuchten Testsubstanzen zeigten Unterschiede in der Aufnahme, Anreicherung, Verteilung, Metabolisierung und Elimination. Nach subletaler Applikation resultierten daraus unterschiedliche interne konzentrationen. Unter Berücksichtigung der kinetischen Prozesse wurden letale Körperdosen kalkuliert. Für 3,4-Dichloranilin und Methylparathion lagen die Werte bei 380 und 450 µmol/kg. Die kalkulierten Letaldosen von Methylparaoxon, dem eigentlichen Hemmer der AChE und von dem Entkoppler 2,4-Dinitrophenol lagen um den Faktor 30 unter den Dosen von 3,4-Dichloranilin und Methylparathion, die als unspezifisch wirkende polare Narkotika eingestuft werden können. Die Kalkulation letaler Körperdosen unter Berücksichtigung der Toxikokinetik liefert Hinweise auf das Vorliegen spezifischer Wirkmechanismen und stellt ein gutes Maß für die Abschätzung der akuten Toxizität dar, die in der Reihenfolge Methylparaoxon < 2,4-Dinitrophenol < 3,4-Dichloranilin < Methylparathion abnimmt. 8.3.3 Bioakkumulation und Verteilung von 3,4-Dichloranilin und α-Endosulfan im aquatischen Laborsystem: ein Vergleich zwischen Einzelspezies- und Mikrokosmos-Experimenten. Bearbeiter: Dipl.-Biol. Achim Schmitz Hauptbetreuer: Univ.-Prof. Dr. R. Nagel Für die Bewertung der Anreicherung von Umweltchemikalien in aquatischen Organismen werden zur Zeit überwiegend Ergebnisse aus Untersuchungen mit Fischen herangezogen. Diese Vorgehensweise wirft die Frage nach der Übertragbarkeit der Daten auf andere Wasserorganismen, sowie auf komplexere Bedingungen im Freiland auf. Vor diesem Hintergrund wurden Einzelspezies- und Mikrokosmos-Experimente mit den Modellsubstanzen 3,4-Dichloranilin und α-Endosulfan durchgeführt. Die Verwendung der Tracertechnik machte Untersuchungen zum Metabolismus mittels Hochleistungsflüssigkeitschomatographie (HPLC) notwendig. Hierzu mußten Extraktionsmethoden und Trennsysteme für den Nachweis der Metabolite in Organismen und Haltungswasser entwickelt werden. Die toxikokinetischen Parameter zur Aufnahme, Metabolisierung, Anreicherung und Elimination von 3,4- Dichloranilin wurden an den aquatischen Invertebraten Daphnia magna, Asellus aquaticus, Planorbarius corneus, Tubifex tubifex, Limnodrilus hoffmeisteri und Lumbricus variegatus, sowie bei den submersen Makrophyten Ceratophyllum demersum und Elodea canadensis in Einzelspezies-Tests untersucht. Die Biokonzentrationsfaktoren (BCF) auf Basis der 14 C-Aktivität betrugen 113 (Ceratophyllum demersum), 79 (E. canadensis), 29 (D. magna), 28 (A. aquaticus), 15 (P. corneus), 35 (T. tubifex), 30 (L. hoffmeisteri) und 800 (L. variegatus). Die, auf die Ursubstanz bezogenen BCF lagen erwartungsgemäß niedriger, als die auf die Gesamtradioaktivität basierenden Werte. Die Untersuchungen zur Elimination in fremdstofffreiem Wasser ergaben z.T. hohe Restradioaktivitäten in den Organismen. So konnten bei Versuchsende (264 h) noch 72 % der zu Beginn der Elimination enthaltenen 14 C-Aktivität im Oliogochaeten L. variegatus nachgewiesen werden. Zur Untersuchung der Bioakkumulation unter komplexen, naturnahen Bedingungen wurde ein Aquarienmikrokosmos mit einem Gesamtvolumen von 40 Litern etabliert. Die Überprüfung der Stabilität in vier Parallelansätzen über einen Zeitraum von mehr als fünf Monaten ergab eine hohe Übereinstimmung bezüglich der wasserchemischen Parameter, sowie der qualitativen Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften. Die aus der Literatur bekannten BCF von 3,4-DCA und α-Endosulfan bei Fischen unterscheiden sich zum 66

Teil um Größenordnungen von den in der vorliegenden Arbeit ermittelten BCF für andere aquatische Organismen. Für beide Substanzen ist eine Übertragung der Daten weder von Fischen auf Invertebraten, noch von einer Invertebratenspezies auf die andere möglich. Insbesondere für das mittelpolare 3,4-DCA wird die Bioakkumulationsneigung in Invertebraten und Makrophyten bei Anwendung des üblichen Bewertungsschemas unterschätzt. Die im Rahmen der Arbeit etablierten Mikrokosmen bieten die Möglichkeit zur zeitgleichen Untersuchung von Bioakkumulationsvorgängen bei mehreren Tier- und Pflanzenspezies unter vergleichsweise naturnahen Bedingungen. Darüber hinaus liefern die Systeme Informationen zur Verteilung und zum Verbleib der Testsubstanzen. 8.3.4 Qualifizierung und Quantifizierung von Fremdstoffen in Wasser und Fischen aus unterschiedlich belasteten Gewässern mittels Gaschromatographie / Massenspektroskopie Bearbeiter: Dr. Thomas Ternes. Dr. Michael Engel Hauptbetreuer: Univ.-Prof. Dr. R. Nagel Bei diesem Projekt handelt es sich um ein Folgeprojekt zur Dissertation von Herrn Ternes, das von Herrn Dr. Ternes begonnen und von Herrn Dr. Engel fortgesetzt und abgeschlossen wurde. Von den insgesamt 61 im Rahmen des Disserationsprojektes untersuchten Substanzen konnten lediglich die mittelpolaren Herbizide im Wasser nachgewiesen werden. Die Konzentrationen lagen für die 13 Herbizide zwischen 1 und 157 ng/l. Bildet man die Summe, so zeigt sich, daß der Hegbachsee mit 520 ng/l deutlich stärker belastet ist, als der Neuhofer Altrhein (57 ng/l) und die drei Maare (17 - 33 ng/l). Da in den Fischen eine Vielzahl von lipophilen Substanzen nachgewiesen werden konnte, deren Konzentrationen im Wasser unter der Nachweisgrenze lagen, können Fische für solche Chemikalien als Expositionsmonitor dienen. Von Schwermetallen und lipophilen Chemikalien ist jedoch bekannt, daß sie sich im Sediment von Gewässern anreichern können. Im Rahmen des Postdoktoranden-Projektes wurde deshalb geprüft, ob dies auch für mittelpolare Substanzen gilt. Hierzu wurden ” clean-up“-Methoden entwickelt, die eine Bestimmung der Triazine, Carbonsäureamide und Phenylharnstoff-Derivate im ppt-Bereich ermöglichen. Um diese niedrigen Nachweis- grenzen zu gewährleisten, müssen Anreicherungsfaktoren zwischen 1000 und 10000 vorliegen. Zur Detektion wurde ein Gaschromatograph mit massenselektivem Detektor verwendet. Mit den ausgearbeiteten Methoden wurde das Sediment des Mombacher Leitgrabens in Mainz untersucht. Nach Abschluß des Projektes sowie einer zeitgleich durchgeführten Diplomarbeit im Fachbereich Biologie, die sich mit der Belastung des Wassers und der Stichlinge aus diesem Graben befasste, liegen erstmals für ein kleineres Fließgewässer diejenigen Informationen vor, die für eine Bewertung der Gesamtbelastung mit organischen Chemikalien notwendig sind. 8.3.5 Publikationen im Zusammenhang mit Projekten im Graduiertenkolleg Füll, C. und R. Nagel (1994): Bioaccumulation of Lindane (γ-HCH) and Dichlorprop (2,4-DP) by Earthworms (Lumbricus rubellus). Abstract book of the Third European Conference on Ecotoxicology (SE- COTOX), 1994, Zürich. Nagel, R. (1990): Ökotoxikologie- Eine junge Wissenschaft mit hohem Anspruch Biologie in unserer Zeit 20 (6), 299-304 Nagel, R. (1992): Ecotoxicology - an emerging Science. In: Braunbeck, Segner und Hanke (Edit.) Fish in ecotoxicology and ecophysiology, VCH Verlagsgesellschaft Oertel, D., Poethke, H.-J., Seitz, A., Schäfers. C. and R. Nagel (1991): Monte-Carlo-Simulation of the population dynamics of zebrafish in a complex experimental system. Verh. Ges. Ökologie, 20/2, 865-869 67

Ein BCF von 32 wurde <strong>für</strong> den Acetylcholinesterase-Hemmer Methylparathion ermittelt. Oxidation, Dearylierung<br />

und Nitroreduktion sind die wichtigsten metabolischen Reaktionen. Der prozentuale Anteil <strong>des</strong><br />

Metaboliten Methylparaoxon war im Vergleich zu 4-Nitrophenol und p-Aminophenol wesentlich geringer.<br />

Die Unterschiede in der Lipophilie zwischen Methylparathion und den gebildeten Metaboliten wirkten sich<br />

entscheidend auf die Verteilung in den Fischen aus. Während im Filet über 80 % der Gesamtmenge als<br />

Ursubstanz vorlagen, betrug der Anteil im Verdauungstrakt nur noch etwa 10 %. Methylparathion und die<br />

gebildeten Metabolite wurden von den Fischen sehr schnell ausgeschieden (t 1/2 = 1.4 h).<br />

Die toxikokinetischen Parameter der untersuchten Testsubstanzen zeigten Unterschiede in der Aufnahme,<br />

Anreicherung, Verteilung, Metabolisierung und Elimination. Nach subletaler Applikation resultierten daraus<br />

unterschiedliche interne konzentrationen. Unter Berücksichtigung der kinetischen Prozesse wurden<br />

letale Körperdosen kalkuliert. Für 3,4-Dichloranilin und Methylparathion lagen die Werte bei 380 und 450<br />

µmol/kg. Die kalkulierten Letaldosen von Methylparaoxon, dem eigentlichen Hemmer der AChE und von<br />

dem Entkoppler 2,4-Dinitrophenol lagen um den Faktor 30 unter den Dosen von 3,4-Dichloranilin und Methylparathion,<br />

die als unspezifisch wirkende polare Narkotika eingestuft werden können. Die Kalkulation<br />

letaler Körperdosen unter Berücksichtigung der Toxikokinetik liefert Hinweise auf das Vorliegen spezifischer<br />

Wirkmechanismen und stellt ein gutes Maß <strong>für</strong> die Abschätzung der akuten Toxizität dar, die in der<br />

Reihenfolge Methylparaoxon < 2,4-Dinitrophenol < 3,4-Dichloranilin < Methylparathion abnimmt.<br />

8.3.3 Bioakkumulation und Verteilung von 3,4-Dichloranilin und α-Endosulfan im aquatischen<br />

Laborsystem: ein Vergleich zwischen Einzelspezies- und Mikrokosmos-Experimenten.<br />

Bearbeiter: Dipl.-Biol. Achim Schmitz<br />

Hauptbetreuer: Univ.-Prof. Dr. R. Nagel<br />

Für die Bewertung der Anreicherung von Umweltchemikalien in aquatischen Organismen werden zur Zeit<br />

überwiegend Ergebnisse aus Untersuchungen mit Fischen herangezogen. Diese Vorgehensweise wirft die<br />

Frage nach der Übertragbarkeit der Daten auf andere Wasserorganismen, sowie auf komplexere Bedingungen<br />

im Freiland auf. Vor diesem Hintergrund wurden Einzelspezies- und Mikrokosmos-Experimente mit<br />

den Modellsubstanzen 3,4-Dichloranilin und α-Endosulfan durchgeführt. Die Verwendung der Tracertechnik<br />

machte Untersuchungen zum Metabolismus mittels Hochleistungsflüssigkeitschomatographie (HPLC)<br />

notwendig. Hierzu mußten Extraktionsmethoden und Trennsysteme <strong>für</strong> den Nachweis der Metabolite in<br />

Organismen und Haltungswasser entwickelt werden.<br />

Die toxikokinetischen Parameter zur Aufnahme, Metabolisierung, Anreicherung und Elimination von 3,4-<br />

Dichloranilin wurden an den aquatischen Invertebraten Daphnia magna, Asellus aquaticus, Planorbarius<br />

corneus, Tubifex tubifex, Limnodrilus hoffmeisteri und Lumbricus variegatus, sowie bei den submersen<br />

Makrophyten Ceratophyllum demersum und Elodea canadensis in Einzelspezies-Tests untersucht.<br />

Die Biokonzentrationsfaktoren (BCF) auf Basis der 14 C-Aktivität betrugen 113 (Ceratophyllum demersum),<br />

79 (E. canadensis), 29 (D. magna), 28 (A. aquaticus), 15 (P. corneus), 35 (T. tubifex), 30 (L. hoffmeisteri)<br />

und 800 (L. variegatus). Die, auf die Ursubstanz bezogenen BCF lagen erwartungsgemäß niedriger, als die<br />

auf die Gesamtradioaktivität basierenden Werte. Die Untersuchungen zur Elimination in fremdstofffreiem<br />

Wasser ergaben z.T. hohe Restradioaktivitäten in den Organismen. So konnten bei Versuchsende (264<br />

h) noch 72 % der zu Beginn der Elimination enthaltenen 14 C-Aktivität im Oliogochaeten L. variegatus<br />

nachgewiesen werden.<br />

Zur Untersuchung der Bioakkumulation unter komplexen, naturnahen Bedingungen wurde ein Aquarienmikrokosmos<br />

mit einem Gesamtvolumen von 40 Litern etabliert. Die Überprüfung der Stabilität in vier Parallelansätzen<br />

über einen Zeitraum von mehr als fünf Monaten ergab eine hohe Übereinstimmung bezüglich<br />

der wasserchemischen Parameter, sowie der qualitativen Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften.<br />

Die aus der Literatur bekannten BCF von 3,4-DCA und α-Endosulfan bei Fischen unterscheiden sich zum<br />

66

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!