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Mehrfachbelastungen durch Pestizide auf Mensch und Umwelt

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„Dieses Bewertungskonzept [der Einzelstoffe, WR] hat weiterhin Gültigkeit, soll aber zukünftig<br />

ergänzt werden“… „aus wissenschaftlicher Sicht erforderlich, Konzepte für eine zielgerichtete<br />

Prüf- <strong>und</strong> Bewertungsstrategie zu entwickeln...Das geschieht derzeit <strong>auf</strong> europäischer Ebene<br />

<strong>durch</strong> die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)“.<br />

Im Oktober 2009 referierte der Präsident des BfR, Dr. Andreas Hensel, zu Kombinationswirkungen<br />

von <strong>Pestizide</strong>n:<br />

„Kann das Risiko für die Verbraucher <strong>auf</strong> der Basis der Kenntnisse für Einzelstoffe adäquat<br />

bewertet werden? Antwort: ja, es besteht aber noch Forschungsbedarf!“ (BfR 2009).<br />

Der wissenschaftliche Diskurs<br />

Testmethoden<br />

In der Wissenschaft wird derzeit erforscht, wie kombinatorische Wirkungen getestet werden können.<br />

Es gibt verschiedene Strategien, die sich da<strong>durch</strong> unterscheiden, ob man einen ähnlichen (similar<br />

action) oder unterschiedlichen (dissimilar action) Wirkmechanismus annimmt. Ähnliche Wirkungs-<br />

weisen werden zumeist über die Konzentrationsadditions-Methode (CA), verschiedene über Wir-<br />

kungsadditionsmethoden (z.B. Independant Action, IA) berechnet. Die meisten Experimente zeigen,<br />

dass eine Berechnung der Gemischtoxizität über die Konzentrationsaddition (CA) den beobachteten<br />

Wirkungen sehr nahe kommt. Dennoch zeigt ein Teil der Experimente stärkere (also synergistische)<br />

Wirkungen: In einer Metaanalyse von 207 Studien zu aquatoxischer, akuter Kombinationswirkung<br />

von <strong>Pestizide</strong>n wiesen 5% der Studien mindestens doppelt so hohe, also synergistische, Toxizität<br />

aus (Belden 2007). Deutliche Abweichungen von CA werden auch <strong>durch</strong> die Beobachtungen syner-<br />

gistischer Wirkungen von Laetz (2009), s.S. 28, Rider (2008) <strong>und</strong> Christiansen (2009) beschrieben.<br />

Kortenkamp (2009) kam in seiner „state of the art“-Studie (vgl. Kapitel 6) zu dem Schluss, dass es<br />

eindeutige Fälle von Synergismus gebe. Diese seien spezifisch für bestimmte Mischungen, Orga-<br />

nismen <strong>und</strong> Endpunkte. Daher könnten sie nicht in ein generelles Schema der Risikobewertung<br />

einbezogen werden, sondern benötigten eine Fall-zu-Fall-Untersuchung. Es bestünde die dringende<br />

Notwendigkeit, die Bedingungen <strong>und</strong> Stärken für die synergistischen Wirkungen von Stoffgemischen<br />

zu definieren <strong>und</strong> zu ermitteln, wie stark diese Synergismen sein mögen. In seiner aktuellen Studie<br />

beurteilt Kortenkamp (2012) nun die Methode der dose addition auch für unähnlich wirkende Stoffe<br />

(dissimilar action, WR) als ausreichend konservativ <strong>und</strong> schlägt daher diese Methode als pragmati-<br />

schen <strong>und</strong> vorsorgenden Ansatz vor. Obwohl diese aus ökotoxikologischen Versuchen mit Algen<br />

<strong>und</strong> Bakterien abgeleitete Methode für die Säuger- <strong>und</strong> Humantoxizität wenig gesichert sei, gebe es<br />

Hinweise, dass es keine signifikanten Unterschiede gebe. Ein niedrigeres Schutz-Niveau als DA<br />

solle aber nur gerechtfertigt sein, wenn spezifische toxikologische Kenntnisse vorlägen.<br />

Effekte in Höhe der NOAELs<br />

Eine ganze Reihe von Studien hat gezeigt, dass Kombinationswirkungen von <strong>Pestizide</strong>n unterein-<br />

ander oder mit anderen Stoffen schon in der Höhe oder sogar unterhalb der Dosen oder Konzentra-<br />

tionen, die als Schwellenwert ohne erkennbaren Schaden (NOAEC/NOAEL) gelten, Auswirkungen<br />

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