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Mehrfachbelastungen durch Pestizide auf Mensch und Umwelt

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Eine Mischung der Herbizide Atrazin, Simazin, Diuron <strong>und</strong> Isoproturon, deren Konzentration min-<br />

destens achtfach unterhalb der NOECs 28 lag, zeigte an Goldfischen Stresssymptome <strong>und</strong> eine re-<br />

duzierte Resistenz gegen ein Pathogen. Diese Daten zeigten, dass Herbizide in Konzentrationen,<br />

wie sie in europäischen Gewässern vorkommen, Immunsuppressionen im Goldfisch verursachen<br />

(Fatima 2007).<br />

Eine Mischung von neun Herbiziden, Fungiziden <strong>und</strong> Insektiziden wurden in geringen (<strong>Umwelt</strong>-)<br />

Konzentrationen (0,1 ppb) an Leopardenfröschen getestet. Obwohl einige individuelle Stoffe Lar-<br />

venwachstum <strong>und</strong> -entwicklung einschränkten, hatte die Mischung hierbei weitaus stärkere Auswir-<br />

kungen. Am signifikantesten zeigte sich aber, dass exponierte Larven, die länger für die Metamor-<br />

phose brauchten, kleiner waren als die, die schneller waren. Zudem schädigte die Mischung die<br />

Schilddrüsen mit dem Ergebnis einer Immunsuppression. Tests am Klauenfrosch ergaben, dass<br />

diese Effekte Folgen der Erhöhung des Stresshormons Kortikosteron im Blut sein könnten. Pestizi-<br />

de zu untersuchen, so die Autoren, indem man nur Einzelstoffe in hohen Dosen teste, könne zu<br />

einer groben Unterschätzung der Rolle der <strong>Pestizide</strong> beim Amphibiensterben führen (Hayes 2006).<br />

Algen, Bakterien, Wasserlinsen <strong>und</strong> Wasserflöhe wurden <strong>auf</strong> eine verstärkende Wirkung der Herbi-<br />

zide Acifluorfen, Diquat <strong>und</strong> Terbuthylazine, des Fungizids Azoxystrobin <strong>und</strong> der Insektizide Chlor-<br />

fenvinphos, Dimethoate, Pirimicarb <strong>und</strong> Esfenvalerat (EF) <strong>durch</strong> das Fungizid Prochloraz in binären<br />

Mischungen untersucht. Es wurden additive <strong>und</strong> (auch stark) synergistische Wirkungen beobachtet;<br />

sie variierten aber mit Spezies <strong>und</strong> Stoffkombination. Speziell die Kombination von Prochloraz mit<br />

Insektiziden wie Esfenvalerat in Wasserflöhen könnte problematisch sein, weil die Konzentration an<br />

EF, die 50% der Wasserflöhe immobilisierte, in Kombination mit Prochloraz um mehr als das<br />

sechsfache geringer war; damit lägen die Konzentrationen in einem Bereich, der „umweltrealistisch“<br />

sei (Cedergreen 2006).<br />

<strong>Pestizide</strong> <strong>und</strong> Formulierungs-Hilfsstoffe in kommerziellen Zubereitungen<br />

Anmerkung 1: Einigen Pestizidformulierungen werden gezielt Wirkverstärker (Synergists) zugesetzt,<br />

um den Wirkstoffeffekt zu erhöhen. So werden Methylendioxyphenyl-Verbindungen wie Piperonyl-<br />

butoxid <strong>und</strong> Sesamin als Synergisten für eine ganze Reihe von Wirkstoffen wie Pyrethroide <strong>und</strong><br />

einem Teil der Organophosphat- <strong>und</strong> Carbamat-Insektizide in kommerziellen Zubereitungen einge-<br />

setzt. Die Effektivität der Synergisten variiert mit dem Wirkstoff <strong>und</strong> der Zielspezies. Dies allein<br />

zeigt, dass die Wirksamkeit von Pestizidwirkstoffen <strong>durch</strong> andere Stoffe in der Mischung erhöht<br />

werden kann (NAESI 2007). Auf diese, gezielt eingesetzten, Wirkverstärker soll hier jedoch nicht<br />

weiter eingegangen werden.<br />

Anmerkung 2: In Pestizidzubereitungen finden sich auch die so genannten „inert ingredients“ (oder<br />

auch Adjuvantien). Auch sie können die Wirkungen von Wirkstoffen erhöhen. In einer Übersichtsar-<br />

beit führen Cox <strong>und</strong> Surgon (2006) eine ganze Reihe von Studien an, die solche Effekte beschrei-<br />

ben. Die Wirkstoffe in den Zubereitungen, die alleine eine geringere oder keine Toxizität zeigten,<br />

28 No Observed Effect Concentration = Maximale Konzentration, bis zu der keine schädlichen Effekte beobachtet wurden<br />

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