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Lebensnerv der Gemeinde - Gemeinde Neftenbach

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Die Edeln von Wart:<br />

Minnesänger und Ritter<br />

Die Freiherren Jakob und Rudolf<br />

von Wart waren zwei ganz ungleiche<br />

Brü<strong>der</strong>.<br />

Jakob war eher den schönen Dingen<br />

des Lebens zugetan.<br />

Rudolf war dabei, wenn es zur<br />

Fehde ging.<br />

Jakob, <strong>der</strong> Minnesänger - Liebliche<br />

Lie<strong>der</strong>klänge aus <strong>Neftenbach</strong><br />

Jakob von Wart war ein friedlicher Mensch. Er wurde oft<br />

als Schiedsrichter in Rechtsangelegenheiten berufen und<br />

galt im Lande als geachteter, vertrauenswürdiger Edelmann.<br />

Nach den harten Wintern regte ihn das blühende<br />

Frühjahr zum Dichten an. Aus seiner Fe<strong>der</strong> stammen<br />

sechs Frühlings- und Liebeslie<strong>der</strong>, die in die berühmte<br />

Manessische Lie<strong>der</strong>handschrift Eingang fanden. Dort<br />

wurde er, in einer hölzernen Badekufe sitzend, als<br />

Baden<strong>der</strong> dargestellt, <strong>der</strong> von drei edeln Frauen bedient<br />

und verwöhnt wird. Die Magd, die sich um das Feuer<br />

unter dem Heizkessel müht, wurde als sozial tiefer<br />

gestellte Person deutlich kleiner gezeichnet.<br />

Rudolf, <strong>der</strong> Haudegen, und <strong>der</strong><br />

Königsmord von 1308<br />

Rudolf von Wart zog aus, um Johann von Schwaben zu<br />

seinem Recht in dem ihm zustehenden Herrschaftsgebiet<br />

zu verhelfen. Doch König Albrecht von Habsburg<br />

weigerte sich, seinem Neffen die Län<strong>der</strong>eien herauszugeben.<br />

Es kränkte Johann, dass er von seinem Onkel<br />

immer noch als unreifer Jüngling behandelt wurde. Mit<br />

an<strong>der</strong>en jungen Rittern, darunter Rudolf von Wart,<br />

schmiedete er ein Komplott, das am 1. Mai 1308 zur<br />

Ermordung König Albrechts führte. Als <strong>der</strong> königliche<br />

Tross im Aargau unterwegs war, gelang es den Verschwörern<br />

als erste, gemeinsam mit dem König bei<br />

Windisch über die Reuss zu setzen. Beim anschliessenden<br />

Ritt soll angeblich Rudolf von Wart mit dem Satz:<br />

«Wie lang wämmer dää Chäib no la riite?»<br />

den Mordanschlag ausgelöst haben.<br />

Die hinterhältige Aktion war wenig durchdacht, denn<br />

nach <strong>der</strong> Tat zerstoben die Übeltäter in alle Winde und<br />

tauchten unter. Rudolf von Wart wurde jedoch verraten<br />

und an die Habsburger ausgeliefert. Am Ort seiner<br />

Missetat, beim heutigen Kloster Königsfelden, wurde er<br />

aufs Rad geflochten, nachdem man ihm alle Knochen<br />

gebrochen hatte. Ein Jahr später, am 11. Mai 1309, zerstörten<br />

die Söhne Albrechts auf ihrem Rachefeldzug die<br />

Burg Wart bis auf den Grund, und das reizende Umgelände<br />

wurde verwüstet.<br />

Der Mönch Johannes von Winterthur erinnerte sich, als<br />

er seine Chronik schrieb, ganz genau, wie er als Knabe<br />

vor das Untertor getreten war und in <strong>der</strong> Ferne sah, wie<br />

die Burg Wart in Flammen aufging. Seine Blickrichtung ist<br />

heute durch die Wartstrasse gekennzeichnet. Die Rudolf-,<br />

Gertrud- und Albrechtstrasse sind ebenfalls Zeugen jener<br />

vergangenen Zeit.<br />

Der Charme einer alten Burg<br />

Die Burg Wart stand auf einem Hügel unterhalb des Talguts.<br />

Von dieser strategisch geeigneten Stelle aus wurde <strong>der</strong><br />

Verkehr im Tösstal wie auf <strong>der</strong> Strasse nach Zurzach kontrolliert.<br />

Nach einer alten Urkunde gehörten zur Burganlage<br />

auch ein Turm und eine Kapelle, die inmitten von<br />

Weinbergen und Obstgärten standen. Dieses Umgelände<br />

bildete eine zauberhafte Kulisse.<br />

Die Multburg im dunkeln Tann oberhalb Pfungen gehörte<br />

auch den Freiherren von Wart, doch war sie so primitiv ausgestattet,<br />

dass sie kaum bewohnbar war. Es wird deshalb<br />

angenommen, dass sowohl Jakob als auch Rudolf von Wart<br />

mit ihren Familien auf <strong>der</strong> Burg Wart lebten. Da herrschte<br />

meistens eine emsige Geschäftigkeit. Kriegsleute kamen<br />

und gingen und die Lehensleute lieferten ihre Grundzinsen<br />

und Zehnten ab. Der Burgenkenner Georg Hartmann hat<br />

nach den vorhandenen Absackungen und Mauerlinien mit<br />

sicherem Blick die ganze Anlage rekonstruiert. Nach seiner<br />

Skizze bot die Burg für beide Brü<strong>der</strong> genügend Platz.<br />

Grundriss <strong>der</strong> Burg Wart Ansicht <strong>der</strong> Burg Wart (Rekonstruktionsskizze, Georg Hartmann)

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