Lebensnerv der Gemeinde - Gemeinde Neftenbach
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Das Geschlecht<br />
<strong>der</strong>er von Sulzer-Wart<br />
Stammvater <strong>der</strong>er von Sulzer-<br />
Wart war Johann Hch. Sulzer, <strong>der</strong><br />
sich als Oberkommissär des bayrischen<br />
Salzhandels ein Millionenvermögen<br />
verdiente. J.H. Sulzer<br />
erwarb sich in <strong>Neftenbach</strong> einen<br />
Landsitz. 1814 wurde ihm vom<br />
bayrischen König <strong>der</strong> erbliche Freiherrenstand<br />
verliehen, womit die<br />
Familie fortan von Sulzer-Wart hiess. 1840 verstarb J.H.<br />
Sulzer, und sein Sohn, ein wohltätiger und beliebter<br />
Bürger, lebte nun auf diesem Sommersitz. Nach seinem<br />
Tode 1887 kam das Gut in den Besitz seines Sohnes<br />
Max, als jüngstes von 11 Kin<strong>der</strong>n 1854 geboren.<br />
In fremden Diensten...<br />
Nachdem Max in <strong>der</strong> Schweiz seine militärische Pflicht<br />
erfüllt hatte, trat er, seinen Neigungen folgend, in ein<br />
württembergisches Dragonerregiment ein, in dem er 10<br />
Jahre diente und es zum Oberleutnant brachte. Auf<br />
Wunsch seines Vaters kehrte er zurück. Kurz darauf<br />
baute sich <strong>der</strong> junge Baron ein neues Schloss.<br />
...und im Dienste <strong>Neftenbach</strong>s<br />
Auch Max von Sulzer-Wart war ein äusserst beliebter<br />
Bürger, <strong>der</strong> trotz seines immensen Reichtums nie die<br />
Fühlung zum Dorf verlor. Er diente viele Jahre als<br />
Sekundar-Schulgutsverwalter und beriet die <strong>Gemeinde</strong><br />
in vielen technischen Angelegenheiten. Als Sportsmann<br />
erlangte er Erfolge als Schütze und Reiter. Er war Aviatikför<strong>der</strong>er<br />
und Automobilist mit einem <strong>der</strong> ersten Autos<br />
<strong>der</strong> Schweiz (ZH Nr. 1). 57-jährig verstarb er am 7.11.1910<br />
unerwartet an einer Lungenentzündung.<br />
Der Schlossbau von 1889-1891<br />
Vom nur zum Sommeraufenthalt dienenden alten Landsitz<br />
wurden rund zwei Drittel und <strong>der</strong> Gartenpavillon abgetragen,<br />
<strong>der</strong> Rest mit dem rückwärtigen Türmchen umgebaut.<br />
Der mit dem Bau des neuen Schlosses beauftragte<br />
Architekt Jung errichtete gleichzeitig das Ökonomiegebäude<br />
mit Stallungen, dazu Verwalter-, Kutscher- und<br />
Pächterwohnung, eine Trotte und ein Treibhaus.<br />
Schlossherr und Techniker<br />
Dem auf technischem Gebiet vor allem <strong>der</strong> Elektrizität<br />
sehr bewan<strong>der</strong>ten Max von Sulzer-Wart ist zuzuschreiben,<br />
dass beim Bau mo<strong>der</strong>nste zukunftsweisende Pläne<br />
verwirklicht wurden. Eine Nie<strong>der</strong>druckdampfheizung versorgte<br />
das ganze Schloss mit Wärme und Heisswasser,<br />
ein Petroleummotor mit Accumulatoren lieferte die<br />
Energie für 150 Glühlampen.<br />
Nicht nur Weltenbummler, auch Handwerker<br />
Im Untergeschoss liess sich <strong>der</strong> Schlossherr eine vollständige<br />
mechanische Werkstatt mit Esse und Drehbank<br />
sowie eine Schreinerei einrichten. Der aufgestellte Voranschlag<br />
rechnete mit Baukosten von 350'000 Franken<br />
für das Schloss, die effektiven Kosten ohne elektrische<br />
Beleuchtung betrugen 321'319 Franken. Schloss Wart<br />
wird oft als «Minikopie» von Schloss Neuschwanstein<br />
bezeichnet. Wahrscheinlicher ist aber, dass für den<br />
Baustil <strong>der</strong> damalige architektonische Zeitgeist Pate gestanden<br />
hat.<br />
Schatten über Schloss Wart<br />
Mit dem Tode von Max von Sulzer-Wart, dem letzten seines<br />
Stammes, verblasste <strong>der</strong> Glanz dieses Sitzes für die<br />
anschliessenden 25 Jahre. Seine Tochter und Erbin verkaufte<br />
am 4. März 1912 das Anwesen an den Deutschen<br />
Richard Breit. Durch den Krieg verarmt, trennte sich Breit<br />
im Dezember 1918 vom Schloss.<br />
Ein grosser Stratege auf dem Schloss...<br />
Neuer Besitzer wurde nun Oberst-Divisionär Fritz Gertsch,<br />
<strong>der</strong> vielleicht fähigste, aber ebenso umstrittenste<br />
Heerführer <strong>der</strong> Schweizer Armee. Doch auch ihm war<br />
hier kein Glück beschieden. Im Herbst 1924 wurde das<br />
auf 695'000 Franken geschätzte Schloss für 387'000<br />
Franken zwangsversteigert. Der allseits beliebte Dr. Hans<br />
Huber zog nun für die nächsten sieben Jahre mit seiner<br />
Praxis im Schloss ein, ehe 1931, inzwischen um die<br />
zugehörenden Liegenschaften Claisberg und Wartbad<br />
verkleinert, die nächste Än<strong>der</strong>ung anstand.<br />
...und beinahe eine Adelsfamilie<br />
Ein Zürcher Kaufmann<br />
erwarb als<br />
nächster das Anwesen<br />
(angeblich<br />
als Strohmann) im<br />
Auftrag einer deutschen<br />
Adelsfamilie.<br />
Der Deal platzte<br />
und das Märchenschloss<br />
musste die<br />
zweite Zwangsversteigerung<br />
über sich<br />
ergehen lassen. Einer ersten ergebnislosen Gant am<br />
2. August 1935 folgte am 6. September gleichen Jahres<br />
das erlösende Ende. Für 205'000 Franken ging <strong>der</strong><br />
Zuschlag an das Philantropische Werk, das bis heute<br />
dem Schloss seine fürsorgliche Pflege angedeihen lässt.