Vortrag von Prof. Dr. M. Böck über das - Institut für Klinische ...
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Aller guten Dinge sind 4: Die Blutgruppen und ihr Entdecker<br />
09.01.2007<br />
Die letzten Jahre Landsteiners wurden durch die Krankheit seiner geliebten Frau getrübt.<br />
Leopoldine Landsteiner litt an einem Malignom der Schilddrüse. Aber wie<br />
Landsteiner eben war – eine kampflose Kapitalution kam <strong>für</strong> ihn nicht in Frage. So widmete<br />
er sich die letzten Monate seines Lebens mit ganzer Energie dem Studium bösartiger<br />
Geschwülste, bis hin zur absoluten körperlichen Erschöpfung. Am 24. Juni 1943<br />
erlitt er in seinem Labor einen schweren Herzanfall. Zwei Tage später, am 26. Juni<br />
1943, 2 Wochen nach seinem 75ten Geburtstag, verstarb Karl Landsteiner, ein halbes<br />
Jahr vor seine Frau. Beide liegen auf einem kleinen, unbekannten Friedhof in Nantucket<br />
begraben.<br />
Lassen Sie mich nun noch ein paar Sätze zum wissenschaftlichen Werk Karl Landsteiners<br />
sagen. Es ist so ungewöhnlich, wie es Landsteiner wohl selbst war. Es ist gekennzeichnet<br />
durch 346 Publikationen, viele da<strong>von</strong> hoch- und höchstkarätig. Es ist kennzeichnet<br />
durch eine Vielzahl <strong>von</strong> Themen, <strong>von</strong> chemischen Arbeiten <strong>über</strong> Arbeiten zur<br />
Immunhämatologie bis hin zur Poliomyelitis und zur Syphilis. Es ist gekennzeichnet vom<br />
Humboldschen Ideal des universitären Gelehrten, dessen Ziel nicht die schnelle Umsetzung<br />
neu erworbenen Wissens in gewinnbringende Patente, sondern die Schaffung <strong>von</strong><br />
Wissen um des Wissens willen ist. Es würde zu weit führen, nun alle Arbeiten Landsteiners<br />
aufzulisten und zu beschreiben, Lassen Sie mich deshalb kurz auf jene Arbeit eingehen,<br />
welche die Medizin wohl am meisten beeinflusst hat und <strong>für</strong> die er letztendlich<br />
auch den Nobelpreis erhielt. Landsteiner war der Entdecker der ABO-Blutgruppen und<br />
gilt damit zu Recht als Vater der modernen Transfusionsmedizin, als Begründer des<br />
Fachgebietes, <strong>das</strong> viele Therapieformen unserer heutigen Medizin <strong>über</strong>haupt erst ermöglicht.<br />
Ohne Landsteiner wäre die Medizin heute sicherlich eine andere als die, die<br />
sie ist.<br />
Will man die Bedeutung der Entdeckung Landsteiners verstehen, so muss man in der<br />
Geschichte der Transfusionsmedizin einige Jahrhunderte zu den Anfängen der Bluttransfusion<br />
zurückgehen. Die Idee, Blut <strong>von</strong> einem Individuum auf ein anderes zu <strong>über</strong>tragen,<br />
war keineswegs neu, als Landsteiner seine Bahn brechenden Entdeckungen<br />
machte. Als erster soll ein englischer Landgeistlicher, Francis Potter bereits mehrere<br />
Jahrhunderte vorher, im 17ten Jahrhundert, dar<strong>über</strong> spekuliert haben.<br />
Die erste Transfusion <strong>von</strong> Tierblut auf den Menschen fand am 15. Juni 1667 in Paris<br />
statt. Es war der französische Mathematiker und spätere Leibarzt Ludwig des XIVten,<br />
Jean-Babtiste Denis, der als erster einem 15-jährigen Jungen <strong>das</strong> Blut eines Tieres <strong>über</strong>trug.<br />
Der Junge hatte eine fieberhafte Erkrankung und man hatte <strong>das</strong> gemacht, was<br />
man in jener Zeit therapeutisch immer machte (egal woran er Patient litt): Aderlässe.<br />
Das ging natürlich nur eine Weile gut - so lange, bis der Junge nahezu ausgeblutet war.<br />
Dann entschloss man sich zu dieser Transfusion.<br />
Interessant war die Begründung <strong>für</strong> die Wahl des Spender-Tieres. Es war der Charakter<br />
des Lammes, <strong>das</strong> den Ausschlag <strong>für</strong> diese Art der Transfusion gab. Das Lamm galt in<br />
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