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Vortrag von Prof. Dr. M. Böck über das - Institut für Klinische ...

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Aller guten Dinge sind 4: Die Blutgruppen und ihr Entdecker<br />

09.01.2007<br />

Obwohl Landsteiner vor dem Erhalt des Nobelpreises nur wenige Räume zu Verfügung<br />

standen und er immer wieder auf typische Wienerische Art dar<strong>über</strong> „gegrantelt“ haben<br />

soll, waren die Arbeitsbedingungen am Rockefeller <strong>Institut</strong>e gut – zumindest um vieles<br />

besser als in Europa. Landsteiners Arbeiten galten <strong>von</strong> nun an vorwiegend der Immunologie<br />

des Blutes; er arbeitete und publizierte viel. 1926 erhielt er den Jahrespreis der<br />

Hans-Aaronson-Stiftung Berlin, ein Jahr später wurde ihm die Ehrendoktorwürde der<br />

Universität Chicago verliehen und 1929 wurde er zum Präsidenten der American Association<br />

of Immunologists gewählt (eine ungewöhnliche Ehre, wenn man bedenkt, <strong>das</strong>s<br />

Landsteiner zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 7 Jahre in America war).<br />

Wie schon in Wien und Den Haag so verstand es Landseiner auch in New York, Kollegen,<br />

Schüler und Mitarbeiter <strong>für</strong> seine Arbeit zu begeistern. Bald zählte sein Labor zu<br />

einer der begehrtesten Plätze <strong>für</strong> Wissenschaftler weltweit. Zu seinen Schülern gehörten<br />

Namen wie Phillip Levine und Alexander Wiener, die mit ihm zusammen <strong>das</strong> Rhesus-<br />

System entdeckten und viele andere mehr. Landsteiner war bekannt als <strong>über</strong>aus kritischer<br />

Wissenschaftler, der alles immer und <strong>über</strong>all in Frage stellte. Jedes Experiment<br />

seiner Assistenten musste vor seinen Augen wiederholt werden, alle wesentlichen Experimente<br />

wurden letztendlich immer nochmals <strong>von</strong> ihm persönlich durchgeführt, nichts<br />

wurde dem Zufall <strong>über</strong>lassen. In der Öffentlichkeit war Landsteiner jedoch eher ein zurückhaltender<br />

Mensch. Er verzichtete auf Auto, Radio und Telefon, um lieber abends<br />

zuhause ungestört lesen und arbeiten zu können. Am liebsten zog er sich wohl auf seinen<br />

Landsitz zurück, eine verlassene Farm in den riesigen Wäldern <strong>von</strong> Vermont, die er<br />

<strong>für</strong> seine Familie als Erholungsort gekauft hatte, wo er sich – wann immer ihm die Zeit<br />

blieb - mit viel Liebe um seinen Garten und seine Obstbäume kümmerte.<br />

Die Krönung seines Lebenswerkes war die Verleihung des Nobelpreises <strong>für</strong> Medizin. Er<br />

erhielt ihn im Jahre 1930 im Alter <strong>von</strong> 62 Jahren <strong>für</strong> die Entdeckung der Blutgruppen, die<br />

er im Jahre 1901 publiziert hatte. Interessant war seine Reaktion, als er erfuhr, <strong>das</strong>s er<br />

den Nobelpreis erhalten hatte. Als ein Freund am Abend der Verkündungstages bei ihm<br />

vorbeigekommen war, um ihm zu gratulieren, fand er die Familie Landsteiner ganz normal<br />

zusammensitzen wie jeden Tag. Es stellte sich heraus, <strong>das</strong>s Landsteiner am Abend<br />

nach Hause gekommen war und weder seiner Frau noch seinem Sohn etwas <strong>von</strong> dem<br />

Nobelpreis erzählt hatte.<br />

Im Jahre 1939, mit 71 Jahren, endete Landsteiners aktive Mitgliedschaft im Rockefeller<br />

<strong>Institut</strong>. Obwohl üblicherweise Emeriti am Rockefeller-<strong>Institut</strong> nicht weiterarbeiteten, erhielt<br />

Landsteiner – als wohl große Ausnahme – auch nach seinem Ausscheiden ein kleines<br />

Labor zugeteilt, in dem er trotz seines hohen Alters unermüdlich weiter arbeitete. 28<br />

Publikationen sind <strong>das</strong> Ergebnis aus jener Zeit; eine da<strong>von</strong> war die Entdeckung des<br />

Rhesus-Blutgruppen-Systems. Linus Pauling, der spätere Nobelpreisträger <strong>für</strong> Chemie,<br />

sagte <strong>von</strong> Landsteiner (den er in dieser Zeit kennen gelernt hatte), <strong>das</strong>s er bei ihm den<br />

„besten Vier-Tage-Kurs in Immunologie in der Menschheitsgeschichte“ besucht habe.<br />

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