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Vortrag von Prof. Dr. M. Böck über das - Institut für Klinische ...

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Aller guten Dinge sind 4: Die Blutgruppen und ihr Entdecker<br />

09.01.2007<br />

seiner Frau und seinem Sohn in ein kleines Haus am Meer in Scheveningen bei Den<br />

Haag. Obwohl Landsteiners sich dort offensichtlich sehr wohl fühlten, war die Zeit alles<br />

andere als glücklich. Zwar waren die Lebensbedingungen in Holland besser als in Österreich,<br />

aber der Gehalt Landsteiners reichte auch hier nicht aus, um seine Familie ernähren<br />

zu können. So nahm Landsteiner notgedrungen noch einen Nebenjob an und arbeitete<br />

in einer kleinen Firma an der Herstellung <strong>von</strong> Tuberkulin. Auch in wissenschaftlicher<br />

Hinsicht war es <strong>für</strong> ihn schwierig. Die Räume waren winzig, die Ausstattung offenbar<br />

ungenügend und Landsteiner durch die tägliche Routine in der Pathologie wohl vollständig<br />

ausgelastet. Für wirklich wissenschaftliche Arbeit blieb nur wenig Raum. Deutlich<br />

wird dies aus einer Beschreibung <strong>von</strong> Peyton Rous, einem späteren Kollegen <strong>von</strong> Karl<br />

Landsteiner am Rockefeller <strong>Institut</strong> in New York: „He did the routine work of a clinical<br />

laboratory, examining urines and blood, making Wasserman tests, performing postmortems<br />

and scrutinizing the tissues microscopically – all this in a single room, with a<br />

nun and a man-servant as his only assistants.” Und weiter heißt es: “The room ist used<br />

for several other purposes, every doctor, who wants to examine a urine or who wants to<br />

have a cup of coffee or who wants to have a talk with Landsteiner comes to that room”.<br />

Man kann sich gut vorstellen, wie effektiv wissenschaftliches Arbeiten unter solchen Bedingungen<br />

sein konnte. Trotzdem gelang es Landsteiner, auch in seiner holländischen<br />

Zeit mehrere wissenschaftliche Arbeiten zu publizieren, was sicherlich nur mit eiserner<br />

Disziplin und wissenschaftlichem Fanatismus zu bewerkstelligen war.<br />

4 Jahre später (er war inzwischen 55 Jahre alt) erhielt Landsteiner einen Ruf an <strong>das</strong> Rockefeller<br />

<strong>Institut</strong>e for Medical Research in New York. Es war die Zeit als die Rockefeller<br />

Foundation die Forschung in Europa massiv unterstützte. Viele europäische Wissenschaftler<br />

wurden als Gäste an amerikanische Universitäten und Forschungseinrichtungen<br />

eingeladen, andere erhielten Berufungen an Rockefeller-<strong>Institut</strong>e. Als Landsteiner<br />

im Frühjahr 1923 mit seiner Familie in New York ankam, soll er auf die Frage, welche<br />

Art der Unterbringung er denn brauche, geantwortet haben: „Ich möchte ein kleines<br />

Häuschen am Meer wie in Scheveningen. Es soll nicht mehr kosten als ich dort zahlte,<br />

warten Sie ….. etwa 50 Dollar im Monat“. Man kann sich leicht vorstellen, <strong>das</strong>s solche<br />

Forderungen auf die New Yorker Weltstadtbürger etwas befremdlich wirken mussten.<br />

Letztendlich nahm sich die Familie Landsteiner eine Wohnung, die nicht am Meer lag<br />

sondern mitten in Zentrum New Yorks, in der lärmenden, lauten Madison Avenue, im<br />

ersten Stock <strong>über</strong> einem Metzger – und die sicherlich ein Vielfaches des Preises seines<br />

Häuschens in Scheveningen gekostet haben mag. Verständlich, <strong>das</strong>s sich Landsteiner,<br />

der die Ruhe und die Abgeschiedenheit liebte und Lärm verabscheute, nie so ganz an<br />

dieses Leben in Amerika gewöhnen konnte. Es wird erzählt, <strong>das</strong>s Landsteiner eines Tages<br />

sein Klavier verkauft hat, weil er die dauernden Klagen des Nachbarn nicht mehr<br />

ertragen konnte. Dieser beschwerte sich nicht etwa <strong>über</strong> schlechtes Klavierspiel oder<br />

häufiges Üben, sondern dar<strong>über</strong>, <strong>das</strong>s ihn der Lärm des Landsteiner-Pianos beim Radiohören<br />

stören würde.<br />

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