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Vortrag von Prof. Dr. M. Böck über das - Institut für Klinische ...

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Aller guten Dinge sind 4: Die Blutgruppen und ihr Entdecker<br />

09.01.2007<br />

Themen, die meisten <strong>von</strong> ihnen mit wirklich hochkarätigem Inhalt. Viel Platz <strong>für</strong> ein Privatleben<br />

blieb da offensichtlich nicht.<br />

Mitten im ersten Weltkrieg, im Jahre 1916 heiratete er relativ spät, im Alter <strong>von</strong> 48 Jahren,<br />

seine langjährige Verlobte Leopoldine Wlasto, 5 Monate später wurde ihr Sohn<br />

Ernst-Karl geboren. Kurz vor der Geburt hatte die junge Familie Landsteiner ein kleines<br />

Häuschen in Pukersdorf bei Wien gemietet, wo sie nun etwas außerhalb Wiens im Grünen<br />

lebte und sich offensichtlich auch recht wohl fühlte. Als Landsteiner wegen der Installation<br />

<strong>von</strong> elektrischem Licht in seinem neuen Haus beim Betriebsleiter des örtlichen<br />

Elektriziätswerks vorsprach, lernte er auch dessen 15-jährigen Sohn Karl Jagersberger<br />

kennen. Dieser junge Mann beschreibt in einem Brief aus dem Jahre 1970 die Persönlichkeit<br />

Landsteiners mit folgenden Worten: „Wenn ich heute dar<strong>über</strong> nachdenke, weshalb<br />

ich mit <strong>Dr</strong>. Landsteiner trotz des erheblichen Alterunterschiedes (nota bene: Jagersberger<br />

war damals 15) ein fast vertrauliches Verhältnis hatte, so mag <strong>das</strong> daran<br />

gelegen sein, <strong>das</strong>s er als leidenschaftlicher Arzt, ausgeprägter Wissenschaftler und Entdecker<br />

seiner Zeit so weit voraus war, <strong>das</strong>s er auch in Fachkreisen geachtet, aber nicht<br />

gleich verstanden wurde und deshalb, <strong>das</strong> ist meine Beobachtung, wohl einsam war. In<br />

meiner Person fand er nicht nur einen aufgeschlossenen Gesprächspartner, sondern<br />

was <strong>für</strong> ihn ausschlaggebend gewesen sein dürfte, einen aufmerksamen Zuhörer….“.<br />

Ganz offensichtlich schien Landsteiner ein sehr ruhiger, eher bescheidener Mensch gewesen<br />

zu sein, der nur wenig Aufhebens um seine Person machte. Von Kollegen wurde<br />

er eher als scheu beschreiben, der nie <strong>von</strong> sich aus eine Diskussion begann, aber immer<br />

aufgeschlossen und hilfreich gegen<strong>über</strong> Fragen und Bitten war.<br />

Das Jahr 1919 war wohl <strong>das</strong> bitterste Jahr nach dem verlorenen Krieg <strong>über</strong>haupt. Die<br />

Donaumonarchie war zusammen gebrochen, in Österreich herrschte Hunger und Not.<br />

Brennmaterial war knapp, die Menschen froren. An ein wissenschaftliches Arbeiten in<br />

den ungeheizten Räumen des <strong>Institut</strong>es war nicht mehr zu denken. Auch privat schien<br />

<strong>für</strong> Landsteiner die Situation ausweglos. Landsteiners finanzielle Verhältnisse waren ja<br />

schon vorher nicht die besten gewesen – aber nun war die Situation unerträglich geworden.<br />

Der letzte Anstoß, Österreich den Rücken zu kehren, war wohl die Tatsche gewesen,<br />

<strong>das</strong>s eines Tages Holzsammler in ihrer Not, Brennmaterial zu finden, Teile des<br />

Zaunes <strong>von</strong> Landsteiners Haus in Pukersdorf abrissen und mitnahmen. Dies hat ihn offenbar<br />

sehr getroffen. Zudem war ihm <strong>von</strong> der vorgesetzten Behörde mitgeteilt worden,<br />

<strong>das</strong>s er seine Arbeit als Prosektor am Wilhelminenspital weiterhin ohne Anspruch auf<br />

Entlohnung zu erfüllen habe. Der bereits erwähnte Karl Jagersberger schreibt <strong>über</strong> diese<br />

Zeit: „Die Verhältnisse nach Kriegsende wurden <strong>für</strong> <strong>Dr</strong>. Landsteiner wirtschaftlich und<br />

persönlich unerträglich. Er ist mit Recht <strong>über</strong> die Behandlung, die man ihm angedeihen<br />

ließ, verbittert. Wir haben in dieser Zeit oft <strong>über</strong> Auswanderung gesprochen.“<br />

Eines Tages ist es dann soweit. Landsteiner (51-jährig) erhält durch Vermittlung seines<br />

Assistenten Hans Lampl 1919 eine Stellung am Katholischen Krankenhaus in Den<br />

Haag, wo er die Prosektur, d.h. die Pathologie <strong>über</strong>nahm. Er verließ Wien und zog mit<br />

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