Vortrag von Prof. Dr. M. Böck über das - Institut für Klinische ...
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Aller guten Dinge sind 4: Die Blutgruppen und ihr Entdecker<br />
09.01.2007<br />
che Familien aus dem damaligen Wien ihre Sommerferien im malerischen Baden an<br />
den Hängen des Wienerwaldes. Das Haus gehörte dem Industriellen Josef Hesky, einem<br />
Freund der Familie und Vizepräsidenten einer großen Papierfabrik. Interessant ist,<br />
<strong>das</strong>s Landsteiner selbst später in öffentlichen Dokumenten niemals Baden, sondern immer<br />
Wien als seinen Geburtsort angab. Warum es <strong>das</strong> tat, ist weitgehend unklar. Es<br />
kann nur vermutet werden, <strong>das</strong>s der Grund in einer Flucht vor dem offensichtlich auch<br />
damals schon wütenden bürokratischen Amtsschimmel lag. Leopold Landsteiner gehörte<br />
dem mosaischen Glauben, also dem Judentum an. Da es im Jahre 1868 in Baden<br />
noch keine jüdische Kultusgemeinde gab, musste man mit dem Neugeborenen kurz<br />
nach der Geburt nach Wien zurückkehren, wo am 21. Juni 1868 die Beschneidung stattfand.<br />
Daher gibt es als Geburtsurkunde nur einen Eintrag im Matrikel der Wiener Israelitischen<br />
Kultusgemeinde, <strong>von</strong> Baden ist in keinem offiziellen Dokument die Rede Um<br />
dauernden Fragen und langwierigen Erklärungen aus dem Weg zu gehen, hat Landsteiner<br />
dann später wohl immer nur Wien als seinen Geburtsort angegeben.<br />
Im Februar 1875 erlag Landsteiners Vater mit nur 57 Jahren einer unerwarteten Herzattacke.<br />
Für Fanny Landsteiner und ihren gerade einmal 7 Jahre alten Sohn muss der<br />
plötzliche Tod ihres Ernährers ein harter Schicksalsschlag gewesen sein. Die Vormundschaft<br />
<strong>über</strong> den kleinen Karl <strong>über</strong>nahm der langjährige Freund der Familie Josef Hesky,<br />
in dessen Haus Karl Landsteiner ja auch geboren worden war.<br />
Über die Schulzeit <strong>von</strong> Karl Landsteiner gibt es wenig zu sagen. Aus den spärlichen Unterlagen<br />
lässt sich rekonstruieren, <strong>das</strong>s Landsteiner im Schuljahr 1873/74 eingeschult<br />
wurde und im Schuljahr 1877/78 an <strong>das</strong> k.k. Maximilian-Staatsgymnasium in der Wasagasse<br />
10, dem heutigen Wasagymnasium wechselte. Seine schulischen Leistungen<br />
müssen wohl recht gut gewesen sein. Im Mai 1885 legte er die schriftliche Matura ab.<br />
Selten spiegelt ein Zeugnis eines jungen Menschen so eindeutig dessen Begabungen<br />
wieder wie bei Karl Landsteiner: Griechisch befriedigend, Deutsch befriedigend, Propädeutik<br />
befriedigend, Geschichte und Geographie lobenswert, Mathematik lobenswert<br />
und Physik und Naturgeschichte vorzüglich.<br />
Im Herbst 1885 begann Karl Landsteiner <strong>das</strong> Studium der Humanmedizin an der Alma<br />
Mater Rudolfina der Universität Wien, <strong>das</strong> er 6 Jahre später mit dem dritten Rigorosum<br />
am 18. Februar 1891 abschloss. 3 Tage nach seiner Abschlussprüfung erfolgte am 21.<br />
Februar 1891die feierliche Promotion zum Doktor der gesamten Heilkunde.<br />
Nach einer kurzen Hospitation in der Innerer Medizin an der 2ten Medizinischen Klinik<br />
an der Universität Wien folgten 3 Jahre der wissenschaftlichen Ausbildung im Ausland,<br />
Wanderjahre (wenn man es so nennen mag), welche zunächst im Sommersemester<br />
1892 hier in Würzburg bei dem damaligen Ordinarius <strong>für</strong> Chemie, Emil Hermann Fischer<br />
begannen. Fischer, der im Jahre 1902 selbst den Nobelpreis erhalten sollte, stand kurz<br />
vor seiner Berufung nach Berlin, als Landsteiner in Würzburg zu ihm stieß. Dass<br />
Landsteiner nicht nur passiver Zuhörer Fischers war, sondern rasch zu dessen aktivem<br />
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