05.12.2012 Aufrufe

Vortrag von Prof. Dr. M. Böck über das - Institut für Klinische ...

Vortrag von Prof. Dr. M. Böck über das - Institut für Klinische ...

Vortrag von Prof. Dr. M. Böck über das - Institut für Klinische ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Aller guten Dinge sind 4: Die Blutgruppen und ihr Entdecker<br />

09.01.2007<br />

der Mythologie als frommes und zahmes Tier, durch dessen Blut man nicht die Übertragung<br />

schlechter Charakter-Eigenschaften be<strong>für</strong>chten musste. Hätte man beispielsweise<br />

Hundeblut genommen, so hätte die große Gefahr bestanden, den Transfusionsempfänger<br />

„bissig“ zu machen. Der Junge <strong>über</strong>lebte – aus welchen Gründen auch immer. Dementsprechend<br />

verbreitet sich diese Therapiemethode innerhalb Europas wie ein Lauffeuer<br />

(auch ohne Radio, Fernsehen und Internet) und es wurde Mode, Patienten (was<br />

immer sie auch hatten) Lammblut zu transfundieren.<br />

Nun, wie nicht anders zu erwarten, ging diese Art der Transfusion nicht immer gut aus<br />

und es kam wie es kommen musste. Die sog. Chirurgia transfusioria (wie man damals<br />

die Transfusionsmedizin nannte) kam in Verruf und es dauerte nicht lange, bis sich die<br />

Juristen der Sache annahmen. So schränkte der französische Gerichtshof „Le Chatelet“<br />

durch einen Urteilsspruch am 17. April 1668 (also bereits ein Jahr nach der ersten<br />

Lammbluttransfusion) die ärztliche Therapiefreiheit in der Form ein, <strong>das</strong>s „es <strong>von</strong> nun an<br />

……keinem erlaubt sein solle, ohne die Einwilligung eines der Pariser Fakultät angehörenden<br />

Arztes die Transfusion anzustellen“.<br />

Trotz dieses Richterspruchs wurde die Transfusion <strong>von</strong> Schafsblut eine der beliebtesten<br />

Therapiemethoden <strong>über</strong> Jahrhunderte hinweg. Es dauerte immerhin bis in die zweite<br />

Hälfte des 19ten Jahrhunderts, bis sich – wie manche Spötter damals meinten – die Erkenntnis<br />

durchsetzte, <strong>das</strong>s man <strong>für</strong> eine solche Transfusion 3 Schafe benötigte: einmal<br />

<strong>das</strong> Schaf, <strong>das</strong> als Blutspender diente, einmal <strong>das</strong> Schaf, <strong>das</strong> eine solche Procedur <strong>über</strong><br />

sich ergehen ließ (gemeint war der Patient) und letztendlich <strong>das</strong> größte aller Schafe,<br />

nämlich <strong>das</strong>, welches eine solche Therapiemethode durchführte (gemeint natürlich der<br />

Arzt).<br />

Zu Begin des 19ten Jahrhunderts wurde <strong>von</strong> James Blundell, einem englischen Physiologen<br />

und Geburtshelfer eine neue Ära der Transfusionsmedizin eingeleitet. Er wagte<br />

als erster im Jahre 1818 (also 82 Jahre vor Landsteiners Entdeckung) eine Bluttransfusion<br />

<strong>von</strong> Mensch zu Mensch. Der Patient verstarb, allerdings nicht – wie die spätere<br />

Obduktion ergab – an den Folgen der Transfusion, sondern an den Folgen einer Blutleere.<br />

Damit glaubte man die Unschädlichkeit der Bluttransfusion als bewiesen. Den Ruf als<br />

Vater der modernen Transfusionsmedizin erwarb sich Blundell einige Jahre später im<br />

Jahre 1825, als er <strong>über</strong> die Rettung <strong>von</strong> 6 Frauen berichtete, die nach der Geburt zu<br />

verbluten drohten und die er durch eine Bluttransfusion am Leben erhalten konnte.<br />

Blundell nannte seinen Transfusionsapparat damals „The Gravitator“. Im Grunde war<br />

<strong>das</strong> nichts anderes als ein Trichter, <strong>über</strong> den <strong>das</strong> Spenderblut mit Hilfe eines Metallrohres<br />

per Schwerkraft in die Vene der Patientin geleitet wurde. Nach seinem Bericht in der<br />

Royal Society im Jahre 1828 <strong>über</strong> diese Transfusionserfolge entwickelte sich die Transfusion<br />

<strong>von</strong> Menschblut zu einer recht anerkannten Therapiemaßnahme mit „nicht zu unterschätzendem<br />

Erfolg“. Jenes Zitat aus einer Publikation Mitte des 19 Jahrhunderts<br />

spricht Bände:<br />

10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!