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Haus Schaeben A. Moras & Comp. - Geschichtsbüro Reder ...

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Farina-Etikett aus dem<br />

19. Jahrhundert mit<br />

Kölner Sehenswürdigkeiten.<br />

75 jahre haus schaeben und 175 jahre a. moras comp.<br />

Die Mischung aus Alkohol und Blütenölen wurde wie die französischen Vorbilder<br />

und das »Ungarisch Wasser« als Allheilmittel angepriesen. Die Mediziner der Kölner<br />

Universität charakterisierten das Kölnisch Wasser im Jahr 1727 als »einen aus den<br />

kostbarsten und auserlesensten Arzneykräutern gemachten fliegenden Geist« und bescheinigten<br />

dem Elixier die Eigenschaft, »die von einigen Übeln angegriffenen Teile<br />

des Leibes herzustellen und zu stärken und ihnen die natürlichen Würkungen zu verschaffen,<br />

ferner die Lebensgeister erfrischet, der Verdauung hilft und allen Unrath<br />

mächtig ausführet. Man kann sich dessen innerlich und äußerlich bedienen.«<br />

Das Kölnisch Wasser hatte einen Alkoholanteil von ungefähr 80 Prozent – und<br />

wurde nicht nur äußerlich angewendet! Legenden förderten das Geschäft. So sollen<br />

französische Soldaten ihre Taschentücher mit Farinas »Acqua mirabilis« getränkt<br />

haben, um den Gestank im heruntergekommenen Köln ertragen zu können. Als die<br />

Offiziere im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) dem Duftwasser dann den Namen<br />

»Eau de Cologne« gaben, war das Produkt geadelt. An dem nun folgenden Aufschwung<br />

hatte nicht nur das Stammhaus Farina Anteil, sondern auch zahlreiche andere Kaufleute<br />

mit ihren Nachahmerprodukten.<br />

Eau de Cologne: Vom Heilmittel zum Duftwasser<br />

Vermutlich wurden die ersten Duftwässer in Köln ohne eigene Destillation hergestellt.<br />

Stattdessen wurden die ätherischen Öle in hochprozentigem Alkohol aufgelöst.<br />

Allerdings steht auf vielen »Waschzetteln« des 19. Jahrhunderts, also den da ma -<br />

ligen Beipackzetteln, häufig die Bezeichnung »ältester Destillierer«. Dies spricht dafür,<br />

I. Vorgeschichte: vom aqua mirabilis zum kölnisch wasser<br />

Wunderwässer: Allheilmittel auf Alkoholbasis<br />

Während des Mittelalters verbreitete sich das von den Griechen<br />

entdeckte Destillationsverfahren über die arabische Welt bis nach Mitteleuropa.<br />

Im 13. Jahrhundert wurde der hochprozentige Alkohol zum<br />

»wunderbaren Wasser« erklärt. Ein Kardinal befand, dass Alkohol ein<br />

Allheilmittel gegen jede Krankheit sei. Die Heilkundigen in den Klöstern<br />

entdeckten, dass sich die Wirkstoffe von Heilkräutern in Alkohol<br />

lösen ließen. So entstanden die Herzstärkungsmittel und Liköre der<br />

Mönche und Nonnen. Nachdem das Destillationsverfahren verbessert<br />

worden war, konnten auch ätherische Öle extrahiert werden. Zu deren<br />

Gewinnung wurden im 14. Jahrhundert in Burgund große Plantagen<br />

von Lavendel, Rosen und Salbei angelegt. Aus der Mischung von ätherischen<br />

Ölen und Alkohol entstanden in Frankreich zahlreiche Heil- und<br />

Riechwässer, die Vorläufer der modernen Parfüms. Außerdem gab es<br />

das Lavendelwasser, das fast nicht von einem Likör zu unterscheiden<br />

war.<br />

Eine der ersten »Marken« war das »Eau de la Reine Hongarie«, benannt<br />

nach der Königin Elisabeth von Ungarn (auch lateinisch acqua<br />

hungarica, acqua reginae hungarica). Die Basisnote des Heil- und Riechwassers<br />

war Rosmarin, später wurde der Duft mit Lavendelöl verstärkt<br />

und versüßt. Verknüpft mit einer werbewirksamen Legende wurde das<br />

Wasser einige Jahrhunderte später auch in Deutschland sehr populär.<br />

Das »Ungarische Wasser« des 16. Jahrhunderts gilt als ein Vorläufer der<br />

Kölnisch Wasser des 18. und 19. Jahrhunderts.<br />

Seit dem 17. Jahrhundert gab es ein weiteres wohlriechendes Destillat,<br />

das als Parfüm und Erfrischungsmittel sehr beliebt war: Das »Eau<br />

de Carmes« der Nonnen der Abtei St. Juste – oder, einer anderen Überlieferung<br />

zufolge, der Karmelitermönche von Paris. Ursprünglich hatten<br />

sie ihr Wasser, auf Deutsch »Karmelitergeist«, für den französischen<br />

König Karl V. hergestellt. Karmelitergeist enthielt Melisse, Engelwurz,<br />

Zitronenschale, Lavendel und weitere Kräuteröle. In frühen Arznei -<br />

büchern wurde es unter dem lateinischen Namen Spiritus Melissae<br />

compositus geführt.<br />

Die Heilkräuter<br />

Lavendel und<br />

Melisse.<br />

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