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Haus Schaeben A. Moras & Comp. - Geschichtsbüro Reder ...

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Wilhelm <strong>Schaeben</strong> (rechts)<br />

bei der Produktionskontrolle<br />

(Aufnahme aus den 1950er<br />

Jahren).<br />

75 jahre haus schaeben und 175 jahre a. moras comp.<br />

Doerenkamp wollte das Unternehmen neu ausrichten: Um dem ruinösen Wettbewerb<br />

mit den Parfümerien zu entgehen, sollte sich Klosterfrau auf das <strong>Haus</strong>mittel<br />

Melissengeist konzentrieren. Dafür gab er dem Unternehmen am 1. Juli 1929 einen<br />

Kredit von 100.000 Reichsmark. Die Brüder <strong>Schaeben</strong> jedoch wollten lieber im Wettb e -<br />

werb mit den anderen Kölnisch-Wasser-Produzenten – vor allem Muehlens »4711« –<br />

Erfolge verbuchen. Daher investierten sie Dorenkamps Geld in eine aufwändige Werbung<br />

für das »Original Kölnisch Wasser Doppelt«.<br />

VI. die zweite und dritte generation: robert und wilhelm schaeben (1885 – 1933)<br />

Der Zeitpunkt dafür war allerdings schlecht gewählt: Im Oktober 1929 begann mit<br />

einem Börsenkrach in New York die große Weltwirtschaftskrise. Kredite wurden aus<br />

Europa abgezogen, Firmen brachen zusammen, die Zahl der Arbeitslosen schnellte<br />

in die Höhe. Da die Behörden einen Anstieg des Alkoholmissbrauchs befürchteten,<br />

vergrößerten sie die bürokratischen Hürden für die Beschaffung: Zuerst musste beim<br />

Hauptzollamt ein »Ankaufserlaubnisschein« beantragt werden. Hatte der Einkäufer<br />

dieses Dokument in der Hand, konnte er beim Branntwein-Monopolamt vorstellig<br />

werden, das Spiritus für die Herstellung von »Riech- und Schönheitsmitteln« zum ermäßigten<br />

Preis abgab. Waren die Fässer endlich in der Fabrik angekommen, standen<br />

schon die Zöllner in der Tür, weil unvergällter Branntwein nur unter Aufsicht verarbei -<br />

tet werden durfte. Es wurde also schwieriger, den für Kölnisch Wasser so wichtigen<br />

Rohstoff Spiritus – oder Branntwein, wie es nun offiziell hieß – zu beschaffen.<br />

In diesen Krisenjahren verzettelten sich die Brüder <strong>Schaeben</strong>. Es gelang ihnen<br />

nicht, ihr Unternehmen erfolgreich durch die Weltwirtschaftskrise hindurchzusteuern.<br />

Und ihrem Kommanditisten ging die Geduld aus. Als die <strong>Schaeben</strong>s ihre Kredite<br />

nicht mehr bedienen konnten, wurde am 20. Mai 1933 das Konkursverfahren gegen die<br />

Firma Klosterfrau eröffnet – mit dem Hauptgläubiger Wilhelm Doerenkamp. Im Zuge<br />

eines Zwangsvergleichs übernahm er am 20. Juli 1933 das Unternehmen samt Warenzeichen,<br />

Schutzrechten, Rezepten und Verfahren. Nun konnte er es vollständig auf<br />

die Herstellung und den Vertrieb von Melissengeist ausrichten. Diesmal sollte es keinen<br />

Streit um das Erbe der Klosterfrau Maria Clementine Martin geben. Im Vertrag<br />

vom 20. Juli 1933 bestimmte Doerenkamp: »Sollten die drei Herren <strong>Schaeben</strong> sich an<br />

einem Konkurrenzunternehmen einzeln oder zusammen, direkt oder indirekt beteiligen,<br />

oder zusammen oder auch nur einzeln eine Firma gründen, so haben sie sich<br />

jeglicher Bezugnahme auf den Namen Klosterfrau oder die Firma Maria Clementine<br />

Martin zu enthalten, weiterhin eines Hinweises auf ihre frühere Beteiligung oder Tätigkeit<br />

in dieser Firma.«<br />

Einer gerichtlichen Überprüfung hielt diese strenge Vorgabe allerdings nicht<br />

stand, so dass beide Parteien 1935 einen Vergleich schlossen, demzufolge die neue<br />

Firma <strong>Haus</strong> <strong>Schaeben</strong> GmbH sich zwar nicht auf Peter Gustav <strong>Schaeben</strong> als »früheren<br />

Inhaber der Firma Klosterfrau« beziehen durfte, wohl aber auf »P. G. <strong>Schaeben</strong> als natürliche<br />

Person«. Damit konnte Wilhelm <strong>Schaeben</strong> wieder die Geschichte seines Großvaters<br />

erzählen und sein Unternehmen auf ihn als »Stammvater« zurückführen.<br />

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