Haus Schaeben A. Moras & Comp. - Geschichtsbüro Reder ...
Haus Schaeben A. Moras & Comp. - Geschichtsbüro Reder ...
Haus Schaeben A. Moras & Comp. - Geschichtsbüro Reder ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
34<br />
Der Parfümeur<br />
Eugène Rimmel.<br />
75 jahre haus schaeben und 175 jahre a. moras comp.<br />
Made in Germany: Fälschung oder Qualitätsprodukt?<br />
1870 hatte sich der berühmte französisch-englische Parfümeur Eugène<br />
Rimmel in seinem »Buch des Parfüms« abfällig über die deutschen Produkte<br />
geäußert. Er schrieb, dass man die bedeutendsten Hersteller für<br />
Parfümerien in Paris und Lon- don fände – bis auf die Ausnahme<br />
des Kölnisch Wassers kämen die in<br />
aller Welt anerkannten Marken aus diesen beiden<br />
Städten. Zwar gäbe es auch in Deutschland,<br />
Russland, Spanien und in den USA Parfümhersteller,<br />
aber diese be- gnügten sich bis jetzt<br />
damit, alltägliche Dinge herzustellen – und sie<br />
schämten sich nicht, die Eti- ketten der französisc<br />
h en und englischen Par- fümeure wörtlich zu kopieren,<br />
um ihren Produkten einen höheren Wert zu verleihen. Vor<br />
allen Dingen die deutschen Fabrikanten hätten ausländische Märkte mit<br />
ihren Fälschungen vergiftet, wetterte Rimmel, aber die neuen Handelsverträge,<br />
die harte Strafen für dieses Delikt androhten, hätten diesem unseligen<br />
Kommerz größtenteils ein Ende gesetzt.<br />
Mit dem Haarwasser »Philocome« besaß A. <strong>Moras</strong> & <strong>Comp</strong>. eine etablierte<br />
Marke, die in Friseursalons im ganzen Kaiserreich zu finden war. Die<br />
männlichen Kunden suchten den »Adonisateur« auf, so wurde ein Barbier,<br />
der mit Haarwässern handelte, in einer Karikatur genannt. Der Friseur war<br />
also der Schönheitskünstler, der einen Mann in einen Adonis verwandeln<br />
konnte.<br />
Export: Qualitätskontrolle in der Schweiz<br />
In den 1870er Jahren versuchte A. <strong>Moras</strong> & <strong>Comp</strong>., den Verkauf von Haarwasser<br />
und Parfüm über die deutschen Grenzen hinaus auszuweiten. Unter anderem wollte<br />
die Firma in der Schweiz Fuß fassen – ein kompliziertes Unterfangen, wie sich bald<br />
herausstellte, denn die Produkte mussten den Anforderungen der einzelnen Kantone<br />
Genüge tun. Da zeigte sich, dass Schönheit nicht mehr nur Kunst bedeutete, sondern<br />
auch Wissenschaft.<br />
V. a.moras & comp. unter leitung der witwe (1863 – 1904)<br />
Zum Beispiel forderte die Sanitätskommission des Kantons Luzern am 10. Mai<br />
1874: »Jeder Fabrikant oder Verkäufer eines Geheimmittels, welcher die Erlaubniß<br />
zum Annonciren oder Verkauf im hiesigen Kanton begehrt, ist gehalten, der kantonschen<br />
Sanitätsbehörde zu übermitteln: a. Die Annonce, wie es sie gehalten wißen<br />
möchte, nebst Angabe des Preises, wie das Mittel im Detail verkauft wird; b. das Recept;<br />
c. eine zum Untersuch hinreichende Portion des Fabrikats.« Rezept und Fabrikat<br />
wurden dann einem amtlich vereidigten Chemiker zur Überprüfung übergeben. Das<br />
Rezept verblieb in den Händen der Sanitätsbehörde, allerdings wurde »die Geheimhaltung<br />
dem Gesuchsteller amtlich zugesichert«. Für das Gutachten musste der Antragsteller<br />
eine Vorauszahlung bei der Sanitätsbehörde »deponieren«. Ein etwaiger<br />
Überschuss wurde »bei Mittheilung der Erkenntniß retourniert«.<br />
So fortschrittlich wie die Schweizer Behörden war man im Deutschen Reich noch<br />
nicht. Qualitätskontrollen waren nicht vorgesehen. Darum erregte der Apotheker Eduard<br />
Hahn 1879 großes Aufsehen, als er in seinem Buch »Die wichtigsten der bis jetzt<br />
bekannten Geheimmittel und Specialitäten mit Angabe ihrer Zusammensetzung und<br />
ihres Wertes« offenlegte. Hahn hatte mehr als hundert kosmetische Artikel überprüft<br />
und festgestellt, dass so manche der geheimnisvollen Schönheitsmittel nur aus den<br />
<strong>Haus</strong>haltswaren Weingeist, Magnesia und Weinessig bestanden.<br />
Informationen über<br />
Neuheiten im Katalog<br />
der Paris-Chicago-<br />
Exhibition 1893.<br />
35