Haus Schaeben A. Moras & Comp. - Geschichtsbüro Reder ...
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75 jahre haus schaeben und 175 jahre a. moras comp.<br />
dem fehlte ein vorzeigbarer Verkaufsraum. Peter Gustav <strong>Schaeben</strong> konnte entweder<br />
die Produktion verlagern oder Wohn- und Verkaufsräume verlegen. Schließlich entschied<br />
er sich für den Neubau eines großzügigen Wohn- und Geschäftshauses auf<br />
dem Grundstück Domkloster 3, in unmittelbarer Nachbarschaft der Fabrik. Heute ist<br />
an dieser Stelle das »Domforum« untergebracht.<br />
Dafür erteilte er 1859 dem Architekten Friedrich Schmidt (1825 – 1891), Professor<br />
an der Kunstakademie in Mailand, den Auftrag. Schmidt entwarf ein repräsentatives<br />
dreigeschossiges <strong>Haus</strong> im neugotischen Stil mit Ecktürmen, Erker und durchgezogenem<br />
Balkon im ersten Stock. An der Südostecke war unter einem kleinen steinernen<br />
Baldachin eine Marienfigur angebracht. Über die ganze Front verlief der eingemeißelte<br />
Schriftzug »Maria Clementine Martin Klosterfrau«.<br />
Nach dem Umzug im November 1861 luden vier Schaufenster im Erdgeschoss die<br />
flanierenden Kölner ebenso wie Pilger, die den Dom besuchten, dazu ein, den Verkaufsraum<br />
zu betreten. Wenn die Sonne schien, konnte das Verkaufspersonal die<br />
schweren Vorhänge herunterlassen und so Melissengeist und Kölnisch Wasser vor zu<br />
großer Hitze schützen. Stolz bildete Peter Gustav <strong>Schaeben</strong> das neue Stammhaus auf<br />
seinen Briefköpfen und Etiketten ab.<br />
In den 1870er und 1880er Jahren exportierte das Unternehmen seine Erzeugnisse<br />
nach Russland und China, nach Ägypten, Indien und Indonesien, und selbst nach Brasilien<br />
und Chile. Neben Eau de Cologne und Melissengeist produzierte Klosterfrau<br />
nach eigens entwickelten Rezepturen auch Lavendelwasser, Zahnpulver, Magenbitter<br />
und ein Mittel gegen Diphtherie. 1872 erwirtschaftete Peter Gustav <strong>Schaeben</strong> mit rund<br />
20 Beschäftigten einen Umsatz von 103.900 Talern.<br />
Eintrag ins Handelsregister<br />
Nach langer Debatte beschloss die Bundesversammlung in Frankfurt<br />
am 24. Juni 1861 die Einführung des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches.<br />
Nach Artikel 12 ist »bei jedem Handelsgerichte ein Handelsregister<br />
zu führen, in welches die in diesem Gesetzbuche angeordneten<br />
Eintragungen aufzunehmen sind.« Alle Unternehmen mussten hier nur<br />
eingetragen werden. Peter Gustav <strong>Schaeben</strong> ließ daher am 12. April 1862<br />
die Bezeichnung »Maria Clementine Martin Klosterfrau« ins Handelsregister<br />
eintragen und am 29. April 1862 auch seine »Pseudo-Farina-Firma«<br />
»gegenüber dem Domplatz«.<br />
IV. peter gustav schaeben verteidigt das erbe (1844 – 1885)<br />
Markenschutz und Warenzeichen<br />
1875 trat endlich ein Markenschutzgesetz in Kraft. 1876 folgt das Gesetz zur Regelung<br />
von Geschmacksmustern, 1877 das Patentgesetz. Besonders Johann Maria Farina<br />
(1809 – 1880) hatte sich seit 1836 mit zahlreichen Eingaben und<br />
Ge setzesentwürfen an den preußischen König gewandt, um sein Produkt und seinen<br />
Namen vor Fälschungen zu schützen. An der Ausarbeitung des Gesetzes hatte die<br />
Firma großen Anteil. Als das Gesetz am 1. Mai 1875 in Kraft trat, meldete »Farina gegenüber«<br />
als erstes Kölner Unternehmen seine Warenzeichen an. Jetzt konnte Farina<br />
erfolgreich gegen die »Pseudo-Farinas« vorgehen. Auch Peter Gustav <strong>Schaeben</strong> verlor<br />
den Prozess und musste die Firma am 1. Juni 1881 wieder aus dem Gesellschaftsregister<br />
löschen. Im selben Jahr musste auch Ferdinand Muelhens den Namen »Franz<br />
Maria Farina« ablegen und nannte sein Produkt nach seinem Stammhaus in der Glockengasse<br />
in »4711« um. Das war allerdings nur einer von vielen Prozessen um widerrechtliche<br />
Nachahmungen und unrechtmäßige Namensgleichheiten, die die Gerichte<br />
in Köln damals beschäftigten.<br />
Das Lebenswerk von<br />
Peter Gustav <strong>Schaeben</strong><br />
Über vier Jahrzehnte hinweg<br />
führte Peter Gustav <strong>Schaeben</strong> die<br />
Geschicke des Unternehmens und<br />
verankerte die Marke »Klosterfrau«<br />
auf dem deutschen Markt. Im Alter<br />
von 69 Jahren erkrankte er so<br />
schwer, dass ihm auch die Ärzte<br />
nicht mehr helfen konnten. »Nach<br />
schwerem Leiden«, wie seine Familie<br />
in der Todesanzeige schrieb, starb Peter Gustav <strong>Schaeben</strong> am 10. Mai 1885. Seine<br />
Witwe und seine beiden Söhne Otto und Robert standen bereit, um seine Arbeit fortzusetzen.<br />
Die Rezeptur für das Pseudo-Farina-Wasser<br />
von Peter Gustav <strong>Schaeben</strong>.<br />
Nachricht über den Tod von<br />
Peter Gustav <strong>Schaeben</strong><br />
am 10. Mai 1885 in der<br />
Kölnischen Zeitung.<br />
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